neuern. Nr. 198(2. Blatt). Dienstag, 25. Auguſt 1936 Parole: Nürnberg NS. Ein neuer Ruf erhebt ſich und erfüllt bis in ſein allerletztes Dorf das deutſche Land, über dem noch leiſe der Ton der erzenen Glocke der Olympiſchen Spiele aus den Wochen des friedlichen Wettkampfes der Völker ſchwingt. In ihre harmoniſchen Akkorde der Völkerachtung und des ehrlichen, kameradſchaftlichen Miteinanders der Nationen vor einer höheren Menſchheitsidee ſtieß der Lärm der ewig ſchneidenden und zerreißenden Disharmonien aus Moskau, und die ausklingende Melodie friedlicher, froher Gemeinſck überſchallt das drohende Brüllen des Haſſes und der Vernichtung aus den waffengepanzerten Millionen⸗ reihen der bolſche wiſtiſchen roten Armee. Stolz, rein und ſtrahlend, gläubig und kämpferiſch⸗bereit, tönt nun das Signal über deutſchem Friedensſehnen und roter hung auf, das die neue Parole wie Fanfarenruf — die Parole der Partei, die alle Herzen in e Schlag emporreißt: Nürnbergl Sie ruft die inder und Kämpfer des Nationalſozialismus zu dem wie⸗ den, jährlichen Appell auf, ruft die Soldaten der Weltanſchauung, die das Reich retteten, für die Zeit vom 8. bis 14. September in die Stadt der Relchspartei⸗ tage. Aus ihrem hingebungsvollen Dienſt für die Bewegung, den ſie ein Jahr lang getreu der von ihrem Führer erhal⸗ tenen Weiſung und Verpflichtung erfüllten, läßt dieſes er⸗ ſehnte Signal die, bei denen nicht Alter und Beruf, ſondern Treue, Glaube, Kameradſchaft und Pflichtauffaſſung das Kennzeichen iſt, den großen Marſch zu der Quelle ihres Wil⸗ lens und ihrer Kraft antreten: nach Nürnberg— zum Führer. Wieder wird Adolf Hitler in Tagen, die, wie alle Reichs⸗ parteitage für die RS DAP und damit für die Nation Ge⸗ ſchichte ſind, angeſichts ſeiner Getreuen, die ſich ſeinem das deutſche Schickſal und die deutſche Zukunft geſtaltenden Wil⸗ len verſchworen und ergeben haben großen Appellüber die Kraft, innere Feſtigkeit und Bereit⸗ ſchaft ſeiner Bewegung halten, die den deutſchen Staat trägt. Die nationalſozialiſtiſchen Kämpfer und mit ihnen alle deutſchen Volksgenoſſen, die von jedem Reichs⸗ parteitag mit Vertrauen, Zuverſicht, tiefem Dank und neuem Willen erfüllt wurden, werden in dieſen heraufleuch⸗ tenden Septembertagen wieder an den ewigen Strom un⸗ ſerer völkiſchen Erneuerung und Stärke herangeführt. Wenn die Olympiſchen Spiele die Leiſtungsfähigkeit und mora⸗ liſche Kraft dieſes einigen. um ſeine neue Größe und Stel⸗ lung wiſſenden Volkes erkennen ließen— in Nürnberg wird jeder im Bann des großen Schauſpieles des kämpferi⸗ ſchen nationalſozialiſtiſchen Charakters und Strebens die Offenbarung erleben, wo die Urſache all der ge⸗ ſchichtlichen Tatſachen liegt, die das neue Reich der Kraft, Ehre und Freiheit erſtehen und in einer Welt der Ungewißheit und Friedloſigkeit aus ſich heraus ſo groß und herrlich, ſo ſtark und gläubig, ſo kraftvoll und zielbe⸗ wußt werden ließen, daß allem Vernichtungswillen und jeder Drohung Halt geboten werden kann. In einem Jahr, das dem deutſchen Volk den Frie⸗ den durch den endgültigen Schutz ſeiner Aufbauarbeit und die entſchloſſene Abſchüttelung der letzten Feſſel der Unfrei⸗ heit und Unwürde ſchenkte, ſammeln ſich diesmal die Kämp⸗ fer des Nationalſozialismus unter dem Flattern des blut⸗ geheiligten Tuches der Fahnen, die das ewige Symbol un⸗ ſeres Glaubens ſind, mit den ermordeten Vorkämpfern des Sieges in den hoch aufragenden, ſteinernen Stätten Nürn⸗ bergs, die ſchon die Haltung und den Geiſt des neuen Volkes in die Jahrtaufende hinein verewigen. Die Parole Nürnberg löſt den heißen Jubel aus, den jeder in ſich fühlt, der dem Deutſchland Adolf Hitlers tatkräftig und mit perſönlichem Einſatz dient und bringt ihre große innerliche Mahnung und Verpflichtung: die Be⸗ wegung rüſtet ſich, aus dem Mund des Führers, der ſie ge⸗ ſchaffen hat, die neue Botſchaft für den weiteren Kampf um die Erfüllung unſeres Ringens in feierlicher Stunde entgegenzunehmen. Die Träger des Volkswillens, die leidenſchaftlichen Fackelträger des natio⸗ nalſozialiſtiſchen Bekenntniſſes, die Millionen der treuen und gläubigen Kämpfer, trifft die Parole in Begeiſterung guf dem ewigen Marſch in die Zukunft, der ſeine großen, erhebenden Stunden der Prüfung, Ausrichtung und Ver⸗ pflichtung in ſedem Jahr in Nürnberg hat und der niemals endet. Die Partei iſt Deutſchland. 1 5 nimmt deshalb jetzt die Parole Nürnberg auf. Deutſchland iſt der Führer. Wir ſtehen deshalb be⸗ reit, in Nürnberg durch den Führer Deutſchland zu erleben, von Deutſchland unſeren Auftrag für unſere Pflich⸗ ten zu empfangen und vor Deutſchland vom 8. bis 14. Sep⸗ tember auf dem 8. Reichsparteitag unſeren Schwur zu er⸗ . Familien⸗ und Naſſenforſchung Von der Jahrestagung des Deutſchen Auslandinſtituts. Stuklgart, 24. Auguſt. Unter größter Anteilnahme der auslandsdeutſchen Gäſte begann die Jahrestagung 1936 des DA mit einer Tagung für auslandsdeutſche Sippenkunde. Der Vorſitzende des DA, Oberbürgermeiſter Dr. Strölin, eröffnete die Haupt⸗ tagung mit einer Anſprache, in der er die Vertreter der deutſchen Familie n⸗ und Raſſen forſchung, den Leiter der Reichsſtelle für Sippenforſchung und Vorſitzenden des Volksbundes Deutſcher Genealogiſcher Vereine, Dr. Kurt Mayer Berlin, ſowie die zahlreichen auslandsdeutſchen Gäſte willkommen hieß. Die Bedeutun g dieſer ſippen⸗ kundlichen Tagung werde beſonders dadurch unterſtri⸗ chen, da an ihr die berufenen Fachleute nicht nur aus dem Reich, ſondern aus dem ganzen auslandsdeut⸗ ſchen Raum teilnehmen. Die Familienforſchung ſei heute keine privake Liebha⸗ berei des einzelnen mehr, ſondern ſtehe ganz im Dienſte der nationalſozlaliſtiſchen Welkanſchauung, die in der raſſenmäßigen Blutverbundenheit die elemenkarſten Vorausſetzungen und die ſtärkſten Triebkräfte einer wahren Volksgemeinſchaft erblicke. Die eigentliche Tagungsarbeit leitete Profeſſor Dr. Cſaki ein. Er dankte zunächſt der deutſchen Preſſe des In⸗ und Auslandes im Namen des DA für ihre Mitarbeit. Die Hauptſtelle für auslandsdeutſche Sippenkunde habe ein Jahrbuch herausgegeben, das zu einer ſtändigen Einrich⸗ tung werden und dem lebendigen Austauſch der Forſchungs⸗ ergebniſſe dienen ſolle. Dr. Johannes Hohlfeld ⸗Leipzig hielt einen kurzen Vor⸗ trag über„Das Auswanderungsmotiv als genealogiſches Schickſal“. Der Vortragende umſchrieb die Wechſelwir⸗ kungen zwiſchen genealogiſchen und ſozialen Gemeinſchaften, um die Forderung aufzuſtellen, daß eine enealogiſche Volkstumsforſchung von den natürlichen Gruppen des Volkes auszugehen habe. In dieſem Sinne biete das Auslandsdeutſchtum, wo es ſich um geſchloſſene Bevölkerungsgruppen handele, geradezu Idealbeiſpiele für genealogiſche Forſchungen. r. Werner Schmidt bezeichnete in ſeinem Referat „Deutſches Blut und Burentum“ die deutſche Gruppe am Kap als raſſiſch geſunden, überaus wertvollen Aufbaufaktor. Einen aufſchlußreichen Einblick in die„ſip⸗ penkundliche Erfaſſung des Auslanddeutſchtums“ gab Pro⸗ feſſor Lic. Benjamin Unruh⸗Karlsruhe. Krieg und Bolſche⸗ wismus hätten wichtiges Material für immer zerſtört. Die ſchwierigſte Frage ſei die nach der Herkunft der rußland⸗ deutſchen Mennoniten, die in ihrer Mehrheit frieſi⸗ ſchen Stammes ſeien. Die Familiennamen deckten ſich weit⸗ hin mit Liſten aus Friesland. Die Arbeit an der Klärung dieſer Fragen ſchreite fort. Der Redner richtete die Auffor⸗ derung an die Rußlandsdeutſchen in aller Welt, ſich zuſam⸗ menzuſchließen. 0 Im Sinne der Friedenspolitik des Führers Auf der Abſchlußkundgebung der Auslandslehrertagung umriß u. a. Profeſſor Dr. Süchenwirt⸗München den Aufgabenkreis, in dem der Auslandslehrer für das neue Deutſche Reich wirken ſoll. Dort, wo der Auslandslehrer auch die Kinder fremder Nationen ſchule, könne er, indem er im Sinne der Friedenspolitik des Führers arbeite, völker⸗ verſöhnend wirken, ſo daß in der Schulſtube ſich ein Hände⸗ reichen zwiſchen den Nationen vollziehe. Der Leiter der Auslandsorganiſation der NSDAP, Bohle, überbrachte die Grüße und Wünſche des Stell⸗ vertreters des Führers Die Auslandsorganiſation habe, ſo führte der Redner dann u. a. aus, die alles umfaſſende große Aufgabe, das Auslandsdeutſchtum einzubeziehen in die große Schickſals⸗ und Volksgemeinſchaft, wie ſie früher nie vorhanden war. Das Recht, ſich in der Partei zu organi⸗ ſieren, habe der Führer ſelbſt geſchaffen und es könne auch den Deutſchen im Auslande dieſes Recht nicht verwehrt wer— den. Für dieſes Recht habe Wilhelm Guſtloff, der Typ eines anſtändigen und nationalen Menſchen, ſein Leben laſſen müſſen. Für dieſes Recht ſeien auch die Brüder in Spanien gefallen. Seien Sie draußen, ſo ſchloß Gauleiter Bohle, Mitarbei⸗ ker am Ausbau eines nakionalſozialiſtiſchen Auslandsdeukſch⸗ kums. Nur ſo können die gigankiſchen Bemühungen des Führers um den Frieden in der Welt unterſtützt werden. Heute hängen Sturmwolken über Europa; in Deutſch⸗ land jedoch herrſchen Ordnung und Frieden und das Volk ſteht hinter dem Führer als Wacht für den Frieden. „ ä * Das Los des Herrn Prunier Monſieur Prunier, Portier in Paris, gewann in der Nationallotterie das Große Los. Eine runde Million Franken war ihm ſicher. Madanie Prunier erhielt die gute Botſchaft telephoniſch, und es gehört nicht viel Phantaſie dazu, ſich vorzuſtellen, daß es im Hauſe der Familie Prunier an dieſem Tage hoch herging. Das letzte Geld wurde zuſammengekratzt und ein opulentes Frühſtück für alle Nachbarn hergerichtet. Dann ging Madame einkaufen. Obwohl es heißeſter Sommer war, tat ein Pelz es ihr an. Die Wohnungseinrichtung, die noch von der ſeligen Mama ſtammte, kam Frau Prunier an dieſem Freudentage be⸗ ſonders ärmlich vor; alſo erſtand ſie gegen eine kleine An⸗ zahlung eine neue, und ſie ließ ſich dabei nicht lumpen. Die Nachbarn machten große Augen, als am Nachmittag der Möbelwagen anrollte: Als es Abend war, hatte Madame rund 100 000 Fran⸗ ken ausgegeben, nicht in bar natürlich, vielmehr hatte ſie überall eine kleine Anzahlung geleiſtet; das Geld hatten ihr Nachbarn und Freunde mit Vergnügen geliehen. Wer möchte ſich nicht gut mit einem Millionär ſtellen? 5 Ein prachtvolles Abendbrot wartete auf Monſieur. Aber wer nicht erſchien, war Herr Prunier. Wahrſcheinlich, dachte Madame, wird er in der erſten Freude über den Gewinn ein bißchen bummeln gegangen ſein, und ſie ging zu Bett, nicht ganz unbeſorgt, denn Ehefrauen haben es nicht gern, wenn ihre Männer mit exier Million in der Taſche bummeln gehen Als Monſieur Prunier am nächſten .* 5 NK Tage noch nicht zu Hauſe war, wurde die Sache unheim⸗ lich, und Madame ging zur Polizei. Es konnte ja ſein, daß Herrn Prunier etwas zugeſtoßen war. Vielleicht war er von Verbrechern betäubt und beraubt worden, vielleicht lag er irgendwo ermordet! Ein Mann mit einer Million iſt ja doch immer entſetzlichen Gefahren ausgeſetzt. Madame kam ſchließlich auf die gute Idee, ſich zu erkundigen, ob denn die Sache mit der Million überhaupt ſtimmte. Ja, hieß es im Losbüro, es ſei alles in beſter Ordnung, aber Herr Prunier hätte ſeinen Gewinn gar nicht einkaſſiert. Teils beruhigte das Madame, teils aber machte es die S he nur noch ſchlimmer, denn nun gab es überhaupt keine Erklärung mehr für Pruniers Ver⸗ ſchwinden. Die Nachbarn begannen komiſche Geſichter zu machen, und wer von ihnen Madame Geld geliehen hatte, fühlte ſich leicht beunruhigt. Ein Tag nach dem anderen verging. Die Polizei war unfähig, feſtzuſtellen, wo Prunier geblieben und was aus ihm geſvorden war. Nach acht Tagen erſchien Monſieur, niedergeſchlagen und ſehr kleinlaut. Er hatte nämlich, nachdem er ſeiner Frau die Geſchichte von dem fabelhaften Gewinn telepho⸗ niert hatte, das Los auf dem Wege zur Kaſſe der Lotterie verloren. Darauf hatte er es nicht fertiggebracht, nach Hauſe zu gehen und ſeiner Frau unter die Augen zu kommen. Er war nach Rouen gefahren und hatte dort unter anderem Namen als Maurer eine Stelle angenom⸗ nien, feſt entſchloſſen, ſich nie wieder ſehen zu laſſen, bis 555 ſchließlich doch die Sehnſucht nach Madame gepackt atte. 3 Statiſtik über die Grundbeſitverteilung Der Reichs- und preußiſche Miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat beim Statiſtiſchen Reichsamt die Durchführung einer Statiſtik über die Grundbeſitzvertei⸗ lung im Deutſchen Reich angeregt. Die Neubildung deut⸗ ſchen Bauerntums und eine zielbewußte Raumordnung erfordern einen genauen Ueberblick über die Verteilung des landwirtſchaftlichen und forſtwirtſchaftlichen Beſitzes, getrennt nach Beſitz des Staates, der Gemeinden, der Kirchen, öffentlich⸗rechtlichen Körperſchaften und ſonſtigen privaten Groß⸗ und bäuerlichen Beſitz. Das Statiſtiſche Reichsamt hat die erforderlichen Vorarbeiten für die Durchführung dieſer Statiſtik in Angriff genommen. Sport in Kürze Deutſche Olympiaſieger beteiligen ſich am 29. Auguſt in Kehl an einem leichtathletiſchen Abendſportfeſt. Sköck, Wöllke, ſowie die ausgezeichneten Neckermann, Greulich, Lam⸗ pert, Steinmetz, Stadler, Müller(Kuchen) u. a. haben für dieſe Veranſtaltung gemeldet. 0 Mit gutem Erfolg nahmen die deutſchen Athleten am Internationalen Sportfeſt in Karlſtad(Schweden) teil. Har⸗ big gewann die 800 m in 1:52, vor Erik Ny und Powell, Stöck wurde Doppelſieger im Kugelſtoßen und Speerwerfen. Schaumburg lief die 1500 m in 3,59,0 ſiegreich und Hein gewann das Hammerwerfen mit 55,15 m vor dem Schweden Warngard. Schließlich wurde Borchmeyer noch Dritter über 100 m und Voigt hinter v. Wachenfeldt im 400⸗m⸗Lauf Zweiter. 0 Die ſchwediſche Meiſterſchaft im 50⸗km⸗Gehen wurde in Mjölby ausgetragen. Joenning ſiegte in der ausgezeichneten Zeit von 4:12:35,9 Std. vor Mikaelſſon. * Einen neuen Sieg errangen Ungarns Poloſpieler in Hamburg, wo ſie auch das dritte Spiel ſicher mit 8:2 für ſich entſcheiden konnten. Damit haben die Magyaren den Preis des Reichsſportführers gewonnen. 0 Zum 46. Male wurde das Frankfurter Stadt⸗Achter⸗ rudern ausgekragen. Noch vor Beendigung des Rennens kam es zu einem Zuſammenſtoß der beiden Boote, ſo daß der RV. 65 ausgeſchloſſen werden mußte. So kam Germania zum 29. Siege in dieſem Wettbewerb. Den Preis vom Oſthafen ſicherte ſich die Frankfurter RG. Oberrad überlegen. * Das Straßen⸗Kriterium in Murr(Württemberg) fand bei der Bevölkerung großen Anklang. Der Stuttgarter Voſ⸗ ſeler konnte zum Schluß des 68⸗km⸗Rennens auf der 850 in langen Rundſtrecke das geſamte Feld überrunden und über⸗ legen gewinnen. In Schramberg wurde in einem Straßenkriterium über 80 mal 1 km nicht weniger ſcharf gefahren. Da alle Fah⸗ rer auf der Hut waren, blieben Ueberrundungen aus, ſo daß die Wertungen umſo mehr umſtritten waren. Der Stuttgar⸗ ter Götz ſiegte ſchließlich knapp vor Weiſchedel(Zuffenhau⸗ ſen) und Scherzinger(Freiburg). Japaniſche Siege gab es beim Schwimmfeſt im Dort⸗ munder Volksbad, das gut beſucht war. Im 200⸗m⸗Bruſt⸗ ſchwimmen war Koike in 2:44,8 diesmal vor dem Dork⸗ munder Balke(2:50,2). Bei den Frauen wurde Ruth Halbs⸗ guth Doppelſiegerin über 100 m Rücken und 100 m Kraul. Eine holländiſche Waſſerballſieben beſiegte Weſtdeutſchland knapp mit 4:3(3:0) Toren. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Wiaunheimer Großviehmarkt vom 24. Auguſt. Am Groß⸗ viehmarkt waren aufgetrieben: 14 Bullen, 29 Ochſen, 87 Rin⸗ der und 107 Kühe, zuſammen 187 Stück. Dies war eine ſehr ſchlechte Beſchickung des Marktes, die nur eine ungenügende Deckungsmöglichkeil bot. Es ergaben ſich folgende Höchſt⸗ notizen: Bullen 43, Ochſen 45, Rinder 44 und Kühe 42 Pfg.— Auch am Kälbermarkt wurden 340 Tiere weniger als in der Vorwoche aufgetrieben, ſo daß nur 798 Kälber zu Gebot ſtanden, der Höchſtpreis betrug 90 Pfg.— Am Schweinemarkt waren 982 Tiere aufgetrieben, die entſprechend der Kontingente durch die Marktkommiſſion an die Metzger zugewieſen wurden Höchſtpreis 57 Pfg. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 24. August. No⸗ tierungen unverändert. — Staatliche Muſeen(M). „Der zwölfjährige Mozart“ a iſt das volkstümlichſte Bild der Ausſtellung„Große Deut⸗ ſche in Bildniſſen ihrer 1 0 Berliner Kronprinzen⸗ palais. 3 ö Schalkesnatr und ſilberne Apoſtel Quer durch das Lauenburger Land. R DV. Zwiſchen Lüneburg und Lübeck, abſeits des gro⸗ ßen Verkehrsweges von Berlin nach Hamburg, liegt ein Land, das vielen eigentlich nur aus einem Titel des Alt⸗ reichskanzlers Fürſten Bismarck bekannt iſt. Es iſt das alte Herzogtum Lauenburg, das noch vor 70 Jahren zu Dänemark gehörte, und in dem zwei kleine Städte liegen, die ebenſo ſchön wie unbekannt ſind. Mölln und Ratzeburg heißen ſie. Beide Städte weiſen zwar nicht die Bauten von Lüne⸗ burg oder Celle auf, aber ſie haben ihre Merkwürdigkeiten und ihre Geſchichte. Es verlohnt ſich, in ihnen zu verweilen und dem Manne zuzuhören, der uns durch die winkligen Gaſ⸗ ſen führt. Mölln hat ſeine größte Sehenswürdigkeit hinter einer kleinen Brettertür in der dicken Kirchenmauer verborgen. Weit über das Land und über den Möllner See ragt das alte Gotteshaus. Von hier aus ſah man vor vielen hundert Jahren auf dem alten Stecknitzkanal die Lübſchen Salzſchiffe von Lüneburg an die Oſtſee fahren. Es war eine der älteſten Waſſerſtraßen in unſerem Vaterland, die heute durch den Elb⸗Travekanal erſetzt worden iſt. Der Blick vom Kirchturm hinweg über die geduckten Fachwerkhäuschen zum Möllner See, der von hohen Buchen⸗ waldungen geſäuml iſt, mag herrlich ſein: die Fremden aber wollen hinter das Pförtchen in der Kirchenmauer ſehen; denn dort iſt das Grab des Schalksnarren Till Eulen⸗ ſpiegel, der in Mölln 1350 an der Peſt ſtarb. Sein Grabſtein, der in die Kirchenmauer eingelaſſen iſt, zeigt außer verwikterter Schrift einen kleinen Mann im ſchellenbeſetzten Kleid, der in der einen Hand einen Spiegel, in der anderen eine Eule trägt. In der Niſche hängt das Kettenhemd des Narren. Ein alter Stechdegen lehnt daneben, und eine dicke eiſerne Brille ohne Gläſer liegt darunter. Das ſind die Gegenſtände, die man 500 Jahre lang von Till Eulenſpie⸗ gel bewahrte. Im kleinen Heimatmuſeum aber findet man noch das Horn des Narren, den der Tod in Mölln ereilte, als er wegen böſer Schabernäcke vom Hofe des Lauenburger Herzogs fliehen mußte. Mölln aber hat nach Eulenſpiegels Tod manchen ſchwe⸗ ren Schlag erdulden müſſen. Der lauenburgiſche Herzog Erich hatte ſich um 1400 der Stadt bemächtigt, die damals an die Lübecker verpfändet war. Als ihn die überlegene Streitmacht der Hanſen zum Rückzug zwang, ließ er das Städtchen in Flammen aufgehen. Nur die Kirche und das Rathaus blieben verſchont. Manche ſeltſame Kunde erfährt man im Heimatmuſeum. Phöniziſche Korallen wurden in Gräbern der Umgebung gefunden. Von dem alten und be⸗ rühmten Kloſter Marienwohlde iſt nur ein römiſcher Leuch⸗ ter übriggeblieben, den einſt Kahnfahrer aus dem Möllner See fiſchten. Wer heute in Mölln Station macht, der will meiſt durch die hohen Buchenwälder nach dem zwei Stunden entfernten Ratzeburg wandern. Ratzeburgs Dom iſt zu einer Zeit gebaut, als ſelbſt die hohen Kirchen des mächtigen Lübeck noch nicht ihre Türme in den Oſtſeewind reckten. Laſtet heute auch etwas von Ab⸗ 1 und Einſamkeit über den alten Mauern, ſo weht Urch die Kreuzaänge die Erinnerung an hlutige Goſchichte. 0 54 Er machte Anſtalten, ſeine Morte in die Wirklichkeit umzuſetzen, da endlich— erſchien Veit Gwendolin Er ſah ſehr alt aus. Viel älter als an dem Tage, da Eva zuerſt bei ihm Einlaß begehrte. Seine Haltung war müde, das Geſicht wirkte zerfallen. „Na— endlich!“ rief Viktor.„Guten Tag, Gwendo⸗ lin. Ich komme mit Eva, um Sie nochmals zu bitten, die Feindſchaft zu begraben. In dieſer Zeit haßt man nicht mehr, Veit Gwendolin—“ „Warum ſtört ihr mich?“ fragte dieſer. Seine Stimme klang nicht mehr ſo feſt wie früher. „Was kümmert mich das Hochwaſſer. Geht!“ „Oeffnen Sie endlich,“ rief Viktor. „Niemals! Freiwillig läßt der Veit Gwendolin keinen von drüben auf ſeinen Berg. Ein Schwur iſt ein Schwur!“ Da lachte Viktor auf, während er feſt Evas zitternde Hand umſpannte. „Ihr irrt, Gwendolin! Gott ſelbſt hat Euch von Eurem unſinnigen Schwur entbunden. Habt Ihr das noch nicht gemerkt?“ Veit blickte drohend den Sprecher an. Deſſen Heiterkeit reizte ihn— ſchien ihn zornig zu machen. „Wollt Ihr mich verhöhnen?!“ „Nein— Veit Gwendolin! Aber die Augen will ich Euch öffnen! Sehend ſollt Ihr werden, da Ihr ſo lange blind waret! Wiſſen ſollt Ihr, daß kein Haß ewig währet, ſondern nur die Liebe] Hört Ihr mich?“ Es war, als ob ein Zittern durch die gebeugte Geſtalt des Müllers ging. i „Wie wollt Ihr das beweiſen, Baron?“ „Es müßte Euch wohl genügen, wenn Ihr ſeht, wie Eva um Euch zittert und wie ihre Liebe groß genug war, mich nicht um Eurer Hartköpfigkeit willen zu verlaſſen. Aber antwortet mir: Habt Ihr nicht geſchworen, daß Feindſchaft bleiben müſſe zwiſchen uns und Euch, ſolange der Fluß uns trennt?“ „Ja!“ ſchrie Veit Gwendolin, und die alte Leidenſchaft flammte in ihm auf. „Tauſendmal ja— ſolange der Fluß uns trennt! Und das iſt—“ „Das iſt nicht mehr ewig, Veit Gwendolin!“ rief Pik⸗ tor in lachendem Triumph.„Seht Ihr den Fluß noch, der uns trennt? Blickt um Euch— und dann zeigt ihn mir und haltet Euren Schwur! Blickt um Euch, Veit Gwen⸗ dolin— und wenn Ihr dann nicht ſeht, daß Gott Euern Schwur nicht länger gelten ließ, dann müßtet Ihr nicht Evas Vater ſein!“ Veit Gwendolin war zuſammengefahren. Er fuhr mit der Hand über das wirre Haar. Anſtet. Verworren in ſeinem Denken. Sein Blick ging in die Weite. Viktor aber rief von neuem: „Seht Ihr einen Fluß? Ich ſehe nur Waſſer und Waſ⸗ ſer— endlos— und irgendwo unſer Haus— und Eure Mühle— mitten darin! Der Fluß iſt nicht mehr!“ Veit Gwendolin bewegte die Lippen. Ratlos ſtand er.„Iſt nicht mehr—,“ murmelte er. Er ſah zu Eva hin, die mit tränenumflorten Blicken ihm zunickt 888 8 Roman von Paul Hain. Herrgottsmühle Ilft Dreißigjähkigen Krieg hauſteſt Paßpeſtheiſſs Refterſchä⸗ ren in den Kapellen des Doms. Im Jahre 1806 wurde er mit preußiſchen Gefangenen belegt. 11000 Mann wurden in die kalten Kirchenmauern gepfercht. In der Schenke zum „Heiligen Chriſtoffer“ in Fredeburg ſtieg eines Abends in dieſen wildbewegten Jahren der Reichsfreiherr vom Stein ab und ſchrieb unter das an der Wand hängende Napoleon⸗ die en:„Als er erſchaffen war, der größte aller Trat Satanas zurück und ſprach: Du biſt mein 8 Im Bürgerquartier in der Großen Kreuzgaſſe aber ſaß wenig ſpäter ein Freiwilliger unter den Fahnen der deutſch⸗ruſſiſchen Legion und ſchrieb an eine Frau Pereira nach Wien:„Ratzeburg, den 18. Auguſt 1813.— Liebſte Freundin, in aller Eile ein paar Worte von Ihrem Freunde. Ich bin ſchon wieder beim Korps, von allen mit herzlicher Liebe empfangen. Soeben marſchieren wir; in zwei Tagen erwarten wir odeshochzeit. Leben Sie wohl mit allem, was mir zug iſt. So Gott will, wollen wir als deut⸗ ſches Volk das Hamburg befreien mit unſerem Blute. Tauſend Dank für Ihre lieben Zeilen und für die lieben Andenken an Sie beide Genien meines Lebens. Der Him⸗ mel beſchütze Sie. Gott befohlen! Theodor Körner.“ In den Jahren um 1848 aber hatte Ratzeburg einen Mann in ſeinen Mauern, der zwar nur Sekretär eines Ge⸗ heimrats beim Deutſchen Bund, dafür aber ein trinkfeſter Mann und ein gewandter Poet war. Victor von Schef⸗ fel hat lange Jahre in Ratzeburg zugebracht und ſich dabei mehr Ruhm als Weinkenner, denn als arbeitsbefliſſener die T Sekretarius erworben. Wenige Jahre vorher hatte das ſtille Fürſtenſtädtchen, das auf einer ſchmalen Landzunge zwiſchen zwei Seen liegt, eine große Senſation. Das Prunk⸗ ſtück des alten Domes, an den ſich ein jahrhundertealter Bi⸗ ſchofsſitz anſchloß, war der Silberſchatz. Schon im Mittel⸗ alter waren die zwölf ſilbernen Apoſtel und der ebenfalls aus Silber hlagene Chriſtus geraubt worden. Doch das wohlhabend ädtchen hatte die Figuren wieder anfertigen laſſen. Sie wogen insgeſamt über 300 Pfund an reinem Silber. War es gelungen, dieſen Schatz durch die Fährniſſe des 30jährigen Krieges zu bekommen, ſo ſollten ie in Friedenszeiten in die Hände von unbekannten Dieben fallen. Nur die 70 Pfund ſchwere Chriſtusfigur halten die Diebe zurücklaſſen müſſen. Von dem übrigen Teil des Schat⸗ zes hat man nie etwas wiedergeſehen. Von Ratzeburg aus ſieht man an klaren Tagen ſchon die ragenden Türme von Lübeck. Einſt war dieſes kleine Städtchen ein ernſthafter Rivale der Hanſen. Heute aber iſt es ein beſchauliches Landſtädtchen, das durch ſeine alte Jäger⸗ garniſon manches Leben in ſeinen Mauern birgt. Der weite Ratzeburger See mit ſeinen vielen kleinen Sommerfriſchen ladet Segler und Angler ein, und auch zu Waſſer iſt das nahe Lübeck in kurzer Zeit auf dem gewundenen Waſſerlauf der Wakenitz zu erreichen. Dr. Hans Steen. Verſchiedenes tf. Pflügen mit Elektrizität. Das Pflügen des Acker⸗ bodens ſoll ſehr erleichtert werden, wenn man in die Pflugſchar einen ſchwachen elektriſchen Strom leitet. In dem Inſtitut für Landmaſchinen der Münchener Techniſchen o * — Letzter Widerſtand wollte ſich in ihm aufbäumen. Sein Auge blitzte. Aber— ein Schwur war ein Schwur! Und plötzlich bog ſich ſein müder Rücken gerade. Schwer und langſam. Der Kopf richtete ſich auf. Seine Augen bekamen einen eigenen Schimmer. „Veit Gwendolin!“ „Ja— ja— ich habe gehört—“ Er bewegte ſich. Wie gefangen hing Evas Blick an ihm. Verfolgte ihn. Er ſchritt langſam nach der Pforte des Zauns. einen Schlüſſel hervor, Schloß ruhig auf. Und weit öffnete er die Pforte. Ohne ein Wort zu ſagen. Eva ſtürzte herein.„Vater——!“ Da breitete er die Arme aus— weit— als ob er eine Welt an die Bruſt reißen wollte. Mit einem ſchluch⸗ zenden Jubellaut ſank Eva in dieſe Umarmung. „Eva— mein Kind—“ Zog Viktor tand hinter ihr und knurrte für ſich: „Das hätte er früher haben können.“ Dann trat er vor. „Gebt Ihr mir nun wieder die Hand, Veit Gwendo⸗ lin?“ Der blickte ihn über Evas blonden Kopf hinweg an. „Es bleibt mir ja nichts anderes übrig, Baron!“ Er ſtreckte die Hand aus.. Viktor ſchlug herzhaft ein. N „Dann alſo— auf gute Freundſchaft!“— Gemeinſam gingen ſie ins Haus. Es ſah wüſt genug darin aus und hilflos— verſtört ſuchte Veit Gwendolin die Unordnung zu entſchuldigen, „Die Lorenzen kommt ſchon lange nicht mehr— und die Katharina lamentierte ſoviel ſeit Eva fort war— da hab' ich ſie gehen laſſen. Alles— allein gemacht. Mußt nicht ſo genau hinſehen, Eva—“ Die ſtrich ihm zärtlich über die hageren Wangen. „Du Armer— wie haſt du dich gequält. Wie müde ſiehſt du aus. Laß nur— ich bring' wieder alles in Ord⸗ nung. Oh, ich freu' mich auf die Arbeit hier. Meine Mühle, Vater! Nun bleib ich bei dir— und du biſt nicht mehr allein. Bis—“ „Bis du meine Frau biſt, Eva,“ lachte Viktor jubelnd. „Das wollteſt du doch ſagen?“ „Nichts anderes!“ „Und dein Vater bleibt auf der Mühle, uns gegenüber — und wenn er will, braucht er's auch nicht zu lun. Aber ich glaube—“ Fragend ſah er den Alten an. 8 Dem war eine feine Röte ins Geſicht geſtiegen. „Recht haben Sie, Baron— ich könnte nicht mehr hier fort. Hier oben muß ich einmal ſterben. Hier müßt Ihr mich ſchon laſſen. Und Eva muß recht oft herüberkommen. Ste, wird ja nun doch eine Müllersfrau! Und ſo iſt— alles gut!“— Eva blieb in der Herrgottsmühle. Blitzblank ſah es bald wieder im Hauſe aus. And ihr frohes Lachen und Singen tönte den ganzen Tag. Veit Gwendolins erſtarr⸗ tes Geſicht lernte wieder das Lächeln. Und wie er einſt im Abenddunkel den Zaun errichtet hatte, heimlich, ge⸗ heimnisvoll, ſo riß er ihn auch wieder ſtill und heimlich in einer Nacht ab und freute ſich an Evas jauchzender Dankbarkeit am Morgen.— Langſam aber ſtetig trat das Hochwaſſer zurück. Die Sonne machte gute Arbeit. Die Wieſen kamen wieder zum Vorſchein, das Vieh verlangte nach den fetten Weiden, die Hochſchuͤle wurde eine Verſuchsanlage errichtet, die bei allen, der Bodenbearbeitung dienenden Maſchinen die not⸗ wendigen Zugkräfte erforſcht. Dort wurde entſprechend früheren Beobachtungen von engliſchen und italieniſchen Wiſſenſchaftlern ermittelt, daß die Reibung zwiſchen dem Stahl der Pflugſchar und dem feuchten Erdreich weſentlich geringer wird, wenn der Stahl elektriſch geladen iſt. Wenn man in den Schlepperflug eine kleine Lichtmaſchine ein⸗ baut, wie ſie etwa in den Kraftwagen üblich iſt, und ihren Strom auf die Pflugſchar überträgt, ſo läßt ſich eine Jug⸗ kraft⸗Erſparnis von 2 bis 3 Ps erreichen, die ſich in merk⸗ icher Verringerung des Brennſtoff auches auswirkt, f 5 8 51891 1171 Oeffentliche ordnung mit der Neitpeitſche In Dupont, einer kleinen Stadt im Staate Pennſyl⸗ vania ordnete der Bürgermeiſter an, daß Fußgänger, die die Verkehrsregeln verletzten, mit der Reitpeitſche öffent⸗ lich ausgepeitſcht werden können. In der gleichen Stadt wird Gewohnheitstrinkern, wenn ſie gefaßt werden, eine Portion Rizinusöl zur Heilung verabreicht. Die Strafe des Auspeitſchens durch einen Stadtbeamten kann dort bereits ſeit Längerem an Jungen vollzogen werden, wenn ſie ſich bei einem Streich faſſen laſſen. Jugendliche, die ſich nach 9 Uhr abends auf der Straße aufhalten, werden ſo lange im Stadtgefängnis eingeſperrt, bis ſie von den Eltern abgeholt werden. Verſchiedene Autofahrer hatten ſich darüber beklagt, daß die Fußgänger nicht die Verkehrsregeln von Dupont beachten. Der Bürgermeiſter begab ſich mit der Reit⸗ peitſche von einem Verkehrslicht zum anderen, um ſich da⸗ von zu überzeugen, ob die Klagen der Autofahrer berech⸗ tigt ſeien. Er ſchwang an jedem Lichte die Reitpeitſche in nicht mißzuverſtehender Weiſe, bis er dann die Ver⸗ ordnung erließ, die keinen Zweifel darüber läßt, daß er keinen Spaß verſteht. 5 Als vor einigen Tagen ſechs Jungen, die einen dum⸗ men Streich ausgeführt hatten, in der Stadthalle aus⸗ gepeitſcht werden ſollten, fanden ſich Hunderte von Neu⸗ gierigen ein, die ſich ſcheinbar auf den eigenartigen Straf⸗ vollzug ihres Bürgermeiſters freuten. Dieſer ſetzte daher die Auspeitſchung ab, um ſie durch Stadtbeamte in den Heimen der Kinder in Gegenwart der Eltern vollziehen zu laſſen. Die fliegende Eisbombe. Eine Luftfracht beſonderer Art beförderte die Deutſche Lufthanſa kürzlich auf der Strecke Berlin-London. Während ſonſt das Fliegen ein Genuß iſt, flog dabei der Genuß ſelbſt in Geſtalt einer, mit Mandelblättern und Schlagſahne garnierten Eis⸗ bombe. Nur vier von den vielen Stunden ihrer Reiſe Deutſch land Schottland brauchte, wie die„Luftreiſe“ be⸗ richtet, die ſchmackhafte„Bombe“ für den Luftweg von Berlin über Holland und die Nordſee nach London. Oben und unten eine Schicht Trockeneis, darauf ein ſiebartiget Einſatz, rings um die„Bombe“ etwas iſolierende Papier⸗ wolle und ein Pappzylinder, alles in einer feſten Schach⸗ tel, das war die ganze Verpackung für dieſen beſtimmt einzigartigen Verſand. Der Luftverkehr mit ſeiner Schnel⸗ ligkeit wie die ausgezeichnete deutſche Konditorarbeit kön⸗ nen ſich mit Stolz dieſer„fliegenden Eisbombe“ rühmen. Menſchen erholten ſich von dem Schlage, Arbeiter kamen ins Land, die Schäden ſo ſchnell wie möglich wieder gut⸗ zumachen. Und ſchneller, als man es annehmen wollte, wieder die Welt. An einem hellen, früchteſchweren Spätſommertag läu⸗ teten die Glocken der kleinen Dorfkirche über das Bruch. Laut und klingend, in ſchnellen, jubelnden Schlägen. And das ganze Dorf war auf den Beinen und froher Dinge, Jeder wußte ja, was dieſes Glockenläuten bedeutete. Die Eva Gwendolin heiratete den jungen Baron! Vom Mühlenberg herab ging der Zug durch das Dorf. Und hinter dem jungen Paar, dem ein ſeliges Glück aus den Geſichtern leuchtete, ſchritten der alte Baron von Wil⸗ brandt und Veit Gwendolin, Seite an Seite. Und beide hatten ein Lächeln auf den Lippen. Vollgedrängt war die Kirche. Kein Laut war zu hören, als der greiſe Dorfpaſtor die Worte aus dem hohen Lied der Liebe vorlas, die er ſei⸗ ner Predigt zugrundelegte:„Und hätte ich alle Schätze und alle Macht der Welt, als daß ich Berge verſetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, ſo wäre ich nur ein klingend Erz oder eine tönende Schelle.“ Brauſend tönte die Orgel, als der Trauungsakt zu Ende war, auf den Dorfplatz hinaus. Golden lag die Sonne über der Welt, über den alten hundertjährigen Linden vor der Kirche. Bienen und bunte Falter gaukelten durch die Luft. Und war überall eine lachende Fröhlichkeit. War nie⸗ 18 der der Eva Gwendolin ihr Glück nicht gegönnt ätte.— Die Hochzeitsfeier fand drüben im Wilbrandthaus ſtatt. Für das Dorf aber hatte Wilbrandt im Fährkrug Freibier und allerlei Schmaus beſtellt— das war er dem Bruch ſchuldig.— Veit Gwendolin blieb nicht lange drüben. Er fühlte ſich unter der vornehmen Schar der Gäſte nicht wohl. War ein ſtiller Mann geworden. So nahm er ſchon früh Abſchieb von Eva und ihrem Gatten. „Nicht böſe ſein, Eva— du verſtehſt mich ſchon. Aber — nicht wahr?— du kommſt bald herüber. Und— und ſpäter, Eva— iſt drüben der Mühlenberg ein hübſcher Spielplatz für Kinder. Es wird eine ſchöne Zeit wer⸗ den—.“ Er lächelte fein. Eva ſchmiegte ſich an ihn— errötend.„Ja. Vater der Mühlenberg wird ewig jung bleiben—“ Er flüſterte ihr noch geheimnisvoll zu:„Schau' nach⸗ her einmal herüber, Mädel— es wird dich freuen. Du weißt dann, ich denke an dich.“ Dann ging er. And als Eva ſpäter im Abenddämmern mit Viktor hin⸗ überblickte, da ſah ſie, wie die Flügel der Herrgottsmühle ſich gemächlich im lauen Winde drehten. Das war Veit Gwendolins Gruß an ſein Kind. And er ſelber ſaß in der Laube vorm Haus, hörte das leiſe, nutzloſe Klappern der Mühle und lächelte in ſich hinein. Und träumte von der Zeit, da Kinderſtimmen am Hügelrand luſtig klingen würden, da eine junge, blonde Frau ihm zärtlich über das weiße Haar ſtrich und eines der Kinder dann vielleicht mit hellen, flehenden Augen, ſo wie ſie Eva hatte, bitten würde: „Großvater— erzähl' uns doch von der Herrgotts⸗ mühle.“— 2 3 blühte 8 5— Ende. 5—