5 Ia 91.242 (2. Blatt) Neckar⸗Bote Donnerstag, den 15. Oktober 1936 „ Nach den Manövern II Wir ſtellten ſchon feſt, daß die Rolle der Infante⸗ je infolge der Techniſierung keineswegs zu einer ne⸗ henſächlichen herabgedrückt würde, vielmehr hat die Infan⸗ terie ſich die techniſchen Errungenſchaften zunutze gemacht. dem Frontkämpfer, der die Manöver verfolgte, fiel auf, wie viel ſtärker heute die Unterſtützung iſt, die den Fuß⸗ uppen durch alle möglichen Geräte und durch die ande ⸗ ren Waffen zuteil wird, als früher. Was für eine wert⸗ volle Erleichterung des Angriffs bedeutet für die Infan⸗ terie allein der Maſſeneinſatz von Kampfwagen, die ja heute eine ganz andere Manövrierfähigkeit und Geſchwin⸗ digkeit haben als die erſten Tanks, die uns in den letzten Kriegsjahren entgegenrollten. Man erinnert ſich noch, wie unangenehm uns dieſe neue Waffe wurde, wie ſehr ſie da⸗ mals ſchon den feindlichen Angriff unterſtützte, ja führte und vorwärtstrug. Der alte Soldat hat ferner geſehen, daß ein Infanterie⸗ regiment heute etwas ganz anderes iſt als zu ſeiner Zeit, daß es ſich nicht nur auf Fußvolk beſchränkt, vielmehr geradezu ein geſchloſſener Verband verſchiedener Waffen und Truppen in ſich iſt, der ſeiner Aufgabe ganz anders erecht werden kann als ein Infanterieregiment alter Art. er Regimentskommandant hat heute eine viel größere lnabhängigkeit und Bewegungsfreiheit, er kann raſch ein⸗ ſetzen, was ihm erforderlich dünkt, ohne erſt bei der an⸗ deren Waffe betteln gehen zu müſſen. Die allgemeinen und beſonderen Aufgaben der anderen Waffen wie z. B. der Artillerie werden dadurch natürlich nicht beeinträchtigt. Daß ſich das Aufklärungs⸗ und Nachrichten ⸗ weſen bedeutend entwickelt hat, iſt bei dem heutigen Stande der Technik auf dieſem Gebiet jelbſtverſtändlich; eine große Rolle ſpielt auch der Funk. Schall- und Licht⸗ meßverfahren, Ermittelung der Flugzeughöhe und» ge⸗ ſcwindigkeit ſowie Flugzeugabwehr ſind dank dem hohen Stand uͤnſerer bekannken deutſchen Präziſionsinduſtrie entſprechend ausgebaut. Einen Begriff von den Leiſtungen der Fernſprechtruppe gibt die Tatſache, daß 3. B. für das Korpsmanöver des V. Armeekorps nordweſtlich von Rothenburg o. d. Tauber in vier Tagen 280 Kilome⸗ ter eigene Leitung gelegt wurden, da nach Annahme das Poſtnetz nicht benutzbar war. Die Nachrichtentruppen ha⸗ ben ausgezeichnet gearbeitet, die Verbindungen haben, wie der kommandierende General anerkannte, vorzüglich funk⸗ tioniert. Daß im Ernſtfall die Leitungen oft zerſchoſſen und wiederhergeſtellt werden müſſen, wurde ab und zu von den Schiedsrichtern berückſichtigt. Die verhältnismäßig guten Erfahrungen, die man im Weltkrieg mit Meldehunden gemacht hat, werden auch im neuzeitlichen Heer nicht außer acht gelaſſen. Der Hund, dieſes kluge und treue Tier, iſt. ebenſo wie das Pferd, auch in der modernen Uebung und Kriegführung ein zuverläſſiger und brauchbarer Kamerad des Soldaten. Immer noch iſt bei ſchwierigem Gelände das Pferd mit einer e in durch den Motor nicht zu ver⸗ drängen. Nebenbei ſei in dieſem Zuſammenhang noch be⸗ merkt, daß die Motoriſierung natürlich eine gut organi- erte und. Verſorgung mit Betriebsſtoff bedingt. Laß dieſe bel der leichten Brennbarkeit und Exploſions⸗ möglichkeit des Treibſtoffes nicht ganz einfach und— wenn einmal durch Artillerie oder Flieger ein Benzindepot ver⸗ nichtet wird— ernſte Störungen bei der kämpfenden Truppe eintreten könnten, ſei nur erwähnt. Wenn auch alle Maßnahmen getroffen werden, um dieſen Fall zu ver⸗ hindern— er liegt durchaus innerhalb des Bereiches der Möglichkeit. Auf die Bedeutung des Kñampfwagens wurde be⸗ teits hingewieſen. Es bleibt noch übrig zu ſagen, daß leichte Tanks auch zu Aufklärungszwecken benutzt werden. Anderſeits iſt aber auch die ien Abe eh aß eln ausge- baut, die heute„Pak“ genannten Abwehrabteilungen ſind mit den ſehr beweglichen Panzerwagenabwehrkanonen ausgerüſtet. Die Paks fahren beim Vormarſch unmittel⸗ bar hinter der Spitze, um ſofort gegen feindliche Panzer⸗ auftlärungswagen eingeſetzt werden zu können. In der Tat hat man im Manöver dieſen Fall öfters beobachten kön⸗ nen. Ein für einen alten Soldaten geradezu erregendes Bild boten großangelegte Angriffe mit allen modernen Mitteln. So, als z. B. am letzten Manöver des /. A. K. morgens um 8 Uhr plötzlich ein energiſcher Angriff der „toten Partei“ losbrach, Panzerwagen in raſcher Fahrt aus einem Wald herausfuhren, Flieger zu Tiefenangriffen ſich niederließen, Gas angenommen wurde, die Artillerie dröhnte, die leichten und ſchweren Maſchinengewegee tak⸗ den, die Infanterie unter e des Geländes in Schützenlinien vorging Man mußte die geſchickte Anpaſ⸗ ſungsfähigkeit der jungen Soldaten bewundern, nirgends ein kaſernenhofmäßiger„Linealangriff“ und überall ein ſeiſcher Vorwärtsdrang. Zäh hielten die„Blauen“, die Verleidiger, das von ihnen beſetzte Gelände, und manche der im Manöver erſtürmten Höhen wäre im Ernſtfall nicht ſo ſchnell genommen worden, vielleicht tagelang umkämpft worden Die Tarnung ſowohl der Verteidiger, als auch der angreifenden und in Reſerve liegenden Truppen war aus⸗ gezeichnet. Ueber den Angriff im Allgemeinen machte General Geyer, der kommandierende General des V. A. K. in der Schlußbeſprechung einige bemerkenswerte Ausführun⸗ e Er betonte vor allem den Wert des Angriffs Jän tes. Ein Angriff müſſe danach ſtreben, ſchnell zehn, fünf⸗ 155 Kilometer vorwärts zu kommen Gehe das nicht, dann aufe der Angriff feſt. Er bezeichnete es als eine Irrlehre, zu glauben, ein Angriff könne nur langſam vorſichgehen. Er müſſe nur mit allen Mitteln Aach werden. Selbſt⸗ verſtändlich können auch ſchwere Maſchinengewehre den Infanterieangriff wirkſam unterſtützen, wenn ſie entſpre⸗ chend plazierk ſind; es ſind nicht nur Verteidigungswaffen. ie Truppe greife 17 0 nur mit Piſtolen oder Bajonetten an, ſondern auch mit Gewehr und Maſchinengewehr; dieſes ei auch eine ſtarke Angriffswaffe Eines aber ſei im Ge⸗ lecht notwendig: Daß der Führer vorne iſt, ſeine Truppe auch wirklich zu Angriff und Sieg führt. Müſſe der Angriff aus dem Unterführer nicht bekann⸗ zen höheren Kründen eingeſtellt oder geändert wer⸗ en, dann müſſe von der Diſziplin der vorwärtsſtürmen⸗ den Truppe erwartet werden, daß ſie, auch wenn die Baß in ihrem Abſchnitt gut iſt, vom Angriff auch tatſächlich ab⸗ ſteht. Die Anſicht aus dem Kriege, daß man einen im Gang befindlichen Angriff nicht mehr aufhalten könne, bezeichnete General Geyer als falſch. Man könne das wohl, wenn die Nachrichtenübermittelung gut durchgeführt 1 15 Die Pioniere hatten bei den großen Manövern die im Bewegungskampf Aibiſchen ee des Brückenſchlags — r TTT— und Der Anlage von Sperren. Sie haben überall mit gro⸗ zer Schnelligkeit ihre Arbeit durchgeführt. So kriegsmäßig waren die Manöver, daß ſogar an vielen Stellen die Sperren nicht nur angedeutet, ſondern mit raſch gefällten Baumſtämmen, Unterholz, ſchnell hergeſtellten ſpaniſchen Reitern u. dergl. in Wirklichkeit durchgeführt wurden. Dieſe Sperren, ſeien es nun Hindernis⸗ oder Minenſperren, hatten zur Folge, daß die Fahrzeuge des Gegners nicht ſo ſchnell durchkommen konnten. Anderſeits können ſolche Sperren dem Feinde auch kundtun, daß er von dieſer Rich⸗ tung her vor einem Angriff wahrſcheinlich ſicher iſt, da ſie ja auch den eigenen Truppen den Weg verſperren. In der Handhabung der motoriſierten Fahr⸗ ee zeigte die Truppe eine erſtaunliche, manchmal ans rtiſtiſche ſtreifende Geſchicklichkeit. Bezüglich des Fahrens auf Verkehrsſtraßen, ſoweit ſie nicht zu Manöverzwecken geſperrt ſind, forderte der kommandierende General des V. AK., General Geyer, ſtrengſte Verkehrsdiſziplin. Man dürfe ſich nicht davor ſcheuen, einen Motorfahrer der Wehrmacht, der die Verkehrsregeln nicht innehält, auch mal drei Tage einzuſperren, denn gerade die Wehrmacht müſſe auf der Straße ein Vorbild von Verkehrsdiſziplin ſein. Es iſt klar, daß zu Manövern in ſolchem Umfange ein ganzes Regiment von Schiedsrichtern aufgeboten werden mußte. Allenthalben im Gelände ſah man ſie auf⸗ tauchen, wie ſie plötzlich mit einer Rauchbombe einen Granateneinſchlag andeuteten, Fliegerwirkung markierten. Maſchinengewehre, Panzerwagen, Panzerabwehrkanonen, Geſchütze als getroffen oder zerſtört außer Gefecht ſetzten, wie ſie nach beſtem Ermeſſen die Angriffs⸗ oder Vertei⸗ digungswirkung abſchäzen und ihre Maßnahmen trafen, einen Angriff als geglückt oder als abgeſchlagen annahmen, einer ſich verteidigenden Truppe eine Stellung als unhalt⸗ bar bezeichneten und ſo Befehle zum Zurückgehen auslö⸗ ſten. Ueberall im Kampfgelände ſah man denn auch Sol⸗ daten mit einer gelben Binde um den Helm, die dur Spruch eines Schiedsrichters als„tot“ oder„verwundet galten. Im übrigen ſtellte General Geyer feſt: Wenn je⸗ mand außer Gefecht geſetzt wird, ſo iſt das noch kein Zei⸗ chen dafür, daß er ſich falſch benommen hat. Dies zu ſagen ſchien nötig, da die Truppen in ihrem ſtarken Kampfgeiſt ſich geradezu in ihrer Ehre getroffen fühlten, wenn ihnen dieſes Mißgeſchick zuſtieß; gewiß kein ſchlechtes Zeichen für den Geiſt unſerer Soldaten! Der Geſundheitszuſtand von Mann und Pferd war am Ende der Manöver ausgezeichnet. Auch von grö⸗ ßeren Unfällen blieb die Truppe verſchont. General Geyer legt, wie er in ſeiner Schlußrede in Weikersheim mehr⸗ mals ſchärfſtens betonte, den allergrößten Wert auf die Fürſorge für die Truppe. Verpflegung, Ruhe, Stimmung ſind von ungeheurer Bedeutung. Wenn es notwendig iſt, aus der Truppe zur Erzwingung eines Er⸗ folges auͤßerordentliche Leiſtungen herauszuholen, dann muß auch einmal ein Gewaltmarſch gemacht werden. Be⸗ ſtehk dafür aber keine Notwendigkeit, dann ſoll die Zeit zur Ruhe und Erholung dienen, kein Schritt ſoll ohne Sinn gemacht werden Es kommt darauf an, daß die Truppe bei dem entſcheidenden Einſatz friſch iſt. Der Vorgeſetzte muß nicht nur der Träger der Fürſorge für ſeine Soldaten. ſon⸗ dern er muß auch der Träger der guten Laune ſein. Es muß erreicht werden, ſo verlangt General Geyer, daß die Truppe friſch und fröhlich, gut verpflegt und in beſter Stimmung aus einem mehrtägigen Manöver herauskommt. Friſcherhaltung, Ordnung müſſen trotz langer Dauer der Uebung erreicht werden. Seine helle Freude mußte man haben an den pracht⸗ vollen, geſunden, jungen Menſchen, aus denen das deutſche Heer beſteht, und an dem vortrefflichen, ſtraff durchgebilde⸗ ten Offizierskorps. Ohne Ueberheblichkeit mußte man wieder zu dem Schluß kommen: Den deutſchen Offizier und den deutſchen Soldaten— die macht uns niemand in der Welt nach. Es war geradezu ein Genuß, die Schlußausführun⸗ en des Generals Geyer zu hören; da waren keine über⸗ lüſſigen, inhaltsloſen Phraſen, jedes Wort hatte ſeine Be⸗ deutung, in Klarheit und gedanklicher Schärfe, in einem ſtraffen Aufbau, in Inhalt und Form ſprach der General faſt zwei Stunden lang aus dem Stegreif über das Manö⸗ ver, ſeine Einzelheiten, Folgerungen und Ergebniſſe. Die nationalſozialiſtiſche Staatsführung, ſo erklärte General Geyer, hat ſich nicht nur vom politiſchen und wirtſchaftli⸗ chen, ſondern auch vom militäriſchen Geſichtspunkt aus ſo ungeheuer bewährt, daß wir allen Grund haben, bei jeder Gelegenheit unſeren Dank and unſeren Stolz zum Aus⸗ druck zu bringen. Mittelpunkt der Korpsmanöver des V. AK. war das alte ſchöne Städtchen Rothenburg ob der Tauber. Wohl nie wieder ſeit dem 30jährigen Krieg hat dieſe in ihrem mittelalterlichen Charakter 8 getreulich erhaltene frühere Reichsſtadt eine ſo große Truppenmacht in ihren Mauern ünd ihrer Umgebung geſehen. Wundervolle deut⸗ ſche Kulturgüter birgt 5 Werke aus der Blüte⸗ zeit deutſcher Kunſt. Ihre Betrachtung ließ uns in ſtärkſter Deutlichkeit den hohen Sinn dieſer Manöver, die ja nicht Selbstzweck ſind, zum Bewußtſein kommen. Für die Erhal⸗ tung unſerer deutſchen Kultur, unſeres ſchönen Heimatlan⸗ des, unſeres Deutſchland iſt kein Einſatz zu hoch. Schütze vor Verderb die Waren, hilf auch Du Deviſen ſparen. FFFFFFFFUUCCCCCbCTCTbTCTCTCTGTCTGTCTGTCTGTbTGTbTbT Deutſchland— Schottland 0:2 Ehrenvolle Niederlage in Glasgow Der zweite Fußball⸗Länderkampf Deukſch⸗ land— Schottland, der am Mittwoch im Glasgower Ibrox- Park ſtattfand, endeie mit einem 2:0 Sieg für Schoktlan d. Die deutſche Elf lieferte eines ihrer groß⸗ artigſten Spiele und vermochte dem großen Gegner bis Halbzeit ſtandzuhalten und den Kampf mit 0:0 offen zu ge⸗ ſtalten. Erſt in der letzten Viertelſtunde kamen die Schok⸗ ten durch ihren Rechtsaußen Delany zu zwei Toren, deren letztes ſechs Minuten vor Schluß erzielt wurde. 50 000 be⸗ geiſterte Juſchauer hielten mit ihrem Beifall für die aus. gezeichneten Leiſtungen beiden Mannſchaften nicht zurück. Pünktlich um 16 Uhr rief der in England ſo beliebte Schiedsrichter H. Nattras die beiden Spielführer— Sze⸗ pan und Simpſon— zur Wahl. Szepan gewann und wählte die Seiten, dann ſtellten ſich die Mannſchaften in den zuletzt angekündigten Aufſtellungen wie folgt: Deutſchland: Jakob Münzenberg Munkert Janes Goldbrunner Kitzinger Elbern Gelleſch Siffling Szepan Urban *. Duncan Me Phail Armſtrong Walker Delany Brown Simpſon Maſſie Cummings Anderſon Dawſon Schottland: 0:0 bei der Pauſe Der ſchottiſche Anſtoß wird von der deutſchen Läufer⸗ reihe abgefangen und Urban kann gleich auf die Reiſe ge⸗ ſchickt werden. Die vorzügliche Technik der Schotten und das berühmte ſchottiſche Paßſpiel ſchaffen in den erſten zehn Minuten eine klare Ueberlegenheit der Gaſtgeber. Die ſchottiſchen Angriffe werden aber immer wieder rechtzeitig geſtoppt. Beſonders Goldbrunner glänzt durch weite, be⸗ freiende Schläge. Eine feine Vorlage kommt wieder einmal zu Urban, der an der Linie entlang raſt und zur Mitte flankt. Blitzſchnell hat ſein Klubkamerad Gelleſch die Si⸗ tuation erfaßt und den Ball für Dawſon unhaltbar in die Maſchen geſetzt. Schiedsrichter Nattras hatte aber die Ab⸗ ſeitsſtellung des Schützen erkannt und erklärte natürlich den Treffer für ungültig. In der Folge häufen ſich die deutſchen Angriffe. Wiederholt haben Urban, Gelleſch und auch Siffling mit ihren Schüſſen Pech, knapp fegt der Ball des öfteren am Pfoſten vorbei oder über das Tor hinweg. Manchen Bombenſchuß unſerer Stürmer aber hält Dawſon, oftmals mit viel Glück. Gegen Ende der erſten Halbzeit iſt Deutſchland ein völlig ebenhürtiger Gegner, ja die An⸗ griffe ſind ſogar weitaus gefährlicher als die des Gegners. Mit 0:0 werden die Seiten gewechſelt. Zwei Tore für Schottland Nach wenigen Minuten bereits ſtehen die Zuſchauer wieder im Banne des Kampfes. Wie im erſten Abſchnitt gehören auch jetzt wieder die erſten zehn Minuten den Schotten, die mit ihren Flügelangriffen ſtets gefährlich werden. Was hoch vor das Tor kommt, holt ſich Jakob her⸗ unter, alles andere aber wird eine ſichere Beute unſerer Abwehrſpieler. Das ausgezeichnete Zuſpiel unſerer Läu⸗ ferreihe ſchafft auch dem deutſchen Sturm noch freien Spielraum, aber er bleibt jetzt immer an der außerordent⸗ lich ſicheren ſchottiſchen Hintermannſchaft hängen. Das aus⸗ geprägte ſchottiſche Zuſammenſpiel wird immer genauer und immer ſchwerer wird es der deutſchen Abwehr, die ſich häufenden Angriffe des hervorragenden Gegners zu ſtop⸗ pen. In der 68. Minute erzielen die Schotten ein Tor auf überaus glückliche Weiſe. Hoch kommt der Ball auf das deutſche Tor, aber Jakob kann ihn nicht feſthalten. Mün⸗ zenberg verſucht zu retten, doch das Leder prallt vom ſchot⸗ tiſchen Rechtsaußen Delany ab und nimmt ſeinen Weg ins leere Tor. Größte Ueberraſchung auf beiden Seiten! Nach Sekunden erſt ſetzt der ſtürmiſche Beifall der Zu⸗ ſchauer ein. Mit aller Macht verſucht nun die deutſche Elf den Ausgleich zu erzwingen, aber alle Angriffe ſcheitern an der unüberwindlichen Deckung des Gegners. Jetzt erſt ſetzen die Einheimiſchen alle Kraftreſerven ein. Nach dauernder Belagerung des deutſchen Tores fällt ſechs Mi⸗ nuten vor Svielſchluß der zweite ſchottiſche Torerfolg. Wie⸗ der iſt der Rechtsaußen Delany freigeſpielt und vergebens ſtreckt ſich Jakob im deutſchen Tor gegen des Schotten Schuß. Auch der letzte Vorſtoß der deutſchen Stürmer än⸗ dert am Ergebnis nichts mehr. Der Abpfiff des Schieds⸗ richters, der das Spiel ausgezeichnet leitete, bleibt im Ju⸗ bel der Zuſchauer faſt unbemerkt. 1 Die deutſche Fußballelf ſpielt am Mittwoch in Glasgow. Die deutſche Länderelf kommt mit dem Flug⸗ zeug in Croydon bei London an. Von hier aus geht die Reiſe wei⸗ ter nach Glasgow, wo am 14. Oktober der Fußball⸗Länderkampf gegen Schottland aus⸗ N getragen Weltbild(M). * 1 1 7 Man kommt auf dies und das Querſchnitt durch den Fortſchritt— Große und kleine Senſationen der Wiſſenſchaft. Unabläſſig arbeiten die Wiſſenſchaft und die For⸗ ſchung am Fortſchritt ihrer einzelnen Zweige und am Ausbau der Möglichkeiten, jene Fortſchritte der Menſch⸗ heit in der Geſamtheit dienſtbar zu machen. Der folgende Ausſchnitt aus den intereſſanteſten internationalen Erfol⸗ gen kann naturgemäß— ſelbſt wenn er ſich auf einen Zeit⸗ raum von ein bis zwei Monaten beſchränkt— keinen An⸗ ſpruch auf Vollkommenheit erheben, denn dafür iſt die Materie zu umfaſſend, iſt der Fortſchritt zu ſehr im ewi⸗ gen Fluß. Schließlich merkt die Menſchheit nur auf, wenn ein Sieg erzielt wurde, der jeden von uns angeht. So verſichert z. B. Dr. Thomas North in London, daß es ihm gelungen ſei, endlich das unfehlbare Medikament gegen die Seekrankheit zu entdecken. Er hat es Synthro⸗ pan genannt und ſeit vielen Monaten auf ſtürmiſchen Südamerikafahrten Hunderte von Patienten behandelt. Er hat ſich ſogar ſelbſt mit ſeinem Medikament kuriert. Die Wirkung tritt angeblich nach etwa 20 Minuten ein. Alle Symptome der Seekrankheit ſollen verſchwinden. Folge⸗ erſcheinungen treten, wie behauptet wird, nicht auf. Für den Reſt des Tages, alſo mindeſtens bis zum nächſten Morgen, iſt der ſonſt von Seekrankheit geplagte Paſſagier dem Uebel entzogen. Die Staatsabteilung für landwirtſchaftliche Forſchung in den USA. hat durch die wiſſenſchaftliche Stamm⸗Mann⸗ ſchaft ein Verfahren ermitteln laſſen, das die größte Ga⸗ rantie gibt, Eier ſelbſt über längſte Friſt hinaus friſch zu erhalten. Und zwar werden die Eier in Paraffin getaucht. Dieſe Behandlung ſchließt die Poren und verhindert ein Eintreten der Luft und damit eine Zerſetzung. Vorher allerdings werden die Eier in einen luftleeren Raum ge⸗ bracht. Nach einem beſonderen Verfahren wird Kohlen⸗ ſäuregas in jene Vakuumkammer gepumpt. Das Gas hat den Zweck, auf das Weiße des Eies einzuwirken und es über Monate hinaus friſch zu erhalten— vor allem dann, wenn nachträglich die Poren, durch die das Gas eindrang, mit dem ſchon erwähnten Paraffin geſchloſſen werden. Die neue Methode ſoll doppelt ſo wirkſam ſein wie die alten Kälteverfahren. Neun Zehntel der Eier waren von friſch gelegten Eiern nicht zu unterſcheiden, nachdem ſie acht Monate in einem Raum mit mittlerer Temperatur aufgeſpeichert gelegen hatten. In Südamerika hat man einen intereſſanten Verſuch unternommen, um Menſchenblut, das für Transfuſionen gebraucht wurde, in ſteriliſierter Form friſch zu erhalten. Man ging dazu über, die roten und die weißen Blutkör⸗ per zu trennen. Der Blutextrakt, den man dann erhielt, wurde ſteriliſiert und verpackt von Buenos Aires nach Bordeaux geſchickt, wo man ihn mehrere Wochen ſpäter Patienten infizierte. In vielen Hafenſtädten Europas und Aſiens nimmt in den letzten Monaten die Rattenplage überhand. Man iſt nun auf ein ſehr einfaches Mittel verfallen. Man be⸗ dient ſich nämlich jetzt des ſogenannten Trockeneiſes, das auf dem Wege über mehrere chemiſche Prozeſſe aus Koh⸗ lenſäure gewonnen werden kann. Bei der Auflöſung bzw. Verdunſtung dieſes Eiſes wird Kohlenſäure frei, die in dieſem Zuſtand giftig iſt, andererſeits ſchon nach kurzer Zeit ſich ſo weit verflüchtigt hat, daß Schädigungen an⸗ derer Art nicht auftreten können. Man ſtopft alſo Trocken⸗ eisſtücke in großen Mengen in die Rattenhöhlen und Rat⸗ tenlöcher hinein und läßt dort die Gaſe wirken, während gleichzeitig die ungeheuren Kältegrade, die das Trocken⸗ eis entwickelt, jeden Verſuch, das Eis mit Rattenkräften wegzuſchaffen, vereiteln. In Southkenſington hat auf einer wiſſenſchaftlichen Tagung Profeſſor J. W. Munro mitgeteilt, daß er end⸗ lich einen Weg gefunden habe, um Wanzen radikal und mitſamt ihrer Brut auszutilgen. Sein Mittel, das den etwas ſchwierigen Namen Orthodichlorbenzen führt, hat ſich tatſächlich als recht wirkſam erwieſen, aber es hat ſich gezeigt, daß nicht nur Wanzen, ſondern auch andere Tiere der Welt gedient. daran zugrunde gehen. Das Geſundheitsminiſterium hat nun jenem Profeſſor Munro die ſchwierige Aufgabe ge⸗ ſtellt, ſein Präparat ſo zu vereinfachen, daß es nur auf die Wanzen wirkt. Unter der Anleitung des Profeſſors Frédéric Joliot⸗ Curie hat der franzöſiſche Ingenieur André Lazard alle Vorbereitungen getroffen, um bis ſpäteſtens zum Januar 937 den ſtärkſten elektriſchen Generator aufſtellen zu kön⸗ nen. Dieſes Inſtrument wird auf der Weltausſtellung von Paris vorgeführt werden. Freilich nur in ſeiner barmloſen äußeren Erſcheinungsform, nicht in ſeinen recht gefährlichen Funktionen. Denn jene Maſchine iſt imſtande, 5 000 000 Volt Span⸗ mung zu erzeugen und mit Hilfe dieſer Spannung den Atomen unter den verſchiedenſten Bedingungen zu Leibe zu gehen. Vor einiger Zeit verlautete aus Amerika, daß dort der Phyſiker Van de Graff eine Maſchine konſtruiert habe, die 10 000 000 Volt erzeuge. Das wäre natürlich ein Weltrekord geweſen. Die Praxis aber ergab, daß jener Maſchinenkoloß gar nicht über 4,6 bis 4,8 Millionen Voltſpannung hinauskam. Erwähnen wir noch eine hochintereſſante Feſtſtellung, die man in Indien machte, als man Melaſſe, alſo den Ab⸗ fallſtoff bei der Zuckergewinnung mit bisher vollkommen trockenem und ertragloſem Boden vermiſchte. Das Er⸗ gebnis war, daß auf jenem Land, das bisher keinerlei Ernten eingebracht hatte, großartige Reisernten erzielt werden konnten. Da die indiſche Zuckerinduſtrie im Jahr etwa eine Nillion Tonnen Melaſſe abwirft, ſieht man in dieſem Miſchungsprozeß eine große Möglichkeit, bisher unbrauchbaren Boden jenen Kulturzwecken zuzuführen, deren Indien in Kürze im Hinblick auf ſeine ſtändig wach⸗ ſende Bevölkerung dringend bedarf. In Rotterdam hat der Chemiker Dr. Wagenaar ein Verfahren entdeckt, um mit Hilfe von Jodin⸗Dämpfer Fingerabdrücke ſelbſt unter den ungünſtigſten Umſtänden ſichtbar zu machen. Die ſo ſichtbar gemachten Fingerab⸗ drücke haben außerdem den Vorteil, auf photographiſch vergrößerten Reproduktionen klar in Erſcheinung zu treten. Jig Wa 2 583 a 5 Drei Milliarden für Krankheiten Der britiſche Gelehrte Lelean, Profeſſor an der Uni⸗ verſität Edinburgh, ſchätzte kürzlich in einer Verſammlung der Royal Sanitary Aſſociation von Schottland die Koſten, die Großbritannien durch Krankheiten auferlegt werden, auf nicht weniger als drei Milliarden Mark. Dieſe ungeheure Summe ſetzt ſich zuſammen aus den Honoraren der Aerzte, den Koſten für mediziniſche Behandlungen, dem Lohn⸗ und Geſchäftsausfall. Angemeſſene Ernährung und Sport ſind nach Leleans Anſicht die beiden Heilmittel, durch die die ungeheuren Verluſte am Volksvermögen in kurzer Zeit, äußerſtenfalls in zwei Generationen, bedeutend herabgeſetzt werden kön⸗ nen. Der Völkerbund habe zwar, erklärte Lelean, ein inter⸗ nationales Komitee von Gelehrten berufen, das den Min⸗ deſtſtandard der Ernährung feſtſetzen ſolle, jedoch ſei die Frage zu dringend, als daß man ſie Gelehrten überlaſſen könne, die ſich nur ſo nebenbei mit ihr beſchäftigen können. Die britiſche Regierung ſollte von ſich aus einen Fonds ſchaffen, aus dem die Forſchung in dieſer Be⸗ ziehung finanziert werden könne. Profeſſor Lelean ver⸗ glich dann die Geſundheitslage in Deutſchland mit der Großbritanniens. Die Olympiſchen Spiele hätten bereits gezeigt, daß der Wert der Leibesübung in Deutſchland weſentlich beſſer erkannt worden ſei, als im Mutterlande des Sports ſelbſt, in Großbritannien. Während in Deutſchland von fünf Menſchen nicht weniger als vier völlig geſund ſeien, müſſe Großbritannien ſich mit dem erſchreckenden Verhältnis von einem unter dreien zufrie⸗ den geben. Lelean darf als beſonderer Sachkenner gelten. Er bekleidet in Edinburgh den Lehrſtuhl für öffentliche Ge⸗ ſundheit und hat als Militärarzt in den meiſten Ländern die Noſe von Amſterdam Roman von Paul Hain. Ihr lebendiges Ebenbild aber lachte am Abend im Aylenburghſchen Garten, der nach hinten heraus an eine Gaſſe ſtieß. 5 Da hatte es oft genug in den letzten Wochen über den Zaun, wenn es dunkel war, ein paar verſtohlene Plauderminuten gegeben und es war nur ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß Rembrandt an dieſem Abend in der Gaſſe auftauchte und am Zaun hin⸗ und herſtrich, bis er ein wohl vertrautes Kleiderraſcheln dahinter vernahm. Ein paar Worte hin⸗ und herüber, ein leichter, glück⸗ licher Aufſchrei. Zwei Hände fanden ſich über dem Zaun und hielten einander feſt. Ein Flüſtern: ö „Harmensz, iſt es denn wahr?“ a Ganz nah waren ihre Geſichter beieinander, daß einer des andern warmen Atem ſpüren konnte. „So wahr ich hier ſtehe, Saskia,“ lachte Rembrandt leiſe und ließ ihre Hände nicht los. f „So erzähl! doch, Harmensz. Ich bin ja ſo unruhig geweſen den ganzen Tag. Der Herr Vater hat nichts Ge⸗ naues gewußt. Du—“ 5 Blick ruhte in Blick in einer ſtummen, tiefen Glück⸗ ſeligkeit. „Seine Magnifizenz, Herr ten Zerkaulen, iſt vorhin bei mir geweſen und hat mir ſelber die Nachricht ge⸗ bracht,“ ſtieß Rembrandt endlich hervor,„daß der Rat mich gewählt hat, das Bild zu malen. Er iſt mir ſehr wohlgeſinnt, der Herr Bürgermeiſter. Ach, Saskia, was gibt's da viel zu erzählen. Ich hab' den Auftrag, ich— und nicht der van Kemp, der eingebildete Laffe, iſt das nicht genug? Du, ich werde der Stadt Amſterdam ein Bild malen, wie ich es noch nie eee habe! Gott iſt mit uns, Saskia, und mit unſerer Liebe! Glaubſt du es jetzt?“ f Zwei Menſchen ſahen ſich an und nickten ſich zu, daß ihre Stirnen ſich berührten und ihre Lippen ſich wie von ſelbſt in einem gläubigen„Ja“ fanden. i i „Dies Bild wird unſere Zukunft umſchließen,“ mur⸗ melte Rembrandt nach einer Weile ſchwärmeriſch.„Es wird ſo viele Stunden Glück für uns bringen. Wir wer⸗ den uns ſo oft ſehen, Saskia!“ ö Ihr Geſicht ſchimmerte hell in der Dunkelheit. „Wie denn, Harmensz? Uns ſehen? Wo denn?“ „Am hellen Tage, dumme, verzauberte Saskia!“ lachte Rembrandt leiſe.„Ich muß doch jedes Mitglied der Schützengilde zuerſt allein malen, verſtehſt du nicht? Auch den hochverehrten Herrn van Uylenburgh, der doch eine gewichtige Hauptperſon auf dem Bild ſein wird.“ Er kniff verſchmitzt ein Auge zu. And nun erſt begriff Saskia, daß Rembrandt in ihr Haus kommen würde— ja, am hellen Tage! Sie wür⸗ den ſich nicht mehr heimliche Stunden in der Dunkel⸗ heit zu ſtehlen brauchen, um ſich zu ſehen. Sie würde nicht mehr zittern müſſen vor einer Entdeckung. Sie würde ihm ſelber die Tür öffnen, wenn er kam, würde ſeinen Händedruck ſpüren, wenn ſie ihn einließ, würde mit dabei ſein, wenn er den Vater malte— es war alles ſo unausdenkbar herrlich, wie ſie es noch vor we⸗ nigen Stunden nicht ſchöner hätte träumen können! „Harmensz, lieber Harmensz—!“ „And ich werde mich gewiß nicht ſonderlich beeilen, mit dem Konterfei des Herrn Senators fertig zu wer⸗ den,“ flüſterte Rembrandt im Verſchwörerton.„Darauf kannſt du dich verlaſſen!“ „Spitzbube!“ „Oho—!“ 15 Der Spitzbube Rembrandt hob ſich auf die Füße, ſtemmte die Fäuſte feſter auf den Zaun und ſchwang ſich mit einem Satz hinüber, daß Saskia einen leiſen, er⸗ ſchrockenen Laut ausſtieß. „Der Zaun ſtört heute,“ bemerkte er dazu, und im nächſten Augenblick ſchien auch Saskia dieſer Meinung zu ſein und warf die Arme um ſeinen Hals. „Harmensz— wie glücklich ich bin— 1“ Zwei Menſchen träumten im Dunkeln am Garten⸗ zaun von Tagen, die unwahrſcheinlich ſchön ſein würden, 5 von einer Zukunft, in der es kein Getrenntſein mehr gab. 25 Der Leutnant Juſtus Vermeulen ſchäumte vor Wut. Natürlich war es ihm nicht unbekannt geblieben, daß Rembrandt den ehrenvollen Auftrag vom Rat der Stadt erhalten hatte, das Bild der Schützengilde zu malen. Und natürlich wußte er auch, daß Rembrandt nunmehr oft im Hauſe van Aylenburghs war— in der Nähe Saskias! Seine Eiferſucht loderte in hellen Flammen. Man konnte es ihm vielleicht nicht verdenken, denn Lie⸗ 155 haben das Recht, leidenſchaftlich und ungerecht zu ein. Rembrandt ging in dieſer Zeit in den Häuſern der Honoratioren und Senatoren aus und ein, um die Porträtſkizzen der hohen Herren anzufertigen, nach denen er zu Hauſe das große Bild mit Eifer malte. Vom Sandſturm zur Kaninchenplage In dieſem Hochſommer hörte man wieder von de Verheerungen der großen Korn- und Vorratskammem der Erde durch gewaltige Stürme und Unwetter. Groß Farmen in Nordamerika und Argentinien und weite 9 biete in Rußland wurden heimgeſucht. Aber auch in Süd⸗ auſtralien ſind Ackerbau und Viehzucht ſtark gefährdet Durch rückſichtsloſes Roden von Wald und Steppe hat der Menſch Geiſter heraufbeſchworen, die er nicht mehr bannen kann. Wie die„Nature“ berichtet, iſt Herr Rateeliff von amtlicher Seite her zur Unterſuchung dieſer Uebelſtände in Südauſtralien beſtellt worden. Am ſchlimmſten iſt 9 „Buſch“ befallen, jene Gegend, die ihren Namen heute zu Unrecht trägt; durch zwölfjährige Dürre iſt die 9 nießung des Landes unmöglich gemacht. Außerdem iſt in dieſen vom Wald entblößten Landſtrecken eine große Kg⸗ ninchenplage entſtanden. Das uns nur als Haustier he⸗ kannte Kaninchen hat ſich hier ſo vermehrt, daß der Menſch machtlos dem Vernichtungswerk des kleinen Tieres gegen⸗ überſteht. Will man dieſe Getreidegebiete zurückeroberm iſt vor allem auch die Bekämpfung der Kaninchenplagz wichtig. Heute ſcheint es nur noch eine Rettung für dieſe Gebiete zu geben: den Anbau einer Pflanze, die den Sandboden wieder feſtigt, Regen herbeiführt und gegen Kaninchen ausdauert, die Pflanze muß das ganze Jahr hindurch gedeihen, und ihr Anbau muß wirtſchaftlich trag⸗ bar ſein,— ein ſolches Gewächs iſt zur Zeit jedoch noch nicht gefunden. Wenn Herr Ratecliff auf dieſem Wege nicht weiterkommt, ſo muß man ihm vorſchlagen, das Uebel zu packen, indem er den Kampf gegen die Kanin⸗ chen aufnimmt. Er braucht in Auſtralien, dem Land ohne Raubtiere, nur einige Tiere auszuſetzen, für die Kanin⸗ chen Leckerbiſſen bedeuten. Dieſe werden in kurzer Zeit die Kaninchen wieder zur Vernunft gebracht haben und damit dem Menſchen wieder die Herrſchaft über das Land zurückgeben. *** Sklaverei im Empire Die britiſchen Zeitungen beſchäftigen ſich ſehr ein⸗ gehend mit der Frage der Sklaverei im britiſchen Empire, nachdem kürzlich aus einem Kolonialbericht hervor ing, daß in Hongkong die Sklaverei außerordentlich verbreittt iſt. Es handelt ſich dort um das ſogenannte Muitſa⸗ Syſtem(muit ſai heißt„kleine Schweſter“), den Erwerb junger Mädchen. Die britiſchen Kolonialbehörden ſtehen auf dem Standpunkt, daß das Syſtem nicht als Sklaverei zu betrachten iſt, wenn die Muitſai regiſtriert und unter die Kontrolle der Behörden geſtellt werden, wie es in allen Kolonien, in denen das Syſtem herrſcht, geſetzlich vorge⸗ ſchrieben iſt. Tatſächlich wird die Kontrolle aber nur ſehr oberflächlich ausgeübt. In Hongkong werden die Muitſat zum Beiſpiel nur alle zwei Jahre inſpiziert; außerdem ſind nur die allerwenigſten Muitſai eingetragen. Unter dieſen Umſtänden läßt es ſich nicht leugnen, daß in weiten Teilen des Empire in Hongkong, Teilen Indiens, Singapore, den Straits Settlements und anderen Teilen Malayas— Sklaverei Das Die britiſchen Zeitungen weiſen darauf hin, daß mit Verboten allein die Sklaverei nicht abzuſchaffen iſt, ſon⸗ dern daß es vor allem auf die Durchführung des Verbots ankommt. Die Sklaverei war zum Beiſpiel auch in Abeſſi⸗ nien vor der Beſetzung durch die Italiener verboten, und trotzdem blühte der Sklavenhandel. Auch in Liberia if die Sklaverei unterſagt, aber 1930 entdeckte eine inter⸗ nationale Kommiſſion, daß die Sklaverei in dieſem Neger⸗ ſtaat außerordentlich verbreitet war. FFC Lebensmittel ſind ſehr wichtig, drum behandle ſie auch richtig. 22720 ͤ TTT So war er alſo auch im Hauſe Vermeulen häufiger Gaſt, deſſen Hausherrn er zu porträtieren hatte, und es war nicht zu umgehen, daß er auch mit dem Leutnant des öfteren zuſammentraf. Juſtus Vermeulen ließ es ſich nicht nehmen, böſe Be⸗ merkungen über den„Farbenkleckſer“ zu machen, wo ez nur möglich war. Er war voll von Bosheit.. Rembrandt war indeſſen klug genug, alles zu über⸗ hören und beeilte ſich, mit den Skizzen der Vermeulenz fertig zu werden. Juſtus fand alles„unmöglich und lächerlich“ und hatte dauernd etwas zu beanſtanden. Der alte Vermeulen, ein Fuchsgeſicht mit verkniffen⸗ liſtigen Zügen, lächelte dann wohl ſauerſüß und meinte: „Der Herr Maler wird ſich Mühe geben, hoffe ich, uns in das rechte Licht zu ſtellen.“ Jeder der Herren hatte nämlich, das merkte Rem; brandt bald, den Wunſch, möglichſt deutlich in den Vordergrund des Bildes zu kommen. Wenn es danach gegangen wäre, hätte ſie der Maler wie an der Schnur nebeneinander malen müſſen, und die Wand des Nat⸗ Wi hätte nicht gereicht für die Breite des Bildes. Nun, vorerſt ließ er die Herren ruhig ſchwatzen und verſprach jedem, was er hören wollte. Wenn das Bild fertig war, ſo wie er es ſich dachte, würden ſte ſchon den Mund halten. Auch der Herr Senator Vermeu⸗ len, der eine ſo unnachahmlich⸗hochmütige Art hatte, Diſtanz zwiſchen ſich und dem„Farbenkleckſer“ zu hal⸗ ten Länger allerdings dehnte Rembrandt ſeine Beſuche im Hauſe Uylenburgh aus. Es konnte nicht fehlen, daß Saskia ſo oft wie nur möglich bei den Sitzungen zuge⸗ gen war, dann flogen heimliche Blicke zwiſchen ihr 9 dem Maler hin und her, die der immer etwas nachdenk⸗ liche Aylenburgh nicht bemerkte. Umſo eher mochte Juſtus Vermeulen ſie ahnen mit dem Inſtinkt eines Eiferſüchtigen, und er verfluchte im ſtillen ſeinen Offiziersberuf, der ihn zwang, tagen Dienſt zu tun und nicht hinter die Mauern des ſtattliche Kaufmannshauſes ſehen zu dürfen. Jedennoch— jeden Tag, wenn er an der Spie der Stadtwache in die Kalverſtraat einbog und 915 Stiefel der Soldaten über die Brücke dröhnten, die die Gracht überquerte, gab er ſeinen Leuten ein Zeichen, Flöten und Hörner anzuſetzen und zu ſpielen. Jeder wußte Beſcheid, warum das gerade hier ge⸗ ſchah. Jeder lächelte und grinſte. N Rutz. 4936 Nr. 42 usssbzue Bf sggguſz zeuſe Inv sv Sellosce seg dun dig uch nv iht nog C jeigech lelzogsbang lun pu en guvleg gqivg gun give usquekuenb uvavg us cpang pues ue uüvg gag zebbeuond ud Gang bub s 5 Acpnvagoß ouch 40 Anu ane Alpephnigß ane dance kv uegupgrzoa Sou spa gun unpröblnv bupn navdueb vg gun ung mouse uf ahoi Being ze uebeingpnand And ne cpujuhga 0 uh esbeilck genaue en cen an Bog Ze ehh uebo bes ue uda gap uilpag ugughpl ze uuvgz ueg uf azech Kuss ze Luvſch uecquepnzeg egen ug eee eee een eint un enge p10 usa us gung dns use uo e n plz bid deo gun zsenvaudg ususllo u go aua jz ulzea udſeig ne hau picplech sobigpub use ug som Agezu ze unaeb ol gun qi sade auch gun nezcubupbregz uv uzebun ol sog ec pu sv an jpgog eule A ener seleig reg nern Ueglprugda ue! gun fei user dig sic gun deus gg usgec bean ⸗Uig ddgeie aun icpvagz zebnluze uennd Udnger dig auanz! fung Jun Aae enz ajvg gog abc ogvu obo ueu = dg sau sa gg ippul Uebe j pus pon zog pneumog zeuaoc aehoafcpvrck use egen ava 855 v aan gun eignu uegzec zucatplog uebunhp ⸗dacllaegß gun ali gupcheyv zu ile gun ene use nem ⸗Ucuebru vuuvgog ezuvz ne snpppang zeg usbung usah ian Gro oa gie ug za zenvguvg dulenb z dd aan sung uejgele bel ang dombo u . — Hogsbangz ur nec ug Inv bi enen die degdeec ohvuseg vl Inzcd uenau 161 gel ada Ulelignckeqzlvay selei ov gore on eig Alva dat Inv einvg di usul cu enen un aeqhada oi uenvc unztz oignu uepzilge fen U e aeg zue elan udge bon cu uvm uus usbunjquvauzz aslplagr uenva spe usgunqea an! en 11010 unzpoluiz bie e ee dun bee e e en enen e SI usb une sig soſun vi gun gel Pangulg 6p 10 leijcl Cabbulaz gun Ibfoles bunſccgplac len oufle 0 ab Lunz ec dusbuvbebuvgog eig Inzz Jeck s agel uegen d ug on 0 Sögug uso seule ul cpiezzeqn schu ei ape uaeanofchzol ue! 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S SS S e e 16 ein lau ine bl und gleich darauf zeigte ſich der ganze altertümliche Bau mit ſeinen ſtarken Mauern ihren Blicken. Ein ſtolzer Her⸗ renſitz, der jahrhundertlang in dem Beſitz der gräflichen Familie von Greifenklar ſtand, war es. Daß hinter dieſen Mauern Räume lagen, die durch ihre Einrichtung und die Weſensart ihrer Bewohner Behagen und Gemütlichkeit ausſtrömten, wußte Armgard Jen wohl. Nun hielt der Wagen im Schloßhof vor der Hauspforte. Sofort eilte ein Diener herbei, öffnete den Schlag und half ihr beim Ausſteigen. Mit einem bangen und doch erwartungsvollen Gefühl ſah Armgard auf die Tür, aus der ſonſt Graf Bernfried herauszutreten pflegte, um ſie als erſter zu begrüßen und zu empfangen, und es bemächtigte ſich ihrer eine leichte Enttäuſchung, als der Diener ſie mit der höflichen Auf⸗ forderung, daß die Frau Gräfin bitten laſſe, in das Empfangszimmer führte. Schon auf der Schwelle trat ihr die Gräfin mit herz⸗ lichen Begrüßungsworten entgegen: „Seien Sie mir willkommen, meine liebe Gräfin,“ ſagte ſie, ihr beide Hände hinhaltend und ſie auf die Wange küſſend.„Wie lieb von Ihnen, daß Sie der alten Frau ein wenig Geſellſchaft leiſten wollen.“ Armgard beugte ſich über die Hand der älteren, vor⸗ nehmen und noch immer ſchönen Dame, der man ihre neunundfünfzig Jahre nicht anſah. Das feine, edle Geſicht mit den in Lebenslust, Friſche und Güte blickenden Augen war von tiefblondem Haar, das noch kein graues Fädchen durchzog, umrahmt und ihre ganze Erſcheinung hatte etwas Achtunggebietendes und Vertrauen⸗ erweckendes. Armgard hatte in ihrer Geſellſchaft, wie wohl jeder, der mit ihr in Berührung kam, das wohlige Empfinden, einem Menſchen gegenüberzuſtehen, deſſen Herzensgüte und Mitempfinden echt und aufrichtig war. So gab ſie den herzlichen Willkommengruß mit ebenſo liebenswürdigen Worten zurück und ließ ſich ins Nebenzimmer zum feſtlich gedeckten Kaffetiſch führen. „Mein Sohn erbittet Ihre gütigſte Verzeihung,“ nahm die Gräfin hier wieder das Vort.„Er wurde vor einer halben Stunde von einem ſeiner Pächter zu einer Beſichti⸗ gung abgeholt, hofft aber bald zurückzukehren und den lie⸗ ben Beſuch noch anzutreffen.“ Armgard atmete wie von einem Druck befreit auf, ohne ſich klar bewußt zu ſein, was ihn verurſacht hatte. Sie prach jetzt heiter und angeregt von allem Möglichen, bis die Gräfin ſie nach ihrem Kinde fragte. „Der kleine Schlingel macht mir ſchon recht zu ſchaffen,“ antwortete ſie mit einem Blick, in dem das Mutterglück ſtrahlte,„und ich habe oft Mühe, ihn zu bändigen oder alle ſeine unzähligen Fragen zu beantworten.“ Gräfin Johanna lächelte verſtändnisinnig. „Das ſind die ſchönſten Jahre, wo das Kind der Mut⸗ ter noch allein gehört,“ ſagte ſie, als tauchten in ihrer Er⸗ innerung ähnliche ſchöne Zeiten auf.„Auch ich war eine ſo glückliche Mutter, wenn ich auch den Schmerz koſten mußte, zwei meiner älteren Kinder im zarten Alter u verlieren. Mir blieb nur Bernfried, das jüngſte, an dem hagge ich nun mit doppelter Liebe und danke Gott täglich dafür, daß ich ihn behalten durfte, daß der grau⸗ ſame Krieg ihn nicht von mir gefordert hat, wie er ſo vie⸗ len Müttern die Söhne nahm. Das mag ſelbſtſüchtig klin⸗ gen, aber welche Mutter, und wäre ſie von Vaterlands⸗ liebe und een noch ſo beſeelt, gäbe ihr einziges Kind gern her? Wenn es hätte ſein müſſen, würde ich mich auch damit abgefunden und mit Stolz getragen haben, was an⸗ dere Mütter ertragen und opfern müſſen. Nun ihn aber ſein kleines Gebrechen daran verhinderte— wie unglück⸗ lich war ich damals, als ihn das Mißgeſchick traf, vom Pferde zu ſtürzen und das Kniegelenk zu brechen, ſo daß dieſes nach der Heilung ſteif blieb— muß ich es jetzt faſt als ein Glück betrachten. Bernfried allerdings hat dieſes Mißgeſchick wohl nie ſchwerer empfunden, als zu der Zeit, wo der Krieg ausbrach und alle ſeine Freunde und Guts⸗ nachbarn zu den Waffen eilten, um ihre Kraft und ihr Leben für das Vaterland in die Schanze zu ſchlagen. Es hat ihn hart getroffen, zurückbleiben zu müſſen, und er wollte durchaus zu den Fliegern, wo das ſteife Knie ihn nicht behindert hätte. Gottlob, hat er auch davon Abſtand genommett, nachdem er erkannt hat, daß er dem Bater⸗ lande auch auf andere Weiſe ebenſo unſchätzbare und wich⸗ tige Dienſte erweiſen kann, wie mit dem Schwerte in der Hand. Statt des Schwertes führt er den Pflug. Der Land⸗ wirt trägt heute eine doppelt ſchwere Verantwortung; je⸗ den Fußbreit ſeines Landes muß er ausnutzen und die Er⸗ trägniſſe ſeines Fleißes und ſeiner Fürſorge hergeben, um den ſchmachvollen Aushungerungsplan unſerer beutegieri⸗ gen und haßſüchtigen Feinde zuſchanden zu machen. Auch die Heimat 2 Männer, die treu auf ihrem Poſten ſtehen. And dieſen Poſten füllt er voll und ganz aus, da⸗ für lebt und wirkt er. Das ſage ich ohne Aeberhebung und doch mit dem Stolz einer Mutter— verzeihen Sie es mir!“ Armgard, die mit reger Anteilnahme, nur ab und zu ein Wort dazwiſchen werfend, den Worten der Gräfin ge⸗ folgt war, erwiderte jetzt mit leuchtenden Augen. »Ich verſtehe Sie ſo gut. Sie haben ein Recht, ſtolz auf einen ſolchen Sohn zu ſein und es als ein Glück zu betrach⸗ ten, daß er nicht im Kriege iſt. Wenn ich denke—“ ihre Wangen färbten ſich tiefer—„was auch ich hätte begin⸗ nen ſollen, ohne ſeine aufopferungsvolle Freundſchaft.“ „O, davon ſprechen Sie nicht,“ wehrte die Gräfin ſanft ab.„Daß er Ihnen in Ihrem Kummer und Ihrer Not beiſtehen durfte, gewährt ihm nur Befriedigung und ich bitte Sie: Laſſen Sie ihm die Freude auch ferner— es iſt jetzt ſeine einzige.“ Armgards Herz tat einen ſchnelleren Schlag. „Ich empfange ſo viel Güte von Ihnen beiden, daß ich nicht weiß, wie ich das je vergelten ſoll,“ ſagte ſie faſt ſchüchtern. „Vergelten?“ fragte die ältere mit einem innigen Blick in das ſchöne Geſicht ihrer jungen Freundin.„Geben Sie mir nicht viel mehr, tragen Sie nicht ein Stück Sonne und Jugend in die Einſamkeit einer alternden Frau? Sie wer⸗ den mir entgegenhalten, daß ich einen Sohn beſitze aber ſo gut und lieb Bernfried i und ſo innig wir uns ver⸗ ſtehen, er bleibt ein Mann, der ſeine eigenen Wege gehen muß, deſſen Leben die Arbeit ausfüllt, beſonders jetzt in dieſer ſchweren Zeit. Ich habe mir immer ein liebes Töch⸗ terchen gewünſcht und da es mir verſagt war, ſo habe ich gehofft, Bernfried würde es mir einmal zuführen. Bis jetzt hat er es nicht getan und— und— da habe ich nun einen Erſatz an Ihnen gefunden,“ ſetzte ſie lächelnd hinzu, Armgards Hand ergreifend und warm drückend. Armgard wurde es ganz eigenartig zumute, und Emp⸗ findungen beſtürmten ſie, die ihr Herz klopfen und das Blut ſchneller 11 0 ihre Adern treiben ließen. Am vor der feinfühlenden, hellſichtigen Frau zu verbergen, was in ihr vorging, beugte ſie ſich tief über deren Hand und drückte einen Kuß darauf. „Wie auch ich einen Erſatz für meine Mutter an Ihnen fand,“ ergänzte ſie in innigem Ton. Gräfin Johanna ſtrei⸗ chelte ihr die Wangen. „Wie gern möchte ich Ihnen das treue Mutterherz er⸗ ſetzen, Armgard,“ erwiderte ſie, zum erſten Male die ver⸗ trauliche Anrede gebrauchend.„Wenn Sie einmal einen mütterlichen Rat und Zuſpruch brauchen, wenn Sie das Bedürfnis haben, ſich Ihr Herz zu erleichtern, wie es eben nur die Frau einer anderen Frau gegenüber vermag, ſo denken Sie daran, daß Ihnen auf Burgsdorf ein mütter⸗ liches Herz entgegenſchlägt. Wollen Sie mir das ver⸗ ſprechen?“ „Ja und tauſendmal ja!“ rief Armgard voll freudiger Zuſtimmung, fuhr aber im nächſten Augenblick erſchreckt zuſammen. „Was iſt das für ein Gelübde?“ 1 eine tiefe, klangreiche Stimme von der Tür her. achend kam Graf Bernfried näher und begrüßte Armgard und ſeine Mutter mit einem Handkuß. „Ich machte von dem Vorrecht, unangemeldet zu mei⸗ ner Mutter zu kommen, Gebrauch,“ entſchuldigte er ſein plötzliches Dazwiſchentreten,„und hoffe, daß man es mir gütigſt verzeiht.“ Er ſah dabei zu Armgard hin, die ihre Unbefangenheit und Sicherheit ſchnell wiedergewonnen hatte und ihm nun mit einem Scherzwort antwortete. So ſetzte Bernfried ſich an den Tiſch und nahm die Taſſe Kaffee, die ſeine Mutter ihm gefüllt hatte, mit Dank aus deren Hand entgegen. .(Fortſetzung folgt.) —„ M,— C N Eine Skizze von Es iſt überall ſo: Wenn zwei Leute des gleichen Faches zuſammenkommen, dauert es nicht lange bis ſie zu fach⸗ ſimpeln beginnen. Wenn aber zwei derartig gleichge⸗ ſtimmte Seelen ſich als Gäſte bei einem dritten einfinden, der für ihren Beruf auch nur einiges Intereſſe hat, dann iſt mit abſoluter Sicherheit damit zu rechnen, daß das fach⸗ liche Gebiet kaum verlaſſen wird. Es iſt noch nicht lange her, da traf ich in der Geſell⸗ ſchaft bei einem unſerer bekannten Verleger den Schrift⸗ ſteller F. aus Paris, der durch ſeinen köſtlichen Plauder⸗ ton ſich einen bekannten Namen verſchafft hat. Es kam natürlich, wie es kommen mußte: Kaum war der Kaffee und die Zigarren ſerviert als wir beiden mit dem Haus⸗ herrn in einer gemütlichen Ecke zuſammenſaßen— und fachſimpelten. Da die anweſenden Damen ſich im Salon in Modefragen feſtgebiſſen hatten, konnten wir ja auch ſicher ſein, nicht ſo bald geſtört zu werden. And was F. über die franzöſiſche Literatur der Gegenwart zu erzählen wußte, war in der Tat feſſelnd. Durch irgend eine Parallele war die Rede auf Molière gekommen und F. ſtellte die Be⸗ hauptung auf, daß Molière es ſeinerzeit ohne ſeinen Com⸗ pagnon bedeutend ſchwerer gehabt hätte, ſich durchzuſetzen. „Wieſo, Compagnon?“ fragte unſer Gaſtgeber, denn es ging ihm(und mir) wie es ſo vielen unſerer Landsleute gehen wird, ſelbſt wenn ſie über eine beachtenswerte Kenntnis der Weltliteratur verfügen: Ueber Molieère wiſ⸗ ſen ſie ziemlich genau Beſcheid, über ſeinen Compagnon Guillaume Marcoureau— bekannter noch unter dem Pſeu⸗ donym Herr von Brécourt— wiſſen ſie nichts. Selbſtver⸗ ſtändlich, daß wir F. baten, uns über dieſe Perſönlichkeit etwas ausführlicheres zu erzählen. Und F. erzählte dann ungefähr folgendes: Es iſt bedauerlich, daß dieſer Zeitgenoſſe und Mitarbei⸗ ter unſeres großen Moliere ſo ganz in Vergeſſenheit ge⸗ raten iſt, denn abgeſehen davon, daß er zu ſeinen Lebzei⸗ ten ein ganz vorzüglicher Schauſpieler geweſen iſt, war er auch ein Abenteurertyp von ſeltener Prägung, ganz ähn⸗ lich dem durch Roſtand weltberühmt gewordenen Cyrano de Bérgérac. Im Quartier Saint⸗Gervais, im Herzen von Paris, als Sohn eines Schmierenkömödianten geboren, ſtand er mit 12 Jahren ſchon auf den Brettern, und zog mit ſeinem Vater durch die Welt, durch Frankreich, Bel⸗ gien, Holland und andere Staaten. 1659 ging er, nach Pa⸗ ris zurückgekehrt, eine Heirat mit der Schauspielerin Ste⸗ phanie Déſurlis ein deren Schweſter Katherine mit Mo⸗ liere das Illuſtre Theater Ng hatte. Als Mo⸗ lières Stern im Aufgehen begriffen war, begriff Brs⸗ court(wie ſich Marcoureau damals nannte) die großen Chancen und wandte ſich von der Truppe d'Orgemont, wo er mit ſeiner reizenden Gattin beſchäftigt war, ab, um in das Lager Molisres überzugehen. Der neue Stern Mo⸗ lière hatte das Intereſſe Ludwigs des Vierzehnten erweckt und ſo kam es, daß Brécourt, als er 1622 bei Moliere debutierte(als d' Alain in der„Schule der Frauen“) den Beifall des großen Königs fand, der von ihm ſagte:„Die⸗ ſer Mann könnte Steine zum Lachen bringen!“ Damit war ſein Glück gemacht und der Lieblingstraum aller da⸗ maligen Komödfanten, Mitglied der„einzigen königlichen Truppe“ im Hotel de Bourgogne zu werden, ging auch bald für ihn und ſeine Frau in Erfüllung. Aber er war nicht nur ein hervorragender Komödiant, als Autor genoß er ſeiner ſcharfen 9 halber einen faſt ebenſo großen Ruf, der nur noch übertroffen wurde durch ſein Renomms als Fechter. Als er einſtmals auf einer Hofjagd in Fontainbleau von einem wütenden Eber angefallen wurde, rannte er dem Tiere ſeinen Degen mit ſolcher Eleganz in den Bauch, daß Ludwig der Vierzehnte, der Zeuge dieſes Zwiſchenfalls war, meinte, Brecourt habe auch dieſe Rolle meiſterhaft geſpielt und ſeine Degen⸗ ſtöße ſeien keineswegs alltäglicher Art. Aber dieſe Kunſt ſollte ihm auch zum Verhängnis werden. Sie verleitete ihn zum Raufen. Bei einem ſolchen Zuſammenſtoß ſpießte er einen Gegner auf; Ludwig verzieh ihm Aber als der Fall um zweitenmal vorkam, konnte Ludwig nicht umhin, ihn fünf Jahre lang nach den Niederlanden in die Verban⸗ Molières Compagnon Fritz H. Chelius. nung zu ſchicken. Er kehrte nach Ablauf dieſer Zeit zurück und wurde in Gnaden wieder aufgenommen, bis er kurze Zeit ſpäter eine Karambolage mit einem Kutſcher hatte, dem er kurzerhand ſeinen Degen durch den Leib rannte. Nun konnte auch Ludwig keinen Pardon mehr geben, und Brécourt mußte fliehen. Er wandte ſich nach Italien, ſpä⸗ ter nach Holland, wo der Prinz von Oranien ihn in ſeine Truppe einreihte Der Zufall wollte es, daß er nun an der gleichen Stelle wirkte, wo er dreißig Jahre früher mit ſei⸗ nem Vater aufgetreten war Aber die Sehnſucht nach Pa⸗ ris ließ ihn nicht zur Ruhe kommen, und er zergrübelte vergeblich ſich den Kopf, wie er die Verzeihung Ludwigs erreichen könne. Da ſchien ſich plötzlich eine Gelegenheit zu bieten: Der Steuerpächter Sardan aus der Languedoc war unter Hinterlaſſung rieſiger Schulden flüchtig geworden und hatte ſich nach Holland gewendet, wo er gegen Frank⸗ reich zu konſpirfſeren gedachte. Wenn es Bröécourt gelang, dieſen vor die franzöſiſchen Gerichte zu bringen, konnte er ſicher ſein, Gnade vor Ludwigs Augen zu finden. Mit Hilfe des franzöſiſchen Geſandten wurden ein Offizier und neun Dragoner verkleidet nach Amſterdam geſchickt, die Sardan fangen ſollten. Da aber einer der Dragoner ſich ein Geſchäft davon verſprach verriet er den Plan an den Prinzen von Oranien und ſtellte den Plan ſo dar, als ob es ſich um eine Verſchwörung gegen den Prinzen handele. Die zehn Franzoſen wurden denn auch prompt verhaftet — nur Brécourt gelang es, zu entkommen. Da Oranien die Geſellſchaft hinrichten laſſen wollte, blieb Ludwig gar nichts anderes übrig als Farbe zu bekennen, um ſo ihre Begnadigung zu erwirken. Brécourts Kalkulation wurde aber dennoch nicht ent⸗ täuſcht, er wurde tatſächlich von Ludwig dieſerhalb wieder in Gnaden aufgenommen und„zum letztenmal pardon⸗ niert.“ Aber ſeine alte künſtleriſche Stellung konnte er ſich nicht wieder erringen, das Abenteuerleben hatte ihn ſchon zu ſtark infiziert. Als er 1647 mit ſeinem Stück„Der; Schatten Molieres“ herauskam, ſtand er auf der Höhe ſei⸗ nes Erfolges und galt den Pariſern faſt als ebenbürtiger Konkurrent Molisres. Daß er in dieſem Stück ſeinen(in⸗ zwiſchen verſtorbenen) Direktor Molieére ſo ehrlich, menſch⸗ lich, freimütig und großherzig ſelbſt ſpielte, wie dieſer auch im Leben geweſen war, rechnete man ihm als ganz be⸗ ſonderes Verdienſt an. Jetzt 1682 trug ihn das Glück nicht mehr zu dieſer Höhe empor. Eines Tages fand er ſich im Schuldgefängnis wieder, das er nur in Begleitung eines Bewaffneten verlaſſen durfte, wenn er auf der Bühne eine Rolle zu ſpielen hatte. Nur eine kurze Spanne Zeit war ihm noch beſchieden. 1685 wurde er ſchwer krank und dachte daran, ſeine Rech⸗ nung mit dem Himmel zu machen Als er die heiligen Sakramente verlangte und dem Pfarrer von Saint⸗Supice beichtete, wollte ihm dieſer die Abſolution nur unter der Bedingung erteilen, daß er ſich ſchriftlich verpflichtete, im Falle ſeiner Geneſung„dem ſündigen Theater frommen Herzens für ewig zu entſagen“. Wochenlang ſchwankte er hin und her. Dann unterſchrieb er den Revers. Wenige Tage darauf(am 28. Mai 1685) verſchied er. Geſpannt hatten wir der Erzählung F's gelauſcht. Un⸗ ſer liebenswürdiger Gaſtgeber aber leerte ſein Glas Char⸗ treuſe mit dem Wunſch, daß uns F. dieſe romantiſche Fi⸗ gur auch noch in dramatiſcher Form ſchenken möchte, ein Wunſch, der hoffentlich noch recht reiche Früchte tragen wird. „ * Tier und Luftfeuchtigkeit Beobachtungen haben gezeigt, daß ſich die Tierarten umſo 9 entfalten, je höher die Feuchtigkeit der Luft iſt. Allein die genügende Luftfeuchtigkeit gibt einer großen Zahl dünnhäutiger Inſekten, wie 5 B. den Mol⸗ lusken, erſt die ausreichende Exiſtenzmöglichkeit, da die Mollusken und ähnliche Tierarten nur einen ungenügenden Schutz gegen Verdunſtung haben. Man wird um ſo weniger Tierarten antreffen, je niedriger der in der Luft vorhan⸗ dene Gehalt an Waſſerdampf iſt. 9