Nr. 201(2. Blatt). Neckar Bote Freitag, 28. Auguſt 193g „Wäre der Bauer nicht geweſen“ der Bauer nicht nur für die Ernährung 1 darüber hinaus überhaupt für den Be⸗ Volkes bedeutet, hat Hermann Löns einmal 5 als er die Folgen überdachte, die der Dreißig⸗ unſer Volk hätte haben können, wenn der eſen wäre. Löns fragt mit Recht:„Wo wären der Bauer die ſtarken Knochen, die derben de Blut? Ausgelöſcht hätten uns Hun⸗ Nie wieder wären wir aufgeſtanden Krieg.“ Das könnte einen Un⸗ zu meinen, daß der Bauer im Drei⸗ Krieg vfelleicht weniger gelitten hätte als die es daxum nicht verwunderlich ſei, wenn er wieder gen zur Geſundung ſchuf. Das aber war keines⸗ U el f 1 er war nicht nur der erſte, der unter den zu leiden hatte, ſondern auch der, der am ſch wer davon betroffen wurde. Es gab keine Mau⸗ ern, die ſein Land umgaben, ſeine Aecker wurden von den Kriegshorden niedergeritten, die Garben in Brand geſteckt, vollen Aehren wurden aus der Scheuer geriſſen, das Vieh aus dem Stall getrieben und der Bauer ſelbſt nur zu oft einfach erſchlagen.„Sind die Güter und Bauern⸗ höfe meiſtens verlaſſen, die Felder öde gelegen, verwachſen ſtet geworden und Alles leider ein ſolches Anſehen und verwü gehabt, daß Niemand vermuthen noch glauben könnte, daß einmal auch nach langen Jahren Alles wieder zu Bau ſolle gebracht werden können“, heißt es in einer Arkunde aus dem Jahre 1645. och als die Verwüſtung der Felder, die 0 zentums Landes. Die 1 ken zwiſchen der Hälfte kerung Deutſchlands. Ueberall fand man nach dem Kriege entvölkerte ſer. Die Berichte aus den einzelnen Land⸗ ſchaften ſind geradezu kroſtlos. In einem Bezirk Thüringens blieben von 1773 Familien in 19 Dörfern nach dem Kriege noch 31 von 5 * Württemberg faſt gänzlich, 17 teilweiſe abgebrannt und verödet. Die bay Hofkammer ſchreibt noch 1655, ſieben Jahre nach Friedensſchluß, daß die Häuſer noch nicht aufgebaut die Anlerkanen durch Krieg und Mißwachs mittellos geworden ſeien. Es war in der Tat ſo, wer das nackte Leben gerettet hatte, deſſen Beſitztum war, wenn nicht ganz, ſo doch zum größten Teil verloren. In 17 Dörfern eines Bezirks gab es beiſpielsweiſe bei Kriegsende nur noch 244 Rinder anſtatt 1402, nur noch 73 Pferde anſtatt 485, von 4616 Schafen war überhaupt keins mehr am Leben. Auch das iſt kein Einzelfall. Von einem anderen Dorf in Bayern heißt es:„Wie alle Behauſungen, ſo waren auch alle anderen Haus⸗ und Baufahrniſſe hin. Kein Wagen, kein Pflug im ganzen Dorfe. Von 140 Pferden waren einzige drei, von 400 Stück Hornvieh nur mehr vier übrig. Schafe, Schweine und eſamke Geflügel war ganz und gar ver⸗ loren.“ Der el an Menſchen, an Kapital und die zerrütteten haftlichen Verhältniſſe führten dazu, daß große Teile Landes zunächſt überhaupt unbebaut blieben oder nicht richtig gepflügt, gedüngt und beſtellt wurden. Berech⸗ nungen nehmen an, daß während der erſten 40 Jahre nach dem Kriege im deutſchen Norden ein Drittel des vordem bebauten Landes wüſt gelegen hat. In einem Bericht heißt es, daß in einem ſwäbiſchen Oberamt drei Mor⸗ gen Wieſen kaum ein Fuder Heu trugen— und das drei Jahre nach Kriegsſchluß. Viele Bodenkulturen gingen über⸗ haupt zugrunde. In manchen Gegenden, in Alkheſſen, im Limburgiſchen u. a., nahm man den Weinbau, der ſchon drei Jahrhunderte dort beſtanden hatte, nicht wieder auf, mit dem Hopfenbau war es in anderen Landesteilen ähnlich. In der Viehzucht war es vor allem die Schaf⸗ zucht, die vielfach völlig vernichtet war und nicht wieder auf⸗ genommen wurde. Man muß alſo von einer Entvölkerung des flachen Landes, von einer völligen Zerſtörung der Landwirtſchaft, des Bodens, der Betriehsmitted und Wohnſtäkten ſprechen. Der Verluſt an Menſchen und Sachwerten konnte erſt in Gene⸗ rationen wieder aufgeholk werdet. Betrachtet man die erſten Jahrzehnte nach dem Weſtfäliſchen Frieden, ſo erkennt man, wie recht Löns hatte. Der Bauer war doch derjenige, der die Erde wieder beb aue, wieder Mut faßte, zu ſchaffen, eine Familie zu gründen und Kinder aufzuziehen, und damit den Grund zu einer allmählichen Wiedergeſundung des Volkes legte. Tagung der Reichsarbeitskammer Die letzte Etappe der Arbeitsſchlacht. Berlin, 28. Auguſt. Im Mittelpunkt der vierten Tagung der Reichsarbeits⸗ kammer, die von Reichsleiter Dr. Ley geleitet wurde, ſtand das Problem des Arbeitseinſatzes. Zunächſt ſprach der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Ar⸗ beitsloſenverſicherung, Dr. Syru p, über„Die letzte Etappe in der Arbeitsſchlacht“. Er betonte mit Nachdruck, daß die Erfolge der Arbeits⸗ ſchlacht, die ſich in einem Rückgang der Arbeitsloſen von 6 bis 7 Millionen auf 1,17 Millionen ausdrücken, nur möglich waren, weil der Nationalſozialismus die Kräfte des ganzen Volkes auf die Beſeitigung der Geißel der Arbeitsloſigkeit richtete. Die gegenwärtige Lage iſt die, daß das Reſervoir von Facharbeiterkräften ſo gut wie erſchöpft iſt. Dem Grundſatz:„Erſt jedem einen Arbeitsplatz, dann jedem ſeinen Arbeitsplatz“ iſt in vielen Berufsgruppen be⸗ reits jetzt Genüge getan. Es iſt daher mit Nachdruck die Notwendigkeit zu betonen, der Facharbeiterausbildung und der Heranbildung eines geeigneten Nachwuchſes immer mehr Augenmerk zuzuwenden. Der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. ing. Fritz Todt, ſprach über die Probleme, die ſich bei der ſozialpolitiſchen Betreuung der Arbeiter an den Straßen Adolf Hitlers ergaben. Ziel dieſer Betreuungsarbeit muß es ſein, jedem Bauſtellenarbeiter das Gefühl zu nehmen, etwa nur eine Nummer zu ſein. Moraliſche, materielle und geſundheitliche Sorgfalt haben ihr Teil dazu beigetragen, aus der aus allen Berufen zufammengeſtrömlen Reichsautobahn⸗Arbeiterſchaft eine ſtolze Gemeinſchaft zu machen. Als eine beſon⸗ ders verpflichtende Aufgabe bezeichnete Dr. Todt die Erzie⸗ hung der Ingenieure im Bau⸗ und Verwaltungsdienſt zu wirklichen Menſchenfü hrern, die in den Bauſtellenarbei⸗ tern Arbeitskameraden ſähen. Als dritter Redner ſprach der Beauftragte des Führers für Wirtſchaftsfragen, Wi lhelm Keppler, über Pro⸗ bleme der Rohſtoffverſorgun g und gab den führenden Männern der Deutſchen Arbeitsfront und der Wirtſchaft ein anſchauliches Bild von den Anſtrengungen, die das neue Deutſchland macht, um ſeine Rohſtoffverſorgung auf jeden Fall ſicherzuſtellen. Reichsleiter Dr. Ley faßte die Ergebniſſe der Tagung zuſammen und ſchloß ſie mit einem Dank an den Führer. Die Rundfunkausſtellung 1936 Ein Rundgang vor der Eröffnung. Berlin, 28. Auguſt. Am Donnergtagnachmittag fand in den Ausſtellungs⸗ hallen am Kaiſerdamm eine Preſſevorbeſichtigung der„13 Großen Deutſchen Rundfunkausſtellung Berlin 1936“ ſtatt. Nach einer Anſprache des Direktors des Ausſtellungs⸗ und Meſſeamtes der Stadt Berlin, Albert Wiſchek, ſprach Mi⸗ niſterialrat Horſt Dreßler⸗Andreß, der Präſident der Reichsrundfunkkammer und Reichsamtsleiter der NSG „Kraft durch Freude“, u. a. über die Volksſender⸗Aktion, die der Rundfunk mit der NSG„Kraft durch Freude“ durchführt. Durch dieſe Aktion ſoll, ſagte er u. a., der Fülle der Vegabung im Volk der Weg freigemacht wer⸗ den, um ſpäter aus der Gemeinſchaftsarbeit des ganzen Volkes heraus in einer neuen Kompoſition ein neues na⸗ tionalſozialiſtiſches Kunſtleben des deutſchen Volks zu ent⸗ wickeln. Dr. ing. Görz, der Leiter der Fachgruppe Rundfunk in der Wirtſchaftsgruppe Elektroinduſtrie, ſtellte in ſeiner Rede feſt, ein erſter Ueberblick gebe den Eindruck, daß überraſchende Neuerungen techniſcher Art in dieſem Jahre nicht gezeigt würden. Nur auf dem Ge⸗ biet des Kurzwellenempfangs habe man eine Steigerung der Empfindlichkeit vorgenommen, um den Vorſprung der amerikaniſchen Konkurrenz auf den Aus⸗ landsmärkten aufzuholen. Das Programm 1936⸗37 der Rundfunkinduſtrie, das insgeſamt etwa 200 Typen umfaßt, ſei jedoch gekennzeichnet durch eine weſentliche Steigerung der Wiedergabequalität. Die Sorgfalt, die ganz allgemein dem Ausbau des Nieder⸗ frequenzteils gewidmet wurde, erſtrecke ſi ſelbſtverſtänd⸗ lich auch auf die weitere Verbeſſerung der Lautſpre⸗ cher. Das Fernſehen Das füngſte Fachgebiet, das Fernſehen, nehme auch in dieſem Jahr einen nicht unweſenklichen Raum der Großen Deutſchen Funkausſtellung ein. Vervollſtändigt werde die Fernſehausſtellung noch durch eine — Jernſprechgegenſehanlage der Deutſchen Reichspoſt, wie ſie anläßlich der Leipziger Meſſe zwiſchen Berlin und Leipzig in Betrieb f wurde. So vielverſprechend und ausſichtsreich die in die ſem Jahre erreichten Erfolge auch ſein mögen, ſo müſſe doc abſchließend über das Fernſehen geſagt werden, daß die Beſchaffung von Fernſehempfän gern zurzeit bre, teren Schichten unſeres Volkes wegen der hohen Koſten noch nicht möglich ſei. Ein Rundgang durch die Ausſtellung zeigt u. g. Ko⸗ jen der DAF und der HJ. Unter der Parole„La ndpolt ſende t für Landvolk“ gibt die Reichsbauernführung eine Darſtellung der deutſchen Landbauernſchaften. a In den Kojen auf der linken Seite der Ehrenhalle zeigt die Reichspropagandaleitung der NSDAP, welche Bedeh⸗ tung heute der Rundfunk im Leben der Ge meinde hat. Der Deutſche Kurzwellenſender in Ge⸗ meinſchaft mit der Auslandsorganiſation der NSA zeigt ſeine Arbeit in der Ehrenhalle der Ausſtellung. Fir die Eröffnungsfeier iſt in der Ehrenhalle ein Wunder⸗ inſtrument eingebaut worden, das ſpäter in die Halle dez Volksſenders überſiedelt: eine Dr. Vierlin g⸗Koͤß⸗ Großtonorgel“. Dieſe neueſte Erſcheinung auf dem Gebiet des weltberühmten deutſchen Orgelbaues hat nicht eine einzige Pfeife. In der Induſtriehalle liegt das ſamten Rundfunkapparate bauenden Induſtrie Deutſch⸗ lands. Was ſich hier darbietet, iſt die geradezu überrg⸗ ſchende Vielſeitigkeit der Apparate und Anpaſun gen an die verſchiedenſten Bedürfniſſe. In großer Linie aber zeigt ſich immer wieder, daß die neuen Apparate ſich gegenüber denen des Vorjahres vor allem bei muſikaliſchen Darbietungen durch eine faſt naturgetreue Wiedergabe aus zeichnen. Die großen Volks⸗Unterhaltungsabende der diesjährigen Rundfunkausſtellung finden in der Halle? ſtatt. Rundfunkarbeit in den Reich der ge⸗ Benutzung von roten Probefahrtkennzeichen (), Karlsruhe. Der Miniſter des Innern erläßt folgende Bekanntmachung: In einer Reihe von Einzelfällen wurde feſt⸗ geſtellt, daß insbeſondere ſeit der Freiſtellung der roten Probefahrtkennzeichen von der Kraftfahrzeugſteuer dieſe miß⸗ bräuchlich zu Fahrten, insbeſondere mit ſteuerpflichtigen aber unverſteuerten Kraftfahrzeugen, geführt haben. Abgeſehen von ihrer Umgehung der Steuerpflicht, die in der mißbräuch⸗ lichen Verwendung dieſer Kennzeichen liegt, birgt eine der⸗ artige Verwendung erhebliche Gefahren für die Benutzer der verwendeten Kraftfahrzeuge in ſich. Die Fahezeuge ſind mei⸗ ſtens überaltet und entſprechen den gegenwärtigen techniſchen Beſtimmungen nicht mehr. Künftighin ſoll allen mit roten Probefahrtkennzeichen durchgeführten Fahrten ein beſonderes Augenmerk zugewendet und dieſe Fahrzeuge ohne Rüchſicht darauf, ob ſie von Privatleuten oder Angehörigen von Ver⸗ bänden geführt werden, einer genauen Unterſuchung unter- zogen werden. Sollte ſich bei dieſen Unierſuchungen ergeben, daß die durchgeführte Fahrt keine Probefahrt im Sinne der Verordnung iſt, ſo ſind die Fahrzeuge zur Verhinderung weiterer mißbräuchlicher Benutzung ſicherzuſtellen; gegen Fah⸗ rer und Halter iſt Strafanzeige zu erſtatten. Außerdem iſt durch die Zulaſſungsſtelle die Erteilung des roten Probe⸗ fahrtkennzeichens zu wiederkehrender Verwendung wegen man⸗ gelnder Zuverläſſigkeit und damit mangelnder Erteilungs⸗ vorausſetzung zu widerrufen und das Kennzeichen einzuziehen, Bäder⸗ und Badeland Baden So könnte man etwa den Inhalt des Auguſtheftes der Zeitſchrift„Badnerland⸗Schwar z wal d“ kennzeichnen, die wiederum in dieſer Ausgabe eine Fülle intereſſanter Einzelheiten aus der ſchönen badiſchen Landſchaft in ange⸗ nehmen Plauderton erzählt. Daß die„Große Woche“ in Baden⸗Baden den willkommenen Anlaß gibt einen Teil des Heftes in Wort und Bild der Bäderſtadt an der Oos zu wid⸗ men, iſt bei der Bedeutung der„Großen Woche“ gerade in dieſem Jahr nach den Olympiſchen Spielen ſelbſtverſtändlich, Die Wiedergabe einer alten, ſchönen Darſtellung des Kur⸗ hauſes aus dem 19. Jahrhunderk gibt den Titel. Die Innen⸗ bilder zeigen eine große Zahl von Darſtellungen aus dem modernen Baden⸗Baden, der Stadt der Heilbäder und des Sports. Es iſt aber dieſe Ausgabe auch dem Badeland Baden gewidmet, und ſie bringt deshalb Bilder und Berichte aus allen Gegenden Badens, in denen die feuchte, erfriſchende Kühle von Schwimmbädern in Flüſſen und Seen Heilung und Stärkung geben will. Dem Sommer am Bodenſee iſt eine beſondere anſprechende Bild⸗ und Textzuſammenſtel⸗ lung gewidmet. Das auch im Text ſehr gut ausgeſtattete Heft kann gegen Portoerſatz(15 Pennig) vom Landesfremden⸗ verkehrsverband Vaden, Karlsruhe, Karlſtraße 10, bozogen werden. „Schach der Nationen“ in München. Der feſtliche Aufmarſch der Schachheere zum„Schach der Nationen“ in der großen Arena Weltbild(M). 2 genommen M. 2 —— 2 775—— Zum 70. Geburtstag von Hermann Löns am 29. Auguſt. Neueſte Aufnahme der Grabſtätte des Heidedichters Hermann Löns im Wacholder⸗Park zu Tietlingen bei Fallingboſtel.(Weltbild M.) N des Münchener Ausſtellungsparkes. Die Stadt München veranſtaltete dieſes feſtliche Shiel zu Ehren der Schachweltmeiſter auf der Schach⸗Olympiade 1936, dem Ausklang des großen Welttreffens der Olympiſchen Spiele. —— 9