e 8 Rr. 237 (2. Blatt) Neckar⸗Bote Freitag, den 9. Oktober 1936 — Von Woche zu Woche politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Das Winterhilfswerk 1936⸗37 iſt eröffnet. Mit einem eindringlichen Appell hat ſich wiederum der Füh⸗ rer ſelber zu Beginn des großen Werkes an das deutſche Volk gewandt. Mit einem Appell, der zur Pflichterfüllung rief. Denn wahrlich— es iſt einfach Pflicht und Schuldig⸗ keit aller anſtändigen Deutſchen, mitzuhelfen, daß auch in dieſem Winter die große Aktion zum Ziele geführt werde. Ein guter Anfang iſt bereits gemacht. Parteiorganiſation, Berufsverbände aller Art, große Induſtrie- und Handels⸗ unternehmungen haben bereits namhafte Beträge gezeich⸗ net, ſo daß am erſten Tage ſchon 20 Millionen Mark ein⸗ gegangen ſind. Aber ſo dankenswert dieſe großen Zeich⸗ nungen auch ſind, das Gewaltige und Einzigartige an die⸗ ſem deutſchen Winterhilfswerk iſt die freudige Beteiligung aller Volksſchichten in Stadt und Land, deren Opfer— auch wenn es ſich in den meiſten Einzelfällen nur um kleine und kleinſte Gaben handeln kann— zuſammen erſt jene ſtolzen Summen erbringen, die der Bericht des Winterhilfs⸗ werks alljährlich verzeichnet. So ſind durch das Winter⸗ hilfswerk des Vorjahres 380 Millionen Mark aufgebracht und an bedürftige Volksgenoſſen verteilt worden. Das iſt das Geheimnis des Erfolges: im Winterhilfswerk offenbart ſich am deutlichſten und ſchönſten der nationale Sozialismus, der heute das ganze deutſche Volk beſeelt. Dafür wird auch wieder der erſte Eintopfſonntag am 11. Okto⸗ ber Beweis liefern„Die nationalſozialiſtiſche Bewegung und Partei werden vorausmarſchieren! Ich erwarte von jedem Deutſchen, der Anſtand und Charakter hat, daß er ſich dieſer Kolonne anſchließt!“ Dieſes Führerwort bei der Eröffnung des Winterhilfswerks iſt im deutſchen Volke ver⸗ ſtanden worden und wird beachtet werden 8 Durch das Ableben des ungariſchen Mini⸗ ſtervräſidenten Gömbös, der in München, wo er Geneſung ſuchte, dieſer Tage verſtorben iſt, hat Deutſchland einen guten Freund verloren. Er ſtand auch dem Führer und Reichskanzler ſowie dem preußiſchen Miniſterpräſiden⸗ en Göring perſönlich nahe. Im Kampfe um die Befreiung Ungarns von der Rätediktatur hat Gömbös ſeinerzeit Gro⸗ ßes geleiſtet. Und als er zum verantwortlichen Staatsmann aufgerückt war, hat er die Intereſſen ſeines Landes auch in ſehr ſchwierigen Situationen geſchickt und erfolgreich zu ver⸗ treten gewußt. Ungarn verliert in ihm einen großen Staats⸗ mann, der ſchwer zu erſetzen ſein wird. An der Trauer um ihn nimmt auch das deutſche Volk teil, das für die Nöte und Sorgen Ungarns in der Nachkriegszeit immer großes. Verſtändnis hatte, weil ſie häufig die gleichen waren, die auch wir erdulden mußten. Im Zuge der internazionalen Währungs⸗ angleichung hat nun auch Italien abgewertet und zwar ſofort um 41 Prozent. Muſſolini ſah ſich durch die ganz beſonders gelagerten Verhältniſſe Italiens zu dieſem Schritt gezwungen. Italien hat ſeinen Feldzug gegen Abeſſinien, den es militäriſch und politiſch gewonnen hat, legt finanziell zu liquidieren. Daß es dieſen Krieg trotz der ſogenannten Sanktionen, die von Genf beſchloſſen wurden, auch wirtſchaftlich und finanziell verhältnismäßig gut über⸗ ſtanden hat, iſt nicht zu verkennen Es hat während der dauer des Krieges handelspolitiſch ſogar viel neuen Boden gewonnen. Denn durch die Sanktionen hatten ſich ja die Genfer Verbandsländer gegen die Annahme italieniſcher Waren geſperrt und Italien durfte auch andererſeits be⸗ ſtimmte Artikel nicht von den Mitgliedsſtaaten des Völker⸗ bundes geliefert erhalten. So mußte ſich die italieniſche Wirtſchaft von der Einfuhr möglichſt unabhängig machen und für die Ausfuhr neue Abſatzmöglichkeiten ſuchen. In dieſen handelspolitiſchen Neuaufbau plutzten nun die Ab⸗ wertungsmaßnahmen der anderen Staaten. Im nahen Orient ſtößt der italieniſche Hande! auf den franzöſiſchen Wettbewerb, der natürlich nicht zu ſchlagen wäre, wenn Italien an dem bisherigen Lirakurs feſtgehalten hätte. Ebenſo wirkt ſich die Abwertung des Schweizer Franken auf den italieniſchen Grenzverkehr aus, vor allem aber hat die italieniſche Fremdeninduſtrie nach der Abwertung ge⸗ rufen, weil ſie auch weiterhin auf den Zuſtrom der aus⸗ ländiſchen Beſucher angewieſen iſt. Alle dieſe Erwägungen haben Italien veranlaßt, die Lira abzuwerten. Auch die Tſchechoſlowakei hat ſich nach langem Zögern der Abwertung angeſchloſſen. Irgendwelche bindenden Abmachungen ſind aber zwiſchen den Staaten, die abgewertet haben, bisher noch nicht getroffen worden. Es kann infolgedeſſen nicht da⸗ von die Rede ſein, daß die Währungsexperimente die zwi⸗ ſchenſtaatlichen Handelsbeztehungen beruhigt oder ſonſt irgendwie verbeſſert hätten. Trotz einiger Reden, die man im Genfer Völkerbundsausſchuß zu dieſen Fragen gehal⸗ ten hat. Für Deutſchland bleiot die Lage die gleiche wir haben keinen Anlaß, die Abwertung am laufenden Band mitzumachen, weil wir unſere Wirtſchaft durch andere Mit⸗ tel in Ordnung gebracht haben. In Spanien geht der ſiegreiche Vormarſch der Na⸗ tionaliſten auf die Landeshaupkſtadt Madrid weiter. Ge mehr Nachrichten über die Greueltaten der Roten und je mehr Bilder davon aus Spanien zu uns kommen, umſo erſchütternder wirkt die ſpaniſche Tragödie auf uns Nie⸗ mand in Weſteuropa kann mehr daran zweifeln, daß es ſich hier um einen ganz groß angelegten Vorſtoß des Bolſche⸗ wismus gegen die weſteuropäiſche Ziviliſation und Kultur handelt. Der neueſte Trick der Moskauer Machthaber ſetzt ihrem bisherigen Verhalten aber die Krone auf: im eng⸗ lſchen Auswärtigen Amt hat ein Vertreter der Londoner Sowjetbotſchaft eine Entſchließung einer Regierung über⸗ reicht, daß die Sowſetregierung ſich von ihren Verpflichtun⸗ 150 aus dem ſpaniſchen Nichteinmiſchungspakt entbunden ühle, wenn nicht augenblicklich Maßnahmen ergriffen wür ⸗ den, um die Verletzung des Abkommens zu verhindern. Wer ſolche Verletzungen begangen haben ſoll, ſagt die ruf⸗ ſiſche Note anſcheinend nicht. Sie will offenſichtlich nur einen Vorwand dafür ſchaffen daß ſich Rußland nun offen auf die Seite der Roten Regierung in Madrid ſtellen kann, die ſie ja ſchon bisher insgeheim mit allen ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln unterſtützt hat. Wenn die Moskauer Sowfetleute ihre Drohung wahrmachten, könnten ſich daraus höchſt gefährliche Konſecnenzen für die europäische Lage er⸗ eben. Man kann daher nur wünſchen, daß die europäiſchen taatsmänner gegenüber der moskowitiſchen Herausfor⸗ derung kaltes Blut bewahren. Jedenfalls zeigt auch dieſer Schritt Moskaus wieder, daß die bolſchewiſtiſche Hexenküche im Kreml ein Gefahrenherd erſten Ranges für den Frieden Europas iſt. Die Rückkehr zum Arbeitsplatz Betreuung der aus dem Wehrdienſt Entlaſſenen. Berlin, 8. Oktober. Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verordnung veröffent⸗ licht, die denſenigen jungen Leuten, die ihre aktive Dienſt⸗ pflicht in der Wehrmacht und die Arbeitsdienſtpflicht er⸗ füllt haben und in Ehren ausgeſchieden ſind, den Ueber⸗ gang in das Zivilleben erleichtern ſoll. Nach den Beſtimmungen dieſer Verordnung haben die Arbeitsämter dafür zu ſorgen, daß die Entlaſſenen bald in einem Zivilberuf unterkommen. Dieſe Betreuung ſoll auch der finden, der noch nicht beruflich tätig war. Aus der durch aktiven Wehrdienſt oder Arbeitsdienſt bedingten Abweſenheit darf ein Nachteil nicht erwach⸗ ſen. Kehrt der Soldat oder Arbeitsmann— wie es die Regel ſein ſoll— an ſeinen früheren Arbeitsplatz zurück, dann muß er ſo behandelt werden, als ob er den Arbeitsplatz nicht verlaſſen hätte. Dementſprechend ſind auch Anſprüche zu regeln. wenn ſie von einer beſtimmten Zeit der Betriebs- oder Berufszugehörigkeit abhängen. Dem Gefolgsmann werden alſo die Zeiten erfüllter aktiver Dienſtpflicht und erfüllter Arbeitsdienſtpflicht angerech⸗ net. Das werden im allgemeinen künftig zwei Jahre Wehr⸗(bisher ein Jahr) und ein halbes Jahr Arbeitsdienſt ſein. Das gleiche gilt. wenn die ehemaligen Soldaten und Arbeitsmänner nicht auf den früheren Arbeitsplatz zurück⸗ kehren können, ſondern in Arbeitsplätze anderer Betriebe vermittelt werden müſſen Wer noch nicht in einem Beſchäftigungsverhälknis geſtanden hat, ſoll dieſer Vergünſtigung erſt nach ſechs⸗ monatiger Zugehörigkeit zum Betriebe teilhaftig werden., Durch dieſe allgemeine Regelung wird vermieden, daß der Volksgenoſſe, der Wehr- und Arbeitsdienſt geleiſtet hat, ſchlechter geſtellt wird, als der gleichaltrige Volksgenoſſe, der dieſe Pflichten nicht erfüllen konnte. Auch im öffentlichen Dienſt wird dieſer Grundſatz gewahrt. Das gilt für Arbeiter und Angeſtellte, wie für Beamte. i Die jungen deutſchen Männer, die dem Ruf des Va⸗ terlandes folgen, um als Soldat oder Arbeitsmann zu die⸗ nen, ſcheiden aus dem bisherigen Beſchäftigungsverhält⸗ nis aus. Eine Kündigung des Unternehmers oder des Ge⸗ folamannes iſt nicht erforderlich. Vereinbarungen zwi⸗ ſchen Unternehmer und Gefolgsmann zugunſten des letzte⸗ teren ſollen ſelbſtverſtändlich durch dieſe Verordnung we⸗ der ausgeſchloſſen noch eingeſchränkt werden. Bei Uebungen oder bei Einberufung zu kurzfriſtiger Ausbildung gelten jedoch andere Vorſchriften. In dieſen Fällen muß der Unternehmer den einberufenen Gefolgsmann beurlau⸗ ben. Er darf ihm aus Anlaß der Einberufung nicht kün⸗ digen. SA und Werkſcharen Eine Bereinbarung über Juſammenarbeit. Berlin, 8. Okt. Zwiſchen dem Reichsleiter der Deutſchen Arbeitsfront, Pg. Dr. Ley, und der Stabschef der SA Lutze, iſt eine Vereinbarung über die Zuſammenarbeit zwi⸗ ſchen der SA und den Werkſcharen getroffen worden. Nach der Vereinbarung bilden die Werkſcharen die in einem Be⸗ trieb befindlichen SA-Männer und ſonſtige Werksange⸗ hörige. Letztere werden zugleich SA-Anwärter, ſo⸗ der ſie nicht bereits Mitglied einer anderen Gliederung er Partei ſind. Als Führer der Werkſcharen werden SA-Führer oder Männer eingeſetzt, die im Betriebe tätig und Mitglied der Deutſchen Arbeiksfront ſind. Bei den Gruppen bezw. Bri⸗ gaden und Standarten werden Referate für Werkſcharen eingerichtet, die zugleich mit dem bisherigen Sozialreferat der SA⸗Dienſtſtellen zu vereinigen ſind. Sport mit„Kraft durch Freude“ Unter dem Leitwort„Kraft durch Freude iſt das Le⸗ bensbekenntnis des nationalſozialiſtiſchen deutſchen Men⸗ ſchen“, veröffentlicht die„DAK“ einen Artikel des Reichs⸗ amtsleiters der NSG„Kraft durch Freude“, Horſt Dreßler⸗ Andreß, in dem es u. a. heißt: Leibesübungen ſind die erſte Vorausſetzung für die ſichere Erhaltung der Geſundheit unſeres Volkes. Die NS⸗ Gemeinſchaft„Kraft durch reude“ hat die große Aufgabe übernommen, den deutſchen Arbeiter für Leibesübungen zu begeiſtern, und ſie darf heute mit ſtolzer Befriedigung auf die großen Erfolge auf dieſem Arbeitsgebiet zurückſchauen. Wir ſtehen erſt am Anfang dieſer herrlichen, der Erhaltung und dem ewigen Beſtand unſeres Volkes dienenden Auf⸗ gabe. Wir laſſen nicht nach in unſerer Arbeit, und weil wir das Gute, das Geſunde, das Schöne und das Edle für das leibliche Leben des deutſchen Arbeitsmenſchen wollen, und weil wir ewig ſtreben, dieſes Lebensglück zu erkämpfen, wird der Sieg immer bei uns ſein. „Jahresſchau der 1000 Freuden“ Eine leckere Ausſtellung.— Wettbewerb für die beſten Eintopfgerichte. Berlin, 8. Oktober. Bis zum 18. Oktober wird in den Ausſtellungshallen am Funkturm die„Jahresſchau für das Gaſtſtätten⸗ und Beherbergungsgewerbe und das Bäcker⸗ und Konditoren⸗ handwerk Berlin 1936“ gezeigt, die mit einem internatio⸗ nalen Wettbewerb der Köche:„Die Küche der Welt“ ver⸗ bunden iſt. Alles, was uns Küche, Keller und Backſtube, ein gutes Reiſequartier und eine behagliche Gaſtſtätte an Freuden zu bieten haben, iſt hier zu einem großzügigen Panorama zuſammengefaßt. Den größten Teil der Halle 1 beherrſchen Induſtrie. Handwerk und Handel. Wohin das Auge freudetrunken und kenntnisdurſtig blickt: Biere, Weine, Säfte, Obſtweine, Spirituoſen, Mineralwäſſer, Li⸗ monaden, eine wahre Flut von alkoholiſchen und alkohol⸗ freien Herrlichkeiten. Verlockender Duft empfängt den Be⸗ ſucher in der Halle 2 Auf Anhieb weiß man: Die„Küche der Welt!“ Der große Kochwettbewerb der Nationen iſt in vollem Gange! Neben den deutſchen Küchenmeiſtern ſchwingen ungariſche, öſterreichiſche, franzöſiſche, italieni⸗ ſche, Schweizer, amerikaniſche, türkiſche und ſpaniſche Ga⸗ ſtronomen das Szepter des Kochlöffels. In Halle 3 eine Sonderſchau:„Der gedeckte Tiſch“. In der gläſernen Halle, in Halle 4, hat der Reichsinnungsverband des Bäckerhand⸗ werks eine Großſchau aufgezogen. Mit 108 000 Betrieben und etwa einer halben Million von Arbeitskräften ſtellt das deutſche Bäckerhandwerk heute einen der wichtigſten Faktoren der nationalen Ernährungswirtſchaft. Da ſtehen die modernen Backöfen, aus denen vor den Augen des Publikums die mannigfaltigſten und ſchönſten Brote her⸗ ausgeholt werden. In der Halle 5 haben die Konditoren das Panorama ihres Schaffens mit einem acht Meter hohen Baumkuchen gekrönt. In der Halle 6 ſtellen 500 Muſiker und Artiſten in ſtändigem Wechſel von 16.30 bis 19 Uhr ihr Können unter Beweis. Humoriſten, Akrobaten, Tän⸗ zerinnen, Jongleure und Vortragskünſtlerinnen geben ſich hier ein beſchwingtes Stelldichein. In enger Juſammenarbeit mit dem Wintkerhilfswerk wird am 11. Oktober, dem erſten Einkopfſonntag dieſes Winters, ſowohl von den inländiſchen als auch von den gausländiſchen Mannſchaften ein Mettbewerb für die drei beſten Einkopf⸗Gerichtke durchgeführt. Am 11. Ortober erſt Eintopfſonntag! Der erſte Opfertag— der erſte Siegestag des interhilfswerkes! 2 2 e . Marktbericht (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 8. Oktober. Auftrieb: 186 Rinder, darunter 73 Ochſen, 10 Bullen, 40 Kühe, 63 Färſen, ferner 558 Kälber, 187 Schafe, 220 Schweine. Notiert je 50 kg Lebendgewicht: Ochſen a) 43 bis 45, Bul⸗ len a) 41 bis 43, Kühe a) 41 bis 43, h) 35 bis 39, c) 33, d) 25, Färſen a) 41 bis 44, b) 37 bis 40, Kälber a) 69 bis 75, b) 61 bis 68, c) 54 bis 60, d) 42 bis 53, Lämmer, Hämmel b) 56 bis 60, c) 45 bis 55, d) 40, Schafe e) 45 bis 54, 35 bis 44, g) 25 bis 37, Schweine al) 57, a2) 57, bi) 56, b2) 55, c) 53, d) 51, g1) 56. Markt⸗ verlauf: Großvieh zugeteilt; Kälber langſam ausverkauft; Hämmel und Schafe belebt, ausverkauft; Schweine zugeteilt. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 8. Oktober. Preiſe unverändert. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 3. Oktober. Auf dem Kleinviehmarkt waren aufgetrieben: 21 Kälber, 91 Schafe, 149 Schweine und 19 Ziegen. Ferner 400 Ferkel, bis ſechs Wochen 9 bis 15 Mark, über ſechs Wochen 15 bis 19 Mark. Dazu kamen noch 142 Läufer zum Preiſe von 19 bis 27 Mark. Der Marktverlauf war ruhig. Mannheimer Me enmarktpreiſe vom 8. Oktober. Vom Statiſtiſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für ein halbes Kilo in Reichspfennig ermittelt: Kartoffeln 3,5 bis 4,5; Salatkartoffeln 12; Wirſing 5 bis 10; Weißkraut 5 bis 10; Rotkraut 5 bis 10, Blumenkohl Stück 10 bis 45; Karotten Büſchel 5 bis 7, Gelbe Rüben 6 bis 10; Rote Rüben 8 bis 10 Spinat 20 bis 25; Mangold 8 bis 15; Zwiebeln 7 bis 8; Grüne Bohnen 20 bis 30; Grüne Erbſen 30 bis 35; Kopfſalat 7 bis 20; Endivienſalat 5 bis 10; Oberkohlraben Stück 4 bis 8; Tomaten 10 bis 25; Radieschen Bücher 5 bis 8; Rettich Stück 4 bis 15; Meerrettich Stück 20 bis 60; Schlangengurken(groß) Stück 20 bis 40; Suppengrünes 3 bis 5; Peterſilie 3 bis 5; Schnittlauch Büſchel 3 bis 5; Pfifferlinge 70; Steinpilze 80; Maronenpilze 40, Gräünreizker 40; Aepfel 15 bis 38; Birnen 15 bis 35; Pfirſich 30 bis 35; Zwetſchgen 18 bis 20; Zitronen Stück 7 bis 10, Ba⸗ nanen Stück 5 bis 10; Markenbutter 160; Landbutter 140 bis 142; Weißer Käſe 25 bis 30: Eier Stück 9.5 bis 14. Der erſte Zug über den Rügendamm. Nach der feierlichen Er⸗ öffnung des Eiſen⸗ bahnweges über den neuen Rügendamm durch den Generaldirek⸗ tor der Deutſchen Reichsbahn, Dr. Dorp⸗ müller, rollt der erſte Zug nach Schweden. Weltbild My Der alte Barbaroſſa Die Reichsveſte Kyffhäuſer.— Ausgrabungen an ſagenumwobener Stätte. Der alte Barbaroſſa, der Kaiſer Friederich, Im unterird'ſchen Schloſſe Hält er verzaubert ſich. Wenn von dem Kyffhäuſergebirge, dem waldreichen Höhenzug zwiſchen Harz und Thüringer Land, die Rede iſt, dann wird die herrliche Sage von dem alten Barba⸗ roſſa, dem„Kaiſer Friedrich“, lebendig, der im unter⸗ irdiſchen Schloſſe der Wiederkunft des alten Reiches ent⸗ gegenträumt. Gleichzeitig taucht vor unſeren Augen auch das machtvolle Ehrenmal auf, das die treuen und dank⸗ baren Soldaten der deutſchen Freiheitskriege ihrem alten Kaiſer Wilhelm J., dem Begründer des zweiten Reiches, auf der ſagenumwobenen Bergeshöhe errichtet haben. Weniger bekannt jedoch iſt der Allgemeinheit die Tatſache, daß ſich einſt auf dem„Berg der Deutſchen“, wie die Kyffhäuſerhöhe ſeit alten Zeiten mit Recht bezeichnet wird, eine ſtolze Burg, die Reichsveſte Kyffhuſen, erhoben hat, die in alten Chroniken die feſteſte Burg des Thürin⸗ ger Landes genannt wird. Die Geſchichte weiß uns nichts davon zu berichten, wann der ſtrategiſch wichtige Berg mit den umfangrei⸗ chen Befeſtigungsanlagen verſehen worden iſt. Erſt zu Beginn des 12. Jahrhunderts ſpielt die ſehr ſtarke Burg bei den Aufſtänden der Sachſen und Thüringer gegen den letzten fränkiſchen Kaiſer, Heinrich V., eine wichtige Rolle. Im Jahre 1118 wurde die Burg durch den nachmaligen Kaiſer, Lothar von Supplinbura, zerſtört, doch dürfte der Berg bald darauf unter dem Staufenkaiſer Friedrich J., Barbaroſſa, der bei ſeinem Königsumritt im Jahre 1152 nachweislich in der Kaiſerpfalz Tilleda am Fuße des Burgberges weilte, wieder von neuem befeſtigt und zum Bollwerk deutſcher Kaiſermacht gegen die Sachſen ausge⸗ baut worden ſein. Als Reichsburg wurde die Veſte jetzt von kaiſerlichen Vögten und Burggrafen verwaltet, verlor aber infolge der politiſchen Entwicklung immer mehr ihre ſtrategiſche Bedeutung. Später gewann der Berg wieder eine gewiſſe Berühmtheit, als die Grafen von Schwarz⸗ burg hier oben eine Wallfahrtskapelle des Kloſters Wal⸗ kenried errichten ließen. Bauernkriege und Reformation ſetzten den Schlußſtrich unter die Geſchichte der Burg. Durch die Errichtung des Kaiſer⸗Wilhelm⸗Denkmals inmitten des alten Gemäuers wurde die Burgruine in ihrem Dornröschenſchlaf kaum geſtört. Dem Führer des deutſchen Reichskeiegerbundes(Kyffhäuſer), SS.⸗Ober⸗ führer Oberſt a. D. Reinhard, iſt es zu danken, daß dieſe Stätte großer deutſcher Geſchichte wieder in einen würdi⸗ gen Zuſtand verſetzt wird und als wertvolles Kulturgut dem deutſchen Volle erhalten bleibt. Auf ſeine Anord⸗ nung wurde im Jahre 1934 mit den Ausgrabungen und den wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen des ganzen Burg⸗ geländes begonnen, wobei mit Unterſtützung des Reichs⸗ arbeitsdienſtes eine der größten Burgruinen Deutſchlands freigelegt wurde. Das gewaltige Befeſtigungswerk, das den ganzen Höhenrücken in einer Länge von über 500 Meter bedeckt, zerfällt in drei ſelbſtändige, in ſich geſchloſſene Wehran⸗ lagen, die Unter⸗, die Mittel⸗ und die Oberburg. Am beſten und vollſtändigſten von den drei Befeſtigungsan⸗ lagen iſt die Unterburg erhalten, bei der die Ausgrabun⸗ gen am weiteſten gediehen ſind. Ein großer Teil der Wehranlage iſt, wie die Feſtſtellungen ergeben haben, bei Beginn des 15. Jahrhunderts abgeriſſen worden, als die⸗ ſer Teil der Burg zu einer Wallfahrtsſtätte hergerichtet wurde, doch zeugen die mächtigen Ruinen der zerfallenen Gemäuer und der geborſtenen Türme auch jetzt noch von der Wehrhaftigkeit und Größe der alten Reichsburg. Wenn auch von den eigentlichen Gebäuden kein einziger Zoll erhalten werden konnte, ſo ſind doch bei den Ausgrabun⸗ gen meterdicke Grundmauern, Keller, Gewölbe und Trep⸗ penanlagen aufgedeckt worden, ſo daß ſich ein ziemlich genauer Grundriß der Burg gewinnen läßt. Wertvolle Architekturſtücke, Säulenreſte mit künſtleriſchen Schäften und Kapitälen, Fenſterbogen uſw. wurden hier geborgen und ſind heute im Kyffhäuſer⸗Muſeum am Fuße des Vom Weinland an der Saar Kleiner Wegweiſer für weinfrohe Wanderer. RD B. Wo das ſaarländiſche Induſtriegebiet mit ſeinem Reichtum an Kohlen endet, beginnt das Weinland an der Saar. Eine Wanderung durch dieſes Land iſt ein hoher Ge⸗ nuß ſowohl für das Auge als auch für die Zunge, die allenthalben in den Wirtſchaften den grüngolden funkeln⸗ den, feinperlenden und blütenduftenden Wein vorfindet, der an den ſteilen Südhängen der Saarberge im Strahle der heißen Sommerſonne geboren wird Im Gegenſatz zu den engeren, geſchloſſenen Tälern der Moſel, die auf beiden Seiten von hohen Bergen begleitet werden, iſt das Land⸗ ſchaftsbild am vielgewundenen Laufe der Saar offener. Bald rechts bild links erheven ſich maleriſche, ſteile Kup⸗ pen, die vielen Weinen den Namen gegeben haben; ihnen gegenüber liegen auf dem anderen Ufer des Fluſſes weit⸗ gedehnte Wieſen⸗ und Ackerflächen. Aus dieſem Wechſel er⸗ geben ſich für den Saarwanderer die ſchönſten Fernſichten. In ſtetem Auf und Nieder ſchwingen ſich die Landſtraßen über Berg und Tal, ſo daß der Wandersmann wie auch der Autofahrer zu ihrem Recht kommen. Die Reichsbahn jedoch begleitet den Fluß getreulich bis zu ſeiner Mündung in die Moſel und ermöglicht daher dem Wanderer von jeder ihrer Halteſtellen den Beginn prächtiger Streifzüge durch die Wälder und Weinhänge. Das Weinland an der Saar beginnt bei dem Orte Serrig. Hier befindet ſich in einem Seitentale der Saar eine ſtaatliche Weinbaudomäne. Wo einſt alter, gerinz⸗ wertiger Schälwald ſtand, gedeihen hier jetzt köſtliche Weine an den Hängen. Am Saarfels und am Würtzberg befinden ſich andere berühmte Saarweingüter. Bei Staadt⸗Ca⸗ ſtel ragt gegenüber dem Orte eine ſteile Felswand aus dem Flußtal herauf Es iſt die ſogenannte Klauſe Iſt man auf romantiſchen Waldwegen zu ihr emporgeſtiegen, ſo ſteht man vor einem ſchlichten Kirchlein, das ſich an der Stelle einer früheren altrömiſchen Niederlaſſung Hier ruhen nach langer Irrfahrt die Gebeine des blinden Böhmenkönigs Johann, eines Sohnes Kaiſer Heinrichs VII. Er fiel in der Schlacht von Crecy im Jahre 1346 im Kampfe gegen die Engländer, die lange Jahrhunderte hindurch als Erbfeinde Frankreichs galten. Der Blick von der Höhe der „Klauſe“ iſt von ergreifender Schönheit, beſonders in der Glut der ſinkenden Sonne. Nach einem Beſuch der Domäne wandert man durch den herrlichen Kammerforſt nach der Bahnſtation Beurig und ſiebt bier auf dem Ufer gegenüber Saarbura liegen. erhebt. Denkmals zur Schau geſtellt. Aber auch koſtbare Klein⸗ funde aus der frühzeitlichen und mittelalterlichen Ge⸗ ſchichte waren der Lohn der mühevollen Ausgrabungs⸗ arbeiten. Von der Mittelburg, die nach einem alten Stich mit einem mächtigen Tor, gewaltigen Ringmauern und hohem Turm ausgeſtattet geweſen ſein muß, ſind nur ſpärliche Trümmer erhalten. Beſonders wertvolle Funde ſtellen die verſteinerten Baumſtämme dar, deren Alter von Sach⸗ verſtändigen auf mehr als 3 Millionen Jahre geſchätzt wird. Die auf dem höchſten Abſchnitt des Bergſattels nach Weſten zu gelegene Oberburg war die größte der drei Befeſtigungsanlagen. Ihr öſtlicher Teil flel in den Jah⸗ ren 1890 bis 1896 dem Bau des Kaiſer⸗Wilhelm⸗Denk⸗ mals zum Opfer. Erhalten geblieben iſt der wuchtige noch etwa 20 Meter hohe Bergfried, der Jahrhunderte überdauert hat und lange Zeit das Wahrzeichen der Land⸗ ſchaft bildete. Rings um den Turm ziehen ſich ſtarke Mauern, größtenteils verborgen unter dem Schutt und Geröll der Ruine. Die Freilegungsarbeiten, die in die⸗ ſem Abſchnitt gegen Mitte des Oktobers in Angriff ge⸗ nommen werden, dürften auch hier wertvollen Aufſchluß über die Anlage der Reichsburg Kyffhuſen und darüber hinaus über den mittelalterlichen Burgenbau und das Leben im Mittelalter geben. Die Ausgrabungsſtätte am Fuße des Kyffhäuſer⸗Denkmals. Der deutſche Reichskriegerbund vollbringt durch dieſe Ausgrabungen eine vorbildliche Kulturtat, die ſich der Errichtung des Denkmals würdig anſchließt. Seine Be⸗ mühungen verdienen um ſo mehr Anerkennung, als ſie ſich nicht auf die alte Reichsveſte Kyffhuſen beſchränken, ſondern auch auf die benachbarte Rothenburg, der alten Ritterburg derer von Beichlingen, ausgedehnt worden ſind. Zur Zeit wird der gewaltige Bergfried einer Er⸗ neuerung unterzogen. Der übrige Teil der Ruine dürfte, wie der Preſſe gelegentlich der traditionellen Herbſtfahrt zum Kyffhäuſer mitgeteilt wurde, in den nächſten Jahren freigelegt werden. Der Bauer kämpft für die Steigerung der Erzeugung. Auf⸗ gabe des ganzen deutſchen Volkes iſt es, als Ergänzung der Erzeugungsſchlacht gegen den Verderb von Nah⸗ rungsgütern zu kämpfen. Eine Brücke führt hinüber zu der Stadt, die einer der ſchon⸗ ſten Orte an der Weinſaar iſt. Von ſtolzer Höhe ſchaut die ſtattliche Ruine eines alten kurtrieriſchen Schloſſes ins Tal hinab. Durch einen mächtigen Tunnel ſteigt man aus dem Tale der Oberſtadt empor. Inmitten der Stadt ſtürzt ſich der Leukbach in ſchäumenden Kaskaden zur Saar hinab. Nach kurzer Raſt bei einem Schoppen blinkenden Wei⸗ nes marſchiert man auf dem rechten Ufer der Saar weiter nach Ockfen, wo ſich außer alten, bekannten Weingütern gleichfalls eine am Ende des vorigen Jahrhunderts einge⸗ richtete ſtaatliche Weinbaudomäne befindet, die in gleicher Weiſe arbeitet wie jene in Serrig. Die Hauptaufgabe dieſer Domänen iſt die Durchführung von weinbaulichen Verſu⸗ chen aller Art, deren Ergebniſſe dann der Weinbauernſchaft bekanntgegeben werden. An einem phantaſtiſch geformten Felſengebilde, dem„Bockſtein“, deſſen Südhänge mit Reoenzeilen beſponnen ſind, wächſt einer der berühmteſten Saarweine Der 1921 Ockfener„Bockſteiner“, Trockenbeeren⸗ Ausleſe von der Domäne, hat vor einigen Jahren in öffent⸗ licher Verſteigerung 135 Reichsmark für die Flaſche ge⸗ bracht! 2 38„Saarburg mit der kurtrieriſchen Burgs, nach einer Zeichnung von R. Reimeſch. Buntes Allerlei 58 Störche in einem Dorf. Das Dorf Wathlingen iſt wohl der ſtorchenreichſte ort Im Sommer 1935 konnten aus 12 Neſtern 44 Störche nach dem Süden ziehen. Von ihnen kehrten 14 Paare zurück. Diese zogen 30 Junge groß, ſo daß in dieſem Jahr 58 Störche alſo 14 mehr als im Vorjahre, die Reiſe nach Afrika antrefen konnten. Im Auguſt konnte man in den Wieſen an der Fuhſe zwiſchen Wathlingen und Uetze oft Schwärme von 20 biz 30 Stück zu Flugübungen verſammelt ſehen. In früheren Jahren war die Zahl der Störche in Wathlingen noch grö⸗ ßer. Hermann Löns wußte damals noch von über 20 Neſtem zu berichten. Aus der Geſchichte einer alten Schule. Das Gymnaſium in Greifswald hat ſein 375jährigez Beſtehen gefeiert. Es gibt nicht ſehr viele Schulen in Deutſchland, die auf eine ſo lange Vergangenheit zurück blicken können wie dieſes Greifswalder Gymnaſium Dementſprechend ſind auch die Zwiſchenfälle und Kurios, die in den Annalen dieſer Schule verzeichnet ſind, beſoy⸗ ders vielſeitig und aufſchlußreich. Schon die erſte Schul⸗ ordnung, die Johann Bugenhagen, der Reformator Pommerns, damals erließ, iſt ſeltſam. Darin werden die Schulgewaltigen als„De Scholmeyſter und ſyne Geſel⸗ len“ bezeichnet, denen Freiheit von allen Bürgerlaſten gewährt und vierteljährlich ſogar eine„Belohnung“ in Ausſicht geſtellt wurde. Steuern brauchten die Lehrer alſo damals nicht zu zahlen. Dann wurde für die Mädels zuviel Unterricht als unnötig bezeichnet.„Sie ſollen ler, nen haushalten und Strümpfeſtopfen,“ heißt es weiter in dieſer alten Schulordnung. Von einem gequälten Rektor, der ſeine Dienſtwoh⸗ Kung im Schulgebäude hatte, bringt die Chronik aus den Anfängen der Schule den— auf das Hochdeutſche über⸗ tragenen— tiefen Seufzer:„Oftmals war ein Durchein⸗ ander der Schüler und der ſie ſtrafenden Lehrer, und das Geheul der geprügelten Knaben war ſo, daß ich genötigt war, mit dem Stock auf den Tiſch zu ſchlagen und Schwei⸗ gen zu gebieten, und wenn ich nach zwei Stunden aus der Schule weggegangen, bin ich mir vorgekommen wie ein aus dem Fegefeuer Erlöſter.“ Es muß alſo ziemlich ſtürmiſch zugegangen ſein. 12 Die Diſziplinargeſetze aus der Anfangszeit der An⸗ ſtalt verbieten den Schülern nicht nur— ſo heißt es wört⸗ lich„Fluchen, Schwören, Zaubern, Lügen, Stehlen, Unzucht, Duelle, Straßenlärm, Gelage, Beſuch von Wirts⸗ häuſern und Schauſpielen, unſaubere Geſpräche, Fiſchen, Jagen, Vogelſtellen, Gebrauch von Schießgewehren, wie alles, was mehr zum Kreis des Mars als der Muſen gehört, ſondern auch das— teils gefährliche Schwimmen und Kaltbaden, den Genuß unreifen Obſtes, das Schnee⸗ ballen und Schlittſchuhlaufen und auch das müßige Spa⸗ zierengehen. Die Kleider ſollen bis zum Knie einfach, nicht bunt ſein, damit die Schüler nicht wie Eidechſen oder Soldaten ausſehen“. Es müſſen alſo rauhe Sitten geherrſcht haben, daß ſolche Dinge Schülern verboten werden mußten.. Schlechte Schüler werden oft große Gelehrte. Auch Greifswald, aus deſſen ausgezeichnetem Gymnaſium viele erfolgreiche Männer hervorgingen, beweiſt es wieder. Theodor Billroth beiſpielsweiſe, der bedeutende und viel⸗ ſeitige Chirurg und Vater der modernen Kriegsheilkunde, hat augenſcheinlich wenig Freude an ſeinen alten Greifs⸗ walder Lehrern gehabt. Dieſe aber auch an ihm. Als Billroth ſchon berühmt war, ſchrieb er auf die Rückſeite ſeines für das Gymnaſium beſtimmten Bildes:„Theodor Billroth, Profeſſor der Chirurgie in Wien, ging im Herbſt 1848 nach einem miſerablen Abiturientenexamen vom Greifswalder Gymnaſium ab. Er dankt dem alten Thoms (ſeinem Lehrer) herzlich für alle Güte und Nachſicht und hat oft bei ihm nachgeſeſſen. Der ſchlechte Gymnaſial⸗ ſchüler hat ſich bemüht, das Verſäumte nachzuholen, und man ſagt, er ſei ſchließlich doch noch ein leidlich brauch⸗ barer Menſch geworden.“ Gegenüber von Schoden, der Bahnſtation für Ockſen, liegen in Seitentälern die bekannten Weinorte Ayl und Wawern, deren Lagen„Kupp“ und„Herrenberg 1 0 guten Klang im Kreiſe weingerechter Zecher beſitzen Der nächſte Weinort am Saargeſtade iſt das hochberühmte Wil tingen. Hier wendet ſich die Saar von ihrem bisher ng Norden gerichteten Laufe in mächtigem Bogen nach Süd weſten. Die ſich bis nach Kanzem hinziehenden kteilen Berghänge ſind ſo recht dem feurigen Wirken der Sonne ausgeſetzt, die im Kanzemer„Berg“ und„Hörecker in der Wilkinger„Kupp“, im„Dohr“,„Gottesfuß“,„Kloſterberg und„Rosenberg“ köſtliche blütenduftige Spitzenweme wach⸗ ſen läßt. Eine Wanderung auf den„Gottesfuß'! iſt eine ſtramme Hochgebirgspartie, die ahnen läßt, welche Mühe die Bearbeitung dieſer Steilhänge den Weinbauenn bent, tet. In alten Zeiten floß die Saar in einem rechts ſich ab⸗ zweigenden Seitentale zur Moſel hinab. Dieſer Talzag führte über den noch zu Wiltingen gehörenden Scharz: hof nach O beremmel, Krettnach, Ober⸗ und gf dermennig zur jetzigen Mündung bei Konz,. Die 1 1 tinger Lagen„Scharzhof“ und„Scharzhofberg und 9 Oberemmeler Lagen„Roſenberg“„Agritiusberg? um „Raul“ gehören zu den beſten Marken des Saarweinlandes. Unterhalb des Ortes Kanzem wendet ſich die Saar 116 der nach Norden und fließt vorüber an Hamm und Fi a zen nach Konz. Auch in dieſem Ort gibt es noch 0 lichen Weinbau. Indeſſen erreichen ihre Weine nicht 1 bohe Qualität der Wiktinger, Oberemmeler, Ockfener un Serriger Gewächſe. 5 5 Das Weinland an der Saar iſt ſchon ſeit alten 1 ſehr begehrt geweſen. Das kann man ſchon an dem flöſter dehnten Weinbergsbeſitz der Kirchenfürſten, der K 1 Kirchen und geiſtlichen Stiftungen erkennen, von dem el lich zu Anfang des vorigen Jahrhunderts der größte in privaten Beſitz übergegangen iſt. Immerhin haben 0 die Hohe Domkirche in Trier, das Biſchöfliche Konvik, 11 Prieſterſeminar und andere Stiftungen hier noch e ſehnlichen Beſitz an Weinbergen. Die dort e Weine kommen nach dem erſten Abſtich in die Jene lereien von Trier. Auch die ſtaatlichen Weinbalt chf das Friedrich⸗Wilhelm⸗Gymnaſium und andere her Ae, liche Weingüter und Weingroßhandlungen haben dehnte ſige Weinkeller, die in ihrer Geſamtheit eine ausge aller unterirdiſche Stadt bilden. Hier ſtrömen die Saartde eelſten Art vom ſchlichten ſauberen Kneipwein bis zur e keller Ausleſe zuſammen. Der Beſuch eines dieſer e gehört ſchließlich zur Saarweinwanderung und bildet würdigen Abſchluß. 5 e 1936 Nr. 41 piu daun dvs„usgeflndieg or gun jvuz um zan une eue gun a eee e e e e 9110 janvid zee deiſp jeia gun obneufe szaec 518“ „endvg viozoy Juul dig“ usppabelngav uuvbog bunb each dufeh dun igel 4 Jen„deen eee eee „puspioztz uoa pfoavc unebpachg eufo zg“ unvzlze 20 obi„esvg Dia a0 8“ Sn e uehgelüie Bouda inv zehpanecß ueuse Bim ubs“ ujehnplav seuheuebuvun Spe eil non so Sunbeceglckoß guse ibo 1 993 zus uf Rezbönlec due v! bunuuvcs dufe 95 80 „eusbol znuva eis uh svar— did eue Sl“ und cpi ⸗ünzuebze se eipne uobng usugcpl Pluupu usufel us eiatpl gun gojg adde uuva gun jon dan pon „ des ꝛeꝛequv uda— um unde— nv— ud aeg ud sicpgu gun uoßileg e nk uhr bilpnib uig 8“ :usckckrg aht egleicklun ujeopg ue gun Deut u eig en 00 Keen 71 band Spliggick 241 se zan peace ue N. nage zu de lege„ſefuugz usgebpnanè pnjch sva anu usugs aundzs leg uus“ plus on obo„un eco aun“ fenl vga use um bn 98 Ava 8e green 8“ :gegnuig ug u ne Lunch zupa ue olga usbnjz uohung usag! sup lego usbuvgz dig ui ini sva 461 op reges „uduugz ne uss nu Sue use usugs gahpceß Bunbicenalegz gun dane gg an se g ue een ee Jun gb gaun esd usſleg ulsufem c: spa hon Uepoackliegß mog anu up h dec suv ug usufel gun uiſoch zurel uhvu mu F Usckcr dure eipnad gun opvg zpeaebusg AManloch uleuape u! ug! en 10 gu eng! zen len cn abngg gv e ohe„png, zuseul zu zy bt uezuvg nd ssc ie Uegoh 18“ „uup; uezuvg bnueß neuss 8 b eim piu glec c gun usg öllgeb uesbzog gun neige neue nenn u ae bv gun Upzliegz ene 100 fel sig um 1 gun ol uszoc oa aun zliic agnus gun jvc susgeg sous Reg ue ze uf iu 518 di bunnnlrefcpulcß meg Zeneseb In vag eiu diet bl Abiebeh dien moebeig ne Bogſß usg aum usg vg iS gun uegunnedgv pate neuen en eee uebuvlebhuv gun uegvabeg Abupf nv ei davg 8 susg ien eee due Inv bunullog oh aun solgnu 1 uzen va seil gnueg lvach ichen usgog 518“ (Cusjogzea pnaqppztz) f 7„pnang ic ueuscneg ug usul egnzf efpiu ullpich dun! es ono dun ue iz sog uv uoefchlllch aun Usbungegazo cou uegog ei lege usgeg ue e e e wege Uelpolaezun zcpiu eau menge ud Pu eig usllv logo 40% sv nch die uon bajo ueſbusnd Ulecßz zecpl 291 ⸗onbiqiel uf i i siv usgun log zaug Soehleucpf gun Sdaelſeg ue Jcpieheld jo 4e gun 411 10) 10 gg uauuheu zu Jululleg ai uellnu usbunng ne uhr ugoa Uelpfobsueg i une sog due gun uebüvbzea dahvg ict ohvu zig eq unu oc sige ou ze uus usgph usgqunlob gi usa zich gun Uecpgolge ne glejgzegz udufel 0 Soul usul egen enen ee en ag Uelltct 1“ Pnank zozuellench uda genluteeß long 215vfl„o usb ⸗unheznogz uso n deu ou pu doe uejpn c“ dcr usquepne im en bon! „Gusuueg icin zi did nenn egen Jiu a0 uupz Ar zo ien nac ge ee me Ueli— bs“ aoctaggz SBouo zd uda gabs ang bund Uaenvcplach ul „usgusane usqusgeg ud regem sun gun uellvj ushng uefox eig iim gpg sun uoa gage! uegeg sc gonlsüsgef gun bun ne hpou oi gun nec euaenvzsa uehmeutel un uegeg 468 518 avg gad Ueuellssnaaun ene senelun lung ꝛeg dap 52 band ei eee“ en e ee ee; Tcblagt oi“ „uung uscpof gun ufel goal leg ola b uus ushebeg nd noch ur ſcpezun ue e eee uuve dun Aebuleh oluun uuvg cim se ſpoch zchzefuig aeg“ i gupgſeb„egohg nene gun ſgelre Söaehpg c! soch olle vue b oc usgunfg 1016 5— bs Acpilocg) svg loan a0 sen neee ene ae dul„„unauplckue ueqeg ur dane age zern eg neger u gun eech eden vans 1 god uegebobuig uh ute bi eg ph aun“ uon ugs ene usupar ui igel uehzung ueugchl ed gung eguepne cn ⸗ndüllpt o igel on ae ond ueugeuada ugutel 210 que zzageif quenz di e eee een ehen elle ius u giplech ozuvrcl binmuv dal oguschapu gun gun sig Leue gun uenpfebigog uda Ghmech uleuze u ai ech zellen u enen d ue ee momzunz ang ushalnelnv dugo eil god„inohnenv pnv zo 8 9“ uehnz cl ug Inv cpi dog gar 3 ausupzj udahi gan ava fesch D Gn uhu ieuav uo u oleze elſpiem uv nv deze zen var un dugcph bun 1 „e uegucmee been eur beuge e 8 Usuugg“ 1a gc Jap Guess ua uus an Sie pe une 9 11% Fs Bunzlohaazun? e.. 8, 2— Un nen U „ uobojoog uefuuvzeg usufe ohe„ eee eee 0 1 22 8 usgunles Sp zeige eig qui u u- u- u- u- u- u F111.„„ A esrb (en page) zehn 6 ieee aun nis 8 eldq ha 2 old ⸗oqunch g gelnhuſcd 8 lueldazo 9185 (ages) ꝛehhebnyd g loboaguvzgz ago g aecipann uschtupznalvzva cue og puellvaich ogoabegzelgz f. 2 :usheilſus Bunz leljvaus 1 5=— ⸗nogeg zecusbjol uoa deltggld sgi 6— 5. Uefpeazuel ueg ur Ava usgelne nis and Uinegz uda nozag p 3 19 flohigo ages ende dig ui o gu vickufegzg uecphiaäpg ze u javbidS g?——. 5 . fs ag ibu: 8 dec u ß ß CG ͤĩ iùvu.. 8 nv s, angulvc fengvie 1— d— d— d— o— u— u— 1 zue 2 — 11—1—1—-4— 886— 0 Hunfnegecß ꝛcq0uebfol 10h10 d? 1 N ——1l—l— 2— 2— 2— 2— e 21979 aun fpozebvoc gv 7 5——— 9— e—%% ueſelntuse ind dig uf mozeg au 5 F( n n— ANN q- g— ⏑ D— ⏑— c„ 5: 1 1 1 ch ch d 0 o zusgvgſcppngz 18 :neqohllongz 51— c u- u- u- u—- u—- u— ahnen saphidva bos ces dog 58 b hp ueumozsno zou zenvc eig inv usleissunſſeg zeuge us noc ue je alpiagezun duc zquellea seg ei gulelnof zegn gun ufel ue. Jones eiche neue ue o une uegzea uen vag dia ùmnuv qu bunte dig cpang nu uskuvch usgogd Ar geb sog dun— uguugeu ne szufu ne feguseulebnz ae uelhugeplach gun usupjch gun usebrog ueg uda ſog plc eee ee ne ehe ena euſe ann icin oufeeui ted Aug ao zich usch egansziech uefuhpante ulsg sn uocpcß Jes ueujebuſch ueg ur c Artes r zz 0 dig dai dei an bugu np uzeguol eu anu schu Ueli ne svn Achbagebreg sechu vpm zegusgeu bupb ol oog melile dai o Jog neun guvc eig u bunzohte zun zd uebec anu Acppund zzvieß svg uvul unda gapel aut jaunach uezelen dug ol ibu ao dunſſeg leg vu teuup e ec uebup z spa i va en e eee e „ uebi nd bunzſeg ig zavges lch dig pod 1 ohh ol gel neee ene pon e uuegß zq vg usgöfzea Apis zoldzog aufe udbob 801 ziehe ainzelgo ebpebulz zd gpg bungunzbogsfles an id ui eiue gun uses cpu pogo Fundrainqh! uc ele gen icnech sd ueleieb unfteg dufez uelleg obo sgog gun use gnome ur n uu; eva uf 400 uf fel 4% ego fanmed sci Bunjaupc deute giegzpglvaſd zd nog ie arg fung en 93510 Jeden deu z ug ne eden ear ung gun usbuvbzea segeſebs flogni seg ushckvrsd ⸗bapgzh ueuſe use ee edo ded zeiun gun 1510 inplegz ze dan neun unscpvogß ealgad hiegg spa ein ue eint iaebeguo g rebzegungz Sb“ 10 ue Aube „d das aun fbalpppleg 20 vn L ad ffn ei za aud eng ur megsichnech ue unn zu fe! udbor use us „ien ne Bunſiog eig ut uluunz znu four Zeuge usuht usch -i ue b ue e Ag Invaog pnackluzz dülphagpan aun opinhaſa fu en neo cusgunſd ddacpnzl 1 ock use squsgo siv egg sscu uuns egg uga 91g uonvas neu ie ue Inv zu pet sog i ecezun 111 spe ee ue i ee e eee euhgmebzeg nb vu eee een een een ee e ez z alla „eollvaſc eig zegn bung unn jogenztz Mech uneg geb vc ese eg mn bu uu 5. 90 r e ine ene e ee Aungz daun zog olnvch nd sz fe Idunſteg icg uebech anu ussquol— zogpoge dec enozte 40 Uebe ois“ ockeuß uenepnpnzda zeleig ui user ⸗inz cg log uljehvg non uuvuohch uleute uoa zounzch ssleig D nend zobruuol kebefueun gun sgensbunugac zones nnd eL uda svanſe ol— juueu use use nua uog ennech zus 40 gun alf neihsnpc eig panic) Seilhgg Ualleg e pi usegunanea neuem g ie use„lub“ „bunzleg taufe jeg gun Jol zeu eg aeg dim„ehe“ zeuge jeg legung leute u ufepo euvs zeqnbpacht Arpa leude u sand seehun 55e zuel uupzſs ug minen ale dvar 8 kpöghoze uach F — uellnu usul dd dim usbunzg voa auh e nee bol zqvog b! b bunufe ng zeugs binga noffegiseusd us uf uhr ziim ug d feed u uecencknegzn geen F Hunzlog eig zogn oeen vf usianſc gun algen zechſea gp mog suo aaubaho! zac e eee nen eue len eileg del aegn uesunzanlsniß eiuegcbu ice eng so c uueg usflog reid Abus i a e eee eee ene Spee ee eee eee ee ee eh e bundle ue ene e e eee eee e piu e dig uiſjoch gutes go 3d 8e gun ugvusn iz dae „Sued düse Spun zeglig o usbenge nsalsnoch 0 inne ed sjomefu gziqa gun bunzjoc ze u uheugoa eil in sg jpc ene aufe bu gun ufeczans ue e eue ne nal ne a0 al ogunjg auieg Uobolkda nac iN eig un 5 A era eue: jeg gun ezuugz udjgpe „de piu 410 eit sg lee e u e e en lech dipl eue ien dun antegeia aufe D eue lung; puede sn akg: dig nd va pugusebnzz us Inv ite pbunglnvun zscnacgoa uu jeszvch gun ꝓnand usr zan zſg eule oil en find e ehen e ebene e e 10 uda sin dung 81 ine egal u eig ung unea L duegiecleg gen laing aufe Uoglleg a1 W Mas uod. z uh οο⏑ẽ vo len in de Bezu A Elſch ohne einen leichten Anflug von Spott im Ton zur Ant⸗ flo Karola wünſcht einen Verwalter auf Cronegg eingeſetzt zu ſehen,“ nahm er wieder das Wort.„Wie denkt ſie ſich das? Soll Volkmann etwa abgeſetzt werden?“ „Das fehlte auch noch,“ kam es erregt über ihre Lip⸗ pen,„daß ſie mir meinen treuen, alten Volkmann, dem Gert ſelbſt während ſeiner Abweſenheit die Bewirtſchaf⸗ tung des Gutes übertragen hat, nähme! Nein, nicht das, ſie meint, es müßte eine Perſönlichkeit ſein, die gewiſſer⸗ maßen über allem ſtehen, Herrenrechte ausüben, das Ma⸗ jorat für den kleinen Erben erhalten ſoll.“ „Dazu ſind Sie, ſeine Mutter und Herrin von Cronegg da,“ warf er ein. Sie zuckte leicht die Achſeln. „Das glaubte ich bisher auch, aber jedenfalls hält ſie mich für zu unreif und unſelbſtändig, meine Kenntniſſe und Erfahrungen zu mangelhaft für dieſes ſchwere Amt und—“ fügte ſie mit einem verlegenen und doch wieder glücklichen Lächeln hinzu:„Das wäre ich auch ohne den Beiſtand des treuen Freundes, deſſen Güte, Hilfsbereit⸗ ſchaft und Geduld ich ſo ſorglos bisher angenommen—“ „Wie ich Sie bitte, es auch ferner zu tun, fiel er ihr mit einem warmen Blick und, Ton ins Wort.„Dieſes ſchöne Vorrecht werde ich mir auch durch nichts und nie⸗ mand rauben laſſen, es ſei denn— daß Sie ſelbſt mich eines Tages—“ „Nie werde ich das tun,“ unterbrach ſie ihn mit leuch⸗ tenden Augen,„und wenn Karola mir zehn Verwalter nach Cronegg ſchickte!“ Er lachte jetzt, wurde aber ſogleich wieder ernſt. „Ja, hat ſie denn überhaupt ein Recht dazu, einfach über Sie zu beſtimmen?“ fragte er,„kommt dieſes Recht nicht einzig und allein Gert zu?“ „Gert!“ ſagte ſie erſchauernd.„Wenn ich nur wüßte, wie Gert es haben will, wie gern würde ich mich jeder ſeiner Anordnungen fügen! Aber woher ſoll ich ſeine Mei⸗ nung erfahren?“ Aus ſeinem Teſtament.“ „Aus ſeinem Teſtament,“ wiederholte ſie.„Darf denn das eröffnet werden, wo er nur verſchollen iſt und man nicht ſicher iſt, ob er noch lebt?“ fragte ſie mit bebenden Lippen. 4 „Ohne weiteres wohl nicht, es müßte die geſetzliche Todeserklärung vorangegangen ſein.“ Sie wurde blaß, und durch ihren Zittern. „Wie iſt das— wann, wo erfolgt ſie?“ „Sobald Sie den Antrag dazu ſtellen.“ „Ich— ich ſelbſt ſollte ihn ſtellen?“ „Als nächſte Verwandte haben Sie das dazu.“ Da packte ſie ein Schauer und wie abwehrend ſtreckte ſie beide Hände aus: „Nie werde ich das tun— nie!“ „Wenn Sie es nicht tun, wird es ſchließlich von Rechts⸗ wegen geſchehen,“ erwiderte er ernſt und ruhig,„ſchon um die Verhältniſſe zu klären, die Erbſchaft zu regeln, für den kleinen Majoratserben einen Vertreter und Vormund zu beſchaffen, denn Sie allein werden die ſchwere Verant⸗ wortung für die Erziehung des Kindes nicht übernehmen wollen.“ Dieſe Worte trafen ſie bis ins Mark. Die Erziehung ihres herzigen kleinen Kurt,— wie ſchwer wurde es ihr letzt ſchon oft, den vierjährigen wilden und ach, ſo ver⸗ wöhnten kleinen Schlingel zu bändigen. Wie pollte ſie allein ohne Hilfe mit ihm fertig werden! Wenn Gert ihm einen Vormund beſtimmt hätte! Und mit einem Male fühlte ſie eine Ahnung, eine Hoffnung in ſich aufſteigen, die ſie mit Jubel, mit unendlicher Freude erfüllte. Wen ollte Gert zu dieſem Amt auserſehen haben, wenn nicht hn, den beſten Freund, von dem er ſelbſt ihr beim Ab⸗ chied geſagt hatte:„Du kannſt dich auf Bernfried verlaſ⸗ en, wie auf mich ſelbſt.“ Wenn es ſo wäre, wenn er ihr Körper lief ein alleinige Recht auch hierin ein Beiſtand werden könnte! Aber da war wieder das Etwas, das ihr die Freude nahm und in Schreck verwandelte, das ſie einen Damm der Flut entge⸗ zenſetzen ließ, die auf ſie einſtürmte und von der ſie noch licht einmal den Urſprung kannte. Ae 0 „So will ich warten, bis es geſchieht— ich ſelbſt kann mich dazu nicht entſchließen,“ ſagte ſie und es war ihr, als ſchöbe ſich plötzlich eine Mauer zwiſchen ihn und ſie, als rücke er ihr fern und ferner. „Ich verſtehe Sie vollkommen, Gräfin,“ war ſeine kurze Erwiderung, und dann lenkte er das Geſpräch geſchickt auf einen anderen Gegenſtand, fragte ſie nach Gutsangelegen⸗ heiten, erinnerte ſie an ihr Verſprechen, ſeine Mutter auf Burgsdorf zu beſuchen. Es war zwiſchen ihnen wie ſonſt, harmlos, freundſchaftlich und doch wurde Armgard eine ſeltſame Bedrückung, ein gewiſſes Unbehagen nicht los. Endlich ging er. Sie ſtand an der offenen Verandatür, von der aus einige Stufen in den Park führten und ſah ihm nach. Er war ſchon in die breite Lindenallee eingebogen, die in den Wald mündete und durch dieſen nach Burgsdorf führte. Er liebte es, den Weg zu Fuß zu machen und nahm nur ſehr ſelten den Wagen. Kraftvoll und ſicher ſchritt er aus, kaum merken laſ⸗ ſend, daß etwas ſeinen Gang behinderte Die ſtattliche Ge⸗ ſtalt bewahrte ihre ſichere, vornehme Haltung. And doch war ſein ſteifes Knie, das er ſich durch einen Sturz vom Pferde zugezogen hatte, der Grund, daß er nicht gleich den anderen in den Krieg gezogen war, um ſein Blut und Leben dem Vaterlande zu opfern. Der konnte ihr nicht auch genommen werden— den durfte ſie behalten! Während ſolche Gedanken ihr durch den Kopf ſchoſſen, überfiel ſie von neuem der Schreck, die zitternde Angſt: Wie durfte ſie behalten, was ihr nicht gehörte, wie durfte ſie noch weiter Anſprüche an ſeine uneigennützige Freund⸗ ſchaft ſtellen, ohne je das Geringſte vergelten zu können? And zugleich mit dieſer Frage wuchs ein übermächtiges, ſehnſüchtiges Verlangen in ihr empor. „Ich kann ihn nicht miſſen— ich kann ihn nicht ver⸗ lieren! Was war es denn, das ihr neuen Lebensmut und Lebenswert gegeben hatte, woher rührte das ſtille Glücks⸗ empfinden der letzten Wochen, das ſie über Kummer und Leid hinweggetragen hatte? Wie Schuppen fiel es ihr plötzlich von den Augen und da ſtockte ihr der Atem in lähmenden Entſetzen. Mit bebenden Händen ſchloß ſie die Tür nach dem Park, ging zurück an ihren Schreibtif„ſank in den Stuhl und vergrub ihr Geſicht in beiden Händen. Ein erſchütterndes trockenes Schluchzen brach aus ihrer Bruſt hervor, ein wehes, hartes Ringen gegen das Ueber⸗ gewaltige, das mit unwiderſtehlicher Gewalt über ſie her⸗ eingebrochen war und nun ihr ganzes Sein überflutete. Ein wonniges Erbeben, eine grenzenloſe Seligkeit bemäch⸗ tigte ſich ihrer, um ſogleich darauf einem brennenden Weh, einer verzweifelten Herzensangſt zu weichen. Und in die⸗ ſer Angſt ergriff ſie, nach einer Stütze, einem Halt ſuchend, das Bild ihres Gatten, das vor ihr auf dem Schreibtiſch ſtand, und umklammerte es mit beiden Händen: „Gert, Gert, hilf mir— ſchütze mich vor mir Dir will ich die Treue halten!“ Und während ſie das Bild mit ihren Tränen netzte, war es ihr, als ob Gerts Augen ihr freundlich zunickten, als gewährten ſie ihr Verzeihung und Hilfe. Da wurde ſie ruhiger, der Sturm in ihrem Innern ebbte langſam ab. Mit Wehmut und Trauer ruhte ihr Blick auf der ſchlanken Geſtalt des Gatten, die die feldgraue Uniform ſeines Hu⸗ ſarenregiments trug, ſo wie er ausgezogen war in jenen ſchwülen Auguſttagen des Jahres 1914. War es wirklich ſch em ſo lange her, ſeit ſie ihn zum letzten Male geſehen, in ſeinem Arm gelegen, den letzten Kuß empfangen hatte? Sie meinte, es wäre erſt geſtern geweſen, und doch lag eine ſo lange, unendlich trübe und ſchwere Zeit dazwiſchen. Als ſie die Nachricht erhielt daß ihr Gatte, Graf Gert von Cronegg, von einem Melderitt, den er in Rußland mit einem jüngeren Offizier und einigen Mann Bedeckung in kalter Februarnacht bei heftigſtem Schneegeſtöber un⸗ ternommen hatte, nicht zurückgekehrt wäre und jede Spur von ihm und ſeiner Begleitung fehlte, da war ſie zuerſt ſeeliſch und körperlich zuſammengebrochen. Aber in allem Schmerz, in aller Verzweiflung war ihr noch immer die Hoffnung geblieben, daß er wiederkehren oder doch gefun⸗ den werden würde. Mit der tatkräftigen Hilfe des Guts⸗ nachbarn und Freundes ihres Gatten, des Grafen Bern⸗ fried von Greifenklar⸗Burgsdorf, hatte ſie kein Mittel un⸗ verſucht gelaſſen, nach ſeinem Verbleib zu forſchen. Fortſetzung folgt.) ſelbſt! Das Amulett Eine Erzählung um Friedrich Schiller. V D Es war ſchon im Herbſt. Der Neckar blies ſein Waſſer vor ſich her, und die Burg lag am Nachmittag in der Dämmerung, die ſie geſpenſtig erſcheinen ließ. Die Nachbarinnen ſteckten die Köpfe zuſammen. Die Schillerin ging ihrer ſchweren Stunde entgegen. Ein ſchwe⸗ res Leben hatte ſie. Der Mann war immer in Kriegsdien⸗ ſten. Ein feiner Mann, der Feldſcher Schiller, ein gedie⸗ gener Mann. Nur ein bißchen verträumt. An Mut ge⸗ brach es ihm nicht, und manche Auszeichnung ſchmuückte ſeine Bruſt. Aber die Frau war immer allein. Wenn er dann einmal zurückkam, um einige Tage an der Seite ſeiner Frau zu leben, dann hörte er kein Wort des Vorwurfes, dann war ſie nur Liebe und Seligkeit. Sie liebte ihn eben mit ihrem ganzen glühenden eien und die wenigen Wochen, die er ihr zwiſchen zwei Kriegs⸗ zügen ſchenken konnte, waren für ſie das Geſchenk, von dem ihre Erinnerung zehrte. In dieſem November alſo liegt die Schillerin ſtill und gottergeben auf dem Bett. Eine Nachbarin iſt bei ihr. Sie hat Mitleid mit dem noch jungen Weibe, und ſie will ihr beiſtehen. Die junge Frau iſt ruhig und ergeben. Aber irgend etwas quält ſie, denn manchmal ſeufzt ſie ſchwer auf und ſtarrt mit den guten und ergebenen Augen gera⸗ deaus. Sie träumt vielleicht, vielleicht hat ſie Schmerzen. Eben kocht ihr die Nachbarin einen Tee in der Küche, als es an der Haustür pocht. Sie geht, um zu öffnen. Draußen ſteht ein Soldat, der zerlumpt vom Felde kommt. „Wohnt hier die Frau des Schiller?“ „Ja. Was ſoll's?“ „Habe etwas abzugeben; komme aus dem Felde. Vom Feldſcher Schiller. Der ſchickt ſeinem Weibe dieſes hier.“ And er gibt der Nachbarin ein in Wollappen gewickel⸗ tes Etwas, das die Nachbarin behutſam in Empfang nimmt. Einen Imbiß lehnt der Soldat ab, er will ſchnell weiter. Sein Arm iſt zerſchoſſen, ſo daß er nicht mehr die⸗ nen kann, jetzt will er in die Heimat, und da der Weg über Marbach führte, ſo tat er dem Schiller den Gefallen, ſein Weib zu grüßen und das Paket abzugeben. Die Nach⸗ barin bringt es ihr an das Bett. „Vom Schiller,“ ſagt ſie,„aus dem Feld.“ Dieſe Worte beleben die Frau im Bett. Ihre Hände greifen danach und ſie wickelt Die vorſorglichen Wollappen ab. Endlich kommt ein Brief zum Vorſchein, der an ein Kreuz aus Ebenholz geheftet iſt, in 1 60 Mitte ein Ru⸗ bin leuchtet. Mit den Händen ſtreicht die Schillerin dar⸗ über hin, ganz ſanft. Es kommt von ihm. And dann bit⸗ tet ſie die Nachbarin, hinauszugehen mit einem kleinen Auftrage, und ſie lieſt den Brief. „Mein herzliches Weib! Hier ſchicke ich Dir ein Amu⸗ lett, das Dich immer behüten möge. Es gehörte einem Manne, dem ich das Leben erhalten wollte, aber der Herr⸗ gott im Himmel hatte es anders beſchloſſen. Vor ſeinem Ende gab mir der Mann das Amulett. Ein Glaube iſt dabei. Einmal im Leben gibt das Amulett einen Wunſch frei— Und wenn dieſer Wunſch aus tiefſtem gläubigem Herzen kommt, dann wird er von der Allmacht erfüllt. ſehne mich danach, bei Dir zu ſein. küſſe Dein Herz. Schiller.“ 5 a läßt den Brief ſinken. Die Nachbarin tritt wieder ein.— Da ſpricht die Schillerin ſie an. 5 a „Liebe Nachbarin, hängt mir das Kreuzlein, das mein Mann mir geſchickt hat, über das Bett, ich bitte Euch ſehr darum.“ Die Nachbarin willfahrt, denn über dem Bett iſt ein kleiner Haken, und an dem Bilde befindet ſich eine Schlaufe. So hängt das Amulett über dem Bett der Wöch⸗ nerin. Nene 88 * Einige Stunden ſpäter kam die Nachbarin zu anderen Frauen. Alle kannten in Marbach die Frau des Schiller, die immer ſo ſchön und ſtill war. Die Nachbarin bat um Hilfe, denn es ginge der Schillerin gar nicht gut. So kamen denn die Frauen mit, und auch die kluge Frau begab ſich an das Bett. on örte Friedrich. „In Schmerzen lag die Arme, und ihr Geiſt war fern. Sie wußte nichts von der Gegenwart. In der Zukunft weilte ſie. In ihren Träumen hatte ſie einen Sohn, der war groß und ſchön. Alle Mütter ſahen auf ihn, und es war doch ihr Junge. Er wuchs ſo ſchnell heran. Alle achteten 5 „Draußen hatte ſich ein Sturm erhoben, ein Herbſtge⸗ witter brach mit Macht los. Die Schillerin ſah es nicht, ſie 1 weiter. Nur die kluge Frau ſchloß alle Fenſter im auſe. Die Schillerin ſah ihren Jungen als Helden wieder. In einer ſtrahlenden 120 zog er an der Spitze einer Schar von Kriegern davon. Und das Volk jubelte ihm zu. Nur ſie, die Mutter, ſtand ganz im Hintergrunde und 7 8 daran, ob ſie ihren Jungen jemals wiederſehen werde. 5 Sie ſah ihn wieder. Jubelnd drängte ſich das Volk, als er wieder einzog. Man hob ihn vom ferde und pries ihn als Helden des Vaterlandes. Er kam zu ihr. O, wie war ſie glücklich, wenn er bei ihr war. And doch war er ihr fremd geworden. Nicht lange hielt es ihn zu Hauſe, dann zog er wieder von dannen. Nur im Kampf fand er Ruhe. Eines Tages aber weinte das Volk. Da zogen ſeine Mannen wieder ein, aber er war nicht unter ihnen. Ihn trugen acht edle Jünglinge des Landes auf einer Totenbahre And ſie, die eee, im Hintergrunde und konnte nichts tun ichts Die klluge Frau eilte ans Bett der Wöchnerin, die eben aufgeſchrien hatte. Ihr beſorgter Blick glitt über ſie hin. Schweiß ſtand der Armen auf der Stirn. Aber ſie hörte kein Wort, das man ihr ſagte. Nein, ſie wollte ihren Jungen nicht verlieren. Hatte ſie nicht ein Amulett? In dieſer Stunde verwob ſich in ihr Traum und Wirklichkeit. Sie ſah das Amulett vor ſich und begann mit ganz leiſer Stimme zu beten: „Herr im Himmel, gib, daß mein Kind groß werde, wie ich es im Traume ſah. Aber nimm es mir nicht allzu früh, And wenn das Amulett Kraft hat, ſo will ich jetzt wünſchen.“ Sie richtete ſich halb auf, ſo daß ihr Blick auf das Amulett fiel. „Einen Wunſch habe ich frei. werden...“ Erſchöpft ſank ſie in die Kiſſen zurück. Die kluge Frau umfaßte ſie. Durch ihren Körper ging ein Beben. Draußen fuhr ein Windſtoß umher, packte die Fenſter⸗ läden und rüttelte daran. Das Amulett fiel zur Erde und zerbrach. Ein Genius hatte es berührt. Friedrich Schiller war geboren. * Draußen im Felde lag der Fähnrich und Medikus Schiller mit einem Häufchen ſeiner Leute in efährlicher Stellung. Sie ſahen auf ihn, denn ſie wußten, daß nur er 1 91 aus der Gefahr führen konnte. Es war finſtere acht. Der Fähnrich lag mit ſeinen Leuten im Dreck, er er⸗ ſpähte keine Gelegenheit, das abgeſchnittene Häuflein ge⸗ ſund zurückzuführen. Die Kälte riß an ihren Gliedern. Ueberall lag der Feind. Da ging eine Sternſchnuppe nieder. Mit träumenden Augen ſah der Fähnrich ihr nach, und eine Freude ohne⸗ gleichen faßte ihn an. Er wußte, daß ihm fern in der Hei⸗ mat ein Sohn geboren war. 5 Was konnte nun noch fehlen? Jetzt war er gefeit ge⸗ gen jede Anbill des Krieges. „Leute, kommt. wir gehen durch die Linie des Feindes.“ And ſie ſchlichen ſich unter dem Schutze der Nacht da⸗ von, ohne daß ein Schuß fiel. Dann waren ſie in Sicherheit. * Laß mein Kind groß In dem kleinen Haus in Marbach ſieht eine Mutter in tiefſtem Glück ihren kleinen Sohn an, der mit Geſchrei ſein Lebensrecht verlangt 5 3——