—̃— Nr. 223(2. Blatt). ——— Neckar Bote Mittwoch, 23. September 1936 Handwerk im Aufſtieg Es verſteht ſich von ſelbſt, daß das Handwerk an der günſtigen Entwicklung unſerer Wirtſchaftsverhältniſſe, die ſich vor allem im Rückgang der Arbeitsloſenziffern äußert, ſeinen Anteil hat. Die Zeit der großen Arbeitsloſigkeit be⸗ günſtigte beſonders die Schwarzarbeit, die dem ſoliden Handwerk viel Schaden zufügte. Andererſeits ſuchte mancher arbeitslos gewordene Handwerksgehilfe ſich über die Wirt⸗ ſchaftskriſe dadurch hinwegzuhelfen, daß er ſich ſelbſtändig machte. So ergab ſich der Zuſtand, daß das ſelbſtändige Handwerk in der letzten Kriſe noch eine Vermehrung der Betriebe erfahren hat, wodurch der Exiſtenzkampf für den Einzelnen noch erſchwert wurde. Der Große Befähigungs⸗ nachweis und die Einführung der Handwerkskarte hat die⸗ ſer unerfreulichen Entwicklung ein Ende bereitet. Die Sta⸗ tiſtik zeigt, daß die Zahl der ſelbſtändigen Handwerksbe⸗ triebe von 1,32 Mill. im Jahre 1926 auf 1,421 Mill. im Jahre 1931 und 1,54 Mill. im Jahre 1934 geſtiegen iſt. Dieſe Betriebe beſchäftigten neben dem Meiſter zuletzt 2350 000 Kräfte, davon 1,5 Mill. Gehilfen und angelernte Arbeiter, 500 000 Lehrlinge, 100 000 Angeſtellte und rund 250.000 mithelfende Familienangehörige. Alles in allem, unter Hinzurechnung der Familien, ſind es rund 8 Millio⸗ nen Menſchen, die von den Erträgen deutſcher Handwerks⸗ arbeit leben. Das iſt ein Achtel des ganzen Volkes. Die Erhöhung der Zahl der Handwerksbetriebe war am ſtärkſten in den Großſtädten und Induſtriezentren. Er betrug in den Kammerbezirken Düſſeldorf 27 v. H., Aachen 25,4 b. H., Bremen 24,5 v. H., Chemnitz 24,4 v. H. In den Kammerbezirken mit ländlichem Einſchlag war der Zugang geringer. Berlin und Hamburg wieſen gegen 1931 ſogar einen kleinen Rückgang auf. Das Jahrbuch des deutſchen Handwerks für 1935 ſpricht die Anſicht aus, daß viele Handwerkszweige überſetzt ſeien, d. h. daß eine Ueberzahl von Betrieben beſteht, die nicht lebensfähig ſind. Es iſt je⸗ doch zu erwarten, daß durch die Geſetzgebung des national⸗ ſozialiſtiſchen Staates in den nächſten Jahren eine Vermin⸗ derung erfolgt, die vorausſichtlich durch die Abwanderung von berufsfremden Kräften in andere Erwerbszweige vor ſich gehen wird. Für den deutſchen Wirtſchaftsaufſchwung waren die hervorſtechendſten Geſichtspunkte: Die Feſtigkeit der Wäh⸗ rung, die Feſthaltung der bisherigen Löhne und Preiſe als Vorausſetzung der mengenmäßigen Wirtſchaftstätigkeit. Die deutſche Steuerpolitik wirkt ſich als ein Zwangſparpro⸗ zeß zugunſten des Reiches aus. Die ſo dem Reiche zufließen⸗ den Mittel werden der Anlagetätigkeit und nicht der Ver⸗ brauchswirtſchaft zugeführt.(Trotzdem iſt nicht zu verken⸗ nen, daß ſich der Konſum ſtark gehoben hat.) Die Belebung der Verbrauchsgüterwirtſchaft wird im weiteren Verlaufe unſerer Wirtſchaftspolitik Fortſchritte machen und auch dem Handwerk insgeſamt zugute kommen. Die Umſatzzahlen zeigen ebenfalls die Beteiligung des Handwerks an der gebeſſerten Konjunktur. Sie erreichten im Jahre 1935 die Höhe von 14 bis 15 Milliarden, gegen nur 9 bis 10 Milliarden Mark in den Jahren der Kriſe. Allerdings hat früher der Umſatz der Handwerkswirtſchaft ſchon die Höhe von 22 Milliarden jährlich erreicht. Dieſe Ziffer zeigt, daß noch viel nachzuholen iſt. Dementſprechend iſt auch die Entwicklung des Einkom⸗ mens geweſen. Es betrug im Jahre 1928 im Handwerk 4 Milliarden und ging bis 1932 auf 1,3 Milliarden zurück. Es wird auch für 1935 erſt auf 18 Milliarden geſchätzt. Der Rückgang des Einkommens wat alſo größer als der des Umſatzes. Wie der erwähnte Jahresbericht ausführt, iſt der Anteil des Handwerks am Volkseinkommen noch erheblich niedriger als vor der Kriſe, zumal, da er ſich jetzt auf eine höhere Zahl von Betrieben verteilt. Etwa die Hälfte aller Handwerker hatten 1935 ein Einkommen von weniger als 1500 Mark. Inflation, Deflation und Wirtſchaftskriſe ha⸗ ben einen„Stand ohne Mittel“ hinterlaſſen. Trotzdem iſt dieſe Wirtſchaftsgruppe die kriſenfeſteſte von allen. Das kommt darin zum Ausdruck, daß der Hand⸗ werksmeiſter auch in ſchwierigen Zeiten ſeine Werkſtatt aufrecht erhält, ſelbſt um den Preis von Opfern. Es iſt der Beweis, daß ein Beruf noch andere Werte in die Wagſchale werfen kann, als die rein materiellen Mittel. In dieſer mo⸗ raliſchen Kraft beruht ein gutes Stück der Bedeutung des deutſchen Handwerks. Betrachtet man den Entwicklungsgang des Handwerks unter der nationalſozialiſtiſchen Regierungsführung, kann, wie der Bericht feſtſtellt, ein unleugbarer Aufſtieg konſtatiert werden. Dieſer Aufſchwung wird vielfach als etwas Selbſtverſtändliches hingenommen. Zu leicht werd vergeſſen, daß es gewaltiger Anſtrengungen bedurfte, um das Erreichte zu ſchaffen, und daß nur durch das Vertrauen der Wirtſchaft zur nationalſozialiſtiſchen Führung dieſer Erfolg möglich war. Man kann auch die Ausſichten des Handwerks als gut bezeichnen, wenn man bedenkt, daß noch ein Fehlbedarf von 1,5 Millionen Wohnungen neben einem laufenden jährlichen Bedarf von 300 000 Wohnungen beſteht, und daß ſich auch die Bedürfniſſe der Wehrmacht noch weiter wirt⸗ ſchaftsbelebend auswirken werden. Der Zigeuner in Frauenkleidung FJeſtnahme eines Schwerverbrechers.— Er enkzog ſich jahrelang auf raffinierke Weiſe ſeiner Verhaflung. ** Frankfurt a. M., 22. Sept. Aufgrund umfangreicher Fahndungen und Ermittlun⸗ gen, die ſeit einigen Monaten ſeitens der Frankfurter Kri⸗ minalpolizei zur Bekämpfung des Zigeunerunweſens durch⸗ geführt werden, wurde dieſer Tage der 41 Jahre alte Zi⸗ geuner Bernhard Roſenberg alias Hanſtein in Duisburg feſtgenommen und nach Frankfurt a. M. gebracht. 5 Durch dieſe Feſtnahme wurde einem gefährlichen Ver⸗ brecher, der es auf raffinierte Weiſe verftand, jahrelang ſeiner Feſtnahme und Beſtrafung zu enkgehen, das Hand- werk gelegt. Die umfangreichen Ermittlungen beleuchten aber auch hier wieder ſchlagartig das aſoziale Leben und Treiben der Zigeuner. Bernhard Roſenberg erſchoß im Jahre 1918 in Lüne⸗ burg einen Zigeuner und ergriff nach dieſer Bluttat die Flucht. Nun trieb er ſich jahrelang unter den verſchieden⸗ ſten Namen— er nannte ſich Rauſchemann, Schubert, Schafo, Hanſtein und Laubinger— im Lande umher, ja er trug ſogar Frauenkleider, um ſich ſeiner Feſtnahme zu entziehen. Nach ſieben Jahren wurde er ſchließlich unter dem Namen Schubert in Saarlouis feſtgenommen. Als das Verbrechen in Lüneburg zur Aburteilung kommen ſollte, wurde ſeitens des Täters und der Zeugen die Bluttat ſo hingeſtellt, als ob es ſich hier um ein Verſehen gehandelt habe. Man ſagte einfach aus, daß beim Spielen mit der Piſtole ein Schuß losgegan⸗ gen ſei, der den Tod des Zigeuners herbeigeführt habe. So mußte dieſes Verfahren, das ſchließlich nur noch auf fahrläſſige Körperverletzung lautete, wegen Verjährung eingeſtellt werden. In einem anderen Falle hatte Bernhard Roſenberg verſucht, ſeinen Schwiegervater Stefan Roſenberg zu er⸗ ſchießen. Als hier das Verfahren in Hamburg lief, zog der Schwiegervater ſeine zuerſt gemachten belaſtenden Aus⸗ ſagen zurück, um, wie er erklärte, den Täter nach den Sit⸗ ten und Gebräuchen der Zigeuner zu beſtrafen. Das Ver⸗ fahren mußte ſeitens der Behörden eingeſtellt werden, da mit dem beſten Willen nicht mehr durch das Lügengewebe der Zigeuner durchzukommen war. Aufmerkſam war man auf Roſenberg geworden durch die Ausſagen der bereits in Frankfurt a. M. vor einiger Zeit feſtgenommenen Zigeuner. Danach war Bernhard Ro- ſenberg in zwei blutige Schlägereien verwickelt, die ſich im Januar bezw. Juni 1933 in Bremen unter Zigeunern zutrugen. Damals gab es zahlreiche Schwer⸗ und Leichtverletzte, ſo daß der Stadt Bremen durch die Krankenhausbehandlungen hohe Koſten entſtanden, die auch von ihr bezahlt werden mußten. Trotzdem verlangte der Zigeuner Oskar Janoſch von einem Zigeuner, der ſich damals in Bad Grömitz in Holſtein aufhielt, und der Ja⸗ noſch bei der Schlägeref übel zugerichtet hatte, 2000 Mark Schadenerſatz. Als dieſer Betrag aber nicht gezahlt wurde, fuhren 10 Zigeuner, unter ihnen Bernhard Roſenberg, nach Bad Grömitz. Durch ihre Ueberzahl glauvten ſie den Zigeuner einſchüchtern zu können. Zufällig trafen ſie je⸗ doch ihren Geaner mitten in der Stadt, ſo daß man die Polizei verſtändigen und die feindlichen Zigeuner abtrans⸗ portieren konnte. So wurde ein weiteres Blutbad ver⸗ hindert. Sportnachrichten Deutſche Fußballelf gegen Luxemburg Unſere Fußballer tragen bekanntlich am kommenden Sonntag, 27. September, einen Zweifrontenkampf aus. Neben dem Kampf gegen die Tſchechoſlowakei in Prag findet noch ein Länderſpiel gegen Luxemburg in Krefeld ſtatt, zu dem das Fachamt jetzt auch die Mannſchaft namhaft gemacht hat. Ueberraſchend wurde der altbewährte Schalker Nationalſpieler Ernſt Kuzorra wieder berückſichtigt, dem man anſcheinend noch einmal die Chance bieten will, ſich für größere Aufgaben zu empfehlen. Die deutſche Vertretung hat im einzelnen folgendes Ausſehen erhalten: Jüriſſen(Rot⸗Weiß Oberhauſen); Sold(FV Saarbrük⸗ ken), Sievert(Hannover 96); Zielinſki(Union Hamborn), Rohde(Tod Eimsbüttel), Tibulſki(Schalke 04): Malecki Großlöſchübungen am Bückeberg. Am Bückeberg, auf dem Aufmarſchgelände zum Erntedankfeſt, fand ein Generalappell der Frei⸗ willigen Feuerwehren ſtatt, bei dem neue Mo⸗ torſpritzen ausprobiert wurden. Unſere Auf⸗ nahme zeigt die an der Weſer aufgeſtellten Spritzen in Tätigkeit. Weltbild(M) (Hannover 96), Billen(Bf Osnabrück), Pörtgen, Kuzorra (beide Schalke 04), Günther(Duisburger SV 90). Vier dieſer elf Spieler kämpfen zum erſten Male für die deutſchen Farben, nämlich Sievert, Rohde, Tibulſki und der frühere Hamborner Billen. Zweimal Baden— Württemberg im Boxen Die beſten Amateurboxer Württembergs und Badens werden im nächſten Monat erneut ihre Kräfte in zwei Gau⸗ kämpfen meſſen. Die erſte Begegnung ſteigt am Samstag, 17. Oktober, in Friedrichshafen, die zweike am Sonntag, 18. Oktober, in Konſtanz. Die beiden Begegnungen in der Bodenſeegegend werden als Werbeveranſtaltungen aufge⸗ zogen. In abſehbarer Zeit ſoll auch in der nördlichſten Stadt Badens, in Weinheim, eine größere Veranſtaltung, vielleicht ein Gaukampf zwiſchen Baden und Südweſt oder zwiſchen Baden und Heſſen, ſtattfinden. Internationale Sechstagefahrt Die ſchwierigſte mokorſporkliche Prüfung.— England holt die„Trophäe“ zurück. Drei Jahre lang gewann die deutſche BM W'⸗ Mannſchaft bei der ſchwierigſten motorſportlichen Prü⸗ fung, der Internationalen Sechstagefahrt, die„Interna⸗ tionale Trophäe“. Im Jahre 1933 entriſſen unſere tapferen Fahrer den Briten den begehrten Preis und 1934 und 1935 verteidigten ſie ihn auf deutſchem Boden mit Erfolg. Der Verſuch, den Preis für ein weiteres Jahr im Land zu be⸗ halten, ſcheiterte. Das Glück, das im Vorjahr auf der Seite der deutſchen Fahrer war, wendete ſich diesmal einem an⸗ deren zu: England. Mit England hat der größte Gegner der deutſchen Mannſchaft den Sieg davongetragen und da⸗ mit das Recht erworben, im nächſten Jahr die Sechstage⸗ fahrt auf engliſchem Boden durchzuführen. Zum neunten Male ſteht nun England als Sieger auf der„Trophäe“ verzeichnet. Brittain(348 cem Norton), Rowley(346 cem A. J. S.) und Waycott(495 cem Velocette mit Seitenwagen) waren die tapferen Fahrer, die mit ihrem Sieg an eine alte Tradition anzuknüpfen wuß⸗ ten. Für Deutſchland kämpften Henne, Stelzer und Krauß auf den 550⸗cemꝙ⸗BMW⸗Maſchinen bzw. dem 600⸗cem⸗BMW⸗Geſpann ebenfalls überaus tapfer. Ein einziges Mal innerhalb von vier Tagen trat an einer Maſchine ein Motordefekt auf, der ſchließlich den Sieg koſtete. England, Deutſchland, Frankreich, Italien und Tſche⸗ choſlowakei— ſo lautete diesmal die Reihenfolge im Kampf um die„Internationale Trophäe“. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 24. September: 9.30 Wir veſpern mit der Urahne; 10 Volksliedſingen; 10.40 Sendepauſe; 1.350 Sommer in Carrasco; 17.40 Ge⸗ ſchmackloſigkeiten, Kurzgeſpräch; 18 Muſik zum Feierabend; 19.40 Echo aus Baden; 20.10 Abendkonzert; 22.30 Lieder; 22.45 Vierhändige Klaviermuſik; 23 Carl Maria von Weber in Mannheim, eine Stunde Romantik. Freitag, 25. September: 9.30 Sendepause; 10 Laufen— Fahren— Fliegen, Hör⸗ folge; 10.30 Sendepause; 15.30 Glückskind, Kindermärchen; 18 Mit dem Arbeiter der DAF. und dem Mikrofon durch ſchwäbiſche Arbeitsſtätten; 18.30 Muſikaliſche Drehbühne, Schallplatten; 19.15 Juchheißa, juchhei, die Ernt' iſt vorbei, Badner Mädels ſingen zum Ernketanz; 19.45 Erzeugungs⸗ ſchlacht; 20.10 Klang durch die Dämmerung, anſchließend: Orcheſterkonzert; 22.30 Anterhaltungskonzert. Samstag, 26. September: 9.30 Sendepauſe; 10 Wir fahren mit dem Zeppelin; 10.30 Sendepauſe; 15 Um Haydn und Mozart, anſchließend: Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Drum grüß' ich dich, mein Badner Land.. Soldaten ſingen Soldatenlieder; 19 Themen und Variationenz 20.10 Kaskaden, bunter Abend; 21.30 Tanzmuſik; 22.30... und abends wird getanzt,. * Neichsſender Frankfurt: a Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6, Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 tler; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Bäderkonzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepauſe; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nachrichten; anſchließend Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplat⸗ tenkonzert; 15 Volk und Wirtſchaft; 16 Nachmittagskonzert; 19.40 Tagesſpiegel; 19.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderun⸗ gen: 20 Zeit. Nachrichten: 22 Zeit, Nachrichten: Donnerstag, 24. September: 8.30 Sendepauſe; 9.30 Muſik am Morgen; 10 Volks⸗ liedſingen; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinderfunk; 17 Kammer⸗ muſik; 17.30 Von der Donau bis zum Jordan, Kriegsbücher; 17.45 Ein ganzer Kerl, Erzählung; 18 Konzert; 19 So leben wir, fröhliches Feierabend⸗Singen; 20.10 Schon die Abendglocken klangen, Heimatklänge; 22.30 Tanzmuſik. Freitag, 25. September: 1 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Bauernfunk, 15.15 Kochem an der Moſel; 16.45 Fidele Hühner; 17.30 Der Winzer die Landſchaft— der Wein, Funkſpiel; anſchl.: Berge und Bauern, Betrachtung; 18 Zum Feierabend; 19 Kammer⸗ muſik; 20.10 Lachender Herbſt, bunter Abend; 22.30 Anter⸗ haltungskonzert. Samstag, 26. September: 8.30 Sendepauſe; 8.45 Auf zum Staatsjugendtag, BdM⸗ Sport; 9 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 15.15 Volk und Wirtſchaft; 15.30 Jugendfunk; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Militärkonzert; 19.30 Wochenſchau; 19.55 Ruf der Jugend; 20.10 Muſikaliſches Kunterbunt; 22.20 Sportſchau; 22.30.. und morgen iſt Sonntag. 1 0 4 13 1 4 2 Wie lange reicht der Vorrat? Die natürlichen Kraftquellen der Erde.— Probleme der Weltkraftkonferenz in Waſhington. Kohle, Erdöl und ſtrömendes Waſſer ſind die großen Kraftſpender der Erde. Die Menſchheit hat darüber hin⸗ aus ſeit alters verſucht, den Wind und die Wärmeſtrahlen der Sonne ihrer Energieverſorgung dienſtbar zu machen, aber größere Erfolge waren dieſen Unternehmungen nicht beſchieden. So befaßt ſich auch die III. Weltkraftkonferenz, die in dieſen Tagen unter dem Protektorat des Präſi⸗ denten Rooſevelt in Waſhington zuſammentrat, nur mit der Verſorgung der Weltſtaaten an dieſen drei Schätzen des Bodens und den aus oder mit ihnen gewonnenen Produkten Gas und Elektrizität. Schwere Sorgen ſind es, die viele Völker auf die Weltkraftkonferenz ſchauen laſſen: Nicht alle Länder ver⸗ fügen über die billige Waſſerkraft, die ſich auf natürlichem Wege durch die Niederſchläge immer wieder ſelbſt er⸗ neuert. Wo waſſerreiche Gebirge fehlen, und die Flüſſe auf langem Lauf durch das Flachland faſt zu ſtehenden Gewäſſern geworden ſind, läßt ſich mit der Waſſerkraft nicht viel Leiſtung erreichen. Noch unterſchiedlicher ſind die Gaben der Natur an Erdöl verteilt. Nur Amerika, Rußland, Perſien, Rumänien haben reicheren Anteil an dem flüſſigen Gold. Viele Länder beſitzen überhaupt keine Erdölvorkommen. Im Ganzen geſehen, gehen außerdem die Erdölvorräte überall bei dem täglich ſteigenden Be⸗ darf zur Neige, und aus den Berichten, die von den ein⸗ zelnen Ländern der Weltkraftkonferenz vorgelegt wurden, geht hervor, daß ſchon die Menſchheits⸗Generation, die in dieſen Jahren geboren wird, alſo unſere Kinder, das Ver⸗ ſiegen der Erdölquellen erleben dürften. Bereits heute iſt man doch vielfach genötigt, künſtlich die Bohrlöcher zur Hergabe ihrer Vorräte zu zwingen, da der natürliche Druck zu ſtark nachgelaſſen hat.— Mit Kohle ſind zwar die meiſten Länder mehr oder minder gut verſorgt. Aber der ſteigende Bedarf der Induſtrien, insbeſondere des Hüttenweſens und ſeit einigen Jahrzehnten auch der chemiſchen Werke, die die Kohle weniger als Energieſpen⸗ derin denn als Ausgangsmaterial für andere Edelpro⸗ dukte verwendet, greift die Vorräte doch erheblich an. „Die nationale Energiewirtſchaft“ iſt deshalb das Thema der Weltkraftkonferenz 1936. Die Grundlagen der Energieverſorgung der einzelnen Länder werden behan⸗ delt und die Wege aufgezeigt, auf denen ſie ihre Energie⸗ quellen ausnützen und die gewonnene Energie verteilen. Nicht der einzelne Fachmann ſoll dieſen oder jenen viel⸗ leicht ſehr eigenwilligen Weg vorſchlagen, ſondern die Er⸗ fahrungen der Nationen ſollen ausgetauſcht werden. Hat es um Erdölquellen und Kohlenlager einſt diplomatiſche Verwicklungen gegeben, ſo wollen die Völker ſich jetzt helfen, durch Organiſation der Energieförderung mit ihren Energiequellen auszukommen. 18 große Fragen hat das gaſtgebende amerikaniſche Komitee den Ländern zur Stel⸗ lungnahme vorgelegt. Mit Vorrang intereſſiert da natür⸗ lich, was deutſcherſeits zu den wichtigſten Punkten der Tagungsordnung berichtet werden konnte. Wie in den meiſten Ländern, ſteht auch in Deutſchland die Kohle unter den drei Energieſpendern an erſter Stelle. Die deutſchen Steinkohlenvorräte werden nun, ſoweit ſie in abbauwürdigen Tiefen ruhen, auf etwa 280 Milliarden Tonnen geſchätzt. Steigt alſo der Bedarf nicht mehr all⸗ zuſehr, ſo werden wir, nach den Ausführungen von Dr.⸗ Ing. G. Knepper, noch für die nächſten 2000 Jahre aus⸗ reichen. Weniger gut ſieht es mit den Braunkohlen aus. Aber auch die rd. 56 Milliarden Tonnen, die, auf den Wärmewert der Steinkohlen umgerechnet, etwa 12 Mil⸗ liarden Tonnen Steinkohlen entſprechen, aber in vieler Hinſicht ganz anders verwendbar ſind, dürften doch noch für 400 Jahre den deutſchen Bedarf decken. Immerhin haben wir allen Grund, das nationale Volksgut„Kohle“ haushälteriſch zu behandeln. Der Fachmann ſieht daher in dem einfachen Verbrennen der Kohle ſchon ſeit langem einen Raubbau; denn nicht alle ihre wertvollen Beſtand⸗ teile werden bei bloßer Wärmeerzeugung ausgenutzt. So wird die Kohle jetzt vor allem in Koks, Gas, Benzol und wertvolle Teer- und Ammoniakerzeugniſſe zerlegt. Koks und Gas werden dann zum Heizen, Benzol als Treibſtoff verwertet. Aus den Teeren werden Farben und Heil⸗ mittel hergeſtellt. Da Deutſchland aber ſehr ſchlecht mit Erdölvorkom⸗ men bedacht iſt, ſo hat die Kohle gerade für uns beſondere Bedeutung als Rohſtoff für Benzin, Gasöl und Heizöl gewonnen. Nach den Berichten von Oberberghauptmann Schlattmann und Dr.⸗Ing. Koppenberg kann heute nach deutſchem Verfahren jeder Brennſtoff in Benzin beſter Beſchaffenheit umgewandelt werden. Ebenſo kann Roböl, das in der Einfuhr billiger iſt, alſo weniger Deviſen koſtet, als Ausgangsſtoff dienen. Dieſe Kohleverflüſſigung wird über Deutſchland hinaus ihre Weltbedeutung bekommen, ſobald die Erdölvorräte tatſächlich verſiegen. Deutſchland verbraucht zur Zeit etwa 1,5 Millionen Tonnen Benzin, mehr als 800 000 Tonnen Gasöl für Dieſelmotore und rund 190000 Tonnen Heizöl für Oelfeuerungen. Zweifel⸗ los wird aber bei fortſchreitender Motoriſierung der Be⸗ darf noch erheblich ſteigen. So war der deutſche Wiſſen⸗ ſchaftler durch die Not gezwungen, raſcher als andere auf die Möglichkeit zu ſinnen, aus der dem Benzin und Dieſel⸗ öl chemiſch beinahe verwandten Kohle dieſe Treibſtoffe künſtlich zu gewinnen. Er hat für die Kohleverflüſſigung und die Treibſtoffſyntheſe aus reſtlos vergaſter Kohle gleich mehrere Wege gefunden, um die Kohle von den ſchädlichen Beimengungen an Sauerſtoff und Schwefel zu befreien und den Kohlenſtoff mit dem Waſſerſtoff zu Kohlenwaſſerſtoff— Benzin— zu verbinden. Große Bedeutung als Energieträger hat auch das ebenfalls aus der Kohle gewonnene Gas bekommen, zumal es heute nicht mehr aus der wertvollſten Kohle, ſondern durch Braunkohleentgaſung und aus Braunkohlenabfällen gewonnen wird. Dem Gas kommt in Deutſchlands Ener⸗ giewirtſchaft heute erhöhte Bedeutung zu, weil es beim Verfeuern ſehr wirtſchaftlich iſt, und die Geſtehungskoſten der Induſtrie zu ſenken erlaubt, und weil es ebenfalls als Treibſtoff beſonders für ſchwere Wagen an Stelle der vom Ausland einzuführenden Gasöble treten kann. Da werden die deutſchen Ferngasnetze immer ſtärker ausgebaut, um das Gas von den Zechen direkt zum induſtriellen oder privaten Verbraucher zu leiten.— Grundſätzlich wird da⸗ gegen eine Konkurrenz von Gas und Elektrizität durch gemeinſame Bewirtſchaftung ausgeſchaltet, da jeder der beiden Energieträger ſeine beſonderen gar nicht zu miſſen⸗ den Aufgaben hat. Die Elektrizität wird in der Licht⸗, Wärme⸗ und Kraftverſorgung des Kleinbetriebes und der Wohnungen, namentlich auf dem Lande, noch ſtändig an Bedeutung gewinnen. Dr.⸗Ing. R. Fiſcher und Dipl.⸗Ing. A, von Waechter konnten in Waſhington berichten, daß bereits 25000 Elektroherde und 5000 elektriſche Viehfutter⸗ Dämpfer in deutſchen ländlichen Betrieben benutzt wer⸗ den— bei der Jugend dieſer Erfindungen eine Steige⸗ rung. Die Energiewirtſchaft in Deutſchland und wohl auch in den meiſten übrigen Ländern iſt bei dem anhaltenden Energiebedarf geradezu eine öffentliche Pflicht geworden, eine„Verſorgungsaufgabe“ des Staates, wie Miniſterial⸗ rat Dr. Pohl ſie in ſeinem zuſammenfaſſenden Bericht nannte. Dieſe Verſorgungsaufgabe hat zu berückſichtigen, daß jeder gerechtfertigte Energieanſpruch befriedigt wird, daß aber andererſeits die vorhandenen Energieſpender auch aufs beſte ausgenutzt werden, und daß jeder Leer⸗ lauf gerade in dieſen Werken unbedingt unterbleibt. Ueber alle anderen wirtſchaftspolitiſchen Intereſſen und Beden⸗ ken hinaus muß die Energieverſorgung eines Landes an erſter Stelle geſichert werden. 5 Der Berg ſtürzt ein *—— Iſt eine„Nordfjord⸗Kataſtrophe“ in Deutſchland möglich? Der gewaltige Bergſturz, der am 13. September eine wand von 300 Meter Breite in den Nord⸗ fjord warf und zwei norwegiſche Dörfer vollſtändig hinwegfegte, erinnert uns wieder einmal daran, daß das Antlitz der Erde allmählich verwittert. Mit Schauer erfahren wir aber auch, in welcher Gefahr die Bewohner mancher Hochtäler unter drohenden Felshängen leben. Einer der gründlichſten Kenner ſolcher Veränderungen unſerer Erdoberfläche, Prof. Dr. Kegel von der Preußiſchen Geologiſchen Landes⸗ anſtalt, erklärte einem Mitarbeiter, wie ſolche Natur⸗ kataſtrophen ſich vorbereiten und wie die Menſchen ſich vor ihnen ſchützen können. Einen Bergſturz von dem Ausmaß und den entſetz⸗ lichen Folgen dieſes Unglücks am Nordfjord haben wir in Deutſchland wohl nirgends zu befürchten. Zwar kennen auch wir Bergrutſche mit ihren verheerenden Folgen bei Cochel an der Moſel iſt erſt im letzten Frühjahr das Gebirge in Bewegung geraten und hat ſchweren Schaden angerichtet. Aber, damit ein ſolches Naturereignis die furchtbaren Ausmaße annimmt, wie jetzt in Norwegen, müſſen mehr Umſtände zuſammentreffen.“ So meint Prof. Kegel. „Die Felswand, die da in Norwegen auf 300 Meter Breite abſplitterte und 800 Meter hinunterraſte, hat näm⸗ lich gar nicht ſelbſt die ſchwerſten Verheerungen ange⸗ richtet. Sie fiel in das Waſſer des Fjordes, und wenn da ein ſolcher Geſteinsbrocken aus großer Höhe hinein⸗ ſtürzt, entſteht natürlich eine ungeheure Sturzflut: Das Waſſer brandet nicht nur in der nächſten Umgebung an den ſteilen Felsufern empor, nein, bis tief hinein in die Verzſweigungen des Fjordes raſt die Welle und ſtaut ſich hinauf auf die ſchmalen Uferſtreifen, die der Berg dem Menſchen für ſein Gehöft freiließ. Dort wäſcht ſie dann alles fort!“ „Sicher ſchauen bei der Schreckensnachricht aus Nor⸗ wegen auch in den deutſchen Hochtälern, und namentlich an Rhein und Moſel, die Einwohner beſorgt zu ihren Bergen empor: Werdet ihr oben bleiben? Werdet ihr nicht auch über uns hereinbrechen? Aber in Deutſchland wüßte ich keine Stelle, wo ſich die Felſen ſo hoch und ſo ſteil direkt neben einem größeren Waſſer erheben. Wenn hier in einem Gebirgstal ein Felsſtück abreißt, rollt es höchſtens in einen Bach oder einen Fluß und wird dann nie ſo viel Schaden anrichten können. Ein Bergrutſch wie der, der vor Jahrzehnten bei Kaub am Rhein niederging und To⸗ desopfer forderte, wird in Deutſchland immer eine Selten⸗ heit bleiben. Allerdings gibt es auch Beiſpiele, wo der Bergrutſch genau wie in Norwegen das Waſſer, das ganze Erdreich eines Tales am gegenüberliegenden Berg„em⸗ porgeſchwemmt“ hat. Bei Goldau in der Schweiz kamen 1806 nicht weniger als 30 Millionen Kubikmeter Geſtein ins Gleiten, rutſchten von dem 1500 Meter hohen Roß⸗ berg herab und warfen den ganzen Talboden am Nordfuß des Rigi empor.“ „Deshalb darf man natürlich Bergſturzgefahren auch da, wo kein Waſſer ſie verſchlimmern kann, nicht unter⸗ ſchätzen. Die Erdkruſte iſt überall— auch in Deutſchland — in ſtändiger Bewegung. Das Geſtein der höchſten Gipfel „verwirft ſich“ in Schichten gegeneinander. Riſſe, Spalten und Fugen entſtehen. In dieſe Fugen fließt das Waſſer und lockert das Gefüge des Berges immer mehr. Das Waſſer friert dann im Winter, dehnt ſich dabei aus und ſchiebt das Geſtein noch weiter auseinander. Stehen die ſo abgelöſten Platten oder Schichten ſchließlich auf gar zu ſteiler Böſchung, dann kommt der Augenblick, wo ſie abrutſchen und zu Tal fahren. Der„Steinſchlag“, der im Gebirge immer wieder ſeine Opfer fordert, iſt im Grunde nichts anderes als ein kleiner Bergſturz. Das Geſtein iſt eben verwittert.“ „Die Zeit der Bergſtürze iſt deshalb vor allem der ſpäte Winter und das Frühjahr, denn da macht ſich die Verwitterung am ſtärkſten bemerkbar. Der Froſt hat dann tüchtig vorgearbeitet und letzte Haltevorſprünge an den Felsplatten zerſtört; das untere Geſtein iſt vom Regen und vom Tauwaſſer naß und die daraufliegenden Brocken rutſchen leichter. Daß ein Unglück wie das norwegiſche in dieſer Jahreszeit paſſiert, iſt recht ungewöhnlich. Viel⸗ leicht ſind vor kurzem dort ſtärkere Regengüſſe niederge⸗ gangen? Das kann beſonders da gefährlich werden, wo unter anderem Geſtein eine Tonſchicht lagert.— Wenn ein Ozeandampfer vom Stapel laufen ſoll, dann wird die Gleitbahn erſt dick mit Schmierſeife eingerieben. Ganz wie dieſe Schmierſeife wirkt naſſer Ton auf das ſchräg dar⸗ überliegende Geſtein.“ „Der Ton iſt überhaupt ein gefährliches Material. Lagern nämlich die übrigen Schichten waagerecht ſo. auf ihm, daß ſie nicht abrutſchen können, dann quillt er, wenn er naß wird, vielleicht ſeitlich aus dem Bera und richtet Unheil an. Im Weſterwald gibt es z. B. eine Stelle, wo eine Straße nahe am Bergeshang vorbeiführt. Sie wurde in eine Tonſchicht eingeſchnitten. Alle paar Jahre wird der Damm von ausſchwimmendem Ton zur Seite gedrückt oder ſackt ein paar Meter weiter ab, weil er unterhöhlt iſt. Früher kannte man dieſe geologiſchen Vorgänge nicht. Da hat in den 50er Jahren eine Eiſenbahngeſellſchaft ihre Geleiſe durch ein Tal gelegt, und hatte das auf der einen Stelle abgetragene Erdreich an anderer Stelle zum Auf⸗ ſchütten des Unterbaues benutzt. Die Erde enthielt aber Ton, und immer wieder muß nun der Damm ausgebeſſert werden, weil der Ton auseinanderſchwimmt. Es iſt leicht zu verſtehen, daß ſich Tonſchichten im Gebirge unter der Laſt des übrigen Geſteins genau ſo wenig widerſtands⸗ fähig erweiſen.“ „Sie fragen nun, was der Geologe rät, um ſolchen furchtbaren Naturereigniſſen vorzubeugen.— Leider läßt ſich dafür keine Fauſtregel aufſtellen! Das Geſtein iſt überall anders, ja, es wechſelt in ſeiner Zuſammenſetzung oft von Quadratmeter zu Quadratmeter. Ein Ton, der hier beim Waſſereinbruch ſchmierig wird, iſt wenige Meter weiter ſo von anderem Material durchſetzt, daß er als Unterlage ganz guten Halt gibt. Vor allem kann der Geologe ja nicht überall in den Berg hineinſchauen, alſo die kommenden Gefahren nur an äußeren Merkmalen er⸗ kennen. Ein allgemeiner und ſtändiger geologiſcher Ueber⸗ wachungsdienſt, wie Sie ihn vermuten, wäre daher zweck⸗ los. Selbſtverſtändlich werden dagegen alle jene Stellen laufend kontrolliert, die irgendwelche Gefahrenmomente zeigen. Wenn z. B. an einem Berg ſich oben tiefe Spalten zeigen, die darauf ſchließen laſſen, daß hier eine Geſteins⸗ ſchicht abreißt, dann wird er genau ſo eingehend unter⸗ ſucht, wie etwa ein Gebäude, deſſen Fundamente nach⸗ geben und das einzuſtürzen droht. Jede Erweiterung der Spalten wird dann ſorgfältig kontrolliert, und die Geo⸗ logiſche Landesanſtalt prüft, welche Sicherungs⸗ oder Hilfsmaßnahmen getroffen werden können. Die Beamten des Bezirks aber, und vor allem die ganze Bevölkerung ſolcher Gebiete müſſen aufpaſſen, ob ſich äußere Merkmale von Bergabriſſen zeigen!“ „Handelt es ſich nur um eine kleine Geſteinsmaſſe, dann iſt zu überlegen, ob es ſich lohnt, den locker gewor⸗ denen Teil künſtlich abzutragen. Bei Lorch im Rheinland wurde z. B. bald nach dem Weltkrieg auf dieſe Weiſe den unterhalb des Berges liegenden Ortſchaften Hilfe ge⸗ leiſtet. Aber das iſt natürlich oft teurer als das Räumen und Umſiedeln eines Dorfes. Erkennt man frühzeitig, daß ſich an einer gefährlichen Stelle Riſſe bilden, in die das Waſſer eindringen kann, dann läßt ſich der Berg auch viel⸗ leicht noch„trocken legen“, d. h. die Riſſe werden ver⸗ ſchmiert, damit kein Waſſer mehr hineingelangt. Das Trockenlegen hat aber auch nur an kleineren Stellen Aus⸗ ſicht auf Erfolg. Wo große Gebirgsteile in Bewegung ge⸗ raten, wie manchmal in den Alpen, im vorigen Jahre bei Lyon, da hilft keine menſchliche Kunſt, keine Klammer und keine Stütze! Solche Millionen von Kubikmetern ſind nicht zu halten, ganz gleich, ob es ſich um kompakte Felſen oder um Geſteinstrümmer handelt. Man kann nur froh ſein, wenn es der Ueberwachung gelingt, die bedrohten Ort⸗ ſchaften rechtzeitig zu warnen, damit die Menſchen ſich und ihre wertvollſte Habe in Sicherheit bringen können.— Häufig kündet der Berg ſelbſt ja ſein Abbrechen an: Ein, Knarren geht tief durch den Felſen, das die Tiere auf⸗ merken läßt. Das Wild verläßt daher meiſt rechtzeitig in wilder Flucht die gefährdete Stelle.“ „Alle Vorſorge kann freilich da nichts nützen, wo durch Erdbeben die Berge zertrümmert werden. Die gefährlich⸗ ſten, weil unvorherſehbaren Bergſtürze ſind daher in vul⸗ kaniſchem Gebiet zu verzeichnen, wie das furchtbare Un⸗ glück, das 1348 die Gegend von Dobrotſch in Kärnten heimſuchte: Da wurden nicht weniger als zwei Flecken und 17 Dörfer vom Berg begraben, als ein Erdbeben die Felſen erſchütterte. Aber vulkaniſche Beben haben wir gerade in Deutſchland ja kaum zu befürchten!“ Vor 200 Jahren:„Oer Schneider⸗Lehrer“ Bei den überaus traurigen Gehaltsverhältniſſen der Lehrer in den Dörfern, namentlich aber in den nur von Tagelöhnern und hörigen Bauern bewohnten Gutsdör⸗ fern, war der Landlehrer vor 200 Jahren gezwungen, auf irgendeine Weiſe Geld zu verdienen. So griff eben der Lehrer zur Elle und zum Bügeleiſen, und während er emſig Nadel und Zwirn handhabte, las, ſchrieb und rech⸗ nete ſeine Schar im kleinen Stübchen. In dem„Innungs⸗Artikul für das Gewerk derer Schneider zu L.(pommerſche Stadt), gegeben zu Berlin anno 1736“ wird in einem beſonderen Paragraphen die Frage behandelt, wieweit„die Küſter und Schulmeiſter auf dem Lande das Schneiderhandwerk betreiben können“, Um einem„Landſchneider“ Möglichkeiten zu geben, im Dorf ſich die nötige Kundſchaft zu erwerben, wurde von der Regierung verfügt, daß die Schneider auf dem platten Lande in die Städte ziehen, dagegen die„Schneider⸗Leh⸗ rer“ alle Rechte genießen ſollten.„Den auf dem Lande wohnenden Küſtern und Schuhlmeiſtern ſoll zu ihrer beſſe⸗ ren Subſiſtenz nachgelaſſen ſein, allerhand Schneiderarbeit für die Landleute, jedoch ohne Geſellen und Jungen zu verfertigen. Will aber ein Land⸗Küſter oder Schuhlmeiſter Geſellen halten oder Jungens lehren, iſt er ſchuldig, das Meiſter⸗Recht in der nächſten Stadt zu gewinnen, und ſoll ein ſolcher Land⸗Meiſter zum Meiſterſtück verfertigen: 1. einen Bauern-Rock und Hoſen von Landtuch, 2. ein Frauen⸗Camiſol von Tuch, Warp, oder andern für Bauer⸗ Leute üblichem Zeug. Und iſt es übrigens damit, wie wegen der Stadt⸗Meiſter zu halten, jedoch daß keine Wan⸗ der⸗Jahre erfordert werden. Es ſoll auch ein Landſchuhl⸗ meiſter an Meiſter⸗Gelde und allen Kaſſen überhaupt mehr nicht als drey Rthlar zahlen und mit dem Meiſter⸗Stück frey zu gebühren haben.“ Dieſe„Schneider⸗Lehrer“ haben ſich bis in das 19. Jahrhundert gehalten. Die ſeminariſch vorgebildeten Leh⸗ rer gingen in die Städte; ſchlecht beſoldete Stellen wurden vergeblich ausgeſchrieben. Schließlich übertrug man ſie einem„Schneider⸗Lehrer“, falls nicht ein ausgedienter Korporal hier ſein Leben beſchloß. Proſit— Pflaumenbier! Den Pflaumenſchnaps, den Slivovicz, kennen wir in Europa, vor allem auf dem Bal⸗ kan, ſchon lange. Amerika blieb es vorbehalten, nun aus Pflaumen auch Bier zu deſtillieren. Ein Chemiker in Kali⸗ fornien hat jetzt ein Patent auf dieſes vollkommen neu⸗ artige Getränk angemeldet. Das Rezept iſt folgendes: Man kocht friſche oder auch getrocknete Pflaumen mit Waſſer und zieht ſodann den Saft ab. Nach Herſtellung einer normalen, filtrierten Malzwürze wird dieſe mit dem Pflaumenſaft vereinigt und bis zur Bruchbildung gekocht. Nach nochmaligem Kochen mit Hopfen wird in gewohnter Weiſe vergoren und wie beim Bier weiterbehandelt. Flamingos in Schleſien. An den Ufern des durch ſeine Möwenkolonien bekannten Kunitzer Sees im Kreiſe Liegnitz iſt ein Flamingo eingetroffen. Es iſt für die Ornithologen unerklärlich, wie dieſes Tier nach Schleſſen verſchlagen werden konnte. Bekanntlich leben die Fla mingos an den afrikaniſchen Küſten. In der ſüdlichen Hälfte Europas kommt nur eine ganz beſtimmte Art 191 Dieſer Beſuch aus fernem Lande iſt inſofern von 1 derem Intereſſe, als im vorigen Jahr ſchon vier. gos in dieſen See einfielen. Eine Fangexpedition 5 Breslauer Zoos verſuchte vergeblich, die Tiere einzufan gen. Eines Tages waren die Gäſte wieder verſchwunden. Perlauſtern im Süßwaſſer. Bisher hat man 0 auſtern immer nur im Meerwaſſer ziehen können. 15 zehnjährigen Verſuchen ſoll es aber einem Auſternzücht 5 Kotſchi in Japan gelungen ſein, Perlauſtern auch in 15 waſſer weiterzubringen. Die Auſternfarm dieſes e liegt im Biwa⸗See, dem größten Binnenſee Aas au Einige ſeiner Perlen von roſiger Farbe ſind bereits 140 dem Markte und haben Preiſe von 200 bis 1000 Jen(140 bis 700 RM) erzielt.... 2 — 9 — — = ee g r 3