ee Nr. 204(2. Blatt). Neckar Bote Dienstag, 1. September 1936 J. eee Die Heere der anderen Der„Berliner Lokalanzeiger“ bringt folgende Auffſtel⸗ lung über Dienſtzeit und Heeresſtärken der wehrpolitiſch wichtigſten europäiſchen Länder und ſchreibt einleitend: „Seid ſtark und wachſam, dann wird man gerecht gegen euch ſein und euren Frieden nicht ſtören“. Der Ausgang des Weltkrieges und die Erfahrungen der folgenden Zeit beſtätigen dieſes prophetiſche Wort, das Feldmarſchall von der Goltz im Frühjahr 1914 ſprach, in ſeiner Gültigkeit für die deutſche Nation. Heute wie damals iſt Deutſchland von hochgerüſteten Staaten und von einem franzöſiſch⸗ruſſiſchen Militärbündnisſyſtem umgeben, und ein Blick in die Runde auf die Landheere einiger wehrpolitiſch wichtigſter euro⸗ pälſcher Länder läßt klar erkennen, daß die Erhöhung der aktiven Dienſtzeit in Deutſchland eine harte Notwendigkeit im Intereſſe unſerer Ruhe und Sicherheit iſt. Frankreich. Frankreich, das die Fäden des über ganz Europa grei⸗ fenden Bündnisnetzes in der Hand hält, hat durch ſeine letzte Heeresreform keine Abrüſtung, ſondern eine Um⸗ rüſtung größten Formats durchgeführt. Durch die allge⸗ meine Wehrpflicht mi einer zweijährigen aktiven Dienſtzeit verfügt unſer weſtlicher Nachbar über ein Heer, deſſen Friedensſtärke 643 000 Mann beträgt und im Kriegsfall auf 4600 000 Mann gebracht werden kann, wo⸗ zu noch mindeſtens 1000 000 Farbige gerechnet werden müſſen. Nicht weniger als 39 v. H. des geſamten Staats⸗ haushalts dienen Rüſtungszwecken, womit Frankreich an der Spitze aller Nationen der Welt marcchiert. Die artilleriſtiſche Ausrüſtung des Friedensheeres beſteht aus rund 3050 Geſchützen, dieſe Kampffront wird ergänzt durch die offenſive Tankwaffe von ſicher rund 4500 Tanks und durch eine Luftwaffe, die im Kriegsfall aus mehr als 6000 Flugzeugen beſteht Das Einſtellungsalter der Re⸗ kruten iſt auf 21 Jahre feſtgeſetzt, und erſt mit dem 49. Le⸗ bensjahre ſchließt die Dienſtpflicht ab. Belgien. Belgien unterhält ein ſtehendes Heer von 77000 Mann Friedensſtärke ohne die militäriſche Gendarmerie und kann im Kriegsfalle eine Armee von 600 000 Mann auffſtellen. Nicht umſonſt hat Belgien in ſeiner letzten Militärreform die aktive Dienſtzeit auf mindeſtens 18 Monate er⸗ höht. Einſchließlich der Reſervemaſchinen ſind mindeſtens 700 Kriegsflugzeuge vorhanden, während die Zahl der vor⸗ handenen Geſchütze mit 552 ausgewieſen wird. Tſchechoflowakei. Die Tſchechoflowakei, militäriſcher Verbündeter ſowohl Frankreichs als auch Sowjetrußlands, hat etwa vor Jah⸗ resfriſt mit der Aufrüſtung begonnen, die in keinem Ver⸗ hältnis zu der Einwohnerzahl von 15 Millionen Menſchen ſteht. die aktive Dienſtzeit wurde auf zwei Jahre erhöht, und gleichzeitig wurde die Zahl der Berufsſolda⸗ ten beträchtlich vergrößert. Die Friedensſtärke des ſtehen⸗ den Heeres bei allgemeiner Wehrpflicht wird mit 202 000 Mann angegeben, und die vorausſichtliche Kriegsſtärke dürfte mindeſtens 1 400 000 Mann betragen. Mehr als 200 Kampfwagen, rund 1300 Flugzeuge und über 1350 Geſchütze vervollſtändigen die offenſive Kampfkraft des tſchechiſchen Heeres. Sowjekrußland. Die Rote Armee iſt ſchon im Frieden 2 000 000 Mann ſtark, und hinter dieſem Rieſenheer ſtehen rund 11 000 000 vorzüglich ausgebildeter Reſerviſten, womit ſich die Kriegsſtärke auf 1300 0.0 0 0 erhöht. Die Dienſt⸗ zeit beträgt für die Luftwaffe der Sowſets 4, für die tech⸗ niſchen Gruppen 3 und für alle anderen Waffengattungen 2 Jahre. Italien. Italien hat eine aktive Dienſtzeit von 18 Mo⸗ naten eingeführt. Die allgemeine Wehrpflicht dauert vom 21. bis zum 55. Lebensjahr. Eine Verkürzung der Dienſt⸗ zeit ſetzt die erfolgreiche Teilnahme an der vormilitäriſchen Jugendausbildung voraus. Friedensſtärke: rund 300 000 Mann einſchließlich der Grenztruppen, Kriegs ſt är ke: 5 000 000. Die Schlagkraft des ſtehenden Heeres wird durch rund 1500 Flugzeuge, 400 Kampfwagen und etwa 2100 Eine Schlacht verebble 2. September 1916:„Der Angriff auf Verdun iſt einzuſtellen!“ Wir haben im März des Beginns der Verdun⸗Offenſive vor zwanzig Jahren gedacht. Wir ſollten aber auch nicht ver⸗ geſſen, daß dieſe Schlacht monatelang ſich hinzog, und erſt im September 1916 zu verebben begann. In den Schlach⸗ tenſchilderungen des Reichsarchivs iſt die Tragödie von Ver⸗ dun mit der Zermürbungsſchlacht packend dargeſtellt worden. Immer gleichförmiger reihen ſich die Aufzeichnungen der Kriegstagebücher aneinander. Freilich jedem neu ein⸗ geſetzten Regiment wird Verdun zum Erlebnis, das ſich un⸗ vergeßlich ins Gehirn einwühlt. Ihnen allen, die glaubten, an der Marne, und in Flandern, in den Argonnen und Vogeſen, in Polen und den Karpathen den Krieg in ſeiner furchtbarſten Geſtalt kennengelernt zu haben, ging hier eine neue Welt des Todes, des Grauens und der Vernichtung auf. Wie von etwas Aufaßbarem berichten ſie von dem nächtlichen Einrücken in Stellung, vom Verlaufen in ödem Trichterfeld, von wahnſinnigem Sperrfeuer, das die Zu⸗ ſammenhänge der Kompanien zerreißt, von atembeklemmendem Leichendunſt in ſchwüler Sommernacht, von Stellungen, die nach ihren bisherigen Begriffen keine Stellungen ind, von Tagen und Nächken der Einſamkeit im einzelnen Granat⸗ loch, von ſchier unerträglichem Durſt im Sonnenbrands und Hunger und Näſſe, von dem faſt greifbar gegenüberlie⸗ genden Feinde, der mit wachſamen Maſchinengewehren, Hand⸗ und Gewehrgranaten den Tod herüberſchickt, von niedrigflie⸗ genden franzöſiſchen Fliegern, die Trommelfeuer herüberlenken und ſelbſt mit MG herabſchießen, Verſchüttung und Todes⸗ not, ohnmächtiger, dumpfer Wut, über die eigene Wehr⸗ loſigkeit, über die eigenen Flieger, die die feindlichen nicht verkreiben, die eigene Artillerie, die aus der Anmöglichkeit heraus, die wechſelnden Trichterlinien feſtzuſtellen, die eigenen Stellungen beſchießt, genau ſo, wie es die franzöſiſche auch tut, endlich und vor allem. höhere Führung, von. der man ſich zwecklos in dieſen odesbann hineingetrieben ſieht. Franzöſiſche Angriffe und deutſche Gegenangriffe verflechten ſich ineinander. —.———— Geſchütze ſichergeſtellt. Der Wehretat macht 29 v. H. des Geſamthaushalts aus. Die geſamte Bevölkerung iſt im Kriegsfall vom 17. bis 60. Lebensjahre zur Hilfsdienſt⸗ leiſtung verpflichtet, alle Wehrfähigen ſollen eine Ausbil⸗ dung erhalten. Polen. Polen hat ein ſtehendes Heer von 270000 Mann Frie⸗ densſtärke(3 200 000 Kriegsſtärke), es beruht uuf der all⸗ gemeinen Wehrpflicht mit einer aktiven Dienſtzei t von 18 bis 21 Monaten. Rund 38 v. H. des Geſamthaus⸗ haltes werden für die Armee ausgegeben, die Techniſierung hat große Fortſchritte gemacht, 600 Kampfwagen und rund 1000 Flugzeuge ſind einsatzbereit. Polen verfügt dazu über eine verhältnismäßig ſtarke Kavallerie von 273 Eskadronen. Großbritannien. Großbritannien kennt die allgemeine Wehrpflicht nicht, verfügt aber über ein ſtehendes Freiwilligen⸗ heer, deſſen Angehörige durchſchnittlich zu 12jähriger Dienſtzeit verpflichtet ſind, davon ſieben Jahre im aktiven Dienſt. Die Friedensſtärke des Geſamtheeres baträgt einſchließlich der Luftwaffe etwa 475000 Mann, während die Kriegsſtärke auf 2 000 000 Mann zu veranſchlagen iſt. Den Streitkräften des Mutterlandes ſtehen 3000 Flugzeuge, etwa 600 Tanks und 1400 Geſchütze zur Verfügung. Schweiz und Holland. Die Schweiz beſitzt ein reines Milizhheer, aber allge⸗ meine Wehrpflicht. Die Ausbildung dauert 10 bis 103 Tage, je nach der Truppengattung. Im Kriegsfall würden immer⸗ hin 400 000 Mann zur Verteidigung des Landes bereit⸗ ſtehen.— Holland hat ein milizartiges Rahmenheer, ebenfalls mit allgemeiner Wehrpflicht. Die Dienſtzeit be⸗ trägt für Mannſchaften 5¼ Monate, dazu eine 40tägige Uebungszeit. Im Kriegsfall würden 300 000 Mann unter Waffen ſein. Et oßtrupp gegen Verkehrsunfälle Der Chef der Ordnungspolizei, General Daluege, eröffnete am Montag in der Immelmann⸗Kaſerne in Schöneberg im Auftrage des Reichsführers SS und Chefs der deutſchen Polizei, Himmler, den erſten Straßen⸗ polizeilehrgang für motoriſierte Gendarmeriebereit⸗ ſchaften. Die 450 Lehrgangsteilnehmer ſind ehemalige Feld⸗ jäger, die bisher in der Schutzpolizei Dienſt taten, um nun nach Ablauf eines Vierteljahres als beſte geſchulte moto⸗ riſierte Gendarmeriebereitſchaften im Straßendienſt auf dem flachen Lande eingeſetzt zu werden. General Daluege hielt an die Teilnehmer des Lehr⸗ gangs eine längere Anſprache, in der die grundſätzlichen Richtlinien zuſammengefaßt wurden, die künftig auf dem Gebiet der Straßenverkehrspolitik hinſichtlich der Erziehung der Verkehrsteilnehmer maßgebend ſein ſollen. Die Belehrung über die Verkehrsvorſchriften müſſe noch ſtärker als bisher ſchon in der früheſten Jugend einſetzen und ſich im übrigen auf alle Altersgruppen erſtrecken. Vor bedingung für den Erfolg u be ſeien klare Gebote und Verbote. General Daluege betonte, daß die Polizei im Laufe der Zeit dazu derben werde, die gebührenpflich⸗ ligen Verwarnungen zu erhöhen, damit jeder lerne, ſich dem Gemeinwohl unterzuordnen. Die Juſtiz ſchließlich werde ſcharf durchgrer⸗ en müſſen, wenn die Strafe von erzieheriſcher Wirkung ein ſolle. Für eine gerechte, dem Volksempfinden ent⸗ ſprechende Strafe ſeien die Vermittlungen der Straßenpo⸗ lizei von weſentlicher Bedeutung. Im Reichsgeſetzblatt iſt das Luftverkehrsgeſetz in der neueſten Faſſung veröffentlicht. Gleichzeitig mit dieſer Neufaſſung des Geſetzes, die an ſich keine grundſätzlichen Aenderungen enthält, wird eine neue Verordnung über Luftverkehr vom 21. Auguſt 1936 als Durchführungsgeſetz zum Luftverkehrsgeſetz bekanntgegeben, die mit Wirkung vom 15. September 1936 an die Stelle der überholten Luft⸗ verkehrsordnung von 1930 tritt. Sie trägt vor allem der neuen Organiſation der Luftfahrtverwaltung Rechnung, nach der alle Hoheitsbefugniſſe auf dem Gebiet der Luft⸗ fahrt in der Hand des Reichsminiſters der Luftfahrt ver⸗ einigt ſind. Sport in Kürze Admira Wien, Oeſterreichs Fußballmeiſter, wird— einer Wiener Meldung zufolge— am 8. September in Nürnberg gegen den deulſchen Pokalmeiſter, 1. FC. Nürn⸗ berg, ſpielen. * Der VfR Mannheim ſieht in dieſen Tagen auf ein 40. jähriges Beſtehen zurück und warket aus dieſem Anlaß mit einigen beſonderen Veranſtaltungen auf. Am 5. September ſpielen die Fußballer gegen den SV Wiesbaden, während die Borſtaffel am gleichen Abend gegen Saar 05 Saar⸗ brücken antritt. Am 6. September haben die Handballer Ingobertia St. Ingbert zu Gaſt. i Arſenal London, Englands Fußball⸗Pokalmeiſter, hat zum 1. November eine Mannſchaft des Feſtlandes nach Lon⸗ don zu einem Freundſchaftsſpiel eingeladen, und zwar die Elf des Pariſer Racing⸗Clubs, die ſchon wiederholt in Paris gegen die Engländer ſpielte. Der nächſte Länderkampf gegen Holland, der zum 6. Dezember vereinbart iſt, wird mit größter Wahrſcheinlich⸗ keit in einer rheiniſchen Stadt(Düſſeldorf?) ausgetragen. Die letzte Begegnung 1935 in Amſterdam gewannen unſere Fußballer mit 312. * Chinas Olympia⸗Fußballelf ſpielte in Amſterdam gegen die bekannte Mannſchaft von„Ajax“ und unterlag mit 3 Toren. Bei der Pauſe führten die Holländer ſogar 3:0. * Mit einem Diskuswurf von 55,30 Meter wartete unſer Weltrekordmann Willi Schröder auf, leiber Aber nicht bei einer offiziellen Veranſtaltung, ſondern beim Training in Niendorf bei Oebisfelde. Schröders Weltrekord ſteht be⸗ kanntlich auf 53.10 Meter. 5 5 Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 31. Auguſt. Am Großviehmarkt waren aufgetrieben: 45 Bullen, 41 Ochſen, 35 Rinder, 60 Kühe, zuſammen 181 Stück Großvieh. Die Beſchickung des Marktes war eine ungenügende, eine weſent⸗ liche Aenderung iſt nicht eingetreten. Die Tiere wurden ent⸗ ſprechend den Kontingenten den einzelnen Verbrauchern zuge⸗ wieſen. Es ergaben ſich folgende Höchſtnotizen: Bullen 43, Ochſen 45, Ninder 44 und Kühe 43 Pfg.— Am Kaälber⸗ markt ſtanden 877 Tiere, gegenüber 798 in der Vorwoche, bei einem Höchſtpreis von 92 Pfg.— Der Schweinemarkt war mit 760 Tieren beſchickt bei einem Minderauftrieb von 222 Tieren gegenüber der Vorwoche. Entſprechend der Kon⸗ tingente wurde die Zuweiſung durch die Marktkommiſſion vorgenommen, bei einem unveränderten Höchſtpreiſe von 57 Pfg. 5 Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 31. Auguſt. Notie⸗ rungen alle unverändert. Frankfurter Getreidegroßmarlt vom 31. Auguſt. Amt⸗ lich notierten: Weizen, Feſtpreisgeb. W 13 19,70, W' 16 20, W 19 20,40, W 20 20,50; Roggen, Feſtpreisgeb. R 12 16, R 15 16,30, R 18 16,70, R 19 16,90; Weizenmehl, Type 970, Feſtpreisgeb. W 13 28,75, W 16 29, Wů 19 29, W'ᷣ 20 29,35; Roggenmehl, Type 997, Feſtpreisgeb. R 12 22,45, N 15 22,80, R 18 23,30, R 19 28,50 Weizenfuttermehl 13,50; Weizenkleie, Feſtpreisgeb. W 13 10,65, W'ö16 10,80, W 19 11, W' 20 11,10; Noggenkleie, Feſtpreisgeb. R 12 9,95, R 15 10,15, R 18 10,40, R 19 10,50; Treber 16; Heu 4,50 bis 5; Weizen⸗ und Roggenſtroh, drahtgepr. und geb. 2 Rm. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 31. Auguſt. Auf⸗ trieb; 266 Rinder, darunter 31 Ochſen, 55 Bullen, 194 Kühe, 36 Färſen; ferner 419 Kälber, 66 Schafe, 1068 Schweine. Preiſe: Ochſen 42, bis 45, Bullen 40 bis 43, 89 Kühe 40 bis 43, 34 bis 39, 33, 25; Färſen 41 bis 44; Kälber 89 bis 93, 80 bis 88, 71 bis 79, 60 bis 70; Läm⸗ mer, Hämmel 55 bis 58, Schafe 50 bis 55, 48; Schweine 57, 57, 56, 55, 53, 51, 56. Marktperlauf: Großvieh und Schweine zugeleilt, Kälber, Hämmel und Schafe lebhaft, ausverkauft. Die Abwehrſchlach! raſt weiter. Der Feind will hier den Erfolg erzwingen zu derſelben Zeit, wo die deutſchen Linien an der Somme zu wanken beginnen, wo Bruſſilow im Oſten neue Fortſchritte macht und Rumänien den Krieg erklärt hat. Das Metzer Königs⸗Regt. 145, das die 17 ger abgelöſt hat, ſchlägt am 28. Auguſt wieder einen ſtarken Angriff zurück. Aber das 1. Batl. im Abſchnitt C ſüdlich der Straße iſt faſt aufgerieben. Mit entblößtem Haupte emp⸗ fing der Brig.⸗Kd., Oberſt vo. Wahlen⸗Jürgaß, die Trümmer nach ihrer Ablöſung am 1. 9. Angriffe brachten die letzten Tage weniger, aber durch furchtbares Regenwetter wurden die Leiden der Truppe aufs höchſte geſteigert, Tote und Ver⸗ wundete im Schlamm begraben. Die 33. J.⸗D. gab am 31. 8. ihren linken Abſchnitt, zwiſchen Fleury und Chapitre, an die vom Walde von Avocburt herübergeholte 192. J.⸗D. ab. III. und 1/193, die dort ſchon Feuchtigkeit im Ueber⸗ maß genoſſen halten, ſtanden zuerſt in den mit Waſſer ge⸗ füllten Granatlöchern. Allein von der 3. Kompanie mußten bei der Ablöſung nach zwei Tagen 20 Mann mit Gelenk⸗ rheumatismus nach dem Fort Douaumont zurückgetragen werden. Wenig tat hier das Artilleriefeuer; aber MG⸗ Feuer und beſonders Gewehrgranaten aus den nur 20 bis 80 Meter entfernten, überhöhenden franzöſiſchen Gräben verurſachten täglich Opfer. Die 12. Kompanie mußten ihren verehrten Führer, Leutnant der Reſerve Heeſemann, von den Splittern eines ſolchen Geſchoſſes am ganzen Körper getrof⸗ ſen, ſchwer verwundet zurücktragen. Am 3. 9. griff der Feind an und drang zwiſchen 848 und 843, wo die Stellung gegen St. Fine⸗Kap. vorgebogen war, in die Trichterlinie ein. 11. und 12/193, nach vier Stellungstagen aufs äußerſte erſchöpft, ſowie die 2. und 3. Komapnie des 1./b. 25, das den linken Unterabſchnitt übernommen hatte, wurde größten⸗ teils gefangen. Mit einem MG 7hatte Lt. Nebauer, Kp.⸗F. der 1./5.25, von der Ecke des Chapitre dem vorgehenden Feinde ſchwerſte Verluſte zugefügt und weſentlich dazu beige⸗ tragen, daß der Rückſchlag keinen noch größeren Umfang annahm. ö Es waren die letzten Atemzüge der großen Schlacht, die nun auch auf dem Oſtufer zunächſt in ruhigeren Stel⸗ lungskampf überging. Selbſt nach dem Mißerfolge des 11. Juli hakte General Schmidt v. Knobelsdorf ſeine Juverſicht auf den endlichen Erfolg des Verdun⸗Unternehmens nicht aufgegeben. Unter der Begründung, daß beim 7 inde der Glaube an den Fortgang der deutſchen Offenſive auf⸗ rechterhalten werden müſſe, um ihn an Abtransporten nach der Somme zu hindern, waren die blutigen Angriffe gegen die Souville⸗Naſe am 1. und 5. Auguſt erfolgt. Immer dringender fühlte aber die OHL. die Notwendigkeit, die noch immer ſtarken, bei Verdun aufzuwendenden Mit⸗ tel für entſcheidendere Stellen freizumachen. So gelang es dem die Stimmung der Armee teilenden deutſchen Kron⸗ prinzen endlich. hei ſeinem Vater den für die Einſtellung der Offenſive nokwendigen Perſonalwechſel zu erreichen. Am 23. 8. wurde Generalleutnant Frhr. v. Lüttwitz zum Chef des Generalſtabes der Heeresgruppe Kronprinz ernannt. Am 27. erfolgte die Kriegserklärung Rumäniens an Oeſterreich, was eine ungeheure Erſchwerung der Lage der Mittelmächte und zuſammen mit dem fortdauernden Drucke der Weſtgegner an der Somme und dem immer erneuten Aufleben der ruſſiſchen Offenſive für die deutſche Kriegführung die ernſteſte Kriſis vor jener im Sommer 1918 bedeutete. In dieſem Augenblick faßte der Kaſſer den Entſchluß, den Mann an die Spitze der deutſchen Heeresleitung zu ſtellen, der die größten Erfolge des Krieges mit ſeinem Namen verbunden hatte und wie kein anderer das Vertrauen des ganzen olkes genoß. Am 29. 8. wurde Generalfeldmarſchall v. Hindenburg Chef des Generalſtabes des Feldheeres, General Ludendorff 1. Generalquartiermeiſter. Und eine der erſten Maßnahmen der neuen Männer war der Befehl an die Heeresgruppe Kronprinz Wilhelm vom 2. September: „Der Angriff auf Verdun iſt einzuſtellen und die gewonnene Linie als Dauerſtellung auszubauen.“ Unter den Führern vor Verdun war wohl die Erkenntnis von der Schwierigkeit der geſtellten Aufgabe allgemein. Die Rücksicht auf eine Steigerung der feindlichen Siegeszuver⸗ ſicht und eine Ermattung des Siegeswillen im eigenen Volke machte ein Aufgeben des mit 2 viel Blut erkämpften Bodens der Punkte Fleury, Thiaumont, Baus, vielleicht gar des Douamont, und die Einnahme einer weietr rückwärts gelegenen, den Wirkungen der indlichen Feſtungskampfmittel weniger ausgeſetzten Stellung unmöglich. Das Halten aber der„gewonnenen Linie“ unter den Kanonen und Beobachtungsſtellen der nicht bezwungenen Forts in einem auf drei Seiten umfaßten Keil bedeutete eine Ver⸗ ewigung jenes die Trupep zermürbenden 1 täglicher ſchwerſter Beſchießungen, bei mangelhafter Verpflegung in⸗ folge unmöalicher rückwärtiger Verbindungen. 3 die Probe aufs Exempel . Fortſetzung.) „Wüßten Sie vielleicht eine Anſtellung für mich, Herr Kommiſſar?“ packte ich die Gelegenheit beim Schopf. „Hm“, meinte der Beamte,„bei uns wird das ſchwer möglich ſein. Aber vielleicht... wir wollen ſehent kommen Sie in einigen Tagen wieder.“ Mein neuer Beruf: Detektivin! Natürlich nahm ich den Kommiſſar beim Wort und ſuchte ihn nach einigen Tagen wieder auf. „Gut, daß Sie kommen“, begrüßte er mich.„Ich habe mit einem ehemaligen Kollegen geſprochen, der heute eine große Auskunftei leitet. Gehen Sie zu ihm und berufen Sie ſich auf mich.“ Ich bekam die Adreſſe und begab mich gleich nach jenem Büro. Es befand ſich in einem vornehmen Haus am Kurfürſtendamm. Der livrierte Diener, dem ich den Zweck meines Kommens mitteilte, führte mich durch das große Vorzimmer zu einer der zahlreichen gepolſterten Türen. Von irgendwoher klang das wütende Geklapper von Schreibmaſchinen. Das Ganze ſah nach Betrieb aus und verriet Wohlſtand. In einem ſachlich eleganten Zimmer mußte ich warten, dann öffnete mir der Diener eine Verbindungstür und ſagte, der Herr Doktor ließe bitten. An einem Diplomatenſchreibtiſch ſaß ein Mann mit jungen klugen Augen, zu denen das weiße Haar und der gepflegte weiße Spitzbart einen eigenartigen Gegenſatz bil⸗ deten. „Alſo Sie ſind das Fräulein Brunner!“ begrüßte mich der Doktor.„Der Kommiſſar hat mir von Ihnen erzählt. Ganz große Sache, die Sie allerdings nur dem Zufall zu verdanken haben. Aber ſchließlich entſcheidet der Erfolg. Ich will es mit Ihnen auf acht Tage zur Probe verſuchen. Vier Mark täglich.“ Morgens um 8 Ahr Der Doktor kramte in ſeiner Schreibtiſch⸗ lade und reichte mir ein Lichtbild, das einen Mann mit Windhundgeſicht vorſtellte. Das Original hatte ich zu beobachten. In der Nähe eines beſtimmten Hauſes ſollte ich mor⸗ gens um acht Uhr Poſten beziehen und ſo lange warten, bis jener Menſch das Gebäude betrat. Sobald er wieder herauskam, hatte ich ihn unauffällig zu verfolgen und über ſeine Tätigkeit bis 18 Uhr lückenlos zu be⸗ richten. Seine übrige Zeit ging mich nichts an. Rapport Punkt 19 Uhr. Meine ganzen Vorkenntniſſe für den Be⸗ ruf einer Detektivin beſtanden darin, daß ich ein paar Kriminalromane geleſen hatte. Nach einigem Nachdenken mußte ich mir eingeſtehen, für dieſe Beſchäftigung vollkommen ungeeig⸗ net zu ſein. Lebenserfahrung fehlte mir wie Menſchenkenntnis. Trotzdem klammerte ich mich an die Hoffnung, die Probezeit gut zu beſtehen und feſt angeſtellt zu werden. Viel⸗ leicht konnte ich mich wenigſtens einige Wo⸗ chen halten und etwas erdtenen. Alſo ein Poſtbote! Am nächſten Morgen kleidete ich mich be⸗ ſonders unauffällig, dann ging ich zu jenem Haus in der Lützowſtraße. Das Lichtbild hatte ich mir gut eingeprägt. Gleich nach acht UÜht betrat ein Poſtbote das Haus, den ich weiter nicht beachtete. Als er aber wieder herauskam, blickte ich ihm zufällig ins Geſicht und erſchrakl. Es war der Mann mit dem Windhundgeſicht. Alſo einen Poſtboten mußte ich beobachten. Was er wohl auf dem Kerbholz hatte? Einen Briefträger im Dienſt zu beobachten, iſt keine vielverſprechende Tätigkeit. Er lief Haus rein, Treppe rauf, Treppe runter, Haus raus, Straße rüber, Haus rein, Treppe rauf, Treppe runter uſw. nach Poſtbotenart. Ich folgte ihm ſtets bis ins Treppenhaus, hörte, wie er klin⸗ gelte, dann grüßte, wobei er wohl die Briefe abgab, und wie ſich bei der nächſten Wohnpartei dasſelbe abſpielte. Um zehn Uhr ging mein Mann zum Poſtamt Gen⸗ thiner Straße, verſchwand, kam nach einer Weile neuer⸗ dings mit Poſtſachen beladen heraus und wiederholte ge⸗ nau die Route. Zu Mittag folgte ich ihm in die Pots⸗ damer Straße, wo er in einem Zinshaus verſchwand. Da er nicht wiederkam, nahm ich an, daß er vielleicht hier wohnte. Der Portier, den ich in ein Geſpräch zog, be⸗ ſtätigte mir dieſe ſchwarfſinnige Schlußfolgerung. Wenn ich nur gewußt hätte, weſſen man den Mann beſchuldigte! Nach einer Stunde trat er wieder auf die Straße, und ich folgte ihm wie ſein Schatten. Er ging nach dem Poſtamt, holte neue Poſt und machte getreulich den alten Weg, treppauf, treppab. Um 18 Uhr hatte ich meine Pflicht erfüllt. Ich prüfte nochmals die ſorgfälti⸗ gen Notizen äber ſeine Tätigkeit und ging dann zu Fuß nach dem Kurfürſtendamm. Berichterſtattung beim Chef Um Punkt 19 Uhr betrat ich die Auskunftei und wurde gleich zum Doktor geführt. Er las in einer Zei⸗ bag uud wies auf den Stuhl gegenüber ſeinem Schreib⸗ ne auch nur aufzuſehen. können mi Are Vortrag beginnen“, ſagte ſich tizen vorzutragen. Genau bezeichnete ich jedes Haus, in das der Poſtbote gegangen war, und erzählte ſtolz ſogar von ſeinen Familienverhältniſſen. gar nicht zuzuhören. Das ärgerte mich. Als ich geendet hatte und der Doktor noch immer werde. Wenn ich den Grund wüßte, würde es mir wohl leichter ſein, einen Erfolg zu erzielen. „Kümmern Sie ſich darum nicht“, antwortete der Doktor kurz,„und machen Sie weiter Ihren Dienſt.“ „Sie ſind angeſtellt!“ Drei Tage lang beobachtete ich meinen Briefträger, ohne daß mir etwas Beſonderes auffiel, und jeden Abend leierte ich meinen Bericht herunter, während mein Chef in der Zeitung las. Die Sache begann, mir auf die Ner⸗ ven zu gehen. Am vierten Tag regnete es. Daher ließ ich den Poſtboten allein und ging in eine Konditorei in E gehend mit ſeiner Lektüre be⸗ ſchäftigte. N der Lützowſtraße. Alſo begann ich, meinen Bericht an Hand der No⸗ Während ich ſrach, las der Doktor intereſſiert in ſeiner Zeitung und ſchien mir ſchwieg, fragte ich, warum der Mann eigentlich beobachtet und ſtellte den ſchönen Spitzbart vor ſich auf den Schreih⸗ tiſch. Jetzt ſaß mir mein früherer Nachbar aus der Kon⸗ ditorei gegenüber. „Mädchen“, ſagte der Doktor,„Sie ſind intelligenter, als Sie ausſehen. Ich erwartete, daß Sie die unglaub⸗ lichſten Geſchichten über den armen Briefträger erfinden würden, damit wir glauben ſollten, Sie wären ein Detel⸗ tivgenie. So machen es nämlich die meiſten Anfänger, Sie ſind mit 150 Mark monatlich angeſtellt!“ Am nächſten Morgen empfing mich der Doktor ohne lächerliche Maskerade. Er ſetzte mir in einem längeren Vortrag meine erſte Aufgabe auseinander, derzufolge ich meine Detektivlaufbahn als Stubenmädchen beginnen ſollte. n Vor einigen Wochen hatte ein Fabrikant bei der Kri⸗ minalpolizei die Anzeige erſtattet, daß aus dem verſperr⸗ ten Wandtreſor in ſeinem Schlafzimmer ein Paar Ohr⸗ gehänge ſeiner Frau im Werte von 9000 Mark entwendet worden ſeien. Die Dame des Hauſes ſagte aus, daß ſie den Verluſt des Schmuckſtückes erſt bemerkt hätte, als ſie am Montag von ihrer Villa am Wannſee, wo das Ehe⸗ paar das Wochenende zu verbringen pflegte, zurückgekehrt war. Sonderbarerweiſe fehlte aber ſonſt nichts von den zahlreichen und wertvollen Schmuckgegenſtänden. Eine Irreführung von ſeiten des reichen und angeſehenen Fa⸗ brikanten ſchien unwahrſcheinlich, und die Po⸗ lizei neigt zu der Meinung, daß der Täter Zeichnung: Dr Gleich nach acht Uhr betrat ein Poſtbote das Haus. Als er wieder heraus⸗ kam, blickte ich ihm ins Geſicht. Es war der Mann mit dem Windhundgeſicht. Nach einer Weile betrat ein großer, glattraſierter und ſehr eleganter Herr das Lokal und nahm am Nebentiſch Platz. Ich merkte bald, daß er mich aufmerkſam freund⸗ lich betrachtete, aber ich tat ihm nicht den Gefallen, ebenſo zurückzublicken. Einmal ſtand er auf, kam an meinen Tiſch heran und erbat eine Zeitſchrift. Als er nach dem Blatt griff, be⸗ merkte ich, daß ſein rechter Zeigefinger unter dem Nagel eine kleine Blutblaſe aufwies, die wohl von einer Quet⸗ ſchung herrühren mochte. Der Mann verſuchte ſpäter noch, mich von Tiſch zu Tiſch in ein Geſpräch zu ziehen, aber ſeine Liebenswürdig⸗ keiten prallten wie von einem Panzer ab. Ich war näm⸗ lich ſchlecht aufgelegt, weil ich Zahnweh hatte. Um ſieben Uhr ging ich zum Rapport. Der Doktor ſah von ſeiner chroniſchen Zeitung nicht einmal auf. Ich nahm unaufgefordert Platz, und ich log meinen Tages⸗ bericht herunter. Als ich damit fertig war, ließ der Dok⸗ tor zunächſt ein„Hm, hm“ hören und blieb weiter in ſeine Zeitung vertieft. Mich empörte die Mißachtung meiner Perſon. „Angeſtellte, die ihren Dienſt im Café erledigen, pflege ich hinauszuwerfen, verehrtes Fräulein Brunner!“ ſagte endlich der Chef und legte die Zeitung weg. Meine Stellung war tief erſchüttert. Ich ſank in meinem Stuhl zuſammen und wurde kleiner und kleiner. Plötzlich blieb mein Blick auf dem rechten Zeigefinger des Doktors hängen, unter deſſen Nagel ſich eine kleine Blut⸗ blaſe befand. Ein großes Licht ging mir auf, und wäh⸗ rend ich den Spitzbart des Chefs ſcharf ins Auge faßte, wurde ich größer und größer. „Sehr geehrter Herr Doktor“, ſagte ich,„das mit der Bewachung des Briefträgers iſt lächerlich. Geſtatten Sie 1 85 hangegen die Frage: Schlafen Sie auch mit dem art? Ich wartete auf den Hinauswurf. Der Chef ſah mich an wie ein liebenswürdiger Baſilisk, gluckſte ein paarmal unter den Hausangeſtellten zu ſuchen ſei, zu⸗ mal der Treſor keine Spuren von Gewalt— anwendung aufwies. Wahrſcheinlich hatte je⸗ mand vom Hausperſonal einen Wachsabdruck vom Treſorſchlüſſel machen können und den Einbruch mit dem Nachſchlüſſel ſelbſt voll⸗ führt oder einen außenſtehenden Verbündeten dazu veranlaßt. Dieſe Möglichkeit beſtand, da am Sonntag die Köchin, das erſte und das zweite Stubenmädchen ausgegangen waren und die Wohnung einige Stunden hindurch unbeaufſichtigt blieb. Das übrige Perſonal, beſtehend aus dem Kinderfräulein, dem Chauffeur und einem Küchenmädchen, kam für direkte Täterſchaft nicht in Frage, da dieſe Angeſtellten das Wochenende mit der Herrſchaft in Wannſee verbracht hatten. Schließlich verdichteten ſich die Verdachts⸗ momente gegen das zweite Stubenmädchen, das man ſogar in Haft nahm. Die Unter⸗ ſuchung verlief ergebnislos, ſo daß das Mäd⸗ chen wieder auf freien Fuß geſetzt werden mußte. Mädchen mit geheimem Auftrag Allmählich ſchliefen die Akten bei der Po⸗ lizei ein, und auch der Fabrikant intereſſierte ſich nicht ſonderlich für die Wiedererlangung des Schmuckes, da die Ohrgehänge mit 9000 Mark gegen Verluſt und Diebſtahl verſichert waren. Lebhaftes Intereſſe für die Aufklä⸗ rung des Falles bezeigte jetzt aber die leid⸗ tragende Verſicherungsgeſellſchaft, die auch unſere Auskunftei mit den Recherchen betraut hatte. Nach dieſen Erklärungen übergab mir der Doktor ein paar auf meinen richtigen Namen lautende glänzende Zeugniſſe, denen zufolge ich bereits in erſtklaſſigen Häuſern als Stu⸗ benmädchen beſchäftigt geweſen war. Ich ſollte damit zu einer von meinem Kommen bereits unterrichteten Stellenvermittlerin gehen, die mich in das Haus der Familie des Fabrikanten ſchicken würde, wo ich mich wegen des noch freien Poſtens eines zweiten Stubenmädchens vorſtellen ſollte. „Sie müſſen die Anſtellung unbedingt bekommen“, ſchloß der Doktor mit ſeinen Weiſungen.„Halten Sie Augen und Ohren offen, trauen Sie niemand und ver⸗ dächtigen Sie alle. Sobald Sie irgend etwas bemerken, verſtändigen Sie mich!“ Bald nach dieſer Unterredung ſtand ich in einer vor⸗ nehmen Villa in Charlottenburg der Hausfrau gegen⸗ über, die erſt meine Zeugniſſe prüfte und mich dann einem kleinen Verhör unterzog. Ich mußte zufriedenſtel⸗ lend gelogen haben, denn ich wurde mit 50 Mark Mo⸗ natsgehalt aufgenommen. Der Dienſt war keine Kleinigkeit. Ich mußte acht Zimmer in Ordnung halten, beim Servieren helfen, Klei⸗ der und Schuhe reinigen, plätten und nähen und zwiſchen⸗ durch die verſchiedenen Wünſche der Herrſchaft erfüllen. Am Abend fiel ich ins Bett und ſchlief ſchon. Aufſchlußreiche Hinweise Ich war ein tüchtiges Stubenmädchen geworden und vergaß faſt meinen eigentlichen Zweck. Ich machte mich bei der Köchin und bei der zweiten Kollegin beliebt. Na⸗ turgemäß bekunden Hausangeſtellte vor allem Intereſſe für ihre Herrſchaft, und ſie unterhalten ſich am liebſten über deren Intimitäten. So erfuhr ich immerhin einiges, was der Polizei entgangen war. Die Angeſtellten hatten ſich natürlich gehütet, bei der Vernehmung Nachteiliges Über die Brotgeber auszuſagen. Die bejahrte Köchin, noch immer heimlich empört, daß auch ſie gewiſſermaßen ver⸗ dächtigt worden war, zog mich ins Vertrauen und machte ihrem Herzen Luft. „Die Polizei hätte gutgetan“, deutete ſie mir einmal an,„nicht nur uns Bedienſteten auf die Kappe zu gehen. Unſre Gnädige ſelbſt zum Beiſpiel nun, ich will nichts geſagt haben!“ FC Fortſetzung folgt.) 5 9 55 8 Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und Industrie liefert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei Ei