Nr. 233(2. Blatt). Montag, 5. Oktober 1936 Fortſetzung: Der Staatsakt auf dem Bückeberg. Die große Rede des Führers In ſeiner Rede, die mit Beifallsſtürmen aufgenommen wurde, führte Adolf Hitler aus: „Meine deutſchen Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen! Deutſche Bauern! Zum vierten Male treffen wir uns auf dieſem Berg. Und wenn ich die heutige Kundgebung überſchaue, ſo kommt ſie mir vor, wie eine der vielen Verſammlungen der Kampfzeit, da es oft regnete und wetterte und trotzdem Hunderttauſende zuſammengekommen waren, alle erfüllt von dem einen Gedanken: Wie können wir Deutſchlands aus der Not, aus dem Elend und der Verzweiflung wieder erlöſen? Vier Jahre ſind nun bald ſeit dem Sieg unſerer Bewe⸗ gung vergangen, und ich ſpreche vor Ihnen, meine Bauern, kein Geheimnis aus, wenn ich ſage, daß dieſe vier Jahre ebenſo reich an Erfolgen, an Schönem wie auch an Schwe⸗ rem geweſen ſind, wie ſie aber auch reich an Sorgen wa⸗ ren. Und jeder von Ihnen, der auf ſeinem Hof ſitzt, weiß, daß kein Jahr vergeht, in dem nicht dieſe Sorgen über den Einzelnen hereinbrechen und auf ihm laſten. Wie oft ſtehen Sie mit prüfendem Blick vor Ihrem Hof, ſehen empor zu den Wolken und verſuchen das Wetter zu erraten, damit Sie Ihre Arbeit auch richtig beſtellen. And es geht im Großen nicht anders! Wir alle ſehen um uns in eine dräuende und drohende Welt, ſehen dort Unruhe und Unſicherheit, Haß und alle Ausbrüche menſchlicher Leidenſchaften, ja menſchlichen Wahnſinns. Jeder von uns empfindet es: Die Welt geht vielleicht tragiſchen Schickſalen entgegen. Wir aber ſtehen mitten in dieſer Welt! Deutſchland kann ſich nicht aus ihr entfernen. Wenn wir aber den Blick in dieſe Welt richten, dann wiſſen wir erſt recht den Wert unſerer inneren Ordnung zu würdigen. Das iſt uns alles klar: Wenn heute Europa im Wahnſinn des Bolſchewismus verſinken würde— niemand könnte uns helfen, wir wären auf uns allein angewieſen. Entwe⸗ der wir werden dann die Not meiſtern, oder die Not muß uns überwältigen! Werden wir uns dabei einer Tatſache bewußt: Wenn in Deutſchland einmal die Ernte nur um 20 Prozent ſinkt, dann iſt das für unſer Volk eine Kataſtrophe. Was Men⸗ ſchen tun können, um eine ſolche Kataſtrophe zu vermeiden, das tun wir in Deutſchland. Allein, umſo mehr empfinden wir darum das Gebot, alljährlich dem zu danken, von dem ſchließlich dieſe letzten 20 Prozent abhängig ſind. Wir wiſ⸗ ſen, daß erſt die ewige Vorſehung ihre gnädige Zuſtim⸗ mung geben muß zu dem, was menſchlicher Fleiß und menſchliche Arbeit zu leiſten vermögen. Und deshalb ver⸗ einen wir uns an dieſem Tag, um dem Herrgott zu dan⸗ ken, daß er die Arbeit eines ganzen Jahres nicht vergeb⸗ lich ſein ließ, ſondern daß uns aus der Arbeit dieſes Jah⸗ res wieder das tägliche Brot für unſer Volk gekommen iſt für das folgende. Wenn wir in dieſer Zeit in einen Teil der Umwelt liken, dann wird uns vieles für deutſche Augen befremd⸗ lic, ja unverſtändlich vorkommen. Die Menſchen ſcheinen ſich einander nicht mehr zu kennen; Bruderkrieg, Bürger⸗ krieg, Mord, Plünderung, Brandſchatzung, Streiks und Ausſperrungen! Wie ſehr aber wird heute erſt recht die Notwendigkeit bewußt, gerade in Deutſchland die Ordnung unſeres Lebens und unſerer Arbeit, von der wir ſo ſehr ab⸗ hängig ſind, unter allen Umſtänden aufrechtzuerhalten. Und ſo wende ich mich nun an Sie alle und über Sis hinaus an das ganze deukſche Bauernkum und an das ganze deukſche Volk: Niemals darf in Deukſchland— was immer auch wo anders geſchehen kann und wird— dieſe inner⸗ Ordnung— die Vorausſetzung unſeres Lebens— eine Störung erfahren! Weder politiſch noch wirtſchaftlich. Du, deutſcher Bauer, kannſt nicht ſagen: Ich ſtreike jetzt, ich arbeite nicht mehr! Du kannſt nicht ſagen: Ich liefere keine Milch! Du kannſt nicht ſagen: Mich kümmert jetzt der deutſche Volksgenoſſe und Mitbürger nichts mehr. Genau ſo kann aber auch der deutſche Arbeiter nicht erklären: Was geht mich der Bauer und was gehen mich die anderen Berufsſtände an! Ein Volk bleiben wir— und keine Welt kann uns jemals be⸗ zwingen! Und indem wir dieſe Kraft der Gemeinſamkeit in uns ſelbſt alle erleben, wächſt auch die Kraft zu der Behauptung des Lebens auf allen Gebieten der menſchlichen Arbeit! Es gibt auch bei uns heute vielleicht noch Leute, die das nicht verſtehen können oder nicht verſtehen wollen. Wenn aber jemand ſagt: Ich beurteile meine Tätigkeit nach mei⸗ nen eigenen Intereſſen, oder: Ich ermeſſe den Nutzen mei⸗ ner Arbeit nach meinem eigenen Vorteil, ſo muß ich ihm ant⸗ worten: Mein lieber Freund, Du biſt ein ganz gemeiner Egoiſt! Wenn andere Volksgenoſſen das genau ſo machten, uo kommen wir dann in Deutſchland hin? Du haſt nicht mehr Recht als der andere Volksgenoſſe neben Dir! Wo in der Welt wäre es möglich, daß an einem Tag ie dem heutigen— an einem Tag, der ſo kalt iſt, da der Wind die Wolken über die Berge peitſcht und man jeden Augenblick erwarten muß, daß es wieder regnet— wo wäre es möglich, daß an einem ſolchen Tag Hunderttauſende und Hunderttausende, ja faſt eine Millton Menſchen zuſammen⸗ ſtrömen zu einem gemeinſamen Bekenntnis! Die heutige Welt, ſie erfordert es, daß wir auf unſerer zut ſind und uns feſt auf unſeren Boden ſtellen. Wir wiſ⸗ en nicht, was um uns noch alles vorgeht, aber über Deutſchland, da halten wir den ſtarken Schild unſerer Wehr und Waffen, getragen von 8 unſerer Vernunft und von unſerem Mut! veſer Schirm und Schild beſchützt uns alle. Er beſchützt u Arbeiter auf ſeinem Werkplatz, den Techniker und Kon⸗ ſtrukteur im Büro, den Kaufmann im Geſchäft und auch u. Bauern! Er beſchützt das Ergebnis unſerer Arbeit. ir wiſſen: Was wir in Deutſchland produzieren, kommt ferm deutſchen Volk zugute. Was der Bauer erntet, fließt wieder in die Stadt, und was der Städter produziert, ſtrömt wieder hinaus auf das breite flache Land. So haben 55 eine Wirtſchaft der Vernunft, der Ordnung und der Weligkeit aufgebaut. Und am heutigen Tag wollen wir es uns wieder ge⸗ loben, daß wir gerade dieſe Wietſchaft aufrechterhalten. Dann kann es uns ganz gleich ſein, was die andere Welt m uns herum macht. Dann mögen ſie abwechſelnd alle 14 Tage oder drei Wochen die Löhne erhöhen, die Preiſe ſtei⸗ gern, um dann wieder abzuwerten— wir werden feſtſtehen auf unſerer Erde, ſicher geführt von unſerer Vernunft! Ich halte es nicht für ein Glück— weder für den Ein⸗ zelnen, noch für die Geſamtheit—, die Wirtſchaft in eine ſpekulative Auffaſſung ausmünden zu laſſen, ſondern ich glaube, daß es f nur eine produktive Arbeitsleiſtung gibt, von der wir leben und die die Grundlage der Exiſtenz aller Volksgenoſſen iſt. Sehen Sie daher in mir, meine Volksgenoſſen, den Mann, der mit rüchſchtsloſer Entſchloſſenheit die höheren, gemeinſamen, in der Vernunft und der Wirklichkeit begrün⸗ de len Intereſſen der Nation wahrnehmen wird gegenüber dem Wahnſinn und dem Egoismus der Einzelnen. Sehen Sie heute nach Spanien, ſehen Sie in andere Länder— glauben Sie nicht bei ſolchen Beiſpielen ſelbſt, daß es beſſer iſt, wenn wir unſere Wirtſchaft ſo aufbauen, daß zwiſchen Lohn und Preis ein ſtabiles Verhältnis beſteht, als daß wir Löhne und Preiſe einfach laufen ließen und am Ende dann durch Abwertungen verſuchen, wieder den alten Zuſtand herzuſtellen? Wir wollen das nicht tun. Ich glaube, daß in unſerem Staat die Vernunft Regentin zu ſein hat und daß das deutſche Volk einſichtsvoll und diſzi⸗ pliniert bemüht iſt, um die Notwendigkeiten dieſer Vernunft zu begreifen. Dann aber erkennen wir: Erſtens, daß wir nur beſtehen können, wenn wir den ſozialen Frieden beſitzen, d. h.: wenn nicht jeder tun kann, was er will. Der Einzelne muß ſich der Geſamtheit, einem höheren gemeinſamen Intereſſe unterordnen. Es können daher der Arbeiter nicht nur ſeine Intereſſen und ebenſowenig der Bauer und der Städter nur die ihren wahrnehmen, ſondern alle müſſen gemeinſam aufeinander Rückſicht nehmen! Zweitens, daß wir unſere Lohn⸗ und damit auch unſere Preispolitik ſtabil und ſtetig erhalten müſſen. Wenn einer meint, daß er ſich dagegen verfündigen kann, glauben Sie mir: Solange ich lebe und an der Spitze des Reiches ſtehe, werde ich die Vernunft der allgemeinen nationalen Selbſt⸗ erhaltung einzelnen ſolchen Wahnſinnigen gegenüber erfolg⸗ reich verteidigen! Sie haben vor wenigen Wochen ein großes Programm bernommen, ein Programm, das dazu dienen ſoll, die Un⸗ abhängigkeit Deutſchlands und damit die Sicherheit der Er⸗ haltung unſeres Volkes noch zu verſtärken. Es iſt ein Programm, das nur durchführbar iſt mit einem Volk und in einem Volk, das heute ſo wie das deutſche geſchloſſen auf ein Ziel hingelenkt werden kann. Und während Sie tun, meine Bauern, jetzt auf den Fel⸗ dern ſind und die Beſtellungen vornehmen für das nächſte Jahr, und wenn Sie im Frühjahr dieſe Arbeit weiterfüh⸗ ren, dann, ſeien ſie überzeugt, arbeiten viele Hunderttau⸗ ſende von deutſchen Menſchen anderwärts ſchon an der Durchführung dieſes neuen Programms. Ueberall wird ge⸗ arbeitet und wird geſchafft. Das tun wir in Stadt und in Land und haben ange⸗ ſichts dieſer großen bevorſtehenden Arbeit nur einen einzi⸗ gen Wunſch und eine einzige Bitte an die Vorſehung: daß ſie uns auch im kommenden Jahr ihren Segen nicht verſa⸗ gen wird.. Wenn wir dann feſt zuſammenſtehen, dann werden wir in einem Jahr wieder weiter ſein als jetzt. Zahlloſe ge⸗ waltige Rohſtoffabriken werden uns dann ſchon mit dem verſorgen, was uns vielleicht heute noch fehlt. And ich glaube, wir werden dann nach einem Jahr in einer vielleicht noch unruhiger gewordenen Welt wie ein granitener Felſen der Ordüung. der Sicherheit und der Stekigkeit aus dieſer roten Flut ee Das iſt meine Ueberzeugung: Wenn um uns herum al⸗ les zu brennen anfinge, wenn überall der Wahnſinn ſich durchſetzen ſollte, ſo wie er es in Spanien verſucht— in Deutſchland wird das niemals gelingen! Hier ſteht die Front des deutſchen Volkes, Arbeiter, Bauern und Geiſtesſchaffende als eine große, nie zerſtörbare Ge⸗ meinſchaft! So will ich Ihnen, meine deutſchen Bauern und Bäue⸗ rinnen und Ihnen allen, die Sie Arbeiter ſind an unſerer deutſchen Landwirtſchaft, am heutigen Tag danken für das Jahr der Mühe, des Schweißes und des Fleißes. Ich kann Ihnen nur verſichern, daß dank des Wirkens der national⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung auch der Städter eine andere Ein⸗ ſtellung zu Ihnen und zu Ihrer Arbeit gefunden hat. Sie meine Bauern, werden heute in der Stadt nicht mehr ſo an⸗ geſehen wie noch vor fünf oder zehn Jahren. Das ganze deutſche Volk wird wieder erzogen zur Scholle hin, zum eigenen deutſchen Boden. And wenn ich Sie bitte, das Höchſte zu leiſten und die große Aufgabe zu verſtehen, die Ihnen geſtellt iſt, dann ſeien Sie überzeugt, daß Se damit ſich auch bei denen das meiſte Verſtändnis erringen und erzwingen, die das Schickſal vom Land weg in die Stadt geführt hat. Ich freue mich auf die Arbeit, die dieſes Jahr uns allen bringen wird. And ich freue mich beſonders auf jede Stunde, in der ich aus meiner Arbeit wieder zurückkehren kann in das Volk hinein. Deshalb freue ich mich auf jeden ſolchen Tag wie den heutigen, da ich mitten durch Euch, meine deutſchen Volksgenoſſen, gehen kann, Euch wieder ſehen, Euch in die Augen blicken und wenigen von Euch die Hand zu geben vermag! Ihr ſeid hierhergekommen, um Euch wieder zu ſtärken. Aber ich, ich gehe von Euch ſtets wieder fort, dop⸗ pelt und dreifach ſtärker, als ich gekommen bin. So gehen wir in dieſer Stunde wieder auseinander, um uns ein Jahr ſpäter auf dieſem Berg wiederzutreffen, um uns wieder in die Augen zu ſehen und wieder das neue Gelöbnis abzulegen des Kampfes und der Arbeit für unſer Deutſchland.“ Als der Führer und Reichskanzler geendet hatte, erhoben ſich die brauſenden Stürme des Beifalls und der Zuſtim⸗ mung, die faſt jeden ſeiner Sätze begleitet hatten, zu einem unbeſchreiblichen Orkan des Jubels. Immer wieder brauſten die Heilrufe. Der Ausklang des Feſtes Mit dem machtvollen Geſang des Deutſchland⸗ und des Horſt⸗Weſſel⸗Liedes fand der Staotsakt ſein Ende. Der Füh⸗ rer und Reichskanzler beſtieg den Kraftwagen und fuhr zum Bahnhof nach Tündern zurück, von wo die Weiterfahrt nach Goslar erfolgte. Auf dem Bückeberg ſelbſt und auf den Anmarſchſtraßen ſtanden nicht weniger als rund eine Million Menſchen, die den Führer und Reichskanzler begrüßten. In muftergül⸗ tiger Diſziplin erfolgte die Heimkehr der Maſſen in die um⸗ liegenden Ortſchaften, in die Quartiere und zu den Bahnhöfen. In allen Ortſchaften fanden am Abend noch Volksfeſte ſtatt, bei denen die Ortseingeſeſſenen mit den Volksgenoſſen aus allen deutſchen Gauen zuſammenkamen. Der Erntedanktag in Berlin Regen verhindert die Aufmärſche.— Feiern in allen Sälen. Berlin, 4. Oktober. Fahnen, Girlanden und Spruchbänder, Erntekränze und Herbſtblumenſträuße gaben der Reichshauptſtadt am Sonn⸗ tag ein feſtliches Bild; ſie waren der ſchöne, bunte Rahmen zu den großen Erntedankfeiern, die in allen Stadtgegenden abgehalten werden ſollten. Das Wetter war jedoch ſo ſchlecht, daß ſich die örtlichen Feſtleitungen infolge der ſtar⸗ ken Regengüſſe veranlaßt ſahen, die Feiern unter freiem Himmel abzuſagen. Vielfach waren bereits die Bauerngruppen, Kleingärtner und Siedler, zum Teil in maleriſchen Trachten aufmarſchiert. Von 10 Uhr an rückten die braunen Kolonnen von allen Teilen Berlins zum Luſtgarten an. Auch der Feſtzug der 30 Ernte⸗ wagen hatte ſich pünktlich in Bewegung geſetzt. Da jedoch ein längeres Verweilen der Tauſende in dem Regenguß nicht möglich war, ſagte ſchließlich die Kreisleitung die Kundgebung ab und gab bekannt, daß dafür in den Sälen geſchloſſene Erntedankfeiern ſtattfänden. So verſatnmelte ſich dann die Bevölkerung Berlins in den Sälen, Gaſtſtätten und Wohnungen vor den Lautſpre⸗ chern. In vielen hundert Feſtſälen feierten die Berliner an⸗ ſchließend zuſammen mit den Bauern aus der Umgebung der Neichshauptſtadt den Ernteball. Deutſcher Erntedank im Ausland Die Feier der deutſchen Kolonie in London. Dias Erntedankfeſt vereinigte auch in dieſem Jahre die, Reichsdeutſchen in London zu einer großen Feier. Reichsleiter Major Buch überbrachte die Grüße der Heimat und ſchilderte in großen Zügen, wie die Taten des Führers Deutſchland ſeine Geltung als das„Herz der Welt“ wiedergegeben hätten. Er legte dar, auf welchen Grundlagen die nationalſozialiſtiſche Rechts⸗ auffaſſung gewachſen ſei: Sie gehe von der Auf⸗ aſſung aus, daß jedes Volk verſchiedenartig ſei, und daß Deutſchland ein Rechtsverfahren beſitzen müſſe, das ſeiner Eigenart und ſeinen Einrichtungen angepaßt ſei. Recht ſei das, was dem deutſchen Volke diene, Unrecht, was ihm abträglich ſei. Auch auf dieſem Gebiete habe der Führer dem deutſchen Volke völlig neue Wege gewieſen. Er allein habe das zuſtande gebracht, was Deutſchland heute ſowohl als Volk wie auch als Machtfaktor in der internationalen Politik ſei. Der deutſehe Geſchäftsträger, Fürſt Bismarck, bat den Reichsleiter, dem Führer die herzlichſten Grüße der Deutſchen Londons zu überbringen und ihn ihrer unbe⸗ dingten Gefolgſchaft zu verſichern. In Kopenhagen ſtellte auf einer gleichen Veranſtaltung Reichsſtatthalter Sauckel in den Mittelpunkt ſeiner Ausführungen die Auseinanderſetzung zwiſchen der aufbauenden Kraft des Nationalſozialismus und dem zerſtören⸗ den Wirken des Bolſchewismus, wobei er auf die Bedeu⸗ tung Deutſchlands in dieſem Kampf auch für die fkandi⸗ naviſchen Länder hinwies. Er ſprach von der Schickſals⸗ gemeinſchaft aller Deutſchen in der Welt und zeigte in lebendigen und eindrucksvollen Ausführungen die großen und wichtigen Probleme der Gegenwart und die hohen Ziele, auf denen die deutſche Blut⸗ und Volksgemeinſchaft im In⸗ und Ausland erſtehen müſſe Die Erntedankfeier in Mailand. Auf dem Erntedankfeſt in Mailand ſprach Gruppen⸗ führer und Stabsleiter der SS., Pg. Heißmeier⸗ Berlin. Seine Eingangsworte galten der Mahnung, im Kampfe gegen den Weltfeind Bolſchewismus nicht nach⸗ zulaſſen und ihn ſiegreich durchzufechten. Deutſchland und Italien ſeien beſtimmt, in dieſem Kampfe zuſammen⸗ zugehen. Die Führer dieſer beiden Völker, Hitler und Muſſolini, ſeien Bürgen dafür, daß diefer Kampf zum Siege führen werde. Zuſammenfafſung der Verkehrsüberwachung Die Befugniſſe des Chefs der Polizei erweitert. Im Reichsverkehrsblatt vom 3. Oktober veröffentlicht der Reichs- und Preußiſche Verkehrsminiſter folgende Ver⸗ ordnung: Mit Wirkung vom 1. Oktober 1936 ab übertrage ich hiermit dem Reichsführer SS. und Chef der Deutſchen Polizei im Reichsminiſterium des Innern die geſamte An⸗ wendung der Reichs⸗Straßen⸗Verkehrs⸗Ordnung, ſoweit dies zur Hebung der Verkehrsſicherheit durch ſtrenge Re⸗ gelung und Ueberwachung des Verkehrs auf der Straße erforderlich iſt. a Hierzu rechne ich auch die Beſtimmung der Wege⸗ rechts fahrzeuge(im Straßenverkehr bevorrechtigten Fahrzeuge) die Regelung des Parkplatzweſens und der Parkplatzbewachung, die Straßen ver⸗ kehrsunfallſtatiſtik und die Unfallverhü⸗ tungspropaganda für den Straßenverkehr ein⸗ ſchließlich der Verwendung der Verkehrswacht. Nicht berührt werden von dieſer Uebertragung folgende Sachgebiete: Zulaſſung von Fahrzeugen ein⸗ ſchließlich der techniſchen Anforderungen an die Fahrzeuge und ihre Kennzeichnung, Ausbildungsweſen und Zulaſ⸗ ſung von Kraftfahrzeugführern außer der Verſagung, Ent⸗ ziehung und Wiedererteikung der Fahrerlaubnis, für welche der Chef der Deutſchen Polizei Oberſte Verwal⸗ tungsinſtanz ſein ſoll, Regelung des Internationalen Kraftfahrzeugverkehrs, Angelegenheiten der Sachverſtän⸗ digen und der Fahrlehrer. a (Die Aufzählung erwähnt nicht diejenigen Sachge⸗ biete, welche mit den Fragen der Verkehrsſicherheit nur in loſem Zuſammenhang ſtehen, wie z. B. verkehrswirtſchaft⸗ liche Angelegenheiten, Garagenordnung, Gebührenord⸗ nuna und deral.) 5 Sport des Sonntags Einheimiſcher Sport. Handball der Gauklaſſe. Tad. Oftersheim 1— To. 98 Seckenheim J 4:8(3:3) Tad. Oftersheim II— To. 98 Seckenheim II 11:10(4:3) Nachdem die Tgd. Oftersheim gegen Ketſch nur knapp unterlegen war und die Annahme, daß ſowohl der Gaſtgeber als auch die Seckenheimer nun endlich Punkte ſammeln wollten, ſich als beſtätigt erwies, ſah man geſtern in der Schwetzinger Vorſtadt einen intereſſan⸗ ten Handballkampf, der nur wegen der außerordentlichen Härte, mit der ihn die Platzherren austrugen, nicht als Großwerbeſpiel zu bezeichnen war. Oftersheim ſtellt eine über das Maß harte Mannſchaft ins Feld, deren Sturm wuchtig und gefährlich iſt. Er machte der guten Hinter⸗ mannſchaft ſeines Gegners viel Arbeit und fand in dem Seckenheimer Torwart, einer der beſten Leute auf dem Platze, allerdings ein nur ſchwer zu nehmendes Hindernis. Die Oftersheimer Deckungsreihe einſchkießlich der Läufer waren aufmerkſam, doch die Abwehrmittel, der ſie ſich bediente, gingen über den Rahmen des Erlaub⸗ ten. Der Sturm der Gäſte war auf der rechten Seite beſonders durchſchlagskräftig, wo ſpeziell der Außen ge⸗ fallen konnte durch ſeine raſſigen Durchbrüche. Auch der Sturmführer war wieder energiſcher, während der linke Flügel immer noch nicht gefährlich genug iſt, wenn auch hier eine Beſſerung nicht zu leugnen iſt. Die Läuferreihe war entſchloſſen und ſicher in der Abwehr. Seckenheim hat Anſpiel, muß aber die an ſich ge⸗ riſſene Führung dreimal wieder abgeben; immer gleichen die Gaſtgeber aus. Ein ausgeglichenes, ſchnelles Spiel hält ob des ſteten Gleichſtandes das Publikum in Span⸗ nung. Nach der Hälfte drücken die 98er ſtärker aufs Tempo; ſie wollen endlich beweiſen, daß mit ihnen ge⸗ rechnet werden muß. Während hinten mit äußerſter Ener⸗ gie das Tor rein gehalten wird, iſt der Angriff immer gefährlicher. Erfolge bleiben nicht aus. Mit 7:3 war der Sieg ſichergeſtellt. Allerdings kämpfte Oftersheim mit vollem Einſatz alles Könnens und aller Mittel bis zum Schluß, ſcheiterte aber an einem Gegner, der nicht gewillt war, den errungenen Erfolg preiszugeben. Nachdem beide Parteien noch je ein Tor erzielen konnten, beendete der Schiedsrichter Meyer⸗Mannheim einen Kampf, den zu meiſtern ihm keine leichte Aufgabe war. Fußball im Bezirk Anterbaden⸗Weſt. 08 Hockenheim— Alemania Ilvesheim 4:3(2:1) Sp Käfertal— Germania Friedrichsfeld 1:1(0:1) Heddesheim— Kurpfalz Neckarau 4:1 Die Tabelle: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punkte Alem. Ilvesheim 5 4 0 1 207 8 Phönix Mannheim 4 3 0 1 975 6 08 Hockenheim 5 3 0 2 1615 6 Germ. Friedrichsfeld 4 2 1 1 14:7 5 Amicitia Viernheim 4 2 1 1 826 5 Olympia Reulußheim 4 2 55 1 11:8 5 Fortuna Heddesheim 4 2 1 1 97 5 SC. Käfertal C 08 Mannheim 4 1 1 2 510 8 Bf Tu. R. Feudenheim 5 5 0 4 7:15 2 Kurpfalz Neckarau 4 1 0 3 6:14 2 Fortuna Edingen 5 0 0 5 1219 0 Auswärtiger Sport. Fußball Meiſterſchaftsſpiele: Gau Baden: VfR. Mannheim— SVg. Sandhofen 171 FV. 04 Raſtatt— Freiburger FC. 0:0 1. FC. Pforzheim— Germania Brötzingen 0:0 Gau Südweſt: Eintracht Frankfurt— FK. Pirmaſens Wormatia Worms FSV. Frankfurt Sfr. Saarbrücken— Union Niederrad Boruſſia Neunkirchen— Kickers Offenbach d S d d SHD SV. Wiesbaden— FV. Saarbrücken Gau Niederrhein: Hamborn 07— Fortuna Düſſeldorf 0˙1 Turu Düſſeldorf— VfL. Preußen Krefeld 5:0 Duisburger FV. 08— Schwarzweiß Eſſen 2:0 Boruſſia Gladbach— Vf. Benrath(Geſ.) 1:1 Duisburger SV.— Duisburg 99(Geſ.) 322 Schwarzweiß Barmen— TuS. Bochum(Geſ.) 7:1 Gau Mittelrhein: VfR. Köln— Mülheimer SV. 3˙2 Rhenania Würſelen— SV. Beuel 552 TuS. Neuendorf— EfR. Köln 2˙2 Bonner FV.— Sülz 07 2.0 Kölner SC. 99— Tura Bonn 0:0 Gau Württem og: Stuttgarter Kickers— Union Böckingen 25 SC. Stuttgart— Sfr. Stuttgart 0:1 SVg. Cannſtatt— FV. Zuffenhauſen 1:0 Sfr. Eßlingen— 1. SSV. Ulm 4:2 SV. Göppingen— BfB. Stuttgart 0˙1 Gau Bayern: Bayern München Wacker München 323 VfB. Ingolſtadt⸗Ringſee— FC. Schweinfurt 2:5 SVg. Fürth— BC. Augsburg 02 VfB. Coburg— ASV. Nürnberg 0˙1 Freundſchaftsſpiel: Schalke 04— 1. FC. Nürnberg 2:0 Handball Meiſterſchaftsſpiele: Gau Südweſt: SV. 98 Darmſtadt— FSV. Frankfurt 104 Germania Pfungſtadt— MSV. Darmſtadt 615 VfR. Schwanheim— TSV. Herrnsheim 1115 TV. Haßloch— Pfalz Ludwigshafen 6:6 Gau Baden: TV. 62 Weinheim— SV. Waldhof 5215 SC. Freiburg— Tgd. Ketſch 5 7 TSV. Oftersheim— TV. Seckenheim 4.8 Gau Württemberg: Tbd. Göppingen— Stuttgarter Kickers 4.7 TSV. Süßen— TV. Cannſtatt 723 Eßlinger TSV.— Tgſ. Stuttgart 4·7 Gau Bayern: TV. 48 Erlangen— TV. Milbertshofen 516 SVg. Fürth— Polizei Nürnberg 13:5 1. FC. Nürnberg— Poſt⸗SV. München 8:5 1860 München— BC. Augsburg 778 Rugby Meiſterſchaftsſpiele: Bayern⸗ Württemberg: Bayern München— Stuttgarter RC. 0·8 Weitere Spiele: Heidelberg(Jugend)— SC. Neuenheim(Igd.) 8:0 6 Eintracht Frankfurt— Is Pirmaſens 5:0(3:0) 6000 Zuſchauer erlebten wieder einmal ein Spiel der Eintracht, wie man es lange nicht mehr geſehen hat. Die ohne den verletzten Hergert antretenden Pirmaſenſer hat⸗ ten in beiden Spielhälften kaum etwas zu beſtellen, wenn ſie auch den Kampf vor der Pauſe trotz des 0:3 noch ziemlich offen halten konnten. Nach dem Wechſel dominierte aber die Eintracht ganz eindeutig. Adam Schmitt erzielte in der 10. und 12. Minute die erſten beiden Treffer für die Ein⸗ tracht, Möbs ſtellte in der 16. Minute das Halbzeitergeb⸗ nis her. Vier Minuten nach dem Wechſel verſchuldete Ger⸗ man ein Selbſttor und zwei Minuten vor Schluß ſchloß Möbs den Torſegen ab. Bauer(Saarbrücken) leitete gut. Wormatia Worms— JS Frankfurk 6:2(3:1) Die 5000 Zuſchauer erlebten eine freudige Ueberrg⸗ ſchung: Fath ſtand wieder in der Wormſer Elf und gußer⸗ dem wirkte noch der Verteidiger Cloſet mit. Der Linksaußen der deutſchen Nationalelf war in den erſten 40 Minulen ausgezeichnet, dann machte ſich aber ſeine alte Knieverle⸗ zung wieder bemerkbar. In den letzten zehn Minuten war er äber„wieder da“. Der mitreißende Kampf blieb hei aller Härte ſtets fair, Die Frankfurter verloren zwar mit 2:6, aber ſie waren ſtets ein gefährlicher Gegner. Schalke 04— 1. FC. Nürnberg 2:0. Nach drei Klub⸗Siegen in den letzten Begegnungen der beiden deutſchen Fußball⸗Meiſtermannſchaften von Schale O4 und 1. FC. Nürnberg waren endlich am Sonntag die „Knappen“ wieder am Zuge. Bei der Neueinweihung der Schalker Kampfſtätte, der Glückauf⸗Kampfbahn in Gelſen⸗ kirchen, konnten die Weſtfalen den„Klub“ vor rund 50000 Zuſchauern verdient mit 2:0(0:0) beſiegen. Beide Mannſchaf⸗ ten traten in ſtärkſter Beſetzung an. Kurz vor dem Wechſel ſchied Gußner für kurze Zeit aus, auch Eiberger verließ den Platz. Mit 0:0 ging es in die Pauſe. Sofort nach Wieder⸗ anſtoß legte Schalke ein mörderiſches Tempo vor. Nah einem Strafſtoß, den Bornemann vor das Klubtor gab, wehrte Köhl bei einem Durcheinander ſchwach ab, Szepan paßte zu Kalwitzki, der in der 32. Minute einſchoß. In der 38. Minute fam der Ball zu Urban, der kurz entſchloſſen ein⸗ ſchoß und damit den Sieg ſicherte. Der Schalker Sieg war verdient. Sport in Kürze Der Gau Mitte weilte mit ſeiner Fußballelf erſtmalg im Ausland. In Poſen ſpielte er gegen den Bezirk Posen 1:1. Das Ergebnis ſtand ſchon zur Pauſe feſt. * Eine polniſche Niederlage gab es in Kopenhagen. Däne⸗ marks Fußballelf ließ in der Drangperiode der Gäſte nur ein Tor zu und konnte zum Schluß vor 20000 Zuſchauerg einen knappen 2:1⸗Sieg erringen. * + Adolf Heuſer errang in Köln einen vielbejubelten neuen k.o.⸗Sieg. Den ilalieniſchen Schwergewichtsmeiſter Santa de Leo ſchickte er in der fünften Runde für die Zeit auf die Brel ter.— Heuſer wird nicht nach USA. fahren, da er eine alte Augenverletzung aufgeſchlagen bekam; die Verletzung macht eine längere Pauſe notwendig. * Der Leipziger Prehn gewann das 40 Im⸗Gehen Kohleſz — Bonn in der neuen Beſtzeit von 4:31:32 Std. Die Sa⸗ Brigade 25 Leipzig gewann auch den Mannſchaftswettbewerh, * Einen Jugend⸗Rekord lief die 4 mal 100⸗m⸗Staffel von St. Georg Hamburg mit 45,3 Sek. beim Kampf um die deutſche Vereinsmeiſterſchaft für Jugendmannſchaften. Handelsteil Behauptet Am Berliner Aktienmarkt ſetzte ſich die feſte Grund, ſtimmung der letzten Tage zunächſt noch weiter durch. Im Ver⸗ jauf ſchritt die Spekulation aber zu Glattſtellungen und Ge winnmitnahmen. Eine einheitliche Tendenz bildete ſich nicht heraus, doch kam es bei einer Reihe von Werten noch zu be⸗ trächtlichen Kursſteigerungen, u. a. waren Daimler Benz 12075 (115,75), Deutſche Conti Gas 114(110,87) und BMW. 13750 (135,87) erheblich gebeſſert. Der Rentenmarkt war ſehr feſt. Reichsaltbeſitzanleihe ſtieg auf 116,30(115,80). Der Geldmarkt ſtand im Zeichen einer weiteren Ent, ſpannung. Tagesgeld ging auf 3 bis 3,25 Prozent zurück. Am Deviſenmarkt hielt die ſchwache Haltung des holländiſchen Gulden an. Deviſe Paris gelangte etwas höher zur Notierung. Deviſen⸗Nolierungen. Belga(Belgien) 41,88(Geld) 41 00 (Brief), dän. Krone 54,80 54,90, engl. Pfund 12,27 12,30, fra, Franken 11,62 11,64, holl. Gulden 131,83 132,09, ital. Lire— norw. Krone 61,67 61,79, öſterr. Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 47,04 47,14, ſchwed. Krone 63,27 63,39, ſchweiz. Franken 57,24 57,36, ſpan. Peſeta 27,22 27,28, tſchech. Krone 10, 1% amer. Dollar 2,489 2.493. „Anka“ 34 Roman von Hans Poſſendorf. Kurz nachdem das Ehepaar das Hotel verlaſſen hatte, zog Pawel Maximowitſch Afanaſſiew ein. Er meldete ſich unter falſchem Namen an, gab dem Portier wieder ein gutes Trinkgeld und verbot ihm, dem Baron etwas von ſeinem Einzug zu ſagen; der Portier werde ſonſt Unan⸗ nehmlichkeiten bekommen; er ſelber ſei von der Polizei eines Frankreich befreundeten Staates. Den ganzen folgenden Tag über hielt ſich Afanaſſiew in ſeinem Zimmer auf, um nicht von Körring oder Anka entdeckt zu werden. Adami verſorgte ihn mit Nachrichten über die Ausgänge des Ehepaares, das unzertrennlich licher Ungeduld. Der Levantiner warf ihm einen böſen Blick zu und verließ das Zimmer. Afanaſſiew dachte plötzlich, daß es am Ende doch unklug geweſen, den Mann zu verärgern. Aber dann ſagte er ſich, daß ſolche Kerle immer mehr ver⸗ langen, als ſie wirklich erwarteten. Wahrſcheinlich hatte dieſer Herr Adami nicht einmal auf 50 Francs gerechnet und lachte lb nun ins Nein aß der dumme Aus⸗ länder ſo viel gegeben! Nein, es war genug! Viel Geld zum Wegwerfen hatte er ia ſchließlich auch nicht!— Wenige Minuten ſpäter erſchien das Hotelmädchen in Ankas Zimmer und überreichte ihr einen Brief. „Von wem?“ fragte Anka verwundert. „Ich weiß nicht. Der Zimmerkellner hat ihn mir für Madame gegeben.“ Das Mädchen ging und Anka öffnete das Schreiben. Es enthielt nur wenige Worte: Madame! Wenn Sie verhindern wollen, daß Ihr Herr Gemahl noch heute abend verhaftet wird, ſo kom⸗ men Sie ſofort zu mir. Ich wohne im gleichen Hotel, Zimmer Nummer 56. Die Unterſchrift war unleſerlich. Anka erblaßte vor Schreck. Dann überlegte ſie, daß ſie alles tun müſſe, um dieſe Gefahr abzuwenden. Auch wenn hinter dieſem Brief irgendeine Infamie ſteckte; verſchlim⸗ mern konnte ſie die Lage kaum dadurch, daß ſie hinging. Vielleicht aber Gerhart retten!— Auf Ankas Klopfen an der Tür des Zimmer 56 rief eine tiefe Stimme:„Herein!“ Sie trat ſchnell ein. Ein unterſetzter Mann kam ihr entgegen. Da er das Licht von den Fenſtern im Rücken hatte, konnte Anka ſeine Geſichts⸗ züge nicht gleich erkennen. Der Mann ſchritt an ihr vor⸗ bei, ſchloß die Tür ab und ſteckte den Schlüſſel zu ſich. Erſt dann wendete er ſch Anka zu. „Guten Tag, ſchöne Anka!“ Sie ſtarrte ihn an wie eine Erſcheinung. Dann ſtieß ſie erblaſſend hervor: „Sie alſo! Sie— Afanaſſiew aus Tiflis! Schurke Sie! Oeffnen Sie ſofort die Tür und laſſen Sie mich hinaus.“ „Wie Sie wollen, ſchöne Anka. Sie wiſſen, was dann Ihrem Gatten geſchieht. Er wird wegen Spionage gegen Frankreich verhaftet werden!“ „Sie wollen nochmals einen Unſchuldigen...“ „Unſchuldig? Das iſt er heute ſo wenig wie damals! Ste mögen im guten Glauben ſein, mein Täubchen Er wird Ihnen nicht auf die Naſe binden, daß er noch immer im Auftrage des Generalſtabs reiſt. Aber ich habe Be⸗ weiſe. Und glauben Sie mir, daß die Franzoſen nicht ſo ae mit ihm verfahren werden wie wir dummen uſſen. Man wird ihn deportieren, das ſchwöre ich Ihnen! Und Sie werden ihn dann wohl kaum wiederſehen!“ Anka zitterte am ganzen Leibe. Alle die Schrecken Sibiriens ſtanden vor ihr auf. Und nun ſollte es Gerhart noch ſchlimmer ergehen! Ob er doch für ſein Vaterland Späherdienſte tat und es ihr nur nicht ſagen durfte? Sie schulden mir ubrigens noch einen Kuß,“ ſagte Alu- naſſiew plötzlich lächelnd und in verbindlichſtem Ton.„Sie erinnern ſich noch Ihres Verſprechens?“ „Um mir das zu ſagen, ließen Sie mich kommen?“ „Nein, um Ihnen zu ſagen, daß ich für dieſen Kuß und noch ein paar dazu dafür ſorgen werde, daß der Baron morgen mit Ihnen über die Grenze kommt, ohne daß ihn ein Haar gekrümmt wird.“ Anka verſagten die Knie den Dienſt; ſie ſtützte ſich ſchyen auf die Lehne eines Seſſels:„Haben Sie Erbarmen! Ji flehe Sie an!“ „Sie lehnen alſo meine Bitte ab?— Gut!“ Afanaſſiew ſchritt auf die Tür zu. Da ſagte Anka, ſich aufrichtend:„Halt!— Ich bin in Ihrer Gewalt. Tun Sie mit mir, was Sie wollen! 8e werden es einſt büßen müſſen!“ Afanaſſiew ſtürzte auf Anka zu, riß ſie empor, preſte ſie an ſich. Dann trug er ſie zum Ruhebett, kniete vor iht 1 0 und bedeckte ihr Geſicht, ihre Hände, ihr Haar m üſſen. er ſich kaum an einem Tiſche niedergelaſſen, bemerkte el daß der kleine Ring mit dem blauen Steinchen, den ihm Anka als Kind einſt geſchenkt, gebrochen war. Er wal ſchon längſt ſo dünn geworden, daß es ein Wunder wat, daß er ſo lange gehalten. Doch Gerhart fühlte plötzlich eine furchtbare Untuh⸗ Eine abergläubiſche Angſt erfaßte ihn, daß das Ente ſpringen des Ringleins etwas Schlimmes zu bedeuten habe. zum Hotel. 19 0 Vor dem Eingang trat ein fremder Herr auf ihn 15 Es war Adami, der ſich, nachdem ihn der Ruſſe 1 10 gewieſen, im Korridor verſteckt und dann beobachtet halle wie Anka bei Afanaſſiew eingetreten war. „Herr Baron, eilen Sie! mer 56 ein Stelldichein mit einem Ruſſen.“ a Ehe Körring ein Wort erwidern konnte, war Wen, verſchwunden. 5 hir: Wie ein RNaſender ſtürmte der Baron die Treppe nell auf, fand die betreffende Tür und legte ſein Ohr 115 daran. Eine Männerſtimme ſtieß erregte Worte hetvöt, deren Sinn Körring nicht verſtehen konnte. 0 Faſt beſinnungslos vor Angſt und Erregung ſlapf erſt gar nicht an, ſondern warf ſich mit der vollen 10 1 95 as gegen die Tür. Ste gab nach, brach end auf. 5„ Der Baron hatte im Cafe Zeitungen leſen wollen. 5 Er ſtand ſofort wieder vom Tiſche auf und eilte Ihre Frau hat auf Z SDS ——————— 2—— 9 CCC ð ü ²˙0r]! ñ¼⅛˙—.]71˙1«