Rr. 247(2. Blatt). Bote Mittwoch, 21. Oktober 1936 Europäiſche Wende Zum Beſuch des Grafen Ciano in Berlin. Die letzten Tage und die letzten Ereigniſſe ſind für die Geſtaltung des europäiſchen Schickſals von größter Bedeu⸗ ung geweſen. Wir haben wieder einmal ſehen und erken⸗ nen müſſen, daß die europäiſchen Dinge in Fluß ſind. Wer ſich heute in der großen Politik als Bremſer betätigen will, wer nichts anderes kennt, als einen durch Verſallles ge⸗ ſchaffenen unſeligen Zuſtand aufrechtzuerhalten, ja, wer überhaupt glaubt, daß die Friedensverträge von 1919 noch heute von poſitiver Wirkung ſeien, der wird Europas Schickſal weder begreifen noch geſtalten können. Wir ſind über dieſe Friedensverträge längſt hinausgekommen, und zwar ſowohl durch den Willen einzelner als auch durch die zwangsläufige Entwicklung. Wie vieles von dem, was in dieſen Friedensverträgen ſtand, hat ſich überhaupt nicht hren laſſen. Es braucht nur noch auf den Repara⸗ tonsunſinn hingewieſen zu werden, der die Weltkriſe der letz⸗ ten Jahre zumindeſt in erheblicher Weiſe verſchärft hat. Wie vieles läßt ſich heute nicht mehr aufrechterhalten, weil man nicht damit gerechnet hat, daß der Lebenswille von Pölkern ſtärker iſt als papierne Buchſtaben und Paragra⸗ phen. Wenn heute in der Welt Deutſchland einer Auf⸗ rüſtung beſchuldigt wird, ſo kann man nur fragen: Wer hätte im Ernſt daran geglaubt, daß ein Volk von 65 Mil⸗ onen den Zuſtand eines 100 000-Mann⸗Heeres auf die Dauer hätte ertragen können? Und nun haben wir ge⸗ ſehen, daß auch das franzöſiſche Bündnis ſyſtem, das ja einen gewiſſen Ewigkeitswert haben ſollte, den tatſächlichen„ hältniſſen nicht mehr ſtandhält und daß ſelbſt ein Land wie Belgien aus eigenſtem In⸗ tereſſe heraus verſucht, in Unabhängigkeit eigene Wege zu ehen. 0 brauchen wir keine Konſtruktionen und keine Theorien mehr. Heute iſt uns nicht mit Paragraphen ge⸗ dient, ſondern die Männer, die dieſes Europa neu geſtalten wollen, müſſen Männer der Wirklichkeit ſein. Sie müſſen das Leben ſehen, wie das Leben iſt und mit reif⸗ lich überlegtem Entſchluß, aber auch mit ſtarkem Willen dieſes Schickſal geſtalten. In dieſem Sinne begrüßen wir den Beſuch, den der italieniſche Außenminiſter Graf Ciano dem Reichsminiſter des Auswärtigen Freiherrn von Neurath in Berlin abſtattet. Graf Ciano ſſt der deutſchen Oeffentlichkeit kein Fremder mehr. Wir haben davon geleſen, wie er ſich im Feldzug gegen Abeſſi⸗ nien ausgezeichnet hat, und ſeine Frau Edda, die Tochter Muſſolinis, weilte erſt vor wenigen Wochen in Deutſchland. Der Vater des Grafen Ciano iſt Kammerpräſident und eines der älteſten Mitglieder der faſchiſtiſchen Partei. Der jetzige Beſuch wird zweifellos Gelegenheit bieten zu einem politiſchen Meinungsaustauſch und das iſt es ja, was in dieſen Zeiten ſo beſonders wichtig iſt, daß ſich nämlich die Männer, die für das europäiſche Schickſal und für das Schickſal ihrer Länder verantwortlich ſind, einmal kennen⸗ leinen, ſich ausſprechen und Vertrauen zu einander ge⸗ winnen, um aus der geiſtigen Erkenntnis heraus auch Mit⸗ tel und Wege zu einer Zuſammenarbeit zu finden, die für beide Teile fruchtbar und nutzbringend iſt. Faſchismus und Nationalſozialismus ſind zwei verſchiedene Dinge. Der Faſchismus iſt auf itg⸗ lieniſchem Voden und der Nationalſozialismus iſt alf deutſchem Boden gewachſen. Schon daraus erklärt 15 ihre Verſchiedenheit. Auf der anderen Seite aber darf feſtge⸗ ſtellt werden, daß trotz dieſer Verſchiedenheit gerade zwi⸗ ſchen dieſen Regierungsſyſtemen gewiſſe grundſäß⸗ liche lebereinſtimmungen beſtehen, die nicht ge⸗ leugnet werden können und die für die weitere Geſtaltung von Wert ſind. Die Aufrechterhaltung der Autorität im eigenen Lande ſollte auch eine gewiſſe Ordnung in den europäiſchen Dingen verbürgen, ſchon allein deshalb, weil Deutſchland und Italien entſchloſſen ſind, gegen den Weltfeind Bolſchewismus anzugehen und dafür Sorge zu tragen, daß die Weltrevolution ſich auf ſowjet⸗ ruſſiſches Gebiet beſchränkt, aber nicht in Europa Eingang findet. Die Entwicklung der Dinge in Spanien hat aufe deutlichſte die Gefahren aufgezeigt, und wir erinnern uns mit lebhafter Genugtuung noch jener Rede, die der italieni⸗ ſche Delegierte Grandi vor dem Londoner Michteinmi⸗ ſchungsausſchuß gehalten hat und die gegen die Sowet⸗ union und gegen den Unruheſtifter Litwinow gerichtet war. Die Deutlichkeit dieſer Rede ließ nichts zu wünſchen übrig, elde aufs klarſte die Richtung der italieniſchen Außen⸗ politik. Wir wiſſen ſelbſtverſtändlich, daß bei den jetzigen Be⸗ ſprechungen der Graf Ciando keine Außenpolitik etwa um unſerer ſchönen Augen willen treibt, ſondern er treibt ſelbſtverſtändlich italkeniſche Außenpolitik ge⸗ nau ſo wie wir deutſche Außenpolitik treiben. Das aber ſchließt auch wiederum nicht aus, daß ſich über die Dinge, die den Tag angehen, Uebereinſtimmungen erzielen laſſen. Wir freuen uns, daß ein italieniſches Intereſſe für Deutschland vorhanden iſt, aber wir wiſſen auch, daß nicht nur Deutſchland es iſt, welches dann, wenn es möglich iſt, gern mit Italien zuſammengeht, wir wiſſen, daß für Ita⸗ lien auch eine deutſche Unterſtützung in gewiſſen Dingen von Nutzen ſein kann. f Unabhängig von wechſelnden Parlamentsmehrheiten, geſtützt nicht nur auf ein ſtehendes Heer, ſondern auch auf die faſchiſtiſche Miliz, ſelbſtbewußt durch ſeine bisherigen innen⸗ und außenpolitiſchen Erfolge, aktiv, ſtaatsmänniſch, iſt es nicht zuletzt Muſſolinis Perſönlichkert ſelbſt, die uns ſtärkece Garantien gibt, als ſie ein Außen⸗ politiker eines anderen Landes heute würde gehen können. Wir wiſſen, daß Muſſolinis Wort in der Welt und in Europa gehört wird. Wir brauchen uns nur noch der Ver⸗ indlungen erinnern, die über ſeine Gedanken des Vier⸗ mächtepaktes gepflogen wurden. Wir wiſſen auch, welche 1 Adolf Hitlers Friedensangebot auf Europa ge⸗ habt hak, auch wenn man in der Preſſe Eimer voll Hohn darüber ausgegoſſen hat. In den Kabinetten ſind dieſe Dinge mit der Ernſthaftigkeit behandelt worden, die ſie verdienen. So ſtehen zwei ſtarke Perſönlichkei⸗ ten im Vordergrund, denen das Schickſal die Verantwor⸗ tung für zwei große Völker übertragen hat. Ohne Deutſch⸗ land und ohne Italien iſt eine europälſche Beruhigung nicht zu erreichen. Beide Länder ſind zur aktiven Mitarbeit bereit, und deshalb freuen wir uns, daß jetzt der italieni⸗ ſche. Außenminiſter Gelegenheit hat, Deutſchland und die deutſche Außenpolitik perſönlich kennenzulernen. Die Feitlücke kein Problem mehr? d. Wie ſtark das Problem der Uebervölkerung auf unſerem engen Lebensraum unſere Ernährungslage beein⸗ flußt, hat der Führer in ſeiner Proklamation vor dem Par⸗ teikongreß in Nürnberg mit aller Klarheit herausgeſtellt. Wir ſind nun einmal ein Volk ohne Raum und ohne den notwendigen Boden, der unſere Bedürfniſſe an Lebensmit⸗ teln aller Art reſtlos hervorbringen könnte. Wenn auch bei den wichtigſten und lebensnotwendigen Nahrungsgutern wie Getreide, Kartoffeln und Zucker unſer Bedarf voll ge⸗ deckt werden kann, ſo bleiben doch beſonders in der Fettver⸗ ſorgung noch erhebliche Lücken, die bei Fortdauer unſerer jetzigen Ernahrungsgewohnheiten durch zuſätzliche Einfuhr aus den Ländern ausgefüllt werden müſſen, mit denen Deutſchland in engen handelspolitiſchen Beziehungen ſteht. Aber trotz aller Raumnot konnte die Fettlücke nur deswegen den gegenwärtigen Umfang annehmen, weil die Ernäh⸗ rungsgewohnheiten unſeres Volkes in den letzten Jahrzehn⸗ ten ſich vollſtändig verändert haben. Das deutſche Volk hat einen ſteten Wechſel in ſeiner Ernährung vorgenommen. Von den ſtärkehaltigen Nahrungsmitteln wie Brot und Kar⸗ toffeln, die der deulſche Boden in ausreichendem Maße her⸗ vorbringt, hat es ſich abgewandt zu dem erhöhten Verzehr von Fert. Wäre dieſer Wandel in den Ernährungsgewohn⸗ heiten nicht eingetreten, ſo könnten wir zweifellos unſeren Bedarf an Speiſefett bis zu 90 v. H. aus eigener Erzeugung decken. Das heißt alſo, die Fettlücke wäre kein Problem mehr, ſondern eine Tatſache, der man mit derſelben Ruhe entgegenſehen könnte wie der Löſung der Ernährungsfrage insgeſamt. Die Wandlungen in der Ernährung laſſen ſich auf der Berechnungsgrundlage der Kalorien bildhaft dar⸗ ſtellen. Die 12,5 Millionen To. Kartoffeln, die in Deutſch⸗ lind zur menſchlichen Ernährung verbraucht werden, er⸗ ſetzen im Ernährungswert 3,86 Mill. To. Brot, haben aber 70000 To. Eiweiß weniger, die durch 520 000 To. Fleiſch erſetzt werden müſſen. Das iſt ein Sechſtel des ganzen deut⸗ ſchen Fleiſchverbrauches, der ſich vor etwa 100 Jahren auf nur 25 Kilo je Kopf der Bevölkerung ſtellte, jetzt aber bei rund 54 Kg. liegt. Der Geſamtverbrauch an Fetten beträgt heute etwa 20,9 Kg. pro Kopf und Jahr und liegt damit um 25 v. H. höher als in der Vorkriegszeit. Haben wir uns aber erſt einmal zu der Erkenntnis durchgerungen, daß verſchiedene Nahrungsmittel untereinander vertretbar ſind, dann erhält das Fettproblem ein anderes Geſicht. Z. B. ſei nur darauf hingewieſen, daß man in der menſchlichen Ernährung Fett in gewiſſem Umfange durch Zuführung von Kohlehydraten erſetzen kann. Der menſchliche Körper iſt in der Lage, dieſe Kohlehydrate in Fett zu verwandeln. Der deutſche Verbraucher kann daher, ohne geſundheitlichen Schaden zu nehmen, zur Schließung der Fettlücke an die Stelle des vermehrten Fettverzehrs einen erhöhten Ver⸗ brauch von Zucker, Brot und Kartoffeln ſetzen. Durch eine vernünftige Aenderung ſeiner Ernährungsgewohnheiten vermag ſo auch er dazu beizutragen, eines der wichtigſten Probleme unſerer Zeit zu löſen. Was man ernſtlich will, das geht auch! Wir Deutſchen werden bei der Löſung des Fettproblems nicht verſagen, nachdem wir auf ſo vielen und ſchwierigen anderen Gebieten unſeren Mann geſtanden ha⸗ ben. Wir müſſen uns nur darüber klar ſein, daß jeder, der Erzeuger ebenſo wie der Verbraucher, das ſeine dazu tun muß, die Fettlücke zu ſchließen! Die Preisüberwachung 3d R. Nach einer Zeit der ausgeſprochenen Konjunktur⸗ wirtſchaft, des ſchrankenloſen Freihandels, vollzieht ſich die Umſtellung auf ein ſtabiles Syſtem der Preiſe, das der früheren hemmungsloſen Preisentwicklung entgegenſteht, nicht ohne geordnete, zuverläſſige Kontrolle. Vor allem in Zeiten gelegentlicher Spannungen in der Verſorgung mit einzelnen Nahrungsgütern iſt dieſe Preiskontrolle im Intereſſe des Verbraucherſchutzes doppelt notwendig. Zu dieſem Zweck bahen wir die ſogenannten Preisüberwachungsſtellen, deren Aufgabe in Preußen die Regierungspräſidenken, in Berlin der Polizeipräsident, in Bayern die Landespreisſtelle, in Hamburg die Behörde für Wirtſchaft und in den übrigen Reichsgebieten in der Regel die oberſten Landesbehörden wahrzunehmen haben. In letzter Zeit iſt einmal bekannt⸗ Weltbild(M). Ueber die Deutſche Weinſtraße ging die frohe Fahrt in⸗ und ausländiſcher Preſſevertre⸗ ter nach der Einweihung des Eingangstores zur Deut⸗ ſchen Weinſtraße in Schweigen an der franzöſiſchen Grenze. Unſer Bild: Feſtlich gekleidete Winzerinnen bilden in den Straßen von Dürkheim Spalier. viſationen für Klavier geworden, daß eine dieſer Preisüberwachungsſtellen ſcharf durchgegriffen hat bezw. ihre Funktion und Befugnis deut⸗ lich herausstellte. Der Regierungspräſident in Düſſeldorf wies in einer Bekanntmachung darauf hin, daß die feſtgeſetzten Ver⸗ braucherhöchſtpreiſe keinesfalls überſchritten werden dürfen und Preisüberſchreitungen mit allen Mitteln verfolgt wer⸗ den. Mit den Preiskontrollen iſt eine ſchärfere Ueberwachung der Rind⸗ und Schweinefleiſchpreiſe und auch der Wurſt⸗ preiſe angeordnet worden, nachdem feſtgeſtellt wurde, daß die in den Preisaushängen verzeichneten Preiſe überſchrit⸗ ten worden ſind. Dabei wird ein Appell an die Hausfrauen gerichtet, bei ihren Einkäufen auf die Feſtpreiſe, vor allem die Preisverzeichniſſe beſonders zu achten. Die erfreuliche Aktivität der Düſſeldorfer Preisüberwachungsſteſle hat ihren Grund in der Entwicklung der Fleiſchpreiſe, die in zahlreichen anderen Städten ebenſo feſtzuſtellen iſt und auf die bekann⸗ ten Spannungen in der Fleiſchverſorgung zurückzuführen ſind, die hier von undiſziplinierten, oft unnationalſozialiſtiſchen Geſchäftsinhabern„konjunkturell“ ausgenutzt werden. Dieſe Geſchäftemacher, ſie ſind überall in der Kette der Ernäh⸗ rungswirtſchaft vom Verkäufer bis zum Erzeuger zu finden, haben die Exiſtenz der Preisüberwachungsſtellen und auch ihre Befugniſſe in der Tat vergeſſen, ſo daß es ſehr dringlich erſcheint, daß auch die übrigen Preisüberwachungsſtellen nach dem Düſſeldorfer Beiſpiel ſich deutlich, und wo notwendig, mit aller Schärfe in Erinnerung rufen. Es iſt bisher nicht bekanntgeworden, daß Preisüberwachungsſtellen in anderen Gebieten von ihren Befugniſſen Gebrauch gemacht haben, die doch zum Schutze der Verbraucher für die hin und wieder auftretenden Verknappungen, weniger für die Zeiten ſtarken Anfalls gedacht ſind. Man weiß, daß der Einſatz der Preis⸗ überwachungsſtellen nicht vergeſſen iſt. Die Hausfrauen vor allem werden dankbar ſein, wenn das Schwungrad in Bewe⸗ gung kommt und ſie damit wiſſen, daß Beſchwerden bei Uebergriffen Erfolg haben. Beſonders die Preisauszeich⸗ nungspflicht„gut ſichtbar“, heißt es in den Beſtimmungen, bedarf einer ſcharſen Kontrolle und Beachtung. Auch der gewiſſenhafte Verkauf der verſchiedenen Fleiſchſorten zu den tatſächlich feſtgelegten Preiſen bedarf der Aufmerkſamkeit, denn das Vieh liefert nicht nur beſte Qualitäten. Das alles ſind nicht Funktionen des Nährſtandes, ſondern der polizei⸗ lichen Preisüberwachungsſtellen, denen der Düſſeldorfer Re⸗ gierungspräſident das Vorbild gegeben hat. s RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 etter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Bäderkonzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepause; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert l; 13 Zeit, Nachrichten; anſchließend Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert 11; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplat⸗ tenkonzert; 15 Volk und Wirtſchaft; 16 Nachmittagskonzert; 19.40 Tagesſpiegel; 19.55 Wetter Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderun⸗ gen; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 22. Oktober: 9.45 Sendepause; 11.30 Bauernfunkf 15.15 Kinderfunk; 17.30 Adolf Lüderitz, der erſte Kolonialdeutf 17.45 Auf großer Fahrt in Krieg und Frieden, neue arine⸗Bücher; 18 Konzert; 19 Kilometerſtein 40, Funkbericht von einer Straßenkreuzung; 19.30 Kleines Intermezzo; 20.10 Gro⸗ ßes Unterhaltungskonzert; 22.30 Tanzmuſik. Freitag, 23. Oktober: 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Aus einem ſtillen Winkel im Weſterwald; 16 Chormuſik; 16.30 Unter⸗ haltungskonzert; 17.30 Wenn die Poſt nicht wäre, Hör ge 18 Zum Feierabend; 19 Kompositionen von Hans skar Hiege; 20.05 Einführung in die Oper„Die Regimentstoch⸗ ter“; 20.10„Die Regimentstochter“, komiſche Oper von Donzetti; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 24. Oktober: 8.30 Sendepauſe; 8.45 Auf zum Staatsjugendtag, BdM.⸗ Sport; 9 Sendepauſe; 9.30 Jugendkundgebung im Paulus⸗ Saal in Freiburg; 11 Hausfrau, hör zu; 11.15 Die feier⸗ liche Eröffnung der Tagung aus dem Kaufhaus in Freiburg; 15.15 Und mögen die Spießer auch ſchelten... hier lacht der Pimpf; 15.30 Jugendfunk; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 SA. muſtziert; 19.30 Wochenſchau; 19.55 Ruf der Jugend; 20.10 Lachen im Weinmond, bunter Abend; 22.20 Sportſchau; 22.30... und morgen iſt Sonn⸗ tag. Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Rummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 e 8.30 Mufaliſche Frühſtuͤckspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 22. Oktober: 9.30 Winke zur Dampfnudelbäckerei; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepause; 14 Muſikaliſche Kurzweil; 15.30 Mode⸗ anekdoten als Kulturspiegel, Hörbild; 17.45 Gemeinnutz und Erfinderſchutz, Geſpräch; 18 AUnſere Heimat; 18.30 Zum 125. Geburtstag Franz Liſzt'; 19.40 Echo aus Baden; 20.10 Heut' tanzen wir; 22.30 Tanzmuſik. 5 Freitag, 23. Oktober: 9.30 Sendepauſe; 10 Hammer und Pflug; 10.30 Sende⸗ pauſe; 15.30 Der Schatz im Dorfteich und Mühme Märchen; 18 Muſik zum Feierabend; 19 Wunder des Weltalls; 19.20 Lieder im Volkston; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.10 Luſt⸗ ſpiele der Weltliteratur; 21.40 Kleine muſikaliſche Unterhal⸗ tung; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 24. Oktober: 10 Kampf. Breiſach, Hörspiel; 10.30 Sendepauſe; 15 Heißt Flagge, Hörſpiel; 15.45 Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Schöne badiſche Heimat, Funkbericht; 19 Guten Abend, lieber Hörer; Jägermuſik und Jägerlatein; 19.45 Tanzimpro⸗ 20.10 Na z Noten und Schallplat⸗ ten, buntes Konzert; 22.80. und morgen iſt Sonntag. es auch in Deutſchland Hochweiden, Gebirge, auf denen — N l ——— 2 85 (2. Fortſetzung.) Charles Ledger hatte ſich ſchon 1845 mit einer Expedition von 56 Köpfen in die Caravaya⸗Wälder auf⸗ gemacht, um hier die ſagenhaften Fieberbäume zu ſuchen, zwei Monate lang, aber vergeblich. Zwei Jahre ſpäter hatte er nicht weniger als 1400 Pfund in die Ausrüſtung mit dem jungen Blackhouſe geſteckt, der dann von den wil⸗ den Chunchos ermordet wurde. Ledger gab ſein Ziel nicht auf. Er machte allein, nur von ſeinem Indianerführer Manuel Incra Mananji begleitet, einen Vorſtoß an den Amazonas. Jahre waren ſeitdem verſtrichen, als Ledger von ſei⸗ nem Landsmann um ſeine Mitwirkung bei dem Raub des Fieberbaumes gebeten wurde. Er ſagte zu, ging aber nicht ſelbſt in die Berge hinaus. Das wäre aufgefallen. Er ſandte vielmehr ſeinen Indianer mit deſſen Söhnen in die verbotenen Wälder. Vier Jahre lang arbeiteten ſie hier als Rindenſammler. Viermal ſahen ſie dabei die Fieber⸗ bäume blühen, aber jedesmal zerſtörte ein Aprilfroſt die Blüte, und es gab keine Früchte, keine Samen. Sowie der Froſt aber im fünften Jahr ausblieb, hatte Mr. Ledger pünktlich eine genügende Menge Samen von der wert⸗ vollſten und ertragreichſten Fieberbaumart, die es gibt. Sie war noch unbekannt, und die Botaniker nannten ſie ihrem Entdecker zu Ehren Chinchona Ledgeriana. Um ganz ſicher zu gehen, ſandte Ledger ſeine ihm treu ergebenen Indianer noch einmal in die gefährlichen Berg⸗ wälder hinauf. Hier war man inzwiſchen ihrem Vorhaben auf die Spur gekommen. Der alte Indio ſtarb unter den wütenden Mißhandlungen des Corregidors von Coroico. Seine Söhne brachten die Nachricht an Ledger. Um die gleiche Zeit wurden die Samen Ledgers, die Blut gekoſtet hatten und Millionen wert waren, von ſeinem ahnungs⸗ loſen Bruder in London für einen lächerlich geringen Preis zur einen Hälfte an die engliſche, zur anderen an die holländiſche Regierung verkauft! Wer war der Mann, der nur ſeine Leute zu ſchicken brauchte, wo andere ſich lange Jahre hindurch ſelber ab⸗ Abenteuer um Alpakas Einen Tag ſpäter, nachdem der Agent Lord Derbys die erſte kleine Herde von 16 Alpakas im Hafen von Arica glücklich an Bord und damit vom Boden des ſüdamerika⸗ niſchen Feſtlandes fortgeſchafft hatte, wurde bei den Hafen⸗ behörden ſchon wieder ein Transport lebender Alpakas an⸗ gemeldet, diesmal für Rechnung irgendeines unbekannten deutſchen Kaufmanns. Moment! Die Zollbeamten ſtutzten, zögerten, dachten nach. Der Befrachter berief ſich auf die widerſpruchsloſe Einſchiffung der Tiere am Tage vorher. Warum denn heute plötzlich Schwierigkeiten? Lebende Alpakas und Vikugnas— dieſe Ware ſei im Zolltarif nicht vorgeſehen? Aber dann hätte Lord Derby——, Nun, Senor, das war es ja gerade! Ein millionen⸗ ſchwerer, etwas verrückter Lord, der ſeiner mächtigen Königin ein lebendes Spielzeug ſchickte, das läßt ſich den⸗ ken, das reimt ſich zuſammen. Was aber will wohl ſo ein vernünftiger Deutſcher, ein rechnender Kaufmann mit den niedlichen Tieren? Schon dämmerte es in den Gehirnen. Sicherlich gab Platz genug war für große Herde weidender Alpakas. Es war klar, die koſtbaren Alpakas und Vikugnas, die große Hoffnung und das Monopol Boliviens und Perus, ſie 8 rr 2 3 Ledger? mühten, um ſchließlich zu entdecken, daß ſie die falſchen Samen erobert hatten? Seiner Mutter durchgebrannter Sohn, ſonſt nichts, war Charles Ledger wie ſo viele andere Glücksjäger und Abenteurer eines Tages an der langen Weſtküſte Süd⸗ amerikas gelandet. Lange genug hatte er auf die große Gelegenheit ſeines Lebens gewartet. Er hatte ſich hierin und darin verſucht, hatte geholfen, alte Regierungen zu ſtürzen und neue in den Sattel zu heben, um nach kurzer Zeit auch dieſe wieder fallen zu ſehen. Vielleicht begann dieſes damals in Südamerika ſehr beliebte Spiel ihm, dem Engländer, bald langweilig zu werden. Charles Ledger war ein Mann, der mit offenen Augen und Ohren durch die Neue Welt wanderte. Nachdem er am Beiſpiel des Fieber⸗ baumes das große Spiel um den Reichtum ganzer Erdteile erſt einmal mitgemacht hatte, ergriff es ihn wie eine Lei⸗ denſchaft, er kam nicht los davon. Auf ſeinen Fahrten über die Anden hatte er ſchon lange die zahmen Herden der Alpakas und die noch zier⸗ licheren, wilden Vikugnas geſehen. Er kannte ihre feine, faſt unvergängliche Wunderwolle, warm im Winter, kühl im Sommer, mit dem unbeſchreiblichen ſeidigen Glanz. Er wußte zwar noch nicht, daß Prinz Albert in perſönlicher Audienz eine Abordnung der Weber von Bradford empfan⸗ gen hatte, um ein Stück Stoff für die Königin Viktoria entgegenzunehmen, gewebt aus der Wolle jener beiden ſchneeweißen Alpakas, die im Park des Königsſchloſſes zu Windſor als Lieblinge Ihrer Majeſtät auf dem ſmaragd⸗ grünen Raſen ſpielten und tollten. Aber er war dabei⸗ geweſen, als dieſe Tiere mit einem Dutzend anderer im Hafen von Ariea im Auftrag Lord Derbys eingeſchifft wurden. 5 Alpakawolle, aus der damals die Modeſtoffe und die Fahnen aller Länder gemacht wurden, ſtieg ſtändig im Preis. Alpakas und Vikugnas gab es nur in Südamerika. Wie aber, wenn es gelänge, dieſes einzigartige Monopol zu durchbrechen? So kam Charles Ledger zu dem größten Abenteuer ſeines Lebens, noch größer, noch wilder, als es waren in Gefahr, geſtohlen zu werden. Wie ein Lauf⸗ die Entführung des Fieberbaumes war. feuer ging es durch die Häfen. Achtung! Achtung! Dieb⸗ ſtahl an unſerem Kontinent! Gefahr vorbei? General gain, Präfekt von Taena, ließ die kleine Herde im Hafen von Arica feſthalten und alarmierte ſchleu⸗ nigſt die Regierungen und Parlamente von Bolivien und Peru. In ſeltener Einmütigkeit verfügte bald darauf ein Kabinettsbeſchluß vom April 1845 ein ſtrenges Ausfuhr⸗ verbot für lebende Alpakas und Vikugnas. Es war höchſte Zeit geweſen, denn zugleich mit dem etligen Rundſchreiben an die Hafenbehörden wurde be⸗ kannt, daß die Regierung von Neu⸗Südwales eine hohe Prämie demjenigen verſprach, dem es gelang, ein paar lebende Exemplare der begehrten Tiere nach Auſtralien zu bringen! Schade, bedauerten die Abenteurer, die ſich zwiſchen Panama und Feuerland an der Weſtküſte herumtrieben, ſchade, unmöglich, zu ſpät! Nur einer unter ihnen behaup⸗ tete das Gegenteil. Es war Charles Ledger. Ja, in einem Kreis von guten Bekannten verſchwor er ſich laut, er und niemand anders, er allein, er würde es ſchaffen. Alpakas nach Auſtralien? Warum nicht? Schön!— Aber die Wände hatten Ohren. Unſer Mann merkte bald, wie er Das Alpaka oder Pako 25 zur Gattung der Lamas, iſt kleiner als die anderen Gat⸗ t 5 d Vikugna, und wird hauptſächlich im ſüdlichen und weſtlichen Südamerika des zum Weben und Spinnen geeigneten ſehr langen, weichen Vlieſes halber gehalten. Aber die Anſiedlungsverſuche in anderen Erdteilen ſind geſcheitert. tungen, wie Guanalo un von nun an auf Schritt und Tritt beobachtet wurde. Man gab ſich bald keine Mühe mehr, dieſe Tatſache vor ihm zu verbergen, lachte ihm offen ins Geſicht. Alpa⸗ kas nach Auſtralien, Mr. Ledger? Nie! Kameradſchaftlich ſtimmte er dann in das Gelächter ein— zum letzten Male. Denn eines Tages hatte der zähe Engländer den Hafen⸗ meiſtern und Zoll⸗ beamten, ſeinen guten Bekannten von ehemals und jetzigen Wächtern, all dieſen vergnügten Caballeros, die ſich ihrer Sache ſchon ſo ſicher waren, den Rücken gekehrt. Sie mochten lachen, er aber ſchwieg, verſchwand und han⸗ delte. Ein Gut auf der Grenze Hoch oben auf der Puna, der öden Hoch⸗ r 4 2 genden Gipfelketten der Kordilleren, für einen Spottpreiz ein ausgedehntes Weidegut kaufen— wer konnte und wollte dem ſoliden engliſchen Herrn, der ſich wie die eng⸗ liſche Tuchmetropole ſchlicht und einfach als Mr Leeds anreden ließ, dieſe ſonderbare Schrulle verwehren? Son⸗ derbarer Zufall nur, daß die Grenze von Bolivien und Peru durch dieſes Gut mitten hindurchging! Die nächſten Grenzpoſten dachten anfangs an Waffenſchmuggel, Sie unterſuchten mehrfach die dichte Wolle der an der Grenze hinüber und herüber weidenden kleinen Alpakaherde, oh nicht Patronengurte darunter verſteckt, Revolver in dem hängenden Haarkleid eingeknotet waren. Aber nie fand ſich auch nur eine einzige kleine Pa⸗ trone, und der Verdacht verflog. Tatſächlich ſchien det merkwürdige Herdenbeſitzer an nichts anderes als an ſeine Tiere zu denken. Nach ſechs Jahren war er ſchon Herr übe eine anſehnliche Herde von 600 Alpakas, kannte die eigenartigen Gewohnheiten der ſeltſamen Tiere wie lein Weißer vor ihm, verfügte über einen treu ergebenen Stab eingeborener Indiohirten, miſchblütiger Arrieros. Aufnahmen(2): Scherl Bilderdienft— M. Die Vikugna, die andere, wildlebende Gattung der Lamas. Aus der Wolle der Vikugnas fertigt man wertvolle Decken. Sechs Jahre auf der Puna! Dann hat der merk würdige Hirte plötzlich ſeine Herde verlaſſen. Nicht jeder Gutsbeſitzer auf der einſamen Puna kann ſich eine lange Reiſe leiſten. Mr, Leeds aber wird von ſeinen rauhen Leuten nicht verehrt, ſondern geliebt. Sie halten die Herde zuſammen, ſie warten 85 ſeine Rückkehr. Er ſagt ihnen nicht, daß er in Auſtralien war, daß er die Reiſe nur gemacht hat, um die neuen Weideplätze des neuen Kontinents zu prüfen. Er hat tatſächlich geeignete Flächen nördlich der Twofold Bay gefunden. Er kehrt be⸗ friedigt zurück. Die Indios und Arrieros merken, daß ihr Herr verändert iſt. Er iſt nachdenklicher als früher, in ſei⸗ nen Zügen ſpiegelt ſich eine Entſchloſſenheit, wie ſie ſie lieben. Sie ſtellen ihm vor, daß die Herde für den engen Raum des von ihm gelauften Grund und Bodens viel zu groß iſt. Warum nicht aber Futter und Weide da nehmen, wo man ſie findet? Ach, das wäre erſt das rechte Hirten⸗ leben, dann kläme man in immer neue Täler, dann gäbe es Abenteuer, dann gäbe es ein Leben, wie die Arrieros es ſich wünſchen! Dleſer letzte Wunſch wird zwar nicht ausgeſprochen. Tatſächlich gibt der Beſitzer ſeine Zu⸗ ſtimmung. Er will ſogar ſelber mitgehen. Indios und Arrieros wiſſen, jetzt wird es Ernſt, jetzt geht es los. Die Geiſterher de Und abermals fünf lange Jahre! Die Herde weidet nicht mehr auf dem Grenzgut, ſondern nomadenhaſt hin⸗ und herziehend in den Grenzbezirken der drei 1 1 Argentinien, Bolivien und Peru. Das ſind Lehr⸗ un Wanderjahre, in denen die Kunſt der Reiſe mit der nun ſchon mehr als tauſendköpfigen Herde launiſcher 1 und halbzahmer Vikugnas gründlich durchgeübt wird. 5 knifflichen Gelegenheiten, die dazu zwingen, fehlt es nicht. Die Grenztruppen der drei Länder ſind nämlich auf⸗ merkſam geworden. Zwar ſind ſie nicht ſehr zahlreich. 1 kann ſie nicht immer ganz ernſt nehmen, kommt doch 15 fünf ſogenannte Soldaten ſchon ein Capitano, auf zwo ein General. Im allgemeinen iſt in dieſen einſamen Ge, genden jeder froh, einmal Menſchen zu begegnen, 13 denen man ein gemütliches Kartenſpiel machen, mit den fläche zwiſchen den ra⸗ man trinken kann.. CFortſetzung folgt) ütze die Nahrungsgilter vor Verderb. 2— r ae n===