Ein⸗ ereſt den T in ten ichen hren ahr⸗ auf ihre Rr. 206(2. Blatt). Leekar Bote Donnerstag, 3. September 1936 e Reichstagung der Auslandsdeutſchen 4000 Volksgenoſſen aus aller Welt in Erlangen. Erlangen, 3. September. Die vierte Reichstagung der Auslandsdeutſchen, die von der Auslandsorganiſation der NSDAP in der Zeit vom 2. bis 7. September veranſtaltet wird, wird die größte Tagung der Auslandsdeutſchen ſein, die es jemals gegeben hat. Erlangen erwartet weit über 4000 Volksgenoſſen aus allen Ländern der Welt. Gauleiter Bohle, der Leiter der Auslandsorganiſa⸗ tion der NSDAP, hielt die Begrüßungsanſprache. Am Mittwochabend veranſtaltete die Stadt im feſtlich erleuch⸗ teten Schloßgarten zur Erinnerung an die 250jährige Wie⸗ derkehr des Tages der Hugenotten⸗Einwanderung in Er⸗ langen ein Hugenotten⸗Feſtſpiel. Am 3. September wird Gauleiter Bohle die Tagung in dem großen, 4000 Perſonen faſſenden Zelt am Puchta⸗ Platz eröffnen. Der Oberbürgerm eiſter wird hier die Tagungsteilnehmer begrüßen Anſchließend findet eine Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof und am Gefallenendenkmal ſtatt. Am Nachmittag ſprechen eine Reihe Auslandsdeutſcher und Seefahrer aus allen Teilen der Erde von ihrem Kampf und ihrer Arbeit. Der 4. September beginnt mit einem Vortrag des Reichsleiters Buch, des Vorſitzenden des Oberſten Partei⸗ gerichts der NSDAP. Am Nachmittag wird unſeren aus⸗ landsdeutſchen Volksgenoſſen durch Vorführungen von Filmen verſchiedener Auslandsgruppen der NSDAp die Möglichkeit gegeben, die Arbeit ihrer Parteigenoſſen aus anderen Erdteilen kennenzulernen. Daran anſchließend werden einige Amtsleiter der AO über ihre Arbeitsgebiete berichten. Am 5 September finden nichtöffentliche Arbeitstagun⸗ gen der Politiſchen Leiter der AO ſtatt. Am 7. September wird die Tagung mit einem Kameradſchaftsabend ge⸗ ſchloſſen.. 150 Auskauſchſtudenken reiſen ins Ausland. Unmittelbar vor ihrer Ausreiſe ins Ausland waren etwa 150 Austauſchſtudenten und Studentinnen in einem fünftägigen Schulungslager des Deutſchen Akademiſchen Austauſchdienſtes in der Führerſchule des Berliner Hoch⸗ ſchulinſtituts für Leibesübungen in Neuſtrelitz(Mecklen⸗ burg) verſammelt. Am Schlußtag des Lagers beſuchte der Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbil⸗ dung, Ruſt, das Lager und verabſchiedete die Studenten. Er erkundigte ſich bei den Austauſchſtudenten nach ihren Plänen bezüglich ihres Auslandsſtudiums, das ſie nun für ein Jahr in faſt allen Ländern Europas, den Vereinigten Staaten, Kanada und dem Fernen Oſten antreten. Mit ſtarkem Nachdruck betonte Reichsminiſter Ruſt, daß der deutſche Student im Auslande niemals ſeine nationalſozia⸗ liſtiſche Anſchauung ſeinen Gaſtgebern aufdrängen ſolle; denn der Nationalſozialismus ſei keine internationale poli⸗ tiſche Idee. Der Student ſolle im Gegenteil verſuchen, das Volkstum des Auslandes zu begreifen und davon zu lernen. Das deutſche Gaſiſtättengewerbe Kundgebung der füddeutſchen Bezirksgruppen. — Stuttgart, 2. September. Anläßlich der Meſſe für das Gaſtſtätten⸗ und Beher⸗ bergungsgewerbe fand eine öffentliche Kundgebung ſtatt, an der ſich die Bezirksgruppen Württemberg, Bayern und Baden, Heſſen und Saarpfalz des Gaſtſtätten⸗ und Beherbergungsgewerbes beteiligten. Der Stellvertreter des Treuhänders der Arbeit Süd⸗ weſt, Oberregierungsrat Dr. Köpf, unterrichtete die Gaſt⸗ wirte in einem kurzen Referat über die Grundgedanken des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit, und ſtellte ihnen ihre Pflichkten als Betriebsführer vor Augen. Eine Tarifordnung wird ſolange notwendig ſein, bis alle Menſchen zu ſozialer Selbſtverankwortung erzogen ſind. Die Einrichtung des Vertrauensrats iſt ein wun⸗ dervolles Mittel der ſozialen Selbſtverwaltung. Die Ver⸗ wirklichung einer wahren Betriebsgemeinſchaft heißt Verwirk⸗ lichung des deutſchen Sozialismus. In einem weiteren Vortrag ſprach der Gaupropaganda⸗ leiter der Deutſchen Arbeitsfront, Rottler⸗Stuttgart, über das Weſen der Daß. und ihr Verhältnis zu den wirt⸗ ſchaftlichen Organiſationen. Er betonte, daß in der Deutſchen Arbeitsfront alle ſchaffenden Deutſchen zuſammengeſchloſſen ſind. In dieſer Front gibt es keinen Klaſſenkampf und kei⸗ nen Klaſſenhaß mehr. Oberſter Grundſatz iſt auch hier; Ge⸗ meinnutz geht vor Eigennutz. Der Leiter der Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten⸗ und Be⸗ e e, Pg. Fritz Dreeſen⸗Godes⸗ erg, bebondelte dann Einzelfragen des Gaſtſtättengewerbes. Er betonte, daß während der hinter uns liegenden Olympia das Deutſche Gaſtſtättengewerbe den Beweis ſeiner Leiſtungs⸗ fähigkeit erbracht habe. Wenn einem Zweig des Gewerbes noch eine Goldene Medaille gehöre, ſo ſei es das Deutſche Gaſtſtättengewerbe. Das Wort des Führers, Deutſchland zum gaſtreichſten Land der Welt zu machen, bedeute für die deutſchen Gaſtſtätten und Hotels eine beſondere Verpflich⸗ tung. Der Redner ermahnte dann die Gaſtſtätteninhaber, zur Förderung des Fremdenverkehrs die Hotel⸗ gutſcheine einzuführen, wie ſie das Ausland ſchon lange kennt. Von allen Gaſtſtätten iſt ein klares Preisan⸗ gebot zu fordern. Die Ueberhandnahme der Vermietung von Privatzimmern empfindet das Gaſtſtättengewerbe als drückend. Hier wird alles verſucht, um Wandel zu ſchaffen. Des weiteren befaßte ſich der Redner mit dem Schank⸗ gewerbe, wobei er eine ſtrenge Handhabe der Konzeſ⸗ ſionsſperre verlangte. Entgegenkommen erwarten die Gaſtwirke hinſichtlich der Straußwirtſchaften. Mit Nachdruck forderte er weiter die Abſchaffung der Gemein⸗ degetränkeſteuer. Er berichtete dann über die Verhandlungen mit dem Brauwirtſchaftsverband, wobei er die Schaffung eines Ein⸗ heitsbierlieferungsvertrags in Ausſicht ſtellte. Mit der Stagma ſollen die Gaſtwirte kollegial zuſammen⸗ arbeiten. Die Herabſetzung des Stagmatarifs ab 1. Oktober von 5 bis 15 Prozent bedeutet für die Gaſt⸗ ſtätteninhaber eine beträchtliche Erleichterung. Daß die Gaſt⸗ ſtätten mit der DAF. Hand in Hand arbeiten, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit. Zum Schluß forderte der Redner, daß jeder deutſche Gaſtwirt ein deutſcher Kaufmann werden müſſe, der Buchführung und Kalkulation voll beherrſche. „Nationalſozialiſtiſcher Muſter betrieb“ Der Führer verfügt beſondere Auszeichnung am Nakional⸗ feiertag des deutſchen Volkes. Berlin, 2. September. Die„Deutſche Arbeitskorreſpondenz“ teilt nachſtehende, aus München vom 29. Auguſt datierte Verfügung des Führers mit: „Betrieben, in denen der Gedanke der nationalſozialiſti⸗ ſchen Betriebsgemeinſchaft im Sinne des Geſetzes zur Ord⸗ nung der nationalen Arbeit und im Geiſt der Duc vom Führer des Betriebs und ſeiner Gefolgſchaft auf das voll⸗ kommenſte verwirklicht iſt, kann die Auszeichnung„Natio⸗ nalſozialiſtiſcher Muſterbetrieb“ verliehen werden. Die Auszeichnung erfolgt durch mich oder eine von mir beauftragte Stelle auf Vorschlag der DAF. Die Verleihung der Auszeichnung erfolgt auf die Dauer eines Jahres; ſie kann wiederholt erfolgen. Die Auszeichnung wird zurückgenommen, wenn die Vorausſetzungen für dieſe Verleihung nicht mehr gegeben ſind. Die Verleihung der Auszeichnung erfolgt am National⸗ feiertag des deutſchen Volkes und geſchieht durch Aushändi⸗ gung einer Urkunde an den Führer des Betriebs. Die Ver⸗ leihungsurkunde hat die Gründe anzugeben, die für die Verleihung maßgebend ſind. Ein Betrieb, dem die Auszeichnung„Nationalſozialiſti⸗ ſcher Muſterbetrieb“ verliehen iſt, iſt berechtigt, die Flagge der DA mit goldenem Rad und goldenen Franſen zu führen. Die Verfügung tritt ſofort in Kraft.“ Erfolge deutſcher Filmkunſt Den e e zwei weitere Preiſe und fünf Me⸗ aillen für deutſche Filme. Venedig, 2. September. Die 4. Internationale Jilmkunſtſchau Venedig endeke mit einem kriumphalen Erfolg für die deutſche Jilmkunſt. Der Preisrichterausſchuß, der am letzten Tag der Filmvor⸗ führungen zuſammentrat, erkannte den höchſten der zu verleihenden Preiſe, den Muſſolini⸗Pokal, dem deutſchen Luis⸗-Trenker⸗Film„Der Kaiſer von Kalifornien“ u. i Darüber hinaus wurde das deutſche en noch durch die Verleihung von zwei weiteren Preiſen und von fünf Medaillen ausgezeichnet. Der Film über die Olympi⸗ ſchen Winkerſpiele ugend der Welt“ erhielt als be⸗ ſter dokumenkariſcher Film den Duce⸗Preis und der Film »Schlußalkord“ als beſter Muſikfilm den Preis des Theakerinſtituts. Mit Medaillen wurden ausgezeichnet die Spielfilme„Ave Maria“ und„Verräter“, ſowie die Kul⸗ kur- und Lehrfilme„Metall des Himmels“,„Ein Meer ver⸗ ſinkt“ und„Die Kamera fährt mit“. Damit hat Deutſchland die größte Zahl von Preiſen auf der Filmkunſtſchau erhalten. Die Vielzahl der Auszeichnun⸗ gen für die verſchiedenſten filmiſchen Leiſtungen zeigt, daß ſich der deutſche Film nicht nur in einem einzigen Fach be⸗ währt, ſondern auf allen Gebieten Höchſtleiſtungen hervor⸗ bringt, die als ſolche auch anerkannt werden. Den Preis für die beſte Regiſſeurleiſtung erhielt der Regiſſeur Feyder für den franzöſiſchen Film„Die klugen Frauen“. Als beſte Schauspielerin wurde Annabella in dem franzöſiſchen Film„Von Abend bis Morgen“(Veille d Ar⸗ mes) preisgekrönt. Als beſter Schauſpieler erhielt Muni in dem Film der amerikaniſchen Warner⸗Bros⸗Filmgeſellſchaft „Das Leben von Louis Paſteur“ den Preis. Als beſte pho⸗ tographiſche Leiſtung wurde der britiſche Film„Tudor Röſe“ ausgezeichnet. Den Preis für den beſten politiſch⸗ſo⸗ zialen Film erhielt der italieniſche Abeſſinienfilm„Marſch der Helden“, Als wiſſenſchaftliches Werk wurde der Duce⸗ Film„Ein Blick auf den Meeresgrund“ preisgekrönt. Sporinachrichten. Ein Kampf der Nachwuchs⸗Mannſchaften Gau Mitte ſchlägt Südweſtelf mit 3:0(1:0) Die Fußballelf des Gaues Mitte, die ſich größtenteils aus Nachwuchsſpielern zuſammenſetzt, weilt bekanntlich zurzeit in Süddeutſchland und trägt im Laufe der Woche und am kommenden Sonntag drei Spiele gegen Nachwuchs⸗ mannſchaften des Gaues Südweſt aus. Am Mittwoch fand nun in Wiesbaden bei gutem Wetter und etwa 1500 Zu⸗ ſchauern das erſte Treffen der beiden Gauvertretungen ſtatt. Die Spieler des Gaues Mitte zeigten in dem durchaus fai⸗ ren Kampf, der von Beſt(Höchſt) geleitet wurde, das plan⸗ vollere Spiel und kamen dadurch zu einem verdienten 310⸗ Sieg. Die beſten Leute der ſiegreichen Mitte⸗Vertretung waren der Torhüter Schacher, Mittelläufer Boettcher und der Linksaußen Hoſſe. Bei Südweſt gefielen der Torhüter Wolf, der linke Eltpiller Verteidiger Fehlinger, der Wies⸗ badener linke Läufer Siebentritt und der in der zweiten Halbzeit eingeſetzte Rechtsaußen Schulmeyer. Weltbild(M). Auf dem Wege zur Europameiſterſchaft. Neueſte Aufnahme von dem deutſchen Halbſchwergewichts⸗ meiſter Adolf Witt, der am 4. September im Berliner Sport⸗ palaſt gegen den franzöſiſchen Meiſter Emile Ollivon zum Ausſcheidungsklampf um die Europameiſterſchaft antritt. Zum Reichsparteitag 1936 in Nürnberg. Links: Die Feſtplakette zum Reichsparteitag, die jeder Volksgenoſſe tra⸗ gen ſoll. Rechts: Son⸗ dermarken der Deutſchen Reichspoſt. Weltbild(M. Wer hat gewonnen? Gewinnauszug 5. Klaſſe 47. Preußiſch⸗Süddeutſche(273. Preuß.) Klaſſen⸗Lotterſe Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen 1 und II 21. Ziehungstag 1. September 1936 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 RM gezogen 8 Gewinne zu 5000 R. 51478 240266 291619 387667 2 Gewinne zu 3000 RM. 40177 48 Gewinne zu 2000 RM. 1201 44189 86562 148118 183073 204621 284399 313245 52 Gewinne zu 1000 RM. 575 3153 17452 19656 40784 44452 50057 55342 56984 71553 77400 79929 83317 110845 127083 131612 161483 180329 218648 277339 285886 323537 332012 340560 347101 356055 88 Gewinne zu 500 RM.. 844 13623 28416 40542 84995 88975 94298 84949 0070 136691 146295 152934 153036 153328 153839 184632 165804 175916 183971 196291 219084 221787 228704 229950 231975 238467 247906 249827 251452 257025 258821 277795 280598 281938 292448 322633 323793 324936 335723 347288 359796 365152 370424 374519 360 Gewinne zu 300 Rt. 652 849 3876 51483 8502 9328 10192 16705 17730 17828 22270 24290 25051 36294 40207 50331 52393 52898 53192 54815 57350 59987 60378 67787 68365 68204 76165 79991 72192 77275 79082 82392 83457 86953 89344 89948 91627 93109 863915 98708 99900 101957 108813 68961 10874 116006 148199 118888 119782 121217 126879 129363 32414 132942 135668 138245 136450 139402 139761 143009 147337 148112 151087 154867 156054 180082 160828 163165 164783 167611 169541 172151 172556 174410 174690 175353 175619 175753 176326 179097 179921 182216 182552 185086 187986 189830 188457 19682 196637 200224 20257 292758 295848 297797 210273 211009 213611 216046 218573 220610 282878 2351903 238839 237654 238562 239924 241349 246462 247989 251847 251968 253181 254236 254676 255161 255186 256700 262871 285996 287544 271193 272149 274546 278016 283064 289528 296840 292412 282997 293386 2972382 298530 299171 302170 303780 304202 396246 398388 309523 311880 317031 320844 321626 323958 332662 384819 336888 345320 346673 348198 355861 356874 358921 360154 381439 381508 361772 368171 368487 36587 365231 365589 365654 366449 369019 370643 379804 381783 381926 384443 385051 387054 387628 389323 389829 390931 391615 391825 395638 899290 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 RM gezogen 4 Gewinne zu 10000 RR. 198808 336041 18 Gewinne zu 2000 RM. 23450 67806 94410 196550 219861 238209 263072 340828 356412 g 42 Gewinne zu 1000 RM. 30701 35834 57868 62870 72128 126907 128285 129313 182255 185317 265284 278427 298812 301055 301266 328834 341755 371443 374190 378980 399989 52 Gewinne zu 500 RM. 31850 37091 43470 44829 64432 79569 193892 116928 191337 207428 212138 213451 232846 241820 257214 285265 293017 294821 316116 324378 342031 348804 354485 360194 384140 398210 274 Gewinne zu 300 Rwe. 5725 8683 8748 9406 9842 10216 12022 Berichtigung. In der Nachmittagsziehung vom 20. Tag iſt 11988 mit 2000 RM. ſtatt 11985 gezogen. Im Gewinnrade verblieben: 2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu je 100000, 2 zu je 75000, 2 zu je 30000, 6 zu je 20000, 88 zu je 10000, 46 zu je 5000, 104 zu je 3000, 244 zu ſe 2000, 806 zu je 1000, 1448 zu je 500, 5400 zu je 300 RM. ——— a 8. ———— Ein techniſcher Einfall erſpart Deviſen Oel, gewaſchen und getrocknet. Oele gebrauchten die Menſchen früherer Zeiten außer in der Küche und im Krankenzimmer hauptſächlich zum Beleuchten ihrer Wohnräume: Oellämpchen, ja ganze Oelkronleuchter gehören zu den intereſſanteſten„Antiquitä⸗ ten“. Aber der Bedarf dieſer aus Früchten und Pflan⸗ zen gewonnenen Oele war verhältnismäßig gering gegen⸗ über den ungeheuren Mengen von Oel, die in der moder⸗ nen Technik verbraucht werden. Ueber zwei Millionen Tonnen Treiböle verbraucht allein der deutſche Motoren⸗ park: Das Oel, Roh- und Schweröl im„Dieſelmotor“, Leichtölbenzin im„Gasmotor“ wird verſprüht, mit Luft vermiſcht und verbrannt. Dazu kommen die großen Men⸗ gen von Schmierölen, die die Reibung zwiſchen den ein⸗ zelnen Maſchinenteilen verringern und den allzu raſchen Verſchleiß hindern ſollen. Endlich werden außerordent⸗ lich große Oelmengen für die großen Schalter, die Trans⸗ formatoren und andere elektriſche Geräte benötigt, in denen das Oel als Iſolationsmittel wirken muß. Dieſe Oele werden aber nicht aus Oliven gepreßt oder aus Leinpflanzen gewonnen. Solche Vorräte ſtammen nur aus dem Schoß ber Erde, die ſie durch die Bohrlöcher empordrückt. Nun iſt aber Deutſchland bekantlich arm an Erdölen. So ſind wir immer noch auf die Erdöleinfuhr ſtark an⸗ gewieſen— oder gezwungen, ſehr haushälteriſch mit den Oelen umzugehen. Das Treiböl im Motor iſt freilich ver⸗ brannt und läßt ſich nicht nochmals verwenden. Aber die Schmieröle, die bald von abgeriebenen Metallſplitterchen durchſetzt, von Sand und Ruß verunreinigt ſind, hat man früher einfach weggeſchüttet. Heute verſteht man es, durch feine Filter dieſe Sele zu reinigen und von allen Fremd⸗ beſtandteilen zu befreien. So können ſie nach einer mecha⸗ niſch⸗chemiſchen Behandlung wiederum zum Schmieren benutzt werden. Beſondere Probleme gaben nun die Iſolieröle dem Ingenieur auf, denn auch ſie werden nach verhältnis⸗ mäßig kurzer Zeit für ihren Zweck unbrauchbar. Wenn ſie nämlich in Oelſchaltern oder Transformatoren ſtehen, nehmen ſie im Laufe der Zeit aus der Luft Feuchtigkeit auf: Das Oel, das doch anſcheinend ſtets das Waſſer abſtößt, zieht es aus der Luft an und vermiſcht ſich mit ihm. Je höher der Waſſergehalt des Oeles ſteigt, um ſo geringer wird aber der Widerſtand, den das Oel 3. B. dem elektriſchen Funken entgegenſetzt, und auch die übrigen guten elektriſchen Eigenſchaften der Oele leiden. Des⸗ halb muß bei den elektriſchen Schaltern uff. die„Durch⸗ ſchlagfeſtigkeit“ des Oeles regelmäßig geprüft werden. Man tut dazu eine geringe Menge des Oeles in eine Prüfkammer, in die zwei Metallſtäbe hineinragen. An dieſe„Elektroden“ wird dann elektriſcher Strom gelegt, deſſen Spannung man mit Hilfe eines Transformators genau regeln und ſo erhöhen kann, daß ſchließlich der Funke überſpringt. Tut er dies ſchon bei einer zu ge⸗ ringen Spannung, ſo iſt das Oel nicht mehr genügend iſolationsfähig und muß fortgetan— oder aufgefriſcht werden. Dieſes„Regenerieren“ beſteht bei den Iſolationsölen vor allem darin, daß man ſie von dem eingedrungenen Waſſer zu befreiey ſucht. Das einfachſte erſchien natürlich, das Oel zu kochen, denn dabei mußte ja das Waſſer von ſelbſt verdampfen. Waſſer verdampft aber erſt bei 100 bis 110 Grad. Erhitzte man das Oel ſo weit, dann ver⸗ kohlte ſtets ein Teil des ſehr empfindlichen Oeles und die Rußteilchen, die ſich dabei bildeten, verminderten nun ihrerſeits die Durchſchlagsfeſtigkeit des Oeles gegen den elektriſchen Strom.— Man verſuchte demgemäß das Waſ⸗ ſer im Oel ſchon bei geringeren Temperaturen zum Sieden zu bringen, was bekanntlich unſchwer geht, wenn man den Luftdruck über dem Waſſer geringer macht. Bekannt iſt doch z. B., doß das Waſſer auf ſehr hohen Bergen ſchon bei verhältnismäßig niedriger Temperatur kocht, ſo daß „Anka“ Roman von Hans Poſſendorf. Am anderen Tage ſuchte der Nittmeiſter im bayeriſchen Generalſtab Baron von Körring den Maler Matthias Stockmaier in deſſen Atelier auf. Der Künſtler empfing ihn mit düſterer Miene, dankte ſich aber in höflichen Worten für ſein Kommen. „Wenn ich Sie bitten will, Herr Baron, mir zu ſa⸗ en— alles zu ſagen, was Sie von der Müllerstochter Anka Stadler wiſſen, habe ich natürlich die Verpflichtung, Ihnen erſt meinerſeits volle Aufklärung über die Gründe meiner Bitte zu geben. Alſo hören Sie: Im letzten Sommer trieb ich mich wo⸗ chenlang malend im Bayeriſchen Wald umher, kam bei dieſer Gelegenheit auch zufällig in jene Mühle und ver⸗ 8 mich auf den erſten Blick in das bildhübſche Mäd⸗ en.“ Er bemerkte das erſtaunte Aufblicken des Barons und fragte halb mißtrauiſch, halb verlegen: „Scheint Ihnen das ſo verwunderlich?“ „Iſt ſie denn ſo ſchön geworden, die kleine Anka?“ fragte der Baron intereſſtert. „Davon werden Sie ſich noch überzeugen, wenn Sie be⸗ es bisher noch nicht wußten,— was ich allerdings nicht ganz begreife.— Genug: ich verliebte mich nicht nur, ſon⸗ dern ich liebte ſie, wie man überhaupt ein Mädchen lieben kann! Ich logierte mich nämlich für mehrere Wochen bei Herrn Stadler ein und Anka und ich waren bald ſehr gute Freunde;— leider nur Freunde, denn ſie liebte mich nicht. Das heißt: ſie hätte mich vielleicht auch geliebt, wenn nicht eine ſehr myſteriöſe Sache zwiſchen uns geſtanden hätte. Anka ſagte nämlich, ſie ſei bereits verſprochen. Da⸗ bei blieb ſie und weiter war darüber kein Wort aus ihr herauszubekommen. Auch Ankas Vater behauptete, nichts von einer Verlobung ſeiner Tochter zu wiſſen, und als ich in ihn drang, mir doch die hrheit zu ſagen, ver⸗ ſchwor er ſich bei allen Heiligen, daß er auch nicht einmal eine Ahnung habe, wer dieſer myſteriöſe Bräutigam ſein könne, denn Anka ging nie ins Dorf zum Tanzen und zeigte ſich gehen die Bauernburſchen, die das ſchöne Mäd⸗ chen mit Liebesanträgen beſtürmten, wenn ſie Getreide in die Mühle brachten, ſehr ſpröde. Wir ſtanden alſo ſowohl in Bezug auf die Perſon dieſes Verlobten, wie auch auf den Zeitpunkt der Verlobung vor einem Rätſel; denn auch den Fragen ihres Vaters gegenüber zeigte 185 Anka völlig verſchloſſen. Schließlich nahmen wir an, daß es ſich um eine Wahnvorſtellung des ſehr phantaſtiſch veranlagten Mädchens handle.“ Baron von Körring hatte das Kinn auf die Bruſt ſin⸗ — ſchüttelte auch einige ken laſſen und ſtarrte vor ſich hin. es ohne einen Druckkeſſel nicht einmal möglich iſt, Hülſen⸗ früchte gar zu bekommen. Auf dem Schneefernerhaus an der Zugſpitze braucht man, um ein Ei zu kochen, rund die vierfache Zeit als im Tale. Aber bei der Oelreini⸗ gungseinrichtung konnte man dieſen Gedanken nicht ohne weiteres in die Tat umſetzen, weil die Keſſel, in denen Transformatoren, Schalter uff. eingeſchloſſen ſind, nicht ſo feſt gebaut werden, daß man in ihnen einen genügenden Unterdruck erzeugen kann. In einem großen deutſchen Elektrowert hat man nun ein Verfahren gefunden, die Iſolationsöle doch bei Unter⸗ druck durch Verdampfen des Waſſers zu reinigen bzw. zu trocknen. Unten am Ablaßhahn und oben am Keſſel wird je eine Schlauchleitung angebracht, durch die man das Oel abſaugen und oben wieder zuleiten kann. Nun wird es zunächſt in einem Filter von den gröbſten Ver⸗ unreinigungen befreit, dann tritt es in eine Rohrſchlange ein, in der es auf etwa 80 Grad erwärmt wird. Dieſe Hitze vermag das Oel noch ſchadlos auszuhalten. So vor⸗ gewärmt, wird es nun in einen Raum abgeſaugt, in dem durch eine elektriſche Pumpe faſt vollkommene Luftleere hergeſtellt iſt. Beim Eintritt in das Vakuum wird es außerdem noch durch eine Drüſe verſprüht, ſo daß das in den feinen Oelteilchen enthaltene Waſſer ſofort ver⸗ dampft. Dieſe Waſſerdämpfe werden von der Luftpumpe ſogleich abgeſaugt.— Da nun das von jebem Waſſer⸗ und Luftgehalt befreite Oel ſehr ſtark die Neigung hat, Gaſe aufzunehmen und auf dieſe Weiſe der Erfolg der Reini⸗ gung ſehr ſchnell wieder dahin wäre, ſättigt man dieſen Gasbedarf des Oeles nach der Reinigung mit trockener Luft. Je nach Größe und Bauart der Anlage können ſo am Tage bis zu 50 Kubikmeter Oel gereinigt und ge⸗ trocknet werden, und es iſt nicht mehr nötig, die teuren Iſolationsöle immer wieder durch Einfuhr vom Ausland zu erſetzen. Siurm im Waſſerglas Der ſpaniſche Bürgerkrieg in Schanghai. In einem beſtimmten Abſchnitt des bunt zuſammen⸗ gewürfelten Gemiſches menſchlicher Exiſtenzen, das ſich das internationale Viertel Schanghai nennt, hat der Bürgerkrieg in Spanien einen kleinen Sturm ausgelöſt. Aber dieſe Gruppe von Schanghai⸗Ausländern, für die die ſpaniſche Revolution eine Senſation wurde, beſchränkt ſich nicht nur auf die kleine ſpaniſche Gemeinde des inter⸗ nationalen Viertels der chineſiſchen Hafenſtadt. Geſchichte der ſpaniſchen Kolonie Schanghais iſt voller Wechſelfälle. Niederlage und Sieg löſen ſich ab. Die Niederlage war der Ausgang des Krieges mit Amerika, der Spanien zum Verzicht auf die Philippinen zwang und es damit aus der Reihe der pazifiſchen Mächte ausſchloß. Die ziemlich bedeutende ſpaniſche Kolonie ſchmolz vor der Jahrhundertwende dahin. Die aus den Philippinen vertriebenen Spanier hatten auch in Schanghai keine Exiſtenzbaſis mehr. Der„Sieg“ kam dreißig Jahre ſpäter, und zwar bei der Eröffnung des Hai⸗Alai. Das Hai⸗Alai iſt der rieſige Totaliſator, Sweepſtake und Spielhalle, in der franzöſiſchen Konzeſſion, die ſich um einen ſcheinbar volkstümlichen Ballſport konzentriert, die ſogenannte baskiſche Pelote. Die baskiſche Pelote iſt auch in Europa wohlbekannt. Während der Saiſon in San Sebaſtian unterhalten ſich die Kurgäſte mit dem Anſchauen des Ballſpieles, das in ſeinen Einzelheiten uralt iſt, ein echt baskiſches Spiel, aus einer Zeit, bevor Rom aus dem Ei gekrochen war und die Basken noch ganz Spanien bewohnten und die ihnen ſtammverwandten Etruier ganz Italien. Das mag ſo um 1000 oder 800 v. Chr. geweſen ſein. Jetzt, im Jahre des Heils 1936, hat die menſchliche Ziviliſation in Schanghai viele Fortſchritte zu dieſem alten Spiel hinzugefügt. Man kann nach dem Syſtem des Totaliſators auf Sieg und Platz für die ein⸗ zelnen gegeneinander ſpielenden Pelotiſten wetten. Zu Die jenem Spiel, deren es mindeſtens ein Dutzend Abend gibt, wird eine Lotterie auf eine beſtimmte Billett⸗ nummer gezogen und was ſich ſonſt noch an Kombing⸗ lonen des Hazardſpieles erfinden läßt. Abend für Abend iſt dieſes Hai⸗Alai überfüllt. Und dieſes Hai⸗Alai, daz ſeinen Gründern jährlich 200 Prozent Dividende bezahlt iſt natürlich mit allen Errungenſchaften der Neuzeit aug⸗ geſtattet. Nur eins iſt in dieſem uralten Spiel als konſervativez Moment erhalten geblieben, das ſind die Spieler. Sie ſind alle Basken. Es ſcheint, daß man als Kind mit dieſem Spiel aufgewachſen ſein muß, um es mit voller Geſchick⸗ lichkeit zu beherrſchen. Immer noch wird ein korb⸗ geflochtener Schnabel an den rechten Arm geſchnallt, aus dem die kleinen harten Bälle mit ungeheurer Kraft gegen die Steinwand geſchleudert werden, die dann blitzſchnel zurückgeſchlagen. Ein gutes Auge und große Erfahrung gehören dazu, um dieſen Ball wieder in dem Korbſchnabel aufzufangen und dem Gegenſpieler zuzuſchleudern. Ein Spiel, das auch dem Auge viel Reiz bietet und deſſen Schwierigkeiten und kritiſche Bewertung heute Chineſen, Japanern, Ruſſen, Engländern, Franzoſen und wer allez ſonſt noch in der internationalen Konzeſſion wohnt, täg⸗ lichen Beſuchern des Hai⸗Alai, ganz geläufig geworden ſind. Dieſe täglichen Beſucher bilden zuſammen mit den baskiſchen Spielern die Hai⸗Alai⸗Gemeinde Schanghais; unter ihnen toben die Wellen der Erregung über die ſpaniſchen Ereigniſſe. Dieſe Hai⸗Alai⸗Spieler ſind nämlich nicht nur auf der Pelote Leute voll Temperament. Obwohl fern der Heimat, nehmen ſie leidenſchaftlichen Anteil an dem, was ſich heute in Spanien abſpielt. Daß Politik unter den Pelotiſten eine Rolle ſpielen könnte, hat wohl früher kaum jemand geahnt. Wenn es Streit auf der Pelote gab, ſo handelte es ſich meiſtens um eine amoureuſe Angelegen⸗ heit, mit denen die Freizeit dieſer gut bezahlten und gut ausſehnden jungen Männer ausgefüllt iſt. Aber jetzt ſind die Mädchen und Damen nur noch wenig beachtete Anhängſel. Jetzt tobt der Kampf um das politiſche Schickſal der Heimat. Die meiſten der baskiſchen Ballſpieler ſind gegen die militäriſche Revolte. Sie ſind zwar keine unbedingten An⸗ hänger der Madrider Linksregierung, aber ſie ſind Separatiſten, ſie fühlen ſich nicht als Spanier ſchlechthin, Nur einzelne Spieler ſind für die Militärgruppe, und Abend ſſtt nie iſt mit ſolcher Erbitterung um den kleinen Ball gekämpft worden wie jetzt, wenn ſich zwei politiſche Gegner gegenüberſtehen. Und das Publikum, fern den Ereigniſſen in Spanien, wendet ſeine Sympathie dem Spieler zu, der ihnen die größten Quoten einbringt. Ein Hai⸗Alai⸗Spieler iſt in Schanghai nach fünf Jahren ein vermögender Mann. Aber dann iſt ſein Stern auch im Sinken begriffen. Das gute Leben, das ſchlechte Klima und die tägliche Nachtarbeit haben an feinen Kräften genagt. Er ſetzt ſich alſo zur Ruhe, und ver ſchiedene der Exſpieler haben gegenüber ihrer ehemaligen Arbeitsſtätte kleine ſpaniſche Reſtaurants eröffnet, die nun von der nachfolgenden Generation der Pelotiſten regelmäßig beſucht werden. Der Zufall will es, daß dieſe ſpaniſchen Gaſtwirte ſämtlich Anhänger der Militär⸗ gruppe ſind. Alſo gab es ſehr bald Krach, und die Hai⸗ Alai⸗Spieler zogen aus und marſchierten geſchloſſen um die Ecke in ein kleines neueröffnetes franzöſiſches Lokal. Zuerſt wurde der Wirt auf ſeine politiſche Geſinnung vernommen. Er verſicherte, daß er ein treuer Anhänger der Madrider Regierung ſei. Alſo wurde hier das Haupt⸗ quartier aufgeſchlagen. Viele von den Hai⸗Alai⸗Gäſten folgten nach. Ueber Politik wird wenig geſprochen, aber die Spieler ſingen die bald luſtigen, bald ſchwermütigen baskiſchen Lieder und fühlen ſich zu Hauſe. Die ſpaniſchen Lokale aber ſind menſchenleer. So erlebt Schanghai die ſpaniſche Revolution, die für die Stadt nur eine baskiſche Angelegenheit, nur eine Sache des Hai-Alai iſt. Male mit dem Kopf, als könne er einfach nicht faſſen, was er da zu hören bekam. „Sprechen Sie nur bitte weiter, Herr Stockmaier!“ warf er nun ein, da der Maler eine lange Pauſe machte. „Sie ſollen nachher alles hören.“ „Ich bin dann noch dreimal zu längerem Aufenthalt in der Nähe geweſen— im September, im November und kurz vor Weihnachten. Alle meine Bemühungen, Anka um⸗ zuſtimmen, ſchlugen fehl. Was mir mein erfolgloſes Wer⸗ ben um Ankas Liebe ganz qualvoll machte, war eine Aus⸗ ſprache, die eben kurz vor Weihnachten ſtattfand. Ich fragte Anka, ob ſie mich denn gar nicht lieb habe,— ob ſie mir wenigſtens eine Hoffnung laſſen wolle. Da ſagte ſie, daß ſie mich recht gern habe, aber längſt nicht ſo lieb wie ihren Bräutigam. Und wenn der nie gekommen wäre,— wenn ſie ihn nie kennengelernt hätte, dann. dann würde ſie mich wahrſcheinlich geheiratet haben. Das brachte mich völlig außer mir.— Auch ihrem Vater gegenüber hat Anka dann die gleiche Aeußerung getan. Da iſt der Mül⸗ ler, der Stadler, ganz zornig geworden, denn er hätte eine Verbindung Ankas mit mir ſchon deshalb ſehr gern ge⸗ ſehen, weil es dem einfachen Manne als ungeheures Glück erſchienen wäre, wenn ſeine Tochter einen„Stadtherrn“ zum Manne bekommen hätte. Er wurde alſo ſehr zornig und rief:„Dann heirate doch endlich deinen Seelenbräu⸗ tigam! Wo iſt er denn, he? Zeig' ihn uns doch mal!“— „Ich weiß nicht, wo er iſt,“ ſagte Anka ganz ruhig,„Aber er wird ſchon kommen.“—„Wann denn? Wann denn? Du ſpinnſt ja!“ brüllte der Müller ſo erregt, daß ich ihn zur Ruhe mahnen mußte. Darauf erwiderte Anka mit der gleichen Ruhe:„Bald wird er kommen,— in wenigen Ta⸗ gen ſchon,— am Chriſtabend!“— Mehr war nicht aus ihr herauszukriegen. Aber meine Hoffnung ſtieg, denn nun war ich völlig überzeugt, daß Anka eine Wahnidee habe und daß ſie vielleicht davon geheilt ſein würde, wenn ſich dieſer krankhafte Glaube nicht erfüllen würde.“ Der Baron ſprang erregt auf und durchmaß mit gro⸗ ßen Schritten ein paarmal das Zimmer. Dann ſagte er faſt ungeduldig: „Weiter, weiter! Und was geſchah nun, als der Bräu⸗ tigam nicht kam?— Gütiger Himmel, iſt denn ſo etwas möglich!“ Er warf ſich wieder in den Seſſel. Der Maler fähr fort: 5 „Acht Tage vor dem Heiligen Abend vollendete ich ein Bild,— das beſte Bild, das ich je zuſtandegebracht habe. In Ungeduld warteten wir, Ankas Vater und ich, was nun geſchehen würde, wenn der myſteribſe Bräutigam am Chriſtabend nicht erſchiene. Aber drei Tage vorher, am 21. Dezember morgens, verlangte Anka von mir, daß ich ab⸗ reiſen ſollte, und zwar heim nach München. Nicht einmal in der Nähe ſollte ich bleiben. Sie ſagte, ſie müſſe jetzt allein bleiben,— ſich auf die Ankunft ihres Bräutigams vorbereiten. Ich gab nach, denn ich war nun überzeugt, da ſie Wahnvorſtellungen habe, und wollte ſie durch Wider⸗ and nicht noch meyr erregen. Ste rundigte mir ſogar die Freundſchaft für den Fall, daß ich ihr nicht den Willen tun würde. Ich hielt alſo mein Verſprechen und fuhr ſchwe⸗ ren Herzens nach München zurück. Beim Abſchied konnte ich mich nicht enthalten, Anka zu fragen:„And was ge⸗ ſchieht nun, wenn dein Bräutigam nicht am Chriſtabend kommt? Darf ich dann wiederkommen und dich holen, An⸗ ka?“— Da ging ein Lächeln über ihr Geſicht— ein Lä⸗ cheln— eine Verklärung muß ich es ſchon nennen, und ſie ſagte:„Er kommt, er kommt, ſo gewiß, wie ich lebe!“ Gerhart von Körring ſeufzte auf. „And er iſt doch nicht gekommen! hab' ich da angerichtet!“ Der Maler ging plötzlich auf den Baron zu und maß ihn mit einem Blick, als wollte er ihm im nächſten Augen⸗ blick an die Kehle ſpringen. „Bemeiſtern Sie ſich, Herr Stockmaier!“ ſagte Körring und blickte ihm gerade in die Augen.„Vielleicht bekom⸗ men Sie nun doch noch Ihre Anka.“ Es klang faſt ſpöttiſch, denn die Miene des Malers hatte ihn gereizt. „Ich meine, Sie kommen bin!“ Der Maler ſtand fetzt vor dem Baron. Seine Fäuſte ballten ſich, ſein Geſicht lief rot an. „Wiſſen Sie denn, was Sie angerichtet haben!“ „Herr Stockmaier! Verlieren Sie nicht die Haltung. Ich warne Sie!“ 8 Baron von Körring hatte es ganz ruhig, faſt leiſe ge⸗ ſagt, aber der Anterton in ſeiner Stimme brachte den Maler doch zur Beſinnung. Seine Spannung löſte ſich und als er dem Baron mit verwirrtem Blick in die Augen ſah, ſchien es ihm plötzlich klar, daß dieſer Mann nichts An⸗ ehrenhaſtes getan haben könne. Er trat zurück, ſtöhnte auf und preßte die Hände gegen ſeine Schläfen. „Verzeihen Sie.. Herr Baron..,“ ſagte er dann ſtockend,„Sie wiſſen nicht. was.. ich gelitten habe und. jetzt erſt recht zu leiden habe.“ d Nun tat der Verzweifelte dem Baron doch recht leid. Er ſagte mit freundlicher Stimme:. „Nun iſt es an mir, zu erzählen. Aber erſt berichten Sie noch: wie fanden Sie Anka, als Sie dann nach Weih⸗ nachten wieder hinkamen? Oder waren Sie nicht wieder in der Mühle?“ 5 „Ach ſo,“ erwiderte der Maler mit matter Stimme. „Das Schrecklichſte wiſſen Sie ja noch nicht. Ich war na⸗ türlich wieder in der Mühle. Aber Anka habe ich nicht wiedergeſehen.— Ich hatte ihr verſprechen müſſen, nicht zu kommen, bevor ſie mir eine. gäbe. Ich verbrachte qualvolle Weihnachtstage. Der Müller hatte mir verſpro⸗ chen, ſofort nach dem Ehriſtabend über Ankas Verhalten, über ihren Zuſtand Nachricht zu geben, denn an das Er⸗ 5 einen eines Bräutigams glaubfe er ebenſo wenig wie Endlich, am 27. Dezember abends, bekam ich ein 05 learamm:„Anka ſprulos verſchwunden. Iſt ſie bei Ihnen? — Mein Gott, was Bien zufrieden ſein, daß ich nicht ge⸗ „ „ 82 2 oh æpu ezuuoz uscppf 40 oi epi omegunq eleeuuz gun Apo; ac„lngog ueneu un bjola aeg jou sog“ aehlog e ganq 4e geigaeß cpi oog Ipilech ue„sende bung bob add“ a oog„zusjhpene ne sscpng“ aug uuns sig sebunueag mund se ae einn unge uu zupa un anjg sobnmpig e ag uleanogz, aden ge) zung ue av sd Ress spich onene sog nb ov 159 „zusjgpene nd szcpſu nc ͤ mu ua ͤ een ee“ e en een„c e“ nut uehnlae ug aeg Laue us uebeb aa une ac uewupg usbaog da en einne uu eur Use uieleiq nu gien seloquseueagg usgun ne scpeane wei aof i un Nencplae agel nd oc gſeheuurz „un eie spa eh eee een e pile uda dic uaeanpig;“ oil ne ang ei epo valegegz oog„az uspeackk aut uda anu ocpiuoble unavcm a0“ egeſu geqnuebeh a0 agen cpi gen 4) „Solv cpi icppa o Reicpuvaea gi zog cava ie ee een“ ellen de pu„unde auf“ „iu deu p 1618“ „ uollng ne nvag aaufseu egnd ei usbunmeeb ug jujaod jpg zagvg uegef zeg inzz uollnu Uesppgsnv ſpolß 400 Inv jeia jo a avec ae“ tuin epiu ole „cusbecich oi g usgaegß“ „e baleneg e s „Ich geg useuvd zeg Inv ss qi ueppo nch Aqlel cpi an! aequebnebzeqn ou sig ezueumzoc zuegu vl ueſſogz ususao] ada utdufe inv uv bupzuz uepo uda phzaim eie ga“ ujecppg uoſlckuvagzoa uieuſse nu e geit„usgel oe ue ⸗ppaza ng snoch uſeut usuunpfl zebupf iu æpuufecplago elf ga pg aeg aof buen de ua szuzuueg noag duseu gjog oc za snousgel piu ein p oog bugu an uegupfluun ueleig aezun se pr o ujeguvg ne o Apen spa mut uegeb uecpongz ueufsez ueqieg leg“ aene g einꝙpfun da vac ohh eat daun cpo o. . usbönzz dig geit dlaheuuz „osva jbnuag)“ uebnnduvegog ur gueu io mien ice sn use oc leg uezba jwulseiq uueg usgaoc uemmulcueblno„ T uegequp uteufe uv zeqv zom nog duedg scphuhp duje eines ones soc. uohulaqnegcageg znog ueufe anu pnv bigpfun aom gun zeangz dig Inv nad sgeheuuzz Cuejoqaea pnaccppzg) i uejgnz aun buzezgs og uv usguvn ei pogueu uod uteg inv imabcd aun pio oiblee oog eile sog „enbaeig e ub sog“ de def„ſeingz“ pnang usbnegoqngz sone uu dageg qun polige use epeullg Inv buvackl 25 „pu sog uſeu ficplu sog lego usb! 4 Ua vl p ep sen jf in oed dus zog use ns sung sdaqt uebuenbsluop eig ei aeg u vg gung 10 : une ute nee i gun glesckleß uu zu vag zog buvpagog uspogh bunußppeaqz qu gun usgaccgeß ausge naue aupzg a0 an eine—“ nppe gg dim zap Hupf; dununs oul ed„— eineh zegz usuugz ne usbigenzleg ueu nog aun dclungß uejupbvavate dag un anu uobojqplade ne sepp uelemeb oguvzlun dap po uteyv gon ei sezgeh oi aeqo“ gas hoaugog 4 an!„ph ao dave ue 08“ epo ehen een e aneh ehe e en een ee af sue aq vac 4e u se zom olung suf Ackoß usg uv cpi engel eſeeuunz „Con uso onna ucpeag sjoch ue uebaou Inv oneg uda uu uuog usgeiaſeg ueulem ul bunpoſc obieufg zue Hupbpnzsany abieuse uss( poazuslagg ae hleuſe ue ae pl o uspog cpu ei uupz opozez sn cpo dig igen oi eee bee eee eee eee 5 0 i ene e ene, eee eee een eng p sio Agent een ee egen ueununlun vac an! ng& zuegueg G nell eie aueh ee“ „Ibasegegz mec ges“ „ujempag use uuppcz zeutlav ue eim ind o ug nec ubuntu e geg ezugezueuus; ei be in lung egen en eee nnz ueaoqzuee ⸗ id inu ue nut en enen en eee ee cut l gung un eg ue ede uren oc sog ez“ Jabg epo 49 „Uocpesleq hlemusenvag eig segegneſz ac ꝙæpang 910 ugeuupzc ueg nd jqpiu daggeß i uus uellnun ue onpg abc gungeflaog gun dong sapv sog pupmbaeqn ch! aan aendern ue en ge ang egg egunze mea! snv gun eugejusuuegz on d sj sou ehahn! ⸗Uungeg oog 4d uv ei us gabe ae agel ae ang gun mqjet Suu oeibignaeg gun Hojeg p usgnpjb ici Se enen e eee u e ehe eee ben wid go“ gpoqeb in uenog oaupc oui eic eue uebi oguemumeeg eauepnad sog huge ae ꝙppag „ockcto zunge au u ee een enges ehe eie“ dae oho dene ae gun buzz en jehle bun Hence uubzeg us inv jquvanaeaun pugz ud Jellec uteg Inv sojsbunden gol oſejeuuz wunvpz un pull oganm s) Cgunge zog gt) uU, uin i' ud uvuozg ee e ben gr? „210 25 e 9 zuenvleßuseufg le uegemfus anu Lon uunz ng ages— uon! 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Ah, nun wiſſen Sie nicht, was eine Quinta iſt. Man ver⸗ ſteht darunter bei uns ein Gut auf dem Lande. Ich bin ſeit Monaten nicht draußen geweſen. Dort ſind Sie ſo lange mein Gaſt bis wir etwas Beſſeres für Sie gefunden haben. Niemand ſtört ſie dort. Ich ſelbſt komme nicht ein⸗ mal hinaus. Sie werden unter Landleuten leben, ſich er⸗ holen und mir gleichzeitig einen Dienſt erweiſen. Ullrich wird Sie und Ihr Gepäck noch heute hinbringen.“ „Unmöglich!“ „Durchaus nicht, Fräulein Pichler.“ Sein ernſtes Geſicht war ihr zugewandt,„Sie haben mir ſoeben Ihre Geſchichte erzählt, laſſen Sie mich jetzt einen Bruchteil aus meinem Leben erzählen— und Sie werden nicht ein zweitesmal „Unmöglich' ſagen!“ Und leiſe fuhr er fort:„Dora iſt meine zweite Frau, Fräulein Pichler. Meine erſte Frau ſtarb vor neun Jah⸗ ren. Zwei Kinder ſchenkte ſie mir. Fernando iſt heute zehn, Juanita zwölf Jahre alt. Als Dora in mein Haus zog, ver⸗ bannte ſie— es war ihre erſte Tat— die Kinder aus dem Hauſe, und ich war zu ſchwach, mich dagegen zu wehren. So leben denn meine armen Kinder ſeit langem draußen auf der Quinta. Eine Erzieherin ſorgt für ihren Lernhun⸗ ger. Auch deutſch ſprechen ſie ſchon ein wenig. Und nun werden Sie zu ihnen fahren und ein wenig Liebe an ſie verſchwenden, Fräulein Pichler... nicht wahr, wenn ein Vater Sie bittet, ſagen Sie nicht unmöglich?“ Sie war grenzenlos erſtaunt. Niemand hatte ihr davon erzählt. Aber ganz gleich. Ihr mitleidiges Herz fühlte ſogleich mit. Wenn ſich das mit den Kindern wirklich ſo verhielt... Als hätte ſie bereits ihr Einverſtändnis erteilt, fuhr er fort:„Sie wohnen dort wie im Paradies. Ich werde ſo⸗ gleich telephonieren, daß man alles zu Ihrem Empfang vorbereitet. Viel Komfort dürfen Sie freilich nicht erwar⸗ ten. Eine Quinta iſt kein Luxushotel, aber Ruhe finden Sie dort viel Ruhe. Und die Kinder werden Ihnen auch viel Freude machen, ſie ſind mein ganzer Stolz. Ich ſende Ihnen täglich Zeitungen, Bücher, was Sie wollen. Bitte, weigern Sie ſich alſo nicht. Ich muß einen Menſchen haben, für den ich mich irgendwie einſetzen kann, verſtehen Sie mich? Dann und wann ſende ich Ihnen das Auto, dann kommen Sie nach Liſſabon, bringen die Kinder mit, und wir plaudern ein Stündchen alle miteinander. Wollen Sie?“ Sie zögerte mit der Antwort, aber er ließ nicht nach. „Wenn Sie Ihr Gepäck in Ruhe ordnen wollen, ſchicke ich Ihnen Ullrich lieber morgen vormittag. Sie werden eine entzückende Fahrt machen und gegen Mittag am Ziel ſein. Rufen Sie mich dann ſofort an, damit ich weiß, ob Sie gut untergebracht ſind. Eine Zofe, die ſich um Sie kümmert, ſteht natürlich zu Ihrer Verfügung.“ Sie wolle es ſich überlegen, ſagte Annelieſe. Im Augen⸗ blick war ſie von all den anderen Dingen viel zu aufge⸗ wühlt, um in dieſer Stunde irgendeinen Entſchluß faſſen zu können. „Sie werden nicht lange überlegen, ſondern mir und meinen Kindern die Freude antun. Die Wochen, die Sie in Portugal verlebt haben, waren für Sie kein Vergnügen. Sie haben Entſpannung nötig. Bitte, wir wollen gar nicht weiter über eine Sache ſprechen, die bereits erledigt iſt. Ich ſchicke Ihnen morgen im Laufe des Vormittags den Schofför.“ Sie lächelte müde. Als er ihr ſein Bürohaus zeigte, heuchelte ſie Intereſſe und Aufmerkſamkeit, aber ihre Ge⸗ 7 danken waren anderswo.. bei Ullrich, der mit dem Wa⸗ gen auf ſie wartete... bei Robert Schmidt, der heut abend kommen wollte.. bei Dora, die nicht ahnte, daf ihr prunkvolles Leben ein Ende gefunden hatte... das alles drehte ſich in ihrem Kopf, und ſie mußte alle ihre Energie aufbieten, um Pereira nichts merken zu laſſen. Er ſprach lebhaft, raſch, faſt launiſch. Aber einmal, ale ſie zufällig mit einem kurzen Blick ſein Geſicht ſtreifte, ge⸗ wahrte ſie, daß auch das eine Maske war. Sein Herz ſchien aus tauſend Wunden zu bluten Sie atmete auf, als ſie ſich auf der Rückfahrt befand. „Fräulein Anneliſe,“ murmelte Carſten,„großer Gott, wie ſehen Sie denn aus? Iſt Ihnen nicht wohl?“ Er erhielt keine Antwort. 14. Kapitel. Alles zu Ende? Robert Schmidt wäre Annelieſe am liebſten um den Hals gefallen. „Wirklich?“ und immer wieder„wirklich?“ rief er aus. Er hatte jemanden gefunden, der ihm dazu verhalf, ſich heimzuarbeiten! Seine Freude war grenzenlos, ſein Jubel nicht einzudämmen. Ein Punkt freilich dämpfte vorübergehend ſeine Begei⸗ ſterung. Der nämlich, daß Herr Pereira keinen Blick auf ſeine Zeugniſſe geworfen hatte. Annelieſe hatte es er⸗ zählt.... und freilich gleich darauf bedauert, daß ſie dieſen Umſtand überhaupt erwähnt hatte. Pereira nahm ihn, Schmidt, nur aus Gnade und Barmherzigkeit, nicht des⸗ wegen etwa, weil er ihn brauchen konnte, o nein. Das war eine Tatſache, die die Freude ein wenig trübte, aber dann ſchluckte Schmidt die bittere Pille. Es war ja alles gleich.. alles. wenn er nur auf eine anſtändige und ehrliche Weiſe nach Deutſchland zurückkam, das war die Hauptſache! Annelieſe hatte ihr ſeeliſches Gleichgewicht wieder⸗ gefunden. Die Erinnerung an die aufgeregte Szene mit Dora ver⸗ blaßte allmählich, und auch die ſchreckliche Enthüllung, die Joſé Pereira ihr gemacht hatte, verlor an Farbe. Was hartnäckig in den Kreis ihrer Gedanken wiederkehrte, war das Antlitz Ullrich Carſtens. Er liebte ſie... wahrhaftig... er liebte ſie! Nun wußte ſie es tatſächlich. Und zum erſtenmal wurden Emp⸗ findungen in ihr wach, die nicht guthießen, daß ſie ihm bis⸗ her ſo ablehnend gegenüber geſtanden. Verlangte ihr Herz nicht ſelbſt nach ihm? War es nicht Torheit, auf ihr Lebensglück zu verzichten? Dann freilich meldeten ſich die alten warnenden Gedan⸗ ken. Er war zu Größerem geboren, ſein Weg würde ein⸗ mal aus dem Nichts ſteil in die Höhe führen, ganz gewiß, und dann mußte ihre Liebe ſterben... mußte erſticken im Glanz der Welt. 5 Oder war Liebe ſo ſtark, daß ſie auch Brücken ſchlug von einer Welt zur anderen? Klarheit... Gewißheit... wer gab ſie ihr? Schmidt, du liebe Zeit, er merkte wohl gar nicht, wie zerſtreut ſie heute war. Er erzählte von daheim, von Deutſchland— von Berlin. Er ſchmiedete Zukunftspläne, baute Luftſchlöſſer, entwarf regelrechte Feldzüge, die ihn 15 Berlin trotz aller Schwierigkeiten vorwärts führen Allten „Ich weiß doch nun, wo ich mal draußen war, wie man's nicht machen muß, wenn man vorwärts will!“ triumphierte er.„Habe ich nicht recht?“ Ja, nickte Annelieſe, er habe ſchon recht. Aher ſie dachte dabei an Ullrich Carſten Ob er ihr ernſtlich grollte? Daß Liebe ſo ſchmerzen, ſo weh tun, ſo grauſam weh tun konnte! „Es hat geklopft,“ unterbrach Robert ihr Grübeln. Es hatte wirklich geklopft. Das Mädchen kam herein, um zu ſagen, daß man Fräulein Pichler am Apparat verlange. „Das iſt er!“ war Annelieſes erſter Gedanke. Sie ging auf den Korridor, wo ſich der Apparat 51 Ihr Geſicht glühte, und ihre Hand bebte, als ſie den Hörer ergriff. Aber Carſten war es nicht, der ſie zu ſprechen wünſchte, ſondern Frau Dora. (Fortſetzung folgt.) Als Primaner hatte Gerhard Hübner eine Humoreske eſchrieben, nach derem Erſcheinen in einer erſten Berliner Tageszeitung ſeine Klaſſenkameraden davon überzeugt varen, daß er eine glänzende Zukunft als Schriftſteller zor ſich habe. Und als er ſpäter infolge der Nachwehen einer ſpina⸗ en Kinderlähmung ſich nur mühſam an zwei Stöcken ortbewegen konnte, waren ſeine Eltern der Sorge ent⸗ hoben, ſich weitere Gedanken darüber zu machen, welch einen Beruf ein Krüppel wohl ergreifen könne. Sie glaub⸗ zen, wohl aus ihrer herben Enttäuſchung und Sorge her⸗ tus, ebenfalls an ſeine ſchriftſtelleriſche Sendung. So war is alſo gekommen, daß Hübner, der gelähmte Menſch, jahr⸗ zus, jahrein groteſke Kurzgeſchichten ſchrieb, die ſeinen Namen ſehr ſchnell bekannt machten. Reichtümer hatte er allerdings dabei nicht erworben; und wenn ſeine Mutter nicht ihre Penſion mit ihm geteilt hätte, wäre er wahr⸗ ſcheinlich längſt zugrunde gegangen. In ſeiner Weltfremdheit war es ihm aber nie zum Be⸗ wußtſein gekommen, daß er trotz ſeiner Erfolge einer der irmſten und bedauernswerteſten Menſchen war; und das kam eben daher, weil ſeine Mutter jegliche Not des Le⸗ dens von ihm ferngehalten hatte. Leicht war ihr das al⸗ erdings nicht gefallen, denn der frühe Tod ihres Mannes und der Verluſt des kleinen Vermögens hatten auch ſie zelehrt, jede Mark ein paarmal umzudrehen, ehe ſie ſich davon trennte. Trotzdem hatte man nichts entbehrt; das Satteſſen hatte man immer gehabt, zu einer netten klei⸗ nen Wohnung im Vorort langte es auch, und hin und wieder konnte man ſich ſogar eine Reiſe in den Harz leiſten. Das alles hatte ſich nun durch den plötzlichen Tod der Mutter geändert. Zwar hatte ſie ihrem Sohn trotz ihrer geringen Einkünfte noch einen kleinen Notgroſchen hinter⸗ laſſen, er merkte aber ſehr bald, daß er bei ſeinen geringen Einnahmen nie in der Lage ſein würde, auch nur an⸗ nähernd, wie bisher, zu leben. Da er nun keinen rechten Ausweg wußte, fühlten ſich ſeine Verwandten bemüßigt, ihn ſeinem Dämmerzuſtand zu entreißen und ihm aller⸗ hand gute Ratſchläge zu erteilen. Merkwürdigerweiſe er⸗ lärten auf einmal faſt alle, daß ſein„Geſchreibſel“ eine brotloſe Kunſt ſei und machten ſeinen verſtorbenen Eltern noch im Grabe darüber Vorwürfe, daß ſie dieſem„Uufug“ ſemals Vorſchub geleiſtet hätten, denn bei vernünftiger Ueberlegung hätte ſich ſchließlich doch noch irgendein ande⸗ rer Beruf für ihn finden laſſen. Einſtimmig verurteilte man aber ſeine Mutter, die ihn wie einen Parcival erzogen und die Hauptſchuld daran habe, daß er trotz ſeiner vierunddreißig Jahre unpraktiſch wie ein Kind ſei und ſich nun erſt von ihnen ſagen laſſen müſſe wie man zu einer wirklichen Exiſtenz gelange. And nun kam jeder— in der Befürchtung, der Krüppel könne ihm irgendwie zu Laſt fallen,— mit einem anderen Plan. Die einen rieten ihm, Zimmer zu vermieten, die an⸗ deren, ſich ans Wohlfahrtsamt zu wenden, wieder andere zlaubten damit ein gutes Werk zu tun, daß ſie ihn an⸗ ſpornten, doch mal einen Roman oder ein Theaterſtück zu ſchreiben, da doch ſchließlich dabei mehr zu verdienen ſei, als bei den kleinen Humoresken. Nur ein Vetter drit⸗ ten Grades begnügte ſich nicht mit Ratſchlägen, ſondern wollte auch durch die Tat helfen und bot ihm für ſeine Bücher dreihundert Mark; aber der konnte das auch, da er n Oſtfriesland ein großes Gut beſaß. Nichtsdeſtoweniger ſtaunten alle, als ſie das hörten, weil der in der ganzen Verwandtschaft als großer Geizhals bekannt war, hatte er ſich doch im Krieg, wenn er gegen gute Bezahlung Le⸗ bensmittelpakete ſchickte ſogar das Packpapier und den Bindfaden bezahlen laſſen. Hübner war von alledem, was um ihn vorging, viel zu benommen, um irgendeinen Entſchluß zu faſſen oder zu den Vorhaltungen ſeiner Verwandten Stellung zu neh⸗ men. So unterließ er es alſo, darauf hinzuweiſen, daß man ihn bis vor kurzem als Familienberühmtheit betrach⸗ tet hätte, und daß es unlogiſch ſei, ihm den Rat zu ertei⸗ len, einen Roman zu ſchreiben, wenn man von ſeiner 9 7 1 He 5 Von Arno Sommerfeld Schriftſtellerei nichts halte. Auch darüber klärte er ſie nicht 5 daß ihm jedes Antiquariat für ſeine Büchen mehr zahlen würde, als der Vetter in Oſtfriesland. Als man es aber bei den„guten Ratſchlägen“ nicht bewenden ließ, ſondern ſich bewogen fühlte, einen monat⸗ lichen Lichtverbrauch von drei Mark, eine Zweieinhalb⸗ zimmerwohnung als unerhörten Luxus und den Plan einer vierzehntägigen Reiſe für eine geradezu verwerfliche Idee zu erklären, wurde er zum erſtenmal in ſeinem Leben unhöflich und verbat ſich jeglichen weiteren Beſuch. Und nun war es ganz aus! Bei allen Familienzuſammenkünf⸗ ten prophezeite man ihm ein Ende mit Schrecken und ſah ihn ſchof im Aſyl für Obdachloſe. Das leiſe mahnende Gewiſſen beſchwichtigte man aber damit, daß derjenige, der nicht hören will, fühlen muß und jeder ſo ſchläft, wie er ſich bettet. Durch das liebloſe Verhalten ſeiner Verwandten kam dem armen Krüppel erſt lest ſo recht zum Bewußtſein, was er an ſeiner Mutter verloren hatte. Sie hatte nie ein Wort des Vorwurfes für ihn gehabt, ſondern ſich ſtets mit ihm gefreut, wenn nach vielen vergeblichen Verſuchen wie⸗ der etwas von ihm erſchien, und hatte ſeine Tätigkeit auch nie dadurch verkleinert, daß ſie jemals die geringe Bezah⸗ lung als Wertmeſſer in Betracht gezogen hätte. Nun war das alles anders geworden, und fremde Menſchen ſtanden ſeinen harmloſen Neigungen und ſeiner Not fremd gegenüber. Trotz ſeines ſchweren Leidens, an dem ſo mancher viel⸗ leicht verzweifelt wäre, war er, zur Verwunderung aller, die ihn näher kannten, eine Till Eulenſpiegel⸗Natur ge⸗ weſen, durch die trüben Erfahrungen mit ſeinen Verwand⸗ ten ging aber jetzt, beinahe unmerklich, eine Veränderung mit ihm vor. „Zuerſt war er entſetzt, daß er faſt ſämtliche Artikel poſtwendend zurückerhielt; denn wovon ſollte er ſchließlich leben, wenn ihm ſelbſt das nicht mehr gelang, hin und wieder eine Humoreske unterzubringen? In ſchlafloſen Nächten grübelte er nach einem Ausweg, fand aber keinen, ſo daß er der völligen Verzweiflung nahe war. And immer, wenn er an dem Grabhügel ſeinet Mutter ſtand, wünſchte er ſich, auch dort unten zu liegen, damit alle Not und Sorge ein Ende habe. Oft, ſehr oft ſchlief er mit dieſem Wunſche ein. In den einſamen Näch⸗ ten kam es dann ganz von ſelbſt, daß er, nur um ſich irgendwie zu beſchäftigen und die trüben Gedanken zu bannen, all das, was er in den letzten Monaten erlebt hatte, niederſchrieb. Sein Schaffensdrang wurde auch keineswegs dadurch gelähmt, daß Frau Sorge nicht mehr von ſeiner Seite weichen wollte. Mit wundem Herzen 1. er ſich ſeinen Kummer von der Seele, und lebenswahr erſtanden die Figuren des Patenonkels, der zu äußerſter Sparſamkeit im Eſſen ge⸗ raten hatte, weil einem in den Magen keiner hineinſehen könne, und die Baſe, die ſich in hochherziger Weiſe bereit⸗ erklärt hatte, ihm den Kanarienvogel abzunehmen, damit er die Ausgaben für das Futter erſparen könne. Auch den Vetter aus Oſtfriesland vergaß er nicht, der ihm ſein ein ziges Gut, ſeine Bücher, hatte rauben wollen, auch nicht die Großtante, die ihm ſtundenlang auseinandergeſetzt hatte, daß Tee, Kaffee und Kakao auch ohne Zucker ge⸗ trunken werden könnten, und daß Käſe am beſten ſchmecke, wenn er möglichſt dünn aufs Brot geſchmiert würde. And als er nach vier Wochen die Feder aus der Hand legte, kam ihm beim Durchleſen des Manuſkriptes über⸗ haupt erſt zum Bewußtſein, daß er einen Roman geſchrie⸗ ben hatte. Mit dieſem hatte er einen großen Erfolg, ſo daß er für die nahe Zukunft aller materiellen Sorgen enthoben war; und doch war er auch damit noch kein wahrer Dichter. Das wurde er erſt, als er ein Buch über wahre Mut⸗ terliebe ſchrieb. 3%%%Cͥoò e