Auſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Heyngspreis! Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Aüzelgenpreiſe: Die 22 mm breite mim-Zeile 3 Pfg., n Tertteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Ab. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Funſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. —— * Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen; Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 36 1116 36. Jahrgang ——— Montag, den 24. Auguſt 1986 Moskau ſchürt das Feuer So aufregend die ſchaurigen Ereigniſſe in Spanien ſind, wie ſie uns täglich übermittelt werden, ſo dürfen wir darüber doch nicht vergeſſen, daß ſie ſich folgerichtig in die Kette jener Ereigniſſe einreihen, die wir ſeit Beſtehen des ſowjetruſſiſchen Reiches und der Kominterntätigkeit ken⸗ nengelernt haben. Da waren es die verſchiedenen bolſche⸗ wiſtiſchen Ausſchreitungen auf dem Balkan, die rote Herr⸗ ſchaft in Südchina, die verſchiedenen bolſchewiſtiſchen Re⸗ volutionen in den ſüdamerikaniſchen Staaten. Die Erin⸗ nerung in unſerer ſchnellebigen Zeit läßt die bolſchewiſti⸗ ſchen Revolutionsausbrüche in Mexiko wieder ins Ge⸗ dächtnis zurücktreten, während die Verſuche Moskaus, in Mitteleuropa Fuß zu faſſen, die Umtriebe in Wien, die Herrſchaft Bela Kuhns in Budapeſt und der kommuni⸗ ſtiſche Vormarſch im Reich, noch in ſpürbarer Erinnerung ſind. Der Generalſekretär der Komintern, Dimitroff, hat den hier und da über den Völkern der Welt aufge⸗ ſtapelten und zur Entladung gebrachten Zündſtoff roter Revolten geordnet und einer großen Strategie unter⸗ worfen. Die Bildung von Volksfronten, die, wenn nicht die nationalſozialiſtiſche Bewegung am 30. Ja⸗ nuar 1933 dem marxiſtiſchen Spuk ein Ende bereitet hätte, heute im Herzen Europas ihre ſtärkſte Herrſchaft entfaltet haben würden, iſt an die Stelle der planloſen Umſturzverſuche getreten. Die Sammlung der Arbeiter- maſſen hinter mehr oder weniger gemäßigten Linksregie⸗ rungen ſoll den Weg öffnen für die Errichtung der Sow⸗ jets, die Kollektivierung der landwirtſchaftlichen Güter, die Kollektivierung des Außenhandels, die Enteignung allen Beſitztums und Vergeſellſchaftung aller wirtſchaft⸗ lichen Betriebe. Im Falle Katalonien iſt dieſer Weg, wie die neueſten Erlaſſe der Regierung von Barcelona erlennen laſſen, bereits zu Ende gegangen worden. So wie die Vorausſetzungen, welche zum Zuſammen⸗ bruch der ſtaatlichen Ordnung in Spanien geführt haben, die gleichen ſind, wie jene Zuſtände, die das Ende des zariſtiſchen Regierungsſyſtems in Rußland herbeiführten, ſo ſpielt ſich gegenwärtig ein Entſcheidungsrin⸗ gen in Spanien ab, das dem Ringen zwiſchen den weißen und roten Armeen nach dem Ausbruch der bolſche⸗ wiſtiſchen Revolution gleichkommt. Und die Methoden, wie man die unſchuldigſten Geſchöpfe zu Tode quält, um den Gegner zu erſchöpfen und auszurotten, ſtehen in nichts nach— ja übertreffen jene grauſigen Geiſelmorde und Hinſchlachtungen von Menſchen noch, wie ſie auch in der Vernichtung des baltiſchen Deutſchtums eine unver⸗ 11 Narbe im deutſchen Volkskörper zurückgelaſſen aben. Wenn heute zwiſchen den europäiſchen Staaten ein Neutralitätsabkommen geſchloſſen werden ſoll, um zu ver⸗ hindern, daß ganz Europa durch das„Brennende Arſenal Spanien“ ins Chaos hinabgezogen wird, ſo zeigen die jüngſten Ereigniſſe, daß mit einem Waffenausfuhrverbot eine wirkſame Neutralitätsgarantie nicht geſchaffen iſt. Hat doch das ruſſiſche Gold die Madrider Regierung befähigt, in ganz Europa Munition und Flugzeuge auf⸗ zulaufen, ſind doch die menſchenunwürdigen Exzeſſe, die Vergewaltigungen der Frauen und Mädchen, die Ermor⸗ dungen der Geiſeln, die Verſtümmelung von Kindern, die Erſchießung von Familienangehörigen der Kämpfen⸗ den und die fortgeſetzte pſychologiſche Bearbeitung der Volksſeele durch die bolſchewiſtiſchen Agenten und den roten Rundfunk verurſacht worden. „Die Tätigkeit einer bisher am Moskauer Sender be⸗ ſchäftigten Sprecherin in einem für die ſpaniſche Links⸗ legierung arbeitenden Kurzwellenſender in Barcelona zeigt die unverhüllte Schamloſigkeit, mit welcher die neuen Waffen der bolſchewiſtiſchen Kriegführung in Europa angewandt werden. Die Behandlung des deutſchen Han⸗ delsſchiffes, das zur Aufnahme von Flüchtlingen in ſpani⸗ ſchen Gewäſſern ſich aufhielt, zeigt die Auflöſung aller völker rechtlichen Geſetze, die mit der Auflöſung aller elementarſten Menſchenrechte in Spanien dentiſch iſt. Gewiß liegt die tiefe Urſache für dieſen ſchwe⸗ lenden Gefahrenherd in Europa in den ſozialen Sünden und Verſäumniſſen der ſpaniſchen Vergangenheit, die hemmungsloſe Hinmordung eines Volkes und die ſtän⸗ dige Bedrohung des europäiſchen Friedens ſind aber nur deshalb möglich, weil die fremdländiſche Verhetzung eines Volkes und die fortgeſetzte materielle Unterſtützung durch die marxiſtiſche Regierung in Frankreich und die bolſche⸗ wiſtiſche in Rußland die Gegenſätze derart vertieft und ie Spannungen auf Europa übertragen haben. Wenn das deutſche Volk zerriſſen und uneinig, 21 Hader und Fehde geſchwächt, wie die ſpaniſche Nation im politiſchen Leben Europas dahintreiben würde, ſo wäre das Spiel mit dem Feuer, die Entladung immer neuen Zündſtoffes, die auf dem ſpaniſchen Kriegsſchauplatz durch le Komintern getrieben wird, als verſtändlich anzuſehen. Die deutſche Zucht und Ordnung, die politiſche und ſee⸗ liſche Geſchloſfenheit der Nation und die geſunde körper⸗ liche Kraft, die ſich jetzt erſt wieder während der Olym⸗ piſchen Spiele ſo bewährt hat, nicht zuletzt das ausgeſpro⸗ chene Ehrgefühl des deutſchen Volkes ſollten in elſter Stunde allen denjenigen Elementen in Europa, die Oel in das ſpaniſche Feuer gießen, eine unmißverſtändliche arnung ſein. Man vermißt jetzt die energiſchen Neutralitätsbe⸗ mühungen der franzöſiſchen und engliſchen Regierung in Moskau. Man vermißt weiter, wenn der aufrichtige fran⸗ zöſiſche Neutralitätswille anerkannt werden ſoll, eine feſte Abriegelung der Pyrenäengrenze. Und man meint, daß es doch wohl der franzöſiſchen Volksfrontregierung in erſter Linie gelingen müßte, eine befreundete Macht wie Sowjetrußland für ihre Friedensbemühungen zu ge⸗ winnen. Es ſcheint faſt, als ob die papiernen Entwürfe von Neutralitätsabkommen, zu denen wir ja grundſätzlich unſere Bereitſchaft zugeſagt haben, auf die Bedeutung einer ſchauſpieleriſchen Veranſtaltung herabgewürdigt werden ſollten, damit im Rücken derartiger Erörterungen die Waagſchale des Sieges zugunſten eines ſowjetruſſiſchen Spanien mit neuem Geld und Flugzeugen beſchwert wer⸗ den ſollte. Die Verletzung der Hoheit des Deutſchen Rei⸗ ches durch ſpaniſche Piraten läßt es angeraten erſchei⸗ nen, daß nicht von ſpitzfindigen politiſchen Juriſten Wege beſchritten werden, die nach dem Muſter der Völkerbunds⸗ politik neben dem tatſächlichen Geſchehen ergebnislos ein⸗ herlaufen. Wem in Europa iſt es außer Moskau wert, daß um innerpolitiſche Auseinanderſetzungen auf der ſpaniſchen Halbinſel ein Kontinent von neuem in Brand gerät? Das iſt die Schickſalsfrage, vor der Europa heute ſteht. Günter Kaufmann. 59 9 Giraßenkämpfe in Malaga Verzweifelte Lage der Roten in Gijon. Trotz aller Siegesnachrichten der Madrider Links⸗ regierung machen die Nationaliſten an allen Fronten neue Fortſchritte. Die Lage der roten Milizen in den nord⸗ ſpaniſchen Hafenſtädten verſchlechtert ſich von Tag zu Tag. Die von den nationaliſtiſchen Truppen belagerte Stadt Gijon hat die Madrider Regierung dringend um ſo⸗ fortige Hilfe gebeten. In dem Funkſpruch wird die Lage in der Stadt als verzweifelt bezeichnet. Madrid hat auf dieſen Hilferuf geantwortet, daß die Entſendung irgend⸗ welcher Reſerven im Augenblick völlig unmöglich ſei, da alle Streitkräfte im Norden für den Schutz von Bilbao benötigt würden. Wie der in den Händen der Nationaliſten befindliche Rundfunkſender von La Coruna mitteilt, ſoll die Militär⸗ garniſon von Malaga ſich gegen die Madrider Regierung erhoben haben. Heftige Straßenkümpfe tobten in mehreren Gegenden der Stadt. In der Provinz lägen heute rund 21000 Mann, denen es binnen kurzem gelingen würde, die Stadt Malaga ſowie die Provinz in den Beſitz der Militärgruppe zu bringen. Das„Echo de Paris“ beurteilt die militäriſche Lage der Nationaliſten ſehr günſtig. Das Blatt meint, die Her⸗ ſtellung der Verbindung zwiſchen Sevilla und Granada durch die Einnahme von Loja ſtelle einen wichtigen Ab⸗ ſchnitt im Aufmarſch der Nationaliſten dar. Der ganze Gebirgszug der Provinz Granada ſtehe nun unter Kon⸗ trolle der Nationaliſten. Die Verlegung des Hauptquar⸗ tiers von Burgos nach Valladolid, kaum 100 Kilometer von Madrid entfernt, laſſe darauf ſchließen, daß die Natio⸗ naliſten ihre militäriſche Lage nicht nur für geſichert hal⸗ ten, ſondern daß ein neuer Vorſtoß der nationalen Trup⸗ pen an der Guadarrama⸗Front auf Madrid bevorſtehe. Aus Sevilla ſeien mit der Bahn bereits ſtarke Abteilungen aus Marokko ſtammender Truppen des Generals Franco in Richtung Salamanca abgegangen, die die in Avlfla lie⸗ genden Streitkräfte verſtärken ſollen. Dieſe friſchen Trup⸗ pen würden in allernächſter Zeit zu den um Madrid in ſtarken Stellungen liegenden nationalen Truppen ſtoßen. Proteſtnote der nationalen Regierung Ein Vertreter der Regierung von Burgos hat der por⸗ tugieſiſchen Regierung und den ausländiſchen diplomati⸗ ſchen Vertretungen folgende Note zugeſtellt: An der Guadarrama⸗Front hat ein Geſchwader von 15 Flugzeugen die Stellung der nationalen Truppen an⸗ gegriffen. Bei mehreren dieſer Flugzeuge wurden ein⸗ wandfrei franzöſiſche Abzeichen feſtgeſtellt. Bei Toloſa und anderen Orten der San⸗Sebaſtian⸗Front haben Flugzeuge franzöſiſchen Typs Bomben auf die nationalen Truppen abgeworfen. Daraufhin kehrten ſie zu ihrer Baſis nach Frankreich zurück. An der San⸗Sebaſtian⸗Front wurde außerdem bei den marxiſtiſchen Truppen eine große Menge franzöſiſchen Kriegsmaterials feſtgeſtellt Giral und die rote Miliz Neue Maßnahmen der Madrider Regierung. Madrid, 24. Auguſt. Miniſterpräſident Giral, der bisher auch das Marine⸗ miniſterium leitete, hat dieſes Miniſterium dem bisherigen Unterſtaatsſekretär Francisco Matſſanchez übertragen. In einer Veröffentlichung der Regierung wird eine boldige ge⸗ ſetzliche Regelung der Stellung der Miliz innerhalb der Re⸗ gierungeſtreitkräfte angekündigt. Die Milizoffiziere ſollen die gleiche Stellung wie diejenigen der Armee und Marine erhalten. Landtagspräſident Martinez Barrio, der mit der Organiſakſon der Freiwilligentruppen beauftragt worden iſt, hat in Albacete ſeine Tätigkeit auf⸗ genommen. In Caſtellon, Jaen, Cuenca und Mureia wer⸗ den Rekrutierungskommiſariate gebildet, die zunächſt die⸗ jenigen Wirtſchaftsbetriebe ſtatiſtiſch erfaſſen ſollen, die in eine Kriegsinduſtrie umgewandelt werden können. Der Kardinal von Tariagona, Erzbiſchof Vidaly Barra⸗ quer, ſoll von Milizſoldaten in Barcelona ermordet worden lein. Nr. 197 Nobelpreisträger ermordet Nach einer Meldung aus Sevilla hat General de Llano durch den Rundfunk bekanntgegeben, daß in Ma⸗ drid drei hervorragende ſpaniſche Bühnenſchriftſteller, Ja⸗ einto Benavente und die beiden Brüder Seraphim Alvarez Quintero und Joaquin Alvarez Quintero, ſowie der Ma⸗ ler Ignacio Culoaga ermordet worden ſeien. Benavente hat im Jahre 1922 den Nobelpreis für Literatur erhalten. Wo bleibt die Neutralität? Der franzöſiſche Bokſchafter in Madrid ſpendet 500 Peſeken für die ſpaniſche Volksfront. Paris, 24. Aug. Die„Action Francaiſe“ teilt am Kopf des Blattes mit, daß die Direktion der halbamtlichen fran⸗ zöſiſchen Nachrichtenagentur Havas die Anweiſung bekom⸗ men habe, nicht von den 500 Peſeten zu ſprechen, die der franzöſiſche Botſchafter in Madrid, Herbette, der ſpaniſchen Volksfront geſtiftet hat. Aber, ſo bemerkt das Blatt, die So⸗ zialanarchiſten der Volksfront hätten ſich ſelbſt diefer uner⸗ rie Hochherzigkeit des franzöſiſchen Botſchafters ge⸗ rühmt. 5 Neuer Aebergriff der„Libertad“ Bedrohung eines türkiſchen Handelsſchiffes. Wie aus Cadiz berichtet wird, hat der durch den Zwiſchenfall mit dem deutſchen Dampfer„Kamerun“ be⸗ reits unrühmlichſt bekannt gewordene Marxiſten⸗Kreuzer „Libertad“ verſucht, ein türkiſches Handelsſchiff, das ſich auf dem Wege nach Cadiz befand, zwecks Unterſuchung anzuhalten. Das rote Piratenſchiff konnte ſein Vorhaben allerdings nicht ausführen, da die nationaliſtiſchen Küſten⸗ batterien das Feuer eröffneten und der Kreuzer unter dieſen Umſtänden es vorzog, die Flucht zu ergreifen. England erkennt die Blockade nicht an Der diplomatiſche Mitarbeiter der„Morning Poſt“ meldet, die engliſche Regierung habe nunmehr der Ma⸗ drider Regierung mitgeteilt, daß ſie die an gewiſſen ſpa⸗ niſchen Küſtengebieten erklärte Blockade nicht anerkenne. Die engliſche Mitteilung ſtütze ſich auf die bekannte Be⸗ gründung, daß erſtens die Blockade nicht wirkſam gemacht werden könne und zweitens ein Kriegszuſtand amtlich nicht anerkannt ſei. Der Beſchluß, die Blockade nicht anzuerkennen, be⸗ deute, daß England jedem Verſuch, britiſche Schiffe außerhalb der ſpaniſchen Territorialgewäſſer aufzu⸗ halten und zu durchſuchen, mit Gewalt entgegentreten werde. Die britiſche Regierung habe gleichzeitig eine Reihe von Anfragen an Madrid geſtellt wie zum Beiſpiel, ob die Erklärung einer Blockade bedeute, daß Madrid jetzt die Nationaliſten als Kriegführende anerkenne. Die ſpaniſche Antwort werde, wie verlautet, immer noch erwartet. Fliegerbomben auf Madrid Nach einer Meldung aus Sevilla wurde Madrid don einer Fliegerſtaffel aus Tablada bombardiert. Ueber den Stadtteilen, in denen ſich Kaſernen ſowie Unterkünfte der 5 befinden, ſeien zahlreiche Bomben abgeworfen wor⸗ en. Radio Sevilla erklärt dazu, die Bombenwürfe auf Ma⸗ drid ſeien als Vergeltung für die Beſchießung und Bom⸗ bardierung der offenen Städte durch die Regierungsſtreit⸗ kräfte aufzufaſſen. Wie Radio Sevilla weiter berichtet, griffen marxiſtiſche Milizen aus Malaga Antequera an. Nach ſchweren Kämp⸗ fen ſchlugen die nationaliſtiſchen Truppen unter der Füh⸗ rung des Kommandanten Verela die Marxiſten zurück, die 400 Tote und Verwundete auf dem Schlachtfeld ließen. Der Vormarſch der Truppen Verelas auf Malaga gehe pro⸗ grammäßig vor ſich. Die Einnahme der Stadt ſei bald zu erwarten. Britiſcher Dampfer angehalten Neuer Rechksbruch eines Kriegsſchiffes der Madrider Regierung. London, 24. Auguſt. Nach einer Meldung aus Gibraltar, die von amtlicher Londoner Stelle beſtätigt wird, iſt der britiſche 1400⸗Tonnen⸗ Dampfer„Gibel Zerjon“, der im Fracht. und Paſſagierver⸗ kehr zwiſchen Gibraltar und Marokko verwendet wird, auf hoher See, 10 Meilen von Melilla entfernt, von einem Kriegsſchiff der Madrider Regierung angehalten und durch⸗ ſucht worden. Seitdem iſt das Schiff verſchollen. Es hatte am Samstagmittag Gibraltar verlaſſen und iſt bisher noch nicht in ſeinen unge dem ſpaniſch⸗ marokkaniſchen Hafen Melilla, eingetroffen. Reuter erfährt von zuverläſſiger Seite in Gibraltar, daß Kriegsſchiffe der 1 Regierung den engliſchen Dampfer feſthalten und m die i Weiterfahrt nach Melilla verweigern. Sofort nach Eintreffen der Nachricht haben die engli⸗ ſchen Marinebehörden in Gibraltar den Panzerkreuzer„Re⸗ puls“ angewieſen, ſofort in Richtung Melilla auszulaufen, um den engliſchen Dampfer in ſicheres Geleit zu nehmen. Der britiſche Zerſtörer„Wolſiy“ iſt von Malaga nach Me⸗ lilla in See nan e Das amtliche engliſche Nachrichtenbüro ſtellt dem Bericht von der Aufhaltung und Durchſuchung eines engliſchen Dampfers der am Sonnkag abgegebenen Verſicherung der Madrider Regierung gegenüber, daß ſie kein Durchſuchungs⸗ recht britiſcher Schiffe auf hohe. dee beanſpruchen könne. 1 13 Neuer„Bremen“ ⸗Zwiſchenfall Bolſchewiſtiſche Radauſzenen bei der Abfahrt aus New Jork New Pork, 22. Auguſt. Wie die Bolſchewiken in der ganzen Welt einander in die Hände arbeiten, zeigt in vollſter Deutlichkeit die Tatſache, daß bei der Abfahrt des Dampfers„Bremen“ aus dem New Porker Hafen, die in der Nacht zum Sonnabend in ſpüter Stunde erfolgte, die New NPorker kommuniſtiſchen Organiſationen wieder einmal Radauſzenen an Bord veranſtalteten. Etwa 150 Bolſchewiken hatten ſich unter die Ver⸗ wandten und Angehörigen der Paſſagiere gemiſcht, die ſich zum Abſchiednehmen an Bord begeben hatten. Dies wurde u. a. auch dadurch ermöglicht, daß die polizeilichen Maßnahmen, die anläßlich des Flaggenzwiſchenfalls im vorigen Jahre eingerichtet worden waren, nicht mehr mit gleicher Strenge durchgeführt werden. Auf ein Zeichen hin begannen dann die Tumulte. Die Beſatzung ſchritt ſofort mit Unterſtützung der Ortspolizei ein, und es ge⸗ lang auch, den größten Teil der bolſchewiſtiſchen Unruhe⸗ ſtifter nach kurzem Handgemenge von Bord zu befördern. Zwölf Weiber jedoch hatten ſich mit Ketten und Schlöſſern an die Reeling angeſchloſſen. Sie trugen weiße Wollſweater mit antideutſchen Aufſchriften, mit ein Be⸗ weis dafür, daß das Ganze von langer Hand ſyſtematiſch vnrbereitet war. In kurzer Zeit waren ſie jedoch durch die Beſatzung von ihren Feſſeln befreit und der Orts- polizei übergeben, die ſie dem Polizeigefängnis einlieferte. Die Paſſagiere des Schiffes haben zum größten Teil von dem ganzen wüſten Auftritt angeſichts der Größe des Schiffes nichts bemerkt. Die Verſpätung in der Ab⸗ fahrt des Schiffes war nur gering. 115 Schon einmal war die„Bremen“ der Schauplatz kom⸗ muniſtiſcher Ausſchreitungen. Damals— im Juli 1935 — wurde dieſe unerhörte kommuniſtiſche Provokation gegen einen fremden Dampfer in der ganzen Welt als eine ſchwere Verletzung des geltenden internationalen Rechts empfunden. Auch der neue Zwiſchenfall in New Vork iſt ein Glied in der Kette der deutſchfeindlichen Demonſtra⸗ tionen, die gerade jetzt unter dem Einfluß der Moskauer Spanien⸗Propaganda von dem Kommunismus gegen Deutſchland veranſtaltet werden. Wie verlautet, trugen die Plakate der New Yorker Demonſtrauten auch Inſchrif⸗ ten, die für Spanien eintraten. Ganz im Gegenſatz zu ihrer ſonſtigen Einſtellung im Kampf gegen ihre Gegner in Amerika wurden diesmal Frauen vorgeſchoben, wie man es bei den Kommuniſten in Europa bereits kennt. Die Polizeibeamten waren äußerſt entrüſtet über dieſe neuen kommuniſtiſchen Methoden, die nichts mit dem Geiſte Amerikas zu tun hätten. Der neue Zwiſchenfall iſt ein deutlicher Beweis dafür, daß der Bolſchewismus überall zum Angriff übergeht und die Weltrevolution mit allen Mitteln weiter vorwärts treiben will. Die Wiederholung der kommuniſtiſchen Demonſtratio⸗ nen gegen den deutſchen Dampfer muß den New⸗Yorker Behörden, denen der Zwiſchenfall zweifellos ſehr peinlich ſein mag, Veranlaſſung geben, nun endlich für einen aus⸗ reichenden Schutz fremder Schiffe in amerikaniſchen Häfen ernſtlich Sorge zu tragen. Freche Einmiſchung Engliſche Marxiſten hetzen gegen Deutſchland. Der internationale Marxismus ſcheint ſich die Ein⸗ miſchung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder als neues„Aufgabengebiet“ ausgeſucht zu haben. Nach⸗ dem ſchon vor einigen Tagen der franzöſiſche Innen⸗ miniſter Salengro in geradezu ſkandalöſer Weiſe ſeinem Haß gegen das gegenwärtige innerpolitiſche Syſtem in Deutſchland Ausdruck gegeben hat, gibt jetzt der bri⸗ tiſche Gewerkſchaftsrat in ſeinem Jahresbericht mit zyniſcher Offenheit bekannt, daß er gemeinſam mit der Amſterdamer Internationalen einen unter⸗ irdiſchen Feldzug gegen Deutſchland und andere autoritär regierte Länder zu führen verſucht. Die dafür gemachten Anſtrengungen und finanziellen Auf⸗ wendungen werden hervorgehoben und ausdrücklich an⸗ erkannt. Die Herrgottsmühle Roman von Paul Hain. 53 Er trat aus einem der unteren Zimmer. Seine Sou⸗ terrainwohnung gehörte„gegenwärtig den Fiſchen“, wie er ſich auszudrücken pflegte. „Herr Baron?“ Nu wird das Waſſer bald fallen, mein! ich—“ „Ja? Hoffentlich. Es ſieht ja ſo aus. Sind die Boote da?“ „Nu je— mit dem großen Kahn ſind doch der Herr Lindthorſt und der kleine Semmler zur Stadt gefahren, um uns die verdammt notwendig gewordenen Lebensmit⸗ tel zu holen. Es ſteht man knapp um unſere Speiſekam⸗ mer.“ „So— na ja— „Und in dem zweiten Kahn haben die beiden anderen Herren eine Spazierfahrt unternommen—“ „Bleibt alſo noch das kleine Boot—“ „Jawoll.“ Un das iſt da!“ „Na alſo! Das hätten Sie ja gleich ſagen können, Mat⸗ thieſen,“ lachte Viktor luſtig.„Dann werde ich jetzt alſo auch mal eine Ausfahrt machen—“ „Jetzt? Wo Herr Lindthorſt alle Augenblicke zurück⸗ kommen kann und meine Frau ſchon die Kartoffeln auf⸗ geſetzt hot? O je, Herr Baron— da warten Sie man noch.“ „Geht nicht, Matthieſen. Ich hab's furchtbar eilig, ſag' ich Ihnen. Ich eſſe in der Stadt.“ „Ach ſo! Ja— da kann ich nichts gegen ſagen.“ „Nee, Matthieſen, das können Sie nicht. und— na, das werden Sie ſpäter erfahren. Alſo ſagen Sie den an⸗ deren Herren Beſcheid.“ „Jawoll, Herr Baron—“ Viktor trat auf die Terraſſe, die jetzt der„Bootsanlege⸗ ſteg“ war, denn faſt bis zur oberen Stufe reichte das Waſſer. Er ruderte davon. Ihm war wohl zumute, wie ſeit langem nicht. Was würde Eva für Augen machen, wenn er ſo plötz⸗ 40 Beinahe in demſelben Atemzug, in dem der Gewerk⸗ ſchaftskongreß ſeine Anhänger zur Unterſtützung der„recht⸗ müßigen“ Madrider Regierung auffordert, berichtet er über ſeine unterirdiſchen Wühlmaßnahmen gegen die Re— gierungen von Deutſchland und Oeſterreich und über den Boykottfeldzug gegen deutſche Waren und Dienſtleiſtungen in allen Teilen der Welt. Aus dem Kapitel, das die Ueber⸗ ſchrift„Kampf gegen den Faſchismus“ trägt, geht hervor, daß ſich die Führer der Gewerkſchaftsbewegung ſeit län⸗ gerer Zeit aktiv in die inneren Angelegenheiten anderer Länder eingemiſcht haben, deren politiſche Syſteme ihnen nicht zuſagen. Der„unterirdiſchen Betätigung in Deutſch⸗ land und Oeſterreich“ iſt ein beſonderer Abſchnitt gewidmet. „Daily Telegraph“, der bekanntlich der engliſchen Re⸗ gierung naheſteht, erklärt in einem Leitaufſatz, es ſei der Gipfel der Dummheit, daß der Gewerkſchafts⸗ kongreß öffentlich die Tatſache zugebe, daß er mit der„unter⸗ irdiſchen Betätigung“ in Deutſchland und Oeſterreich in Verbindung ſtehe. Wird man in Deutſchland nicht ſagen, ſo ſagt das Blatt weiter, daß die Führer des britiſchen Gewerkſchaftskongreſſes für den Umſturz des national⸗ ſozialiſtiſchen Regimes konſpirieren und wird der Gewerk⸗ ſchaftskongreß nicht durch ſein eigenes Bekenntnis ab⸗ geurteilt? Der Gewerkſchaftskongreß ſollte zum mindeſten ſeine Tätigkeit auf die Politik des eigenen Landes be⸗ ſchränken. Die konſervative„Morning Poſt“ ſchreibt:„Dieſe ängſtlichen Vorkämpfer der Rechtmäßigkeit in Spanien komplottieren und intrigieren gleichzeitig zur Unterwüh⸗ lung der rechtmäßigen Regierung in Deutſchland und anderswo.“ Daraus gehe hervor, daß ſich die Marxiſten nicht im geringſten um die Rechtmäßigkeit von Regierun⸗ gen kümmern. Gtrategiſche Bahnbauten Die Tſchechoſlowakei als ſowjetruſſiſches Aufmarſchgebiet. Durch die andauernden umfangreichen ſtrategiſchen Straßen⸗ und Eiſenbahnbauten in der Tſchechoflowakei wird in die Bepölkerung eine ſtarke Unruhe getragen, da ſie ihr Land bereits als Aufmarſchgebiet und zukünftigen Kriegsſchauplatz ſieht. Hierzu tragen vor allem die Be⸗ gleitumſtände bei, unter denen ſich die Arbeiten vollziehen. N Vermeſſungsarbeiten für eine geplante vier⸗ gleiſige durchgehende Eiſenbahnſtrecke von Mohilew in Sowjetrußland über Tſchernowitz in Rumänien nach Sighit in der Tſchechoſlowakei werden von einer Kom⸗ miſſion geleitet, bei der ſich ruſſiſche Offiziere in Uniform befinden. Es handelt ſich hierbei um die Abſicht, Rußland und die Tſchechoſlowakei ohne Berührung Polens über rumäniſches Gebiet durch eine neue, großzügige Bahn⸗ linie zu verbinden. Auch die Hilfsflugplätze, die im Walde ver⸗ ſteckt in immer größerer Zahl angelegt und von der Be⸗ völkerung oft nur durch Zufall entdeckt werden, tragen zur allgemeinen Beunruhie eig bei. Moskaus Luftrüſtung wächſt mehr und mehr „Daily Mail“ ſieht ſich veranlaßt, den ſowjet⸗ ruſſiſchen Rüſtüungen Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Das Blatt ſagt in einer Meldung aus Riga, das Kriegskom⸗ miſſariat habe den Bau neuer Kaſernen an der Weſt⸗ grenze zur Unterbringung von einer Million Rekruten be⸗ ſchloſſen. In Leningrad würden vier neue Regimenter untergebracht. Weſtlich von Moskau ſollen mehrere neue Flugſtützpunkte errichtet werden. Nach amtlichen ſowjet⸗ ruſſiſchen Statiſtiken ſeien in dieſem Jahr bereits 72 v. H. mehr Kriegsflug zeuge gebaut wor⸗ den als im ganzen verfloſſenen Jahr. Wie das Kriegs⸗ kommiſſariat amtlich mitteilt, werden die ſowjetruſſiſchen Luftſtreitkräfte bald ſo ſtark ſein wie die geſamten Luft⸗ flotten aller anderen Länder zuſammen. Dadurch, ſo ſagt man, und durch die erhöhte Heeresſtärke werde die Sow⸗ jetunion völlig unbeſiegbar. Antilopen als Luftſchifffracht. Das Luftſchiff„Hin⸗ denburg“, das von ſeiner 7. Nordamerikafahrt kommend auf dem Weltluftſchiff⸗Flughafen Rhein-Main landete, hatte diesmal 57 Fahrgäſte ſowie rund 1200 Kilo Gepäck und Fracht an Bord. Außerdem brachte das Luftſchiff zwei Antilopen aus Amerika mit, die für eine deutſche Tier⸗ firma beſtimmt ſind. lich auftauchte. und war wurde ſte erſt jagen, wenn er ihr verriet, warum er ſo unerwartet kam! Ach— ſie würde ihm um den Hals fallen. Ganz gewiß. Und würde lachen, wie nur ſie lachen konnte: „Viktor— das iſt ein großartiger Gedanke!“ Nun ja, großartig war er auch! Daß er nicht ſchon längſt darauf gekommen war! Er lachte vor ſich hin. Unterwegs begegnete er dem Kahn Lindthorſts, der mit ſeinem Kollegen neue Lebensmittel geholt hatte. „Nanu, Herr Baron? Frau Matthieſen hält doch auf ſtrenge Innehaltung der Mahlzeiten!“ „Guten Appetit, meine Herren! Ich muß zu meiner Braut!“ „Ah— dann aberdings!“ So fuhr man frohgelaunt aneinander vorbei.— Der Baron und Eva wunderten ſich nicht wenig, als — kaum nachdem Lindthorſt ſeinen Beſuch abgeſtattet und Grüße von Viktor, wie ſtets, übermittelt hatte— dieſer ſelbſt in ihrem Hotel erſchien. „Junge— das iſt ja eine Ueberraſchung—“ Eva blickte ihn mit leuchtenden Augen an. Seit drei Tagen hatten ſie ſich nicht geſehen. Er faßte ſie zärtlich um die Hüften. „Mädel— haſt du Luſt zu einer Spazierfahrt?“ „Aber ja— Viktor—“ „Zu einer beſonderen Spazierfahrt?“ „Du ſiehſt ja ordentlich geheimnisvoll aus.“ „Das kann ſchon ſein, denn ich gabe,“ platzte er her⸗ aus,„das Geheimnis entdeckt, wie dein Vater endlich wie⸗ der zur Vernunft zu bringen iſt!“ „Viktor—!“ Der Baron war auch aufgeſpruzgen. „Und wie lautet das Geheimnis?“ „Es iſt ja ſo kinderleicht,“ rief Viktor aus,„Veit Gwendsolin ſelbſt hat es ja verraten. Aber ſetzt euch nur nieder, ich erzähle ſchon. Und dann, Eva, fahren wir!“— Dreiunddreißigſtes Kapitel. Eva und Viktor fuhren über das Waſſer. Ihre Blicke hingen aneinander. And ein ſüßes mildes Lächeln lag auf Evas Lippen. Die Moskauer Juſtizkomödie Senſationelle Enthüllungen über finanzielle Ankerſtützung Trotzkis durch die Staatsbank. Moskau, 24. Aug. In dem großen Schauprozeß gegen Sinowjew, Kamenew und Genoſſen erhielken nach der An. klagerede des Staatsanwalts die Angeklagten, die alle vor. her auf das Recht der Selbſtverteidigung verzichtet hatten, das„letzte Wort“. Zuerſt ſprachen Mratſchkowſki, Jemdokimow, Dreizer und Reingold. Das„letzte Wort“ dieſer Angeklagten bot ein überraſchendes Schauspiel. Anſtatt ſich, wie man hätte erwarten können, zu verteidigen oder die ideologiſchen Beweggründe der ihnen zur Laſt ge⸗ legten politiſchen Verbrechen anzugeben, übertrafen ſich die Angeklagten gegenſeitig in unterwürfigen Schuldbekennt⸗ niſſen, wobei ſie im Uebereifer der Selbſtbezichtigung in den Ton von Leitartikeln der Sowjetpreſſe verfielen. Beſonders der Angeklagte Reingold gebärdete ſich bei ſeinem Schlußwort ſchärfer als der Staats, anwalt, Er beſchuldigte im Verlauf ſeiner Erklärungen den kürzlich entlaſſenen Vizepräſidenten der ſowjetruſſiſchen Staatsbank, Arkus, auf Wunſch und unter Mitwirkung Ka⸗ menews im Ausland einen Goldfonds geſchaffen zu haben. Dieſer Goldfonds ſei zur Unkerſtützung der welkrevolufſo⸗ näeren Umkriebe Trotzkis beſtimmt geweſen. Bei der Er⸗ richtung dieſes Fonds habe der ehemalige ſowjetruſſiſche Handelsverkreter in Paris, Tumanow, als Mitielsmann mil. gewirkt. Durch dieſe ſenſakjonelle Enthüllung werden die mehrfach aufgetauchten Nachrichten beſtätigt, daß Trotzli und die Vierte Internationale in Moskau finanzielle Unker⸗ ſtützung gefunden haben. Der Moskauer Theaterprozeß Die Unterſuchung auf führende Sowjetgrößen ausgedehnt. g Der erſte Teil des ſonderbaren Theater-Prozeſſes, den die roten Machthaber in Moskau der Welt vorſetzen, ging mit der Vernehmung des letzten„Angeklagten“, Fritz Da⸗ vid alias Kruglanſki, zu Ende. Bei David handelt es ſich um einen„deutſchen“ Kommuniſten, dem die Ehre zufiel, ſich in ſchwungvoller Rede zu einem verſuchten Anſchlag gegen Stalin zu bekennen, den auch er in direktem Auf⸗ trage Trotzkis geplant haben will. Der Oberſte Staatsanwalt Wyſchinſki gab dann vor dem Militärtribunal eine Erklärung ab, daß auf Grund der Ausſagen einzelner Angeklagter gegen folgende Ver⸗ treter der früheren Rechts⸗ bzw. Linksoppoſition Unter⸗ ſuchungsverfahren eingeleitet würden: Radek(Schrift⸗ ſteller und Leitartikler der„Isweſtija“), Bucharin (Chefredakteur der„Isweſtija“), Tomſki(früherer Lei⸗ ter der Sowjetgewerkſchaften), Ryko w(Volkskommiſſar für Poſt⸗ und Telegraphenweſen), Pjitatko w(Stellver⸗ treter des Volkskommiſſars für die Schwerinduſtrie) und Ugljanow(früherer Sekretär der Moskauer Organi⸗ ſation der bolſchewiſtiſchen Partei). In Haft befinde ſich bereits auf Grund ſchwer belaſtender Ausſagen der Ange⸗ klagten der Volkskommiſſar für die Holzinduſtrie, So⸗ Eo lniko w, der früher nacheinander Volkskommiſſar für die Finanzen und ſtellvertretender Außenkommiſſar ge⸗ weſen iſt. Hungerrevolte in der Akraine In der Ukraine iſt es in den letzten Tagen zu großen Hungerdemonſtrationen der Arbeiter und Bauern gekom⸗ men, die ſich in den verſchiedenſten Ortſchaften zuſammen⸗ rotteten, vor die amtlichen Gebäude zogen und in drohen⸗ der Haltung Brot und Lebensmittel verlangten. Der ſchlechte Ausfall der Ernte macht ſich bereits überall be⸗ merkbar. Die Lage wird aber für die Zivilbevölkerung verhängnisvoll, weil von militäriſcher Seite vielfach be⸗ reits auf dem Felde das Korn beſchlagnahmt wurde. So richtet ſich die Erbitterung der Hungernden gegen die bis⸗ her noch gut verſorgte Armee. Regelmäßiger Flugverkehr Rom Addis Abeba. Der regelmäßige Flugverkehr zwiſchen Rom und der abeſſi⸗ niſchen Hauptſtadt wird Anfang September eröffnet wer⸗ den. Die Strecke ſoll zweimal wöchentlich mit Zwiſchen⸗ landungen in Süditalien, in der Cyrenaika und in As⸗ mara beflogen werden. „Nun wird das Waſſer fallen,“ ſagte ſie leiſe,„und alles wird wieder ſchön werden.“ „Ganz deſtimmt, Eva. And es wird noch ſchöner wer⸗ den als es vordem war.“ Leiſe plätſcherten die Ruder. Silberne Tropfen flogen auf.— In der Ferne wurde die Silhouette des Mühlenbergs über dem Waſſer ſichtbar. Nicht weit davon ragten die Mauern der Wildbrandtwerke auf. Wie eine ſpukhafte Burg. Viktor lächelte, da er das Boot dem Mühlenberg zu⸗ trieb. Immer näher kamen ſie. „Mir klopft das Herz, Viktor—“ „Dar iſt geſund,“ gab er luſtig zurück.„Es ſoll noch recht, recht lange klopfen. Halt dich feſt, Eva. Einen ſo ſchönen Anlegeſteg, wie wir ihn in unſerer Terraſſe haben, ſcheint es hier leider nicht zu geben.“ Vorſichtig ſteuerte er das Boot an den Hügel. Sprang heraus und half dann Eva beim Ausſteigen. Befeſtigte den Kahn am Strauchwerk. Sie ſahen ſich innig an, dann ſtiegen ſie Hand in Hand die köͤrze Strecke bis zum Plateau empor. „Den Zaun brauchte er jetzt wirklich nicht mehr,“ ſagte Viktor ironiſch.„So leicht kommt ihm doch jetzt keiner in leine Feſtung.“ Und dann rief er:„Hallo— Veit Gwendolin!“ Keine Antwort. „Vielleicht— iſt ihm was zugeſtoßen,“ flüſterte Eva angſtvoll. „Gott bewahre— ich hap' ihn geſtern noch von unſerm Haus aus geſehen. Er muß hier ſein! Hallo— Veit Gwen⸗ dolin! Wenn Sie nicht kommen, ſteige ich ohne Ihre Er⸗ laubnis über den Zaun. Hören Sie?“ Nichts regte ſich. Auch von Tyras war nichts zu ſehen und zu hören. Vielleicht war auch er ein Opfer des Hoch⸗ waſſers geworden. „Ja— da hilft alles nichts, Eva— ich muß rüberklei⸗ tern. Bleib du hier—“ „O Gott, Viktor!“ 5 55 ö ae 2(1 — — — de N S8 2 sd Sr S i S ˙— A Ä A 14 Aus Baden 1 Gtabschef Lutze in Freiburg Beſichtigung der S A-Brigade 54. Freiburg, 24. Auguſt. Der Stabschef der SA Lutze traf in Freiburg ein, um den Veranſtaltungen beim Aufmarſch der SA⸗Brigade 54 Schwarzwald⸗Süd beizuwohnen. Im Rathaus wurde er feierlich durch den Oberbürgermeiſter und die Ratsherren empfangen. Dazu hatten ſich ferner eingefunden: SA⸗Grup⸗ penführer Südweſt Ludin und die zuſtändigen Führer der SA ſowie Vertreter der Partei und ihrer Organiſationen. Unter den Erſchienenen ſah man auch den Fürſten von Für⸗ ſtenberg⸗Donaueſchingen. Oberbürgermeiſter Dr. Kerber begrüßte den Stabschef und reichte ihm den Ehrentrunk. Der Stabschef und Obergruppenführer Ludin trugen ſich dann in das goldene Buch der Stadt Freiburg ein. Am Samstag abend fand in der Feſthalle eine öffentliche Feierſtunde ſtatt, bei der die OA ihte kulturelle Aufgabe in den Vorder⸗ grund ſtellte. Dabei kamen die Träger der Buchpreiſe der letzten beiden Jahre, Gerhard Schumann und E. W. Möller, die beide der SA angehören, mit ihren Werken zu Wort. Am Sonntagvormittag veſichtigte der Stabschef in Be⸗ gleitung des Gauleiters und Reichsſtatthalters Robert Wagner die Brigade 94, die in Stärke von rund 10 000 Mann im Univerſitäts⸗Stadion angetreten war. Stabschef Lutze hielt bei dieſer Gelegenheit eine Ansprache, in der er als Hauptaufgabe der SA im neuen Deutſchland bezeichnete, die weltanſchauliche Idee des Nationalismus immer wieder hineinzutragen in die deutſchen Herzen. Auch Gauleiter und Reichsſtatthalter Robert Wag mer betonte in ſeiner Anſprache, daß die SA im weiteren Ringen um Deutſchland einen entſcheidenden Anteil haben werde, genau ſo wie ſie dieſen entſcheidenden Anteil an der Schaffung des neuen Deutſchland beſitze. Nach der Kundgebung und einem Marſch durch die Straßen fand vor Skabschef Lutze der Vorbeimarſch der SA⸗ Brigade 54 ſtatt. Adolf⸗Hitler⸗Marſch der badiſchen HJ Die Hitlerjugend wird die erſte Formation ſein, deren Marſchrritte durch Nürnberg dröhnen. 1600 Hitlerjungen 288 marſchieren mit 380 Bannfahnen aus dem ganzen Reiche in Nürnberg ein, während die Glocken Nürnbergs läuten. Die Marſchteilnehmer werden als einzige HJ⸗Formation am Füh⸗ rer vorbeimarſchieren. Dieſer Aufmarſch bildet den Auftakt des Reichsparteitages. Nachdem die Marſcheinheit des Ge⸗ bietes Oſtland bereits ſeit einem Monat unterwegs iſt und mit 909 km die längſte Marſchſtrecke zurückzulegen hat, mar⸗ ſchierte das Gebiet Baden am Sonntag in Karlsruhe ab. Der ſtellvertretende Gauleiter, Pg. Röhn, ſchickte die aus 55 Mann beſtehende Fahnenabordnung der Grenzmark Baden auf den Weg, während Gebietsführer Kemper ſeine Kameraden nochmals daran erinnerte, welche große Aufgabe die Marſchteilnehmer haben, die ausgewählten Kameraden, denen die Ehre zuteil wird, der Bewegung Größtes, die Fahnen, dem Führer nach Nürnberg bringen zu dürfen! Die Kundgebung fand um 20.30 Uhr auf dem Schloßplatz in Karlsruhe ſtatt. Führer der badiſchen Marſcheinheit iſt Bann⸗ führer Karl Eſchle Lieferauto über eine Böſchung geſtürzt Sinzheim bei Bühl. Auf der Fernverkehrsſtraße Frank⸗ furt—Baſel zwiſchen Steinbach und Sinzheim kam ein Omni⸗ bus, der in Richtung Steinbach fuhr, in der gefährlichen Kurve zwiſchen Steinbach und Sinzheim ins Schleudern und rammte den ihm entgegenkommenden Lieferwagen, der durch den Anprall die Böſchung hinabgeworfen wurde. Die linke Seite des Omnibuſſes, in dem ſich eine engliſche Reiſegeſell⸗ ſchaft befand, wurde eingedrückt. Sechs Perſonen erlitten ſchwere Verletzungen und kamen in die Krankenhäuſer Bühl und Baden⸗Baden. Der Fahrer des Lieferwagens kam mit leichteren Verletzungen davon. Der Fahrer des Omnibuſſes, der mit ziemlicher Geſchwindigkeit in die Kurve hineingefah⸗ ken ſein ſoll, wurde in Haft genommen. Amerikaniſche Spanienflüchtlinge im Schwarzwald. O Freiburg. Eine Gruppe amerikaniſcher Schüler, die ſich zu Studienzwecken nach Spanien begeben hatte und von dort unter dem Schutz der diplomatiſchen Vertretung der Ver⸗ einigten Staaten flüchten mußte, traf dieſer Tage in Frei⸗ burg ein. Die Schüler gehören einer nordamerikaniſchen Jugend⸗ und Schülerorganiſation an, die mit gutem Erfolg bisher Gruppen junger Leute beiderlei Geſchlechts in Eng⸗ land, Frankreich, Deutſchland und Oeſterreich während der Ferien untergebracht hatte. In dieſem Jahre ſollte zum erſten Male auch Spanien beſucht werden. Die Gruppe wurde in der Nähe bei Madrid untergebracht, mußte aber dann flucht⸗ artig das Land verlaſſen und kam über die Schweiz nun nach Deutſchland, N. i Aus den Nachbarländern Anglücksfahrt einer Zechgeſellſchaft Ein Toter, zwei Verletzte.— Der Fahrer begeht Selbſtmord. Landau, 24. Aug. In Steinweiler kamen in der Nacht auf Sonntag fünf junge Burſchen, die Vor⸗Kerwe gefeiert und dem Alkohol reichlich zugeſprochen hatten, auf den Ge⸗ danken, noch eine Autoſpritztour zu unternehmen. Der 23⸗ jährige Gärtner Adolf Frech aus Steinweiler hatte ſich vor einigen Wochen einen gebrauchten Kraftwagen gekauft. Mit dieſem unternahm die fünfköpfige Zechgeſellſchaft eine Ausfahrt. Ueber Herrheim, Offenbach und Queichheim wurde die Fahrt nach Landau fortgeſetzt. Hier wurde nochmals in einem Cafe eingekehrt. um 2.15 Uhr wurde die Rückfahrt angetreten. Der Wagen ſauſte ſchließlich in den Straßen⸗ graben, raſte noch etwa 40 Meter weiter und prallte dann gegen einen Baum.. Die Wirkung war furchtbar. In dem zerſplitternden Fahrzeug wurde der 22 Jahre alte ledige Karl Weſtermann aus Steinweiler auf der Stelle getötet. Zwei weitere In⸗ ſaſſen trugen Arm⸗, Bruſt⸗ und Geſichts verletzungen davon und wurden kurze Zeit ſpäter ins Landauer Vincentius⸗ Krankenhaus verbracht. Der einzige nüchterne Fahrtteilnehmer ſorgte für Hilfe⸗ leiſtung. Er und der Fahrzeugbeſitzer Frech blieben unverletzt. Der leichtſinnige Autolenker floh von der Unfallſtelle nach Hauſe. Als ihn die Landauer Gendarmerie am frühen Morgen verhaften wollte, meinten ſeine Eltern, ihr Sohn ſei noch nicht von der Kirchweih zurückgekehrt. Als ein Be⸗ amter in der Scheune nachſah, fand er Frech dort erhängt auf. Liebespaar wollte gemeinſam in den Tod. — Kleinaſpach, OA Marbach. Der 27 Jahre alte ledige Schreiner Eugen Lang und ſeine Geliebte, die 33 Jahre alte Ehefrau Frida Kehrer, verließen heimlich ihren Wohnort Backnang, um, wie ſie angaben, gemeinſam aus dem Leben zu ſcheiden. Beide trieben ſich zweieinhalb Tage lang in der Gegend von Gronau, Oberſtenfeld, Naſſau umher. Am drit⸗ ten Tage brachte Lang in einer Tannenkultur, unweit des Weges Naſſach—Kleinaſpach, der Kehrer zwei Stiche in die Herzgegend bei. Lang ließ dann aber von der Tat ab und dachte auch nicht mehr daran, Hand an ſich zu legen. Viel⸗ mehr holte er im nahen Steinhauſen Hilfe für ſeine verletzte Geliebte herbei. Landjägerbeamte lieferten Lang in das Amtsgerichtsgefängnis in Marbach ein. Kaſſel.(Gashahn war nicht geſchloſſen.) Eine junge Ehefrau zog ſich im Badezimmer ihrer Wohnung dadurch eine ſchwere Gasvergiftung zu, daß der Hahn des Badeofens nicht ganz geſchloſſen wurde. Glücklicher weiſe hatten die mit Sauerſtoffapparaten vorgenommenen Wie⸗ derbelebungsverſuche Erfolg, doch mußte die Frau ihres be⸗ denklichen Zuſtandes wegen in ein Krankenhaus gebracht werden. Rumbach.(Schwerer Autounfall.) Als der Schuhbeſatzfabrikank Karl Chillet aus Fiſchbach mit ſeinem Perſonenwagen von Rumbach nach Fiſchbach fuhr, kam ihm in der Nähe der Wappenſchmiede der mit Stangenholz be⸗ ladene Laſtzug des Sägewerksbeſitzers Julius Kern aus Rum⸗ bach entgegen. Beim Paſſieren einer Kurve hatte der große Laſtzug naturgemäß fast die ganze Straße eingenommen, ſo daß Chillet am Vorbeifahren behindert war. In der gefahr⸗ vollen Situation lenkte er ſcharf nach rechts und rannte gegen eine Telegraphenſtange. Beim Anprall wurde der Autolenker ſchwer verletzt. Der Beifahrer Otto Ritter aus Haßloch trug Schnittwunden im Geſicht davon. Zwei Todesopfer eines Motocraduaglücks. Saarbrücken, 24. Aug. Auf der Straße zwiſchen Dir⸗ mingen und Berſchweiler ereignete ſich ein folgenſchweres Mokorradunglück. Der Motorradfahrer Pritz aus Saar⸗ brücken wurde auf der Stelle getötet, der Fahrer Otto Recktenwald aus Friedrichsthal ſtarb auf dem Transport zum Krankenhaus. Der Bergmann Molter aus Berſchweiler, der bei Pritz auf dem Motorrad ſaß, wurde ſchwer verletzt. Die Fahrzeuge waren zuſammengeſtoßen. Da Augenzeugen nicht vorhanden ſind, war eine Klärung der Schuldfrage noch nicht möglich. Blutiges Familiendrama Den Bruder erſchoſſen.— Die Schwägerin verletzt. Völklingen, 24. Aug. Der Polizeipräſident in Saar⸗ brücken teilt mit: Der Albert K. aus Völklingen erſchoß ſei⸗ nen Bruder Alwin und verletzte die dazwiſchen tretende Ehe⸗ frau des Erſchoſſenen durch zwei weitere Schüſſe. Nach den Ermittelungen liegt die tiefere Urſache in perſönlichen Gegenſätzen der beiden Brüder. Am Tage der Tat kam es zunächſt zu Handgreiflichkeiten zwiſchen An⸗ geſtellten des Erſchoſſenen und dem Täter, Da dieſer an⸗ nahm, daß das Verhalten der Angeſtellten auf eine Be⸗ einfluſſung durch den Bruder zurückzuführen ſei, fuhr er in höchſter Erregung auf ſeinem Motorrad in die Wohnung des Bruders und eiſchoß ihn nach kurzem Wortwechſel. Der Täter ſtellte ſich freiwillig der Polizei. Hufeland Zum 100. Todestag eines berühmten Arztes. Am 25. Auguſt wird in Berlin anläßlich des 100. Todestages des Arztes Hufeland eine„Hufeland⸗ Ausſtellung“ eröffnet. Die Bedeutung eines Arztes beruht nicht allein auf einen wiſſenſchaftlichen Leiſtungen, ſondern ebenſoſehr auf ſeinem perſönlichen Einſatz im praktiſchen Dienſte der Medizin. Ja, es gibt viele Aerzte, deren Namen die Ge⸗ ſchichte der Medizin nicht nennt, die aber, dem unbekannten Soldaten vergleichbar, ihre ganze Kraft und Perſönlichkeit im Kleinkrieg der ärztlichen Praxis eingeſetzt haben. So müſſen wir auch Hufeland, der vor 100 Jahren, am 25. Auguſt 1836, die Augen ſchloß, nicht ſo ſehr als den ſchöpferiſchen Künſtler der Medizin werten, als vielmehr den unermüdlichen, pflichtbewußten Praktiker, der ſich aus der praktiſchen Erfahrung heraus für die neueſten Errun⸗ genſchaften der ärztlichen Wiſſenſchaft einſetzte und in einer glücklichen literariſchen Begabung dieſe Erkenntniſſe auch populär zu machen verſtand. 5 Hufeland entſtammte einer berühmten Arztfamilie. Schon ſein Großvater und Vater waren Leibärzte am weimariſchen Hofe geweſen. Am 12. Auguſt 1762 in Lan⸗ genſalza geboren, kam Hufeland ſchon mit drei Jahren in die Thüringer Reſidenzſtadt und kehrte auch nach ab⸗ Zülchloſſenem Studium ſofort nach Weimar zurück, um dort meh große Praxis ſeines faſt erblindeten Vaters zu über⸗ ehmen. Es darf uns nicht wundernehmen, wenn ein Arzt, der Goethe, Schiller, Herder und Wieland behandeln durfte, der mit Muſäus, dem Sammler deutſcher Volksmärchen, befreundet war, ſelbſt Liebe zur Schriftſtellerei entwickelte. 1787 ſtarb ſein Vater, und im gleichen Jahr erſchien Hufe⸗ lands erſtes Buch„Ueber die Ausrottung der Pocken“. Hufelands Arbeiten fanden auch beim Laienpublikum An⸗ klang, und als er 1793 als Profeſſor nach Jena berufen wurde, errangen ſich auch ſeine Vorleſungen bei den Medizinſtudenten einer großen Beliebtheit. Immer ener⸗ giſcher tritt er für die ſeit 1796 durch Jenner entdeckten Schutz⸗Kuhpockenimpfung ein. Seine raſtloſe Energie, ſeine publiziſtiſchen Erfolge bringen ihm 1800 die Berufung an die Berliner Charité, wo er das preußiſche Medizinal⸗ weſen organiſiert und aus ſeinen Erfahrungen heraus ſein damals vielbeachtetes„Syſtem der praktiſchen Heilkunde“ in den Jahren 1800 bis 1805 herausgibt. Tiefſten Anteil nimmt Hufeland an dem ſchweren Geſchick des preußiſchen Staates, und er iſt es auch, der als Leibarzt des Königs und der Königin die denkwürdige Flucht der Königin Luiſe nach Tilſit und Memel mitmacht. Er war Zeuge von der edlen Standhaftigkeit dieſer Königin. Seinen ſozialen Sinn erwies Hufeland durch die ſogenannte„Hufeland'ſche Stiftung“, die bei geringen Beiträgen den Hinterbliebenen von Aerzten Unterſtützun⸗ gen gewährte. Das bedeutſamſte Merkmal der Perſönlich⸗ keit Hufelands iſt aber ſein rückſichtsloſer Einſatz für die Pflichten des Alltags. In dieſem Sinne war er ein Volks⸗ mediziner, deſſen Namen ſeinen Klang bis heute noch nicht verloren hat. 80 Laolcale uud cliau Der geſtrige Sonntag war nach dem erfriſchenden und ergiebigen Regen am Wochenende ein ſchöner Spätſommertag. Die Hundstage ſind zu Ende und der Wind fegt ſchon über die Hafer⸗ ſtoppel. Der Ausflugsverkehr war geſtern ganz enorm und brachte große Maſſen nach Heidelberg, Bergſtraße und Neckartal. Die Ausflügler kehrten am Abend mit farbenprächtigen Herbſtſträuchern zurück, die in ihrer bun⸗ ten Pracht unleugbar den nahen Herbſt anzeigen. Das Leben am Strandbad und Flußläufen war ſehr mäßig und man merkt auch hier, daß es Herbſt wird. Während es hier geſtern ruhig war, hatten unſere Ilvesheimer Nachbarn zu ihrer„Kerwe“ ſtarken Beſuch von auswärts; den Hauptteil ſtellten natürlich die Secken⸗ heimer. In den Tanzlokalen wurde tüchtig das Tanzbein geſchwungen und in den Wirtſchaften ging es überall hoch her. Beſonders auf dem neuen Kirchweihplatz herrſchte reges Leben, wenn auch die Schaubuden dieſes Jahr etwas ſpärlicher ausgefallen ſind. Mit dem neuen Kirchweihplatz ſind die alten Ilves⸗ heimer dieſes Jahr micht recht einverſtanden; denn nach ihrer Anſicht gehört der Kirchweihplatz mitten ins Dorf, der dann dem Ort mehr das Gepräge des Kirchweih⸗ rummels geben ſoll. Am heutigen zweiter Tag wiederum das ſchönſte Wetter bringt, geht es nochmals hoch her; die Wirte haben ſich für alle Fälle gewappnet und fühlen ſich jedem Anſturm gewachſen. 2 Ein Achtzigjähriger. Am heutigen Tage begeht Herr Valentin Hartma enn, Offenburgerſtr. 6, ſeinen 80. Geburtstag. Die Stadtverwaltung übermittelte ihm Glück⸗ wunſchſchreiben und Geſchenk. Auch unſere beſten Wünſche zu einem freundlichen Lebensabend. Kirchendiebe gefaßt. Feſtgenommen wurden zwei in Opladen wohnhafte Burſchen, die ſich auf der Durchreiſe befanden und in vergangener Nacht in einer Mannheimer Kirche Opferbüchſen zu erbrechen verſuchten. 115 Verkehrsſünder. Wegen Zuwiderhandlung gegen die Verkehrsvorſchriften wurden bei Verkehrskontrollen 115 Verkehrsteilnehmer angezeigt bezw. gebührenpflichtig ver⸗ warnt und 18 Kraftfahrzeuge wegen verſchiedener techniſcher Mängel beanſtandet. Opfer des Großſtadtverkehrs. Beim Ueberqueren der Schloßgartenſtraße geriet nachts ein älterer Mann aus Lud⸗ wighafen in die Fahrbahn eines Perſonenkraftwagens, von dem er erfaßt und zu Boden geſchleudert wurde. Der Mann erlitt lebensgefährliche Verletzungen und wurde mit dem Sanitätskraftwagen nach dem Städtiſchen Krankenhaus ge⸗ bracht. Die Schuldfrage bedarf noch weiterer Aufklärung. — Im Laufe des Tages ereigneten ſich weitere ſechs Ver⸗ kehrsunfälle. Zwei Perſonen mußten infolge der erlittenen Verletzungen nach einem Krankenhaus gebracht werden. Bei einem dieſer Verletzten handelt es ſich um einen in Schries⸗ heim wohnhaften jungen Mann, der ebenfalls beim Ueber⸗ queren der Fahrbahn von einem Motorrad angefahren wurde. U Verwerfuche Handlungsweise. Ein bis fetzt noch un⸗ bekannter Täter ſchlug die Scheibe des an der Ecke Heu⸗ und Zeppelinſtraße aufgeſtellten Feuermelders mutwilligerweiſe ein und alarmierte die Feuerlöſchpolizei. Zeugen, die ſachdien⸗ liche Mitteilungen machen können, wollen ſich auf ihrer zu⸗ ſtändigen Polizeiwache melden. Motorraddiebſtahl. Nachts wurde ein auf dem Park⸗ platz O 6 aufgeſtelltes Motorrad mit dem polizeilichen Kenn⸗ zeichen IV B— 32 530, Marke DW, von einem bis fetzt noch unbekannten Täter entwendet. U Ruheſtörer und Bettler. Wegen groben Anfugs bezw. Ruheſtörung wurden 13 Perſonen angezeigt.— Wegen Bet⸗ tels und Verdacht der Landſtreicherei wurden 2 auf Wander⸗ ſchaft befindliche Burſchen feſtgenommen. 0 Abſchreibungen auf Gebäude Nicht nur für Gebäude, die zu einem Betriebsvermö⸗ gen gehören, ſondern auch für alle übrigen Gebäude(alſo für ſolche, die zum Privatvermögen zählen), iſt aus Grün⸗ den der Wirtſchaftlichkeit eine jährliche Abſchreibung auf den urſprünglichen Bauwert vorzunehmen. Dieſe findet in angemeſſenen Grenzen auch ſteuerlich Anerkennung. Als Lebensdauer von Mietwohnhäuſern gilt dabei ein Zeit⸗ raum von 75 bis 100 Jahren; für Fabrikgebäude und andere gewerblich genutzte Gebäude iſt die Benutzungs⸗ möglichkeit kürzer befriſtet. Für Grundſtückserwerber, die ein älteres Hausgrundſtück kaufen, empfiehlt es ſich, darauf zu achten, daß bei der Bemeſſung des Kaufpreiſes der ſchon erfolgten Abnutzung des Hauſes Rechnung getragen wird, das heißt, die ſchon fällig gewordenen Abſchreibun⸗ gen gehen zu Laſten des bisherigen Eigentümers bzw. Verkäufers. Volksſender 1936 Volksgenoſſen aus ganz Deutſchland vor dem Mikrophon. In dieſen Tagen iſt das endgültige Programm des Volksſenders 1936 feſtgelegt worden, deſſen Mitwirkende bekanntlich in den großen Bezirkswettbewerben von Ver⸗ tretern des Rundfunks und der NS.⸗Gemeinſchaft Kraft durch Freude in der Deutſchen Arbeitsfront ermittelt wurden. Ein Blick in das Programm zeigt, daß es gelungen iſt, alle Kräfte zu einer einheitlichen Wirkung zuſammen⸗ zufaſſen. Vom Kinderfunk bis zur frohſtimmigen Unter⸗ haltungsmuſik ſind in der Funkfolge des Volksſenders alle ernſten und heiteren Darbietungen vertreten, die wir ſonſt in den Programmen der deutſchen Reichsſender zu finden gewohnt ſind, nur mit dem Unterſchied, daß die Mit⸗ wirkenden des Volksſenders keine Berufskünſtler ſind, ſondern Männer und Frauen aus dem Volke. Natur⸗ gemäß ſind viele Sendungen landſchaftsbetont. Dadurch aber gibt das Programm des Volksſenders eine bisher noch nie⸗dageweſene Ueberſicht über deutſche Volksmuſik, über Volkslieder und Brauchtum. Beſonders iſt noch zu erwähnen, daß neben den aus⸗ gezeichnet geſchulten Werksgeſangvereinen und Werks⸗ kapellen der größten deutſchen Induſtrieunternehmen wie Krupp, IG.⸗Farben, Siemens, AEG. u. a. die Deutſche Reichsbahn mit einem großen Konzert vertreten iſt. Ge⸗ ſteigertes Intereſſe werden die Rundfunkhörer den Dar⸗ bietungen der Muſikkorps der Luftwaffe, der deutſchen Kriegsmarine und des Reichsheeres entgegenbringen. Alles in allem zeigt der Volksſender 1936 ein reichhaltiges volkstümliches und abwechflungsreiches Programm. Montag, der als ——— * Luft, Licht, Sonne Freizeit ſoll der Geſundheit dienen! In einer für die Geſundheit der Völker entſcheidend wichtigen Frage waren ſich der Hamburger Freizeitkon⸗ greß und der Sportärztekongreß in Berlin völlig einig: die Menſchen ſollten viel mehr als gemeinhin geſchieht, ihre freie Zeit in den Dienſt ihrer Geſundheit ſtellen. Dieſe Ueberzeugung aller Volkshygieniker iſt nicht alt. Zwar haben ohne Zweifel die alten griechiſchen Aerzte Leibes⸗ übungen und Sonnenſtrahlen als vorbeugendes Mittel verordnet; aber dieſe naturgemäße Anſchauung iſt im Mittelalter verlorengegangen. Einer der erſten, die ſie wieder erweckten, iſt der große deutſche Arzt Hufeland, deſſen 100. Todestag wir demnächſt ehren werden. In zähem Kampfe haben Aerzte dafür geſorgt, daß die Frei⸗ zeit nicht unnütz vertan, ſondern in den Dienſt der Ge⸗ ſundheit geſtellt wurde. Die Volkshygieniler ſind ſich heute, ſo betont Hans Hartmann in der DAs, klar darüber, daß eine Kur, die den Sport, die Bewegung, die Sonne, in den Dienſt der Geſundheit ſtellt, mögtichſt nicht in der gewohnten Um⸗ gebung vorgenommen werden darf. Viele ſeeliſche Um⸗ ſtände wirken hier mit. Die veränderte Umgebung, die andere Luft, die neuen Eindrücke für Auge und Gemüt, bergen Heilkräfte hohen Ranges in ſich. Die Aerzte ſelbſt mögen das vielleicht ſchon lange erkannt haben, aber es fehlten die Mittel, ja oft der Wille, den breiten Volks⸗ ſchichten die Segnungen einer ſolchen Freizeit zukommen zu laſſen, die nicht ein Totſchlagen der Zeit, ein Kampf gegen die Langeweile bedeutet, ſondern ein Erwachen neuer körperlicher und ſeeliſcher Kräfte. Wie ſtark und groß hebt ſich auf dieſem Hintergrunde das Werk der Arbeits⸗ front, die Reiſen der Arbeiter ins Weite, das neue Bad guf Rügen ab, und was der Schöpfungen mehr ſind! Man ſorge aber gleich von Anfang an, daß alles unter volks⸗ hygteniſche Geſichtspunkte geſtellt werde. Es kommt noch eines hinzu: Die Hygieniker und Sportärzte ſind ſich einig, daß eine ſolche Freizeitgeſtal⸗ tung unter geſundheitlichem Geſichtspunkte auch ihre Ge⸗ fahren hat, beſonders für Schwache, Entkräftete, für ſolche, die monatelang vielleicht bei künſtlichem Licht leben muß⸗ ten, wie in manchen Kaufhäuſern, in Untergrundbahnen oder wo es ſonſt ſei. Sorgfältige ärztliche Beratung, ein langſames Sichgewöhnen an Luft und Sonne iſt nötig, damit der Erfolg auch erzielt wird. Kein höheres Gut als die Geſundheit! Darum ſei auch die Freizeit möglichſt in ihren Dienſt geſtellt! Merkregeln für die Pilzzeit Als Anfänger im Pilzſammeln ſammle zuerſt nur die bekannnteſten Arten, wie Pfifferlinge und Steinpilze, die bei genauem Zuſehen gar nicht verwechſelt werden können. Beim Sammeln von Steinpilzen hüte dich vor Verwechſlung mit dem bitteren Gallen⸗Röhrling. Die Röhren dieſes Pilzes werden im Alter roſa, diejenigen des Steinpilzes werden dagegen grünlich. Was du nicht kennſt, laß ruhig im Walde ſtehen; nur Rohlinge treten alle Pilze um oder ſchlagen ſie kurz und klein. In Zweifelsfällen wende dich an einen wirklich guten Pilzkenner, an die nächſte Pilzberatungsſtelle oder an die Deutſche Geſellſchaft für Pilzkunde in Darmſtadt. Der Pilzreichtum und die Artenzahl unſerer Wälder ſind viel größer, als meiſt angenommen wird. Der Steinpilz hat ungefähr fünf ähnlich ausſehende Verwandte. Von Blätterpilzen(Verwandte des Champignons und des grünen Knollenblätterpilzes) gibt es bei uns ungefähr 1500 verſchiedene Arten. Sammle ſtets nur friſche Pilze. Durchwäſſerte, zu alte, angefaulte und ſtark zerfreſſene Schwämme laſſe im Walde zurück. Nimm die Schwämme vorſichtig aus dem Boden heraus, damit du das Pilzgeflecht(die eigentliche Pilzpflanze) und junge Fruchtkörperanlagen nicht her⸗ ausreißt und dadurch zerſtörſt. Entferne ſofort anhaften⸗ des Laub und Erde, damit die Putzarbeit zu Hauſe ein⸗ facher wird. Benutze als Sammelbehälter einen Korb oder einen offenen Kaſten im Ruckſack, damit die Pilze nicht zermatſcht werden und ſich nicht erhitzen. Die ge⸗ ſammelten Pilze werden am beſten ſofort bei der Heim⸗ kunft geputzt und zubereitet. Andernfalls lagere man ſie an einem kühlen und luftigen Orte bis zum nächſten Tag, wobei ſie nicht in großer Maſſe aufeinander liegen dürfen. Pilze enthalten ungefähr 90 v. H. Waſſer und ſind leicht verderblich. Die Fruchtſchicht auf der Hutunterſeite ſchneide man nicht weg, wenn ſie keine Maden enthält: ſie iſt reich au wertvollen Nährſtoffen. Das Brühwaſſer ſchütte man nicht weg, weil es die leichteſten löslichen Nährſtoffe ent⸗ hält. Pilze, die nur nach dem Fortgießen des Brühwaſſers „genießbar“ werden(ſo die gefährliche Frühjahrslorchel U. a.), ſind nicht empfehlenswert. Pilze ſind ſchwer ver⸗ daulich; ſie müſſen deshalb bei der Zubereitung ſtark zerkleinert werden(am beſten durch die Fleiſchmaſchine). Außerdem müſſen Pilzſpeiſen gut zerkaut werden. Abends ſind größere Pilzmahlzeiten nicht zu empfehlen. Nicht⸗ beobachtung dieſer Vorſchriften kann Verdauungs⸗ beſchwerden verurſachen, die jedoch mit Vergiftungen nichts en tun haben. Verſuchsflüge der„Do 18“. Mit dem neuen Dornier⸗ Poſtflugboot„Do 18“, das bei der Deutſchen Luft Hanſa für den Nordatlantildienſt erprobt wird, wurde ein Dauer⸗ flug von 20 Stunden durchgeführt, bei dem eine Ge⸗ ſamtflugſtrecke von 4600 Kilometern mit einer durchſchnitt⸗ lichen Reiſegeſchwindigkeit von 224 Stundenkilometern zu⸗ rückgelegt wurde. Das Flugboot wurde um 14.30 Uhr auf dem neuen Katapultſchiff„Oſtmark“ in Kiel abgeſchoſſen und. am nächſten Tage gegen 11 Uhr in Trave⸗ münde. Reichsfeſtſpiele Heidelberg. Montag, den 24. Auguſt 1936, 20.30 Uhr A Bernauer.“ Dienstag, den 25. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Pantalon und ſeine Söhne“ Mittwoch, den 26. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Götz von Berlichingen.“ Donnerstag, den 27. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Götz von Berlichingen.“ Freitag, den 28. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Pantalon und ſeine Söhne“ Sonnabend, den 29. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: 5 Bernauer.“ Sonntag, den 30. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Götz von Berlichingen.“ Wichtig für die Mitglieder der Deutſchen Arbeitsfront. Ab 1. Oktober 1936 werden neue DAF ⸗Beitrags⸗ marken eingeführt,die für vor dem 1. Oktober 1936 fällige Beiträge nicht geklebt werden dürfen, auch nicht für rückständige. Die jetzt noch geltenden Beitragsmarken werden am 30. September 1936 reſtlos aus dem Ver⸗ kehr gezogen, ſoweit ſie bis dahin nicht verklebt ſind. Für die bis einſchließlich September 1936 fälligen DAF⸗Beiträgen müſſen alſo unbedingt Beitragsmarken der am 30. September 1936 ihre Geltung verlierenden Ausgabe geklebt werden. Da dieſe Beitragsmarken nach dem 1. Oktober 1936 nicht mehr zu haben ſind und die Verwendung der neuen Beitragsmarken für vor dem 1. Oktober 1936 fälligen Beiträge nicht geſtattet iſt, ſo iſt es für jedes DAF⸗Mitglied wichtig, dafür zu ſorgen, daß alle Beiträge bis einſchließlich September 1936 vor dem 30. September 1936 bezahlt und Beitrags⸗ marken der jetzt noch geltenden Ausgabe dafür geklebt werden. Auch etwaige Beitragsrückſtände ſind bis dahin zu beſeitigen. Es muß in dieſem Zuſammenhang darauf aufmerkſam gemacht werden, daß eine durch mehr als zweimonatigen Beitragsrückſtand hervorgerufene Mit⸗ gliedſchaftsunterbrechung den Verluſt ſämtlicher bei der Deutſchen Arbeitsfront erworbenen Anwartſchaften nach ſich ziehen kann. Wir geben ferner bekannt, daß gemäß Anordnung des Schatzamtes der DAß Berlin die Mitgliedsbuch⸗ Umſchreibung mit Ablauf des Monats September 1936 eingeſtellt wird. DAF ⸗Mitglieder, die ihre alten Mit⸗ gliedſchaftsunterlagen noch nicht zur Umſchreibung ab⸗ gegeben haben, oder für die die Umſchreibung noch nicht vorgenommen werden konnte, weil ein Beitragsrückſtand beſteht, werden aufgefordert, bis ſpäteſtens 10. Septem⸗ ber 1936 durch Abgabe ihrer geſamten alten Mitglied⸗ ſchaftsunterlagen(Mitgliedsbücher, Mitgliedskarten— auch der ehemaligen Verbände, ſoweit die Mitgliedſchaft nicht durch Nichtzahlung der Beiträge unterbrochen wurde) und durch ſofortige Bezahlung der rückſtändigen Beiträge die Umſchreibung zu ermöglichen. Nach dem 30. Sep⸗ tember 1936 gelten nur noch die neuen Mitgliedsbücher. Anterſtützungsanträge werden dann nur noch bearbeitet, wenn denſelben die umgeſchriebenen Mitgliedsbücher bei⸗ liegen. 3 Aufruf an die kaufmänniſchen Junggehilfen und kaufmänniſchen Lehrlinge! Das Amt für Berufserziehung der DA führt Ende September 1936 eine Prüfung der Junggehilfen und derjenigen kaufmänniſchen Lehrlinge durch, die bis zum 31. 12. 36 aus der Lehre ausſcheiden. Im Intereſſe der Lehrlinge fordert die Kreisleitung der Deutſchen Arbeitsfront auf, ſich bis 29. Aug. 1936 bei der DA C 1 10/1 zu melden. Die Prüfung, die auf Grund der Erfahrungen in der Praxis in ge⸗ meinſamer Arbeit mit den Männern der Praxis durch⸗ geführt wird, gewährleiſtet, daß der Ausbildungsſtand des jungen Kaufmanns ihm ein Vorwärtskommen in ſeinem Beruf ermöglicht und erleichtert. 9. Die deutſche Sahara Kuriſche Nehrung— tropiſche Dünenlandſchaft in Oſtpreußen. Wenn man vom Oſtſeebad Cranz aus zu Fuß dem Schwung der anmutigen Dünenkette der Kuriſchen Neh⸗ rung folgt, die wie ein ſchmaler Damm durch unendliche Gewäſſer geſchüttet ſcheint, merkt man nach kurzen Stun⸗ den, daß hier die Natur unerbittlich iſt, daß dieſe unbe⸗ ſiedelten Einöden von meilenweiter Ausdehnung einen ganzen Menſchen mit voller Energie erfordern. Man fühlt ſich der Kulturwelt vollkommen entrückt, der Fuß verſinkt wie im Sand der afrikaniſchen Wüſte, ſcheitelrecht brennt die Sonne auf den Sand herab, der die Hitze verdoppelt zurückgibt. Ungeheure Einſamkeit ſtrahlt der orellweiße Boden wider, ungeheure Einſamkeit, Meer und; uff. Beängſtigend für ſchwache Gemüter ſtreckt ſich der weiße Dünenſtreif geiſterhaft in die endloſe Weite, Rußland und Aſien entgegen, ehemals eine großartige Heerſtraße für einfallende Kriegshorden, auch heute noch ein umſtrittener Punkt Erde, halb deutſch, halb litauiſch. Aber unbekümmert um Grenzſtreitigkeit und Politik folgen zahlloſe Vogelſchwärme dieſer herrlichen Vogelflug⸗ ſtraße Zu Tauſend und aber Tauſend paſſieren die reiſen⸗ den Vögel täglich Ulmenhorſt, die weltberühmte Vogel⸗ warte Roſſittens. Dieſe urwüchſige Nehrungsbad Roſſitten, das man mit dem Dampfer von Cranzbeek aus in einigen Stunden erreicht, iſt im Mai eine blühende Fliederwildnis von Blumenduft und ſalzigem Meergeruch erfüllt, von ſchatti⸗ gen Wäldern umgeben, in denen das Mövenbruch Mil⸗ lionen niſtender Möven beherbergt. Dieſe Oaſe in der Wüſte hat jetzt durch die Segel⸗ fliegerei einen gleichgroßen Namen in der Sportwelt wie durch den Vogelflug bei Naturforſchern und Gelehrten. Nidden, ungefähr auf der Mitte der hundert Kilo⸗ meter langen Nehrung, iſt eine ſehr alte Malerkolonie. bekannt bis in den Weſten Deutſchlands, von herberem Charakter als Roſſitten, beſitzt einen Leuchtturm, auf den man ſehr ſtolz iſt. Wenn man uberhaupt wagen kann, von dieſen Nehrungsbädern das Wort„mondän“ zu ge⸗ brauchen, ſo iſt Nidden das mondänſte Nehrungsbad. Das große Ereignis des Tages iſt hier die Ankunft des Damp⸗ fers, das alle Bewohner am Kai verſammelt, um die Rei⸗ ſenden zu empfangen, ein wildes Farbendurcheinander von grellbunten Strickjacken der Kurgäſte und den bunten Rieſentüchern der Fiſchermädchen, die ſich wie große Schmetterlinge vom weißen Dünenhintergrund abheben. Zu Schwarzort, auf dem letzten Drittel des Nehrungs⸗ ſtreifens, muß man ſchon eine richtige kleine Meerfahrt von faſt ſieben Stunden unternehmen, die eine richtige Vorbereitung auf dieſes lieblichſte unter den Badedörfern ermöglichſt. Setzt man dann den Fuß auf den Kies der Uferpromenade, die von den typiſchen kleinen litauiſchen Fiſcherhäuschen eingefaßt iſt, betrachtet man die kleinen, in die Schilfmauer des Haffs gehauenen Bootshafen, die Platz für den ſchwarzen Fiſcherkahn mit dem roſtbraunen Segel bietet, deren Maſt von phantaſtiſch geſchnitzten Tier⸗ geſtalten belebt wird, dann glaubt man nicht mehr, in Europa zu ſein. Traumhafte Fahrten auf dem abendlichen violetten Haff unter einem großen roten, faſt unheimlichen Mond in den ſchwarzen Booten, die dem Nachen Charons gleichen, ſind von einer ſo großen ſtillen Unwirklichkeit, daß man erlöſt einem fernen Geſang oder dem plätſchern⸗ den Aufklatſchen eines ſpringenden Fiſches lauſcht, der die geiſterhafte Stille unterbricht. Dieſe drei Orte beherrſchen das lange Nehrungsband. Roſſitten iſt deutſch, Nidden und Schwarzort litauiſch, aber leicht und ohne viel Paßſchwierigkeiten zu erreichen. Alle ſind Orte für den wirklich Erholungſuchenden, für Freunde der Einſamkeit und Liebhaber der herben Natur, Man kennt keine Reunions, keine leganten Korſos und man legt auch keinen Wert darauf. Man wohnt beſcheiden, badet und ſegelt viel und ißt gut und reichlich, wie es in Oſtpreußen üblich iſt. Man geht früh zu Bett und ſteht früh auf, denn es iſt ein urgeſunder Streifen Landes. Aber auch ein Streifen Landes voller ſeltſamer Dinge und ſeltſamer Tiere. Der Elch führt hier noch ſein ſagen⸗ haftes Daſein und ſchwimmt herüber zur Brunftzeit nach der Ibenhorſter Forſt am anderen Ufer des gewaltigen Haffs. Der ſchwarze Storch und der Fiſchreiher leben hier ein zurückgezogenes Leben und merkwürdige Pflanzen und Inſekten beleben Wald und Sand. Aber das Schönſte iſt und bleibt immer noch die wan⸗ dernde Düne, die ſich unaufhaltſam unter leiſem Rieſeln. und Stäuben vom Meer ins Haff ſtürzt, die Dörfer und Wälder fraß und ſie heute nach hundert Jahren als. ſchwarze Gerippe wieder ausſpeit. Groß und Gewaltig iſt die Welt des Triebſandes, die Welt des rieſigen menſchen⸗ leeren Sandmeeres, die man tagelang als einziger Menſch⸗ auf Meilen durchſtreifen kann, dieſe Welt, die dem Wage⸗ mutigen und wetterſeſten ihre Geheimniſſe offenbart, die ihre Urſachen in der grandioſen Vermählung non Sand und Waſſer haben; das wunderbare Schauſpiel Neben⸗ ſonnen und das Rätſel der Wüſte, die Fata morgana! Kunſt und Wiſſen Zweite Ringaufführung in Bayreuth. In der Richard⸗ Wagner⸗Stadt nahm das nunmehr zum zweiten Male zur Aufführung gelangende viertägige Bühnenfeſtſpiel„Der Ring des Nibelungen“ wiederum mit dem„Rheingold“ ſeinen Auftakt. Da die Plätze für dieſe Vorſtellungen nicht einzeln, ſondern nur im Geſamtrahmen des Rings ver⸗ geben wurden, beſteht die Beſucherzahl der gegenwärtigen Bayreuther Aufführungen aus einem erleſenen Stamm⸗ publikum von Muſikfreunden aus aller Welt, die damit der deutſchen Tonkunſt als ſolcher und dem Meiſter ihre Huldigung darbringen. Handelsteil Leicht erholt Am Berliner Aktienmarkt konnte ſich eine gewiſſe Beruhigung durchſetzen. Von verſchiedenen Seiten erfolgten Rückckäufe— und zwar nicht nur von der Kuliſſe, ſondern auch von der Kundſchaft—, die durch das ſtetige Abſinken des Kurs⸗ niveaus veranlaßt ſein dürften. Einheitlich feſt lagen der Montanmarkt und der Markt der chemiſchen Papiere Gut er⸗ holt waren ferner noch Otavi, RWE., Deſſauer Gas, Felten und Reichsbankanteile. Der Rentenmarkt war wieder im alllgemeinen wenig verändert. Umſchuldungsanleihe wurde wie geſtern mit 88 notiert. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 2,75 bis 3 Prozent gefragt. Der Deviſenmarkt ſtand im Zeichen eines neuen. Rückgangs des franzöſiſchen Franken. Auch die ſpaniſche Wäh⸗ rung gab weiter nach. Deviſenmarkt. Belga(Belgien) 42,01(Geld) 42,09(Brief), dän. Krone 55,88 56,00, engl. Pfund 12,515 12,545, franz. Fran⸗ ken 16,38 16,42, holl. Gulden 168,93 169,27, ital. Lira 19,57 19,61, norw. Krone 62,90 63,02, öſterr. Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 46,80 46,90, ſchwed. Krone 64,53 64,65, ſchweiz. Franken 81,07 81,23, ſpan. Peſeta 31,17 31,23, tſchech. Krone 10,27 10.29. amerikan. Dollar 2,488 2,492. — Bayreuther Eine lange Heugabel von Zähringerſtr. Dünktlich ann komme ich in das Geschäft, denn meine neue UHR über bis Eichwald 5 den Tabahherbſt ist 65 ä 5 0 ö verloren. J. Wolf, Breisacherstr. geſucht. Abzugeben N Kloppenheimers tr. 400 Zähringerſtr. 53. Zimmer und Küche auf 1. September zu vermieten. Zu erfragen in der Geſchäftsſt. d. Bl. umme Wir drucken Preisliſten, Broſchüren, Proſpekte, Geſchäfts⸗ berichte, Feſtſchriften, Satzungen, ſowie alle ſonſtigen für Handel, Induſtrie, Vereine und Private nötigen Druckſachen in gediegener und zweckentſprechen⸗ der Ausſtatiung. Neckar-Bcte- Druckerei ee endenden Taglohn- Zeftel e (nach vorgeschrieb. städt. Muster) zu haben in der Druckerei des Neckar-Bote.