Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 m breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 9o mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 3. Ang. Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Ar. 47296. Boſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Fages. und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verklndblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Sechenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriehsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprilchen. Deuck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. VIII. 36 1105 Mannhe 86. Jahrgang Machtprobe in Frankreich Die Textilſtreikwelle in Nordfrankreich hat in Frank⸗ reich nicht nur ſoziale, ſondern auch juriſtiſche Konflikte von einer Tragweite heraufbeſchworen, die in einem Leitartikel des„Temps“ ihren Niederſchlag finden. Miniſterprä⸗ ſident Blum hat über Nacht, ohne eine formale geſetz⸗ liche Befugnis zu haben, ſich ſelbſt zum Schlichter aufge⸗ worfen und verſucht jetzt, die Arbeitgeber zur Annahme ſei⸗ ner Bedingungen zu veranlaſſen. Wie könne er Derartiges wagen?, fragt der„Temps“, wenn auf der anderen Seite die Regierung zuſehe, wie durch„offenkundige Gewaltakte und Rechtsbrüche“ die Arbeiter ſich längſt nicht mehr mit bloßen Streiks begnügten, ſondern zu Maßnahmen ſchrit⸗ ten, die die Beſitzrechte der Fabrikanten ſelbſt angriffen. In Deutſchland ſpricht man ſogar ſchon von einer beginnenden Sowjetiſierung in Betrieben. Der„Temps“ drückt ſich na⸗ türlich weſentlich milder aus. Aber er richtet einen be⸗ ſorgten Appell an ganz Frankreich und an das Ka⸗ binett, doch nicht zu vergeſſen, daß die Häufung von Streiks und von Unruhen in Frankreich dem Ausland den Eindruck einer wachſenden Bolſchewiſierung des Landes vermitteln und„gewiſſen Ländern“ den Vorwand gäbe,„ſich als Vorkämpfer der europäiſchen Ordnung aufzuſpielen“. Derartige Töne ſind in einem Lande, das bisher ſo ſtolz auf ſeine ſoziale Ausgeglichenheit war, beſonders be⸗ achtlich. Immer ſtärker tritt die Beſorgnis zu Tage, die Streiks und Auseinanderſetzungen zwiſchen Sozialiſten und Kommuniſten könnten die außenpolitiſche Aktivität der Regierung lähmen. Und zwar in einem Augenblick, wo man dringender denn je eine aktive Außenpolitik zur Auf⸗ rechterhaltung des franzöſiſchen Preſtiges für notwendig hält. Nur wer weiß, was für den Franzoſen na⸗ tionales Preſtige bedeutet, vermag die tiefe Sorge richtig zu begreifen, die ſich in den ſpezifiſch außenpolitiſchen Leit⸗ artikeln wiederſpiegelt. An Kabinettskriſen ſind die Franzoſen bekanntlich ge⸗ wöhnt. Sie nehmen ſie nicht tragiſch. Aber all das, was ſich jetzt in Frankreich in ſozialer Hinſicht abſpielt und was immer deutlicher auf eine ſoziale Demütigung und unge⸗ ſehliche Behandlung der Arbeitgeber hinausläuft, droht in eine ernſtere Kriſe auszulaufen. Man ſehe ſich in Frank⸗ reich einer Gefahr gegenüber, die alle völlig überraſcht. Nirgendwo wächſt dieſe Erkenntnis ſchneller als im ra⸗ däkalſozialen Lager, das ſeinen Anhang im weſent⸗ lichen unter den Bauern und kleinen Gewerbetreibenden des ſüdlichen Frankreichs beſitzt. Dieſe Partei galt von jeher als diejenige des Ausgleichs. Bei aller Neigung für ſozial⸗ politiſche Beſſerungen blieben die Radikalſozialen in der Praxis bürgerlich bis auf die Knochen. Als Leon Blum ſeine Regierung bildete und mit draſtiſchen ſozialen Maß⸗ nahmen begann, ſagte man ihm den unvermeidlichen Zu⸗ ſammenſtoß mit den ausgeſprochen bürgerlichen Radikal⸗ ſozialen voraus. Heute ſieht ſich aber Herr Blum in einer weſentlich anderen Lage, als man damals in franzöſiſchen Rechtskreiſen annahm. Er hat ſich nicht nur mit den Ra⸗ dikalſozialen überworfen, ſondern ſich auch gleichzeitig in einen ſchroffen Gegenſatz zu den Kommuniſten geſtellt, ſo daß jede künftige Gemeinſchaftsaktion der Links⸗ parteien in Frage geſtellt iſt. Das iſt für Innerfrankreich eine völlig neue Lage. Sicherlich hat die ſo ſcharfe Abſage der engliſchen Gewerkſchaften an die Kommuniſten auch auf die franzöſiſchen ſozialiſtiſchen Kreiſe einen tiefen Ein⸗ druck gemacht. Nur hat man ſich von vornherein ſo ſehr mit den Kommuniſten eingelaſſen, daß man vielleicht erſt jetzt mit Schrecken entdeckt, wie ſtark bereits der Einfluß auf die Maſſen aus den Händen der Sozialiſten und . in die der Kommuniſten übergegangen iſt. Wenn der franzöſiſche Staatspräſident ſeinen Urlaub in dem ſchönen Schloß Rambouillet plötzlich abge⸗ brochen hat, um nach Paris zu eilen, wenn ſo einflußreiche Radikalſozialiſten wie Chautemps offen revoltieren, und die Luft voll iſt von Gerüchten über einen Rücktritt Blums, dann haben ſich die Dinge ungeheuer ſchnell zugespitzt. Der Streik iſt längſt keine ſoziale, ſondern eine innerpoli⸗ che Machtprobe erſten Ranges 1 Vielleicht ſtehen Neuwahlen am Ende dieſer Kriſe. Das Dilemma Blums iſt das gleiche aller früheren Links⸗ koalitionen. Sozialiſten können nicht ohne Radikalſoziale 1 15 Aber auch die Rechte allein bringt keine Mehrheit zuſtande. Ein Kabinett der nationalen Union, gebildet aus Radikalſozialen und Rechtsparteien, kam früher in ähnli⸗ cher Lage zuſtande. Dieſe Ausſicht iſt jetzt bei der ſcharfen Spaltung in rechts und links gleich Null. Selbſt wenn die neue Vermittlungsaktion, die der Miniſterpräſident gemein⸗ ſam mit dem Innenminiſter Salengro und dem Staats- miniſter Chautemps eingeleitet hat und von der man die endliche Beilegung des Liller Streiks erhofft, von Erfolg ge⸗ krönt ſein ſollte, ſo dürfte ſa auch damit nur wieder ein Symptom beſeitigt werden, während die Urſachen aller dieſer Schäden doch tiefer liegen. Der argentiniſche Außenminiſter Präſident der 17. Völker bundsverſammlung? Der argentiniſche Außenminiſter Saavedra Lamas, der aller Vorausſicht nach zum Präſidenten der bevorſtehen⸗ den 17. i e gewählt werden wird, iſt in Genf eingetroffen. Der ſüdamerikaniſche Staatsmann, deſſen Name mit dem Nichtangriffs⸗ und Schlichtungspakt vom 3. Auguſt 1932 verknüpft iſt, wird, wie das Jour⸗ nal de Geneye“ erfährt, in Genf nach einer Formel fuchen. durch die mit Hilfe dieſes Fabre Braſilien und die Ver⸗ einigten Staaten dem Völkerbund nähergebracht werden ſollen. Auch ſoll er die Abſicht haben, auf der bevorſtehenden Völkerbundsverſammlung für die Humaniſierung des ſpani⸗ en Bürgerkrieges zu wirken. — ber Donnerstag, den 17 Septem 1936 NN A. E 34 1* Der Win tſchaſtsverkehr mit Frankreich Baſtids Ausſprache mit Dr. Schacht.— Baldige Wiederauf⸗ nahme der deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertragsverhand⸗ lungen. Berlin, 16. September. Der franzöſiſche Handelsminiſter Baſtid war mit ſei⸗ nen Begleitern Gaſt des mit der Führung des Reichswirt⸗ ſchaftsminiſteriums beauftragten Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht bei einem Frühſtück, bei dem u. a. der franzöſiſche Geſchäftsträger, der franzöſiſche Handelsattachee, der Reichs- finanzminiſter Graf Schwerin von Kroſigk und, in Vertre⸗ tung des unpäßlichen Außenminiſters, der Staatsſekretär im Auswärtigen Amt, Dieckhoff, ſowie eine Reihe anderer Herren aus den beteiligten Reichsämtern und der Induſtrie, ferner der Vorſitzende der Deutſch⸗Franzöſiſchen Geſellſchaft von Arnim, Rektor der Techniſchen Hochſchule Charlotten⸗ burg, anweſend waren. Anſchließend fand eine längere Ausſprache zwiſchen dem franzöſiſchen Handelsminiſter und dem Reichswirtſchaftsmi⸗ niſter ſtatt, in der über die Ziele der deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsbeziehungen eine Uebereinſtimmung der Anſichten feſtgeſtellt wurde. Beiderſeits kam der Wunſch zum Aus⸗ druck, eine möglichſt ſtarke Belebung des Verkehrs der bei⸗ den Länder miteinander in den bevorſtehenden Handels⸗ vertragsverhandlungen anzubahnen. Die Ver⸗ handlungen ſollen noch im Laufe dieſes Herbſtes aufgenom⸗ men werden. Am Abend iſt Miniſter Baſtid nach Paris ao⸗ gereiſt. Dr. Schacht hatte ſich zur Verabſchiedung des Gaſtes auf dem Bahnſteig eingefunden. Gegelſchulſchiff„Horſt Weſſel“ Probefahrt und Indienſtſtellung. Hamburg, 17. September. Das neue Segelſchulſchiff der Kriegsmarine„Horſt Weſ ſel“, das am 14. Juni in Anweſenheit des Führers und Reichskanzlers auf der Werft von Blohm und Voß in Hamburg vom Stapel gelaufen iſt, wird am 17. Septem⸗ ber nach erfolgter Probefahrt in Dienſt geſtellt und in der Nacht zum 18. September nach Kiel überführt werden. Kommandant des Schulſchiffes iſt Fregattenkapitän Thiele. In Hamburg wird lediglich ein kleiner Beſatzungsſtamm unter Führung des Erſten Offizters, Kapitänleutnant Her⸗ ſting, an Bord gehen. In Kiel wird die Beſatzung mit dem in Kürze erfolgenden Herbſtſtellenwechſel ergänzt werden. . 1.„ Deutſche Jugend in Italien Jeierlicher Empfang der 450 Hitlerjungen in Padus. Padua, 16. September. Mit einem Sonderzug aus München trafen die 450 Hit⸗ lerjungen, die— wie berichtet— eine Italienreiſe unterneh⸗ men, in Padua ein. Zu ihrem Empfang hatten ſich die Ver⸗ treter der Behörden, darunter der Präfekt der Provinz, der Bürgermeiſter der Stadt, der deutſche Vizekonſul und zahl⸗ reiche Mitglieder der faſchiſtiſchen Jugendoͤrganiſationen auf dem Bahnhof eingefunden. Unter klingendem Spiel zogen die Hitlerjungen durch die von zahlreichen Menſchen dichtgefüllten Straßen in das Schulgebäude, das ihnen als Quartier dient. Die Führer der Gruppe begaben ſich dann in das Balilla⸗Haus zu einem Beſuch der faſchiſtiſchen Jugendorganiſation, als deren Gäſte die Hitlerjungen in Padua weilen. Am Mittwoch fand eine Ehrung der Gefallenen des Weltkrieges und der faſchiſti⸗ ſchen Revolution und anſchließend ein Empfang im RNaf⸗ haus ftatt, den die Stadtverwaltung zu Ehren der deuiſchen Jugend veranſtaltete. Politiſches Allerlei Prüfung der öſterreichiſchen Finanzlage. Das Finanzkomitee des Völkerbundes hat in Anweſen⸗ heit des öſterreichiſchen Finanzminiſters Draxler und des bisherigen Völkerbundskommiſſars Roſt van Tonningen, der vor einiger Zeit ſeinen Rücktritt erklärt und zugleich die Aufhebung der Finanzkontrolle vorgeſchlagen hat, die Prü⸗ fung der öſterreichiſchen Finanzlage begonnen. Es beſteht der Eindruck, daß das Finanzkomitee von der Ernennung eines neuen Völkerbundsvertreters in Wien 5 725 wird. Das Komitee wird ſich außerdem mit der Finanzlage Un⸗ garns und Eſtlands beſchäftigen. Marxiſche Blätter in der Schweiz verwarnk. Der ſchweizeriſche Bundesrat hat den kommuniſtiſchen Blättern„Sichel und Hammer“ und der„Freiheit“ ſowie der ſozialdemokratiſchen„Arbeiterzeitung“ in Baſel eine Verwarnung wegen Verunglimpfung ausländiſcher Staats⸗ oberhäupter erteilt, unter der Androhung des Verbots im Wiederholungsfalle. Alle drei Blätter hatten ſich gerade in letzter Zeit gegenüber Deutſchland ſchwere Beleidigungen zuſchulden kommen laſſen. Die Beſprechungen Dr. Schmidts in Nom Rom, 17. Sept. In den Abendſtunden fand eine zwei⸗ ſtündige Unterredung zwiſchen dem italieniſchen Außenmi⸗ niſter Graf Ciano und dem öſterreichiſchen Staatsſekretär des Aeußern Dr. Schmidt ſtatt. Am Mittwochmorgen ſtat⸗ tete der öſterreichiſche Staatsſekretär in Begleitung von Botſchaftsrat Zimmermann von der öſterreſchiſchen Ge⸗ ſandtſchaft am Heiligen Stuhl dem Kardinalſtaatsſekretär Pacelli einen längeren Beſuch ab. Anſchließend wurde Staatsſekretär Schmidt im Caſtel Gandolfo vom Papſt empfangen. . Nr. 218 Ke se„ Enttäuſchte Natikalſoziale Angſt vor der ſozialen Umwälzung. Paris, 16. September. Der Verwaltungsausſchuß der Radikalſozialen Partei be⸗ faßte ſich mit der Frage des nächſten Landesparteitages. Dieſer Parteitag war urſprünglich für den 6. Oktober in Biarritz angeſetzt. Infolge der gegenwärtig etwas unklaren internationalen Lage ſoll der Zeitpunkt aber hinausgeſcho⸗ ben werden. Aus unterrichteten Kreiſen verlautet, daß die radikal⸗ ozialen Abgeordneten in den Kammerferien Gelegenheit hatten, mit ihren Wählern Fühlung zu nehmen. Dabei hät⸗ ten ſie einen weſentlſchen Stimmungsumſchwung feſtgeſtellt. Die Kleinrentner, Kaufleute und Induſtriellen, die im Mai faſt einſtimmig für die Volksfront geweſen ſeien, hätten jetzt hren Irrtum eingeſehen. Sie ſeien über die ſoziale Um⸗ wälzung beunruhigt. Bedenken der Metallinduſtriellen Die Fabrikleiterabordnung für die Durchführung der 40⸗ Stundenwoche in der Metallinduſtrie gab eine Mitteilung heraus, derzufolge die Aufrechterhaltung des augenblicklichen Produktionsſtandes im Falle einer Einführung der 40 Stundenwoche von der Abordnung für unmöglich ge⸗ halten wird. Insbeſondere die kleineren und mittle⸗ ren Betriebe in verſchiedenen Gegenden würden durch eine ſolche Maßnahme zum Ruin verurteilt ſein. Praktiſch würde eine franzöſiſche Ausfuhr auf dem Metallwarenmarkt durch eine derartige Maßnahme unmöglich gemacht. Die Fabrikleiterabordnung ſchlage daher vor, die Einführung der 40⸗Stundenwoche von den einzelnen Induſtriezweigen ſelbſt, ihrer geographiſchen Lage und vom örtlichen Stande der Arbeitsloſigkeit abhängig zu machen. J 8 E. 72 Miniſterrat in Rambonillet Blums Bericht über die Streiklage. 5 Paris, 17. Sept. In Rambouillet trat unter dem Vor⸗ ſitz des franzöſiſchen Staatspräſidenten ein Miniſterrat der ſammen. Außenminiſter Delbos berichtete ausführlich über die Ereigniſſe in Spanien und unterbreitete dem Staats⸗ präſidenten einen Geſetzeserlaß, der die Ernennung des Generals Mogues, des bisherigen Oberbefehlshabers der franzöſiſchen Streitkräfte in Algerien, zum Generalreſiden⸗ ten in Marokko vorſieht. Miniſterpräſident Blum und Innenminiſter Sa⸗ lengro erſtatteten Bericht über die Entwicklung der Streiklage unter beſonderer Berückſichtigung des nordfran⸗ zöſiſchen Induſtriebezirks. Der Finanzminiſter und der Landwirtſchaftsminiſter teilten mit, daß ſich die Wirt⸗ ſchaftslage in Frankreich in letzter Zeit weſentlich ge⸗ beſſert habe. Ergänzungswahilen in Dänemark Erfolge der Konſervakiven, Sozialdemokraten und Deukſchen Nordſchleſier. Kopenhagen, 16. Sept. In einem Teil Dänemarks, und zwar auf den Inſeln Seeland(ohne 86 de Lol⸗ land, Falſter und Bornholm ſowie in dem ſüdlichen Teil Jütlands, haben die Wahlen von Wahlmännern ſtattge⸗ funden, die am 22. September 28 Abgeordnete des Lands⸗ ting zu wählen haben. Nach dem vorläufigen Wahlergeb⸗ nis haben die Sozialdemokraten 228 704(166 382) Stim⸗ men und 767(612) Wahlmänner, die Konſervativen 118 110(77 757) Stimmen und 381(267) Wahlmänner, die Radikale Linke 57 070(53 979) Stimmen und 178(184) Wahlmänner, die Freie Volkspartei 19803(—) Stimmen und 48(—) Wahlmänner, die Däniſchen Nationalſoziali⸗ ſten, die nur in Nordſchleswig an der Wahl teilnahmen, 2018(—) Stimmen und 3(—) Wahlmänner erhalten. Schließlich wurden auf die Liſte der Deutſchen Schleswig⸗ ſchen Partei in Nordſchleswig 8856(6736) Stimmen abge⸗ geben, wodurch die Wahl von 30(29) Wahlmännern ge⸗ ſichert wurde. Zu berückſichtigen iſt, daß es 1928 noch eine 99 Liſte gab, die zwei Wahlmänner erzielt atte. Soweit ſich auf Grund des vorläufigen Ergebniſſes überſehen läßt, iſt mit einem Gewinn von je zwei Man⸗ daten für die Sozialdemokraten und die Konſervativen, beides auf Koſten der gemäßigten Linken, zu rechnen. Drei abeſſiniſche Vertreter in Genf. London, 17. Sept. Wie die abeſſiniſche Geſandtſchaft mitteilt, wird Abeſſinien zur kommenden Völkerbundsrats⸗ ſitzung drei Vertreter entſenden. An der Spitze der abeſſi⸗ niſchen Abordnung wird der abeſſiniſche Geſandte in Lon⸗ don, Dr. Martin, ſtehen. Es ſei noch nicht entſchieden, ob ſich nicht auch der Negus nach Genf begeben werde. Er ſtehe, ſo behauptet die Geſandtſchaft, in ſtändiger Verbin⸗ dung mit den Leitern der abeſſiniſchen Regierung in Gore (Weſtabeſſinien), Ras Imru und Bitowed Sadi. Blutige Krawalle in Polen Warſchau, 16. Sept. In der Ortſchaft Zukow in der Woj⸗ wodſchaft Lublin iſt es zu ſchweren blutigen Auseinander⸗ ſetzungen zwiſchen der Polizei und Kommuniſten gekom⸗ men. Als die Polizei die Wohnungen von Links radikalen durchſuchle wurde ſie von einer Grup 11 1 03 ſen. Die Marxiſten ſchoſſen aus Piſtolen auf die Poltzet, von der drei Mann ſchwer verwundet wurden. Darauf machte die Polizei ebenfalls von der Schußwaffe Gebrauch und kötete fünf der Angreifer. 15 Kommuniſten konnten dann gefaßt und verhaftet werden. 8 l 0 Der Gtreit im eigenen Lager Zunehmende Zerwürfniſſe zwiſchen den baskiſchen Sepa⸗ ratiſten und den Anarchiſten.— Weitere Erfolge der Mili⸗ kärgruppe. Liſſabon, 16. September. Wie der Sender Granada mitteilt, wurde Valencia er⸗ neut von nationaliſtiſchen Flugzeugen mit Bomben be⸗ legt. Einige Bomben fielen dabei auf eine Kaſerne und ver⸗ urſachten großen Schaden. Am gleichen Abend warfen Flugzeuge der Madrider Regierung Bomben auf den Alcazar in Toledo ab. In Madrid ſind die Miniſterien erneut von Flugzeugen der Nationaliſten mit Bomben belegt worden.— Der Rundfunkſender La Coruna meldet, daß die Truppen der Nationaliſten ihre Stellungen im Tal des Tietar weftlich von Madrid um etwa 20 Kilometer gegen die ſpaniſche Hauptſtadt vorgeſchoben haben. Der Sonderberichterſtatter des„Diario de Noticias“ mel⸗ det ebenfalls weitere Fortſchritte der Nationaliſten in Richtung Madrid. So ſeien die Orte Caſar de Escalona und Lanzanita, letzterer in der Sierra de Gredos, beſetzt wor⸗ den. Die Entfernung der nationalen Südarmee von Ma⸗ drid betrage demnach 87 Kilometer. Der Anarchiſten⸗Terror wird gebrochen Nach der Einnahme San Sebaſtians durch die nationa⸗ liſtiſchen Truppen haben die Roten ihr Hauptquartier einſt⸗ weilen nach Zumaya verlegt. Es iſt jedoch anzunehmen, daß es bald weiter zurückverlegt wird; denn die nationaliſtiſchen Truppen rücken vorſichtig, aber unaufhaltſam vor. Es ver⸗ lautet, daß an der ganzen Biskaya⸗Küſte von Bilbao und Santander der Einfluß der Anarchiſten in den letzten Ta⸗ gen außerordentlich nachgelaſſen hat. Die barbariſche Zerſtörung der baskiſchen Stadt Irun iſt trotz ſtrengſter Zenſur allmählich in der Bevölkerung be⸗ kannt geworden. In den meiſten Ortſchaften haben die bas⸗ kiſchen Separatiſten das Heft in den Händen, anderswo die Sozialiſten und Kommuniſten. Selbſt dieſe ſollen entgegen den Forderungen der Anarchiſten übereingekommen ſein, keine Gefangenen mehr zu töten. Die Zahl der Streitkräfte, die den Roten im nordſpaniſchen Küſtenrevier zur Verfügung ſteht, wird auf etwa 40 000 ge⸗ ſchätzt. Es fehlt jedoch an Waffen, vor allem an Maſchinen⸗ gewehren und Artillerie. Unter den in letzter Zeit eingetrof⸗ fenen Waffenſendungen für die Roten ſollen ſich viele tſchechoſlowakiſcher Herkunft befinden. Die Stimmung unter den roten Truppen iſt nach den letzten ſchweren Niederlagen bei Jrun und San Sebaſtian und nach der planloſen Rückzugsbewegung außerordentlich gedrückt. Außerdem iſt die Verpflegung ſehr unzureichend. In San Sebaſtian iſt Oberſtleutnant Vigon zum Militärkommandanten ernannt worden. Die Geſchäfte des Zivilgouverneurs werden von dem früheren Journaliſten Buſtamente wahrgenommen. Der Baske Mendizabal iſt zum Marinekommandanten ernannt worden. Sofort nachdem die neuen Behörden ihre Aemter übernommen hatten, wurden die Leichen der 80 von den Roten erſchoſſenen Geifeln aus den Maſſengräbern ausgegraben, damit ſie würdig beſtattet werden können. Inzwiſchen iſt bereits die erſte rechtsgerich⸗ tete Zeitung wieder erſchienen. Telefon und Telegraf ſind wieder in Betrieb. Es wird auch ſchon an der Wiederher⸗ ſtellung der Eiſenbahn San Sebaſtian Burgos gearbeitet. Schreckensherrſchaft in Santander Flüchtlinge, die aus Santander kommen, berichten, daß dort die Anarchiſten alle öffentlichen Gebäude beſetzt und die Polizei und die Juſtiz übernommen haben. In der Stadt gibt es kein Brot mehr. Wie in Bilbao, ſind dort Le⸗ bensmittelkarten eingeführt worden, und die Be⸗ völkerung hat ihre Kundfunkapparate abliefern müſſen. Der Zivilgouverneur iſt völlig machtlos. Die Anar⸗ chiſten haben gegen zwei ſozialiſtiſche Abgeordnete, die der Volksfrontleitung angehören, Haftbefehl erlaſſen. Der eine Abgeordnete iſt verhaftet worden; der andere konnte ent— kommen. In den letzten Tagen hat wieder eine große Anzahl von Verhaftungen ſtattgefuͤnden. Auch die Erſchießungen durch Sonderkommandos dauern an, Im Hafen liegt ein kleiner Frachtdampfer, auf zem 800 Geiſelneingekerkert ſind. Ueber die Er⸗ ſchießungen, die vor einigen Wochen auf der Leuchtturm⸗ höhe erfolgten, wobei die Leichen über die Felſen hinab ins Yleereſturzten, wird bekannt, duß allein an dieſer Stelle 100 Perſonen hingemordet worden ſind. In den letzten Tagen ſind zahlreiche Angehörige der faſchiſtiſchen Jugendver⸗ bände aus der Umgebung von Santander verhaftet und ins Gefängnis geworfen worden. Man hat ihnen die Erſchie⸗ ßung angedroht. Militär⸗Bewegung auch in Katalonien? Nach einer aus Perpignan ſtammenden, gon Havas veröffentlichten Meldung ſoll in Seo d'Urgel in Katalo⸗ nien, unweit der Grenze von Andorra, ein Militärauf⸗ ſtand ausgebrochen ſein Die entlaſſenen Soldaten ſollen die Kaſernen wieder beſetzt und ſich der vorhandenen Waffen bemächtigt haben. Das Ziel dieſer nationalen Bewegung ſei, die Stadt von den Anarchiſten zu ſäubern. Abtransport von Flüchtlingen Die Tätigkeit der deutſchen Kriegsſchiffe. Berlin, 16. Sept. Das Torpedoboot„Falke“ ſammelt auf der Balearen⸗Inſel Ibiza, die vor einigen Wochen von Regierungstruppen beſetzt wurde und 10 der jetzt neue Kämpfe ausgebrochen ſind, Flüchtlinge in der Stadt Ibiza und in San Antonio, um ſie an Bord zu nehmen. Das Torpedoboot„Wolf“ hat in der ee Hafenſtadt Santander fünf Deutſche und zwei Kubaner an Bord genommen und liegt auf der Reede bereit, um bei Be⸗ darf weiteren Flüchtlingen Schutz zu gewähren. Der Dampfer„Monte Sarmiento“ lief mit 95 Flücht⸗ lingen aus Barcelona aus mit dem Ziel Alicante und Ma⸗ laga, um gegebenenfalls auch dort Rückwanderer aufzu⸗ nehmen. Der Dampfer wird dann über Liſſabon, wo ein Teil der Flüchtlinge auf ihren Wunſch abgeſetzt wird, in die Heimat zurückzukehren. Als Erſatz ſteht jetzt in Barcelona der Dampfer„Stolzenfels“ zur Verfügung. f —— 5410 Sender San Sebaſtian wieder in Betrieb Paris, 17. Sept. Der Rundfunkſender San Sebaſtian iſt, wie der Sender Sevilla mitteilte, wieder hergeſtellt wor⸗ den und zum erſtenmal Nachrichten ausgeſandt. Wie der Sender Sevilla weiter meldet, befanden ſich unter den Mar⸗ ziſten, die die Stadt San Sebaſtian verteidigten, auch 45 Franzoſen und 18 Italiener. Unter den bei dem Angriff in San Sebaſtian getöteten Perſonen befindet ſich die Frau des finnländiſchen Kon gemeldet worden war. Franzöſiſche Forderungen an den Kommandanten in Spaniſch⸗Marokko. Paris, 17. Sept. Wie Habas aus Tanger meldet, hat der franzöſiſche Konſul in Tetuan in Zuſammenhang mit der Hinrichtung eines franzöſiſchen Staatsangehörigen aus Rabat, der in Bab⸗el⸗Taza verhaftet worden war, dem General Orgaz, Kommandant der ſpaniſchen Marokkozone, eine Note der franzöſiſchen Regierung überreicht, in der 1. feierliche Entſchuldigung und 2. Schadenerſatz von 300 000 Franken gefordert werden. Sollten dieſe Forderungen nicht erfüllt werden, ſo iſt die völlige Schließung der Grenze zwiſchen der franzöſiſchen und ſpaniſchen Marokkozone vor⸗ geſeben. uls und nicht der Konſul ſelbſt, wie Eine„Portugieſiſche Legion“ Freiwilligentruppe gegen die Kommuniſten. Liſſabon, 17. September. Die Regierung von Portugal hat durch Verordnung die Gründung einer portugieſiſchen Legion genehmigt. Die Le⸗ gion ſoll eine antikommuniſtiſche Kampftruppe werden. Ihre militäriſche Ausbildung erhält ſie durch Offiziere des Heeres. Die Legionäre verpflichten ſich auf Ehrenwort in der Verteidigung des Vaterlandes und der Sozialordnung gegen alle ſtaatsverſchwöriſche Doktrinen und Elemente Le⸗ ben und Gut zu opfern. Jugendliche, die der Jugendorgani⸗ ſation Mocidade Portugueſa beitreten, können mit 18 Jah⸗ ren in die Legion überführt werden. Bisher haben ſich ſchon 1000 Wehrfähige zum Eintritt in die Legion gemeldet. ASA ⸗Geſchwader für Europa Eine Bekanntmachung des amerikaniſchen Marineamleg. Waſhington, 17. Sept. gab bekannt, daß ein europäiſches Geſchwader für eine Küſtenwachtboot tun bereits ſeit Ausbruch des ſpaniſchen Bürgerkrieges in den ſpaniſchen Gewäſſern Dienſt. Dies iſt das erſte europäiſche Geſchwader der Vereinigten Staa⸗ Für ein unabhängiges Belgien Erklärungen des Miniſterpräſidenten van Zeeland. Paris, 16. September. Der belgiſche Miniſterpräſident van Zeeland gab einem Vertreter des„Intranſigeant“ einige außenpolitiſche Erklä⸗ rungen. van Zeeland erklärte, die Stellung Belgiens gegen⸗ über Frankreich ſei ſehr einfach. Belgien habe ein Intereſſe daran, in Frankreich einen ſtarken und mächtigen Nach⸗ barn zu haben, ganz gleich, mit welchen Mitteln dieſes Er⸗ gebnis erzielt werde. Frankreich wiederum habe ebenfalls ein Intereſſe, ein ſtarkes und unabhängiges Belgien zum Nachbarn zu haben. Belgien dürfe nicht eine Art Ableger Frankreichs ſein Die Stärke und Unabhängigkeit müſſe auf wirtſchaftlichem, politiſchem, finanziellem, ſozialem und auch militäriſchem Gebiet zum Ausdruck kommen. Belgien werde ſich die notwendigen Opfer auferlegen, damit ſeine Armee ſo ſei, wie ſie ſein müſſe. Nach einem Hinweis auf die Haltung Deutſchlands zum Locarnovertrag erklärte der Miniſterpräſident, wenn Bel⸗ gien ſich bereitgefunden habe, auf neuer Grundlage zu ver⸗ handeln, ſo ſei dies gerade zu dem Zweck erfolgt, um die Defenſivſtärke des belgiſchen Heeres aufrecht zuerhalten. Belgien habe nicht die Verpflichtung zu übernehmen, die Grenzen ſeines mächtigen Nachbarn zu verteidigen, ſondern es habe ſich voll und ganz der Sicherung ſeiner eigenen Grenzen zu widmen. Auf die Frage des Berichterſtatters, ob es zutreffe, daß Belgien ſeine Vorkriegsneutralität wieder einzunehmen wünſcht, erklärte der belgiſche Miniſterpräſident, daß nie⸗ mals jemand in Belgien das Wort Neutralität ausgeſpro⸗ chen habe.„Ein ſchwerer Sturm,“ ſagte van Zeeland ab⸗ ſchließend,„fegt über Europa. Belgien iſt glücklicherweise bisher verſchont geblieben. Die letzten Ereigniſſe in Spa⸗ nien genügten außerdem, um die Ruhe in die Gemüter zurückkehren zu laſſen. Die große Menge des belgiſchen olks, ganz gleich, ob es ſich um Flamen oder Wallonen handele, iſt gegen den Kommunismus eingeſtellt.“ Politiſche Zuſammenſtöße in Belgien Roker Mob ſchießt auf Rexiſten.. Brüſſel, 16. September. In Lüttich kam es zu ſehr ernſten Zwiſchenfällen zwi⸗ ſchen Kexiſten und Marxiſten anläßlich einer antikommuni⸗ ſtiſchen Kundgebung, die der Führer der Rexbewegung, Leon 1 in Seraing, einem Vorort von Lüklich, abhalten wollte. Der marxiſtiſche Bürgermeiſter hatte im Laufe des Tages die n der Rexiſten unterſagt, nachdem die Kom⸗ muniſten und Sozialiſten mit Gegenkundgebungen gedroht hatten. Als Degrelle ſich mit ſeinen Anhängern mit einem Schiff auf der Maas nach Seraing begeben wollte, bewarfen die Marxiſten von verſchiedenen Maasbrücken aus das Schiff mit Steinen und ſchweren Eiſenſtücken. Gleichzeitig wurde von den Ufern aus das Schiff der Rexiſten unter Feuer ge⸗ nommen. Hierbei wurde der Führer der Rexorganiſation von Lüttich ſchwer verletzt. Drei andere Rexiſten trugen leichtere Verletzungen davon Degrelle blieb unverletzt. Die Verwun⸗ deten wurden in ein Lütticher Krankenhaus gebracht. Nach dieſen Vorfällen begab ſich Degrelle in die Stadt, um das neue Parteiheim der Rexiſten in Lüttich einzuweihen. Hier hatte ſich eine ungeheure Menſchenmenge angeſammelkl. Als der Führer der Rexbewegung erſchien, nahm der rote Mob wiederum eine drohende Haltung ein. ö Kurzmeldungen Autobus en einen Bach geſtürzt Transport mit Notſtandsarbeitern verunglückt. Glashükte(Sachſen), 16. Sepl. Auf dem Luchauer Berg verunglückte ein mit etwa 50 Arbeitern beſetzter AKraftomnibus. In der Kurve ſauſte der Wagen über eine Böſchung hinweg in das Bett des Müglitz⸗Baches. Jaſt alle Inſaſſen wurden verletzt, darunter achtzehn ſchwer. Wie der Polizeibericht hierüber noch im einzelnen mel det, handelte es ſich um 50 Notſtandsarbeiter aus Dresden, die in Glashütte am Bau der Müglitz⸗Talbahn beſchäftigt find und ihre Nachtſchicht antreten wollten. Der Wagen fuhr den Luchauer Berg, der dort ein ſteiles Gefälle hat, hinunter. Dabei bemerkte der Fahrer, daß die Bremſen verſagken. Unter Aufbietung aller Energie verſuchte der Fahrer den Wagen zum Halten zu bringen, jedoch vergeblich. Er konnte den Wagen noch bis zum Gaſthof„Zur Sonne“ ſteuern; dann aber raſte das Gefährt in den Müglitz⸗Bach hinein, deſſen gemauertes Bett ſehr tief eingeſchnitten iſt. Die Vor⸗ derräder und de. Kühler des Omnibuſſes erreichten auch das andere Ufer, während der Wagen ſelbſt mit voller Wucht in das Bett hineingedrückt wurde.— An den Hilfeleiſtungen haben ſich die während der Manöver in Glashütte einquar⸗ tierten Soldaten und Abteilungen des Roten Kreuzes be⸗ teiligt. Man brachte die Verletzten in die Krankenhäuſer nach Pirna, Heidenau und das Stadtkrankenhaus Friedrichs ſtadt in Dresden. 29 Leichtverletzte konnten inzwiſchen wieder entlaſſen werden. Ob bei den Schwerverletzten, deren Zahl mit achtzehn angegeben wird, Lebensgefahr beſteht. kann bis zur Stunde nicht geſagt werden. Hinrichtung Breslau, 16. Sept. Die Juſtizpreſſeſtelle teilt mit: Am 16. September 1936 iſt in Görlitz der am 31. Juli 1894 ge⸗ borene Georg Bay aus Kodersdorf(Oberlauſitz) hinge⸗ richtet worden, der am 8. Mai 1936 vom Schwurgericht in Görlitz wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden war, Bay hatte in der Nacht vom 27. zum 28. Auguſt 1935 in ſeinem Hauſe zu Kodersdorf ſeine Ehefrau ermordet, um in den Beſitz einer im Falle ihres Todes fälligen Lebensver⸗ ſicherungsſumme zu gelangen. Gägewerk eingeäſchert Großer Holzlagerplatz ausgebrannt. Berlin, 16. Sept. Eine rieſige Feuersbrunſt wükeke auf einem großen Holzlagerplatz in Köpenick bei Berlin. Kurz nach 7.30 Uhr morgens bemerkten Werksangehörige des Köpenicker Säge und hobelwerks Eugen Loſch, wie aus einem überdeckken Holzlager Flammen herausſchlugen. Das Feuer breitete ſich mit großer Schnelligkeit auf den größ⸗ ken Teil des Werkgeländes aus. Neben der Feuerwehr, die mit acht Löſchzügen tätig war, beteiligte ſich auch eine größere Fliegerabteilung an der Bekämpfung des Brandes. Nach etwa zweiſtündiger Ar⸗ beit war die Macht des Feuers in der Hauptſache gebrochen. Von dem großen Holzlager iſt nur wenig übriggeblieben. Auch das auf dem Gelände ſtehende Fabrikgebäude brannte aus. Dagegen konnten das Bürogebäude und die Garagen vor den Flammen bewahrt werden. Längere Zeit beſtand große Gefahr für mehrere in der Nähe liegende Wohnhäu⸗ ſer und eine benachbarte Wäſcherei. Vierköpfige Familie mit Gas vergiſtet Berlin. 16. Sept. Eine furchtbare Familientragödie spielte ſich nachts in einer Gartenhauswohnung im Berliner Weſten ab. Dor hat ſich ein Ehepaar mit ſeinen zwei Söh⸗ nen im Alter von 9 und 7 Jahren durch Gas vergiftet. Die Tat wurde durch eine Fürſorgeſchweſter enkdeckk, die die Jamiſie ſeit längerer Zeil betreute. Der Grund zu dem Ver⸗ zweiflungsſchritt iſt offenbar in der Talſache zu ſuchen, daß ſäprklich⸗ Mitglieder der Familie lungenkran“ waren. Or Alezander Zaimis 7 Der ehemalige griechiſche Stagtspräſident, Wien, 16. Sept. Griechenlands ehemaliger Staatsprüſi⸗ dent, Dr. Alexander Jaimis, der in der letzten Zeit zur Er⸗ holung in Wien weilte, iſt in Bien im 81. Lebensjahr ver⸗ ſchieden. Zaimis, der den größten Teil ſeiner Studienzeit in Deutſch⸗ land verbracht hat, wo er Rechtswiſſenſchaft ſtudierte und in Heidelberg promovierte, begann 1890 als Miniſter ſeine politiſche Laufbahn In der Nacheriegszeit war er ebenfalls in zahlreichen Kabinetten vertreten. Als im Dezember 1929 der damalige Staatspräſident Konduriotis fein Amt als Staatspräſident niederſegte wurde Zaimis am 14 Dezem⸗ ber zu ſeinem Nachfolger gewähl' Am 19. Oktober 1934 wurde er wiedergewählt und übe das Amt bis zum 10. Ok⸗ tober 1935 aus, an welch ern Tage unter dem Mimiſterpräſi⸗ denten von Kondylis die iedereinfübrung des Königtums beſe h!“. *———— 5 l 8 Bundeskanzler a. O Or. Bureſch 1 Wien, 16. Sept. Der ehemalige öſterreichiſche Bundes⸗ kanzler und Miniſter, Gouverneur der Poſtſparkaſſe Dr. Karl Bureſch, iſt am Mittwoch nachmittag nach kurzem Leiden geſtorben. Zeruſalem. Der zum Donnerstag nach Jeruſalem einbe⸗ rufene panpaläſtiniſche Kongreß der arabiſchen Natio⸗ nalkomitees iſt von der Regierung verboten worden. 5 Rio de Janeiro. Die braſilianiſche Preſſe wid⸗ met der Berichterſtattung über den Reichsparteitag außerok⸗ dentlich oiel Raum und vermerkt mit großer Sympathie die Abrechnung mit dem Bolſchewismus. 170 Tokio. Der japaniſche Haushalt für das Jahr 1937 wird rund 3,3 Milliarden Yen erreichen, was gegenüber dem Jahr 1936 eine Steigerung um rund eine Milliarde Nen bedeutet; von den 3,3 Milliarden entfallen etwa 1,6 Mil⸗ liarden, alſo etwa die Hälfte, auf Heer und Marine. Newyork. Im Staate Maine wurden Wahlen für den Staatsgouverneur, einen Bundesſenator, drei Abgeordnete für das Repräſentantenhaus der Vereinigten Staaken 71 5 füt zahlreiche Gebietsbeamte durchgeführt; die Republika ner konnten 8 Kandidaturen in allen Fällen, wenn a mit geringer Mehrheit durchbringen. 5 0* Aus Baden Eröffnung der Keichsautobahn Heidelberg—Bruchſal. heidelberg, 16. Sept. Die Eröffnung der Reichsauto⸗ hahnſtrecke Heidelberg—Bruchſal die eine Länge von 32 Ki⸗ lometern aufweiſt, findet am 23. September ſtatt, dem tra⸗ ditionellen Eröffnungstag der Reichsautobahnſtrecken, ſeit an dieſem Tage der erſte Spatenſtich bei Frankfurt erfolgt war Es iſt aus dieſem Anlaß in Heidelberg eine Eröffnungsfeier geplant. die in der Stadthalle vor ſich geht und zu der auch der Reichsſtatthalter erſcheinen dürfte Mit der Fertigſtel⸗ lung der weiteren Teilſtrecke von Bruchſal nach Karlstuhe, die ebenfalls bereits im Bau iſt, wird in etwa einem Jahr zu rechnen ſein. I ketſch.(Im Nebel in den Altrhein gefah⸗ ren.) Ein Lieferkraftwagen aus Maikammer, deſſen Fah⸗ rer einen Weintransport nach Villingen ausgeführt hatte, befand ſich auf der Heimfahrt. Auf dem Wagen ſaß außer⸗ dem eine fünfköpfige Familie aus Rheingönheim Der Kraftwagenführer überſah nun im dichten Nebel die Kurve bei der Enderle-Wirtſchaft und fuhr über den Damm in den Altrhein hinunter. Drei Perſonen wurden dabei aus dem Wagen geſchleudert, während die übrigen im Führerhaus eingeſchloſſen waren und ſich nicht elbſt befreien konnten. Zum Glück führt der Altrhein zurzeit kein Hochwaſſer, ſo daß die Eingeſchloſſenen mit Hilfe eines Kahns geborgen werden konnten. Das Ehepaar und ein Kind, die bei dem Unfall einige Verletzungen davongetragen hatten, wurden in das Krankenhaus gebracht. () Philippsburg.(Gefährlicher Fahrraddie b) In Heutingsheim(OA Ludwigsburg) wurde auf einer Bau⸗ ſtelle ein Mann feſtgenommen, der einem Arbeitskameraden die Lohntüte abgenommen hatte. Obwohl er das Diebesgut im Bahnkörper vergraben hatte, gelang es den Landjägern. den Täter zu entlarven. Dabei ſtellte ſich heraus, daß es ſich um einen gefährlichen Fahrraddieb handelt, der ſeit 1932 gewohnheitsmäßig Fahrräder ſtiehlt und ſie in ſeiner eigenen Reparaturwerkſtätte in Rheinhauſen(Baden) wieder ver⸗ kauft. (ö) Mörſch(bei Ettlingen).(Scheuerbrand.) Durch ein Schadenfeuer wurde die Scheuer des Maurerpoliers Mar⸗ kus Kaſtner eingeäſchert. Heu⸗ und Strohvorräte fielen dem Element zum Opfer. Der Brand iſt wahrſcheinlich durch Selbſtentzündung entſtanden. Eberbach.(Kuckucksmarkt⸗Stat iſtik.) Die Beſucherzahl der Ausſtellung des Eberbacher Handwerker⸗ ſchaffens betrug 3500 Erwachſene und 600 Kinder. Aus dieſen Zahlen dürfte hervorgehen, welch großes Intereſſe die Schau des Eberbacher Handwerkes überall gefunden hat. Der Elfenbein⸗Kuckuck wurde mit 3800 Stück abgeſetzt. Der Kuckuck, von den Eberbachern Elfenbeinſchnitzern hergeſtellt, der ſowohl als Anſtecknadel, als auch für Geſchenkzwecke Ver⸗ wendung findet, wurde bereits in den erſten Tagen ſehr raſch verkauft, ſo daß für Ende der Woche eine Neuanfertigung erforderlich wurde. Die Geſamtbeſucherzahl des diesjährigen Kucducksmarktes betrug ungefähr 10000. Freiburg.(Eine Werksgemeinſchaft baut ein Schwimmbad.) Das Fr wimmbad, das in Ge⸗ meinſchaftsarbeit ſämtlicher Gefolgf smitglieder der Deut⸗ hen Acetat⸗Kunſtſeiden⸗AG., Rhodiaſeta⸗Kunſtſeidenfabrik in urg erſtelll worden war eſtimmung über⸗ geben. In knapp fünf Monaten Ba iſt das Bad voll⸗ endet worden, deſſen Maße den Normen des Verbands⸗ ſhwimmbeckens enkſprechen, ſo daß auch ſchwimmſportliche Kämpfe ausgetragen werden können. 75 m lang, davon 50 m für die Schwimmer und 30 m Planſchbecken, ſo daß auch die Kinder der Werksangehörigen hier baden können. Ein drei Meter hohes Stahlgerüſt mit Sprungbrett, Duſchanlagen und breite Fußwaſchanlagen ſind vorhanden. Zwei Umkleide⸗ räume wurden erbaut, große Liegewieſen wurden angelegt, eine Fläche wurde betoniert für die Tanzluſtigen. Villingen.(Unfall mit Todesfolge.) In Nie⸗ dereſchbach ſtürzte der 77jährige Landwirt Joſeph Zanger in ſeinem Garten ſo unglücklich eine kleine Böſchung hinunter, daß er mit einem ſchweren Schädelbruch bewußtlos liegen blieb. Zanger iſt nunmehr ſeiner ſchweren Verletzung erlegen. „Anka“ 19 Roman von Hans Poſſendorf. Noch ehe er ein Wort mit Anka ſprechen konnte, war ihm der Wirt nachgeeilt: „Halt, halt, mein Herr! Wohin?“ Er packte Anka am Arm, ließ ſie aber ſofort wieder los, da der Baron die Fauſt zum Schlage hob. „Wo wollen Sie mit der Dame hin? Die Dame iſt bei mir engagiert!“ keifte der Mann.„Sie hat hundert Kronen Konventionalſtrafe zu zahlen, wenn ſie ihren Ver⸗ pflichtungen nicht nachkommt, und dreißig Kronen ſchuldet ſte für Logis und für..“ „Halten Sie endlich den Mund!“ herrſchte ihn Kör⸗ king an„Hier ſind zweihundert Kronen. Laſſen Sie ſo⸗ fort vom Zimmermädchen die Sachen der Dame zuſam⸗ menpacken und einen Wagen holen.— Schnell! Vorwärts! In fünf Minuten wollen wir weiterfahren!“ Der Wirt war plötzlich ganz Dienſtbefliſſenheit. Der Baron ließ Anka, die ſich wortlos an ihn ſchmiegte, kei⸗ nen Augenblick mehr aus dem Arm. Auch als ſich der herbeigeholte Wagen endlich in Bewegung geſetzt, wurde kaum ein Wort zwiſchen den Liebenden gewechſelt. Mit Liebkoſungen fielen ſie einander von neuem in die Arme und erſt als der Wagen vor einem vornehmen Hotel hielt, fuhren ſie verwirrt und atemlos auseinander.— Der Empfangsherr wußte nicht recht, wie er ſich dem ſonderbaren Paar gegenüber verhalten ſollte. War es ſchon ungewöhnlich genug, daß ein Gaſt— dazu noch in dieſer Stunde— im Reitanzug eintraf, ſo war ihm Ankas Er⸗ scheinung auffallend genug trotz ihrer beſcheidenen Klei⸗ dung— ſie hatte ihren dünnen Mantel über das Koſtüm gezogen— und ihr ärmliches Gepäck noch verdächtiger. Doch als der Baron, der eine ganze Zimmerflucht— einen Salon, ein Eßzimmer und zwei Schlafzimmer— verlangt hatte, mit den Worten:„Zur ſpäteren Verrechnung!“ einen Tauſend⸗Kronen⸗Schein auf die Platte warf führte man 115 beiden mit ausgeſuchter Höflichkeit in die gewünſchten äume.— würds Würde 1 ** Am nächſten Morgen, als Anka noch in tiefem Schlafe ag fuhr Gerhart in die Stadt. Da er bei ſeiner Ab⸗ reiſe aus München außer ſeinem Reitanzug keine Kleider mitgenommen hatte, fuhr er zuerſt zu einem Schneider. kaufte einen eleganten Sakko und beſtellte ſich eine ganze Ausstattung. In einem Wäſchegeſchäft und beim beſten 7 Neuſtadt i. Schw.(Von einem Ba umſt am m erdrückt.) Der Holzarbeiter Alois Dietrich von Hölzle⸗ brück war mit ſeinen Arbeitskameraden in den Waldungen des Hochfirſt mit Holzaufladen beſchäftigt. Dabei gab plötz⸗ lich ein großer Skamm nach und rollte den Weg hinab. Dietrich gelang es nicht mehr, rechtzeitig zur Seite zu ſprin⸗ gen und geriet unter den ſchweren Stamm. Er erlitt ſchwere and Verletzungen, an deren Folgen er im Krankenhaus Arb. Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Vom Zug erfaßt und getötet) Auf dem unbewachten Wegübergang Kilometer 7,710 in Weilerbach der eingleiſigen Nebenbahn Lampertsmühle— Otterbach Reichenbach(Pfalz) wurde der Kraftradfahrer Hermann Neubauer aus Otterbach vom Zug 1346 Reichen⸗ bach—Lampertsmühle—Otterſtadt angefahren und ſchwer verletzt. Neubauer wurde in das Städtiſche Krankenhaus Kaiſerslautern überführt, wo er an den Folgen der Ver⸗ letzungen ſtarb. Der Uebergang iſt mit Warnkreuzen und Warntafeln verſehen, die Sicht iſt gut. Der Lokomotivführer hat die vorgeſchriebenen Warnſignale gegeben. Bad Dürkheim.(Jugendliche Taſchendiebin) Durch die Polizei wurde auf dem Wurſtmarkt eine 21jährige Taſchendiebin aus Köln feſtgenommen, die in letzter Zeit arbeitslos in Germersheim weilte. Sie hat die Abſicht des Taſchendiebſtahls zugegeben. Speyer.(Ins Geſicht geſchoſſen.) Am Eſels⸗ damm in der Nähe des Transformatorenhauſes ſchoß ein bis fetzt noch nicht ermittelter 12—15fähriger Junge einem neunjährigen Mädchen ins Geſicht. Dabei wurde das Mäd⸗ chen am linken Auge derart verletzt, daß Gefahr beſteht, daß es das Augenlicht verliert. Pirmaſens.(Verhängnisvoller Sturz.) Auf der Rückwand eines Lieferwagens, der die Gärtnerſtraße her⸗ auffuhr, ſaß der 35jährige Fabrikarbeiter Oskar Schenk aus Talfröſchen. Infolge des Umſchaltungsmanövers an der Steigung machte der Wagen einen kleinen Ruck, wodurch der Arbeiter rückwärts auf die Straße geſchleudert wurde. Blutüberſtrömt und bewußtlos wurde er zu einem Arzt ver⸗ bracht und dann durch die, Sanitätskolonne in das Kranken⸗ haus eingeliefert. Er hat einen ſchweren Schädelbruch davon⸗ getragen. * Frankfurt a. M.(Das Herz auf dem rechten Fleck) Am 17, September kann in Frankfurt a. M. ein Mann namens Wilhelm Hahn ſeinen 70. Geburtstag feiern, der im wahrſten Sinne des Wortes das Herz auf dem rech⸗ ten Fleck hat. Von Geburt an iſt ſein Herz auf der rechten Seite gelagert. Vor 30 Jahren wurde Hahn wegen dieſer abſonderlichen Lagerung des Herzens im Aerztlichen Verein vorgeſtellt. Geiſenheim.(Schwerer Autounfall.) Ein mit Flaſchen beladener Lieferwagen aus Wiesbaden, der aus Richtung Rüdesheim kam, wollte am Realgymnaſium die Kurve der neuen Autoumgehungsſtraße nehmen. Anſchei⸗ nend zog der Fahrer jedoch die Bremſen zu ſtark an, denn der Wagen überſchlug ſich und ſtürzte die drei Meter hohe Böſchung hinab. Der Beifahrer wurde erheblich verletzt. Die Ladung des ſchwer beſchädigten Wagens iſt faſt vollſtändig zerſchlagen worden. Alzey.(Ein gefährlicher Hund) Mit ſchweren Bißwunden wurde der 30jährige Einwohner Thomas von Hangen⸗Weisheim ins Kreiskrankenhaus eingeliefert. Wäh⸗ rend er ſich im Hof eines Bauern mit dieſem harmlos unter⸗ hielt, hatte ſich der Hofhund von der Kette losgemacht, den Beſucher überfallen und durch tiefe Biſſe derark zugerichtet, daß ärztliche Hilfe notwendig war. — Mühlacker.(Tödlich verunglückt.) Die etwa 30jährige Anna Eſchenbacher aus Knittlingen, die im hie⸗ ſigen Tonwerk beſchäftigt war, wollte mit ihrem Bruder mit dem Kraftrad zu ihrer Arbeitsſtelle fahren. Ein Kilo⸗ meter von Knittlingen kam ihnen ein Laſtzug entgegen. Offen⸗ bar wurde das Kraftrad von dieſem geſtreift. Die Beifah⸗ rerin wurde unter den Anhänger geſchleudert, der ihr über den Kopf ging. Anna Eſchenbacher war ſofort tot. Der Len⸗ ker des Kraftrads kam mit Schürfungen im Geſicht davon. Schuhmacher von Budapeſt ergänzte er ſeine Kleidung. Dann kaufte er für Anka ein. Er wollte vorläufig nur das „Nötigſte“ kaufen, denn alles weitere ſollte Anka nach ihrem Geſchmack ausſuchen. a Mit Paketen beladen, kamm er nach drei Stunden wie⸗ der im Hotel an und baute in Ankas Zimmer alles auf, wie zu einer Geburtstagsbeſcherung: ſeidene Wäſche mit Spitzen und Stickereien, einen Morgenxock aus orangefar⸗ bener Seide, ein Dutzend Strümpfe, ein halbes Dutzend Strümpfe, ein halbes Dutzend Schuhe— 1 ſilberne, wildlederne, lacklederne, auch bunte Pant ffelchen— und fünf Kleider: ein Morgenkleid, ein Nachmittagskleid, eine kleine Abendtoilette, zwei große Abendtokletlen— und gegen zwanzig Hüte, Mützen und Kappen zur Auswahl. „Für dich, Anka!“ ſagte Gerhart zärtlich. 1 Mit einem Jubelruf hing ſie ſich an ſeinen Hals, küßte ihn wie toll, ließ ihn los, tanzte im Zimmer umher, küßte ihn von neuem, ſchlug einen Purzelbaum auf dem Tep⸗ pich, ergriff dann als erſtes den ſeidenen Morgenxrock mit der Goldſtickerei, ſchlüpfte hinein und eilte vor den Spie⸗ gel.— a Faſt zwei Stunden lang dauerte es, bis Anka alles ausgiebig betrachtet und probiert hatte. Und weil ſie ſich auch dann noch nicht von den Sachen trennen wollte, ließ der Baron das Mittageſſen in dem kleinen Speiſezimmer ſervieren, das zu den gemieteten Räumen gehörte. Als ſie nach der Mahlzeit plaudernd und Pläne ma⸗ 8 chend beim Mokka ſaßen, ſagte der Baron: „Liebſte, ich muß etwas von dir wiſſen.“ „Weshalb machſt du plötzlich ein ſo ernſtes Geſicht?“ fragte Anka.„Ich will jetzt nichts Anangenehmes hören.“ Sie zog ungeduldig die Brauen zuſammen. „Nichts Unangenehmes, Anka,— aber auch nichts Spaßiges. Ich muß es wiſſen:— Weshalb haſt du das Geld zurückgeſchickt, das ich von Ingolſtadt an dich geſandt habe?“ „Weil ich es nicht gebraucht habe. Was ich zum Le⸗ ben nötig hatte, habe ich mir ja mit Tanzen verdient.“ „Haſt du in allen den Städten, aus denen du mir ſchriebſt, in ſolchen Lokalen getanzt?“ „Natürlich.“ „Wie biſt du denn dahin gekommen?“ g „Durch eine Künſtler⸗Agentur. Das iſt doch ſo ein⸗ 1 Haſt du dich in der Zeit nie. verliebt?“ 1 5 Anka warf dem Geliebten einen beleidigten Blick zu. „Aber du haſt dich doch... küſſen laſſen?“ „Pfui Schte!k 5 5 5 Motorradunglück Der Fahrer kot, die Mitfahrerin ſchwerverletzt. Baumholder, 16. Sept. Ein ſchweres Motorradunglück trug ſich auf der Straße Freiſen—Reichweiler zu. Der 25⸗ jährige Hermann Tuba befand ſich mit ſeinem Motorrad auf einer Vergnügungsfahrt. Auf dem Sozius ſaß die 16jährige Friedel Schummel aus Thallichtenberg l Kurz vor Reichweiler rannte er— wahrſcheinlich durch die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Krafkwagens geblendet— gegen einen Skraßenſtein. Die Soziusfahrerin flog 15 Meter weit über die Straßenböſchung hinweg und blieb mit einem Oberſchenkelbruch und inneren Verletzungen liegen, während Tuba durch einen Schädelbruch ſofork kot war. Die Kraftpoſtfahrten auf der Weinſtraße. Speyer, 16. Sept. Die Fahrten auf der Deutſchen Wein⸗ ſtraße ſind, wie die Reichspoſtdirektion mitteilt, nicht wie urſprünglich vorgeſehen nur bis Sonntag, den 27. Septem⸗ ber, ſondern werden nach dem bisherigen Fahrplan auch an den Sonntagen im Monat Oktober noch beibehalten werden. Tödlicher Jagdunfall. — Nordheim, OA. Brackenheim. Der 51j]äheige ver⸗ heiratete Bauunternehmer und Kiesbaggerei-Inhaber Heinr. Blatt verunglückte auf der Jagd tödlich. Jäger fanden Blatt im Nordheimer Wald in ſeinem Blute liegend vor. Wie man zu dem Unfall erfährt, hatte Blatt ein Reh geſchoſſen, das jedoch noch Lebenszeichen von ſich gab. Er wollte dem Tier mit dem Gewehrkolben vollends den Garaus machen und ſchlug mit dem Doppelläufer, deſſen einer Lauf noch geladen war, auf das Reh ein. In dieſem Augenblick entlud ſich. das Gewehr und der Schuß ging Blatt in den Oberſchenkel, wobei die Schlagader durchſchoſſen wurde, was den Tod durch Verblutung herbeiführte. Der tauſendſte Aeberſeefahrgaſt Die bisherige Veförderungsleiſtung des L„Hindenburg“ Friedrichshafen, 16. September. Das Luftſchiff„Hindenburg“ hat am Mittwoch um 17.05 Uhr unter Führung von Kapitän Pruß ſeine Ueberführungs⸗ fahrt nach Frankfurt a. M. angetreten. An Bord be⸗ fanden ſich 118 Paſſagiere und 40 Mann Beſatzung. Dem Start auf dem Flugplatz Löwenthal wohnte eine große Zuſchauermenge bei. Am Donnerstagabend ſtartet Luftſchiff „Hindenburg“ von Frankfurt a. M. zum achten Nordame⸗ rikaflug. An dieſer Fahrt nehmen 74 Paſſagiere teil, wo⸗ runter ſich der 1000. Ueberſeepaſſagier des Luftſchiffs be⸗ finden wird. Da die Zahl der weiblichen Fahrgäſte unter den Luftſchiffreiſenden ſtändig wächſt, iſt es kaum verwun⸗ derlich, daß der 1000. Fahrſchein einer Amerikanerin ausgehändigt wurde, einer Frau Frances Springs aus Fort Mill, South Carolina. Zu Ehren dieſes 1000. Fahrgaſtes des Luftſchiff.„Hin⸗ denburg“ plant die Deutſche Zeppelin⸗Reederei in Fran; furt vor der Einſchiffung der Fahrgäſte eine kleine Feier⸗ lichkeit, bei der Frau Springs durch die Geſchäftsführung der Reederei begrüßt wird. Als Ehrengabe wird ihr eine kunſtvolle Schale aus Duralimin, dem Bauſtoff des Luft⸗ ſchiffgerippes, überreicht werden. Auf dieſer Schale iſt außer einer Abbildung des Luftſchiffs e eine beſon⸗ dere Widmung eingraviert.— Daß es dem Luftſchiff„Hin⸗ denburg“ gelungen iſt, 5 innerhalb von ſechs Monaten kaufend Fahrgäſte ſicher, ſchnell und bequem über den Ozean zu bringen, iſt ein neuer Rekord, der ſich den bisherigen Leiſtungen des neuen Luftſchiffes würdig an die Seite ſtellt. Die Paſſagier⸗ beförderungszahlen werden in Zukunft wahrſcheinlich noch ſchneller als bisher wachſen, da das Luftſchiff nach dem ſo⸗ eben erfolgten Einbau von zwölf weiteren Kabinen 72 Fahrgäſte anſtelle von bisher 50 Paſſagieren befördern kann. „Ich habe gelehen, daß ein aun den Arm um dich legte. Und du haſt jeden Abend mit ſolchen Männern ge⸗ trunken und geplaudert?“ 1 f „Ja, natürlich! Weißt du nicht, daß ich das muß, wenn ich wo engagiert bin?“ „Und war dir das nicht ſchrecklich?“ 5 „Nein, warum? Alle hatten mich gern und haben mich bewundert.“ „Möchteſt du treten?“ „Ach, du fragſt aber dumm!“ ſagte Anka und ſchürzte die Lippen. „Weißt du, Anka, was ich eigentlich tun wollte, als ich dich mit all den Männern an dem Tiſche ſitzen ſah?“ „Was denn?“ 5 „Anka, Liebe, Süße! Ich liebe dich doch, wie ein Menſch nur lieben kann! Anka.“ Er wollte ihren Kopf an ſich ziehen, aber ſie ſchlug wild um ſich. 8 „Anka, ich wollte ja nur ſehen, was du ſagen würdeſt! Ich hahe ja etwas ganz anderes tun wollen, als ich dich unter dieſen Männern ſah. Ich wollte den Kerl, der den Arm um dich legte, niederſchlagen,— dich packen und her⸗ auszerren aus der Spelunke!“ Anke hob das tränenüberſtröinte Geſicht:„Iſt das wahr, was du ſägſt?“ „Natürlich iſt es wahr!“ log Gerhart von Körring. „Ich glaube Sir nicht!“ „Habe ich nicht. Stockmaier.. erſchoſſen, weil ich ihm dich nicht gönnte?“ Da riß ſie ſeinen Kopf zu ſich herab und preßte ihren Mund auf den ſeinen, „Ich wollte wieder fortgehen und dich nie im Leden wiederſehen.“ Anka ſprang empor, wurde bleich bis in die Lippen und griff ſich mit der Hand ans 560 Alle Kindlichkeit war aus ihrem Geſicht geſchwunden. Es war, als ſei mit einemmel ihr ganzes Leben umgewechſelt, ſo ſicher und ſcharf klangen ihre Worte: „Du hätteſt alſo ein zweites Mal auf mich verzichtet? — Hätteſt mich anderen überlaſſen?— Gemeinen Ker⸗ len, die du ſelbſt verachteſt? Das iſt alſo deine Liebe?— Nein, ſchweig! Es iſt zu Ende! Nimm deine Sachen! Ich will nichts von dir haben! Nein, komm mir nicht nahe! Schon einmal haſt du mich enttäuscht, mein Leben haſt du „ alles Schöne haſt du mir zerſtört! Ich haſſe Sie ſtieß ſeine Arme zurück, warf auf den Fuß⸗ boden und brach in Schluchzen aus. 1. 1 N , wieder... in ſo einem Lokal auf⸗ 5 13 ö 1 * 1 * 15 ö 2 5 * 8 4. 4 1 1 23 N * 5* 13. * 1 174 Luftſchiff⸗Beſuch. In majeſtätiſcher Fahrt überflog geſtern Abend gegen halb 8 Uhr in Richtung Frankfurt Luftſchiff„Hindenburg“ unſeren Ort Das Luftſchiff bot mit ſeinem beleuchteten Bug am Abendhimmel einen prächtigen Anblich und wurde überall mit Freuden bewundert. * Adolfo verlängert. Adolfo, das beliebte Freilicht⸗ variete muß ſein Gaſtſpiel wegen Maſſenandranges hier verlängern und gibt heute Abend ½9 Uhr ſeine unwider⸗ rufliche Abſchiedsvorſtellung ebenfalls wieder mit ſchönen Ueberraſchungen und anſchließend ein Feuerwerk. Heute bringen die Clowns ganz tolle Streiche in ihrer Waſſer⸗ revue. Wer noch einmal herzlich lachen will, der beſuche heute den großen bunten Abend bei Adolfo am Waſſer⸗ turm. Heute auf allen Plätzen wieder die billigen Preiſe. 5 1350 14 7 Verkehrsſänder. Angezeigt bezw. gebührenpflich⸗ tig verwarnt wurden bei Verkehrskontrollen 127 Verkehrs⸗ teilnehmer, darunter 105 Radfahrer. Wegen techniſcher Män⸗ gel wurden außerdem 24 Kraftfahrzeuge beanſtandet. Einbruch mit großer Beute. In der Zeit vom 9. bis 11. September ſind aus einer Wohnung der Oſtſtadt folgende Gegenſtände durch Einbruch geſtohlen worden: ſechs Kuchengabeln, zwölf ſilberne Kaffeelöffel, ſechs kleine, drei größere ſilberne Schälchen, eine Brillant⸗Damennadel(Weiß⸗ gold mit Perle und Brillant), ein Brillantring(Japanperle und Brillant), eine goldene Herrenuhr mit Monogramm E. M., Gehäuſe Nr. 0.585, Lager Nr. 214, eine goldene Damen⸗Doppeldeckeluhr, eine goldene Damenuhrkette(18 karat Gold), eine Damenarmbanduhr, ein goldenes Kettenarmband, ein Onyrmedaillon mit kleiner Perle, eine kleine Broſche mit echtem Steinchen, verſchiedene Broſchen und Anhänger, eine Damaſtkaffeedecke neu, blau gemuſtert und zwei Serviet⸗ ten, ſowie ein Dutzend feine Taſchentücher. Beginn des Winterſemeſters an der Städt. Hoch⸗ ſchule für Muſik und Theater. Die Städt. Hochſchule für Muſik und Theater und das Konſervatorium für Muſik be⸗ ginnen mit dem Anterricht des Winterſemeſters bezw. des neuen Schuljahres am 1. Oktober. Die Aufnahmeprüfungen in die Anſtalt haben bereits begonnen und dauern bis zum 29. September. Auskünfte jeder Art erteilt das Sekretariat der Hochſchule A 1, 3(Telefon 34 051). — Warnung vor unbefugtem Grenzübertritt. Die An⸗ zeigen über unbefugten Grenzübertritt häufen ſich nach Mit⸗ teilung der zuſtändigen Behörden in letzter Zeit recht erheb⸗ lich. Die betroffenen Perſonen haben vielfach geltend ge⸗ macht, ſie hätten die Grenze nur beim Pilz⸗ oder Beeren⸗ ſuchen ein kleines Stück überſchritten. Die Bevölkerung wird darauf hingewieſen, daß auch geringfügige Grenzüberſchreitun⸗ gen beim Pilz⸗ und Beerenſuchen ohne Paß oder Grenzaus⸗ weis verboten ſind und beſtraft werden. Br. — Nur ausnahmsweiſe Perſonenbeförderung mit Laſt⸗ kraftwagen. Der Leiter der Reichsverkehrsgruppe Kraftfahr⸗ gewerbe macht auf Veranlaſſung des Reichsverkehrsminiſters nachdrücklich auf die Beſtimmungen über die Perſonenbeför⸗ derung mit Laſtkraftwagen aufmerkſam. Laſtkraftwagen ſol⸗ len zur Perſonenbeförderung nur in Ausnahmefällen Verwen⸗ dung finden und müſſen unter allen Umſtänden der Reichs⸗ ſtraßenverkehrsordnung und dem Perſonenbeförderungsgeſetz entſprechend vorher auf ihre techniſche Eignung und ein⸗ wandfreies Arbeiten von der zuständigen Polizeibehörde ge⸗ prüft ſein. Ferner iſt zu beachten, daß auch nur ſolche Un⸗ ternehmer ihre Fahrzeuge zur Verfügung ſtellen dürfen, welche die Genehmigung zur Beförderung von Perſonen be⸗ ſitzen. Schließlich muß ſich jeder Unternehmer der außer⸗ ordentlich großen Verantwortung bewußt ſein, welche er bei der Beförderung von Perſonen übernimmt und es iſt ſelbſtverſtändlich, daß er zur Führung der Laſtkraftwagen nur ſolche Fahrer verwendet, die in jeder Hinſicht zuverläſſig ſind und über genügende Erfahrung verfügen. Br. — Die Farbe der Bremslichter! Nach den gen der Reichs⸗Straß Lichter an Kraf Beſtimmun⸗ enverkehrsordnung müſſen Brems⸗ rzeugen gelbrot ſein, während für Schlußlichter rote Farbe vorgeſchrieben iſt. Dieſe Anordnung geſchah aus der Erwägung heraus, daß das Bremslicht ſich;t vom Schlußlicht deutlich abheben und auch bei Tage ſinnfällig aufleuchten ſoll. Trotz d Vorſchrift wurden bei älteren Fahrzeugen die roten Bremslichter bisher noch geduldet, um eine Belaſtung und unnßtige Beunruhigung der Kraftfahrer durch den Wechſel der Vorſchriften zu ver⸗ es B meiden. Auf Anordnung des Reichsverkehrsminiſters ſind nun vom 1. Oktober 193 6 an Bremslichter zu beanſtan⸗ den, die den neuen Vorſchriften nicht entſprechen. er(Drei Verkehrsunfälle an einem Kreuzung Bahnhofſtraße— Bismarckring ſtie⸗ ßen ige Perſonenkraftwagen zuſammen, Per⸗ onen ö icht zu Schaden. Eine Stunde ſpäter fuhren bei der Einmündung des Kapellenplatzes in die Thea⸗ terſtraße zwei Motorradfahrer zuſammen. Auch hier entſtand nur Sachſchaden. Vier Stunden darnach wurde in der Rau⸗ ſtraße ein 30 jähriger lediger Sattlergehilfe von einem Mo⸗ torradfahrer angefahren, wobei erſterer ſehr ſchwere Bauchver⸗ letzungen erhielt, die ſeine ſofortige Operation im Kranken⸗ haus notwendig machte. Das Fahrzeug wurde beſchlagnahmt und der Führerſchein vorläufig abgenommen.— Bewußktlos aufgefunden wurde in der Nacht auf der Staatsſtraße nach Alm ein lediger auswärtiger Dienſtknecht. Polizeiorgane ver⸗ anlaßten ärztliche Hilfe und ſeine Ueberführung ins Kran⸗ kenhaus. Irgendwelche Verletzungen wurden nicht feſtgeſtellt. Verbrechen gegen das Sprengſtoffgeſetz. i Mannheim. Wegen eines Verbrechens gegen das Sprengſtoffgeſetz und Nichtanmeldung einer Waffe verurteilte das Badiſche Sondergericht den 38jährigen verheirateten W. Keſer von Oeflingen zu einer Zuchthausſtrafe von zwei Jah⸗ ren drei Monaten. Der Angeklagte war im September 1923 an den Unruhen in Schopfheim, Säckingen und Lörrach be⸗ teiligt. Etwa 150 Mann zogen von Oeflingen, teils mit Waffen verſehen, zuerſt nach Schopfheim, wo ſie vor einer Schokoladenfabrik demonſtrierten, dann marſchierten ſie gegen Abend nach Lörrach, wo es gegen die Polizei gehen ſollte. Als ſie aber die Lörracher Arbeiter müßig in den Straßen ſtehen ſahen, zogen ſie wieder ab. Im Zuge führten ſie eine Kiſte mit Handgranaten mit ſich, die aus in einem Gips⸗ bruche geſtohlenem Sprengſtoff gefertigt waren. Nach 12 Jahren wurden nun bei einer Hausſuchung Reſte des Spreng⸗ ſtoffes hinter dem elterlichen Hauſe des Angeklagten gefun⸗ * Anhaltende Entlaſtung im Bezirk Mannheim Auf 1000 Einwohner nur noch 27,9 Erwerbsloſe. Mannheim. Der Monat Auguſt brachte im Arbeits⸗ amtsbezirk Mannheim eine weitere Entlaſtung der Ar⸗ beitsloſigkeit. Die Arbeitsloſenziffer iſt auf 10 164 Perſonen zurückgegangen. Damit wurde erſtmalig der Stand des Mo⸗ nats November 1927 erreicht. In Würdigung dieſes Erfol⸗ ges iſt beſonders zu berückſichtigen, daß nur noch 48 Volks⸗ genoſſen in Notſtandsmaßnahmen beſchäftigt ſind bei einer vorjährlichen Ziffer von 672 Notſtandsarbeitern in der glei⸗ chen Berichtszeit. Auf 1000 Einwohner entfallen jetzt nur noch 27,9 Erwerbsloſe. Dieſe günſtige Arbeitslage wurde durch die wei⸗ tere Aufnahmefähigkeit und die anhaltende günſtige Beſchäf⸗ tigungslage in den Saiſonaußen⸗ und konjunkturabhängigen Berufen geſchaffen. Wie im übrigen Reich, beſteht auch im Mannheimer Bezirk ein ſpürbarer Mangel an Fach⸗ arbeitern, dem durch Umſchulungsmaßnahmen des Ar⸗ beitsamts geſteuert werden muß.— Beſonders lebhaft war der Wechſel in den Beſchäftigungsverhältniſſen des Bauge⸗ werbes, was die hohe Vermitktlungsziffer von 1733 Dauer⸗ ſtellen beſtätigt. Unter Berückichtigung des geſunden Auftragsbeſtandes der Metallinduſtrie und, ſofern die Witterungsverhält⸗ niſſe die weitere Inangriffnahme von Bauten und deren Durchführung geſtakten, iſt auch im September mit einer Zunahme der Arbeitsloſenziffer noch nicht zu rechnen. Zumin⸗ deſt kann erwartet werden, daß der Stand des Monats Auguſt gehalten wird. Tag.) Verſammlungs⸗Kalender. N Fußballvereinigung 98. Morgen Abend 8 Uhr Saaltraining für alle Aktiven; anſchließend Spielerverſammlung. Am Sonntag beginnen die Verbandsſpiele, weshalb alle Spieler erwartet werden. Seckenheim. Platz am Wasserturm. 2 A d II das Freilichtvariete-Theater O mußte wegen Massenandranges sein hiesiges Gastspiel verlängern und gibt heute Donnerstag Abend ½0 Uhr unwiderruflich seine letzte Dank und Abschieds vorstellung. Heute großer bunter Familien-Abend mit dem Motto, Lachen ohne Ende“ Heute große Wasserrevus und Feuerwerk. A Auf allen Plätzen nur 30 3. Die Direktion. 2 eh Schöne Gar, reinen Zepfel gegen- laufd. abzugeben. J Moppennefmerstr. 38. Honig 0(Blütenhonig) 2 Zimmer Lu billige Speise sind 1% 1.40 Teigwaren! 1 1 Inh. 500 fr. n Ilveshe l Gemüsenudel per 5 Oktober einpfiehlt 500 gr ab—.36 zu vermieten. J. Würthwein Maccaroni und Spaghetti Zu erfragen in der] Lebensmittel 500 gr ab 39 Geſchäftsſt. d. Bl. Feinkoſt Zum Backen empfehle: Weizenmehl Spezial 0 Type 568 ½ leg 19 Pfg. Weizenauszugmehl Type 405 ½ ks 22 Pfg. Weizenauszugmehl mit 10% Auslandweizen Type 405 ½ kg 23 Pfg. Friſche Hefe 60 Er 10 Pfg. Schreibers Bachpulver Brief 6 Pfg. Für Sie ein Beweis meiner Leistungsfähig- keit, für mich ein Ansporn, Sie, meine Herren, auch Weiter- hin mit guter Kleidung zu soliden Preisen zu Schreibers Vanillinzucker versorgen. 3 Brief 10 Pfg. Sultaninen % Kg 28. 36 u. 46 Pfg. Noſinen ½ kg 32 u. 40 Pfg. Korinthen ½ ks 40 Pfg. Um hesichtigung der neuen Flerbst- und Wintermoden hiltet: Zur raſchen und bequemen Herſtellung von Marmorkuchen und Königskuchen verwendet die Hausfrau Backfertiges Kuchenmehl Mannheim O 3, Ia u neppe) neben Neugebauer Gemüsenudel, Eierware 500 gr—.44 Maccaroni, Eierware 500 gr—.45 N b— me Weber, Eierwaré, in 50 hyęien. Pergamyn- Packung Tomatenmark f Dose 1.20, 60, 24, 14 Apfelkompott I kg Dose—.7⁰ 3% Rabatt mit Ausbabme weniger Artikel. Wir dlrucken Preisliſten, Broſchüren, Proſpekte, Geſchäfts⸗ berichte, Feſtſchriften, Satzungen, ſowie alle ſonſtigen für Handel, Induſtrie, Vereine und Private nötigen Druckſachen in gediegener und zweckentſprechen⸗ der Ausfſlatiung. Neckar- Bete- Drucherei Type 405, %½ kg⸗ Paket 45 Pfg. Zubereitungsvorſchrift auf der Packung. Backäpfel ½ kg 18 Pfg. Tafeläpfel ½ leg 25 Pfg. Sülge Tafeltrauben% Kg 30 Pfg. Kaffee— Tee— Kakao 30% Rabatt Der Seckenheimer Doſſenwald. Der Seckenheimer Doſſenwald hat in den letzten hundert Jahren viele Veränderungen hinnehmen müſſen Allein drei Eiſenbahnen und Straßenanlagen beengten den Waldraum. Durch die Anlage der Autobahn wurde ein großes Waldgelände abgeholzt und die Dünen ſelöſt weggeführt. Der Menſch hat gezeigt, daß er in der Lage iſt, Berge zu verſetzen. Durch die Eingemeindung nach Mannheim wurde die Wegführung und Wald⸗ einteilung ſtark verändert. In der Hall entſtanden große moderne techniſche Anlagen. Die Gemeinde„Pfingſtderge erſteht mitten im Riemengebiet. Beinahe wäre auch der Eichwald beſiedelt worden. Daß auch Rheinau zur Ver⸗ änderung des Waldes beigetragen hat. ſoll noch nach⸗ geholt werden. Wir wollen einen Spaziergang durch den Doſſen⸗ wald machen und dabei verſuchen, die Vergangenheit dez Waldes wieder aufleben zu laſſen. Mit dem Bernerbuckel, dem heutigen Friedhof beginnen wir. Es iſt ihm„die Bernau“ vorgelagert. Zwiſchen Waldſpitze 1 und Wald⸗ ſpitze II lag das Gaugärtel. Vergeblich ſuchte man bisher die Ruſſenkaſſe, die bei der Waldſpitze J begraben ſein ſoll. Freuen wir uns an den Blüten des Faulbaums und an den Dornen des Chriſtusdorns. Nun ſtehen wir vyr den erſten Dünenhügeln. Sie lagen dicht am früheren Rennplatz und heißen heute: Schindkaut oder Saufrjed⸗ hof. Auf einer Karte 1780 heißen dieſe Berge Spitzen⸗ berg(weil an der Waldſpitze gelegen!), daher das an ſtoßende Feld Spitzenberg heißt. Das Schönberger Gewann gehörte nicht einem Büilr⸗ germeiſter Schönberger, ſondern einem hohen Adels⸗ geſchlecht, im Lahntal wohnend. Dieſes Feld ſchent auch Hirſchhornſtücke zu heißen. Oeſtlich vom Spitzenberg lag der Bromberg, der mit Brombeerhecken überwucherk war. Er lag dem Straßenheimer Haag zu. Zwiſchen beiden Bergen, dem Spitzenberg und dem Bromberg lag die Lausdalle, ein faſt ſtrauchloſes Tal, ein Paradies für Kaninchen. Nach Norden zu lag die Sandkaut, die ehe⸗ dem faſt bis an den Heckenweg reichte. Heute ſteht die Arbeiterſiedlung Swebenheim dort. Südlich vom Brom⸗ berg ſtand die große Eiche Südlich vom Spitzenberg der Kriegsbaum. In den Wald führt der Holzweg, auf der Karte von Denis Viehtrieb genannt; früher eine bedeutende Handels⸗ und Heeresſtraße. Der Seckenheimer Gemeindewald hieß Doſſenwald (Taxus heißt Doſſe, Tanne, Doſſenheim). Durch den Eiſenbahnbau wurde der Wald in zwei Teile geteilt, Obern und Untern Doſſenwald. Hier ſtanden ſchon ſeit Jahrhunderten Kiefern, daher der Name! Die übrigen Dünenwälder der ſüdlicheren Rheinebene trugen Hardt⸗ wälder ſind Laubwälder zum Viehtreiben!(Swetzinger Hardt, Lußhardt, Karlsruher Hardt.) Wir gehen nun den„Winklerspfad“, nach dem Schützen Winkler ge⸗ nannt, vom Renmplatz zur Eiſenbahnbrücke. Er iſt nun auch nicht mehr. Ueber der Brücke rechts liegt der Wald: „Der weiße Stein!“ Was bedeutet dieſer Sandſtein? Daneben iſt die große Richtſtelle. Was bedeutet diese? Gehören Richtſtelle und der weiße Stein zuſammen? Wir gehen zum Schützenhaus. Dort führt der Diebes⸗ pfad am Waldrand entlang. Nach Anſicht der Secken⸗ heimer benützten die Friedrichsfelder Holzdiebe dieſen Pfad, wenn ſie Holz im Seckenheimer Wald halten. Das Dünengelände in der Nähe des Roten Loches iſt in ſeiner Pflanzen⸗ und Tierart noch heute ſo eigen⸗ artig, daß man ein Naturſchutzgebiet dort zu errichten be⸗ abſichtigt. Die Ausſicht nach dem Odenwald iſt hier beſonders ſchon. Das Rote Loch(ſinnvolle Namen⸗ gebung der Bauern. Es bezeichnet das, was die Wiſſen⸗ ſchaft erklärt, ein Loch in den Dünen mit roter Lehm⸗ erde) iſt geologiſch von Intereſſe. Hier reitet der ge⸗ ſpenſtige Reiter. In der Nähe iſt der hiſtoriſche Hirten⸗ brunnen. Hier ſtand das erſte Friedrichsfeld! Auch ſollen die Bauern hier einſt dem Landesherrn die Eide ge⸗ ſchworen haben. Das geſchah gerne an Straßenkreuzungs⸗ punkten. Hier war im Mittelalter eine bedeutende Straßen⸗ kreuzung: Einmal der Meßgeleitsweg, dann die Straße Mannheim Heidelberg, die Alte Heidelberger Straße, die im Baumweg dort noch Richtung und Bedeutung von einſt zeigt. So iſt es wohl möglich, daß hier ein Hul⸗ digungsplatz war. Brunnenfelder und Brunnenſtücke ſchließen das Wald⸗ gebiet am Roten Loch ein. Die Obere Holderſpitze hieß 1780 Waldger, ſüdlich davon lag die Slengelſche Wald⸗ ger, heute untere Holderſpitze. Zu den Münchwäldern führt der Pfaffenweg. Die Münchwälder hießen 1780: Die Pfleg Schönauiſchen 50 Morgen. Heute ſind es Privatwälder. Am Rande des Waldes ſteht das Fran⸗ zoſenhäusle. Wirr ſind an der Schwitzinger Schaad angelangt und gehen über den Brandbuckel zum Luſchinbuckel(Luſt⸗ jagenbuckel), der heute einen Erlenbruch, früher den Entenfang, einen Weiher, vor ſich liegen hatte. Hier geht die Sage von den Schatzgräbern. Hier war man„im Luſtjagen“ der herrſchaftlichen Jagd. Eine Zeit vor Jahren mit ſtarkem Wildreichtum. In der Nähe war der. „Reiherbuckel“ mit einer Reiherkolonie. Alten Leuten hier wird es mit dieſem Spaziergang durch den Doſſenwald wieder heimelig geworden ſein. Sicher könnten ſie noch vieles aus ihren Erinnerungen hinzufügen. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Donnerstag, 17. September, 20 Uhr, Miete D 2 und 2. Sondermiete D I, ferner für die NS⸗Kulturge⸗ meinde Ludwigshafen Abt. 451 bis 452: Die ver⸗ kaufte Braut, Oper von Smetana. Freitag, 18. September, 20 Uhr: Miete F 2 und 2. Sondermiete F 1: Schwarzbrot und Kipfel Luſtſpiel von W. von der Schulenburg. Samstag, 19. September, 19.30 Uhr: Miete C 2 und 2. Sondermiete C 1: In neuer Inſzenierung: Wie es euch gefällt, Luſtſpiel von W. Shakeſpeare. Im Neuen Theater im Rr ſengarten: Donnerstag, 17. September, 20 Uhr: Für die N= Kulturgemeinde Mannheim, Jugendgruppe Nr. 1 bis 507, Abt. 120 bis 123, 130 bis 135, 160, 260, 563 bis 570, Gruppe D Nr. 1 bis 400; Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Schwarzbrot und Kipfel. 2 uejoſpe gen e c leaelvsg ug! jeileg uuvg gun sn usbuncpluncgegz dana gen 1 nur palegagßz sb ue hene ehen zig woure ne agent ae n egupnea 8 loo 420 ö eur Inv dog seſeneuuzz eino anquephicne gun pnane act ne engen gun vac log Inv engg 875 een un en eee eee ee pa ueth vac hoc zsegoac abc uegaoc ueutuicus bu gunach dug gpu voc uda ei gg uellnu ue ao agnapg pi op uellnut ugeg used 8 d eu neden e ee eic, eee; tuellvj ne us husch nung ueſpſninen eue uu nr eg elle zi eee e de inv juiqocd ec aebpfuenvag le hem nu sog aun faeutun an ao! 2 ava ja nder ade avm snoch bg 08 eil avar og „vac vag“ ug -zu appch uteahh zd unc ue ae duo sio sgeckigg seng! ape did de eien si gcc usuiel Inv ellnx uepoaznzd dag ae danch sjv avm ugs usebnzz eld gojcpf valefegz feng Jenucpſed uc ud cpi ei une e doc gn eig eule ueneinapg aenoa aun cpu vaoc zog aemun eie ueuugz ure eine opa Senne enge guene Burb ute uo .„ uaoequ Uelphhbunaalno da anſpe sio uoßbolneo 7 -U so usuuous bm vac oog sv o gun Avcke ue an] sog Tegenaglloce aun aenſeelsbunonpe bag eipicß dic uscpog ssus zun selgg u) aueuhgag os! 2 laeuuneuen vag seſei nag bpapgoag) ahlaug Loch sog gg uelnvlaegeſu zegeich ul uegen gun aockute uc usgog Sojhnjc soufe dugeg dig uszuuvckliun dquych svalegogz huleoichleb ogupg uica qimplun eig uegeguv ueg aoa eil ep&; nsbof aun ueleceb se ao ol b esc „oe Seh iu gabe dee neh een nagen de upeguig uepbgun usr u icht een ec legung e uus squdqo ci dun pegupgeduv ago weg mut oog „ ugututcueg cin en oog ups fuzeunungz ne va un Spi sijo gqpgeb um ne segellegz oho ujqundag oleig aeq p: igaamol usqog ne pi uin ujqundag aufe um uout ⸗Ulouesbnut aeſcpich eheuunz eng vac Jolas bungpjuſch d apm dqunac) uegegup eue sn eq jaeumunu gun eiu gemunu gun enge sbozjeg gebung uezmugnaeg uuf Cusjogasa pnagspozg) mu uso meien ec e een ev ne ulhnog ane olf un sido uno uebi ſcpocß geg inv mlsnzz nee eee eee eee een ec nec eus en auen een enz uuf ada gun eva nig ue bunquegz odigimuhoc onoafegun ensu due sbunapl bubbuozuvgoch ure ugvu scon uduelloues usbusmun u sog zend uecpijqzecagea ua ie en eee eee en ec ug a0. usul dee e dee ine ee ee And neee ee ee e e en en beg 0 unaod aupg el eusagvlebnu gcpiu de zom umnaogz guolloz uelſen„vulbzucz“ a0 Inv use d ae nog unzogz iigelebsno ouupcg 100 ⸗Uulea] ueflunzsbunagnlaeg ueg scigncpl ae oog nvac oleiq gun eg leg inv uenvag ov siv aoꝗugcpl ug apa voc zusehv d de bl Iq 4s anu õoc gab ushecpleb svn uu eee zcknocaegn gog einſpo dig bn zog ug aa spa ang sog gupzlae aehiammplun gun aeuzseg af un deibolſpppu suszuect seule Uezngoag; ueſgicaeqn uelelg 1e agen ol aun bf; aaulun: uohef nd gen emu ae dfuseutgea eilpfuyg et Ueneqeumuun geufef uf gun ausge eeneqav uach ue aeg uezungzeg zap ao e bl. uoezunajeg ava 40 ueguvc zeugt vad Spang zegeſa uc gol sgunsg dqusp nada 218 eee nag ͤ due og gusgeib genog sog inv 328 anu ꝓnjcpc utegel zuuu zuunggeaun ug zuvaf ach solch su! Galgen guvch zeuge nun ze goß uuva gun uuoc eecpluigog opa sunlogz seg gupa ⸗Sbich usgusmunmchplaea cpi usllimebun un zeg teſufg 210 dagen ne ocplng uezutaoſebd moſfſe eig ino pug menos; mut un munzavnbzz un uelligaegeg uebiageru ze uieule nv anegz due agaenvz gun zac! eic aon scpngupg ⸗adaun demanu ac gpaeh schlbag uehulg eutaz gule d pin gogae valegegz bn utaiz uud eil og uebubckg ueusgioß aeg ue pgcheut so gun segfieig seat uaeihuß sog uugvunda ueagg ne eng ung den gun unde un egen epd 468 ba e jabqueboch dag! og aan ae geo gc ab chu aeqn gun zeig abc oi nog moge uf eſqef eit gubgz scphuvch eig gaog gun usgnag vg jebeſcc d a0 aq uda azeckh sev Aicha , dia uegpeae ns guvbch gag usbunahnzeg uoa geignat quvgſus boch gegel phesggzs segel Jeuzveß on enog zes ur Uhr vac gol aeg nvaeqn uda uebnzz zaegung snyz (bungelgaog e) uu vu 8 ih' uca uus be ee n ö 5 „9 0 AU P26 egupuvjog,. avgusbeig= anurr of beu voz 6 uu e eee e eee e een uud— zog— vz— f— u— quieg „ic 8 ono) 7 Jed 8 vupzaus— nod. u ee e e e e e. Saen eee u ene; dd— 2— 40h— 159— g— u Aang zh sn Hunloilnzz Ggvilcong use= p Hunjlnasnoiog aun ch) uegebae davockhſezog suda ſogz zune zee er ee dee n ee dee eee zuudzeg Fr gübichnec uf dns o aun esbupfuxz ueneg ueqngen 2012980 urch Ian 6 Auel uf cudg s lige gun usqnsd es neue sn ane d ec e ehen uebi aeg drug ß aubpjanze u Di Ans e eee e eee za jaggß aeg bunznegeg .. Ti C⸗szequg uda Snzcklsnxz ususe ziaplug sequel pol siv uvul pte uspufe se a0— pol— pnz— 01— n—%— 120 Fungetckcngg aebſhn f088 eue „e hie ug dig jönusch alva dur“ zu oog honig „ usbufag zlvplbang auze zu es uuegz“ „Mbp zaegung gusbunng ecnvig 68“ hege dune ge non geh nv nos) ep bang „een eee deen ee „Une use ſdnphgegn a ulog uses leis uegnviich“ „iepedn eian ute A gos 468“ gupgz uv guvgz and uv anz udußem 210 e ee ges dupa cpi „eee le wen e ee beg e een eee gan zesech zeuge z88. „iat Ame : uenda dung zezogß 150 „ee eee ie dee eng e ec din mer den ee e eee eggs“ elnvc vu uz zeec zeupne 100 nagebs no cppmoscg Agenleg bunpallenzz Tee ee ee eher ee in lee Sedos ue cih uv vaoanc ur va usumaz danbulne Uopiogudgesch! eue eher gen gel hat ene 1 udungz ne uepphuvzea ole o wuonvu dufe uegnypgeg) uUddeg ⸗uc ag u dungen uechunzneuup eus qigzeuuz 41 neee eee ee c eee eduemheune ute een eee d eee er ee eee oil aogva ins unseren nehpgcand geg og zouch lo eun chu ge6f ug usbunheffsnzz uzwucnbuzezun 400 uanueguoz dig jo bine obvale blen due uebolne -o apo obuvd eg i udp neil eic ans egen he een eegug log Guns dig ueusd ne usbunbusgeeß udbngu dig ſchnu F ehergeb isa ah apo ii bun yen zeoſc⸗ agg og jun Deze zd udo ne bundle ane zwn y gogo une nv deu dee ueuonoze usguepefenv nog dog 1001 05 di n uu ee ae dat uebeatseg avant aun aud ue uewpuohvu uscgn dig an ei nound; Kenkuv ng olli eig suenogg oc ase an ole jgous ane uscipdoane dig gun zd 19% ueagheh ub e V oli uezuuvuebol zog geun udunacklan epos dez di uopognegv aue eue 6861 göncngveg Jos ee udo uebrig nog jovi ogg 8 eue nog mo alln uaeuzusepsgdoc 680 Ii mu zegouupch dufgoach ei eeuc 68 81 nu uollech adus 866 97 nut uelchvg kufgo nch eig udeuueeſegcoc 629 91 Wu Aae ugeufuse pedo pes 81 uu Haegmehangz eue poddo d 018 ce um bangusguvigz Lufgonct 510 uaauzuse pedo 888 S8 u eufgozqufsg ig dig aeufzusejock de 6 bs nu usane naeuzueeſecgoc pg 0 Nu(oquvj Aeicß) banguvch usbot 8 zeufuobheccdocd sss 89 0511 zutpu uelſovg nee vaneezunch uesg gas u uno; note seucpgeeeg„ind“ siv euseſuploch zd dilhpch esd cu Sau ueſegsbnvguzz uenoggad nenjekuse uf vg Oiaqn ugplunat ne elsa dag mee u Auzdn esd 210 Sugrehv gen vu einc i uspvlebenv Aa leg ugegle eee eee eee eeenegubicnvch ze uch! ⸗hpancꝭ un aech mcg zeufusbjecccoc 8˙68 ann meg uf ago ao ute agnes molerg n augen 10 J eue eee eee eee eee 000 008 et e ee eee e eee ie eee ane nee een ieee eee e e 61 ar ee eee eee 000 008 vs s ehe segag ue ueugt nog ue en een eee eue ugs nv Suat gun nuvze zenv gane dd„nog Aucelpeſec)“ 19 209 ⸗unach eg pjagag uog snuvuds daz oſusgs endgeil pau nv ueggegnv uevg uad gun Snug vad Kenz use ueogzoa lpnbeß zich nog hol vue Gnzz eines a ee eee eee en ee ee zubgzenostz ucg snutsvndd dra rezudc ufo gun gecing uezozom leg ed v a in ue icpich ud zqvged duese a0 ⸗uenoc ia usodunzgneeatoſ e zzquvalgsg 1280 muvzzed uecseg used a0 sci zed uv ueqog 01 ⸗Auntz gun zezuec dea ad„Sojuoch a0 eqzuvat“ sv io uvm feucppeedg sci ei Apich gun aug enen„gung uenvigz“ zune euvg schu oe 8 eh neee nein een meunapnjbeg 810 lac mogen zegupfbuß dig usuugz ug deem 0e ckvuz eee d ne een enge de pan svauch icio h eee e en megufgatlebnggch aue„gina nespvicd uesdiuse ze ueg us sguv bus) öng⸗„guvgz onvic“ dog sj gm ushemusgunſc gel guzegpund goahvs uobnog jung un(used jeheſd) öng um day utoeeum oa dus eee uche un uuvu l edu uszegup suv uso obzuse nes ost scpfeis ie eee eee eee cuz eue nv ann gbufgaepv uno eganat Treade iu pou bng neu r ⸗unſe 881— mabiquzatc loch geicd uelnojcang Adee neee n en eee neee em weg e „eigng zap“ ac Unkugvguslſd eau en eg og ueuugateb legupjbucg eng gel uehoal„uhvguoſſed dec quvgz onvigß“ Sv„uhpg uad aeg gquvg on pig“ Se Soαινjẽñasg 355 ihm gerade in die Hand fiel, und ſchleuderte ſie zu oden. Zwiſchendurch lachte er ſein furchtbares, irres Lachen. Seine eigene Frau jagte er mit Schimpf und Schande aus dem Hauſe und der, die Schuld war an allem, gab er auf der Quinta ein Dach über den Kopf! War er denn ganz von Sinnen geweſen? Was ging ihn dieſe fremde Perſon an? Warum hatte er ſie nicht hinausgeprügelt, als ſie geſtern zu ihm ins Büro gekommen war? Und der junge Burſche, dem ſie ihm hatte aufhalſen wollen! Dieſer Schmidt, dem er zweitauſend Escudos ge⸗ ſchenkt hatte? Das war auch einer ihrer Freunde! Was für ein Witz, was für ein prachtvoller herrlicher Witzl Pereira lachte. lachte Hier Ullrich, dort Schmidt... eine feine Dame, wirk⸗ lich, eine ſchrecklich feine Dame! Wut ſchüttelte ihn. „Ullrich!“ brüllte er.„Herkommen!“ Der Kerl flog'raus. Jawohl, auf der Stelle. Ein Hunds⸗ fott war er, der mit dieſer Annelieſe unter einer Decke ſteckte. Zum Teufel, war man nicht verraten und verkauft? Auf ſein Toben erſchien eines der Mädchen, bleich, zit⸗ ternd, voller Angſt, und konnte kaum Antwort geben, ſo erſchreckte ſie das Ausſehen des Mannes. Der Schofför ſei nicht da, erwiderte ſie ſchließlich ſtockend. „Nicht da?“ Was hieß: nicht da? Er hatte da zu ſein oder konnte in ſeinem Hauſe jeder tun und laſſen, was ihm gerade beliebte? Das Mädchen floh förmlich hinaus. Pereira tobte weiter, aber urplötzlich hielt er inne und ſeine Lippen verſtummten. Die Quinta! Teufel, zur Quinta war Ullrich heimlich in der Nacht, wohin wohl ſonſt? Dahin, wo die Geliebte ſeiner harrte... Pereiras Augen funkelten. Sekundenlang ſtand er un⸗ beweglich, überwältigt von dem Einfall, der ihm ſo blitzhaft durchs Hirn gefahren war. Die Quinta... der Mann die Fran Schaum trat ihm vor den Mund. Sein Blick verglaſte ſich. Und dann lachte er ſchrill, taumelte aus dem Zim⸗ mer... nur beherrſcht von dem einen Gedanken, abzu⸗ rechnen mit denen, die Schuld waren an allem 16. Kapitel. Robert faßt einen Entſchluß. Robert Schmidt blieb keine Enttäuſchung erſpart. Er ging am Nachmittag in die deutſche enſion, um ſich von Annelieſe zu verabſchieden. Die ſeeliſche Erſchütterung, die er anläßlich ſeines Be⸗ ſuches im Pereiraſchen Büro erduldet hatte, war noch nicht von ihm gewichen. Nun, da er endlich das Reiſegeld für die Heimfahrt beſaß, kam er ſich mehr denn je wie ein Aus⸗ geſtoßener vor, denn er wußte wohl, daß man ihm die zweitauſend Escudos wie einen Bettelpfennig hingeworfen Hatte Morgen mittag fuhr der Zug.. derſelbe Zug, den auch Frau Bayer benutzt hatte... derſelbe, für den auch die Fahrkarte gegolten, die ihm ſein Onkel damals über⸗ geben. Diesmal benutzte er ihn beſtimmt! Nein, noch einmal machte er dieſe Dummheit nicht. Lie⸗ ber Steineklopfen daheim, als hilflos und von aller Welt verlaſſen unter Palmen wandeln. Er hatte genug von dem Glück“, das im Ausland„mit offenen Armen“ auf fremde Narren wartete und er ſich ſagen durfte, einigermaßen für fenen Leicht⸗ ſinn gebüßt zu haben, nun wehrte ihm das Schickſal ſogar noch, ſich von der Frau zu verabſchieden, der er ſo viel ver⸗ dankte— Annelieſe war fort, wohnte nicht mehr in der Penſion! Schmidt war wie vor den Kopf geſchlagen. Geſtern abend war er noch mit ihr zuſammen geweſen, aber daß 1 f 0e werde— nein, davon hatte ſie kein Wort geſagt. Er bat um die neue Adreſſe. „Man wußte ſie nicht. Fräulein Pichler hatte geſagt, ſie würde ſchreiben. Wie geheimnisvoll das alles war! Aber da er hartnäckig weiterfragte, erfuhr er doch wenigſtens ein paar Einzelheiten. Demnach ſchien Anne⸗ ö lieſe von Herrn Pereira auf ſein Landgut eingeladen wor⸗ den zu ſein. der Schofför war heute morgen gekommen und hatte ihr Gepäck hinunter ins Auto gebracht.. ja, der deutſche Schofför, der ſchon öfter hier geweſen war und den er auch einmal geſehen hatte... da drüben im Salon Nur wo das Landgut Herrn Pereiras lag, wußte nie⸗ mand in der Penſion, weshalb ihm Frau Selle riet, im Büro bei Pereira anzufragen. Aber davor ſchreckte Schmidt zurück. Nein, nein, auf keinen Fall, das ging nicht. Nein, da wandte er 1 ſchon lieber an den Schofför, den er ſicher in der Villa Herrn Pereiras traf. Der würde ihm wohl die Adreſſe geben, denn dieſes Land zu verlaſſen ohne Annelieſe Lebewohl geſagt zu haben, war für ihn etwas vollkommen Unvorſtellbares. Während er ſich auf den Weg zur Villa machte, beſchäf⸗ tigte ſich ſein Hirn bereits mit dem Reiſeplan, und ſein Herz klopfte ſchneller, als ihm bewußt wurde, wie bald er nun wieder daheim war. Hm, aber wie gelangte man zu Annelieſe, wenn das Gut vielleicht keine Bahnverbindung beſaß? Wäre er noch der Vierundzwanzigtauſendescudo⸗Schmidt geweſen, hätte er ſich ein Auto mieten können. Aber das kam heute nicht mehr in Frage. Zu Fuß war es aber viel⸗ leicht zu weit? Dumme Geſchichte Der pompöſe Bau mit ſeinen abgeplatteten Türmen und der großen Freitreppe machte einen ſo ſtarken Eindruck auf ihn, daß er eine ganze Weile brauchte, ehe er den Mut fand, am Tor zu läuten.. Ein Diener kam und, o Wunder, er ſprach ein wenig deutſch. „Hm, meinen Sie Ullrich?“ wurde er gefragt. „Ich meine den deutſchen Schofför, der bei Herrn Pe⸗ reira angeſtellt iſt.“ „Ja, dann kommen Sie.“ Und der Mann führte ihn um das Haus herum in die Garage. Zwei Wagen ſtanden dort: ein ſilbergrau lackiertes Kabriolett und eine dunkelblaue Limouſine, die, über und über mit Staub bedeckt, gerade einer Reinigung unterzogen wurde und den Anſchein erweckte, als ſei ſie ſoeben erſt von einer Ueberlandfahrt heimgekehrt. Der Mann, der mit verbiſſener Miene neben dem Wagen ſtand und deſſen ſchlanke, fene Fäuſte den Waſſerſchlauch hielten, war derſelbe, den Robert im Salon der deutſchen Penſion geſehen hatte. „Herr... Herr Ullrich?“ fragte er zögernd. Der Angeredete blickte auf, aber er glaubte nicht recht zu ſehen. Der junge Menſch, der da mit verlegener Miene den Hut in den Händen drehte, das war doch.. aber natürlich.. war der Burſche, der ſeine Abende gemein⸗ ſam mit Annelieſe verbrachte! „Was wünſchen Sie?“ fragte er kühl. Schmidt fuhr zuſammen. Ja, es war nicht mehr der alte Robert Schmidt, der vor einer handvoll Wochen ſtark und unternehmungsluſtig nach Portugal gekommen war; das war ein neuer Schmidt, ein Schmidt, den das Leben ge⸗ hörig zerzauſt und geprügelt hatte, der kaum mehr den Kopf zu heben wagte und der ſtatt Erfolg und Sieg nur bittere Demütigungen empfangen „Entſchuldigen Sie, bitte,“ ſagte er voller Haſt,„ich komme wegen Fräulein Pichler, wiſſen Sie?“ Dann fiel ihm ein, daß es ſelbſt einem Schofför gegen⸗ über eine Pflicht der Höflichkeit ſei, ſich vorzuſtellen. „Schmidt,“ murmelte er darum ſchnell,„Robert Schmidt.“ Ullrich Carſten ſah den anderen halb prüfend, halb ſpöt⸗ tiſch an. Dann ſtutzte er plötzlich. Schmidt? Ein Dutzend⸗ name, freilich. Aber... hm.. nun er fragte jedenfalls, ob er irgendwie identiſch ſei mit dem Groſſiſten Schmidt, der hier in Liſſaboen Robert wurde rot. Auch das noch! Aber ſo weit, den Onkel zu verleugnen, ging er doch nicht, nein. Ich,“ antwortete er zaghaft,„ich bin der Neffe.“ Ullrichs Züge erhellten ſich etwas, als er ſagte: „Ihr Onkel war einmal mein Hauptmann. Aber das tut ja nichts zur Sache. Was führt Sie zu mir?“ ortſetzung folgt.) Wie die Seckenheimer Bauern gegen die franzöſiſche Republit tämpften. Das ganze Seckenheimer Ried lag ursprünglich auf der rechten Rheinſeite. Es war ein einheitliches Flurſtück, das aus Auwäldern und Riedwieſen beſtand und an den Rhein grenzte. 1609 aber zerriß der Rhein das Ried und teilte es in ein vorderes pder diesſeitiges Ried, auf dem die Bauern heute noch ihr Heu holen und in das jenſeitige oder hintere Ried, das heute Altrip gehört, ſo daß dieſe Gemeinde 2 Drittel ſeiner Gemarkung von Seckenheim hat. f Solange die Gemeinde Seckenheim im Beſitz des hinteren Rieds war, mußten die Bauern auf eigener. Fähre über den Rhein fahren. Im alten Riedhaus oder Eulenhof, der heute noch ſteht, wohnte der Fährmann und Riedſchütze. Wohl blieb nach dem Durchbruch des Rheins das diesſeitige Ried noch lange im Beſitz der Gemeinde Seckenheim. Aber es entſtanden Streitigkeiten, die die Gemeinde Seckenheim in eine über hundertjährigg Aufregung brachte und mit dem Verlust des ganzen Rieds endigte. Wer diefe Prozeßakten in Händen hatte und gewälzt hat, der verſteht es, wenn dieſe Bauern heute noch dicklöpfig ſind.. Wir wollen dieſe Kämpfe mit der kurpfälziſchen Hof⸗ kammer und der Gemeinde Altrip ein andermal schildern. Heute heißt das Thema:„Wie die Seckenheimer Bauern gegen die franzöſiſche Republik kämpften.“ 1789 begann die franzöſiſche Revolution. Als die uneinigen deutſchen Fürſten fürchteten, ſie könnten ihren Thron auch verlieren, da führten ſie einen Krieg gegen die Republik, den ſie verloren. Nun kamen die Fran⸗ zoſen ſelbſt an den Rhein. 1796 erfolgte die Abtrennung der linksrheiniſchen Pfalz zu Frankreich, es erfolgte da⸗ raus ſpäter die Zerſchlagung der Pfalz. Wie ſehr ſie ſich um ihr„neues Eigentum“ kümmerten, zeigt der Schriftwechſel, den wir dem G. L. A. K. entnehmen: Secken⸗ heim— Gemeindegut: Die Beſitzungen der 48. Ried⸗ gemeinſchaft zu Seckenheim jenſeits des Rhein oberhalb Altrip. 5 5 5 Wolber. Das erſte Schreiben von der franzöſiſchen Verwal⸗ tung an die Gemeinde Seckenheim lautet: Canton Germersheim im ſechſten Jahre der franzöſiſchen Republique. Neuhofen, den gten Februar 1798. Nach dem Forſtmeiſterei Befehl des Canton Ger⸗ mersheim haben die Acht und Vierzig Bürger) der Gemeind Seckenheim von ihren dieſeitigen in der Re⸗ publique liegenden Waldungen einen Fidimirten Auszug aus ihren Lagerbüchern, wie Viel Morgen dieſer Wald Einhald an den Förſter zu Neuhofen bis Morgen Mitag zur deſſen Berichtung einzuſchicken, ſollte aber weniger Morgenzahl, als dieſer Waldeinhald eingeſchickt werden, ſo ziehet die Republique bey Renovation den Ueberſchuß an ſich. Haben die Bürgern der Acht und Vierzig im Sinn, ihr Gebeuth, e, welches in dieſem Wald liegt, aufzubauen, ſo haben ſie ihren Bericht um Bauholz zu bekommen an die Forſtmeiſterey Germersheim zu Verfertigen, und mir einzuſchicken, wo ich meinen Bericht beizulegen haben. 5 B. Schröder, Förſter zu Neuhofen, Die Gemeinde Seckenheim ſchweigt. Förſter Schröder von Neuhofen gibt darum ein zweites Schrei⸗ ben an die Gemeinde. Der Förſter wird ungeduldig. Neuhofen, den 26. Februar 1798. Bürger Maaß) hat ſich ſogleich nach Seckenheim zu begeben, um den Bürgern der 43 bekannt zu machen, daß ſolche bis Morgen frühe um Acht Uhr mit ihrem Lagerbuch bei der Forſtmeiſterey in Alltripp zu erſcheinen, um Auskunft Von ihren dieſeitigen liegenden Waldungen zu geben. B. Schröder Förſter. ) Die 48 Bürger waren die eigentlichen Eigentümer im Ried. 5. 5 ) Das Gebäude war der Riedhof oder Eulenhof, der jetzt im Krieg zerſtört wurde. —— F Die Gemeinde Seckenheim ſchreibt an das Oberamt Heidelberg, um die Gefahr zu bannen. 11 5 Hochlöbliches Oberamt! Ein ſicherer Schreder, der ſich als einen der fran⸗ zöſiſchen Republique zugethaner Förſter zu Neuhofen aus⸗ giebt, hat— wie aus dem abſchriftlichen Beilagen er⸗ ſichtlich— die dahiſige 48iger Riedgemeinſchaft wieder⸗ holter aufgefordert, ihre jenſeits Rheines oberhalb Alltripp liegende eigentümliche Beſitzungen durch das Lagerbuch zu erweißen. Ob und wie dieſes geſchehen dörfte, oder noch, zur Zeit unterlaſſen bleiben ſolle, darüber haben wir andurch gehorſamſt anfragen und zugleich bemerken ſollen, daß auf das letzte Anſinnen vom heutigen beſagten Schreder in Rückantwort ohnter⸗ halten worden. ö a „Daß ſobald entſchieden wäre, daß das Seckenheimer Ried jenſeits Rhein's unter die franzöſiſche Republique gehöre, oder daß das linke Rheinufer Gränzen ſeye, ſich die 48er Gemeinſchaft dem Begehren fügen werde. In Erwartung gnädigſter Verhaltungs⸗Befehle harren mit ſchuldigſtem Reſpect Eines hochlöblichen Oberamts unterthänigſt gehorſamſten H. Herzberger„ Matheis Voltz Kretſchmar Veorg Seitz Philipp Erni Seckenheim, den 26ten Hornung 1798. Das Oberamt kann zu dieſer Frage keine Stellung nehmen und gibt das Schreiben der Gemeinde Secken⸗ heim an die allerhöchſte Stelle mit folgendem Begleit⸗ ſchreiben. f Durchlauchter Churfürſt Gnädigſter Herr! Nach dem beifolgenden Bericht Schultheißen und Ge⸗ richts zu Seckenheim hat der Förſter Schreder zu Neu⸗ hofen die Seckenheimer acht und Vierziger Riedgemein⸗ ſchaft wiederholter aufgefordert, ihre jenſeits Rhein ober⸗ halb Altripp liegend, eigenthümliche Beſitzungen durch das Lagerbuch zu erweiſen. Ob nun ſolches geſchehen dörfe, oder noch zur Zeit unterlaſſen bleiben ſolle, darüber haben wir ſchuldigſt anfragen ſollen. Die wir Unter Erwartung baldigſter reſolution in tiefſchuldigſter Sub⸗ mißion ſtets harren. Heidelberg, 28ten Februar 1798. Eure Churfürſtlicher Durchlaucht unterthänigſt ſtreng gehorſamſter Oberbeamte. Die höchſte Stelle des Landes kann nichts ändern. Im Krieg geht Macht vor Recht. Die höchſte Stelle antwortet: An's Oberamt Heidelberg. n Dem Oberamt Heidelberg wird auf ſeinen Bericht vom 28. V. M. auch bedeutet, dem Ortsvorſtand zu Seckenheim zu erlauben, zum erforderten Beweiſe der eigenthümlichen Beſitzungen jenſeits des Rheins ober Halb Altripp das Lager Buch nach dem Begehren des Förſters Schreder zu Neuhofen quod paßus concernentes Vor zu legen, davon beglaubt Abſchriften nehmen zu, laſſen und überhaupt die erforderte Auskunft zu ertheſllen. Mannheim, den 11. März 1798. f Wohl haben dieſe großen Ereigniſſe dazu bei⸗ getragen, das jenſeitige Ried von Seckenheim abzutren⸗ nen und Seckenheim einzuverleiben. Das ſoll ſpäter be⸗ handelt werden. ü ) Der Franzoſe brachte das Wort Bürger in Schwung. Maaß war der Riedſchütz und Ferger wohl ſelbſt Seckenheimer. 5 ) Der wackere Schultheiß Herzberger hat in ſchlimm⸗ ſten Jahren, ja Jahrzehnten der Gemeinde mannhaft vorgeſtanden..„ egen gun ͤ Je gupch eq u obs ug spd en ͤ nogbſe vues fnogubg ue] zup vage une udgda% n? 2 e JJ sg 0 te Rr. 218 (2. Blatt) Neckar⸗Bote Donnerstag, den 17. September 1936 — Wehrmacht und Arbeitsdienſt Der Verfaſſer dieſer Ausführungen zeigt die Gren⸗ en und die Berührungslinien von Wehrmacht und Arbeitsdienſt. Wir entnehmen dem Aufſatz mit beſon⸗ derer Erlaubnis auszugsweiſe im Vorabdruck dem in Kürze erſcheinenden neuen Heft des amtlichen Organs des Deutſchen Akademiſchen Austauſchdienſtes„Hoch⸗ ſchule und Ausland“. Es gibt ausländiſche Kreiſe, die in völlig abwegiger Weiſe die deutſche Wehrmacht und den Reichsarbeitsdienſt gleichſetzen, bezw. den Arbeitsdienſt als Anhängſel oder ge⸗ karnte Erweiterung des deutſchen Heeres betrachten. Beide Einrichtungen unſeres Volkes ſind jedoch nur inſoweit ver⸗ wandt, als Kampf und Arbeit verwandt ſind, d. h. beiden iſt der gleiche Auftrag erteilt, nämlich: die Sicherung und Erhaltung der deutſchen Nation zu gewährleiſten; beide neh⸗ men dazu jeden deutſchen Mann, der Arbeitsdienſt darüber hinaus auch grundſätzlich jede deutſche Frau, ohne Rückſicht auf Stand, Beruf, Bildungs- und Beſitzverhältniſſe in An⸗ ſpruch; beide erfaſſen den ganzen Menſchen mit allen kör⸗ perlichen, ſeeliſchen und geiſtigen Kräften. Ebenſo aber wie Kampf und Arbeit zwei ſelbſtändige Seiten des menſch⸗ lichen Seins darſtellen, beide von gleicher Bedeutung und gleicher Notwendigkeit für die Erfüllung der Aufgabe, beide ihr dienend, jene jedoch auf ihre eigene Weiſe. Im Arbeitsdienſt wird der junge Deutſche zum rechten Arbeiter erzogen, der erkannt hat, daß nicht nur im Krieg die Nation ihn braucht, ſondern daß es auch im Frieden die Nation zu erhalten gilt, und daß ſein Beitrag dazu ſeine Arbeit iſt; der erlebt und erfahren hat, daß jeder Volksge⸗ noſſe, der an ſeinem Platz ſeine Arbeit in erſter Linie als einen ſolchen Beitrag auffaßt und ſich ganz einſetzt, mit ihm in der gleichen Gemeinſchaft ſteht und ſein Kamerad iſt. In der Wehrmacht wird der junge Deutſche zum rechten Waf⸗ fenträger der Nation erzogen, der in dem Bewußtſein, die Technik des Kampfes zu beherrſchen, mit freudigem Mut und innerer Sicherheit an die Stelle der Arbeit den Kampf ſetzen kann, wenn nur dieſes Mittel zur Sicherung und Er⸗ haltung der Nation übrigbleibt. Der Reichsarbeitsdienſt iſt diejenige Einrichtung unſeres Volkes, in der unſere Jugend mit ganzem Ernſt erlebt und erfährt, daß vor allem die Arbeit die Urform der Da⸗ ſeinsbehauptung eines Volkes iſt und zu ſein hat, und daß an ihre Stelle nur dann der Kampf treten darf, wenn ohne ihn ein Volk ſein Daſein nicht behaupten kann. Er iſt aber auch diejenige Einrichtung, in der unſerer Jugend ganz klar ins Bewußtſein tritt, daß in dieſem Fall der Kampf nicht nur geführt werden darf, ſondern geführt werden muß, wenn nicht das Ergebnis der Arbeit von Generationen verloren gehen ſoll. Ebenſo wenig aber, wie die Wehrmacht nur und aus⸗ ſchließlich der Erziehung zum Waffenträger dient, gilt der Arbeitsdienſt nur und ausſchließlich der Erziehung zum rech⸗ ten Arbeiter. Beide Einrichtungen haben daneben und zu⸗ gleich vielmehr eine unmittelbar und nur auf das Volks⸗ ganze bezogene Funktion. Die Wehrmacht verkörpert die Macht des Staates, ſie iſt ein bewaffneter Arm, jederzeit fähig und bereit, An⸗ griffe auf Freiheit und Ehre des Volkes abzuwehren. Der Arbeitsdienst iſt nicht Macht in dieſem Sinne und noch we⸗ niger iſt er bewaffnet. Wohl aber bildet er in der Hand des Staates das taugliche Inſtrument zur Durchführung großer und notwendiger Arbeitsaufgaben, die auf andere Weiſe niemals durchgeführt werden könnten. Der Arbeitsdienſt iſt alſo Erziehungseinrichtung und zugleich Arbeitsheer. Die Zielrichtung als Erziehungseinrichtung iſt primär und un⸗ wandelbar. Die Zielrichtung dagegen als Arbeitsheer iſt durchaus wandelbar. Sie kann von Generation zu Gene⸗ ration verſchieden ſein. Sie wird abhängig ſein von der großen Aufgabe, die vordringlich zur Sicherung und Erhal⸗ kung der Nation durchgeführt werden muß. Heute und auf Jahrzehnte hinaus geht es darum, den deutſchen Boden pöllig für die Ernährung unſeres Volkes zu erſchließen, die Millionen Hektar, die heute noch Sumpf und Oedland, Heide und Moor ſind, oder unter Waſſermangel oder Waſ⸗ ſerüberfluß leiden, reſtlos für unſer Volk nutzbar zu machen. Später wird vielleicht eine beſſere Organiſation unſeres Raumes, die organiſche Verteilung der Berufe von Erzeu⸗ gung und Verbrauch vordringlicher werden. Immer jeden⸗ falls werden unſerem Volke, das auf einem engen Raum in der Mitte Europas zuſammengedrängt iſt, und dem im Gegenſatz zu anderen Völkern viele natürliche Reichtümer verſagt ſind, beſondere Arbeitsaufgaben geſtellt ſein. Sie ſind zu erfüllen von einem ſtaatlichen Arbeitsheer, und das iſt der Arbeitsdienſt; noch mehr aber ſind ſie zu erfüllen in der täglichen Arbeitsleiſtung jedes Einzelnen, und dazu er⸗ zieht der Arbeitsdienſt. Die Sicherung und Erhaltung der Nation iſt die große, ewig gleichbleibende Aufgabe für alle Generationen: das friedensmäßige Mittel ihrer Durchführung iſt die Arbeit. Dieſe Erkenntnis gibt der Arbeitsdienſt der deutſchen Ju⸗ gend. Im Arbeitsdienſt erlebt die deutſche Jugend die Auf⸗ gabe in voller Ausſchließlichkeit, Rauheit und Härte und die Bedeutung der Arbeit als Mittel zu ihrer Erfüllung. Nicht durch ausgeklügelte Methoden und Techniken, ſondern in der Erfüllung dieſer Aufgabe werden die angeſtrebten charakterlichen Kräfte geweckt und geformt; in der gemein⸗ ſamen Erfüllung der Aufgabe wächſt unſere Jugend zu einer echten Gemeinſchaft zuſammen. Reichsautobahn in Terraſſen Die neuen Strecken Heidelberg—Bruchſal und Frankfurt a. M.— Bad Nauheim. In den nächſten Tagen— der genaue Termin ſteht noch nicht feſt— ſollen insgeſamt neue 400 km Autobahn⸗ teilſtrecken in ganz Deutſchland dem Verkehr übergeben wer⸗ den, ſo daß damit die bisher fertiggeſtellten Teilſtrecken der Reichsautobahn die Geſamtlänge von 1000 Kilometern er⸗ reicht haben. Faür unſer Gebiet iſt dieſe Tatſache von beſonderer Wich⸗ tigkeit, denn durch die Eröffnung der Teilſtrecken Heidel⸗ berg— Bruchſal(35 km) und Frankfurt a. M. — Bad Nauheim(40 km) wird hier die bisher größte Teilſtrecke dem Kraftwagenverkehr zur Verfügung ſtehen. Gleichzeitig erſchließt die Strecke Frankfurt— Bad Nauheim, die ſogenannte„Bäderſtraße“, in einzigartiger Weiſe die Schönheit der Taunuslandſchaft. Hier wird der Autofahrer auch durch eine techniſche Neuartigkeit überraſcht werden, die erſtmalig bei dem Bau der Reichsautobahnen durchgeführt wurde. Bei Oberroßbach im Taunus liegen die Straßenbänder nicht wie bisher nebeneinander, ſondern ſozuſagen an den Hang gebaut wie Terraſſen überein⸗ ander, ſo daß die Fahrer die entgegenkommenden Wagen ſtets über bezw. unter ſich ſehen werden. Wenn noch ein Parkplatz angelegt iſt, wie beim Waldſchlößchen Oberroß⸗ bach, werden ſogar drei Stufen entſtehen. Ein Straßenbahnhof. Neben der Uebergabe weiterer Teilſtrecken in unſerem Gebiet wird ſchließlich der größte und techniſch vollendetſte Straßen⸗Bahnhof eröffnet werden. Er befindet ſich in der Nähe von Frankfurt a. M., bei Kilometer 7,248 der Auto⸗ bahn, an der Kreuzung der Bahn mit der Amgehungs⸗ ſtraße Frankfurt a. M.— Wiesbaden. Dieſer Straßen⸗Groß⸗ bahnhof, der erſte dieſer Art, iſt auf 12 000 bis 14000 täglich an⸗ und abfahrende Fahrzeuge berechnet. Die Zufahr⸗ ten und Abfahrten zum Reichsautobahnhof ſind völlig ge⸗ fahrlos und ohne Kreuzung angelegt. Werde ſnüglieg der nl. 8.0. Wie die„Liebfrauenmilch“ zu ihrem Namen kam Worms, die alte Königsſtadt, war ſtets auch eine Wein⸗ ſtadt. Sie zeigt im Mauerring noch heute drei weltberühmte Lagen: Luginsland, Katterloch und die Liebfrauenmilch. Der Name iſt in Worms uralt: Seit 1689 läßt er ſich feſtſtellen. Schon 1687 aber bringt eine franzöſiſche Reiſebeſchreibung eine Andeutung an ihn. Sie ſpricht von einem Wormſer Wein, von dem ein Sprichwort ſage, daß er ſüßer als ſelbſt die Milch der heiligen Jungfrau ſei. Im 18. Jahrhundert beweiſen bereits private und ſtadtamtliche Quellen ſeinen Gebrauch für die Kreſzenz bei der Liebfrauenkirche. Die Stadtakten unterſcheiden ſtets den Wein„Liebfrauenmilch“ von anderen Wormſer Lagen. Im Jahre 1744 berichtet der berühmte„Rheiniſche Antiquarius“ von ſeinem Wachstum bei der Liebfrauenkirche in dem Liebfrauenſtift. Au einer Rheinkarte zeichnet die Weingärten ein Wormſer Rektor, und ein Kanonikus vom St. Liebfrauenſtift meldet 1776 ſei⸗ nem Kurfürſten und Biſchof, daß ſie erfroren ſind. Den ſicher⸗ ſten Beweis aber bietet das erſte Wormſer Grundbuch von 1810 mit ſeiner Lagebezeichnung der„Liebfrauenmilch“ um die Liebfrauenkirche und ſeiner Aufzeichnung der Wormſer Gewann⸗Namen. Hier wird zwiſchen„Liebfrauenmilch“ und „Liebfrauenſtift“ zeilenweis unterſchieden. Die Gewann„Liebfrauenmilch“ umfaßt ungefähr den heu⸗ tigen Wingertteil. Sie eignete dem Kapuzinerkloſter und dem Liebfrauenſtift im Kirchenſchatten. Die Akten einer Wormſer Weingroßhandlung aus dem 18. Jahrhundert be⸗ zeugen daf a; deri Berühmtheit und Begehrtheit und die einer Echtheit durch das Stiftsſiegel ſeine Bewei: Stadtvermeſſung 1840 5 und„Liebfrauenſtift“ ft“ vereinigt. Die amtliche Be⸗ age N. milch“ hörte damit auf, der Wein aber bebielk den alten, in der ganzen Welt bekannten Namen. Iſt Heizen geſundheitsgefährlich Wenn hier die Heizung in Zuſammenhang mit der Hygiene gebracht wird, dann zu dem Zweck, einen Beitrag zu liefern zu den oft gehörten Auseinanderſetzungen über die verſchiedenen Heizungsarten, wobei man die Behaup⸗ tungen hören kann, daß dieſe oder jene Heizung hygieniſch, eine andere aber unhygieniſch ſei. So ſagt der eine, daß die Zentralheizung die Luft zu trocken mache, der andere aber tut die Ofenheizung mit der Bemerkung ab, daß ſie unſauber ſei; der Laie mag dabei einen Schrecken bekom⸗ men und unter Umſtänden meinen, daß das Heizen an ſich nachteilige Wirkungen für ſeine Geſundheit haben müſſe. Daß dem nicht ſo iſt und wir ohne Mühe Erſcheinungen, die einem als unbequem oder gar unhygieniſch vorkom⸗ men, beſeitigen können, ſei im folgenden dargetan, wobei wir uns im beſonderen mit der Ofenheizung befaſſen, da ja die„trockene Luft“, die die Zentralheizung mit ſich bringen ſoll, ſchon ſehr einfach durch Waſſerver⸗ dampfer, die man auf ſie ſtellt,„feuchter“ gemacht wer⸗ den kann. Nachdrücklicher müſſen wir uns aber mit dem Vorwurf, daß die Ofenheizung an ſich unhygieniſch ſei, auseinander⸗ ſetzen. Wer einen Ofen aus dem vorigen Jahrhundert ſein Eigen nennt, der baufällig und undicht iſt und ſelten oder nie einmal inſtandgeſetzt wurde, braucht ſich nicht zu wun⸗ dern, wenn der Ofen Erſcheinungen aufweiſt, die als un⸗ angenehm und ungeſund empfunden werden müſſen. Wer aber einen neuzeitlichen Ofen beſitzt, dieſen rich⸗ tig zu behandeln verſteyht und den zu ihm gehörenden Brennſtoff brennt, wird mit Verwunderung fragen, was hierbei ungesund ſein soll. Selbſt der Vorwurf, den man früher oft horen konnte, daß ein Kohlenofen ſtets An⸗ auberteit mit ſich bringen muſſe, da leine Aſche immer in die Stube falle, iſt nicht mehr aufrecht zu erhalten, ſeit⸗ dem man die Oefen„ſtubenrein“ machte, indem man ein⸗ lach den Aſchenkaſten ſo groß baute, daß er bequem den Aſchenanfall eines Tages aufnehmen kann, außerdem legte man den Feuerungsroſt etwas vertieft an und erſetzte den zwiſchen Feuertür und Ofenfüllſchacht befindlichen Steh⸗ roſt burch eine Stehplatte, die verhindert, daß beim Oeff⸗ nen der Tür die Aſche auf den Fußboden fällt. Ein ſolcher neuzeitlicher Ofen iſt auch in ſeiner Außenſeite„gefünder“; er iſt einfach und glatt und frei von dem ſtaubfangenden Zierrat vieler Oefen der Vorkriegszeit. Wenn ein ſolcher Ofen unſauber und ungeſund geſcholten wird, dann liegt das an dem, der ihn bedient, und man wird bei näherer Betrachtung feſtſtellen können, daß nicht nur der Ofen, ſondern auch manches andere in Zimmer und Haushalt nicht ſo ganz einwandfrei ſauber iſt. Von beſonderer Be⸗ deutung iſt im Zufammenhang von Heizung und Hygiene allerdings auch der Brennſtoff. Auch hier muß man ſich des Forlſchritts bedienen. Wer könnte z. B. ernſthaft be⸗ haupfen, daß der im Haushalt bevorzugte Brennſtoff, das Srauntohlenbritett, ein unſauberer und unhygieniſcher Brennſtoffj ſei? Kann man ſich überhaupt eine Kohle praktiſcher und bequemer in der Handhabung denken als das Braunkohlenbritkett? In einem Träger oder Kaſten wird es zum Ofen gebracht, mit einer Zange aufgelegt und nur wer recht ungeſchickt iſt, vermag ſich dabei die Finger ſchwarz zu machen. Von einer Verſchmutzung der Treppe, Küche, des Zimmers kann gar keine Rede ſein. Das Bri⸗ kett erzeugt eine wohlige, gleichmäßige Wärme, es ver⸗ brennt ohne Schlackenbiloung vollig zu Aſche, ſo daß ein mit ihm beheizter Ofen nichts anderes als geſundheirsfor⸗ dernder Faktor und nicht gar das Gegenteil ſein kann. Aber ein anderer Vorwurf, den man gelegentlich der Ofenyeizung macht, ſei noch kurz erwähnt. Es wird geſagt, daß der Ofen den Sauerſtoff der Zimmerluft zu ſchnell verbrauche, ſo daß ſich die Luft andauernd verſchlechtere. Nun iſt es ſelbſtverſtändlich richtig, daß auch der Ofen wie jedes Feuer zum Verbrennungsvorgang Sauerſtoff be⸗ nötigt und dieſen aus dem Raume entnimmt. Eine Ge⸗ fahr für unſere Geſundheit könnte aber daraus nur dann entſtehen, wenn die gebrauchte Luft nicht erſetzt würde; dann könnte es zu„dicke Luft“ bezw. zu dünne, weil zu wenig, geben. Aber unſere Zimmerluft wird in dem gleichen Maße, wie ſie verbraucht wird, erneuert und zwar einfach da⸗ durch, daß durch die poröſen Wände, durch die Fugen der Fenſter und Türen u. a. m. ein andauernder Luftwechſel und Luftausgleich erzielt wird. Man hat errechnet, daß etwa einmal in der Stunde ſich die Luft eines Raumes erneuert. Die„unhygieniſche“ Oſenheizung iſt alſo auch von dieſer Seite her nicht be⸗ weisbar und niemand braucht Angſt zu haben, daß ſein köſtlichſtes Gut, die Geſundheit, vom Ofen her auch nur in irgendeiner Form bedroht ſein könnte. Schließlich darf man ja nicht vergeſſen, daß die überwiegende Mehrheit aller Volksgenoſſen auf Ofenheizung angewieſen iſt; wenn dieſe ſo ungeſund wäre, wie mancher behauptet, würde ſich das deutſche Volk nicht ſo erfreulich geſund fühlen, wie es das tatſächlich tut... E. Berg. Die Formationen der Kriegsmarine am Tag der Wehrmacht. Der Vorbeimarſch vor dem Führer und den Oberbefehlshabern der Wehrmachtteile am letzten Tag des Reichs parteitages der Ehre. 5 Weltbild(M) —1 Berlin, 8. September. In Nebelmeer und Sandſtürmen Zehn Viertauſender in einer Woche.— Deutſche Forſcher und Alpiniſten im Elburs⸗Gebirge. Der Elburs, der faſt unerforſchte Gebirgszug, der das Hochland von Irun gegen das Kaſpiſche Meer abriegelt, wurde von einer deutſchen Expedition zum Ziel gewählt, die im Juni 1936 unter Leitung von Richard Lusk acht⸗ zehn Wiſſenſchaftler und Bergſteiger nach Perſien führte, Und die ſich nach dem höchſten Berg des Elburs„Deutſche Demavendexpedition“ nennt. Die langen Bergketten die⸗ ſes uralten vulkaniſchen Maſſivs erheben ſich in zahlloſen Gipfeln bis an 6000 Meter und fangen die feuchten Luft⸗ maſſen ab, die von dem Waſſer des Kaſpiſees herauf⸗ ziehen. So ſind ſeine Nordtäler oft ganz in Nebelſchwa⸗ den gehüllt und von dichten Urwäldern bedeckt, während glühendheiße Sandſtürme aus der großen Salzwüſte „Deſcht i Kewir“ von Süden heranbrauſen. Im ſtändi⸗ gen Temperaturwechſel wird ſo das Geſtein zermürbt, heiße Quellen entſpringen dort, Schwefeldämpfe brechen neben längſt erloſchenen Kratern hervor. Wohl führen zwei alte Straßen von Perſiens Hauptſtadt Teheran zur Küſte durch das Gebirge. Von dem übrigen Gebiet aber gibt es leine Karten, ja die Bergkuppen haben zumeiſt noch nicht einmal Namen. Nur die Erzählungen der Bergnomaden bringen Kunde aus den Tälern. Zwei Bergſteiger der deutſchen Expedition, Ludwig Steinauer aus München und Wolfgang Gorter aus Bad Tölz, ſind ſoeben in die Heimat zurückgekehrt. „Nach Perſien lockte uns, was uns Alpiniſten immer lockt— was Steinauer auf die„Grande Joraſſes“ bei Chamonix und mich ſelbſt erſt kürzlich auf die im Winter noch unbezwungene„Benedikten⸗Nordwand“ in Ober⸗ bayern trieb!“, ſo begann Wolfgang Gorter, als er mir jetzt, noch in ſeiner Reiſekluft, gegenüber ſaß.„Das iſt leine Rekordſucht!“ ſo beteuerte er.„Uns freut halt das Leben nur, wenn wir's uns jede Woche neu erkämpfen müſſen.“ „Im Elburs gab's dazu reichlich Gelegenheit, denn 95 Prozent ſeiner Gipfel ſind unbeſtiegen. Die Ortsan⸗ ſäſſigen ſelbſt klettern ja nicht hinauf.„Was gibt's, dort oben zu holen?“ fragen ſie und zucken mit den Achſeln. Als wir vom Demavend oder Taht⸗e⸗Soleiman herunter⸗ — Zuſatzſpalte Starken, Nerven kamen, wurden wir mehrfach von Gendarmen angehalten: „Wo habt ihr das Gold, das ihr oben geſammelt habt?“ — Daß man da hinaufſteigen könne, ohne Schätze zu ſuchen, ging ihnen nicht ein.— Nomaden ſtreifen zwar durch die Täler bis an 3000 Meter hinan, aber die höch⸗ ſten Spitzen ſind faſt doppelt ſo hoch.„Dort oben iſt Schnee, dort werden Sie ſterben!“, wurde uns beim Ab⸗ marſch mehrmals geſagt.“ Von der Hauptgruppe der Expedition trennten ſich Steinauer und Gorter mit Dr. Bobeck vom Geographi⸗ ſchen Inſtitut der Univerſität Berlin und zwei weiteren Alpiniſten ſchon am Kaſpiſchen Meer. Lusk zog mit den anderen Forſchern zunächſt auf der neuen großen Straße nach Teheran. Die Bergſteiger aber ſtießen direkt ins Hochgebirge vor. Nach etwa 200 Kilometer, die ſie ohne jede Karte zurücklegen mußten, kamen ſie zur„Taht⸗e⸗ Soleiman“-Gruppe, einer Bergkette, die im großen, nach Norden offenen Oval einen rieſigen Gletſcher, den„Ser⸗ cal“, umſchließt. Hier reiht ſich Gipfel an Gipfel, deren höchſter, der Alam⸗Ku, 4850 Meter hoch iſt. „Oben am„Calan⸗Kamm“ haben wir eine Felsplatt⸗ form für unſere Zelte ausgehauen und unſer Stand⸗ quartier aufgeſchlagen, während die Maultiertreiber unten blieben.— Innerhalb einer Woche haben wir da zehn Gipfel von je nahezu 5000 Meter erklommen, an einem Tag allein drei: Immer vom Kamm zur Spitze, von der Spitze zum Kamm. Von Sonnenaufgang bis zuntergang waren wir unterwegs. Da das Gepäck von der Küſte nicht nachkam, hatten wir ſchon unterwegs kau⸗ fen müſſen, was wir gerade bekamen. Meiſt gab's nur Brot und Tee. Für die ganze Woche hatten wir noch eine Doſe Würſtchen, etwas Erbswurſt und Trauben⸗ zucker. Aber den konnten wir ſchon nach wenigen Tagen nicht mehr ſehen! Sie können ſich denken, daß uns manch⸗ mal die Knie zitterten. Einer von uns mußte auch vor Hunger und Anſtrengung aufgeben. Dr. Bobeck hat dennoch zahlreiche Vermeſſungen gemacht, vier von den 10 Gipfeln haben wir als Erſte beſtiegen und einem auch den Namen gegeben: Zwiſchen dem„Stuhl Salomons“ und dem„Berg des Herrn“ mußte es natürlich eine „Spitze der Herrin“ geben!“ „Zur Verbeſſerung der Ausrüſtung ging's zurück, das heißt nach Teheran, wo die Bergſteiger ſich neu verpro⸗ viantierten, um„Demavend“ mit ſeinen 5670 Metern zu beſteigen. rtig iſt dieſe Demavend⸗Landſchaft. Bei 3000 Motos t die Negetgtion auf, und die zahlrei⸗ SKizze von KARH LU TSE Viele von den Gäſten im Sanatorium ſahen aus, als ſei ihre Geſundheit unerſchüttert. Auch dieſer kleine, be⸗ leibte, ſpitzbärtige Herr mit der Brille, der ſich mit dem kurioſen Namen Bretteſſer eingetragen hatte und ſich noch für keinen der drei Sanatoriumsärzte entſchieden hatte. Er kam am Morgen des zweiten Tages ins Büro des Direktors. „Geſtatten Sie mir eine Vertrauens⸗ oder Gewiſſens⸗ frage, Herr Direktor.“ „Natürlich gern. Bitte, Platz zu nehmen!“ „Danke! Wieviel Patienten ſind hier im Laufe der letz⸗ ten Jahre geſtorben?“ f Der Direktor blickte ſchräg zu dem Gaſt im Beſucher⸗ eſſel. „Keiner,“ antwortete der Direktor höflich, immerhin leicht gereizt;„wir erhalten die Gäſte, um ſie geheilt zu entlaſſen!“ „Nun ja, natürlich, immerhin iſt gegen den Tod kein Kraut ge⸗ wachſen!“ „Hier können Sie völlig unbe⸗ ſorgt ſein, Herr Bretteſſer! Darf ich Ihnen als Arzt Obermedizinalrat Dr. Hamel vorſchlagen?“ „Sehr freundlich. Danke. Noch eine Frage: wie lange ſind Sie Di⸗ rektor dieſes Unternehmens?“ „Sechs Jahre.“ „O, nur ſechs Jahre? Dann werde ich es mir doch überlegen.“ In dieſem Augenblick klopfte es von außen an die Tür. Eine An⸗ geſtellte kam, bleich, raſch; ſie trat zum Schreibtiſch des Sanatorium⸗ 955 und flüſterte ihm dann haſtig ein paar Worte Ins 925 Der Direktor verfärbte ſich. Er blickte den Beſucher mit verkniffenem Geſicht an. „Eine eilige Maßnahme.—— Ich hoffe, daß Sie über⸗ zeugt ſind——“ Der kleine, beleibte, ſpitzbärtige Herr, deſſen Augen ſo kurios beweglich und nicht ſehr 155 waren, erhob ſtch. „Ich werde Ihnen heute abend Beſcheid geben, ob ich bleibe—“ * Direktor Stolpen eilte auf Zimmer Nr. 96. Obermedizi⸗ nalrat Dr. Hamel, der erſte Arzt des Sanatoriums, war ſchon vor ihm ins halbdunkle Zimmer getreten. Eine Schwe⸗ ſter ſtand innen an der Tür. „Tatſächlich— tot?“ fragte der Direktor mühſam, erregt vor unerklärlichem Zorn. Ja tot. Der Zorn des Direktors wirkte peinlich, beinahe unan⸗ gebracht und gekünſtelt. Es war nicht nur Zorn auf die junge Frau, die am zweiten Tage ihrer Anweſenheit im Sanatorium zu ſterben gewagt hatte— der erſte Todesfall in den ſechs Jahren— nein, gleichzeitig Zorn auf den ärgerlichen Frageſteller, der das Thema mit ſeinen voreili⸗ gen, peinlichen Fragen aktuell machte. Der Chefarzt ſtand mit verſchränkten Armen an der Leiche. Direktor Stolpen blickte ſchräg zu ihm. „Herzſchlag?“ .. Der Arzt beugte ſich noch einmal über den lebloſen Kör⸗ per. Er taſtete, rief nach Licht, maß mit einem Inſtrument, verlangte plötzlich, ungeheuer erregt, eine Lupe, und nach Ewigkeiten ſprach er gepreßt, mit verzerrtem Geſicht, zum Sanatoriumsdirektor: „Verbrechen! Die Frau iſt ermordet.“ -Was ſagen Sie?!“ „Stich ins Herz mit einem raffinierten Inſtrument; die Wunde iſt kaum wahrzunehmen. Eine tolle Sache.“ „Polizei?“ i „Ja. Laſſen Sie die Polizei kommen. Bitten Sie um ſchonende Maßnahmen, im Intereſſe der übrigen Patienten und des Rufes des Sanatoriums.“ Der Direktor wußte das alles ſelbſt und ging mit ver⸗ kniffenem Geſicht, um alles Nötige ſelbſt am Telefon zu veranlaſſen. Der ſinnloſe Zorn auf den kleinen, ſpitzbärtigen Herrn, der im Grunde unſchuldig an dem Vorfall war, ſtieg, und erſt im letzten Augenblick entſchloß ſich Direktor Stol⸗ pen, dem Herrn, der ihm auf der Treppe begegnete, und der ihn zuerſt grüßte, den Gruß zu erwidern. 5 * Die Kriminalbeamten arbeiteten allein im Zimmer Nr. 96. Es war ein großes Doppelzimmer, das ſonſt von zwei Perſonen bewohnt wurde; es hatte eigenes komfor⸗ tables Bad mit allen ſanitären Einrichtungen, kleinen Vor⸗ raum, Balkon. Die Unterſuchung aller dieſer Räume nahm geraume Zeit in Anſpruch. Endlich kam der Direktor Stolp zu ſei⸗ nen Ausſagen. Der Arbeit der Kriminalbeam⸗ ten hatte er nicht beiwohnen dürfen. Der Direktor wußte nicht viel über die Verſtorbene. Sie hatte ſich telefoniſch im Sanatorium angemeldet und war daraufhin vom Sanatoriumsauto am Bahnhof der nächſten Stadt abgeholt worden. Sie war ſogleich auf Zimmer 5 96 gekommen und hatte das Zimmer noch nicht ver⸗ aſſen. ö Ob ſie ſelbſt telefoniert habe, als ſie ſich anmeldete, en einer der Beamten. Das wußte der Direktor nicht mehr. Ob ſie mit jemandem zuſammen angekommen ſei? „Ja, mit einem Herrn, der ſich einen Tag vorher ſchrift⸗ lich angemeldet hatte; ebenfalls ein neuer Gaſt, der uns bisher nicht bekannt war.“ „Wer iſt dieſer Herr?“ „Die beiden Angekommenen kannten ſich nicht.“ 5 zm Kannten Sie den Herrn? Wiſſen Sie etwas über 1 n 71 8 „Nein. Nur—“ Der Direktor lächelte hilflos. Natürlich habe der Herr mit dem Mord nichts zu tun. Er fragte am Tage nach ſei⸗ ner Ankunft nur argwöhniſch, faſt in der Minute des Mor⸗ des, ob hier ſchon einmal jemand geſtorben ſei. Faſt im Augenblick, da die Frage entrüſtet verneint wurde, kam die Nachricht vom Tode der Frau——“ Der Direktor verſicherte eifrig, um dem Herrn Bretteſſer nicht unnötige Verlegenheiten zu bereiten(Gaſt war Gaſt!), den Beamten; „Ein ſchrulliger, aber harmloſer Herr; leidet an fixen Ideen, daß in Sanatorien die Leute ſterben, während in Wahrgeit natürlich jeder, oder wenigſtens faſt jeder— bei uns nahezu 95 Prozent— geſundet——“ chen Steinböcke haben Not, einige kümmerliche Grashalm zu finden. Trotzdem gibt es dort oben Kamele. Sie nähren ſich von den Diſteln, die da in Menge wachſen Mit der Zunge umſchlingen ſie ſolch einen großen grünen, ganz ſtacheligen Buſch und ziehen die Stacheln nach oben ab; nur die kahlen Stiele laſſen ſie ſtehen. Bei ſchönſtem Wetter zogen wir von Rene fort, do in 5000 Meter Höhe überfiel uns ein Schneeſturm. Nit Mühe nur konnten wir unſer Zelt an einem Felgrad ver⸗ ankern, dann mußten wir dort 36 Stunden im Rotbiwat ausharren, bis man überhaupt ſich wieder aus dem Zel wagen konnte. Bei erträglichem Wetter ſtiegen wir dann weiter und erreichten den Gipfel, deſſen Eis ganz gelb von Schwefelkriſtallen iſt. Da ſetzte wieder Schneeſturm ein und dichter Nebel machte jede Orientierung unmoög⸗ lich. Zu allem Unglück verſagte der Kompaß, ſo daß wir nicht auf der Süd⸗ ſondern auf der Nordſeite herabkamen und plötzlich vor dem oberen Eingang einer tiefen Eiz⸗ ſchlucht ſtanden. 5 Da der Demavend ſonſt bergſteigeriſch einfach iſt hatten wir natürlich weder Seil noch Steigeiſen bei uns. Alſo blieb uns nichts übrig, als Stufe um Stufe in den, mit 60 Grad Neigung abfallenden Eisboden zu ſchlagen und uns etwa 550 Meter abwärts zu arbeiten. Dabei rauſchte von oben Waſſer auf uns herunter, das ſich in der Schlucht ſammelte. Blitze zuckten und die Pickel ſurr⸗ ten im Eis vor Elektrizität.— Aus der Eisſchlucht kamen wir auf einen Gletſcher, von deſſen Exiſtenz bisher kein Geograph etwas wußte. Als wir auch dieſen bei Nacht noch überquert hatten, konnten wir endlich an ſeinem Rand uns auf die Felſen in den Biwakſack packen— in Sicherheit!“ „Als wir nun nach Teheran zurückkehrten, war end⸗ lich unſer Gepäck mit allen guten Sachen da. Nun wuchs unſer Mut, und wir beſchloſſen, doch noch den Aufſtieg über die Nordwand des„Alam⸗Ku“ zu verſuchen,— der Wand, die faſt 85 Grad Neigung hat, faſt wie die be⸗ rühmte„Grande⸗Joraſſes“ bei Chamonix, nur um 300 Meter iſt ſie niedriger. Alſo, zurück nach Kelarabad und von dort wieder in den Urwald zum Sercal⸗Gletſcher Auf einem rieſigen Felsbrocken, den vielleicht vor 30 oder 50 Jahren der Sturm oben losgelöſt hat, übernachteten wir,— ſicher vor dem ſtändig niedergehenden Steinſchlag, — und ordneten unſere ganze„Schloſſerei“ alſo Kletter⸗ hammer und Mauerhaken. Nur mit dem modernſten Bergſteigergerät durften wir auf Erfolg hoffen. Das be⸗ griffen wir, als wir mitten in der Wand waren. Ein Kamin, durch den man ſich emporſtemmen mußte, war hier ſchon ein Ausruhepunkt! Sonſt folgten Querhänge in ſtändigem Wechſel mit ſenkrechten fugenloſen Platten und gefährliche Ueberhänge. Faſt 18 Stunden waren wir geklettert, da hatte Steinauer gerade wieder einen Haken in eine Felsfuge ge⸗ ſchlagen und ich, etwa 15 Meter unter ihm, ileß das Seil, das durch den Karabinerhaken zu mir lief, vor⸗ ſichtig nach, damit er ſich zu dem neuen Halt hinüberlaſſen konnte. Da,— ein Berſten und Krachen: Ein großes Felstrumm,— gerade die Stelle, zu der Steinauer hin⸗ übergreifen wollte, ſauſte ab, ſchlug Steinauer ſchwer gegen das Knie und raſte knapp handbreit neben meinem Kopf zu Tale. Es war nur ein Zufall, daß es mir nicht den Schädel einſchlug. Ein Ausweichen gab's da nicht! Eh' man den Brocken ſah, war er vorbei.— Im ganzen haben wir 19 Stunden gebraucht, bis wir die Nordwand des„Alam⸗Ku“ hinter uns hatten und oben in einem kleinen Steinkegel eine Blechdoſe mit unſeren Namen und dem Tag der Erſtbeſteigung hinterlaſſen konnten.“ PCCCCCCCTCTTcTTTTPTTPTPPTPTPTTPTPTbTTeee „Ich möchte dieſen Herrn kennenlernen,“ forderte der Kriminalinſpektor. f i „Darf ich darum bitten—— die Ungelegenheiten— In dieſem Augenblick wurde der Direktor dringend zu ſprechen gewünſcht. von wem? Von Herrn Bretteſſer, der unbedingt abreiſen wolle. Herr Bretteſſer ſtehe draußen, ſei aufgeregt, habe ſchreckliche Augen— ein furchtbarer Mann in dieſem Augenblick—— „Bitte—“, forderte der Kriminalinſpektor. „Ich laſſe Herrn Bretteſſer bitten,“ rief der Direktor. Der kleine, beleibte, ſpitzbärtige Herr erſchien. Für den Bruchteil einer Sekunde ſchien er betroffen, daß der Direk⸗ tor nicht allein im Direktionszimmer ſaß. Dann, nach zögernden Schritten durch Zimmer, trat er zum Schreib⸗ tiſch und ſchrie: „Ich ziehe aus; unerhört, eben höre ich: ein Todesfall! Das fehlte mir! Danke! Sie haben mir die Unwahrheit ge; ſagt! Ich reiſe ſofort. Bitte, ein Auto und die Rechnung. Darf ich um Ihre Legitimation bitten?“, wandte ſich der Kriminalinſpektor ſtatt des Direktors an den Gaſt. „Legitimation? Ich? von mir? Wieſo?“ Der Direktor ärgerte ſich über den Beamten. Was ſollte dieſer ſchrullige Gaſt bei der Aufklärung des Falles nützen? Daß dieſer, der im Augenblick des Mordes zu ihm, dem Direktor, kam und fragte, ob oft jemand im Sanatorium ſterbe, daß dieſer ſonderbare Mann mit dem Verbrechen nichts zu tun haben konnte, war doch klar. „Wer ſind Sie überhaupt?“ Die Beamten wieſen ſich aus. „Ach ſo. Na ſchön. Warum denn nicht. Wenn es Ihnen Spaß macht, Bitte.“ a Er entnahm der Weſtentaſche einen zerknitterten Brief⸗ umſchlag mit der Adreſſe„Herrn Bretteſſer.“ „Ihre Brieftaſche, bitte.“. „Wozu? Bin ich ein Verbrecher? Was fällt Ihnen ein? Die Beamten bekamen die Taſche nur mit Anwendung von Gewalt. Der kleine, beleibte Herr wehrte ſich. „Sie haben erſtaunliche Kräfte; Ihnen iſt alles Zulu; trauen,“ erklärte der Inſpektor ironiſch.„Uebrigens heißen Sie gar nicht Bretteſſer.“ „Meine Sache.“ * Nach drei Tagen war der Täter überführt, die reiche Verwandte, zur Erlangung eines anſehnlichen Vermögens, ermordet zu haben. „Nicht möglich,“ ſagte kopfſchüttelnd der Direktor des Sanatoriums, als er es las. 5 Und als er die offizielle Beſtätigung erhielt, da zwin⸗ 1175 er dem Chefarzt zu, als dieſer noch immer ungläu⸗ ig war: „Es iſt alles ſchon dageweſen; gerade das war der Kniff, den Harmloſen zu ſpielen, mit fabelhaften Nerven, mit Raffiniertheit.— Das iſt vielleicht noch nicht dagewe⸗ ſen— l Vom Mord direkt hinzugehen und—“ „Nein,“ antwortete der Chefarzt.„Man ſollte es wirklich nicht glauben. Aber ſchließlich war es doch das Wichtigſte daß ich die Todesurſache einwandfrei feſtſtellte.“ „Hm,“ machte der Direktor. Man wußte nicht ſo recht ob das eine Ablehnung oder Zuſtimmung ſein ſollte.