1 N . erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 3. Ang.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47218. Poftſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. N Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkilndhlatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen, Deuck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VIII. 36 1105 36. Jahrgang Montag, den 14. September 1936 Nr. 215 Der Tag der SA, SS und des NS KK. Appell vor Adolf Hitler Nürnberg, 13. September. Leuchtende Herbſtſonne lag über dem fränkiſchen Land, als mit den Morgenzügen viele Tauſende aus der näheren und weiteren umgebung Nürnbergs zur Jeſtſtadt fuhren, um dort den Ehrentag der Formationen der nationalſoziali⸗ ſtiſchen Bewegung mitzuerleben. Die Luifpold⸗Arena, die Stätte des großen Appells, bot in dieſer Stunde ein unver⸗ geßliches Bild. Zu beiden Seiten der„Skraße des Führers“ waren in 36 kiefen Säulen 75 000 SA. Männer, 20 000 SS-Männer, 10 500 RSS- Männer, 2600 Flieger ange⸗ kreten. Auf der Ehrentribüne erwarteten das Führerkorps der Bewegung, die Vertreter der Reichs⸗ und Staatsbehör⸗ den, das Diplomatiſche Korps, die Ehrengäſte des Führers, die hohe Generalität und Admiralität mit den Hundert⸗ tauſenden die Ankunft des Führers und Reichskanzlers, deſſen Nahen das Brauſen der Heilrufe ankündigte. Fan⸗ faren ſchmetterten und toſender Jubel überflutete das Feld, als Adolf Hitler, geleitet von Stabschef Lutze, Reichsführer SS Himmler, Korpsführer Hühnlein und Reichsluftſport⸗ führer Oberſt Mahnke auf der Ehrentribüne ſichtbar wurde. Nach erfolgter Meldung der angetretenen Formationen grüßte der Führer, der das Braunhemd des SA⸗Mannes trug, ſeine Sturmabteilungen.„Heil, meine Männer!“ und „Heil, mein Führer!“ donnerte ihm die Antwort entgegen. Totenehrung am Ehrenmal Kommandoworte ertönten. Unter gedämpftem Trom⸗ melwirbel ſammelten ſich die Standarten auf der„Straße des Führers“ zur Totenehrung und nehmen an beiden Sei⸗ ten des Ehrenmals Aufſtellung. Die getragenen Klänge des Marſches„Deutſchland trauert“ erfüllten das Feld. Der Oberſte SA⸗Führer ſchreitet, gefolgt vom Stabschef Lutze und Reichsführer Himmler an ſeinen Sturmkolonnen vor⸗ bei durch die„Straße des Führers“ Die Menge erhob ſich von den Plätzen und entblößte die Häupter. Der Führer trat allein vor die Gedenkſtätte und hob den Arm zum Gruß der Toten der Bewegung. Standarten und Fahnen ſenkten ſich, und in atemloſer Stille klang leiſe das alte Soldatenlied vom guten Kameraden auf. Als der Führer zur Ehrentribüne zurückſchritt, folgte ihm die Blutfahne, ge⸗ tragen vom SS⸗Standartenführer Grimminger, um hinter dem Führer auf der weit vorgebauten Kanzel Aufſtellung zu nehmen. Der Spielmanns⸗ und Muſikzug 11 der SS⸗ Wachſtandarte fuhrte die Standarten und Sturmfahnen in 24er⸗Reihen über die granitne Straße zur Haupttribüne, wo die Standarten hinter den neuen Feldzeichen aufmar⸗ ſchierten. Der Führer an ſeine Garde In die„Straße des Führers“ marſchierten auf das Kom⸗ mando des Reichsführers SS in L4er⸗Reihen die Kolonnen der SS⸗Verfügungstruppen, der SS⸗Totenkopfverbände und der SS⸗Führerſchule ein. Die Sturmabteilungen, die Garde Adolf Hitlers, waren ein einziger geſchloſſener Block. Nach der Beendigung des Aufmarſches nahm Adolf Hitler das Wort. Er ſprach vom Werden der Bewegung, erinnerte daran, was er vorſvier Jahren verſprochen gabe und fragt die hunderttauſende Männer:„Habe ich mein Verſprechen e oder nicht?“ Und brauſende Rufe der Zuſtimmung, ie ſich immer wiederholken, gaben ihm die Ankwort darauf. Er ſprach von dem Wunder, das ſich in den vier Jahren in Deutſchland vollzog, nicht nur dem Wunder der wirk⸗ . Auferſtehung, ſondern vor allem von dem Wun⸗ er Volkwerdung der deukſchen Nation. Und abermals hallte das weite Feld von minukenlangem Jubel, als der Führer feſtſtellt:„Das iſt das Wunder un ſerer Zeit, daß Ihr mich gefunden habt unter ſo vielen Mil⸗ lionen Und daß ich Euch gefunden habe, das iſt Deutſch lands Glück!“ Der Führer ſprach dann von dem alten Wider ⸗ ſacher, den die nationalſozialiſtiſche Bewegung ſo oft zu Paaren gekrieben und niedergezwungen habe und der jetzt abermals drohend die Fauſt auch gegen das nationalſoziali⸗ ſtiſche Deutſchland recke:„Man ſoll ſich nicht käuſchen! Wir ſind bereit zu ſeder Stunde!“ Und wieder zeigte der brauſende Beifall, daß der Füh⸗ rer und ſeine Garde ſich verſtehen, ſo wie ſie ſich verſtanden in den langen Jahren des Kampfes und daß ſie auch heute 1 1 8 untrennbaren und unlösbaren Einheit verwachſen ind. Zum Schluß ſprach der Führer von dem großen Glück, Führer dieſer Bewegung und Führer dieſes Volkes ſein zu dürfen. Und als er den alten Schwur der Kameradſchaft, des Bekenntniſſes zu Bewegung und Volk in dem Rufe zu⸗ ſammenfaßte„Deutſchland Sieg⸗Heil!“— da ging der Ju⸗ bel der Hunderttauſende über in den feierlichen Klang des Deutſchlandliedes. Die Weihe der Standarten Auf das Kommando„Still geſtanden!“ erſtarrten die turmmänner zu einem ehernen Block. Das Horſt⸗Weſſel⸗Lied erklang. Adolf Hitler wandte ſich mit dem Chef des Sta⸗ bes, dem Reichsführer SS. und Korpsführer des NS. den neuen Standarten und Sturmfahnen zu, die jetzt durch die Berührung mit der Blutfahne den Augenblick ihrer — höchſten Ehre, die Weihe durch den Führer, erhielten. 69 Schüſſe begleiteten aus den ehernen Schlünden der Salutbat⸗ terien die ſymboliſche Handlung, während der ſich die Hun⸗ derttaufende in ehrfürchtigem Schweigen von ihren Plätzen erhoben hatten. Die Worte des Stabschefs Der Stabschef der SA., Lutze, trat neben Adolf Hitler auf die Kanzel und richtete an ihn eine Anſprache, in der er im weſentlichen ausführte: „Mein Führer! Vor einigen Wochen fährte ſich der Tag, wo Sie vor 15 Jahren die erſte Abteilung gründeten, die heute, allerdings in etwas anderer Form, hier vor Ihnen ſteht. Damals haben Sie die Gründung wohl als nebenſächlich betrachtet. und doch wurde dieſer Tag für die Entwicklung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung ein aus⸗ ſchlaggebender Faktor. Denn die dynamiſche Kraft der jun⸗ gen Bewegung äußerte ſich bei den Wenigen von damals ſo wie bei den Maſſen, die heute vor Ihnen angetreten ſind. Das dürfen wir bei dieſem Reichsparteitag der Ehre heute noch einmal feſtſtellen: Dieſe Männer, die da vor Ihnen ſtehen, mein Führer, und die Männer, die im ganzen Deutſch⸗ land marſchieren, Männer aus allen Berufen und Schich⸗ ten, Männer jeden Alters und aus allen Gauen Deutſchlands — ſie ſind hier aufmarſchiert, nicht gezwungen durch irgend⸗ eine Macht oder durch irgend einen Druck, nein, aus ureigen⸗ ſter Freiwilligkeit, aus reinſtem Idealismus, aus reinſter Uneigennützigkeit! Auch das darf noch einmal geſagt werden: Dieſe Män⸗ nner werden nicht, wie man uns andichtet, bezahlt von irgend einer Stelle. Nein, im Gegenteil, ſie opfern ihre freie Zeit, ihre Abende, ihre Sonntage, ihr Familienleben. Mein Führer, ſo ſteyen wir, die Männer, vor Ihnen, ſtehen vor Ihnen die Standarten, die Sie eben geweiht und übergeben haben. Sie ſind bereit zu allem! Befehlen Sie, mein Führer! Wir werden marſchieren!“ Der Stabschef wandte ſich dann den angetretenen For⸗ mationen zu:„Meine Kameraden! Es kommt gleich die Stunde, die Ihr ſo ſehnlichſt erwartet, in der Ihr Auge in Auge am Führer vorbeimarſchiert. Zeigt ihm mit Eurem Blick, was Ihr im Herzen tragt! Aber tragt auch das, was Ihr in den Augen des Führers ſeht, in das Herz des letzten Deutſchen, damit das ganze deutſche Volk ſo gläubig und ſo ſtark allem entgegengeht, was an uns herantritt, alles über⸗ windet, was ſich uns in den Weg ſtellt, damit wir unter un⸗ ſerem Führer mit einem Glauben, unter einer Flagge hin⸗ einmarſchieren können in die ewige deutſche Zukunft! Anſer Führer Adolf Hitler Siegheil!“ Der Führer dankte dem Stabschef. Endloſe Heilrufe wogten aus den Kolonnen, von den Tribünen und ſelbſt von den fernen Straßen zum Platz des Führers empor. Dietrich Eckarts Kampflied„Deutſchland erwache!“ beſchloß den gro⸗ ßen Appell. Der Marſch durch Nürnberg Bald nachdem Adolf Hitler unter einem unbeſchreiblichem Jubelſturm die Luitpoldarena verlaſſen hatte, zogen auch ſeine treuen Kämpfer wieder aus dem rieſigen Geviert. Die Blöcke formierten ſich zu gewaltigen Marſchſäulen und bald hallten die Straßen wider vom dröhnenden Gleichſchritt, klingendem Spiel und frohem Marſchgeſang. Von der Arena ging der Marſch der SA. nun zum Hauptbahnhof. Dann bogen die Kolonnen in die breite Straße am Frauentor⸗ graben ein. Am Deutſchen Hof vorbei führte der Marſch⸗ weg im ſpitzen Winkel zurück in die Altſtadt mit ihren maleriſchen alten Giebelhäuſern und ihrem herrlichen Schmuck. Ein Zeuge deutſcher Pracht und Herrlichkeit in Vergangen⸗ heit und Gegenwart war an dieſem Tage wieder der Adolf⸗Hitler⸗Platz. Hier wurden im Jahre 1424 die Inſignien des Hei⸗ ligen Römiſchen Reiches deutſcher Nation der Reichsſtadt zur Verwahrung übergeben, und genau ſo wie damals iſt auch heute wieder der Schmuck dieſes einzig ſchönen Platzes. Ueber dem Portal der Frauenkirche ſind— ſo wie vor Jahrhunderten— der weinrote Baldachin zwiſchen den Stan⸗ darten Konrad II. und der prachtvolle Teppich mit dem Bild der Madonna angebracht. Die alten Patrizierhäuſer, das Eiſenbachhaus mit ſeinem himmelragendem Giebel, das breitgelagerte Georg⸗Joſeph⸗Maier⸗Haus, das wie eine Ba⸗ ſtion an der Nordſeite des Platzes liegt und hinter dem der Chor der Sebaldus⸗Kirche hervorſchaut, und alle anderen Denkmäler deutſcher Bürgerkraft mit ihren kunſtvollen Gie⸗ beln und Erkern, tragen den feſtlichen und künſtleriſch wun⸗ dervoll abgeſtimmten Fenſterſchmuck, der eine Beſonderheit in der Stadt der Parteitage iſt. Der Vorbeimarſch vor dem Führer Als Adolf Hitler dann über den weiten Platz ſchritt, dankte er immer wieder hinauf zu den Tribünen für die end⸗ loſen Heilrufe. Er begrüßte die Ehrengäſte und beſtieg dann ſeinen Wagen. Ueber die Brücke her rückte die Spitze des gewaltigen Zuges der braunen und ſchwarzen Kolonnen her⸗ an. Stabschef Lutze erſtattete die Meldung. And nun be⸗ gann der ſtundenlang währende Marſch der Kampfgefährten Adolf Hitlers. In Zwölferreihen rückten die Blocks au. Mit ausgeſtrecktem Arm grüßten die Männer in den Braun⸗ hemden ihren Führer, der mit ſtrahlendem Geſicht wieder⸗ grüßte. Der Stab und ein Marſchblock der Oberſten SA.⸗ Führung, die hinter der Blutfahne ſchritten, bildeten die Spitze der Formationen. Ihr folgten die Kolonnen des Hilfs⸗ werkes Nordweſt, von Luft und Sonne braungebrannte D eee eee———— Männer. Hinter Gruppenführer von Obernitz marſchierten die erſten der großen Standarten⸗ und Fahnengruppen. Dann zog Gruppe um Gruppe am Führer vorbei. An der Spitze jeder Gruppe marſchierte hinter dem Gruppenmuſik⸗ und Spielmannszug der Führer der Gruppe, der Adolf Hitler Meldung erſtattete und dann vor dem Wagen des Führers, wo auch der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, Stabschef Lutze und die erſten Führer der SA., Hermann Göring und Hauptmann Pfeffer, Aufſtellung ge⸗ nommen hatten, den Vorbeimarſch ſeiner Gruppe mit ab⸗ nahm. So kamen die Franken daher, nach ihnen die Grup⸗ pen Oſtmark und Südweſt, die Gruppe Hanſa, in der man ebenſo wie in den ſpäter marſchierenden Gruppen aus den Nordprovinzen des Reiches viele Marine⸗S A. marſchieren ſah. Dann kamen die Männer der Bayeriſchen Oſtmark. Als die nächſten Gruppen, die Berliner und Bran⸗ denburger kamen, brauſte beſonderer Jubel auf, Generaloberſt Göring war dieſer Gruppe entgegengegangen, um in ſeiner Eigenſchaft als SA.⸗Obergruppenführer mit ſeiner Berliner SA., die Obergruppenführer von Jagow führte, vor Adolf Hitler vorbeizumarſchieren. Nach den Männern der Nord⸗ mark und den Sachſen folgten die Gruppenblocks der Stan⸗ darten vom Niederrhein, aus Schleſien und Thüringen. Die Rheinländer aus der von den Sklavenkekten von Verſailles befreiten Weſt⸗ mark ſchritten in beſonders großer Zahl heran. Rheiniſche Weiſen erklangen aus der Marſchmuſik, die ſie am Führer vorbeileitete, während die Herkunft der folgenden Gruppe ſchon von weitem die Weiſe vom Jäger aus Kurpfalz ver⸗ kündete. Bei den nach den Kurpfälzern marſchierenden Weſt⸗ falen ſah man, wie ſchon vorher bei den Rheinländern und dann bei den Bayern und Weſerländern ſtarke Abteilungen Marine⸗SA. Dann änderte ſich das Bild. In ihren kurz⸗ ledernen Hoſen und mit weißen Waden⸗Stutzen zogen die Bayern der Gruppe Hochland vorbei. Die Rufe, die ihnen durch die Zuſchauer zuteil wurden, waren beſonders lebhaft. Als letzte Gruppe mar⸗ ſchierte die Gruppe Heſſen und die Gruppe Mitte. Den Schluß der gewaltigen Kolonnen der SA. machte die SA.⸗Wachſtandarte. Der nun folgende Vorbeimarſch des Nationalſozialiſtiſchen Kraftfahrkorps wurde eröffnet durch eine Motorſportſchar der Hitler⸗Jugend auf Leichtmotorrädern, der eine Abteilung NSKK. auf Bei⸗ wagenmaſchinen folgte. Hinter einem ſchneidigen Muſik⸗ und Horniſtenzug marſchierte Korpsführer Hühnlein im Sturz⸗ helm mit ſeinem Stabe am Führer vorbei und nahm dann vor dem Wagen Hitlers Aufſtellung. Die Motorgruppen des NS zogen in der gleichen Marſchaufſtellung am Führer vorbei wie vorher die Grup⸗ pen der SA. Die blitzblanken ſchwarzen Lederhelme glänz⸗ ten in der Sonne, als die NSKK⸗Männer in ſchnurgerade ausgerichteten Reihen am Führer vorbeimarſchierten. Reichsluftſportführer Mahnke meldete dann dem Führer 2600 Flieger, die in ihren blau⸗ grauen Uniformen einen ausgezeichneten Eindruck machten und lebhaft begrüßt wurden. Dann führte Reichsführer SS Himmler die Männer des Schwarzen Korps, die Vertreter der 200 000 Mann, die in der verſchworenen Gemeinſchaft der Schutzſtaffel vereinigt ſind. Hinter dem Keichsführer 88 marſchierten die Stäbe der drei Hauptämter der Reichsfüh⸗ rung SS, denen die beiden Hauptämter der deutſchen Po⸗ lizei unter Gruppenführer Heydrich und General Daluege folgten. Der Chef der deutſchen Ordnungspolizei, General Daluege, zog an der Spitze der alten Garde der deutſchen Polizei am Führer vorbei. Dieſe Gruppe zeigte bei dieſer Gelegenheit zum erſten Male die neue Paradeuniform der Polizei. In ihrem weißen Lederzeug auf der hellgrünen Uniform und mit dem Roßſchweif am Tſchako machten die alten Kämpfer der Bewegung aus den Reihen der deutſchen Po⸗ lizei einen ſchneidigen Eindruck. Darnach folgten die Formationen der SS, Block um Block. Das Bild der marſchierenden Schwarzen Korps wurde noch eindrucksvoller, als die„Totenkspfverbände“ der SS vorbeimarſchierten. Hier ſah man die Verfügungstruppe der Sc und der Standarte„Deutſchland“ und dann als Abſchluß des gewaltigen Aufmarſches, in muſterhafter militäriſcher Haltung, die die Zuſchauer in helle Begeiſterung verſetzte, die„Leibſtandarte Adolf Hitler“. Als die Weiſen der Marſch⸗ muſik verklungen und die Schritte der Leibſtandarte ver⸗ 55 waren, umbrandet ein Sturm der Begeiſterung den ührer. Ausklang eines großen Tages Nur wenigen von den Hunderttauſenden, die zum Ehren⸗ tage der Männer der nationalſozialiſtiſchen Kampfbewegung in die Stadt der Parteitage gekommen waren, war es ver⸗ gönnt, den Höhepunkt des Vorbeimarſches auf dem Adolf⸗ Hitler⸗Platz ſelbſt mitzuerleben. Hier gab es auf den hohen Tribünen, in den Fenſtern, auf den Balkonen, in den Erkern der alten ſchönen Bürgerhäuſer tief in die Zugangs⸗ ſtraßen hinein ſchon Stunden vor dem Eckchen und keinen Winkel, in die ſich gen können. Vorbeimarſch kein toch hätte jemand zwän⸗ In der Innenſtadt war es um nichts beſſer, auch hier hatten ſich die Partei⸗ kagsbeſucher ſchon am frühen Morgen mit dem üblichen Rüſt⸗ zeug— dem Klappſtuhl, dem Fernglas, dem Sehſpiegel, dem Fotoapparat und dem erforderlichen Proviant— eingefun⸗ den. In ihrer Begeiſterung ließen ſich die Hunderttausende am Marſchwege von niemandem übertreffen. Als nach mehr als viereinhalb Stunden die letzten Sturmbataillone des Schwarzen Korps im Stahlhelm und weißem Lederzeug wie an einer Schnur ausgerichtet vorüberzogen, da umbrauſte ſie Jubel ohne Ende. Nichts wäre aber verfehlter, als anzunehmen, daß die Maſſen nun heimgekehrt wären. So⸗ weit ſie in den Straßen ſtanden, die der Führer nehmen würde, wichen ſie nicht um einen Zoll. Die aus den anderen Straßen und Stadtteilen aber verſuchten zum Quartier des Führers, oder doch zu der Straße des Triumphes zu kom⸗ men. Und wenn ihnen dieſes nicht mehr gelang, ſammelten ſie ſich vor dem Gäſtehaus um die dort wohnenden Mitarbeiter des Führers zu Mitt⸗ lern ihrer Empfindungen zu machen.— Inzwiſchen zogen, blumengeſchmückt, mit den alten Kampfliedern auf den Lip⸗ pen, die erſten Kolonnen wieder zu Bahnhöfen. Noch ein⸗ mal grüßten ſie ihre Parteigenoſſen, die mit ihnen das Erleb⸗ nis dieſer Tage gemeinſam hatten, aus denen ſie neuen Glau⸗ ben und neuen Eifer mit in ihre Heimat nahmen. Der Führer an die Formationen Adolf Hitlers Anſprache en Appell der SA, Ss und des SKkt. In ſeiner Anſprache führte der Führer bei dem Appell der SA, SS und des NS im einzelnen u. a aus: „Männer der nationalſozialiſtiſchen Bewegung! Zum achten Male treffen wir uns hier in Nürnberg auf dieſem Jeld. Zum vierten Male ſeit der Uebernahme der Macht, um die wir 14 Jahre lang gerungen haklen und die uns zufiel nicht als ein Geſchenk des Glücks, ſondern weil wir dieſe Macht dank unſeres Kampfes, dank unſerer Diſziplin und Ordnung verdient hakken. Wer wäre berechtigter ge⸗ weſen, in Deutſchland nach dieſer Macht zu greifen als wir, und wem wäre ſie mit mehr Recht zugefallen als uns? Wer hätte ſie in würdigere Hände genommen als die national⸗ ſozialiſtiſche Bewegung? Aber ich kann auch hinzufügen: Wer würde ſie feſter halten als wir?(Stürmiſche Heilrufe). Wenn wir heute zurückblicken, dann ſind nun faſt vier Jahre vergangen ſeit jenem Abend, da in Berlin die Zehn⸗ tauſende, Hunderttauſende durch die Wilhelmſtraße zogen, jubelnd und begeiſtert, weil ihre Bewegung nun endlich nach einem Ringen ſondergleichen die Macht im Staate er⸗ halten hatte. Meine Kameraden! Ich habe nun zwei Fragen: Ich habe damals der Nation ein Programm vorgelegt, und ihr ein Berſprechen gegeben Habe ich es gehalten oder nicht? (Brauſende Rufe der Zuſtimmung). Und zweitens: Konnfen ſterbliche Menſchen überhaupt mehr leiſten, als wir geleiſtet haben?(Wiederum koſender Beifall). Jal Ein Wunder hat ſich ſeitdem in Deutſchland voll⸗ zogen! Nicht nur das Wunder der wirkſchafklichen Auferſtehung, die Inbetriebſetzung neuer Fabriken und Werkſtätten, das Wunder unſe großen Bauten, das Wunder unſerer Straßen, Nein Das Wunder der Wiedererhebung eines ſo tief gedemütigten, geſchlagenen und getretenen Volkes, das Wunder der Wiederaufrüſtung eines ſo verzagten und an ſich ſelbſt verzweifelnden Volkes!(Brauſende Heilrufe der Hunderttauſende). Heute ſteht Deulſchland wieder ausgerichtet auf der rech ken Bahn. Wenn ich dieſes Wunder überblicke, dann beuge ich mich vor der Gnade des Herrn, der dieſen Kampf ſeg⸗ nete, und danke Euch, meine Kameraden, die Ihr mir mei⸗ nen Kampf ermöglicht habt. Was wäre ein einzelner Menſch auf dieſer Welt? Daß einer in Deutſchland aufſtand, der an Deutſchland nicht ver⸗ zweifelte, iſt nicht ſo bemerkenswert, als daß ſich Millionen zu ihm gefunden haben, zu dem Unbekannten und mit ihm den gleichen Weg gingen. Das iſt das Wunder unſerer Zeit, daß Ihr mich gefunden habt(Brauſende Heilrufe). Daß Ihr mich gefunden habt unter ſo vielen Millionen! Und daß ich Euch gefunden habe, das iſt Deutſchlands Glück!(Begeiſter⸗ ter Jubel). Mit ſtolzen und glücklichen Augen ſehe ich auf Euch. Vier Jahre ſind nun ſeit unſerem Sieg vergangen, allein Ihr ſeid geblieben, was Ihr immer wart: Meine alte Garde der nakionalſozialiſtiſchen Revoluklon! (Minutenlange Heilrufe). Und ſo iſt denn auch durch Euch dieſes neue Reich aufgebaut worden in feiner ganzen ſtolzen inneren Sicherheit. Und ich wollte, daß alle, die Zweifel hegen an der Stabilität unſerer Staatsführung und unſerer Staatsorganiſation, einen Blick hierher werfen könnten. Noch nicht 5. v. H. meiner Garde der Revolution ſtehen hier, und ſo, wie Ihr heute hier ſteht, könnten an 20 Orten in Deutſchland genau ſo die Maſſen aufmarſchieren. Wer will jemals gegen dieſen Block der nalionalen Selbſtbehauptung, Disziplin. Ordnung, Zuverſichk und Gläu⸗ bigkeit ankämpfen?(Begeiſterte Heilrufe). Ich weiß es, ich habe kein vergeblich Werk gebauf. Ich will an dieſer Stelle ungeſichts von Euch. meinen allen und jungen Streitern, es ausſprechen: Man ſoll ſich in uns nicht käuſchen!(Lang⸗ anhaltende begeiſterte Heilrufe). Wir ſind bereit zu jeder Skunde!(Erneute koſende Beifallskundgebungen). Die Welt kann es wiſſen. daß wir alle, die hier tagaus tagein, Woche für Woche. Monat um Monat, der Aufgabe der Wiederaufrichtung unſeres Volkes ſeiner Wirtſchaft und ſeiner Kultur dienen, nur einen Wunſch beſitzen: Den Frie⸗ den bewahren(spontaner, ſich immer wiederholender Bei⸗ fall), ſo wie wir auch im Innern uns den Frieden ſicherten. Allein, ſie ſoll auch wiſſen, daß wir nur einen Entſchluß haben: Anker keinen Amſtänden jemals Deutſchland dem Bol⸗ ſchewismus auszuliefern, deſſen Wirkung wir kennen und den wir zu Boden gezwun⸗ gen haben!(Begeiſterte Heilrufe). Es finden in dieſen Wo⸗ chen und Monaten überall Kundgebungen ſtatt. Wir leſen es, wie in anderen Ländern verhetzte 0 aufgerufen werden zu Proteſtkundgebungen gegen den Faſchismus, ge⸗ en den Nationalſozſalismus, zu Kund ebungen für den e zu Kund ebungen für Waffenlieferungen, zu Kündgebungen für Geldſammlungen, ſa, zu Kundgebun⸗ gen für die Lieferung von Menſchen. b Ich hade noch zu reiner Kunogevung Gufgerufen, aber wenn ich einmal dazu aufrufe, dann wird Deutſchland eine einzige Kundgebung ſein, dann werden nicht 10 oder 20 oder 30 000 diſziplinloſe Menſchen demonſtrieren, ſondern Millionen und aber Millionen werden dann entflammt ſein gegen den alten Widerſacher und Erbfeind der Menſchheit! Ich glaube, ich kann vor Euch, die Ihr ſo viele alte Frontkämpfer ſeid, es mit mehr Recht als vor irgendeinem anderen Forum ausſprechen: Wir wollen nur den Frieden, denn wir haben den Krieg kennengelernt! Wir wollen nicht, daß das Ergebnis unſerer Arbeit und unſeres Fleißes, der Tüchtigkeit und Tätigkeit von Millionen deutſcher Menſchen von gewiſſenloſen internationalen bolſchewiſtiſchen Juden vernichtet wird. Was wir zu beſſern haben, das wiſſen wir ſelbſt. Dazu brauchen wir keine Paläſtinenſer, und was Menſchen beſſern können, das werden wir beſſern! Es ſind zwei Welten: Wenn Sie heute in ein anderes Land gehen mit ſeiner grauenhaften Verwüſtung, Brand und Mord, Schutt und Trümmer, und wenn Sie dann auf unſer lachendes und glückliches und ſchönes Deutſchland ſchauen: Wie iſt bei uns wieder alles ordentlich und ſauber geworden! Wie iſt unſer Volk nun wieder ausgerichtet, ge⸗ rade, mächtig und ſtark! Wir ſind wieder bereit, alle gemeinſam zu arbeiten und zu wirken für die 5 unſeres Volkes. Glaubt es mir: Es iſt für mich ekwas Wunderbares, in dieſer Zeit zu leben. Euer Führer und des Deutſchen Aeiches Kanzler ſein zu können!(Langanhaltende jubelnde Juſtimmung). Und ſo erneuern wir auch dieſes Jahr wieder unſeren alten Schwur der gegenſeitigen Treue, der Kameradſchaft, das alte gemein ⸗ ſame Bekennknis zu unſerer herrlichen Bewegung und da⸗ mit zu unſerem ewigen deulſchen Volk! Deutſchland, Sieg⸗ Heil!“ f— 322. ˙ AAA Verkehrserziehung durch NS Vereinbarung zwiſchen dem Chef der deutſchen Polizei und dem Korpsführer. NS. Nürnberg, 14. September. D Nationalſozialiſtiſche Parteikorreſpondenz meldet: Die außerordentlich hohe Zahl der Verkehrsunfälle, die auf Diſzi⸗ plinloſigkeit, Gleichgültigkeit und Unachtſamkeit der Ver⸗ kehrsteilnehmer beruhen, haben den Reichsführer SS. und Chef der deutſchen Polizei im Reichsminiſterjum des Innern veranlaßt, nunmehr durchgreifende Maßnahmen auf de Gebiete der Verkehrserziehung in die Wege zu leiten. Die ſehr guten Erfahrungen, die mit dem Einſatz des NS KK. während der Olympischen Spiele in Berlin, Kiel und auf den Zufahrtsſtraßen zur Olympia geſammelt worden ſind, haben gezeigt, daß in der motoriſierten Gliederung der Be⸗ wegung, dem NSAK., geſchulte und zuverläſſige Kräfte zur Verfügung ſtehen, die im Intereſſe des Volksganzen eingeſetzt werden können. Der Korpsführer des NS. iſt vom Chef der deulſchen Polizei, Reichsführer SS. Himmler, gebeten worden, aus den Führern und Männern des Korps einen NSgK.⸗Verkehrserziehungsdienſt aufzuſtellen. Der NSbtc.⸗Verkehrserziehungsdienſt hat die verantwor⸗ kungsvolle, aber dankbare Aufgabe, die deutſchen Volksgenoſ⸗ ſen, die ſich und andere durch leichtſinniges und verantwor⸗ kungsloſes Fahren gefährden, zu erziehen. Der Chef der deutſchen Polizei im Reichsminiſterium des Innern hat ferner angekündigt, daß ſich aus dieſem Neg. Verkehrserziehungsdienſt und neben ihm im Laufe der nächſten Monake auch noch ein motoriſierter Hilfspolizei⸗ dienſt mit verkehrspolizeilichen Aufgaben entwickeln ſoll, der in Zuſammenarbei mit der motoriſierten Verkehrspoltzei auf den deutſchen Straßen eingeſetzt werden ſoll. Das NS. übernimmt damit eine neue Aufgabe, der es ſich mit gewohnter Tatkraft widmen wird. Durchgreifende Hilfe Sonderhilfe für langfriſtige Kurzarbeiter in der Textil⸗ induſtrie. Durch die Verordnung über Kurzarbeiterunterſtützung vom 5. September 1936 ſind bereits erhebliche Verbeſſe⸗ rungen in der Kurzarbeiterunterſtützung eingetreten. Ins⸗ beſondere wird in der verſtärkten Kurzarbeiterunterſtützung der Kurzlohn nicht wie bisher bis auf 72, ſondern bis auf 80 Stunden in der Doppelwoche aufgefüllt. Dieſe Ver⸗ beſſerung kommt in erſter Linie den Arbeitern der Textil⸗ induſtrie zugute. Eine eben erlaſſene Berordnung des Reichsarbeits⸗ miniſters über eine Sonderhilfe für langfriſtige Kurz⸗ arbeiter in der Textilinduſtrie vom 12. September 1936 geht über dieſe Leiſtungen der verſtärkten Kurzarbeiter⸗ unterſtützung noch hinaus. Der Anlaß für dieſe Neu⸗ regelung war insbeſondere, daß in der Textilinduſtrie die lange Dauer der Kurzarbeit nicht ohne Auswirkung auf den Lebensſtandard der Textilarbeiter bleiben konnte. Die Reichsregierung ſchafft durch die neue Verord⸗ nung eine durchgreifende Hilfe. Für Kurzarbeiter von Textilbetrieben, in denen bereits ein Jahr lang verſtärkte Kurzarbeiterunterſtützung gewährt worden iſt, wird der Kurzlohn je nach ihrem Familienſtand bis zu 90 Stunden in der Doppelwoche aufgefüllt. Dadurch wird auch dem langfriſtigen Kurzarbeiter der Textilinduſtrie ein hin⸗ reichendes Einkommen gewährleiſtet. Chronik des Tages General a. D. Franke feierlich beſtattet. Der letzte Kom⸗ mandeur der früheren Schutztruppe für Deutſch⸗Südweſt⸗ afrika, General a. D. Victor Franke, Ritter des Ordens pour le mérite, wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof zur letzten Ruhe beſtattet. Eine Fülle von Kränzen war am Sarge niedergelegt worden, darunter vom Auswärtigen Amt, vom Reichsſtatthalter und Senat der Freien und Hanſeſtadt Hamburg, vom Oberbefehlshaber des Heeres und vom Leiter der Auslandsorganiſation der NSDAP. Wehrkreispfarrer Huntzinger hielt die Traueranſprache. Der Reichspoſtminiſter hat aus Anlaß des erfolg⸗ reichen Verſuchsflugs über den Nordatlantik der Beſatzung des„Zephyr“ ſeine herzlichen Glückwünſche ausgeſprochen. Reichsſtatthalter General Ritter von Epp und Gene⸗ raldirektor Dr. Dorpmüller, die zur Teilnahme an der Weltkraftkonferenz in Amerika weilen, ſind vom Präſident Rooſevelt im Weißen Haus empfangen worden. In London werden in Kürze mit den Vertretern der ſkandinaviſchen Staaten Beſprechungen techniſcher Art über den Beitritt dieſer Staaten zum Flottenabkommen ſtattfinden. Der engliſche Innenminiſter Sir John Simon erlitt in einem Vorort Londons einen leichten Autounfall, bei dem jedoch niemand zu Schaden kan. Panik in Gan Sebaſtian Abtransport der Zivilbevölkerung. Das Ultimatum des Generals Mola an San S baſtian hat in der Stadt große Aufregung hervorgerufen Die noch dort verbliebenen Ausländer ſind zum größten Teil in aller Eile abgereiſt. Sämtliche ausländiſche Kon⸗ ſuln haben die Stadt verlaſſen. Auch mit dem Abtransport der Zivilbevölkerung it begonnen worden. Frauen und Kinder haben zum Teil auf Laſtkraftwagen auf der einzigen noch offenen Straße nach Bilbaob die Flucht ergriffen oder ſind auf Dampfer geſchafft worden. Unparteiiſche Beobachter in San Se⸗ baſtian haben den beſtimmten Eindruck, daß es den Nalſy⸗ naliſten ein Leichtes ſein wird, die Stadt einzunehmen. Inzwiſchen dauert das Artillerieduell an der Front vor San Sebaſtian mit unverminderter Heftigkeit an. Es verlautet, daß die Nationaliſten das Fort S genommen haben. Gan Gebaſtian gefallen Die Roten im Rückzug.— Ein Teil der Stadt in Flammen. Hendaye, 14. September. San Sebaſtian iſt jeit Sonntagfrüh in den Händen der nationaliſtiſchen Truppen. Morgens um 3 Uhr ſind die erſten Abteilungen von allen Seiten in die Stadt eingedrun⸗ gen, ohne nennenswerten Widerſtand zu finden. Die Nach⸗ hut der roten Streitkräfte hat ſich, der Hauptmacht folgend, in Richtung De ao zurückgezogen. Ein Teil der roten Kämp⸗ fer iſt in Booten über das Meer nach Frankreich geflüchtet. Trotz aller Vorſichtsmaßnahmen der baskiſchen Polizei hal es nicht verhindert werden können, daß die Anarchiſten in letzter Minute doch noch ihr ſinnloſes Zerſtörungswerk beginnen konnten. Der Kurſaal ſteht in Flammen, auch an einigen anderen Stellen der Stadt ſind große Brände aus⸗ gebrochen. Bevor die roten Streitkräfte San Sebaſtian räumten, haben ſie die Rundfunkſtation, die Telefonzentrale und das Telegrafenamt zerſtört und einen für den inneren Verkehr der Stadt wichtigen Straßentunnel geſprengt. Ein Prieſter im Alkazar Die den Alkazar von Toledo einſchließenden Regie⸗ rungstruppen haben dem Wunſche der Belagerten ent⸗ ſprechend einen Prieſter in die Feſtung geſchickt. Der Prieſter hat eine letzte Meſſe geleſen, zwei Kinder ge⸗ tauft und den Eingeſchloſſenen die Kommunion erteilt. Die heldenhaften nationaliſtiſchen Verteidiger erklärten auch ihm, daß ſie ſich bis zum Letzten verteidigen würden und mit der Waffe in der Hand fallen wollten. Auch die 150 Frauen und 250 Kinder, die mit ihnen im Alkazar eingeſchloſſen ſeien, würden an ihrer Seite fallen. Nach einer Mitteilung des Hauptquartiers der Natio⸗ naliſten in Burgos ſind in den letzten Tagen ſie ben Marxiſtenflugzeu ge von den Nationaliſten ab⸗ geſchoſſen worden.„Times“ meldet aus Valencia, daß die marxiſtiſchen Luftſtreitkräfte durch die Ankunft von 50 ausländiſchen Fliegern, darunter drei Engländern und über 20 Franzoſen, verſtärkt worden ſeien. i Die franzöſiſchen Behörden haben auf dringenden Wunſch der Einwohnerſchaft eine ſtarke Bewachung der Grenze an den Oſtpyrenäen vorgenommen, um den ſtändigen Uebergriffen ſpaniſcher Anarchiſten auf franzöſiſches Gebiet ein Ende zu ſetzen. Die franzöſiſche Bevölkerung iſt aufs tiefſte empört durch die von den Roten in den letzten Tagen in der ſpaniſchen Grenzſtadt Puigcerda verübten Mordtaten, wobei 27 G eiſelner⸗ ſchoſſen worden ſind. Halbwüchſige für Madrid Das„Journal“ veröffentlicht in großer Aufmachung einen Bericht über die Anwerbung von minderjährigen Franzoſen, die in den Reihen der ſpaniſchen Regierungs⸗ truppen gegen die Militärgruppe kämpften. Das Blatt ſtützt ſich in ſeinem Bericht auf einen ihm zugegangenen Brief einer Pariſer Familie, deren 17jähriger Sohn von der ſogenannten„internationalen Arbeiter⸗Partei“ an⸗ geworben worden und mit 13 anderen Freiwilligen nach Spanien abgereiſt ſei. Alle Bemühungen der Eltern, ihren Sohn ausfindig zu machen, ſeien ergebnislos geblieben. Aeber 11000 Spanien⸗Flüchtlinge gerettet Nach einer Ueberſicht, die der Befehlshaber der Auf⸗ klärungsſtreitkräfte, Konteradmiral Boehm auf Kreuzer „Nürnberg“, gibt, ſind in der Zeit vom 26. Auguſt bis zum 10. September weitere 384 Deutſche und 1950 Aus⸗ länder aus Spanien abtransportiert worden. Damit ſind ſeit dem Ausbruch der ſpaniſchen Unruhen ins geſamt 11.637 Perſone n, davon 4927 Deutſche, durch unſere Kriegs⸗ und Handelsſchiffe aus Spanien gerettet worden. 1 1 . 0 Je lebollecs em. Heu bendns 2 4 2 e. 5 05 00g N 0 22 2 5 777 an Mareo 7 20 8 . e, De 5 L Lapalero dm 5 el Santo 22m 5 8 D 2 75 50 eee, Sites d e. e ele, Tees Fee ee 3—— 5b. l o ——— 5—ů 1 Lee ee eee 2 880 a N 5 0 n len, 3 O Humongles 7 5 58 5 8 5 5 1998769 Gee Der, * les de Jol END A eenbabnel 2 2 4 Heng(Holen in lien) Acces b. len 8. Hiambel, 8 2 D e Hage æun den eimnſem um aue un Jolglla d, Ni el. Die Kämpfe um Madrid und Toledo. Während ſich an der ſpaniſchen Nordfront die Kampfhand⸗ lungen nach dem Fall von Frun gegen San Sebaſtian rich⸗ ten und an der Südfront der Fall von Malaga bevorſteht, richten ſich die Hauptangriffe der nationaliſtiſchen Truppen mit aller Kraft gegen die Hauptſtadt und das ſüdlich davon 22 gelegene Toledo. ra SS d ond Georges Beſuch in Süddeutſchland heidelberg. Der frühere engliſche Miniſterpräſident Lloyd George traf mit ſeiner Begleitung, in der ſich auch Freiherr Geyer von Schweppenburg befindet, in Heidelberg ein und nahm für einige Tage im Schloßhotel Wohnung. Am Samstag beſichtigte Lloyd George unter Führung von Ver⸗ ttetern der Landesbaueraſchaft das heſſiſche Erbhöfedorf Riedrode bei Lorſch und das benachbarte Frauenarbeits⸗ dienſtlager, da er vor allem auch die neue deutſche Agrar⸗ ordnung in der Praxis kennenlernen will. Anſchließend kehrte er dann wieder nach Heidelberg zurück. 5 II Leutershauſen.(Ehrenpatenſchaft des Füh⸗ rers.) Der Führer und Reichskanzler hat die Ehrenpaten⸗ ſchaft für das zehnte Kind des Steinbrucharbeiters Heinrich Mack übernommen und neben einem Glückwunſchſchreiben ein Geldgeſchenk übermittelt. U Billigheim, Amt Mosbach.(Im Sägewerk töd⸗ lich verunglückt.) Im Sägewerk war der 21jährige ledige Arbeiter Eugen Schnitzler aus Waldmühlbach mit Langholzabfahren beſchäftigt. Dabei erfaßte ihn ein herab⸗ rollender Stamm und verletzte ihn ſo ſchwer, daß er bald nach ſeiner Einlieferung in das Heidelberger Krankenhaus ſtarb. () Baden⸗Baden.(Geheimer Hofrat Dr. Fr. Blum?) Im Alter von 69 Jahren ſchied unerwartet infolge eines Herzſchlages Geheimer Hofrat Dr. Friedrich Blum, Gymnaſiumsdirektor a. D., aus einem arbeitsreichen Leben. 1919 kam er als Direktor an das hieſige Gymnaſium. Hier wirkte er in vorbildlicher Weiſe als Lehrer, Erzieher und Gelehrter und trat im Jahre 1932 in den Ruheſtand. Durch ſeine Vorträge über das klaſſiſche Altertum und das vor⸗ geſchichtliche Land Baden war er ſehr bekannt geworden. Dr. Blum hatte dem alten Badiſchen Landtag von 1912—1918 als Vertreter der Nationalliberalen Partei angehört. Für das Jubiläum des hieſigen Gymnaſiums hatte er bereits die Feſtrede übernommen. () Eppingen.(Rückſichtsloſer Kraftfahrer.) In der gefährlichen Kurve zwiſchen Eppingen und Stebbach wurde ein Radfahrer aus Karlsruhe von einem ihn über⸗ holenden Kraftwagen angefahren und zu Boden geſchleudert. Ohne ſich um den Verunglückten, der ſchwere Verletzungen davongetragen hatte, weiter zu bekümmern, fuhr der Auto⸗ lenker davon. Der Verletzte wurde in das Eppinger Kran⸗ kenhaus eingeliefert. () Baden-Baden.(Der Schneebruchſcha den.) Im Rahmen der von Oberbürgermeiſter Schwedhelm angereg⸗ ten monatlichen Ausſprachen der amtlichen ſtädtiſchen Stel⸗ len mit der Ortspreſſe fand in den Räumen des Städtiſchen Forſtamts eine Preſſebeſprechung ſtatt, in der der Leiter des Städt. Forſtamtes, Oberforſtrat Rothmann, über Baden⸗ Badens Waldwirtſchaft berichtete. Sehr aufſchlußreich waren die Ausführungen über die Schneebruchſchäden des Frühjahrs 1936 in dieſen Waldungen, die nach heutiger Schätzung mindeſtens 15—16 000 Rm. ausmachen und deren Auf⸗ arbeitung bis Ende des Monats Oktober beendet ſein wer⸗ den. Oberforſtrat Rothmann wies aber auch darauf hin, daß durch den Winterrückfall an Oſtern 1936 die Raupen⸗ bildung des Tannentriebwicklers, der in den letzten vier Jah⸗ ten die jungen Triebe kahlgefreſſen und im Stadtwald be⸗ deutende Zuwachsverluſte verurſacht hat, vernichtet wurde. () Lahr.(Verbrüht.) Zwei etwa neun Monate alte Kinder befanden ſich allein in der elterlichen Küche. Dabei zog eines der beiden die auf dem Gasherd zum Kochen ge⸗ brachte Milch herunter und verbrühte ſich am Körperchen ſo ſchwer, daß es ſtarb. Schwere Verkehrsunfälle.— Ein Toter. 2 Freißurg. Spät abends ereignete ſich an der als ge⸗ fährlich bekannten Straßenkreuzung Wilhelm Guſtloff⸗ und Goetheſtraße wieder ein ſchwerer Juſammenſtoß zwiſchen zwei Perſonenkraftwagen. Dabei wurde die Inſaſſin eines der beiden Kraftwagen herausgeſchleudert und erlitt einen mehr⸗ fachen Schädelbruch. Ihr Zuſtand iſt ernſt. Schönwald bei Triberg. Einem tödlichen Verkehrs⸗ unfall fiel der Straßenwart Fehrenbach zum Opfer. Er fuhr mit ſeinem Motorrad in Furtwangen auf einen die Sklaße überquerenden Perſonenkraftwagen auf und erlitt beim Sturz einen ſchweren Schädelbruch, an deſſen Folgen er einige Stunden ſpäter im Krankenhaus ſtarb. 0 Großes Sägewerk abgebrannt Radolfzell, 14. Sept. Nachts um 2 Uhr brach in dem Sägewerk Stier Feuer aus, das ſich mit großer Schnellig⸗ leit ausbreitete. Rehen der Freiwilligen Feuerwehr Radolf⸗ gell beteiligte ſich auch die Motorſpritze Allweiſer an der Bekämpfung des Feuers, die zunächſt ſehr unter Waſſerman⸗ gel litt und erſt nach Eintreffen der Singener Motorſpritze erfolgreich in Angriff genommen werden konnte. Das Säge⸗ werk iſt mit ſümtlichen Maſchinen zerſtört worden, dagegen gelang es, die angrenzenden Häuſer und auch die gewal⸗ ligen Holzvorräte zu retten. Der Schaden wird auf etwa 200 000 Mark geſchätzt. Beſenfelder Anglück vor Gericht Bier Beſchuldigte.— Verhandlung am 17. Sepfember. Stuttgart, 14. Sept. Das furchtbare Unglück, das am Nachmittag des 26. Juli ds. Is. den SA⸗Sturm 45/171 in annheim anläßlich eines Ausfluges mit einem Laſtkraft⸗ 7 in den Schwarzwald auf der Beſenfelder Steige be⸗ molfen hat und dem insgeſamt 25 SA⸗Männer und 2 BdM⸗ Mädchen zum Opfer fielen, wird in Bälde ſeine gerichtliche Sühne finden. Die Ermittlungen haben zur Eröffaun des Hauplperfahrens vor der Großen Strafkammer des Land⸗ gerichts Rottweil gegen vier Beſchuldigte wegen 1 Tötung u. a geführk. Ihnen wird zur Laſt gelegt, ſie haben unter Außerachtlaſſung der Aufmerkſamkeit, zu der ſie vermöge ihres Berufes beſonders verpflichtet waren, den Tod von 27 Perſonen und die Körperverletzung von 36 Perſonen durch Fahrläſſigkeit verurſacht. Die Beſchuldigten ſind. der 24 Jahre alte ledige, in Unterſuchungshaft befind⸗ liche Wilhelm Scherer(Führer des Laſtkraftwagens mit An⸗ hänger), der 31 Jahre alte verheiratete Hugo Scherer von Mannheim(Halter des Laſtkraftwagens), der 54 Jahre alte verheiratete Hermann Backfiſch von Mannheim(Eigentümer des Anhängers) und der 28 Jahre alte verheiratete Heinz Slangen von Mannheim(Führer des SA⸗Sturms und Lei⸗ ter der Fahrt). Termin zur Hauptverhandlung iſt anbe⸗ raumt auf Donnerstag den 17. Seplember 1936. — 2222 TTT Aus den Nachbarländern Hochbetrieb auf dem Wurſtmarkt Bisher 80 000 Beſucher.— Ausgezeichneter Verlauf. Bad Dürkheim, 14. Sept. Mit dem Einzug der Muſik⸗ kapellen in die großen Weinhallen begann am Samstag⸗ nachmittag der diesjährige Wurſtmarkt, der ſich vor allem durch einige einſchneidende Neuerungen auszeichnet. Die Ab⸗ deckung eines Teils des Lauerbaches hat einen breiten Durchgang bei der Hauptallee geſchaffen. Außerdem hat eine gleichmäßigere Verteilung der einzelnen Schauſtellungen unter Zuhilfenahme der zuſätzlichen Erweiterungsfläche ſtattgefunden. Die Beſucherſcharen können ſich auf dieſe Weiſe beſſer verteilen. Mit den Sonderzügen der Reichsbahn und der Rhein⸗ Haardt⸗Bahn hatten ſich an den beiden erſten Tagen unge⸗ zählte Volksgenoſſen eingefunden. Die Gesamtzahl der Wurſtmarktbeſucher an den beiden erſten Tagen beträgt nach vorſichtiger Schätzung etwa 80 000. Die Wein⸗ hallen und Schubkarchſtände waren ſtändig gut beſucht und auch der Umſatz in Wurſtwaren, die ſehr reichlich vorhanden waren, in Brot. Kuchen und ſonſtigen Lebensmitteln ſowie an Getränken dürfte als zufriedenſtellend bezeichnet werden. Das Dürkheimer Faß, das ſeine Konturen im grünen Kunſtlicht ſehr wirkungsvoll aufleuchten ließ, hat an ſeiner nördlichen Längsſeite einen Zeltanbau erfahren, der ſehr ſtimmungsvoll ausgefallen iſt. Auch die Wurſtmarkt⸗, Attraktion“ übte ihre ungeſchwächte Anziehungskraft aus. Der Jahrgang 1935 wirkte ſich beruhigender auf die Gemüter aus, als es im Vorjahr ſein Vorgänger getan hatte. Sehr erfreulich iſt die Feſtſtellung, daß bis Sonntag⸗ abend keinerſei Verkehrsunfälle zu verzeichnen waren, was größtenteils auf die verſtärkt eingeſetzten Verkehrsſtreifen zurückzuführen iſt. Sehr glatt wickelte ſich die Ab⸗ und Zu⸗ fahrt der Maſſen vor allem bei der Reichsbahn ab, wobei durch Lautſprecher die Weiſungen zur richtigen Wahl der Züge gegeben werden. Lokomotivführer im Tunnel tödlich abgeſtürzt. — Heilbronn. Ein 50jähriger Lokomotivführer, der den von Stuttgart abgehenden Eilzug führte, iſt kurz nach der Einfahrt in den Tunnel zwiſchen Kirchheim a. N. und Lauffen a. N. aus bis jetzt noch nicht geklärter Urſache von der Loko⸗ motive abgeſtürzt und vom Zug überfahren worden. Er war ſofort tot. — Heilbronn.(Tödlicher Motorradunfall.) Zwiſchen Heilbronn und Eberſtadt iſt ein Motorradfahrer von Lennach, Gemeinde Eberſtadt, beim Ueberholen vor einen Laſtzug geſtürzt und tödlich verunglückt. — Vaihingen a. d. F.(Betriebsunfall.) In der Brauerei Leicht ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. In der Halle, in der die elektriſchen Laſtwagen geladen wer⸗ den, wurde der 61jährige verheiratete Elektriker Wilhelm Seher von hier ſo heftig zwiſchen zwei Wagen eingeklemmt, daß der Tod ſofork eintrat. Der Verunglückte war ſchon 44 Jahre in der Brauerei tätig. — Oftdorf, OA. Balingen.(Tollkirſchenver⸗ giftung.) Vor einigen Tagen gingen die zehnjährige Hilde H. und ihr fünfjähriger Bruder Karl in den Wald, um Beeren zu ſuchen. Auf dem Heimweg aß der Kleine aus dem Becher einen Teil von den Beeren. Zu Hauſe an⸗ gekommen fühlte er ſich krank. Als die Mutter nun die heimgebrachten Beeren anſah, entdeckte ſie unter anderen Beeren viele Tollkirſchen. Der ſchnell von Balingen her⸗ beigerufene Arzt konnte nach ſtundenlanger Mühe über 20 Tollkirſchen aus dem Magen herausholen und ſo das Leben des Kleinen erhalten. — Gemmrigheim, OA. Beſigheim.(Zwei Aleman⸗ nengräber freigelegt.) Bei dem Bodenaushub zu einem Neubau wurden zwei Gräber aus alemanniſcher Zeit freigelegt. Sie gehören zu dem in der dortigen Gegend ſchon länger bekannten Alemannen⸗Friedhof. In einem der beiden Gräber wurden keine Beigaben gefunden. Im anderen lag an der linken Seite des Knochengerüſtes ein zweiſchneidiges Schwert, an der rechten Seite ein kleineres kurzes. Aeber dem linken Oberarm lag ein Broncezängchen. Zur Linken ſtand ein leeres Gefäß, das beim Ausgraben zerbrach. Das Alter der Funde ſchätzt man auf etwa 14001100 Jahre. Frankfurt a. Mm.(Wegen Raſſenſchande ver⸗ urteilt.) Die Große Strafkammer verurteilte den nicht⸗ ariſchen Joſeph Iſenberg wegen Raſſenſchande zu andert⸗ halb Jahren Zuchthaus. Der Angeklagte unterhielt ſeit Früh⸗ jahr 1935 ein Verhältnis mit einer ariſchen Zeugin, das er auch nach dem Erlaß der Nürnberger Geſetze fortſetzte. Als Fremdenverkehrsorte anerkannt. Bad Kreuznach, 11. Sept. Als Fremdenverkehrsgemein⸗ den wurden vom Oberpräſidenten der Rheinprovinz aner⸗ kannt: Bingerbrück, Bad Kreuznach, Meiſenheim, Sobern⸗ heim, Stromberg, Kirn, Langenlonsheim, Münſter a. St., Wallhaufen, Niederhauſen, Kaſtellaun, Rheinböllen, Sim⸗ mern, Gemünden und Idar⸗Oberſtein. Bad Godesberg. Tödlicher Verkehrsunfall.) Ein 13jähriger Junge ſtieg auf ſein mit einem Sack Kar⸗ toffeln ſchwer beladenes Fahrrad als gerade ein Fernlaſt⸗ zug an ihm vorbeifuhr. Der Radfahrer kam ins Schwanken und fiel unter die Räder des Anhängers, der ihn eine große Strecke mitſchleifte. Seinen ſchweren Verletzungen iſt der Junge erlegen. Das Bochumer Bergwerksunglück Bergpolizeiliche Vorſchriften übertreten. Die von der Bergbehörde im Einvernehmen mit der Staatsanwaltſchaft geführte Vorunterſuchung über die Exploſion auf der Zeche„Vereinigte Präſident“ in Bochum iſt jetzt im weſentlichen abgeſchloſſen und hat u. a. ergeben, daß bergpolizeiliche Vorſchriften übertreten worden ſind. Die Exploſion iſt hauptſächlich eine Schlagwetter⸗ exploſion geweſen, bei der jedoch Kohlenſtaub mitgewirkt hat. Die Schlagwetter ſind aller Wahrſcheinlichleit nach in der Hauptſache bei einer plötzlichen Gebirgsbewegung ein⸗ etreten, die nach Zeugenausſagen und nach den Feſt⸗ ſtellungen an Ort und Stelle der Exploſion kurze Zeit vorausgegangen ſein muß. Die Entzündungsurſache konnte nicht einwandfrei geklärt werden. Bei der Wetterführung und Sicherung gegen Exploſionen durch Geſteinsſtaub ſind bergpolizeiliche Vorſchriften übertreten worden. Inwieweit dieſe Uebertretungen den Hergang und den 1 der Exploſionen beeinflußt haben und wie demnach die Größe des Verſchuldens zu beurteilen iſt, muß der Entſcheidung des Gerichts überlaſſen bleiben. Lalcale ſeuudocliau Der geſtrige Sonntag war ein ſonnigwarmer Spätſommertag, wie man ihn ſich angenehmer nicht denken konnte. Das freundliche Sep⸗ temberwetter der letzten Tage hielt geſtern noch an. Immerhin hat die Witterung ſchon herbſtlichen Einſchlag, das kommt beſonders morgens bei dem graſſen Tempera⸗ turunterſchied zum Bewußtſein. Auch geſtern lud das ſchöne Wetter zu Spaziergängen in die jetzt farbenprächtige Ratur ein. Viele blieben jedoch auch zu Hauſe und erlebten den Höhepunkt des Rürnberger Parteitages am Radio. * Zu einem Winzerfeſt in die Schloßlokalitäten hatte der Geſangverein„Sängerbund“ eingeladen. Dieſer Ein⸗ ladung wurde zahlreich Folge geleiſtet, denn ſowohl die ſtimmungsvoll ausgeſchmückten Kellerräumlichkeiten, wo natürlich beim Biſchoffinger, Konzert und Gaudi bald weinfrohe Stimmung herrſchte, als auch der große Saal, wo Gelegenheit war, das Tanzbein zu ſchwingen, waren dicht gefüllt. Ein fliegender Humoriſt, der einmal im Saal und dann im Keller ſeine Witze und Gloſſen zum Beſten gab, wurde tüchtig belacht; ebenfalls wurden die Dar⸗ bietungen von den Sängern mit Beifall aufgenommen. Für unſere Sportbefliſſenen war der geſtrige Sonntag ein Tag erſten Ranges. Während die Fußballvereinigung den Stadtſportverein zu Gaſt hatte, beteiligte ſich die 98er Handballjugend am Handballturnier des Bf. N. Mannheim und hatte beachtliche Erfolge. Die erſte Mannſchaft des Turnverein 98 trug ihr 1. Verbands⸗ ſpiel in Ketſch aus und verlor 318. Alemannia Ilves⸗ heim konnte von Viernheim einen 3:0 Sieg mit nach Hauſe nehmen. 9 Im Lindengarten fand geſtern hier eine Ziegenaus⸗ ſtellung ſtatt. Von jeher hat der hieſige Ziegenzuchtverein der Ziegenzucht ein beſonderes Augenmerk geſchenkt. Die Ausſtellung war diesmal von prächtigen Zuchttieren beſchickt. Bei der Prämierung konnten die meiſten Tiere mit Preiſen bedacht werden, ſodaß der Verein einen vollen Erfolg buchen kann. Am Nachmittag bewegte ſich ein Umzug durch verſchiedene Ortsſtraßen, wobei Koſtproben köſtlicher Ziegenmilch verabreicht wurden. Anſchließend fand im Lindengarten ein Unterhaltungskonzert mit volks⸗ tümlichen Darbietungen ſtatt. Die Preisverteilung am Abend hatte folgendes Ergebnis: Ehrenpreiſe: Fr. Moog(2), Leonhard Ziener, Karl Blümmel, Adam Wehnert, Ernſt Marzenell.— 1. Preiſe: Luiſe Appel, Gg. Heidenreich, K. Blümmel, Fr. Ruck, Gg. Kilz, Wilh. Erny.— 2. Preiſe: Phil. Blümmel, Ph. Eck, Martin Karl, Wilh. Erny, K. Blümmel, Gg. Gruber, H. Stock.— 3. Preiſe: K. Görig, Jak., Frey, Aug. Obermeier, Wilh. Eder, Gg. Kilz, Ph. Seitz Ph. Neuthinger, Gg. Eckſtein. Erfolgreicher Schütze. Bei dem geſtrigen Preis⸗ ſchießen in Mannheim⸗Käſertal errang Erwin Spannagel beim„Schießen für Gäſte“ den 1. Preis. Neichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften. Bei ſieben Verkehrsunfällen wurden fünf Perſonen verletzt, darunter drei ſo erheblich, daß ſie nach einem Krankenhaus gebracht werden mußten. Der an ſieben Fahrzeugen der verſchieden⸗ ſten Art entſtandene Sachſchaden iſt ganz beträchtlich. Wie immer, ſo hätten auch hier ſämtliche Unfälle bei Beachtung der Verkehrsvorſchriften vermieden werden können. 124 Ver⸗ kehrsſünder mußten bei vorgenommenen Verkehrsüberwachun⸗ gen gebührenpflichtig verwarnt und 14 Kraftfahrzeuge we⸗ gen techniſcher Mängel beanſtandet werden. Mißbrauch wirtſchaftlicher Macht. Das Schöffenge⸗ richt verurteilte den Bürbvorſteher Philipp Friedrich Eberle von Doſſenheim wegen Beleidigung zu einer Gefängnisſtrafe von zehn Monaten. Der Angeklagte übte in einem Fabrik⸗ betriebe mit größerem Büroperſonal ſieben Jahre hindurch derartige Drangſalierungen und Schikanen auf eine ſich tadel⸗ los führende Angeſtellte aus, daß ſie durch Einnehmen von Tabletten aus dem Leben zu ſcheiden verſuchte, nachdem die Beſchwerden ihres Vaters ſtets erfolglos blieben. Auch die übrigen Mädchen wurden beſchimpft, doch ſtand nur noch das unſittliche Benehmen des Angeklagten gegenüber einer Kameradin des erwähnten Mädchens unter Anklage. Das am meiſten ſchikanjerte Mädchen konnte, wie er wußte, nicht das Geſchäft verlaſſen, weil ſie die Ernährerin ihrer Eltern War. Die Zunahme der Beſchäftigten Das Tempo der Beſchäftigungszunahme hat ſich, ent⸗ gegen der ſonſt üblichen Sommerſtille, in den letzten Mo⸗ naten weiterhin beſchleunigt. Die Zahl der Beſchäftigten ſtieg im Juli um rund 160 000 und hat ſich im Juni und Juli zuſammen ſtärker erhöht als je in der gleichen Zeit der Jahre 1925 bis 1935. Bemerkenswert iſt an der Ent⸗ wicklung, daß ſchon ſeit mehr als zwei Jahren die Ar⸗ beitsloſen allein im Wege der regulären Beſchäftigung in den Wirtſchaftsprozeß eingegliedert werden. Ende Juli 1936 ſtanden 17,73 Millionen„regulär“ Beſchäftigte nur noch 140 000„zufätzlich“ Beſchäftigte gegenüber. Insge⸗ ſamt konnte die Zahl der Beſchäftigten von Mitte 1933 bis Mitte 1936 etwa um 4,5 Millionen Arbeiter und Ange⸗ ſtellte erhöht werden. Das bedeutet eine Zunahme um 32. v. H. Wie der letzte Wochenbericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung dazu berichtet, iſt dabei die Zahl der Arbeiter in Induſtrie und Handwerk nach den Schätzun⸗ gen um rund 54 v. H. geſtiegen. Seit Mitte 1933 beträgt der Zugang der neu beſchäftigten Induſtriearbeiter ins⸗ geſamt 3,1 Millionen. Das ſind ungefähr 70 v. H. aller ſeit Mitte 1933 neubeſchäftigten Arbeitskräfte. Bei den übrigen 30 v. H.(1,32 Millionen) handelt es ſich um Ar⸗ beiter in Handel, Verkehr uſw.(310 000), um Arbeiter in der Land⸗ und Forſtwirtſchaft(200 000) und Hausange⸗ ſtellte(160 000). Die Zahl der von Mitte 1933 bis Mitte 1936 neubeſchäftigten Angeſtellten beträgt 440 000. 1* 9 r*. Freiwillige für die Luftwaffe Einſtellungen im Frühjahr 1937. Das Reichsluftfahrtminiſterium gibt bekannt: 1. Im Frühjahr 1937 werden bei der Fliegertruppe und Luftnachrichtentruppe Freiwillige eingeſtellt. Be⸗ werber können ſich ſchon jetzt melden und zwar bei jedem Truppenteil der Fliegertruppe und der Luftnachrichten⸗ truppe. Auskunft über die ſonſtigen Bedingungen für den Eintritt als Freiwilliger in die Luftwaffe und über den vorher abzuleiſtenden Arbeitsdienſt erteilen die Truppen⸗ teile der Fliegertruppe und Luftnachrichtentruppe, die Wehrbezirkskommandos und die Wehrmeldeämter. Sie werden außerdem in der Tagespreſſe und im Rundfunk wiederholt bekanntgegeben werden. 2. Einſtellungsanträge bei anderen militäriſchen oder ſtaatlichen Dienſtſtellen ſind zwecklos. Sie verzögern nur die Bearbeitung zum Nachteil des Bewerbers. „ 3. Bei der Flakartillerie und beim Regiment General Göring werden im Frühjahr 1937 keine Freiwilligen ein⸗ geſtellt. 4. Der Zeitpunkt für die Meldungen von Freiwilligen für die Herbſteinſtellungen bei der Fliegertruppe, Flak⸗ artillerie, Luftnachrichtentruppe und Regiment General Göring wird im Laufe des Monats September durch Preſſe und Rundfunk bekanntgegeben werden. Die Lehrlinge in Induſtrie und Handel Richtlinjen für die Lehrlingsausleſe und Lehrſtellen⸗ vermittlung. () Karlsruhe. Zwiſchen dem Leiter der Wirtſchaftskam⸗ mer für Baden, Miniſterpräfident Köhler und dem Prä⸗ fidenten des Landesarbeitsamtes Südweſtdeutſchland, Burk⸗ hardt, wurde folgende Vereinbarung geſchaffen, die ſich mit der Lehrlingsausleſe und Lehrſtellenvermittlung für Indu⸗ ſtrie und Handel in Baden befaßt. Die Erforderniſſe der Geſamtwirtſchaft machen einen planmäßigen Arbeitseinſatz der Jugendlichen nötig; dieſer wirkt ſich zugleich zum Beſten der Eltern, Lehrherrn und Lehrlinge aus. Es muß mehr als bisher ſichergeſtellt werden, daß jeder Jugendliche nach Möglichkeit einer ſeiner eiſtigen und körperlichen Veranlagung entſprechenden Lehr⸗ telle zugeführt wird und daß jeder Wirtſchaftszweig zahlen⸗ mäßig und qualitativ denjenigen Nachwuchs erhält, deſſen er bedarf. Voraus ſetzungen für die Erreichung dieſes Zie⸗ les ſind: 1. lückenloſe und einheitliche Erfaſſung aller vorhan⸗ denen Lehrſtellen; 2. planmäßige Regelung des Arbeitseinſatzes der Jugend⸗ lichen auf Grund des bei den Berufsberatungsſtellen der Arbeitsämter vorhandenen Ueberblicks über alle Berufsan⸗ wärlber und ihrer beſonderen Eignung. Zur Erreichung dieſes Zieles wird zwiſchen der Wirt⸗ ſchaftskammer für Baden und dem Landesarbeitsamt Süd⸗ weſtdeutſchland folgendes vereinbart: 1. Die Lehrherren melden alle zu beſetzenden Lehr⸗ ſtellen frühzeitig bei den zuſtändigen Arbeitsämtern. 2. Münſcht ein Lehrherr einen beſtimmten Jugendlichen als Lehrling einzuſtellen, ſo teilt er dies dem Arbeitsamt bei der Lehrſtellenanmeldung mit, damit ihm dieſer Lehr⸗ ling, wenn möglich, zugewieſen werden kann. 3. Die Arbeitsämter weiſen Jugendliche zu, die für den betreffenden Beruf geiſtig, charakterlich und körper⸗ lich geeignet erſcheinen. Die Feſtſtellung der Eignung ge⸗ ſchieht durch die Arbeitsämter auf Grund ihrer Unterlagen. 4. Jedem Betrieb wird nach Möglichkeit eine grö⸗ here Zahl von Bewerbern als zur Einſtellung gelangen, zu⸗ ewieſen. Der Betrieb wählt aus dieſen Bewerbern die er⸗ 8 Zahl nach eigenem Gutdünken aus. 5. Die Arbeitsämter wirken auf die Betriebsfüh⸗ rer dahin, daß dieſe beim Abſchluß von Lehrverträgen den zuſtändigen Induſtrie⸗ und Handelskammern die Lehr⸗ verträge nach vorgeſchriebenem Muſter in dreifacher Aus⸗ rtigung zur Eintragung in die kaufmänniſche bezw. gewerb⸗ iche Lehrlingsrolle vorlegen. Zum Abſchluß der Lehrver⸗ träge ſind die bei den Induſtrie⸗ und Handelskammern er⸗ hältlichen von der Reichswirtſchaftskammer unter Mitwirkung der Deutſchen Arbeitsfront und der Reichsfjugendführung ausgearbeiteten kaufmänniſchen bezw. gewerblichen Lehrver⸗ träge zu verwenden. 6. Bei der Vorlage der Lehrverträge an die In⸗ duſtrie⸗ und Handelskammer iſt eine Beſcheinigung des zu⸗ ſtändigen Arbeitsamtes anzuſchließen, aus der hervorgeht, daß gegen die Einſtellung des betreffenden Lehrlings vom Arbeitsamt aus keine Bedenken beſtehen. Die Induſtrie⸗ und Handelskammer wird in den Fällen, in denen dieſe Beſchei⸗ nigung fehlt, die Nachprüfung des Falles veranlaſſen. 7. Dieſe Regelung tritt am 1. Oktober 1936 in Kraft. Die Richtlinien gelten überall, wo nicht aus beſonderen örtlichen Verhältniſſen heraus weitergehende Abmachungen zwiſchen Arbeitsämtern und Induſtrie⸗ und Handelskammern bezw. einzelnen Betrieben getroffen worden ſind. * Mannheimer Theaterſchau Im Nattonalthegter: Montag, 14. September, 19 Uhr: Miete G 1 und 1. Sondermiete G 1: Fauſt, 1. Teil. Dienstag, 15. September, 20 Uhr: Miete B 2 und 2. Sondermiete B 1, ferner für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen Abt. 111 bis 112: Die Boheme, Oper von G. Puccini. Mittwoch, 16. September, 19.30 Uhr: Miete M 2 und 2. Sondermiete M 1: Ludwig⸗Thoma⸗ Abend: Lottchens Geburtstag, Die kleinen Verwandten, Erſter Klaſſe. i Donnerstag, 17. September, 20 Uhr, Miete D 2 und 2. Sondermiete D 1, ferner für die NS⸗Kulturgee meinde Ludwigshafen Abt. 451 bis 452: Die ver⸗ kaufte Braut, Oper von Smetana. Im Neuen Theater im Roſengarten: Donnerstag, 17. September, 20 Uhr: Für die NS⸗ Kulturgemeinde Mannheim, Jugendgruppe Nr. 1 bis 507, Abt. 120 bis 123, 130 bis 135, 160, 260, 563 bis 570, Gruppe D Nr. 1 bis 400; Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Schwarzbrot und Kipfel.„ Sonntag, 20. September, 20 Uhr: Für die NS⸗Kultur⸗ gemeinde Mannheim, Abt. 301 bis 309, 351 bis 353, 360, 502 bis 550, 573 bis 590, Gruppe D Nr. 1 bis a 400, Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Schwarz⸗ brot und Kipfel. Ackerbürger Der Kleingarten iſt Sinnbild der Bodenſehnſucht des Großſtädters, und der praktiſche Arzt Dr. Schreber hat ſich ein bedeutendes Verdienſt um die Geſundheit und um das Glück ſeiner Volksgenoſſen erworben, als er den kommunalen Verbänden die Förderung ſolcher Kleinſied⸗ lungskunſt empfahl. Er hatte damit nichts Neues erfun⸗ den, ſondern einen alten Gedanken aufgegriffen und zeit⸗ gemäß geſtaltet. Gab es doch ſchon ſeit grauen Zeiten eine Bevölkerung, die ländliches Leben und ſtädtiſche Be⸗ quemlichkeit durch ihre Wohnwahl ſich ſicherte. Allerdings entwickelten ſich in beiden Fällen die Dinge rein äußer⸗ lich gegenſätzlich, wenn auch im Erfolge übereinſtimmend. Stadtrandſiedler der Gegenwart kommt aus der Stadt und geht an die Flurgrenze. Der alte„Pfahl⸗ bürger“ näherte ſich von der Scholle aus den Stadt⸗ mauern. Aber ob Stadtrandſiedler oder Ackerbürger es liegt der gleiche geſunde Zug in der Annäherung beider Volks⸗ ſchichten. Schon bald nach der Entſtehung von Städten, Landburgen, Meßorten und Stapelplätzen an Verkehrs⸗ ſtraßen zogen Landleute in die Nähe der umwallten Ge⸗ meinweſen. Schutzbedürfnis und Abſatzmöglichkeit werden die Beweggründe dazu geweſen ſein. Dieſe Landbewoh⸗ ner gaben ihre bäuerliche Tätigkeit keineswegs auf, ſon⸗ dern nahmen nur ihren Wohnſitz außerhalb des ſtädti⸗ ſchen Weichbildes— daher der Name„Ausbürger“— und beſtellten ihren Acker weiterhin. Da ſie ſchon aus dem Bedürfnis, ihren Wieſen und Ställen nahe zu blei⸗ ben, zwiſchen den Vorwerken, Gräben und Palliſaden wohnten, die der eigentlichen Ringmauer vorgeſchoben waren, nannte man ſie auch„Pfahlbürger“. Für ihr Bürgerrecht mußten dieſe Ackerbürger natürlich auch die ſtädtiſchen Steuern und Laſten mittragen. Gingen dieſe hingegen dem Landesherren, der ja neben den Städten regierte, verloren, ſo warben Fürſt und Stadt oft ſehr energiſch und feindſelig um ihre ſteuerliche Zuſtändig⸗ keit. Mächtigere Landesherren erwirkten zumal um 1200 den Erlaß von Reichsgeſetzen, die den Zuſtrom zur Stadt verhinderten. Von einer„Landflucht“ kann man aller⸗ dings nicht ſprechen, denn der bäuerliche Charakter dieſer Vorſtadtſiedler iſt weitgehend gewahrt geblieben. 8.—— 2 1 11 Erdölſyphons Daß die Erdölvorräte der bekannteſten und bisher ergiebigſten Petroleumquellen bei dem immer ſteigenden Weltverbrauch langſam aber ſicher verſiegen und ſchon jetzt die Förderung teilweiſe weit hinter den früheren Er⸗ Der erg e trägen zurückbleibt, macht den großen Konzernen des „flüſſigen Goldes“ begreifliches Kopfzerbrechen. Es iſt ja nicht ſo, daß die Erde überhaupt knapp an Erdöl ge⸗ worden ſei. Aber der Druck, unter dem das Petroleum bisher ſelbſttätig zur Oberfläche emporſtieg, hat in den ſeit längerem ausgebeuteten Bohrlöchern weſentlich nach⸗ gelaſſen. Man müßte alſo neue Bohrungen vornehmen, — was ſehr viel Geld koſtet,— oder aber auf Mittel ſin⸗ nen, die alten Quellen wieder zu aktivieren. 5 Das tut man nun auf manchen Erdölgebieten ſchon ſeit geraumer Zeit, und zwar„torpediert“ man die Quel⸗ len, d. h. man bringt eine Sprengladung nieder, die die unten träge liegenden Erdölmaſfen emportreibt. Aber dieſe Methode hat ſtreng genommen nur dann Zweck, wenn man die letzten Reſtvorräte aus einem der unter⸗ irdiſchen Erdölreſervoirs heraufholen will; ſonſt muß man eine Quelle ja in regelmäßigen Abſtänden immer wieder torpedieren. Da hat man nun ein neues Verfahren ge⸗ funden, bei dem offenbar die Selterswaſſerproduktion Pate geſtanden hat: Man pumpt nämlich in die ver⸗ ſiegenden Bohrlöcher Salzſäure hinab. Da ſich die Salz⸗ ſäure mit dem Kalkſtein der„Dome“, alſo der unterirdi⸗ ſchen„Erdölbehälter“ chemiſch verbindet und Salzſäure plus Kalkſtein Kohlenſäure frei werden läßt, ſo bilden ſich unten große Mengen dieſes Gaſes, das unſere Brauſe⸗ limonaden aus der Flaſche ſchäumen läßt. Unter dem Gasdruck ſpritzt nun auch das Erdöl wieder, wie aus einem Syphon nach oben. —.— 300 000 Kühe weniger. Der Geburtenrückgang, det einen großen Teil der europäiſchen Völker faſt unhaltſam erfaßt hat, macht nicht nur den Bevölkerungspolitikern, ſondern auch den Wirtſchaftlern die größten Sorgen. Eine ebenſo intereſſante wie nachdenklich ſtimmende Berechnun teilt„Technik für Alle“ jetzt aus Frankreich mit. Dort hat man geſchätzt, daß ein Kind bis zu ſeinem zehnten Lebens⸗ jahr im ganzen etwa 2000 Liter Milch trinkt. Durch den Geburtenrückgang wird die Zahl der Kinder in dieſer jüngſten Altersgruppe ſo vermindert, daß innerhalb von fünf bis ſechs Jahren 300 000 Milchkühe weniger als heute benötigt werden. Das bedeutet naturgemäß einen außer⸗ ordentlich großen Ertragsausfall, ja geradezu Verluſte für die Landwirtſchaft Frankreichs, denn der Viehbeſtand wird entſprechend entwertet und die Viehhalter müſſen ſich um⸗ ſtellen. Ein Luthermuſeum in Mansfeld. In Mansfeld wurde das neue Luthermuſeum der Oeffentlichkeit über⸗ geben. Das Muſeum befindet ſich im oberen Stockwerk von Luthers Elternhaus und zählt zu ſeinen Glanzſtücken u. g. einen gotiſchen Kelch aus dem 15. Jahrhundert, eine Bibel aus dem Jahre 1545, einen Kurrenderock aus Luthers Tagen ſowie zahlreiche Originaldrucke von Luthers Schriften. Handelsteil Weiter erholt Der Berliner Aktienmarkt lag auch am Wochen⸗ ſchluß in feſter Haltung. Es kam zu Befeſtigungen von 1 bis 2 Prozent, wobei wieder die Rohſtoffwerte im Vordergrund ſtanden. Zellſtoffaktien ſetzten ihre Aufwärtsbewegung um mehr als 1 Prozent fort. Auch die Farbenaktie verbeſſerte ihren Kursſtand um 1 Prozent. Bemerkenswert war auch die feſte Haltung der Elektrowerte, u. a. gewann Lahmeyer 3 Prozent. Von Braunkohlenwerten ſtieg Bubiag um 1,75 Prozent. Am Kaſſaaktienmarkt waren Kolonialpapiere erneut ſehr gefragt. Am Rentenmarkt wurde ungefähr auf der Baſis dez letzten Tages gehandelt. 1 1 Deviſenmarkt zog das engliſche Pfund erneut ſtark an. Der Geldmarkt wurde weniger in Anſpruch genom- men. Tagesgeld blieb mit 3,25 bis 3,50 Prozent unverändert. Deviſen⸗Notierungen. Belga(Belgien) 42,03(Geld) 42ů„11 (Brief), dän. Krone 56,19 56,31, engl. Pfund 12,585 12,615, franz. Franken 16,37 16,41, holl. Gulden 168,79 169,13, ital. Lire 19,57 19,61, norw. Krone 63,25 63,37, öſterr. Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 46,80 46,90, ſchwed. Krone 64,89 65,01, ſchweiz. Franken 81,01 81,17, ſpan. Peſeta 28,97 29,03, ꝗſchech. Krone 10,275 10,295. amer. Dollar 2.488 2.492. 5 — — Gewinnauszug 1 5. Klaſſe 47. Preußiſch⸗Süddeutſche(273. Preuß.) Klaſſen⸗Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gefallen, gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen 1 und II ö 10. September 1936 In der heutigen Ziehung wurden Gewinne über 150 RM gezogen 2 Gewinne zu 20000 RM. 15005 „ 2 Gewinne zu 0000 RM. 383837 5 Gewinne zu 5000 NMR. 48717 89073 304530 4 Gewinne zu 3000 RM. 186141 209315 1 18 Gewinne zu 2000 RM. 4929 26859 87958 176220 28890 316276 325194 326066 329483 72 Gewinne zu 1000 RM. 2812 7268 15374 23207 43808 5533 57249 68495 73827 989885 102922 121596 173947 174768 187610 205431 208604 225041 227213 244237 246714 253763 267200 298808 310088 311862 330533 328586 333083 343999 361736 367750 368723 380396 381207 29. Ziehungstag — 326 Gewinne 22476 22529 40 u 300 RM. 6308 271 190581 108359 199821 148454 117549 117990 22058 124086 124257 130683 1775 1838487 138833 142886 147546 151200 152851 153375 180429 184681 4185868 187598 187828 180884 194216 200277 20142 202388 205884 296192 209470 210921 21288 216812 217223 222147 226335 281944 233423 235389 235442 236713 237873 239198 265879 268063 272129 272898 279829 281588 282834 283084 386046 287419 294977 295474 295518 255634 285830 297174 301675 307329 310389 310488 321908 322782 324784 327848 331725 332042 336688 338687 342789 348841 349283 349683 351052 353070 360589 382990 383440 388246 371833 374402 374872 377852 3 383112 384806 385347 386268 388288 391422 391443 396051 397450 30. Ziehungstag 11. September 1936 In der heutigen Schluß⸗Ziehung wurden Gewinne über 180 dess gezogen. S S 850 2 1 1 1 1 2 Gewinne zu 1000000 RM. 296045 2 Gewinne zu 5000 RM. 254540 2 Gewinne zu 3000 RM. 81626 8 Gewinne zu 2000 RM. 16 Gewinne zu 1000 RM. 206974 347636 375913 58188 64430 211141 332884 26588 79660 160980 172970 20308. 7408 13924 19928 25441 75140 78128 109786 144828 148703 162826 183987 242482 256781 272085 274888 302871 303835 312743 321857 325888 326974 831733 335048 374026 378646 396906 2138 8422 21091 21432 21731 24643 38901 40952 42489 50193 67056 70758 79758 8874s 84980 8663 93888 96812 59332 199291 109784 112282 Die Ziehung der 1. Klaſſe der 48. Preußiſch⸗Süddeutſchen 274. Preuß.) Klaſſen-Lotterie findet am 20. und 21. Oktober 1936 ſtatt. — 7 9 Haben Sie diesen herrlichen künst- lerischen, hochwertigen Film schon gesehen? Wenn nicht, dann haben Sie heute Montag Abend 8 Uhr nochmals Gelegenheit Palast. A ee kinweichlauge von ſtärkſter ſchmutzlöſender Wirkung! 2310/35 8. erfragen in der Tab ohn Bauhandwerker Lohnſteuer⸗Tabellen für Wochenlohn und Monatslohn zu haben in der Druckerei des„Neckar⸗Bote. Weißer, guterh. Herd für 10 Mark zu verkaufen. eſchäftsſt. d. Bl. für (nach vorgeschrieb. städt. Muster) zu haben in der Druekerel des Neckar- Bote. Dc Montag, den 14. September 1936 det Rr. 215(2. Blatt) Neckar⸗Bote ſam ern, 5 2 ine 8 3 d Nach Beendigung der Beſichtigung fährt der Führer,„ In einer faſt einſtündigen Rede umtiß ſodann det ung reuege 0 s er ugen aufrecht in ſeinem Wagen ſtehend, mit Rudolf Heß und Reichsorganiſationsleiter der NSDAP. und Reichsleiter hat 5 g l 5 5 Baldur von Schirach auf der Laufbahn um das ganze auf⸗ der Deutſchen Arbeitsfront 952 Appell der Hitlerjugend im Nürnberger Stadion marſchierte Feld herum, grüßt zu den Hängen herauf und Dr. Nobert Ley er Der Aufmarſch der Hitlerjugend vor dem Führer wird[ grüßt die. e 5 e e heſch ſich] die weltanſchaulichen Grundlagen der Bewegung und den vielen Hunderttausenden, die dieſe einzigartige Ver⸗[immer wieder erneuernden Welle nicht mehr zu beſchreie« damit auch der Deutſchen Arbeitsfront, um dann ihr or⸗ 0 anſtaltung des Reichsparteitages der Ehre miterleben bender Begeisterung voll jugendlichen Ueberſchwangs, ganiſatoriſches Gefüge und ihre Ziele zu kennzeichnen 1 konnten, unauslöſchlich in Erinnerung bleiben. Strahlen.] Unter den Klängen des Fahnenliedes der HJ. verläßt der[In ſeiner Rede ſtellte Dr. Ley feſt, daß es nur zwei für der Sonnenſchein und wolkenlos blauer Himmel lagen e e Ae e i 1 1 0 5 Welten gibt, die liberaliſtiſche Welt der menſchlichen Ein⸗ 110 über der Hauptkampfbahn des Nürnberger Stadions. en ern 1 5 eiche e alten Teile bildung, der menſchlichen Eitelkeit, des menſchlichen 11 45 000 Hitlerjungen und 5000 BDM. ⸗Mädel legten als 1„ e 25 5 Wunſchtraumes, die zum Klaſſenkampf, zum Partikularis⸗ Der die Ausleſe der ſechs Millionen deutſcher Jugend ein Be⸗ kenntnis der Treue zu Führer, Volk und Bewegung ab. Wie dieſe 50 000 in prachtvoller Diſziplin hier in einem geſchloſſenen Block angetreten waren, ſtellten ſie zugleich ein ſchönes Symbol für die einheitliche Ausrichtung der geſamten deutſchen Jugend auf einen Willen, ein Ziel und einen Glauben dar. Von den hohen Maſten rings um die Kampfbahn wehten die HJ.⸗Fahnen leicht im Winde. In wohlgeord⸗ neten Reihen füllten die aufmarſchierten Formationen der HJ. das geſamte Feld und die hohen Ränge. Zuvorderſt ſtanden 1500 Hitlerjungen, die am„Adolf⸗Hitler⸗Marſch“ mit ihren Bannfahnen aus allen deutſchen Gauen nach Nürnberg gezogen ſind und die Symbole des neuen Glau⸗ bens der deutſchen Jugend durch ganz Deutſchland ge⸗ tragen haben. Auf der der Ehrentribüne gegenüberliegen— den Seite leuchteten in dem braunen Felde zwei weiße Blocks auf; hier ſtanden die 5000 BDM- Mädel. Vor der Ehrentribüne waren etwa 1000 Mann der Marine⸗HJ. in ihren weißen Mützen und blauen Uniformen angetre⸗ ten, die eine farbige Note in das Bild trugen. Auf der Ehrentribüne hatte wiederum das geſamte Führerkorps der Bewegung, die ausländiſchen Diploma⸗ ten und die führenden Perſönlichkeiten der Wehrmacht, der Reichs⸗ und Staatsbehörden und des Reichsarbeits⸗ dienſtes Platz genommen. Wenige Minuten vor 10 Uhr meldete der Leiter dieſes gewaltigen Aufmarſches, Stabs⸗ führer Hartmann Lauterbacher, dem Reichsjugendführer Baldur von Schirach die angetretenen Formationen. Mit einem weithin hallenden„Heil HJ.“ grüßte Baldur von Schirach die Jungen, und donnernd klang es wie aus einem Mund zurück„Heil Reichsjugendführer“. Eine Viertelſtunde nach 10 Uhr erklangen Heilrufe von außen her in das Rund des Stadions. Unter den Klängen des Badenweiler Marſches betrat der Führer, von brauſenden Heilrufen begrüßt, begleitet von ſeinem Stellvertreter Rudolf Heß, dem Reichsjugendführer Bal⸗ dur von Schirach, Reichserziehungsminiſter Ruſt und ſei⸗ ner ſtändigen Begleitung das Stadion. Nach der Meldung des Reichsjugendführers trat der Führer an das Mikrophon und grüßte die Jugend, die ſeinen Namen trägt:„Heil, meine Jugend!“, und wie ein vieltauſendfältiges Echo klang es wieder zurück:„Heil, mein Führer!“ Die Feierſtunde beginnt Die Feierſtunde der Jugend nahm ihren Anfang. Sie wurde geſtaltet aus neuem, aus der Jugend heraus ge⸗ borenem und gewachſenem Kulturgut. Es waren junge, Nationalſozialiſtiſche Sozialpolitik Vierte Jahrestagung der DAF. Der Jugendkundgebung folgte in der großen Kon⸗ greßhalle am Luitpoldhain die vierte Jahrestagung der Deutſchen Arbeitsfront, an der auch die von Dr. Ley ein⸗ geladenen Wirtſchaftsführer ſowie ein Muſikzug mit 300 Sängern der Werkſcharen und 600 Fahnen der Deutſchen Arbeitsfront teilnahmen. Nach muſikaliſchen Darbietungen und Geſangsvorträgen eröffnete der Reichsobmann der NSBO., Hauptamtsleiter Selzner, die Tagung. Im Na⸗ men der Wirtſchaftsführer dankte der Leiter der deutſchen Wirtſchaftskammer, Hecker, der zugleich das Verſprechen überbrachte, daß die Wirtſchaft in engſter Zuſammen⸗ arbeit mit der Deutſchen Arbeitsfront alles daranſetzen werde, den in der Leipziger Vereinbarung zum Ausdruck gekommenen Willen des Führers zu erfüllen. Alsdann nahm Reichsarbeitsminiſter Seldte das Wort zu folgenden Ausführungen: Die Reichsparteitage zu Nürnberg ſind die macht⸗ volle Kundgebung der Formgeſtaltung des deutſchen Nationalſozialismus. Sie geben Bericht, ſie legen nach des Führers Willen neu die zukünftigen Linien feſt, und ſie ſind auch Tage der Rechenſchaft. So will auch die Tagung der Deutſchen Arbeitsfront Zeugnis ablegen und in erſter Linie von dem ſozialen Wollen und Geſchehen. Dieſe Tagung hier will vor allen Dingen die Frage beantwor⸗ ten, wie weit im neuen Reich der deutſche Sozialismus bereits verwirklicht worden iſt. Was darunter zu ver⸗ ſtehen iſt, das hat der Führer ſelbſt uns geſagt: die Leiſtungen des einzelnen haben in erſter Linie der Ge⸗ ſamheit zu dienen. Alles Tun und Laſſen eines jeden Volksgenoſſen hat ſich nach dem Grundſatz auszurichten, daß Gemeinnutz vor Eigennutz geht. Und nur die Arbeit, die dem Gemeinwohl dient, hat nationalen Wert. Das ſind die Grundſätze, die richtunggebend für alle Maßnahmen ſind, die im ſozialen Raum zu treffen waren und noch zu treffen ſind. Es handelt ſich für uns nicht mehr um Ausgleichsverſuche und nicht mehr lediglich etwa um ein Eingreifen des Staates zugunſten des Schwächeren, ſon⸗ dern für uns iſt Sozialpolitik Volkspolitik geworden, die zum Ziel hat, alle Volksgenoſſen zu einer auf Gedeih und Verderb verbundenen Lebensgemeinſchaft zuſammenzu⸗ führen. Aus ſolcher Auffaſfung bekommt jetzt die Sozialpoli⸗ mus und ſchließlich zur Anarchie, zum Verfall, der Zer⸗ ſetzung und zum Untergang führt, und im Gegenſatz dazu die andere Welt einer natürlichen Ordnung, in der alles abläuft in einem ewigen Geſetz der Natur, in der der Menſch nicht das Produkt ſeiner Umgebung, ſondern das Produkt ſeiner Raſſe iſt.„Wenn ſie uns“, ſo fuhr Dr. Ley fort,„vorwerfen: Ihr habt keinen Gott, ihr National⸗ ſozialiſten leugnet Gott, ſo bekenne ich: Ich habe durch die Lehre Adolf Hitlers und durch dieſen einzigartigen Menſchen erſt wieder meinen Herr⸗ gott gefunden. Wir waren alle ganz einfache Menſchen. Betriebsführer und Arbeiter und Bauern und Handwer⸗ ker, keiner von uns war ein zünftiger Politiker, keiner gehörte einer Partei an. Wir waren kleine und unbekannte Menſchen und hatten keinen Namen und fingen doch an und redeten und kämpften und ſchafften und waren fleißig. Der Sinn des Lebens ging uns auf durch dieſe Lehre. Wir glaubten an uns ſelbſt und an unſere Kraft. Wir glaubten an unſer Volk. Wir glaubten wieder an einen Gott. Wir begriffen unſere neue Welt, und unſer Glaube wußte: Dieſe Welt kennt keine Willkür. Sie ſieht in allem eine ſinnvolle Ordnung. Der Nationalſozialismus iſt der Sieg der Vernunft über die Uuvernunft. In allen unſeren Entſchlüſſen fragen wir unſeren Inſtinkt und unſeren Verſtand und paaren dieſe beiden Faktoren. Wenn ſie zu einem gleichen Ent⸗ ſchluß kommen, ſo handeln wir nach ihnen. Daß hatte das frühere Zeitalter vergeſſen. Es glaubte, durch wiſſenſchaft⸗ liche Dreſſur den Inſtinkt erſetzen zu können. Man glaubte, Hochſchulen und Univerſitäten genügten. um Jührereigen⸗ ſchaften züchten zu können— aber man kann Führer nicht züchten. Wer die Weltanſchauung Adolf Hitlers, wer den Inſtinkt und den Verſtand zur Grundlage ſeines Urteils gemacht hat, wer die Geſetze Gottes anerkennt und nach ihnen handelt, wer die Welt nicht als willkürliches Chaos ſieht, ſondern als eine ſinnvolle Ordnung, der wird in den Grundſätzen nie irren können, ſondern immer nacht⸗ wandleriſch ſicher ſeinen Weg gehen. Niemals kommt es in Frage, daß einem National⸗ ſozialiſten eine Aufgabe über den Kopf wachſen kann Deutſchland gerettet hat allein Adolf Hitler mit ſei⸗ nem Glauben. Nationalſozialismus und Adolf Hitler ſind ein und dasſelbe; er iſt der Schöpfer und er iſt der Pre⸗ diger; er hat das Samenkorn in die deutſche Erde gelegt und dieſe deutſche Erde iſt das Volk, mit Führer und Idee verbunden, wie Führer und Idee miteinander. Dr. Ley betonte dann, daß man die Leiſtung gerecht einſchätzen und daß es deshalb eine Rangordnung geben müſſe.„Führer ſein, Vorgeſetzter ſein, Offizier ſein heißt: begnüge dich nicht damit, ein Patent, eine Ernennung 05 more d den i 1 9 tik ihre eigentliche Bedeutung und ihre eigentliche Auf⸗ in der Taſche zu haben, ſondern die vornehmſte Pflicht 800 e 55 11 Dicht n 5 Zeit 1 neuen[ gabe; ſie kann nur ſoziale Ordnung als Ordnung des des Offiziers und des Vorgeſetzten iſt ſeine Fürſorge für ane a 1 19 5. 46 Weser 5 1 8 0 925 Friedens und der Arbeit im Dienſte der Volksgemein⸗ ſeine Gefolgſchaft. Das muß jeder wiſſen. Dieſe Dinge 55 en ag das ganze Weſen der neuen Jugend be⸗ ſchaft ſein. Dem Neichsarbeitsminiſterium lag es nun ſind auch die Grundſätze für den Aufbau unſerer Sozial⸗ 80 ſchloſſen: 8 in erſter Linie ob, an der vom Führer gewollten neuen[ ordnung.“ 125 Ein junges Volk steht auf Sozialordnung entſcheidend mitzuwirken. Wir waren uns Die Schlußausführungen Dr. Leys behandelten die 41 Jum Sturm bereit 5 f darüber klar, daß, nachdem der Führer im völkiſchen[Stellung der Deutſchen Arbeitsfront als Inſtrument der 7 Reißt die Fahnen höher, Kameraden! Raum ein neues einheitliches Gemeinſchaftsbewußtſein[Partei:„Die Partei führt die DA F., die Partei gibt ihr 3 185 bn der Nation geformt 1 55 1 die ie 19 55 den Willen. 40 5 1 8 5 8 zu einem Sozialbewußtſein erforderlich war. ie D itsfr; N 8 1 4 Helle Fanfarenrufe künden den Einmarſch der Fah⸗ Das hieß, daß das Verhältnis von Menſch zu Menſch 1 eee i e 93 nen der Jugend an. Mit erhobener Rechten ehrte das beſſer geſtaltet werden ſollte, und daß der ſchaffende. 1 8 5. 1 1 Führerkorps, ehrten die Vertreter der ganzen Welt die[ deutſche Menſch immer mehr dahin erzogen werden 199115 der, ne 0 800 durch Freude“ wollen wir leben, 90 Banner der jungen deutſchen Generation, die nun durch[mußte, daß er in ſeinem Volksgenoſſen in erſter Linie den wollen wir uns des Lebens freuen. 58 die Reihen der angetretenen Formationen getragen wur⸗ Bruder ſieht. Was kann der einzelne von der Gemeinſchaft ver⸗ den und dann den oberſten Ring des gewaltigen Runds des Stadions umſäumten. Nach dem choriſchen Spiel ſpricht der Reichsſugendführer und erinnert daran, daß ihm der Führer vor fünf Jahren den Auftrag zur Bildung der nationalſozialiſtiſchen Ju⸗ gendbewegung gegeben habe. Er habe die Schaffung einer Gemeinſchaft der Jugend gefordert, die nicht nur Begeiſterung, ſondern Zucht und Ordnung auf⸗ weiſe. Dieſes Ziel ſei erreicht. Der Führer habe aber zu wenig gefordert. Er habe auf 100 000 gerechnet, eie ſind gekommen“, rief Baldur von Schirach dem Führer entgegen. „Im Jahre der Jugend gibt es viele frohe Stunden. Dieſe aber iſt in jedem Jahre unſere glücklichſte. Denn mehr als andere, mein Führer, fühlen wir uns durch den Namen, den wir tragen, an Ihre Perſon gekettet. Ihr Name, mein Führer, iſt unſere Unſterblichleit! Unſer Führer Sieg⸗Heil!“ Der Führer ſpricht Das Treuebelkenntnis der deutſchen Jugend, das Bal⸗ dur von Schirach dem Führer gegenüber ausſprach, fand bei den Zehntauſenden Jungen und Mädels ſeinen be⸗ geiſterten Widerhall und laut brauſten immer wieder die Heil⸗Rufe über das Feld, als der Führer ſeine An⸗ ſprache an die Jugend begann. Immer wieder wird die Rede des Führers, in der er der deutſchen Jugend das Ziel ihres Lebensweges und Lebenskampfes aufzeigt, von ſtürmiſchem Beifall un⸗ terbrochen, und als er ſeine Gewißheit ausſpricht, daß dieſe Jugend einmal das Werk der jetzigen Generation fortſetzen wird, und daß Geſchlecht auf Geſchlecht immer wieder im ſelben Geiſte leben wird, da iſt die flammende Begeiſterung, die die Worte auslöſen, Beſtätigung und Gelöbnis der Jugend zugleich. Nachdem der minutenlange Beifall geendet, gibt der Reichsjugendführer das Kommando:„Zur Beſichtigung durch den Führer HJ. ſtillgeſtanden!“ Gefolgt von ſeinem Stellvertreter und dem Reichsjugendführer geht der, Füh⸗ rer nun durch die Reihen der Gruppen, geht vorbei an den ſchnurgerade ausgerichteten Kolonnen und ſieht den dankbaren Jungen ins Auge. In ſtraffer Disziplin ſtehen die Formationen da, obwohl man es ihnen nachfühlen kann, daß ſie in dieſem Augenblick, wo der Führer mitten unter ihnen weilt, ihn mit einem Sturm der Begeiſterung umgeben möchten. Der Führer gab deshalb dem deutſchen Volk eine neue Arbeitsverfaſſung mit dem Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. 1. 1934. Der ſchaffende deutſche Menſch iſt nicht mehr nur Objekt einer Wirtſchaftsord⸗ nung oder einer Wirtſchaftsunordnung, ſondern er iſt Mitgeſtalter und Mitverantwortlicher am Werke ſeiner Hände und ſeines Geiſtes. Wir alle ſtanden vor großen Aufgaben, und unſere Geſamtlage erforderte es, das Lohnniveau zu halten. Die Frage aber nach ſeiner Höhe hängt nun auf das engſte mit unſerer beſonderen Er⸗ nährungs⸗ und Rohſtofflage zuſammen. Die Vorausſetzung für die Erhöhung des Lebens⸗ ſtandards eines Volkes iſt immer erſt die völkiſche Freiheit. Und dazu gehört die abſolute Sicherung der Nahrungs- und Rohſtoffgrundlagen. Wir alle wiſſen, daß ſich hieraus leider die Notwendig⸗ keit ergibt, das Lohn⸗ und Preisniveau noch auf weiteres zu halten. Der Führer hat dieſes in ſeiner Proklamation überzeugend klargelegt. Daß die deutſche Arbeiterſchaft dieſe nationalen und wichtigen Zuſammenhänge erkannt hat, und daß ſie dem⸗ entſprechend gehandelt hat, das iſt ein nicht hoch genug anzuerkennendes geſchichtliches Verdienſt der deutſchen Arbeiterſchaft. Die Sozialordnung verlangt nicht nur die richtige Einordnung des ſchaffenden deutſchen Menſchen, ſie ver⸗ langt mehr, denn allein dadurch wird die Unſtcherheit des Arbeitsplatzes nicht beſeitigt. Die Regierung Adolf Hitlers hat dieſes von Anfang an geſehen und dem⸗ entſprechend gehandelt. Es wäre ſicherlich nicht gelungen, die Arbeitsſchlacht zum Erſtaunen der Welt ſo unge⸗ heuer erfolgreich zu ſchlagen, wenn es nicht nach einem planvollen und ſinnvollen Arbeitseinſatz gegangen wäre, Für die Sicherheit und die Exiſtenz des ſchaffenden deut⸗ ſchen Volksgenoſſen iſt weiter von gar nicht hoch genug einzuſchätzender Bedeutung eine geſunde Woh⸗ nungs⸗ und Siedlungspolitik. Faſt 1% Mil⸗ lionen Wohnungen dürften uns fehlen. Hier aber iſt in der winkenden Bautätigkeit eine rieſengroße Arbeits⸗ beſchaffungsreſerve vorhanden, die nach der Erledigung wichtigſter Wehrfreiheitsarbeiten ausgeſchöpft werden wird. Und hierbei iſt beſonders wichtig für unſeren Arbeiter die Kleinſiedlung, die ja gleichfalls auf völlig neue Grundlagen geſtellt worden iſt. Wenn alle Stellen des Staates und der Bewegung aber eng und harmoniſch zuſammenarbeiten, dann wird auch das hohe Ziel Adolf Hitlers, das Ziel der ſozialen Neugeſtaltung, erreicht werden: ein Reich der ſozialen Gerechtigkeit und des ſozialen Friedens aufzurichten. langen? Er kann verlangen, daß dieſe Gemeinſchaft für ihn klar, eindeutig und verſtändlich iſt, daß er ſie begrei⸗ fen kann. Zweitens kann jeder Menſch verlangen, daß ſie ihn geſund erhält. Das dritte, was er verlangen kann, iſt, daß alle ſeine Fähigkeiten ausgenutzt und entfaltet werden, nicht um ſeiner ſelbſt willen, ſondern um Deutſch⸗ lands willen. Das nächſte iſt, daß der einzelne Menſch einen gerechten Anteil an den Werten des Volkes hat, an denen er und ſeine Vorfahren mitgeſchaffen haben, einen gerechten Lohn. Jeder Menſch kann verlangen, daß er ordentlich wohnt. Wir wollen nach dem Willen des Führers fünf Millionen Wohnungen bauen, und zwar ordentliche Wohnungen. Der einzelne kann weiter ver⸗ langen, daß man ſeine Ehre ſchützt. Deshalb haben wir in Deutſchland zum erſtenmal eine ſoziale Ehrengerichts⸗ barkeit geſchaffen. Kein Volk der Erde kennt das. Und zuletzt kann der einzelne verlangen, daß ihn die Gemein⸗ ſchaft vor der unverdienten Not ſchützt. Der deutſche Menſch weiß, daß er heute in Deutſchland nicht mehr allein iſt. Mag kommen, was will, Krankheit, Not, Un⸗ fall, Alter, er iſt geſchützt. Die Gemeinſchaft ſorgt für ihn, die Deutſche Arbeitsfront, die NSV., die Partei. Unſer Winterhilfswerk iſt kein Wohlfahrtsgeſchwätz, ſondern es iſt für uns eine heilige Pflicht, das Opfer zu bringen für die Gemeinſchaft als Dankesſchuld. Der Führer ergreift das Wort, von Begeiſterungsſtürmen begrüßt. Der Führer ſprach von den Sorgen und Nöten der arbeitenden Menſchen, und aus ſeinen Worten klingt dabei ein wundervolles Verſtänd⸗ nis für das, was den einzelnen Volksgenoſſen, der im harten Lebenskampf ſteht, bewegt. Man muß die Geſichter dieſer alten und jungen Arbeiter geſehen haben, als ſie dem Führer lauſchten und zu ihm hinaufſahen. Als er von ſeinem Kampf, ſeinem Wollen und von ſeinen Erfolgen und neuen Plänen ſprach, da nahmen dieſe Männer ſeine Worte mit einer Ergriffenheit auf, die deutlich zeigte, wie feſt die Geſtalt Adolf Hitlers in den Herzen der deutſchen Arbeiter verankert iſt, und wie ſehr es dem Führer ge⸗ lungen iſt, der deutſchen Arbeiterſchaft wieder ihre Volks⸗ verbundenheit zum Bewußtſein zu bringen. Immer wieder unterbrachen die 20 000 Arbeiter die Rede des Führers mit begeiſterten Zuſtimmun⸗ gen, die ſich am Schluß zu einem brauſenden Orkan ver⸗ ſtärkten. Als der Führer unter den Klängen des Baden⸗ weiler Marſches die Halle verließ und durch die Reihen der ihm zujubelnden Arbeiter ſchritt, erlebte man wieder die erhabene Größe jener Volksgemeinſchaft, die in den letzten Jahren geworden und für alle Zukunft feſt ver⸗ ankert worden iſt. U 2 1 288 Heeg Lebensrecht vob Formal EGDe Der Kongreß nimmt ſeinen Fortgang Der große Parteikongreß nahm am Sonnabend⸗ nachmittag in der wieder dichtgefüllten Halle im Luitpold⸗ hain ſeinen Fortgang. Nach dem feſtlichen Auftakt, den das Reichsſinfonieorcheſter mit der Beethovenſchen Ouvertüre zu„Egmont“ bot, ergriff als erſter Redner Reichsleiter Dr. Hans Frank das Wort. Der Redner legte die Grund⸗ ſätze nationalſozialiſtiſcher Rechtspolitik dar. Zwei leitende Geſichtspunkte, ſo betonte der Miniſter, beherrſchten die nationalſozialiſtiſche Rechtspolitik. Die formulierten Rechts⸗ ſätze müßten den Lebensnotwendigkeiten des Volkes ent⸗ ſprechen und dienen:„Lebensrecht vor Formalrecht.“ Kein Gericht könne mehr Autorität haben, als es in dem Reiche bekomme, in deſſen Namen es tätig iſt.„Macht iſt das Leben des Rechts.“ Die Neuordnung des deutſchen Rechtslebens gelte der Verwirklichung des Punktes 19 des Parteiprogramms, der die Erſetzung des der materialiſtiſchen Weltordnung die⸗ nenden Fremdrechts durch ein deutſches Gemeinrecht for⸗ dere. Die Nürnberger Geſetze vom 15. September 1935, raſſige Einflüſſe ſollten ferngehalten werden, ſondern auch den ſonſtigen Gefahren, die der Höherentwicklung unſeres Volkes drohen, beuge der Nationalſozialismus vor, ſo 3. B. durch das Erbgeſundheitsgeſetz und das Ehegeſund⸗ Dem Verbrechertum habe der Nationalſozialismus einen ſchärfſten Abwehr- und Vernichtungskampf angeſagt. Daß bereits der Kern des Berufsverbrechertums getroffen ſei, gehe daraus hervor, daß Sicherungsverwahrungen 1934 in 4000 Fällen, 1935 in 1318 Fällen, und im erſten Halbjahr 1936 in nur 374 Fällen notwendig geworden ſeien. Aehnlich ſeien auch die Sittlichleitsverbrecher getrof⸗ fen worden, gegenüber 672 Enutmannungen im Jahre 1934 ſeien 1935 nur noch 324 erfolgt und 120 im erſten Halb⸗ jahr 1936. Die Zahl der rechtswirklich Verurteilten habe ſich von 566 042 im Jahre 1932 auf 394 908 1935 ver⸗ mindert. Jusgeſamt ſei die Kriminalität um 30 v. H. zurückgegangen. Stark zurückgegangen ſeien weiter die polizeilichen Anzei⸗ gen. Der Rechtsdienſt ſei weit davon entfernt, Para⸗ graphentechnik zu ſein, er ſei vielmehr Wahrer des wahren Rechts des deutſchen Volkes. So führe auch der Bund nationalſozialiſtiſcher deutſcher Juriſten fortan den Namen„Nationalſozialiſtiſcher Rechtswahrerbund“, Nicht aus der Gewaltidee politiſcher Machtverhältniſſe heraus, ſondern aus dem Rechtsbewußtſein unſeres Vol⸗ les komme der Geiſt der nationalſozialiſtiſchen Innen⸗ und Außenpolitik. Der deutſchen Rechtserneuerung gegenüber ſei das Er⸗ gebnis der bolſchewiſtiſchen Politik ein geradezu grauenhafter ſozialer, moraliſcher und völkiſcher Ver⸗ fall des einſt ſo gewaltigen ruſſiſchen Reiches und Volkes. Die Unterſchlagungen hätten ſich z. B. in Sowjetrußland ſeit 1933 faſt verdoppelt. Ganze Horden jugendliche Ver⸗ brecher durchzögen das Land. Allein im Jahre 1935 ſeien über 18 000 Kriminalverfahren gegen Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren durchgeführt worden. Die Straf⸗ prozeßordnung ſei in Sowjetrußland außer Gebrauch. Ver⸗ teidiger würden von vornherein ausgeſchloſſen. Ueblich ſei das ſogenannte ſchriftliche und geheime Verfahren, ohne Zuſtellung einer Anklageſchrift, ohne Hauptverhandlung, ohne Rechtsmittel. Die Ausübung der Folter habe aus⸗ drücklich unterſagt werden müſſen, doch ſtünden ſolche Vor⸗ ſchriften, wie ein ſowjetruſſiſcher Generalſtaatsanwalt wörtlich erklärt habe, nur auf dem Papier. Seit 1917 ſeien von den Bolſchewiſten mit und ohne Gerichtsverfahren 280 Biſchöfe und höhere Geiſtliche, 6788 Prieſter, 5680 Lehrer, 8800 Aerzte, 51850 Offiziere, Solda⸗ ten und Poliziſten und 488 500 Bauern und Handwerker getötet worden. „Aus den Rechtserfahrungen heraus“, ſo beendete Dr. Frank dann ſeine Rede,„müſſen wir National⸗ ſozialiſten unſere Stimme immer wieder dahin erheben, in dem Bolſchewismus nicht irgendeine der möglichen poli⸗ tiſchen Formen zu ſehen. Den Bolſchewismus richtig beurteilen, heißt, in ihm einen international wirkſamen Verbrechertatbeſtand er⸗ kennen. Unbeirrbar zäh und in der Hoffnung, daß alle an⸗ ſtändigen Menſchen der Welt dieſen Kampf des National⸗ ſozialismus um das Lebensrecht der Kultur der Völker der Welt gegenüber dem Bolſchewismus immer mehr er⸗ faſſen, werden wir Nationalſozialiſten nicht müde, gerade unter dem Geſichtspunkt des Rechtes und der Juſtiz den Bolſchewismus in allen ſeinen Erſcheinungsformen als unſeren Todfeind anzuſehen und zu bekümpfen, wo und wie wir können. 9 9 4 Zeitung in jedes Haus Reichsleiter Dr. Otto Dietrich ſprach über das Thema:„Die Zeitung des Volles als nationale und ſo⸗ ziale Forderung.“ Die deutſche Zeitung ſei ein überzeu⸗ gender Ausdruck der nationalen Gemeinſchaft, die Sowjet⸗ preſſe dagegen ein rein mechaniſches Werkzeug zur Be⸗ herrſchung der Maſſen in der Hand bolſchewiſtiſcher Ge⸗ walthaber. Die ſogenannte„Selbſtkritik“ in der Sopwjet⸗ preſſe ſei nichts anderes als organiſiertes Spitzel⸗ und Denunziantentum. In Sowjetrußland ſei der Schriftleiter zum Handlanger und Tintenkuli der Sowjetorgane her⸗ rabgeſunken. Im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland habe dagegen der Schriftleiter Verantwortung zu tragen. Deutſchland brauche kein Volksverdummungsinſtrument wie die bolſchewiſtiſchen Gewalthaber, ſondern wolle die Zeitung als überzeugendes Mittel der Volksaufklärung. Deshalb ſeien die Juden aus der Preſſe herausgeworſen worden, während die Verjudung der Sowjetpreſſe einzig⸗ artig und erſchreckend ſei. Fanatiſch ſei der Haß der Sowjetpreſſe gegen das nationalſozialiſtiſche Deutſchland. Der Kampf der bolſchewiſtiſchen Preſſe ſei ein monotones Schimpfen, ein hyſteriſches und pöbelhaftes Geſchrei. Dr. Dietrich gab dann einige Koſtproben aus der journaliſti⸗ ſchen Giftküche des Bolſchewismus und ſchloß ſeine Rede mit den Worten: „Aber es iſt unſere Pflicht, die Gefahren nicht zu überſehen, die durch dieſe ſyſtematiſche Volksverdummung und Volksverhetzung für den Frieden der Welt herauf⸗ beſchworen werden. Ihnen gegenüber gilt es, das deutſche Volk nicht nur militäriſch, ſondern auch geiſtig und ſeeliſch ftark zu machen. Und das iſt die große, nationale Aufgabe, die der Preſſe im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland ge⸗ ſtellt iſt! Das deutſche Volk ſelbſt muß zum lebendigen Träger des nationalſozialiſtiſchen Zeitungsgedankens merden. Die Zeitung aber, als der tägliche Sendbote der Nation, iſt die Schule des politiſchen Denkens. Wer aber durch die Zeitung täglichen Anteil nimmt am politiſchen Leben, der wird jeden Ruf, jede Forderung, jede Mah⸗ nung der Nation verſtehen, er wird ihr Künder und ihr Kämpfer ſein. Und darum gehört die Zeitung in jedes deutſche Haus! Es iſt eine vol Spolitiſche Forderung, die wir damit er⸗ heben. Und wir werden einen Weg finden, dieſes Ziel zu erreichen! Wir müſſen es ermöglichen, auch dem letzten Volksgenoſſen ſeine Zeitung zu geben, aus der er die ſee⸗ liſche Kraft zu tätiger Mitarbeit am politiſchen Leben der Nation und das Bewußtſein gewinnt, Glied einer Ge⸗ meinſchaft zu ſein, der er auf Gedeih und Verderb ver⸗ bunden iſt. Die Sache der Zeitung zur Sache des Volkes zu machen, dazu rufen wir Sie auf!“ Reichsleiter Amann ſprach über die Geſtaltung der deutſchen Preſſe im natio⸗ nalſozialiſtiſchen Deutſchland. Er führte dabei u. a. aus: Vom erſten Tage des Kampfes an war das Wohl des deulſchen Volkes allein der Sinn unſerer Arbeit. Hieraus ergab ſich auf meinem Arbeitsgebiet als erſte Aufgabe die Geſtaltung der deutſchen Preſſe zu einer wirklichen deutſchen Volkspreſſe, die unter Ausſchaltung jeder ihm ſchädlichen eigenſüchtigen oder fremden Intereſſen nur 1 ihm und ſeinem Wohle verantwortlich iſt. Die Zeitung ſoll die Gemeinſchaft zu ihm und ihn zur Gemeinſchaft führen und ihn ſo mitten hineinſtellen in das Geſchehen der Zeit. Leiſtungsfähigkeit und ſchöpfe⸗ riſche Initiative ſollen das Merkmal der im national⸗ ſozialiſtiſchen Staat wirkenden Preſſe ſein. Von vorn⸗ herein iſt damit jede Monopoliſierung der Preſſe in einer Hand ausgeſchloſſen. Wir haben die Vorausſetzungen für eine Unabhängigkeit der Preſſe erſt geſchaffen! In den großen Lebensfragen der Nation und ins⸗ beſondere in der Rückſicht, die ſie in der öffentlichen Be⸗ handlung und Diskuſſion erfordern, iſt jeder Staat dem Volke den Schutz vor Schädigungen ſchuldig. Ein Staat, der dieſen Anſpruch des Volkes auf den Schutz ſeiner Exiſtenz durch die Zulaſſung ſchädlicher Preſſeerörterungen verletzte, hätte keine Exiſtenzberechti⸗ gung, denn nicht ein eigener Zweck der Preſſe, ſondern allein das Volk iſt das Maß aller Dinge! Das deutſche Volt hätte ſeine Wehrfreiheit und das Rheinland nicht zurückerhalten, es hätte keine durch Ge⸗ ſchütze und Flugzeuge beſchirmten Grenzen, es beſüße keine Autoſtraßen und großen Bauten, es hätte heute noch ſieben Millionen Arbeitsloſe, wenn über die Zweck⸗ mäßigkeit dieſer Maßnahmen oder ihr Bevorſtehen öffent⸗ liche Erörterungen in der Preſſe ſtattgefunden hätten. Ich kenne keinen feſteren Willen als den, die geſamte Arbeit unſerer Preſſe vor jeder Beeinfluſſung von außen her zu bewahren und zu beſchützen. Es iſt das Weſen von Reichskulturkammer⸗ und Schriftleitergeſetz, daß ſie die Preſſe nicht als eine Sache, ſondern als das Ergebnis der ſie ſchaffenden Perſönlich⸗ keiten anſehen. Bei rund 17 Millionen Haushaltungen in unſerem deutſchen Volke beträgt die Auflage der deut⸗ ſchen Tagespreſſe im 1. Quartal 1936 19 Millionen 700000 Stück. Mit anderen Worten: Die deutſche Zeitung hat in jedem deutſchen Haus ihren Einzug gehalten. Wenn die Zahl der Zeitungstitel ſank, dann hat die Stärke und Wirkung der deutſchen Preſſe darunter nicht gelitten. Die heute beſtehenden etwa 2300 Zeitungen, die ihre Ar⸗ beit allein für das deutſche Volk leiſten, ſind uns mehr wert als früher 3250 Zeitungen, die zu einem ſo weſent⸗ lichen Teile anderen Altären opferten, als dem des Vater⸗ landes, und daher dem Vaterlande geopfert werden mußten! Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß der jüdiſche Bolſche⸗ wismus für den Aufbau ſeiner Preſſe die gegenteiligen Grundſätze angewandt hat, wie wir Nationalſozialiſten. Wir haben die Preſſe, die ſich ehrlich in den Dienſt des deutſchen Volkes ſtellte, beſtehen laſſen, der Bolſchewis⸗ mus begann ſein Wirken mit der Vernichtung alles Be⸗ ſtehenden. Kein Wunder, daß dieſe kommuniſtiſche Preſſe faſt ausſchließlich von Juden geſchrieben wird. Von allen Domänen des Sowzjetſtaates iſt die Beherrſchung des Preſſeweſens durch das Judentum am weiteſten vorge⸗ ſchritten. Abgeſehen von drei Moskauer Zeitungen ſind ſämt⸗ liche ruſſiſchen Zeitungen unrentabel und erforderten im Jahre 1930 ſtaatliche Zuſchüſſe von 30 Millionen Rubel. Der Punkt 23 unſeres Paxteiprogramms iſt durch die in den letzten Jahren durchgeführten Maßnahmen in enger Zuſammenarbeit mit unſerem Parteigenoſſen Dr. Goebbels erfüllt. Wenn ich dieſe Tatſache in meinem Bericht auf dem vorjährigen Parteitag ankündigen konnte, ſo darf ich heute mit dieſem Bekenntnis zum Geiſte der Kampfzeit unſerer Bewegung den unerſchütterlichen Willen zum Aus⸗ druck bringen, die deutfche im Nationalſozialismus ge⸗ einte Preſſe zu einem immer wirkungsvolleren Inſtru⸗ ment für das deutſche Volk und den Frieden der Welt zu geſtalten.“ Gondertagungen der Partei Ein wichtiger Beſtandteil des Reichsparteitages waren die Arbeitstagungen der Aemter und Gliederungen der Partei, die Stunden ernſter Rechenſchaftslegung und verpflichtender Zielſetzung für die Erfüllung der national⸗ ſozialiſtiſchen Forderungen auf allen Gebieten des völki⸗ ſchen Lebens bedeuten. Das Reichs rechtsamt der NSDAP. hielt ſeine Tagung im Kulturvereinshaus ab. In ſeiner Rede wies Reichsleiter Dr. Frank darauf hin, daß die Aufgabe im Recht auch heute noch die ſei, den Volkswerten und Volks⸗ notwendigkeiten das Primat gegenüber einer verklingen⸗ den Zeitanſchauung zu ſichern. Der Reichsamtsleiter ber⸗ kündete, daß im NS.⸗Rechtswahrerbund der deutſche Rechtsſtand eine feſte organiſatoriſche Grundlage gefun⸗ den habe. Vor den Amtsleitern, die für die Perſonalpolitik und die Heranbildung des Nachwuchſes in dem Korps der Politiſchen Leiter verantwortlich ſind ſyrach im Fa⸗ thartnenbau Reichsorganiſationsleiter Br. L e h. Er kenn⸗ zeichnete das Hauptperſonalamt als eines der jüngſten aber auch entſcheidendſten Faktoren innerhalb der Parteforganiſattfon. Richtſchnur für die Bewertung Politiſchen Leiters nüſſe ſein, zuerſt den blinden Gehor⸗ ſam und die Sicherheit der ſelbſtändigen Entſcheidung zu prüfen. Entſcheidend ſei und bleibe wie in der natürlichen Ausleſe der Kampfzeit die ſelb ſtloſe Ka mpf⸗ bereitſchaft und der Glaube des einzelnen, den er in ſeinem Dienſt und in ſeiner ganzen Lebenshaltung zu he⸗ weiſen habe. Auf der Tagung des Hauptamts für Kriegsopfer ſprach Reichskriegsopferführer Hans Oberlindober über„Weg und Ziel der Frontſoldaten und Kriegsopfer im neuen Deutſchland“.„Zwiſchen dem Jahre 1933 und heute“, ſo ſagte der Reichskriegsopferführer,„liegt eine Zeit ernſthafter Erziehungsarbeit in unſerer großen Ge⸗ meinſchaft. Grundgedanke war immer, allen Kameraden gegenwärtig zu halten, daß wir nicht in den Krieg ge⸗ zogen ſind, um Rentenempfänger zu werden, ſondern um als brave Soldaten unſere Pflicht für Volk und Heimat zu erfüllen.“ Auf der Sondertagung des Hauptamtes für Volksgeſundheit machte Reichsamtsleiter Dr. Ba r⸗ tels auf die Gefahren aufmerkſam, die in einer einſeiti⸗ gen körperlichen Beanſpruchung liegen. Einſeitige körper⸗ liche Beanſpruchung ſei zum überwiegenden Teil die Ur ſache der Krankheitsſchäden. Hier ſei das beſte Gegen⸗ gewicht der Dienſt im deutſchen Heer, in der SA., der SS. und anderen Verbänden, die den Grundſatz einer viel⸗ ſeitigen körperlichen Ausbildung befolgen. Dr. Bartels wies beſonders auf den hohen Wert des Ausbildungs⸗ ganges bei der Hitler-Jugend und dem BDM. hin, aus dem beſonders leiſtungsſtarke, abgehärtete und geſunde Menſchen hervorgehen müßten Wiriſchaftliche Geſundung Der Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Hauptdienſtleiter Reinhard t, gab an Hand zahlreicher beweiskräftiger Zahlen einen Ueberblick über die ſoziale, wirtſchaftliche und finanzielle Geſundung Deutſchlands ſeit der Machtübernahme. Die Maſſenarbeitsloſigkeit in Deutſchland, ſo betonte er, ſei überwunden. Eine Dauer⸗ arbeitsloſigkeit von unbeſchränkt Arbeitsfähigen gäbe es in Deutſchland nicht mehr und werde es in den vorgekom⸗ menen Ausmaßen nie wieder geben. Seit der Machtübernahme durch den Führer habe ſich die Zahl der Beſchäftigten um 6 Millionen erhöht, wobei der Mangel an Facharbeitern fortgeſetzt größer werde. Von den 7 Millionen, um die ſich die Arbeitsloſigkeit in der Welt in der Zeit von 1932(26 Millionen) auf 19 Mil⸗ lionen gegenwärtig vermindert habe, entfielen allein 5 Millionen auf Deutſchland. Auf je 1000 Einwohner entfielen in den Vereinigten Staaten 81 Arbeitsloſe, in Oeſterreich 48, in Holland 45, in der Tſchechoſlowakei 39, in Großbritannien 37, in Frankreich 31, in Spanien 30, in der Schweiz 19 und in Deutſchland 18. In der Sowjetunion, die weder die Arbeitsloſen unterſtütze, noch ſtatiſtiſch erfaſſe, gübe es etwa 25 bis 30 Millionen Arbeitsloſe. Der Kampf des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland um die Verminderung der Arbeitsloſigkeit habe zur ge⸗ wollten geſunden Vergrößerung der Nachfrage nach Gü⸗ tern und Leiſtungen und damit zur Vermehrung und Ver⸗ größerung der Umſätze in der deutſchen Volkswirtſchaft und zu einer ſehr bedeutenden Erhöhung des Volks⸗ einkommens geführt. Alle Anzeichen ſprächen dafür, daß die Aufwärtsentwicklung noch lange nicht ihren Höhe⸗ punkt erreicht haben werde. Von größter Wirkung für den Sieg in der Arbeits⸗ ſchlacht ſei auch die Gewährung der Eheſtands⸗ darlehen geweſen. Bisher ſeien 26 000 Eheſtandsdarlehen mit einem Durch⸗ ſchnittsbetrag von 600 Reichsmark gewährt worden. Weiterhin werden monatlich 15⸗ bis 20 000 Reichsmark Eheſtandsdarlehen ausgeſchüttet. Die Zahl der Kinder aus dieſen Ehen ſtelle ſich auf 425 000. Angeſtrebt werde die Schaffung einer Reichsfamilien⸗ ausgleichskaſſe, die einen vollſtändigen Familienlaſten⸗ ausgleich aller Stände und Einkommensgruppen herbei⸗ führen ſolle. Der Kreis der Kinderbeihilfeberechtigten werde wahrſcheinlich im nächſten Jahr auf die Nichtlohn⸗ empfänger, insbeſondere alſo auf die Handwerker und Kleingewerbetreibenden mit nicht mehr 2200 Jahresein⸗ kommen ausgedehnt werden. Dann werde die Einkom⸗ menshöchſtgrenze allmählich erhöht werden. In ſeinen weiteren Ausführungen betonte Staats⸗ ſekretär Reinhardt, daß der Lebenshaltungsſtand in Deutſchland ſich ſtändig gebeſſert habe. Demgegenüber ſtehe die Verelendung der Bevölkerung der Sowjetunion. Der Reallohn des Durchſchnitts⸗ arbeiters in Sowjetrußland ſei in den letzten 8 Jahren um nicht weniger als geſunken. Im nationalſozialiſti⸗ ſchen Deutſchland ſei die Lage der Arbeiter nach Durch⸗ führung des erſten Vierjahresplans beſſer als je zuvor. Im bolſchewiſtiſchen Rußland ſei die Lage der Arbei⸗ ter nach 20jährigem Experimentieren und nach Durch⸗ führung der verſchiedenen Fünfjahrespläne ſchlechter als je. Während Deutſchland die Einkommenſteuer, die bei Ka⸗ pitalgeſellſchaften Körperſchaftsſteuer heiße, als Haupt⸗ quelle habe— der Ertrag der Einkommenſteuer hat ſich von 1,5 Milliarden RM. im Jahre 1933 auf 4 Milliarden RM. im Jahre 1936 erhöht— habe Sowjetrußland die Umſatzſteuer als Hauptquelle. Das ſei eine ungeheuerliche Belaſtung des Verbrauchs. Wer viel Brot eſſe, habe in der Sowjetunion den größten Beitrag für die Ausgaben des Sowjetſtaates zu leiſten.„Ich glaube“, ſo rief Staats⸗ ſekretär Reinhardt aus,„die Betrachtung damit ſchließen zu können, daß ich feſtſtelle, daß das ſowjetruſſiſche Steuerſyſtem das antiſozialſte iſt, das es in der Welt 1099 Zuſammenfaſſend erklärte der Staatsſekretär odann: Bolſchewismus heißt: Brutale Senkung des Lebeushaltungsſtandes aller Schaffenden und Vernichtung Nationalſozialismus heißt: Sicherung und Verbeſſerung des Lebenshaltungsſtandes aller Schaffenden durch Erhaltung und Förderung des Privateigentums und des privaten Unternehmertums und durch Abſtellung allen Denkens auf die allgemeinen Intereſſen des Volks⸗ ganzen nach der Erkenntnis, daß der einzelne nichts iſt, uhne Glied einer Gemeinſchaft zu ſein, und daß das Wohl des einzelnen ſich im tiefſten Grund nach dem Wohl der Voltsgemeinſchaft beſtimmt. DA Sr . 158 N NR nan„ —. 7* 1. 2 223 Weitere Rechenſchaftsberichte Vorletzte Sitzung des Parteikongreſſes. Auch zur vorletzten Sitzung des Parteikongreſſes am Sonntagabend füllten wieder 20 000 Menſchen, dichtgedrängt, die große Halle im Luitpold⸗Hain. Auch dieſer Sitzung wohne von Anfang an der Führer bei. Wieder umbrandete ihn, als er mik ſeinem Stellvertreter, ſeiner ſtändigen Be⸗ gleitung und mehreren Reichs⸗ und Gauleitern die langge⸗ dehnte Halle durchſchritt, minutenlanger, begeiſterter Jubel. Rach dem Einmarſch der Blutfahne und der Standarten bildete die Ouvertüre zu„Oberon“, vom Reichsſymphonie⸗ orcheſter geſpielt, den feierlichen Auftakt. Den Kongreß er⸗ öffnete der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, der ſofork dem Reichsamtsleiter Dreßler⸗Andreß das Wort gab zur Verleſung des Rechenſchaftsberichtes des Reichsorgani⸗ ſationsleiters Dr. Ley. Der Rechenſchaftsbericht Dr. Ley's, in dem beſonders die Gegenüberſtellung der deutſchen und der ſowjetruſſiſchen ſozia⸗ en Verhältniſſe, nicht minder aber auch die gewaltigen Lei⸗ ſtungen der Deutſchen Arbeitsfront mit geſpannteſter Auf⸗ merkſamkeit verfolgt wurden, fand immer wieder den be⸗ geiſterten Beifall der Kongreßteilnehmer. Der Führer brachte dem Reichsorganiſationsleiter durch Handſchlag ſeine An⸗ erkennung und ſeinen Dank für dieſes großartige Aufbauwerk zum Ausdruck. In dem Bericht des Generalinſpektors Dr. Todt wurde neben den Feſtſtellungen über die ausländiſche An⸗ erkennung der deulſchen Autobahnen mit beſonderem Bei⸗ fall die Mitteilung begrüßt, daß in wenigen Tagen 1000 Kilometer der Straßen Adolf Hitlers fertiggeſtellt ſein wer⸗ Jubel erhob ſich, als ſich Dr. Todt am Schluß mit wandte:„Das ganze d Straßen. Unſer Dank heißt:„Leiſtung, Arbeitsfreude, Pflicht⸗ erfüllung“.“ Auch die ſchlichten und herzlichen Ausführungen des Reichsarbeitsführers Hierl, mit denen dieſe vorletzte Kon⸗ ßſitzung ſchloß, riſſen die Kongreßteilnehmer zu ſtürmiſchen skundgebungen hin. Weiheſtunde des BOM. in Bamberg Im Rahmen des BDM.⸗Reichstreffens in Bamberg fand auf dem althiſtoriſchen Domplatz eine Abendfeier ſtatt. Im Mittelpunkt der Feier ſtand eine Anſprache des Reichsjugendführers Baldur von Schirach an die 5000 BDM.⸗Führerinnen. Durch vorbildliche Zucht und Ord⸗ nung, ſo betonte der Reichsjugendführer, habe die im BD. ſtehende weibliche Jugend Deutſchlands alle be⸗ ſchämt, die den Beſtrebungen und Zielen dieſer Organi⸗ ſation kritiſch und mißtrauiſch gegenübergeſtanden hätten. Der BDM. ſei zu einem überzeugenden Symbol des Na⸗ tionalſozialismus geworden. Das Volk müſſe ſtolz dar⸗ guf ſein, eine Gemeinſchaft von Mädeln zu beſitzen, die zu jeder Stunde bereit iſt, für die Fahne der neuen Zeit ſich reſtlos einzuſetzen. Wenn es auch für die Organiſa⸗ tion des BD. keine Vorbilder gebe, ſo habe doch der bon der weiblichen Jugend des neuen Deutſchland ge⸗ leiſtete Einſatz in dem Wirken der deutſchen Frauen für Anka“ 16 Roman von Hans Pofſendorf. a 1151 Es war in der Johannisnacht, dreiviertel auf zwölf Uhr— wenige Tage nach Eliſabeths Beſuch— als Baron i durch ein Klopfen in ſeiner Lektüre geſtört wurde. Auf ſeinen Ruf trat ein Soldat von der Wachmann⸗ ſchaft in die Stube des Inhaftierten und meldete in ſtramm militäriſcher Haltung: „„Eine junge Dame wünſcht Herrn Rittmeiſter zu ſpre⸗ chen. Sie hat mir dieſen Brief gegeben.“ „Was iſt das für ein exzentriſcher Streich!“ dachte Kör⸗ ring.„Das ſieht Eliſabeth gar nicht ähnlich! Da muß ſchon etwas ſehr Dringliches vorliegen!“ Er griff nach dem Briefumſchlag, um ihn zu öffnen. 115 ſah er, daß die Schriftzüge der Adreſſe von einer an⸗ deren Hand ſtammten. Sie ſahen aus, als habe ſie ein Kind geſchrieben. 5 Haſtig riß er den Umſchlag auf und überflog die weni⸗ gen Zeilen, denen keine Anrede vorangeſtellt war: „Ich muß Sie ſehen und ſprechen— vielleicht zum letztenmal im Leben! Sie werden mir, nach allem, was Sie mir angetan, dieſe letzte Bitte nicht abſchla⸗ gen. Anka.“ .„Hat denn der Herr Kommandant die Erlaubnis zu 1 75 Beſuch gegeben? fragte der Rittmeiſter ſtirnrun⸗ elnd. „Nein, Herr Rittmeiſter.“ „Ja, wie kommt die Dame denn— zum Donnerwetter — in die Feſtung?“ „Sie hat geſagt, ſie muß ſofort den Herrn Komman⸗ danten ſprechen, und da hat mich der Wachthabende mit⸗ geſchickt, daß ich ſie zum Herrn Kommandanten führen ſoll. Erſt unterwegs auf dem Hof hat die Dame dann geſagt, daß ſie gar nicht zum Herrn Kommandanten will, ſondern zum Herrn Rittmeiſter.“ „Sie ſind wohl blödſinnig geworden!“ donnerte der Baron den Soldaten an.„Wie können Sie ſo eigenmäch⸗ tig handeln! Von Rechts wegen ſollte ich Sie zur Be⸗ ſtrafung melden.“ Ich habe gedacht.. ich tue.. dem Herrn Rittmei⸗ ſter damit einen Gefallen,“ ſtotterte der Soldat. Daß er don Anka ein Zehnmarkſtück für dieſen Streich erhalten hatte, verſchwieg er natürlich. 0 2 Iſt die Dame draußen im Korridor?“ fragte Körring Harſch. Rein, ich bube ſie in die kleine Laube geführt, damit ſte niemand ſehen ſoll. Sie ſagte, es handelt ſich für den Herrn Rittmeiſter um eine wichtige und dringende Sache. 1 5 Baron überlegte ein paar Augenblicke, was er tun ſollte — Als er Anka, am Tage vor dem Duell, zum letztenmal geſehen hatte, waren nur wenige Worte zwiſchen ihnen ge⸗ wechſelt worden, und was ſie zuletzt zu ihm geſagt, hatte nur von Haß und Spott gegen ihn gezeugt. Doch er hatte dieſem Mä i eid zugefügt. Durfte Er ſte e deere e s Jing nicht! Auch auf die Gefahr einer ſchweren Diſziplinarſtrafe hin mußte er nka anhören. . 9 Heimat und Volk während§es Weltkrieges ein großes Narhi=— 1 2. 1 Vorbild.„Jene Frauen, die während der ſchwerſten und ihr“, ſo rief der Reichsjugendführer aus,„euer großes und verpflichtendes Vorbild ſehen.“ Der Reichsjugendführer ſchloß:„Die Zeichen, die wir einſt einſam entrollten, ſind zum Panier einer ganzen Nation geworden. Ihr ſollt darin nicht die Symbole einer Partei, ſondern die Ewigkeit erblicken. Mit dieſem feſten Entſchluß, ſie ſo und nie anders zu betrachten, möget ihr ſie entgegennehmen, mögt ihr ſie in euren jun⸗ gen Händen halten, treu und tapfer bewahren in allen Stürmen unſeres Lebens und unſeres Volkes. Mit dieſem Gelöbnis weihe ich eure Wimpel.“ Nach der Anſprache des Reichsjugendführers wurden die 367 Wimpel entrollt. Mit einem gemeinſamen Geſang klang die Feierſtunde aus. Gemeinſchaftsempfang der Wehrmacht am 14. Sep⸗ tember. Der Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber der Wehrmacht hat für alle Truppenteile und Dienſtſtellen der Wehrmacht Gemeinſchaftsempfang der Führerrede am Tage der Wehrmacht, Montag, den 14. September, ab 16 Uhr, befohlen. Ein deutſcher Handwerker und Gelehrter Zum 200. Todestage Fahrenheits. Von Werner Lenz. Der Aufſtieg der Naturwiſſenſchaften geht Hand in Hand mit dem Aufſchwunge der Gerätetechnik. Die Er⸗ findung des aſtronomiſchen Fernrohres durch Kepler, die Einrichtung der erſten deutſchen Sternwarte durch Regio⸗ montanus ſtellten die Himmelskunde erſt auf eine wiſſen⸗ ſchaftlich zuverläſſige Baſis; die Konſtruktion des erſten Mikroſkopes durch die Brüder Janſſen erlaubte dem Na⸗ turforſcher Blicke in die Feinheiten der organiſchen und unorganiſchen Welt; die bahnbrechenden Unterſuchungen Otto von Guerickes über die Körperlichkeit der Luft ſind untrennbar von ſeinen ſelbſterfundenen Inſtrumenten wie Luftpumpe und Manometer. Es iſt alſo begreiflich, daß ſich die Geheimniſſe des Weltalls nicht zuerſt dem Theore⸗ tiker enthüllten, ſondern dem Experimenteur. Zumeiſt waren die Phyſiker und Mathematiker des ſpäten Mittel⸗ alters und der beginnenden Neuzeit zugleich— oder auch vorherrſchend— Mechaniker, fußten alſo bei ihren gelehr⸗ ten Forſchungen auf der handwerklichen Praxis. Dies gilt auch für einen ſehr nachhaltig wirkenden Experimen⸗ tator, der durch die Vereinigung von gelehrter Spekula⸗ tion mit praktiſchen Verſuchen und ſelbſtändigem Inſtru⸗ mentenbau zu einem Pionier naturwiſſenſchaftlicher For⸗ ſchung geworden iſt: Gabriel Daniel Fahrenheit. Im Jahre 1686 wurde Fahrenheit zu Danzig ge⸗ boren. Als der heranwachſende Knabe nach der Familien⸗ überlieferung zum Kaufmannsberufe auserſehen war, ſchickte man ihn in die Welthandelsſtadt Amſterdam. Der junge Lehrling erkannte aber bald in ſich ſtatt der kom⸗ merziellen eine techniſche Begabung. Er ließ ſich— erſt wohl neben der kaufmänniſchen Ausbildung— in der Hekſtellung meteorologiſcher Geräte und alſo beſonders in der Glasbläſerei unterrichten, beſchäftigte ſich im Zu⸗ ſammenhange damit mit den Geſetzen und Wirkungen der Mechanik, Phyſik und Chemie. Bald ſieht er Erfolge, widmet ſich ganz dem Inſtrumentenbau und vervollkomm⸗ net ſich auf Studienreiſen durch ſeine deutſche Heimat ſo⸗ wie in England. In Holland aber läßt er ſich ars Fachhandwerker nieder, und ſeine Inſtrumente haben bald guten Ruf und finden Kundſchaft in aller Welt. Von höchſter Bedeutung war ſeine Erfindung eines zuverläſſigen Thermo⸗ meters. Anfangs arbeitete auch Fahrenheit wie vor⸗ dem Galilei mit verdünntem Weingeiſt als Ausdehnungs⸗ körper, verbeſſerte aber nicht nur das Herſtellungsverfah⸗ ren, ſondern richtete das Thermometer auch ganz anders ein. Er wählte zu Richlpunkten den Schmelzpunkt des Eiſes und den Siedepunkt des Waſſers und zerlegte die Temperaturſpanne zwiſchen beiden in 180 Teile oder Grade. Bei dieſer„Fahrenheitſkala“ fällt der Nullpunkt auf plus 32 Grad und der Siedepunkt auf plus 212 Grad. Noch heute rechnet man in England und in USA. viel⸗ ſach mit dieſer Skala. Außerordentlich verbeſſert aber wurde die Anzeigezuverläſſigkeit des neuen Wärmemeſ⸗ ſers, als Fahrenheit anſtatt des Weingeiſtes das ſich gleichmäßiger ausdehnende Queckſilber wählte, womit er die Thermometrie bahnbrechend reformierte. Bei dieſem Erfolge aber blieb Fahrenheit nicht ſtehen. Er ging den Bedürfniſſen der phyſikaliſchen Forſchung— die er ſelbſt eifrig betrieb— weiter nach und konſtruierte das erſte brauchbare Inſtrument zur Feſtſtellung des ſpe⸗ zifiſchen Gewichtes flüſſiger und feſter Körper, das Ge⸗ wichtsaräometer. Für die Höhenmeſſung erfand Fahren⸗ heit das Thermobarometer oder Hypſothermometer durch ſeine Beobachtung der Tatſache, daß der Siedepunkt des Waſſers mit ſteigender Höhe des Meßortes fällt, wie er auch vom Barometer abhängig iſt. Auch iſt es eine Ent⸗ deckung unſeres gelehrten Glasbläſers, daß Waſſer, das unterkühlt“— man kann auch„überkühlt“ ſagen— iſt, nicht immer gefriert. Er beobachtete, daß Waſſer kälter als 0 Grad ſein kann, ohne feſt zu werden. Wenn man aber die Waſſermenge erſchüttert, ſo erſtarrt ſie, ſteigt aber ihrer Temperatur nach ſofort von dem Minusgrade auf den Nullpunkt. Fahrenheit beſchrieb ſeine Entdeckungen und Erfin⸗ dungen in fünf Bänden, die er mit Unterſtützung der Royal Society zu London, deren Mitglied er wegen ſeiner wiſſenſchaftlichen Verdienſte geworden war, her⸗ ausgab. Eine wichtige Erfindung machte er noch an ſeinem Lebensabend, der ſchon im Alter von 50 Jahren über ihn hereinbrach. Er konſtruierte eine Maſchine zur Entwäſſerung überſchwemmter Ländereien. Wegen der wirtſchaftspolitiſchen Bedeutung dieſer Erfindung ſicherte die holländiſche Regierung Fahrenheit ein Privileg— eine Art Patent und ausſchließendes Nutzungsrecht— zu. Kurz vor der endgültigen Vollendung aber ſtarb der große Phyſiker am 16. September 1736. Seine Nachfolger wußten nicht, den Apparatebau zu Ende zu führen. Das letzte Werk Fahrenheits— das großen Segen für die Küſtenländer zu bringen beſtimmt war— wurde ver⸗ geſſen. Auf ſeinem ſonſtigen Erbe aber baute die Wiſ⸗ ee fruchtbringend weiter bis in unſere Gegenwart inein. „Sie haben es gut gemeint, wie ich ſehe,“ ſagte der Rittmeiſter endlich zu dem ängſtlich dreinſchauenden Sol⸗ daten.„Ich werde alſo in die Laube gehen. Um zwölf Uhr, alſo in zehn Minuten, kommen Sie dorthin, um die Dame wieder aus der Feſtung hinauszuführen!“ „Soll ich dem Wachthabenden ſagen, daß ich die Dame 11 Ahr wieder beim Kommandanten abholen muß?“ „Das machen Sie, wie Sie wollen! Ich kann Ihnen keinen Befehl geben, dem Wachthabenden die Unwahrheit zu ſagen.“ „Jawohl, Herr Rittmeiſter!“ Der Soldat machte eine ſtramme Kehrtwendung und verließ das Zimmer. Die Laube lag in einem Teil des Wallgrabens, den man zu einem kleinen Garten gemacht hatte, um den zu Feſtungshaft verurteilten Offizieren einen angenehmen Aufenthalt im Freien zu ermöglichen. Der Baron, der zur Zeit der einzige inhaftierte Offi⸗ zier der Feſtung war, genoß jetzt ſo viel Freiheit, daß er auch die Abende nach Belieben dort verbringen konnte. Die Nacht war ſo klar und hell, daß er Ankas Züge deutlich erkennen konnte, als er in die Laube trat. Sie trug ein leichtes, helles Sommerkleid. Das rote Mütz⸗ chen, das ſie auch damals in Alm getragen, hielt ſie in der Hand. Ihre dunklen Locken fielen ihr auf die Schul⸗ tern, ihre großen ſchwarzen Augen leuchteten ihm bezau⸗ bernd aus dem ſchönen Geſicht entgegen. Sofort befiel Gerhart von Körring eine rauſchartige Empfindung. Die ganze umgebung— die duftſchwere Sommernacht, das ſeltſame Halbdunkel, die blütenüber⸗ deckte Hecke, die jene Laube bildete und gegen die Anka gelehnt ſtand, gaben ihrer Schönheit etwas überirdiſch Märchenhaftes. Anka und Gerhart von Körring ſtanden einander ge⸗ genüber und, blickten ſich ſchweigend in die Augen. Es ſchien, als könne ſich keiner von beiden zu einem erſten Wort entſchließen. Endlich riß er ſich zuſammen und ſagte in einem ge⸗ waltſam kühlen Ton: „Was haben Sie da für einen Streich gemacht! Das iſt ja unmöglich, was Sie da tun!“ „Sie ſehen, es iſt doch möglich. Sonſt wär ich ja nicht hier. Alles iſt möglich, wenn man liebt!“ 5 „Liebt?— Werk, wen?“ ch dich!“ ö 5 Anka beugte ſich leicht vor und hüllte ihn ganz in ihren lick. „Ich denke, Sie haſſen mich?“ 5 Gerhart verſuchte vergebens, ſeiner Stimme einen ſpöt⸗ tiſchen Klang zu geben. „Möglich; vielleicht haſſe ich dich auch noch. Aber lie⸗ ben tu. dich auch. Und weißt du, warum?— Weil du mein Telegramm nicht beſorgt haſt! Und weil du den kleinen Ring nicht zurückgegeben haſt! And weil du einen Menſchen.. getötet haſt meinetwegen!— Weil du ihm nicht gegönnt haſt, daß ich ihm gehören ſoll!— Aber glaub mir, nie hätte ich ihm gehört- 8 Baron von Körring ſchloß die Augen und preßte die Lippen feſt zuſammen. Er fühlte ſich plötzlich ſo hingeriſ⸗ ſen von der Nähe und den Worten dieſes herrlich ſchönen Geſchöpfes, daß er Mühe hatte, die Herrſchaft über ſich ſelbſt zu behalten.. d. Zugleich aber lief ihm ein Entſetzen über den Rücken, denn Anka hatte ohne Scheu und Mitleid und mit einer unheimlichen Selbſtverſtändlichkeit genau das ausgeſpro⸗ chen, was er ſelbſt empfunden in der Sekunde, als er den tödlichen Schuß auf ſeinen Duellgegner abgegeben. Anka fuhr fort zu ſprechen, ſcheinbar ohne von ſeiner Bewegung berührt zu werden: „Ich gehe nun fort von München— wer weiß wohin.“ %„Weshalb? Was iſt geſchehen?“ „Es gibt viele Eründe: Das Theater iſt jetzt geſchloſſen. Ich weiß auch, daß meine Vormünder wieder meinen Auf⸗ enthalt erfahren haben, und ich will frei ſein. Ich würde es auch ſo wie ſo nicht mehr lange dort ausgehalten haben — es langweilt mich—, ich habe keine Ruhe in mir. Und wenn du zurückkommſt nach München und heirateſt, und ich ſehe dich dann mit.. deiner Frau— das könnte ich nicht ertragen, denn ich bin deine Braut geweſen, der du die Treue gebrochen haſt. And du weißt, daß ich dich des⸗ halb ewig haſſen werde wie niemanden auf der Welt!“ Gerhart von Körring ſtöhnte qualvoll auf. Da war ſie wieder, dieſe Anklage, die er mit allen Vernunftgründen nicht entkräften konnte! „Wohin.Jgehſt du, Anka?“ Es war das erſtemal, daß er, ſeit er ſie damals als Kind geſehen, wieder das„Du“ über ſeine Lippen brachte. „In die Welt hinaus. Ich weiß nicht wohin Es wird wohl das letztemal ſein, daß wir uns ſehen im Leben. And deshalb bin ich gekommen, damit du weißt, daß ich dich liebe, wenn du mal an mich denken wirſt— daß ich dir treu geblieben bin.— Alſo leb wohl!“ Sie ſtreckte ihm die Hand entgegen. Ueber ihre wei⸗ chen Wangen rollten zwei ſchwere Tränen. Und plötzlich, im gleichen Augenblick, warfen ſie ſich einander in die Arme. Er küßte ihr die Tränen von den Wangen, küßte ihren Mund, ihre Augen, ihr Haar, und ſie erwiderte ſeine Küſſe mit der ganzen Leidenſchaftlich⸗ keit ihres Weſens. „95 1 8 dich nicht verlaſſen, Anka! Bleibe noch!“ „Nein!“ „Ich muß dich wiederſehen! Schreib mir hierher! Ich bin noch ſechs Wochen auf Feſtung und dann Der Wachſoldat trat in den Eingang der Laube: „Zur Stelle, Herr Rittmeiſter!“ Der Baron war ſo verwirrt, daß er den Soldaten wie aus einem Traum erwachend anſtarrte. „Ich ſollte die Dame um zwölf Uhr aus der Feſtung hinausführen. Es iſt gleich zwölf Uhr.“ Und ehe Körring noch etwas erwidern konnte, ſagte Anka mit ſcheinbar ganz ruhiger Stimme: Ja, es iſt wohl höchſte Zeit. Gute Nacht, Herr Ba⸗ ron!“ Sie nickte ihm zu, trat aus der Laube und ging, von dem Soldaten gefolgt, den Weg zurück, den ſie vor kaum einer Viertelſtunde gekommen war. b ſtand Gerhart von Körring und ſtarrte der hellen Geſtalt nach, bis ihre Umriſſe in dem nächtlichen Dämmer verſchwammen. And während die Turmuhr Mit⸗ ternacht meldete, die Stunde der Sonnenwende, da wußte er, daß dieſe zwölf Schläge, die ſo geheimnisvoll durch die Sommernacht klangen, auch ſeines Lebens Wende unwider⸗ ruflich kündeten. Sport und Spiel Einheimiſcher Sport. Fußball 98 Seckenheim 1— Stadtſportverein 1 20 77* II 7 7 II 1 5 1 5„ Priv.—„ i Der„Sportverein der Stadt“ wußte immerhin was zu zeigen. Spieleriſch ſind die Leute auf dem Damm. Wenn nicht alles trügt, wird man die Mannſchaft in aller⸗ kürzeſter Zeit in vorderſter Reihe finden. Das Spiel an und für ſich war nicht ſonderlich, aber im Ganzen bewertet muß man zugeſtehen, daß die Gäſte einen recht annehmbaren Fußball ſpielten. Spieleriſch ge⸗ wertet, war nur ein Mann auf dem Platz der vollendeten Fußball ſpielte und das war Hartung auf dem linken Verteidigerpoſten der„Stadt“. Sonſt war es trübe um die Fußballſache beſtellt. Eine Kritik iſt nicht angängig, dazu war das Spiel⸗ niveau zu gering. Das ganze läßt entſchuldigen, daß es nur ein„Privat⸗ ſpiel“ war. Kommenden Sonntag wird es anders, da heißt es—„Punkteſpiele.“ ch. 5 Handball der Gauklaſſe. Tg. Ketſch 1— Tv. 98 Seckenheim 1 813(721). F 5 11 118(5:5 Der Beginn der Handballpflichtſpiele der Gauklaſſe brachte den Seckenheimern mit der Tg. Ketſch einen guten, vielleicht den beſten Gegner. Trotzdem durfte das Neſultat nicht ſo ausfallen. Handball iſt ein Kampfſpiel für Männer und kein zahmes Sonntagmittag⸗Vergnügen. Das bewies wieder das geſtrige Spiel, deſſen Verlauf in zwei verſchiedenen Halbzeiten vor ſich ging. Während die Gaſtgeber in der erſten Hälfte ſtark dominierten und im allgemeinen der Kampf nicht beſondere Spannung erwecken konnte, war das Bild in der zweiten Halbzeit das eines raſſigen Handballkampfes, beſonders intereſſant durch das Ausgeglichene der ſcharfen Spielhandlungen. Das erſte Tor konnten die Seckenheimer noch aus⸗ gleichen, dann aber ſetzte ſich die beſſere Schußkraft und beſſeres Können der Platzherren durch. Bei den Gäſten war nur die Verteidigung gut, während die anderen Mannſchaftsteile Schwung und Durchſchlagskraft vermiſſen laſſen. Tor um Tor legt Ketſch vor und ſein Schlußtrio, beſonders Rohr im Tor macht alle Angriffe des Gegners zu nichte. Mit 7:1 wechſelt man die Seiten. Rach Wiederbeginn klappt es bei den Seckenheimern beſſer; die durchgeführte Umſtellung bewährte ſich. Hinten wird es dichter, der Angriff drängt, doch mangelt letzterem der ſchnelle Zug aufs Tor. Ketſch erzielt nur noch ein einziges Tor, da es durch Zurücknehmen einzelner Spieler zur verſtärkten Deckung nicht mehr ſo gefährlich werden konnte. So war der letzte Spielabſchnitt reich an ſchönen Momenten. Dem Publikum ſei an dieſer Stelle geſagt, daß der ſonntägliche Spielbeſuch nur ein Genuß wird, wenn man ſich über ſchöne Leiſtungen freut, ſtatt ſich über noch kleinlichere Leute, als man ſelbſt iſt, zu ärgern. Riemand wird etwas gegen das Anfeuern der Mannſchaften durch Zurufen einwenden, aber dieſes ſoll mehr Geiſt als Ge⸗ häſſigkeit verraten. Schiedsrichter Schuhmacher leitete einwandfrei und ſicher. 77 117 Handballjugend⸗Turnier des V. f. R. Mannheim. 1. Sieger V.f. R. Mannheim 10 Punkte 2.„ Ty. 98 Seckenheim 5 3.„ Ty. 62 Weinheim 4 5 Die Jugend des To. 98 weilte geſtern auf dem B. f. R.⸗Platze und nahm an dem anläßlich des 50 jähr. Jubiläum dieſes Großpioniers des Mannheimer Sport⸗ lebens ſtattfindenden Handballturniers für Jugend teil und konnte gegen namhafte Gegner ſich den zweiten Platz erringen. 77 Geſamtergebniſſe: T. G. Ketſch— TV. 62 Weinheim 2 V.f. RK. Mannheim— TV. 98 Seckenheim 8 Reichsbahn TSpV. Mannheim— TG. Ketſch 2: 3 1 4 — * 7 1 1 To. 98 Seckenheim— Tv. 62 Weinheim 1 Veichsb. TSp. Mannh.— V.f. R. Mannh. 20 TG. Ketſch— TV. 98 Seckenheim 4 TV. 62 Weinheim— Reichsb. TSpV. Mannh. 71 VB.. A. Mannheim— TG. Ketſch 212 TV. 98 Seckenh.— Reichsb. TSpV, Mhm. 21 TV. 62 Weinheim— Vi. R. Mannheim 68 . Handball der Kreisklaſſe. Tbd. Jahn Seckenheim, Jug.— Ty. Viernheim, Jug. 5.8 5 5 5 J.— Amicitia Viernheim l. ausgef. 57 II.. II. 77 ** In dem 1. Verbandsſpiel, das die Jugend beſtritt, mußte ſie ſich knapp dem Ty. Viernheim mit 8.5 Toren beugen. Ausſchlaggebend bei dem Verluſt des Spieles war das abſolut leichtſinnige Zuſpiel und die noch hie und da auftretende Unſicherheit im Ballfangen. Der Kampf war im allgemeinen ein Durchſchnittsſpiel, wobei die 1. Hälfte die 2. an Flüſſigkeit übertraf. Leider trat nachmittags die Viernheimer Amieltia mit ihren beiden Mannſchaften nicht gegen den Tbd. an, ſodaß ſte ihnen Sieg und Punkte überlaſſen müſſen. Ein ſeltſamer Start einer Mannſchaft zu den Verbands⸗ ſpielen. Ein Trainingsſpiel zwiſchen der 1. und 2. Mannſchaft war die Folge. * 8 Fußball Länderſpiel: Warſchau: Polen— Deutſchland 0 Am den Tſchammer⸗Pokal: Hindenburg Allenſtein— VfB. Peine 128 Meiſterſchaftsſpiele: Gau Baden: Freiburger Fc.— SVg. Sandhofen 221 SV. Waldhof— FV. 64 Raſtatt 5·0 1. FC. Pforzheim— Vf. Neckarau 1:0 Karlsruher FV.— Germania Brötzingen 132 Freundſchaftsſpiele: 1. FC. Nürnberg— Schalke 04 828 ASV. Nürnberg— FC. 05 Schweinfurt 38 VfR. Pforzheim— Fortuna Düſſeldorf 1552 VfB. Stuttgart— Fortuna Düſſeldorf 6:0 Handball Nürnberg: Olympiaelf— Süddeutſchland 10:12 Meiſterſchaftsſpiele: Gau Südweſt: Ingob. St. Ingbert— Pfalz Ludwigshafen 8:1 FSV. Frankfurt— TSV. Herrnsheim 3:6 Gau Baden: VfR. Mannheim— TV. Rot 818 Tgd. Ketſch— TV. Seckenheim 8:8 SC. Freiburg— TV. Ettlingen 8:9 VfR. Mannheim— Eintracht Frankfurt (Frauen, Geſellſchaftsſpiel) 312 Gau Württemberg: TV. Cannſtatt— Tbd. Göppingen 7:9 Eßlinger TSV.— VfB. Friedrichshafen 8.6 2 Anentſchieden in Warſchau Deutſchland— Polen 1:1(1:0). Was ſo mancher vor dem vierten Spiele der deutſchen Fußball⸗Länderelf gegen Polen vorausgeſagt hatte, iſt nun doch in Narſchau eingetroffen. Anſere Elf fand im aus ver- kauften Miiitärſtadion der polniſchen Haupkſtadt nicht die große Form der vorolympiſchen Fußballkämpfe und mußte ich mit einem 1:1(1:0) begnügen, das ſogar dem Spielver⸗ lauf nach durchaus gerecht war. Der deutſche Nachwuchs, der diesmal ſo zahlreich in un⸗ ſerer Elf vertreten war, ſchlug nicht ſo ein, wie man es er⸗ wartet hatte. Der ganzen Mannſchaft fehlte der große Stra⸗ kege, der es verſtand, ſeine Spieler geſchickt einzuſetzen, ob⸗ wohl Karl Hohmann als Sturmführer ein wirklich gutes Spiel lieferte. Der deutſche Angriff hatte nicht die große Durchſchlagskraft früherer Länderſpiele. Es fehlte den meiſten Spielern, vor allem den jüngeren, der Schneid, der uns die Spiele gegen Spanien und die Tſche⸗ choflowakei gewinnen ließ. Daran mag es in erſter Linie elegen haben, daß dieſes Spiel nicht gewonnen wurde, ſünndern mit einem für beide Mannſchaften gerechten Un⸗ entſchieden endete. Deutſchland hatte Anſtoß. Nicht allzu ſchnell war das Spiel, das ſich zuerſt vornehmlich im Mittelfelde abwickelte. Noch konnte keine der Mannſchaften auch nur irgend einen Vorteil erkämpfen. Die polniſche Mannſchaft ſpielte einen techniſch guten, offenſiven Fußball. Endlich, in der 20. Minute, fiel das deutſche Führungstor. Wieder einmal hatte ſich Karlchen Hohmann nach einem ſchönen Innenſpiel freige⸗ ſpielt. Die gegneriſchen Verteidiger und der Mittelläufer Waſiewicz zögerten mit dem Eingreifen und ſchon hieß es 1:0. Gegen Hohmanns Schuß war Albanſki machtlos. Gleich darauf hatte Polen die Ausgleichsmöglichkeit, aber aus ſpitzem Winkel ſchoß Wodarz nicht kraftvoll und plaziert genug, ſo daß Buchloh ohne Mühe abwehren konnte. Wodarz gleicht aus. Nach dem Wechſel wurde das Spiel weſentlich ſchneller. Aber den deutſchen Stürmern fehlte die Schußkraft, es man⸗ gelte an ſchneidigen Stürmern, die geriſſen genug geweſen wären, auch die wirklich ſtarke polniſche Hintermannſchaft zu öffnen. Elbern und Günther gaben ſich zwar Mühe ge⸗ nug, das Angriffsſpiel immer wieder anzukurbeln, und auch Hohmann verſuchte immer neue Durchbrüche, die aber alle zum Scheitern verurteilt waren. Das Ausgleichstor für Po⸗ len ſchoß Wodarz. Groß war der Jubel der polniſchen Zu⸗ ſchauer, die immer mehr ihre Mannſchaft anfeuerten. Wohl wurden noch einige Ecken erzielt und auch noch hüben wie drüben ſchöne Torgelegenheiten herausgearbeitet, aber an dem Ergebnis wurde doch nichts mehr geändert. Mit 1.1 trennten ſich die Mannſchaften in ihrem vierten Ländertref⸗ fen unentſchieden. Mit Ruhe und Umſicht traf der Schwede Eklöf als Schiedsrichter ſeine Entſcheidungen. Allerdings machten es ihm die Mannſchaften, die ſich eines fairen Spieles befleißig⸗ ten, nicht ſehr ſchwer. Der vierte Länderkampf gegen Polen war das 129. Ländertreffen deutſcher Nationalmannſchaften überhaupt. 58 Siegen ſtehen bei nunmehr 23 Unentſchieden 48 Nieder⸗ lagen gegenüber. In dieſer um 10 Spiele aktiven Bilanz lautete das Torverhältnis ouf 312:260 Treffer zugunſten Deutſchlands. Deutſcher Rennwagenſieg in Monza Roſemeyer gewann den„Großen Preis von Italien“. Im letzten großen Automobilrennen des Jahres 1936 hatte die Auto⸗Union einen ſchweren Stand, denn ſie mußte auf der mit Schikanen verſehenen Mailänder Monzabahn ihren Sieg aus dem Vorjahre gegen die Aebermacht der italieniſchen Fahrer von Alfa Romeo und Maſerati vertei⸗ digen. Wenn es auch Hans Stuck nicht gelang, ſeinen Er⸗ folg zu wiederholen, ſo war ihm doch in dem nun ſchon ſieggewohnten Bernd Noſemeyer ein würdiger Nachfolger entſtanden, der den ſchweren Kampf vor 75 000 Zuſchauern erneut beſtand und nun ſchon den ſechſten Sieg in dieſer Rennſaiſon errang. a Die Vorbedingungen für die deutſchen Fahrer für die⸗ ſes Rennen waren nicht günſtig. Die zermürbende 6,890 km lange Monzabahn bei Mailand war noch mit Schikanen ver⸗ ſehen worden und war eher ein Vorteil für die Italiener, die dieſe Bahn genau kannten. Am Start hatten folgende Fahrer Aufſtellung ge⸗ nommen: Nuvolari, Stuck, Roſemeyer, Varzi, von Delius, Dreyfus, Pintacuda, Farina, Duſio, Graf Troſſi, Gherſi, Biondetti. Der Tag war heiß und ſchwül. neben dem Kampf der Wagen auch ein Kampf mit den Reifen. 6 Gherſi fuhr mit ſeinem Maſerati an die Box und gab au In der zweiten Runde hatte Roſemeyer in großartiger Fahr Nuvolari paſſiert und lag an zweiter Stelle hinter Stu. Schon in der nächſten Runde fuhr Roſemeyer mit 38:04 Min. gleich 136,956 km⸗Std. eine neue Rundenbeſtzeit und ein⸗ gangs der vierten Runde hatte er ſchon die Spitze erobert In der 10. Runde war Varzi weit zurückgefallen und mußte ſchließlich an der Bor halten. Haſſe übernahm den Wagen und ging erneut ins Rennen. Bei dem ſcharfen Rennen tell, ten ſich die Schikanen immer mehr als Gefahrenpunkte her⸗ aus. In der 16. Runde erlitt auch Stuck an einem dieſer künſtlichen Hinderniſſe einen Anfall, der glücklicherweiſe keine ernſteren Folgen halte, f obwohl ſich der Wagen Stucks zweimal Stuck kam mit einigen Kratzern und Prellungen davon Unterdeſſen hatte auch Haſſe wieder Schwierigkeiten mit dem Wagen und mußte ſchließlich die Waffen ſtrecken. Wa rend hinten das Feld immer mehr abbröckelte und zuſammen⸗ ſchmolz, nahm der Zweikampf Roſemeyer—Nuvolari immer ſchärfere Formen an. Biondektf und Troſſi gaben auf. Na dem an Troſſis Maſerati eine halbe Stunde lang gebaut worden war, ging Bianco mit dem Wagen erneut ins Rennen. Auch Farina nahm eine Schikane mit, die ſein Ausſcheiden zur Folge hatte. Anaufhaltſam hatte inzwiſchen Roſemeyer ſeinen Vorsprung Sekunde um Sekunde vergtz⸗ ßert und paſſierte unter dem ſtürmiſchen Jubel der Zuſchauer als Sieger das Zielband. Das Endergebnis: 8 Großer Preis von Italien, 502970 km: 1. Bernd Roſemeyer, Auto⸗Union, 3:43:25 gleich 135,352 fm. Std.; 2. Tazio Nupolari, Alfa Romeo, 3:45:30, 6 gleich 134,096 km⸗Std.; 3 Rd. zur: 3. E. v. Delius, Auto-⸗Union: 4. Dreyfus, Alfa Romeo; 4 Rd. zur.: 5. Pintacuda, Alfa 1 6. Duſio, Maſerati; 23 Rd. zur: 7. Bianco, Maſe⸗ vati. Es wurde alſo überſchlug. Deutſchland Luxemburg 87:42 Ueberlegener Leichtathletik⸗Länderſieg in Mainz. Wie erwartet endete der zwiſchen Deutſchland und Luxem⸗ burg ausgetragene Leichtathletik⸗Länderkampf am Sonntag in Mainz mit einem überlegenen Siege der Deutſchen, deren Ver⸗ tretung in der Hauptſache dem Gau Südweſt übertragen worden war. Mit rund 5000 Zuſchauern wies das reichge⸗ ſchmückte Mainzer Stadion einen guten Beſuch auf. Nach Begrüßungsworten des Kreisfachamtsleiters Eimer(Mainz) dankte im Namen der Gäſte Generalſekretär Bauſtert. Unter den Ehrengäſten ſah man Vertreter des Staates und der Partei ſowie den luxemburgiſchen Generalkonſul. Die Gäſte kamen im 1500-m⸗Lauf durch Medinger zu ihrem einzigen Sieg über Vertreter der zweiten deutſchen Klaſſe. Die in den Läufen erzielten Zeiten lagen faſt durchweg unter den ſonſt üblichen, da die Deut⸗ ſchen zum Schluß meiſt verhalten liefen. Im Diskuswerfen ſtellte der Zweite, Wagner(Luxemburg), mit 44,75 m einen neuen luxemburgiſchen Rekord auf. Das Kugelſtoßen war Olympiaſieger Woellke mit 15,59 m nicht zu nehmen. Den einzigen wirklichen Kampf brachte der 5000⸗m⸗Lauf, in dem Fornoff ein ausgezeichnetes Rennen laufen mußte, um in 15.31,5 als Erſter anzukommen. Die 4 mal 100⸗m⸗ Staffel, die die Luxemburger mit 25 m Vorgabe, wie ver⸗ abredet, liefen, ſah unſere Vertreter in 41, in Front, Luxem⸗ burg benötigte 42, abzüglich 25 m Vorgabe. Auch die Olympiſche Staffel und das Speerwerfen fielen ſchließlich noch an Deutſchland, wodurch ſich ein klarer 87:42⸗Sieg unſerer Vertreter ergab. Parteitags⸗Sporifeſt in Nürnberg Olympiakämpfer am Start. Eintracht Frankfurt wahrt Staffel⸗Tradition. Im Nürnberger Stadion gab ſich die Ausleſe der deut⸗ ſchen Sportler im Rahmen des großen Ko.⸗Sportfeſtes ein Stelldichein. Die mehr als 50 000 Beſucher, die ſich bei ſchönſtem Herbſtwetter eingefunden hatten, erlebten als Auftakt der Wettkämpfe ausgezeichnete gymnaſtiſche Vorführungen des Sportamtes Nürnberg der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“, dann traten die Leichtathleten zu ihren Kämpfen. an, in deren Mittelpunkt die Austragung der Deutſchen Staffelmeiſterſchaften 1936, deren Vorkämpfe bereits am Vormittag erledigt worden waren, ſtand. Die Kämpfe waren teilweiſe recht hart um⸗ ſtritten. Deutſche Staffelmeiſter wurden: 4 mal 100 m(Männer): Eintracht Frankfurt vor Stutt⸗ garter Kickers und ASW. Köln; 4 mal 100 m(Frauen): Dresdener Sc. vor dem SCC. und dem Barmer TV. 46; 4 mal 400 m: Stuttgarter Kickers vor dem ASV. Köln und 1860 München; 4 mal 1500 m: KTV. Wittenberg vor den Stuttgarter Kickers und dem Berliner Sc. Zwiſchen den Staffelläufen traten unſere Olympiaſieger in Wettbewerb, wobei Wöllke das Kugelſtoßen, Hein das Hammerwerfen und Stock das Speerwerfen ſowie Long den Weitſprung gewinnen konnten. Bei den Frauen holte ſich Giſela Mauermeyer das Diskuswerfen und die Münchenerin Gelius den Speerwurf. Das Hauptereignis der Wettkämpfe war das Handballtreffen zwiſchen der deulſchen Olympia⸗Handballelf und einer ſtar⸗ ken ſüddeutſchen Auswahl. Die Ueberraſchung dieſes Spie⸗ les war die knappe, aber nicht unverdiente Niederlage der Olympiaelf, die mit 1210(4:5) Toren beſiegt wurde. Die Olympiaauswahl zeigte wohl das techniſch reifere Spiel, aber der Sturm verlor ſich zu ſehr in Einzelaktionen. Auf dieſem Platze wurde auch ein Fußballſpiel ausge⸗ tragen, das die beiden bayriſchen Gauligamannſchaften ASV. Nürnberg und FC. 05 Schweinfurt im Kampfe ſah. Der harte Kampf nahm einen ſpannen⸗ den Verlauf. Mit 3:3(0:1) gab es ein Unentſchieden, das wohl den gezeigten Leiſtungen entſpricht. In der letzten Vier⸗ telſtunde allerdings war der ASB. klar überlegen. Recht eindrucksvolle Vorſtellungen gaben die Olympfaborer. Im Fliegengewicht kam Kaiſer gegen den Ulmer Kehl zu einem recht eindrucksvollen Punktſiege, dagegen hatte un⸗ ſer Olympiadritter Miner(Breslau) im Federgewicht in dem Münchener Schmitt einen ſchweren Gegner erhalten, den er nur knapp nach Punkten ſchlagen konnte.