E 2 5 2 ifts⸗ —— Nr. 214 (2. Blatt) Neckar⸗Bote Samstag, den 12. September 1936 — Fortſetzung: Tag der Politi chen Leiter. Neben dieſem Elend in den Kinderkrippen macht ſich in der Kindererziehung das Fehlen der Familie nicht nur im ungeheuren Anwachſen des kindlichen Verbrechertums, ſon⸗ dern auch in der Zahl der vagabundierenden Kinder be⸗ merkbar. 5 5 5 Mehr als 460 000 Mütter und Kinder verklagten nach einer amtlichen Erhebung von 1935 ihre Väter. 6,5 Mil⸗ lionen Kinder klagen auf Alimente. Das ſind die Auswirkungen einer Weltanſchauung, die überall— ob in Rußland oder in Spanien— zerſtörend und lebensvernichtend ſein muß, weil ſie alles Gute ver⸗ neint. Das nationalſozialiſtiſche Deutſchland iſt unter Adolf Hitler einen anderen Weg gegangen. Seine Tat war nicht Zerſtörung, ſondern Arbeit und Aufbau. die lebensbeja⸗ ende N nationalſozigliſtiſche Idee wurde umgeſetzt in die dem Leben dienende Tat. Die Gemeinſchaft iſt für uns Kraftquelle alles völkiſchen Daſeins. Arzelle der Volksgemeinſchaft iſt die Familie, de⸗ ren Stärkung wir deshalb als unſere höchſte Aufgabe an⸗ ſehen. den Müttern, als den ewigen Quellen des Lebens, und den Kindern, als den Trägern unſerer nationalen Zu⸗ kunft wenden wir daher unſere Hilfe zu. Jiel unſerer Ar⸗ beit iſt es. ein ſtarkes Geschlecht zu ſchaffen. Niemals ſoll falſches Mikleid und falſche Fürſorge zur Schwächung des Selbſtbehauptungswillens führen. Anſer Wollen iſt he⸗ roiſch, unſer Ziel der Menſch, der ſich im Lebenskampf be⸗ hauplet. Das nationalſozialiſtiſche Deutſchland hat das Hilfswerk „Mutter und Kind“ zum Mittelpunkt aller Arbeit für die deutſche Mukter gemacht. Das Hilfswerk„Mutter und Kind“ ſoll„zuſätz⸗ liche Hilfe überall bringen, wo es gilt, einer deutſchen Mutter in körperlicher, geiſtiger und ſeeliſcher Not beizu⸗ ſtehen, einem deutſchen erbgeſunden Kind zur geſunden Fortentwicklung zu verhelfen“. Im weiteren Ausbau des Hilfswerks„Mutter und Kind“ hat ſich die Zahl der Hilfs⸗ und Beratungsſtellen im letzten Jahre auf 21 935 erhöht. Im gleichen Zeitraum iſt die Zahl der ehrenamtlichen und geſchulten Helferinnen von 45 940 auf 227 459 geſtie⸗ gen. In Ergänzung des Hilfswerkes„Mutter wurden 2836 Kindertagesſtätten neu errichtet, 1100 000 Kinder betreut wurden. In aufbauender Arbeit hat allein die nationalſozialiſti⸗ ſche Volkswohlfahrt im Rahmen des Hilfswerks„Mutker und Kind“ als ihren Anteil bis jetzt 164 743 010 Mark den deutſchen Müttern und Kindern zugeführt. und Kind“ in denen Der deutſchen Familie wurde eine weitere wirkungs⸗ volle Hilfe zuteil, von der ich bereits auf dem letzten Reichsparteitage berichtet habe. Hier erhöhte ſich die Zahl der von der NS⸗Volksfahrt verteilten Betten auf 675 369 Stück. Der Geſundheitsfürſorge für den Erwachſenen dient die „Hitler⸗Freiplatz: Spende“, ſowie die Heil⸗ und Kurverſchickung. Es wurden bisher vom deutſchen Volke geſpendet: 413 634 Freiplätze ſowie 11002 Kurſtellen, mit einem Geſamtwerte von 33 059 142 Mark. Im Rahmen des auf dem vorjährigen Reichsparteitage verkündeten Tuberkuloſe⸗Hilfswerkes wurden ſeitens der NS⸗Volkswohlfahrt bisher aufgewandt 3 150 396 Mark. Einer der Hauptträger der nationalſozialiſtiſchen Wohl⸗ fahrtsarbeit iſt die Schweſter in der Gemeinde. Die Betä⸗ tigung der einzelnen Schweſter auf einem feſt abgeſteckten Gebiet und die dadurch ermöglichte genaue Kenntnis der Verhältniſſe der Bevölkerung macht ſie unentbehrlich für den Gemeinſchaftsdienſt. Aus dieſem Gedanken heraus wurde die NS- Schweſternſchafk geboren. Sie umfaßt heute 4446 Schweſtern. Die Aufwen⸗ dungen für die NS⸗Schweſternſchaft betragen 9 420 000 Mk. Im Rahmen meines Vortrages kann ich nur die gro⸗ ßen Aufgabengebiete unſerer Arbeit behandeln. Die NS war auch auf den Gebieten der Jugendpflege, der Flücht⸗ lingsfürſorge, der Gefangenenhilfe und der Kataſtrophen⸗ hilfe tätig und hat hier 23 300985 Mark aufgewandt. Ins⸗ geſamt betragen die Geld⸗ und Sachwertleiſtungen der NSW 255 854 242 Mark. f 11 dem Umfang der Leiſtungen bringen dieſe Zah⸗ en die Größe des Opferwillens des deutſchen Volkes zum Ausdruck. Der Dank dafür liegt in der Freude und Geſundheit von über 2 Millionen Müttern und Kindern. Dient die NSV⸗Arbeit der Stärkung der deutſchen Fa⸗ milie, ſo dient das Winterhilfswerk der Gemeinſchaft auf breiteſter Grundlage. An der größten ſozialiſtiſchen Tat des Führers nimmt das ganze deutſche Volk teil. Hier wurde das Wort Gneiſenaus zur Tat:„Be⸗ geiſtere das menſchliche Geſchlecht zuerſt für ſeine Pflicht, dann für ſein Recht!“ In drei Winterhilfswerken hat das deutſche Volk 1082 500 000 Mark aufgebracht. Das letzte Winterhilfswerk hakte 1 234 918 Helferinnen und helfer. Dieſes Heer iſt ſo e daß es in Zwölferreihen 25 Stutiden an uns vor⸗ . würde. Das iſt des Führers Heer des Frie⸗ ns. Der Wert der im Winkerhilfswerk 193536 verteilten Spenden betrug 365 829 716,98 Mark. Insgeſamt beförderte die Reichsbahn Sachſpenden im Gewicht von 59 Millionen Zennern, für die 15.6 Millionen Mark Frachtvergünſtigung gewährt wurden. i So ſprechen 0 Zahlen eine beredte Sprache. Sie Kate, wo es gilt, die durch den Nationalſozialtsmus zur at gewordene Gemeinſchaft immer wieder aufs n hinter den erweiſen, ſie laſſen aber auch erkennen, daß 0 Wille vielfältigen Maßnahmen das Vertrauen und der eines Volkes ſteht.“ Der Rechenſchaftsbericht des Leiters der NS⸗Volkswohl⸗ fahrt Hilgenfeldt fand eine dankoare und begeiſterte Auf⸗ nahme. 0 i * Dann gab Rudolf Heß dem Reichsärzteführer Hauptdienſtleiter Or. Wagner das Wort zum letzten Bericht des Tages über„Raſſe und Bevölkerungspolitik“. Er wies zu Beginn ſeiner Ausführungen die Angriffe der Gegner der natio- nalſozialiſtiſchen Bevölkerungspolitik mit überzeugenden Beweisführungen ſcharf zurück und fuhr dann fort: „Sie wiſſen, worum es bei unſerer nationalſozialiſti⸗ ſchen Bevölkerungs⸗ und Raſſenpolitik geht: ein ſterbendes Volk vom bevölkerungspolitiſchen Aogrund zurückzureißen und auf den Weg zu fühen, auf dem ihm nach menſchlichem Ermeſſen wieder eine jahrtauſendjährige Zukunft beſchie⸗ den iſt. Es geht darum, die drei großen Gefahren des raſſiſchen und pfycholo⸗ giſchen Verfalls aufzuhalten, an denen immer wieder Staaten, Völker und Kulturen zu⸗ grunde gegangen ſind, wenn es nicht gelang, ſie noch recht⸗ zeitig abzuwenden. Es iſt deshalb notwendig, daß wir uns mit dieſen drei Vorgängen auseinanderſetzen: dem Gebur⸗ tenrückgang, dem Anſchwellen kranker und untüchtiger Erb⸗ anlagen in unſerem Volk und ſchließlich der blutsmäßigen Vermiſchung unſeres Volks mit fremdem, uns nicht artver⸗ verwandtem, insbeſondere jüdiſchem Blut Durch die Nürnberger Geſetze iſt das weitere Eindringen jüdiſchen Bluts in den deutſchen Volkskörper unmöglich gemacht worden. Die Nürnberger Geſetze wären aber unvollkommen und unvollſtändig ge⸗ weſen, hätte man nicht auch die Stellung der ſogenannten deutſchjüdiſchen Miſchlinge, alſo der Halb- und Vierteljuden, geregelt. Wenn die Kirche von Hunderttauſenden das Zböli⸗ bat und die Eheloſigkeit verlangt, ſo glauben wir es vor unſerem Gewiſſen und unſerem Gott noch verantworten zu können, für 200 000 Halbjuden zu Nutz und Frommen un⸗ ſeres deutſchen Volks die Ehegenehmigung einzuführen. Es wird nun immer wieder behauptet, unſer national⸗ ſozialiſtiſcher Raſſenſtandpunkt ſei materialiſtiſch, unchriſt⸗ lich, chauviniſtiſch, imperialiſtiſch und führe zu einer Diffa⸗ mierung andersartiger Raſſen und Völker. Das Gegenteil iſt richtig. Wir glauben, daß unſere Raſſenpolitik die ſicherſte Gewähr iſt für die gegenſeitige Achtung und für ein fried⸗ liches Zuſammenleben der Völker auf dieſer Welt. Dem na⸗ tionalſozialiſtiſchen Staat würde es niemals in den Sinn kommen, Nationen oder Volksgruppen ſich zwangsweiſe durch kriegeriſche Aktionen einzuverleiben, die ihrer inneren blutsmäßigen und ſeeliſchen Struktur nach doch immer ein Fremdkörper in unſerem Staat bleiben müßten. Wir lehnen deshalb jeden Chauvinismus und Im⸗ perialismus ab. weil wir den anderen Kaſſen dieſer Erde das gleiche Recht zubilligen, das wir für uns ſelbſt in An⸗ spruch nehmen. nämlich das Recht, nach den Notwendig. keiten und noch den Geſetzen der eigenen Art Welt und Le⸗ ben zu geſtalten. Ich komme nun zu dem zweiten biologiſchen Verfalls⸗ prozeß, der ſich in unſerem Volk ſeit langem abgeſpielt hat: die verkehrte Ausleſe, die die hochwertigen Erbſtämme nur allzu oft ſträflich vernachläſſigte. während ſie zugleich die minderwertigen mit unendlicher Sorgfalt umhegte und um⸗ pflegte. Dey nationaſſozjaſiſtiſche Staat kann das, was früber verſäumt wurde, nicht mehr gutmachen, er hat aber durch das „Geſetz zur Berhütung erbkranken Nachwuchſes“ dafür geſorgt, daß in Zukunft aus Minderwertigen nicht immer wieder neues Leben Minderwertiger geboren wer⸗ der kann. Der Behauptung, wir handelten unchriſtlich und ver⸗ fündigten uns mit unſeren Maßnahmen gegen den Willen Gottes, ſtellen wir aus unſerer Ueberzeugung heraus die Behauptung entgegen, daß wir dem Willen des Schöpfers gemäß handeln, wenn wir verhindern, daß derartiges un⸗ wertes Leben weiter gezeugt und unermeßliches neues Elend auf Kinder und Kindeskinder vererbt wird. Den anderen Kritikern aus dem kommuniſtiſch⸗marxiſtiſchen Lager ſprechen wir überhaupt das Recht ab, darüber zu urteilen, ob wir richtig handeln, wenn wir minderwertiges Leben rechtzeitig verhüten, ſolange Ihr die Vernichtung auch wert⸗ vollen keimenden Lebens in das Belieben der Mutter, des Arztes oder anderer Helfer ſtellt und eine möglichſt ſchran⸗ kenloſe Freiheit in der Unterbrechung der Schwangerſchaft propagiert. Der nationalſozialiſtiſche Staat begnügt ſich in ſeinem bevölkerungspolitiſchen Programm aber nicht mit dieſen negativen Maßnahmen Ebenſo wichtig oder noch wichtiger ſind die poſitiven Maßnahmen. Als wichtige neue Maß⸗ nahme ſeit dem letzten Parteitag erwähne ich nur das am 18. Oktober 1935 verabſchiedete„Geſetz zum Schutz der Erb⸗ geſundbeit des dentichen Volkes“ das als„Ehegeſundheits⸗ gefetz“ die Ehe wieder ihrem wirklichen Zweck— nämlich der Erzeugung der Kinder — zuführen ſoll. Geſundheitsſicherung durch den Staat, Ge⸗ ſundheitsprüfung durch die Partei ergänzen und unter⸗ ſtützen ſich in dem gemeinſamen Ziel: der Erhaltung und der Förderung der deutſchen Volkskraft. Kraft und Geſundheit werden den Völkern nur einmal gegeben und laſſen ſich, ſind ſie einmal verfallen, niemals wieder aufbauen, wie zerſtörte Städte und verwüſtete Aecker. Es lohnt ſich, nach dieſen Betrachtungen einen Blick zu werfen auf die Verhältniſſe in der ruſſiſchen Sowjekunſon. Die„Komſomolſkaja Prawda“ vom 24. Feoruar 1936 ſchreibt: Sämtliche Moskauer Krankenhäuſer ſind bereits vor 20 bis 30 Jahren gebaut worden. Seit Jahrzehnten wurden in den Krankenhäuſern keine durchgreifenden Re⸗ paraturen mehr vorgenommen Die Decken und Wände der Abteilungen für anſteckende Kinderkrankheiten wurden zum letzten Male 1925 geweißt. In den Krankenhäuſern fehlt es dauernd an Spritzen, Kitteln, Handtüchern, ſowie an Leib⸗ und Bettwäſche. In der erſten Moskauer Muſter⸗ klinik ſind die Bettdecken zerſetzt und haben ebenſo, wie die meiſten Matratzen, längſt ausgedient. Bezeichnend iſt auch, daß nach einem Bericht von Louis Fiſcher im„Neuen Tagebuch“ 1936 in Moskau die Zahl der Geburten ſtändig abſinkt und in den letzten Jahren von 30,7 auf 15,3, alſo um über die Hälfte abgenommen hat, die Zahl der Aotreibungen dagegen um das Sechsfache ſtieg und mehr als eineinhalb Mal ſo groß iſt als die Zahl der Geburten. Bei allen Maßnahmen unſerer qualitativen Bevölke⸗ rungsnolitik, fuhr Dr. Wagner fort, müſſen wir uns dar⸗ über klar ſein, daß ihre Durchführung nur möglich iſt und nur einen Sinn hat, wenn die entſprechende Volks⸗ zahl vorhanden iſt und durch eine genügende Geburlenzahl zum mindeſten auf der zum Volksbeſtand notwendigen Höhe gehalten wird. Erſt wenn das deutſche Volk mit dem machkvoll her⸗ vorgebrochenen politiſchen Willen zur Selbſtbehaupkung ein ebenſo entſchloſſenes Bekenntnis zum Lebenswillen, zur Erhaltung des Volksbeſtands nach Jahl und Ark verbindek, ſichert es ſeine Wehrkraft, ſeine Freiheit, ſeine Ehre und ſeine Zukunft für alle Zeiten.“ Auch dem Reichsärzteführer dankten die Teilnehmer mit brauſendem Beifall. Der Stellvertreter das Führers ver⸗ tagte dann den Kongreß auf Samstagnachmittag. Dr. Goebbels vor den Studenten „Buch und Braunhemd ſollen ſich ergänzen“. Im Mittelpunkt der Sondertagung des NS⸗Studen⸗ tenbundes, die im Kapellenſaal des Katharinenbaues, der Meiſterſinger-Kirche von Nürnberg, im feierlichen Rahmen ſtattfand und auf der zunächſt Reichsſtudentenbundführer Derichsweiler Richtlinien für die künftige Arbeit des Bundes aufſtellte, ſtanden grundſätzliche Ausführungen des Reichsleiters Dr. Goebbels. Dr. Goebbels beſchäftigte ſich zunächſt mit der Propaganda in ihrem Verhältnis zur Politik und wandte ſich gegen die merkwürdige, mehr als abwegige Auffaſſung, als ſei Propaganda eine gewiſſermaßen ſchimpfliche Abart geiſtiger Betätigung. Die Propaganda, mit der in den Jahren des Kampfes faſt unſere gange Ar⸗ beit auch auf den Hochſchulen ausgefüllt war, iſt keines⸗ wegs ungeiſtig. Eine gute Idee wird umſo beſſer in den breiten Maſſen des Volkes und auch in den ſogenannten gebildeten Kreiſen verankert werden können, je geſchick⸗ ter ſie angepackt und je pſychologiſch klüger ſie der Oeffent⸗ lichkeit dargelegt wird. Mit ſolcher Propaganda haben wir nicht nur die Hochſchulen, ſondern das ganze deutſche Volk erobert. In dem nun folgenden Hauptteil ſeiner Rede, weſentlichen dem Thema „Charakter und Wiſſen“ gewidmet war und die gerade für den Nationalſozialiſten unumgängliche Notwendigkeit der Aneignung ausreichen⸗ denden Fachwiſſens unterſtrich, zeigt Dr. Goebbels die Ge⸗ fahren auf, die ſich aus der an ſich durchaus geſunden, oppoſitionellen Kampfeseinſtellung gegen den bürgerlichen Intellektualismus für die Pflege und die Förderung des Wiſſens ſelbſt ergeben könnten. Ich ſtehe gewiß nicht in dem Verdacht, den Intellek⸗ tualismus zu verteidigen und das überzüchtet Geiſtrei⸗ chelnde in Schutz zu nehmen. Sonſt hätte ich mich ja auch nicht, ſo rief der Miniſter unter dem lang anhaltenden Ju⸗ bel der Zuhörer aus, in das Herz einer 4,5-Millionen F Stadt hineinreden können. Aber es darf auch hier des Guten nicht zu viel getan werden, und es darf die berechtigte und notwendige Ablehnung und Verachtung des Intellektualismus nicht ſchließlich zur Ver⸗ achtung der Bildung an ſich fuhren. Wiſſen und Charakter ſind nicht Gegenſätze von Natur aus, ſie können ſich viel⸗ mehr auf das glücklichſte und harmoniſchſte einander be⸗ dingen und ergänzen. Es kann jemand ſehr charaktervoll ſein und gleichzeitig ungeheuer viel wiſſen, und ich kenne— minutenlanger koſender Beifall brach aus, als Dr. Goeb⸗ bels dies feſtſtellte— keinen Staatsmann, der charakter⸗ voller wäre als Adolf Hitler und zugleich mehr wüßte als er. Auch in unſerem Zeitalter iſt Wiſſen noch Macht. Zweck und Sinn auch in ſtaats⸗ und nationalpolitiſcher Hinſicht hat es allerdings nur dann, wenn es geordnet iſt und ſou⸗ verän gemeiſtert wird. Lebende Konverſationslexika ſind für den Staat gänzlich zwecklos.— Es gibt Univerſitäts⸗ profeſſoren, die wandelnde Wiſſensberge ſind und ſo viel wiſſen, daß ſie mit ihrem Wiſſen nichts anzufangen wiſſen, ſo rief Dr. Goebbels unter ſtürmiſchem Beifall aus.— Wir haben genügend fähige Nationalſozialiſten für die Führung unſers öffentlichen Lebens zur Verfügung. Was ſie für dieſen Zweck brauchen, iſt dazu ein ſolides fachliches Wiſſen, das ſie auch in dieſer Beziehung den reaktionären Muſter⸗ knaben überlegen macht. Das Problem„Partei und Staat“ wird umſo leichter gelöſt, je mehr nationalſozialiſtiſche Fachleute in Zukunft für Staat und Partei zur Verfügung ſtehen! Dr. Goebbels erinnerte die Studenten an die glückliche Lage, in der ſie ſich heute, nach Jahren des Kampfes und der anſchließenden Aufräumungsarbeiten, befänden und die ihnen beſſer als jeder anderen Generation die Möglichkeit biete, unbehindert und ungeſtört an die poſitiven Probleme des Deutſchen Studentenbundes heranzugehen. „Buch und Braunhemd“, dieſe Parole gab er den Stu⸗ denten mit,„müſſen ſich einander ergänzen. Wenn der deut⸗ ſche Student wieder lernt ſich auf der einen Seite vor gei⸗ ſtigem Hochmut zu hüten und auf der anderen Wiſſen und Erfahrung immer wieder in Beziehung zur Nation zu bringen, dann wird er in das beſte und innigſte Verhält⸗ nis zu unſerm Volke kommen Jene wunderbaren Erzie⸗ hungsſtufen, die wir ältere Nationalſozialiſten im Kampf um die Macht durchmachen konnten, ſtehen den kommenden Generationen nicht mehr zur Verfügung Sie können und müſſen erſetzt werden durch die Behelfsmittel der charak⸗ terlichen und fachwiſſenſchaftlichen Schulung“ Dr. Goebbels richtete zum Schluß an die Studenten den Appell, tapfere Nationalſozialiſten zu ſein und ſich in ler⸗ nendem Fleiß auf Führerſtellungen in Staat und Partei vorzubereiten. Die Studenten nahmen Dr. Goebhels' Rede mit immer wieder 1 minutenlaugen Beifallskundgebungen und Heil⸗Rufen auf der im Nürnberg, 11. September. 10 Der Führer hat am Freitag folgende Verfügung er⸗ aſſen: „Ich ernenne mit Wirkung vom Tage den parselgenoſſen Konſtantin 91erl in rdigung ſeiner einmaligen Berdienſte um den Ausbau des deutſchen Reichs⸗ arbeitsdieneſt zum Reichsleiter der NS DA. Nürnberg, 10. September 1936. (gez.) Adolf Hikler.“ Die nationalſozialiſtiſche Frau Tagung der NS- Frauenſchaft.— Sktürmiſcher Jubel um Adolf Hitler.— Die Frau in Sowjetrußland und im Dritten Reich. In der Kongreßhalle trat am Nachmittag die NS⸗ Frauenſchaft zu ihrer Tagung zuſammen. Zwei Stunden vor Beginn der Tagung war die rieſige Halle bereits be⸗ ſetzt. Viele Tauſende von Frauen fanden keinen Einlaß mehr und ſammelten ſich auf den weiten Plätzen vor der Halle ul die Lautſprecher. Nach einem Vorſpiel des Reichsſymphonieorcheſters er⸗ öffnete Reichsamtsleiter Hilgenfeld die Tagung und begrüßte auch im Namen der Reichsfrauenführerin die Teilnehmerinnen und von ihnen ganz beſonders die aus⸗ ländiſchen Gäſte. Dann ſangen die 20 000 Frauen ſtehend das Lied„Es war das Los gegeben, ein freies Volk zu ſeirn“ Sodann nahm die Reichsfrauenſchaſtsführer in das Wort, Sie erklärte u. a.: Es gehört zum Weſen des Menſchen wie zum Weſen von Völkern, daß in beiden Le⸗ ben ab und zu Ereigniſſe eintreten, die bis dahin feſtſte⸗ hende Werte und Begriffe über Bord werfen und andere an ihre Stelle ſetzen Die Geſchichte nennt ſolche Ereigniſſe Revolutionen Unſer deutſches Volk hat zwei Revolutionen hinter ſich. Das Jahr 1918 hat mit Blut und Barrikaden, mit Lärm und Brutalität nach außen hin die oberflächlichen Auffaſſungen von einer Revolution erfüllt; ihrem innerſten Weſen nach hat ſie nur den Schlußſtrich geſetzt unter eine Jahrzehnte vorher ſich zuſpitzende Entfernung des deutſchen Menſchen von ſeiner eigenſten urſprünglichen Art. Wir wiſ⸗ ſen heute, daß dieſe„Revolution“ nötig war, um den wirk⸗ lich Revolutionären in unſerem Volk die Augen und die Herzen aufzureißen über falſche Wege, die unſer Volk ge⸗ gangen war, über falſches Denken in das wir auf allen weſentlichen Gebieten unſeres Weſens hineingeraten wa. ren. So mußten nach einem 9. November 1918 in Deutſchland ſich die Menſchen regen, in denen der Be⸗ griff„Volk“ noch Geſtalt und Lebenskräfte hatte. Sie bil⸗ deten die Urzelle der nationalſoztaliſtiſchen Bewegung— und wenn der 9. November 1918 die ſchauerliche Offenba⸗ rung eines zeitlich volkloſen Denkens geweſen war, ſo be⸗ deutete der 30. Januar 1933 das triumphale Bekenntnis volkverhafteter Menſchen zu ewig gültigen Lebensgeſetzen. Dieſe Revolution entbehrte allerdings der üblichen Begleit⸗ erſcheinungen— ſie brachte weber Blut noch Lärm noch Radau— aber ſie brachte den deutſchen Menſchen wieder zu ſich ſelbſt. Ich möchte an Hand einiger praktiſcher Ergebniſſe in der Sowſetunion zeigen, wie das Leben durch uns immer wieder beweiſt, daß die ſchönſten Theorien nicht Grund genug ſind, um es einzufangen, daß es aber in der eigenen gewaltigen Sprache ſich rächt an allem Ungehorſam und menſchlicher Willkür. Das Geſetz vom 18. November 1920 brachte die völlige Gleichſtellung der Frau mit dem Mann auf allen Gebieten des Lebens innerhalb der Sowjetunion d. h. das gleiche Recht auf Arbeit und damit die gleiche Pflicht zu eigenem Lebensunterhalt, die Selbſtbeſtimmung über den eigenen Körper und mit ihm für die Frau das Recht zur Schwan⸗ gerſchaftsunterbrechung. Da man überdies auf dem Stand⸗ punkt ſtand, daß eine völlige Freiheit von Mann und Frau nur dann gegeben war, wenn der Staat ſich möglichſt fern hielt von jeglicher Einmiſchung in die perſönlichen Dinge, verſagte der Sowjelſtaat der Ehe jeglichen Schutz, d. h. praktiſch, daß es nur zwei Formen von Ehe gebe: Die regiſtrierte— das iſt wenigſtens noch die bei einer Be⸗ 7 1 8 eingetragene Ehe— und die nichtregiſtrierte, die bei einer amtlichen Stelle geführt war Dazu kam, daß es je⸗ dem einzelnen Partner freiſtand, wenn ihm die Ehe nicht mehr paßte, zu demſelben Amt hinzugehen und gegen eine ganz geringe Gebühr die Mitteilung eintragen zu laſſen. daß er ſeine Ehe gelöſt habe. Die Folgen dieſer Anordnung waren unaufhörliche Alimentationsklagen und ein namen⸗ loſes Kinderelend. Gleichlaufend mit dieſer Entwicklung der Familie ging die Einbeziehung der Frau in die Induſtrialiſierung und Wehrhaftmachung des Staates. So wurden im Jahre 1918 in der Bergwerksinduſtrie auf 1000 Arbeiter 24 Frauen be⸗ ſchäftigt, während 1932 auf 1000 Arbeiter ſchon 153 Frauen kamen ſtieg im Jahre 1935 die Zahl der Frauen auf 321 je Tauſend. Die völlige Gleichſtellung der Geſchlechter hat weiter ur Folge, daß im Kommuniſtiſchen Jugendverband ſowie 15 Schulen der Technik, durch Soldaten der Roten Ar⸗ mee die Mädchen genau ſo militäriſch ausgebildet werden, wie die Jugend. Die Rote Armee iſt die einzige Armee der Well, in der die Frau gleichberechtigt mit dem Manne als Soldat wie als Kommandeur für den Angriffskrieg ausgebildet wird. Die Auswirkung der bolſchewiſtiſchen„Freiheit“ war folgende: Schutzloſe Frauen und verelendete Kinder, abge⸗ arbeitete kranke Frauen infolge der Schwerarbeit und der Abtreibungen, rapider Geburtenrückgang zunehmende Kla⸗ gen und Beſchwerden der Frau ſelbſt, die zu dem Ergebnis führten, daß nach langem Hinauszögern die ſowjetruſſiſche Regierung am 25. Mai 1936 den wa ſktätigen Menſchen einen Entwurf zur Abhilfe auf dieſem Gebiet. Vier Wochen ſpäter wurde ein Geſetz beſchloſſen, in dem zunächſt be⸗ ſtimmt wird, daß bei der Vornahme von Scheidungen beide Ehepartner perſönlich ins Standesamt vorzuladen ſind. Die Schwangerſchaftsunterbrechung wird ausſchließlich in den Fällen zugelaſſen, wo ihre Fortſetzung mit Lebensgefahr oder mit ſchwere Schädigung der Geſundheit verbunden iſt. Das Geſetz ſieht ferner eine Vergrößerung der materiellen Hilfe des Staates für Wöchnerinnen und die Feſtſetzung einer ſtaatlichen Hilfe für Kinderreiche vor. Dieſes Geſetz, fuhr die Reichsfrauenführerin fort, iſt der Anfang einer gewaltigen Antwort des Lebens auf die bol ewiſtiſchen Theorien. ir Deutſche haben 14 Jahre lang am eigenen Leib den Verſuch berſpürt, auch unſerem Volk die bol⸗ ſchewiſtiſche Grundlage zu geben; die deutſche Frau hat ſich hier bedingungslos an die Seite des deutſchen Mannes geſtellt, als ſie fühlte, was für ein Ka pf ihr aufgetragen wurde. Wenn am 8. März 1936 auf dem Internationalen Frauenkongreß in Moskau Frau Kogan die Frauen der Welt aufrief zum Einſatz für den Dienſt des Bolſchwismus, dann wollen wir nationalſozialiſtiſchen Frauen auf ünſerem Kongreß den Wunſch aussprechen, daß die volksgebunde⸗ nen Frauen der verſchiedenen Nationen als die leiblichen und ſeeliſchen Mütter ihrer Völker ſich in einer ungeſchriebenen, aber ſtarken Gemeinſchaft zuſammenfinden als die bedingungs⸗ loſen Dienerinnen des Guten im Kampf gegen das Böſe in der Welt; dann werden wir mit unſerem Führer und die Frauen anderer Völker mit ihren Führern den Frieden einer volkverhafteten Welt garantieren können. Die Rede der Neichsfrauenführerin fand ſtürmiſche Zu⸗ ſtimmung bei den vielen kauſend Frauen in und außerhalb der Kongreßhalle. Als dann, geleitet vom Hauptamtsleiter Hilgenfeldt der Führer und Reichskanzler am Eingang der Feſthalle erſchien, brauſte ihm ein Sturm des Jubels und der Verehrung entgegen, der ſelbſt die Klänge des Badenweiler Marſches übertönte und ſich wieder⸗ holte, als die Reichsfrauenführerin auf dem Podium den Führer begrüßte. Erſt nach Minuten konnte der Leiter der dritten Sondertagung der deutſchen Frauen die mit einem Be⸗ geiſterungsſturm aufgenommene Mitteilung machen, daß der Führer und Reichskanzlee das Wort ergreifen werde. Der Eindruck, den die Rede Adolf Hitlers auf die 20000 Frauen und Mädchen in der Halle machte, war un⸗ beſchrieblich. Gleich nach den erſten Sätzen zeigte ſich, wie innig das Verhältnis der deutſchen Frauen zum Führer und Reichskanzler iſt. Als er mit ergreifenden Worten von den Aufgaben und der Sendung der deutſchen Frau ſprach, ob er an die tiefen ſeeliſchen Regungen rührte und ſich mit dem innerſten Glück der Menſchen beſchäftigte, ob er mit ſcharfen Worten Abrechnung mit jenen dunklen Kräften hielt, die mit ihrem Tun die Frau herabſetzen und entwürdi⸗ gen, ob er mit überlegener Heiterkeit ſich mit dem Gebahren vergangener Zeiten und den Eigenarten füdiſch⸗dekadenter Kreiſe beſchäftigte, denen er das Bild der geſunden Jugend des Dritten Reiches gegenüberſtellte,— immer waren dieſes letzte Ver⸗ ſtändnis, dieſe innere Verbundenheit zwiſchen Führer und gläubigem Volk da, die man nur fühlen kann, die aber ſo ſtark ſind, daß man immer wieder von ihnen überwältigt wird. Nachdem der Jubel, mit dem der Schluß der Rede des Führers und Reichskanzlers aufgenommen wurde, verklungen war, dankte ihm die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz⸗ Klink. Sie gab ihm im Namen aller deutſchen Frauen das Verſprechen, daß ſie bemüht ſein werde, auch in Zukunft nach Möglichkeit ihm die Sorgen leichter zu machen. Aber nicht nur aus dieſen Worten der Reichsfrauen⸗ führerin erklang der Dank für den Führer, ſondern auch aus dem Jubel, der ihn begleitete, als er den Raum verließ. And während in der Halle noch die Hymnen der Nation und ein von der Frauenführerin ausgebrachtes Sieg⸗Heil auf den Führer letztes Gelöbnis und Bekenntnis waren, toſte auf dem freien Gelände vor der Halle noch das Jubeln von Zehntauſenden von Frauen und Mädchen, die hier ihren Führer grüßten und ihm dankten. Appell auf der Zeppelinwieſe Der Aufmarſch der Politiſchen Leiter. Der Abend des vierten Tages des Reichsparkeitages ge⸗ hörte den„Politiſchen Offizieren der deutſchen Nation“, wie Adolf Hitler im Vorjahre das Korps der Politiſchen Leiter, ſeine getreuen Mithelfer beim Kampf um die Erringung der Macht und bei der Durchdringung des deutſchen Volkes mit dem Gedankengut der Bewegung, genannt hat. Als ſich die Abenddämmerung auf das Zeppelinfeld herabſenkt, ſtehen auf dem gewaltigen Rechteck in 22 Marſch⸗ ſäulen 98 000 Politiſche Leiter in ZJwölferreihen. Unmittelbar unter der Ehrentribüne haben die Kriegsopfer ihren Platz erhalten. Vor ihnen auf der entlang der Ehren⸗ tribüne laufenden Paradeſtraße ſteht der Führernachwuchs aus den nationalſozialiſtiſchen Ordensburgen. Von der Vor⸗ tribüne unterhalb der Führerkanzel wehen 1300 Fahnen. In der Dämmerung erſcheink das rieſenhafte Feld als ein einziges wogendes braunes Meer. Das Bild ändert lich als eine halbe Stunde vor Beginn des Appells plötz⸗ ich die Fahnengruppen aus den Ehrenſtürmen der Seitentribünen im Scheinwer⸗ ferlicht von innen heraus erglühen. Zugleich fällt aus un⸗ ſichtbaren Lichtquellen ſtrahlende Helle in die hohen Säu⸗ lengänge der Ehrentribüne und taucht den hellen Stein der Abſchlußwand der Mitteltribüne in leuchtendes Weiß, wäh⸗ rend Scheinwerfer über die hellbraunen Säulen der politi⸗ ſchen Garde geiſtern. Die einzigartige Sinfonie von Licht und Farben, die unabſehbaren Kolonnen der braunen Frie⸗ densarmee, die erdrückenden Menſchenmaſſen auf den Tri⸗ bünen ergeben unter dem gewaltigen nächtlichen Firmament ein Geſamtbild von phantaſtiſcher Wirkung. Auf der Ehrentribüne erwarteten die führenden Perſön⸗ lichkeiten aller Gliederungen der Bewegung, die Vertreter der Reichs⸗ und Staatsbehörden, die Generalität und Admi⸗ ralität, die Vertreter der ausländiſchen Regierungen und 10 Ehrengäſte die Ankunft des Führers und Reichskanz⸗ ers. Plötzlich wurde auch die Treppe auf der Einmarſch⸗ ſtraße von Lichtgarben überflutet. Heilrufe kündeten ſchon von weitem das Nahen Adolf Hitlers. Als er auf der Treppe ſichtbar wurde, ſchoſſen mit einem Schlage Fluten blauen Lichtes in den Himmel, die ſich hoch oben trafen und einen Zauberdom iber dem Felde errichteten. Langſam ſchritt der Führer und Reichskanzler, zur echten ſein Stellvertreter Rudolf Heß und zur Linken der Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley, gefolgt von allen Reichs- und Gauleitern. durch die Miktelſtraße, mit koſen. dem Jubel überſchültet. Vor der Ehrentribüne grüßte er die Kriegsopfer und den Führernachwuchs der Ordensbur⸗ gen. Empfang der Auslandsdiplomaten Auf der Kaiſerburg in Nürnberg. Zu Ehren der zurzeit in Nürnberg auf dem Reichs parfei. tag weilenden ausländiſchen Miſſionschefs veranſtaltete der Stellverkreter des Führers, Reichsminiſter Ru dolf Heß, im Rikterſaal der Kaiſerburg einen Empfang, bei dem die ausländiſchen Diplomaten mit führenden Perſönlichkeiten der nationalſozialiſtiſchen Bewegung und der deutſchen aus. wärtigen Politik vereint waren. In angeregter Unterhaltung erlebten die ausländiſchen Gäſte einige Stunden ſchönſter Gaſtfreundſchaft. Man ſah die Botſchafter von der Türkei, Polen, Japan, Italien, Chile, China und Braſilien, die Geſandten von Schweden, Bolivien, Aegypten, Peru. Rumänien, Argentinien, Grie⸗ chenland, dem friſchen Freiſtaat, Finnland, Portugal, Ko⸗ lumbien, Uruguay, der Union von Südafrika, Kuba, Irak, Irgn, Lettland, Afghaniſtan, Jugoſlawien, Ungarn, Nicara⸗ gua und der Dominikaniſchen Republik, ſowie die Geſchäfls⸗ träger von Guatemala, Panama, Ecuador, Bulgarien, Eſt: land, Venezuela, Litauen, Dänemark, Tſchechoſlowakei, Me⸗ riko, Schweiz und Oeſterreich. Von deutſcher Seite nahmen an dem Empfang teil: die Reichsleiter Dr. Frick, Dr. Goeb⸗ vels, Reichsführer SS Himmler, Stabschef Lutze, Dr. Ley, Roſenberg, Dr. Frank, Hierl, Baldur von Schirach, Bouhler und Fiehler, ferner Reichsaußenminiſter von Neurath, Bot⸗ ſchafter SS-Gruppenführer von Ribbentrop, Korpsführer Hühnlein, Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten, Gauleiter Bohle, die Hauptamtsleiter Dr. Todt und Hil⸗ genfeldt, Stabsleiter Strenger vom Verbindungsſtab, Ss⸗ Brigadeführer General a. D. von Maſſow, Oberſturmbann⸗ führer Rodde und die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz Klink, ſowie vom Auswärtigen Amt Miniſteriäldirektor Dr. Dieckhoff, der Chef des Protokolls, NSgKK⸗Oberführer von Bülow⸗Schwante und die Legationsräte Kotze und Schmidt. Lähre die Wurzeln der Volksgesundheit durch deine Opferbereitſchaft Werde Mitglied der N. S. V. Das Programm des Reichsparteitages Sonntag, den 13. September. 8.00 Uhr: Appell der SA, Ss und des Ng in det Luitpoldarena vor dem Führer. Anſchließend Marſch durch die Straßen: Wodanſtraße— Allersbergerſtraße— Bahn⸗ hofplatz— Frauentorgraben— Plärrerſtraße— Ludwigs⸗ ſtraße— Kaiſerſtraßße— Fleiſchbrücke. 11.30 Uhr: Vorbeimarſch am Adolf-Hitler- Platz. 18.30 Ahr: Fortſetzung des Parteikongreſſes. Montag, den 14. September: 8.00 Uhr: Erſte Vorführung der Wehrmacht. Sondertagungen: 8,30 Uhr: Gauamtsleiter des Amtes Sitzungsſaal des Rathauſes. f 9.00 Uhr: Gau⸗ und Kreispropagandaleiter im Herkules⸗ aal. 9,00 Uhr: Agrarpolitiſches Amt im Katharinenbau. 9,00 Uhr: Kommiſſion für Wirtſchaftspolitik im Kultur⸗ Vereinshaus. 9.00 Uhr: Gau⸗ und Kreisleiter im Opernhaus am Ring. 1 Uhr: Amt für Kommunalpolitik in der Kongreß⸗ halle. 10,30 Uhr: Amt für Technik im Großen Rathausſaal. 12.00 Uhr: Amt für Beamte im Kultur⸗Vereinshaus. 14.00 Uhr: Vorführung der Wehrmacht unter Mitwir⸗ kung von Truppenteilen des Heeres, der Luftwaffe und der Marine.— Der Führer ſpricht zu den in Paradeaufſtel⸗ lung angetretenen Truppen. 17,00 Uhr: Vorbeimarſch der Truppen vor dem Führer auf der Zeppelinwieſe. 19,30 Uhr: Fortſetzung und Schluß des Parteikongreſſes. 24.00 Uhr: Großer Zapfenſtreich der Wehrmacht, ausge⸗ führt von ſämtlichen am Reichsparteitag teilnehmenden Muſikkorps, vor dem Führer am„Deutſchen Hof“.— An⸗ ſchließend Abtransport aller Formationen für Technik im Weltbild(m). Die Totenehrung bei der Eröffnung des Parteikongreſſes. Stabschef Lutze gedenkt der Toten der Bewe⸗ gung in der Luitpold⸗ halle zu Nürnberg. Hinter ihm die Blut⸗ fahne der Bewegung, die ſich zum Gedenken an die Kameraden ſenkt. L 1——ñ—.——8 132—— F e 7 S 3 „Anka“ 15 Roman von Hans Pofſendorf. Sie wandte ihren Blick dem Gemälde zu, betrachtete es aufmerkſam und fragte dann mit einem neugierigen Lächeln: 5 2275 5 „Sagen Sie, bin ich in Wirklichkeit ſo ſchön wie auf dem Bild da?“ „Ja, ſicher. Vielleicht noch ſchöner.“ „Oh, das iſt gut!“ Ankas Geſicht ſtrahlte vor Glück. Doch plötzlich wechſelte ihr Ausdruck. Sie ſchauerte zuſammen und rief: „Ach, das iſt ſchrecklich! Stockmaier iſt tot! Wie entſetz⸗ 2 1 „Sie ſcheinen den Verluſt alſo endlich zu begreifen?“ meinte der Schauſpieler, der keinen Blick mehr von der phantaſtiſchen Schönheit Ankas ließ. „Nein, ich finde es nur überhaupt ſo ſchrecklich, daß jemand, der eben noch lebte und ganz geſund war, plötz⸗ lich tor ſein ſoll. Ob das Stockmaier iſt oder ein ande⸗ rer: Es iſt entſetzlich, ſich das vorzuſtetlen!“ „Ach, ſo meinen Sie das?— Ueber den Tod Ihres Verlobten kommen Sie leichter hinweg?“ „Ja, ich glaube.— Wiſſen Sie, am beſten iſt es, man geht einfach weg und denkt nicht daran— oder man bil⸗ det ſich einfach ein, er lebte noch und man ſieht ihn bloß deshalb nicht mehr, weil er eben wo anders iſt. Dann iſt alles nicht mehr ſo ſchlimm.“ Der Schauſpieler ſchüttelte wieder den Kopf und ſagte: „Was ſind Sie für ein ſeltſames Weſen!— Faſt un⸗ heimlich!“ Unheimlich?— Dann finden Sie mich alſo nicht an⸗ genehm?“ „Oh doch,— nur zu angenehm! Ich glaube, ich bin faſt.. verliebt in Sie.“ „Ach— das iſt komiſch!“ „So komiſch finde ich das gerade nicht.— Aber ſagen Sie, Fräulein Anka, haben Sie denn Geld, um zu leben? Ich meine, weil Sie die Erbſchaft ausſchlagen.“ „Nein, Geld habe ich nicht. Aber ich will nichts zu tun haben mit Erbſchaft und Gericht und Vormündern und ſo etwas. Ich kann das nicht leiden.“ „Aber wovon wollen Sie dann leben?“ „Ich gehe wieder in eine Bude.“ „In eine Bude?— Was heißt das?“ „In eine Schaubude; da war ich doch auch vorher, ehe ich hierher kam.“ „Das wußte ich allerdings nicht. Aber das geht nicht. Dazu ſind Sie zu ſchade.— Haben Sie nicht Luſt zu etwas anderem? Ich will Ihnen gerne helfen, ſoweit es in mei⸗ ner Macht ſteht.“ „Ja, Luſt hätte ich zum Tanzen— aber nicht nur für mich allein. Das hab' ich ſchon genug getan. Vor allen Menſchen möchte ich tanzen.“ „Im Theater? Möchten Sie das?“ 17 Theater oder auf einer Wieſe— das iſt mir ganz egal.“ „Gut!“ Der Schauſpieler erhob ſich.„Ich werde ſehen, daß ich Sie am Theater als Elevin anbringen kann.“ „Als Elevin? Was iſt das?“ „Als Tanzſchülerin.“ „Aber ich kann doch tanzen.“ „Deſto beſſer.— Bleiben Sie hier wohnen? Ich glaube, das wird ſchwer gehen, weil die Behörde die Wohnung wohl morgen verſtiegeln wird.— Auf jeden Fall komme e früh wieder und bringe Sie irgendwo anders unter.“ „Und wo iſt der Baron?“ „Der wird wohl wegen des Duells verhaftet ſein— oder ſich vielmehr ſelbſt ſeiner vorgeſetzten Behörde ge⸗ ſtellt haben.“ „Was? Er wird beſtraft? Eingeſperrt?“ Anka ſchrie es ganz entſetzt. „Das wird nicht ſo ſchlimm werden. Man wird ihm ein paar Wochen Feſtungshaft aufbrummen— das iſt bloß pro forma, wiſſen Sie.“ „Sie ſähen wohl gern, daß man ihn zum Tode verur⸗ teilte? Wie?“ Anka blickte den Schauſpieler faſt drohend an. „Nicht doch!— Aber ſchließlich hätte er bei dem Duell ja auch ſein Leben einbüßen können. Ein bißchen weiter links und er war erledigt. Der Armſchuß ſaß genau in der Höhe des Herzens.“ „Aber er lebt doch!“ rief Anka und ſtampfte leiden⸗ ſchaftlich mit dem Fuße auf.— Als der Schauspieler gegangen war, holte ſie aus der kleinen Vorratskammer des Malers Brot und Wurſt, aß mit Heißhunger und legte ſich dann wieder ſchlafen. Wenn ſie jetzt nicht ſchlafen würde, müßte ſie an Stock⸗ maiers Tod denken und an den Tod überhaupt— daß auch ſie einmal ſterben müßte! And ſolche Gedanken wären doch ſehr unangenehm geweſen!— 10. Wenige Tage nach jenem unglücklichen Duell, das noch dazu ohne vorherige Entſcheidung eines Ehrengerichtes ſtattgefunden hatte, wurde Baron Gerhart von Körring zu der ſehr milden Strafe von zwei Monaten Feſtungs⸗ haft verurteilt, die er in Ingolſtadt zu verbringen hatte. Bei der Verhandlung war von der Perſon Ankas— entweder abſichtlich oder infolge gleichgültiger Unterſuchung des Falles— überhaupt nicht die Rede geweſen. Der Sachverhalt ſchien ſehr einfach zu liegen: Der Ma⸗ ler Matthias Stockmaier, mit dem der Baron ſchon vor einigen Monaten gelegentlich einer Kunſtausſtellung be⸗ kannt geworden war und den er auch im Atelier beſucht hatte, hatte ſich bei einer Unterhaltung eine beleidigende Bemerkung zuſchulden kommen laſſen, für die ihn der Ba⸗ ron durch einen Schlag mit der Reitpeitſche geſtraft hatte. Der Maler hatte den Baron dann zum Zweikampf her⸗ ausgefordert und war bei dieſem Zweikampf gefallen.— Es war eine ganz einfache Angelegenheit, die nach den üblichen Ehrbegriffen mit der Verbüßung der Feſtungs⸗ haft völlig geſühnt und erledigt ſein würde. Eine nach⸗ teilige Wirkung auf die Karriere des verdienten Offiziers ſchien völlig ausgeſchloſſen. Für Gerhart von Körrings eigenes Empfinden lagen die Dinge freilich nicht ſo einfach. Dieſes zweite Erlebnis mit Anka hatte ihn innerlich ſtark erſchüttert und er ſprach ſich von Schuld nicht frei. Die Hochzeit mit Eliſabeth von Aue hatte natürlich durch den unglücklichen Zufall nicht zu dem feſtgeſetzten Termin ſtattfinden können und war nun auf den Spät⸗ ſommer verſchoben worden. Da die Verlobten in regem Briefwechſel ſtanden, war Eliſabeth natürlich über den äußeren Verlauf der ganzen Affäre durch Gerhart unterrichtet worden. Nur über die tieferen, ſeeliſchen Vorgänge wußte ſie nichts und mit kei⸗ nem Gedanken hatte ſie die Möglichkeit geſtreift, daß in Gerharts Tun irgendeine leidenſchaftliche oder eiferſüch⸗ tige Regung Anka gegenüber eine Rolle geſpielt.— Der Kommandant der Feſtung, ein ſtrenger alter Herr, gewährte erſt nach zwei Wochen dem Inhaftierten einen kurzen Urlaub: die Erlaubnis, ſich einen Nachmittag lang in der Stadt und deren Umgebung, ſoweit ſie zum Fe⸗ ſtungsbezirk gehörte, frei zu bewegen. Gerhart hatte Eliſabeth noch rechtzeitig von dieſem Ar⸗ laub benachrichtigt und ſie bitten laſſen, dieſen Nachmittag mit ihm zu verbringen. Als ſie dem Zug entſtieg und er ſie in ſeine Arme ſchloß, war ihm ſo froh und glücklich zumute, als ob eine Laſt von ihm genommen werde und neuer Friede in ſeine Seele einziehe. Umſomehr fühlte er jetzt das Bedürfnis, ihr nichts von dem zu verhehlen, was ſeit dem Wiederſehen mit Anka ſein Inneres bewegt hatte. Und als ſie Arm in Arm durch die ſommerliche Natur ſchritten, tat er die erſte ſchwere Frage: „Sag, Liebſte, biſt du dir darüber klar, daß ich eine ſchwere Schuld auf mich geladen habe?“ „Du meinſt, weil du dem Kinde damals im Spiel jenes ſcherzhafte Verſprechen...“ „Auch das— ich hätte mir überlegen müſſen...“ „Wir haben ſchon oft lang und breit darüber geſpro⸗ chen, Gerhart. Die Sache und alles, was daraus folgte, iſt ein Verhängnis. Von Schuld kann keine Rede ſein. Konnteſt du noch mehr tun, um das Unheil wieder gut zu machen, als die abenteuerliche Reiſe nach Ulm als Braut⸗ werber zu unternehmen? Ich glaube nicht, daß ein an⸗ derer ſo weit gegangen wäre.“ „Aber ich habe mit eigeper Hand, mit der gleichen, die jetzt die deine umfaßt, einen Menſchen getötet!“ „Er hat dich zum Duell herausgefordert. Du konnteſt nicht ablehnen.“ „Ich hätte ihn nicht zu töten brauchen.“ „Hätte er dich nicht beinahe getötet? Anterholzer hat Rudolf erzählt, daß der Maler auf deine Bruſt gezielt und früher geſchoſſen hat als du. Es iſt alſo nur ein Zufall, daß du nicht das Opfer des Duells geworden biſt.“ „Eliſabeth, ich muß dir die Wahrheit ſagen: Ich wollte den Mann töten— wenigſtens in dem Augenblick, als ich abdrückte— weil ich dieſem durchſchnittlichen Menſchen das ſchöne Geſchöpf... nicht gönnte.“ Eliſabeth von Aue blieb ſtehen und blickte den Ver⸗ lobten völlig beſtürzt an. „Du liebſt dieſe Anka?“ „Wie ſollte ich? Ich kenne ſie kaum.“ „Aber ſie liebt dich— noch immer?“ „Im Gegenteil, ſie haßt mich— mit einem ganz wilden Haß, als den Zerſtörer ihrer kindlichen Phantaſie. Nur um mich lächerlich zu machen, hat ſie mir den Auftrag ge⸗ geben, das wertloſe Ringlein, das mir eine liebe Erin⸗ nerung an die Heimkehr ins Vaterland geworden iſt, je⸗ nem Maler als Verlobungsring zu überreichen und ihm ihr Liebestelegramm zu ſenden. Wenn ſie ihn wirklich liebte, hätte ſte ihm längſt Nachricht geben können. Ich ſah keinen Grund, mich für meinen guten Willen von die⸗ ſer Müllerstochter auch noch zum Hampelmann machen zu laſſen.— Nein. über die Nichtausführung dieſer lächer⸗ Kreuz und Quer Was die Weinkenner wiſſen.— Der Teufel im Bett. Merkwürdige Reklamemethoden. Im ganzen Deutſchen Reich werden große Vorbereitungen für die Wein werbe woche getroffen. Wein iſt heute ein Volksgeträ nk. Einige wollen es noch nicht wa r haben, weil, wie ſie meinen, der Wein leurer wäre als das Bier. Das iſt nur zum Teil richtig. Zu bedenken iſt aber, daß man von dem guten Rebenſa fk nicht ſoviel trinkt wie oft vom Gerſtenſaft, ſo daß wohl ſchnell ein Ausgleich erzielt wird. Außerdem taucht die Frage auf: Verſtehen Sie, Wein zu trinken? Iſt das ſo ſchwer, wird die Gegenfrage lauten. Kenner ſagen„ja“, und auch wohl mit Recht, denn vielerlei iſt zu beachten, wenn man einen wirk⸗ lichen Genuß haben will. Zunächſt muß der Wein kalt ſein, aber ſchon hierbei wird meiſt der erſte Fehler gemacht. Der Wein wird oftmals viel zu kalt getrunken. Die Tem⸗ peratur des Weines darf ſich keinesfalls dem Gefrierpunkt nähern. Die richtige Kühlungsgrenze für unſere guten wei⸗ ßen Weine liegt bei 10 Grad Celſius, für rote Weine bei 15 Grad Celſius. Bei ſtärkerer Kühlung„erſchrickt“ der in und verliert den Duft und die Zartheit ſeiner„Blume“. Der Wein ſoll auch, wenn er aus der friſch entkorkten Flaſche in das Glas gegoſſen iſt, erſt einige Augenblicke ſtehen, damit er ſich mit der Luft„vermählen“ kann. Ge⸗ nießer ſetzen das Glas ſogar zunächſt in eine leichte kreiſende Bewegung, damit der Wein ſozuſagen aufgelockert wird und 1 05 ätheriſchen Oele frei werden. Wenn man dann nach ieſer kleinen Zeremonie zum Trinken kommt, dal in ſoll man beſonders den erſten Schluck nicht allzu raſch und durſtig hin⸗ unterſtürzen, ſondern man ſoll den edlen Saft über die * Zunge gleiten laſſen, damit alle Geſchmacksnerven den Genuß in ſich aufnehmen können. Selbſt das Geräuſch des Schlür⸗ fens iſt hierbei unter Kennern erlaubt. Doch Kenner zu ſein, iſt gar nicht ſo einfach. Man muß das Gefühl dafür haben, die Traubenſorte, den Boden, die Landſchaft, den Jahrgang und die Pflege des Weines beurteilen zu können. Die Preis⸗ würdigkeit und die Güte des deutſchen Weines ermöglicht es aber eigentlich jedermann, ſich allmählich etwas von dieſer Kennerſchaft zu erwerben. Die Freude des Genießens wird hierdurch vervielfacht. Man verſteht dann die liebevollen Bezeichnungen, die den Weinen gegeben werden: daß ſie raſſig, elegant oder zart, milde, lieblich, rund und mollig, oder aber feurig, kräftig, nervig, ſtahlig und charaktervoll genannt werden. Auch die eigentlichen Namen der verſchie⸗ denen Weine ſelbſt ſprechen bekanntlich ihre eigene Sprache. Was ſoll man als Beiſpiel nennen? Etwa den Serriger Vogelſang von der Saar, den Caſeler Hitzlay von der Ruwer, die Mülheimer Himmelsleiter, das Neumagener Ro⸗ ſengärtchen oder den Cröwer Nacktarſch von der Moſel, das Oeſtricher Lenchen aus dem Rheingau, den Kreuznacher Krö⸗ tenpfuhl von der Nahe, das Binger Schwätzerchen oder die Bechtheimer Gotteshilfe aus Rheinheſſen, das Forſter An⸗ geheuer aus der Rheinpfalz, den Cauber Backofen vom Mit⸗ kelrhein, den roten Walporzheimer Pfaffenberg von der Ahr, oder den fränkiſchen Eſcherndorfer Lump? Schon dieſe und alle die anderen Namen der Weine machen Appetit. Leider ſcheint es Leute zu geben, die dieſen eingefangenen Sonnenſchein noch nicht kennen und ſich mit dem Teufel be⸗ W und das Leben ſchwer machen(im 20. Jahrhun⸗ rtl). So hatte ein norddeutſches Gericht wieder einmal einen höchſt lächerlichen Fall zu behandeln. In einem Dorfe ſollte nämlich der Teufel umgehen(weder die Hausfrau— lichen und boshaften Aufträge an den Maler mache ich mir keinerlei Vorwürfe. Sie wurden mir von Anka ſicher nur gegeben, damit ich ſie nicht ausführen ſollte— das war der Sinn.“ „Wieſo?“ „Sie hatte mit alledem nur die Abſicht, mich in ſie verliebt und auf den Maler eiferſüchtig zu machen, um mich dann durch ihren Haß umſomehr quälen zu können. Sie hat mich auch geküßt, Eliſabeth. Damals in Ulm iſt ſie mir plötzlich um den Hals gefallen und ich— ich muß es geſtehen— habe ſie einen Augenblick im Arm gehalten. Ich bin ein Mann und ſie iſt ein auffallend ſchönes Mäd⸗ chen. Aber was hat das mit Liebe zu tun? Wie kann ich dieſes fremdartige und boshafte Geſchöpf lieben?“ Eliſabeth ſchwieg eine Weile. Endlich ſagte ſie: „Jetzt tuſt du ihr Anrecht, Gerhart. Das Mädchen iſt nicht bösartig, ſondern ein unglückliches Kind, das ſich ſelbſt und ihre dunklen Triebe nicht kennt. Sie tut mir innig leid. Uebrigens würde ich es verſtehen, wenn du ſie liebteſt. Ich habe nie etwas Schöneres geſehen.“ »Ich verſtehe nicht, was du redeſt, Eliſabeth,“ ſagte Gerhart von Körring ganz verwirrt.„Du haſt Anka geſehen?“ „Ich habe ſie geſehen, Gerhart, und.. geſprochen. Sie iſt beim Ballett des Hoftheaters. Ganz München iſt begeiſtert von ihr. Aber ich habe ſie ſchon vorher geſehen, ehe ſie zur Bühne kam. Gleich am Tage nach dem Duell habe ich ſie in Stockhmaiers Wohnung aufgeſucht. Ich wollte nicht, daß ſie in Not geraten ſollte und dadurch dein Ge⸗ wiſſen noch ſchwexer belaſtet würde. Ich habe ſie gebeten, zu erlauben, daß wir vorläufig für ſie ſorgen. Aber ſie wollte nichts davon wiſſen. Stundenlang habe ich mit ihr geſprochen. Sie hat mir von ihrer Kindheit erzählt. Ach, ſie iſt ja noch immer ein Kind...“ „Eliſabeth!“ rief Gerhart von Körring tief ergriffen. „Du biſt ein Engel!“ g „Keineswegs!“ e „Wie ſoll ich dir das vergelten?“. „Du haſt es mir vergolten, indem du ſo offen zu mir geſprochen haſt, Liebſter. Und auch künftig ſollſt du mir immer und alles anvertrauen, was dich bewegt. Glaube mir: Wenn du dieſe Anka lieben würdeſt, ich gäbe dir dein Wort zurück und bliebe doch ewig deine beſte Freundin.“ „Eliſabeth! Was redeſt du? Außer dem Schuldgefühl, daß ich dieſer Anka gegenüber habe, und außer der Be⸗ wunderung ihrer Schönheit iſt ſte mir völlig gleichgültig. Und was ſie betrifft, ſo hat ſie nur das Gefühl des Haſſes gegen mich.“ „Nein, Gerhart, ſie liebt dich— ſie wird dich immer lieben!“ a „Was fällt dir ein, Eliſabeth!“ 0 „Ich weiß es.“ 5 9 „Woher? Hat ſie das geſagt?“? „Kein Wort, aber ich fühle es. Und nicht ihr Haß ſcheint mir gefährlich, ſondern ihre Liebe; denn ſie iſt eine S ohne Wollen und Wiſſen— nur durch ihr ein.“ Betroffen von dieſen Worten ſchwieg Gerhart von Kör⸗ ring eine Weile. Dann aber zog er Eliſabeths Hand an ſeine Lippen und ſagte aus tiefſtem Herzen: „Du biſt doch ein Engel, mein guter Engel! Glück, daß ich dich habe!— Ich liebe dich!“ Welches LAG PDE ö Mig e See US c alk C. t cle nutte geil Net-. VU noch ein anderes Familienmitglied war gemeint!). Man holte aus einem benachbarten Ort einen Teufelsbeſchwörer, der nun faſt zwei Wochen in dem Hauſe die unglaublichſten Experimente machte und Sprüche ſagte und ſich dann gut bezahlen ließ(das war nämlich die Hauptſachel). Nun ſtand er wegen Betrugs vor Gericht. Ein Zeuge konnte ſogar den Teufel, den er deutlich im Bett hatte liegen ſehen, beſchrei⸗ ben: 50 em lang mit Hörnern, Pferdefüßen und einem lan⸗ gen Schwanz. Ja, da kann man nur ſtaunen, und ſelbſt das e würde wohl ſagen:„Nee, nee, wat es nit All ik Es gibt auch wunderliche Einfälle. Während wir in Kürze für den deulſchen Wein werben beſonders dadurch, daß er billig und an den verſchiedenſten Stellen verkauft wird, wird in Amerika für einen ſtärkeren Konſum der Milch geworben. Ein ſicherlich guter Gedanke, nur das„wie“ iſt ſehr ſonderbar. Liebliche Melodien eines durchdringenden Kuhgebrülls ſollen durch die Straßenſchluchten Manhattans ſchallen, aber nicht produziert durch die dafür zuſtändigen Weſen, die man Kühe heißt, ſondern durch... Menſchen. Einige kauſend Männer werden durch die Straßen Newyorks ziehen und durch dieſes Kuhgebrüll nebſt mitgeführten Pla⸗ kalen darauf aufmerkſam machen, daß es der Geſundheit ſehr bekömmlich ſei, Milch zu trinken. Merkwürdigerweiſe ſind die in Reklanedingen ſo findigen Amerikaner auf ſolch einen lächerlichen Einfall gekommen, die Herren in der Groß⸗ molkerei werden ſich nicht zu wundern brauchen, wenn dieſer Muh⸗muh⸗Chor durch das Gelächter der Paſſanten ausein⸗ andergeſprengt wird. Die Parole„Trinkt mehr Milch“ läßt ſich gewiß auf würdigere Weiſe propagieren. —— Sport und Spiel Einheimiſcher Sport. Fußball Kaum iſt die neue Saiſon eröffnet, ſchon die Fachſchaft Fußball im ganzen Reich unter der Deviſe„Punkteſpiele“. Es iſt etwas eigenartiges, wie die Spiele um die ſo viel begehrten Punkte einen ganz anderen Reiz haben, als die ſogenannten Freundſchafts⸗ begegnungen. Wenn auch mehr als oft die betrübliche Feſtſtellung gemacht werden muß, daß erlaubte und unerlaubte Mittel mithelfen müſſen, die Punkte ein⸗ zuheimſen. Für die Seckenheimer iſt noch ein Sonntag Probeſpiele und dann geht es nächſten Sonntag in die Pflichtſpiele. Morgen hat man als letzten Gegner im Privat⸗ verkehr den Stadtſportverein Mannheim verpflichtet. Dieſer neue Verein, der im vorigen Spätjahr erſt ge⸗ gründet wurde, hat gleich mit ſeinem Eintritt in die ſpieleviſche Tätigkeit gezeigt, daß hier ein gutes Fun⸗ dament für einen„kommenden“ Großverein vorhanden iſt. Die Spielſtärke iſt ſo, daß ſchon heute ein achtbarer Gegner abgegeben wird. Seckenheim wird ſchon auf Touren gehen müſſen, wenn man ein achtbares Reſultat buchen will. Auf jeden Fall wird man nochmals ein ſchönes Trainingsſpiel zu ſehen bekommen. Glück auf und guter Sport, das ſei unſer Wunſch. Handball der Gauklaſſe. Ty. 98 vor ſchwerem Auswärtsſpiel. Wie ſchon an dieſer Stelle berichtet, nehmen morgen Sonntag die Verbandsſpiele der Handball⸗Gauklaſſe ihren Anfang. Die hieſige Elf muß das erſte Spiel gegen Tgd. Ketſch austragen; wie dieſes Spiel enden wird, iſt ſchlecht vorauszuſagen. Ketſch, die alte erfahrene Gauklaſſenmannſchaft wird wohl ſchon den Sieg für ſich buchen wollen; auf der andern Seite die gut trai⸗ nierte Elf der 98er, die wohl auch wiſſen wird, um was 60 Minuten geſpielt und gekämpft werden muß. Hoffen wir, daß ſie es verſtehen werden, den Kampf ſo zu geſtalten, um erfolgreich den Spielplatz verlaſſen zu können. Aufſtellung der Mannſchaft: Max Bühler Fr. Schmitt E. Rath O. Merdes K. Gehr K. Krauter Kreutzer Raufelder Hufnagel Greulich Gropp Weitere Spiele der Gauklaſſe: VfR. Mannheim To. Nußloch Sp. C. Freiburg— Ty. Ettlingen. 2 Handball. Tbd.„Jahn“ 1— Amicitia Viernheim 1 Tbd.„Jahn“ II— Amicitia Viernheim II Tbd.„Jahn“ Jug.— To. Viernheim Jug. Wenn morgen die Handballer wieder ihre Verbands⸗ ſpieleſaiſon eröffnen, ſo begleiten unſer aller Wünſche und Hoffnungen die Mannſchaften in die neue Spielzeit. Den Auftakt in der neugebildeten Kreisklaſſe B bildet der morgige Kampf im Seckenheimer Wörtel gegen Ami⸗ citia Viernheim. Dieſe Begegnung erinnert lebhaft an die Kämpfe im vorigen Jahre und wirft die Frage nach den übrigen Zukünftigen Gegnern dieſer Runde auf. Da finden wir zunächſt alte Bekannte wie Tſcht. Käfer⸗ tal, To. Viernheim, Germania Mannheim, Tv. Feuden⸗ heim, To. Sandhofen; weiter To. Waldhof, To. Neckar⸗ hauſen und den neugegründeten 1. Handballklub Mann⸗ heim. Dieſe kurze Aufzählung gibt Anlaß zu der Feſt ſtellung, daß der hieſige Tbd. auf Mannſchaften der vorigen Bezirksklaſſe trifft, d. h. der Kreis Mannheim zerfällt nur noch in 2 Klaſſen, die Gauklaſſe und die Kreis⸗ klaſſen A, Bu. C, wobei der hieſige Tbd. in der Klaſſe B gaſtiert. Morgen wird nun das erſte Spiel in dieſer Saiſon ſteigen, der Sieger iſt noch ungewiß, zumal es ſich, wie ſchon geſagt, um den erſten Kampf handelt. Das gleiche gilt für die beiden unteren Mannſchaften. Auswärtiger Sport Ein neues Wochenende bringt neue Großkämpfe auf allen Gebieten des Sports. Der zweite September⸗Sonntag bietet in dieſer Hinſicht eine beſonders reichhaltige„Karte“. Kaum t die neue Spielzeit richtig begonnen, da beſchert uns der Fußball auch ſchon wieder einten Länderkampf, der eine Reihe weiterer Ländertreffen einleitet, die die deutſche Elf vor ſchwere Aufgaben ſtellt. Am Sonntag nun geh es nach Warſchau, wo Polens Nationalelf zum vierten Male unſer Gegner ſein wird. Die voraufgegangenen drei Spiele wurden von Deutſchland gewonnen, zweimal allerdings nur ſehr knapp 1:0. Im Warſchauer Militärſtadion werden die Träger des„weißen Adlers“ nicht ſo leicht zu ſchlagen ſein. Die deutſche Elf hat einiges wieder gutzu⸗ machen. Die Mannſchaft Buchloh; Janes, Münzenberg; Mehl, Rodzinſki, Kitzinger; Elbern, Gauchel, Hohmann, Lenz, Gün⸗ ther verdient das Vertrauen der deutſchen Fußballgemeinde. Anterdeſſen gehen ſelbſtverſtändlich die Meiſterſchafts⸗ ſpiele weiter: Süd weſt: Sportfreunde Saarbrücken— Kickers Offen⸗ bach, Fa Pirmaſens— Boruſſia Neunkirchen, SV Wies⸗ baden— Eintracht Frankfurt, Fes Frankfurt— FV Saar⸗ brücken, Wormatia Worms— Union Niederrad; Baden: Freiburger Fc.— SVg. Sandhofen, SV. Waldhof— FV. 04 Raſtatt, I. Fc. Pforzheim— Bf“. Neckarau, Karlsruher FB.— Germania Brötzingen; Württemberg: SV. Göppingen— Stuttgarter Kik⸗ kers, Stuttgarter S.— FV. Zufſenhauſen, Union Bök⸗ kingen— Sg. Bad Cannſtakt, 1. SSB. Ulm— Sfr. Stuttgart. Bayern: Wacker München— 1860 München, VfB. Koburg— Bayern München, BC. Augsburg— VfB. Ingol⸗ ſtadt⸗Ringſee. Von den wichtigſten Freundſchaftsſpielen ſind 1. FC. Nürnberg— Schalke 04, BfB. Stuttgart— Fortuna Düſ⸗ ſeldorf und A V. Nürnberg FC. 05 Schweinfurt zu ſo ſteht auch Nachrichten; 23.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Sport⸗ Im Handball kommen die Meiſterſchaftskämpfe ebenfalls langſam in Schwung. Von den ſi ülſchen Gauen beginnt Bayern aller⸗ dings erſt in acht Tagen. Sonſt ſind folgende Spiele zu er⸗ warten: Südweſt FeS. Frankfurt TSV. Herrns⸗ heim; Baden: BfR. Mannheim— TSV. Nußloch, Tgd. Keiſchh n Seckenheim, SC. Freiburg TV. Ettlin⸗ gen; Württemberg: Tgd. Schwenningen— TV. Alten⸗ ſtadt, KS. u Zuffenhauſen Tgſ. Stuttgart, TV. Bad Cannſtaktt— Tbd. Göppingen, Eßlinger VfB. Friedrichshafen.— Von den Freundſchaftsſpielen iſt vor allem das Treffen der Frauen des VfR. Mannheim gegen Eintracht Frankfurt zu erwähnen, die in der Vorſchlußrunde zur deulſchen Meiſterſchaft 110 ſpielten. i Im Hockey ſieht man vor allem dem Gaſtſpiel d dien in Stuttgart mit größter ſüddeutſche Elf wird verſuchen, ein möglich ehrenvolles Re⸗ ſultat herauszuholen. ſultat he Freundſchaftsſpiele leiten zur Haupt⸗ ſpielzeit über. 8 Der Gau Südweſt hat im ſchaftsſpiele angeſetzt. Faſt alle Sportarten kommen bei der großen ſtaltung N TSV. es Olympiaſiegers In⸗ Erwartung entgegen. Eine Rugby die erſten Meiſter⸗ Veran⸗ im Rahmen des Re ichsparteitages zum Zuge. Olympiaſieger werden Können vorführen. Da erſchel mit Stöck, Wöllke, laſk, ö Luiſe Krüger, die Weitſpringer Long, Le treten an. Den Höhepunkt der lei bilden i aufmarſchieren und ihr f ltſche Werfergarde Mauermeyer und um und Bäumle leichtathletiſchen Kämpfe Hein, aber die deutſchen Staffelmeiſterſchaften, zu denen 47 Mannſchaften zugelaſſen wurden. Die drei beſten deutſchen Turner, die OBlyn iaſieger Schwarzmann, Frey und Volz zeigen ihr großes Können. Den Abſchluß der Kämpfe und Vorführungen in der Hauptkampfbahn bil⸗ det das Fußballspiel 1. FC. Nürnberg— Schalke 04. Der Kampf„Club“ gegen„Knappen“ dürfte auch unter den Teilnehmern des Reichsparkeitages ſeine Freunde finden. Aber auch auf der Zeppelinwieſe wird man eine Darſtellung deutſchen Sportkönnens geben. 13.— 8 21 8 5 1 F— Die Fußball⸗Gauligamannſchaften ASV. Nürnberg— 05 Schweinfurt machen hier den Anfang. Dann ſpielt die deut⸗ ſche Olympia⸗Handballmannſchaft gegen eine ſüddeutſche Ver⸗ tretung. Ein beſonderer Genuß wird das Dreſſurreiten von Rittmecſſter Pollay auf Kronos werden. SA und SS. Reiter beſtreiten ein ſchweres Jagdſpringen. Auch die Olym⸗ viaſteger im Boxen: Kaiſer, Miner, Murach, Vogt und Runge ſtellen ſich in Kämpfen mit ſüddeutſchen Gegnern vor, ebenſo die Ringer Hornfiſcher, Brendel, Schweickerk, Ehrl und Herbert. Ismayr, Wagner, Janſen und Manger kämpfen im Gewichkheben. Am Abend demonſtrieren bei Scheinwerferb nen, die b fejerten, u Ein wohl der n Luxemburg der in Mainz der Hauptſache ſtelte Deutſchland eine ug mit Hornberger, Kerſch Helmle und Lampert an d pitze. Aber auch Neckermann Wöllke, Weinkötz und Dompert ſollen am Start ſein. Daf der Kampf nicht zu verlieren iſt, ſteht wohl außer Frage, 5 Für die badiſchen Jug endmeiſterſchaften in Karlsruhe wurden nicht weniger als 300 Meldungen ab⸗ gegeben. In Kaiſerslautern wird die kampfmeiſterſchaft ausgetragen und in fen ſich die Gaue Südweſt und Württe kampf. Eine nationale Veranſtaltung hat Schwenningen aus⸗ geſchrieben.— Beim Inklernationalen Sportfeſt in Kopen⸗ hagen, in deſſen Mittelpunkt der Kampf Siefert gegen Leh⸗ tkinen über 10000 m ſteht, ſollen auch einige deutſche Ath⸗ leten an den Start gehen. Nor Daf —: 5 Jehr. Heilbronn tref⸗ g zu einem Gau * Viel Beſchäftigung haben ſowohl Berufsfahrer am Wochenende im internationalen Radſport auf der Bahn und auf der Straße. Der Rad⸗Länderkampf Deutſchland— Polen bei der Fernfahrt Berlin Warſchau geht am Sonntag zu Ende. Die„Dreiecksfahrt der Rhein⸗ pfalz“ mit Start und Ziel in Iggelheim geht über 150 km, bei„Rund um Schwaben“ ſind 216,7 km und beim„Großen Preis von Gießen“ 165 km zurückzulegen. Ein„Kriterium für Berufsfahrer“ über 100 kin wird in Bielefeld veranſtal⸗ tet. Auf der Bahn kämpfen in Köln Krewer, Möller, Loh⸗ mann, Rouſſe und Ifland um den„Goldpokal vom Rhein“ Die deutſche Fliegekelite ſtellt ſich in Chemnitz vor. Auch Elberfeld und Erfurt warten mit Bahnrennen auf. Die ausländiſchen Flieger treffen in Reims aufeinander, während Paris ein„Kriterium der Aſſe“ für ausgewählte Fahrer an⸗ geſetzt hat. Der Motorſport beſchließt die Hauptſaiſon mit dem „Großen Preis von Italien“ auf der Malländer Monzabahn. 13 Rennwagen der europäi⸗ ſchen Spitzenklaſſe ſind am Start. Dieſer letzte„Große Preis“ des Jahres bringt einen ſpannenden Zweikampf zwi⸗ ſchen Auto⸗Union und Alfa Romeo, die beide vier Wagen ins Rennen ſchicken. Roſemeyer, Stuck, von Delius und Varzi ſteuern die deutſchen Wagen. Hans Stuck wird es nicht leicht haben, ſeinen Vorjahrsſieg zu verteidigen.— Das zweite Shelsley⸗Walſh⸗Bergrennen des Jahres in England, daz mit einer Strecke von 1000 Yards das überhaupt kürzeſte Rennen der Welt iſt, ſieht wieder deutſche Fahrer am Start. Amateure als auch Bäumer verteidigt auf Auſtin ſeinen Rekord in der 750er⸗ Klaſſe, Kohlrauſch hat einen MG. gemeldet. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Rummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.585 Gym⸗ naſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrich⸗ ten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gym⸗ naſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 14.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wet⸗ ter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepause; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nacht⸗ konzert. Sonntag, 13. September: 6 Hafenkonzert; 7.50 Reichsparteitag 1936: Appell der SA, SS und des NS; 9.45 Vormittagskonzert, da⸗ zwiſchen: Funkbericht vom Aufmarſch der Kolonnen zum Adolf⸗Hitler⸗Platz und Funkbericht von der Situation am Adolf⸗Hitler⸗Platz und der Erwartung des Vorbeimarſches; 11.25 Orcheſterkonzert und Marſchmuſik, dazwiſchen: Funk⸗ berichte vom Marſch der Kolonnen; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 14.55 Schaltpauſe; 15 Reichsparteitag 1936, Funkberichte vom Vorbeimarſch der SA, SS und des NS, anſchließend Muſik; 16 Deutſches Konzert; 18 Romantiſche Kammermuſik; 18.45 Buntes Schall⸗ plattenkonzert; Einlage: Die Jagd im September; 19.45 Sport; 20 Abendkonzert; 21.15 Ein Tag in Favorite, Hof⸗ muſik; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Muſik zur Montag, 14. September: 9.45 Sendepauſe; 11 Reichsparteitag 1936; 11.30 Bau⸗ ernfunk, 14 Reichsparteitag 1936; 22.30 Muſik zur guten Nacht; 24 Reichsparteitag 1936. Dienstag, 15. September: 9.30 Muſik am Morgen; 10 Rückblick für die Jugend vom Reichsparteitag 1936; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Die deutſche Frau; 17 Kleines Konzert; 17.30 Aus grauen Städte Mauern.. Hörbilder; anſchließend: Die gefähr⸗ lichen Sieben, unſere wichtigſten Speiſepilze und ihre Doppel⸗ gänger; 18 Unterhaltungskonzert; 19 Jugendfunk; 19.30 Ken⸗ nen Sie uns noch?, Schlagermelodien; 20.10 Konzert Mittwoch, 16. September: 9.30 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 15.15 Dem Ma⸗ ler Eduard Steinle zu ſeinem 50. Todestage; 15.25 Liebe zu Deutſchland; 15.45 Ein neuer Arbeiterdichter: Philipp Fauſt; 17.30 Ein Kilometer hinter dem Sowjetſtern; 18 Anſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 19.45 Kampf dem Verderb; 20.10 S der jungen Nation; 20.45 Lampen⸗ Stun fieber, Bunter Abend; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. Mannheimer Theater ſch au Im Nationaltheater: Samstag, 12. September, 19 Uhr: Werbewoche 1. Abend: Miete H 1 und 1. Sondermiete H 1: Neuinſze⸗ guten Nacht; 24 Nachtmuſik. Montag, 14. September: 9.30 Geſpräch mit einer Dienſtfrau der Reichsbahn⸗ D⸗Züge; 10 Fallſchirmkünſtler Löwenzahl, Märchen; 10.30 Sendepause; 11 Muſik, dazwiſchen: Auszeichnung der Sieger⸗ ſtürme der SA; 13.55 Schaltpauſe; 14 Reichsparteitag 1936, großes Konzert; dazwiſchen: Vorführungen der Wehrmacht; 19.30 Fortſetzung und Schluß des Parteikongreſſes; 22.30 Muſikaliſches Zwiſchenprogramm; 22.55 Schaltpauſe; 23 809 24 Zapfenſtreich der Wehrmacht vor dem ührer. Dienstag, 15. September: 9.30 Sendepauſe; 10 Rückblick für die Jugend, vom Reichsparteitag 1936; 10.30 Sendepauſe; 15.15 Von Blu⸗ men und Tieren; 18 Bunke Stunde; dazwiſchen: Heitere Funkbilder aus dem Herbſtmanöver des 5. Armeekorps; 19 Ausſchnitte vom ſchwäbiſchen Abend auf dem Reichs⸗ parteitag in Nürnberg; 19.45 Kameraden in Oſt und Weſt; 20.10 Schwabenſtreiche Hörſpiel; 20.45 Sinfonie⸗Konzert; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau des drahtloſen Dienſtes; 22.40 Anterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 16. September: 9.30 Die Mutter als Erzieherin; 10 Künder unſerer Zeit: Gerhard Schumann; 10.30 Sendepauſe; 15.15 Allerlei Anekdoten; 15.30 Burgen im Donautal; 17.45 Zwiſchen⸗ programm; 18 Der bunte Frankfurter Nachmittag; 19 Kom⸗ poſitionen von Franz Dannehl; 19.45 Großmutters Hausrat in der neuzeitlichen Wohnung, Plauderei; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Lampenfieber, bunter Abend; 22.30 Italieniſche Lieder und Volksmuſik; 23 Klänge in der Nacht. Reichsfender Frankfurt. Sonntag, 13. September: 6 Hafenkonzert; 7.45 Reichsparteitag 1936; 17 Nach⸗ mittagskonzert; 18 Jugendfunk; 18.30 Muſikaliſche Marterln; 19.30 Auf dem Dürkheimer Wurſtmarkt; 19.50 Sportbericht; 20 Wie es euch gefällt, großer Unterhaltungsabend; 22 Zeit, erwähnen. 21 den Sonntags; 22.30 Anterhaltungskonzert; 24 Nacht⸗ muſik. nierung: Fauſt 1. Teil, von Goethe.(Kein Eintauſch von Gutſcheinen). Sonntag, 13. September, 19 Uhr: Werbewoche 2. Abend: Miete E 1 und 1. Sondermiete E 1: Neuinſzenierung: Die verkaufte Braut. Oper von Fr. Smetana. (Kein Eintauſch von Gutſcheinen). Montag, 14. September, 19 Uhr: Miete G 1 und 1. Sondermiete G 1: Fauſt, 1. Teil. Dienstag, 15. September, 20 Uhr: Miete B 2 und 2. Sondermiete B 1, ferner für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen Abt. 111 bis 112: Die Boheme, Oper von G. Puccini. Mittwoch, 16. September, 19.30 Uhr: Miete M 2 und 2. Sondermiete M 1: Ludwig⸗Thoma⸗ Abend: Lottchens Geburtstag, Die kleinen Verwandten, Erſter Klaſſe. Donnerstag, 17. September, 20 Uhr, Miete D 2 und 2. Sondermiete D 1, ferner für die NS.⸗Kulturge⸗ meinde Ludwigshafen Abt. 451 bis 452: Die ver⸗ kaufte Braut, Oper von Smetana. Freitag, 18. September, 20 Uhr: Miete F 2 und 2. Sondermiete F 1: Schwarzbrot und Kipfel, Luſtſpiel von W. von der Schulenburg. Samstag, 19. September, 19.30 Uhr: Miete C 2 und 2. Sondermiete C 1: In neuer Inſzenierung: Wie es euch gefällt, Luſtſpiel von W. Shakeſpeare. Sonntag, 20. September, 18 Uhr: Miete H 2 und 2. Sondermiete H 1: Die Walküre, von Richard Wag⸗ ner. Montag, 21. September, 19 Uhr: Für die Kulturge⸗ meinde Ludwigshafen, Abt. 41 bis 42, 401 bis 409, 416 bis 418, 420 bis 423, 425 bis 429, 432 bis 434, 1 F, Abt. 815 bis 817, Gruppe B: Fauſt, Teil Der Eintauſch von Gutſcheinen iſt für alle genannten Vorſtellungen aufgehoben. Dienstag, 22. September, 13.30 Uhr: Schülermiete A 1: Fan,. Uhr: Für die NS⸗Kulturge⸗ meinds Ma mheim 281 bis 264, 291, 342 bis 350, 361 bis 369, 390 bis 393, Gruppe Z Nr. 1 bis 400, Gruppe Nr. I his 300: Die veskaufte Braut, Oper vo⸗ bie gzich Sie g ga. „„ „ 02 VVV 59 FN FA nie — FK: W S 7 N Goode een See . Se —— hne e, ee — Die Hausfrau öffnet des Morgens die Tür und nimmt den Milchtopf nach drinnen, der ſchon in aller Frühe von dem Milchmann gefüllt worden iſt. Schon vorher hat der Zeitungsbote die Zeitung durch den Brief⸗ kaſtenſchlitz geſteckt. Wir nehmen dies alles als eine Selbſtverſtändlichkeit hin und empfinden es erſt, wie abhängig wir doch von den vielen unbekannten ſtillen Helfern des Alltags find, wenn einer ein einziges Mal fehlt. In jeder Tagesſtunde werden wir von ihnen begleitet. Schon der Briefträger, den wir alltäglich erwarten, iſt für uns unentbehrlich. Wir empfinden geradezu eine Unruhe, wenn er einmal nicht zur gewohnten Zeit eintrifft, und welche Wege muß er doch machen in Stadt und Land, bei Wind und Wetter. Die Kilometer, die er an ſeinen Schuhſohlen abläuft, werden von keinem gezählt und in keiner Rekordliſte ge⸗ führt. Bis in den letzten Winkel irgendeines fernen Ge⸗ birgsdorfes hinauf ſtellt der Briefbote auch mit dem Einſamſten die Verbindung her zu ſeinen Verwandten und Bekannten in aller Welt. Ja, iſt nicht auch der Zei⸗ tungsbote oder die Zeitungsfrau ein ſolcher Verbin⸗ dungsmann. Am Frühſtücks⸗ oder Abendtiſch leſen wir mit Behagen die Zeitung, die er auf ſeinem Gang trepp⸗ auf, treppab uns zuſtellt. Dieſer Bote iſt uns ſo wichtig, daß Seine Majeſtät der Abonnent keinen Genuß mehr an ſeiner Zigarre haben könnte, wenn irgendeine Tücke die Zuſtellung zur gewohnten Zeit verhindern würde. Nach dem Frühſtück machen wir uns auf den Weg zu unſerem Arbeitsplatz. Wir gehen durch die morgen⸗ ſtillen Straßen und freuen uns über die Sauberkeit un⸗ ſerer Stadt, Wieder iſt es ein ſtiller Helfer, der für dieſen freundlichen Anblick ſorgt: der Straßenfeger. Wir ſehen ſie manchmal, wie ſie mit ihren langen Beſen dicke Staub⸗ berge vor ſich herſchieben, wir ſehen, wie der Schmutz eines Alltages aufgeladen und weggeſchafft wird, und wir wiſſen, daß dieſe Arbeit keinen hohen Lohn bringt. Und doch macht es auch dem Straßenfeger Freude, wenn er ſein Werk gelungen ſieht. Er iſt ſtolz darauf, daß ſeine Straße ſauber iſt. Und wenn wir das wüßten und uns deſſen immer bewußt wären, wir würden nicht ſo leicht⸗ ſinnig, wie wir es leider manchmal tun, überflüſſiges Papier und Schalen auf die Straße werfen, ſondern ſelbſt als ſtille Helfer einen geeigneten Platz dafür ſuchen. Wie würde es aber erſt im Winter ausſehen, wenn nach einem plötzlichen Schneefall die Männer nicht ſofort zur Stelle wären. In Großſtädten ſetzt die Arbeit bereits in den erſten Morgenſtunden ein, damit jeder auch an ſolchen Tagen pünktlich ſeinen Arbeitsplatz erreicht. Hat man es ſchon einmal verſucht auszurechnen, was ſich ſo an einem Tage in einer Stadt an Schmutz, an Aſche, an Scherben, an Müll und an Ruß anſammelt. Wir würden in Bergen von Müll erſticken, allein die Abfälle des Alltags würden jedes Zuſammenleben der Menſchen unmöglich machen, wenn eben die Straßenfeger, die Müllkutſcher, die Schornſteinfeger, all dieſe Diener der Sauberkeit nicht wären, die damit zugleich die Hüter der Hygiene in den Siedlungen der Menſchen ſind. Es iſt um die regſte Veckehrsſtunde des Tages. An einer Straßenecke ſtehen ein paar Kinder, an denen der Verkehr vorüberbrandet. Mit lauter, freudiger Stimme rufen ſie:„Onkel Schupo!“ Da geht ein Lächeln über das Antlitz des Verkehrspoliziſten, denn er kennt ſeine kleinen Stammkunden, die vom Heimweg aus der Schule ſicher über die verkehrsreiche Straße geführt werden wollen. Er nimmt ſie bei der Hand, fragt ſie auf dem kurzen Weg noch nach ihren kleinen Sorgen und ob alles in der Schule richtig geklappt habe. Tag für Tag werden die Kleinen ſicher über die Fahrbahn gebracht. Ja, wie viele Fragen muß der Verkehrspoliziſt auch uns Erwachſenen doch oft beantworten. Ohne ſeine ſtändige Bereitſchaft ſtünden wir, beſonders wenn wir einmal auswärts zu tun haben, oft ratlos auf der Straße. Millionen Volksgenoſſen ſind irgendwo in Büros, Betrieben und Fabriken beſchäftigt. Wenn ſie ihre tägliche Arbeit beginnen, finden ſie einen ſauberen und gepflegten Arbeitsraum vor. Manche kennen gar nicht die ſtillen Helferinnen, die ihnen die Stätte der Arbeit in Ordnung halten. Es ſind die Reinemachefrauen, die in aller Frühe, ehe wir überhaupt ans Aufſtehen denken, bereits an ihr Werk gegangen ſind, die unermüdlich die Stuben, die Fabrikräume, die Treppenhäuſer ausfegen, die allen Schmutz des vergangenen Werktages beſeitigen, und mancher, der ſich über die Sauberkeit ſeines Arbeitsplatzes freut, hat dieſe Frau noch niemals von Angeſicht zu An⸗ geſicht geſehen, weiß nicht, was für Sorgen ſie hat und wie ſie mit ihrem harten Tagewerk ſich und die Ihren tapfer durchringt. Sie find die wahren„Heinzelmännchen“ r Gegenwart, zu denen auch die zahlloſen Hausange⸗ lellten gehören, die unermüdlich Sorge tragen daß wir Auch ſeine Hilfe iſt wertvoll die Annehmlichkeiten unſeres Heimes pünktlich genießen können. Immer hilfsbereit warten ſie auf die unzähligen kleinen Aufträge des Alltags, und wenn ſie vielleicht einen Augenblick an eine perſönliche Angelegenheit gedacht ha⸗ ben, dann heißt es oftmals:„Wo bleiben Sie nur? Wo ſtecken Sie bloß?“ Sie ſtecken von früh bis abends in harter Arbeit, und der Wert ihrer Tätigkeit, die Arbeit, die ſie für unſer Behagen leiſten, geht ſehr oft weit über das Entgelt hinaus, das ſie dafür erhalten. Zum Dank wird dieſen ſtillen Helfern in den Witzblättern oft unrecht getan, wenn auch nicht jede Hausangeſtellte eine ſoge⸗ nannte„Perle“ ſein mag. Stille Helfer des Alltags! Man weiß nicht, wo man ihre Reihe überhaupt beſchließen ſoll, denn zuletzt iſt jeder pflichtbewußte Menſch ein ſtiller Helfer. Wir gehen die Straße entlang, wir ſtoßen verſehentlich mit dem Schuh an den Bordſtein, die Sohle platzt auf. Was aber ſchadet es? Ein paar Häuſer weiter iſt ja ein Schuſter, der mit ein paar Hammerſchlägen die Sohle wieder feſtnagelt, ſo daß wir unſeren Geſchäften oder unſerem Vergnügen weiter nachgehen können. Es iſt nicht nur der Schuſter allein, es gehören überhaupt alle Handwerker, die ſo viele alltägliche kleine Reparaturen auszuführen haben, zu den ſtillen Helfern des Alltags. Irgend etwas an der Licht⸗ leitung iſt nicht in Ordnung, oder an der Waſſerleitung; was auch irgendwie an techniſchen Dingen zu unſerer Be⸗ haglichkeit beiträgt und, der Tücke des Objekts folgend. einmal unſeren Wünſchen nicht gehorchen will, es kann uns nicht in unſerer Ruhe ſtören, ein Ruf genügt und irgendein Helfer iſt da, der den Schaden ausbeſſert. So werden die unzähligen Menſchen, die durch ihre Arbeit unſeren Alltag geſtalten helfen, zu einer Gemein⸗ ſchaft der Schaffenden, die nicht nur um des Verdienſtes willen ihre Arbeit verrichten, ſondern die bei uns oft nichtig erſcheinenden Dingen dem Grundſatz dienen: Ge⸗ meinnutz geht vor Eigennutz. Es iſt nicht ſo, daß man nur ein Geſchäft machen will, jedes Geſchäft, jede Tätig⸗ Aufnahme: Mauritius-M. keit erhält erſt ihren Wert, wenn ſie von einer höheren Warte aus erfüllt wird. Wir wollen und müſſen Geld verdienen, aber wir wollen dieſen Dienſt nicht als eine Fron empfinden. Wir alle ſchalten uns ein in jene große Gemeinde, die mit ihrer Arbeit helfen will, daß unſer Leben von Tag zu Tag ſchöner und beſſer werde. Wir ſteigen an einem ſonnigen Nachmittag in unſeren Wagen und fahren irgendwohin hinaus ins Grüne. Da, auf einmal merken wir, daß der Betriebsſtoff zur Neige geht. Jedoch machen wir uns keine Sorgen, wir wiſſen, nur eine kurze Strecke entfernt liegt eine Tankſtelle; da iſt der Tankwärter, der uns mit neuem Betriebsſtoff ver⸗ ſorgt, der uns überhaupt in allen Nöten, die wir mit un⸗ ſerem Wagen haben, beiſteht und berät. Der Tankwärter iſt vielleicht der modernſte ſtille Helfer, den wir haben. Wir könnten unſeren Wagen ohne ihn gar nicht ſo ſorglos benutzen, wie wir es tun, und je weiter die Motoriſierung fortſchreitet, um ſo unentbehrlicher wird er. So haben wir uns in unſerem Alltag umgeblickt nach den ſtillen Helfern und haben vielleicht auch ſo manchen vergeſſen, der in dieſer Reihe zu nennen wäre. Um nicht einem von ihnen ſchweres Unrecht zu tun und um gleich⸗ zeitig etwas erzieheriſch zu wirken, fragte ich meine Kinder, wen ich wohl beſonders vergeſſen haben könnte. Sie beſannen ſich nicht lange und riefen:„Die Mutti!“ Wie richtig ſpricht doch der Kindermund. Die größten, un⸗ eigennützigſten und ſtillſten Helfer des Alltags ſind die Mütter und Hausfrauen. Jeder Handgriff, jeder Schritt, den ſie tun, bedeutet eine ſolche ſtille Hilfe. Ihr Wirken iſt vom früheſten Augenblick, wenn ſie das Feuer im Herd entzünden, bis zum Abend, wo ſie noch Strümpfe ſtopfen, in den Dienſt der ſtillen Hilfen geſtellt. Daß die Mütter in dieſer Reihe an oberſter Stelle ſtehen, zeigt uns aber erſt deutlich, wie die Arbeit aller ſtillen Helfer des Alltags zu werten iſt. Sie ſind für das Gedeihen der Ge⸗ meinſchaft unentbehrlich. Jöra Beßler. eee eee eee PPP Das verhinderte Frontbad Von Theodor von Hanffſtengel. Das hatte die junge Frau dem Wachtmeiſter Schom⸗ burg, als er im Auguſt 1914 unter den Allexerſten ins Feld zog, noch in das Abteil hineingerufen: „Otto— wenn es irgend möglich iſt, nimm ab und zu mal ein Bad!“ Otto, in den drei Jahren ſeiner Ehe gu: gezogen und von Natur zur Reinlichkeit geneigt, mußte an dieſe herz⸗ lichen Abſchiedsworte denken, als er im November 1914 einige hundert Meter hinter der deutſchen Front zuſammen mit Heinrich, Auguſt und Wilhelm als Telephonpoſten ein Quartier beziehen durfte, das ihm Friedensgenüſſe lang entbehrter Art in Ausſicht ſtellte. Es war ein im Bau begriffenes Erdgeſchoß waren fertig. Die übrigen Stockwerke fehlten freilich. Aber der Erbauer, der den Krieg wohl geahnt haben mochte, hatte das Erdgeſchoß mit einer zuverläſſigen Decke verſehen, und die ſchon vorhandenen Räume bargen eine Fülle von Bequemlichleiten aller Art. Als Schomburg die große Halle im Erdgeſchoß betrat, fiel ſein ſpähender Blick auf ein nagelneues Klavier. Kein Wunder, daß die Erinnerung an fröhliche Abende und da— mit die Sehnſucht nach ſeiner kleinen Frau lebhaft über ihn kam! Aber mit dieſer Erinnerung tauchte gleichzeitig das Bild der kleinen Frau auf, wie ſie die tränenfeuchten Augen zum letzten Abſchied zu ihm emporhob und ſagte:„Otto, wenn es möglich iſt—.“ „Kinder!“ rief Schomburg plötzlich. für eine Badewanne!“ „Was heißt hier Badewanne! Sei froh, wenn du das Leben haſt!“ ſagte Wilhelm, worauf er ſich ans Klavier begab und einen ſchmalziger Walzer hinlegte. Die vier hatten gut gegeſſen und nicht ſchlecht getrun⸗ ken. Jetzt ſaßen ſie unter fröhlichem Scherzen in der Halle. Nur Heinrich war ſtill, er hatte ſich in einen Seſſel zurück⸗ gelehnt und dachte nach „Ich habe da einen Vetter in Hamburg“, ſagte er auf einmal, als ob er aus tiefem Schlaf erwachte;„der macht alles mit Teer dicht.“ „Menſch“, ſagte Auguſt und ſah erſchrocken auf den Kameraden;„ſollen wir den Sanitäter holen?“ Aber Heinrich ließ ſich nicht ſtören.„Wenn wir nun— ich meine, Teer iſt doch da—, wenn wir nun die Klavier⸗ kiſte—.“ „Laßt ihn, Kinder“, gebot Schomburg,„Heinrich iſt beim Brüten; der iſt imſtande und brütet eine Badewanne aus.“ Eine halbe Stunde ſpäter war man bereits dabei, den von Heinrich ausgebrüteten Gedanken in die Wirklichkeit umzuſetzen. Man ſchleppte mit vereinten Kräften die große Kiſte, in der das neue Klavier eingepackt geweſen war, in die Küche und ſägte ſie in Höhe von einem Meter durch. Dann wurde ein Faß mit Teer herbeigeſchafft. Der Boden der Kiſte wurde mit einer dichten Teerſchicht überzogen, die Fugen mit Teer ausgeſtrichen. Am nächſten Morgen war der Teer erkaltet, und die Badewanne war fertig. Auf dem Herd dampften bereits ein paar große Töpfe mit Badewaſſer. „Kinder, wenn wir Heinrich nicht hätten!“ Schomburg klopfte dem erfindungsreichen Heinrich wohlwol⸗ lend auf die Schulter.„Aber, Leute, eine Liebe iſt der andern wert: Heinrich darf zuerſt!“ Das war ein außerordentliches Entgegenkom⸗ men. Denn der Vorrat an friſchem Waſſer war ſpärlich, er reichte nur zu einem Bad für alle vier, und in Anbetracht der näheren Umſtände winkte nur dem, der als erſter in die Wanne ſtieg, ein voller Genuß. Heinrich wollte beſcheiden hinter dem Wachtmeiſter zurücktreten. Da ließ man das Los entſcheiden. Das gerecht waltende Schickſal be⸗ ſtimmte Heinrich Hotel. Keller und „Ein Königreich Zeichnung: Grunwald— M. 5 5 als denjenigen, Die Kameraden zogen ihn an Armen der die g Badge und Beinen, aber der Teer war wanne einweihen ſtärker. durfte. Es war ein feierlicher Augen⸗ blick, als man den erſten Eimer eintat. Die Kameraden ſahen mißtrauiſch guf die Fugen, aber Heinrich kannte die Zuverläſſigkeit ſeines Hamburger Vetters. Und er behielt recht. Der Teer erfüllte ſeine Pflicht vollauf. Kein Tropfen Waſſer ging verloren. Mit dankbarer Bewunderung blickten die Kameraden auf den nackten Heinrich, der nun in die dampfende Flut ſtieg, um gleich darauf die Glieder behaglich zu dehnen und mit fröhlichem Lächeln zu den Umſtehenden auf⸗ zuſehen. Man hatte die Badezeit für jeden auf fünf Minuten feſtgeſetzt. Mehr konnte wegen des geringen Vorrats an heißem Waſſer nicht bewilligt werden. Heinrich war vielleicht zwei Minuten im Bade, da ſtellte man feſt, daß das klare Waſſer ſich bereits in eine e ausſehende, graubraune Brühe verwandelt atte. „Heinrich“, ſagte Schomburg,„es tut mir leid, aber wir müſſen die Abmachungen ändern. Du mußt heraus, ſonſt traut ſich niemand mehr in die Soße hinein.“ „Ja, wenn das nicht anders iſt—“ ſagte Heinrich und bringt den Duft von Jannenharz mit. Bringt ihn in ihre Zelle, erfüllt ſie damit, zzebichelt ihr Geſicht— mein Hott. Sie ſtehen da, und es durchrieſelt ſie kalt und heiß. en der Wind, der Duft. Er kommt aus dem Wald. Wald geſehen? Vor hundert Jahren? euf und ab in deiner Zelle. den Leib aus dem Waſſer zu ziehen. Er zog und zog, er ruckte und zuckte, dann ſank er mit einem Schmerzenslaut zurück. „Ich weiß nicht, was das iſt“, kam es kläglich aus dem Waſſer heraus.„Ich glaube— ich ſitze feſt!“ Es ſtellte ſich heraus, daß dieſe Vermutung leider richtig war. Das heiße Waſſer hatte den Teer aufgeweicht, und Heinrich war hoffnungslos darin verſunken; ja, er ſchien ſich mit ſeiner Sitzgelegenheit geradezu eingegraben zu haben. Die Kameraden wollten dem ſtöhnenden Heinrich zu Hilfe kommen, ſie zogen ihn an Armen und Beinen, aber der Teer war ſtärker. Endlich mußte der Verſuch auf⸗ gegeben werden. Man begann, das heiße Waſſer durch kaltes zu erſetzen, um Heinrich dann aus der wiedererſtarrten Maſſe heraus⸗ zuheben. Heinrich fror und begann, bläulich anzulaufen Als man ihn herausheben wollte, zeigte ſich, daß der erſtarrte Teer ſich nur feſter um ſein Opfer gelegt hatte. Da befahl der Wachtmeiſter, Säge und Beil zu holen. Heinrich wurde abmontiert. Ein Stück der Badewanne nach dem andern ging krachend in Splitter. Das Waſſer floß aus. Endlich lag Heinrich nackt und vor Kälte zitternd auf dem geteerten Bretterboden. Tags darauf ſchrieb Schomburg eine Karte an ſeine Frau. Sie ſtelle ſich das Baden an der Front zu leicht vor. Wenn ſie ihn heil wiederhaben wolle, müſſe er auf dieſen Genuß verzichten. Heinrich iſt wohlbehalten aus dem Kriege zurück⸗ gekehrt. Badewannen und Klaviere betrachtet er aller⸗ dings noch heute mit einer ängſtlichen Scheu, die nur dem Eingeweihten begreiflich iſt. 1 0 0% vol. EIN lens v0 0 Jo Lö Die Begegnung mit dem Mörder Robert Lesley gehört zu meinen ſeltſamſten Erlebniſſen. Ich ging den etwa 10 Kilometer langen Weg in die Stadt zurück zu Fuß. An dieſem Weg liegt das Zuchthaus. Ich gewahrte das große düſtere Gebäude erſt, als ſich in der ſchwülen Mittagsſtille kreiſchend die ſchwere Pforte öffnete und zwei Männer ins Freie traten. Der eine trug die Uniform eines Aufſehers, der andere, ein großer, ſchlan⸗ ker Mann mit ſchmalem Geſicht und ſchwermüti⸗ gen Augen, trug einen verſchoſſe⸗ nen, etwas un⸗ modernen Anzug und hielt einen ſteifen Hut in der Hand. Eine Weile ſtanden die bei⸗ den an der Tür und ſahen über die Felder. „Es wird bald Hewitter geben“, ſagte der Pfört⸗ ner. Eine dunkle Wolkenwand war angſam am Ho⸗ kizont aufgezo⸗ zen. Der andere warf einen flüch⸗ igen Blick zum Himmel und tickte:„Der tolle Wind“, ſagte er. Ich war nun ganz in ihrer Nähe und konnte die einzelnen Worte zeutlich verſtehen Der Pförtner wandte ſich dem großen Mann ganz zu und ſtreckte ihm die Hand entgegen.„Na alſo, Miſter Lesley. Nun hätten Sie es ja doch geſchafft. War wohl keine Klei⸗ nigkeit?— Na— nehmen Sie ſich in acht, daß Ihnen nicht wieder ſolche Sachen vorkommen. Ich glaube, das nächſte Mall! Zehn Minuten mochte ich wohl gegangen ſein, als plötzlich der Mann neben mir war. Ich ſchrak zuſammen, denn ich hatte ſeine Schritte auf dem weichen Boden nicht gehört. Ich wandte mich zur Seite.„Es iſt ſehr ſchwül heute“, ſage ich. Der andere nickt erfreut.„Sehr ſchwül“, beſtätigt er. Hinter uns donnert es ſtärker. Wir beſchleu⸗ nigen unſere Schritte. „Ich glaube kaum, daß wir noch trocken zur Stadt lommen“, ſagt der Mann etwas ſpäter. Es iſt mir, als lege er ungeheuer viel Liebe und Sorg⸗ falt in dieſe belanglofen Worte. Wie lange wohl hat er ſo etwas nicht mehr ſagen können! Ein paar dicke Tropfen fallen mir aufs Geſicht und auf die Hände, da ſetzen wir uns ohne Verabredung gleichzeitig in Trab. Dann treten wir ſchwer atmend in die Gaſtſtube. Wir ſetzen uns ans Fenſter und ſehen hinaus. Noch immer iſt das Wetter nicht losgebrochen. Man hat das Gefühl, daß man erſticken muß. Der andere nickt ſtumm, ſieht über die wiſcht ſich den kalten Schweiß von der Stirn. aus dem Zuchthaus. Seine Augen hängen hell in der Dunkelheit. Nun ſieht er mich an— hittend ſieht er mich an. Sag doch etwas, Mann— ich habe doch ſeit Jahren keinen richtigen Menſchen ſprechen hören.. Ich lehne mich über den Tiſch und bringe mit Mühe die klebenden Lippen voneinander. Und ſpreche:„Es war wohl ſchlimm“, ſage ich,„da drüben— im Zuchthaus.“ Der Mann beſinnt ſich einen Augenblick.„Im Zucht⸗ haus?— Ja— ja, es war ſchlimm. Sehr ſchlimm. Ich war acht Jahre drin, oder zehn oder zwölf. Wer weiß das.“ Er ſieht über die Wieſen und Felder, die ſchwarz zaliegen unter den dunklen Gewitterwolken.„Wir haben den tollen Wind heute“, ſagt er leiſe. Ich nicke. Leiſe— ganz fern, ſpricht der Mann weiter. Sie ſtehen in ihrer Zelle und ſehen hinaus. Ein Stückchen bimmel können ſie ſehen, und die höchſten Spitzen des Waldes. Da kommt plötzlich der tolle Wind aus Südoſt Na—, nehmen Sie ſich in acht, daß Ihnen nicht wieder ſolche Sachen vorkommen. Ich glaube, das nüächſte Mal. Felder und Der Mann r kommt über die Felder. Wann haſt du zuletzt einen .. Und nun geh Du Sträfling. In deiner gehorſam und legte die Hände auf den Kiſtenrand, um Zelle, die erfüllt iſt mit fernem, unſichtbarem Wald. Fünf ECKE Schritte hin, fünf Schritte her. Und dann bleibe ſtehen, ganz ruhig ſtehen. Dann hörſt du es in der Zelle nebenan, Und dann iſt es ſtill— oder nein,— da wimmert doch jemand. Du legſt das Ohr an die Wand.— Du kannſt nichts hören, aber du weißt, was der da wimmert.„J will raus! Laßt mich doch! Ich muß in den Wald laufen, der ruft doch...“ Draußen auf dem Gang gehen die Wärter. Und dann klirrt am Ende des Ganges ein Schloß. Da biſt du ruhig. Leiſe, ganz heimlich hat ſich der Wind aus deiner Zelle geſtohlen, der tolle Wind.“ Der Mann hört auf zu ſprechen. Sein Geſicht iſt fahl im Bleigrau des Himmels,— helle Tropfen ſtehen auf ſeiner Stirn. Dann ſpricht wieder der Mann,— ein wenig härter und metallener. „Soll ich Ihnen ſagen, wie ich da hineingekommen bin? Ich hatte einmal eine Frau— und einen Freund. Sie können ſich ſchon denken, was? Den Freund habe ich dann umgebracht. Aber meine Frau, die hat mich bei der Verhandlung angeſpuckt. Man gab mir zehn oder fünfzehn oder zwanzig Jahre Zuchthaus. Es iſt ja gleich, wieviel es war, nicht wahr? Und niemand hat mich beſucht, all die Zeit. Auch ſie nicht, die Olga. Ich gehe jetzt in die Stadt und ſuche ſie. Die Olga. Irgendwo werde ich ſie ſchon treffen— und dann werde ich ſie erwürgen— ſo wahr ich Robert Lesley bin.“ Da, plötzlich in der Stille rattert ein Motor,— ein Auto hält vor der Tür. Eine Frau ſteigt aus. Sie iſt ſchlank und dunkeläugig und hat einen weichen, fließenden Gang. Der Mann iſt aufgeſprungen.—„Das— das iſt Olga.“ Ich ſitze wie gelähmt. Draußen kommen die Schritte. Jetzt geht die Türklinke nieder. Dann etwas Hellbuntes. Die Frau. Ein freundliches Lächeln iſt auf ihrem Geſicht, als ſie auf den Mann zutritt und ihm die Hand entgegen⸗ ſtreckt.. In dieſem Augenblick kracht ein furchtbarer Donner. Dann iſt es vorbei. Draußen rauſcht der Regen durch das Laub der Bäume. Die Frau lächelt. „Guten Tag, Robert. Ich hatte ſchon Angſt um dich, wegen des Wetters. Deshalb bin ich dir entgegengefah⸗ ren.“ Der Mann lächelt.„Es iſt lieb vor dir, Olga.“ Sie ſetzen ſich zu mir an den Tiſch, die Frau grüßt freundlich. Dann wendet ſie ſich wieder an den Mann.„Was wollte denn der Direktor von dir, Robert?“ ſtobert Lesley blickt aus dem Fenſter in den flutenden Regen.„Die letzte Lederlieferung war wieder ſehr ſchlecht. Der Direktor wird ſich einen anderen Lieferanten ſuchen, wenn ſolche Fehler nochmals vorkommen“, ſagt er. Ich ſehe den Mann an— er ſieht mich an. Ein hilf⸗ loſes, beſchämtes Lächeln iſt in ſeinem Geſicht.„Bitte— ſeien Sie nicht böſe. Es hat alles ſo einen furchtbaren Eindruck auf mich gemacht— das Zuchthaus.— Sie haben wohl noch nie eins von innen geſehen? Und dann der 5 f 1 Zeichnungen(2): Grunwald— M. Ein freundliches Lächeln iſt auf ihrem Geſicht, als ſie auf den Mann zutritt und ihm die Hand entgegen⸗ ſtreckt. Wind, dieſer Duft von Wald in den engen Gängen, die tobenden und klagenden Menſchen. Und das Gewitter— dieſe drückende, klebende Schwüle. Man mußte irgend etwas ſagen. Etwas erzählen— ich weiß ſelbſt nicht, wie es fam Draußen rauſcht ein Strom belebenden Waſſers auf die erſchlaffte Erde, die in gierigen Zügen trinkt. Eine Flaſche Wein ſteht auf dem Tiſch.— Wir heben d(läſer und ſtoßen an. Das gibt einen hellen, freudigen Ka. Der Mann und die Frau haben die Hände ine andergelegt, und ihre Blicke ruhen ineinander voller Lie. ind Vertrauen. Jun 1 148 SD 1 r r, eine war Thomas Brief immer wieder auf ſeiner kleinen Silberplatte zu⸗ 7 2 —— 1 S 8 —— 5 o( Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö62. (9. Fortſetzung.) Das letzte Kapitel ſchloß: Obwohl Sir Thomas O'Flaherty Grant alle Mittel der engliſchen Regierung hinter ſich hatte, war es ihm in dieſen fünf Jahren dennoch nicht gelungen, das gefährliche Wild zu fangen. Die Gegner ſchienen gleichwertig zu ſein, und der Regierungskommiſſar war deshalb nach London gefah⸗ ren, um über die bisherige Erfolgloſigkeit ſeiner Bemühun⸗ gen zu berichten und mit höheren Stellen darüber zu bera⸗ ten, wie man es erreichen könnte, eine tatſächliche Ueber⸗ führung des Schuldigen zu erreichen. Denn was nützte alles Wiſſen von der Schuld, wenn man dieſe nicht beweiſen konnte? Und das war bisher in den langen, arbeitsreichen und aufreibenden fünf Jahren nicht möglich geweſen. Nun aber ſchien das Schickſal doch ein Einſehen ge⸗ pabt zu haben. Der Gegner warf zum erſtenmal eine Frau mitten in das fein geſponnene Netz hinein, und Tom O'Flaherty wußte, war erſt eine Frau im Spiele, konnte man unter Umſtänden mit Verrat rechnen. Blieb zu er⸗ gründen, weshalb die Frau gerufen worden war? Wes⸗ halb auf dieſe ſeltſame Art? Weshalb dieſe Frau? Denn wenn Tom auch bisher ſich von Frauen ferngehalten hatte; aus Abneigung gegen ſie hatte er es nicht getan. Er durfte ſich nar mit keiner Frau einlaſſen, wer ſie auch immer war, denn es beſtand ſtets die Gefahr, daß ſie im Solde des ſchlauen und mächtigen Gegners ſtand. Dar⸗ um hatte ſich Tom den Ruf des Frauenfeindes geſchaffen, und nur einer wußte, was ihm das koſtete, und dieſer O'Flaherty ſelbſt. Hatte der Feind auch dieſes durchſchaut, wie er alles durchſchaute? Hatte er darum die blonde Frau herbei⸗ geholt, damit ſie erreiche, was keiner noch gelungen war? Und woher hatte er ſein teufliches Wiſſen, daß gerade dieſe blonde Frau, dieſes nordiſche Mädchen von jener Art war, der Tom am wenigſten widerſtehen konnte? Während er ſich umkleidete, riſſen ihn dieſe Gedanken hin und her; als er dann fertig zum Ausgehen die kleine Privattreppe hinunterging, gelobte er ſich innerlich, daß auch dieſe Lockung ihn nicht ſchwach machen ſollte.„Ver⸗ fluchter Teufel, ich bin doch ſtärker als du!“ ſagte Tom verbiſſen, und Mike, der ihm folgte, fragte beſorgt:„Was meint Sir Tom?“ Aber er bekam keine Antwort. Der Hitze zum Trotz hatte Sir Thomas fluchtartig ſein Haus verlaſſen und hörte und ſah nichts als das Ziel, das Ziel, das er erreichen mußte, koſte es ihm auch Herz und Leben. 9. Kapitel. Ellen Sedlin hielt einen Brief in Händen, der die Handſchrift eines im Schönſchreiben beſonders geſchulten Sekretärs aufwies und in deutſcher Sprache abgefaßt war, was die Empfängerin einigermaßen in Erſtaunen ſetzte. Der Brief hatte neben ihrem Frühſtück gelegen, das unter der geſtreiften Markiſe auf ihrem Teraſſenbalkon ſerviert wurde, weil zu der ſehr frühen Morgenſtunde der Aufent⸗ halt im Freien noch erträglich war. Als Ellen zum Früh⸗ ſtück erſchienen war, fand ſie den Diener James damit be⸗ ſchäftigt, unnötig Teller und Schüſſeln umzuſtellen, den rechtrückend. Sie hatte James freundlich begrüßt und ihn et vergeſſen, nachdem ſie den Brief geleſen hatte; er autete: „Sehr geehrtes Fräulein Sedlin, wenn ich mich Ihrer Mutterſprache bediene, um Ihnen zu ſagen, wie ſehr leid es mir tut, daß Sie Grund zum Mißfallen zu haben glaub⸗ ten, ſo wollen Sie daraus erſehen, wieviel mir daran liegt, Sie wieder zu verſöhnen. Das Ganze beruht auf einem Mißverſtändnis hier herrſchender Verhältniſſe Ihrerſeits; wir ſind nicht gewohnt, die, die unſere Kinder erziehen, als Untergebene zu betrachten, wie dies in Europa ge⸗ ſchieht, ſondern rechnen ſie zur Familie. Deshalb ſind Sie wie ein Familienmitglied untergebracht und wie ein ſol⸗ ches von mir zum Diner erwartet worden. Es war nicht meine Schuld, daß mein Pflegeſohn erkrankte, und es kam mir nicht in den Sinn, Sie dieſe Erkrankung büßen zu laſſen dadurch, daß ich Sie zur Einzelhaft in Ihrem Zim⸗ mer verurteilte. Wollen Sie ſich, bitte, nicht verhalten; Sie ſind hier ſo ſicher vor Beläſtigungen, wie es eine ſchöne und junge Dame eben ſein kann. Wenn ich eine Redens⸗ art gebrauchte, die Ihnen mißfiel, ſo wollen Sie es mir zugute halten, daß ein Orientale und ein Weltmann zu Ihnen ſprach und nicht ein engliſcher Gelehrter. Sich dem Ton und der Art eines fremden Landes anzupaſſen, iſt Klugheit; Gewohnheiten des eigenen Landes innerlich mit ſich in die Fremde zu tragen, dagegen nicht. Wollen Sie mir dieſe Worte verzeihen, die mir Ihr Verhalten ab⸗ nötigt, weil es mich vor meiner Dienerſchaft in die lächer⸗ lichſte Lage verſetzt. Ich bin nicht gewohnt, in meinem Hauſe als eine zu meidende Gefahr behandelt zu werden, und möchte mich auch dieſer Notwendigkeit nicht anpaſſen. Darum bitte ich Sie, ſich ganz frei zu bewegen, bis mein Pflegeſohn Ihrer nach ſeiner Geneſung bedarf. Wollen Sie mir glauben, daß wir die Frauen anders anſehen, als man das in Europa tut, und daß Sie bei uns ganz ſicher ſind, oder gar keine Zeit haben, über Ihre Lage nachzudenken. Darum iſt es beſſer, Sie verhalten ſich wie eine junge Dame, die in meinem Hauſe geehrter Gaſt iſt und nicht wie ein ängſtliches Schulmädel, das ihre Türen verſchließt. Sie haben nichts zu fürchten, bis ich es Ihnen ſage. Ich würde Sie rechtzeitig warnen. f Inzwiſchen ſprach ich mit dem Leiter des hieſigen engliſchen Tennisklubs, und teilte ihm Ihre Anweſenheit mit; er wird ſich freuen, Sie heute beim Tee auf dem Tennisplatz zu ſehen. Der Diener James, der Ihnen ſehr ergeben ſcheint, kann Sie hinbegleiten. Ich erwarte Sie heute Abend zum Diner und bitte, ſich daran zu erinnern, daß ich einen Gaſt meines Hauſes bewirte. Sicher hoffe ich, daß die deutſche Sprache Ihnen klar zu ſehen, wo er ſie haben wollte, und mit ihr tun zu meine Anſicht vermittelte, beſitzt ſie doch jene Erbarmungs⸗ Loſigkeit des Wortes, die wir nicht kennen.“ Der Brief endete mit einer unleſerlichen Unterſchrift, trug jedoch auf ſeinem ſchweren gelblichen Papier die Auf⸗ ſchrift„Secretariat de Son Excellence Muſtafa Hilmi Paſcha, Le Caire“. Ellen ſah auf, verwirrt von dieſen auf ſie einhäm⸗ mernden Worten, und blickte unmittelbar in das Geſicht des Dieners, der bewegungslos wartend vor ihr ſtand. Sie ſchaute ihn einige Atemzüge lang forſchend an und entdeckte, daß es ein gutes und einfaches Geſicht war, in das ſie blickte. Es trug nicht die Lakaienmaske, es gehörte 1 Mills aus Suffolk, einem braven Landarbeiters⸗ ſohn. James ſtreifte entſchloſſen den in der Dienerſchule von Putney mühſam erworbenen letzten Schliff ab und ſagte freundlich: „Sie müſſen gar nicht erſchrecken. Miß Sedlin, und ſich über nichts wundern, was hier in dieſem Hauſe ge⸗ ſchieht. Sie und ich, Miß Sedlin, wir werden dieſen Scho⸗ koladebraunen zeigen, was ehrliche Leute ſind, nicht?“ Ellen mußte plötzlich lachen, ganz jung und ſorgen⸗ frei. Dieſem Jungen zu mißtrauen, wäre Kraftverſchwen⸗ dung geweſen, und Ellen beſchloß, der im Briefe erwähn⸗ ten Ergebenheit des Dieners Glauben zu ſchenken. „Warum ſagen Sie mir, ich ſoll nicht erſchrecken? Worauf bezieht es ſich? Und warum reden Sie von Scho⸗ koladenbraunen?“ „Ich kann die Kerle nicht leiden.“ „Warum kamen Sie dann her, James, wenn Sie Suffolk ſo lieben?“ „Das Geld, Miß Sedlin, das ekelhaft viele Geld, das man mir bot. Und dann dachte ich mir, ein Jahr hier, und ich habe, was ich brauche, um daheim tun zu können, was ich möchte. Aber, was ich ſagen wollte, Miß Sedlin, Sie brauchen ſich nicht zu fürchten oder zu grämen über das, was in dem Brief ſteht.“ 5 e 8 e Zeichnung: Drewitz— M. Als Ellen zum Frühſtück erſchienen war, fand ſie den Diener James damit beſchäftigt, unnötig Teller und Schüſſeln umzuſtellen, den Brief immer wieder auf ſeiner kleinen Silberplatte zurechtrückend. „Aber ich fürchte mich ja gar nicht, James. Und es ſteht darin, daß Sie mich heute nachmittag zum Klubhaus des Tennisklubs begleiten ſollen; das iſt doch nichts Schlimmes, nicht?“ „Sonſt ſteht nichts in dem langen Brief?“ „Nichts von Wichtigkeit für uns, James. Aber ich möchte wiſſen, wer mich führen könnte, wenn ich mir die Stadt anſehe? Sie werden auch nicht Beſcheid wiſſen, denke ich?“ „Nein, das weiß ich allerdings nicht, Miß Sedlin, aber ein Auto iſt da, nur für Sie, und der Kerl, der es fährt, 1 5 Kairo, und ich ſoll immer mitfahren. Das iſt mächtig ein.“ Ellen gab es auf, aus dieſem in einen Landjungen zurückverwandelten Lakaien irgend etwas Wiſſenswertes herauszubekommen, und verſchob alles Wiſſenswerte auf ſpäter. Sie ſagte, ſie werde in einer Stunde zum Aus⸗ fahren fertig ſein, und war dann endlich allein. Zur gleichen Stunde fuhr Muſtafa Hilmi in ſeinem Wagen zum Geſchäftsviertel. Er dachte an den Brief, den jetzt das blonde Mädchen in Händen hielt. Er war in der gleichen ſtrahlenden Laune wie am Abend vorher, von der Willis Sir Thomas berichtet hatte, denn das neue Ziel begann ihm immer lockender zu erſcheinen. Es war nötig geweſen, das Mädchen ſicher zu machen, und ſo hatte er es durch den Brief getan, ihren Stolz richtig einſchä end, auch ihre kühle, klare Unberührtheit mit ſicherem Inſtinkt fühlend, hatte er ſo ſchreiben laſſen, wie es auf ſie wirken würde und mußte. Er war ſicher, ſie nunmehr immer da können, was ihm ſchließlich beliebte. Die Fahrt von ſeinem entfernten Landhauſe, wo er die Nacht verbracht hatte, bis zum Geſchäftsviertel Kairos war lang, und Muſtafa Hilmi darum willkommen. Er lehnte mit halbgeſchloſſenen Augen in den Polſtern und überdachte nochmals ſein Spiel bis ins kleinſte, da er nun den Einſatz nicht nur kannte, ſondern ihn auch etwas anders zu verwenden gedachte, als es urſprünglich ge⸗ plant geweſen war. Denn das einzige, was er nicht mit in ſeine Berechnung einbezogen hatte, war die Möglichkeit geweſen, daß ihn ſelbſt der Köder feſſeln konnte, den er auszuwerfen gedachte, um den Fiſch zu fangen, den er als Unruheſtifter in ſeinem wohlgeordneten Teiche betrachtete. Muſtafa Hilmi ſetzte, Orientale, der er war, die Frau nie⸗ mals als beachtenswerten Faktor in die Rechnung mit ein, ſie war Zerſtreuung für Mußeſtunden, notwendig wie das Waſſer, womit man ſeinen Durſt löſcht; ſie war Mut⸗ ter und Pflegerin der Kinder, aber ſie ſpielte niemals eine Rolle in den Dingen, die nur die Männer angingen. Darum konnte auch Muſtafa Hilmi Paſcha mit ſolcher Ruhe berechnen, welche Art von Frau die Aufmerkſam⸗ keit des Regierungskommiſſars Sir Thomas O'Flaherty Grant— den die Aegypter„Granti“ nannten— feſſeln würde, und wie ſie beſchaffen ſein müßte, um dieſes bis zum Ausſchluß aller anderen Intereſſen zu tun. Als ſich Muſtafa Hilmi jetzt Ellen vorſtellte, dachte er an den Ausſpruch eines Weiſen:„Miſche nie den Wein der Männergedanken mit der ſüßen Milch aus Frauen⸗ blicken: dein Getränk wird ſauer werden, Freund.“ Es lag viel Wahrheit in den Worten. Er war ein Tor ge⸗ weſen, ein allzuſicherer und ſelbſtbewußter Tor, der ſeiner eigenen Kraft zuviel zugetraut hatte. Man blieb eben doch immer nur der Mann, den das Schickſal ſchlagen konnte mit der älteſten und wirkſamſten Waffe, die es gab: der Lockung des Weibes. Alſo hieß es ſich um⸗ ſtellen, hieß es, zunächſt ſelbſt über ſie ſiegen und ſie ſpäter erſt zu ſeinem Werkzeug gegen Granti machen. Es würde ja nichts verſäumt werden. Hatten er ſich und Granti fünf Jahre lang bekriegt, und keiner war Sieger geblieben, ſo konnte man ſich auch noch drei Wochen länger bekriegen, als beabſichtigt geweſen war. Drei Wochen, welche Zeit, um ſich an ein Weib zu hängen! Genug und übergenug! Niemals würde es länger als drei Wochen dauern. Er wrüde Ellen dahin bringen, daß ſie ſich ſicher fühlte, und ſie in die engliſche Geſellſchaft einführen, was ihm nicht ſchwerfallen konnte, ſo daß ſie und Granti ſich oftmals trafen, und daß man beobachten konnte, wie das Mädchen auf Granti wirkte. Er würde ſagen, daß einer ſeiner Beobachter niemals weit entfernt ſei, und würde zugreifen, wenn er ſein Eigentum beiſeite bringen wollte. Muſtafa Hilmi öffnete plötzlich die Augen, als er das Wort„Eigentum“ dachte. Ein heißer Blutſtrom fuhr ihm zum Herzen, daß er ſchwer atmete. Erſchreckt richtete er ſich hoch und begriff nicht, was mit ihm geſchehen ſei. Was war eben geweſen? Aber er hatte jetzt keine Zeit, über dieſe ſeltſame Regung nachzuſinnen, denn man fuhr ſoeben in den Hof eines großen alten Chans ein, und der Wagen hielt im Schatten des vorſpringenden Daches. An der Tür des uralten Gemäuers, welches ſchon vor Jahrhunderten ein Geſchäftshaus für Karawanenführer geweſen war, empfing den Paſcha mit unterwürfigen Ge⸗ bärden ein alter Mann, der ausſah wie ein Patriarch des Alten Teſtamentes. Seine Augen aber, die mit wacher Aufmerkſamleit von dem Beſucher zu deſſen Wagen ſchoſ⸗ ſen und alles prüfend betrachteten, was ſich in Sehweite befand, waren klug und ſcharf. Muſtafa Hilmi ging an dem alten Manne vorbei in das dümmerige Innere eines Raumes, der notdürftig als Büro eingerichtet war. Zwei wackelige Tiſche, ein Telephon und viele Kiſſen am Boden bildeten die Aus⸗ ſtattung, vermehrt durch einen ſehr altersſchwachen Schrank, der offen ſtand und Papiere in Unordnung ſehen ließ. Am Boden hockte ein Jüngling, der eifrig Notizen machte. Er ſchien den Beſucher nicht zu ſehen, jedenfalls ließ er ſich nicht weiter in ſeiner Beſchäftigung ſtören. Muſtafa Hilmi blieb ſtehen, drehte ſich um und ſagte zu dem Alten: „Ich habe eine Nachricht erhalten, daß mit dem Dampfer der Frachtlinie, deren Vertreter du biſt, für mich Ballen engliſcher Kleiderſtoffe gelommen ſind. Iſt dem ſo, Machmund?“ „Dem iſt ſo, Herr; hier iſt die Ankündigung; die Ballen müſſen morgen hier eintreffen, wohin ſollen ſie geſandt werden, Herr?“ „Sende ſie in mein Haus, das die Nummer 25 trägt. Gib mir die Liſte.“ Der ſchreibende Jüngling am Boden, von dem ſich bisher nur die Hand bewegte, reichte wie zufällig einen Zettel hinauf, und ſchrieb dann weiter. Der Alte nahm den Zettel und gab ihn dem Paſcha. Dieſer warf einen Blick auf den Zettel, griff in ſeine Taſche und gab dem Alten eine Note. Der Alte nahm ſie ſtumm, verneigte ſich tief und richtete ſich dann auf, mit ſeinen raſtloſen Augen dem Paſcha ins Geſicht ſehend. „Der Flieger 19 wartet ſeit einem Tage, Herr. Soll er ſich aus dieſen Ballen neue Tragflächen machen laſſen?“ „Abteilung drei hat dieſe Sachen. Wieviel Ballen?“ „Zwölf, Herr.“ Muſtafa Hilmi wandte ſich zum Gehen; an der Schwelle drehte er ſich nochmals um, blickte zu dem am h hockenden Jüngling hin und bemerkte wie neben⸗ ächlich: „Iſt deine Tätigkeit auch geſund, Sureyah?“ Der Jüngling gab zur Antwort, ohne aufzuſchauen: „Ein früher Tod iſt niemals geſund.“ Muſtafa Hilmi nickte; ein Lächeln zuckte kurz um ſei⸗ nen Mund, dann neigte er ſeinen Kopf, denn die Tür war für ſeine hohe Geſtalt zu niedrig. Ohne ſich umzuſehen, ſtieg er in ſeinen Wagen, der ſofort lautlos und weich davonfuhr. (Fortſetzung folgt) * eee At Kreuzwort⸗Rätſel. . 15 ä W aa gerecht: 1. Verzierung der burtsſtand, 3. Bezeichnung für etwas, männlicher Perſonenname(Kurzform), Singweife, 2. Ge⸗ 1. weiblicher oder 5. Zahl, 6. zum Hauptwort erhobenes lateiniſches Umſtandswort, 7. Ort in der Schweiz, 8. Börſenausdruck, 9. Göttin der Kunſt, 10. freier Platz, 11. griechiſche Göttin, 12. engliſcher Fluß, 14. mathematiſche Senkrecht: 1. römiſcher Redner, 8. Schilfmoraſt, 13. Bezeichnung.— Landſchaftsgarten, 15. bekanntes Kosmetikum, 16. weiblicher Perſonenname (Koſeform), 17. ſportliche Zeitbeſtimmung, 18. Sternbild, 19. Ort in Oberguinea, 20. Stadt und Fluß in Schweden, 21. anderes Wort für Lockung, 22. Stadt in Mexiko, 23. Stadt im Rheinland, 24. ſeltenes Metall, 25. Stadt im Orient, 26. altes italieniſches Fürſtengeſchlecht. Silben⸗Rätſel. ba das de di dikt do dyll e e el fen hac i ka la le li li lin na ne ni no o o o 0 op peln re rich ſe ſta the tiv us vi. Aus vorſtehenden 37 Silben ſind 3 Wörter mit fol⸗ gender Bedeutung zu bilden: 1. Geſtell, 2. Name eines Sonntags, 3. Muſikinſtrument, erzäh lendes Gedicht, 5. 4. italieniſche Inſel, 6. Heilmittel, 7 ſpartaniſcher König, 8. ad türkiſcher Titel, 9. türkiſche Stadt, 10. Königsname, 11. obrigkeitliche Verordnung, 2. muſikaliſche Form, 13. Stadt in Schleſien. Wurden die Wörter richtig gebildet, müſſen Anfangs⸗ und Endbuchſtaben, beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Zitat von Terenz ergeben. Einfügungs⸗Aufgabe. Es ſoll den Wörtern: Haſe Klee Ode Fatum Schecke Salbe Oker Erbe je ein Buchſtabe eingefügt werden, einerlei, an welcher Stelle, ſo daß neue Wörter entſtehen. Miteinander ver⸗ bunden ergeben die eingefügten Buchſtaben alsdann eine beliebte geſellſchaftliche Unterhaltung. 1 Magiſches Dreieck. 2 N 22 4 S S „„ Man ſtelle die in vorſtehendem Dreieck enthaltenen Buchſtaben derart um, daß die drei äußeren Reihen, wie die drei waagerechten Mittelreihen Wörter mit folgender Bedeutung ergeben: 1. Stadt in der Schweiz, 2. fran⸗ zöſiſcher Opernkomponiſt, 3. Kartenblatt 4. Wieſengrund, 5. Nebenfluß der Donau, 6. weißes Chorhemd. Scharade. Das eine iſt oft Ritter einer Dame, Das andere iſt oft Knappe einer Frau, a Das ganze aber iſt ein Heldenname, Gar wohlbekannt in jedem deutſchen Gau. Klingen hergestelſt nach Off 598672, 609166 ut gelaunt! Beſuchskarten⸗Rätſel. Lina Mode Erna Eberburg Roſa v. Alberti Was jede dieſer Damen gern trinkt, wird bald erhellen, Man braucht nur ihren Namen entſprechend umzuſtellen. Solides liebt die erſte, die zweite ſchätzt die Reben, Die dritte läßt der Gerſte ſo edlen Saft gern leben. Gegenſätze. 2. Land Geſchäftsmann, 3. Zahler Gold, Sie ſprach, 6. Stirb Brot, 7. Kalt Wein, 8. Spät Tag. Zu den vorſtehenden je 2 Wörtern ſind die Gegenſätze zu ſuchen. Ein jeder von dieſen muß ein zuſammengeſetztes Hauptwort ergeben. 1. Saß Komma, 4. Leer Kaffee, 5. — Auflöſungen aus letzter Nummer: Problem„Waldlau“: Man lieſt in jeder Buch⸗ ſtaben⸗Gruppe unten die Buchſtaben, wie ſie durch die Nummern der Läufer, von links nach rechts geſehen, be⸗ zeichnet werden. Das ergibt dann:„Ausdauer und Wil⸗ lenskraft dir den Siegespreis verſchafft.“ Magiſche Gleichun g: a: Karlos; b: Los; e: Toaſt; d: Aſt; e: Florenz: f: Lorenz; g: Fetiſch; h: Tiſch; i: Lotto; k: Otto; l: Feluke: m: Luke: n: Raute; o: Rate; p: Erbarmen; q: Barmen; x: Kartoffel⸗ feuer. Rätſel: Geſinde— Geſindel. Schach⸗Aufgabe: 1. Dh6—h8, Kd5 ea, 2. Tf 4, e5 A4, 3. Sad—c3 matt. a: 2...„ Keef oder ds, 3. DhS—hä oder gslas) matt. Sprichwort⸗Rätſel: Recht luſtig ſei vor allem, wer auf Reiſen gehen will. Magiſches Doppelquadrat: 1. Gras; 2. Roda; 3. Aden; 4. Sand; 4. durchlaufend bis 7. San⸗ dale; 5. bis 7. Ale; 5. Aias; 6. Lade; 7. Eſel. Buchſtaben⸗Rätſel: 1. ep— Epe, 2. gd— Gedeh, 3. hg— Hage, 4. ik— Ica, 5. le— Elze, 6. ok — Oka. Zuſammenſetz A uf gabe: Block Ade— Blockade, Kar Tuſche— Kartuſche, Miſſ Etat— Miſſetat, Schwein Furt— Schweinfurt, Star Oſt, Staroſt, Wachs Tube— Wachſtube. Bruchſtück⸗Aufgabe: Spa Eck Gnu Erz Lei Rom Elf Gau Aar Tag Tür Abt.— Segelregatta. Zweiſilbige Scharade: Luſtſpiel. Die Malerin. Ein Maler, der bei den Eltern der kleinen Lieſel zur Sommerfriſche weilte, ſaß im Hofe und malte. Die kleine Lieſel ſtand dabei und ſah ihm andächtig zu. Da fragte ſie der Maler:„Na, Lieſel, kaunſt du auch malen?“ Sie:„Ja, aber jetzt bloß Kaffee!“ * Unſchuldig. „Sie behaupten, eine perfekte Stenotypiſtin zu ſein und ſchreiben„phyſikaliſch“ mit einem„ „Ja, kann ich denn dafür, wenn das„v“ auf der Maſchine kaputt iſt?“ 4 Kindermund. Tante Käte kommt nie zu Beſuch, ohne für Klein⸗ Elſe einen Bonbon in ihrer Handtaſche zu haben, den ſie auf dem Korridor abzulegen pflegt. Heute ſagt ſie necken⸗ derweiſe zu Elschen:„Diesmal habe ich dir aber nichts mitgebracht!“ Da ſagt die Kleine ſchelmiſch:„Hab' mir's ja ſchon genimmt!“. Großmama fragt die kleine Jutta, wie es in der Schule gehe. Jutta iſt etwas kleinlaut:„Betragen 8 Rechnen und Schreihen 4 uſw.“— Großmama fragt:„In welchem Fach biſt du denn am beſten?“ Antwort:„Ach, Omi, Kopfſtehen kann keine ſo lange wie ich.“ * Unter Kritikern. „Nun, wie hat Ihnen das neue Stück gefallen?? „O, das hatte einen Bombenerfolg!“ „Nicht möglich!“ „Doch, ſchon nach dem zweiten Akt iſt das Publikum auseinandergeflogen.“ Erſatz. In Hinterwurzenbach iſt Kirmes geweſen. Es war ſehr fidel. Deshalb ſtehen einige Einwohner vor Gericht. „Es iſt doch merkwürdig“, grollt der Richter,„daß ihr euch alle Sonntage prügeln müßt!“ „Ja, Herr Richter, a Theater haben mer halt net!“ Raucher Werde Mitglied des N dure weer Heſt eure 1 Heimat- Uecgd deb 50 55 zeilung Kleinbild. Rene Schlitverschluß 11000— bolt HIER= ee Je dare Optik bis 1:1 Nanurt eben geſriebi. Vokubſitzonsehbeg lag-Ksolmenn]„isles mehr Frospekl gratis Zum Wochenende; und„Zum Zelertreib“ Nr. 37 erſcheinen als Veilage. D A 2. VI. 36: 461 218. Pl.⸗Nr. 8. Für die auf dieſer Seite erſcheine den Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Sintler, für Anzeigenteil Car! Görg. Verlag Sonntags⸗ Matt Deutſcher Probinla-Berleaer: iämtl. in Berlin S 68. Linbenftr. 104/168. „Wie der Wind über die Stoppeln ſtreicht.“ 9 8 ich habe uu Wirt(in der Sommerfriſche zu einem Fremden) „Kommen Sie vors Haus, Herr Müller, ein wunderbarer Regenbogen ſteht am Gaſt:„Koſtet's was?“ Zeichnung: Stange— M. In Gedanken. ch ganz vergeſſen, mich zu raſieren⸗ Vorſichtig. Himmel!“ Geſchäftliches— auße r Verantwortung der Schriftleitung. Laßt Zahlen ſprechen! Zahlen werden ſo oftmals als„tote“ Gebilde angeſprochen, obwohl ſie dieſen ſchlechten Ruf nicht einmal verdienen. Denn auch dem Laien vermögen ſie allerlei zu ſagen, wenn er nur erſt ihre„Sprache“ verſtehen lernt. In den Bilanzen und Gewinn⸗ und Verluſtrechnungen Unternehmungen ſpiege betreffenden Unternehm ſchaftszweiges und damit auch der geſamten Volkswirtſchaft. In beſonderem Maße k nungen der Verſicheru geben. Sie dienen in e aufgabe, zu allen Zeiten nehmern einen wirkſamen Schutz zu gewährleiſten. Einerſeits fließen durch die geleiſt * den Kaſſen der Verſiche zu— in der prwaten Verſicherung ſind es allein nahezu zweit Milliarden in jedem Jahre Auf der anderen Seite aber nehmen dieſe Kapitalien auf die zurück in die allgemeine Wirtſchaft Der neue Staat han lichen Aufgaben hinau geſtellt. Im vergangenen Jahr haben allein die privaten Ver⸗ ſicherungsgeſellſchaften Finanzbedarf zur Verfügung ſtellen können, und in dieſem Jahr werden es wieder ſo beſchaffung iſt aber da wegen“ unterſtützt word und Grundſchuldbrieſen anſpornte oder ob es ſich um eine unmittelbare Kreditgewährung insbeſondere auf dem Wege der Vorauszahlung auf Policen handelt. Stellt doch jede Verſicherungspolice ein Sparguthaben dar, deren Beleihung 8. keit der Ausdehnung ihrer Betriebe bietet Die Zahlenkolonnen in den Leiſtungsabrechnungen der privaten Verſicherungsge don der großen Sicherheit, die ſie jedem Verſicherungsnehmer bieten, ſondern berichten Aufbauwert unſeres Volkes. der wirtſchaftlichen und induſtriellen in ſich Wohl und Wehe nicht nur des ens, ſondern meiſt eines ganzen Wirt⸗ önnen uns hierbei die Leiſtungsabrech⸗ ugsgeſellſchaften wertvollen Aufſchluß rſter Linie der Erfüllung ihrer Haupt⸗ mund in jeder Höhe den Verſicherungs⸗ eten Prämienzahlungen die Kapitalien rungsgeſellſchaften in großen Strömen verſchiedenſte Weiſe ihren Weg wieder * auch die Verſicherung über ihre eigent⸗ uin den Dienſt der Volkswirtſchaft rund 400 Millionen dem öffentlichen viele Millionen ſein. Die Arbeits⸗ rüber hinaus auch vielfach auf„Um⸗ en, ob nun der Erwerb von Hypotheken mittelbar die allgemeine Bautätigkeit B. den Gewerbetreibenden die Möglich⸗ ſellſchaften geben alſo nicht nur ein Bild auch über die aktive Mitarbeit an dem lhre Haut ist Ohe als Sie glauben Do Natur gab jeder Frau und zarte Haut einen lieblichen und anziehenden Teint mit in die Wiege. Viele Frauen aber haben dieses Erbte jahrelang vernachlassigt, Diesem Naturge- schenk wieder seine Zartheit u 7 liche Frische zurückzugew innen, ermög- Slack licht Ihnen die Paſnolus: Schönheitspflege. 32 Die mit Oliren- und Palmenòlen hergestellte FPalfnolſne- Jeiſe reinigt die Haut gründlich and laßt die Poren frei atmen. Die Haut wird wieder glatt und geschmeidig, und der Teint erhalt schon nach kurzer Zeit sein ſugendlich-strahlendes Ausschen zurück. Die Zwei- Minuten: Schönheitspflege Maggieren Sie taglich morgens und abend nei Minuten lang dem ſnilden H ebam init dem Finger- Spitgen ganſt in die Haut und cpülen ihn danach era init warmem, dann mit kaltem IH age ab. eine reine il det Natur nd jugend r e E