5 Nr. 196(2. Blatt). Neckar Bote Samstag, 22. Auguſt 1936 eee Der Keim aller Anruhen NK. Seit geraumer Zeit iſt bereits in die Schul⸗ bücher des politiſchen Lebens der Völker die Weisheit ein⸗ etragen worden, daß nicht allein mit Waffen die Völker Krieg untereinander führen, daß nicht der Marſch ausge⸗ bildeter Armeen für einen Kriegs- oder Friedenszuſtand entſcheidend iſt, ſondern daß die Exiſtenz von verſchiedenen Internationalen die innere Ordnung der Völker und Staa⸗ ten mitten im Frieden angreift und gefährdet. Die Beſchlüſſe des gerade in Genf zum Abſchluß gelangten erſten jüdiſchen Weltkongreſſes haben zu den beſtehenden Internationalen eine neue hinzugeführt. Das Judentum hat den Beſchluß gefaßt, durch ein ſtändiges Zentralbüro jüdiſche Weltpolitik und jüdiſche Weltpropaganda durchzuführen und vorwärts⸗ zutreiben. Der Bolſchewismus aber und ſeine Vollzugs⸗ organe, die Komintern, haben bereits jenen Kriegszuſtand ſeit der Zeit, wo in Verſailles Wilſons 14 Punkte zu Grabe getragen wurden, in der Welt verewigt, einen Kriegszu⸗ ſtand, der mitten im Frieden die Ordnung und Ruhe der Staaten ſtört und vernichten ſoll So ſpannend und ſenſationell die ſchaurigen Ereigniſſe in Spanien ſind, wie ſie uns täglich übermittelt werden, ſo dürfen wir darüber doch nicht vergeſſen, daß ſie ſich folge⸗ richtig in die Kette jener Ereigniſſe einreihen, die wir ſeit Beſtehen des ſowjetruſſiſchen Reiches und der Komintern⸗ tätigkeit kennengelernt haben Da waren es die verſchiede⸗ nen bolſchewiſtiſchen Ausſchreitungen auf dem Balkan, die rote Herrſchaft in Südchina, die verſchiedenen bolſchewiſti⸗ ſchen Revolutionen in den ſüdamerikaniſchen Staaten. Die Erinnerung in unkerer ſchnellebigen Zeit läßt die bolſche⸗ wiſtiſchen Revolutionsausbrüche in Mexiko wieder ins Ge⸗ dächtnis zurücktreten. während die Verſuche Moskaus, in Mitteleuropa Fuß zu faſſen, die Umtriebe in Wien, die Herrſchaft Bela Kuhns in Budapeſt und der kommuniſtiſche Vormarſch im Reich, noch in ſpürbarer Erinnerung ſtnd. Der Generalſekretär der Komintern, Dimitroff, hat den hier und da über den Völkern der Welt aufgeſtapelten und zur Entladung gebrachten Zündſtoff roter Revolten ge⸗ ordnet und einer großen Strategie unterworfen. Die Bil⸗ dung der Volksfronten, die, wenn nicht die nationalſoziali⸗ ſtiſche Bewegung am 30. Januar 1933 dem marxiſtiſchen Spuk ein Ende bereitet hätte, heute im Herzen Europas ihre ſtärkſte Herrſchaft entfaltet hätten, iſt an die Stelle der plan⸗ loſen Umſturzverſuche getreten. Die Sammlung der Arbei⸗ termaſſen hinter mehr oder weniger gemäßigten Linksregie⸗ rungen ſoll den 15 5 öffnen für die Errichtung der Sowjets, die Kollektivierung der landwirtſchaftlichen Güter, die Kol⸗ lektivierung des Außenhandels, die Enteignung allen Be⸗ ſitztums und Vergeſellſchaftung aller wirtſchaftlichen Be⸗ triebe. Im Falle Katalonien iſt dieſer Weg, wie die neueſten Erlaſſe der Regierung von Barcelona erkennen laſſen, be⸗ reits zu Ende gegangen worden. Täuſchen wir uns nicht, auf der iberiſchen Halbinſel beſteht heute— wenn auch nicht de jure, ſo doch de facto— ein ſowjetruſſiſcher Staat Kata⸗ lonien. So wie die Vorausſetzungen, welche zum Zuſammen⸗ bruch der ſtaatlichen Ordnung in Spanien geführt haben, die gleichen ſind, wie jene Zuſtände, die das Ende des zari⸗ ſtiſchen Regierungsſyſtems in Rußland herbeiführten, ſo ſpielt ſich gegenwärtig ein Entſcheidungsringen in Spanien ab, das dem Ringen zwiſchen den weißen und roten Armeen nach dem Ausbruch der bolſchewiſtiſchen Revolution gleich⸗ kommt. Und die Methoden, wie man die unſchuldigſten Ge⸗ ſchöpfe zu Tode quält, um den Gegner zu erſchöpfen und auszurotten, ſtehen in nichts nach— ja übertreffen jene grauſigen Geiſelmorde und Hinſchlachtungen von Menſchen noch, wie ſie auch in der Vernichtung des baltiſchen Deutſch⸗ tuns eine unvergeßliche Narbe im deutſchen Volkskörper zurückgelaſſen haben. Wenn heute zwiſchen den europäiſchen Staaten ein Neu⸗ tralitätsabkommen geſchloſſen werden ſoll, um zu verhin⸗ dern, daß ganz Europa durch das„Brennende Arſenal Spa⸗ nien“ ins Chaos hinabgezogen wird, ſo zeigen die jüngſten Ereigniſſe, daß mit einem Waffenausfuhrverbot eine wirk⸗ ſame Neutralitätsgurantie nicht geſchaffen iſt. Hat doch das ruſſiſche Gold die Madrider Regierung befähigt, in ganz Europa Munition und ee aufzukaufen, ſind doch die menſchenunwürdigen Exzeſſe, die Vergewaltigungen der Frauen und Mädchen, die Ermordung der Geiſeln die Ver⸗ ſtümmelung von Kindern, die Erſchießung von Familien⸗ angehörigen der Kämpfenden und die fortkgeſetzte pſuch olo⸗ giſche Bearbeitung der Volksſeele durch die bolſchewiſtiſchen Agenten und den roten Rundfunk verurſacht worden. Die Tätigkeit einer bisher, am Moskauer Sender be⸗ ſchäftigten Sprecherin in einem für die ſpaniſche Linksregie⸗ rung arbeitenden Kurzwellenſender in Barcelona zeigt die unverhüllte Schamloſigkeit, mit welcher die neuen Waffen der bolſchewiſtiſchen Kriegsführung in Europa angewandt werden. Die Behandlung des deutſchen Handelsſchiffes, das zur Aufnahme von Flüchtlingen in ſpaniſchen Gewäſſern ſich aufhielt, zeigt die Auflöſung aller völkerrechtlichen Ge⸗ ſetze, die mit der Auflöſung aller elementarſten Menſchen⸗ rechte in Spanien identiſch iſt. Gewiß liegt die tiefe Urſache für dieſen ſchwelenden Gefahrenherd in Europa in den ſo⸗ zialen Sünden und Verſäumniſſen der ſpaniſchen Vergan⸗ genheit. Die hemmungsloſe Hinmordung eines Volkes und die ſtändige Bedrohung des europäiſchen Friedens ſind nur deshalb möglich, weil dieſe fremdländiſche Verhetzung eines Volkes und die fortgeſetzte materielle Unterſtützung durch die marxiſtiſche Regierung in Frankreich und die bolſche⸗ wiſtiſche in Rußland die Gegenfätze derart vertieft und die Spannungen auf Europa übertragen haben. Wenn das deutſche Volk, zerriſſen und uneinig, in Hader und Fehde geſchwächt, wie die ſpaniſche Nation im politi⸗ ſchen Leben Europas dahintreiben würde, ſo wäre das Spiel mit dem Feuer, die Entladung immer neuen Zündſtoffes, die auf dem ſpaniſchen Kriegsſchauplatz durch die Komintern getrieben wird, als verſtändlich anzuſehen. Die deutſche Zucht und Ordnung, die politiſche und ſeeliſche Geſchloſſenheit der Nation und die geſunde körperliche Kraft, die ſich jetzt erſt wieder während der Olympiſchen Spiele ſo bewährt hat, nicht zuletzt das ausgeſprochene Ehrgefühl des deutſchen Volkes ſollten in elfter Stunde allen denjenigen Elementen in Europa, die Oel in das ſpaniſche Feuer gießen, eine un⸗ mißverſtändliche Warnung ſein. Man vermißt jetzt die energiſchen Neutralitätsbemühun⸗ gen der franzöſiſchen und engliſchen Regierung in Moskau. Man vermißt weiter, wenn der aufrichtige franzöſiſche Neu⸗ tralitätswille anerkannt werden ſoll, eine feſte Abriegelung der Pyrenäengrenze. Und man meint, daß es doch wohl der franzöſiſchen Volksfrontregierung in erſter Linie gelingen müßte, eine befreundete Macht wie Sowjetrußland für ihre Friedensbemühungen zu gewinnen. Es ſcheint faſt, als ob die papierenen Entwürfe von Neu⸗ tralitätsabkommen, zu denen wir ja grundſätzlich unſere Be⸗ reitſchaft zugeſagt haben, auf die Bedeutung einer ſchau⸗ ſpieleriſchen Veranſtaltung herabgewürdigt werden ſollten, damit im Rücken derartiger Erörterungen die Waagſchale des Sieges zugunſten eines ſowjetruſſiſchen Spanien mit neuem Geld und Flugzeugen beſchwert werden ſollte. Die Verletzung der Hoheit des Deutſchen Reiches durch ſpaniſche Piraten läßt es angeraten erſcheinen, daß nicht von ſpitz⸗ findigen politiſchen Juriſten Wege beſchritten werden, die nach dem Muſter der Völkerbundspolitik neben dem tatſäch⸗ lichen Geſchehen ergebnislos einherlaufen. Wem in Europa iſt es außer Moskau wert, daß um innerpolitiſche Ausein⸗ anderſetzungen auf der ſpaniſchen Halbinſel ein Kontinent von neuem in Brand gerät? Das iſt die Schickſalsfrage, vor der Europa heute ſteht. Günter Kaufmann. Die falſche Heilige von Olpe „Mir iſt vor dem dicken Ende bange“. Siegen, 21. Aug. Die Unterſuchung über die Schwin⸗ deleien der Thereſe Halbe aus Olpe, die ſich als gott⸗ begnadete Miſſionarin ausgab, um leichtgläubigen Menſchen Spenden aus der Taſche zu locken, die zu der netten Summe von 30 000 Mark aufliefen und von der Gaunerin auf Ver⸗ gnügungsreiſen und bei Trinkgelagen vergeu⸗ det wurden, hat ergeben, daß Familienangehörige der Halbe an dem Schwindel beteiligt ſind. Nachdem die angeſchul⸗ digte Thereſe Halbe unſchädlich gemacht werden konnte, fiel es auf Grund der ſorgfältig durchgeführten Ermittlungen nicht ſchwer, dieſen Kreis um die angeſchuldigte Thereſe Halbe feſtzuſtellen. So wurden nachträglich ſowohl die Mutter der Angeklagten, als auch ihre Schweſter in Haft genommen. Wenn dieſe falſche Heilige„Zuſtände“ hatte, nach Bedarf Erſcheinungen und Geſichte ſimulierte und ihre Opfer kalt⸗ blütig betörte und ausbeutete, ſo iſt in dieſer Handlungs⸗ weiſe der ſtarke, verbrecheriſche Wille der Angeſchuldigten ſichtbar zu erkennen. Sie heuchelte zunächſt dieſelbe Gläu⸗ bigkeit, die ſie auf Seiten ihrer Opfer fand. Während dieſe glaubten, hofften und darbten, verpraßte die falſche Heilige das ergaunerte, in die Tauſende gehende Geld in ſädlichen Ländern bei Sekt und Muſik. In einem grotesken Gegenſatz dazu ſteht ihre Behauptung, daß ſie als Angehörige einer Miſſionsgeſellſchaft ſich fort⸗ während in„beſonderer Miſſion“ und im Kampf gegen die Gottloſigkeit im Ausland befand. Dabei ſprach ſie von ihren Leiden und Nöten, die ſie im Namen Gottes um des Glau⸗ bens willen zu ertragen gehabt habe. Sie gab ſich in ge⸗ fälſchten Briefen als ſterbenskrank und erbarmungswürdig aus und gewann ſo Leichtgläubige für ſich, die immer wie⸗ der Geld und Gut opferten. Die Wohnung der Mutter bil⸗ dete die Zentralſtelle, an der die milden Gaben für die lei⸗ dende Schweſter Thereſia abzugeben waren. Was die Mitſchuld der Mutter angeht, ſo iſt dieſe durch einige Aeußerungen in Briefen an ihre„Heilige“ dar⸗ getan. Das Gewiſſen mochte dieſer die Verbrechen ihrer Tochter deckenden Frau wohl öfter geſchlagen haben, wenn ſie äußerte,„mir iſt wirklich vor dem dicken Ende bang!“ Die wahrſcheinlich demnächſt vor der Großen Strafkam⸗ mer in Siegen ſtattfindende Hauptverhandlung dürfte ein abſtoßendes Bild von Verſchlagenheit und Skrupelloſigkeit liefern. — Parade des 3. Armeekorps Die Organiſation des Zuſchauerverkehrs. J — Stuttgart, 21. Auguſt. Die Preſſeſtelle des Gene⸗ ralkommandos 5 keilt mit: Anläßlich der Parade des 5. Armeekorps am 17. 9. 1936 bei Giebelſtadt findet in Anweſenheit des Reichs⸗ kriegsminiſters, Generalfeldmarſchall von Blomberg, die Uebergabe neuer Fahnen an die an der Parade beteiligten Truppen ſtatt. Die Organiſation des ganzen Zuſchauerverkehrs, ein⸗ ſchließlich Tribünenbau und Kartenverkauf, hat in dankens⸗ werter Weiſe die NSG.„Kraft durch Freude“, Gau⸗ dienſtſtelle Mainfranken, Würzburg, Friedenſtraße 31, Fern⸗ ſprecher 3325, übernommen. Dieſe Stelle wird die erfor⸗ derlichen Bekanntmachungen in der Tagespreſſe ergehen laſ⸗ ſen. Eintrittskarten können dann durch Vermittlung ſämtlicher Dienſtſtellen der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ bezogen werden. Eine polizeiliche Verordnung über An⸗ und Abfahrt zum Paradeſeld wird in der nächſten Zeit durch die Regierung von Unterfranken in Würzburg ergehen. Das Generalkom⸗ mando macht jetzt ſchon darauf aufmerkſam, daß mit Rückſicht auf die Truppenbewegungen als einziger Anfahrtsweg für Kraftfahrzeuge aller Art die Straße Würzburg⸗Giebelſtadt in der Richtung von Norden nach Süden zur Verfügung ſteht. Dieſe Straße wird vorausſichtlich am 17. 9. 1936 ab 5.30 Uhr für den Verkehr freigegeben werden. Kraft⸗ wagen, die ſpäter 8 Uhr Würzburg paſſieren, können nicht mehr mit Sicherheit damit rechnen, das Paradefeld rechtzeitig zu erreichen, da um 9 Uhr die Plätze eingenommen ſein müſſen. Gewinnauszug 5. Klaſſe 47. Preußiſch⸗Süddeutſche(273. Preuß.) Klaſſen⸗Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen J und II 11. Ziehungstag 20. Auguſt 1936 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 RM gezogen 2 Gewinne zu 10000 RM. 293949 4 Gewinne zu 3000 RM. 87881 283135 22 Gewinne zu 2000 RM. 4830 54308 135709 169964 176529 188307 190899 232997 331313 354983 384075 86 Gewinne zu 000 KN. 8789 7558 9023 3018 33597 49848 54384 55112 56317 59362 74868 85529 89010 90612 106845 107626 1458182 123238 128897 137943 143280 154117 157068 158475 185407 89993 193137 185875 201894 209734 211212 238894 247847 253723 255791 272778 273164 284246 311352 324737 344333 356067 375153 88 Gewinne zu 500 RM. 6179 11314 15038 15541 26420 27085 31380 62395 64729 67846 77561 83144 94435 111379 111893 118214 3 157197 168702 16 226998 235719 23 70 314403 319627 390236 378 Gewi 300 RM. 780 787 994 1409 4711 9815 10020 818 12845 14871 16500 17751 20174 21794 22683 784 28802 29655 31497 33279 35278 35844 37437 248 47786 48527 54241 55274 57303 58321 80485 74419 75907 77480 77723 77915 78771 80330 90790 91681 9 5 109291 115303 11 134421 134504 136287 141985 142 148630 152221 187722 158596 160557 187524 169298 170750 175893 177469 177560 177797 180186 181687 183792 187529 190439 191254 193175 194885 196192 196360 196485 197776 1988344 199083 203641 208069 209987 210761 210797 218437 219432 221365 223360 228761 227686 229992 239262 239990 231135 234043 234145 239832 239978 241484 245026 246099 253411 253765 254141 256995 257759 258231 259976 286573 268786 289042 269271 274075 274589 274778 281085 282625 283553 292987 295215 295267 299370 301386 302436 302739 307204 307876 310105 311306 312864 313310 313969 315035 315829 317241 317431 326257 327026 328828 329289 330944 334960 336069 338572 339232 341384 341559 349449 353927 354609 355275 355385 365378 370794 373197 373559 377544 379107 379457 380422 380479 383445 389462 390833 394643 398715 399684 — 088 0 2. In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 RM gezogen 2 Gewinne zu 5000 RM. 236127 4 Gewinne zu 3000 RM. 76142 363600 16 Gewinne zu 2000 RM. 7220 13832 72814 105079 288271 309969 344104 34620 50 Gewinne zu 1000 R. 571 25016 35099 38371 53188 81312 65185 91726 105021 108445 160428 174013 186812 208112 234203 5 259831 270234 298133 307679 323052 833462 361353 385743 387088 82 Gewinne zu 500 RM. 5144 81386 10957 20363 27692 32843 44802 49875 66358 79308 84565 100479 104601 110181 120085 124548 144167 146268 158071 158755 196546 208993 222380 224820 260323 277398 279080 306828 330754 331561 331865 338860 339344 347598 350382 352628 353803 356995 363610 376560 379203 8 328 Gewinne zu 300 RM. 1251 5419 6448 7188 7805 10054 11284 13985 15536 16312 16996 20074 21036 23198 23283 24711 26234 27172 29263 31199 32350 38388 41351 48148 46890 49941 51313 55935 57444 61351 72965 74447 75957 78823 82436 82892 82982 83039 87015 89954 91905 91977 97302 103241 194728 105382 106565 08614 112738 113893 18033 120149 124041 124156 124822 130939 135286 136696 137947 138891 138789 146882 148107 149418 149482 149617 155169 158609 159307 160192 161938 162864 184885 166092 169362 170415 171901 174023 174195 174737 1763851 177580 179048 181535 182061 184975 186883 187508 191317 181884 183271 194338 194679 196850 198838 203202 203965 205517 208207 2983390 209713 212641 214969 216607 218219 225955 226133 229884 234872 243410 243651 244333 244960 250428 253670 257577 257897 280348 264935 267579 270385 273258 273629 286231 286324 291302 291488 292030 294742 295733 301316 301985 305871 306801 397494 399167 314642 318077 324667 325838 326308 332839 335214 335485 337929 341048 343291 343716 349804 357826 380303 364661 385982 367317 374293 375447 378458 382233 382988 386903 391586 391573 395859 398803 Generalfeldmarſchall von Mackenſen übernimmt das Reiterregiment 5. Vorbeimarſch des Reiterregiments Fritſch, der die Uebergabe vollzog, „ 5 Mackenſen. 5 in Stolp vor dem Oberbefehlshaber des Heeres von und dem neuen Regimentschef Generalfeldmarſchall von Weltbild(M). Wir bekommen die XII. Olympiſchen Spiele! So wurde die Nachricht von der Austragung der XII. Olympiſchen Spiele in Tokio aufge⸗ g nommen. Verkäuferinnen eines japaniſchen Geſchäftshauſes veranſtalteten eine Freuden⸗ kundgebung, bei der die deutſche und japaniſche Flagge mit dem Olympiabanner gezeigt Weltbild(M). wurden. Olle N gedde ———— WASSER UND HAUSN HT EL ALS KOSMETIKR Schönheit iſt weder Mode noch Luxus, ſondern der Ausdruck eines an Leib und Seele geſunden Körpers. Das Schönheitsideal hat im Lauf der Jahrhunderte manche Wandlung erfahren. Unſerer trotz aller gegen⸗ teiligen Meinungen in vieler Hinſicht ſehr geſund emp⸗ findenden Zeit iſt es vorbehalten geblieben, Schönheit mit Geſundheit gleichzuſetzen. Geſunde Menſchen ſind ſchöne Menſchen, unabhängig von Geſicht und Körperformen. Zum Erfolg in Beruf und Leben gehört Geſundheit, die wiederum ohne Körperpflege nicht denkbar iſt. Gelegentliche Körperpflege iſt Zeitverſchwendung. Regelmäßigkeit in allen Prozeduren birgt das Geheim⸗ nis ihres Erfolges. Nicht nur Erhaltung der jugend⸗ lichen Elaſtizität und damit größere Leiſtungsfähigkeit, ſondern auch erhöhter Schutz gegen Erkrankungen wird durch Körperpflege gewonnen. Die Kosmetik beſchäftigt ſich im weſentlichen mit der Pflege der Haut. Die Haut gehört zu den lebenswichtigſten Organen. Sie unterſtützt durch ihre Atmung die Aufgabe der Lun⸗ gen, dem Körper Luft, im beſonderen aber den unent⸗ behrlichen Sauerſtoff zuzuführen. Und wenn ein Drittel der Oberfläche des Körpers, alſo der Haut, verbrannt oder auf andere Art vernichtet iſt, kann der Menſch nicht weiterleben. Aber auch äſthetiſche Gründe ſpielen eine große Rolle bei der Hautpflege. Waſſer iſt ein unentbehrlicher Faktor in der Haut⸗ pflege, durch nichts erſetzbar und auch bezüglich des „Kaufpreiſes“ durch keine Erſatzmitrel zu ſchlagen. In der Hand des Arztes vermag Waſſer in ſeinen verſchiedenen Anwendungsformen ſogar zu heilen, im täglichen Gebrauch aber reinigt es und härtet ab. Die Wichtigkeit des täglichen Bades oder min⸗ deſtens der Ganz⸗ abreibung oder Du⸗ ſche bedarf keiner Disluſſion. Die Temperatur dieſer Waſſeranwendung iſt für den Geſun⸗ den je nach Beha⸗ gen einzurichten und je nach der Jahreszeit zu än⸗ dern. Geſichtswa⸗ ſchungen aber müſ⸗ ſen ſehr individuell Rechts: vorgenommen werden. Manche Haut verträgt kein hartes, d. h. kalkhaltiges Waſſer. Da ſind wir bei der Anwen⸗ dung des für wenige Pfennige zu erſtehenden Borax oder der Mandelkleie. Ein wenig davon dem Waſſer zugeſetzt, macht es weicher und zarter Haut zuträglicher. Oft ge⸗ nügt aber auch ſchon das einfache Abkochen von Waſſer. Bei ſehr emp⸗ findlicher Haut müſſen kalte Wa⸗ ſchungen vermie⸗ den werden, da ſie die Haut ſpröde und riſ⸗ ſig machen. Eine Temperatur von 12—15 Grad iſt zu empfehlen, immer aber iſt ein kurzes Nach⸗ Eſſig, Ei, Zitrone, Kamil⸗ le, Borax, Man⸗ delkleie ſind bil⸗ lige Hausmittel zur Pflege der Haut avends kalte Geſichtswaſchungen und alle ein bis zwei Wochen ein Geſichts⸗Dampfbad, um eine gründliche Oeff⸗ nung und Reinigung der Poren zu erreichen, was bei ausſchließlicher Anwendung von kaltem Waſſer nicht mög⸗ lich iſt. Sehr wirkſam ſind auch heiße Kompreſſen, die die einfachſte und ſchnellſte Hautpflegemethode darſtellen. Eine größere Serviette wird in heißes Waſſer getaucht und ausgewrungen, dann zuſammengefaltet vom Kinn aus nach oben feſt auf das vorher mit Kölniſchem Waſſer abgeriebene Geſicht gelegt, ſo daß das ganze Geſicht be⸗ deckt iſt. Mit den flachen Handflächen wird die Serviette auf dem Geſicht ausgedrückt, ſo daß die im Tuch befind⸗ lichen heißen Dämpfe die Blutzirkulation der Haut⸗ ſchichten und der Geſichtsmukulatur anregen. Die Kom⸗ preſſe wird einige Male wiederholt Denn erfolgt ganz andmaſſage, an den Stel⸗ leu, wo etwaige Fettpolſter wegzu⸗ maſſieren ſind, et⸗ was kräftiger ſein darf. Die empfind⸗ lichen Stellen um die Augen dürfen nicht gerieben wer⸗ den, da ſonſt leicht Falten entſtehen; ſelbſt beim Abtrock⸗ nen ſoll man nur tupfen. Die Maſ⸗ ſage findet am be⸗ ſten mit einer neu⸗ tralen Fettkreme ſtatt, die man nach⸗ her mit einer leich⸗ ten Eſſiglöſung oder Kölniſchem Waſſer entfernt. Um eine Erſchlaf⸗ fung der Haut zu vermeiden, auch in Fällen. in denen be⸗ mit kal⸗ tem Waſſer er⸗ laubt und zur Erfriſchung kaum zu entbehren. Bei ſchwammi⸗ ger und großpo⸗ ſpülen riger Haut iſt warmes Waſſer völlig zu vermei⸗ den. Man macht morgens und Links: Das Ka⸗ mille Dampfbad macht die Haut friſch und glatt. Aufnahmen(2): Dr. Weller Kreuz und Quer Die Stadt der Zukunft.— Eine tüchtige Firma.— Glück muß der Menſch haben. Bau- und Verkehrstechniker ſind ſich darüber einig, daß der Auto⸗ und Flugzeugverkehr zwangsmäßig zum Bau von Städten führen werde, die ſich von den gegenwärtigen ſehr unterſcheiden würden. Vor allem gelte es, meinen die Städtebauer, dafür zu ſorgen, daß die Menſchen nichts vom Straßenverkehr merken und weder durch den Lärm noch durch die Auspuffgaſe der Autos behelligt würden. Um das zu erreichen, ſchlägt ein franzöſiſcher Architekt vor, gewaltige Häuſerblocks, in denen etwa 3000 Menſchen wohnen könnten, zu errichten. Dieſe Blocks müßten auf Pfählen ſtehen, unter denen ſich der Verkehr abzuſpielen hätte. Ebenſo würden die Flugzeuge auf dem flachen Rieſendach eines ſol⸗ chen Blocks landen. Damit wäre das Verkehrsproblem in zufriedenſtellender Weiſe gelöſt. Ein Häuſerblock aber ſoll alles enthalten, was der Menſch benötigt, Schule, Kino, Kran⸗ kenhaus, Geſchäfte, Büros, Werkſtätten uſw. Zwiſchen den Häuſerblocks ſollen ſich parkartige Anlagen befinden. Man wird auch die Blocks durch Brücken verbinden können, um das Betreten der Verkehrsſtraßen zu vermeiden. Es wäre traurig, wenn die Menſchen nicht andere Wege fänden, um der Verkehrsſchwierigkeiten, die ſie ja ſelbſt geſchaffen haben, Herr zu werden. Die Menſchen ſind doch ſonſt ſo findig, beſonders dann ſehr oft, wenn es gilt zu Geld zu kommen und vor Schwindel ſchrecken ſie leider nur zu oft nicht zurück. So trieb in Newyork ſchon ſeit längerer Zeit eine ganz„tüchtige“ Firma ihr Unweſen. Sie ſetzte Leute, die es darauf an⸗ legten, in den Stand, lieben Freunden und Bekannten, Bräu⸗ ten und Verwandten Poſtkartengrüße aus aller Welt zu ſenden, ohne daß der Abſender es nötig gehabt hätte, einen Schritt aus dem Hauſe zu kun. Wenn man ſeiner geſchätzten Freundſchaft eine feudale Poſtkarte aus Kairo oder von der Riviera ſchicken kann, ſo imponiert das ungemein,— es kann für Schuldner ſogar von unſchätzbarem Vorteil ſein, wenn ſie ihren Gläubigern in einem ſehr vornehm aufgemachten Brief erklären, daß ſie nun, ſiehe Poſtſtempel, nicht mehr in Cleveland— uSA—, ſondern in Kalkutta ihren Lebensabend zu genießen gedenken, Auch ſolche Briefe ver⸗ ſchickte dieſe Firma, freilich koſteten ſie ein bißchen mehr, als nur ſo eine lumpige Renommierpoſtkarte. Noch mehr aber ließ ſich ein Mann die Sache koſten, der hoffte, ein reiches Mädchen heimführen zu können. Er traf mit dieſer Schwin⸗ delfirma ein Abkommen, nach der ſie ſeiner in einer anderen amerikaniſchen Stadt lebenden Braut laufend„Expeditions⸗ berichte“ aus Afrika zu ſchicken hatte,— die Briefe liefen gegen ein entſprechendes Honorar auch pünktlich ein, angefüllt mit den abenteuerlichſten Lügenberichten über den intereſſanten Trip durch den ſchwarzen Erdteil. Die Braut, entzückt einen ſo intereſſanten Mann und wagemutigen Forſcher als Ver⸗ lobten zu haben, machte aus dem Bräutigam nach ſeiner „glüdlichen Heimkehr“ einen ebenſo glücklichen Ehemann. Nun war der funge Mann hinterher ſo naiv, den ganzen Betrug in renommiſtiſcher Weiſe aufzudecken— und das nahm die Braut übel. Sie ſchlug Skandal... und die Firma mußte ihre freundlichen Pforten ſchließen.. die Strafe für den e Ehemann war die, daß er bald darauf als geſchie⸗ ner Mann herumlaufen mußte. (Bavaria)— M. reits Falten oder Runzeln vorhanden ſind, ſetzt man dem kalten Nachſpülwaſſer ein paar Tropfen Weineſſig zu. Da wir ſchon beim Eſſig ſind, ſo will ich verraten, daß nach dem warmen Bad eine Abreibung mit Weineſſig wunderbar erfriſchend wirkt. Bekannt iſt die günſtige Einwirkung der Zitrone auf das Ausſehen der Hände. Zitrone bleicht und entfärbt nicht nur Verfärbungen der Haut nach allerlei Küchenarbeit, ſie hat auch die wohltätige Eigenſchaft, Gerüche, wie ſie 3. B. nach dem Zwiebelſchneiden trotz Waſchens der Haut lange anhalten, zu entfernen. Die Kamille ſollte nicht nur als Tee verwendet wer⸗ den, ſondern auch als Badezuſatz für Kinder und Er⸗ wachſene, ganz beſonders aber zur Haarwäſche, einem wichtigen Teil der kosmetiſchen Körperpflege. Beſonders Blonde erhalten ſich durch ihre Verwendung ihre ſchöne helle Farbe. Zur Haarwäſche ſind auch 1 bis 2 Eigelb nicht zu verachten. Bei ihrer Verwendung rate ich zum Nachſpülen mit etwas Eſſig in Waſſer, was gleicherweiſe nach der Haarwäſche mit gut aufgelöſten Seifenflocken empfehlenswert iſt. Dr. med. Charlotte Zſchocke. Aber noch weniger erfreulich iſt es, wenn ein Mann unbekleidet auf dem Trittbrett eines Schlafwagens gefunden wird. Das kam ſo: Ein Großverkäufer hatte in Köln gute Geſchäfte gemacht, die er zu„begießen“ beſchloß. Er hatte auch bald ſo ſchwer geladen, daß ihm jede Orientierungs- möglichkeit verloren ging. Ein Bahnpoltziſt fand ihn nun auf dem Trittbrett des Schlafwagens, nachdem der Hund ihn dorthin geführt hatte. Anfangs glaubte man an ein Ver⸗ brechen, aber ein Arzt brachte die„Leiche“ ſchnell wieder zum Leben. Anverſtändlich war es dem Auferſtandenen, wie er auf die Bahnböſchung und zwiſchen zahlreichen ein⸗ und ausfahrenden Zügen auf das Trittbrett des Schlaf⸗ wagens kam, völlig unerklärlich bleibt es ihm jedoch, wieſo er ſich mitten in der regneriſchen Nacht ſeiner geſamten Klei⸗ an entledigte. Man fand ſchließlich ſeine Garderobe, voll⸗ ſtändig aufgeweicht, zwiſchen den Schienen, und, was faſt das Tollſte an dieſer ganzen beſoffenen Geſchichte iſt, in der Brieftaſche noch mehrere Tauſendmarkſcheine und in der Weſte auch ſeine ſchwere goldene Uhr. Es iſt ſchon ſo: Glück muß der Menſch haben....! Und Tatſache bleibt, daß der Mann ſich das Trittbrett eines Schlafwagens ausſuchte, ſo daß man annehmen kann, daß doch noch ein Funke Orientierung blieb, oder war das auch„Glück?“. Man ſagt gern, Kindern und Betrunkenen paſſiert nur ſelten etwas. Bis zu einem gewiſſen Grade enthält dieſer Satz doch Wahrheit. Wenn ein Maharadſcha reiſt Soweit die engliſche Preſſe ſich nicht mit den Olym⸗ piſchen Spielen in Berlin oder mit den Vorgängen in Spanien beſchäftigt, iſt es der in dieſen Tagen in London eingetroffene Maharadſcha von Myſore, der ihr täglich neuen Stoff für intereſſante Berichte liefert. Nun iſt zwar der Beſuch hoher indiſcher Fürſten in London nichts Außergewöhnliches, aber die Art und Weiſe, wie ſich der Gebieter von Myſore auf die Reiſe begeben hat und welche Vorbereitungen in London für ihn getroffen werden muß⸗ ten, ſteht wohl einzig da. Es iſt die erſte größere Reiſe außerhalb ſeines Landes, die der Fürſt unternimmt, und er hat vorſorgen laſſen, daß er unterwegs nichts von ſeinen Gewohnheiten zu ent⸗ behren hat. Da er ein ſtrenggläubiger Hindu iſt, verwendet er für die Waſchungen, die ihm ſein Glauben vorſchreibt, nur Waſſer aus dem Ganges. Er hat ſich daher eine ent⸗ ſprechende Menge davon nach England mitgenommen, und ſollte dieſe doch nicht reichen, ſo wird ihm ſolches mit einem Sonderflugzeug nachgeliefert. Der Maharadſcha kann ſich ja den Luxus erlauben bei einem Vermögen, das auf acht Milliarden Reichsmark geſchätzt wird. Man kann ſich das Staunen der Londoner vorſtellen, als vor dem Hotel, in dem einige Stockwerke für den Für⸗ ſten und ſein zahlreiches Geſolge beſtellt waren, ein Wa⸗ genpark von achtzig großen und teilweiſe ſehr koſtbaren Autos vorfuhr. Nur ſchrittweiſe konnte ſich dieſer Zug durch die bald von Menſchen und Fahrzeugen verſtopften Hauptſtraßen vorwärts bewegen, und die Polizei hatte hinterher lange zu tun, bis der Verkehr wieder normale Formen annahm. Ein größeres Aufgebot von Geheim⸗ poliziſten ſorgt für die Sicherheit des Maharadſchas und ſeiner Schätze. Der Feſtſaal des Hotels iſt in einen indiſchen Tempel verwandelt worden. Hunderte von Handwerkern fanden dabei lohnende Beſchäftigung, und nun kann der Fürſt wie in ſeiner Heimat täglich dem Gottesdienſt beiwohnen, der von mitgebrachten Hindu⸗Prieſtern vollzogen wird. Trotz ſeines märchenhaften Reichtums iſt der Fürſt für ſich ſelbſt ſehr anſpruchslos. Als frommer Hindu lebt er von Pflanzenkoſt, trinkt keinen Alkohol und raucht auch nicht. Aber der Ruf ſeines Reichtums iſt für ihn Ver⸗ pflichtung, entſprechend aufzutreten, und ſo wird man in London wohl nichts unterlaſſen, ihn zu bewegen, recht lange ſeinen Beſuch auszudehnen. Die Frankenburger Würfel Während auf der gewaltigen Dietrich⸗Eckart⸗Bühne am Reichsſportfeld Eberhard Wolfgang Möllers Drama „Das Frankenburger Würfelſpiel“, eine der tragiſchſten Epiſoden des Dreißigjährigen Krieges, wieder lebendig wird, tauchen auch die Tatſachenzeugen des dichteriſch be⸗ handelten Ereigniſſes aus der Tiefe der Vergeſſenheit wieder auf: Der Becher und die Würfel, mit denen vor Als geſchichtlicher Vorgang des nun wieder ſo leben⸗ dig gewordenen„Frankenburger Würfelſpiels“ wird be⸗ richtet, daß ſich im Süden des Reiches die Bauern gegen die Unterdrückung ihres Glaubens erhoben. Namens des Kaiſers Ferdinand II. lud Graf Adam von Herbersdorf ſie nach Frankenburg ein. Er verſprach Straffreiheit, falls ſie unbewaffnet kämen; trotzdem ließ er ſie von ſeinen Sol⸗ daten umſtellen und ließ zum abſchreckenden Beiſpiel die Führer der Bauern hinrichten. Als einzige Gnade wurde den zum Tode Beſtimmten ſchließlich anerkannt, daß le zwei untereinander um ihr Leben würfeln durften. Die⸗ jenigen, die das grauſige Spiel verloren, wurden gehängt, Der Becher und die Würfel, die an jenem 15. Mai 1625 das Schickſal der braven deutſchen Bauern verkörperten, wurden in Frankenburg aufbewahrt und werden auf der Ausſtellung„Deutſchland“ zur Schau geſtellt. Die Schlüſſel der Mauren Angeſichts der ſpaniſchen Unruhen, die ihren Ur⸗ ſprung in Marokko nahmen, weiſt ein engliſches Blatt dar⸗ auf hin, daß ſich die Mauren immer noch in dem Glau⸗ ben wiegen, einmal wieder nach Spanien und Portugal zurückkehren zu können, und daß die phantaſievollſten unter den nordweſtafrikaniſchen Arabern die inneren Un⸗ ruhen in Spanien mit großem Intereſſe beobachten. So unſinnig uns dieſe Feſtſtellung auch vorkommen mag, ſo iſt es doch Tatſache, daß viele mauriſche Familien heute noch Schlüſſel in Beſitz haben, die zu den ſpaniſchen oder portugieſiſchen Häuſern ihrer Vorfahren gehörten. Die Schlüſſel werden als heiligſter Familienſchatz gehütet und bedeuten den Mauren keineswegs nur ein Symbol. Sie ſtammen meiſt aus Liſſabon, von wo die Mauren 1147 vertrieben wurden. Die maſſiven Türen der da⸗ maligen mauriſchen Häuſer ſind angeblich zu einem großen Teil heute noch in Gebrauch. Nicht ſelten ſind in Spanien und Portugal auch heute noch Schlüſſel, die 25 bis 30 Zentimeter lang ſind und eine genaue Kopie der bald 800jährigen mauriſchen Schlüſſel darſtellen. In Marokko hat der kürzlich verunglückte General Sanjurjo während der marokkaniſchen Feldzüge Hunderte von alten Schlüſſeln gefunden, die vor Jahrhunderten zu mauriſchen Häuſern in Spanien gehört hatten. —————— faſt 300 Jahren die Bauern um ihr Leben ſpielen mußten. A 21 124 14 e D eee . Herrgottsmühle Die Roman von Paul Hain. 52 „Vater“ rief Eva mit bebender Stimme. Der kam langſam näher. „Mach doch auf, Vater. Ich— ich will—“ Sie erſchrak vor ſeinem Blick. Viktor ſagte ruhig: „Eva iſt meine Braut, Veit Gwendolin. Sie weiß alles — und mein Vater auch. Begraben wir die Feindſchaft, die nun keinen Sinn mehr hat. Oeffnen Sie— und ma⸗ en Sie ein frohes Geſicht, Müller.“ Veit Gwendolin blieb ſtehen. Es zuckte ein wenig um ſeinen ſchmalen Mund, da er Eva anſah. Aber gleich dar⸗ auf wurde ſein Geſicht hart. „Haſt du vergeſſen, was ich dir ſagte, Eva? Du haſt nicht gehorcht. Du haſt mich allein gelaſſen. Du biſt ab⸗ trünnig geworden—“ „Vater— du weißt ja nicht, was geſchehen iſt. Viktor iſt mein Verlobter! Nur aus Liebe zu mir hat er da⸗ mals nicht die Wahrheit geſagt. Und andere hatten mein Vertrauen zerſtört. Vater, mach' auf— ich flehe dich an. Wir wollen dir alles erklären—0*— Sein Geſicht verzog ſich nicht. „Du gehörſt nach drüben! Du haſt es nicht anders ge⸗ wollt! Und zwiſchen hier und drüben iſt Feindſchaft. Ich ſagte es dir! Wenn du ſie nicht hältſt, Eva— es geht gur dich an. Du gehörſt nach drüben! Und ich hab' mir's geſchworen, piemand von dort kommt auf meinen Berg, ſolange der Fluß uns trennt. Und das iſt für ewig. Ich kenne nichts Halbes!“ Viktor rüſtelte an dem Zaun. „Seid Ihr von Sinnen, Veit Gwendolin?“ „Ich bin, der ich war, Herr Baron! And dabei bleibt 281. Eva ſchluchzte auf. „Vater— ſo willſt du mir deinen Segen verweigern?“ Seine Zähne gruben ſich in die Lippen. Finſter ſtieß er hervor: „Drüben hat man uns mehr verweigert. Das Brot! Haſt du das vergeſſen?“ Viktor battle ingrimmig die Fäuſte. „Veit Gwendolin— Eva wird Herrin im Wilbrandt⸗ haus! Sie wird keine Not leiden— auch Sie nicht, Veit! Haben Sie denn keine Vernunft?“ Gwendolin trat noch weiter zurück. „Ein Schwur iſt ein Schwur, Baron! Im Bruch weiß man das! Gehen Sie—! Und wenn Eva von Ihnen läßt, dann ſteht ihr auch der Berg wieder offen! Eher nicht!“ „Dickſchäde!“ fluchte Viktor. Veit Gwendolin ging langſam über den Hof. Den Rük⸗ ken gebeugt. Er wandte ſich nicht mehr um. Knarrend fiel die Haustür hinter ihm zu. Eva griff taumelnd in den dichten Maſchendraht des Zaunes. „Vater—,“ ſtöhnte ſie auf. Ihr ganzer Körper zitterte. Viktor umſchlang ſie. „Eva— du haſt gehört, was er ſagte. Wenn du dich von mir trennſt, dann— darfſt du wieder zu ihm—“ Sie ſchlug die Hände vors Geſicht. „Herrgott— warum iſt mein Glück ſo qualvoll?“ „Eva— Eva—“ Da lehnte ſie ſich gegen ihn. „Es ſteht in der Bibel— du ſollſt Mutter und Vater verlaſſen und dem Manne folgen, den du liebſt—* Mit tränenverſchleierten Augen ſah ſie zu ihm auf. „Viktor— ich verlaſſe dich nicht—“ f Kräftig ſchloſſen ſich ſeine Arme um ſie. „Meine Eva—“ Sie wandten ſich um. 0 „Wir wollen gehen—,“ ſagte er leiſe.„Er wird, er muß zur Beſinnung kommen— Aber er hatte ſelbſt wenig Hoffnung. Er kannte die Dickköpfigkeit der Menſchen im Bruch. And dieſer Veit Gwendolin war einer von der härteſten Art. Den hatte nicht einmal Geld, diel Geld, kleinkriegen können. Und nun zerſchellte ſelbſt das Bitten und Flehen ſeiner eigenen Tochter an ſeinem Starrſinn. „Viktor— du mußt mich halten— 3 Er faßte ſie feſt am Arm.. So ſchritten ſte den Pfad wieder nach unten. Und der Duft des Flieders war um ſie, aber ſie fühlten ihn in dieſen Minuten nicht. Langſam gingen ſie zum Boot zurück. Wenzel Brinkmann ſtand vor dem Krug. Sein Geſicht wurde unwahrſcheinlich lang, als er die beiden ſah— den jungen Baron von Wilbrandt und die Eva von der Herr⸗ gottsmühle, die ſo blaß ausſah und ſo feſt am Arm des Barons hing. Er dienerte devot, daß er ſchwitzte. Wahrhaftig, nun beſtiegen ſie gar ein Boot. Ruderten hinüber. Das war ja eine Senſation! Wenzel Brinkmann kugelte förmlich in die Gaſtſtube zurück, um ſeine nicht minder beleibte Ehehälfte zu holen und ihr die unerhörte Nachricht zu vermelden.— Eva ließ die Hand vom kühlen Waſſer umſpülen. So weh, ſo namenlos weh war ihr ums Herz. Da aber tönte Viktors ſtarke Stimme: „Evamädel— Kopf hoch! Ich bin bei dir! Meine Liebe wird dir auch das Vaterhaus erſetzen. Aber noch iſt nicht aller Tage Abend. And der Herrgott, der uns beide ge⸗ ſegnet hat, er wird vielleicht doch ſtärker ſein als ſo ein Dickſchädel im Bruch. Es ſoll allerdings nicht oft vorkom⸗ men.“— 8 Zweiunddreißigſtes Kapitel. Der Baron von Wilbrandt ſchnitt eine Grimaſſe, als Viktor ihm von dem„Erfolg“ des Beſuches bei Veit Gwen⸗ dolin erzählte. „Das hätte ich allerdings ni t erwartet,“ ſagte er.„Das nicht! Toll iſt das! Kann mir ſchon denken, daß Eva tief bedrückt iſt. Was tut man nun?“ 1 „Sie iſt noch immer troſtlos. Aber die Zeit wird auch dieſe Wunde heilen, denke ich. Vorläufig muß ſie eben bei uns bleiben— 1 5 „Ja, natürlich. Wir haben Sonnenſchein im Hauſe nö⸗ tig. Und dann bin ich der Meinung, daß ihr ſo ſchnell wie möglich Hochzeit macht. Wie?“ „Sag' du ihr das, Vater—“ 1 5 60„Im? Meinetwegen. Werd' heute abend mit ihr ſpre⸗ 13 5 Eva hatte das erſte Entſetzen überwunden. Die Liebe und Güte, die ihr hier im Hauſe entgegengebracht wurde, linderte den Schmerz. Als aber der Baron davon anfing, die Hochzeit ſo ſchnell wie möglich anzuſetzen, wehrte ſie kopfſchüttelnd ab. „Nicht böſe ſein— aber— ohne Vater an den Altar treten? Ich— weiß nicht, ob ich es könnte—. Verzeih'—“ »ᷣ m— ich verſtehe dich ſchon. Ich meinte es gut—“ „Laß erſt Zeit hingehen,“ bat ſie. 85 Viktor faßte zärtlich nach ihrer Hand. 58 „Wie du willſt, Eva. Ich bin ja deiner Liebe ſicher.“ Gläubig nickte ſie ihm zu.— Tage wundervollen Reifens vergingen. Wochen, in denen ſich alles reich und bunt in den Feldern entfaltete. Warm ſchien die Sonne jeden Tag. Viel zu warm für die⸗ ſen frühen, kaum angebrochenen Sommer. Bedenklich blick⸗ ten die Bauern zuweilen nach dem Himmel. Wenn das nur gut ausging. Allzu frühe Hitze brachte oft auch Regen, viel Regen. Und viel Regen war im Bruch nicht er⸗ wünſcht. Den Leuten genügten die kleinen jährlichen Früh⸗ jahrs⸗ und Herbſtüberſchwemmungen vollauf, die ja hier niemals ausblieben. Regen im Sommer— er war im⸗ mer ein wenig gefährlich. Dann ſtand das Korn in Reife — und das Exträgnis eines Jahres ſtand auf dem Spiel.— Es war Ende Juni. Seit Tagen hatte brütende Hitze über dem Lande ge⸗ laſtet. Still war es in den Wieſen. Selbſt die Vögel jubi⸗ lierten nicht mehr ſo laut und ſchienen von der Hitze be⸗ drückt zu ſein. Träge lagen die Kühe auf der Weide, zu matt, um ſich zu bewegen. Auf den Feldern wurde nur noch wenig geſungen bei der Arbeit. Man war froh, wenn man das Nötigſte tun konnte. Und dann kam das Gefürchtete. In der Nacht begann es. Gewitter rollten dumpf über das Land, der Wind pfiff durch die Pappeln, daß es durch die Nacht gellte. Blitze zuckten ſchlangenhaft—. Und dann brach es los. Ein Unwetter, wie es das Bruch ſeit vielen, vielen Jahren nicht mehr erlebt hatte. In den Dörfern ging die Angſt um. Es goß Ströme vom Himmel, es gab Ha⸗ gelſchlag, es gab Kälte, und wieder Regen und Regen. An den Landſtraßen floß das Waſſer über die Gräben. Am Morgen ließ das Unwetter nach. Man atmete auf. Aber gegen Abend ſetzte es von neuem ein und nun 18 . chien es, als ob der Himmel unerſchöpflich ſei. Kein Ge⸗ anke daran, aus den Häuſern ins Freie treten zu können. Nur von den Fenſtern aus konnte man die ſtündlich wach⸗ ſende Verheerung beobachten, die die Waſſermaſſen an⸗ richteten. Der Fluß ſtieg gefährlich ſchnell. Schon ſtanden die Wieſen drüben weithin unter Waſ⸗ ſer. Und dann kam die Nachricht, daß hier und da die erſten Schutzdämme, die das hintere Flachland ſchützten, ge⸗ brochen waren. Das Waſſer ſtrömte in die reifenden Korn⸗ felder. Da wurde es lebendig im Bruch. Jetzt galt es zupacken! Um die Wieſen war es nicht ſonderlich ſchade. Aber die Frucht— die reife Frucht. Und der Regen ließ nicht nach. Schon liefen Nachrichten von Unglücksfällen ein. Häu⸗ ſer waren unterſpült worden, Vieh in den Fluten ertrun⸗ ken. Zugeſtopfte Dämme, in mühſamer Arbeit von den Dörflern zuſammengeflickt, brachen aufs neue. Verbin⸗ dungsſtraßen waren überſpült. Und immer weiter ſtieg das Waſſer. Am Mühlenberg vorbei polterten täglich Wagen, hoch⸗ beladen mit Hausrat. Flüchtlinge aus den noch tiefer lie⸗ genden Dörfern. Viehherden wurden vorbeigetrieben. Frauen jammerten. Kinder ſchrien. Vieh brüllte, lief in dem Wirrwarr auseinander, wütend liefen die Knechte hinterher. Und immer weiter ſtieg das Waſſer. Unaufhaltſam. Zu flach und eben war das Land. Die Rettungsaktion der Behörden mußte ſich darauf beſchränken. den Flücht⸗ ungen und Obdachloſen Anterkommen im Hinterland zu verſchaffen und darauf zu vertrauen, daß das Unglück von ſelbſt aufhören würde. Noch nie ſeit vielen, vielen Jahren hatte das Hoch⸗ waſſer das Bruch ſo heimgeſucht.— So weit man ſehen konnte, war nur Waſſer. Aber eines Morgens ſtrahlte die Sonne wieder golden am Himmel, als wäre es nie anders geweſen. Der Himmel war blau und ohne Makel. Die Sonne beſchien eine ungeheuere Waſſerfläche. Hier und da ragten die Spitzen der Bäume grotesk her⸗ aus, ein Hausdach lugte hervor—. Der Fluß war ver⸗ ſchwunden. Wer konnte in dieſer unermeßlichen Waſſeröde ſehen, wo ſonſt das Flußbett war, aus dem all das UAn⸗ heil ſich ausgebreitet hatte! Die Wilbrandtwerke waren bis zu den unteren Fen⸗ ſtern vom Waſſer umſpült. Geheimnisvoll, ſpukhaft ſtanden die Häuſer auf der Fläche. Ganz unverſehrt aber, ſo weit das Auge von hier aus reichen konnte, ſtand der Mühlenberg. Zur Hälfte war er weithin ſichtbar. Und ſeltſam machte ſich die Windmühle und das alte Wohnhaus auf dem Plateau auf der weiten Waſſerfläche aus. Sehr ſeltſam.— Zuweilen fuhren Leute in Kähnen vorüber. Sie ſuch⸗ ten nach ſchwimmendem Hausrat, der vielleicht noch zu verwenden war, oder wollten den grauſigen Eindruck die⸗ ſer Ueberſchwemmung genießen.— Eva und der alte Baron von Wilbrandt waren, als das Waſſer gefährlich zu ſteigen begann, nach der Kreis⸗ ſtadt übergeſtedelt. Der Baron fühlte ſich für die Sicherheit Epas verantwortlich, er konnte, durfte ſie nicht den ſtetig wachſenden Gefahren der Aeberſchwemmung ausſetzen. Vik⸗ tor und der Hauswart waren geblieben. Auch einige der Beamten. Man konnte die Werte ja nicht allein laſſen, denn ſie enthielten doch zu viele Werte, die gerade in ſol⸗ chen Zeiten leicht einen anderen Beſitzer finden konn⸗ ten.— Viktor lehnte am Fenſter, das er geöffnet hatte. Wie Silber leuchtete das ruhige Waſſer unter der Sonne. Der Anblick ergriff ihn immer wieder, ſo oft er hinausſah. Wieviel Anglück hutte dieſe Aeberſchwemmung ange⸗ richtet! Gewiß, der materielle Schaden würde von der Re⸗ gierung, den Behörden ſchon behoben werden, ſoweit— die Mittel reichten. Aber dennoch— die Aengſte, das Elend. die vielen Unglücksfälle, das alles war nicht wie⸗ der gutzumachen. Er ſchüttelte die trüben Gedanken ab. Sein Blick hing wieder an der Spitze des Mühlenbergs drüben. Wie oft ſchon hatte er in dieſen furchtbaren Wo⸗ chen hinübergeblickt. Geſpenſtiſch ſah es aus. Zuweilen hatte er auch die Geſtalt Veit Gwendolins zu bemerken ge⸗ glaubt. Auch er war alſo geblieben. Gewiß— der war der letzte, der ſeine Scholle verlaſſen hätte! Ein bitteres Lächeln flatterte um Viktors Mund. Veit Gwendolin war der letzte! And— er war ja auch ſicher auf ſeinem Berg. Natürlich. Ob er vielleicht jetzt— nach dieſem großen Unglück— milder in ſeinem Denken geworden war? Man ſollte es meinen, dachte Viktor grübelnd. Er mußte doch Befürch⸗ tungen um Eva hegen! Wie? In ſolchen Zeiten denkt man doch an alle Lieben, die einem naheſtehen. Da trat ein ſeltſam geſpannter Ausdruck in ſein Ge⸗ 4 Scharf flog ſein Blick noch einmal nach drüben, zu der einſamen Mühle über dem Waſſer. Dann wieder über die Weite, in der nichts als Waſſer 1 war— hier und da mit Kähnen und Booten be⸗ ebt. Er wandte ſich ab. Leiſe pfiff er vor ſich hin. Irgend⸗ eine Melodie. Sie klang beinahe luſtig. 0 Oeſfnete die Tür und ſtieg die Treppe nach unten. „Matthieſen!“ 5 Das war der Hauswart. WEINLH ACHAT NAH Geſtrickte Kleider? O ja, denn ſie halten warm und ſind ſehr dauerhaft. Für unſere kleinen ſechsjährigen Mädchen und Jungens ſtricken wir heute einmal ein Schulkleid und einen Schulanzug. Material: Je 300 Gramm braun und 100 Gramm blau Woleza Fabula. Zwei lange Stricknadeln Nr. 4, Knöpfe und Gummiband. Strickart: Grundmuſter für Mädchenkleid und Jungen⸗ anzug: 1. Reibe: 5 rechts, 1 links. 2. Reihe: links. 3. Reihe: 2 rechts, 1 links, 5 rechts, 1 links, wie die 1. Reihe zu Ende. 4. Reihe: links. Randmuſter für Hoſe, Pullover und Aermel: 1. Reihe: 3 rechts, 7 links. 2. Reihe: 7 rechts, 3 links. 3. Reihe: rechts. 4. Reihe: links. 5. Reihe: 5 links, 3 rechts, dann immer 7 links, 3 rechts. 6. Reihe: 2 rechts, 3 links, dann immer 7 rechts, 3 links. 7. Reihe: rechts. 8. Reihe: links. Muſter für Gürtel und Stulpen am Mädchenkleid: 1. Reihe: 2 rechts, 2 links. 2. Reihe: 2 rechts, 1 Umſchlag, 2 rechts, Umſchlag über die beiden letzten Maſchen ziehen. Mädchenkleid. Arbeitsanweiſung: Anſchlag 94 Maſchen für den Rockrand. Man ſtrickt genau nach dem Schnitt. Anſchlag für die Aermel 24 Maſchen. Nach ca. zehn Reihen wird zugenommen und zwar bis 32 Maſchen alle 6 Reihen je eine Maſche am Anfang und Ende einer Nadel. Danach alle 8 Reihen in gleicher Weiſe zunehmen, bis man 142 Maſchen ca. auf der Nadel hat. Wenn nötig, muß man noch einige Reihen, ohne zuzunehmen, darüber ſtricken. Die Kugel arbeitet man wie folgt: Man nimmt am Anfang jeder Nadel eine Maſche ab, bis man noch 12 Maſchen hat. Dann wird abgelettet. Die Stulpen ſtrickt man geſondert. Für den Kragen werden 66 Ma⸗ ſchen aufgeſchlagen. Man ſtrickt im Grundmuſter eg. 6 Zentimeter hoch. Er wird hinten geſchloſſen. Am Schlitz des Kleides bringt man kleine Oeſen und Knöpfchen an. Knabenanzug: Für jedes Hoſenbein iſt ein Anſchlag von 70 Maſchen vorgeſehen. Man ſtrickt genau nach dem Schnitt. Der Rand iſt ca. 5 Zentimeter breit. Für den Untertritt nimmt man ca. 6 Maſchen zu. Er wird ca. 14 Zentimeter mit hochgeſtrickt. Dann kettet man die 6 Maſchen wieder ab. Hat man, vom unteren Rand gemeſſen, 38 Zentimeter geſtrickt, beginnt man an der rück⸗ wärtigen Naht mit der Verlängerung. Die Hoſe muß hinten 4 Zentimeter länger ſein als vorn. Zum Schluß wird eine Lochreihe eingeſtrickt, um das Gummiband bin⸗ durchzuziehen. Dann arbeitet man noch dret Rethen dar⸗ über. Für den Pullover ſind 60 Maſchen aufzulegen. Er wird in zwei gleichen Teilen geſtrickt. Der Rand iſt ca. 5 Zentimeter breit und beſteht aus vier braunen, vier blauen, vier braunen, vier blauen Reihen. Jetzt ſtrickt man im Grundmuſter weiter. Man ſtrickt auch hier genau nach dem Schnitt. Der Anſchlag für die Aermel beträgt 28 Maſchen. Die Stulpe⸗iſt 8 Zentimeter breit. Sie wird im Randmuſter in den beiden Farben geſtrickt. Im übrigen wird der Aermel genau wie der Mädchenärmel gearbeitet, nur erweitert man ihn bis auf 50 Maſchen. Der Kragen iſt in brauner Farbe geſtrickt und wird eben⸗ falls wie der Mädchenkragen gearbeitet. Urſula Scherz. rickte Schulkleidung. Auinahme: Scherz(Mauritius)— M. 1 erregte eeer ener 1 e n Einheimiſcher Sport. Handball. Die Handballer des Tv. 98 haben für morgigen Tag eine Spielverpflichtung mit dem Turnverein„Jahn“ Weinheim abgeſchloſſen. Auf dem hieſigen Platz finden ſomit Spiele der Jugend, der 2. und 1. Mannſchaften beider Vereine ſtatt. Die unteren Mannſchaften ſpielen der erſten Mannſchaft voraus. Die Spiele ſind heute ſchon Vorbereitungskämpfe zu den kommenden Verbandstreffen, welche, ſoweit bekannt wurde, bis Mitte kommenden Monats ihren Anfang nehmen werden. Schon am letzten Sonntag, als die Ballſpiele nach ſommerlicher Pauſe ihren Anfang nahmen, hatten die Hieſigen ein Pokal⸗ treffen gegen den nachbarlichen To. Friedrichsfeld aus⸗ zutragen, was gleich zu Beginn eine harte Probe war. Nur knapp zogen unſere Heimiſchen aus dieſer Affäre, dieſes Spielgeſchehen hier Anlaß gibt, ſie zu mahnen, ſich etwas beſſeren Könnens für die Zukunft zu beſinnen. In dieſem Spiel fiel vor allen Dingen die Lautbarkeit einzelner Spieler auf, welche durch ſchlechte Schieds⸗ richter⸗Entſcheidungen glaubten, die Sache mit dem Mund zu machen. Allgemein ſah man dabei, daß eine Nach⸗ läſſigkeit im Spiel einriß. Beim morgigen Spiel wollen wir erwarten, daß die alte Kampfesweiſe zurückkehrt. Achtung einer ſolchen Mannſchaft, welche ſportlichen Anſtand nicht vermiſſen läßt, zum eigenen Vorteil nach außen und beſonderen Beeindruckung auf die Zuſchauer. Dieſe wenigen Worte mögen dazu beitragen, daß bei den morgigen Spielen anderer Kampf⸗ und Sportgeiſt auftritt, um bis zu den kommenden Ver⸗ bandsſpielen gerüſtet dazuſtehen. Der morgige Gegner iſt nicht zu verachten, denn an der Weſchnitz verſteht man Handball zu ſpielen. Weinheims 1. Elf, obwohl ſie Bezirksklaſſe ſpielt, lag gegen Ende der Verbandstreffen im Frühjahr mit an der Spitze. Sie wird noch dazu gelernt haben; denn ihr Beſtreben wird es ſein, der Gauklaſſe gleichwertiger Gegner zu ſein. So verſpricht dieſes Spiel intereſſant zu werden. Beim Ende müßten nach ſpieleriſchem Können die Hieſigen wohl Sieger ſein, wenn jeder der Spieler ſeinen Poſten ausfüllt und uneigennützig dem Spiel mit vollem Einſatz folgt. Erwarten wir dazu einen guten Beſuch aller Sportler. Auswärtiger Sport. Die in recht anſehnlicher Zahl noch in Deutſchland bezw. Europa weilenden überſeeiſchen Olympiakämpfer geben in dieſen Tagen den Sporkveranſtaltungen im In⸗ und Ausland ihre Note. Am kommenden Wochenende ſind ſie be⸗ ſonders auf leichtathletiſchem, hockeyſportlichem, pferdeſport⸗ lichem und ſchwimmſportlichem Gebiet äußerſt rege. Daneben werden auch in den übrigen Sportarten Veranſtaltungen aufgezogen, die mehr oder weniger großes Intereſſe her⸗ vorrufen werden. Fußball Die am letzten Sonntag eröffnete Fußball⸗Spielzeit 1936⸗37 bringt am Samstag und Sonntag in den ſüd⸗ deutſchen Gauen eine Reihe intereſſanter Begegnungen. Da ſind zunächſt einmal die Auswahlſpiele Frankfurt Mainz in Höchſt, Heidelberg— VfR Mannheim in Heidel⸗ berg und Pforzheim— Karlsruhe in Pforzheim. Fortuna Düſſeldorf, der große Endſpielgegner des„Clubs“, weilt in Bayern und ſpielt dort am Samstag gegen den FC 05 Schweinfurt und tags darauf gegen die Spielvereinigung Fürth. Der 1. FC Nürnberg trägt in Düſſeldorf ſein rückſtän⸗ diges Pokalſpiel gegen den Vfe Benrath aus, während es in Mannheim der S Waldhof mit dem„Fortuna“⸗ Bezwinger, SW Klafeld, zu tun hat. 1860 München und BC Augsburg veranſtalten gemeinſam an beiden Tagen des Wochenendes in Augsburg ein Turnier, das Polizei Chemnitz, Eintracht Braunſchweig, 1860 München und BC Augsburg im Wettbewerb ſieht. Neben dem letzten Aufſtiegsſpiel zur Süd⸗ weſt⸗Gauliga zwiſchen SV Wiesbaden und MSW Darmſtadt ſind noch folgende Freundſchaftsſpiele erwähnenswert: VfR Mannheim— AS Nürnberg(Sa), VfB Mühlburg— Eintracht Frankfurt(Sa), SV Göppingen— Wacker Mün⸗ chen(Sa), Heilbronn 96— Kickers Offenbach(Sa), Ulmer FV 94— Wacker München, Freiburger FC— Stuttgarter SC und Spogg Cannſtatt— Boruſſia Neunkirchen. Karls⸗ ruher FV und Kickers Stuttgart ſpielen in der Schweiz, der KFV gegen den FC Baſel und die Stuttgarter Kickers gegen den FC Kreuzlingen. Im Hockey wird man auch in München der in dißchen Olympia⸗Mann⸗ ſchaft, die die drei letzten olympiſchen Turniere in Amſterdam, Los Angeles und Berlin gewann, viel Intereſſe entgegen⸗ bringen. Gegner der Inder iſt eine bayriſche Gauelf.— Die afghaniſche Olympia⸗Mannſchaft wird am Samstag ihr Können in Württemberg gegen die Meiſterelf des Ulmer FV 94 und tags darauf bei der Turngemeinde Worms zeigen. Im Tennis werden zwei international hervorragend beſetzte Turniere durchgeführt bezw. abgeſchloſſen. In Baden-Baden iſt die geſamte deutſche Spitzenklaſſe neben den beſten ausländi⸗ ſchen Spielern und Spielerinnen vertreten. Das internationale Turnier in Wiesbaden beginnt am Samstag. In der Leichtathletik werden eine Reihe internationaler Veranſtaltungen aufge⸗ zogen. Die beſten deutſchen Athleten ſtarten in Karlſtadt und Malmö; unſere Frauen, Giſela Mauermeyer, Tilly Fleiſcher und Käthe Krauß, in Warſchau. In Lu xem⸗ burg wird ebenfalls ein„Internationales“ veranſtaltet und in Darmſtadt treffen ſich die Athleten der Frankfurter, Offenbacher und Darmſtädter Vereine. Auf dem Wingerts⸗ berg bei Annweiler wird am Samstag und Sonntag das 5. Wasgau⸗Bergfeſt durchgeführt. 5 2— Im Rudern und Kanu iſt es dagegen verhältnismäßig ruhig. Bei den Ruderern iſt nur von einer Veranſtaltung zu berichten, und zwar vom großen Achterkampf Frankfurt⸗Main Paris, der am Sams⸗ tag in Frankfurt entſchieden wird. Die Kanuten führen auf den Wedau⸗Seen bei Duisburg ihre Europa⸗Meiſterſchaften durch, bei denen die deutſchen, tſchechiſchen und öſterreichiſchen Kanufahrer wieder am beſten abſchneiden ſollten. Im Schwimmen nimmt der Länderkampf zwiſchen Ungarn und Japan, der am Samstag und Sonntag in Budapeſt entſchieden wird, das meiſte Intereſſe für ſich in Anſpruch. Beide Nationen ſind ausgeſprochene Schwimmächte, von ihnen jedoch Japan ſtärker einzuſchätzen. In Duisburg und Aachen wer⸗ den internationale Feſte mit Japanerinnen und Braſilianerin⸗ nen veranſtaltet. München 99, Vfos München, SV Augs⸗ burg, Delphin Augsburg, Bayern 07 Nürnberg und 1. FCE Nürnberg kämpfen in Regensburg um die bayriſche Waſ⸗ ſerball⸗Meiſterſchaft. Der Motorſport weiſt ein recht umfangre der„Großen Preiſe“⸗Rennen wird in erner Bremgarten⸗ wald mit dem Großen Preis der Schweiz“ fort⸗ geſetzt. Deutſchland iſt hier durch Roſemeyer, Stuck, v. Delius, Varzi(Auto⸗Union), Caracciola, v. Brauchitſch, Fagioli und Lang(Mercedes⸗Benz) ſiebenfach vertreten.— Bei Kel⸗ heim wird das traditionelle Ratisbona⸗Bergrennen nun ſchon zum 11. Male ausgetragen. Das Wartbergrennen für Krafträder und Wagen wird in Heilbronn geſtartet und ſchließlich ſeien noch das Hohenſyburg⸗Dreiecksren⸗ nen ſowie die zweite Veranſtaltung auf dem Teterower Berg⸗ ring erwähnt. amm auf. Die Reihe Im Radſport ermitteln die deutſchen Amateure auf der Frankfurter Sportfeldbahn ihre Meiſter. Im Rahmenprogramm geht Erich Metze gegen Lacquehay, Lohmann und Fille u. d. in einem Steherrennen an den Start. Bahnrennen Werden noch in Paris gefahren und zwar ſtarten hier Richter und Krewer. Sport in Kürze Mit einem hohen Siege wartete der württembergiſche Fußballmeiſter Stuttgarter Kickers beim TSV Münſter auf. Die Gaſtgeber wurden 6:0(1:0) beſiegt.— Auch VfB Stutt⸗ gart konnte im Jubiläumsſpiel gegen Eintracht Stuttgart, die ihr 40jähriges Beſtehen feierte, mit 8:2(3:0) einen ein⸗ deutigen Erfolg herausholen. Wacker Wien beſiegte die Fußball⸗Stadtmannſchaft Den Haag's knapp mit 2:1(0:0) Toren. Die Holländer leiſteten harten Widerſtand. Japans Olympia-Fußballer konnten ſich im„Nachtſpiel“ in Zürich überhaupt nicht zurechtfinden und wurden von Graßhoppers hoch 16:1(570) geſchlagen. Eine weſtdeutſche Waſſerball⸗ Sieben ſpielt im Rahmen eines internationalen Schwimmfeſtes am 25. Auguſt in Aachen gegen die japaniſche Olympiamannſchaft. Bei Weſt⸗ deutſchland wirkt u. a. der Duisburger Schneider als Mittel⸗ ſtürmer mit. Die deutſchen Meiſterſchaften im Kaſenkraftſpork, der Rundgewichtsriegen, im Tauziehen und Ringen der Alters⸗ klaſſen finden am 19. und 20. September auf dem Hagen⸗ bach⸗Turnplatz in Backnang ſtatt. Endlauf der Amal400⸗Meter⸗Staffel. f e Weltbild(M) Der letzte Wechſel. England führt klar vor USA. und Deutſchland, das mit Harbig als den dritten Platz ſicher vor Kanada verteidigt und die Bronzemedaille gewinnt. Rundfunk⸗ Programme Reſchsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Rummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gym⸗ naſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrich⸗ ten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gym⸗ naſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wet⸗ ter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 e 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nacht⸗ onzert. Sonntag, 23. Auguſt: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepause; 9.05 Kath. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Morgenfeier der SA.; 10.30 Muſika⸗ liſche Morgenfeier; 11.30 Das deutſche Lied; 12 Mittags⸗ konzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Schorle— Morle, Muſikaliſche Erfriſchung; 16 Muſik zur Unterhaltung; 18 Chorgeſang; 18.30 Aus deutſchen Opern; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Großer Volksmuſik⸗ abend; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Muſik zur guten Nacht; 24 Nachtmuſik. Montag, 24. Auguſt: 9.30 Welche Farbe ſteht mir?; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19.45 Erlauſcht— feſtgehalten— für Dich; 20.10 Bagatellen, bunte Stunde köſtlicher Kleinigkei⸗ ten; 21.10 Zwiſchen Tag und Traum; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 25. Auguſt: 9.30 Sendepauſe; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17.45 Bernſtein in aller Welt, Plauderei; 18 Unterhaltungskon⸗ zert; 19 Die ſchöne Stimme; 19.45 Aus der Vorbereitungs⸗ arbeit zum H J.⸗Leiſtungsabzeichen; 20.10 Schöne badiſche Heimat; 20.45 Zbwiſchenprogramm; 20.55 Schaltpauſe; 21 Franz Liszt zum Gedenken; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau i Dienſtes; 22.40 Anterhaltungs⸗ und Volks⸗ muſik. Mittwoch, 26. Auguſt: 9.30 Die letzten Ferientage; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 BdM.⸗Mädels beſuchen den Verlag für die Frau; 17.45 Vom Griffel zum Füller, Kurzgeſpräch; 18 Flott durchs Leben; 19.45 Der Rock am Tage angehabt, er ruht zur Nacht ſich aus, Hörbild; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Wers glaubt, wird ſelig, Latein aus aller Welt; da⸗ Nah Schallplatten; 22.30 Lieder; 22.45 Klänge in der acht. Reichsſender Frankfurt. 2 ö Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Bäderkonzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepause; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mitlagskonzert J; 13 Deih Nachrichten; anſchließend Lokale Nachrichten, Wetter; Sonntag, 23. Auguſt: 6 Hafenkonzert; 8.05 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wer⸗ ter; 8.10 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelmuſikz 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 und unſer Herrgott zürnt uns nicht, daß wir woll'n frei ſein, Morgenfeier; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Südweſtdeutſche Er⸗ zähler; 11.30 Bachkantate; 12 Muſik am Mittag; 14 Kin⸗ derfunk; 14.45 Der Volksſender ruft; 15 Deutſche Scholle; 16 Nachmittagskonzert; 18 Funkbericht von den deutſchen Nad⸗ meiſterſchaften im Stadion zu Frankfurt a. M.; 18.20 Aus⸗ ländiſche Meiſter der Moderne; 19 Deutſches Volk auf deut⸗ ſcher Erde, Funkfolge; 20 Sport; 20.10 Wir ſpielen zum Tanz; als Einlage: Ballgeflüſter, Kurzſzenen; 22 Zeit, Nach⸗ richten, 22.10 Wetter, lokale Nachrichten, Sport; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.45 Muſik zur guten Nachtz 24 Nachtmuſik. Montag, 24. Auguſt: 9.45 Sendepause; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauern⸗ funk, 15.15 Kinderfunk; 15.45 Anterhaltungskonzert; 16.45 Erzähler unſerer Zeit; 17 Kammermuſik; 17.30 Heilende Waſſer des Schwarzwalds; 18 Fröhlicher Alltag; 19 0 ſchöne Sommerzeit, Sommerlieder; 20.10 Kammermuſik; 21 Geleit durchs Leben, Hörbild; 21.10 Zwiſchen Tag und Traum; 22.15 Der Volksſender 1936 ruft; 22.30 Muſil zur guten Nacht. Dienstag, 25. Auguſt: 9.30 Flügel, billig zu verkaufen, heitere Hörfolge; 11.30 Bauernfunk, 15.15 Das deulſche Lied; 17 Muſik für zwei Klaviere; 19 Jugendfunk; 19.30 Franz Liszt zum Geden⸗ ken; 22.20 Der Volksſender ruft; 22.30 Unterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 26. Auguſt: „9.30 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 14.10 Tages⸗ ſpiegel; 14.20 Schallplattenkonzert; 15.15 Die Tapete und ihr Museum, Vortrag; 15.30 Von Waſſerkur und Koch⸗ brunnen, zwei heitere Begebniſſe; 15.45 Friderikus Rex, Aneldotenkranz; 17.30 Im Lande Wittekinds; 17.45 Volt zu Schiff, Erlebniſſe auf einer KdF.⸗Arlauberfahrt; 18 Un⸗ er ſingendes, klingendes Frankfurt; 19.45 Kampf dem Ver⸗ derb; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Eine kleine Nachtmuſik; 22.20 Der Volksſender ruft; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. S + ⏑ 72— —. 2 A-= Mühſam haut ſich ein einſamer Jäger ſeinen Pfad durch den Urwald. Ein heißer Dunſt brodelt über dem Boden. Die Sonne iſt wie ein grünes Flimmern über dem Blätterdach. Jeder Schritt iſt Schritt in Neuland, jeder Schritt ein Wagnis, irgendwo lauert die Gefahr. Es iſt ein Deutſcher, der auf dieſem Pfad ſchreitet. Der fieberſchwangere Brodem der Urwaldluft nimmt ihm faſt den Atem. Sein Körper kocht von der harten Wege⸗ arbeit. Er hält an, um auszuruhen. Da ſteigt in ſeiner Erinnerung ein Bild der Heimat auf. Er ſieht ſich am Straßenrand ſtehen, vor ſich einen deutſchen Arbeiter beim Straßenbau. Mit ruhiger Sicherheit des erfahrenen Werk⸗ mannes, ſetzt er Stein um Stein, ſorgſam darauf bedacht, keine Unebenheiten aufkommen zu laſſen. Und alle, die mit ihm an der Straße arbeiten, haben nur ein Beſtreben, durch deutſche Lande einen Weg zu bahnen, der dazu ein⸗ lädt, in fröhlicher flotter Fahrt das weite leuchtende Band er Straße zu meſſen. Das iſt ſicherer, feſter Grund, kein ſchwammiger, wur⸗ zelwilder Urwaldboden, da hat der Fels der Berge die Straße bauen helfen, oder eine dicke ſanft gewölbte Beton⸗ decke trägt mit ruhiger Kraft, was der Verkehr an Laſten auf die Straße wälzt. Der einſame Jäger weiß, daß es gar keinen Vergleich zwiſchen einer deutſchen Straße und einem Urwaldpfad geben kann, aber dieſe gewaltige Ge⸗ genſätzlichkeit läßt ihn auf einmal erkennen, wie in jedem Lande die Straßen verſchieden, landſchaftsbedingt und hei⸗ matverbunden find. Der Jäger auf dem Urwaldpfad hat 515 einmal eine ſchmerzende Sehnſucht nach der deutſchen aße. Wenn er dort auf heimatlichen Wegen wandern dürfte, auf Wegen, die klar und zielſtrebig ſind. Ja, wie gern würde er mit jenem Straßenarbeiter tauſchen, der Aufnahme: E. Haſe— M. Das Lied der Straße Stein für Stein an der deutſchen Straße bauen darf, und vielleicht nicht einmal weiß, wie ſein Fleiß, ſein ſauberes Arbeitsſtreben mitbeſtimmend ſind für das Antlitz den Heimat. Wenn wir fremdes Land betreten, vermitteln uns der Anblick und der Zuſtand der Straßen den erſten Eindruc von der Kultur des Landes, und wer aus der Fremde heimkehrt, begrüßt die heimatliche Straße mit einem heim. lichen Aufjauchzen der Geborgenheit. Hier weiß er ſick zu bewegen, hier ſprechen die Wegweiſer wirklich zu ihm. da grüßt ihn vertraut ein alter bemooſter Kilometerſtein die eben in Deutſchland anders ausſehen als anderswo Es gibt nüchterne Menſchen; ſie ſagen: Beton iß Beton, Granit iſt Granit, und Straße iſt Straße. Das ſind Menſchen, die um die geheimen Beziehungen zwi⸗ ſchen Menſch und Materie nichts wiſſen. Es ſind die Gedanken der Menſchen, die der Straße ihre Richtung, ihre Form und ihr Material geben, und mögen manch⸗ mal die Unterſchiede noch ſo geringfügig ſein, eine Straße in Deutſchland iſt irgendwie charakteriſtiſch deutſch, wie eine Straße in Italien charakteriſtiſch italieniſch iſt, und der Italiener wird ſeine Straßen, mag es ihm noch ſo gu— woanders gefallen haben, mit ebenſo heimatfrohen Ge⸗ fühlen begrüßen wie der Deutſche. Es wäre ſchön, denkt der Jäger, wenn der Straßen bauer in der Heimat, der einen Stein in der Hand wiegt um ihm den rechten Platz auf der Straße zu geben, wüßte. daß ſeine Steinarbeit nicht ſeelenlos iſt. Wenn die ſchwe— ren Handrammen im Dreitakt den Pflaſtergrund ebnen. ſingen ſie das Lied der Straße, und der Stein in des Ar⸗ beiters Hand iſt deutſcher Stein, Heimatboden genau ſr wie der Ackergrund. B. Der Bauer Heinrich Enders war kein reicher Mann; aber nun war ihm auch noch ſein weniges genommen worden. Vor mehr als hundert Jahren waren ſeine Ur⸗ ahnen als Koloniſten aus dem Altpreußiſchen eingewan⸗ dert in das polniſche Land, das nun deutſch werden ſollte. In fünf Geſchlechterfolgen hatten ſie aus Sumpf und Brachland fruchtbaren Weizenboden geſchaffen, mit vieler anderen Bauern die Provinz eingedeicht in den feſten Be⸗ ſtand des preußiſch⸗deutſchen Landes. Aber der Krieg war gekommen und das Friedensdiktat; deutſches Land und deutſche Arbeit gingen verloren. So faßte der Bauer Enders den das Land ſeiner Väter zurückzuwandern. Er gab Aecker und Eigen für ein weniges hin. Schon wartete ſein Weib darauf, daß er abfahren werde, da ging er noch einmal in ſeine Hütte. Er ſah ſich mit ſchmerzenden Augen um, als müſſe er gewaltſam in ſein Gedächtnis ſchließen, was der Wagen nicht faſſen konnte. Dann löſte er mit der Brechſtange einen ſchweren Stein aus dem Boden und hob ihn mit äußerſter Kraft auf den Wagen. Ebenſo ſchleppte er als letztes Eigen einen prallen Sack herbei und verſtaute ihn zwiſchen Pflug und Stein. Nun glaubte er, ſeine Heimat und ſein Geſchlecht verſöhnt zu haben. Ihm bangte nicht mehr um das Glück ſeiner zukünftigen Tage; denn er nahm die Heimat und das Erinnern an ſeiner Väter Wirken mit in das neue Land. Sie waren an die Wunderdinge gebunden, die er gläubig mit ſich führte.—— „Hü, Lieſe!“— wie ein erſtickter Schrei klang es. Das Dorf lag hinter ihnen. Sie fuhren durch weite, flache Felder. Der würzige Duft der gebrochenen Schollen umfloß ſie weich und ſchmeichelnd. Der Bauer fühlte etwas von der gärenden Kraft, die dem Boden entſtieg und der Saat harrte. Und er freute ſich, daß er dieſe Schöpferkraft ſeiner Heimat eingefangen hatte und mit ſich führte. Und er hob ſeine Augen, und ſein Herz wurde ſtark und froh. So fuhr er dem alten Mutterland Deutſchland zu. Nach Tagen erreichte er es. Es wurde ihm warm ums Herz. Sein Blick hellte ſich auf, eine Kraft, die faſt zer⸗ ſchlagen war, wollte wieder lebendig werden. In dem Lande, das er ſich gedacht, und in dem Dorfe, das ihm gutdünkte, erſtand der Bauer einige Hufen ge⸗ rodeten Waldes. Als er nun mit allen einig geworden war und ſein Zukünftiges abgeſteckt hatte und der Maurermeiſter ſchon die Schnur zog, wo die Hauswände ſtehen ſollten, hielt ihn der Bauer an und fuhr auf ſeinem Karren den gro⸗ ßen ſchwärzlichen Stein herbei. Er maß mit bedächtigen, ernſten Schritten den Raum ab, von links nach rechts, von vorn nach hinten. Nun hielt er an und machte ein Zeichen: dahin wälzte er den Stein und legte ihn feſt. Lange ſtand er vor ihm wie im Gebet.„Hier, Meiſter, ſoll das Herdfeuer ſein. Auf dieſem Stein, den mein Urahn gelegt, ſoll es breunen. Und nun baut das Haus um den Stein herum, Gott gebe ſeinen Segen!“ 4 Dann ſchritt er hinaus auf ſein Land. Er über⸗ ſchaute es, und ſein Auge teilte es in Wieſen und Aecker. Da wogte die Saat, da blühte das Korn, da blinkte die raſche Senſe durch die wogenden Halme, und die Wagen fuhren vor und knarrten ſchwerbeladen auf den Hof. Er ſpannte das Pferd vor den Pflug, er ſetzte das blanke Eiſen in die Erde und zwang es mit tiefem Schnitt durch den Boden, den noch keines Bauern Eiſen durchwühlt hatte, über den noch keine Wünſche und Hoff⸗ nungen, keine Not und keine Erntefreuden dahingegangen waren. Es war jungfräuliche Erde, die ſeinem Geſchlechte dienſtbar werden ſollte. Hoch und ernſt ging der Bauer mit ſteifen Schritten hinter dem Pfluge; Furche um Furche zog er. Sein Herz wurde warm, ſeine Augen lohten auf in tiefer Freude. Und dann wurde es wieder ganz ſtill in ihm Zum zweiten Male trat er an den Wagen und tat in das um⸗ gehängte Saattuch von der braunen Erde, die in dem mitgebrachten Sack war. Schwerer wurde ſein Gang. Feierlich trat er auf die Schollen, griff eine Handvoll heimatlicher Erde und warf ſie wie koſtbare Saat in weitem Bogen über die Aecker hin. So mag Gott in Schöpfungstagen mit gereckter Hand die Sterne über den Himmel dahingeſtreut haben. Und er ſchritt und ſäte den Heimatgrund über das Neu⸗ land, das es ihm ſeine Gnaden und Güten verleihe und der Segen der Heimat ihm wiedererſtehe, ſeiner Saat und ſeinem Geſchlechte, ſeinem Hofe und ſeinem Namen. Mit feierlicher Gebärde ſäte er ſeine braune Saat bis an des Ackers Ende. So nahm der Bauer Enders ſeine Aecker in Beſitz und wandelte ſie in Heimatland. Entſchluß, wieder in 5, 4 S ZE NON, Cl. Dirk van Vechten war ein Mann von fünfundfünfzig mit Neigung, dick zu werden, aber gerade noch ſo, daß man es„ſtattlich“ nennen konnte, wenn man wollte. Sein rötliches Geſicht hatte den Faltenwurf eines abgefeimten Kaufmanns und die Augen eines kleinen, nicht allzu wohlerzogenen, jedoch mit Phantaſie begabten Jungen. Ich war befreundet mit ihm. Er hatte einen ſehr liebens⸗ würdigen, hochbeinigen, ſchlanken Barſoy— das heißt, eigentlich und genau genommen hatte er ihn nur gekauft, um ſeiner Sekretärin eine Freude zu machen; aber dann fand er ihn ſelbſt bezaubernd und unerſetzlich. Ich ging durch den Garten. Da die Haustür an⸗ gelehnt war, trat ich ein. Alle Türen ſtanden auf, in allen Zimmern Sonne und ein leichter, warmer, ſachte ſchwe⸗ bender Wind. Van Vechten war nicht zu finden, auch micht in ſeinem Arbeitszimmer. Roberta Thun, die Se⸗ kretärin, lam mit einem Koffer ſehr langſam durch den Korridor. Sie ſetzte den Koffer hin, als ſie mich ſah. Sie erſchien mir ſchöner als je: die ſchmale Geradheit der Naſe, die weichen Lippen, das feſte, angenehm ge⸗ wölbte Kinn,— trotzdem ſchien über alledem ein Hauch von Vergehen und Kälte zu liegen, eine frühe Vorahnung, eine gleichſam nur geträumte Erfahrung. „Wollen Sie verreiſen?“—„Ja.“ „Mit Herrn van Vechten?“—„Nein. Er hat mir gekündigt.“ Ich erſchrak, äußerte die Vermutung, es ſei ein Scherz. Aber nein, in der Tat, er hatte ihr gekündigt. „Er fühlt ſich minderwertig, weil er über fünfzig iſt,“ ſagte ſie mit einer ſo hochgeſchraubten Stimme, daß es einen nervös machte.„Ja, und das iſt alles. Jetzt glaubt er natürlich nicht, daß die ganze Sache anders war und nichts mit dem zu tun hat, daß er über fünfzig iſt. Ich möchte aber nicht gehen und ihn in dieſem Irrtum laſſen. Es muß ſo demütigend ſein für ihn.“ „Fräulein Roberta, was ſoll denn das heißen? Ich ver⸗ ſtehe Sie nicht.“ „Ach, es iſt jetzt nicht mehr nötig, Theater zu ſpielen. Sie haben immer alles gewußt und immer ſo getan, als ob Sie nichts wüßten, und ich bin mir nicht einmal darüber klar, ob das eine Schmeichelei oder ö eine Beleidigung für mich war.“ Sie drehte ſich um, nahm den Koffer, ſah mich über die Schulter hinweg lächelnd an.„Alſo dann“, ſagte ſie,„auf Wiederſehen!“ Ich ging durch den Korridor zurück und hinaus in den Garten. Van Vechten ſaß im Liegeſtuhl. Er beob⸗ achtete mich, wie ich über den Kiesweg herankam. Er ſah ſehr müde aus, und der Druck ſeiner Hand war matt. In ſeinen Augen fehlte etwas, ſie waren wie ausgehöhlt. „Freut mich, daß du da biſt,“ ſagte er,„mir geht's ſchlecht. Man wird alt.“ „Warum ſo plötzlich?“ monoton und müde. „Erzähle ich dir gleich,“ ſagte er,„aber erſt mußt du erzählen. Wie war's unterwegs?“ Während er zuhörte, ſtreichelte er den Barſoy, der neben ihm ſtand und ſich ein wenig anlehnte. Zuletzt begann er zu erzählen. „Ja, ſo ein Barſoy,“ ſagte er,„eigentlich hätten ja die beiden kleinen Worte genügt, aber Hunde leben nun einmal näher an der Erde, bei ihnen geht es um irdiſche Tatſachen. Ich ſaß hier unter dem offenen Fenſter und hörte ſie telephonieren. Damit fing es an. Sie ſprach mit einem Geſchäftsfreund, einem Direk⸗ tor F. Rein dienſtliche Dinge, ja. Sie wußte wohl nicht, daß ich hier ſaß. Aber ſie war vorſichtig. Vielleicht war auch, und das halte ich für das Wahrſcheinlichſte, dieſer Herr am anderen Ende der Leitung zunächſt nicht allein in ſeinem Zimmer. Sie redeten ſich mit„Sie“ an. Zum Nun, ich ſah, daß jemand den Hund zurückbrachte, und Roberta nahm ihn in Empfang. Auch ſeine Stimme klang Schluß ſagte Roberta:„Alſo dann—“ Und nun, beachte das bitte, ſtockte ſie ein bißchen, und dann kam dieſes Lachen, nur ſo ein halbes, kurzes Anſtoßen, verlegen und zärtlich und was man will, und darauf ſagte ſie mit einer plötzlich verdammt dunkel gewordenen Stimme: „Wiederſehen!“ Ich ſaß hier und hörte mir das an, es war gegen, Abend, und die Mücken tanzten wie verrückt um meinen Kopf herum. Dieſer Direktor war mehrere Jahre in Süd⸗ amerika, und da hat er anſcheinend für alle Zeiten ſein Fett verloren. Er ſchwimmt und reitet, er hat kein Herz und keine Nieren. Seine Villa liegt etwa eine Viertel⸗ ſtunde von hier. Sie iſt nicht leicht zu finden. Hingegen gibt es eine Menge einfacher, gerader Wege nach allen Richtungen. Aber mein kluger Barſoy hier hat ſie eines Tages doch gefunden.“ Van Vechten ſchwieg. Nach einer Weile fuhr er fort: „Anſcheinend machte es ihm gar keine beſondere Mühe. Ich hatte ihn niemals mitgenommen zu F., und auch Roberta hatte, geſchäftlich wenigſtens, niemals etwas bei F. zu tun. Sie ging viel mit dem Hund ſpazieren. An dem Abend blieb ſie zu Hauſe, aber der Hund war weg. Ich nahm an, da er an Spaziergänge gewöhnt war, machte er einen für ſich. Eine Stunde ſpäter klingelte es. Nun, ich ſah, daß jemand den Hund zurückbrachte an einer proviſoriſchen Leine, und Roberta nahm ihn in Empfang. Das Licht über dem Eingang brannte und war hell genug, um erkennen zu laſſen, wer es war, der den Hund gebracht hatte. Nämlich der Diener dieſes Herrn F. Alſo dann— ja. Das Weitere war einfach—!“ Er ſah auf die Uhr.„In zehn Minuten werde ich wieder allein ſein. Das iſt alles. Sie war vier Jahre bei mir. Natürlich wußte ich, eines Tages würde es ſo kommen; aber ich hatte mehr von dieſem Augenblick er⸗ wartet. Er ſchleicht ſo dahin. Vielleicht bin ich einfach müde. Eigentlich iſt es ja viel mehr als nur ein Abſchied von einem Mädchen. Nun, ich nehme mir ein älteres Fräulein fürs Büro— natürlich wohnt ſie nicht bei mir, ſie kommt und geht, und dann bin ich eben wieder allein mit meinem Hundevieh.“ Er ſtrich ſich übers Geſicht. Er ſah an mir vorbei. Die Dämmerung hatte begonnen. „Und mit meiner Erinnerung,“ ſagte van Vechten. Seine Stimme klang heiſer. Er huſtete. „Siehſt du,“ ſagte er,„kaum iſt die Sonne weg, und ſchon wird es kühl.“ „Ja— doch— ein bißchen vielleicht.“ Ein Wagen hielt unter den Bogenlampen am Gartentor, der Chauf⸗ feur ging ins Haus und kam mit Koffern zurück, und dann kam Roberta Thun auf dem Kiesweg heran in einem hellen Regenmantel, das Geſicht dunkel von Sonne unter dem hellen Hut.„Roberta,“ ſagte van Vechten und richtete ſich auf. Ich beobachtete ihn, ſeine Hände um⸗ klammerten die Lehnen des Liegeſtuhles, daß die Knöchel weiß hervortraten. „Auf Wiederſehen, Dirk,“ ſagte ſie und legte ihre Hand auf ſeinen Arm. Sie ſahen ſich an. Ich ſtand auf, ich wäre am liebſten gegangen, aber van Vechten ließ es nicht zu.„Du bleibſt auf jeden Fall,“ ſagte er,„ich möchte heute abend nicht allein ſein.“ „Dirk,“ ſagte Roberta leiſe,„ich ſchwöre dir, der ein⸗ zige Fehler den er hat iſt, daß er zu jung iſt.“ „Immerhin nur zehn Jahre älter als du,“ ſagte van Vechten.„Wenn du ſelbſt glaubſt, was du geſagt haſt, iſt es eine Illuſion, die du bald verlieren wirſt. Sonſt war es jedenfalls recht gut gemeint und freundlich von dir. Aber, Roberta, es gibt Dinge in einem, die ſich ein⸗ fach nicht wegleugnen laſſen. Und meiſtens ſind gerade ſie die natürlichen und alſo in ihrem vollſten Recht.“ Sie nahm ihre Hand von ſeinem Arm, richtete ſich auf.„Ein Wort von dir, und— ich gehe nicht weg.“ Van Vechten lehnte ſich in den Stuhl zurück. Seine Hände löſten ſich von den Lehnen. Er hielt die Augen geſchloſſen und ſtreichelte den Barſoy. Sein Rezept Von K. R. Neubert. 5 Es gibt viele Rezepte für glückliche Ehen: Geduld, Anpaſſungsfähigkeit und gutes Einkommen zum Beiſpiel. Aber mit ſolchen Rezepten iſt es wie mit Apothekerpillen: Wenn ſie dem einen nützen, brauchen ſie dem anderen noch lange nicht zu helfen. Wer aber erkannt hat, daß es gerade die kleinen Dinge des Alltags ſind, die eine Ehe trüben können, hut ſchon ein gutes Rezept in der Hand. Beherrſche dieſe Nebenſächlichkeiten, denn ſie neigen zur Lawinenbildung, wenn unſere ſchlechte Laune hinzukommt. Alſo auch Kampf der ſchlechten Laune! Wie entſteht wohl die ſchlechte Laune? Man hat Aerger im Büro. Man hat etwas falſch gemacht. Oder man findet eine Rechnung zu hoch. Ja, man kann ſehr leicht ſchlechter Loune ſein, aber es iſt ſchwer, ſie an⸗ dere nicht füh⸗ len zu laſſen. Mancher hat ſeine Me⸗ thode. Von einem Ehe⸗ paar hörte ich, Ich verſchwand diskret, als ſeine Frau verlegen lächelnd die kleine Konditorei bei dem ſich ihrer Erinnerungen betrat. die Einrich⸗ Zeichnung: Grunwald— M. tung des „Sturm⸗ balles“ bewährt haben ſoll. Irgendwo las ich es. Wer ſchlechte Laune hat, zieht den kleinen„Sturmball“, der in der Diele angebracht werden lann. Man weiß ſo⸗ gleich Beſcheid: Nimm dich in acht, laß den anderen in Ruhe, bis wieder die Sonne bei ihm durchbricht. Die beſte Methode aber iſt, ſich mit all ſeiner Wut in die Arbeit zu ſtürzen. Nachher freut man ſich, wieviel man geſchafft hat. Aus der ſchlechten Laune wird gute Laune. Aus Stimmungen, die wir nun einmal alle haben, werden aber auch oft Verſtimmungen. Ungeklärte Miß⸗ derſtändniſſe ſind Minen, auf die das Eheſchifflein auf⸗ läuft. Ausſprache tut not! Mein Freund X führt eine vorbildliche Ehe. Ich habe ihn oft nach ſeinem Rezept gefragt. Er lächelte ge⸗ „Ich hoffe, du wirſt eine angenehme Reiſe haben, ſagte er nach einer Weile. Sie biß ſich auf die Lippen. Ihr Geſicht ſah plötzlich ſehr ſchmal aus. Ich konnte es nicht mehr ſehen. Ic hob den Kopf. Der Himmel war klar, mit flackernden Sternen, blank, fern, gleichmütig. Und dann erſchreckte mich eine plötzliche, undurchdringliche Stille, die ſich wie eine immer beängſtigender werdende Beklemmung nieder⸗ zuſenken ſchien. Ich weiß nicht, was geſchah. ich ſah nur noch, wie Roberta Thun ſich aufrichtete und van Vechten langſam, mit einer Bewegung, als wolle er ſich ſchlafen legen, weit in den Stuhl zurückſank. Er atmete ſo tief, als ſei es nach langer Zeit das erſtemal. Ich ſah ihr nach, wie ſie ſich auf dem Kiesweg ent⸗ ſernte, groß, ſchlank, mit feſten Schritten ihrer hohen Beine, und dann ſah ich noch einmal ihren hellen Hut wie einen letzten Widerſchein von Licht über den Mandel⸗ bäumen. Da der Abend ſtill war, hörten wir, wie die Tür des Wagens zugeſchlagen wurde und der Motor an⸗ fing zu laufen. Der Barſoy bellte einmal auf, gedämpft, wie im Traum. Ich ſah nur noch, wie Roberta Thun ſich aufrichtete und van Vechten weit in den Stuhl zurückſank. Zeichnungen(2): Grunwald— M. „Ruhig!“ ſagte van Vechten, und dann:„Ich glaube, wir gehen ins Haus, wie? Ich finde, es iſt abends immer noch recht kühl.“ Er ſtreckte ſeinen Zeigefinger aus und hielt in mir an die Schläfe. Ich zuckte zuſammen. Van Vechten lachte. Der Finger war eiskalt. „Das Herz,“ ſagte van Vechten lachend, als erzählte er einen Witz.„Wenn es ſo weit iſt, muß ich meine Tropfen nehmen. An den Fingern und den Lippen fängt es an. Gar kein Gefühl.“ Der Barſoy ging neben uns her, ſein ſchmaler, bieg⸗ ſamer Rücken leuchtete hell in der Dämmerung. heimnisvoll und zuckte die Schultern. Neulich traf ich ihn in einer etwas unfreundlichen Gegend, in der er vor Jahren gewohnt hatte.„Was machſt du denn hier!“ fragte ich erſtaunt.„Ich habe mich in einem kleinen Café mit meiner Frau verabredet!“ antwortete er. „Hier?— Gibt es keine ſchöneren Cafés für euer Zuſammenſein?“ 5 „Für dieſes Zuſammenſein nicht!“ lächelte er. Er bemerkte meine Verwunderung. „Du haſt mich manchmal nach dem Rezept meiner glücklichen Ehe gefragt,“ fuhr er lächelnd fort.„Nun, ich bin keine alte Köchin, die ihr Kuchen⸗ oder Soßenrezept als Geheimnis mit ins Grab nimmt. Mein Rezept, wenn du es ſo nennen willſt, ſollſt du hören. Aber komm in jene kleine Konditorei, wir haben noch eine halbe Stunde Zeit, bis meine Frau kommt!“ Ich folgte ihm gern, da ich auf ſeine Erklärung be⸗ gierig war. Wir betraten ein typiſches Vorſtadteafé. Es war ſpäter Nachmittag und ſchon ziemlich dunkel im Raum. An einer Wand ſtand ein Klavier. Es gab auch Niſchen mit zerſeſſenen Sofas. Auf eine dieſer Niſchen ſteuerte mein Begleiter zu, und er ſchien glücklich, daß dieſer Platz nicht beſetzt war. Von irgendwo kam Flüſtern. Wir waren alſo nicht die einzigen Gäſte. Er ſchwieg eine Weile und ſchien nachzudenken. Plötz⸗ lich ſpürte ich ſeine Hand auf meiner Schulter.„Glaubſt du, alter Junge, daß es in unſerer Ehe keine Verſtim⸗ mungen gibt, keine Mißverſtändniſſe, die geklärt werden müſſen, keine—“ Mir entfuhr ein erſchrockener Ausruf. „Nein, nein,“ beſchwichtigte er,„ſie werden ja ge⸗ klärt. Das iſt das Entſcheidende. Ich meine nur, daß es immer an uns ſelber liegt. Unſer Feind iſt die Gewohn⸗ heit. Das Erreichte wird uns ſelbſtverſtändlich. Die ein⸗ mal errungene Liebe des anderen, die auskömmliche Stel⸗ lung, das gepflegte Heim. Die Maßſtäbe verſchieben ſich unbemerkt, und man wird oft ungerecht und unzufrieden.“ „Und dein Rezept?“ fragte ich. „Ganz einfach!“ lachte er.„Wir erinnern uns, wenn es nottun ſollte, an unſere Anfänge. Und wo könnten wir das beſſer als hier in der kleinen Konditorei, in der wir vor Jahren ſo oft zuſammenkamen, ich als möblier⸗ ter Herr und ſie als berufstätiges, alleinſtehendes Fräu⸗ lein? In dieſer Niſche ſaßen wir und machten Pläne und küßten uns und waren glücklich. Und wie oft ſagten wir: „Wenn wir erſt ein eigenes Heim haben werden!“— „Wenn keine Wirtin mehr um zehn Uhr abends an die Tür klopft!“— Wenn— wenn—— ach, wie viele Wenn! Und heute ſind eigentlich alle Träume, die wir in dieſer Niſche träumten, erfüllt. Und wenn wir dennoch unge⸗ recht und unzufrieden zu werden drohen, erinnern wir uns dieſer Niſche, und manchmal treffen wir uns hier wie damals. Und wenn wir dann nach Hauſe kommen, erſcheint uns die Wohnung noch einmal ſo ſchön, und alles, was wir erreicht haben und was uns verbindet, wird uns um ſo bewußter.“ Das Bedienungsfräulein hatte jetzt Licht gemacht; er ſah auf ſeine Uhr und rief wie ein Junge glücklich:„Sie muß gleich kommen, und du mußt jetzt verſchwinden, mein Lieber! Entſchuldige, aber ſchon damals liebten wir es nicht, wenn noch jemand an unſerem Tiſch faß.“ Das verſtand ich natürlich und verſchwand diskret, als ſeine Frau, verlegen lächelnd wie ein junges Mäd⸗ chen, die kleine Konditorei ihrer Erinnerungen betrat. ,, M l MA nA. „„ hee . 8 Si 22 Copyright by Carl Duncker (6. Fortſetzung.) Das letzte Kapitel ſchloß: Das Geſpräch war in engliſcher Sprache geführt worden, die Muſtaſa zwar beherrſchte, aber deren Laute er mit der dem Orientalen eigenen Härte ausſprach. Die Stimme am anderen Ende war unverkennbar die eines Briten geweſen. Nach Beendigung des Geſpräches machte Muſtafa Hilmi noch einige Eintragungen in ſein ſchmales Buch, das er darauf in eine Innentaſche ſeines weißen Seidenxrocles ſteckte, und drehte ſich dann eine Zigarette. Als ſie in dem Halter aus Bernſtein ſteckte und der blaue Rauch langſam aufzuſteigen begann, ging er eine Weile ſeinen Gedanken nach. Dann ſtreckte er ſeine Hand aus, hob einen anderen Telephonhörer ab und nannte langſam und leiſe einen Namen. Wartend rauchte er weiter, bis ein Summer ertönte; er beugte ſich vor und hob den Hebel, der die Tür öffnete. Lautlos trat ein Mann ein Verlag, Berlin W 62. Der breite Kragen aus hellem Nerz umrahmte ſein ausgemergeltes Geſicht, und aus der Pelzmanſchette ſah eine Knochenhand hervor, die den Tesbih ruhelos durch die Finger gleiten ließ. Der Mann verbeugte ſich lang⸗ ſam vor Muſtafa Hilmi, dann ſchloſſen ſich die Türen wie⸗ der hinter ihm. Er ſah Muſtafa Paſcha nicht an, ſondern blickte vor ſich auf den Boden, wie es die Achtung gebot. Er hätte regungslos ſtundenlang ſo verharrt, wenn ſein Herr es durch Schweigen verlangt hätte. Sein knochiger, ſchmaler Schädel trug den hellroten Fez des Nillandes, der ihn durch ſeine ſteife Höhe noch größer machte, als er ſo ſchon wirkte. Nafis ſah aus wie ein ausgelöſchter Menſch, der nichts dachte, nichts fühlte, nichts wollte. Und doch war er lebendiger im Geiſt als Muſtafa Hilmi, noch unermüdlicher und unergründlicher. Es war immer wie ein Kampf zwiſchen dieſen beiden, als ginge es darum, wer am längſten Schweigen und Warten er⸗ tragen könne. Sie verſchwendeten koſtbare Zeit auf dieſe Art, ſo zu tun, als ſei nichts geſchehen, nichts zu fragen und zu ſagen, als werde nur eins gewünſcht: daß der eine ſchweigend daſitze und rauche, während der andere ſchweigend dort ſtand und ſeine Bernſteinperlen durch die Knochenfinger gleiten ließ. Wie meiſt, ſo ließen auch jetzt die ſonſt ſo eiſernen Nerven Muſtafa Hilmis zuerſt nach. Er warf plötzlich ſeine Zigarette in eine rieſenhafte ſilberne Schale, drehte ſich auf ſeinem beweglichen Stuhl um und ſagte mit ver⸗ haltener Stimme: „Warum redeſt du nicht, Nafis? Habe ich dich her⸗ gerufen, damit du meine Tür ſchmückſt, oder damit du mir berichteſt?“ Mit unerſchütterlicher Ruhe ſagte Nafis: „Wie kann ich es wiſſen, Herr, warum du mich rufen ließeſt? Ziemt es ſich für mich, zuerſt zu reden, Herr? Und wenn es dir beliebt, mich hier ſtehen zu laſſen, warum ſollteſt du dir dieſe Freude nicht bereiten, Herr?“ Muſtafa Hilmi ſtand auf und ging auf den Mann an der Tür zu. Seine Augen öffneten ſich zornig, doch die Blicke prallten an dem unbeweglichen Geſicht Nafis' ab. Er ſah auf ſeinen Herrn, und in ſeinen hellbraunen Augen ſtand die gleiche unerſchütterliche Ruhe, die er ſei⸗ nen Worten und ſeiner Stimme gab. So ſtanden ſie ſich eine Weile gegenüber, bis ſich Muſtafa Hilmi abwandte. Wieder einmal war er der Unterlegene. Wieder einmal hatte Nafis geſiegt. Es ſprach für die völlige Unentbehrlichkeit des Knochigen, daß Muſtafa Hilmi ſich die Niederlage auch dieſes Mal Zefallen ließ. „Berichte, Nafis. Du hatteſt deine Leute auf dem Schiff, mit dem das Mädchen ankam. Ging alles nach Wunſch? War Granti wirklich, wie man drahtete, an Bord?“ Nafis hatte wieder den Blick in die dämmerige Ferne des Zimmers gerichtet, und während ſein Herr ſich eine Zigarette drehte, ſagte er eintönig: „Granti war an Bord; Achmed kam vorhin an und erzählte mir, daß Granti und das Mädchen faſt immer zuſammen waren. Es ſcheint, er hat ſie ſehr gern, wie auch Grantis rothaariger Diener verſichert, den wir ja bezahlen. Du wirſt zugeben, Herr, daß uns alles über Erwarten gut gelang, früher, als wir es zu hoffen wagten.“ 0 Muſtafa Hilmi ſchwieg ein Weilchen und rauchte ge⸗ ruhſam. „Mir kommt es zu gut gelungen vor, Nafis. Ich fürchte mich vor Dingen, die allzu glatt gehen. Iſt das Mädchen. wirklich ſchön? Auch für unſere Begriffe ſchön, oder nur für die der Ferenghis?“ 5 Ein unbeſchreiblicher Blick glitt aus Nafis' Augen über Maſtafa Hilmi Paſcha hin; dann ſagte er noch ein⸗ töniger als zuvor, noch leiſer ſprechend: 5 „Du weißt, Herr, ich kann über Frauen nicht urteilen in der Art, wie du fragſt. Ich habe dieſes Mädchen aus⸗ geſucht nach dem Muſter, das mir diejenigen Frauen gaben, welche Granti bisher beachtete, wenn er es auch— zu ſeiner Ehre ſei es geſagt— wenig genug tut. Sie iſt ſchöner als alle dieſe Frauen. Es war dein Gedanke allein, Herr. Ich finde Spiele verächtlich, in denen Frauen zum Einſatz genommen werden. Sie ſind eines Mannes unwürdig. Es war dein Gedanke Herr.“ f Muſtafa Hilmi drückte die Zigarette aus, die halb Bede vrannt war; wieder ſtand er auf und ging auf Nafis ey zu. „Du wagſt es, die Zweckmäßigkeit meiner Anordnun⸗ gen zu bezweifeln?“ i N „Ich wage es, Herr. Und ich würde ſehr viel mehr wagen, Herr.“ 5 Muſtafa Hilmi ſah in das unerſchütterte Geſicht des kochigen Mannes, und ſein Zorn wußte ſich keine Hilfe mehr. Er, der nur zu reden brauchte, um Furcht zu ver⸗ breiten, ſtand vor dem einen Menſchen, der ihn nicht fürch⸗ 5 . a 2 2 0 EN tete, ja, mehr noch, der nicht einmal beſonders klug fand, was er anordnete. Muſtafa Hilmi wußte kein Wort zu finden, mit dem er ſich als Gebieter erweiſen konnte. Je erregter er wurde, deſto ruhiger wurde, wenn es über⸗ haupt noch möglich war, Nafis. Muſtafa Hilmi fühlte, daß er ſeine Würde zu verletzen drohte, wenn er weiter ſeinem Zorne freien Lauf ließ, und ſo unterdrückte er alles, was er hatte ſagen oder tun wollen. „Fürchteſt du den Tod nicht, Nafis?“ „Warum ſollte ich den Tod fürchten, Herr? Ich wäre doch ein Tor, wenn ich das fürchtete, was uns allen einmal bevorſteht.“ „Doch wäre es denkbar, Nafis, daß du vor mir ſtür⸗ beſt. Fürchteſt du das nicht? Es könnte leicht geſchehen!“ Das Zucken, das ein Lächeln ſein konnte, huſchte um ſchmalen Mund. Das würde ich nicht für mich fürchten, Herr, nur für dich. Denn was mein lebender Mund verſchweigen kann, das würde mein toter Mund ausplaudern, ohne daß du, Herr, dieſen Worten eines Toten Einhalt gebieten könn⸗ teſt. Darum würde es mir für dich leid tun, Herr, wenn ich vor dir ſtürbe. Sehr leid, Herr.“ „Wie könnte dein toter Mund reden, Nafis?“ „Glaubſt du wirklich, Herr, ich arbeite umſonſt ſeit ei⸗ nem Menſchenalter in einer Sache, die nichts als Ge⸗ heimhalten kennt? Hälſt du mich für ſo ungelehrig? Sei deſſen gewiß: an dem Tage, an dem ich ſterbe, Herr, an dieſem Tage weiß man in London über alles Beſcheid, über alles, was du jemals tateſt. Und zu der Quelle, aus der ſie es wiſſen würden, kannſt du nicht gelangen, grübelſt du auch dein Leben lang, Herr.“ den 5 Zeichnung: Drewitz— M. Charles Williams hatte Ellen aus dem Wagen geholfen; der Butler verbeugte ſich vor ihr. „Aber... Nafis, mein Freund... kannſt du nicht eines natürlichen Todes ſterben? Kann das nicht immer einmal geſchehen? Jedem von uns?“ „Denen nicht, Herr, die mit dir zuſammenarbeiten! Haſt du ſonſt noch Wünſche, Herr?“ Muſtafa Hilmi ſah ſtarr in das verſchloſſene Geſicht. Dann wandte er ſich ab und bedeckte die Augen mit der Hand. Er murmelte: „Geh ſchnell, Nafis, gehe.. gehe...“ Hinter ihm tönte die monotone Stimme leiſe: „Ich kann nicht, Herr, ehe du nicht die Riegel hebſt.“ Muſtafa Hilmi bückte ſich und warf mit einem Ruck die Hebel hoch, die beide Türen dieſes Raumes öffneten; dann wartete er mit angehaltenem Atem, ob er nicht die Schritte des Davongehenden vernahm. Als alles ſtill blieb, drehte er ſich um. Das Zimmer war leer; Nafis war lautlos gegangen. Ein Schauder huſchte über den Rücken des Mannes, vor dem ſo viele Menſchen zitterten. Dann ging er heftig auf die andere Tür zu, die in ent⸗ gegengeſetzter Richtung lag. Erſchreckt wichen die Diener zur Seite, die in den langen Gängen des großen Hauſes wartend ſaßen und ſtanden; wer einen Blick in das Ge⸗ ſicht der Herrn geworfen hatte, wagte nicht einen zweiten. Es war keine gute Stunde, in der Muſtafa Hilmi ſich nach Cedar Lodge fahren ließ, um ſich zum erſten Male mit Ellen Sedlin zu treffen, es war kein guter Stern, unter dem er zum erſten Male in die Augen des ſchönen, blonden Mädchens ſah. 7. Kapitel. Nachdem das unwahrſcheinlich ſchöne Auto Ellen und ihren Begleiter, Miſter Charles Williams, in raſender Fahrt durch Kairo und ſein Menſchengewimmel gebracht hatte, hielt man am Ausgang des Europäerviertels ur⸗ plötzlich vor einem hohen Turm an; der Diener, der neben dem Fahrer geſeſſen hatte, ſprang ab, öffnete das Tor, und man fuhr in einen ſchattigen Garten ein durch eine breite Zedernallee auf einen weitgeſtreckten Bau zu. Ellen konnte nicht beurteilen, was es bedeutete, in Aegyp⸗ ten einen ſchattigen Garten zu erhalten, und ſo wurde ſie ſich erſt des Reichtums des Paſchas bewußt, als ſie das 33 5 SSS 8 „,, 8 Haus betrat, dieſes„Cedar Lodge“ genannte Beſitztum ihres Brotgebers. Es war in allem einem engliſchen Landhaus nach⸗ gebildet, und um den Eindruck vollſtändig zu machen, fehlte auch nicht der engliſche Butler und ſein Stab von Dienern, denen man die Lakaien reicher Häuſer an ihren maskenhaften Geſichtern anſah. Charles Williams hatte Ellen aus dem Wagen geholfen; der Butler verbeugte ſich vor ihr, und ſie ſah ſich in der ebenfalls engliſch anmu⸗ tenden Halle um. Das Ganze hätte beſſer an die Ufer der Themſe als an die des Nils gepaßt, aber es war voll⸗ endet gemacht. „Man wird Sie zu Ihrem Zimmer geleiten, Miß Sedlin. Ich verabſchiede mich jetzt. Wollen Sie ſich von der Reiſe ausruhen und ſich ganz nach Ihrem Belieben verhalten.“ „Aber... aber, wann werde ich meinen Zögling begrüßen dürfen? Und wann kann ich mich der Dame des Hauſes vorſtellen?“ Unbeweglich blieben bei dieſer Frage die Geſichter des Butler und ſeiner Gehilfen; unbeweglich auch das Williams'. Er ſagte mit der gleichen betonten Höflichkeit, wie er ſie bisher zur Schau getragen hatte: „Man wird Ihnen nachher Nachricht zukommen laſ⸗ ſen, Miß Sedlin. Ich möchte vorſchlagen, Sie richten ſich zunächſt in Ihren Räumen ein. Die Dienerſchaft weiß Beſcheid. Auf Wiederſehen!“ Damit war er plötzlich davongegangen, und Ellen konnte ihn nichts mehr fragen. Sie ſah ihm nach, wie er in das prächtige Auto ſtieg, das auf ihn gewartet hatte, und ſo unangenehm ihr auch ſeine Perſönlichkeit war, ſo doppelt verlaſſen fühlte ſie ſich jetzt, als er ſie in dem fremden Hauſe allein ließ. Aber ſie wollte von ihrer Angſt vor den wartenden Dienern nichts merken laſſen, und wandte ſich mit einer ſehr ſtolzen und entſchloſſenen Bewegung zu dem Butler, der die Würde eines Biſchofs zur Schau trug. „Wollen Sie mich bitte zu meinem Zimmer führen laſſen“, ſagte ſie, und der Butler verneigte ſich ſtumm. Er ging in höchſt eigener Perſon voran, die breite Treppe mit den flachen Stufen hinauf und machte eben vor einer Tür halt, die einer der Diener, der gefolgt war, ſchnell und lautlos vortretend, öffnete. Ellen trat ein, und die Tür ſchloß ſich hinter ihr. Sie ſtand in einem großen Raum, der mit hellen Gartenmöbeln wiederum ganz eng⸗ liſch eingerichtet war, und vor ihr knixte eine ſehr zier⸗ lich ausſehende Jungfer. „Guten Tag, Madame; ich bin Madame zur Bedie⸗ nung gegeben worden. Darf ich die Schlüſſel haben? Das Gepäck iſt ſchon alles hier. Wenn Madame mitkommen wollen? Dieſes iſt das Wohnzimmer; dort iſt der Ankleide⸗ raum; hier iſt das Schlafzimmer und da das Bad, da haben wir noch einen kleinen Vorraum beim Bad für die Koffer, und dort ſchlafe ich. Madame brauchen nur zu läuten, alle Glocken führen zu mir. Darf ich um die Schlüſſel bitten?“ Ellen Sedlin folgte ganz betäubt der zierlichen Führe⸗ rin, denn ſie wurde von Minute zu Minute unſicherer. So brachte man hierzulande eine Kleinkindererzieherin unter? Eine, die noch nichts von dem Berufe verſtand! Merkwürdig, ſehr merkwürdig! Sie ſtand mitten in dem ſchönen Raum, der gegen die Hitze durch große Markiſen vor den Fenſtern geſchützt war, und hatte ſich die Schlüſſel abnehmen laſſen. Dieſe Zierlichkeit, die da um ſie herum in ihren Sachen arbeitete, konnte ſie ebenſowenig nach dem Wieſo und Warum aller Dinge fragen wie den biſchöflichen Butler oder ſeine maskenhaften Hilfskräfte. Man konnte nicht die Diener⸗ ſchaft um Auskunft fragen, nein, das ging nicht. Ratlos irrten ihre Blicke im Raum umher, bis ſie ſchließlich auf⸗ leuchtend an einem weißen Telephonapparat haften blieben, der auf dem breiten, mit Büchern und Zeitſchriften be⸗ ladenen Tiſche ſtand. Dicht daneben bildete ein hoher Wandſchirm die Rückwand eines niederen Sofas. Da war es! Das Telephon!„Bill, Zimmer 771!“ Das war die Rettung und die Hilfe, nur das! Aber jetzt nicht. Nicht gleich. Erſt wenn ſie die Hausfrau und ihren Zögling ge⸗ ſehen hatte; erſt wenn ſie genau wußte, wie alles hier ſtand und ablief, und ſie ſagen konnte, wovor ſie ſich eigentlich ſo ſeltſam graute. Es war doch ſo ſchön hier, ſo bequem, ſo angenehm, und im Badezimmer rauſchte ſchon das Waſſer für ein erfriſchendes Bad. Unſinn, all dieſe Angſt. Daran waren nur die Worte Tom Grants und der ſeltſame Blick Mr. Williams' ſchuld, der immer an einem vorbeiſchaute. Torheit, dieſe Angſt. Es war eben hier ſo Sitte, und die Leute waren phantaſtiſch reich, wie das ja manchmal im Orient der Fall ſein ſollte, und wie ihre bisherige Freigebigkeit bewieſen hatte. Jetzt galt es, das Auspacken und Unterbringen der Kleider und ſonſtiger Beſitztümer zu beaufſichtigen und der zierlichen Zofe auf die ſchnellen Finger zu ſehen; dann ſich zu erfriſchen, aus⸗ zuruhen, anzukleiden. Entſchloſſen wandte ſich Ellen von der Betrachtung des weißen Telephonappartes ab und ging ihrer Beſchäfti⸗ gung nach. Neugierig prüfte ſie die bielen Bequemlich⸗ keiten, die einem Gaſte hier geboten wurden, und ſelbſt den befriedigen mußten, der viel höhere Anſprüche ſtellte, als Ellen Sedlin es tat. Sie hatte gelernt, den Pfennig dreimal herumzudrehen, ehe ſie ihn ausgab. Eine Stunde ſpäter ſaß ſie auf dem breiten terraſſen⸗ artigen Balkon, den ſie vor einem ihrer Fenſter entdeckt hatte, und genoß in der abendlichen kühlen Luft erfriſchende Getränke und ſeltſam köſtliches Obſt zugleich mit dem herrlichen Blick, der ſich ihr bot. Ueber das Grün des gepflegten Gartens hinweg ſah ſie das leuchtende Weiß der flachen Dächer in unendlicher Mannigfaltigkeit vor ſich und dahinter die trockene ſonnendurchglaſte Ferne, in ihrem gelblichen Rot vom breiten, gelben Nil träge durch⸗ ſchnitten. f(Fortſetzung folgt) 4 5 5 . Das Rätſelbildchen illuſtriert den Textanfang eines Volksliedes. Wie lautet dies? Rätſel. Wenn du einen Körperteil Einem Nebenfluß der Weſer ö Anfügſt, ſagt das Wort, was in der Zeitung Jeder findet, lieber Leſer. Ergänzungs⸗Rätſel. Schau Hut Arzt Pflicht Land Torf Schmuck Furt Sack Form Ger. Einem jeden der vorſtehenden einſilbigen Wörter iſt eines der nachfolgenden voranzuſetzen, ſo daß neue, und zwar zweiſilbige Wörter daraus entſtehen. Die Anfangs⸗ buchſtaben dieſer ergeben dann, miteinander verbunden, ein beliebtes Reiſeziel begeiſterter Bergſteiger. Bild Chef Ei Ei Geeſt Gruß Haft Heer Ill Ob Ruck. Scharade. Ein Freier im Wald, ein Freier im Feld; Mein ganzes ein Kerker, dem erſten beſtellt. Streichholz⸗Rätſel. In vorſtehender Figur befinden ſich neun Quadrate. Unter Berückſichtigung der an den vier Rändern befind⸗ lichen 16 Hölzchen ſollen aus dieſer Figur neun Quadrate gebildet werden, und zwar vier große und fünf kleine. Wie hat die Umlegung zu geſchehen? Silben⸗Rätſel. an arns berg chia eh es gei har hu is kor lau ne pee pich preis pu ren rep ſer te te te tep til woh. Aus vorſtehenden 26 Silben ſind 10 Wörter zu bilden, die folgende Bedeutung haben: 1. Heiße Springquelle, 2. militäriſche Bedeckung, 3. Stadt in Schleſien, 4. italieni⸗ ſche Inſel, 5. Fußbodendecke, 6. Stadt in Mexiko, 7. Blume, 8. Kriechtier, 9. Großer eiſerner Haken, 10. Stadt in Weſtfalen. Wurden die Wörter richtig gebildet, ergeben deren Anfangsbuchſtaben, von hinten nach vorn, zwei Naturerſcheinungen. Umbildungs⸗Aufgabe. Bunzlau Genthin Halle Nebra Sellin Wismar. Aus den vorſtehenden 10 Ortsnamen ſind durch Zu⸗ ſamenſtellen neue Ortsnamen zu bilden. Die Zuſammen⸗ ſtellung muß in der Weiſe geſchehen, daß je eine End⸗ und Anfangsſilbe der gegebenen Namen einen neuen er⸗ geben. Banſin Baſel Jena Kelbra Schach⸗Aufgabe. a b e d 2 1 2 11 8 7 ö 7 e.- .. , , 2. 2 b 0 F 8 1 0 5 5 Auflöſungen aus letzter Nummer: Illuſtriertes Kreuzworträtſel: Waage⸗ recht: Zebra, Gans, Oker, Eimer; ſenkrecht: Tube, Zange, Anker, Amor. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter ein⸗ zuſtellen. Steigerungs⸗Rätſel: 1. 2. Korn— Körner, 3. Kind— Kinder. Kern— Kerner, 3. Erker, 4. Diamant: 1. Sepia, 2. Agave, Prunk, 6. Iduna. el: 1. David, 2. Ithaka, 3. Euri⸗ Ulrike, 6. Großbetrieb, 7. Extem⸗ Doſis, 10. Balzac, 11. Roderich, Schreiberhau, 15. Eigen⸗ d brauſet,/ Das Leben [Er, Buchſtaben⸗D Reims, 5. Silben⸗Rätſ pides, 4. Juvenal, 5. porale, 8. Nanſen, 9. 12. Alhambra, 13. Urkunde, 14. tum 16. Teſtament: Die Jugen ſchäumt. Fehlaufgabe: Hannibal Union Ninive Daniel Staniol Tunika Anilin Genitiv Einigung. Hundstage. Rätſel: Kehr' wieder!— Wiederkehr. 1 D 5 Luci Krenczek. „Männe, die Kochkiſte, die uns deine Mutter geſchenkt hat, taugt aber nichts. Heute ganz früh habe ich das Eſſen hineingeſtellt und jetzt iſt es immer noch nicht gar!“ Zweifel. „Darf ich Ihnen mein erſtes und beſtes Drama in Verſen, genannt„Die ſchwere Not“ oder„Expectorans, König der Soffitten“, vorleſen? Sie ſind der erſte, der es hören ſoll!“ 5. „Der erſte?— So?— Und wenn ich höflich fragen darf: Das blaue Auge? Woher haben Sie das blaue Auge, Herr?“ Denken Sie nur, Herr Fiſcher, ich habe geleſen, daß es Menſchen gibt, die nachts nur drei Stunden Schlaf brauchen!“ „So einen Menſchen habe ich zu Hauſe,“ ſeufzt Herr Fiſcher. 7— „Er iſt geſtern vier Monate alt geworden!“ Unter Freundinnen. „Dein Bräutigam ſcheint kein Philologe zu ſein— er verwechſelt doch ſtets mir und mich!“ „Nicht ſo ſchlimm. Deiner verwechſelt dafür— mich und dich!“ — — „Sie ſind ſich offenſichtlich über die Pflichten und Auf⸗ gaben eines Kaſſierers im Klaren.“ „Unbeſorgt, ich werde die Kaſſe ſo führen, als wenn es meine eigene wäre.“ Immer die Frauen. „Nee, auf die Frauen iſt heutzutage kein Verlaß mehr. Ich habe drei Bräute, aber ich wette, daß keine einzige mir treu iſt.“ E „Sie haben den Kläger tätlich angegriffen, wollen Sie das leugnen?“ „Gerne, Herr Richter, wenn Se meinen, det mir det nützt.“ „Haben die Engel Flügel, Mutti?“ „Ja, mein Liebling!“ „Können ſie auch fliegen, Mutti?“ „Ja, mein Liebling!“ „Mutti, wann fliegt Minna dann? Papa hat geſtern „Engel“ zu ihr geſagt!“ „Noch heute, mein Liebling!“ „Na, Frau Klafte, wie geht es Sohn, dem Zahnarzt?“ „Nicht ſo beſonders, leider kann er hier immer noch nicht Wurzel faſſen!“ eigentlich Ihrem *. g„Finden Sie die Schön⸗ 775 N 5 f 7 6 8 heit von Fräulein Z. nicht IMpla- 2 911 1 gar * 8 Ir 7751 0 geradezu märchenhaft!“ mit Sonderstempe! 8.75 Mk. 8 Band- Ach. Sie meſnen wohle Sean ee ee. 5 7 erang. nfrei. Es war einmal!“ Berlin S2. Schliegtech 108. Abt 13 b. Werde Mitglied des hallen sich Eier über 1 Jahr ocdg fur iob· tac fler is pf; in Apotheken„ Drogerien 1 J 5 5 1 2 5 2525— 22 2 7 Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung. —— Waſſerſchäden Am 1. Juli wurden die 45 Feuerwachen Berlins in wenj⸗ gen Stunden 400mal alarmiert. Drei Wolkenbrüche hatten ſchlimme Verheerungen angerichtet. Solche Naturerſcheinungen find bei uns ſelten. Wer aber einmal die Statiſtiken zur Hand nimmt, wird die Feſtſtellung machen, daß durch Waſſer, das aus Leitungen austritt, erſtaun⸗ lich zahtreiche Schäden angerichtet werden. Es ſteht feſt, daß in der Feuerverſicherung auf je 40 Verſicherungen ein Schaden fall entfällt, in der Waſſerverſicherung aber auf je vier Ver⸗ ſicherungen; anders ausgedrückt: Auf einen Brandſchaden kom⸗ men zehn Waſſerſchäden. Bei den Waſſerſchäden handel! es ſich um alles andere als um Lappalien. Auf 1000 Feuerverſicherun⸗ gen entfiel im Jahre 1912 ein Geſamtſchaden von 9666 Mark, auf 1000 Waſſerverſicherungen aber ein Geſamtſchaden von 10409 Mark. Ueber die Notwendigkeit der Waſſerſchädenvper⸗ ſicherung beſteht demnach kein Zweifel. Sie iſt im Jahre 1883 zum erſtenmal von einer privaten Verſicherungsgeſellſchaft ein⸗ geführt und von Deutſchland über die ganze Welt verbreitet worden. Sie wird gewährt in vier Formen: als Gebäude, Hausrat-,. Waren, Betriebs- und Warenregreßverſicherung, Die größten Waſſerſchäden werden durch Rohrbrüche an⸗ gerichtet und machen oft erhebliche Gebäudereparaturen not⸗ wendig. Die„Allgemeinen Verſicherungsbedingungen“ ſehen aber nur einen allgemeinen Mindeſtſchutz vor. Für Hauswirte empfiehlt es ſich deshalb, eine Neuwertverſicherung abzu⸗ ſchließen, die von der Privatverſicherung 1929 eingeführt iſt. Hier werden Schäden ohne jeden Abzug voll erſetzt. Aber auch die Inhaber von Mietwohnungen, Beſitzer von Warenlagern uſw ſollten nicht verſäumen, ſich durch Abſchluß einer der obengenannten Verſicherungen gegen Waſſerſchäden und eventuell hierdurch entſtehende Haftpflicht zu ſchützen. Die Vertreter unſerer deutſchen Privatvperſicherungs⸗Geſellſchaften ſtehen jederzeit mit Rat zur Verfügung, den Verſicherungs⸗ vertrag ſo abzuſchließen, daß alle Schadens möglichkeiten ge⸗ deckt ſind. Dann werden Aerger und Enttäuſchung vermieden. 2 5 5 4 2 7 Monsſchem allein tut's freilich nicht Sie ſaßen allein im Abteil und waren glücklich. Die Hoch⸗ zeitsreiſe! Draußen glitt die ſonnenüberſtrahlte Rheinland- ſchaft vorüber. Manchmal, nachdem der Zug auf einer Sta⸗ tion gehalten hatte, öffnete ein Reiſender die Tür des Abteils — und ſchloß ſie lächelnd wieder, um weiterzugehen. Hoch⸗ zeitsreiſende ſind unverkennbar. „Wenn ich ſo bedenke“, ſagte der junge Ehegatte träume⸗ riſch,„daß wir uns vor zwei Monaten noch nicht gekannt haben! Es iſt wie ein Märchen..“ „Ja“, nickte ſie,„es war wohl die berühmte Liebe auf den erſten Blick Weißt du noch...“ „Ich werde es nie vergeſſen“, fiel er eifrig ein,„wir hatten nur einmal zuſammen getanzt. Wir ſetzten uns dann in eine Ecke, und du lehnteſt alle Aufforderungen zum Tanze ab. Dann gingen wir in den Park. Wir hörten die Muſik nur noch ganz fern, und der Mond ſchien“, fuhr er leiſer fort,„wie er noch nie geſchienen hatte. Das ſilberne Mondlicht verwob ſich in dein bezauberndes Haar, und ein Duft wehte mir aus ihm entgegen, der Duft des Mondlichtes, ganz zart und doch ſeltſam vertraut. So gab ich dir den erſten Kuß...“ Ein ſtaunendes Lächeln blühte im Geſicht der jungen Frau das ſich ſchließlich in ein klingendes Lachen auflöſte. Der Mann wurde offenſichtlich durch das Lachen verwirrt: „Ich bin wohl ſehr komiſch, Kleines? Verliebte Männer ſind eben manchmal komiſch— verzeih!“ Sie ſchütelte den Kopf, daß die Sonnenſtrahlen in ihrem ſo begeiſtert gerühmten Haar zu tanzen begannen:„O nein, Liebſter— ich habe nur eine Entdeckung gemacht, daß ihr auf Männer um vieles romantiſcher veranlagt ſeid als wir Frauen. Ich hatte nämlich damals die gleiche Empfindung; nur dachte ich dabei weniger an den Mondſchein. Sieh' mal, mein Guter: auf den Mondſchein allein können wir Frauen uns nicht verlaſſen, wenn wir hübſch bleiben wollen. Und die Schönheit meines Haares, die dir ſolche Freude macht, habe ich wohl auch meiner klugen Mutter zu verdanken, die mich ſchon als Kind dazu anhielt, das Haar mit einem Mittel zu pflegen, daß ja wohl auch du vor allen anderen bevorzugſt, wie ich damals ſchon bemerkte.“ Nun war das helle Lachen auf ſeiner Seite:„Alſo— Dralles Birkenwaſſer! Poeſie und Proſa „Nein, nicht Proſa, Liebſter. Natürliche und echte Poeſie der natürlichen und echten Schönheitspflege..“ Klingen hergestellt nge 5 dobf 59872, 60%% NOfesctidteR G MS HH SERIIN TEM PELHOF —— „Zum Wochenende“ und„Zum Zeitvertreibe Nr. 34 erſcheinen als Beilage. D A 2. Vi. 36: 661218. Pl.⸗Nr. 8. Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Auze gen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die— eiftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonntags“ blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; ſämtl. in Berlin SW 68. Lindenſtr. 101/102.