der Sonn- und geſ. Feiertage k. 40, durch die Poſt Mk. 1.60, 15 etchaftsſtelle ann Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 S elhenpreiſe: Die 22 mn breite mm- zeile 3 Pfg., kertteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte u. 3. Anz.-Preisliſte Nr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr gen Kiprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Aunsnaome glich, mit ei Monatlich Jages- und finzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verbündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhl. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 36 1116 5 36. Jahrgang Das deutſch⸗öſterreichiſche Abkommen. Neuregelung des Reiſe., und Jahlungsverkehrs. Berlin, 27. Auguſt. Die am 12. Auguſt paraphierten Vereinbarungen zwi⸗ ſchen dem Deutſchen Keich und Oeſterreich über die Kege⸗ lung verſchiedener Fragen des Reiſe.,, Waren und zahlungsbverkehrs ſind vom öſterreichiſchen Geſand⸗ ken herrn Tauſchitz und vom Miniſterialdirektor im Aus⸗ wärtigen Amt, Herrn Kitter, ſowie von den beiden Delega⸗ lionsführern unterzeichnet worden. Ferner wurde ein Ab⸗ kommen über Paßerleichter ungen im Kleinen Grenzverkehr unterzeichnet. Die bisherigen Ausreiſe. beſchränkungen zwiſchen Deutſchland und Heſterreich treten am 28. Aug uſt außer Kraft. Das Abkommen über die Zahlungen im Warenverkehr zwiſchen dem Deutſchen Reich und dem Bundesſtaat Oeſter⸗ reich(Deutſch⸗Oeſterreichiſches Verrechnungsabkommen), das Abkommen über den Reiſeverkehr aus dem Deutſchen Reich nach Oeſterreich(Reiſeverkehrsabkommen), das Abkommen über Paßerleichterungen im Kleinen Grenzverkehr und das Reichsgeſetz über die Aufhebung der 100 O⸗Mark⸗ Sperre werden jetzt veröffentlicht. Der Zahlungsverkehr zwiſchen dem Deutſchen Reich und dem Bundesſtaat Oeſterreich wird, ſoweit es ſich um die unter dieſes Abkommen fallenden Zahlungsverpflichtungen handelt, in Deutſchland ausſchließlich durch Vermitt⸗ lung der deutſchen Verrechnungskaſſe, in Oeſter⸗ reich ausſchließlich durch Vermittlung der Oeſterreichiſchen Nationalbank abgewickelt. Das Reiſeabkommen Natürliche Perſonen, die ihren Wohnſitz oder gewöhn⸗ lichen Aufenthalt im Deutſchen Reich haben und die wäh⸗ rend der Dauer dieſes Abkommens nach Oeſterreich reiſen, können ohne Genehmigung der zuſtändigen Deviſenſtelle Schillinge im Gegenwert von höchſtens 500 RM je Perſon und Kalendermonat über die jeweils geltende Freigrenze hinaus in Reiſekreditbriefen, Reiſeſchecks Acereditiven, Depotgutſcheinen, ſowie Gutſcheinen für Pau⸗ ſchal⸗ oder Geſellſchaftsreiſen erwerben und nach Oeſterreich verbringen. Der genannte Höchſtbetrag von 500 Mark kann im beiderſeitigen Einvernehmen vorübergehend herabgeſetzt werden. Es werden ermächtigt: a) das Mitteleuropäiſche Reiſebüro Gmbh und ſeine Vertretungen in Deutſchland, die mit dem Ver⸗ kauf der Fahrtausweiſe der Deutſchen Reichsbahngeſellſcheft betraut find, MER⸗Reiſekreditbriefe, MER⸗Reiſeſchecks, MéEßR⸗Depotgutſcheine, MER⸗Gutſcheine für Geſellſchafts⸗ und Pauſchalreiſen, b) das Oeſterreichiſche Verkehrsbüro in Berlin Oeſterr. VB⸗Reiſekreditbriefe, Oeſterr. VB⸗Reiſeſchecks, Oeſterr. VB⸗Depotgutſcheine, Oeſterr. VB⸗Gutſcheine für Geſellſchafts⸗ und Pauſchalreiſen auszuſtellen; c) ſämtliche Deviſenbanken, die hierzu eine allgemeine Genehmigung der Deviſenſtelle Berlin erhalten haben oder noch erhalte werden, Accreditive, Kreditbriefe, Reiſeſchecks zu eröffnen oder auszuſtellen. Die Ausgabe der genannten Reiſezahlungsmittel iſt im Reiſepaß des Erwerbers einzutragen. a Die abgegebenen Beträge dürfen nur zur Beſtreitung der Aufenkhaltskoſten in Oeſterreich während der Reiſe verwendet werden. Paßzerleichterungen im Kleinen Grenzverkehr. Deutſche Reichsangehörige und öſterreichiſche Bundes⸗ bürger, die im Grenzbezirk ihren Wohnſitz haben oder ſich dort ſeit 1 drei Monaten aufhalten, er⸗ halten eine Grenzkarte Dieſe berechtigt zum jeweiligen Auf⸗ enthalt im Nachbargrenzbezirk auf die Dauer von ſechs Ta⸗ gen bei Einſchluß des Einreiſetages. Weitere Beſtimmungen regeln den Waren⸗ und Za h⸗ lungs verkehr. Dem Jichter des Deutſchlandliedes Hoffmann von Jallersleben⸗Gedenkfeier. 2 Fallersleben, 27. Auguſt. Fallersleben, die kleine Stadt im niederſächſiſchen Lande, ehrte im Rahmen einer Gedenkfeier ihren größten Sohn, den Schöpfer des Deutſchlandliedes und vieler Volks⸗ und Wanderlieder, den Dichter Hoffmann von Fallers⸗ leben Straßen und Häuſer ſtanden im Flaggenſchmuck. Die Zugänge zur Hoffmannſtraße wurden von grünen Triumphbogen überſpannt. Hier hatten die Ehrenforma⸗ tionen der Bewegung mit ihren Fahnen Aufſtellung genom⸗ men. Die Stätte der Feier, der große Saal des jetzt wieder N Geburtshauſes des Dichters, hatte eine be⸗ onders feſtliche Ausſchmückung erhalten. Von der Bühne grüßte die Büſte des Dichters. Unter den zahlreichen Ehren⸗ gäſten ſah man den Gauleiter von Oſt⸗Hannover, Staats⸗ rat Telſchow, als Vertreter des verhinderten Reichsminiſters Kerrl den Miniſterialdirigenten von Detten, ſowie Miniſler⸗ präſident Klagges und Staatsminiſter Alpers von der braunſchweigiſchen Staatsregierung. Außerdem wohnten er Feier Verwandte des Olchters bei, unter ihnen auch ſeine Enkelin, Frau Schäfer⸗Berlin. 1 2 Das Sexteft von Brahms leitete die Feier ein. Bürger⸗ meiſter Wolgaſt dankte allen, die an dem Werk mitgeholfen aben. Kreisleiterſtellvertreter Geffers würdigte die ge⸗ chichtliche Geſtalt Hoffmann von Fallerslebens, ſein Wir⸗ ken und ſein Schaffen. —— eee Donnerstag, den 27. Auguſt 1936 Nr. 200 * 2 2 Italieniſche Warnung an Frankreich Wirkungen des Erlaſſes von Berchtesgaden. Rom, 26. Auguſt. In Zuſammenhang mit der Einführung der zweijähri⸗ gen Dienſtzeit in Deutſchland wendet ſich die römiſche Preſſe vom Mittwoch gegen die an dieſes Ereignis geknüpften Be⸗ trachtungen eines Teils der franzöſiſchen und engliſchen Preſſe, wobei die deutſchen Argumente voll zur Geltung kommen. Der Pariſer Berichterſtatter des„Meſſagero“, nach deſ⸗ ſen Worten die Maßnahme des Führers in Paris wie ein Blitz aus heitrem Himmel gewirkt hat, zitiert beſonders„Liberte“ und„Intranſigeant“ und meint zu den in der franzöſiſchen Preſſe verſchtedentlich gemachten Anſpie⸗ lungen auf Wiederherſtellung der italieniſch-franzöſiſchen Freundſchaft, die ſich nach dem Vorſitzenden des Außenaus⸗ ſchuſſes der franzöſiſchen Kammer, Archimbaud, leicht er⸗ reichen laſſe,: „Schade, daß er nicht näher angibt, auf welchen Grund⸗ lagen eine ſolche Verſtändigung nach ſeiner Anſicht verwirk⸗ licht werden könnte. Er erweckt damit den Verdacht, daß ihm nur daran gelegen ſei, wie aus Paris, ſo auch aus Rom eine glänzendes und willfähriges Werkzeug Moskaus zu machen!“ Wie jede kalte Duſche, ſo meint der Pariſer Ver⸗ treter des„Popolo di Roma“, habe auch dieſe Maßnahme des Führers ihre heilſamen Wirkungen. In einem Augen⸗ blick, wo unter dem direkten oder indirekten Einfluß der ſowjetruſſiſchen Politik ein guter Teil Europas die Fähig⸗ keit verloren habe, ein Trauerſpiel von einer Farce zu un⸗ terſcheiden, habe der Erlaß von Berchtesgaden den Erfolg gehabt, wieder Klarheit in die verwirrten Köpfe zu bringen. Die Warnung des Führers ſei klar genug, um auch von einer überreizten öffenklichen Meinung verſkanden zu wer⸗ den. Man müſſe ſagen: Frankreich habe einen Weg einge⸗ ſchlagen, auf dem es nicht weitergehen dürfe. Man dürfe nicht zulaſſen, daß ein Kulturſtaat wie Frankreich, der bis vor kurzem zu den Haupkträgern der Kultur des Abend⸗ landes gehörte, Berral an dieſer Sendung übe und ſich un⸗ ter allerlei e e een zu einem Faktor der Anord- nung und zum Verbündeten der Barbarei mache. Man müſſe hoffen, daß dieſe Warnung nicht ins Leere falle. Keine ſelbſtmörderiſche Politik! Tſchechiſche Stimmen gegen Mißbrauch durch Moskau. Prag, 26. Auguſt. Das Abendblatt der r d Agrarpartei der Pra⸗ ger„Vecer“, nimmt in einer Betrachtung der dſchechoſlowa⸗ kiſchen Außenpolitik ſcharf Stellung gegen jeden Verſuch, die tſchechoflowakiſche Außenpolitik in den Dienſt einer ein⸗ ſeitigen Parteipolitik zu ſtellen. Das müßte, ſo ſchreibt das Blatt, für das tſchechoſlowakiſche Volk und für den Staat ſelbſtmörderiſch wirken Das Blatt weiſt darauf hin, daß auch der Staatspräſident über die Möglichkeiten von Ver⸗ handlungen mit dem Deutſchen Reich geſprochen abe und daß er ſich nicht von dem unglückſeligen marxiſti⸗ chen Standpunkt habe leiten laſſen, der auf den unbeding⸗ ten Widerſtand gegen die Regierung Hitlers beharrt. Wört⸗ lich ſchreibt das Blatt: „Wir warnen auf das eindringlichſte vor dem Verſuch, den Vertrag mit Sowjetrußland zu einem Mißbrauch der Tſchechoſlowakei in fremdem Dienſt zu verwenden. Wir warnen vor der Gefahr, daß unter junger Staat auf ver⸗ lorener Warte im Inkereſſe fremder Staaten und Regime verbluten könnte. Er wäre gerade wegen dieſes Bündniſſes vollſtändig abgeſchnitten und mützte ſich im Intereſſe des ruſſiſchen Vol⸗ ſchewismus opfern, deſſen Programm überdies die nationale Verteidigung des Staates fordere und ſo jede Irredenta unterſtütze. Nur ein nationaler Geiſt und ein Beiſeitelaſſen jeder Parteilichkeit und ſeden fremden Einfluſſes kann für des tſchechoflowakiſchen ſtaatlichen Gedanken gedeihlich ſein. n Das Andante aus dem Kaiſer-Quartett von Haydn, durch das die Motive des Deutſchland⸗Liedes klingen, bildete den ſtimmungsvollen Ausklang der Feier. Oer Dank des Generaladmirals Anerkennung für die aus Spanien heimkehrenden Seeſtreit⸗ kräfte. Berlin, 26. Auguſt. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine hat den aus den ſpaniſchen Gewäſſern heimkehrenden deutſchen Seeſtreit⸗ kräften ſeine beſondere Anerkennung durch folgenden Funk⸗ ſpruch ausgeſprochen: „Für die tatkräftige und beſonnene Durchführung der Schutzaufgaben in Spanien ſpreche ich dem Befehlshaber, den Kommandanten und Beſatzungen meine volle Anerken⸗ nung aus. Ich weiß, daß der verantwortungs⸗ und ent⸗ ſagungsvolle Dienſt ſeinen beſten Lohn in dem Bewußkſein findet, Tauſenden deutſcher Volksgenoſſen und Tauſenden von Bürgern fremder Nationen das Verlaſſen ihrer durch blutigen Bürgerkrieg gefährdeten Wohn⸗ und Arbeitsſtätten ermöglicht zu haben in borbildlicher kameradſchaftlicher Zu⸗ ſammenarbeit mit den Kapitänen und Beſatzungen ünſerer Handelsflotte und der Lufthanſa und in wechſelſeitiger dan⸗ kenswerter Unterſtützeng mit den Kriegsſchiffen anderer Nationen.“ Nicht für Moskau! „Glücklicherweiſe gibt es zwei Nationen...— Belgiſche Stimmen. Brüſſel, 26. Auguſt. Die Einführung der zweijährigen Dienſtzeit in Deutſch⸗ land iſt von der belgiſchen Preſſe im allgemeinen ruhig be⸗ urteilt worden. Von vereinzelten unfreundlichen Kommen⸗ taren unentwegt chauviniſtiſcher Blätter, deren deutſchfeind⸗ liche Einſtellung unausrottbar zu ſein ſcheint, abgeſehen, darf man feſtſtellen. daß der Schritt Deutſchlands und vor allem die Gründe, die dieſen Schritt veranlaßt haben, weitgehendes Verſtändnis finden, wobei es be⸗ ſonders bemerkenswert iſt, daß ſolche verſtändnisvollen Stimmen heute ſogar in ſolchen Blättern zu finden ſind, die noch bis vor kurzem die deutſche Politik abgelehnt haben. In dieſer Hinſicht iſt beſonders bemerkenswert der Leit⸗ artikel des großen Börſenblattes„L'Echo de la Bourſe“ das nach einer ſcharfen Verurteilung der franzöſiſchen und der ſowſetruſſiſchen Politik zu folgenden Schlußfolgerungen kommt:„Weder Frankreich noch England noch der Völker⸗ bund können uns gegen die bolſchewiſtiſche Gefahr ſchützen. Glücklicher weiſe gibt es zwei Nationen, die das bolſchewiſtiſche Drama erlebt haben und die einen ungeheu⸗ ren Abſcheu davor haben: Deutſchland und Italien. Beide ſind zu allem entſchloſſen, nur nicht zur Annahme des deſtruktiven Kommunismus. Sind dieſe Länder nicht Wälle gegen die Revolution? Wir müſſen fühlen, woher die Un⸗ ordnung kommt. Wir müſſen ſehen wo Ordnung herrſcht. Wir Belgier wollen keinen Kommunismus, und wir werden im Falle neuer Schwierigkeiten Frankreich nur dann folgen, wenn es ſich gegen den Kommunismus und gegen die Sowſets wendet. Für den aß der Unordnung, der Revolution, des Kommunismus wird Belgien nicht mar⸗ ſchieren, und ſollte es auch eine Jahrhunderte alte Freund- ſchaft verlieren.“ England und Aegypten De. Verlrag unterzeichnet.— Ein neuer Abſchnikk. London, 26. Auguſt. Im Locarnoſaat des Foreign Office fand am Mittwoch die feierliche Unterzeichnung des neuen engliſch⸗ägyptiſchen Verkrages ſtatt. Die wichtige Urkunde, die einen neuen Ab⸗ ſchnikt in den Beziehungen dieſer beiden Länder einleitet, wurde auf englihel Seite von Außenminiſter Eden, Lord⸗ ſiegelbewahrer Lord Halifax. Innenminiſter Sir John Si⸗ mon, Lordpräfident des Geheimen Staatsrates, Ramſay Macdonald und dem britiſchen Oberkommiſſar für Aegyp⸗ ten, Sir Miles Lampſon, mit einem beſonderen goldenen Füllfederhalter unterzeichnet. Die ägyptiſche Unterſchrift lei⸗ ſteten ſämtliche 13 Mitglieder der ägypkiſchen Abordnung, darunter auch Miniſterpräſident Nahas Paſcha. Der Zeremanie, die durch den Rundfunk nach Aegyp⸗ ten übertragen wurde, wohnten Vertreter der in⸗ und aus⸗ ländiſchen Preſſe ſowie eine Reihe geladener Gäſte bei. Nach der Unterzeichnung wurden von beiden Seiten Reden ge⸗ halten, in denen auf die große Bedeutung des neuen Ab⸗ kommens hingewieſen wird. Wie verlautet, enthält der Vertrag eine Klauſel, wonach jede n e che über die Ausle⸗ gung irgendeiner der Beſtimmungen dem Völkerbunds⸗ rat zur Schlichtung unterbreitet werden muß. Der Vertrag, der bisher noch nicht veröffentlicht iſt, ent⸗ hält dem Vernehmen nach im weſentlichen folgende Beſtim⸗ mungen: Sämtliche britiſchen Truppen werden nach einer Uebergangszeit Kairo, Alexandrien und andere ägyp⸗ tiſche Städte räumen und zuſammen mit der Luftſtreitkraft in der Kanalzone rund um Ismailia zuſammengezogen werden. Als Höchſtſtand iſt 55 das Heer eine Stärke von 10 000 Mann und für die Luftwaffe eine ſolche von 3400 Mann feſtgelegt, doch kann England im Notfall Verſtärkun⸗ gen entſenden. Das neue ägyptiſche Heer, das in Zukunft nicht mehr unter der Kontrolle eines britiſchen Generalinſpek⸗ teurs ſteht, wird von einer britiſchen Militärmiſſion ausge⸗ bildet. Die Ausrüſtung der Armee übernimmt England. Was den Sudan angeht ſo werden die ägyptiſchen Truppen an der militäriſchen Beſetzung dieſes Gebietes wie⸗ der teilhaben. Dem Stab des Generalgouverneurs wird ein ägypiſcher Militärſekretär zugeteilt. Außerdem werden künf⸗ tig wieder Aegypter an der wirtſchaftlichen und finanziellen Verwaltung des Sudans beteiligt. Engliſcher Schritt in Liſſabon. London, 27. Auguſt. Wie„Evening Standard“ meldet, hat die britiſche Regierung ihren Botſchafter in Liſſabon an⸗ gewieſen, die portugieſiſche Regierung auf die Dringlichkeit eines ſoforkigen Verbots der Ausfuhr von Waffen und Munition nach Spanien aufmerkſam zu machen. Die Not⸗ wendigkeit dieſes Schrittes, ſo bemerkt das engliſche Blatt, ergebe ſich aus der eigenartigen Lage, daß Italien, Sowjet⸗ rußland und Portugal den Erlaß don Ausfuhrverboten für den Augenblick in Ausſicht geſtellt hätten, in dem die anderen Mächte— gemeint geweſen ſei Deutſchland— entſprechende Maßnahmen getroffen haben würden. Obwohl dies inzwi⸗ ſchen geſchehen ſei, habe bisher keines der drei genannten Länder ſein Verſprechen erfüllt. 6„ 9 N 9 1 2 9 Die Nationaliſten greifen an Schweres Trommelfeuer im Abſchnitt Jrun⸗San Sebaſtian. — Beginn des Großangriffs im Norden. Hendaye, 26. Auguſt. Seil Mittwochmorgen 7 Uhr donnern an der Front von Irun- San Sebaſtian ununterbrochen die Geſchützſalven der nationaliſtiſchen Truppen. Obwohl dichter Nebel jede Sicht auf über kauſend Meter unmöglich macht und der ſtarke Bo- dennebel beſanders die Fliegertätigkeit ſehr behindert, haben die Luftſtreitkräfte der Militärgruppe doch den ganzen Vor⸗ mittag über das rote Gebief mit zahlreichen Bomben belegt. In den Mittagsſtunden ſcheinen größere Flug⸗ zeuge eingegriffen zu haben, was aus dem Motorenge⸗ räuſch und den weſentlich größeren Bomben zu erkennen iſt, deren Einſchläge nahe der franzöſiſchen Grenze liegen. Die franzöſiſche Polizei hat alle Sicherheitsmaßnahmen ergrif⸗ fen, um den Uebertritt bewaffneter Banden nach Frankreich zu verhindern. Eine ſchwere Küſtenbatterie der Streitkräfte der Links⸗ regierung hat ebenfalls in den Kampf eingegriffen; da es ſich aber um alte Geſchütze handelt, dürfte ihr Erfolg nicht groß ſein. Das Maſchinengewehr und Infanteriefeuer, das von zahlreichen Handgranatenexpploſionen begleitet wird, kommt von den Irun vorgelagerten Bergen langſam, aber ſtändig näher Schätzungsweiſe dürften ſich die Legionäre im Nebel bis auf etwa zwei Kilometer an die Ortsgrenze von Irun herangearbeitet haben. Man nimmt an, daß es ſich bei den Kämpfen um den Beginn des ſchon ſeit längerer Zeit angekündigten Großan⸗ griffs der Nationaliſten auf die Front JIrun-San Sebaftian handelt. Auch aus der Richtung von San Sebaſtian iſt der Donner ſchwerer Einſchläge zu hören. Einzelheiten über den Kampfverlauf liegen bisher noch nicht vor. Säuberung des Rio Tinto⸗Gebiets In ſeiner Anſprache über den Sender Sevilla meldete General Queipo de Llano, daß die Aufräumungs⸗ und Säuberungsmaßnahmen im Bergwerksgebiet von Rio Tinto, das ſich bekanntlich völlig in der Gewalt der Kom⸗ muniſten und Anarchiſten befand große Fortſchritte gemacht hätten Mit wenigen Ausnahmen befänden ſich jetzt alle Bergarbeiterdörfer in den Händen der Militärgruppe. Von der Guadarrama⸗Front berichtet der General, daß General Mola die Waſſer zuleitungen nach Madrid beherrſche. Er wolle ſedoch mit Rückſicht auf die Zivilbevöl⸗ kerung der ſpaniſchen Hauptſtadt die Waſſerzufuhr nicht abſchneiden, denn Barbareien wolle das Nationalheer nicht beghen. Im übrigen ſeien an der Guadarrama⸗Front zwei Kommandanten der Gardia Civil mit ihren Truppen zu den Nationaliſten übergegangen. Munitionsdepot in die Luſt geflogen Der Sender von La Coruna meldet am Mittwoch, daß ein Munitionsdepot, das von der roten Miliz in einem Madrider Vorort in einer Stierkampfarena angelegt worden war, in die Luft geflogen ſei. Beim Transport einiger neuer Munitionskiſten ſei eine derſelben durch Un⸗ vorſichtigkeit explodiert und habe dadurch die geſamten Mu⸗ nitions⸗ und Sprengſtoffvorräte zur Exploſion gebracht. Friedliche Inſel im Bürgerkrieg Der Sonderberichterſtatter von Havas meldet aus Vigo, daß die geſamte Provinz G alicfen ein Bild der Ruhe und Ordnung biete. Galicien ſei die Kornkammer Spaniens, und in Vigo konzentriere ſich ſo ziemlich alles, was für die Verpflegung der nationalen Truppen im Norden beſtimmt ſei. Von Vigo aus ſei ebenfalls eine Kolonne der Na⸗ tionaliſten in Richtung San Sebaſtian aufgebrochen. Der Hauptteil der Truppen aus Vigo ſei jedoch an die Madri⸗ der Front unterwegs, um die Kolonnen von der Nord⸗ und Südarmee zu verſtärken. Die Uniform dieſer Truppen beſtehe in einer Art Monteuranzug mit Koppel und Patro⸗ nenkaſchen, dazu trage jeder ein Gewehr oder eine Piſtole. In der Beyölkerung herrſche große Begeiſterung. Ein Goldfonds der Nationaliſten Die Finanzlage Spaniens. Paris, 27. Auguſt. Wie der Sonderberichterſtatter von Havas aus Burgos meldet, ſoll die nationale Junta die Beſchlagnahme des ge⸗ ſamten Beſitzes der Gebrüder Busquets, zweier Bankiers, die in Madrid die Zeitungen„Heraldo“ und„Liberal“ beſit⸗ zen, angeordnet haben. In Burgos ſoll ferner ein Amt für Preſſe und Propaganda geſchaffen worden ſein, das die geſamte Kontrolle der Telefon- und Telegrafen verbindungen in der Hand habe und auch die Film⸗ und Foto⸗Ueber⸗ wachung ausübe. Die Hauptaufgabe des neuen Amtes be⸗ ſtehe darin, Falſchmeldungen, die irgendwie die nationale Verteidigung erſchweren könnten, zu verhindern. Schließlich habe ſich zum erſten Mal am Mittwoch in Burgos der Regentſchaftsrat der Bank von Spanien zu einer Sitzung zuſammengefunden. Zu den Beratungen ſeien auch ſämtliche Führer der wichtigen Kredit⸗ und Finanzinſtitute des von den nationalen Truppen beſetzten Gebietes zugezogen worden. Der Rat habe ſich mit der Finanzlage des Landes beschäftigt und beſonders Maßnahmen beſchloſſen, um der Lage, die infolge der ununterbrochenen Goldſendungen der Madrider Linksregierung ins Ausland entſtanden iſt, ent⸗ gegenzuwirken. Man habe unter anderem die Schaffung eines neuen Goldfonds ins Auge gefaßt, der für den An⸗ fang in erſter Linie aus den bisher eingelaufenen Goldſpen⸗ den aufgebaut werden ſoll. Von insgeſamt 71 Filialen der Bank von Spanien befänden ſich bereits 43 in den Hän⸗ den der Nationaliſten. Präſident Azana hat Madrid verlaſſen. Liſſabon, 27. Auguſt. Der Sonderberichterſtatter der Zeitung„Diario da Manha“ berichtet aus Avila, Truppen der Natiopaliſten hätten Talavera de La Reina beſetzt. 2000 Mann der Regierungstruppen ſeien zu den Nationaliſten über⸗ gegangen. Aus La Coruna wird gemeldet, in Baena ſeien Krankenſchweſtern des dortigen Hoſpitals von den Marxiſten ermordet worden. Radio Sevilla erklärte, daß Präſident Azana Madrid verlaſſen und ſich nach Valencia be⸗ geben habe. Nach Militärdiktatur Voiks entſcheid Am Spaniens künftige Staatsform. Liſſabon, 26. Aug Der Präſident der Nationalregierung ia Burgos, General Miguel Cabanellas, traf in Sevilla ein. Die Bevölkerung bereitete dem General einen freu⸗ digen Empfang. In einem Interview, das General Cabanellas einem Sonderberichterſtatter des„Diario de Lisboa“ gab, äußerte er ſeine abſolute Zufriedenheit mit dem bisher Er⸗ reichten. Im Gegenſatz zu den Milizen, bei denen man all⸗ gemein Kampfesmüdigkeit feſtſtellen könne, ſei der Geiſt bei den Truppen der Nationaliſten nach wie vor ausge⸗ zeichnet. Eine gewiſſe Lan gſamkeit die man beim Vormarſch auf Madrid einhalte, entſpräche dem von den nationaliſtiſchen Generälen aufgeſtellten Vormarſchplan. Ueber die zukünftige Regierungsreform Spaniens be⸗ fragt, ſagte General Cabanellas, daß dieſe Frage zurzeit nicht akut ſein. Ueber die Nokwendigkeit einer Mfilikärdik⸗ kakur, die gründlich Ordnung ſchaffen werde, ſei man ſich ja wohl allgemein im klaren. Dann werde das ſpaniſche Volk ſelbſt entſcheiden, welche zukünftige Staatsform zu wählen ſei. In dem Geſpräch führte Cabanellas weiter an, daß er Gegner einer Autonomie ſei, wie ſie Katalonien habe. Die Verwaltung müſſe natürlich die Eigenheiten der Provin⸗ zen berückſichtigen, ohne daß dadurch aber die ſtarke Zen⸗ tralgewalt beeinträchtigt werde. Rotes Theater in Paris Das Flugzeug und die Rotgardiſten. Auf dem Gelände der Pariſer Radrennbahn„Buffalo“ fand eine Kundgebung„für die ſpaniſche Republik“ ſtatt. In der Mitte ſtand in grellem Scheinwerferlicht ein in Sil⸗ berfarbe geſtrichenes Flugzeug, das der Gewerkſchafts⸗ ausſchuß der Bleriot⸗Werke der Madrider Linksregierung als Geſchenk darbringt. Nach dem„Oeuvre“ ſoll die Kundgebung von 80 000 Perſonen beſucht geweſen ſein. Der Gewerkſchaftsführer Jouhaux, deſſen Name auf der Teilnehmerliſte ſtand, war wegen Unpäßlichkeit nicht erſchienen. Dagegen ſaß auf der Ehrentribüne eine Vertreterin der ſpaniſchen Frauenmiltz in blauem Werkanzug aus Uniform koppelumgeſchnallt. Ihr Erſcheinen löſte bei den Anweſenden große Beifallskund⸗ gebungen aus Zu Beginn marſchierten Arbeiterabordnun⸗ gen auf, die von den Zuſchauern mit dem Ruf„Flugzeuge für Spanien“ begrüßt wurden. Die Zuſtände in Madrid Verzweifelte Aufrufe zur Disziplin. In der ſpaniſchen Linkspreſſe häufen ſich die Ermah⸗ nungen und Aufrufe zur Aufrechterhaltung der Disziplin, zur Zuſammenarbeit und zur Vermeidung von Rivalitäten, die letzten Endes nur den Nationaliſten zugute kämen. Aus dieſen beſorgten Aufrufen ergibt ſich immer deutlicher eine weitere weſentliche Lockerung von Ordnun g und Disziplin auf Seiten der Roten. Dieſe Tatſache geht auch aus einem Artikel des Sozialiſtenführers Pietro hervor, dringend einen gemeinſamen Oberbefehl für die Streitkräfte der Madrider Regierung verlangt und die zuſammenhang⸗ loſen Einzelaktionen vieler Unterführer auf dals ſchärfſte verurteilt Aehnliche Schlußfolgerungen er⸗ geben ſich auch aus einem Aufruf der anarchiſtiſchen Ge⸗ werkſchaftsorganiſation CNT, die ihre Milglieder dringend auffordert, alle überflüſſigen Waffen abzuliefern, damit dieſe an die Front geſchickt werden können, wo ſie, ebenſo wie Munition, dringend benötigt würden.„Mit Maſchinen⸗ gewehren im Kaffeehaus zu ſitzen,“ ſo heißt es in dieſem Aufruf,„ſei eines roten Kämpfers unwürdig; alle Männer gehörten an die Front.“ In dieſem Zuſammenhang iſt die Schilderung eines aus Madrid geflohenen Offiziers über die Zuſtände in der ſpa⸗ niſchen Hauptſtadt intereſſant. Dieſem Bericht zufolge ſollen in Madrid drei verſchiedene Tf chekas herrſchen, die ganz nach eigenem Gutdünken verfahren und wahllos jede Nacht Verhaftungen und Erſchießungen vornehmen. Die Regierung führe nur mehr ein Schattendaſein und werde völlig von den Anarchiſten beherrſcht. Der Staats⸗ präſident ſowohl wie einige unbeliebte Miniſter ſeien ſtän⸗ dig vos roter Miliz bewacht, um ihre Flucht zu verhindern. Immer wieder hört man von glaubwürdiger Seite, daß in Madrid zahlreiche ruſſiſche und„deutſche“ Kom⸗ muniſten das eigentliche Heft in der Hand hätten; hierbei wurde auch der Name„Neumann“ genannt. Täglich 400 bis 300 Ermordungen Hendaye, 27. Auguſt. Die Witwe des Generalſekretärs der ſpaniſchen Faſchiſti⸗ ſchen Partei traf aus Madrid in Hendaye ein. Es war 15 gelungen, die ſpaniſche ie d zu verlaſſen, nachdem ihr ie Polizei mitgeteilt hatte, 5 ihr Mann, Fernandes Cueſta hingerichtet worden ſei. 115 im 1 erſchütterte Frau gab ein Bild von dem Treiben der narchiſten in Madrid. Die Anarchiſten ſeien, ſo berichtet ſie, Au mit en Kommuniſten die alleinigen Herren der Stadt. Mit einer Planmäßigkeit, die in Erſtaunen verſetze, würden jede Nacht und keilweiſe ſogar am Tage alle irgendwie verdächtig er⸗ ene Perſonen aus ihren Wohnungen geholt und er⸗ choſſen. Man würde nicht fehlgehen, die Jahl der auf dieſe Weiſe käglich Ermordeten auf 400 bis 500 zu ſchätzen. Wenn das weitergehe, bleibe überhaupt kein Bürger mehr am Le⸗ ben, der nur halbwegs den Eindruck mache, zu den beſitzen. den“ Klaſſen zu gehören. Die Politiker würden, ſo ſchildert die Geflüchtete weiter, in erſter Linie in ein beſſeres Jenſeits befördert Wem es nicht gelänge, zu fliehen oder ſich immer wieder in einem anderen Hauſe zu verſtecken, ſei der Ermordung ſticher. Dienſtmädchen und Portiere ſtänden im Dienſt der Anar⸗ chiſten, von denen ſie für jede Denunziation eine gewiſſe Geldſumme erhielten. Ein fürchterlicher Druck 1 5 auf allen nichtmarxiſtiſchen Einwohnern. Das Spitzelſyſtem ſei unvorſtellbar und ſchlimmer als in Rußland. Das Ganze ſei eine Bernichtungsaktion, die nach den Plänen ruſſiſcher und anderer ausländiſcher Kommuniſten durchgeführt werde, und zwar bis zum Ende durchgeführt würde, wenn es nicht gelänge Madrid bin⸗ nen kurzem zu erobern. Man müſſe ſich allerdings darauf gefaßt machen, daß die Einnahme Madrids ein Kampf von Straße zu Straße, von Haus zu Haus ſein werde, da der Widerſtandswille der Anarchiſten außerordentlich groß ſei. Hohes Lob für die amerikanſſchen Bürger deutiſchen Blufes. Präſident Rooſevelt ſandte zur Feier des 70 jährigen Be⸗ ſtehens der deutſchſprachigen„Groß⸗Daytoner Zeitung“ Dayton im mittelweſtlichen Staat Ohio ein längeres Glück wunſchtelegramm, in dem er u. a. erklärt,„die Lei der amerikaniſchen Bürger deutſchen Blutes ſtellten einen Glanzpunkt in der Geſchichte unſeres Volkes dar. Die be⸗ währten Eigenſchaften der Männer und Frauen qus Deutſchland haben zum Aufbau und For ſchritt in allen Tei, len unſers Landes beigetragen, wo ſie und ihre Nachkom⸗ men ſich niedergelaſſen haben.“ Doppelt ſo viel engliſche Militärflugplätze. Der Luftfahrtſachverſtändige des„Daily Telegraph“ weiſt darauf hin, daß die Zahl der Flugplätze und Flug⸗ häfen der britiſchen Luftmacht im Heimatlande etwa binnen Jahresfriſt auf mehr als das Doppelte der gegenwärtigen Zahl ſteigen werde. Auf Grund des Erweiterungspry⸗ gramms für 1935 würden allein 38 neue Flugplätze ange. legt, von denen ſich 17 in den öſtlichen Grafſchaften Eng⸗ lands befänden. Zurzeit befänden ſich 65 Flughäfen und Landeplätze in Betrieb, 35 würden gegenwärtig betriebs, fertig gemacht. Dazu kämen etwa noch 13 beſondere Uebungsplätze und 13 Schulungsplätze für die freiwillige Luftreſerve. Die zivile Luftfahrt des Landes verfügt heute über 115 Flug⸗ und Landeplätze. Ehepaar wegen Brandſtiſtung verurteilt Offenburg. Das Schwurgericht Offenburg befaßte ſich an ſeinem erſten Verhandlungstag zunächſt mit der Anklage gegen die Eheleute Baumann aus Altſchweier wegen Brand. ſtiftung. Die Angeklagten hatten am 27. April frühmorgens hei den an die Wixtſchaft zur„Laube“ in Altſchweier ange⸗ bauten Schweineſtällen Stroh mit Petroleum übergoſſen und angezündet. Während die Schweineſtälle vollſtändig abbrann⸗ ten, wurden die übrigen Gebäudeteile durch das raſche Eingreifen der Feuerwehr gerettet. Das Schwurgericht ver⸗ urteilte die Eheleute Baumann wegen Brandſtiftung in Tat⸗ einheit mit Verſicherungsbetrug zu je einem Jahr und drei Monaten Zuchthaus und zu drei Jahren Ehrverluſt. Drei Monate Anterſuchungshaft werden angerechnet. Die Bodenſeeſchwäne gedeihen Bereits 350 Wildſchwäne.— Sie ſtehen unter Schutz. — Friedrichshafen. Allen Beſuchern des Bodenſees ſind ſeine Wildſchwäne, die ſeine Ufer beleben, liebe Bekannte ge⸗ worden. Aus der kleinen Schwanenſiedlung, die kurz nach der Kriegszeit im alten Rheinbett eingeſetzt wurde, hat ſich ſeither eine große Kolonie von 350 Bodenſeeſchwänen ent⸗ wickelt, die zu den Naturſchönheiten des Sees zählen. In allen fünf Uferſtaaten(Bayern, Baden, Württemberg, Oeſter⸗ reich und der Schweiz) gilt der Schwan als geſchütztes Fe⸗ erwild, das weder gefangen, noch gejagt werden darf. Des⸗ halb iſt aber doch mit einem Ueberhandnehmen der Schwäne nicht zu rechnen, da alljährlich bei Hochwaſſer zahlreiche Neſter zerſaufen“ und zudem ſich manche erwachſenen Schwäne bei ihren Spazierflügen an Telefondrähten den Kopf einſchlagen, oder ſich einen Flügelknochen brechen. Die geſunden Schwäne dulden aber keine kranken oder gebrechlichen, und ſo werden dieſe aus der Kolonie ausgeſtoßen oder durch Schnabelhiebe getötet. Vom Bodenſee aus wurden in den letzten Jahren zahlreiche Schwanenpaare auch nach Seen in der Schweiz verpflanzt und ſie wurden auch dort heimiſch. Perſonenzug ſtreiſt Autobus Drei Schwer und 14 Leichtverletzte. Köln, 26. Auguſt. Wie die Reichsbahndirektion Köln mit⸗ teilt, kam es kurz nach 16 Uhr oberhalb des Bahnhofs Nie⸗ derziſſen(Brohltal) zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einem Zug und einem Autobus. An einem unbeſchrankten Bahnübergang ſtreifte ein Perſonenzug einen mit 36 Per⸗ ſonen beſetzten Autobus aus Köln, der unmittelbar vor dem Zug die Strecke zu kreuzen verſuchte. Drei Inſaſſen des Autobus wurden ſchwer verletzt und mußten in das Krankenhaus von Burgbrohl gebracht werden. Weitere 14 Leichtverletzte konnten nach Anlegung von Notverbänden die Weiterkeiſe antreten. Nach den bisherigen Feſtſtellungen trifft die Schuld an dem Unglück den Kraftwagenführer, der mit übermäßiger Geſchwindigkeit die Gleiſe zu überqueren verſuchte, ohne ſich davon zu überzeugen, ob irgendeine Gefahr in Verzug war. Die Leiche von Toni Kurz geborgen. Grindelwald, 26. Aug. Wie die Direktion der Jungfrau⸗ bahn mitteilt, iſt es den am Eiger⸗Gletſcher verbliebenen beiden Männern der Münchener Bergwacht nach anſtren⸗ genden Nachforſchungen gelungen, die Leiche des Berchtes⸗ gadener Toni Kurz zu bergen. Toni Kurz gehörte zu der Viererpartie, die vor vier Wochen bei einem Verſuch, die Eiger⸗Nordwand zu beſteigen, ums Leben kam. Kurz war unter beſonders tragiſchen Umſtänden kurz vor ſeiner Ret⸗ tung infolge übergroßer Erſchöpfung am Seil hängend ge⸗ ſtorben. Nach der Leiche ſeines Kameraden Hinterſtößer wird noch weitergeforſcht. Deutſche Bergſteiger⸗Erfolge im Kaukaſus. München, 26. Aug. Von den vier deutſchen Mannſchaf⸗ ten, die in dieſem Sommer im Kaukaſus tätig ſind, liegt von dem Bergſteiger Ludwig Schmaderer, der die Ex⸗ pedition der Sektion München führt, ein Bericht vor. Aus der Reihe der Beſteigungen und Neufahrten ſind beſonders zu erwähnen die Bezwingung der 1800 Meter hohen Scheldi⸗Mauer, das iſt die Norowand des Scheldi⸗Tau(4320 Meter), und der Weſtwand des Uſchba(4735 Meter), die in drei⸗ bezw. biertägiger ſchwerer Fels- und Eisarbeit er⸗ folgte. Die Scheldi⸗Mauer wird als„Joraſſes des Kaukaſus“ und der Uſchba als das„Matterhorn des Kaukaſus“ be⸗ zeichnet, womit ſchon die Schwierigkeiten, die dieſen Unter⸗ nehmungen entgegenſtanden, gekennzeichnet ſind. Die bei⸗ den Unternehmungen haben bei den Kennern des Bakſam⸗ Tales berechtigtes Auf ehen erregt. Eſſinger Gattenmörder hingerichtet Neuſtadt a. d. Weinſtraße, 26. Aug. Die Juſtizpreſſe⸗ ſtelle Neuſtadt teilt mit: Am 26. Auguſt 1936 iſt in Zwei⸗ brücken der am 27. Dezember 1896 geborene Ernſt Man⸗ derſcheidt aus Eſſingen bei Landau hingerichtet worden, der am 27. Mai 1936 vom Schwurgericht in Landau wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürger⸗ lichen Ehrenrechte verurteilt worden war. Manderſcheidt hat im Frühjahr 1935 ſeine Ehefrau vergiftet, ſo daß ſie nach qualvollem Siechtum ſtarb. Die Tat hat er begangen, um ſeine Geliebte heiraten zu können. W̃ rik ber An die In Tar Im aus O fall Bre gef. eint Wul eine aus ſchu Kro ſchu Ka 6 0 ue der bei mit dem bra zu. das ſofo ſo kam das gehr zurü zwei wirk Unt men in d dien den part 190 „ Ulm nach dieſe wied fang richte Perf kehre freun dern der deutf — Aus Baden und Nachbarländern. Beſuch Shurmanns im Arbeitsdienſtlager. Graben. Der einſtige Heidelberger Student und Wohltäter des Heidelberger Aniverſitätsneubaues, der ame⸗ rikaniſche Botſchafter a. D. Shurmann, der zurzeit in Heidel⸗ berg weilt, traf hier mit dem Oberbürgermeiſter von Los Angeles in Begleitung der Damen zum Beſuch des Arbeits⸗ dienſtlagers 30274 ein. Die Auslandsgäſte zeigten hohes Intereſſe für die Einrichtungen des Lagers und den friſchen kameradſchaftlichen Geiſt der Arbeitsmänner. a Walldürn.(Gefüllte Scheuer abgebrannt.) Im nahen Neuſaß brach in den Morgenſtunden ein Brand aus. Die mit Erntevorräten gefüllte Scheuer des Landwirts O. Berberich iſt den Flammen vollſtändig zum Opfer ge⸗ fallen. Die zwiſchen Scheuer und Wohnhaus beſtehende Brandmauer bewahrte das letztere vor der drohenden Brand⸗ gefahr. Stalldachſtuh! und Hühnerhaus wurden ebenfalls eingeäſchert; die Hühner verbrannten mit. Das Großvieh wurde gerettet. () Ettlingen.(Im Steinbruch einem Steinbruch ſtürzte ein aus Reichenbach aus etwa ſchwere Verletzunge (J) Rhe abgeſtürzt.) In 2 N 1 7 23 Jahre alter junger Mann 35 Meter Höhe ab und erlitt (Leiche ge 0 ländet.) Am Rechen des 9 wurde die Leiche einer Frau ange⸗ zei der Toten handelt es ſich um eine Frau aus vermutlich freiwillig den Tod ihm Rhein ge⸗ rozingen.(Altes Gemälde entdeckt.) s Glöcklehofes wurde ein altes Gemälde ent⸗ em 11. oder 12. Jahrhundert ſtammt. Es er Georg dar, der den Drachen bekämpft. ſich um das älteſte Naturdenkmal des Kreiſes Na handeln. Das Gemülde war bisher durch eine Ueber⸗ tünchung verborgen 5 Schwere Schäden durch Enger⸗ linge.) ſental und ſtellenweiſe auf der Hochebene des Din haben auf den Wieſen die Engerlinge in dieſem Sch n angerichtet. Trotz des vorherr⸗ ſchend fe Plätzen gelb Urſache, ſo e haft unter de i die Wieſen an manchen wie verdorrt aus. Forſcht man nach der k ſich, daß das Wurzelwerk von maſſen⸗ en vorhandenen Engerlingen abgefreſſen wurde. lich haben auch Dachſe und Igel, die Liebhaber engerlinge ſind, im Jagdeifer den Boden der Matten aufgewühlt. (— Hleberlinger(Dramatiſcher Selbſtmord⸗ verſuch.) Ein zur Kur weilender, 29jähriger Arzt ging mit einem Freunde zum Killenweiher; dort machten ſich bei dem Arzt Zeichen geiſtiger g bemerkbar. Der Freund brachte den Kranken vom Weiher fort und ging Mühlhofen zu. Plötzlich riß ſich dieſer los und ſprang vor ein Auto, das glücklicherweiſe aber ſo langſam fuhr, daß man den Wagen ſofort anhalten konnte. Große Mühe koſtete es, den Kranken ſo lange zu halten, bis das Sanitätsauto aus Ueberlingen kam. BdM.⸗Lagerwechſel in Zell a. H. Zell a. H. Mit einem fröhlichen Nachmittag wurde das erſte Jungmädellager beſchloſſen, und froh und braun⸗ gebrannt fuhren die Jungmädels am Tage darauf wieder zurück in ihre Städte und Dörfer. Anſchließend begann das zweite Jungmädellager, das bis zum 1. September dauern wird. Am Tage darauf folgt ein neues Lager, in dem die Untergauführe rinnen, Ahteilungsleiterinnen und Referentin⸗ nen des Obergaues zuſammenkommen. Dieſes Lager, das in der Haupt der Schulung und kulturellen Ausrichtung dient und in dem die kommende Winterarbeit feſtgelegt wer⸗ den ſoll, wird gleichzeitig Vorbereitungslager für den Reichs⸗ parkeilag in Nürnberg bilden, an dem dieſes Jahr insgeſamt 190 Führerinnen aus Baden teilnehmen werdeſt. „Almer Schachteln“ fahren wieder nach Wien — Alm. In aller Welt kennt man die Fahrten der Ulmer Schiffer mit den ſog.„Ulmer Schachteln“ von Ulm nach Wien, Nach dreijähriger Anterbrechung werden nun dieſe romantiſchen Donaureiſen durch die„Ulmer Wikinger“ wieder aufgenommen. Die erſte Reiſe dieſer Art findet an⸗ fangs Sepkember d. J. ſtakt, für welche die ſehr gut einge⸗ richtete motoriſterte Ulmer Schachtel„Heimatgruß“ über 50 Personen faſſend zur Verfügung ſteht. Das an uralte Ver⸗ lehrs⸗Tradition erinnernde Unternehmen iſt geeignet, die ſceundſchaftlichen Beziehungen Deutſchland⸗Oeſterreich zu för⸗ dern und iſt dazu berufen, überall an den Donauufern von der Verbundenheit und Zuſammengehörigkeit dieſer beiden deutſchen Staaten zu künden. St. Goarshausen. Der Herbſt und mit ihm die Wein⸗ leſezeit rückt näher. Ein untrüglicher Beweis dafür iſt die Tatſache, daß ſchon jetzt in der Gemarkung der Stadt St. Goarshausen eine vorläufige Schließung der Weinberge durch⸗ geführt wird. Bis zur endgültigen Schließung iſt es den Eigentümern jedoch noch geſtattet, ihre Weinberge zur Vor⸗ nahme notwendiger Schlußarbeiten zu betreten. Vor der Hochzeit plötzlich verſchwunden. Königſtädten. Ein 23jähriges Mädchen, das kurz vor der Hochzeit ſtand, wird ſeit einigen Tagen vermißt. Man vermutet, daß ſich das Mädchen aus bisher völlig unerklär⸗ lichen Gründen ein Leid angetan hat, denn Mantel und Handtaſche des Mädchens wurden am Ufer des Mainzer Zollhafens gefunden. Es wird befürchtet, daß es den Tod im Rhein geſucht hat. Omnibus in den Straßengraben geſtürzt. Salmünſter. In der Nähe von Salmünſter ſtießen ein Perſonenkraftwagen und ein Dresdener Omnibus zuſammen. Der Omnibus ſtürzte in den Straßengraben, wobei ſich ſeine Inſaſſen Schniktwunden und Hautabſchürfungen zuzogen. Der Perſonenwagen geriet auf einen Acker, wo er ſich überſchlug. Seine Inſaſſen kamen mit dem Schrecken davon. — Kornweſtheim.(motorradfahrer ſchwer ver⸗ letzt.) Bei Schwieberdingen fuhr ein Motorradfahrer aus Hemmingen auf einen Perſonenkraftwagen von Kornweſt⸗ heim auf. Der Motorradfahrer wurde auf das Verdeck des Wagens geworfen und ſchwer verletzt. Beide Fahrzeuge wurden ſtark beſchädigt. Die Inſaſſen des Autos blieben unverletzt. Der Verletzte trug einen Ober⸗ und Anterſchenkel⸗ bruch ſowie eine Gehirnerſchütterung davon. — Ditzingen OA. Leonberg.(Radfahrer tödlich verletzt.) Zwei Motorradfahrer aus Iptingen wollten zwei Radfahrer aus Schöckingen überholen. Dabei ſtreifte einer der Motorradfahrer, der noch einen Beifahrer auf dem Sozius hatte, den 15jährigen Radfahrer Gommel aus Schöckingen. Beide Fahrzeuge ſtürzten und alle drei Fah⸗ rer mußten mit Verletzungen ins Kreiskrankenhaus nach Leonberg eingeliefert werden. Gommel, der ſich Verletzun⸗ gen am Oberſchenkel zugezogen hatte, iſt dort infolge zu großen Blutverluſtes geſtorben. — Uhingen, OA. Göppingen.(Kind tödlich über⸗ fahren.) In ber Hauptſtraße ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall. Das fechsjährige Söhnlein des Elektromon⸗ teurs Müller ſprang hinter einem parkenden Omnibus in die Fahrbahn eines in Bewegung befindlichen Perſonen⸗ kraftwagens. Der Knabe wurde ſchwer verletzt und ſtarb bei der Verbringung ins Krankenhaus nach Plochingen. Der Knabe war das einzige Kind ſeiner Eltern. Frankfurt a. M.(Arbeitskameraden be⸗ ſtohlen.) In einem Lager befand ſich der jetzt angeklagte Walter M. mit Arbeitskameraden zuſammen. Als ſein Stu⸗ bengenoſſe ausgegangen war, brach er deſſen Koffer auf und entwendete einen Siegelring und Wäſche. Dieſes unkame⸗ radſchaftliche Verhalten krug M. vor dem Schöffengericht vier Monate Gefängnis ein. Weilburg.(Vom Laſtwagen überfahren.) Der Fuhrmann R. Geißler wollte eine Straße überqueren, um zu ſeinem auf der anderen Straßenſeite haltenden Geſpann zu gehen. Er überſah dabei einen ſich nähernden Laſtwagen und wurde von dieſem erfaßt, auf die Straße geſchleudert und getötet. Lagurenburg(Lahn).(Zu ſpät abgeſprungen.) Ein Kraftwagenführer wollte hier ſeinen Wagen drehen, wobei plötzlich die Bremſen verſagten. Da der Wagen in die Lahn zu ſtürzen drohte, ſprang der Fahrer ſchnell ab, geriet dabei aber unglücklicherweiſe zwiſchen das Auto und einen Baum. Er wurde eingeklemmt und erlitt ſchwere Quetſchungen. Braunfels.(Tödlicher Unfall.) Bei der Durch⸗ fahrt einer Kolonne von fünf Omnibuſſen durch Braunfels wurde von dem letzten Wagen ein 12jähriges Mädchen er⸗ faßt und tödlich verletzt. Mainz.(Leerzug fuhr auf einen Güterzug auf.) In Mainz⸗Mombach ereignete ſich ein Eiſenbahnunfall, der noch gut und ohne größeren Schaden verlaufen iſt. Ein Frankfurter Leerzug, der über die Umgehungsſtrecke bei Mainz⸗Biſchofsheim in Richtung Mainz fuhr, ſtieß auf einen Güterzug auf, wobei ein Bahnbedienſteter eine Gehirnerſchüt⸗ terung erlitt. Der Verletzte wurde dem Mainzer Kranken⸗ haus zugeführt. Ob, wie vermutet wird, falſche Weichenſtel⸗ ung vorgelegen hat, wird noch unterſucht. Nidda.(In ein Auto hineingelaufen.) Ein Bauersmang aus Nanſtadt bei Nidda, der ſchwerhörig war, kam in der Nähe von Ober⸗Mockſtadt plötzlich hinter einem hochbelsdenen Erntewagen hervorgelaufen und rannte dabei in ein gerade vorüberfahrendes Auto hinein. Dabei erlitt er ſchwere Verletzungen, denen er nunmehr erlag. 5 Ferienzeit— und ein ſolcher Sommer!— Alte Seckenheimer Gaſthäuſer. Ferienzeit! Herrlich iſt ſie, wenn der geplagte Menſch von der Fabrik oder dem Büro ſich in Wald und Flur ergehen und neue Kraft ſchöpfen kann. Doch der Menich denkt... und der Regen lenkt die Sommerfriſchler in dieſem Sommer ſehr oft in ene gemütliche Gaſtwirtſchaft, d man ein gutes Glas Bier und einen noch beſſeren Dein mit den nötigen„Zutaten“ vorgeſetzt bekommt. frraußen klaſcht der Regen,— es hat ſich nun ja glück⸗ ſcherweiſe geändert— der Landwirt ſchimpft— gerade wie wir— auf den in dieſem Jahr übermäßigen Regen, und da haben wir Zeit und Muſe, einmal die Ver⸗ gangenheit einiger Gaſthäuſer zu erforſchen, die ſo man⸗ es Jahrhundert hinter ſich haben.„ Die Führung einer Gaſtwirtſchaft war auch in frü⸗ leer Zeit genehmigungspflichtig; in der Pfalz wurde ie ſogenannte Schildgerechtigkeit von der kurfürſtlichen pofkammer erteilt, wofür eine gewiſſe Gebühr entrich et perden mußte. Nur die Wirtſchaften mit Schildgerechlig⸗ leit hatten die Berechtigung, Fremde zu beherbergen, während die ſogenannten Kranzwirtſchaften nur Schank⸗ e hatten. Scene 5 Urkundlich nachgewieſen ſind in Seckenheim zwei Haſthäuſer, die die Schildgerechtigkeit im Jahre 1672 gbielten und von denen heute noch eines beſteht. Dem zaurermeiſter Franz Gräber wurde die Schildgerechtig⸗ eit für die Wirtſchaft„Zum Hirſchen“ erteilt, der ein 1 Haus erbaut hatte und dieſe Wirtſchaft eröffnete. e beſteht heute noch. Im gleichen Jahre, am 6. Juli 0 2 wurde dem Seckenheimer Bürger Heinrich Tranſier 5 Schildgerechtigkeit für die Wirtſchaft„Zum Schwanen jerliehen. Dieſe Wirt'chaft iſt eingegangen. Die Urkunde, lütenerallandesarchir aufbewahrt, hat folgenden Wort⸗ „Zu wiſſen ſei hiermit: Demnach Henrich Tranſter, Gemeinsmann(Ortsbürger) zu Seckenheim, Anſuchung gethan, daß zu ſein und der Seinigen beſſerem Auskom⸗ men ihme zu beſagtem Seckenheim eine Wirtſchaft zu treiben und zu dem Ende in ſeinem erkauften Haus allda ein Schild auszuhangen, vergönnt werden möge, und ihme ſolche Schildgerechtigkeit gegen Bezahlung einer gewiſſen Recognition inſoweit willfahret worden, daß er die bei ihm einkehrenden Gäſte der Billigkeit nach traktieren und dieſelben nicht übernehmen ſolle, iſt ihme, Tranſier, gegenwärtiger Schein, umb ſich deſſen der Not⸗ durft nach haben zu bedienen, unter Churf. Pfalz Rechen⸗ kammer Sekret wiſſentlich erteilt worden. Signatum Heidelberg, 6. Juli 1672.“. Der Name„Zum Schwanen“ iſt zwar in dem Erlaß nicht enthalten, aber andere Akten künden uns, daß Tranſier an ſeiner Wirtſchaft als Wirtsſchild einen Schwan ſetzte. Die Gebühr für die Erteilung dieſer Schankgerechtig⸗ keit betrug 50 Gulden, eine für die damalige Zeit er⸗ hebliche Summe. Dieſe Wirtſchaft iſt dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. 5 Längere Zeit nun hören wir nichts mehr von der Erteilung von Schildgerechtigkeiten in unſerem Ort. Erſt 1762 iſt wieder die Erteilung einer Schildgerechtigkeit nachweisbar, und zwar für die Wirtſchaft„Zum goldenen Engel“, die heute noch beſteht. Bäckermeiſter Mathias Tranſier erhielt am 30. März die Genehmigung zum Betrieb für dieſe Wirtſchaft. ü 5 Zwar mancherlei Veränderungen mußten die heute noch beſtehenden Wirtſchaften durchmachen, ſie gingen verſchiedentlich in andere Hände über, und präſenſieren ſich heute in einem guten Gewande, man ſieht ihnen aber noch ihre alte Bauart an. Manches Feſt, manche Kirchweih wurde in ihnen gefeiert. wenn ſie erzählen könnten! Gute und wohl noch mehr ſchlechte Zeiten ſahen ſie an ſich vorübergehen, ſchwere 1 brauſten über ſie hinweg, und mancher müde Wanderer fand in ihren freundlichen, traulich anmutenden Räumen Er⸗ holung und Labung. Lolcale euudocuiau Die Weſpenplage In dieſer Zeil bildet die Weſpenplage in Haus und Garten in manchen Jahren eine ſchwere Beläſtigung; denn wenn wir uns bei den Mahlzeiten nur irgendwo mit ſüßen Gelees oder Obſt im Garken oder in Räumen bei offenem Fenſter aufhalten, gleich ſind die läſtigen Brummer da und umſummen uns und unſere Teller, was bei ängſtlichen Ge⸗ mütern immer eine ſtarke Beunruhigung auslöſt. Wir kennen drei heimiſche Weſpenarten: Die deutſche Weſpe, die gemeine Weſpe und die mittlere Weſpe, ihre Le⸗ bensweiſe iſt ungefähr gleich. Als Neſter ſchaffen ſie ſich kunſtvolle kraubenförmige Gebilde, in denen die ganze Weſ⸗ penkolonie wohnt. Die Anlage der Neſter iſt verſchieden, an Schuppen und Böden, in Haus und Garten, an geſchützten Stellen, an Bäumen, überall können wir dieſe Weſter finden. Untertags ſchwärmt die Weſpengeſellſchaft auf der Suche nach„Süßem“ in der Umgebung ihres Neſtes umher, des Abends verſammeln ſich alle Tiere in ihrer Behauſung. Dieſen Moment müſſen wir ausnützen, wenn wir uns der Weſpen⸗ plage erwehren wollen. Wir umhüllen dann das Neſt vor⸗ ſichtig mit einem Beutel aus ſtarkem Papier, ſchneiden das Neſt mit aller Vorſicht ab ufd verbrennen es. Häufig wird empfohlen, ohne vorherige Abnahme die Neſter abzu⸗ brennen. In Häuſern iſt ſchon allein wegen der im Sommer und beſonders nach längerer Trockenperiode immer großen Brandgefahr von dieſer Methode dringend abzuraten, umſo⸗ mehr, als immer die Gefahr beſteht, daß die Weſpen durch irgend eine Unvorſichtigkeit aus ihrer nächtlichen Ruhe auf⸗ geſchreckt werden und ſich dann mit ihrer ganzen Wut auf den menſchlichen Unruheſtifter ſtürzen. Haben ſich im Garben Weſpen angeſiedelt, die in Erdneſtern hauſen, ſo muß man auch gegen dieſe vor⸗ gehen. Am beſten geſchieht das auch am ſpäten Abend, und zwar durch vorſichtiges Eingießen von Tetrachlorkohlen⸗ ſtoff in die Neſter. Dabei iſt es freilich für jeden Fall beſſer, wenn wir unſeren Kopf und unſere Hände ſchützen, denn hier iſt die Gefahr noch größer, daß die eine oder andere Weſpe aus dem Neſt noch enkkommen kann und den Menſchen anfällt. Eines müſſen wir uns ſchließlich noch vor allem zur Pflicht machen, wenn ſich in dieſen Wochen Weſpen an unſe⸗ ren Tiſchen einfinden: Man ſchlage nie gegen eine Weſpe! Denn erſt dadurch werden die Tiere gereizt und greifen uns an. Auf der anderen Seite müſſen wir beſonders darauf Acht haben, daß ſich nicht an einem Stückchen Kuchen, auf einem Brot mit Marmelade uſw. eine Weſpe eben in dem Augenblick niederläßt, in dem wir uns anſchicken, davon zu eſſen. Gefährliche Folgen kann ſo ein Weſpenſtich in die Mundhöhle mit ſich bringen. Die Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützungen er⸗ folgt morgen nachmittag von 2.30—4 Uhr in der am Rathaus angeſchlagenen Reihenfolge. Ausweis⸗ und Kontrollkarten ſind vorzulegen. * Das Leihamt umgezogen. Die Mannheimer Rats⸗ herren nahmen eine Beſichtigung des Zeughauſes vor, in dem ſeit 1906 das Leihamt untergebracht war. Eine Verlegung des Leihamtes war notwendig geworden, um Platz zu ſchaffen für die beſſere Unterbringung des Völkerkundlichen Muſeums, aber auch, um das Zeughaus völlig umbauen zu können, bei dem die Balken der Zwiſchengeſchoſſe vermorſcht ſind. Die Beſichtigung wurde im neuen Leihamt in der Schwetzinger⸗ ſtadt fortgeſetzt. Der Amzug, bei dem 52000 Pfänder nach den neuen Räumen zu verbringen waren, iſt bereils abgeſchloſ⸗ ſen. 132 Verkehrsſfünder. Bei Verkehrskontrollen wurden insgeſamt 132 Verkehrsſünder angezeigt bezw. gebührenpflich⸗ tig verwarnt und 22 Kraftfahrzeuge wegen verſchiedener techniſcher Mängel beanſtandet. Im Neckar ertrunken. Abends badeten zwei Jungen, die mit Fahrrädern auf der Durchreiſe nach Heidelberg waren, an der Friedrichsbrücke im Neckar. Dabei iſt einer der Jungen, der 15 Jahre alte Guſtav Schaaf aus Kaiſers⸗ lautern, ertrunken. Es wird vermutet, daß er in überhitztem Zuſtande ins Waſſer ging und einen Herzſchlag erlitt.— Am gleichen Abend iſt in Heidelberg ein 62jähriger Mann beim Baden im Neckar ertrunken. Probenbeginn im Nationaltheater. Die Proben für die neue(158.) Spielzeit des Nationaltheaters haben be⸗ gonnen. Das Schauſpiel bereitet unter der Leitung des In⸗ tendanten Brandenburg Goethes„Fauſt“ J. Teil, vor, der als erſte Neuinſzenierung des Schauſpiels am Samstag, den 12. September, erſcheinen wird. Der neuverpflichtete erſte Spielleiter Helmuth Ebbe inszeniert Shakeſpeares Komödie „Wie es euch gefällt“. So beginnt das Schauſpiel mit einer Tragödie und einem Luſtſpiel der Weltliteratur von höchſtem Rang. Eröffnet aber wird die neue Spielzeit durch die Oper. Der neuverpflichlete muſikaliſche Oberleiter Ge⸗ neralmuſikdirektor Karl Elmendorff bereitet für den 6. Sep⸗ tember Richard Wagners Muſikdrama„Triſtan und Iſolde“ vor. Es folgt am 8. September Puccinis„Boheme“ und Smetanas„Verkaufte Braut“ am 13. September. * — Vogelfänger als Beruf. Wer den Vogelfang aus⸗ üben will, muß der höheren Naturſchutzbehörde ers polizeiliches Leumundszeugnis beibringen und nachweiſen, daß er die er⸗ forderlichen Kenntniſſe in der Vogelkunde, im Vogelfang ſowie in der Vogelhaltung beſitzt und mit den in Betracht kommenden geſetzlichen Beſtimmungen vertraut iſt. Die Er⸗ laubnis iſt jederzeit widerruflich. Der Fangberechtigte muß den ihm erteilten Ausweis mit ſich führen und ihn auf Ver⸗ langen den Aufſichtsbeamten und den Beauftragten für Naturſchutz vorzeigen. Der Ausweis iſt auf Anfordern zu⸗ rückzuliefern. Die Vorſchriften dieſes Abſatzes gelten entſpre⸗ chend auch für die Leiter von Ausſtellungen lebender Vögel. Die höhere Naturſchutzbehörde beſtimmt die beim Fang zu⸗ gelaſſenen Fangarten und„geräte. 5 — Geſucht wird ein Helmholtz⸗Brief. Helmholtz hat am 17. Dezember 1850 aus Königsberg an ſeinen Vater geſchrie⸗ ben, ex habe einen Augenſpiegel erfunden. Dieſer Brief erſti⸗ 1 man weiß nur nicht wo. Es wird nun gebeten, daß iejenigen, die etwas über dieſen Brief wiſſen, dies der Staatlichen Medico⸗Hiſtoriſchen Sammlung im Kaiſerin⸗ Friedrich⸗Haus, Berlin NW 7, Rorert⸗Koch⸗Platz 7, mit⸗ eilt. 5 1 f„ — Taufeuchter Klee iſt gefährlich. In Birnbach in der Bayeriſchen Oſtmark ließ ein Landwirt ſeine Kühe in tau⸗ feuchtem Klee weiden. Die Folge war, daß ſechs wertvolle Kühe notgeſchlachtet werden mußten. 5. Auf Löns' Spuren Zum 70. Geburtstag des Dichters am 29. Auguſt. RD. In einem Brief hat Hermann Löns einmal ge⸗ äußert, daß er Deutſchland in allen ſeinen Teilen kenne, am genaueſten aber Weſtpreußen, Weſtfalen, Hannover— hier vor allem die Lüneburger Heide und auch das Bergland ſowie den Harz, beſonders den Nordharz. Es war alſo nieder deutſches Land, das ihn am ſtärkſten zum Geſtalten anregte. In einem großen Teil ſeiner Erzählungen ſind keine rtsangaben enthalten. Nur aus dem landſchaftlichen Hin⸗ tergrund kann man herausleſen, ob ſie ſich in Heide und Moor, im Walde oder aber in den Bergen abſpielen. Die Mehrheit der Lönsſchen Arbeiten bleibt im nieder⸗ ſächſiſchen Raum. Wir begleiten den Dichter in ſeinen Er⸗ zählungen in die nähere und weitere Amgebung Hannovers, in die Gegend des Steinhuder Meeres, in die Heide— an die Ufer der Aller, der Böhme, Wietze, Oertze. Wir ſtreifen durch die Bergwälder des Hannover⸗ landes, des Deiſters, des Kahnſteingebietes, bis hinüber in das Weſerbergland bei Holzminden, in die Wälder des Sollings. Auch im Harz kannte Löns Weg und Steg. Den Nordharz durchſtreifte er von Weringerode aus, den Südharz von Scharzfeld bei Barbis. Eigenartigerweiſe erwähnt er das Münſterland, insbeſondere die münſterländiſche Heide, die er doch kreuz und quer durchſtreift hat, kaum einmal. Die beiden Städte⸗ bilder über Münſter und Osnabrück, der Aufſatz„Die Wall⸗ hecke“ in„Da draußen vor dem Tore“ ſind beinahe alles, was er in ſpäteren Jahren darüber zu ſagen hatte. Im Jahre 1910 weilte er in einem Sanatorium in Zwiſchenahn unweit Oldenburgs.„Unter dem Schorn⸗ ſteinkleid“ und„Am Fließ“ ſind mit dem Annemieken⸗Er⸗ lebnis im„Zweiten Geſicht“ die Erinnerungen an dieſe Zeit. In einigen Erzählungen ſtreift Löns durch die Moor⸗ und Wieſenlandſchaft der Hamme nördlich von Bremen zwiſchen Oſterholz⸗Scharmbeck und Worpswede. Die hol⸗ ſteiniſche Oſtſeeküſte zwiſchen Travemünde und Neu⸗ ſtadt ſehen wir in den Erzählungen„Der alte Seehund“, „Strandgut“ und„Vor der Brandung“. In verſchiedenen Jugendgedichten leben Erinnerungen an Greifswald und Fahr⸗ ten auf dem Meere bis zu Rügens Kreideküſte. Auch Eindrücke aus der Hochgebirgswelt hat Löns in einigen Auffätzen feſtgehalten:„Die Ebereſchen“ von Davos leuchten im„Bunten Buch“. Im Berchtesgadener Land beobachtete er das Treiben der Murmeltiere. In den Er⸗ zählungen„Ueber dem Tale“ und„Ueber dem Sommer⸗ dorf“ lernen wir die flimmernde, ſchimmernde Hochlandswelt und die Jagd auf den Gamsbock kennen. Doch iſt eine inner⸗ liche Verbundenheit mit dem Gebirgslande in dieſen Erzäh⸗ lungen kaum zu ſpüren. Anders dagegen ward ihm die Landſchaft des Harzes zum geſtalteten Erlebnis. Im Süd⸗ harz hat Löns häufig in dem Orte Scharzfeld gewohnt. Hier ſind eine Reihe ſehr wertvoller Arbeiten entſtanden, die die Eigenart dieſer Landſchaft ſchildern.—„Ein Sonntag im Südharz“,„Der Beberteich“,„Harzträume“,„Der Haſel⸗ buſch“,„Am Wildbach“,„Die Großmutter“ und„Wo die Oder rauſcht“ ſind Ausbeute dieſer Scharzfelder Urlaubstage. Mehr noch war Löns verwachſen mit dem Nord⸗ harz. In fünf Sommerwochen, die er 1907 in Wernigerode verbrachte, iſt er ſechzehnmal zum Brocken emporgeſtiegen. Eine reiche Ausbeute hat Löns von dieſen Streifzügen mitgebracht. Landſchaft, Tier⸗ und Pflanzenwelt des Brok⸗ kens ſchildert er in einer ganzen Reihe von Erzählungen. In einem farbenfrohen Städtebild lebt Wernigerode, die „bunte Stadt am Harz“. Dann treffen wir Löns wiederholt im Kahnſtein⸗ gebiet zwiſchen Hildesheim und Hameln. Eine ſeiner ſchön⸗ ſten Tiererzählungen„Der Alte vom Berge“ zeigt das im Kahnſteingebiet belauſchte Leben des Fuchſes. Auch Murr⸗ jahn, der Dachs, und Markwart, der Häher, waren hier zu Hauſe. Reizvolle Landſchaftsbilder aus dieſem Gebiet ent⸗ halten die Erzählungen„Der Bergwald“,„Rauhreif“, „Vollmond“,„Die Höltenkammer“ und„Anter dem Berge“. Verſchiedentlich ſehen wir Löns im Sollinggebiet zwiſchen Holzminden und Kreienſen. Dann war das Dei⸗ ſtergebirge ſüdweſtlich von Hannover das Ziel ſeiner Streifzüge. Wenn Löns die Bergwälder des Deiſters auf⸗ ſuchte, dann mußte er durch das Kalenberger Land. Land und Leute wurden gewürdigt. Wie die nähere und weitere umgebung Hannovers, ſo taucht auch die Stadt ſelbſt, in der er viele Jabre gelebt hat, in einigen Erzählungen auf. Von Hannover aus ging es in die nördlich gelegene Heide hinein. In einer faſt unüberſehbaren Fülle von Arbeiten wirbt Löns für die Schönheiten der Heide zwiſchen Bremen, Lüne⸗ burg, Braunſchweig und Hannover. Beſonders liebt er die Gegend von Fallingboſtel, wo er viele Jahre hindurch von Weſtenholz aus gejagt hat. Das eigentliche Lönsland iſt jedoch die Gegend von Celle mit dem Oertzetal und Wolthauſen. Alle Romane von Hermann Löns laſſen als lanoſchaftuchen Hintergrund bie Gegeno von Celle ertennen. Im„Letzten Hansbur“ ſpielen das Ruhhorn und die Witt⸗ beek eine Rolle. Der Ort Eſchede wird genannt, in deſſen Nähe Jürn, der Schnuckenſchäfer, über die Heide wandert. Hier muß man auch das Dorf Ohlenhof ſuchen, deſſen Namen er von dem an der Oertze gelegenen Dorf Olden⸗ dorf(Altes Dorf) abgeleitet hat. Harm Wulf lebt mit den Heidebauern im Wietzenbruche. Der„Blaue Schimmel“ im „Braunen Buch“ liegt in der Celler Gegend. Dieſer Streifzug, der nur in großen Zügen Landſchaften und Orte nennt, die ſich aus dem Lönsſchen Schaffen heraus⸗ leſen laſſen, zeigt, daß er nur ungern über Niederſachſen hinausging. Sehen wir uns doch die Lönsſchen Städtebilder an. Da iſt Hannover, die Stadt am hohen Ufer, und deren ſchöne Nachbarin Hildesheim. Eine großartige Einfühlung in den Lebenstakt der Hauptſtadt Weſtfalens gibt„Münſteri⸗ ſche Luft“. Ein„Gang durch Osnabrück“ läßt die Geſchichte dieſer alten Stadt aufleben. Wir ſehen dann Wernigerode, die„bunte Stadt am Harz“, und dann geht es nach Soltau, dem Herzen der Heide. Das ſind alles Städte von ausge⸗ prägt niederdeutſcher Eigenart, die das Lönsland umſchließen. — 2225 Sennen if i...... x—1 Reichsfeſtſpiele Heidelberg. Donnerstag, den 27. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Götz von Berlichingen.“ Freitag, den 28. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Pantalon und ſeine Söhne“ Sonnabend, den 29. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Agnes Bernauer.“ Sonntag, den 30. Auguſt 1936, 20.30 Uhr: „Götz von Berlichingen.“. Im Die Welt des Theaters, die ſchöne Welt des Scheii 9 die uns immer wieder bezaubert, iſt t endlof formen und Umwälzungen in bezug auf die Ding zu Dekorationen gebraucht werden, immer dieſelbe ge⸗ blieben. 5 8 Das Publikum von heute iſt ſo verwöhnt, daß es irgendwelche Notbehelfe in dieſen Dingen, die der Fach⸗ mann Theater⸗Requiſiten nennt, aufs übelſte vermerken würde. Theater, welche ſich vollkommen täuſchende Illu⸗ ſionen nicht leiſten können, verzichten darum lieber auf zu große Naturtreue und deuten darum manches wie zum Beiſpiel Möbel, Wände, Fenſter uſw. nur an. Es bleibt dann der Illuſionsfähigkeit der Zuſchauer überlaſſen, ſich das Fehlende hinzudenken In manchem natürlich kann man bei beſtem Willen ticht auf das Allernotwendigſte verzichten. Es würde einigermaßen komiſch wirken, wenn zum Beiſpiel ein Fal⸗ ſtaff die Mengen Bier und Wein, die er zu vertilgen hat, nur andeutungsweiſe zu ſich nehmen würde. Trotz aller Modernität kann man nicht umhin, ihm ein Glas oder einen Krug zuzubilligen, bei dem er Mimik und Trink⸗ freudigkeit gebührend entfalten kann. Da man immer mehr beſtrebt iſt, den Menſchen auf der Bühne genau ſo wie im Leben darzuſtellen, iſt es immer wirkungsvoll, ihn in allen Phaſen ſeines täglichen Lebens zu ſchildern. Aber ſchon in den allerfrüheſten Zei⸗ ten des Theaters hat der Autor herausgefunden, daß ſich Geſpräche, wie es ja auch im natürlichen Leben iſt, ſich am beſten bei Tiſche entwickeln. Eine reichgedeckte Tafel be⸗ flügelt Gedanken und Unterhaltung. Sie geſtattet außer⸗ dem den Darſtellern eine natürliche Beweglichkeit, die den Zuſchauer immer wieder feſſelt; zu den Perſonen da oben, die ſich genau ſo bewegen, eſſen und trinken wie er ſelbſt, hat er viel mehr Zutrauen, als zu dem rezitierenden Theaterhelden. Dem unbefangenen Beobachter wird es nicht entgangen ſein, daß in der Art und Folge der Menüs eine gewiſſe unerſchütterliche Gleichmäßigkeit beſteht. So kann ein ſtän⸗ diger Theaterbeſucher die gleiche Wurſt und den gleichen Schinken ſowohl beim Gaſtmahl im„Wallenſtein“, wie auch auf der Tafel des„Florian Geyer“ entdecken. Eine Dauerwurſt im wahrſten Sinne des Wortes. Von dieſen klaſſiſchen, oft verſtaubten Theaterrequiſiten geht ein eigener Reiz aus, die ganze Welt des Theaters haftet an ihnen, man wird ſich manchmal einer gewiſſen Rüh⸗ rung nicht zu ſchämen brauchen, wenn man dieſe Wurſt aus Pappmacheé betrachtet, an der ſo viel Theater⸗Erinne⸗ rungen hängen, und die darum nicht ſchlechter oder pro⸗ ſaiſcher zu ſein braucht, als der illuſtre Schwan, dieſer Zielpunkt unendlicher Witze im„Lohengrin“. Da ja die Darſteller bei ſolchen Gaſtmählern icht gar ſo tun müſſen, als ob ſie äßen, ſondern wirklich belegte Brötchen mit einem Schluck Wein herunterſpülen ſollen, ſo ift hier Echtes mit Falſchem gepaart. Inmitten der traditionellen Pappmache⸗Delikateſſen befinden ſich wirklich eßbare Speiſen, und es erfordert oft alle Unterſcheidungs⸗ kunſt der Darſteller, das wirklich eßbare zu erhaſchen, ſonſt wird von ihm verlangt werden müſſen, daß er zur Wah⸗ rung der Illuſion eben das Pappmaché⸗Brötchen herunter⸗ ſchlingen müſſe,— alles für die Kunſt! Der Theater⸗Küchenmeiſter hat es leicht. Er nimmt das fertige Huhn, den fertigen Baumkuchen und die ſchön⸗ friſierte Ananas einfach aus dem Schrank und ſerviert ſie ohne Kummer. Der Kummer des Tragöden iſt deſto größer, wenn er mit einem Biſſen im Mund ſingen oder feierliche Verſe ſprechen ſoll. So groß meiſtens die Vor⸗ liebe der Schauſpieler für Kulinariſches iſt, ſo ziehen es doch viele vor, ſtatt der handfeſten Speiſen immitierte aus Eierſchnee und Zucker zu genießen. Angeſichts der ver⸗ lockendſten Tafelaufbauten aus angemaltem Holz, lackier⸗ tem Papier, verzuckerter Leinwand und buntem Gips, ver⸗ tilgt er heroiſch ein Beefſteak aus Baiſer⸗Teig. Niemand wird leugnen, daß dies einen größeren Heroismus erfor⸗ dert, als auf der Bühne einen gefühlvollen Scheintod zu ſterben. Alle dieſe Nachahmungen gemahnen ja ein wenig an Silveſter⸗Scherze: Pfefferkuchen für das Hexenhaus in ‚Hänſel und Gretel“, falſche Trauben für Papagenos Tiſchlein⸗deck⸗dich in der„Zauberflöte“, auch ein heiliges Obſt, das profane Zähne nie vertilgen dürfen, iſt in Imi⸗ tation vorhanden: der Tellapfel! Und zwar zweimal einmal ohne und einmal mit Pfeil, da man ja nicht unbe⸗ dingt in jedem Schauſpieler einen approbierten Schützen⸗ könig wittern kann. Und was muß da alles getrunken werden! Schoko⸗ lade im„Roſenkavalier“ der Ober⸗Requiſiteur hat ſie zu brauen, da er aber auch„Mimes Trank“ zubereiten muß, behaupten boshafte Schauſpieler, daß dem Requiff⸗ teur ſehr oft eine Verwechſlung unterläuft. Die Studenten in Auerbachs Keller des„Fauſt“ trin⸗ ken Merſeburger Bier, bis Mephiſto ihnen ein Teufels⸗ kunſtſtückchen vormacht und Wein aus der Tiſchkante fließen läßt. Shakeſpeare verlangt Malvaſier und Falſtaff dem man eigentlich ſeinem äußeren Format nach nur Bier oder Burgunder zumuten möchte, verlangt am liebſten nach Sekt. Für zehn Mark Sekt und für einen Pfennig Brot. So ſieht eine kleine Rechnung des alten Süffels aus. Der Sekt iſt überhaupt ein beſonderes Kapitel. Viele Sänger verzichten auf echten Alkohol, ſelbſt Don Juan ſingt ſein anfeuerndes Lied:„Treibt der Champagner das Blut erſt im Kreiſe“ mit einer uschuldigen Frucht⸗ brauſe im Glas, damit ihn die Sektteufel nicht bei den Koloraturen zu Fall bringen. Viele Darſteller allerdings wünſchen ade Alkohol, um ihre Stimmung und ihr Spiel zu beflügeln, eine Leidenſchaft, die den Unglücklichen, die mit ihnen in der Rolle mitzuwirken haben, oft Unglück ahnende Schauer über den Leib jagt. Es iſt ein wahres Glück, daß das Publikum nicht immer die Rolle ſo gut memoriert hat, wie der Schauſpieler, ſo daß er eventuelle Improviſationen nicht bemerkt. Der große Streit geht aber ſtändig um das Rauch⸗ bare. Der Requiſitenmeiſter kämpft hier ſtets einen erbit⸗ terten Kampf mit den Darſtellern. Ueber die Güte der Zigarren und Zigaretten wogt der Kampf. Ebenſo wie über die zu verwendende Sektmarke beſtehen hier ewige Meinungsverſchiedenheiten, in der aber die Darſteller ge⸗ gen den Requiſiteur geſchloſſen eine einige Front bilden, Und das will bei dieſer Welt voll Kabale und Liebe ſchon etwas heißen. Zum Erntedankfeſt. 8 5 805 o 3 Das Abzeichen für das Erntedankfeſt wird auch in dieſem Jahr im Grenzlandkreis Annaberg⸗Obererzgebirge ange⸗ fertigt. Es ſtellt einen Erntekranz mit zwei farbigen Bändern dar. ſich mit der Oſtwärtsverlagerung des weſteuropäiſchen Hochdruckgebietes ſogar noch verſtärken wird. Witterungs⸗ Berſammlungs⸗ Kalender. Tbd.„Jahn“. Morgen abend Training ſämtlicher Ab⸗ teilungen im Schloß. Dabei entgültige Abgabe der Meldungen für Hockenheim und der 30 Pfg. Melde⸗ gebühr. —— Lurnverein 98, e. V., Mhm.⸗Seckenheim. Sämtliche Turner und Turnerinnen, die am Geräte⸗ turnen beim Kreisfeſt in Hockenheim teilnehmen, treten am Freitag abend 8 Uhr zu einer Vorprüfung in der Turnhalle an. Die männlichen Wettkämpfer an den leichtathletiſchen Uebungen beim Kreisfeſt treten am Sonntag vorm. 9 Ahr auf dem Aebungsplatz des Ty. Frindrichsfeld und nachmittags 3 Uhr treten alle Teilnehmer an den Welt⸗ kämpfen(Geräte und volkstümlichen Uebungen) in der e zum Prüfungsturnzen an. Es darf niemand fehlen. bummi- Ninderwagen du Fd 8 stets Eingang von Neu- U heiten- bekannt billig liefert ö in jeder hr. AE N 2 Ausführung mannheim, P 2, 1 Druckerei Aeltestes Spezialgesebäft—(an der Hauptpost des Neckar⸗Bote. f 1 liefert in jeder Größe Un En Druckerei des„Neekar-Bote“ ſommerwetters. 75 Heute friſch: Heute . Bismarckheringe friſchgebrauu Obſtkuchen Rollmops . Heringe Sine 15 in Majonnaiſe aus erſten Mühlen. n Weizenmehl Spezial 9 n 3 Type 563 ½ kg 19 Pfg. eelachs, offen 7. in pig. Oelſardinen lieorg Nö ype 405 ½ k 22 Pfg.— ä— Weizenauszugmehl e mit 10% Aus landweizen zajonnaiſe Lohnſteuer 9 9 5 957 ½ Kg 40 010 Täglich friſche Friſche Hefe 60 gr 10 Pfg. 5 Schreiber's Backpulver Markenbutter Tabellen b Schreib Vanill 82 9 1. Würm ˖ zu haben in des Feers Wannen ak Wärthweis le⸗ Or. Heiter Münk ee bens mittel eee f und Vanillinzucker Felukoſt 1 Sultaninen— Noſinen „ Bammei⸗Anzeiger zu billigſten Tagespreiſen nur für Mitglieder der Landw. g Ein⸗ und Verkaufs genoſſenſchafl KAFFE E f aus friſchen Röſtungen in eigener Groß⸗Böſterei Junger Mann 125 Er- Paket 63, 75, 85 Pfg. über den Tabakherbſt geſuch Eine billige Miſchung, Austzunft im Lager. offen, 125 gr 47 Pfg..— ene Fee n dennell verkault, Schnell vermietet Schreibers Kaffee-Ersatz-Mischung (25% Bohnen, 75% Malz) 250 Lr-Paket 38 Pfg. 30¾ Nabatt issen mit Ausnahme weniger artikel. Oetzentlichkeit. Weiser hierzu ist las Jetungs-Insert! Wetterbericht: Süddeutſchland ſteht immer noch unter dem überwiegenden Einfluß des hohen Luftdruckes, der ausſichten für Freitag: Fortdauer des ſchönen Späk⸗ ist alles, was die große s0ll.— Der einfachste billigste und beste Wes . r ee —— K,. —— — 2 2 2222— — „„ E 1505— t — 14 2 2 2 2 Rr. 200(2. Blatt). Neckar Bote Donnerstag, 27. Auguſt 1936 Anſer Brot geſichert NS. Von den Feldern iſt das Getreide in die Scheuer eingefahren und harrt des Druſches. Die Ernteſchätzungen haben ergeben, daß wir dieſes Jahr mit einer guten Mittelernte rechnen können. Aber jeden bewegt doch die Frage, wie weit unſere Brotverſorgung geſichert iſt und welche Maßnahmen ergriffen ſind, um die vorhandenen Vorräte ſo zu lenken, daß ſie bis zur nächſten Ernte aus⸗ reichen, denn immer noch iſt die Verſorgung mit Brotge⸗ treide die wichtigſte Frage unſerer ganzen Ernährung, und wir erinnern uns, daß in früheren Zeiten die Frage des Brotpreiſes immer eine ſtark politiſche Note trug. Gerade in der Getreidewirtſchaft hat die liberaliſtiſche Wirtſchaftspolitik zu unerfreulichen Zuſtänden geführt. Die Preispolitik mit ihren dauernden Schwankungen und die immer ſtärker werdenden Abſatzſchwierigkeiten hatten das Gefüge der deutſchen Brotverſorgung aus eigener Scholle ſtark erſchüttert Wir waren in ſtarkem Maße von der Aus⸗ landseinfuhr abhängig geworden. ein Zuſtand, der auf je⸗ den Fall unerträglich war. Deshalb ſetzten hier auch ſofort nach der Machtübernahme marktordneriſche Tendenzen ein. Die Marktordnung hat Mitte 1933 zuerſt bei Milch und Getreide begonnen und ſich von hier aus Zug um Zug auf die hauptſächlichſten landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe ausge⸗ dehnt. Für die Getreidewirtſchaft beginnt das vierte Jahr, in dem ein anderes Wirtſchaftsprinzip auf dem für die Volksernährung wichtigſten Marktgebiet herrſcht, das früher als eine beſonders ſichere Domäne des Spekulanten⸗ tums galt. Und wenn wir heute den Weg zurückblicken, den hier die Marktordnung gegangen iſt, ſo ſehen wir einen Erfolg, der ſich jederzeit beweiſen läßt. Dabei waren die Umſtände für die Verwirklichung neuer Grundſätze nicht immer günſtig. Von Jahr zu Jahr entwickelte ſich der Ab⸗ lauf reibungsloſer, und in dem jetzt begonnenen Getreide⸗ wirtſchaftsjahr ſind wir ſoweit, daß alle beſtehenden Vor⸗ ſchriften der Hauptvereinigung der Deutſchen Getreidewirt⸗ ſchaft, alſo der verantwortlichen Inſtanz, für den ſicheren Ablauf unſerer Getreideverſorgung in einer Anordnung zuſammengefaßt und vereinfacht werden konnten. Bevor wir zeigen wollen, wie heute durch ſinnvolle Be⸗ ſtimmungen die Verſorgung des deutſchen Volkes mit Brot⸗ getreide geſichert wird, wollen wir noch einen kurzen Blick zurückwerfen auf den Geſamtbrotgetreidebedarf und ſeine Deckung aus der eigenen Erzeugung. Im Durch⸗ ſchnitt der letzten Jahre wurden etwa 9 Millionen Tonnen Brotgetreide jährlich verbraucht, und zwar etwa 4,8 Millionen Tonnen Brotroggen und etwa 4,2 Millionen Tonnen Brotweizen. Je Kopf der Be⸗ völkerung benötigten wir demnach jährlich etwa 135 Kilo- gramm Brotgetreide. An Roggen erzeugten wir insgeſamt aus eigener Scholle ſowohl für Futter als auch für Brot⸗ roggen etwa 7,5 Millionen Tonnen, an Weizen etwa 4,6 Millionen Tonnen. Aus dieſer e een geht her⸗ por, daß die Getreideverſorgung aus eigener Scholle für den direkten menſchlichen Verbrauch bei Weizen hinrei⸗ chend und bei Roggen im Ueberfluß geſichert iſt. In den Anbauflächen iſt— gegenüber den Vorkriegsjahren— eine Verſchiebung vom Roggen⸗ zum Weizenanbau feſtzu⸗ ſtellen, und heute muß durch eine Preispolitik in weiſer Vorausſicht ſchon wieder dafür geſorgt werden, daß nicht im lebermaß Roggenanbauflächen zum Weizenanbau ge⸗ nommen werden, denn in normalen Erntejahren decken wir hel den jetzigen Weizenanbauflächen den deutſchen Weizen⸗ bedarf, während wir Roggen immer als ein notwendiges Futtermittel gebrauchen Solange wir aber bei andern ebenfalls lebenswichtigen Erzeugniſſen noch ein lachen ſorgungslücken haben, darf auch bei Weizen keine flächen⸗ mäßige Ausdehnung ſtattfinden, ſondern höhere Hek⸗ tarerträge müſſen bei gleichbleibender Anbaufläche den Geſamtbedarf ſichern. Das iſt mit eine der Hauptauf⸗ gaben der Erzeugungsſchlacht, und ſchon in der letztjährigen Ernte haben wir die Erfolge feſtſtellen können. Die vor ⸗ zährige Getreideernte war um etwa 400 000 Tonnen höher als im Jahr zuvor, obwohl die Anbaufläche der vier Hauptgetreidearten kleiner geworden war. Wir ſehen alſo, daß bei einem normalen Ernteverlauf wir heute ſchon imſtande ſind, unſere Brotverſor⸗ gung aus eigener Scholle zu ſichern. Nötig aber iſt, daß die vorhandenen Vorräte auch ſo geleitet und äberſehen werden, daß kein Mangel und keine Fehlleitun⸗ zen eintreten können. Die Getreidemarktordnung iſt der Garant dafür, daß ſowohl der Erzeuger einen angemeſſenen berechten Preis erhält, als auch der Verbraucher vor Man⸗ gel geſchützt iſt. Dabei muß verhindert werden, daß eine Lürokratiſche überflüſſige Kompliziertheit entſteht. Eine der wichtigſten Maßnahmen dabei iſt das Ablieferungs⸗ wntingent für die Erzeuger, das nach der jeweiligen Anbaufläche des Erzeugers feſtgeſetzt iſt und das beſtimmt, gelche Menge an Getreide er abzuliefern hat. Es iſi nicht nur eine Ablieferungspflicht, wie es in Mangel⸗ jahren ausſehen kann, ſondern auch ein Ablieferungsrecht, das ihm bei guten Ernten eine Abnahme ſeiner Erzeugniſſe zuſichert, denn das Ziel der Kontingentierung iſt, bei guter Ernte ein Ueberangebot zu verhindern und bei ſchlechter Ernte eine geregelte und ausreichende Ablieferung zu ſi⸗ chern. Zur Konkrolle ſind Kontingentsmarken eingeführt, durch die die verantwortlichen Stellen die Möglichkeit ha⸗ ben, die Verteilung nicht nur zu beobachten, ſondern auch zu ſteuern. Durch eine ſolche genaue Kontrolle, zuſammen mit einer ausreichenden Ernte, wird es auch in dieſem Jahr möglich ſein, die deutſche Brotverſorgung zu ſichern. Neue Mitgliedsbücher der DA Zurechnung früherer Beträge. () Karlsruhe. Die Gauwaltung Baden der Deutſchen Arbeitsfront ſtellt den Mitgliedern, ſoweit ſie früheren Ge⸗ werkſchaftsverbänden und Organiſationen angehört haben, neue Mitgliedsbücher aus. Darin werden die in früheren Verbandsmitgliedsbüchern eingeklebten und aufgezeichneten Beitragsmarken einheitlich aufgerechnet und feſtgehalten. Da⸗ mit die Anſprüche aus dieſen Beitragsleiſtungen erhalten bleiben, müſſen die Mitgliedsbücher ſofort beim zuſtändigen Block⸗ und Betriebswalter eingereicht werden. Schlußtermin für die Einreichung dieſer alten Mitgliedsbücher zur Um⸗ ſchreibung und Aufrechnung iſt im Gau Baden der 10. Sep⸗ tember ds. Is. Wer nicht Gefahr laufen will, die früher geleiſteten Beiträge nicht mehr aufgerechnet zu erhalten, liefere deshalb ſofort ſein altes Mitgliedsbuch ab. Die Blockwalter, Zellen⸗ ſowie Betriebswalter und die Ortsgruppendienſtſtellen Die Fachſchulung der Friſeure Abſchluß der Innungsobermeiſtertagung. Offenburg. Am zweiten Tag der Tagung der In⸗ nungsobermeiſter des badiſchen Friſeurhandwerks hielt Be⸗ zirksfachbeirat Klär⸗Karlsruhe einen Vortrag über die Fach⸗ ſchulung, die immer noch ein großes Bedürfnis ſei. Drei wichtige Faktoren ſind miteinander zu verbinden: Schulung, Werbung und Gewinn. Ein großes Arbeitsgebiet bilde an ſich ſchon die Pflege des Menſchen. Der Redner zog hier Ver⸗ gleiche mit dem Friſeurgewerbe in Amerika und betonte, daß bei uns in dieſer Beziehung noch ein großes Feld zur Beackerung frei ſei. Die Fachſchulung müſſe zu einer Schulung mit wirtſchaftlichem Erfolg geſtaltet werden. In der Aus⸗ ſprache wies der Tagungsleiter darauf hin, daß die Schön⸗ heitspflege in jedem Betrieb unbedingt aufgenommen werden ſoll, da dieſe ſich ohne große finanzielle Schwierigkeiten durch⸗ führen ließe.„Schön ſein, heißt gepflegt ſein“, ſei das Motto für die kommende Winterſaiſon. Es wurde ferner noch einmal ein ernſtes Wort geſprochen zur Frage der Meiſter⸗ prüfungen, der Arbeitsüberwachung der Prüflinge und der Vorgänge bei, Prüfungsabnahmen. Es wurde auch feſtge⸗ ſtellt und bekanntgegeben, daß im Zuge der Neuordnung insgeſamt 11 Innungen aufgelöſt werden, ſo daß in Baden nur noch 27 Innungen beſtehen bleiben. .. 2. Aenſiedlung von Schwerbeſchädigten Ein Erlaß des Reichsarbeitsminiſters. In einem Erlaß des Reichsarbeitsminiſters heißt es u. a.: Die Wiedereingliederung der ſchwerbeſchädigten Opfer des Krieges und der Arbeit in den Wirtſchaftsprozeß gehört zu den wichtigſten Aufgaben, die den Hauptfürſorgeſtellen ge⸗ ſtellt ſind. Ich begrüße es daher lebhaft, daß die Hauptfür⸗ forgeſtellen ſich nicht darauf beſchränken, für die Vermitt⸗ lung von Arbeitsplätzen für die Schwerbeſchädigten zu ſor⸗ gen, ſondern ſich auch bemühen, den Schwerbeſchädigten, die zur Erlangung einer Arbeitsſtelle in andere Bezirke des Reichs umgeſiedelt werden müſſen, bei der Beſchaffung einer Siedlung, eines Eigenheims oder einer geeigneten Wohnung behilflich zu ſein. Da das Gelingen der Arbeitsbeſchaffungs⸗ maßnahmen für die Schwerbeſchädigten in hohem Maße von der Löſung der Wohnungsfrage abhängt, pflichte ich Ihnen ferner darin bei, daß die reibungsloſe Durchführung der Un ſiedlung für die Hauptfürſorgeſtellen von entſcheidender Be⸗ deutung iſt. Um den Haupftfürſorgeſtellen einige Anhalts⸗ punkte für die Zuſammenarbeit mit den Stellen zu geben, die mit der Durchführung des Wohnungs⸗ und Siedlungs⸗ programms der Reichsregierung befaßt ſind, weiſe ich auf folgende Möglichkeiten für die Schwerbeſchädigten hin, von den Maßnahmen des Reichs zur Förderung des Wohnungs⸗ und Siedlungsbaues Gebrauch zu machen. 8 An erſter Stelle wird für den Schwerbeſchädigten der Er⸗ werb einer Kleinſiedlerſtelle in Betracht kommen. In den neuen Beſtimmungen über die Förderung der Klein⸗ ſtedlung vom 21. April 1936 iſt weitgehend darauf Rück⸗ ſicht genommen, daß den Beſchädigten, namentlich den Kriegs⸗ beſchädigten, die Vorteile der Kleinſiedlungsmaßnahmen des Reiches zugute kommen. Zunächſt ſind die Anforderungen, Vor der Eröffnung der Rundfunkausſtellung. Der Aufbau der Stände in den Ausſtellungs⸗ hallen am Kaiſerdamm iſt im vollem Gange. Am Freitag um 11 Uhr wird die 13. Große Deutſche Rundfunkaus⸗ ſtellung Berlin 1936 durch Reichsminiſter Dr. Goebbels eröffnet. Weltbild(M). die bei der Siedlerauswahl an die Perſönlichkeit des Sied⸗ lers geſtellt werden, bei den Kriegsbeſchädigten inſofern zu⸗ rückgeſchraubt, als körperliche Behinderung infolge der Kriegs⸗ beſchädigung kraft ausdrücklicher Vorſchrift der Zulaſſung als Kleinſiedler nicht entgegenſteht, wenn die beſonders gute Eignung der Ehefrauen und der Familienangehörigen feſt⸗ ſteht. Weiter iſt ausdrücklich beſtimmt, daß bei ſonſt gleicher Eignung unter den Bewerbern Frontkämpfer und Opfer des Krieges bevorzugt zu berücksichtigen ſind. Soweit die Kriegsbeſchädigten aus geſundheitlichen Gründen nicht in der Lage ſind, im Wege der Selbſthilfe und Nachbarhilfe an den zur Errichtung der Siedlung erforderlichen Arbeiten ſelbſt mitzuarbeiten, iſt die Möglichkeit vorgeſehen, daß ſie Erſatzleute ſtellen. Handelsteil 5 Die Obſtpreiſe an der Bergſtraße. Zwingenberg. Die Bergſtraße mit ihren warmen Sei⸗ tentälern iſt ja ein Haupterzeugungsgebiet von Obſt und Wein; deshalb dürften die letzten Nokierungen auf dem Berg⸗ ſträßer Obſt⸗ und Gemüſemarkt von Intereſſe für die benach⸗ barten Abſatzgebiete ſein: Je Zentner Aepfel 7 bis 16, Fall⸗ äpfel 3,10, Birnen 4 bis 30, Mirabellen 22, Zwetſchgen 14 bis 19, Pfirſiche 1. Sorte 26 bis 32, 2. Sorte 17 bis 25, 3. Sorte 7 bis 16, Trauben 20 bis 21 Rm. Badiſche Obſtgroßmärkte. () Bühl. Aepfel Kilo 20 bis 35, Birnen 12 bis 40, Pfirſiche 45 bis 46, Brombeeren 40, Himbeeren 20, Zwelſch⸗ gen 36 Pfg.— Anfuhr: 399 Ztr., davon Aepfel 12 754,5 Kilo, Birnen 4577.5, Pfirſiche 23545, Brombeeren 148, Him⸗ beeren 36,25 und Zwetſchgen 51 Kilo. () Achern. Pfirſiche 40 bis 65, Zwetſchgen 40, Aepfel 20 bis 35, Birnen 17 bis 45 Pfg.— Anfuhr 130 Zentner, Verkauf flott. De Reichsbankausweis Berlin, 25. Aug. Die Reichsbank hat auch in der dritten Auguſtwoche noch eine Entlaſtung von der Ultimo⸗ beanſpruchung um 7,9 v. H. zu verzeichnen, womit 86,6 v. H. der Beanſpruchung von Ende Juli abgedeckt ſind. Die Tatſache, daß der Rückgang der Kapitalanlage um 43,0 auf 4839,4 Millionen Mark an ſich geringer iſt als in der Ver⸗ gleichswoche des Vormonats, ſteht aber u. a. damit in Zu⸗ ſammenhang, daß der Stichtag des Ausweiſes ein Sams⸗ tag war und die am Freitag gezahlten Lohngelder im Kreislauf der Wirtſchaft noch nicht in die Banken zurück⸗ gefloſſen waren. An ſich entſpricht die Geſamtentlaſtung im Auguſt den Erwartungen. Der Umlauf an Banknoten zeigt einen weiteren Rück⸗ gang um 101,9 auf 4138,4 Millionen Mark. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf ſtellt ſich nunmehr auf 6041 Millio⸗ nen Mark gegen 679 Millionen Mark in der Vorwoche, 5899 Millionen Mark im Vormonat und 5612 Millionen Mark im Voriahr. Die Reſtände an Gold und deckunas⸗ fähigen Deviſen verminderten ſich um 1,9 auf 75,9 Millionen Mark. Im einzelnen ſtellen ſich die Goldbeſtände bei einer Abnahme um 2,0 auf 70,4 Millionen Mark, die Veſtände an deckungsfähigen Deviſen bei einer Zunahme um 0,1 auf 5,5 Millionen Mark. Gewinnauszug 5. Klaſſe 47. Preußiſch⸗Süddeutſche(273. Preuß.) Klaſſen⸗Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Ableilungen J und II 15. Ziehungstag 25. Auguſt 1936 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 RM gezogen 2 Gewinne zu 5000 NMI. 198162 16 Gewinne zu 3000 RM. 14640 29628 69855 168946 243245 282758 300425 337833 18 Gewinne zu 2000 RM. 11683 57469 118457 123728 154535 274664 310895 331011 335375 46 Gewinne zu 1000 Ne. 3381 20806 22256 35766 40259 82870 84879 103644 115203 129032 132363 145766 152074 153361 158117 160975 234900 244570 263699 302448 306537 344283 381971 104 Gewinne zu 500 RM. 6620 12002 48959 60836 65621 69745 69806 73022 75328 98840 102432 106057 110409 111828 117771 180182 152020 153635 158881 174385 178591 189114 181959 187664 187942 188592 198212 199373 201107 207991 210784 214318 224113 238587 250742 256144 281221 266140 274224 278192 313561 316608 92 334623 335803 339584 345441 348306 363775 378606 390061 404 Gewinne zu 300 RM. 2333 2485 3368 4615 5217 5820 7009 7972 8816 12376 13760 15110 15244 15456 16379 23977 26236 29187 30185 31019 31376 32960 33484 33953 34748 36256 45827 46506 48970 52384 53297 54204 56768 57864 59909 61722 68103 71148 75224 77501 81863 82881 83180 87679 90671 91136 92587 93330 94854 98224 98921 99425 103491 105881 108933 109487 109880 114264 119015 119088 120741 121498 122512 122685 122752 125109 126522 127894 131628 133837 138550 139897 140687 143679 147002 147434 154062 156334 156747 158291 159726 159735 161114 162545 183744 1638863 164745 166234 167135 172908 172947 175971 176467 178782 182889 186516 186787 189507 191275 194886 196880 199391 200463 205422 211069 212612 212980 214605 216942 217196 220826 222625 223978 225225 226416 228606 231063 231866 232494 233812 245002 246880 250031 250141 252604 252876 258754 263179 283556 286376 268793 269320 269420 268804 270358 270486 272455 274670 277471 278464 278643 280088 280158 281408 286638 288865 289985 291254 292339 293780 293841 295412 295852 295951 300319 302737 305255 306406 311878 315135 316300 319981 321692 323974 324517 326588 327197 331187 332702 333527 340148 340830 342608 343992 350314 350377 353956 355555 357198 358357 358583 358982 361211 361354 363286 366802 368897 371876 373086 373574 377203 378149 378294 378686 379111 380181 881095 386016 390681 392661 396573 397918 In der heuligen Nachmittagsziehung Gere inne über 150 MM 2 Gewinne zu 30000 RM. 1495 2 Gewinne zu 10000 RM. 201788 8 Gewinne zu 3000 R. 73604 103447 269775 255 20 Gewinne zu 2000 RM. 9771 24281 32246 38795 380 216111 219687 222278 240903 396364 l ö 42 Gewinne zu 1000 RM. 5252 15777 28211 39882 54972 72208 98460 103593 139002 168570 185681 213786 217510 263958 276727 281240 327042 333129 361409 369007 388898 8 72 Gewinne zu 500 RM. 475 7753 12011 48462 58775 62367 64167 72982 75851 89051 92031. 98975 99334 124904 125548 129068 131062 180643 183110 185655 202439 208809 232010 255540 269029 274889 393145 304221 818337 320595 327711 358050 381225 386053 393661 397105 290 Gewinne zu 300 RM. 1381 1405 1670 1968 2185 2790 7488 8228 10888 10922 12257 13854 16826 17482 19371 19907 24721 29927 30284 31388 31525 31649 32028 32178 34744 41034 42158 44285 48829 53413 53740 59889 60720 65117 68282 66559 67703 69373 71358 72088 80404 81092 83069 87327 88043 88289 89889 95924 899971 103978 105817 106833 107025 108100 113805 118922 148596 116791 118588 118478 124287 124421 125805 126088 128685 180880 131526 136723 138235 142806 143585 149361 153107 153141 155258 158981 174393 174409 176891 177580 183053 187262 187388 192341 192410 195275 198255 197921 199024 214790 221941 229255 232529 233202 235159 235856 2420138 242078 244999 246803 247825 248794 251550 253888 254861 256152 256469 258392 258812 262712 262728 288240 275276 278711 281687 285118 296002 298851 301259 302496 303748 303929 395191 308888 309901 311809 318441 316783 318146 318841 328187 334586 334885 335543 349613 358856 372691 378344 381563 383109 383361 383634 385601 385834 390074 Im Gewinnrade verblieben: 2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu je 300000, 2 zu je 100000, 2 zu je 75000, 4 zu je 30000, 8 zu je 20000, 62 zu je 10000, 92 zu je 60, 152 zu je 3000, 466 zu e 2000, 1410 zu je 100, 247% zu je 0, 9520 zu je 300 Nl. Narkoſe für's Examen Der Arzt kann die Prüfungsängſte beſeitigen. „Muß man ſich operieren laſſen?“, dieſe Frage ſtellt Generaldirektor X, bei dem der Arzt einen Darmkrebs ge⸗ funden hat, ebenſo wie Maſchinenſchloſſer Y, der ſich den rechten Arm gebrochen hat und bei dem der Bruch ſo unglücklich verheilte, daß der Mann nun arbeitsunfähig iſt. Der Generaldirektor könnte in ſein Büro, der Maſchinenſchloſſer an ſeine Drehbank zurückkehren und beide würden noch manches Jahr Tüchtiges leiſten, würden ſie ſich dem Meſſer des Arztes anvertrauen. Aber ſie haben Operationsangſt! Als wenn wir hundert Jahre früher lebten, wo es noch keine Narkoſe gab, und wo man die Aufmerkſamkeit des Patienten vom Operationsſchmerz nicht anders abzulenken wußte, als dadurch, daß man ihm an einer anderen Körperſtelle mit einem Glüheiſen brannte. Heute aber bejahen die Verantwortung gegen⸗ über der arbeitenden Volksgemeinſchaft und der geſunde Lebenswille dieſe Frage: Wer durch Ueberwindung der Angſt und Erdulden einiger Tage oder ſelbſt Wochen frei⸗ willigen Krankenlagers ſich ſeinem Beruf wiedergeben kann, hat die Pflicht, es zu tun! Und doch— bei allem Vertrauen zu den Errungen⸗ ſchaften der modernen Medizin, einen Reſt primitivſter Angſt hat wohl auch der Mutige. Mancher Berufsboxer, der im Ring mit angeknaxter Kinnlade weiterboxt, läuft noch aus dem Wartezimmer des Zahnarztes davon, wenn ihm ein Zahn gezogen werden ſoll. Größer als die Operationsfurcht iſt aber noch die Examenangſt. Dieſe merkwürdige Tatſache haben wiſſen⸗ ſchaftliche Unterſuchungen an Patienten vor der Operation und an Examenkandidaten ergeben. Acht Studenten und drei Studentinnen wurden als Verſuchsobjekte benutzt. Allerdings konnte ihr Blutdruck, ihr Pulsſchlag und ihre Blutzuſammenſetzung nicht vor Eintritt in das Prüfungs⸗ zimmer unterſucht werden; das hätte die Examenauf⸗ regung zu ſehr geſteigert. Sofort, nachdem die geſtrenge Prüfungskommiſſion die letzte Frage geſtellt und ſich zur Beratung zurückgezogen hatte, alſo noch bevor das gute oder negative Ergebnis des Examens bekannt war, wur⸗ den die Prüflinge von Aerzten unterſucht. Einige Tage ſpäter, als der Organismus ſich beruhigt hatte und der Examenskater überwunden war, wurden die Meſſungen wiederholt. Dabei zeigte ſich, daß gegenüber dem Normal⸗ zuſtand im Examen der Blutdruck ſo geſteigert, der Puls⸗ ſchlag beſchleunigt und die Zahl der weißen Blutkörperchen vermehrt war, daß der Erwerb des Doktortitels erheblich mehr Unruhe in den Körper gebracht hatte, als die Angſt vor einer komplizierten Bauchoperation. Das Schlimmſte iſt aber, daß man dem Examen nicht entgehen kann, wenn man überhaupt einen Beruf ergreifen will. Es gibt zwar auch hier immer einige, die im ent⸗ ſcheidenden Moment davonlaufen, d. h. die ſich ſorgfältig vorbereiten, ſich zur Prüfung melden und dann am Tage vor dem Termin zurücktreten, obwohl ſie manchmal mehr wiſſen und können als andere, die das Examen glänzend beſtehen. Aber dieſe müſſen dann eben auf den gewählten Beruf verzichten und bringen es auch ſonſt zu nichts. Der Chirurg hilft nun ſeinen Patienten bekanntlich durch Schmerzbetäubung. Bei lokaler Betäubung oder gar unter Allgemeinnarkoſe ſpürt der Patient nichts von dem, was der Arzt mit ihm anſtellt. Kann man ſich nicht auch für das Examen ſo„narkotiſieren“!? Für die Prü⸗ fung hat ſich wohl mancher„Mut angetrunken“; aber das iſt immer ein ſehr gefährliches Spiel: Im Wein ſoll zwar Wahrheit liegen, doch der Alkohol bringt nur zu oft auch die Unwiſſenheit an den Tag. Eine ſehr verdienſtvolle, freilich auch recht ſchwierige Aufgabe für Mediziner und Pharmazeuten beſtand alſo darin, ein Mittel zu ſuchen, das über die Examenangſt hin⸗ weghilft. Jetzt ſcheint ſie gelöſt zu ſein! Wie Dr. W. Hanſen in der Zeitſchrift„Unſere Welt“ mitteilt. hat näm⸗ „Anka“ Noman von Hans Poſſendorf. 1 Der Dicke begann, von neuem zu ſchluchzen:„Ich dulde nicht— hup— daß— huf— daß Sie,— hup— be⸗ ſchimpfen!.“ Der Baron ſtand jetzt kerzengerade aufgerichtet da: „Halten Sie den Mund! Schluß mit der Muſik!“ Seine Stimme übertönte die Kapelle und das Stimmengewirr im ganzen Lokal. Schon war der Wirt an ſeiner Seite:„Aber, Herr Baron, beruhigen Sie ſich doch! Nehmen Sie doch Rückſicht auf den guten Ruf meines Etabliſſements!“ „Was guter Ruf?— Dieſe Kaſchemme hier? Sie ſind wohl blödſinnig!“ herrſchte ihn der Wütende an.„Schluß, ſage ich! Schluß mit dieſer Muſik!“ Ein Tumult entſtand. Andere Gäſte drängten hinzu. Ein paar Muſiker ſetzten ihre Inſtrumente ab, andere folgten dem Beiſpiel. Man ſpielte das Lied nicht zu Ende. In die plötzlich eingetretene Stille hinein ſagte ein junger Herr unſerer Tafelrunde:„Na, ſo was iſt mir doch noch nicht vorgekommen! Was hat Ihnen denn das arme Liedchen getan, Herr Baron? Sie machen ja ein Geſicht, als ob Sie's ſelber wären, der ſein Liebchen aus dem küh⸗ len Grunde verloren...“ Weiter kam er nicht. Der Baron war mit einem Nuck wieder emporgeſchnellt, hatte eine leere Flaſche ergriffen und führte, noch ehe ihn jemand hindern konnte, einen wuchtigen Hieb nach dem Geſicht des jungen Mannes. Der entging durch eine ſchnelle Wendung dem verderblichen Schlag und die Flaſche ſchmetterte mit dem unteren Ende gegen die hohe Lehne des Stuhles. Von neuem hob der Raſende die ihres Bodens beraubte Flaſche. Aber noch ehe er ein zweitesmal zuſchlagen konnte, hatte ſie ihm der Arzt entwunden. Keuchend vor Wut verſuchte der Baron, ſie ihm wieder zu entreißen, geriet dabei mit dem Handgelenk an das zackig zerbrochene Ende und ſofort ſpritzte in hohem Bogen ein ſtarker Blutſtrahl aus der Wunde. Er hatte ſich die Pulsader angeſchnitten. Ohne darauf zu achten, tobte der alte Mann weiter. Vergebens verſuchten die anderen ihn zu überwältigen. Erſt eine durch den Blutverluſt hervorgerufene Ohnmacht des Barons machte der wüſten Szene ein Ende. Mein Freund kniete jetzt neben dem Ohnmächtigen am Boden und legte ihm einen Notverband an, um ein Ver⸗ bluten zu verhindern. Ich half ihm nach beſten Kräften da⸗ bei. Dann flüſterte er mir zu:„Telephonieren Sie, bitte, lich ein Dr. H. van Beek ſich ſchon vor ſeiner Abſchluß⸗ prüfung lange Zeit mit dieſer Frage beſchäftigt. Er glaubte, endlich ein entſprechendes Mittel im„Abaſin“ ge⸗ funden zu haben. Dieſes Brompräparat, das als Nerven- mittel bekannt iſt, hat er dann zuſammen mit einem Kollegen am eigenen Körper ausprobiert, als ſie in das Staatsexamen ſtiegen. Das mediziniſche Staatsexamen war für eine ſolche Probe beſonders geeignet, weil es fich in einzelnen Stationen über viele Wochen verteilt und die Examenangſt bei jeder Station aufs neue überwunden werden muß. Beide Kandidaten konnten feſtſtellen, daß die Angſtgefühle nach dem Einnehmen von Abaſin inner⸗ halb kurzer Zeit ſchwanden. Beide ſind an ſich keine „Examenmenſchen“, ſondern waren vor jeder Prüfung ziemlich unruhig. Mit Hilfe dieſer Drogen gingen ſie aber ruhig und ſicher in die einzelnen Stationen. Man ſucht heute aus guten Gründen in der Medizin möglichſt ohne künſtlichen Hilfen auszukommen, und viele Aerzte werden es deshalb ablehnen, erneut Hilfsmittel zu empfehlen; ſie werden vielmehr verlangen, daß die Examenkandidaten durch Willenstraining die Prüfungs⸗ angſt niederkämpfen. Aber das iſt leichter geſagt als getan, und ſchließlich macht man doch nicht ſo oft Examen, daß die„Examennarkoſe“ eine Gefahr darſtellen könnte. Wer begabt iſt und fleißig gearbeitet hat, wird die „Examenberuhigung in der Tablette“ dankbar begrüßen, die ihm vielleicht das Ablegen einer Prüfung überhaupt erſt ermöglicht. Kenntniſſe erſetzen, kann allerdings auch kein Mittel der Medizin. Vermiſchtes Mutterliebe eines Rehes. Aufmerkſame Naturfreunde wiſſen oft die ſeltſamſten Erlebniſſe aus der Tierwelt zu berichten, aus denen hervor⸗ geht, daß auch das Tier in der Anhänglichkeit und Liebe zu ſeinen Artgenoſſen dem Menſchen vielfach nicht nachſteht. So konnte in der Nähe von Saffig(Kreis Mayen) vor einigen Tagen ein Landwirt beobachten, daß ihm, als er mit ſeinem Wagen auf den Acker fuhr, ein Reh folgte. Das Tier trug keinerlei Scheu zu Tage, auch nicht, als ihm der Landwirt entgegentrat. Sein ganzes Gebaren ließ vielmehr erkennen, daß es die Hilfe des Menſchen in irgendeiner Weiſe in An⸗ ſpruch nehmen wollte. Der Landwirt folgte dem langſam auf den Wald ſchreitenden Tier, und nach wenigen Schritten wurde ihm das ſeltſame Verhalten des Rehs bereits klar. Ein Fuchs hatte das Rehkitz geraubt und war dabei, das hilfloſe Tier zu erwürgen. Zwar ließ der Räuber nunmehr von ſeinem Opfer ab und ergriff die Flucht, aber das geriſſene junge Reh ſtarb bald an den Folgen der ſchweren Bißverletzun⸗ gen. Die von der Mutter herbeigelockte menſchliche Hilfe kam zu ſpät. Wieder Suche nach Oberſt Faweett. Aus Sao Paulo in Braſilien iſt vor kurzem eine Expedition aufgebrochen, die im dichten Dſchungel des Matto Groſſe im Weſten Braſiliens nach dem britiſchen Forſchungsreiſenden Oberſt Faweett ſuchen will. Faweett hatte ſeine Expedition zu⸗ ſammen mit einigen Miſſionaren vor elf Jahren unter⸗ tommen. Seit jener Zeit fehlen alle Lebenszeichen von ihm. Trotzdem hat man die Hoffnung noch nicht aufgege⸗ ben, den Oberſt wiederzufinden. Mehrere Buſchläufer hatten im Laufe der letzten Jahre berichtet, daß Faweett noch lebe, und zwar inmitten eines Indianerſtammes, deſſen Häuptlingstochter er geheiratet habe. Andere woll⸗ len jedoch die Leiche des Forſchers geſehen haben. In den etzten Jahren ſind mehrere Expeditionen zur Löſung des Faweett⸗-Rätſels ins Innere Braſiliens unternommen vorden, ohne daß man eine Spur Faweetts fand. Erſt dor einigen Monaten reiſte eine ſchwediſche Geſellſchaft dach Braſilien, um nach Faweett und— den ſagenhaften Schätzen der Inkas zu ſuchen. Die Ausſichten, Faweett in finden, dürften nach elf Jahren recht klein geworden Gen ſchnell an Fran Baronin von K.... und bereiten Sie ſie darauf vor, daß wir ihn jetzt nach Hauſe bringen.“ Er nannte mir die Nummer und ich eilte zum Appa⸗ rat. Es dauerte geraume Zeit, bis ſich eine weiche Frauen⸗ ſtimme meldete. Aber ſchon nach meinen erſten Worten un⸗ terbrach ſie mich, bebend vor Angſt und Schreck: „Sagen Sie mir gleich die ganze Wahrheit! Er iſt tot? Sagen Sie mir die Wahrheit, ich beſchwöre Sie!“ Nur nit Mühe gelang es mir, die Baronin davon zu überzeugen daß ihr Gatte am Leben ſei und vorläufig auch keine unmittelbare Gefahr beſtehe. Nachdem Wirt und Kellner vorſichtig ausgeſpäht, ob auch keine Polizei auf der Straße ſei, brachten wir den Ohnmächtigen in ein Auto. Als wir vor ſeinem Hauſe ankamen, wartete die Ba⸗ ronin ſchon am Tor— im Regen, ohne Hut, einen flüchtig übergeworfenen Schal um die Schultern. Sie zitterte vor Angſt und vor Kälte am ganzen Leibe. Erſt als ihr auch der Arzt, ihr Neffe, verſichert hatte, daß keine Lebens⸗ gefahr beſtehe, und nachdem ſie, das Ohr am Mund ihres Gatten, deſſen regelmäßigen Atem vernommen, wurde die alte Dame etwas ruhiger. Mit Mühe ſchleppten wir den Baron in ſeine Wohnung, entkleideten ihn und brachten ihn zu Bett. Dann bemühte ſich der Arzt weiter um ihn. Frau von K. wich keine Sekunde vom Lager ihres Gat⸗ ten. Endlich, nach einer Stunde, ſchlug der Baron die Augen auf. Sein Blick traf gerade in das Geſicht ſeiner Frau; ſie hatte ſich über ihn gebeugt und ihre Hand auf ſeine Stirn gelegt. Der Baron ſchien ſich ſofort über die Sachlage im kla⸗ ren zu ſein. Mit Anſtrengung hob er die linke Hand, 1 ſeiner Gattin die Wange und ſagte flehend und weich: „Liebe, verzeih' mir! Ich habe dir wieder Kummer bereitet. Aber es... es war zu entſetzlich... es ging über meine Kräfte, was man..“ Sie legte ihm die Hand beſchwichtigend auf die Lippen: „Mein Armer, du! Quäl dich doch jetzt nicht mehr! Es iſt ja alles nicht ſo ſchlimm— und ich habe gar keinen Grund zu Kummer oder Sorgen um dich.— Nun mußt du aber ſchlafen, damit du wieder zu Kräften kommſt.“ enzs ne pon holzogz ug uda udo zar po zan zom pvu ucocpl se aba uef vz og vag 210 Inv um 8118 pnanè sun us dog zum gun ueutuoz ⸗Neasgeim usb ueppu uv(ppacklrea gunen d ufezch uelpipehue uoavgz 180 apm uefnurzß us bus oz Buell did u eutenbeg zdnvch use uegupc uepave priqusun iu ezehſeg e gun Werner March baut im Irak. Der Schöpfer der Bauten auf dem Reichsſportfeld, Architekt Werner March, wurde von dem jungen König des Irak nach Vorderaſien berufen um dem aufſtrebenden Araberſtaat ein großes National⸗ muſeum zu erbauen. Es dürfte das erſtemal ſein, daß ein deutſcher Künſtler ein Werk ſolchen Ausmaßes in dieſem ſtark in der engliſchen Einflußſphäre liegenden Staat über⸗ tragen worden iſt. Aber gerade die Engländer haben neid⸗ los die überragende Schönheit der Marchſchen Entwürfe für dieſen Muſeumsbau anerkannt. Kingdon Ward hat es auf den Himalaja abgeſehen. Wie es nicht an Tierforſchern fehlt, die weite Reiſen unternehmen und ihr Leben aufs Spiel ſetzen, um ein ſelten gewordenes Tier in ſchwer zugänglichen Gegenden zu jagen oder zu fangen, ſo fehlt es auch nicht an ehr⸗ geizigen Pflanzenforſchern, denen kein Land zu weit, kein Berg zu hoch iſt, wenn dort die Möglichkeit beſteht, eine ſehr ſeltene Pflanzenart zu finden oder gar neue zu ent⸗ decken. Zu den bekannteſten und erfolgreichſten Pflanzen⸗ jägern gehört der Engländer Kingdon Ward. Er hat es beſonders auf den Himalaja abgeſehen, weil es dort kaum noch in unſeren Alpen anzutreffende Hochgebirgspflanzen gibt; außerdem iſt er ein leidenſchaftlicher Orchideenjäger und beſitzt eine der größten Kakteenſammlungen der Welt. Eine ſolche Pflanzenexpedition währt etwa ein ganzes Jahr. Zunächſt erforſcht Kingdon Ward die Standplätze der Pflanzen, auf die er es abgeſehen hat, in ihrer Blüte⸗ zeit, aber weit wichtiger iſt es für ihn, Samen von den Pflanzen zu erhalten. Deshalb ſucht er im Herbſt die er⸗ forſchten Stellen nochmals auf, und oft genug muß er dann im Schnee nach dem Samen ſuchen, was Wochen in Anſpruch nehmen kann. Soviel ſteht feſt, daß das gewal⸗ tige Reich der Pflanzen noch längſt nicht erforſcht iſt und noch manche Blume ihres Entdeckers harrt. Noch wichtiger als der Fund ſeltener oder unbekannter Blumen iſt das Finden von Getreidearten, die bei größter Anſpruchsloſigkeit an den Boden und das Klima, bei Wind und Wetter gedeihen und auch Trockenheit gut überſtehen. Aus ſolchen Körnern können neue Getreideſorten gezüchtet werden, die ſelbſt auf mageren Böden Ernten bringen und auch gegen Krankheiten widerſtandsfähiger ſind. Unſere hochgezüchteten Haustiere und Getreidearten ſind ziemlich empfindlich, können aber durch Kreuzung mit widerſtands⸗ fähigen Arten erheblich gekräftigt werden. Es fehlt daher nicht an Pflanzenjägern, die dauernd auf der Suche nach den Urpflanzen unſerer Getreidearten ſind, um mit dieſen Verſuche anzuſtellen. Auch die Narziſſe war einſt ein beſcheidenes Blüm⸗ chen, heute gibt es über 400 herrlich blühende Arten. Aus der kleinen, aus Mexiko ſtammenden Dahlie ſind 500 in allen Farben ſtrotzende Arten geworden. Die Pelargonien kamen vor etwa 100 Jahren aus Afrika als ganz unſchein⸗ bare Blumen, und erſt die Züchtung unſerer Gärtner ſchuf den Blütenreichtum und die Farbenpracht unſerer Gartenflora. Roter Regen in Auſtralien. Seit einigen Wochen wird der Staat Viktoria immer häufiger von rotem Re⸗ gen heimgeſucht. Es handelt ſich bei dieſem„Regen“ nicht um Waſſer, ſondern um roten Staub. Welches Ausmaß dieſer Regen angenommen hat, geht daraus hervor, daß die gefallene rote Staubmenge in Viktoria für einen einzigen Tag auf annähernd 300 000 Tonnen geſchätzt wird. Die Bevölkerung hält den„roten Regen“ für ein böſes Omen, nicht weil ſie abergläubiſch iſt, ſon⸗ dern weil ſie ihn als eine Warnung der Natur betrachtet, die erkennen laſſe, daß Auſtralien immer mehr in ein wüſtenähnliches Klima gerät. Der rote Staubregen ent⸗ ſteht nämlich dadurch, daß immer größere Landſtriche von jeglicher Vegetation entblößt werden. Der durch Pflan⸗ zen nicht mehr gebundene Sand wird vom Wind in die Lüfte getragen und Hunderte von Kilometern mitgeführt. Die Regierung hat den betroffenen Bezirken empfohlen, den Boden neu zu bepflanzen, und vor allem die Kanin⸗ chen zu bekämpfen, die an dem Vegetationsrückgang zu einem großen Teil ſchuld ſind. um zur Ruhe zu gehen. So nahm ich die Einladung mei⸗ nes Freundes an, ihn in ſeine Wohnung zu begleiten, um bei Mokka und Kognak noch eine Stunde zu verplaudern. Aber aus der einen Stunde wurden viele, denn in die⸗ ſer Nacht erzählte mir mein Freund die Geſchichte des Barons von K. Ich habe die Geſchichte in die Form eines Romans ge⸗ kleidet und dieſen Roman ſollen meine Leſer jetzt hören. Die Namen der Beteiligten habe ich zwar geändert und ein paar Kleinigkeiten noch. Aber die Geſchichte ſelbſt iſt und bleibt eine wahre Begebenheit. Erſter Teil. Auf einer der wenigen Poſtſtraßen, die durch den Bayeriſchen Wald, jenes entlegene Urwaldgebiet Deutſch⸗ lands, führt, ritt am Weihnachtsabend des Jahres 1880 ein einſamer Reiter. 5 Der dicht verwachſene hohe Forſt ſtand verſchneit im Winterſchlaf. Kein Laut war zu vernehmen außer dem Rauſchen des Baches, deſſen Windungen die Straße folgte. Selbſt die Tritte des großen und ſtarken Turkmenenheng⸗ ſtes waren in dem tiefen Schnee unhörbar. Auffallend und von aſiatiſcher Herkunft wie ſein mäch⸗ tiger Rappe war auch die Ausrüſtung des Reiters: die aus orie taliſchem Gewebe gefertigten Packtaſchen. ſein kunſtlos genähter Schafpelz, die rötlich gefärbten weichen Reitſtiefel, die weiße zottige Pelzmütze. Nur das junge Geſicht, das unter dieſer Mütze hervorſchaute, hatte durch⸗ aus nichts Aſiatiſches, wenn es auch— mager und etwas verwittert— von Abenteuern und ausgeſtandenen Stra⸗ pazen zeugte. 85 Erſt vor wenigen Stunden hatte der Mann die böh⸗ miſch⸗deutſche Grenze paſſiert und gehofft, noch vor Ein⸗ bruch des Abends ein größeres deutſches Dorf als Nacht⸗ quartier Ju erreichen. Doch die Angaben, die man ihm über die Länge des Weges gemacht hatte, waren wohl un⸗ genau geweſen. Von Minute zu Minute wurde es dunkler, ſo daß der Weg ſchließlich nicht mehr erkennbar war. Schritt für Schritt kämpften ſich der Reiter und ſein wackeres Roß durch Schnee und Finſternis. Aber da er auf ſeinem elf Monate langen Ritt weit Schlimmeres durch⸗ gemacht hatte, verlor er nicht einen Augenblick ſeinen gu⸗ ten Mut; denn mit der ärgerlichen Erkenntnis, daß es ihm nicht mehr gelingen werde, zum Weihnachtsfeſte bei den Seinen in Regensburg einzutreffen, hatte er ſich ſchon vor Tagen abfinden müſſen. Endlich tauchte ein Licht aus der Dunkelheit auf. Der Reiter wähnte, daß es das erſte Haus der Ortſchaft ſei und ritt froh darauf zu. Doch als er unter dem erleu teten Fenſter anlangte, entdeckte er, daß dieſes Haus nur eine einſam liegende Waſſermühle war. 8 1936 0 Nr. 35 186111. of nor e . A 8 14 adoſ Le nee e ahpnb sog gada ac un bub sog uelloaſeh jeh ug 400 aun apppg japeſbeg ꝙnacklsnyz 171 a0 Pig ushem us 2: r endung acc e ee e ee en eue dag 4 oiagg guet aa: pnac used de ahn ou 1908 Janne aehca qun eqpnach ai dend aba elhuunegec aehda cnc ui mdz ach uduelſplae moſeljchuogzun aun hozuje ol zegsig uig! i eie en ue ach 4e deo hegoag ag: u 8e dim wean a) up one aeg uda moqasgerm ei gf ue obvag eq ou apc juno ue gin ususgupz zue pphgojck ug oquleag dd ei go aeg agubc a0 Ino Bor spa Ago ur aimqusbar ao eg svalegegßz nvag anck egpes sac 21 81v oane sio cut ou cpihusbie jgeg Jene zom 91 Sbalegegß uggech gang sog uf ofeseuuz aan; Spahn „ Uollp; hs un chu uspuquebnzz uecpjof un i Uelang uenvag uepom usgeb wichen eig gpg iu enen! p“ sjoch udg uin dlezeuusz je emo uzel ugellaogz dufe ugehb ol oi ao eie dune eie bac gun „iuszſoch ung en neee nen reg pile sen ⸗qunea] use duupzeg uaequb uieufe jvuuue nvag aufe uudcn een eee aehnd ueſchoctmacg di uo uli nqhe ieh eee e e e“ e ee dere eg eponch „o uguhg uda ae io ei Jo ie neuen sog Igiceb Lug map aebi ue gun e“ emu ane aegeiq uch bub uspog 408 aebignz zganq vag „usgeſuse Jpeoaun mel uuvdg ze quam ophanzpu zen“ „— L uuvg ueqnviß oi uuegß“ oi edo uuvc egelnel dleheuunz „luudzeg uteuseu fu eig used o“ 2 e „ene en ee been ee ee ae e“ Iubamun vl zoch sepv sp genneuune unu cn i eee een bu eic nnz z ugehae dlanqgog dugegnp usn vg usqpbuz svaog nvag Sugeeinae ofeheuurz amol sog usucpledeg ne ho usblagezu siv bunbuppagegz eig ga aan; vasegegz noa aeg Ueglpjeq ne oi sinv vaoc ua upzebuv noog sno ⸗pand Moch jeg gun uu ici ueneu Luvg uteufze u liggijck zeqvo unu ac dig anog uolleutebſeg bunnog e ene bees ene e eee een pu od ei uus uus zebupcg ue gun vac nvag Usſplicig usue gd oppg uegelebupnu„publuch“ 100 Inv ei dig une uud dig ag nee puggjcan gpg uegogz ned op gheheuuz Cuefogaea pnaqqppzg) „zuuunuuv zlunugegz aegeim a2 mug usebol gun ueapizie duc eig uellnu sen sp fezez -a uepoaqezunun usa aaec aeg mu avm vpfufbag 80 gog'nvuebs Luvb oho uellia eie usgolusmmolnde giogz uv um uus geqvog queg usgel ol uso eg faeippich Ueinpag wuegensno uuflun usleig ui usellnut sie usgs z⸗Ule cpezun ufel gnut 4e ufezg feganm uejnegeg iu 9 uud uieufeum uda bunuueaz eule som S uezuegegz“ Zagnaeb zeuu og mog ei quo eſeheuunz „Lvl 8 un eig ah zi gun ueſhecne auerass geg ud uu ee uelnu unag aun Inv jwönzꝛoc ur agel een ee ee e eee 4e zol useagg eie eq melee gers and sespogaegz usch punch seufel go ug ep gun uebuvbeb uuozq uteusem ene nec de inv ep ach ue pip ne icpiu uvut zꝙæpnvag zuig „D Uaaec dpd jcknpgaeqn ige soch zen zegen usr z piaulse, sog pi uus Apples uur uteuseu nd Ibup; uc Ii zo unaech opa cp uus eic uegnojc)“ eiue wech en eue engen f„och zogen n uellnut ueſſea ulcnog uebaom gun ufgaeig ene eig u Aung used ne jzggeb ao Au se gem pg suogquog un aue u eee ue ee e e eg“ een „00 pa jeg„ uegeflada usge se eie din uegen dsc“ „uenoch uenge uu moo ecppack zuiqod mec ancpoluſd sog chpog se gap uuvg n ol sog uuesqß“ acaaeg i eigeack„pu soo sog egen G“ uejgn ne æyubogsqun pi uupbeg aleheuurz „Iulavo adleid seꝗuſpegebsnyz jeqog jagd e c used gig ena a0 ah sog old— zuſqaoed in Hunguneneg edis due anu sog gog uezleg uu vl uellla eig jusaqnl voupjq bio pu ua sj gol a jeſcknogeg spa ol og“ ehe eee ee„ce“ „Apo ae nz uso zuigocd Aut uc enpg 61 Heicknpgeg uudzqg ure“ sgadeu dae ⸗nauleb vac„eichiu uus dig ug gun e“ e eva ehe ee ue echt e enen een ada ꝙpou anu dſepheuufz eicpvun bungpfgic eie ei „Oele use ga usheoß uicht ne doc uon wunzog gun lae invamoa udugg anu sa ei S uegnojb' os“ zo uscpohlnzz Usugcplun ueuse u eil aan;„eig u ipuggea ufea ol 41 a uonbaegz ssuudzeg seu se usgeſueb uecgegnv gun usecpfegae piu ei uunz c usage slv pu a biurbaig ai blub uleznpag gun dic alcnada mut uupzag ueun som An dong se god use ue eig“ eee eee men„— 42918“ Codunge nog 81) uu nue ech' ua uus Sine moe pv obe 8 Jebeick ⸗uejng= Desc 2 vaio r obeug O ue s euch 8 eck 2 nun g udo g ee p eineßg s dne s neee e eee ee eee gealubzß I uuvuzec 0 zenuvuch 6 fore ieee e ee e ea 0% 0 g rep f en e end dup reiß; I% 11 fung 2 g fung zige sno usbunleiln A er in dig sv usehel nd un Kefunmeg anne— Apergleblnv unzanſs ueuzel sn qgegchhuhggmebun uelleg Pang— ehonch ici gun used sva ſgib 518 uellpnea nd gojgz udag! chen oon en sv Bol elnng inen ir euvs in qun ppichlebftol uefogu f alen ant 4e Mues uu wd! Ane dsa 20 58 689 19 In 250 56 12 C nvulih usch seng zountulbzei ganze mne And uefeg mec inv gun usgupc undd inv pi en go uepnlada— long zn goa— caoch nod him uo Spe seg oje ze ui ucleſeT sv pn oi ene een e; usgoqgn s uleg Inv soilig Ind neu ⸗ölponged meg iu on gun uobig ⸗upfnea zu zdgva uch uunz uſzog pniunzea due 1 usgungrea usulnpzae unezun ueg iu jenes Ui dg ⸗pendc sobinuol ue Pang Sog Ja reuter euellacblaeg een ee eu bee eee e Addo 40 fessgejebvalagßz ue use ⸗uv dive) 261 anu i elnvc uebuvg mug 0c gn udule ci aun inn! zel ze cba enen ac gend dec usgefelnzz ug z gg gde ꝓnlibunt sog gi 8j ppc uebi s Punflryphagzu n“ 3— duo uunz usgeb e e e ue uehvch means ail gog mreueg 981 es aufe zengt ueunpzezzehaogz ueg uz ul ogpbilnvzusc CCT 5 46 uslonvag spe usgo die gog uuvg cr gseh v uenepplag ne mn nezungeh Tul ne Sieb uuvg zlnpj eig gun ueinpad Selgazeu age ue zugoch ueugs zezun zen; pen“ oper ee ee „epo uehng un bag dug e wegs“ „Udgocd udg Inv and uleg zaun jpunse gg zog eie uelcduub nenen soch di nue“ Arie ee end gu eee“ „6 ung due vl jn zuuu sva 12018“ ü Poe ue e wee ue uvzeg zuuu cee ne en een ao 5 4 uuvu— „aebi eig anu usegoh svg due b— ue ollvct zu gnu sv qun— svn 6l vis e upnzagns“ zuobnzz ago pom pu „Japgeb ups nee wee e eee e en as vf ls“ ane m eo e wo oc ic geg use uh zo gun Je ung obo Ueglcppu ur nelle zou age eee lee ig bug * (og) „ Agi zd leg squeqv sig susbrou udca uhog ue 9a en l t ee eeenguveg ne seugos sauer ene nog eg Gu eva dulec unu un rege zegueboszca zh eupb ue gun 1 engen meufel uf zeig zengvan use zd eic zorg uo eure udigusboazoazeg 0 udufe ufzegz Jeg iglech ng ei faunen d reges i 421488 usqusg iat ug a ge ene n een eee eig; ug un onen uinenis use un unn il uud obunl 400 gg pig ne gun ur usbun gegn nere di hen gunend ec d el Bidieil mnv Ugog use go uerglne nb ug uda un ueleig ud IN pi de gu bh une aun usllie 4 va gun baog cn pu uolleg zu dev ac genng zv guegſd uerpchl une siq uv usockckocplhnas uoa aivg 20 dog nb ol ugf pech uebehvg geld so behop sech uv ol supa gun zung ueufel Gu uineg jpg ed goueb obung reg 12915 ueg eien. eic ugs neue geh Lulaoncß leg uf zeſog u * egeb 113 F udo„eg usbobe dure teh ion ei p sio uses Dom aeg fru i gg bunbufgogz zog kezun anzs“ zuuu; ue ue usch de dp„ſebung esd eie uebſeg“ ound suf user , ue gun- euren ehe emen nean gun zdbanz reulunt ich ecanm ocpnloeß reset ano di bie 262 zsehvg zva gun sſivach daa agel use evg 161 u *. „ene een ie uso r v id Kopot ae Ae bpnv vl dic udo socc“ don aun „uscbppm bunl egeſm iu og dies uur dp och uses“ uv auenm ollo soboß suse oi a0) oc 10 kan gen vf agel ueplung gun usbvad jera zu udgeg sv za uegujeg ⸗ubged med u dur obunk Luv 1 Ae eue eue men nee os dagog usqei dapaeh Hufe zen swb Zandt— geg eg a geickgedz uelgg zushefd n ehe been e e ee e eee eee gun ang dne on abel ohepmbun aeg gefac 195 nd gun uodec bungngz usch zeufem un usuuen ug! uda piu dignu o dae eee een e ines 2090 gene ee epd ase een ou e ogg die eee e ee de eic uebi eig eine! vun a enen eee been dun hne es de eee elpteaae Mpcpuellig 40 un eig sog dſuuog de nelle ug gupzl Aunzug eig„pi ueaggnene uu ao uabnu geg use ol anu se god e oſuugg blicpeſnch gun used og aejqn ufeg ueqs dun gunvg ag sn ugozebſgeag ure zom 1 een aun eue ueumohne r meg ut usbehog ueuse p eig vd geneaun a0 ind bangoß ug ueuabcn oil a e ec ell sog gun dcppacds oclin ebf ep eig ibiza a ee ene n eh „o G ena gun ache enen e bg den ae zog uenpgeb ogepz oqueua oa equebjo! zee eue euncnee ee wee noc dun dpegach dun zeusziog ꝛcue scheue use mops piadeſag uuvgoß 0er ebibohnv a0 biccheg ne einc „Sb ac ur god Ae uegepled se Hof 88 LT uu; uengplas ogoich lecpuvm uo Seile sog pe un eg so 341 eg uehelnecbang n delt e ee wee ⸗Aejpgz uecphineg un auch ue el se gog ganviß va 4e dune— doa ijnauaogt — DS ¶. e e ee A iii ilidä di e Da ſaß nun neben ihm die erſte, die einzige Frau, die die verborgenſten Saiten in ſeiner Bruſt zum Erklingen gebracht hatte und er ſchwieg! Schwieg, weil er nicht den Schlüſſel fand zu ihrem Herzen. Es war eine merkwürdige Fahrt. Er führte den Wagen, den Mund geſchloſſen in ver⸗ biſſenem Trotz. Und ſie ſaß neben ihm, ſchweigend, ab⸗ weſend, weit, weit fort von ihm. „Bitte!“ ſagte er plötzlich. Da erſt fuhr ſie auf und ſah, daß ſie am Ziel war. Der Wagen ſtand auf dem unfreundlichen Hofe eines Büro⸗ hauſes am Hafen, auf deſſen Dach der Name Joſs Pereiras in rieſengroßen Lettern zu leſen war. Die merkwürdige Häßlichkeit ſeiner Züge übte auch diesmal auf Annelieſe die gleiche Wirkung aus, aber wie damals milderte auch heute wieder ſein eigentümlicher Blick die Härte ſeines Geſichts. Als man Annelieſe anmeldete, ließ er ſie keinen Augen⸗ blick warten. Stöße von Schriftſtücken, Schnellheftern und Papier⸗ beutel, in denen Annelieſe Warenproben vermutete, bedeck⸗ ten den Schreibtiſch. Es gab verſchiedene Telefonapparate, ein Diktaphon und noch eine merkwürdig ausſehende Ap⸗ paratur, aus der ſie nicht klug wurde. Außer dem breiten Schreibtiſch und einem ſchweren geſchnitzten Seſſel davor, beſtand das Mobilar nur noch aus einem breiten Bücher⸗ ſchrank, einer gediegenen Klubſeſſelgarnitur und einem Tiſchchen, auf dem zwei marmorne Aſchenbecher ſtanden. Der Teppich, der den großen Raum bedeckte und vom Fuß⸗ boden nichts ſehen ließ machte jeden Schritt unhörbar. An den Wänden hingen einige Schiffsbilder. Joſé Pereira führte ſeine Beſucherin zum Klubſeſſel und ließ ſich ihr gegenüber nieder. Er ſei überraſcht und erfreut zugleich, ſie hier zu ſehen, ſagte er. Er ſchob ihr Zigaretten hin, ſprang auf, holte zwei Gläſer und eine Flaſche Portwein und zauberte außerdem noch eine Schale mit Konfekt herbei. Sicher ſei ſie gekommen, ſich einmal ſein Bürohaus an⸗ zuſchauen, wie? Er werde ſie ſelbſt herumführen, o ja, ſie 16 nicht bereuen, den weiten Weg hierher gemacht zu haben. Annelieſe nahm keine Zigarette, ſie rührte auch den Wein nicht an. „Mich führt leider eine ganz beſtimmte Miſſion zu Ihnen,“ verſuchte ſie zu lächeln,„eigentlich ſind es ſogar deren zwei,“ verbeſſerke ſie ſich ſogleich.„Darf ich ohne Umſchweife beginnen?“ Und als er, ein wenig erſtaunt, nickte, fuhr ſie fort: „Ich habe da einen jungen Landsmann, Herr Pereira, der in Portugal keinen Fuß faſſen kann, weil ihm Sprach⸗ kenntniſſe fehlen. Ich ſchicke voraus, daß ſein Hierherkom⸗ men von vornherein eine Torheit war und daß er ſich die⸗ ſer Torheit inzwiſchen auch ſelbſt bewußt geworden iſt. Er will nun wieder heim, verſchmäht aber jedes Almoſen. Auf der anderen Seite iſt er ohne alle Mittel und Reiſegeld. Wie könnte man ihm nun helfen? Er hat mir Zeugniſſe mitgegeben... wenn Sie einmal einen Blick hineinwerfen würden bitte Pereira hatte ſie unverwandt angeſehen. Nun, da ſie ihm die Papiere reichte, nahm er ſie zwar, ſchaute ſie aber nicht an, ſondern legte ſie einfach auf den Tiſch. „Es wäre Ihnen viel daran gelegen, den jungen Mann untergebracht zu wiſſen, ja?“ „Er iſt, wie ich ſchon ſagte, ein Landsmann, Herr Pereira!“ Sein Mund verzog ſich leicht, aber er ſagte nichts. Schlug ein Bein über das andere und nippte am Glaſe. Das Telefon läutete. Er ſtand auf, ſprach ein paar Augen⸗ blicke am Apparat und kehrte dann zu Annelieſe zurück. „Der junge Mann ſoll ſich morgen hier melden. Ich werde ihn einen Monat beſchäftigen und ihm dafür ſo viel zahlen, daß er hier leben und außerdem noch nach Deutſch⸗ land reiſen kann. Wäre das nach Ihrem Wunſch?“ „Herr Pereira!“ rief ſie und drückte impulſiv ſeine Hand. „Aber ich bitte Sie,“ ſagte er,„das iſt ja gar nicht der Rede wert.„Sein Blick wich nicht von ihren Zügen.„Ich freue mich, Ihnen einen Wunſch erfüllen zu koͤnnen. Die Zeugniſſe brauche ich nicht. Und—— und die zweite Miſſion?“. Annelieſe war unter ſeinem Blick unſicher, rot und ver⸗ legen geworden. Es war ein Blick, den ſie faſt körperlich ſpürte. Alles in ihr empörte ſich gegen dieſes Anſtarren, aber dennoch brachte ſie nicht die Kraft auf, ſich dagegen zu wehren. „Die zweite Miſſion“, ſagte ſie, mühſam ſeinem Blick begegnend,„iſt—— ja, wie ſoll ich mich da eigentlich aus⸗ drücken?“ „Sie machen mich neugierig. „Ich will nicht viel Worte machen,“ ſagte ſie entſchloſ⸗ ſen.„Es handelt ſich um— ja, um Ihre Gattin, Herr Pe⸗ reira. Ich machte ihr vorhin meine Aufwartung und er⸗ fuhr, daß zwiſchen ihr und Ihnen ein kleines Mißverſtänd⸗ nis entſtanden iſt.“ „Ah,“ machte er, und ließ ſich weit in den Seſſel zu⸗ rückſinken. Die Sonne fiel voll auf ſein Antlitz, das gerade in dieſem Augenblick ſeltſam gealtert erſchien. Annelieſe erſchauerte. „Ich fange an, zu begreifen,“ ſagte er langſam.„Meine Frau ſchickt Sie zu mir!“ „Keineswegs,“ log ſie tapfer, um Doras Stellung nicht zu erſchüttern.„Ich bot mich ſelbſt an, zu Ihnen zu fah⸗ ren, Herr Pereira... Sie wiſſen ja, daß ich ſelbſt die Fahrt auf der„Enigma“ mitmachte und kann verſichern, daß das, was man Ihnen wahrſcheinlich in böswilliger Ab⸗ ſicht zugetragen hat, nichts anderes iſt als eine gewiſſenloſe Verleumdung.“ „Glauben Sie?“ „Auf jeden Fall.“ „Und wenn Sie ſich irren ſollten?“ „Ich irre mich beſtimmt nicht,“ 1 ſie, aber die⸗ ſer Behauptung fehlte doch die innere Wärme.„Sie tun Ihrer Gattin unrecht, Herr Pereira, wirklich!“ Er beugte ſich vor, griff nach dem Glas und leerte es in kleinen Schlucken. Dann füllte er es von neuem. „Sie verſchwenden Ihr gutes Herz an eine verlorene Sache,“ ſagte er plötzlich. „Aber, Herr Pereira!“ „Mein Gewährsmann lügt nicht.“ „Das kann nicht ſein. Ich ſelbſt..“ „Sie ſelbſt,“ fiel Pereira ihr ins Wort,„haben ſich an den—— nun, ſagen wir an den allabendlichen Vergnü⸗ gungen der Herrſchaften an Bord ſo gut wie nie beteiligt, ſondern größtenteils die Einſamkeit geſucht. Sie zogen es vor, entweder ſchlafen zu gehen oder ein Stündchen mit Ullrich zu plaudern...“ Ein leiſer Schrei entfloh ihren Lippen. „Um Gotteswillen!“ rief er.„Das ſoll doch keine Krän⸗ kung für Sie ſein. Ullrich iſt ein Landsmann von Ihnen. Warum ſollen Landsleute nicht miteinander plaudern dürfen?“ Annelieſe war blaß geworden. Dann aber befiel ſie Empörung. „So iſt das alſo!“ „Wie?“ „Herr Pereira.. Sie laſſen Ihre Gäſte beſpitzeln?“ „Meine Gäſte? Sie ſind ungerecht. Es ſind weder meine Gäſte, noch tue ich, was Sie mir vorwerfen. Die Yacht ge⸗ hört meiner Frau, nicht mir. Wußten Sie das nicht? Sie lädt ſich ihre Gäſte ein.. ſie ganz allein! Daß Cadini an Bord war, erfuhr ich erſt, als die„Enigma“ wieder hier war. Die Informationen empfing ich von einem Manne, der zum Perſonal des Schiffes gehört“ Annelieſe ſtarrte den Sprecher an. „Dieſer Mann,“ fuhr Pereira fort, 1 ſo infam be⸗ handelt worden, daß er ſich auf dieſe Weiſe Vergeltung verſchaffen wollte.“ „Ein Racheakt alſo! Da haben wir es ja!“ Joſé Pereira lachte ſonderbar. „Mein liebes Fräulein Pichler, meine Frau muß Ihnen ſehr, ſehr zugeſetzt haben, daß Sie bereit ſind, ſo kapfer für ſie zu kämpfen. Aber Ihr wackeres Verhalten wäre einer beſſeren Sache würdig!“ „Soll das heißen, daß Sie—— „Ja,“ unterbrach Pereira ſie,„ich habe Beweiſe!“ (Fortſetzung folgt.) 71 44 r r. ö r Die blaue Blume der Ro Ein Märchen von Ralph Urben Es war einmal ein Ritter Roderich, der hauſte in ſei⸗ ner Burg ganz oben am Rhein. Wenn von den weißen Häuptern der Berge Sturzbäche zu Tal donnerten, die erſte Lerche in blauen Lüften ſang und man den Frühling roch, dann ritt der Ritter Roderich in ſeiner ſilbernen Rüſtung auf einem weißen Roß ins Land hinein, um nach der blauen Blume zu b die nur alle ſiebenmal ſieben Jahre blühen ſollte Von ihr hieß es, daß ſie dem Finder Erfüllung ſeiner Wünſche bringe und in einem Tale er⸗ blühe, deſſen Eingang von ſieben Drachen bewacht werde. Selbſtverſtändlich wußte man auch dazumal nicht, was an ſolchen Gerüchten Wahres ſei, doch Roderich glaubte daran, weil ſeine Seele da⸗ von erfüllt war. Wenn der Ritter zu ſeiner Burg hinauf⸗ citt, dann kam er an einem Meiler vor⸗ bei, neben dem des Köhlers Hütte ſtand. Der wackere Kohlen⸗ brenner hatte ein Töchterlein, das gar lieblich anzuſchauen war und den Na⸗ men Roſalinde führ⸗ te. Das Mägdelein war ſo ſchön, daß Roderich eines Ta⸗ ges, da Roſalinde ſich hold errötend bor ihm zum Gruße neigte, ſein edles Roß anhielt, klirrend aus ſeinem Sattel ſprang, die Hand ans Herz legte und zu ihr ſprach:„Wer⸗ det mein Weib, ſchönſte Maid, wenn ich mich Euerer Gunſt würdig erwieſen und Euch die blaue Blume der Romantik zu Füßen gelegt habe!“ So kam es, daß der Ritter Roderich in dieſem Jahr nicht wiederkehrte, als die Blätter von den Bäumen fielen; denn er wollte nicht ohne die blaue Blume zurückkommen. Immer weiter zog er ſuchend in die fremde Welt. An einem Mittag, da er zur Raſt vom Pferde ſtieg, gewahrte er plötzlich im Schein der wärmenden Sonne neben dem eigenen Schatten den eines Weſens, das gar nicht da war.„Was willſt du, Schatten?“ erkundigte ſich Roderich. „Ich gehörte zur Prinzeſſin Kunigunde,“ wiſperte der Schatten,„die ein böſer Zauberer vor ſieben Jahren in einen Baum verwandelte. Mich hat er vergeſſen, daher 15 ich nach einem Befreier. Komm, edler Ritter, die rinzeſſin, ich und alle ihre Schätze werden dein ſein! Es iſt nur ſieben Jahre weit.“ Es war der ſchlanke Schatten einer herrlichen Frauen⸗ geſtalt; außerdem hatten die Leute damals Zeit, ſodaß ſie⸗ ben Jahre gar keine Rolle ſpielten. Mit der ſtandesgemä⸗ ßen Prinzeſſin im Sinn folgte der Ritter dem Schatten, ritt ſieben Jahre lang durch fremde Länder, beſtand die kühnſten Abenteuer und gelangte endlich in ein ſeltſames Tal.„Wir ſind am Ziel,“ flüſterte der Schatten und ver⸗ chwand, da gerade eine große Wolke die Sonne verdeckte. lötzlich vernahm Roderich ein raſſelndes Geräuſch und auf dieſes zureitend, gewahrte er in einer Mulde zwei ſchreck⸗ liche Ungeheuer, die friedlich ſchnarchten, während ihr Junges vergnügt mit einem runden Felsblock ſpielte. Der Ritter ſah nicht ein, warum er die Drachen in ihrem Schlummer ſtören und reizen ſollte und ritt an ihnen vor⸗ bei weiter ins Tal hinein. Da erblickte er auch ſchon eine große und ſehr dicke Linde, die keinen Schatten warf, ob⸗ wohl die Sonne nun wieder ſichtbar war und ſchon ganz 2 2 . e ſchräg am Himmel ſtand. Da wußte Roderich, daß es ſich um die verwunſchene Prinzeſſin handeln müſſe. Beim Baum angelangt, verneigte er ſich daher und ſprach:„Was kann ich für Euch tun, liebliche Prinzeſſin?“ „Ziehe dein Schwert, tapferer Ritter,“ ſäuſelte es aus der Baumkrone,„und ſchlage damit dreimal an meinen Stamm!“ N Der Ritter tat, wie ihm geheißen. Beim drittenmal ſchoß eine Flamme gegen den Himmel und mit ſchrecklichem Krachen barſt die Linde. Als ſich die dicke Rauchwolke ver⸗ zogen hatte, ſtand eine ältere Dame vor dem Ritter, die ſo dick war, wie früher der Baum. „Euer Schatten lügt,“ empörte ſich Roderich und er⸗ holte ſich nur langſam von ſeinem Schrecken. Er lügt nicht,“ ant⸗ wortete gekränkt die Prinzeſſin und zeigte auf den gertenſchlan⸗ ken Schatten,„genau ſo ſah ich vor vier⸗ zehn Jahren aus, als ich verzaubert wurde. Wenn man ſolange keine Bewe⸗ gung macht—“ Ritter Roderich verneigte ſich höflich aber ſchnell, ſchwang ſich aufs Roß und galoppierte davon, an den Drachen vorbei, die durch den Krach erwacht, ſoeben ſich ſtreckend einen Buk⸗ kel machten und ver⸗ ärgert kleine Rauch⸗ wölkchen aus den Nüſtern ſtießen. Als er das ſchreckliche Tal weit hinter ſich hatte, erinnerte ſich Herr Roderich der blauen Blume, die nur alle Jah ſieben ahre blühen ſollte und an Roſalinde, die eigentlich ſeine Braut war. Daher beſchleunigte er ſeinen Ritt, ſodaß er ſchon nach ſechs Jah⸗ ren und elf Monaten in die Heimat kam. Obwohl er die blaue Blume noch nicht gefunden hatte, begab er ſich trotz⸗ dem geradenwegs zur Hütte des Köhlers, um ſeinem Bräutchen wenigſtens ſein Herz zu Füßen zu legen. Bei jener Behauſung angelangt, wunderte er ſich zunächſt über die ſieben Kinder, die 575 vor der Tür S e dann ſah er eine 1. rau aus der Hütte heraustreten. „Seid Ihr es, Roſalinde, meine kleine Braut?“ erkun⸗ digte er ſich nicht ſehr überzeugt. „Ich heiße zwar Roſalinde, alter Herr und fremder Ritter,“ erklärte die Frau,„und ich war ſogar einmal die Braut unſeres edlen Ritters Roderich, der vor vierzehn Jahren auszog, um die blaue Blume zu ſuchen. Nachdem ich ſieben Jahre lang vergeblich auf ihn gewartet hatte, nahm ich vor ſieben Jahren einen jungen Köhler zum Mann, denn ich dachte mir, beſſer ein Köhler—“ Roderich hörte nicht mehr und. grimmig in der Richtung nach ſeiner Burg davon. Als er über eine Wald; lichtung ritt, ſah er eine friedlich graſende Kuh. Plötzlich fiel ſein Blick auf etwas, das neben dem Rind in Herrlich⸗ keit erſtrahlte. Dem Ritter erſtarrte vorerſt in den Adern das Blut; dann aber ſprang er wie beſeſſen aus dem Sat⸗ tel und jagte in rieſigen Sätzen auf jene Blume zu, die nur alle ſiebenmal ſieben 05 blühen ſollte. Die Kuh in ihrem Freßneid kam jedoch dem edlen Ritter zuvor und fraß noch raſch die ſtrahlende Blume. Es war die Blume der Romantik..%%