cger⸗ orm. 8 Rr. 246(2. Blatt). Uneckar Bote Oienstag, 20. Oktober 1936 — Deutſche Vorgeſchichte Reichsleiter Alfred Roſenberg eröffnet die Ausſtellung „Lebendige Vorzeit“. Für ſeine diesjährige, dritte Reichstagung für deutſche Votgeſchichte hatte der Neichsbund in der Almer Markt⸗ halle eine Ausſtellung aufgebaut, die zum erſten Male einen zuſammenfaſſenden und geſchloſſenen Ueberblick vermittelte über Weſen, Kultur und Kunſt germaniſcher Vorzeit. Daß dabei die Funde aus dem oberſchwäbiſchen Moor⸗ gebiet und ihre Darſtellung in Modellen beſondere Berück⸗ ſichtgung fanden, war umſo mehr zu begrüßen, als hier die geſchloſſene Hausſiedlung aus germaniſch⸗vorgeſchichtlicher Zeit Weſen, Eigenart und Kultur unſerer Vorfahren in an⸗ ſchaulichſter Weiſe erkennen läßt, wie denn überhaupt An⸗ ſchaulichkeit der Hauptgrundſatz dieſer Ausſtellung iſt. Zehntauſende von Partei- und Volksgenoſſen aus dem Gau Württemberg und aus dem Reich waren am voran⸗ gegangenen Vormittag in der feſtlich geſchmückten Max Eyth⸗ Halle, in dem vor der Halle gebauten Zelt, wie auch in ſechs weiteren Sälen der Stadt, in die die Kundgebung für deutſche Vorgeſchichte übertragen wurde, zuſammengeſtrömt. Nach Begrüßung durch Reichsſtatthalter Murr betrat dann Reichsleiter Alfred Noſenberg die Rednerbühne zu ſeinem Vortrag über„Germaniſche Le⸗ benswerte im Weltanſchauungskampf“. Zwei Wiſſenſchaften ſtanden, ſo führte Reichsleiter Roſenberg u. a. aus, hier im Brennpunkte nicht nur des deutſchen, ſondern des allgemein⸗ europäiſchen Intereſſes. Es ſeien die Raſſenkunde und die Vorgeſichte. Die alten Mächte hätten ein ſehr feines Ge⸗ fühl gehabt, daß mit Hilfe dieſer beiden Wiſſenſchaften Lei⸗ ſtungen aus den Angeln gehoben worden ſeien. Die Er⸗ gebniſſe der vorgeſchichtlichen Forſchung ſeien das Alte Teſta⸗ ſient des deutſchen Volkes. Raſſenkunde, deutſche Vorgeſchichte und Volksforſchung enthielten im Grunde genommen die glei⸗ chen wiſſenſchaftlichen Diſziplinen. Die deutſche Vorgeſchichte iſt nicht eine Angelegenheit der Vergangenheit, ſie iſt viel⸗ mehr die modernſte Wiſſenſchaft unſerer Zeit. Wir kämpften heute unter einem Symbol, das 5000 Jahre alt ſei. Es ſei einſt verſunken, aber nach 5000 Jahren habe das germaniſche Kampfſymbol, das Hakenkreuz, Wie⸗ dergeburt gefeiert und es ſei jetzt Symbol geworden für die ganze Welt. Am Schluß ſeiner Rede betonte Reichsleiter Roſenberg ſeine enge Verbundenheit mit dem Reichsbund für Vor⸗ geſchichte, deſſen Beſtrebungen er mit beſonderer Anteilnahme verfolge. Abſchließend ſprach der Bundesführer des Reichsbundes für deutſche Vorgeſchichte und Reichsfachwalter Vorgeſchite im RSO, Profeſſor Dr. Hans Reinerth. Die Umwertung aller Geſchichtswerte, die in der nationalſozialiſtiſchen Idee begründet ſeien, wieſen den Weg, die nach der Ueberwindung der politiſchen nun auch die Ueberwindung der geiſtigen Mainlinie bringen werde. partei und Arbeitsfront als Schulträger Vereinbarung zwiſchen dem Reichserziehungsminiſter und Dr. Ley. Reichserziehungsminiſter Pg. Bernhard Ruſt und Reichs⸗ organiſationsleiter Dr. Robert Ley veröffentlichen durch den nachſtehend wiedergegebenen Briefwechſel folgende Ab⸗ machungen: Reichserziehungsminiſter Ruſt ſchreibt an Reichsorgani⸗ ſationsleiter Dr. Robert Ley: „Ich beſtätige hiermit den Inhalt unſerer ſoeben erfolg⸗ ten Unterredung. Der Reichserziehungsminiſter und der Reichs⸗ organiſationsleiker der NS DA und Reichsleiter der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront ſind ſich einig über den gemeinſamen Ein⸗ ſatz zur Erreichung folgender Ziele: 1. Für die Aufbauſchule, die vorwiegend den Nach⸗ wuchs aus der ländlichen Bevölkerung nach einem ſechs⸗ jährigen Beſuch der Volksſchule in weiteren ſechs Jahren durch eine intenſive Internatserziehung zum Abiturium führen ſoll, wird neben den bisherigen Trägern die NSDAP als Schul⸗ träger zugelaſſen. 2. Für die Berufsſchule wird in Zukunft neben den vorhandenen Schulträgern auch die Arbeitsfront als Schul⸗ träger zugelaſſen.. 3. Auch die vorſtehend genannten Schuleinrichtungen unterliegen der ſtaatlichen Schulaufſicht. 5 Der Reichserziehungsminiſter und der Reichsorganiſa⸗ nonsleiter und Führer der Deutſchen Arbeitsfront werden unverzüglich auf dieſer Grundlage in eine gemeinſame Arbeit zur Durchführung dieſer Grundſätze eintreten.“ Heimiſche Rohstoffe nutzen! Rede des Reichshandwerksmeiſters in Eſſen. Eſſen, 19. Oktober. Auf einer Großkundgebung des Handwerks ſprach in den Eſſener Mist ang dae vor rund 12000 Teilneh- mern Reichshandwerksmeiſter Schmidt über die Aufgaben des deutſchen Handwerks. Die Wirtſchaftsorganiſation des Handwerks ſtehe heute auf feſten Füßen, und die viereinhalb Millionen Handwer⸗ ker ſeien bereit, ihre Aufgabe zu erfüllen. Der vom Führer aufgeſtellte Vierjahreplan fordere von jedem Einzelnen den vollen Einſatz. Es komme jetzt darauf an, die heimi⸗ ſchen Werkſtoffe zu nutzen und das menschlich über⸗ haupt Mögliche aus ihnen herauszuholen. Hier erwachſe 5 dem deutſchen Handwerker eine beſonders wichtige ufgabe, gehe doch laufend der größte Teil der Nahrungs⸗ mittel und ein erheblicher Hundertſatz der Rohſtoffe durch ſeine Hände, denn mit rund 15 Milliarden Mark jährlich ei das Handwerk an dem Geſamtumſatz der deutſchen Wirt⸗ ſchaft(rund 55 Milliarden Mark) beteiligt. e Die Stellen, die Aufträge zu vergeben äkten, 5 den, Kommunen und pfl müßten ihre Anforerangad den gegebenen Möglichkeiten anpaſſen. Demenſprechone müßten die Lieferungsbedingungen auf heimiſche wertſoaf abgeſtellt ſein. die Werkſtoffbeſchaffung des Hande 5 und ſeiner Organisation habe in jeder Weiſe einer erfolg ⸗ reichen durchführung des Vierſahreplanes zu dienen. Lebensmittel ſind ſehr wichtig, drum behandle ſie auch richtig. Sturmflut an der Waſſerkante Deiche gebrochen, große Flächen Kulturland überflutek.— Im Kampf mit den Waſſermaſſen. Kiel, 19. Oktober. Der außergewöhnlich ſchwere Nordweſt, der in ganz Nordweſtdeutſchland tobte und orkanmäßige Skärke er⸗ reichte, hatte an der ſchleswig⸗holſtei aichen Weſtküſte eine ſo ſchwere Sturmflut zur Folge, wie ſie ſeit Jahrzehnten nicht erreicht iſt. Der Waſſerſtand ecreichte höhen, die das Ausmaß der höchſten bekannten Skarmflut überkrafen. „Der Deich an der Friedrich⸗Koog⸗Spitze war dem ſtärkſten Anprall der Fluten ausgeſetzt. Unabläſſig ſtürzten gewaltige Waſſermaſſen, vom Sturm herangetrie⸗ ben, gegen den neuerbauten, zwiſchen Friedrich⸗Koog⸗ und der Inſel Triſchen gelegenen Damm, wodurch der alte Koog⸗Deich ſehr zu leiden hatte. Am Sonntagvormittag gegen 11 Uhr, bereits vier Stunden vor Hochwaſſer wurde der Triſchen⸗damm von der See überſpült. Im Koog⸗Deich wurden zahlreiche Löcher feſtgeſtellt. Reichsarbeits⸗ dienſt, NSKK und Feuerwehr waren im Verein mit den Koog⸗Einwohnern bemüht, die Gefahr abzuwenden. Unab⸗ läſſig wurden Sandſäcke, Stroh und anderes Material ber⸗ beigeſahren. Der im Jahre 1923 fertiggeſtellte Neufelder Koog wurde kilometerweit zur Hälfte nach der Seeſeite vom Sturm abgetrieben. Da die Gefahr eines Deichbru⸗ ches beſteht, wurde der Koog geräumt. Alles Vieh und fahrbare Inventar wurde durch die Män⸗ ner des Reichsarbeitsdienſtes Marne, der SA, des NS⸗ KK uſw. in Sicherheit gebracht. Gegen 10 Uhr abends wurden alle Ortsbauernführer angewieſen, für den Mon⸗ tag ihre ſämtlichen Pferde zur Verfügung zu ſtellen, um Material zur Ausbeſſerung der ſchadhafkten Stellen im Deich heranzuſchaffen. Deichbrüche im Alten Lande Im Guderhand-Vierkel im Alten Lande iſt am Sonn⸗ tagnachmittag der Lühedeich gebrochen. Obwohl die Ein ⸗ wohnerſchaft ſchon ſtundenlang die ſchwächeren Deichſtellen mit Sandſäcken verſtärkt hakte, enkſtand durch den unge⸗ heuren Waſſerdruck ein Loch, das ſich ſofort auf mehrere Meter vergrößerte. Eine Frau, die gerade ein auf dem 1 ſtehendes Haus verlaſſen wollte, wurde von den ein ⸗· brechenden Waſſermaſſen erfaßt und forkgeriſſen. Ihr Mann konnte ſich an einem Baum feſthalten, die Frau wurde ſpäter im Felde kot aufgefunden. Die Bevölkerung eilte ſofort an die Einbruchsſtellen. Bauern und Mühlen⸗ beſitzer mußten ſämkliche verfügbaren Säcke hergeben, wäh⸗ rend alle Laſtkraftwagen Sand heranſchafften. Von Ham- burg und Stade wurden Truppen angefordert, die alsbald einfrafen. Erſt nach ſtundenlanger Arbeit konnte die Ge⸗ fahr gebannt werden. Bei Hechthauſen in der Mark Klint gingen gegen 15 Uhr die Waſſermaſſen der Oſte über die Deiche. Auch hier brach der Deich, und in einer Breite von 50 Metern ſtürzte das Waſſer mit rieſiger Gewalt in das Binnen. deichland. Viele hundert Hektar Kulturland wurden in wenigen Stunden meterhoch überſchwemmt. Die Ziegeleien im Keh⸗ dinger und Stader Außendeichland wurden durch die Hoch⸗ waſſermaſſen ſchwer geſchädigt. Das Waſſer lief in die Brennöfen und löſchte die Feuer aus. Schwere Schäden auf den Nordͤſeeinſeln Unter dem Orkan haben beſonders die Inſeln Borkum und Norderney gelitten. Auf Norderney zerſtörten ge⸗ e Sturzſeen ſtreckenweiſe die Steinbrüſtung der Brandungsmauer und riſſen große Löcher in die dahinter liegenden Raſenflächen Die am Weſtrand gelegene Viktoria⸗ Halle und die Terraſſe wurden teilweiſe zerſtört, faſt einen halben Meter dicke Steinmauern wurden eingedrückt und umgeriſſen. Schwere Sturmſchäden wurden auch im Ort ſelbſt an ein⸗ elnen Bauwerken angerichtet. Am Nordſtrand der Inſel 5 0 rkum riſſen gewaltige Brecher zwei große Breſchen in die Uferbefeſtigungen. Schwere Betonplatten wurden losge⸗ löſt und übereinandergeworfen. An der Eilbemündung Mit größter Gewalt trieb der Weſtſturm die Waſſer⸗ maſſen in die Elbmündung bei Cuxhaven. Das geſamte Deichvorgelände und das Hafenviertel waren völlig über⸗ ſchwemmt. Der Verkehr in den Hafenſtraßen mußte mit Booten aufrechterhalten werden. Die Cuxhavener und Al⸗ tenbrucher Reede waren mit Schiffen dicht belegt, die vor Anker gegangen waren, um beſſeres Wetter abzuwarten. Ein hochbeladener Holzdampfer trieb von der„Alten Liebe“ bis zur Kugelbaake ab, wo er auf Grund geriet. Die durch den orkanartigen Sturm angerichteten Sch ä⸗ den ſind erheblich. Im Freibad Kugelbaake iſt die Lie ⸗ ehalle vernichtet worden. Im Kurpark iſt der ſchöne ſtrohgedeckte Umgang ein Opfer des Sturmes gewor⸗ den, vier Perſonen wurden unter den Trüm ⸗ mern begraben. Drei von ihnen kamen mit dem Schrek⸗ ken davon, während der vierte ſchwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. An vielen Stellen iſt die neue Deichböſchung ausgewühlt worden. Baubuden, Kräne, n Werkſtätten, Autos und Fuhrwerke wurden ſtark beſchä⸗ digt. die großen Deiche haben den gewaltigen Waſſer⸗ maſſen aber zum Glück ſtandgehalten. Auch im Jadegebiet herrſchte e e Sturmflut. Obgleich im Laufe des Tages der Wind aus Südweſt drehte, kamen rieſige Waſſenmengen durch den Jadebuſen. Aus Wilhelms⸗ haven wird gemeldet, daß zeitweiſe infolge der Sturmflu⸗ ten von den Einfahrten nichts mehr zu ſehen war. Einige kleinere Fahrzeuge hatten ſich losgeriſſen und wurden ab⸗ getrieben. Sie konnten alle in Sicherheit gebracht werden. Hochwaſſer in Hamburg Hamburg, 19. Okt. Am Sonntag wurde im norddeutſchen Küſtengebiet durchſchnittlich Windſtärke 11 bis 12 emeſſen. Die See ee e Die Schiffahrt ruhte vollſtändig. Im Hamburger Hafen erreichte das aſ⸗ ſer eine Höhe von reichlich 3 Meter über mittlerem Hoch⸗ waſſer. Die ganze Hafengegend war unter Waſſer geſetzt. Anlagen, Die Feuerwehr war unabläſſig bemüht, dle vollgelaüfenen Keller auszupumpen. Allein in der Elbmündung beim Feuerſchiff„Elbe III“ lagen rund 40 Fahrzeuge, die beſſeres Wetter abwarten wollten. Auch Schiffsunfälle ſind bereits gemeldet. So ſtieß bei„Elbe III“ der ſchwedi⸗ ſche Dampfer„Groveland“ mit dem deutſchen Dampfer „Hanſe“ zuſammen. Erſterer wurde nur unerheblich be⸗ ſchädigt, er 1700 Tonnen große Dampfer„Lübeck“ wurde vom Sturm gegen den Bug eines holländiſchen Schiffs ge⸗ trieben und erheblich beſchädigt. Zwei Todesopfer Der 68jährige Landwirt Schwartau, der eine Landſtelle in Dradenau bei Waltershof beſitzt, wurde auf der Jagd vom Hochwaſſer überraſcht. Er kam vom Weg ab und ſtürzte in einen Graben, in dem er den Tod fand. In Gee⸗ ee riſſen die Fluten große Mengen von lagern⸗ en Oeltonnen fort. In allen Feldmarken der Umgebun treten die Flüſſe und Gräben über die Ufer. In Altenbru ſüdöſtlich von Cuxhaven wurde der 27jährige Sohn des Landwirts Albert Reeſch ein Opfer der großen Ueber⸗ flutungen. Er wurde beim Abtreiben der Tiere von der Weide von einer großen Flutwelle er⸗ faßt und davongetragen. Im Schlaf von den Fluten überraſcht. Die verheerende Sturmflut hat noch ein weiteres Op⸗ fer gefordert. In einer Laube bei Geeſthelle in der Nähe von Geeſtmünde wurde ein Mann ertrunken aufgefunden. Es ſoll ſich um einen früheren Schiffskoch handeln, der ver⸗ mutlich auf ſeinem Laubengrundſtück eingeſchlafen und dann in den eingedrungenen Fluten ertrunken iſt. Kleinbahnzug auf Rügen umgeweht Der Sturm erreichte auch über Pommern Wind⸗ ſtärke 11, ſo daß die Oſtſeeſchiffahrt erheblich beeinträchtigt wurde. In Swinemünde gingen etwa 15 Dampfer vor An⸗ ker, um auf beſſeres Wetter zu warten. Auf der Inſel Rügen warf der Skurm ee den Ska⸗ tionen Trenk und Viktower Fähre den Kleinbahnzug Ber⸗ gen Altenkirchen um. Iwei Perſonenwagen, zwei Güter⸗ wagen und der Packwagen wurden von der Gewalt des Skurmes aus den Schienen geworfen. Sieben Perſonen ſind dabei leicht verletzt worden. 5 In Greifswald hak die Ziegelbedachung der Marien⸗ kirche ſtark gelitten. Der Sturm abgeflaut Die See aber noch kief aufgewühlk. Der Weſtſturm über der Nordſee iſt am Montag ſtark abgeflaut. Am Vormittag wurden von den Nordſeeſtatio⸗ nen weſtliche Winde in Stärke von 3 bis 6 gemeldet. Die See iſt jedoch noch tief aufgewühlt, ſo daß vorläufig nur die größeren Schiffe ihre Fahrt in See angetreten haben, während die kleineren Fahrzeuge nach wie vor in der Elb⸗ mündung ankern, um ruhigere See abzuwarten. In der mittleren Oſtſee herrſcht weiterhin Sturm. Gtralſund ohne Waſſer Fährbetrieb nach Rügen eingeſtelll. Der Sturm in der Oſtſee hat in Stralſund ebenfalls ſchweren Schaden angerichtet. Nicht nur das Bollwerk iſt gebrochen, auch Licht. und Fernſprechleitungen wurden zerſtört. Der Fährbetrieb nach Rügen mußte eingeſtellt werden. Die Kraftwagen verſuchten daher über den Rö⸗ gendamm zu gelangen. Da aber die Fahrbahn noch nicht betriebsfertig iſt, blieben ſie zum Teil bis an die Achſen im Lehm ſtecken. Das Signalboot am Rügendamm wurde vollgeſchlagen und ging unter. Am Monkag brach das Hauptrohr der ſtädtiſchen Waſſerleitung. Die Urſache iſt wahrſcheinlich auf Unterſpülung zurückzuführen. das ausſtrömende Waſſer überſchwemmte die angrenzenden Straßen. Die ganze Skadt iſt ſeitdem ohne Waſſer. Städtiſche Skraßenſpreng⸗ wagen fahren durch die Skraßen und geben Waſſer in zu⸗ geteilten Mengen an die Bevölkerung ab. Deichbrüche auch in Dänemark Kopenhagen, 19. Okt. Der ſchwere Sturm, der ſeit Samstag über Dänemark tobt, hat mehrere Unfälle verur ſacht. Bei Stege auf der Inſel Mön ſtürzte ein Haus ein. An der nordſchleswigſchen Weſtküſte wurde erheblicher Schaden an den Deichen angerichtet. In Hejer ſteht der Hafenplatz unter Waſſer. Bei Ballum barſt ein Deich und die tiefergelegenen Küſtenſtraßen ſtanden im Nu unter Waſſer. Aus vielen Teilen des Landes werden Schäden an Gebäuden und Telegraphen⸗ und Telephonleitungen ge⸗ meldet. Auch Nordengland und Schottland heimgeſucht London, 19. Okt. Die Küſtengebiete Schottlands und Nordenglands wurden von außerordentlich Refine Stür⸗ men heimgeſucht. Mehrere Dampfer gerieten in Seenot. Das mit einer Silbererz-Ladung nach Mancheſter fahrende norwegiſche 2000 Tonnen⸗Schiff„St. Joſeph“ lief bei Mull⸗Sund an der weſtſchottiſchen Küſte auf einen Felſen und wurde ſchwer beſchädigt. Der ſchottiſche Dampfer „Shuma“ lief bei Islay auf Grund. be e Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 19. Oktober. Notie⸗ rungen unverändert. Mannheimer Großviehmarkt vom 19. Oktober. Am Groß⸗ viehmarkt waren aufgetrieben: 111 Bullen, 263 Ochſen, 182 Rinder, 184 Kühe, zuſammen 748 Stück Großvieh. Es wurden folgende Höchſtpreiſe notiert: Bullen 43, Ochſen 45, Rinder 44, Kühe 43 Ifennig. Das reichliche Angebot iſt auf die Zuführung von Huſumer Ware zurückzuführen. Die A erfolgte im Rahmen der Kontingente.— Am älbermarkt wurden 748 Tiere zum Verkauf des amtlichen Höchſtpreiſes von 65 Pfennig angeboten. Gegenüber der Vor⸗ woche waren es 255 Tiere weniger, was wohl auf die Kon⸗ tingentierung zurückzuführen iſt. Der Verkauf war lebhaft. — Schweine ſtanden 2404(plus 400) zum Verkauf, die im Rahmen der Kontingente zum amtlichen Höchpreis von 57 Pfennig zugewieſen wurden. 5 f Freundſchaftsbeziehungen geworden. In der engliſchen 2 Return to En land Bevölkerung erfreuen ſich die Tiere allergrößter Beliebt⸗ DOr T2 Diel heit. Beſonders Kent iſt ſehr ſtolz darauf, daß es wegen ſeines Marſchlandes, ſeiner Wieſen, Felder und Teiche Wie i Störche verhalten?„ 1 er W. 8 andball Wie 8 fh 8 Len ſachen Sh 92 85 55 zum Aufenthaltsort der deutſchen„Einwanderer“ aus⸗ 8. 9 1 gg, de A h erſehen worden iſt. Ob ſich die deutſchen Störche hier[ Poſtſportverein Jgd. la— Tv. 98 Igd. Ia 24 0 i 1 Vog ſi e en, no raliſieren- erden. iſt ei Frage, die i h ni 74: 2 8 9 5 England gebracht, um den 1 erer bapeſten 2% i Meh⸗ 5 An dem vorgeſtrigen ruhigen Handballongtgg 10 Fat frir. en. Die o fior Ei N erer aben in⸗ 85 3 2 0 11 l 2 6 1. 5 25 5 ei 9 4 2 95 2 r 0 8. 17 zdf chen chen 9 Ile gefiederten Einwanderer habe dete große ſüdafrikaniſche Zeitungen haben vor Beginn[der Ty. 98 ſeine Aktiven auf dem Wörtelſpielfeld zu zwiſchen die Reiſe nach dem Süden angetreten. Die robe 1 E. 2 5 Beginn f 7 5 S 320 e Frage n lischen Teerfreunde be. der Südreiſe unſerer gefiederten Freunde einen Aufruf Spielen die der Erfallung ihrer Dent mehrerg ſchäftigt, iſt:„Werden die Störche im Frühjahr nach veröffentlicht, mit der Bitte, keine Störche mehr zu ſchießen en A 8 l treff 9 36 8 N genügen, er, England zurückkehren?“ O. M. Blackburne, der eng⸗ und unſeren Schutzbefohlenen weitgehende Gaſtfreund⸗ 1 1 uswahl zu re. ben, während die Jugend in Man liſche„Storchenvater“, gab hierauf folgende Auskunft: ſchaft angedeihen zu laſſen.“ 1 im Stadion weilte. 1 der Tbd.„Jahy. Sehr ſorgſam wurden die deutſchen Störche großge⸗ Zum Abſchied bat Mr. Blackburne noch einmal, in 1 1 A 8 925 1 0 der Poſtſporſſh welten Jan wartet mit Spannung darauf, ob ſie ihrer[ Deutschland zu verkünden wie dankbar er für die Unter⸗ ſchafzen n ft und 98 See fälldendnan ahr on, Heamat tren bleiben werden wenn ſie im Früh⸗ ſlützung ſei, die ihm von allen amtlichen wie privaten] bands n Po e e Elf bgem an jahr von ihrer Reiſe nach dem Süden zurückkehren. Der Stellen zuteil geworden. 10 5 l 1 at 8 Er 10 5 Elf des Gale Ring der Vogelwarte Roſſitten iſt erſetzt worden durch Da ſehr häufig gewaltige Strecken von den wandern— und es i Pech großer Erfolg er ein heimiſchm einen Ring Z ſozuſagen als„Rückfahrkarte“— mit der den Vögeln in einem Zug zurückgelegt werden, da häufig e eee e fie ſich nie die Führung Inſchrift:„Return to England.“ Ob' der Vogel ſich nach die Tiere auch des Nachts durchfliegen, ſtellt ſich eine ſo[ aus der Hand nehmen ließ. Wenn auch der Sturm nicht dieſer Aufforderung richten wird, iſt noch zweifelhaft— ftarte Ermüdung und ein ſo erhebliches Ruhebedürfnis voll befriedigen konnte wegen ſeines teilweiſen eige man hofft aber, daß es die Menſchen tun, in deren Hände ein, daß die Tiere jedem Lichtreiz folgen. So erklärt es ſinnigen Spieles, war er doch ſtark genug, den Gegner unter Umſtänden der oſtpreußiſche Storch fallen ſollte. ſich, daß gerade an der engliſchen Küſte die Leuchttürme zu überwinden. Dafür War die geſamte Hintermannſchg Der engliſche„Storchvater“, der in Zuſammenarbeit oft in einer Nacht Tauſenden von Vögeln zum Verhäng⸗ wähnen iſt Wan i e 8 Tuben zu ek mit dem Leiter der Vogelwarte Roſſitten, Dr. Schütz, die nis werden. Sie ſind ſo gierig nach irgendeinem Ruhe⸗ ſieht 1. Beſtr ben 5 3 uli a 1 Hande Mag Störche der Kuriſchen Nehrung nach Old England ver⸗“ platz, daß ſie in voller Wucht gegen die Scheiben fliegen,[ſieh are das 75 1 bel hat ereins, den Handbalſſpon pflanzt hat, iſt Mr. C. J. Blackburne, Sekretär des Hei⸗] fich ua kan zerſchlagen, auf die Felſen am Fuße des Leucht populärer zu machen, belohnt. matmuſeums der kleinen Landſchaft Haslemere(Grafſchaft[ turms abſtürzen und hier von der Brandung weggeriſſen 0 Surrey). Er 8 ſeinem entzückenden n. 8 11 1 e Ibd.„Jahn“ 1— Tbd.„Germania“ M'heim 18.965 dem aus der Blick über die Höhenzüge und Wälder m ein derartiges Maſſenſterben wenig ens einzu⸗ Tbd. 10 0 ed 8 ſchweift, in denen faſt alle hermlſchen Vo geladen und ſchränken, hat man bei allen größeren Leuchttürmen an 10 A 308 0 e 1 60 viele fremdländiſche ihren Sommeraufenthalt verbringen. der engliſchen Küſte jetzt große Geſtänge angebracht, die Tbd.„Jahn“ Igd. oſt Mannheim Igd. 54 Mr. Blackburne iſt Vogelliebhaber aus Paſſion. Er er⸗ zählt gerne und mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit, wie er auf die Storchenidee gekommen iſt. „Ich war zu Beſuch bei Dr. Troſt, dem Leiter der in den Herbſttagen und im Frühjahr ausgehängt werden Der vorgeſtrige erſte Kampf dieſer Handballaſſo und Tauſenden von ruheſuchenden Vögeln den notwendi⸗ gab zum erſten Mal Einblick in die diesjährigen Kräfte gen Halt geben. Viele taufend Pfund Sterling wurden perhältniſſe der Mannſchaft. Obwohl das Spiel bel von Vogelfreunden für die Errichtung derartiger Einrich⸗ Da de konnte 9 55 doch mit Aide dune feſtſteſleh 5 5 7 Ho 8 1 o tungen aufgebracht. Aber noch immer fliegen viele hun⸗ aß der Verein auch dieſes Jahr wieder über ige gut ee aich lei 55 ee e Sunk dert Zugvögel im Herbſt und im Frühjahr in ihren Tod und entwicklungsfähige Elf, wenn ſie einmal aufeinander tand ſpeziell in Haslemere, etwas Aehnliches einzurich⸗“ hinein 85 5 Oideſpielt ſſt verfügt. Während früher der Slurm d Die bisherige Annahme, daß ein unfehlbarer Inſtinkt Schmerzenskind der Mannſchaft war, wurde man ay die Tiere leite, hat durch einige Feſtſtellungen ee e 1. 1 7 das flüſſige un Dr. Schütz in Roſſitten ke eler atte. Ich klagte[tigung erfahren. Wenn auch in 90 von 100 Fällen der[ zügige S ürmerſpiel, deren Durchſchlagskraft und Schuß 1 d die e d leihe 39 92 Inſtinkt den Tieren den richtigen Weg weiſt, ſo gibt es gewalt, was vielleicht auf den Einſatz neuenngeſeh Naturſeltenheiten gehörten. Er ſchickte mir darauf zwölf] dennoch 1 Prozent, das unter die Au ae fällt. In Spieler zurückzuführen iſt. Entgegen der erwarteten fl Storcheneier, die aber offenbar während des langen See“ Kanada am Lawrence River müſſen die Vögel bei Aus⸗ heren Abwehr der Elf, machte ſich in der Abwehr ei trausportes ſchlecht geworden ſein müſſen. Jedenfalls bruch der kälteren Jahreszeit in der Richtung zum Meer gewiſſe Anſicherheit Platz, die ſich hoffentlich im Laufe ſchlüpfte nur ein junger Storch aus. Die Eier waren unſe⸗ fliegen, um von dort aus den weiteren Weg nach Süden der Zeit wieder ausmerzen wird. Das Spiel ſelbſt wurde ren Zuchtreihern in Kent anvertraut worden. Die glück⸗ zu finden. Aber immer wieder beobachtet man einzelne: durch die Gleichwertigkeit der Gegner ſchnell und scha liche„Pflegemama“ iſt ſicherlich höchſt erſtaunt geweſen[ Vogelgruppen, die ſich irren und flußaufwärts fliegen durchgeführt und hätte genau umgekehrt im Reil über den langſchnäbligen„Kuckuck“, den ſie ausgebrütet und in Hunger und Kälte den Tod finden. lauten können. Seckenheim kommt gleich in Fahrt und hatte. Ich machte darauf Dr. Schütz den Vorſchlag, lebende. ſtellt binnen kurzem das Re i en k ſultat 5:2 her. Aber Ge junge Störche nach England einzuführen. Er ging ſo⸗ FFVCCCCCTTTTbT(TbTbT(TbT(T((T(T(T(TbTbTbbb mania holt bis 5:5 in der Halbzeit auf. Dann Folgen fort begeiſtert auf die Idee ein— und ich muß ſagen, a micht a 6:6, bis 819. n 5000 hatte ich bin allen deutſchen Stellen zu wärmſtem Dank ver⸗ zum Schluß nicht mehr nergie genug, um do noch den pflichtet für die Hilfsbereitſchaft und freundſchaftliche Deutſche Bauern! i Si f a Naturalienſpende für das Winterhilfswerk. Die 2. Mannſchaft verlor auch ihr Spiel, nachden Ausgleich oder den Sieg ſicherzuſtellen. Anteilnahme, die ich überall gefunden habe. 5 1 1 8 „Schwierigkeiten“, ſo fuhr Mr. Blackburne fort,„er⸗ alach z dieſem Jahr ruft das Winterhilfswerk jeden die ſich in der erſten Halbzeit noch gut hielt, dann al gaben ſich erſt bei der Landung auf engliſchem Boden. Sie eutſch 1 Balerft e uf 0 den Gegner ziehen laſſen mußte, der allerdings auß 1 3 8 1875 5 ö deutſchen Bauern auf, durch eine Spende an Naturalien cht gerad ber te. D e S werden geleſen haben, daß Innenminiſter Simon im zum Erfolg des diesjährigen Winterhilfswerles beizut Verein dawa übetzeugte. Das einzige Spiel für de Unterhaus gefragt wurde, weshalb die Einfuhr von e e Vol eg n e e dee, Verein gewann diesmal die Jugend gegen Poſt Mam Störchen durch Zöle erſchwert würde. Je Stück mußten Das deutſche Volt erwartet zom deutschen Bauern, daß jeder beim und konnte dals Neuling in der Verbandsrunde“ klar 50 Kchilling bezahlen— für ein Storchenei je 5 Schil⸗ entſprechend ſeiner Anbaufläche und ſeiner Ernte bei dieſem Punkte buchen. ling. Alle Vorſtellungen und Bitten fruchteten nichts. Anlaß ein wirkliches Opfer bringt. Die Naturalienſamm⸗ 8 Nun, wir haben das Geld aufgebracht und freuten uns ö lung wird von den Ortsgruppenbeauftragten des WS W. 4 ö intenbrigen, wie gut die jungen oſtpreußiſchen Störche zufammen mit dem zuständigen Ortsbauernführer durchge⸗ Die Turner im Wettſtreit Eine Reihe ausgezeichneter Leiſtungen. 14 ö 4 5 . ten. Das war vor zwei Jahren. Lange trug ich mich mit dem Gedanken, der beſonders rege wurde, als ich ihren erſten„Flug“ üherſtanden hatten. Wir haben ihnen führt. Die örtlichen Mitarbeiter der caritativen Verbände ein ſchönes Heim bereitet. Fünf Neſter auf Bauern⸗ wagenrädern, die wir auf Stangen befeſtigt haben, dienen ihnen jetzt als Wohnung, und Mr. Blacky bemüht ſich aufopfernd um ſeine Schutzbefohlenen. Auch meine Toch⸗ ter füttert die Tierchen mit beſonderer Vorliebe. Man ſoll kñaum glauben, was 19 junge Störche— vier haben wir nach Schottland weitergeſchafft— täglich für einen Mordsappetit entfalten, Wir haben den oſtpreußiſchen Bauern, die die Jung⸗ tiere eingefangen hatten, laufend Bericht über ihr Er⸗ gehen erſtattet, und auch Bilder von dem jeweiligen Storch an die einzelnen Bauern überſandt. Die Bauern hatten die Bedingung geſtellt, daß ihnen rechtzeitig jeweils von dem Ergehen der jungen Störche Mitteilung gemacht würde. So ſind die Störche zum Mittler deutſch⸗engliſcher Die Noſe von Amſterdam Roman von Paul Hain. 12 Die große Leinwand bedeckte faſt die halbe Fläche der einen Atelierwand. Es ſah ein bißchen wild darauf aus, aber wenn man näher hinſchaute mit den wiſſen⸗ den Augen des Kenners, ſo konnte man doch ſchon hier und da auf der dunkel grundierten Leinwand Linien und Umriſſe von Geſtalten erkennen, Geſichtszüge von Männern in Uniformen, Farbflecke, die Leben aus⸗ atmeten— das Bild der Schützengilde war bereits be⸗ gonnen. Rembrandt ſtand einige Schritte entfernt davor, die Palette im Arm, ein halbes Dutzend reichlich bunte Pinſel in der Hand. Das Haar hing ihm wirr in die Stirn, rote Flecken brannten auf ſeinen hogeren Wangen, 5 den halb zuſammengekniffenen Augen glühte es wie euer. i Ah— wie genau und deutlich in allen Linie ihm das Bild, das da werden ſollte, ſchon in der Seele ſtand! Wie ihm pie Freude am Schaffen fieberhaft durch alle Pulſe rann! Saskia— es wird! Der Pinſel ſetzte neue Farbflecke hin— hier und da— zauberte Schatten und Helligkeiten auf die Fläche, To im. Hintergrund hob ſich allbereits das Ge⸗ ſicht des alten Vermeulen deutlicher hervor Ein küh⸗ les, hartes Geſicht, abweiſend und ſtolz. Der Tromm⸗ ler an der Seite hielt die Klöppel in der Hand und es ſchien, als hätte er eben noch auf das Kalbfell ge⸗ ſchlagen, ſo lebendig war die Bewegung der kräftigen werden ebenfalls zur Hilfe herangezogen. Wie im Vorfahre haben auch in dieſem Winter die caritativen Verbände auf eine eigene Lebensmittelſammlung für ihre Heime verzichtet. Es wird alſo nicht von den verſchiedenſten Stellen geſam⸗ melt! Dieſe Tatſache wird ſich auf die Höhe der Spende auswirken. Ein Teil der geſammelten Spenden wird an die Heime und Anſtalten der genannten Verbände abgeliefert. Da die Kartoffelernte in dieſem Jahr reichlicher aus⸗ gefallen iſt, als im Vorjahre, wird mit einer bedeutenden Erhöhung der Kartoffelſpende gerechnet. Der deutſche Bauer wird hinter den übrigen deutſchen Volksgenoſſen nicht zu⸗ rückſtehen! .. ĩ TTT 00000 Rembrandt lachte unvermittelt auf. Ach nein, die Herren würden ſich nicht wiedererkennen. Die Herren wür⸗ den noch böſere Geſichter machen als ſie es ſchon taten, wenn er ſie abkonterfeite. Sie wollten alle würdig aus⸗ ſchauen für die Nachwelt! Rembrandt atmete tief auf und warf die Palette auf den Tiſch. Genug für heute! Er fuhr ſich mit der Hand durch das Haar. Das Licht, das durch das große Fenſter fiel, war ſchon blaß und fahl geworden. Wahrhaftig, es ging bereits in den Abend hinein. Aeber den Giebeln veralühte die Sonne. Anſchlüſſig blickte ſich Rembrandt um, noch ein wenig benommen von der leidenſchaftlich⸗heftigen Arbeit. War da nicht noch etwas zu erledigen? Ach ja— er lachte plötzlich hell heraus und tippte ſich mit dem Finger gegen die Stirn. Saskia! 5 ſo bedachtſam im Senatorenhauſe liegen gelaſſene nſel! Pi Lieber Gott, da mußte er ſich aber beeilen! Wenn der Herr Senator etwa gar ſchon zurück war von der Sitzung im Stadthaus! Dann war ja die„Ver⸗ geßlichkeit“ ſehr überflüſſig geweſen und man hatte eine 5„ Stunde ſchönen Zuſammenſeins ver⸗ paßt! Oo— das fuhr ihm gewaltig in die Glieder! Schnell die verſchmierte Arbeitsjacke herunter und in die Ecke geſchmiſſen! Sie ſauſte der Porträtſtizze des ehrenwerten Herrn Vermeulen mitten in das kalte, verkniffene Geſicht. Die Hände geſäubert. Ein ſauberes Halstuch aus einem Kaſten geriſſen, mit beiden Armen Das wichtigſte Ereignis des vergangenen Sonntags im Turnen war die Meiſterſchaftsveranſtaltung des Gaues Süd⸗ weſt in Landau, wo die Gerätemeiſterſchaften entſchieden wurden. Im Neunkampf gab es einen ſchönen Sieg des Lud⸗ wigshafener Lüttinger, der an den Ringen und am Rech beſter Einzelturner war. Der Mainzer Göbig und Stiegler (Rüſſelsheim) belegten im Neunkampf die nächſten Plätze. Der neugeſchaffene Gaukampf zwiſchen Bayern und Weſt⸗ falen, der erſtmalig vor 8000 Zuſchauern in der Dortmun⸗ der Weſtfalenhalle ausgetragen wurde, endete mit einem klaren Siege der bayeriſchen Vertretung. In Mülheim(Ruhr) wurden die Gaumeiſterſchaften des Gaues Niederrhein ent⸗ ſchreden Meiſter wurde der Düſſeldorfer Georg Sich, der den Remſcheider Schneider knapp hinter ſich laſſen konnte. wie ein Kreiſel drehten, um die Balance nicht zu verlieren. „Tauſendmal Verzeihung, Mefrouw,“ ſtotterte Rem⸗ brandt, riß ſich aus der molligen Umarmung und ſtürmte zum Haustor hinaus. Mefrouw ſtand atemlos und zitternd und ſtarrte ihm böſe nach. „Der muß den Teufel in ſich haben,“ keuchte ſie.„Hat 95 Aeon jemals einen ſo verrückten Farbenkleckſer ge⸗ hen Rembrandt hatte doch ein wenig Herzklopfen, als er endlich auf dem Weg nach dem Uylenburgſchen Hauſe war, um den„vergeſſenen“ Pinſel zu holen. Als er über den Markt kam, warf er einen Blick zum Stadthaus hin. Vor dem roßen Tor ſtand der Stadtwächter Niklas Wozzek, ein Zeichen dafür, daß die Sitzung noch nicht zu Ende war, trotz der ſchon reich⸗ lich vorgeſchrittenen Stunde. Rembrandt grüßte ſchwungvoll zu ihm hinüber und lachte dabei verſtohlen vor ſich hin. Wenn der wüßte, wer ihm vor einigen Wochen nächtlicherweile den ſteifen Hut über die Naſe getrieben hatte! Niklas Woßzzek dankte gemeſſen, voll Würde und Selbſtbewußtſein der großen Aufgabe hingegeben, hier wachen zu dürfen, daß kein Unberufener das Stadthaus während der Dauer der Sitzung betrete. Mit 5 Geſte hielt er den Spieß quer vor das or. n a Rembrandt eilte weiter. 8 Die Hand zitterte ihm, als er den wuchtigen e Klöppel an der Tür des Uylenburghhauſes rührte. 5 Muhme Alberta öffnete. i i ibeini tuhl„Der Rembrandt!“ ſtaunte ſie, als ſie ſeiner anſichtig Hand feſtgehalten. 28 88 be e über dem dreibeinigen Stu Würde 8 1 Je eher das Bild fertig wurde, umſo ſchueller kam das„Ich komm'! ja ſchon, Saskia!“ murmelte er dabei Ja— in eigener Perſon,“ ſtotterte er, es ist g Glück! 8 8 atemlos und horchte auf das Glockenſchlagen der Ouden lich wegen des Pinſels— ja— ich hatte heute mi Das Glück, Saskia! Unſer Glück! Mit dieſem Bild Kerle, das duntel und ſchwer durch den Abend über die bier was vergeſſen— im Arbeitszimmer des Herrn Es; ert es feſtgehalten, mit jedem Pinſelſtrich kam es verdämmernden Giebel läutete. nators— fa Gher! 5 Muhme Alberta ſchmunzelte in allen Falten ihre⸗ Hier in den Vordergrund kommt Ihr, Herr van Hals über Kopf rannte er aus dem Atelier hinaus alten, guten Geſichts. f 5 8 N Nolzaburgg! Fier iſe Euer Platz. Gut wird ſich hier der und ſtürzte die Treppe hinunter, daß die alten Stufen„Ind Er braucht ihn natürlich dringend?!“ Faltenwurf Eures Mantels ausmachen, das ſilberne Licht uchzend knarrten.»Das will ich meinen— ſehr dringend 85 in der Halskrauſe. das kantige, würdevolle Geſicht dar⸗. And ſo eilig hatte er es, daß er unten im dunklen„Natürlich— ein Maler ohne Pinſel iſt ja wie ein Über. Ein gutes Geſicht, Herr Senator— aber es kann lur der dicken Hauswirtin, die gerade von draußen Soldat ohne Degen. Ja, da muß Er ſich wohl am 155 nicht lächeln. Was würdet Ihr wohl ſagen, wenn ich Euch am, höchſt unmanierlich gegen den üppigen Buſen rannte an die Jungfer Saskia halten, die wird ſicher wiſſen, lächeln ließe? i 35 und ſie beide, feſt umklammert, ſich einige Augenblicke] wohin Er die Sache verlegt hal. b . ˙ à