1 Rr. 208(2. Blatt). ————— Neckar Bote Samstag, 5. September 1936 Zuſammenbruch des Stachanow⸗Syſtems Das Wirtſchaftschaos in Sowjetrußland. In dieſen Tagen feiert die ſowjetruſſiſche Preſſe das einjährige Beſtehen der„Stachanow⸗Bewegung“. Dieſes Jubiläum iſt jedoch kein Triumph mehr, und ſogar die Sowjetblätter ſind gezwungen, mehr von„Selbſtkritik“ und Zukunftshoffnungen zu reden als von den Ergebniſſen dieſes erſten Stachanow⸗Jahres. Nach monatelangen krampfhaften Bemühungen, das rückſichtsloſe Antreibertum, genannt„ſtachanowſche Arbeitsmethoden“, in allen Zwei⸗ gen des Wirtſchaftsleben durchzuführen, iſt der Fehlſchlag auf der ganzen Linie mit abſoluter Deutlichkeit ſichtbar ge⸗ worden. Denn im Verfolg der„Stachanow⸗Methoden“ iſt man nicht nur auf den meiſten Wirtſchaftsgebieten zu kei⸗ ner unmittelbaren Produktionsſteigerung gekommen, ſon⸗ dern es haben ſich ſogar Schäden und Mißſtände gezeigt, die direkt auf das Stachanow⸗Syſtem zurückzuführen ſind. So ſind beiſpielsweiſe die Produktionsziffern im Kohlen⸗ bergbau im Vergleich zum Herbſt 1935 beträchtlich geſun⸗ ken, die Planziffern der Erdölgewinnung wurden— bei geſteigertem Verbrauch durch die Motoriſierung der Land⸗ wirtſchaft und des Transportweſens— nicht erreicht, nur die Roheiſen⸗ und Stahlgewinnung wie überhaupt alle un⸗ mittelbaren Zweige der Rüſtungsinduſtrie haben keinen Rückgang zu verzeichnen. Das Chaos, das in der völlig bürokratiſierten und auf allen Stufen planwirtſchaftlichen Dispoſitionen unterwor⸗ fenen ſowjetiſchen Wirtſchaft künſtliche Leiſtungsſteige⸗ rungen einigen Stellen verurſacht haben, iſt um ſo grö⸗ ßer geworden, als für die Stabiliſierung ſolcher Erſchei⸗ nungen alle Vorausſetzungen wie zuſätzliche Rohſtoffe und Halbfabrikate, Ergänzung des Maſchinenparks, der Trans⸗ portmittel und dergl. ausgeblieben ſind. Die Desorganiſation vieler Wirtſchaſtszweige durch die Stachanow⸗Bewegung— dies gilt insbeſondere für alle Arten der Verbrauchswaren⸗Induſtrie— pflanzt ſich aber in direkter Folge auch auf dem Gebiet der Preis- und Währungspolitik fort. Die Sowjetwährung iſt eine reine Binnenwährung, die in keiner Weiſe von der Golddeckung, ſondern lediglich— in ibrem Notenumlauf— von der Produktion und den vorhandenen kaufbaren Wa⸗ ren abhängt. Während der Notenumlauf nach den Aus⸗ weiſen der Staatsbank in letzter Zeit um annähernd 50 v. H. geſtiegen iſt, hat der Warenumlauf, inſon derheit für die in dieſem Zuſammenhang wichtigſten Gebiete der, SLeſchtindu⸗ ſtrie, Nahrungsmittelinduſtrie uſw., nur um 33 bis 34 v. H. zugenommen. Die ſowjetiſche Wirtſchaft iſt damit wiederum auf den Weg der Inflation geraten. Eine weitere Tatſache, die ſich aus dem Zuſammenbruch des Stachanow⸗Syſtems und dem Abgleiten in eine neue Inflation ergibt, iſt die Vernichtung der Hoffnungen der breiten Volksmaſſen guf eine Senkung der Preiſe. Noch im Frühjahr ds. Is. hatte Molotow ſelbſt großartig eine Preisſenkung um„mehrere Dutzend Prozent“ angekündigt. Statt der„Preisſenkung“ brachte der Sommer eine er⸗ hebliche Preisſtelgerung wichtigſter Lebensmit⸗ tel und Induſtrie⸗Produkte, die außerdem in ſo unzurei⸗ chender Anzahl und ſo unvorſtellbar ſchlechter Qualität vor⸗ handen ſind, daß erſtens die Marktpreiſe noch bedeutend höher liegen, als die ſtaatlichen Ladenpreiſe, und zweitens das alte Sorgenkind des verſtaatlichten Handels, die Spe⸗ kulation, in ungeahnter Weiſe blüht. Den Millionen der Angeſtellten und Arbeiter— um von der Armee der völlig mittelloſen Bauern ganz zu ſchweigen— hatte man im Zuge der Propaganda für den „Stachanowismus“ hohen Verdienſt bei geſenkten Preiſen vorgegaukelt. Das Ergebnis dieſer Kampagne ſind gleich⸗ gebliebene Löhne(die Indexziffer des Arbeiter⸗ und Ange⸗ ſtelltenlohnes beträgt 180 Rubel monatlich) bei geſtiegenen Preiſen, und dazu allgemeine Waren⸗ und Lebens ⸗ miktelknappheit, die ſich infolge der Mißernte von 1936 in dieſem Winter noch viel ſpürbarer machen wird. Im übrigen war die währungstechniſche Reform des Vor⸗ jahres auf der Hoffnung begründet, den Rubel feſtigen nud die Preiſe ſenken zu können. Mit ihren Vorausſetzungen dürften aber auch dieſe Abſichten der finanzpolitiſchen Sa⸗ nierung als geſcheitert gelten. Zuſammenfaſſend iſt zu ſagen, daß dieſe Symptome einer erneuten ſchweren Kriſe der ſowjetiſchen Wirtſchaft nur in beſchränktem Maße für den militäriſch⸗rü⸗ ſtungsmäßi gen Sektor der Roten Wirtſchaft gelten. Angeſichts der Kriſe iſt man zu der erneuten, ungeheuer⸗ lichen Vermehrung der Roten Armee geſcchrit⸗ ten. Während die gewöhnlichſten, lebensnotwendigſten Ge⸗ brauchswaren und Nahrungsmittel für die breiten Maſſen ausbleiben, werden in beſchleunigtem Tempo Militärſtra⸗ ßen, ſtrategiſche Bahnen und Kaſernen gebaut, die Fabriken für Heeresbedarf arbeiten fieberhaft. Während keine hun⸗ dert Kilometer von Moskau entfernt die Kollektivbauern, wenige Wochen nach der kataſtrophalen Ernte, ſich ſogar dem Fremden gegenüber über Getreide- und Brotmangel beklagen und nicht wiſſen, wovon ſie während des Winters leben ſollen, lagern in den Speichern der Armee Millionen von Tonnen Brotgetreide. Helft zu einem glücklichen Deutſchland! Werdet Mitglied der NSV.! Arbeit im Ausland Von der Reichstkagung in Erlangen.— Auslandsdeutſche berichten. Erlangen, 4. September. Auf der Reichstagung der Auslandsdeutſchen ſprach Stabsamtsleiter Ruberg zu den Hoheitsträgern und Politiſchen Leitern in der Auslaundsorganiſation. Nach einem Rückblick auf die Entwicklung der Aus⸗ landsorganiſation erwähnte er, daß das Auslandsdeutſch⸗ tum im Jahre 193435 an Winterhilfsgeldern rund 1,125 Millionen Mark und im Jahre 1935⸗36 1,860 Millionen Mark aufgebracht habe. Dann führte er beſon⸗ ders die Hilfe für die aus Spanien geflüchteten Deutſchen an, von denen weit über 7000 nach Deutſchland gebracht worden ſind und hier von der AO betreut werden. Einen außerordentlich intereſſanten Einblick in die Arbeit der auslandsdeutſchen Ortsgruppen vermittelten die Vorträge in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Re⸗ doutenſaal. Zunächſt ſprach der Schulungsleiter Schlueſſel⸗Hamburg (Seefahrt) über die Arbeit und den Kampf des deutſchen Seemanns für ſein Volk. Her Politiſche Leiter an Bord ſei gleichzeitig Vertreter der DA und habe im beſten Sinne die Menſchen an Bord zu führen. Die Erziehungsarbeit gehe dahin, dafür zu ſorgen, daß ſich der Seemann nicht allein für ſeinen Betrieb und deine Gemeinſchaft einſetzt, ſondern auch ſeine kulturelle Miſſion im Aus⸗ land und im Verkehr mit den Auslandsdeutſchen erfüllt.— Mit ſtärkſtem Beifall wurde der temperamentvolle Bericht von Pg. K. W. Hubl. des Sküßzpunkkleiters von Kitale(Afrika), aufgenommen. Zu Beginn feiner Darlegungen konnte er die Feſtſtellung machen, daß die Partei in Kenya(früheres Deutſch⸗Oſtafrika) ſtehe und nicht mehr fallen werde. Der Landesgruppenleiter von China, Pg. Lahrmann, gab zunächſt eine Schilderung der Entwicklung des China⸗Deutſchtums, das ſich in ununter⸗ brochenem zähen Kampf emporgearbeitet und durch kauf; männiſche Regſamkeit die Hochachtung des chineſiſchen Volks errungen hat. Stürmiſch begrüßt, nahm ſodann der Beauftragte der Auslandsorganiſation für Fragen der Reichsdeutſchen in Oeſterreich, H. Bernard, das Wort. In Oeſterretch leb⸗ ten heute nahezu 44000 Reichsdeutſche, von denen etwa 25 000 vom Bund der Reichsdeutſchen betreut werden. Der Ortsgruppenleiter von Kalkutta, Pg. Dr. Haerms, erläuterte, wie durch unermüdliche Schulung und Aufklärung der Deutſche in Britiſch⸗Indien für den nationalſozialiſtiſchen Gedanken gewonnen wurde. Unter dem Namen der NSW ſeien die Vorausſetzungen für eine Krankenkaſſe für alle in Indien anſäſſigen Deutſchen ge⸗ ſchaffen worden. Der infolge Erkrankung am Erſcheinen verhinderte Ortsgruppenleiter von Davos, Pg. Janſen, ließ durch Pg Offink ſein Referat verleſen, das von der durch das vom Bundesrat 14 Tage nach dem Meuchelmord an Wil⸗ helm Guſtloff ausgeſprochene Verbot der Landesgruppe geſchaffenen Lage ausgeht. Die Ortsgruppen beſtehen noch weiter In ihnen herrſche der alte nationalſozialiſtiſche Geiſt. Schließlich ſprach noch der Landesgruppenleiter Bra⸗ ſilien, Pg. v. Coſſels. In ganz Braſilien gibt es etwa eine Million Deutſchſtämmige, von denen vielleicht 100 009 Reichsdeutſche ſind. Als eine der vordringlichſten Aufgaben in Braſilien wird die Förderung des deutſchen Schulwe⸗ ſens und der ſozialen Arbeit angeſehen. Der Umbruch im Reich, die Wellanſchauung Adolf Hitlers, der praktiſche Nationalſozialismus im Reich haben draußen verſchüttete Kräfte und Quellen wieder geweckt. Weltbild(M) IV. Reichstagung der Auslandsdeutſchen in Erlangen. Gauleiter Bohle be⸗ grüßt die mit einem Sonderzug in Erlan⸗ gen angekommenen Auslandsdeutſchen. Sie nehmen an der vom 2. bis 7. September ſtattfindenden vierten Reichstagung teil. Stammtafel oder Ahnentafel? 3d R. Betrachtet man eine Stammtafel, nicht ſo ſehr im Hinblick auf das urkundliche erſtmalige Auftreten eines Geſchlechtes als vielmehr auf ſeine geſellſchaftliche Bedeu⸗ tung, ſo ſtößt man faſt immer auf die Tatſache, daß ſich die geſellſchaftliche Umwelt bei den einzelnen Zweigen einer Familie im Laufe der Geſchlechterfolgen ändert. Ge⸗ lingt es einem Zweig, in andere geſellſchaftliche Kreiſe überzuwechſeln, ſo verbleibt ein anderer im gewohnten Be⸗ reich ſeiner Herkunft. Der Grund für die Verſchieden⸗ artigkeit dieſer Umweltgeſtaltung liegt im allgemeinen nicht nur darin, daß die Nachkommenſchaft eines Geſchlechtes von er Natur in ungleicher Weiſe mit Begabungen und Fähig⸗ keiten ausgeſtattet wurde, ſondern insbeſondere in der Art der Verehelichungen, die von den einzelnen Familienmitglie⸗ dern eingegangen wurden. Damit gewinnt aber auch die Herkunft der Mütter an Bedeutung. Iſt dies jedoch einmal in das Bewußtſein des Forſchers getreten, dann erfährt die Art ſeiner Arbeit inſofern eine Wandlung, als er nicht mehr die Stammtafel als das Kernſtück der Fa⸗ milienforſchung empfindet, ſondern die Ahnentafel. Gerade dieſe zeigt aber mit unleugbarer Deutlichkeit, welch ungeheuren Einfluß die Mütter auf den geiſtigen und geſellſchaftlichen Aufſtieg eines Geſchlechtes auszuüben vermögen. Man vergegenwärtige ſich nur die Tatſache, daß die erſten Lebensjahre eines Kindes ſtets mehr durch die Mutter als durch den Vater beſtimmt werden. Die Wek⸗ kung der Erbanlagen liegt daher weſentlich in Händen der Mutter und von ihrer Art hängt es ab, ob ſich ein Kind ſeinem Weſen entſprechend entwickeln kann oder nicht. Damit erhält aber auch der Begriff der„Kinderſtube“ erſt ſeine richtige Bedeutung. Dieſe„Kinderſtube“ birgt das Geheimnis für jene Ark ſicherer Lebenshaltung, die ſo oft mit wirtſchaftlichem Wohlſtand verwechſelt wird. Es kann zwar nicht geleugnet werden, daß ein gewiſſes Maß wirt⸗ ſchaftlichen Geſichertſeins gegeben ſein muß, um die unge⸗ hinderte Entfaltungsmöglichkeit der angeborenen Erbanlagen zu gewährleiſten, aber dieſe wirtſchaftliche Seite ſpielt niemals jene überragende Rolle, die man ihr gewöhnlich zuſpricht oder vorwirft! Die„Kinderſtube“ kann auch unter beſchei⸗ denen wirtſchaftlichen Verhältniſſen gedeihen, denn es kommt eben nicht auf die Menge des Geldes an, um Kinder richtig zu erziehen, ſondern vornehmlich auf die Herkunft der Mutter. Dieſe Tatſache iſt bislang viel zu wenig gewürdigt worden, und der einſeitige Blick auf die väterliche Ab⸗ ſtammung hat manche„Problematik“ in die Familienfor⸗ ſchung getragen, die bei gleichzeitiger Beachtung der mütter⸗ lichen Herkunft kaum aufgetaucht wäre. Deshalb iſt es auch verſtändlich, wenn heute das Hauptgewicht auf den ahnentafelmäßigen Abſtammungsnachweis gelegt wird; denn wir ſind alle nicht nur Träger unſeres väterlichen Namens, ſondern ebenſo Erben unſerer mütterlichen Vorfahren. Wenn durch dieſe Ausführungen der mütterlichen Abſtammung eine beſondere Bedeutung beigelegt wird, ſo ſoll die väterliche damit keinesfalls geſchmälert werden. Der erbliche Anteil an der einen oder anderen Seite läßt ſich mathematiſch nicht errechnen, etwa in der Weiſe, daß wir je zur Hälfte am väterlichen und mütterlichen Erbgut teilhaben. Im einzelnen Fall wird ſich dieſes Verhältnis ſicherlich zugunſten des einen oder anderen Teiles verſchieben. Im allgemeinen müſſen wir aber daran feſthalten, daß wir unſer Leben Vater und Mutter verdanken! G. v. F. Was iſt paradox auf Reiſen? Wenn ein Wanderer auf der Waſſerkuppe in der Rhön ſich mit Bier erlabt. Wenn man in Regensburg Sonnenſchein erwartet. Wenn jemand in Himmelreich im Schwarzwald auf irdiſche Gedanken kommt. i 1 8 ſich der Sommergaſt im Sauerland Süßigkeiten auft. Wenn ein Bürger auf Rügen auf dem Königsſtuhl ſteht. Wenn jemand im Allgäu auf das Nebelhorn ſteigt, um die Ausſicht zu genießen. Wenn man in Freudenſtadt ſchlechter Stimmung iſt. Wenn man beim Baden im Bodenſee keinen Grund hat. Wenn man auf dem Rennſteig langſam geht. Wenn ein Sommerfriſchler in Heringsdorf Flundern oder in Fiſchhauſen Fleiſch ißt. Wenn jemand auf der Wartburg keine Zeit zur Beſichti⸗ gung hat. Wenn der Touriſt im Rieſengebirge über das„Welt⸗ ende“ hinausgeht. Wenn ein Wanderer im Harz den Berg Spardiemüh er⸗ klettert. Wenn ſich jemand auf der Schneekoppe ins Gras legt. Wenn man zum Winterſport in den weißen Schwarz⸗ wald fährt. R DV. Am 6. September feiert das jugoſlawiſche Volk den 13. Ge⸗ burtstag ſeines jungen Königs Peter II., deſſen Vater Alexander J. bei dem entſetzlichen Attentat in Marſeille 5 ums Leben kam. ö rsd * 0 5 2 0* 2 M ge OuRogv 222 Tu Holl Bei der Ausbildung für jeden Beruf wird auf ſeine Gefahren hingewieſen. Auch den Beruf der Hausfrau ſollte man dadurch erleichtern, indem man auf Gefahren und Unterlaſſungsſünden in der Küche und im Haus hin⸗ weiſt und auf gebotene Vorſichten aufmerkſam macht. Jede Hausfrau muß ſich deſſen bewußt ſein, daß ſie für das Wohl und Wehe ihrer Familie verantwortlich iſt. Gerade ſie muß deshalb dafür ſorgen, daß nicht durch ihre Un⸗ achtſamkeit, und ſei ſie noch ſo klein, jemand zu Schaden kommt. Kleine Urſachen— große Wirkungen! Wie oft iſt ſchon durch Fahrläſſigkeit Unheil angerichtet worden! In allen Geſchäftshäuſern und öffentlichen Gebäuden findet man oft Schilder:„Vorſicht! Friſch gebohnert!“ Die Beſucher wiſſen, daß ſie es ſich ſelbſt zuzuſchreiben haben, wenn ſie unaufmerkſam ſind und ausgleiten. Zu Hauſe in unſerer Wohnung hängen nun dieſe Schilder nicht, und die Hausfrau vergißt oft, ihre Mitbewohner und Gäſte darauf aufmerkſam zu machen, daß ſie heute friſch gewachſt hat. Wie oft iſt da ſchon einer ausgeglitten, und wenn bis jetzt noch kein ernſthafter Schaden entſtanden iſt, ſo haben wir eben mehr Glück— als Verſtand gehabt. Oft wird vergeſſen, daß man uns für alle Schäden, die durch Fahrläſſigkeit in unſerem Haus paſſieren, ver⸗ antwortlich machen kann. Wenn wir unſere Gäſte nicht darauf aufmerkſam machen, daß es z. B. im Korridor eine Stufe gibt, die man nicht gut ſehen kann, und die Gäſte * treten fehl, dann haben ſie das Recht, ſich an uns zu halten. Daß durch ſolche Zwiſchenfälle nicht nur der Geldbeutel, ſondern auch die Freundſchaft leidet, iſt ganz klar. Wie leichtſinnig handelt eine Hausfrau, die ſich nicht rechtzeitig von angeſtoßenen Tellern, Gläſern und ſchad⸗ haften Eßbeſtecken trennen will. Beim Gebrauch ſolcher Gegenſtände kann es zu ſchmerzhaften und nicht un⸗ bedenklichen Mundverletzungen führen. Namentlich ſollte man Kinder vor der Berührung mit ſolchem Hausrat ſchützen. Man darf auch dieſe angeſtoßenen, zerbrochenen Sachen nicht einfach in den Mülleimer oder Papierkorb werfen, denn leicht kann ſich jemand dadurch die Hände verletzen. Stets muß man zerbrochenes Porzellan vor dem Fortwerfen einwickeln! Scheren, Meſſer, ſpitze Feilen uſw. dürfen nicht herumliegen, ſo daß ſie Kinderhänden zugängig ſind. Verletzungen, die man ſich beim Kochen, Vorrichten von Gemüſen, Oeffnen von Konſervenbüchſen zugezogen hat, ſind nicht leicht zu nehmen, ſondern mit großer Sorg⸗ falt und Hygiene zu behandeln. Vernachläſſigung ſolcher Wunden hat oft ſchon zu Blutvergiftungen geführt. Die⸗ ſer Gefahr kann man begegnen, wenn man geeignete Ge⸗ fäße in der Küche und im Haushalt verwendet. Werden beim gewaltſamen Oeffnen Konſervengläſer oder Flaſchen beſchädigt und der Inhalt durch Splitter gefährdet, ſo tut man beſſer daran, Eingemachtes zu opfern, als Geſundheit oder gar Leben der Familie aufs Spiel zu ſetzen. Viel Aerger iſt durch falſches Brotſchneiden entſtanden. Hat die Hausfrau Brot abzuſchneiden, ſo darf ſie das Brot nicht dicht am Körper ſchneiden, da das ſcharfe Brotmeſſer leicht abrutſcht und Kleidung und Körper gefährdet. Hat man keine Brotſchneidemaſchine, ſo lege man das Brot auf ein Brett und ſchneide ſo die Brotſcheiben ab. Sehr leichtſinnig iſt es auch, Bier⸗ oder Seltersflaſchen zur Aufbewahrung von Putzmitteln oder gar Salzſäure zu verwenden. Selbſt wenn eine richtige Aufſchrift die Flaſchen kennzeichnet, iſt doch die Gefahr einer Ver- wechſlung zu groß. Auch verlangen alle ätzenden Flüſſig⸗ keiten einen Aufbewahrungsort, der von Nahrungs- oder Genußmitteln ganz abgeſondert iſt. Es verſteht ſich wohl von ſelbſt, daß alle feuergefährlichen Flüſſigkeiten wie Spiritus, Benzin uſw. nicht in der Küche untergebracht werden dürfen. Fahrläſſig iſt es auch, die Hausapotbeke den Kindern erreichbar aufzuſtellen. Im übrigen iſt aul allen Flaſchen deutlich lesbar ein Etikett mit der Inhalte bezeichnung anzubringen, damit jeder weiß, was ſich in der Flaſche befindet. Undichte Rohre können leicht 3 Rauch⸗ oder Gasvergiftungen führen,. daher laſſe mau. „Und dann“, erzählte Vera,„ſagte ich ihm, daß ich ihn nicht mehr zu ſehen wünſchte!“ „Und da ging er?“ fragte Lilly. „Nein— er machte das Licht aus!“ (Weite Welt.) „Warum verbrennſt du denn deine alten Schulzeugniſſe?“ „Damit ſie meinem Jungen nicht in die Hände fallen. Er lernt jetzt Leſen!“ benn möglich, ſtets das Küchenfenſter ffen, um immer möglichſt ſchnell friſche O Luft zu haben. Unſere Zunge iſt ein ſehr aufmerk⸗ ſamer Wächter, der auch geringe Spuren von fremden Zumiſchungen zu 11 1 7 den Nahrungsmitteln erkennt. Oft genügt ſchon die Verwendung un⸗ geeigneter Gefäße, um den Geſchmack der Speiſen zu verändern. Es kann aber auch vorkommen, daß mehr oder weniger ſchwere Vergiftungen die Folge ſind. Beſonders Kupfer-, Zink⸗ und Zinngefäße, aber auch Geſchirr aus Eiſen können unter Umſtänden gefährlich werden, beſonders dann, wenn in den darin befindlichen Nah⸗ rungsmitteln Säuren enthalten ſind, die die Metalle löſen. Kupfergeſchirr wird im heutigen Haushalt nur mit größter Vorſicht benutzt. Auch bei ſtark gebranntem Geſchirr aus glaſiertem Ton- oder Steingut können Bleivergif⸗ Alle Medizin⸗ oder Giftflaſchen müſſen mit der richtigen Auf⸗ ſchrift verſehen ſein. Aufnahmen: E. Schoepke— M. tungen vorkommen, da dieſe mit einer bleihaltigen Glaſur überzogen werden. Irdenes Geſchirr läßt ſich durch ein⸗ fache Behandlung gefahrlos machen. Die neuen Töpfe werden von innen und außen mit Waſſer und Sand ge⸗ ſcheuert und nachher in einer heißen dünnen Eſſiglöſung ein bis zwei Stunden ſtehen gelaſſen(1 Liter Waſſer, 50 Gramm Kochſalz, 2 Eßlöffel Eſſig). Die Hausfrau hat Ordnung in ihren Sachen zu hal⸗ ten! Alle elektriſchen Geräte unterſtehen ihr! Sie hat 2 2 Kreuz und Quer — Leuchtende Frauenkleider.— Blitz legt — Winzerfeſte in Berlin.— Kundendienſt der Reichspoſt. Es gibt Leute, denen jeder Geſchmack abgeht, andere der fragen nicht nach Geſchmack, wenn ſie glauben, gute Geſchäfte machen zu können, und ſo entſtehen Dinge, die man „Kilſch“ nennt Wenn ſich für ſolche„Produkte“ keine Ab⸗ nehmer finden würden, wurde ſich der Fall von ſelbſt er⸗ ledigen. Leider iſt dem nicht ſo; es gibt genügend Menſchen, Neuer Kitſch. Goldgruve frei. Teide die ebenſe geſchmacklos ſind wie die Erzeuger und glauben einen ſehr originellen Gegenſtand erſtanden zu haben, wenn ſie den Kitſch kaufen Auf dem Gebiet der Reiſeandenken iſt noch vieles zu finden, was beſſer nicht vorhanden wäre, ſo daß eine gründliche Bereinigung durchaus angebracht wäre. Zum Schutz der nationalen Symbole mußten ſchon recht viele„Neuigkeiten“ verboten werden. Dieſer Tage iſt ein neues Verbot ergangen gegen ein„Produkt“, das wohl den Gipfel des Kitſches darſtellt und folgendermaßen beſchrieben wird: Schwarzwalduhr, auf der SA.⸗Männer dar⸗ geſtellt ſind und aus der beim Halbſtunden⸗ und Stunden⸗ ſchlag ein altgermaniſcher Krieger heraustritt, der das Lied „Volk ans Gewehr“ bläſt. Man müßte den geſamten Kitſch, der unter das Ver⸗ bot fällt, in einem Muſeum unterbringen und der Oeffenk⸗ lichkeit zugänglich machen, das wäre Abſchreckung und Er⸗ ziehung zugleich. So wie dies— zeitlich geſehen— der letzte Kitſch war, ſo iſt die neueſte Pariſer Mode für die Damenwelt wohl kaum(milde geſagt) weniger kitſchig: Leuchtende Klei⸗ der. Ein geſchäftstüchtiger Fabrikant hat Stoffe ſo grä⸗ pariert, daß ſie nachts leuchten. Wir kennen dieſes Leuch⸗ ten von den Armband⸗ oder Nachttiſchuhren. Welche Freude, wenn man nachts erwacht und die Uhr leuchtet erſt 2 Uhr. Auf die andere Seite gelegt und weitergeſchlafen. Weniger erfreulich, wenn die Frau die Uhr erkennen kann, wenn der Mann nachts von der Sitzung kommt. Und nun die leu ch⸗ tenden Frauenkleider! Das wird ein„Glühwürm⸗ chenidyll“ werden! And wenn die„Leuchtkäfer“ durch die Straßen ſchwirren— könnte es da nicht leicht zu Verkehrs⸗ ſtörungen oder ⸗unfällen kommen? Oder werden die leuch⸗ tenden Damen den Männern heimleuchten? Angeahnte Mög⸗ lichkeiten ſtehen offen. Vielleicht ſchränkt die Stadtverwal⸗ tung die Straßenbeleuchtung ein Wie die leuchtenden Kleider Licht in die Pariſer Stra⸗ ßen bringen werden, ſo brachte ein Blitzſtrahl Licht in eine Goldgrube. Der Blitz traf auf einem Gute in Braunau bei Prag auf eines der allerälteſten Inventurſtücke des Hof⸗ gutes, eine Steinfigur, die ſeit Jahrhunderten einen Platz im Flur des Wohnhauſes innehatte. Die Steintrümmer des Standbildes legten zur größten Ueberraſchung des Gutsbe⸗ ſitzers eine wahre Goldgrube frei. Goldmünzen und gol⸗ dene Ketten traten dabei zum Vorſchein. In einem zinner⸗ nen Käſtchen, das die Figur barg, fand man Juwelen, Gold⸗ und Silbermünzen. Man nimmt an, daß die Koſtbarkeiten während des Dreißigjährigen Krieges dort verſteckt worden waren. Der Werk des Schatzes dürfte ſich auf mehrere Millionen tſchechiſcher Kronen belaufen. Wenn der Gutsbeſitzer ſich jetzt vielleicht einige beſonders gute Tage macht, wird er auch wohl den Wein nicht ver⸗ geſſen, der bei uns ja kein Getränk nur für die Begüterten, ſondern Volksgetränk geworden iſt. Denn auch der Wein gehört zu den Freuden des Lebens und deshalb ſind ganze Züge dieſes aufgeſpeicherten Sonnenſcheins auf dem Wege nach der Patenſtadt Berlin. Dem deutſchen Weinbau muß unbedingt geholfen werden und nichts iſt doch leichter als das. Man trinke deutſchen Wein! Schon im vorigen Jahre hatte die Reichshauptſtadt von„ihren Weinſchützlin⸗ gen“ 800 000 Liter bezogen. Da er über Erwarten bald ver⸗ trunken war, hat man ſich in dieſem Jahr von vornherein beſſer eingedeckt. Außerdem ſoll in der„Weinwoche“, die am 19. September beginnt, wieder durch Umzüge und Feſt⸗ lichkeiten die Berliner Bevölkerung über das Leben und Treiben in den deutſchen Weingegenden aufgeklärt werden. In allen Stadtteilen ſind Winzerfeſte geplant, bei denen neben dem Wein auch rheiniſcher Frohſinn verzapft werden wird. In Berlin iſt man bemüht, den Menſchen das Leben zu erleichtern nicht nur dadurch, daß man ſie mit dem guten deutſchen Wein bekannt macht. Die findige Reichspoſt hat in einem Berliner Poſtamt eine Neuerung eingeführt, die hof⸗ fentlich bald vielfach nachgeahmt werden wird. Da erfah⸗ rungsgemäß an manchen Schaltern ſich zu gewiſſen Stunden lange Schlangen der oder weniger nervös wartender Men⸗ ſchen bilden, hat Poſtamt zu deren Unterhaltung und Ablenkung im Schallerraum eine kleine Guckkaſtenbühne her⸗ ſtellen laſſen, auf der Filme, die die Schönheiten unſeres Vaterlandes zeigen, abrollen. Daß die Poſt dabei auch für ſich etwas Reklame macht, iſt ihr autes Recht. Wie wäre es. Sorge dafür zu tragen, daß Steckdoſen und Steckkontakte immer in Ordnung ſind. Beſonders das Badezimmer muß immer wieder kontrolliert werden. Alſo, liebe Hausfrau, Vorſorge treffen! Man darf ſich nicht auf den Standpunkt ſtellen, daß man erſt durch Schaden klug wird. Wenn der Schaden ſchon geſchehen, iſt es zu ſpät! Vorſicht und nochmals Vorſicht gegen alle Gefahren in Küche und Haus zur eigenen Ruhe und zum Schutz der Familie! Will Helm. wenn Warteſälen die Menſchheit derart unterhal⸗ ten wil das Leben ſchiene freundlicher. Dienſt am (N 7 Kunden nennt 1 man das, was die Reichspoſt einführt. Die Sommerung verlangt leichtlösliche Phosphorſäure Die Frage der Erzeugung wirtſchaftseigenen Futters ſteht heute im Vordergrund aller betriebswirtſchaftlichen Maßnahmen. Anſerem Sommergetreide kommt deshalb eine erhöhte Bedeutung zu, denn es hat von Natur aus einen hohen Eiweißgehalt. 25 Der Sommerung muß ein ſchnelles und tiefes Wurzel⸗ wachstum ermöglicht werden. Hierzu iſt aber die Erhal⸗ tung der Winterfeuchtigkeit von ausſchlaggebender Bedeu⸗ tung. Der große Nutzen der Winterfurche muß durch früh⸗ zeitiges Schleppen und mehrmaliges Eggen erhalten wer⸗ den. Iſt irgendwo die Winterfurche unterblieben, ſo iſt nach dem Pflügen im Frühjahr dafür zu ſorgen, daß die Furchen umgehend mit der Schleppe wieder zugezogen wer⸗ den, um ſo dem Waſſerverluſt entgegenzutreten. Die große Kunſt der Frühjahrsarbeit beſteht in der richtigen Pflege des Waſſerhaushaltes. Neben dieſer Waſſerverſorgung iſt es notwendig, daß der geſamten Sommerung die notwen⸗ digen Nährſtoffe zur Verfügung ſtehen. Der Dünger muß fein verteilt und gleichmäßig ausgebracht werden. Kali und Phosphorſäure ſind am vorteilhafteſten bei den Früh⸗ lingsarbeiten mit unterzubringen. Wegen ihrer ſchnellen Löslichkeit eignen ſich für die Frühjahrsgrunddüngung be⸗ ſonders Superphosphat und 40proz. Kali. Die Stick⸗ ſtoffdünger ſind je nach Löslichkeit 3—14 Tage vor der Saat zu geben. Der Nährſtoffanſpruch der einzelnen Sommerungs⸗ arten an Boden und Nährſtoffe iſt verſchieden. An Som⸗ mergetreide ſpielen bei uns Hafer und Gerſte die Haupt⸗ rolle. Hafer gedeiht faſt überall, ſein ſtarkes Wurzelver⸗ mögen befähigt ihn, als nachtragende Frucht nach Ge⸗ treide gebaut zu werden. Allerdings iſt ſein Nährſtoff⸗ anſpruch nicht gering. Um ſeine und der Nachfrucht Lei⸗ ſtung zu erhöhen, muß eine richtige Verſorgung mit allen Nährſtoffen durchgeführt werden. Bei Einzeldüngung dürfte mit etwa 30—40 Kilo eines 20prozentigen Stick⸗ ſtoffdüngers, 50 Kilo Superphosphat und 50 Kilo 40 proz. Kali je Viertelhektar die richtige Durchſchnittsmenge ge⸗ troffen werden. An Stelle der Einzeldüngung kann er⸗ folgreich ein Volldünger geſtreut werden, wobei Am⸗Sup⸗ Ka 888 in einer Gabe von etwa 2 Zentner je Viertel⸗ hektar gute Erfolge zeigen wird. Die Sommergerſte, die als Brau- und Futtergerſte bei uns große Bedeutung hat, ſtellt an Boden und Vorfrucht hohe Anſprüche. Am beſten gedeiht ſie auf genügend mit Kalk verſorgten Böden des ſandigen Lehmes bezw. lehmigen Sandes. Am beſten ſtellt man ſie nach Hackfrucht. Die Gerſte kann die Nährſtoffe nur gering ausnutzen. Man muß bei der Düngung in Menge und Düngemittelform deshalb richtig wählen. Ge⸗ rade bei der Gerſte müſſen Phosphorſäure und Kali aus⸗ reichend gegeben ſein. Die waſſerlösliche Phosphorſäure des Superphosphats und 40proz. Kali in Mengen von je 50—60 Kilo je Viertelhektar gewährleiſten beſte Kornaus⸗ bildung und Halmfeſtigkeit. Mit der Stickſtoffverſorgung muß man vorſichtig ſein, da die Gerſte leicht lagert. Gaben von 25 bis 35 Kilo eines 20proz. Stickſtoffdüngers je Vier⸗ telhektar dürften ausreichend ſein. An Stelle der Einzel⸗ dünger iſt auch eine Gabe von Am⸗Sup⸗Ka⸗Volldünger 4815 geeignet, die Gerſte gut zu verſorgen. Bei der Gerſte iſt ein dichter ausgeglichener Pflanzenbeſtand für eine gleichmäßige Reife unerläßlich. Ein leichter Eggen⸗ ſtrich vor der Keimung als Auflockerung und zur Vorbeu⸗ gung von Feuchtigkeitsverluſten iſt empfehlenswert; beim Spitzen der Gerſte darf aber nicht mehr geeggt werden. Bei richtiger Pflege und Behandlung von Hafer und Gerſte wird es möglich ſein, aus dieſen gute Erträge her⸗ auszuholen. Diplomlandwirt Weigand. —, Die giftige Herbſtzeitloſe. Auf naſſen Wieſen ſtehen eben ſchwachroſa Blüten ohne grünes Blätterwerk. Das i die Herbſtzeitloſe(Colchirum), die ein botaniſches Unikum Jarſtellt inſofern, als bei ihr die Blätter erſt nach dem Abſterben der Blüten zum Vorſchein kommen. Sie iſt ſeht giftig. Kühe, die auf der Weide mit dem ſaftigen Gras die Herbſtblume gefreſſen haben, geben mit Blut vermiſchte Milch. Es iſt äußerſt gefährlich, die Blüte in den Mund zu nehmen. Die Kinder ſpielen gerne mit der Samenkapſel der Herbſtzeitloſe, die das Pflanzengift noch konzentrierter ent⸗ halt als die Blüte. Iſt die Wirkung dieſes Giftes auch nicht ganz ſo ſchlimm wie etwa bei der Tollkirſche, ſo ſtellen ſich doch langwierige Magen⸗ und Herzerkrankungen ein. Darum gütet euch vor der Herbſtzeitloſe. * eee eee X— fr /// „Anka“ Roman von Hans Poſſendorf. 9 Aber als Anka— das erſtemal ſeft Verlaſſen der Mühle— ihren Schritt hemmte, um Ausſchau nach Lich⸗ tern zu halten, die ihr menſchliche Wohnungen und einen Weg weiſen könnten, wurde ſie aus der Dunkelheit heraus auf tſchechiſch angerufen.. Sie verſtand genug von dieſer Sprache, um ſofort zu begreifen, daß es ein Grenzpoſten war, der ihr Halt gebot. Sie hörte jedoch nicht auf dieſe Warnung, ſondern rannte ſofort davon. Im nächſten Augenblick hörte ſie eine Kugel an ihrem Ohr vorüberpfeifen. Sie rannte weiter, ſtrauchelte, fiel— und da ſich ihr laufende Schritte näherten, wußte ſie nichts Beſſeres zu tun, als regungslos liegen zu bleiben. So fanden ſie gleich darauf zwei böhmiſche Grenzſoldaten. Sie wurde von ihnen aufgehoben und fortgetragen. Ob die vermeintlich Schwerverwundete eine alte oder junge Perſon war, konnten die Soldaten nicht erkennen, denn es war dunkel, und Anka hatte noch dazu ihren Woll⸗ ſchal tief ins Geſicht gezogen. Etwa zwanzig Minuten lang trugen ſie die Soldaten querfeldein. Ab und zu legten ſte ihre Laſt für Minuten auf den Erdboden nieder, um zu verſchnaufen. Endlich erreichten ſie ihr Blockhaus und legten ſie auf das Stroh einer Pritſche. Leiſe ſtöhnend wälzte ſich Anka ein paarmal hin und her und blieb dann, das Geſicht ins Stroh vergraben, wie⸗ der bewegungslos liegen. Ein Mann trat an ihr Lager, griff nach ihrer Hand und fühlte ihren Puls. Dann ſagte er— es war der Korporal des kleinen Grenzpoſtens— in befehlendem Tone auf tſchechiſch: „Prochaska, du läufſt ſofort nach Kuſchwarda hinüber und holſt den Doktor! Vielleicht kann er das Leben dieſes Frauenzimmers noch retten.“ Anka begriff ſofort, daß durch das Dazwiſchenkommen des Arztes und einer höheren Behörde ihre Flucht end⸗ gültig vereitelt ſein würde. Mit einem Ruck richtete ſte ihren Oberkörper auf, riß ſich das Tuch vom Kopf, daß ihr das dunkle Lockengewerr auf die Schultern fiel, und be⸗ gann aus vollem Halſe zu lachen. Die fünf anweſenden Soldaten ſtarrten ſie ſprachlos an. Ihre Schönheit ſchien die Leute völlig zu beſtürzen. Als erſter fand der Korporal Worte: „Warte, du hübſche Hexe! Das ſoll dir ſchlecht be⸗ kommen!“ Da ſprang Anka auf die Füße, griff nach ſeiner Hand und ſagte, ihm mit einem verheißungsvollen Blick in die Augen ſchauend: „Nein, du wirſt mich nicht verraten! wirſt es nicht tun!“ Noch nie hatte ſich Anka in ſolchem koketten Gebaren geübt. Aber jetzt, da es ihr nötig ſchien, beherrſchte ſie es mit Meiſterſchaft. Und dann erzählte ſie eine rührende Geſchichte: Wie ſie von einer böſen Stiefmutter bis aufs Blut gepeinigt worden ſei und ſich in ihrer Verzweiflung nicht beſſer zu helfen gewußt habe, als über die Grenze zu laufen. Wenn man ſie jetzt den Vorgeſetzten ausliefere und ſie nach Hauſe zurückſchicke, ſo würde das den Wiederbeginn des Mar⸗ tyriums bedeuten. Lieber aber würde ſie ſich das Leben nehmen, als dies zu ertragen. „Aber was willſt du denn hier beginnen, Kleine?“ fragte der Korporal, ſchon ganz erweicht. „Ich... will nach Prag wandern und... mir einen Verdienſt ſuchen.“ Sie hatte es aufs Geratewohl geſagt, aber im gleichen e beſchloß ſie, dieſen Plan auch wirklich auszu⸗ führen. Der Korporal überlegte ein wenig. Dann ſagte er zu den Soldaten: „Kameraden, wir wären wirklich herzloſe Schurken, wenn wir das Mädel verraten würden. Kann ich mich darauf verlaſſen, daß Ihr reinen Mund halten werdet?“ Die Soldaten ſtimmten gutmütig zu und damit war Ankas Flucht geſichert. Später, am Tag, als der Korporal mit ihr allein im Blockhaus war, beſtürmte er ſie mit Zärtlichkeiten. Sie verſicherte ihn ihrer Zuneigung, ſtreichelte ihm ſogar mit geſpielter Zärtlichkeit die Backen und bat ihn, ſte heute noch in Ruhe zu laſſen, da ſie ſich von den Erlebniſſen der vergangenen Nacht noch zu zerſchlagen fühle. Der eine Tag des Zuſammenſeins genügte, daß ſich der Korporal bis über die Ohren in Anka verliebte. Er ſchlug ihr vor, ſie im Morgengrauen des folgenden Tages nach Kuſchwarda zu bringen, wo er ihr eine Stellung be⸗ ſorgen werde. Sie würden einander dann oft ſehen und ſobald es nur anginge, würde er ſie heiraten. Anka ſtimmte allem zu. Aber in der folgenden Nacht, als der Korporal und die beiden dienſtfreien Soldaten feſt ſchliefen, ſchlich ſie ſich aus dem Blockhauſe und ſchlug die Landstraße nach Strakonitz ein. Sie wußte nur zu gut, daß ſich der Korporal und die Soldaten durch ihre Pflicht⸗ verletzung jeder Möglichkeit, ſie zu verfolgen und wieder in Haft zu nehmen, begeben hatten. 5 Nach einer Wanderung von zwei Wochen, während der ſie ſich— ohne daß ſie dies die geringſte Ueberwindung koſtete— Nahrung und Nachtquartier erbettelte, traf ſie in Prag ein. Ich weiß es, du arme * Es war um die Mittagsſtunde, als Anka die erſten Straßen des inneren Prag betrat. Die einzige Stadt, die nka in ihrem Leben geſehen, war Paſſau, und ſo er⸗ ſchien ihr dieſes Prag mit ſeinen prächtigen Läden und eleganten Menſchen wie eine neue Welt. f Sie vergaß ganz, daß ſie ſich nach einer Stellung um⸗ ſehen, für die ach ein Unterkommen ſuchen müſſe, und aß ſie gänzlich mittellos war. Stunden und Stunden lief ſie planlos und wie ge⸗ blendet von all der neuen Pracht in den Straßen umher. Erſt als der Abend aß wurde ſie ſich ihrer mißlichen Lage bewußt. Daß ſie hier nicht ſo gefahrlos betteln konnte wie in den Dörſern, war ihr klar, und ſie hatte auch ſchon mit Beſorgnis gemerkt, daß einige Poli⸗ ziſten mißtrauiſche Blicke nach ibr warfen: denn ihre durch den langen Marſch abgenutzte Kleidung und ihr ſchadhaf⸗ tes Schuhwerk machten ſie einer Landſtreicherin verzwei⸗ felt ähnlich. Erſt als ſie in einen ſchmutzigen, ärmlichen Stadtteil geraten war, fühlte ſie ſich wieder ſicherer, weil ſie in die⸗ ſen Gaſſen und Gäßchen durch ihr Aeußeres nicht beſon⸗ ders auffiel. 5 5 In ihrer Verlegenheit wandte ſie ſich ſchließlich an ein Paar, das ihr an einer Straßenecke begegnete; die Frau trug eine alte Harfe auf dem Rücken, der Mann eine Geige unter dem Arm. „Geh' in die Städtiſche Armenherberge,“ ſagte der Mann, beſchrieb ihr den Weg und ſchritt dann mit ſeiner Begleiterin weiter, ohne irgendwelche Fragen an Anka geſtellt zu haben. Vor der Herberge warteten ſchon ein paar armſelige Frauengeſtalten auf Einlaß. „Kann man hier ſchlafen, ohne etwas zu bezahlen?“ fragte Anka. „Natürlich! Nur Papiere mußt du haben,“ gab eine der Frauen gleichgültig zurück. Faſt erſchrocken wollte Anka ſich zum Gehen wenden. Da trat ein junger Menſch auf ſie zu, der ihre Frage und die Antwort der Frau gehört hatte, und ſagte: „Komm mal her, du! Ich werde dir einen Rat geben, was du machen ſollſt.“ Anka trat mit ihm zur Seite und muſterte ihn mit einem Anflug von Ekel. Der Mann war ſchäbig gekleidet, nicht raſiert, hatte ſchadhafte Zähne und einen Unbeſchreib⸗ lich widerlichen Geſichtsausdruck. „Ich werd dich wo unterbringen— weißt du? Daß du ein furchtbar ſchönes Luder biſt, das wird dir wohl nix Neues ſein. Alſo komm mit, du wirſt mir's danken. Eine feine Stellung, ſage ich dir!“ Sie hatten nicht weit zu gehen, bis ſie eine Kneipe betraten. Im erſten Augenblick konnte Anka in dem Ge⸗ wimmel von lachenden, ſchreienden und ſchwatzenden Men⸗ ſchon kaum etwas unterſcheiden. Dann merkte ſie, daß die Gäſte zum größten Teil Männer waren— von ſehr ver⸗ ſchiedenem Ausſehen; einige waren ſogar ſehr nobel ge⸗ kleidet. Die wenigen Frauen in dem Raum trugen Kleider von grellen Farben, auffallende Friſuren, billigen Schmuck und waxen meiſt geſchminkt. Der widerliche Führer brachte Anka, nach der man ſich neugierig umblickte, ohne Aufenthalt durch den Haupt⸗ raum in eine kleine, ſchnuddlige Kammer, hieß ſie warten und verließ den Raum. Erſt nach längerer Zeit kehrte er mit einem dicken Weib, der Wirtin des Lokals, zurück. Sie muſterte Anka wortlos, klopfte ihr dann die Wange und ſagte zu dem Mann: „Is nich ſchlecht!“ und zu Anka:„Du kannſt die Nacht hier ſchlafen und vorläufig im Hauſe bleiben. Ich ſorg ſchon für alles, für Kleider und Schuhe. Aber du mußt bleiben, bis du alles bezahlt haſt, was wir dir wer⸗ den kaufen. Ich hab' Mitleid mit dir, ſonſt würd' ich's nich tun.“ „Und was hab ich dafür zu arbeiten?“ „Arbeiten? Gar nix! Ein bißchen lachen und ſingen und vergnügt ſein wie die anderen Damen draußen.“ Am nächſten Tag kam der Mann— Ignaz nannte man ihn— zurück und brachte ein feuerrotes Seidenkleid und rote Schuhe; und am Abend wurde Anka in ihrem neuen Staat den Gäſten des Lokals vorgeſtellt. Ihre Schön⸗ heit machte ihr Erſcheinen zu einer Senſation— Drei Tage lang zeigte die Wirtin mit Ankas Unzu⸗ gänglichkeit den Gäſten gegenüber Nachſicht. Dann kam es zum Skandal, denn Anka hatte einem allzu Dreiſten in der Abwehr das Geſicht jämmerlich zerkratzt. Am nächſten Morgen packte ſie ihr neues Kleid und ihre neuen Schuhe zuſammen, zog ihre alten Sachen an und ſchlüpfte heimlich zur Tür hinaus. Aber unglücklicher⸗ weiſe traf ſie nach wenigen Schritten auf Ignaz, der ſo⸗ fort die Lage der Dinge durchſchaute und ſie am Arm feſthielt. Anka riß ſich los, ſchlug ihm klatſchend mitten in das widerliche Geſicht und rannte weiter. Doch Ignaz hatte ſie ſchnell eingeholt und packte ſie von neuem: „So, du Luder!“ rief er außer Atem, jetzt geht's zur Polizei, du Diebin.“ „Was? Diebin?“ Anka holte zu neuem Schlage aus. „Gehören dir vielleicht die Kleider?“ fragte Ignaz em⸗ pört, während er mit der Linken ſein Geſicht ſchützte, aber mit der Rechten Ankas Handgelenk feſt umſpannt hielt. „Hab' ich dafür nicht drei Abende in eurem Loch da zugebracht?“ 5 Anka deutete hinter ſich nach der Kneipe. Jetzt bemerkte Ignaz ein paar Arbeiter, die auf dem Wege zu ihren Werkſtätten neugierig ſtehen blieben. Die Lage wurde ihm ungemütlich. „Komm weiter!“ raunte er Anka zu.„Sonſt wirſt du von der Polizei gefaßt. Ich tu dir nichts, aber ich will meine Praopiſion nicht bei der Alten verlieren.“ Anka begriff ſofort, daß Ignaz wohl mehr von der Polizei zu fürchten habe als ſie ſelbſt. Die vierzehn Tage landſtreichender Wanderſchaft hatten genügt, um alle Eigenſchaften der Raſſe ihrer Mutter in ihr zu erwecken. Aus der ſchüchternen Müllerstochter war eine liſtige Zi⸗ geunerin geworden, die ſich dem Kampf mit einer feind⸗ lichen Umwelt vollauf gewachſen fühlte. „Du biſt ein dreckiger Schuft!“ ſagte Anka, indem ſie neben Ignaz weiterging.„Alſo mach' keine Redensarten und ſag' nur gleich, was du vorhaſt.“ „Ich hab' mir ſelbſt ſchon gedacht,“ fuhr er fort,„daß du zu ſchade biſt für den Stall dort. Du biſt gut für ne Künſtlerin zu werden. Ich werd' dich zu'nem Freund bringen, der wird aus dir machen'ne Künſtlerin. Is gut, ja? Und wenn er mir'nen Vorſchuß geben will auf deine Gage— und ich denk', er wird's tun, weil du ein ſo ſchö⸗ nes Luder biſt— dann kannſt auch den roten Fetzen be⸗ halten und die Schuh. Is gut, ja?“ „Wir werden ſehen!“ meinte Anka.„Aber nimm dich in acht! Ich laſſe nicht mit mir ſpaßen.“ Seide und Samt für den Nachmittag! Da das Nachmittagskleid zu allen Gelegenheiten ge⸗ tragen werden ſoll, muß es in der Linie möglichſt einfach gehalten ſein. Die Kleider ſind faſt alle hochgeſchloſſen ge⸗ arbeitet. Die Aermel ſind weit geſchnitten und ſtark ein⸗ gereiht. Die Röcke fallen mäßig weit und ſind etwas länger als ſie im Sommer getragen wurden. Eine große Rolle ſpielt in der Uebergangszeit der Kaſak. Man txägt ihn ge⸗ ſchlitzt oder glatt, gerade oder auch glockig. Er iſt drei⸗ viertellang, was den Vorzug hat, die Figur der Trägerin zu ſtrecken und ſchlank erſcheinen zu laſſen. Auch ſtarke Damen können ihn ſehr gut tragen. — Zuid Peine M Figur U iſt ein ſehr modiſches Nu Aue. Es zeigt die beliebte Kaſakform. Die ſehr aparte Pliſſee⸗ garnitur am Hals iſt aus Krepp Georgette. Eine dunkl⸗ Samtſchleife bildet den Abſchluß. Figur 2 zeigt ein ſehr ſchlichtes vornehmes Kleid aus ſchwarzem Samt. Intereſſant iſt das Oberteil ge⸗ ſchnitten, deſſen Raffungen durch einen ſchönen Metallelie gehalten werden.. i 5 Figur Z ſtellt ein jugendliches Nachmittagskleid aus Mattkrepp dar. Die breite Paſſe iſt in Säumchen 1 n. die dem Aermel oben die erforderliche Weite gebe beiden Seiten des Vorderteiles ſind gleichfalls Säumchen⸗ gruppen genäht, die das Kleid intereſſant teilen. Die Stoffe der Nachmittagskleider ſind vorzugsweiſe aus matter und glänzender Kunſtſeide. Cloqus erfreut ſich immer noch größter Beliebtheit. Dann ſeien Mattkrepps erwähnt, welche neben der glatten Ausführung Muſter aus Cellophanfäden aufweiſen, die einen metalliſchen Effekt hervorrufen. Nur werden dieſe Fäden nicht, wie es bet dem Metall der Fall iſt, ſchwarz. Die neuen Krepps ſind in ſich gemuſtert, ſie haben daher auch bei den dunklen Farben eine intereſſante Wirkung. Ein ſehr eleganter Stoff iſt der neue Kunſtſeidenſamt. Die Schnittformen der Kleider müſſen hier natürlich ſehr ſchlicht gehalten ſein, damit die Schönheit des Materials voll zur Geltung kommt. Handſchuhe Dieſe ſind ein wichtiges Teil unſerer Kleidung. Ohne Handſchuhe ſind wir nicht vollſtändig angezogen. Ein gutes Kleid, ein eleganter Mantel verlieren viel, wenn nicht die paſſenden Handſchuhe dazu getragen werden. Erſt ſie ver⸗ vollſtändigen das Ganze. Es gibt denn auch Handſchuhe in allen Formen, Farben und Preislagen, ſo daß wohl jeder ſich ein Paar Handſchuhe anſchaffen kann. Wir ſehen ſolche aus Seide, Tüll und Kunſtſeide. Glacéhandſchuhe werden im Sommer weniger getragen, weil ſie zu warm ſind. Alle Handſchuhe haben noch große oder kleine Manſchetten, die allerhand Verzierungen aufweiſen. Viele haben einen pliſſierten Rand oder ſind mit Blümchen beſtickt, oder mit feinen Bieſen verſehen. Dunkelblaue und ſchwarze Hand⸗ ſchuhe in Seidentrikot ſind hochmodern. Das Allerneueſte iſt ein Riemchen mit Spange um das Handgelenk als Ver⸗ ſchluß. Zw. Praktiſche Winke Alaun in Haus und Küche. Alaun findet in Haus und Küche vielerlei Verwendung und darf im Materialkaſten der Hausfrau niemals fehlen. Alaun bleicht vergilbtes Elfen⸗ bein. wenn man es eine halbe Stunde in eine geſättigte Löſung legt, die nach der Auflöſung des Alauns einmal aufkochte. Dann wird das Elfenbein mit einem Wolltuch gerieben, nochmals geſpült und ſchließlich mit einem Leinen⸗ tuch trockengerieben. Alaun wirkt farbeentfernend, wenn 1 55 Wäſchewaſchen nur eiſenhaltiges Waſſer zur Verfügung teht. Man klärt es vor dem Waſchen, indem man etwas Alaun ins Waſſer gibt und dieſes von dem Niederſchlage, der ſich bildet, abgießt. Ferner iſt Alaun auch ein vorzüg⸗ liches Imprägnierungmittel. Stoffe, Kleider, leichte Vor⸗ hänge, die durch eine 5⸗ bis 10prozentige Alaunlöſung(wo⸗ möglich mit weichem Waſſer) gezogen wurden, brennen nun ſehr ſchwer an. Weiter wirkt Alaun farbehaltend bei ge⸗ wöhnlichem Waſſer. Man löſt 20 Gramm für 25 bis 30 Li⸗ ter Spülwaſſer heiß auf und ſpült die Stoffe ſodann noch⸗ mals in klarem Waſſer. Küchenbeleuchtung. Das iſt auch ſo ein Kapitel, dem nur wenige Hausfrauen Beachtung ſchenken. Wenn man bedenkt, wie viele Stunden ihres Lebens die Hausfrau in der Küche zubringt, dann iſt diefe Nachläſſigkeit, die man ſeinen Augen angedeihen läßt, nicht zu verſtehen. Wo aus baulichen Gründen nicht genügend Lageslicht einfällt, dort ſollte man wenigſtens für eine gute hochkerzige attglas⸗ lampe(Glühbirne) ſorgen. Die Arbeit geht ſchneller von⸗ ſtatten, die Nahrungsmittelherrichtung kann ſorgſamer vor⸗ genommen werden und der Nutzen für die Augen iſt ganz * erheblich. 1 Sport⸗Vorſchau Einheimiſcher Sport. Kreisturnen in Hockenheim. Aus Anlaß des 50 jährigen Beſtehens des Turn⸗ vereins Hockenheim findet am morgigen Sonntag ein Kreisturnen des Turnkreiſes Mannheim in Hockenheim ſtatt. Ueber tauſend Turner und Turnerinnen werden ſich in einer Vielzahl von Geräte⸗ und volkstümlichen Mehrkämpfen und zwar in allen Altersſtufen ihre Kräfte meſſen. Mittags findet ein Feſtzug und anſchließend Maſſenfreiübungen, Volkstänze und Staffeln aller Art auf dem Feſtplatz ſtatt. Die Veranſtaltung erhält noch eine beſondere Zugkraft durch Austragung der Kämpfe um den Siegfriedwanderpreis und Reisſchild des Turn⸗ kreiſes Mannheim. Allen Turn⸗ und Sportfreunden kann der Beſuch der Veranſtaltung nur empfohlen werden. Der Turnerbund„Jahn“ wird mit einer ſtarken Aktivität ſich an den Wettkämpfen beteiligen und wün⸗ ſchen wir guten Erfolg. Die Fahrt erfolgt per Bahn ab Friedrichsfeld, wo ſich auch Feſtbeſucher anſchließen können(50% Fahrpreisermäßigung), ſofern ſie nicht vorziehen, eine ſchöne Radtour mit dem Beſuch zu ver⸗ knüpfen. i An dem am morgigen Sonntag in Hockenheim ſtatt⸗ findenden Kreisfeſt des Mannheimer Turnkreiſes wird ſich auch der Turnverein 98 beteiligen. Die Zahl der Teilnehmer an den einzelnen Wettkämpfen iſt erfreulicher Weiſe eine recht anſehnliche und erreicht eine Höhe, die an die beſten Jahren des Vereins erinnert. Die fleißige Trainingsarbeit in den letzten Wochen berechtigt zu der Hoffnung, daß die Wettkämpfe einen erfolgreichen Aus⸗ gang nehmen werden. Die Teilnehmer marſchieren mor⸗ gen früh 5.40 Uhr an der Turnhalle ab und fahren 6.20 Uhr ab Friedrichsfeld. Beginn der Kämpfe in Hockenheim morgens 8 Uhr und mittags 2 Uhr. Eintrittspreis 30 Pfg. Auswärtige Sport Nun ſind auch die nacholympiſchen Sportfeſte vorüber. Die überſeeiſchen und fernöſtlichen Olympiateilnehmer, die bei allen ihren Starts eine hervorſtechende Rolle ſpielten, haben faſt alle wieder die Heimreiſe angetreten. Mehr und mehr alſo beherrſchen wieder die großen nationalen Veranſtaltungen das Programm eines Wochenendes. Im Fußball und Handball geht es mit dem Beginn der Meiſterſchafts⸗ kämpfe wieder mit vollen Akkorden los. Aber auch ſonſt iſt noch allerhand los. In Mannheim tragen Deutſch⸗ land und Aegypten einen Tennis⸗Länderkampf aus, die Wellmeiſterſchaften der 0 werden in Bern ab⸗ geſchloſſen. Die Motorſportler treffen ſich beim Schleizer Dreiecksrennen und beim Sandbahnrennen in Herx⸗ heim, in Schweinfurt werden die deutſchen Sommer⸗ ſpielmeiſterſchaften entſchieden.— Den Hauptanteil an den Ereigniſſen hat aber eben wieder der Fußball Neben dem Beginn der Meiſterſchaftskämpfe beanſprucht hier vor allem die dritte Schlußrunde um den Tſchammer⸗Pokal das größte Intereſſe. Am Sonntag werden die„letzten Acht“ ermittelt, die noch Anſprüche auf den Titel des ausge⸗ ſchiedenen 1. FC. Nürnberg, des Pokalſpielers, erheben dür⸗ fen. Da das Treffen Hindenburg Allenſtein— VfB. Peine um acht Tage verſchoben wurde, werden alſo folgende ſie⸗ ben Begegnungen ausgetragen: VfB. Stuttgart— Schalke 04, 1. FC. Pforzheim— Wormatia Worms, Ulmer JV. 94— 05 Schweinfurt, VfB. Leipzig— Berliner SV. 92, Hertha Berlin— Bf. Benrath, Polizei Chemnitz— SV. Waldhof, Wacker 04 Berlin— Werder Bremen. Mit beſonderer Spannung ſieht man den Spielen in Stuttgart, Pforzheim, Chemnitz und Berlin entgegen, denn dort han⸗ delt es ſich um Großkämpfe erſten Ranges, die ja bekanntlich immer ein beſonderes Ueberraſchungsmoment haben. Die Punkteſpiele beginnen mit Ausnahme im Gau Südweſt in allen ſüddeutſchen Gauen, ſo daß ſich folgender Spielplan ergibt: Baden: FV. Raſtatt— Karlsruher FV. Freiburger FC.— Bf. Neckarau, Germania Brötzingen— Sg. Sandhofen. Württemberg: Union Böckingen— Sfr. Stutt⸗ gart, Sfr. Eßlingen— Stuttgarter Kickers, FV. Zuffenhau⸗ ſen— SVg. Cannſtatt. Bayern: 1860 München— BfB. Koburg, VfB. Ingolſtadt⸗Ringſes— Wacker München, Bayern München — BC. Augsburg, SVg. Fürth— ASV. Nürnberg. Die nicht in Pokal⸗ oder Punkteſpielen beſchäftigten Mannſchaften haben Freundſchaftsſpiele abgeſchloſſen. Der VfR. Mannheim ſpielt anläßlich des Vereinsjubiläums am Samstag gegen den SV. Wiesbaden. Mit einem beſonderen Ereignis wartet der deutſche Meiſter, 1. F C. Nürnberg, auf. Er hat den öſterreichiſchen Meiſter Admira Wien verpflichtet. Nach dreijähriger Pauſe erſtmalig wie⸗ der eine Wiener Elf in Deutſchland, das muß etwas Beſon⸗ deres werden. Phönix Ludwigshafen möchte in dem F K. Pirmaſens auch den Südweſt⸗Gauzweiten gern be⸗ ſiegen. Eintracht Frankfurt reiſt nach Oberhauſen zu Rotweiß, während die Sfr. Saarbrücken in Andernach weilen.— Einige Gau⸗Auswahlſpiele vervollſtändigen das deut⸗ ſche Spielprogramm. it Nachwuchsmannſchaften treten ſich die Gaue Südweſt und Mitte am Samstag in Saarbrücken und am Sonnlkag in Darmſtadt gegenüber. Niederrhein und Mittelrhein haben einen Kräftevergleich nach Duisburg anberaumt.— Von den ausländiſchen Ereigniſſen iſt zuerſt das erſte Mitropa⸗Pokal⸗Endſpiel zwiſchen Auſtria Wien und Sparta Prag in Wien hervorzuheben. Norwegen ſpielt mit der Olympia⸗Elf gegen Finnland in Oslo. In Belgrad ſtehen ſich Jugoflawien und Polen gegenüber. Eine pol⸗ niſche B⸗Mafinſchaft ſpielt in Riga gegen Lettland.— Die Meiſterſchaftsſpiele in Handball beginnen am Sonnkag erſt in zwei der vier ſüddeutſchen Gaue. Südweſt und auch Württemberg haben gleich alle Mannſchaften auf den Plan gerufen. Es ſpielen demnach in: Südweſt: Pfalz Ludwigshafen— 98 Darmſtadt, Ger⸗ mania Pfungſtadt— VfR. Schwanheim, FSV. Frankfurt — TV. Haßloch; Württemberg: Stuttgarter Kickers — KSV. Zuffenhauſen, Tbd. Göppingen— Eßlinger TS., TV. Altenſtadt— TV. Cannſtatt, Tgſ. Stuttgart— Tgd. Schwenningen, VfB. Friedrichshafen— TSV. Süßen.— Langſam beginnt nun auch ein verſtärkter Spielbetrieb Im Tennis und Golf iſt man ſchon zu den Herbſtturnieren übergewechſelt. Der Tennis⸗Länderkampf Deutſchland— Aegypten in Mann⸗ heim, der vier Einzel⸗ und zwei Doppelſpiele vorſieht, geht über zwei Tage. Kleinlogel, Dr. Buß, Dr. Henke und Dr. Landmann vertreten Deutſchlands Farben gegen Shukri, Sarwat, Borai und Dukich.— Das große Herbſt⸗Golftur⸗ nier in Baden⸗Baden wird am Samstag beendet. In der Leichtathletik gehören die großen und wichtigen Veranſtaltungen auch ſchon der Vergangenheit an. Einen Gaukampf tragen Mitte und Heſſen in Erfurt aus. In Stuttgart werden die württembergiſchen Staffelmeiſter und der Meiſter im Zehn⸗ kampf ermittelt. Die badiſchen Arbeitsdienſtler veranſtalten ein Gaufeſt in Karlsruhe, das nicht weniger als 3000 Arbeitsdienſtmänner am Start ſieht.— Voll beſchäftigt ſind wieder die Berufsfahrer und Amateure im Radſport. Die Weltmeiſterſchaften werden am Sonntag in Bern mit den Straßenrennen für Amateure und Berufsfahrer abge⸗ ſchloſſen. Deutſchland wird durch Scheller, Schöpflin, Ruland, Meurer, Oberbeck und Löber bei den Amateuren ehenſo gut vertreten ſein wie bei den Berufsfahrern durch Umbenhauer, Bautz, Geyer, Wolke, Arents und Weckerling. Der„Große Straßenpreis von Frankfurt a. M.“ geht über 200 Km.— Hochbetrieb meldet auch wieder der Motorſport. Das Schleizer Dreiecksrennen gilt für die deutſchen Motorradfahrer als weiterer Straßenlauf zur Meiſterſchaft. Das Meldeergebnis iſt mit 153 Nennungen aus Deutſch⸗ land, Oeſterreich, England und Holland ganz ausgezeichnet ausgefallen. Die deutſchen Marken ſind mit ihren Fahrern Kluge, Geiß, Winkler, Müller, Steinbach, Braun, Kahr⸗ mann für D W., Petruſchke, Steinbach, Fleiſchmann, Schu⸗ mann und Stärkle für NSU. und Otto Ley für BMW., um nur einige zu nennen, wieder ausgezeichnet vertreten. Eine ſehr gute Beſetzung erfuhren auch die 11. Pfälziſchen Sand⸗ bahnrennen in Herxheim. Gunzenhauſer, Marrreiter, Buchberger, Drews, Kläger und die Gebrüder Port ſind Spe⸗ zialiſten für derartige Rennen, ſo daß auch hier ſcharfe Kämpfe zu erwarten ſind.— Am Sonntag beginnt die große Zuver⸗ läſſigkeitsfahrt vom Bodenſee bis zum Platten⸗ ſee, die von den Automobil⸗Klubs von Oeſterreich und Un⸗ garn veranſtaltet werden. Das deutſche Aufgebot iſt auch hier wieder ganz hervorragend, alles was Namen auf die⸗ ſem Gebiet hat, iſt vertreten. Das Sportfeſt beim Reichsparteitag Ringer, Gewichtheber und Kunſtradfahrer. Eine immer größere Ausgeſtaltung erfährt das Sport⸗ feſt beim Reichsparteitag in Nürnberg, das am 12. Sep⸗ tember im Rahmen des großen Kdß⸗Volksfeſtes veranſtal⸗ tet wird. Die aktive Teilnahme nahezu aller deutſchen Olym⸗ piaſieger iſt jetzt geſichert. Hornfiſcher, Brendel, Schweickert und Ehrl, die in Ber⸗ lin die Medaillen für Deutſchland erkämpften, werden in Nürnberg antreten. Aber auch die Gewichtheber wer⸗ den nicht zurückſtehen. Ismayr(München), Wagner(Saar⸗ brücken), Janſen(Eſſen) und Manger(Freiſing) werden die Kunſt der„ſtarken Männer“ im Heben in höchſter Voll⸗ endung zeigen. Aus der Gilde der Radfahrer wurden die beſten Kunſtfahrer und zwei ausgezeichnete e e e e verpflichtet. H. Compes(M.⸗Gladbach) im Einer⸗Kunſt⸗ fahren und RV 1897 Mainz⸗Biſchofsheim im Achter⸗Kunſtreigen wetteifern um die Gunſt der vielen Zu⸗ ſchauer. Der deutſche Meiſter im Zweier⸗Radball, RW Falke, Stellingen(Köping⸗Schnoor) tritt gegen Diamant Chemnitz(Schulze⸗Haaſe) an. Wer hat gewonnen? Gewinnauszug 85 5. Klaſſe 47. Preußiſch⸗Süddeutſche(273. Preuß.) Klaſſen⸗Lotterſfe Ohne Gewähr Nachdruck verbolen Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen 1 und II 23. Ziehungstag 3. September 1936. In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 RM gezogen 4 Gewinne zu 5000 RM. 276876 326441 4 Gewinne zu 3000 RAM. 311501 327783 14 Gewinne zu 2000 RM. 12474 19477 39558 63164 184868 207433 241153 40 Gewinne zu 1000 RM. 2787 11272 42488 45503 105030 109689 118903 152008 156505 162875 213710 214044 267133 270141 350246 371816 379100 388232 389892 391400 116 Gewinne zu 500 RM. 6359 6436 11141 15294 18262 21473 25892 29839 31192 40224 58403 62022 82237 98647 101012 118680 123030 126151 146887 156149 167147 170047 171040 1853680 196325 208376 208809 220111 222865 228169 242309 259840 259703 261461 280326 281133 285908 288824 306161 320505 337513 342679 343322 345888 347992 352709 361298 362470 363566 365499 366225 376024 378726 381033 383282 386368 396587 398518 412 Gewinne zu 300 RM. 1643 3689 3718 10226 11107 11387 12942 15789 19526 20046 21677 21885 28709 29084 34285 37892 40821 46097 50210 51057 53387 53404 53795 58949 61275 64762 65602 66426 66833 67180 69818 70778 71598 74343 75991 77490 79496 80091 81391 81829 84485 84609 85516 88227 91787 92974 94592 94596 95061 95601 97672 97958 98046 105199 106350 106793 198376 113804 113899 114479 115828 119217 123894 125193 125963 127788 127927 129662 132585 134098 134734 134822 138439 141034 142974 143511 144130 144419 145703 145926 146153 147119 149480 151849 152533 155583 156180 156205 159489 159919 162955 16419f 164558 166478 168237 169013 171543 176502 178504 179390 182398 182685 195131 197556 198880 199566 2626 205162 206080 208551 213550 220642 224809 225490 226976 227819 229439 231477 232188 232742 236328 249078 251880 253691 253733 258887 255846 256332 256785 256950 257182 257951 258296 260231 284410 265823 268830 271256 271646 272678 272827 276592 277568 279705 279725 279755 283488 284887 286980 287782 288083 288803 291417 297239 298372 300750 301153 301832 301889 305422 308336 309447 309551 311693 313539 318008 317808 318571 322181 322807 324600 325145 329864 333543 334996 338737 338909 349011 340551 341994 344447 34495 345502 358734 358801 359989 363355 366775 367690 368225 370060 370947 375125 375217 377374 382752 384279 385273 386180 392068 392283 392427 393527 396471 397998 399258 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 RN gezogen 4 Gewinne zu 3000 RA. 139655 393255 4 Gewinne zu 2000 RM. 2910 338472 56 Gewinne zu 1000 RM. 14756 38948 40699 53141 58274 80604 80964 115075 116269 118045 124611 129212 164316 192074 19711 203996 205352 208261 207329 217787 224094 224921 244009 275391 310553 329320 352512 384992 80 Gewinne zu 500 RM. 19841 37964 60206 91928 102097 108431 115162 123044 127931 129007 130712 146955 154995 167020 171709 183441 188983 193306 194998 199095 207248 215749 216209 222252 233706 238673 246896 256146 278828 281446 282523 2837138 306027 332064 350754 354581 360658 361581 363835 385090 280 Gewinne zu 300 RM. 4383 15596 16413 20121 20509 21527 24307 25228 26148 34243 35505 38393 44651 46319 47615 48179 48515 50085 51434 52622 53432 56354 56581 56832 62658 63106 64437 66295 66377 70211 71722 72597 88270 97104 97267 100257 1908259 1997178 111151 111482 113928 115733 115964 118699 118499 128707 129017 129377 135508 139913 143692 149770 151748 152153 154927 156819 157109 157304 158350 158475 182533 164310 165230 168812 173727 177791 182172 184618 188800 189014 189921 18256 195617 196472 199876 203000 203304 210184 218457 224296 231214 234273 236763 237046 238737 244522 246123 248964 254074 254340 255907 265589 267582 268704 279868 273010 274821 275553 279367 284959 73 296337 296617 297636 300254 300633 3 323578 334986 343089 344 384375 366535 390709 392572 6 384362 354795 165 390350 390646 750 5 r„ I SIe AA,. e H Hofhohmen? Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymna⸗ ſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrich⸗ ten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gym⸗ naſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wet⸗ ter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nacht⸗ konzert. Sonntag, 6. September: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Katholiſche Morgen⸗ feier; 9.30 Sendepause; 10 Morgenfeier der J; 10.30 Symphoniſche Muſik; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskon⸗ zert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinder am Mi⸗ krophon; 15 Schubert⸗Schumann; 15.30 Die Weinprobe; 16 Muſik zur Anterhaltung; 18 Melodie und Rhythmus; 19 Verkündung der Sieger und Preisverteilung im Rund⸗ funkſprecherwettbewerb; 19.45 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Fröhlich Klang, fröhlich Wort; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Nachtmuſik; 24 Orcheſter⸗ konzert. Montag, 7. September: 9.30 Anſere Speiſekammer. ſo man hat; 10 Flug⸗ ſchule am Waldesrand, naturkundliches Spiel; 10.30 Sende⸗ pauſe; 17 Muſik und Anekdoten, Schallplattenfolge; 17.45 Erzeugungsſchlacht; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19.45 Nürnberg⸗Echo vom Reichsparteitag 1936; 20.10 Sere⸗ nadenkonzert; 21 Zwei Schwaben aus Oeſterreich; 22.30 Mu⸗ ſik zur guten Nacht. Dienstag, 8. September: 10 Die Hallertau, der Hopfengarten Süddeutſchlands, Hörfolge; 10.30 Engliſch; 11 Sendepauſe; 15.15 Von Blu⸗ men und Tieren; 17.45 Ich beanſpruche Schadenerſatz, juriſti⸗ ſches Zwiegeſpräch; 18 Reichsparteitag; 19 Der tönende Diskus, buntes Schallplattenkonzert, als Einlage: und geſtatten wir uns., luſtige Sprachlehre für Erwachſene; 20.10 Bunte Muſik; 22.30 Anterhaltungs⸗ und Volks⸗ muſik. Mittwoch, 9. September: 10 Uralt iſt das Lied vom Menſchenflug; 10.30 Schalt⸗ pauſe; 10.45 Reichsparteitag; 15.30 So ſind wir Jung⸗ mädel— und ſo nicht; 17.45 Zwiſchenprogramm; 18 Der bunte Frankfurter Nachmittag; 19.45 Reichsparteitag; 22.30 Klänge in der Nacht. 88 8 Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Num mern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Bäderkonzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepause; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13 Jeit, Nachrichten; anſchließend Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplat⸗ tenkonzert; 15 Volk und Wirtſchaft; 16 Nachmittagskonzert; 19.40 Tagesſpiegel; 19.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderun⸗ gen; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichken; 22.10 Lo⸗ kale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 6. September: 6 Hafenkonzert; 8.05 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wet⸗ ker; 8.10 Gymnaſtik; 8.25 Sendepause; 8.45 Turmblaſen; 9 Evangeliſche Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeitz 10 Morgenfeier der HJ; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Dichter im dritten Reich; 11.30 Segen der Arbeit, Funkfolge; 12 Mittagskonzert I; 13 Sang und Klang aus Kurheſſen; 18.30 Mittagskonzert II; 14 Kinder am Mikrophon; 15 Deutſche Scholle; 16 Nachmittagskonzert; 18 HJ. Funk; 19.30 S0 Sonntags⸗Dämmerſchoppen laden ein, feuchtfröhlicher challplattenbummel; 19 Verkündung der Sieger und Preis verteilung im Rundfunkſprecher⸗Wettbewerb; 19.45 Nürnberg, Echo des Reichsparteitages 1936; 20. und ſagt der Welt ade, bunter Abend; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, Nachrichten aus dem Sendebezirk, Sport; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.30 Unterhaltungskonzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 7. September: 9.45 Sendepause; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinderfunkz 15.45 Unterhaltungskonzert; 16.45 Erzähler unſerer Zeit; 17 Lieder und Balladen; 17.30 Ruf an die Moſel; 16 Fröhlicher Alltag; 19 Kompoſitionen von Hans Fleiſcher; 19.45 Nürnberg⸗Echo des Reichsparteitages 1936; 20.10 Frohe deutſche Muſik; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 8. September: 9.30 Muſik am Morgen; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Das deutſche Lied; 17 Lieder und Arien; 17.45 Reichspartei⸗ tag; 19 Aus Suiten und Ballettmuſiken; 20.10 Bunte Un⸗ terhaltungsmuſik; 22.30 Unterhaltungsmuſik. Mittwoch, 9. September: 9.30 Sendepauſe; 10.45 Reichsparteitag; 15.15 Wolfach im lieblichen Kinzigtal, ſei mir gegruͤßt viel tauſendmal, Hör⸗ folge; 17.30 Unter hellem Himmel, Funkfolge; 18 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 19.45 Reichsparteitag) 22.0 Nachtmuſik und Tanz. 5 2 22%——— 1. er e 1 — 8 22 2 5 ee 5 100 0 Aae 1170 ö 0 ö 1 1 4 0 10 00 1 g 00 Seit die NSDAP. die Repräſentantin des politiſchen Willens des deutſchen Vol⸗ kes geworden iſt, rückt die Be⸗ deutung der Parteitage weit über alles bis⸗ her in Deutſch⸗ land gewohnte Maß hinaus. Der Parteitag wird nicht allein Heerſchau des Führers über ſeine Getreuen, Mark⸗ ſtein in der Entwicklung Deutſchlands innen und außen, ſondern auch Volksfeſt in einem Maße, wie man es nie⸗ mals vorausahnen konnte. Nicht nur die Hunderttauſende, die mit den Tauſenden von Sonderzügen, mit Autos und nicht zuletzt in Marſchkolonnen ſelbſt Teilnehmer dieſer großen Tage werden, ſondern das ganze deutſche Volk wird durch die Verbreitung über den Rundfunk und nicht zuletzt durch die prachtvoll eindringlichen Filme indirekt Miterleber des Geſchehens in Nürnberg. Monate vorher wird auf dieſes Feſt gerüſtet, ganz zu ſchweigen von den eigentlich ununterbrochenen Arbeiten in Nürnberg, an denen der Führer ſelbſt einen ſo ſtarken perſönlichen Anteil nimmt. Zuerſt ſind einen Monat vor⸗ her die Marſcheinheiten der Hitler⸗Jugend aufgebrochen, um die Fahnen der HJ. in einem Bewährungsmarſch, der zugleich der Fühlungnahme der HJ. in den einzelnen Bannen dient, nach Nürnberg zu tragen. Seit Wochen marſchieren ſie bereits ſtrahlenförmig von allen Gauen Deutſchlands auf Nürnberg zu, nachdem die Oſtpreußen ſich zuerſt auf den langen Weg gemacht haben. Denn der erſte Tag dieſes Feſtes der Nation gehört nach dem jetzt ſchon feſtſtehenden Brauch der Jugend, der Trägerin der Zukunft des Volkes. Wir erinnern uns der herrlichen Bilder dieſer Heer⸗ ſchau blühender Jugend auf den letzten Parteitagen, der ergreifenden Worte, die der Führer, ſichtlich gepackt von dieſem ſtrahlenden Aufgebot, in dieſer Stunde gefunden hat. Welch ein Erlebnis für die Mädels und Jungens, dieſes große Treffen nach dem vorangegangenen Marſch, durch die Straßen dieſer wohl ſchönſten deutſchen Stadt in ihrer phantaſtiſchen Vereinigung von Gewordenem und neu Errungenem, von Schmuck und alter Tradition zu ziehen, die in dieſen Tagen alles in ihren Mauern birgt, was in Deutſchland Verantwortung zu tragen hat. Wir erinnern uns des ehernen Marſchtrittes des Arbeitsdienſtes und jener männlich feſten und von dem ganzen Schwung dieſer Schöpfung des Dritten Reiches ge⸗ tragenen Maſſenchöre, der in der Sonne gleißenden, blan⸗ ken Spaten, der braungebrannten Geſichter. Als ſie zum erſten Male auftraten, wußte man, daß ſie nicht mehr von Nürnberg wegzudenken waren. Wenn die Hunderttauſende von SA.⸗, SS.⸗, NSs.⸗ und PO.⸗Männern an die früher erlebten Tage zurück⸗ denken, ſo verblaßt plötzlich in ihrem Gedächtnis alles, was ſie einzuſetzen hatten für das Gelingen dieſes Feſtes. Sie vergeſſen die endloſen Stunden der Bahnfahrt, den langen Anmarſchweg, den Staub und die Hitze des Vorbei⸗ marſches, den mühſamen Schlaf. Warum vergeſſen ſie alles? Weil die Zuſammendrängung ſo vieler ſtarker Ein⸗ drücke, das Zuſammenſein von ſoviel Männern im Sinne einer Idee und getragen von dem hohen Schwung des ge⸗ meinſamen Werkes, alles übertönt. Sie wiſſen, daß die Augen des ganzen Volkes auf ſie gerichtet ſind bei dem Vorbeimarſch vor dem Führer, beim Aufmarſch zur großen Kundgebung, beim Fackelzug durch die nächtliche Stadt. Einmal im Jahre führt ſie das Schick⸗ ſal aus ihrer Umgebung gemeinſam mit ſoviel Kame⸗ raden hinaus ins Reich, in dieſe herrliche Stadt. Auf Schritt und Tritt ſpüren ſie von der Stunde ihrer Abfahrt an die unerhörte Präziſion der gewaltigen Organiſation, die für die reibungsloſe Durchführung einer ſolchen Kund⸗ gebung notwendig iſt. Mit jedem Jahr wird der Zuſchnitt des deutſchen Volksfeſtes gewaltiger und eindrucksvoller. In jedem Jahr aber tritt zu den bisherigen Veranſtaltun⸗ gen etwas Neues hinzu, ſei es der Arbeitsdienſt, ſeien es die Vorführungen der Wehrmacht, deren verwegener Ein⸗ ſatz beim letzten Parteitag alle Zuſchauer zu immer neuen begeiſterten Zurufen hinriß. Wo iſt vordem ſchon in Deutſchland Aehnliches gewagt worden? Eine gleich großzügige Vereinigung von poli⸗ tiſcher Wirkung, Feſtesfreude und faſt religiöſer Er⸗ hebung? Neben dem einzigartigen Bild des Fahnen⸗ einmarſches und der Zuſammenballung der uniformierten Formationen unter den beherrſchend aufgerichteten A—— Adlern der Bewegung, dem tiefen Ernſt der Anſprache des Führers ſteht das Bild der nächtlich verglühenden Fackeln, das Rieſenfeuerwerk beim abſchließenden Volks⸗ feſt. Das iſt es ja, was das Weſen und die Bedeutung eines wahren Erlebniſſes ausmacht, daß Ernſt und Freude hart nebeneinander liegen. Bei Familienfeſten iſt es nicht anders als bei dem Reichsparteitag, dem Feſt des ganzen Volkes. Der Führer hat dies mit ſeinem unerhört fein ausgeprägten Gefühl für das Gemüt des Deutſchen ſicher erkannt. Er riß darum dieſe Parteitage weit aus jedem bis dahin bekannten Schema heraus, umgab ſie mit einem Glanze und einem Aufgebot an Schönheit und Harmonie, damit auch das Gemüt, nicht allein der Ver⸗ ſtand und der politiſche Wille bleibenden Gewinn davon⸗ tragen ſollte. Und wie iſt ihm dieſer Vorſatz gelungen! Zu neuem Glanze iſt die alte Kaiſerpfalz erwacht. Wo ehedem in den ſtolzeſten Zeiten deutſcher Macht⸗ entfaltung die Reichsflagge wehte, flattert jetzt der Stander des Führers im Winde. Kein Deutſcher, der nicht tief in ſeinem Gedächtnis eingegraben dieſes Bild der trotzigen und dennoch formſchönen Rundtürme der Burg und der Tore Nürnbergs trüge, Zeichen der Wehrhaftig⸗ keit, des Traditionsſtolzes, der Kultur und des Friedens⸗ willens. Es gibt kaum einen, der nicht nächtlich jenes unvergeßliche Bild der ſich in der Pegnitz ſpiegelnden Lichter von einer der vielen alten Steinbrücken aus genoſſen hätte, jene unter allen erhaltenen mittelalterlichen deut⸗ ſchen Städtebildern ein⸗ Keine Stadt vermag vielleicht ſo wie dieſe durch ihr Schickſal Symbol für den unermüdlichen deutſchen Aufbau⸗ willen zu werden durch die Wahrung der aus dem Mittel⸗ alter überkommenen Denkmäler freien Bürgerſinnes, hohen Nationalſtolzes, kaufmänniſchen Wagemutes, der zum Bau der erſten deutſchen Eiſenbahn vor 100 Jahren führte und zur techniſchen Vollendung ihrer Spezial⸗ produkte. Mag die Reichshauptſtadt die Repräſentantin nach außen hin bleiben, das deutſche Gemüt ſpürt ſeine Heimat in den Gaſſen Nürnbergs, der Stadt der„Meiſter⸗ finger“ und nun der Reichsparteitage. Wenn die Hunderttauſende ausziehen zum Reichs⸗ parteitag, begleiten ſie die Maſſen der Zurückbleibenden bis zum Bahnhof oder den Toren der Stadt, ſie ſind mit ihnen während der Feſttage in den alten Mauern und den Zelt⸗ lagern draußen, ſie hören mit ihnen die Reden des Füh⸗ rers und ſeiner Mitarbeiter, erleben die Stunden der Weihe und der Freude. Und wenn die hochgeſtimmten und müden Feſt⸗ teilnehmer heimkehren, dann iſt es wieder, als wenn die Familie die Heimgekehrten begrüßte, denn um ſie iſt der Glanz und die Erinnerung an aufwühlende Stunden, Stunden, die für manche ſtille Arbeit und viele Mühen entſchädigen müſſen, Stunden, deren Erinnerung jedoch Kraft und Freude gibt für ein langes Jahr. Dr. Schwanke. zigartige Silhouette des Henkerſteges mit dem Hlotzig und maſſiv empor⸗ wuchtenden Turm, die ſtil⸗ len romantiſchen Winkel mit den gemütlichen Schenken am ſich verzwei⸗ genden und aufgeſtauten Flußlauf. Auf Schritt und Tritt ſtößt jeder von uns auf die Zeugen der ſchönſten deut⸗ ſchen Vergangenheit. In dieſen alten Kirchen ſtehen die Zeugen jenes herr⸗ lichen deutſchen Kultur⸗ ſchaffens, das durch die Namen Albrecht Dürer, Veit Stoß, Peter Viſcher und Pirkheimer unver⸗ gänglich geworden iſt. Muß nicht jeder, der durch dieſe engen Gaſſen ſchrei⸗ tet, in denen ſicheren zeit⸗ genöſſiſchen Quellen nach ein mittelmäßiger Kauf⸗ mann in höherem Wohl⸗ ſtand in den Blütezeiten des 14. bis 16. Jahrhun⸗ derts lebte als der König von Schottland, von einem tiefen Gefühl des Stolzes auf die deutſche Geſchichte beſeelt werden, wenn ſeine Augen entzückt über die alten Giebel ſchweifen, die wundervollen Brunnen, jene unvergleichliche Form⸗ gebung der Plätze und Straßen, die ſcheinbar ein wildes Durcheinander und doch eine vollendete Har⸗ monien aufweiſen, die ſpätere Zeiten nicht mehr erreichen konnten? Drei Reichstage ſahen dieſe ſcheinbar für die Ewigkeit gebauten feſten Mauern, die ebenſo wie die ſtolzen Kirchen dem heutigen Ge⸗ ſchlecht eine ſchwache Vor⸗ ſtellung von dem Opfer⸗ willen der Altvordern für ihre Stadt, ihre Gemein⸗ ſchaft und ihre Sicherheit und Kultur geben. Und jetzt haben der Führer und die Partei an dieſe Tra⸗ dition mit ſicherem Gefüht angeknüpft. 285 Aufnahme: Bittner— M. Fahnenträger des Dritten Reiches . 8——— 1 E ie Erde war ſo warm. Ueber nackten Ackerſchollen lohte zitternd die Luft. Eine Feldlerche wippte über kleine Hügel, erhob ſich plötzlich ſteil ins Blau des Himmels und ſchmetterte ihr helles Sonnenlied in den raunenden Morgen. Salweide und Haſel protzten mit goldenen und rotbraunen Kätzchen, und am Wegrande zeigte das Gras verſchämt die erſten, zartgrünen Spitzen. Dieſen Weg ging der Bergmann Adolf Grommet⸗ ſtätter heimwärts nach befahrener Nachtſchicht. Da ſchwenkte er ſein Kaffeekrügel in der Rechten. Er ſog den Duft der Erde bedächtig ein, dankbar dem, der dieſen Morgen ſchuf! Dann bückte er ſich verſtohlen und nahm die Ackerkrume zwiſchen ſeine Finger— roch daran. Es war herrlich. Lebende Erde. Dort drüben, links vom Walde, lag das Dehnert⸗ Gut. Hier ging der Grommetſtätter nicht gern vorüber. Seit Wochen war ihm dies Stück Weg verleidet. Eine Tafel hing über dem Einfahrtstor des Gutes, und auf der Tafel ſtand: „Eine Kuh wird erkauft! Ja, eine Kuh wird verkauft! Wie einfach ſich das anhörte! Warum verkauft ein Bauer eine Kuh? Weil ſie übrig iſt! Uebrig? Adolf Grommetſtätter hatte einen kleinen Stall am Häuschen. Der Stall war leer! Und beim Dehnert war nun eine Kuh übrig! Eine närriſche Welt!— Jedesmal, wenn der Bergmann am Gute vor⸗ überging, ſaß ihm bittere Wehmut im Herzen. Warum kam er denn zeitlebens nicht zu einer Kuh? Die ſieben hungrigen Mäuler? Die ſieben Orgelpfeifen? Das war ein böſer Widerſpruch! Sieben Kinder! Erſt recht müßte es wohl gut ſein, eine Kuh zu beſitzen. Nun ſah er wieder die Tafel am Dehnert⸗Bauern im Hofe ſtehen, wie er die Pferde vor den Wagen ſpannte. Eine törichte Luſt packte den Berg⸗ mann. Eine Weile blieb er ſinnend ſtehen, dann ging er plötzlich auf den Bauern zu, grüßte und ſagte: „Du verkaufſt eine Kuh— wie ich weiß?“ Der Bauer lachte und ſagte:„Ja, Adolf! ſie kaufen?“ Grommetſtätter blickte zu Boden und war ganz klein⸗ laut geworden. Seine Finger verkrampften ſich feſt im Henkel des Kaffeekruges. Was war ihm nur eingefallen, wie hatte er ſo dreiſt ſein können, um die Kuh zu fragen? Da ſtand er nun und wußte nicht weiter. Ein verlegenes Lächeln zuckte über ſein Geſicht, aber es erſtarb ſo ſchnell, wie es gekommen war. Adolf hätte viel darum gegeben, wenigſtens dieſes Lächeln behalten zu können. Nein, es ließ ſich nicht wiederholen. Zu ernſt war ihm zumute. Ganz bitter ſchmeckte die Zunge. „Willſt du die Kuh ſehen?“ fragte der Bauer. nickte ſtumm mit dem Kopfe. im Traume. bemächtigt, D Tore und ſah den Willſt du Adolf Er folgte dem Bauern wie Eine fremde Gewalt hatte ſich ſeines Willens — kun tappte er hinter dem Bauern einher mit geſenktem Kopfe und dachte immer nur an die Kuh — die irgendein anderer kaufen würde. „Du verkaufſt eine Kuh— wie ich weiß?“ Der Bauer lachte und ſagte:„Ja, Adolf, willſt du ſie kaufen?“ Jetzt ſtanden ſie im Stall zwiſchen zwei langen Reihen ſchwarzgeſcheckter Kühe, und der Bauer wies auf die Werra mit den ungleichen Hörnern. „Dieſe da kann ich abgeben! Fünf Jahre iſt ſie alt! Du darfſt nicht denken, daß ich den Verkauf direkt nötig habe, nein, nein! Aber wo will ich hin— immer wächſt es nach in meinem Stall— und zum Schlachten iſt mir die Werra zu ſchad', meinſt du nicht auch?“ „O— zum Schlachten iſt die Werra zu ſchad'“, wiederholte der Bergmann und ſeufzte. Dann trat er nahe an das Tier heran, ſtand neben der Werra, und fuhr mit zarter Hand über deren Rücken und befühlte den Panſen— o, ſie war ſchon eine feine Kuh, die Werra— und ſie war übrig beim Dehnert— und irgendeiner würde ſie einmal beſitzen— einer mit Geld. Was war nur mit dem Grommetſtätter? Mit offenem Munde ſtand er da, ganz dumm, ganz abſeits ſozuſagen — und die Werra leckte mit rauhbürſtiger Zunge an ſeinem Kaffeekrügel. Jetzt lächelte er, jetzt lächelte er rich⸗ tig.„Seht!“ ſagte er und ſtierte weiß Gott wohin:„Seht Kinder! Eine Kuß iſt zu verkaufen! Die Werra! Da ſteht ſie— da iſt ſie—“ Er kam heraus aus dein Furztergang und drückte ſich mit abgewandtem Kopf an dem Bauern vorbei.„Glück⸗ auf— Auguſt!“ ſagte er und verſchwand im Hausgang. Der Dehnert blickte ihm kopfſchüttelnd nach.„Dieſer Grommetſtätter— der her ja wirklich den Daumen vor den Augen gehabt!“ N Ein Bergmann kam von der Schicht. Er hatte ſich die Kuh Werra angeſehen. Nun ging er weiter heimwärts. Gedankenſchwer, langſam. Vielleicht lauerte irgendwo ein glücklicher Zufall? Dort drüben am Ententeich? Kinder ſchreien— er eilt dorauf zu— im Waſſer planſcht aus dem Aether, tauchte es mit einer 285 Das ein Find das Töchterchen des Fabrikanten Weidenreich iſt ausgeglitten und ins Waſſer geſtürzt! Er er— Adolf Grommetſtätter rettet das Kind und bringt es den glücklichen Eltern! Weidenreichs ſind reich — und geben ihm— aber das iſt— das iſt nur ſo ein Gedanke] Auch das mit der Erbſchaft! Auch das mit dem großen Los! So ſpielt der Grommetſtätter mit den Ausgeburten ſeiner zerquälten Phantaſie und weiß doch, daß es alles Unſinn iſt. In der Linde am Wegrande ſaß ein Buchfink und ſchlug ſein Lied. Hinter der Linde wand ſich der Weg im großen Bogen zu Tale, und da unten waren eine Wieſe und ein kleines Haus und ein leerer Stall. Nun kam dem Manne der Häuer Franz Werner in den Sinn. Dem hatte der Fahrſtuhl im Förderſchacht vor Jahren drei Finger abgequetſcht. Und wie war das? Franz arbeitete ja nun trotzdem und machte ſeine Ton⸗ nen, genau wie jeder andere— Der Grommetſtätter betrachtete unwillkürlich ſeine Hand. Und lächelte wieder ſo eigenartig. Drei Finger— den Kleinen— den Goldfinger— den Mittelfinger— zwiſchen das Gitter des ſauſenden Fahrſtuhles geſteckt— zuck! Weg! Verſicherung! Drei Finger für eine Kuh! Eine Kuh für ſieben Gören! Am TCiſch ſaß die ganze Familie. Der Staat Grom⸗ metſtätter löffelte Hafergrütze, und das Oberhaupt war ſeltſam aufgeräumt und trommelte mit der Fauſt luſtig auf den Tiſch. „Die Kuh kommt zu uns! Die Werra!“ Mutter Grommetſtätter ängſtigte ſich ſehr um den Mann. Als er ſchlafend im Bett lag, da lauſchte ſie an der Kammertür und erſchrak heftig über das närriſche Zeug, was er im Traume ſo hinredete—„Drei Finger für eine Kuh—“ Die Kleinen gingen zur Schule. Ernſt, der Fünfzehn⸗ jährige hatte die Beine unterm Tiſch und ſaß der Mutter im Wege. Hildchen wuſch das Geſchirr auf. Dann ſetzte ſie ſich in eine Ecke und machte eine Handarbeit. Da ſaß ſie der Mutter auch im Wege. So ging das. Aus der Schule— und im Wege— Gegen Mittag klopfte es an die Tür und herein trat der Dehnert⸗Bauer. Die Grommetſtätterin ſchimpfte ihn aus: b „Großmäuliger Bauer!“ ſagte ſie:„was ſetzt du meinem armen Mann für dumme Graupen in den Kopf daß er ſogar im Schlafe ſpintiſiert! Geh— das iſt mir eine Kunſt, arme Leute zu——“ Der Dehnert achtete nicht auf die ſchimpfende Alte Der nahm den Ernſt am Jackett, dann nahm er Hildchen am Arme und ſtellte die beiden dicht vor ſich hin. „So!“ ſagte er.„Ihr zwei, das macht zuſammen vier Arme! Wollt ihr eurem armen Vater das Brot no länger vom Tiſ wegfreſſen?“ „Es iſt gut Von morgen ab kommt ihr in meinen Dienſt, verſtanden? Kot frei! Als Lohn zahle ich für das erſte Jahr— die Kuh Werral“ „Nein!“ „Die Kuh Wer⸗ ra?“ Zwei, vier, ſechs Arme grif⸗ fen nach dem Bauern. Der nickte nur mit dem Kopfe. Dann ging er, Und der gute Grommetſtätter brauchte ſich keine Finger abquet⸗ ſchen zu laſſen, da er doch vier nütz⸗ liche Arme übrig hatte, ſo wie der Bauer die Kuh Werra „So!“ macht zuſammen vier Arme!“ Zeichnungen(2): Grunwald— M. ſagte er,„Ihr zwei, das Mein Koch Petrus/ Daß ſich in ſeiner rabenſchwarzen Haut eine blüten⸗ weiße Seele verbirgt, will ich hiermit keinesfalls abſtreiten. Und doch: wenn er nicht wirklich und wahrhaftig ſo un⸗ erſetzlich wäre, hätte ich ihn ſchon lange zum Teufel gejagt! Aber, wenn Petrus mich nun verließ, wer ſollte dann in Zukunft der treue Hüter meines Bungalows ſein, der Cerberus meiner Sodaflaſchen, Zigarrenkäſtchen, Wurſt⸗ und Schinkenenden, meines Eßbeſtecks, Mundwaſſers, meiner Handtücher, kurz: meines geſamten Inventars? Und wer verſtand ſich wie kein Zweiter darauf, ein Menu anzurichten, ein Menu, daß einem das Waſſer Apropos, Menu! Wenn Petrus mir nicht wirklich und wahrhaftig ſo unerſetzlich wäre, hätte ich ihn ſchon lange zum Teufel gejagt! Und ſchuld an allem war der Brotpudding! Nicht Miſter Padderſons Brotpudding. Der war ſo übel nicht, und er zeigte, daß Padderſons ſchwarze Küchenperle mit einer Schüſſel Waſſer und einem Laibe Brot allen Ge⸗ fängnisköchen auf der Welt etwas vormachen konnte. Was iſt begreiflicher, als daß ſich Padderſon nach ſeiner reſtloſen Vertilgung(des Puddings!) vergnügt mit der Serviette über den Mund fuhr und jovial ſchmunzelte:„Was ſagen Sie dazu? Ihren Schwarzen, Ihren Petrus, in allen Ehren, aber ich möchte doch Kopf und Kragen wetten, daß er einen ſolchen Pudding, wie ihn meine old Mary heute auf den Tiſch geſtellt hat, nicht fertigbringt!“ So fing es an! Wir einigten uns auf zwei Flaſchen „Gordons Dry London Gin“ Miſter und Miſtreß Pad⸗ derſon verſprachen, ſich nächſten Tages Schlag ein Uhr an meinem Mittagstiſche einzufinden und meinen Beſtand an 5 Gin um zwei Flaſchen heraufzuſetzen(bzw. her⸗ unter!). Es ging hier nicht um die Ehrenrettung Petrus', nicht um den Stolz irgendeiner ſchokofarbenen Küchenfee, das war beiden Teilen klar. Es ging nicht um den Brot⸗ pudding, ſondern um den Ruhm der beſten Küche. Der . wuchs ſich zu einer Preſtigefrage aus. Das war es! Daß ich ruhig und ſiegesgewiß den Heimweg angetre⸗ ten hätte, dazu war kein Grund gegeben. Solange Petrus für mein leibliches Wohlbefinden ſorgen durfte, hatte er zwar ſeine erſtaunlichen Fähigkeiten durch verſchiedene Puddings unter Beweis geſtellt; was aber ein echter Brot⸗ pudding iſt, ſo hatte ſolcher bisher nie auf dem Speiſe⸗ zettel geſtanden. Man kann ſich ausmalen, was für ein anſehnlicher Stein das war, der mir vom Herzen fiel, als ich am fol⸗ genden Vormittage, währenddeſſen ich meiner nicht gerade appetitanregenden allmorgendlichen Beſchäftigung oblag und die nächtlich gefangenen, ekligen, widerlich fetten afri⸗ eaniſchen Natten in Petrus' gefülltem Waſſerbottich er⸗ wänkte, auf meine Frage meinen ſchwarzen Küchengeiſt mit ſeinem gewohnten Grinſen antworten hörte: „Brotpudding? Jeſſa! Gut, Herr!“ „So, ſof“ den Stein auf meinem Herzen war ich zwar los, ein lletnes Steinchen aber blieb ſitzen. „Petrus!“ Ich faßte ihn bei den Schultern:„Weißt du wirklich, was ein Begtpudding iſts Ich meine, haſt du dich ſelbſt ſchon einmal daran verſucht?“ Betrug quittierte mein Mißtrauen mit ſeinem üblichen Gegrinſe. O, Maſſa!⸗ ſagte er, ſtellte ſeinen Rattenkübel auf die nächſte Kiſte, griff ein Stück eingebildetes Brot entſprechenden Handbetvegung in eine Schüſſel Waſſer, die nicht vor⸗ banden, und knetete dieſe Fata Morgana zwiſchen ſeinen draunen Pfoten.* Nun, ich konnte beruhigt an mein Tagewerk gehen. Gollnow ſprach, ertragreich zu werden. Und was den Brotpudding angeht, ſo war auch das wohl in beſter Ordnung, wovon ich mich ſogleich einmal überzeugen wollte. Kommt man geradeswegs aus den Anlagen und geht man die Treppe zur Veranda hinauf, ſo kann man, wenn das Küchenfenſter nicht verſchloſſen iſt, Petrus bei ſeiner Hantierung mit Feuerhaken und Kochlöffel beobachten, ohne ſein Reich zu betreten. Das Fenſter ſtand offen, ich warf einen neugierigen Blick hinein. Ich erkannte Petrus, erkannte den Küchen⸗ ſchemel vor ihm, erkannte den kleinen Bottich, in dem das Brot angefeuchtet wurde. Der kleine Bottich, der dort der Brotpuddings diente, glich auf ein Haar dem Gefäß, welches allmorgendlich einem halben Dutzend ekligen, widerlich fetten afrikaniſchen Ratten einen feuchten Tod bereitete! Daß irgend etwas faul war, roch Petrus ſofort, als ich in die Tür trat. Sein breites Negergeſicht verzog ſich zu einem erſtaunten Grinſen. Als das Brot im nächſten Augenblick aus ſeinen Händen durch die Küche flog, wurde daraus ein einziges, großes Fragezeichen. Als unſere ſtumme Konverfation darauf aber durch eine handfeſte Ohrfeige fortgeſetzt wurde, flüchtete er entſetzt in die hinterſte Ecke der Küche. „O, Maſſa! O, Maſſa!“ „Halt's Maul, elendes Ferkel! Was iſt das für ein Dreckkübel hier?“ „Für Maſſas Brotpudding!“ „Aha! Danke ſchön!— Höre, Kerlchen, lüge nicht: das tſt der Rattenkübel?“ „O, Maſſa!“ „Himmeldonnerwetter! Iſt das der Rattenkübel oder tſt das nicht der Rattenkübel, frag' ich?“ Statt aller Antwort ſchlicht Petrus ſcheu dem Aus⸗ gange zu und verſicherte hoch und heilig, das Waſſer aber ſei friſch und ſauber von der Plumpe. Dieſe Naivität überſtieg alle Grenzen. Was ſollte ich tun?„Sauber? In dieſem Dreckkübel kann das Waſſer gar nicht ſauber ſein, Dummkopf! Verſtehſt du?!“ Petrus dachte einen Augenblick angeſtrengt nach. Dann ging ein breites Grinſen über ſein Geſicht. „Jeſſa!“ nickte er. Und ſchüttelte gleich hinterher den ſchwarzen Krauskopf:„Aber macht nix, Maſſa!“ Und mit einem Sprung ſtand Petrus vor dem trie⸗ ſenden Brotlaib, hob ihn von der Erde, hielt ihn hoch: „Brotpudding, Maſſa! Waſſer muß alles wieder raus! Und er drückte und knetete das Brot zwiſchen ſeinen brei⸗ ten Negerfäuſten, daß das Waſſer langſam herausrieſelte und eine kleine Lache auf dem Fußboden bildete. Ich weiß nicht, was für ein Geſicht ich gemacht habe, als Petrus mir ſchließlich ſeinen ausgequetſchten Brot⸗ fladen unter die Naſe hielt. Ich weiß es wahrhaftig nicht, will es auch gar nicht wiſſen. Das Ende vom Liede: Miſter und Miſtreß Padderſon tauchten zur gegebenen Zeit in meinem beſcheidenen Bungalow auf, und es gab muſpriges Rumpſteak in Engliſcher Sauce, geröſteten Reis, Burgunder und anſchließend ein wirklich ganz aus⸗ gezsichnetes Zitronenkompott. Schade, daß ich an jenem Tage keinen nennenswerten Appetit hatte, eigentlich hielt ich mich im großen ganzen an den Burgunder. Miſter und Miſtreß Padderſon aber waren ſehr zufrieden, was mir Miſter Padderſon ausdrücklich verſicherte, als er mit zwei Flaſchen„Gordons Dry London Ein“ unter dem Arm in ſeinen klapprigen Fordwagen ſtieg. „Alles Gute, Miſter Padderſon!“ Hol dich der Teufel! Petrus aber weiß Gott, Zubereitung meines Draußen war alles in beſter Ordnung, die Kakaboernte ver⸗ wenn er nicht wirklich und wahrhaftig ſo unerſetzlich wäre, hätte ich ihn ſchon lange zum Teufel gejagt! 8 Aan! 1 I i 7 , 5. 5 U . N 1 8 . — D Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö 62. (8. Fortſetzung.) Das letzte Kapitel ſchloß: Seit den fünf Jahren, in denen Sir Thomas hier in Kairo das„Haus der ſinkenden Sonne“ bewohnte, hatte er werſchiedene bauliche Aenderungen vorgenommen. Dazu ge⸗ hörte eine kleine Treppe, die es ihm ermöglichte, von ſeinen Räumen aus unbemerkt auf die Straße zu gelangen. Um ganz unbeobachtet von der anderen Seite des Hauſes zu ſein, hatte er die Galerie vor ſeinen Zimmern mit Bougain⸗ villia dicht bepflanzt, und die Ecken wurden durch ſchmale Wände nach beiden Seiten abgeſchloſſen. So war Sir Thomas, ſelbſt wenn ſein Haus voller Gäſte war, ganz ab⸗ geſchloſſen für ſich allein und konnte gehen oder kommen, wien er wollte Den Spott, den ſeine Freunde mit dieſer „Liebeslaube“ trieben, nahm er ſchweigend hin und küm⸗ merte ſich wenig um die rotvioletten Blüten, die ihn und ſeine Räume einhüllten. Ihm lag vor allem an einem un⸗ geſtörten Verkehr mit ſeinen zur ebenen Erde gelegenen Dienſträumen und dem gänzlichen Unbeobachtetſein ſeitens ſeiner häufigen Gäſte. Er war ein ſehr gaſtlicher Mann, der Ire Tom O'Flaherty Grant, der ſich trotz ſeiner Nationalität im britiſchen Staatsdienſt befand. Sein Haus war immer woll von Beſuchern, deren häufigen Wechſel und abſon⸗ derliche Art man teils der Gaſtlichkeit des Hausherrn, teils ſeiner bekannten Exzentrizität zuſchrieb. Wenn man in verhältnismäßig jungen Jahren bereits eine derartige hohe Regierungsſtellung bekleidete, ſo war es erlaubt, ſich Abſonderlichkeiten zu leiſten, und man ließ ſich Art und Weſen des geiſtvollen und merkwürdigen Menſchen gefallen. Er war ein Mann für Männer, dieſer Tom O'Fla⸗ herty Grant, der Typ des guten Kameraden, des verläß⸗ lichen Freundes, des immer verſtehenden Helfers und frohen Genoſſen. Frauen wandten ſich nicht viel an ihn, er wußte nicht viel mit ihnen annzufangen, und ſie an⸗ ſcheinend auch nicht mit ihm. Ihm mochten ſie zu kom⸗ pliziert und er ihnen zu einfach ſein. Was tat man mit einem Manne, der immer genau das meinte, was er ſagte? Dabei glaubte man zu wiſſen, daß er nicht etwa ein„Einfältiger“ war, ſondern ſich eben nur aus reiner Bosheit ſo ſtellte. Ein unmöglicher Menſch und ſtreng zu meiden; ſchade drum, weil er ſo erſtaunlich gut ausſah. Wirklich ſchade, fanden die Frauen, ließen aber Tom O'Flaherty links liegen, weil man es ja immer wieder riskierte, von ihm öffentlich blamiert zu werden. Sir Thomas hatte ſeine lange Geſtalt in einen tiefen und breiten Lehnſeſſel geſtreckt, und die Beine ragten weit in das Zimmer hinein. Die Hände hatte er unter dem Kopf verſchränkt, und eine kurze Pfeife ſtak im linken Mundwinkel. Der rechte Mundwinkel genügte vollkom⸗ men zum Sprechen, wenigſtens dann, wenn man ſo gut verſtanden wurde wie von Mike Milligan, dem Viel⸗ getreuen, der da inmitten des Zimmers ſtand und ſich die Zeit damit vertrieb, die Taſchentücher ſeines Herrn aus dem Lederbehälter zu nehmen, in dem ſie auf Reiſen immer lagen, und ſie in ein Körbchen zu ordnen. Es war ein Bild des Friedens, dieſes Beieinander von Herr und Diener, und es war auch eine friedliche Unterhal⸗ tung, die ſie führten, denn um den breiten Mund von Mike ſpielte ein befriedigtes Lachen. Seine roten Haare ſtanden dabei zu Berge. Soeben öffnete Sir Thomas wieder den rechten Mundwinkel und murmelte faul: „Und das hat der Eſel geglaubt?“ „Oh, Sir Tom, Sie glauben nicht, was der alles glaubt. Der hat ſich überſchlaut, Sir Tom, ſchon lange hat ſich der überſchlaut.“ Die Spezialität von Mike, immer neue Worte dem Schatz der engliſchen Sprache einzuverleiben, war für Sir Thomas eine ſtändige Quelle ſtiller Heiterkeit; er lachte leiſe, ſtreckte ſich noch behaglicher und ſagte: „Schreib mir auf, Mike,„überſchlaut“.“ Mike ſah ſeinen Herrn an, ſchüttelte den roten Kopf, lachte, ging an das Tiſchchen neben Tom, wo ein Notiz⸗ block lag, und ſchrieb mit erſtaunlich flüſſiger Handſchrift das gewünſchte Wort nieder; dann betrachtete er es mit ſchief auf die Seite geneigtem Kopf und ging wieder an ſeinen Taſchentuchkorb zurück. „Aber meinſt du wirklich, Mike, er glaubt es be⸗ ſtimmt, daß du mich dauernd verrätſt? Ich kann es mir nicht denken! Er iſt doch ſolch guter Menſchenkenner und ein ſo geriebener Burſche.“ „Möglich, Sir Tom; aber ich habe ihm geſagt, Sie ſeien ein Verräter an der Sache Irlands, und darum haßte ich Sie, und das hat er geſchluckt.“ Tom O'Flaherty ſah mit einem ſchnellen Blick zu Mike auf; es war Forſchen darin und ein wenig Scheu. Und.. denkſt du es eigentlich Mike? Denkſt du, ich ſei ein Verräter?“ Mike Milligan ließ ein großes weiches Seidentuch fallen und ſtarrte ſeinen Herrn offenen Mundes an. Dann ging ein breites Grinſen über ſein Geſicht, und er brach in ein kurzes, ſtarkes Lachen aus. 5 „Oh, Sir Tom! Wie können Sie komiſch ſein. Und ich, der mit Ihnen Regenwürmer gefangen hat und von daheim mit Ihnen ausriß und mit Ihnen dafür Prügel bekam? Und ich, der dabei war, als der alte Herr ſtarb und gehört habe, was Sie ihm verſprochen haben? Oh, Tommy Bey!“ 5 Thomas O'Flaherty nahm die Pfeife aus dem Mund, räuſperte ſich, klopfte ſie aus, legte ſie fort, und ſtand langſam auf. Er ging zu ſeinem Diener, ſchlug ihm ſchnell auf die Schulter, wie man es im Vorübergehen gut, und ſagte mit etwas belegter Stimme: „Schon recht, Miky; ſchon gut und recht. Alſo dann verrate mich nur weiter und haſſe mich. Es iſt das Beſte, was uns geſchehen kann. Und jetzt laſſe mir Wills her⸗ ein; der arme Kerl iſt ſicher ſchon am Stuhle angewachſen. as iſt nas Mike?“ 5 Der Diener war an der Tür zögernd ſtehengeblieben und ſah zu Tom hin. „Wollte nur fragen, Sir Tom, ob ich, wenn es nun wieder losgeht, nicht mal mit dürfte? Sie haben doch da allerlei vor, wo ich gerne dabeiſein möchte. Die ver⸗ planen ſich da mit allerlei gegen uns, Tommy Bey; und es iſt alles ſo unſichere Luft jetzt eben ringsum.“ „Verplanen.. H ſehr gut.. verplanen...“, ſagte Tom murmelnd und notierte das Wort; dann ſah er auf und lächelte ſeinem Diener zu. „Wie kann ſo ein Feuerfreſſer wie du ſo ein Angſt⸗ haſe ſein, Mike? Will ſehen, was ſich machen läßt. Weißt ia, daß ich dich immer gerne mithabe, wenn es nur irgend geht.“ Tom nickte Mike zu, und Mike nickte Tom zu; beide lächelten und hatten ſich wahrſcheinlich genau ſo lächelnd zugenickt, wenn ſie vor Jahren daheim im grünen Ir⸗ land irgendeine Teufelei gemeinſam zu verüben verab⸗ redet hatten. Dann ging der Diener hinaus, und Tom blieb war⸗ tend an der Fenſtertür ſtehen, bis Willis eintrat. „Verzeihen Sie, Willis, daß ich Sie ſo lange war⸗ ten ließ; mußte erſt noch Berichte anhören. Bitte, ſetzen Sie ſich; nehmen Sie ſich Zigaretten und ſagen Sie mir, was Sie herausgebracht haben.“ „Danke ſehr, Sir Thomas“, ſagte Willis und dachte, wie gut es doch tue, immer von dieſem doch eigentlich recht großen Herrn als gleichſtehend behandelt zu wer⸗ den, wenn man auch nichts war als ein kleiner Agent, der ſich mühſam in dieſem verfluchten Lande ſeinen Le⸗ bensunterhalt verdiente. Willis rauchte einige Züge ſchweigend und wollte ſoeben zu berichten beginnen, als Sir Thomas ihn unterbrach. 2: Drew M. „Er macht einen verläßlichen Eindruck, Sir Thomas, und ſagt ſchlimme Dinge über den Paſcha aus.“ „Einen Augenblick noch, Willis; ich möchte erſt wiſ⸗ ſen, wie es denn bei Ihnen jetzt ſteht? Vor drei Wochen, als ich abfuhr, ging es doch ganz gut; immer beſſer ge⸗ worden, wie? Oder was iſt los?“ Willis ſah auf und ſchluckte einige Male heftig. Ja, da war es wieder, warum man ſich für dieſen Mann vierteilen laſſen konnte! Hölliſch ſcharf in der Arbeit, verlangte faſt mehr, als man leiſten konnte, und ließ Mü⸗ digkeit bei anderen ebenſowenig gelten wie bei ſich ſelbſt. Aber er hatte doch immer noch Zeit für das, was einem bedrückte, und war immer mit Hilfe bei der Hand. Die braunen, etwas weichen Augen des Agenten ſahen dank⸗ bar zu Sir Thomas hin. „Es.. geht nicht ſo gut, Sir Thomas; Millicent kann die Hitze nicht vertragen und verwindet es auch gar nicht, daß das Kind ſtarb.“ „So; hm; ſagen Sie mal, Willis, wie wäre es denn, wenn ich Sie und Ihre Frau für einige Zeit in die kleine Schießbude ſchickte, die ich nicht weit von Menahhouſe habe? Da würde ſich doch alles wieder machen, was? Es iſt ganz nett kühl da, und vier Wochen können Sie ruhig bleiben, als Verwalter herausſtaffiert. Möglich, daß Sie mir dort ſogar ſehr gute Dienſte leiſten können. Na ja, das iſt abgemacht. Und nun Bericht.“ Aber mit dem Bericht ging das nicht ſo ſchnell, denn Willis konnte eine ganze Weile gar nicht reden. Als er es dann verſuchte, kam ein ſolch haltloſes Stammeln her⸗ aus, daß Tom ſchnell ein Glas Waſſer herrichtete und es 9275 gänzlich aus dem Gleiſe geratenen Manne auf⸗ rängte. „Unſinn, Willis; alles ſelbſtverſtändlich; ſind doch hier nur wenige Landsleute, die ſich eben helfen müſſen. Arbeiten dann auch beſſer, wenn Sie keine Sorge mehr um die Frau haben. Los los, Berichtt“ Auf dieſe abſichtlich ſehr ſcharf geſprochenen Worte faßte ſich Willis mühſam und begann ſeinen Bericht. „Die junge Dame iſt in Cedar Lodge ſehr prächtig einquartiert worden; ich machte geſtern Bekanntſchaft mit dem dortigen Diener James Mills, der begeiſtert von „„ ee ihr ſprach, und der miterlebte, wie ſie.... Hier folgte die Schilderung der erſten Begegnung zwiſchen Ellen und Muſtafa Hilmi Paſcha.„Der Paſcha iſt, wie ich erfahren konnte, am ſelben Abend noch im Klub geweſen; er ſoll glänzender Laune geweſen ſein und ſehr viel verloren haben. Eine Frau befindet ſich nicht im Hauſe, wenn man nicht die Kammerzofe und Beſchließerin rechnen will; außer der Zofe und dem Koch, die Franzoſen ſind, ſind nur Engländer dort ſeit zwei Wochen. Heute früh hat die junge Dame ſich in ihrem Zimmer aufgehalten und gebeten, auch dort zu ſpeiſen; ſie hat nach dem Weg zur Stadt gefragt, wird alſo wohl ausgehen, denke ich. Der Paſcha war noch nicht wieder bei ihr.“ Sir Thomas war aufgeſtanden und ging im Zim⸗ mer hin und her, während ſein Untergebener berichtete; er überlegte angeſtrengt und fragte dann: „Iſt Fehmi auf 77 bereit, den Apparat zu bedienen?“ „Ja; er bleibt im Zimmer, während ich fort bin.“ „Alſo noch einmal, was Ihnen Mike ſchon ſagte, ſowie der Anruf kommt, bin ich auf der Geheimleitung zu verſtändigen; Mike erreicht mich ſtets. Keinen Augen⸗ blick die Leitung allein laſſen. Und, was ich fragen wollte: wann war Rafis zuletzt beim Paſcha?“ „Unmittelbar bevor der Paſcha nach Cedar Lodge fuhr; er hat ſich dort ein Zimmer zum Umkleiden ein⸗ gerichtet“, ſagte James. Mit einem Ruck fuhr Tom herum; ſeine Augen glüh⸗ ten, ſein Geſicht war bleich geworden; erſchreckt ſah ihn Willis an und ſtand auf, als erwarte er etwas Furcht⸗ bares. Aber es kam nur eine halberſtickte Frage. „Ein Zimmer hat ſich der Paſcha eingerichtet? Ganz ſicher und Irrtum ausgeſchloſſen?“ „Irrtum ausgeſchloſſen, Sir Thomas. Bad, An⸗ kleideraum und Schlafraum, der Paſcha hat das ja in allen ſeinen Häuſern.“ „Aber Cedar Lodge machte doch davon bisher eine Ausnahme?“ „Ja, Sir Thomas; es iſt auch erſt eingerichtet wor⸗ den, als die engliſche Dienerſchaft kam; alles vor zwei Wochen.“ Tom hatte ſich bereits wieder gefaßt; er nahm einen Kalender zur Hand, berechnete ſchnell und murmelte: „Wiſſen Sie etwas über das, was der Paſcha von meiner Abweſenheit ſagte? Ich meine, offiziell ſagte?“ „Er äußerte nur einmal im Klub, er hoffe, Sie wür⸗ den den Sommer im kühlen Irland verbringen, ſonſt nichts.“ „So; danke. Alſo bleiben Sie vorläufig auf 77, Willis. Und das andere, wegen des Aufenthalts in der Jagdhütte beim Menahhouſe, das ordnen wir, ſowie ich jetzt klar ſehe. Auf Wiederſehen, Willis! Achten Sie darauf, daß die Sache mit dem Anruf nicht ſchiefgeht, mir liegt daran. Und ſorgen Sie dafür, daß der jungen Dame gefolgt wird, ſowie ſie das Haus verläßt... Ja, wie machen wir das am beſten? Iſt dieſer James ver⸗ läßlich? Kann man ihm die Nummer zum Anruf nennen?“ „Er macht einen verläßlichen Eindruck, Sir Thomas, und ſagt ſchlimme Dinge über den Paſcha aus; ſcheint ungern dort zu ſein, bereut, die Stellung angenommen zu haben; ſagt, der hohe Lohn habe ihn verlockt.“ „Alte Geſchichte das; alſo verſuchen Sie es mit Ja⸗ mes. Spannen Sie ihn ein; ſagen ſie ihm, daß wir uns alle hier helfen müßten; weiſen Sie darauf hin, daß die junge Dame halbe Landsmännin iſt; er ſoll nur ſofort anrufen, wenn ſie fortgeht, und die Richtung angeben, die ſie einſchlägt; Fehmi ſoll dann jemand zur Beobach⸗ tung anſtellen. Bettler nahe am Hauſe, wie immer. Tag, Willis. Scharf aufpaſſen, iſt wichtig.“ „Guten Tag, Sir Thomas. Verlaſſen Sie ſich auf mich. Und.. vielen Dank.“ Aber Tom hörte ſchon nicht mehr; er nickte mechaniſch und ſaß, während Willis das Zimmer verließ, bereits an einem ſeltſam ausſehenden Apparat, der inſofern einer Schreibmaſchine ähnelte, als er auch mit einer Taſtatur verſehen war; doch führten Drähte von ihm in einen dahinter angebrachten Kaſten, der wie ein elektriſcher Zäh⸗ ler ausſah und aus dem ein leiſes Ticken kam, wenn die Maſchine bedient wurde. Ein langes Papierband lief wie bei den Morſeappa⸗ raten hinter der Taſtatur ab, doch waren darauf keine Morſezeichen, ſondern Buchſtaben zu ſehen. Allerdings ergaben ſie keinen Sinn, und es war erſichtlich, daß Tom Grant in Chiffreſchrift eine Botſchaft gab; dreimal wie⸗ derholte er die gleiche ſinnloſe Wortfolge, da ließ ſich ein lautes Knacken in dem Wandkaſten vernehmen, und eine zweite Papierrolle begann, in entgegengeſetzter Richtung auf einer höheren Spule abzulaufen. Auf dieſer war ſtets das gleiche Wort zu leſen. Es war offenbar das Zeichen, daß die Botſchaft verſtanden war. Tom wartete eine Weile und gab dann wiederum dreimal die Zahl 17 weiter, bis auch auf ſie das Wort zurückkam. Dann erhob er ſich befriedigt, denn nun ging ſeine Botſchaft an ſtebzehn verſchiedene Agenturen, die er geheim in dieſem Lande unterhielt und die ein Drittel des Rieſennetzes bedeuteten, das er ſeit fünf Jahren aus⸗ breitete, um ein gefährliches Wild darin zu fangen. Obwohl Sir Thomas O'Flaherty Grant alle Mittel der engliſchen Regierung hinter ſich hatte, war es ihm in dieſen fünf Jahren dennoch nicht gelungen, das ge⸗ fährliche Wild zu fangen. Die Gegner ſchienen gleichwer⸗ tig zu ſein, und der Regierungskommiſſar war deshalb nach London gefahren, um über die bisherige Erfolgloſig⸗ keit ſeiner Bemühungen zu berichten und mit höheren Stellen darüber zu beraten, wie man es erreichen könnte, 175 tatſächliche Ueberführung des Schuldigen zu errei⸗ en. Denn was nützte alles Wiſſen von der Schuld, wenn man dieſe nicht beweiſen konnte? Und das war bisher in den langen, arbeitsreichen und aufreibe fünf Jahren nicht möglich geweſen. Fortſetzung folgt) Problem„Waldlauf“. Zuſammenſetz⸗Aufgabe. Anekdoten Ade Block Etat Fur, Kar Miß Oſt Schwein Star Die Rede. Tube Tuſche Wachs. Je zwei der vorſtehenden zwölf König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen war l Wörter, richtig aneinandergefügt, müſſen wieder ein Freund von langen Empfangsreden. Eines Tages an Hauptwort ergeben. Wie lauten dieſe? er müde und hungrig nach langer Fahrt mit der Erin . poſt vor dem Tor einer kleinen Stadt angekommen. Er wurde von den Honoratioren der Stadt empfau. gen, und der Bürgermeiſter begann ſeine Rede mik. „Allerdurchlauchtigſter, großmächtigſter König, allergng⸗ digſter König und Herr! Als Hannibal vor den Toten Karthagos ſtand—“ s „Hatte er wahrſcheinlich ebenſolchen Hunger wie ich Nun kommen Sie, lieber Bürgermeiſter, ſetzen Sie ſich iy meinen Wagen und ſeien Sie mein Gaſt,“ unterbrach lachend der König. Ttra⸗ Bruchſtück⸗Aufgabe. pa ck nu rz ei om lf au ar ag ür bt. Vorſtehende Bruchſtücke ſind durch Anfügen je eines Buchſtabens zu Anfang zu Wörtern umzugeſtalten. Aneinandergefügt er⸗ geben dieſe Buchſtaben ein ſportliches Sommervergnügen. e ee CID FSE Tas E pf 21 sb FIC ITF Zweiſilbige Scharade. Wenn du eins zur Arbeit haſt, Das erleichtert ihre Laſt Und ſie wird zur zwei beinah; Die iſt ſonſt für Kinder da. In eins⸗zwei ward ausgeſponnen, Was des Dichters Geiſt erſonnen, Und es kämpft drin Amors Liſt, Die am Ende ſiegreich iſt. 1 N Abzähler und Auszähler. Eine kleine graue Maus Huſcht geſchwind Jurchs ganze Haus, Frißt in Kammer, Küch' und Keller Schinken, S Magiſche Gleichung. (ab) g(ed).(ef) +(gh) 4(i-)(m) +(n—o) +(pg)= x. Es bedeutet: a: Dramatiſche Figur; b: Anteil; c: Trinkſpruch; d: Teil des Baumes; 0 f i 0 k und Wurſt vom Teller. Stadt in Italien; f: Männlicher Perſonenname; Geht dann in die Falle.— Schwapp! g: Götzenglaube; h: Möbelſtück; i: Glücksſpiel; k: Männ⸗ Auflöſungen aus letzter Nummer: Ab! icher Perf 0 I fei 8 N orſchiff ANs 6 8 5 5. 3 5 8 gi 51* licher Perſonennamez 12 Kleines Ruderſchiff; m: Ausguck; Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel: Waage⸗ 5 war ein Pipapapperlapapp, n: Mathematiſche Figur; o: Teilzahlung; p: Werktätige 5 Fiel— pardauz!— die Trepp' hinab, recht: Zucker Eid Mur Zither. Senkrecht: Turm Kerze ö 085. 7, 755. 5 Klopfte ſeine Kleider ab, Eigenſchaftz q: Stadt im Rheinland; 1: Herbſtlicher Volks⸗ — 22— 2— 2 E brauch. Rätſel. Iſt treu mein Rätſelwort und fleißig, i So hältſt du's hoch und wert, das weiß ich. Ein„“ zum Schluß, dann hüte dich, Denn Schaden bringt's dir ſicherlich. Schach⸗Aufgabe. 4 b e d 2 155 A E 0 2 4 e. ee, , 2 , e , cc, 145.,, 3 4 B S 5 Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Sprichwort⸗Rätſel. Alles, was recht iſt, aber das geht nicht. Es ſind nicht alle luſtig, die tanzen. Gott ſei Dank. Er fürchtet ſich vor ſich ſelbſt. Von allem wenig, vom ganzen nichts. Wer nichts verſucht, lernt nichts. Augen auf, Kauf iſt Kauf. Nur Reiſen iſt Leben. Es wird ſchon gehen. 10. Wenn man will, geht alles. Vorſtehenden 10 Sprichwörtern entnehme man je ein Wort. Zu einem Satz verbunden, ergeben dieſe dann wiederum ein Sprichwort. O go ge go Magiſches Doppel⸗Quadrat. F 2 5 2 ä 3 8 Die 31 Buchſtaben: Sa, 4d, de, 1g, li, 3l, i b, 2 4ſ ſind in die Felder obiger Figur einzuſtellen. Die dann ſich ergebenden Wörter ſind waagerecht wie ſenkrecht fol⸗ gende: 1. Halmpflanze; 2. Städtename; 3. Hafenſtadt in Arabien; 4. Grießerde; 4. durchlaufend bis 7. Fußbeklei⸗ dung; 5. bis 7. Engliſches Bier; 5. Homeriſcher Held; 6. anderes Wort für Truhe; 7. Haustier. Buchſtaben⸗Rätſel. de ngg hir ß Aus je zwei der vor⸗ ſtehenden zwölf Buch⸗ ſtaben ſind Wörter zu bil⸗ den, und zwar zweiſilbige. Wie ſind die Buchſtaben zuſammenzuſetzen? Die Bildung der Wörter hat in der Weiſe zu geſchehen, daß zum Beiſpiel k ⸗ ka, p= pe lautet. Die zu ſuchenden Wörter bedeu⸗ 9 55 15 Stadt in 1 „e Selbsſbbeteftug 2. Vul an auf Java. Ort Sumo d Been in Hannover. 4. Provinz re und Stadt in Peru. ö 5. Stadt in Hannover. NHOIIMANNWERKE AG WETZLAR 6, Nebeniinß der Wola. Hollnmgung De Zeise 1770800 Brett Dieb. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter ein⸗ zuſtellen. Koppel⸗Rätſel: Greif(s)Wald Gaſldt) Rolle Odelr) Bruch Donl(a) Tor Kleiln) Bahn Walld) Eck Tier⸗ (Reis Oblo)Los Borkr)Etſch Adelbh Ar.— Strandkorb. Schüttel⸗Rätſel: Azur Kies Eger Nut.— Aken. Monogramm⸗Rätſel: Gute Werke loben ſich ſelbſt. Silben⸗Wechſel⸗Rätſel: Feſttag Eisſport Rechteck Inntal Eckſtein Nottür Alpdruck Urlaub Fiſch⸗ bein Strandkorb Eibau Erzamt.— Ferien auf See. Dreiſilbige Scharade: Oberſtdorf. Scherzfragen: 1. Der erſtere, denn er kommt früher auf die Erde.— 2. Beide brechen, wenn man ſie überlädt. Palindrom: Ehe. Zeichnung: Lucie Kremezek— M. Eigenes Heim. „Ach, Frau Nachbarin, mein Mann iſt ja ſo tüchtig— jetzt, zum Beiſpiel, ſät er Salat.“ „Nicht wahr, Männchen, heute ſchießt du mir wieder einen recht fetten Haſen?“ 8 „Ich werde mein möglichſtes tun, Grete.“ „Aber befühl ihn vorher ordentlich!“ 1 Kein Kunſtſtück. „Geſtern habe ich auf einmal zehn Glas Bier her⸗ untergeſtürzt, ohne auch nur im geringſten davon benebelt worden zu ſein.“ „Schneiden Sie doch nicht gar zu ſehr auf!“ „Keineswegs— ich ſtieß nämlich einen Tiſch um, auf dem zehn Glas Bier ſtanden!“ * „Brieföffner gefällig?“ „Nicht nötig. Bin verheiratet.“ Sanftes Vorſpiel. Schlenderjahn geht ſpazieren. Durch Feld und Wald. Und über eine Wieſe. Er hört die Lerche trillern und die Amſel ſchlagen. Und er hört eine Stimme: „Wenn Se nich gleich machen, daß Se aus der Wieſe rauskommen, hau ich Se de Beene kaputt!“ „Aber, lieber Mann“, begütigt Schlenderjahn,„ich konnte ja nicht wiſſen, daß man hier nicht gehen darf!“ „Drum hab' ich's erſt im guten geſagt!“ kommt es tröſtlich zurück. 7 ö Mlibdungen Niere und Blase ZUR HAUS- TRINK KUR: bei Nieren- Nasen- und Frauen- beiden larnsäure, Eiweiß, Zucker Lachte: pipapapperlapapp! Papperlapapp, repp' hinab. l, ma, mau miau! rleiderſchrank iſt keine Frau, Frau die iſt kein Kleiderſchrank, Beſen keine Ofenbank, Ofenbank kein Haus. Aus! Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung Reich werden ohne Riſiko! 95 forniens folgende Anzeige leſen: „Außerordentliche Gelegenheit! Wir eröffnen eine Katzenfarm mit 100 000 Katzen. Jede Katze wirft im Jahr zwölf Junge. Jedes Katzenfell bring 30 Cents. 100 Mann können täglich 5000 Katzen abledern. Wit rechnen mit einem Reinverdienſt von 10000 Dollar täglich. Um die Katzen zu füttern, werden wir eine Rattenfarm nebenan eröffnen. Die Ratten werfen 12mal ſooft Junge wie die Katzen, Wir können alſo täglich vier Ratten an ſede Katze verfütten, während wir die Ratten mit dem Fleiſch der abgehäuteten Katzen aufziehen. Unſere Produktionskoſten ſind alſo gleich Null. Anteile auf dieſes epochale Unternehmen werden zur gel mit 5 Cents verkauft aber der Preis wird demnächſt ſteigen Legen Sie Ihr Geld an. die Gelegenheit kommt nicht wieder“ Reich werden— ohne Riſiko, das möchten viele von uns auch. Leider aber iſt es ſo eingerichtet in der Welt: Je eiliger man es hat mit dem Reichwerden, deſto größer wird das Rift Wenn der amerikaniſche Witzbold ein Betrüger geweſen wär, ſo wären viele ehrenwerte Leute um ihr Geld gekommen, weil ſie zu leichtgläubig und unerfahren waren, um den groben Trick zu durchſchauen. Nicht immer liegt der Betrug ſo auf der Hand. Wenn man mit Geld zu tun hat, insbeſondere, wenn man erarbeitete Ver⸗ mögen anlegen will, dann ſollte man das nie tun ohne ſach⸗ gemäße Beratung. Es iſt bei der zuverläſſigen Organiſation des deutſchen Bankweſens ſo einfach, einen Bankfachmann um Auskunft zu fragen. Die Bank als wertvolles Glied eines vor⸗ bildlich organiſierten Geldweſens vermittelt zwiſchen Ver mögensbeſitzern und denen, die Betriebsmittel ſuchen, und über, nimmt dabei das Riſiko für den Geldgeber. Es kann nur jedem empfohlen werden, die Sachkenntnis und Erfahrung, die det Volksgeſamtheit in der Organiſation der deutſchen Banken und Bankiers zur Verfügung ſteht, zu nutzen. Er wird immer gut dabei fahren. Mond ſchein allein tut's freilich nicht Sie ſaßen allein im Abteil und waren glücklich. Die Hoch⸗ zeitsreiſe! Draußen glitt die ſonnenüberſtrahlte Rheinland⸗ ſchaft vorüber. Manchmal, nachdem der Zug auf einer Sta- tion gehalten hatte, öffnete ein Reiſender die Tür des Abteils — und ſchloß ſie lächelnd wieder, um weiterzugehen. Hoch gelssiſende find unverkennbar. W̃ riſch,„daß wir uns vor zwei Monaten noch nicht gekannt haben! Es iſt wie ein Märchen.“ „Ja“, nickte ſie,„es war wohl die berühmte Liebe auf den erſten Blick. Weißt du noch...?“ „Ich werde es nie vergeſſen“, fiel er eifrig ein,„wir hatten Uur einmal zuſammen getanzt. Wir ſetzten uns dann in eine Ecke, und du lehnteſt alle Aufforderungen zum Tanze ab⸗ Dann gingen wir in den Park. Wir hörten die Muſik nut noch ganz fern, und der Mond ſchien“, fuhr er leiſer fort,„wie er noch nie geſchienen hatte. Das ſilberne Mondlicht verwob ſich in dein bezauberndes Haar. und ein Duft wehte mir aus ihm entgegen, der Duft des Mondlichtes, ganz zart und doch ſeltſam vertraut. So gab ich dir den erſten Kuß Ein ſtaunendes Lächeln blühte im Geſicht der jungen Frau auf— das ſich ſchließlich in ein klingendes Lachen auflöſte. Der Mann wurde offenſichtlich durch das Lachen verwirtt „Ich bin wohl ſehr komiſch, Kleines? Verliebte Männer ſind eben manchmal komiſch— verzeih!“ 5 Sie ſchüttelte den Kopf, daß die Sonnenſtrahlen in ihrem ſo begeiſtert gerühmten Haar zu tanzen begannen:„O nein, Liebſter— ich habe nur eine Entdeckung gemacht, daß iht Männer um vieles romantiſcher veranlagt ſeid als wit Frauen. Ich hatte nämlich damals die gleiche Empfindung; nur dachte ich dabei weniger an den Mondſchein. Sieh' mal, mein Guter: auf den Mondſchein allein können wir Frauen uns nicht verlaſſen, wenn wir hübſch bleiben wollen. Und die Schönheit meines Haares, die dir ſolche Freude macht. hahe ich wohl auch meiner klugen Mutter zu verdanken, die mich ſchon als Kind dazu anhielt, das Haar mit einem Mittel zu pflegen, das ja wohl auch du vor allen anderen bevorzugt, wie ich damals ſchon bemerkte“ Nun war das helle Lachen auf ſeiner Seite:„Alſo— Dralles Birkenwaſſer! Poeſie und Proſa „Nein, nicht Proſa, Liebſter. Natürliche und echte Poeſi der natürlichen und echten Schönheitspflege.“ Zum Wochenende und Zum Zettvertreib“ Nr. 30 erſchelnen als Beilage. Knee, Bi de: goss Blr. 8. Für die auf dieſer Seite erſcheſnenken Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sean. blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; ſämtl. in Berlin SW 68, Lindenſtr. 101, Vor einigen Monaten konnte man in den Zeitungen Kalk enn ich ſo bedenke“, ſagte der junge Ehegatte träume⸗ ere!, eee — 2—— 1 8 2 er r S ere eee e 1 A