Rr. 217 (2. Blatt) Neckar⸗Bote Mittwoch, den 16. September 1936 Die deutſche Weinſtraße Die Trinmphſtraße des Pfälzer Weines In der Südweſtecke des Reiches, wo der Rhein an bei⸗ den Ufern wieder deutſch iſt, da geht die Pfälzer Sonne auf und in ihren Strahlen gedeihen Wein, Mandeln, Feigen und Edelkaſtanien neben Tabak und anderen in Deutſch⸗ land nur bei beſonders gutem klimatiſchen Verhältnis ge⸗ deihenden Pflanzen. Die weite Ebene, die ſich am linken Rheinufer hinzieht bis zu den Hängen der Vogeſenausläufer iſt uraltes Kulturland. Schon lange vor der Römerzeit wurde hier regelrecht Wein gebaut.„Relief deb Froh⸗ ſinns“ nennt man die rebenbekränzten Haardtberge und die kraftvollen Kegel des Wasgaues, die eine Straße beglei⸗ ten, die die Weintraube im Wappen führt: Die deutſche Weinſtraße. „Relief des Frohſinns“! Ein berechtigter Ausdruck für ein Stück Land, das mit dem Prunk ſeiner Weinhügel⸗ und Waldlandſchaft mit der wech⸗ ſelbollen Vielheit ſeiner Motive und den vielen winkeligen altertümlichen Dörfern und Städtchen eine der reizvollſten Straßen ganz Deutſchlands genannt zu werden verdient. Ueber 80 Kilometer lang führt ſie durch das pfälziſche Wein⸗ baugebiet von Süden nach Norden und iſt ganz von Reben eingeſchloſſen. Sie iſt die Werbeſtraße für den Pfälzer Wein. Die deutſche Weinſtraße iſt manchmal ſo verträumt ſpie⸗ leriſch wie ihr Wein, der an ihren Seiten reift, führt durch romantiſche alte verwinkelte Dörfer mit oft prachtvollen Renaiſſancebauten, rebenumſponnenen Barockgiebelhäuſern, durch rebenüberſpannte Straßen, vorbei an unüberſehbar ſich rechts und links breitenden Rebflächen, vorbei an bur⸗ gengekrönten Bergen mit Wingerten. Manche winkeligen Höfe aus alter Zeit, manches Fachwerk⸗ haus erinnert an eine längſtvergangene Zeit und zeugt von der hohen Kultur früherer Jahrhunderte. Die unend⸗ lichen Leiden, die dieſer weingeſegnete Landſtrich im Ver⸗ lauf der Jahrhunderte erdulden mußte, haben in zahlloſen Ruinen der Burgen, Schlöſſer und Klöſter beredte Zeugen— die franzöſiſchen Raubkriege machten nach dem Willen des franzöſiſchen„Sonnenkönigs“ aus der Pfalz eine Wüſte. Die Weinreben wurden nieder⸗ gebrannt, die Obſtbäume niedergehauen, ganze Dörfer und Städte in Schutt und Aſche gelegt, die Bewohner um ihr letztes Hab und Gut gebracht und heute noch ſind die Er⸗ innerungen an dieſe Zeit nicht erloſchen. Die deutſche Weinſtraße beginnt im Grenzort Schwei⸗ gen, das gegenüber der alten Reichsſtadt Weißenburg liegt, deſſen Wingerte 1870 die ſchweren Kämpfe um die ſtarke Feſtung ſahen, die heute noch im Beſitz der Schweigener Winzer ſind, obwohl ſie ſchon auf franzöſiſchem Boden lie⸗ gen. Ein mächtiges Weintor deutet auf den Beginn der Weinſtraße hin. Ihr Endpunkt iſt Bockenheim, in der Unterhaardt gelegen, wo ebenfalls ein Weintor die Straße abſchließt. Es iſt unmöglich all die Dörfer zu nennen, die ſich in ihrem 80 Kilometer langen Verlauf wie in einer Perlſchnur aneinanderreihen. Die Stufenfolge von Landſchaft und Wein, die Tonleiter in Dur und Moll, wird hier in dieſer Weinſtraße zur himmliſchen Melodie. Hier muß die Kunſt des Weintrinkens gelernt werden. Die Verſchiedenart des Bodens läßt auch berſchiedene Weine reifen: Muskateller, Vurgun⸗ der, Malvaſier, Portugieſer, Traminer, Riesling, Franken Tockayer, Gutedel, Sylvaner uſw. machen die Fülle und die Verſchiedenart der pfälziſchen Weine unübertrefflich. Kein Geſchmack blieb unbefriedigt: Vom friſchen Tiſchwein, guten Schoppenwein zum blumigen Gewächs mit feinem Charme und feinſtem Bukett bis zur großen Edelausleſe, ſüß, voll, herb, voll harmoniſcher Bindung— eine faſt unendliche Auswahl, ein reiches Probieren und Entdecken verheißend. Das außergewöhnlich milde Klima dieſes Gebietes läßt z. B. in Bad Gleisweiler Palmen blühen, Coniferen. Zitronen, Feigen, Zypreſſen, Araukarien, Affenbrotbäume, Taxusbäume, echten Bambus, die echte Brautmyrrhe, Ce⸗ dern, ſeltene Alpenroſen gedeihen und Früchte reifen— ein Beweis, daß das Klima ihren Lebensbedingungen völlig ent⸗ ſpricht. In Gimmeldingen fordert zur Blütezeit eine Mandelallee unſere Bewunderung und große Edelkaſtanien⸗ wälder finden ſich allenthalben. Das wärmſte Gebiet Deukſchlands iſt das Edelweingebiet der Mittelhaardt, wo in leich⸗ ten Linien die öſtlichen Hänge zu den Rebgefilden abfallen. Unerſchöpflich ſind die Sehenswürdigkeiten, zahllos die wundervollen Ausblicke, die wundervollen Ausſichten, die die deutſche Weinſtraße bietet, Neuſtadt an der Wein⸗ ſtraße, die Hauptſtadt des Pfälzer Weines, Bergzabern, der ſtarkbeſuchteſte Luftkurort der Pfolz, Gleis weiler mit ſeinem ſubtropiſchen Sanatoriumspark, Deidesheim mit alten Bauten und alter Edelweißkultur, Wachen⸗ heim mit guterhaltenen Stadtmauern, Bad Dürkheim das berühmteſte und ſtärkſte Arſenſolbad Deutſchlands mit großen Heilerfolgen, zahlreichen Sehenswürdigkeiten(Lim; burg, Hardenburg), Grünſtadt mit ſehenswerten Bau⸗ len aus der Leiningerzeit ſind Stationen des Weines, die einen guten Klang haben. Einen reichen Gottesgarten„Vom Himmel reich bedacht“ durchzieht die deutſche Weinſtraße, die alles bietet, was ein ſinnfroher Menſch als höchſten Ausdruck äſtetiſchen Genie⸗ zens betrachtet, das pfälziſche Hauptweingebiet. Rebenum⸗ ſponnene Dorfromantik Spitzweg'ſcher Motive vereint ſich mit grandioſen Ausblickmöglichkeiten und den höchſten Ge⸗ nüſſen für die Weinzunge zu einer Einmaligkeit, die ſich mit Recht die Triumphſtraße des Pfälzer Weines nennt. Keine zweite Straße der Welt führt durch eine ſolche Fülle von wechſelnden landſchaftlichen Reizen, keine zweite Straße führt durch 17 Millionen Rebſtöcke wie dieſe maleriſche Ver⸗ bindung von Wasgau, Oberhaardt, Mittelhaardt und Unter⸗ haardt, keine zweite Straße iſt ein derartig organiſches Ge⸗ bilde, keine zweite Straße offenbart derart überzeugend die Orgie der Fruchtbarkeit und den wechſelnden Sinn einer Landſchaft, keine zweite Straße iſt für Fußwanderer ebenſo anziehend wie für den Autofahrer wie dieſe deutſche Wein⸗ ſtraße! Verbeſſerte Kurzarbeiterfürſorge Die Kurzarbeiterfürſorge iſt durch den Präſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenver⸗ ſicherung neu geregelt worden. Dabei ergeben ſich weſentliche Erleichterungen im Bezuge der Kurzarbeiterfürſorge. Auch die Unterſtützungsleiſtungen, die die Reichsanſtalt ge⸗ währt, ſind teilweiſe erheblich erhöht, insbeſondere für kin⸗ derreiche Familien. Die Erleichterungen beruhen vor allem darin, daß die Betriebe nach der neuen Verordnung auch in der allgemei⸗ nen Kurzarbeiterunterſtützung keine Wartezeit mehr zurückzulegen brauchen, bevor Kurzarbeiterfürſorge gezahlt wird. Auch bei einer Unterbrechung der Unterſtützung wird keine Wartezeit mehr auferlegt. Außerdem brauchen die Betriebe bei Kurzarbeit keinen Arbeitsplan mehr beim Arbeitsamt einzureichen, wie dies bisher in der allgemeinen Kurzarbeiterunterſtützung erforderlich war; ſie können alſo ihre Arbeitseinteilung den jeweiligen Bedürfniſſen beſſer und ſchneller anpaſſen als bis jetzt. Der Uebergang von der Unterſtützungswoche auf die Doppelwoche wirkt in gleicher Richtung; er bedeutet außerdem eine Verwaltungsvereinfachung. In verſtärkter Kurzarbeiterunterſtützung waren dieſe Erleichterungen ſchon bisher zugeſtanden worden. f Zur Höhe der Unterſtützungsleiſtungen iſt zu bemer⸗ ken, daß die allgemeine Kurzarbeiterunterſtützung nun auch für 5, 7, 9 und 11 Ausfalltage in der Doppelwoche gezahlt wird. In der verſtärkten Kurzarbeiterunterſtützung ergißt ſich die Erhöhung der Leiſtungen ohne weiteres daraus, daß bei entſprechendem Arbeitsausfall der Lohn nicht mehr wie bisher nur bis zu 72 Arbeitsſtunden, ſondern jetzt bis zu 80 Arbeitsſtunden in der Doppelwoche ausgeglichen wird; eine ſoziale Staffelung nach der Zahl der Familienange⸗ hörigen wird dabei aufrechterhalten. Beibehalten iſt ferner die Beſtimmung, daß verſtärkte Kurzarbeiterunterſtützung nur in den gewerblichen Betrieben bezahlt werden darf, deren Gewerbegruppe zu dieſer Unterſtützung vom Präſiden⸗ ten der Reichsanſtalt zugelaſſen iſt. Es iſt anzunehmen, daß die Kurzarbeiterfürſorge im vermehrten Maße dazu beiträgt, den Gedanken der Be⸗ triebsverbundenheit zu ſtärken; dies iſt nach den Eingangsworten der Verordnung auch ihr beſonderer Zweck. 0 — Wer iſt bauplanberechtigt? Das Recht zur Baupla⸗ nung ſteht nach der neuen Berufsanordnung der Reichskam⸗ mer der bildenden Künſte in der Hauptſache drei Gruppen von wirtſchaftlich tätigen Bauplanberechtigten zu, welche in Erweiterung des bisherigen Wortgebrauchs nunmehr für die Zukunft in ihrer Geſamtheit als die„Deutſche Architekten⸗ ſchaft“ zu gelten haben. Es ſind dies ſowohl die freiberuf⸗ lichen, wie die angeſtellten Architekten, aber auch jene Archi⸗ kekten, welche zum überwiegenden Teil baugewerblich, im Han⸗ del mit Bauſtoffen z. B. als Inhaber eines Betriebes des Baugewerbes oder als Beteiligter an ſolchen Betrieben, fer⸗ ner als Bauhandwerker oder ſonſtige gewerblich Bauausfüh⸗ rende, tätig ſind. Freiberuflich, angeſtellte und überwiegend baugewerblich tätige Architekten ſind grundſätzlich kammer⸗ pflichtig d. h. ſie unterliegen der Zugehörigkeit zur Reichs⸗ kammer der bildenden Künſte, wenn ſie nach dem 1. Februar 1937 das Recht zur Bauplanung beibehalten wollen. Alle drei Gruppen von„Kammer⸗Architekten“ haben grundſätzlich das gleiche Recht zur Ausarbeitung, Vorlage und Durchfüh⸗ rung von Bauplänen, aber auch die gleiche Pflicht, die Be⸗ rufsanordnungen der Kammer zu befolgen, welche im Ein⸗ vernehmen mit der Baupolizei beſonders auf dem Gebiet der Bauplanungen wirkſam werden. 5 18 1 Tage der 2 t auf dem Reichsparteitag der Ehre überreichte der Führer und Oberſte Befehlshaber 5 Wehrmacht ae e 8 e an die ver ſchiedenen Truppengattungen. Oben: Fahnen für die In⸗ fanterie, daneben für die Pioniere, 1 Fliegertruppe und die Standarte der Kavallerrie und Artillede. Anten: Die Fahnen für Flak und für die Kriegsmarine Weltbild(M.) * 5 7 port in Kürze Gottfried von Cramm. unſer Tennismeiſter, wurde er⸗ neut geſchlagen, und zwar unterlag er auf Capri gegen den franzöſiſchen Nachwuchsſpieler J. Jamain ganz glatt mit 4:6, 2:6. 8 Roderich Menzel, der ausgezeichnete deutſch⸗böhmiſche Tennisſpieler, wird— wie verlautet— ſeinen Wohnſitz nach Wien verlegen. Vom Tſchechoſlowakiſchen Tennisverband hat er Startgenehmigung für Wiener Turniere erhalten. 0 Die Chineſin Gem Hoahing gewann in Wimbledon die engliſche Junioren⸗Tennismeiſterſchaft durch einen 1:6, 6:2, 5:3⸗Sieg über die Engländerin Roſemary Thomas. Mei⸗ terin von Südengland wurde in Eaſtbourne die bekannte Thilenin Anita Lizana. Eine Deutſchland⸗Turnriege wird am kommenden Wo⸗ chenende am 3. Deutſchen Turn- und Sportfeſt in Wilhelms⸗ kal bei Kattowitz in Polen teilnehmen. Die Fußballelf von Guts Muts Dresden wird im Rahmen dieſer Veranſtaltung gegen den 1. FC Kattowitz ſpielen. 5 Engliſche Polizeiboxer, und zwar eine Staffel aus Not⸗ fingham, werden am 9. Oktober wieder in Stuttgart gegen eine württembergiſche Auswahlmannſchaft kämpfen. Ende Oktober wollen dann die Schwaben zum Rückkampf nach England fahren. Reichsakademie für Leibesübungen Neuer Lehrgang für Turn- und Sportlehrer. An der Reichsakademie für Leibesübungen, Berlin, be⸗ ginnt am 15. Oktober 1936 die neue Ausbildung zum ſtaat⸗ lich geprüften Sportlehrer(Turn⸗ und Sportlehrer im freien Beruf außerhalb der Schule). Der Lehrgang dauert ein Jahr und ſchließt mit der ſtaatlichen Prüfung zum Sportlehrer ab. Die Gebühren betragen rund 1200 Mark (100 Mark monatlich), darin ſind eingeſchloſſen Hörgeld, Gebühren für Unterkunft und Verpflegung, Kleidergeld. Außer hervorragender körperlicher Fähigkeit, wettkämpferi⸗ ſcher Erfahrung und Uebungsleitertätigkeit in den Vereinen des Rfe und in den Gliederungen der Partei ſind folgende Vorbedingungen für die Zulaſſung zum Studium erfor⸗ derlich: Arbeitsdienſt und Heeresdienſtpflicht, Nachweis der ari⸗ ſchen Abſtammung, Beſitz des Reichsſport⸗ oder SA⸗Sport⸗ abzeichens. Ueber die Aufnahme von Auslandsdeutſchen und Ausländern wird von Fall zu Fall entſchieden. Meldungen zum Studium und Anfragen ſind umgehend an die Reichsakademie für Leibesübungen, Berlin⸗Charlot⸗ tenburg 9, Reichsſportfeld, zu richten. Arſenal— Sunderland 4:1 Britiſcher Meiſterſchafts⸗Fußball. Die bedeutendſte Begegnung in der engliſchen Fußball- Liga führte in London den Pokalmeiſter Arſenal mit dem Ligameiſter Sunderland zuſammen. Das Treffen endete mik einem überzeugenden 4:1 Siege der Londoner, die da⸗ mit in der Tabelle weiter nach vor rückten. Sunderland iſt dagegen etwas zurückgefallen. Tabellenführer iſt jetzt— genau wie zu Beginn des Vorjahres— Middlesbrough. Auf die gleiche Punktzahl hat es auch Derby County gebracht. Der letzte Fauſtkämpfer Eine engliſche Zeitung hat den letzten Mann entdeckt, der in ſeiner Jugend noch mit bloßen Fäuſten geboxrt hat, wie es bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts im Boxſport üblich war. Es iſt Bob Sitton, vor 40 bis 50 Jahren bekannt als der„unſchlagbare Bob“. Er war in ſeiner Fugend Schwergewichtsmeiſter der britiſchen Armee und iſt in ſeiner ganzen Boxlaufbahn nicht ein einziges Mal entſcheidend geſchlagen worden. Bob Sitton hat einige der aufregendſten Boxkämpfe Englands erlebt. Er erinnert ſich noch genau eines Kampfes zwiſchen zwei Champions, die heute vergeſſen ſind, der Kampf dauerte damals vier Stunden(jeder Boxkampf dauerte damals ohne Feſtſetzung einer Rundenzahl bis zum Knockout eines Kämpfers); beide Boxer waren am Ende ſo ermattet, daß ſie kaum noch den Arm heben konnten; der Sieger mußte ſchließlich von ſeinen Freunden aus dem Ring getragen werden. Bobs härteſter Kampf war ein Match gegen den Neger Scott; er dauerte dreieinhalb Stunden und endete — mit dem Eingreifen der Polizei, die das Boxen da⸗ mals als reine Schlägerei betrachtete. Selbſtverſtändlich hat Bob Sitton für die heutigen Handſchuhboxer nur Ver⸗ achtung übrig. Nur die modernen Kampfhonorare impo⸗ nieren ihm, denn zu ſeiner Zeit erhielten die beſten Boxer für einen Kampf durchſchnittlich fünf Pfund, alſo hundert Mark, und ein Faß Bier. Weltbild(M.) Fußball⸗Länderkaumef Deutſchland Polen unentſchieden. Der deutſche Rechtsaußen Elbern im Kampf mit dem pol⸗ niſchen Verteidiger Szezepaniak, ein Augenblicksbild aus dem Warſchauer Militärſtadion, wo vor 45 000 Zuſchauern die beiden Ländermgnnſchaften 1:1 ſpielten. — Zeitgemäßer Alexanderzug Der zweiundſiebzigjährige engliſche Forſcher Sir Aurel Stein ſchildert hier Teile ſeiner letzten Reiſe durch unbekanntes Perſien, die auf Wegen ging, die im Alter⸗ tum Alexander der Große fand. Die erſte Woche des vergangenen November ſah mich in Buſhire, das ich von Kaſchmir aus erreichte, und in der letzten Novemberwoche begann ich die eigentliche Expedi⸗ tion von Schiras aus— die vierte, die mich während mei⸗ ner archäologiſchen Reiſen durch Perſiſch⸗Belutſchiſtan, Kerman und entlang der Golfküſte nach Fars, dem älteſten perſiſchen Gebiet, gebracht hatten. Auch diesmal handelte es ſich darum, ſo viel alte Ueberreſte wie möglich aus vergangenen Zeiten aufzuſtöbern und der Ziviliſation zu retten. Bis Suſa kannte ich meinen Weg ganz genau— und von hier aus ſtiegen wir vom Hochland hinab in die dicht⸗ bewaldeten Täler, die den Fehlian⸗Fluß einſchließen. Ich erkannte, daß ſeinerzeit Alexander der Große bei ſeinem Vordringen von Suſiana nach Perſepolis eine ganz ähn⸗ liche Wegroute eingeſchlagen haben mußte. Bald kamen wir auf weiteren Märſchen auch an das berühmte„Weiße Schloß“, eine mächtige Felsburg in 600 Meter Höhe, in die ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach die umliegenden Völ⸗ kerſchaften in kriegeriſchen Zeiten zurückzogen— einer der Gründe, weshalb der Kaiſer Timur auf ſeinem Wege nach Fars die Feſtung niederreißen ließ(was ihm nur zur Hälfte gelang), um die Umwohner ſchutzlos zu machen. Als wir nach Weſten nach dem Tal Deh⸗i⸗Nau ab⸗ bogen, kamen wir endlich auch zu jenen gewaltigen Mauer⸗ überreſten, von denen mir die Stämme der arianiſchen Bergbewohner berichteten, daß hier ſeinerzeit die Einge⸗ borenen lauerten, um Alexander des Großen Armee zu vernichten, und der Feldherr, den man im letzten Augen⸗ blick warnte, nur durch einen Umweg der Gefahr ent⸗ ging. Am intereſſanteſten jedoch ſind die uralten ſteiner⸗ nen Brücken, die über die vielen kleinen Ströme führen, und deren Bögen meiſt durch jahrhundertelange Vernach⸗ läſſigung und die wogenden Frühlingsfluten geſprengt wurden. Dieſe Brücken ſtammen noch aus den uralten ſuſaniſchen Zeiten und wurden manchmal ſpäter von An⸗ hängern des Iflam notdürftig geflickt, ehe der ganze Landſtrich plötzlich aus bis jetzt noch ungeklärten Urſachen entvölkert wurde und die Straßen der Urväter in Ver⸗ geſſenheit gerieten. Ueber die ebenfalls verlaſſenen Städte Tſahan und Deh Daſht ging dann unſer Weg weiter zu den Tang⸗i⸗ Sarval⸗Schluchten und ihren Felsſkulpturen, die vor hun⸗ dert Jahren von Baron de Bode flüchtig berührt wurden, und entdeckten neue und bisher nicht beſchriebene Schätze! Am intereſſanteſten war das größte in den Fels gehauene Relief, das eine Verherrlichung Zoroaſters darſtellte und mit ſeinen beigegebenen Schriftzeichen auf die früheſte ſuſaniſche Epoche ſchließen läßt. In Shami kamen neue Entdeckungen: ein Tempel⸗ keller, der trotz der Räubereien der Eingeborenen noch ſechs alte Statuen aus Bronze enthielt— diesmal han⸗ delte es ſich um künſtleriſche Erzeugniſſe der Partherzeiten — die ſämtlich Perſonen darſtellten und überlebensgroß gegoſſen worden waren. Februar war mittlerweile herangebrochen, und ich beeilte mich, die Reiſeerlaubnis des Gouverneurs von Khuziſtan einzuholen, um durch Luriſtan nach Kermanſha zu gelangen. Die Expedition führte über hügeliges Ge⸗ lände nach dem Fluß Saimarch und einer der berühmte⸗ ſten Brücken der Weltgeſchichte, die„Brücke des Sohnes der Prinzeſſin“. Die Brücke war von Römern in der Gefangenſchaft erbaut worden, als Shapur J. Valerian beſiegte. Wie die Wogen der Ziviliſation auf⸗ und abfließen, bemerkt man vor allem in Luriſtan, einem Lande, das in den vergangenen Jahrhunderten ſogar die uralte Handwerkskunſt der Töpferei vergeſſen hat! Die Gerichte werden in hohlen Steinen bereitet, und als Trinkgefäß dienen ausſchließlich Ziegenhäute— die gleichzeitig auch als Flöße benutzt werden. Weiter flußaufwärts, in Hulailan, einer fruchtbaren Landſtrecke beiderſeits des Stromes, befindet ſich jene Ge⸗ gend, in der während der letzten hundert Jahre durch un⸗ ausgeſetzten Grabraub Tauſende von kleinen Bronze⸗ büſten ausgegraben und an die nächſten Städte zum wei⸗ teren Vertrieb im Kunſthandel geſandt wurden, Bronzen, die ſeit 3000 Jahren in der Erde geſchlummert hatten und von einer Bevölkerung geſchaffen worden waren, die mit den Koſſiten, den babyloniſchen Eroberern, verwandt ge⸗ weſen ſein muß. Aber weiter ging die Expedition, über den Sattel des mächtigen Tang⸗i⸗Gau⸗Shamar, der, könnte man nicht das Bett, das ſich der Fluß gegraben hat, als Weg be⸗ nutzen, unüberſteigbar wäre. Als wir den Sattel über⸗ quert hatten, befanden wir uns auf einem mächtigen 2000 Meter hohen Plateau, das halbkreisförmig von Bergen Unrahmt war. Die Nomadenlager ſind ſtets. uralten In⸗ ſtinkten gehorchend, auf jenen alten Plätzen errichtet, auf Endlich erreichten wir Kermanſha im Mai, das um dieſe Zeit verhältnismäßig leicht durch die alte königliche Straße erreichbar iſt, die von hier aus durch Media nach Hamadan, dem klaſſiſchen Ekbatana führt. Meine Expe⸗ dition war beendet, denn hier befand ich mich bald in ei⸗ ner Gegend, die während der vergangenen hundert Jahre gründlichſt von Altertumsforſchern aller Nationalitäten durchgraben worden iſt... Vorſtoß ins Weltall Mit dem Flugzeug in die Stratoſphäre.— Amerikaner auf den Spuren Wiley Poſts. Vor etwas über zwei Jahren iſt es dem berühmten amerikaniſchen Flieger Wiley Poſt, der ſpäter tödlich ver⸗ unglückt iſt, gelungen, mit einer normalen Flugmaſchine bis in die Stratoſphäre, alſo den Raum über unſerer welt⸗ lichen Atmoſphäre, hinaufzuſteigen. Auf Grund ſeiner Erfahrungen wollen nun amerikaniſche Flieger mit einer umgebauten Transportmaſchine in die Stra oſphäre auf⸗ ſteigen. Damit werden vorausſichtlich die engliſchen Ver⸗ ſuche und die franzöſiſchen Experimente ähnlicher Art in letzter Minute überholt. Die amerikaniſche Initiative geht von der Direktion der Trans⸗Continental and Weſtern Airways aus, die im Begriff ſteht, eine neue Flotte von Großflugzeugen zu bauen. Man will Maſchinen herſtellen, die in Höhen zwi⸗ ſchen 9000 und 14000 Metern ihre höchſte Leiſtungsfähig⸗ keit zu entwickeln vermögen. Für die Fluggeſellſchaften kommt es vorerſt darauf an, die Reaktionen zu beobachten, die ſich in der Subſtratoſphäre und in der Stratoſphäre bei der Beſatzung und den Paſſagieren bei längerer Dauer des Fluges bemerkbar machen. Man hat ein Flugzeug des Paſſagierdienſtes aus dem Verkehr gezogen, umge⸗ baut und mit verſchiedenen Inſtrumenten verſehen, die jene Wirkungen metriſch feſthalten ſollen. Die zukünftige Entwicklung der Stratoſphärenfliegerei in Amerika dürfte zum großen Teil von den Verſuchen abhängen, die in die⸗ ſen Tagen in Amerika beginnen. Fur die i Aus fr OE NEUEN HERBSTH UTE Die neuen Hüte geben der Herbſtmode eine beſondere Note. Mit hohen Köpfen, ſpitz kantig, ſogar viereckig, ver⸗ ändern ſie die rein äußeren Umriſſe. Sogar das Jäger⸗ hütchen, erhöht durch einen ſpitz gefalteten oder geknifften Kopf und abſtehenden Federſchmuck, zeigt eine veränderte Linie. Die ſeitlichen Ränder ſind bedeutend ſchmaler, hoch— geſchlagen und flach angelegt. Bei den neuen Formen bleibt an beiden Seiten, mindeſtens aber an einer, das Haar ganz frei. Der Hut iſt dafür rückwärts ſtark her⸗ untergezogen, auch bei hochgeſchlagenem Rand. Er bedeckt jetzt mehr den Hinterkopf, eine höhere Form braucht einen feſteren Halt. Das gibt auch den gemäßigteren Formen mit nicht zu breiten Rändern ein gediegenes Ausſehen— der Hut thront nicht mehr, er ſitzt! Neben der ſportlichen Glocke führt ſich die Kappe wie⸗ der ein, ſie macht ſich durch kleidſame Abarten des Drei⸗ ſpitzes beliebt, ſie überraſcht durch viereckige Köpfe, mützenartig abgeflacht, mit und ohne Rand, drapiert oder geknifft. Weicher Filz, Samt und Kreppſeiden ſind dank⸗ bares und gefälliges Material auch für die moderne, kleine Toque mit verſchiedenartigen Garnierungen. Band⸗ roſetten, Blumen aus Filz oder Samt gehören auch auf den winterlichen Hut. Größte Berückſichtigung beanſprucht die Feder. Man ſieht ſie überall, in jeder Form und Faden und ſie paßt ausgezeichnet auf die neuen Hüte. ederpoſen, Federtuffs und Pompons, bunte Geſtecke ſetzen in beſonderer Form das farbige J⸗Tüpfelchen auf. Größere Garnierungen paſſen beſſer auf eine anſpruchs⸗ volle, elegante Form. Am Hut Nr. 1 auf unſerer Abbil⸗ dung iſt die lange, dunkle Feder zum dunklen Steg die einzige Vezzierung. Schwarze Samtblüten auf der ſchwarzen Seidentoque Nr. 2 ſind leicht abſtehend an der Stirnſeite angebracht. Eine jugendliche Filzkappe Nr. 3 mit weichen Kniffen, die zum Hinterkopf verlaufen, hat an beiden Seiten einen farbigen Federtuff angebracht. Nr. 4 hat eine bunte Bandgarnitur, deren lange Franſen bis zum Anſatz des aufgeſchlagenen Randes reichen. Die hohe Kopfform iſt im ſeitlich hochgeſchlagenen Modell Nr. 5 vertreten, mit einem Geſteck aus Federbällchen und ab⸗ ſtehenden Stielen. Starke Farbenfreudigkeit macht ſich jetzt auch in der Hutmode bemerkbar, alle ſchönen Herſtfar⸗ ben schließen ſich zu einem harmonischen Bild zuſammen. And im Hauſe ſtellt der gute Geſchmack auch einige, wenn auch bedeutend beſcheidenere Anſprüche an die Mode. Hier gilt alles Verſtändnis dem Bequemen und Praktiſchen. Das Haus⸗ oder Morgenkleid hat andere eg, Zwecke zu erfüllen als 9 der Straßenanzug. Ma⸗ terial und Machart ſind nach ganz anderen Ge⸗ ſichtspunkten gewählt. Kleidſamkeit iſt der ein⸗ zige, gemeinſame Nen⸗ N ner, auf den ſich alle mo⸗ diſchen Dinge bringen laſſen. Für den langen, warmen Morgenrock gibt es wattierte Seiden, einfarbig geſteppt oder mit Streublu⸗ men gemuſtert. Mollige Flauſchröcke bekommen Auf⸗ ſchläge aus andersfarbiger Seide. Strenge, herbe For⸗ men werden den phantaſie⸗ vollen Volantverzierungen vorgezogen. Herrenrevers oder kleine Chineſenkragen ſind klar und eindrucksvoll genug, große Taſchen impo⸗ nieren mehr als übertrieben weite Aermel und rüſchenbe⸗ ladene Halspartien. Der knöchellange Morgenrock Nr. 1 hat einen mit Poſamenten verſchnürten Verſchluß, ſchräg eingeſchnittene Taſchen und einfarbige, geſteppte Taft⸗ aufſchläge. Als Material eignet ſich wattierte Stepp⸗ kunſtſeide. Das Hauskleid Nr. 2 iſt aus einfarbigem Waſchſamt gearbeitet. Zweiſarbig geſtreifte Halsgarnie⸗ rung, Aermel⸗ und Taſchenaufſchlag ergänzen den ge⸗ bundenen Gürtel in den gleichen Farben. Wer keinen Morgenrock tragen will— und kann, weil die Hausfrauenarbeit an dieſem immerhin empfindlichen Kleidungsſtück viel verderben kann, für den hat die Mode Der Präſident der Inter⸗Planetariſchen Geſellſchaft in England ſtellt der Oeffentlichkeit im Zuſammenhang mit einem abgelehnten Antrag zur Abſchießung von Strato⸗ ſphären⸗Raketen mit, daß das britiſche Innenminiſterium in dieſer Hinſicht einen Standpunkt einnehme, der einzig⸗ artig ſei in der ganzen Welt. Es war beabſichtigt, mehrere Stratoſphären⸗Raketen zu bauen, die meteorologiſche In⸗ ſtrumente in die Stratoſphäre hinauftragen ſollten. Nach den Plänen der Konſtrukteure mußten dieſe Raketen in einer gewiſſen Höhe abgebrannt ſein. Hier ſollte dann eine Fallſchirmvorrichtung in Tätigkeit treten, die jene Inſtrumente ſicher auf die Erde herniederbrachte. Das Verbot ſtützt ſich auf ein Geſetz über Exploſiv⸗ ſtoffe aus dem Jahre 1875. Das Innenminiſterium ver⸗ teidigt ſich jedoch gegen den Vorwurf der Rückſtändigkeit mit folgendem Hinweis:„Erfinder vergegenwärtigen ſich ſelten die Gefahren ihrer Arbeiten für die Umgebung, England iſt ein kleines Land. Es gibt nur wenig Plätze, wo Raketen mit 100prozentiger Sicherheit für Menſchen⸗ leben abgefeuert werden können. Zur Zeit ſind haupt⸗ ſächlich Raketen in Konſtruktion, die ſich eines Betriebs ſtoffes bedienen, der aus flüſſiger Luft und Benzin ge⸗ bildet wird. Es iſt außerordentlich ſchwierig, derartige Miſchungen zu kontrollieren. Solange nicht jede Sicher⸗ heit dafür gegeben iſt, daß die Umwelt nicht gefährdet wird, bleibt England auf dem Geſetz des Jahres 1875 beſtehen.“ Es wäre übrigens gar nicht nötig, Raketen in die Luft zu ſchießen, um mit ihrer Hilfe Beobachtungen in die Stratoſphäre anzuſtellen. Gleichzeitig mit Profeſſor Piccard, der in ſeinem bemannten Ballon in die Strato⸗ ſphäre aufſtieg— eine kühne und immer bewunderns⸗ werte Tat, die inzwiſchen öfters verſucht worden iſt— haben deutſche Gelehrte damit angefangen, beſonders kon⸗ ſtruierte Regiſtrierballone, ähnlich denen, die die Meteo⸗ rologie benutzt, um die höheren Schichten der Luft zu durchforſchen, in die Stratoſphäre zu ſchicken. Dieſe Bal⸗ lone tragen Meßinſtrumente, die automatiſch regiſtrieren, Was ſie aufgezeichnet haben, läßt ſich nach Landung des Ballons ableſen. Freilich dienen dieſe Verſuche in erſter Linie und zunächſt ausſchließlich wiſſenſchaftlichen Zwecken, Die amerikaniſchen und anderen Verſuche mit dem Strato⸗ ſphärenflug haben in erſter Linie die Aufgabe, praktiſch zu erweiſen, wieweit ein Flugverkehr durch die Strato⸗ ſphäre möglich iſt, und ob er vorteilhafter iſt als der bis jetzt übliche Flugverkehr durch die Atmoſphäre. Der Elefant vergißt nie Daß der Elefant ein ausgezeichnetes Gedächtnis oder vielmehr einen beſonders ſtark ausgeprägten Inſtinkt beſitzt, beweiſt ein Vorfall, der ſich vor Jahren in Tenbury ereig⸗ nete. Dort hatte ein Zirkus ſeine Zelte aufgeſchlagen, als einer der Elefanten plötzlich erkrankte, ſo daß man die Hilfe des Apothekers in Anſpruch nehmen mußte. Dieſer bereitete für den Dickhäuter denn auch einen Trank, der ihm nach weni⸗ gen Tagen die Geſundheit wieder brachte. Gut drei Jahre mochten ſeit dieſem Vorfall verfloſſen ſein, als der Zirkus ſich wiederum in dem Orte aufhielt. Wie es ſo Brauch iſt, veranſtaltete die Zirkusleitung am Tage der Eröffnung einen Amzug mit den Tieren durch den Ort, wodurch große Men⸗ ſchenmaſſen angelockt wurden und viele Bewohner vor den Türen ihrer Häuſer ſtanden und den ſeltſamen Aufzug be⸗ wunderten. Anter den Elefanten befand ſich auch jener, der damals während ſeines Aufenthaltes im Orte erkrankte. Anter den zahlreichen Zuſchauern entſtand plötzlich eine große Beſorgnis, als ſich eines der Rieſentiere aus dem Umzug ent⸗ fernte und geradewegs auf die Apotheke zuſchritt, wo der Apotheker vor der Türe ſtand und ihn mehrmals mit ſei⸗ nem Rüſſel ſanft umſchlang. Offenbar hatte das Tier in ihm ſeinen Wohltäter wiedererkannt, der ihn damals von einer Krankheit heilte. und beſcheidenen Hauskleider bereit. Für dieſe Kleider gibt es einige Geſetze, die verhin⸗ dern, daß ſich die Mode an ſie verſpielt, ſie ſollen prak⸗ tiſch und billig ſein, einfäch und doch nett anzuſehen. Trotz dieſer Einſchränkung ſind hier der Möglichkeiten viele. Text und Zeichnungen(8): Hildegard Hoffmann. Was macht man mit den Aepfeln? Man freut ſich auf die Aepfelzeit, aber wenn ſte da iſt, weiß man oft nicht, was anfangen mit dem ſüßen Reichtum. Man möchte doch auch anderes machen, als ſie roh oder auf dem Kuchen verzehren. Es gibt aber ſo viele Verwendungsmöglich⸗ keiten. Verſuchen Sie einmal folgendes: Entferne das Kernhaus, fülle die Aepfel mit Brat⸗ l wurſtfüllſel und backe ſie in der Auflaufform. Das gibt ein reizvolles Abendgericht. Bringe ſie als Salat auf den Tiſch, indem du ſie hackſt, mit gekochten Bohnen, gekochtem und gehacktem Sellerie und geſchmolzener Butter miſchſt und mit Zitro⸗ nenſaft und Oel abſchmeckſt. Ueberſtreue das Gericht mit ein wenig würziger Kreſſe. Auch als Zwiſchengericht munden Aepfel, wenn du das Kernhaus ausbohrſt und den leeren Platz mit ge⸗ locht⸗gehacktem Sellerie und Kaſtanien, die beide in Mayonnaiſe getaucht ſind, füllſt. Aepfel und Sellerie zuſammen gehackt und mit Mayonnaiſe verrührt, geben einen herrlichen Brotaufſtrich für Schwarzbrot. Sehr appetitanregend ſind geſchälte, ausgehöhlte Aepfel, wenn du in ſie eine Füllung gibſt, die aus ge⸗ hackten Nüſſen, gehackten Oliven und ganz wenig Kapern, gut beträufelt mit Zitronen⸗ oder Apfelſinenſaft, beſteht. Mache aus den Aepfeln eine Sauce und reiche ſie zu Wurſt, Schweinebraten, Ente, Gans oder Schinken. Schäle die Aepfel, nimm das Kernhaus aus, ſchneide ſie in dicke Scheiben, die du in einer Miſchung von 25 Gramm Butter, 75 Gramm Zucker, dem Saft einer ganzen und der Schale einer halben Zitrone zu Mus die zahlreichen bunten und einfarbigen anſpruchsvollen dämpfſt und dann zu jeglicher Art Braten reichſt.