* N redes eg? ee — Rr. 248(2. Blatt). Neckar Bote Donnerstag, 22. Oktober 1936 Lebendige Erdkunde Die in Jena in der alljährlichen Tagung zuſam⸗ mengetretenen deutſchen Geographen befaßten ſich auch mit dem Problem„Erde als Lebensraum“ und der Frage, wie die Erdkunde als lebendiges Wiſſen in den Zuſammenhang unſeres volklichen Daſeins einzu⸗ gliedern ſei. Wer kann von ſich behaupten, daß er in der Schule gelernt habe, wie ſich in dem ungeheuren China die Völker⸗ gruppen verteilen, welche Bedeutung gerade für dieſes Land die unendlich langen Waſſerläufe als Verkehrs⸗ straßen haben? Wer hat im Geographiebuch einen Begriff von der ſchaurig⸗großartigen Eiswelt des Himalaja er⸗ halten oder die ſengende Oede der Wüſte Talklamaken er⸗ ühlt? 8 Wenn wir ehrlich ſind, dann haben wir das alles erſt aus den Entdeckerbüchern eines Sven Hedin gelernt, eben⸗ ſo wie wir die Indianer nicht aus dem Geſchichtsunter⸗ richt oder aus der Völkerkunde, ſondern ausſchließlich aus Karl Mavs Erzählungen kennen, oder aus dem Leder⸗ ſtrumpf.— Und die Heimat gar, ſie lernten wir erſt be⸗ greifen, indem wir ſie durchwanderten. Die Geographie war für uns eine ganz papierne An⸗ gelegenheit, eine Sache des guten Gedächtniſſes.„Iller, Lech, Iſar, Inn fließen links zur Donau hin“ das wußten wir, aber die Bedeutung der Donau für die Geſchichte der deutſchen Stämme, ihre entſcheidende Rolle im Leben un⸗ gezählte Generationen lebendiger Menſchen blieb uns fremd. Nicht einmal den Karlsgraben, jenen erſten Donau⸗ kanal, kannten wir. Ein Kanal war überhaupt für uns ein Strich auf der Landkarte, nicht viel mehr. Daß ein ſolcher Strich in Wahrheit eine lebenswichtige Verkehrs⸗ ſtraße iſt, das merkten wir vielleicht bei der erſten Paddel⸗ bootfahrt. „Die Geographie iſt eine oberflächliche Erdbeſchrei⸗ bung“, dieſes Spottwort eines bekannten Jenger Gelehrten hat lange gegolten. In Zukunft aber ſoll es anders ſein. Das zeigt der diesjährige Geographentag, der bewies, wie eine Wiſſenſchaft, die einſt als leichteſtes Prüfungsfach im Examen beliebt war, heute in das Zentrum der Forſchung gerückt iſt, wie der Vorſitzende Profeſſor Mecking⸗Hamburg voll Stolz erklären konnte.— Die Geographie von heute iſt nicht mehr Kunde von der Geſtalt der Erdoberfläche, von der Verteilung der Gebirge und Flüſſe, ſie geht vom Menſchen aus, ſie iſt deshalb die Kunde vom Lebensraum der Völker. Damit allerdings erweitern ſich ihre Inter⸗ eſſen und ihre Befugniſſe ganz gewaltig. Raum eines Volkes, das iſt die Summe von Acker, Steppe, Wald, Waſſer, Erzlagern und Salzhorſten, die ihm Nahrung und Kleidung geben und die die Möglichkeiten ſeiner kulturellen Entwicklung beſtimmen. Es ſteht feſt, daß wir von dieſen Lebenszuſammenhängen noch lange nicht alles wiſſen. Ja, die Forſchung ſteht vielfach noch am Anfang ihrer Arbeit. Ohne eine Zuſammenarbeit verſchiedener Teilwiſſen⸗ ſchaften iſt erfolgreiche Arbeit auch gar nicht möglich. Die Klimakunde z. B. erklärt erſt die Beſiedlungsvor⸗ gänge; zuſammen mit der Bodenkunde löſt ſie das Rätſel mancher Völkerwanderungen. Die ganze Kolonialgeogra⸗ phie hat überhaupt nur als Wirtſchaftsgeographie Be⸗ deutung. Eine große Aufgabe hat in dieſem Sinne die Geo⸗ graphie der Zukunft in der Raumforſchung, die die Vor⸗ arbeit für eine zukünftige beſſere Ordrung des deutſchen Lebensraum leiſtet. Profeſſor Konrad Mayer, der Ob⸗ mann der Reichsarbeitsgemeinſchaft für Raumforſchung, wies darauf hin, daß zur Erforſchung der Zuſammen⸗ hänge zwiſchen Volk, Raum, Staat und Wirtſchaft geogra⸗ phiſches Verſtändnis ebenſo notwendig iſt, wie die ſtändige Frage, was frühere Zeiten und Menſchen im deutſchen Raum geleiſtet oder auch nicht geleiſtet haben. Eine große Schwierigkeit für die Klärung dieſer Zuſammenhänge bildet die oft völlig unnatürliche Verflechtung von Stäm⸗ men und Landſchaften durch Herrſcherhäuſer und deren Familienintereſſen. Aus dem Schutt der dynaſtiſchen Ver⸗ gangenheit muß die Raumforſchung erſt wieder die ur⸗ ſprünglichen deutſchen Stämme und Landſchaften heraus⸗ graben. Damit muß die Geographie eine gründliche Be⸗ ſtandsaufnahme verbinden. Die Beſtandsaufnahme der deutſchen Bodenſchätze gehört ebenſo dazu, wie eine Ueber⸗ ſicht über den Wert der Ackerkrume und den Holzgehalt des deutſchen Waldes. Neben der Naturlandſchaftskunde muß aber die Kulturlandſchaftsforſchung ſtehen. Aus allem zuſammen ergibt ſich dann das Zukunftsbild der deutſchen Geographie: die vollendete Zuſammenſchau des deutſchen Landes als Lebensraum des deutſchen Menſchen. Ein Beiſpiel aus dem Geſchehen im großen Erdraum bot der Vorkämpfer der„Geopolitik“ Profeſſor Dr. K. Haushofer in einem Vortrag über das„Gegenſpiel von Macht und Erde im pazifiſchen Raum“. Hier laſſen ſich aus geographiſch erweisbaren Gründen die großen poli⸗ tiſchen Zielſetzungen der beiden Hauptmächte am Stillen Ozean, USA. und Japan, erklären. Raumnot und Furcht vor Raumnot, Volk ohne Raum und Raum ohne Volk ſind die letzten Triebfedern des zähen Kampfes um die Vor⸗ herrſchaft im Fernen Oſten. Japans Bemühungen ſind auf dichteſte Ballung der Siedelungen gerichtet, Chinas dagegen gar nicht. Auch die Probleme, die zwiſchen China und Rußland liegen, ſpielen in den großen Machtkampf im Fernen Oſten hinein. Volkspolitiſch arbeitet die Zeit für China und gegen Rußland und Japan, denn die gewal⸗ lige, noch immer wachſende Maſſe des chineſiſchen Volkes iſt ein politiſcher Faktor, der in Zukunft ſich erſt voll aus⸗ wirken wird. Allerdings kann nur eine überragende Per⸗ ſönlichkeit den komplizierten chineſiſchen Kulturboden zu⸗ ſammenhalten. Ein beſonders aktuelles Kapitel der Raumforſchung iſt das Sudetendeutſchtum, mit deſſen Probleme ſich Pro⸗ ſeſſor Dr. Machatſcheck⸗München befaßte. Auf dem Boden der Tſchechoflowakei bildet das geſchloſſene deutſche Sied⸗ lungsgebiet einen Streifen von wechſelnder Breite. Be⸗ züglich der Herkunft dieſer Siedler iſt die Forſchung zu der Anſicht gelangt, daß hier einſt die Markomannen ge⸗ ſiedelt haben. In den Huſſitenkriegen iſt dann das Deutſchtum in die Grenzgebiete zurückgedrängt worden. Das Sudetendeutſchtum wurde ſo auf überwiegend hoch⸗ gelegene, wenig fruchtbare Londſchaften beſchränkt und da⸗ Mit zu einer intenſiven Induſtrialiſierung gezwungen. Lebensmittel ſind ſehr wichtig, drum behandle ſie auch richtig. Aus dem Gerichtsſaal Der Prozeß gegen den Neckargemünder Krebsarzt. Heidelberg, 21. Oktober. 5 Der Angeklagte Dr. Wetterer hielt es nicht für nötig, ſich in den letzten zehn Jahren an irgend einem der großen internationalen radiologſſchen Kongreſſen zu beteiligen. Er fand es auch für überflüſſig, an den amtlichen Verbänden für Krebsbekämpfung teilzunehmen. Vielmehr zog Wetterer es vor, da er ſich ja als„die wichtigſte Perſönlichkeit Europas für das Krebsproblem“ hält, priwatim eine ungeheure Propaganda aufzuziehen. Zunächſt gründete er den„Deutſchen Volksbund für Krebsbekämpfung“, der bald einige tauſend Mitglieder hatte. Das einzige, was von dieſem Verein— der Vorſitzende nannte ihn eine Kuliſſe für das„Radiumheim“ Wetterers — geleiſtet wurdde, waren die jährlichen Broſchüren. Bei⸗ trag wurde nicht erhoben. Weit über das Standesübliche ſchoß Wetterer auch unmſeinen Briefbogen hinaus: der halbe Bogen war bedruckt mit ſeinen Werken, Auszeichnungen und Ehrentiteln. Für ſeinen„Volksbund“ machte Wetterer in zahlreichen Verſammlungen Reklame. Die redaktinnellen Mottzen und die Kritiken darüber in den Zeitungen, über⸗ ſchwengliche Lobeshymnen, ſind allem Anſchein nach bon ihm ſelbſt verfaßt. Auch eine großartige Widmung zu ſeinem 65. Geburtstag in ſeinem Heft„Her⸗ aus aus der Krebsnot“ ſcheint von ſeiner eigenen Feder zu ſtammen. Dr. Wetterer iſt— überall ſtand dies in ſeinen Anzei⸗ gen zu leſen—„Träger der goldenen Medaille, mapf dem Krebs“. Der Angeklagte will dieſe Auszeichnung von einem ameritaniſchen Komitee erhalten haben(ſie wurde jedoch in Pforzheim auf Beſtellung und Koſten Dr. Wetterers hergeſtellt). Schon 1928 tauchte in Wetterer der Gedanke auf, eine große Ehrenurkunde für ſeine eigene Tätigkeit herſtellen zu laſſen. Zu ſeinem 65. Geburts⸗ tag wurde der Gedanke Wirklichkeit. Er verſchickte an alle ihm genehmen Kollegen des Auslandes Poſtkarten und bat ſie um ihre Unterſchrift für eine Ehrenurkunde des„großen For⸗ ſchers und Kämpfers“ in der Krebsbekämpfung. Auch Nicht⸗ beantwortung ſeiner Bitte ſollte als Zuſtimmung gelten. Die Namen wurden dann einfach von früheren Briefen auf die„Ehrenurkunde“,„das herzlichſte Lob, das je ein Menſch erhielt“, kopiert. An Mitglieder der Reichsregier ung gelang⸗ ten Schreiben, in denen ein italienſiſcher Profeſ⸗ lor auf die Arbeit und das Verdienſt Wetterers aufmerk⸗ ſam machte. Die Verhandlung ergab, daß die Unter⸗ ſchrift gefälſcht und Wetterer ſelbſt der Abſender war. Nach kurzer Mittagsapuſe erſtattete Dr. Weiß⸗Karls⸗ ruhe ſein einleitendes Gutachten. Er ſtellte feſt, daß von ſeiten der amtlichen Krebsbekämpfung in Deutſchland ſeft Erkennung der Gefährlichkeit der Krebskrankheit das Menſchenmöglichſte getan worden ſei. Zum Schluß ſtellte er feſt, daß Deutſchland an der Spitze aller Länder in der Krebsbehandlung ſtehe. 5 Nach zwölfſtündiger Dauer wurde die Verhandlung per⸗ agt. Homöopathie und Schulmedizin Am die Diphtherieſerumbehandlung.— Freiſpruch eines homöopathiſchen Arzles. Frankfurt a. M., 21. Okt. Die Große Strafkammer in Frankfurt a. M. verhandelte gegen einen 38 Jahre alten praktiſchen Arzt, der Homöopath iſt und beſchuldigt war, im März vorigen Jahres durch Jahrläſſigkeit den Tod 9980 an Diphtherie erkrankter Perſonen verurſacht zu aben. Der Angeklagte übt ſeit 1928 ſeine Praxis nach ho⸗ möopathiſchen Grundſätzen aus. Vorher hatte er u. a. im homöopathiſchen Krankenhaus in Stuttgart praktiziert. Im März wurde er zu einer Frankfurter Familie gerufen. Er ſtellte bei den beiden Kindern Halsentzündung feſt, ordnete Umſchläge und Gurgeln mit Waſſerſtoffſuperoxyd an und verſchrieb Belladonna und Mercurius cyantus. Am näch⸗ ſten Tag fand er auf den Mandeln einen graugelben Be⸗ lag und hatte die Ueberzeugung, daß es Diphtherie ſei. Der Angeklagte beſuchte nun täglich die Patienten, die 39 Grad Fieber hatten. Am 5. März traten bei den Kranken Ab⸗ ſonderungen aus Naſe und Mund auf, die typiſchen Er⸗ ſcheinungen einer Naſendiphtherie, alſo eines ſehr ſchweren Falles. Er verordnete nun auch Ailanthus. Jetzt erkrankte auch der Vater, der am 9. März wieder aufſtehen konnte, an welchem Tage ſich die Mutter der Kinder legen mußte. Bei den Kindern verringerte ſich das Fieber. Eine Serum⸗ behandlung führte der Angeklagte nicht aus. Die Kinder kamen am 17. März ins Krankenhaus, wo das eine am folgenden Tag ſtarb. Das andere Kind ſtarb am 4. April, die Mutter am 19. März. Von dem Angeklagten ſelbſt wurden die Patienten nicht in das Krankenhaus eingewie⸗ ſen, ſondern das geſchah auf Beranlaſſung einer Aerztin, die am 15. März die Familie aufgeſucht hatte. An jenem Tag war der Angeklagte gerufen worden, aber man konnte ihn nicht erreichen, und ſo wurde die Aerztin gebeten ein⸗ zuſpringen. Der Angeklagte iſt diſziplinariſch von der Aerztekammer mit 3000 Mark Geldſtrafe beſtraft worden, weil er es unterließ, die Diphtheriefälle anzuzeigen und keine genügenden Iſolierungsmaßnahmen traf. Er will die Anzeige vergeſſen haben. In der Verhandlung waren mehrere Sachverſtändige geladen, von denen der Chefarzt der Univerſitäts⸗Kinder⸗ klinik Profeſſor de Rudder bekundete, daß das ſechs⸗ jährige Mädchen todkrank eingeliefert wurde; es hatte ſchon den verlorenen Blick der Diphtherievergifteten. Das zweite Kind machte zunächſt einen nicht ſchwerkranken Eindruck. Als weiterer Sachverſtändiger vertrat Profeſſor Dr. Hey die Meinung, daß das Serum kein Mittel ſei, das zu hundert Prozent gelingt. Der Arzt habe die Verpflichtung, für den Kranken das Beſtmöglichſte zu leiſten. Es komme nicht darauf an, was die Allopathie oder die Homöopathie für richtig halte, ſondern die Frage ſei nur die: Konnten ote Weenſchenleven erhalten werden oder nicht? Solange wir kein beſonderes Mittel hatten, ſolange ſpritzte man. Der Sachverſtändige Chefarzt Dr. Wolf⸗Chemnitz war der Anſicht, daß der Angeklagte konſequent nach ſeiner Ueberzeugung handelte, und daß kein Sachverſtändiger ſagen könne, daß die drei Perſonen am Leben geolieben wären, wenn an⸗ ders verfahren worden wäre. Der Sachverſtändige Dr. Schier⸗ Mainz bekundete, daß die von dem Angeklagten angewandte Methode nach der homöopathiſchen Praxis durchaus richtig geweſen ſei. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisſtrafe von zehn Monaten, da der Angeklagte ſchuldhaft die Serum⸗ behandlung nicht angewandt habe. Das Gericht ſprach den Angeklagten frei und legte die Koſten des Verfahrens der Staatskaſſe auf. Die Frage Serum oder Nichtſerum ſei in wiſſenſchafklichen Kreiſen noch nicht entſchieden. Das Gericht konnte ſich nur auf den Bo⸗ den der Wiſſenſchaft ſtellen. Solange nicht feſtſtehe, daß in allen Fällen mit Serum hunderkprozentige Erfolge erzielt werden, könne man einem homöopathiſchen Arzl keinen Vorwurf machen, wenn er ſeinen Grundſätzen kreu bleibe. Gedanken zum Land jugendaustauſch Die Landesbauernſchaft Baden führt in der Zeit vom 18. bis 31. Oktober 1936 eine Werbung für den Landjugend⸗ austauſch durch. Die ländliche Jugend wird aufgerufen, ein⸗ mal ihre heimiſche Arbeitsſtelle mit einer fremden zu ver⸗ tauſchen. Dies ſoll in der Weiſe geſchehen, daß zwei Jung⸗ bauern oder Jungbäuerinnen, die bisher im elterlichen Betrieb gearbeitet haben, dieſen Arbeitsplatz für ein halbes oder womöglich für ein ganzes Jahr gegenſeitig tauſchen. Sicher hat ſchon mancher den Wunſch gehegt, einmal in die Fremde zu gehen, aber meiſtens ſcheitert dieſes Vorhaben daran, daß der Sohn oder die Tochter des Bauern unabkömmlich ſind. Der Weggang vom elterlichen Hof hätte für den Bauern einen empfindlichen Arbeitsausfall bedeutet, den er ſich nicht leiſten konnte. Durch den Landjugendaustauſch iſt dieſe Frage in beſter Weiſe gelöſt worden. Wer könnte an der berufserzieheri⸗ ſchen Wirkung dieſer Einrichtung zweifeln? Wer will etwa beſtreiten, daß dieſer Tauſch des Arbeitsplatzes während der Lehrjahre der ländlichen Jugend für die Berufsertüchtigung von größtem Nutzen iſt? Die Vertiefung des fachlichen Wiſ⸗ ſens und Könnens, das Kennenlernen neuer Arbeitsweiſen, das Bekanntwerden mit anderen Menſchen und ihren Sitten und Gebräuchen, das Schauen und Erleben neuer Landſchaften ſind Vorteile, die der Austauſch mit ſich bringt. In den letzten Jahren wurde dieſe berufsfördernde Maßnahme vom Reichsnährſtand eingeleitet, und dieſer neu⸗ beſchrittene Weg übertraf alle Erwarkungen. Man kann ohne zu übertreiben behaupten, daß eine bisher noch vorhandene Lücke in der Berufsausbildung der Landjugend jetzt durch den Austauſch geſchloſſen iſt. Bet der Vermittlung wird man den Wünſchen der Austauſchwilligen in weiteſtem Maße entgegenkommen und darauf bedacht ſein, daß möglichſt jeder einen Platz erhält, der ſeinen Neigungen entſpricht und ihm recht viel für ſeine berufliche Fortbildung gibt. Heute wird von jedem jungen Menſchen und ganz be⸗ ſonders vom Bauern gefordert, daß er ſich gute Berufskennt⸗ niſſe erwirbt, und keine Gelegenheit, ſein Wiſſen und Können zu erweitern, ungenützt vorübergehen läßt. Der Landjugend⸗ austauſch iſt für das Landvolk ein Weg, der dem Jungbauer und der Jungbäuerin die Möglichkeit gibt, ſich beruflich zu vervollkommnen. Die Ortsjugendwarte des Reichsnährſtandes, die mit der örtlichen Werbung beauftragt ſind, geben die zur Anmeldung erforderlichen Fragebogen und Merkblätter an Austauſch⸗ willige ab. Sie nehmen jederzeit Anmeldungen entgegen und erteilen weitere Auskunft. —— reti: Sturmflutſchäden im Nordſeegebiet. Ueberſchwemmte Lan⸗ dungsbrücken und Gär⸗ ten bei Neumühlen am unteren Elbufer. Weltbild(M). ————— ET— ̃ ̃ ò¹AA—A— ̃ ᷑— 9 Nur Bezirksſender oder ganz Europa? Auf der Jagd nach den Wellen War es eigentlich eine ſchöne Zeit— und ſo furchtbar lange liegt ſie noch gar nicht einmal zurück—, da man mit einem Kopfhörer an den Ohren vor einem kleinen Käſtchen ſaß, in dem einige ſeltſame Kupferdrahtſpulen herumgewickelt waren und in dem ein feiner Metallſtift auf ein ſchimmerndes Erzſtückchen drückte, das man den Kriſtall“ nannte; das ganze Käſtchen mit all ſeinem Drum und Dran, das mit der Außenwelt durch einen Kupferdraht zur Regenrinne verbunden war, nannte man den Detektor. War es alſo eine ſchöne Zeit, da man noch mit dem Detektor Rundfunk hörte und nur den nächſt⸗ gelegenen Sender empfangen konnte? Im Grunde genom⸗ men war es eine ſchöne Zeit. Man war noch beſcheiden. Man wußte ganz genau, dieſen einen Sender kannſt du hören und ſonſt keinen, und man hörte den einen eigent⸗ lich recht anſtändig. Es gab auch ſchon kompliziertere Apparate, die hatten ſehr viel Stellſchrauben und ſahen etwas unheimlich aus mit den ſilberſchwarz blinkenden glühlampenähnlichen Auswüchſen, die Röhren genannt wurden. Man mußte eigentlich ſchon ein halber Techniker ſein, um mit dieſen Gebilden umgehen zu können, und wenn die Sache nicht ſo richtig funktionierte, dann tröſtete man ſich damit, daß man eben doch kein richtiger Techniker ſei. Mit dem Detektor war das alles halt einfacher. Da ſtülpte man den Kopfhörer über, ſpannte die Antenne ein, und das Ding fing an zu ſprechen und Muſik zu machen. Dann hat ja der Rundfunk einen ganz gewaltigen Schritt nach vorwärts gemacht, und was eben noch das Geheimnis der Fachmänner zu ſein ſchien, war auf einmal Beſitz der Allgemeinheit geworden. Und mit dem Eſſen kam der Appetit. War man urſprünglich zufrieden ge⸗ weſen, wenn man den Orts⸗ oder den Bezirksſender an⸗ ſtändig empfangen hatte, ſo wollte man nun weiterſchrei⸗ ten im Aether. Ganz Europa ſollte es ſein und womöglich noch Amerika. Die ganz Schlauen flüſterten einem geheim⸗ nisvoll in die Ohren, daß ſie nachts, ſo zwiſchen zwei und vier Uhr, als in Europa ſchon alles ſtill geweſen ſei, ganz deutlich Amerika gehört hätten, und auch die Bordmuſik von„Columbus“ und der„Mauretania“, gerade als ſie ſo irgendwo bei Neufundland aneinander vorbeigefahren ſeien. Es kam vor, daß ſie bös mit einem wurden, wenn man die Vermutung äußerte, es werde doch wohl ein weſt⸗ oder ſüdweſteuropäiſcher Sender geweſen ſein, allwo die Nacht um drei Uhr morgens ja noch nicht ſo weit vor⸗ geſchritten ſei wie bei uns, und wo man vielleicht auch noch ein bißchen Muſik geſpielt habe, wenn auch gerade keine Bordmuſik und keine Broadwaymelodie. Iſt der Rundfunkempfang durch die Jagd nach den europäiſchen Wellen ſchöner geworden? Ja und nein! Auf alle Fälle iſt die Jagd intereſſant. Auch hier wollen wir etwas zurückdenken. Vorausſetzung für die Jagd nach den Wellen iſt natürlich ein trennſcharfer Apparat. Wenn ſchon, dann ſoll man jedes Wellchen einzeln haben. Wellenſalat iſt nicht ſchön. Früher, ja früher, da konnte man zweierlei erlebenz da hatte man entweder einen Apparat, es war ein ſelbſtgebaſtelter oder ein Freund hatte ihn gebaſtelt, da konnte man drehen und ſchrauben und ſtellen daran, und am Schluß hatte man immer Budapeſt. Hier Radio Budapeſt! Der Hörer ſoll— mit Recht— ſeit jener Zeit eine beſondere Vorliebe für den ungariſchen Sender be⸗ halten haben. Oder man hatte einen ordentlichen Apparat, gar nicht ſo ſehr kompliziert, gar nicht ſo ſehr teuer, und europäiſcher Stationen ganz einwandfrei herein. Das war freilich zu trotzdem, man bekam eine ganze Menge der Zeit, als die europäiſchen Sender noch nicht wie die Pilze nach dem Regen aus der Erde geſchoſſen waren und immer höher und ſtärker wurden, und die einzelnen Wellenlängen noch einen hübſchen Abſtand voneinander hatten. Dann kam der Prager Plan, die Wellenlängen fingen an, dicht auf dicht zu hocken, und mit dem ſchönen Empfang war es einſtweilen vorbei. Kompliziertere Appa⸗ rate ſchafften ein bißchen mehr, aber ganz brachten ſie einen aus dem Wellenſalat nicht heraus. Die Funkinduſtrie hat ja nun dieſes Problem, vor allem durch die Weiterentwicklung des Ueberlagerungs⸗ empfängers, auch gelöſt. Wir können, auch mit einfachen Apparaten, wieder auf die Jagd nach den Wellen gehen. Wir wollen es als kluge Jäger tun und, um im Bild zu bleiben, nicht als wilde Schießer. Zunächſt ſolle Die Roſe von Amſterdam Roman von Paul Hain. 14 Sie lehnte ſich in flehender Zärtlichkeit an ihn. Er legte den Arm um ſie und blickte Vermeulen feſt an. „Hört Er, Herr Leutnant? Um der Jungfer Saskia willen mögt Ihr gehen, wie Ihr gekommen ſeid, Still und ohne Aufſehen. Aber hütet Euch, noch ein⸗ mal—“ Da hielt es Vermeulen nicht länger. Saskia im Arm Rembrandts, eines Malers, der nichts hatte als ſeine Pinſel, ſeine Leinwand, ſeine Kunſt, ein armer, zugelaufener Teufel— Saskia, das ſchönſte Meisje in Amſterdam, im Arm dieſes jungen 0— es war zu viel für ihn. Es machte ihn raſend! Er riß den Degen aus dem Gehänge. „Kerl, wehre Er fich!“ Gleichzeitig ſprang er vor. Er hatte keine Ueberlegung mehr. Mochte er ſelbſt mit zugrunde gehen, Saskia ſollte den dort nicht haben. Dieſe Demütigung konnte er nicht ertragen. „Gott im Himmel!“ Saskia ſchrie leiſe auf, Aber im gleichen Augenblick 8 a auch ſchon von ihr losgeriſſen. 2 1 5 Vermeulen fiel ihn wie ein wildes Tier an. Die De⸗ genklinge blitzte durch die Luft. Saskia flüchtete ſeitwärts. Sie preßte die Hände vor das Geſicht, ihr Herz raſte in wilden Schlägen. Rembrandt wich dem erſten Stoß Lechig aus, er hatte Vermeulen nicht eine Sekunde aus den Augen gelaſſen. Dann griff ſeine Hand blitzſchnell nach vorn. Es war ein ſicherer, kaltblütiger Griff in den ſchwirrenden Stahl, dicht unter den Degenkorb. Ein furchtbarer Griff! Ein unwiderſtehlicher Druck— und er hielt den Degen in der Fauſt. Vermeulen ſtand wie geſchlagen, mit irrem Blick. n wir wiſ⸗ ſen, daß unſer Orts⸗ und Bezirksſender auch etwas leiſten ſozuſagen das Stammrevier für den Wellenjäger ſein. Kennt er ſich hier mit allem jagdbaren Getier aus, dann kann er auch im kann. Orts⸗ und Bezirksſender ſollen fremden Revier pirſchen. Gelegenheit dazu iſt vorhanden. Drehen wir nur ein bißchen am Einſtellknopf, und wir haben Europa. Aber auch hier gilt, was von dem Ortsſender und dem Bezirks⸗ ſender geſagt worden iſt: we if die 1 zonnen. Es iſt wie ein Rauſch, und man wird zunächſt auch ch un Aber dann ſoll doch ein bißchen t da 0 keit, dann. Völker auch, ſoweit es auf dieſe Weiſe überhaupt möglich iſt, kennenlernen. Jedes Volk hat ſeine Eigenart, die ſich Rundfunkſendung beſonders charakteriſtiſch ausſpricht, das geht ſogar ſo weit, daß ſich landſchaftliche Beſonderheiten bei einiger Uebung ſchließ⸗ lich erkennen laſſen. Paris bringt nicht nur etwas ganz anderes als London oder Budapeſt, ſondern ſogar etwas Ueber dieſe Beſonderheiten der einzelnen europäiſchen Sender, darüber ſoll der Wellenjäger auf der Wellenjagd auch manchmal gerade in der anderes als Bordeaux oder Radio Normandie. etwas nachdenken. tar im Beutel Star im Beute Auch in Magdeburg erforſcht man den Vogelzug. Die in großem Umfange in Deutſchland vor allem im Herbſt durchgeführte Vogelberingung dient dem Zweck, den geheimnisvollen Zug der Vögel zu ſtudieren. Als Großfangplätze galten bisher nur Helgoland und Roſſit⸗ ten. Beide liegen an den Küſten und kontrollieren eigent⸗ lich nicht die deutſchen, ſondern die nordiſchen und oſti⸗ ſchen Vögel. Die ſeit 4½ Jahren in Magdeburg be⸗ ſtehende Arbeitsgemeinſchaft„Vogelfreunde“ hat es ſich nun zum Ziel geſetzt, Magdeburg immer mehr zu einem Großfangplatz des deutſchen Binnenlandes zu geſtalten. Von beſonderem Intereſſe iſt es dabei, die Herkunft der durch Mitteldeutſchland ziehenden Vögel zu ergründen und die Heimat der bei uns weilenden Wintergäſte feſt⸗ zuſtellen. Die Magdeburger Arbeitsgemeinſchaft„Vogel⸗ freunde“ hat in der Zeit ihres Beſtehens bereits 30 000 Beringungen durchgeführt, alſo ſo viel, wie Helgoland und Roſſitten in ihren eigenen Fanggeräten zu ver⸗ zeichnen haben. Damit iſt Magdeburg bereits der Groß⸗ fangplatz Mitteldeutſchlands. Dieſer Tage wurde nun gelegentlich eines nächtlichen Großfanges von Staren eine neuartige Großfangreuſe vorgeführt, wie ſie in dieſer Größe und Vollkommenheit bisher in Deutſchland noch nicht verwendet worden iſt. Draußen in Rothenſee, am Ende des Magdeburger Induſtriegeländes, dehnt ſich ein mehrere hundert Qua⸗ dratmeter großes Schilfgelände. Leiſes Zwitſchern dringt aus dem Schilf; Tauſende von Staren halten hier ihre Nachtruhe. Ihnen gilt der Fang. Die Treiber haben am anderen Ende des von Waſſerläufen durchzogenen Schilf⸗ geländes Aufſtellung genommen und ſcheuchen nun mit Klappern, Tücherſchwenken und lauten Rufen die Stare aus ihrer Ruhe auf. Plötzlich erfüllt Brauſen und Flügel⸗ ſchlagen die Luft. Gleich einer ſchwarzen Wolke erheben ſich die Vögel aus dem Schilf und werden in die Reuſe getrieben, die 14 Meter breit und 6½ Meter hoch iſt. In das Netz des Fangraumes ſind viele kleine Beutel ein⸗ genäht, durch die die Stare einzeln herausgenommen werden können. Jedes Tierchen bekommt den Erken⸗ nungsring der Vogelwarte Helgoland und wird ſofort wieder freigelaſſen. Der Fang iſt abſolut ohne jeden Schaden für den Vogel. Verletzungen der Tiere ſind aus⸗ geſchloſſen, da die Netzwände bei einem Anflug federn. Mit der neuen Reuſe konnten in einer Nacht 1035 Stare und 15 Rauchſchwalben„erbeutet“ werden. Dieſe große Zahl iſt nur durch einen einzigen ganz außergewöhnlichen Fang am Leuchtturm auf Helgoland, der 1500 Vögel zählte, überboten worden. Bei dieſen Fängen ſoll geklärt werden, wohin die Stare ziehen und wo ſie beheimatet ſind. Aus den nächt⸗ lichen Beringungen des Vorjahres ſind Meldungen aus Belgien, Nord⸗ und Südfrankreich eingegangen. Einige Rembrandt ſtarrte ihn mit vorgeſchobenem Kopf, in dem die Augen brannten, an. „Herr Leutnant, wenn die Stadtſoldatei von Amſter⸗ dam noch mehr ſolcher Offiziere hätte wie Euch, es ſtände ſchlimm um die Sicherheit und Freiheit unſerer Stadt!“ Er nahm den Degen in beide Hände. Er hob ihn hoch über den Kopf. Vermeulen hatte einen glaſigen Blick. Bewegungslos ſtand er. Ein feines Klingen und Splittern. den Degen zerbrochen. meulen vor die Füße. „Da habt Ihr Eure Leutnantsehre!“ Der Leutnant war totenblaß. Seine Kiefern mahlten aufeinander. „Das— wagtet— Ihr—— 2% Mit einem Sprung ſtand Rembrandt dicht vor ihm. „Das wage ich, Mijnheer! And nun— geht!“ Blick bohrte ſich in Blick. Da wandte ſich Vermeulen ab und ſtürzte davon. Man hörte dröhnend die Tür auf der Terraſſe zufallen. Danach war es einige Augenblicke ſehr ſtill. * Saskia warf die Arme um den Hals des Geliebten. „Harmensz, Harmensz!“ ſchluchzte ſie und preßte das Geſicht an ſeine Bruſt.„Was ſoll nun werden?“ Er ſtrich ihr begütigend über das Haar. „Abwarten, Saskia. Es kam, wie es kommen mußte. Und es wird kommen, wie es beſtimmt iſt.“ Er ſtieß gegen den„ Degen, hob die Stücke auf und hleuderte ſie in das ichte Heckengeſträuch hinein. „Da mögen ſie verroſten!“ „Harmensz, du kamſt zur rechten Zeit. Aber wenn der Vater erfährt— „Angſt— 2“ Sie blickte zu ihm empor. Es war etwas Ergebenes und Feierliches zugleich in dieſem Blick. i „Nein,“ ſagte ſie ernſt.„Nun nicht mehr. Mag kom⸗ 1 was will— nun weiß ich es ganz genau: Ich gehöre zu dir.“ Er zog ſte feſt an ſich. ch danke dir, Saskia. Mit dir an der Seite jage ich nicht nur ſo einen Windhund wie den Leutnant Ver⸗ meulen zum Teufel, da zerbreche ich alle Widerſtände, die unſer Glück bedrohen.“ Er lachte ſchon wieder leiſe und froh. . Rembrandt hatte Er warf die beiden Hälften Ver⸗ Man ſoll auch im fremden Revier nicht wahllos bald hierhin und bald dorthin fuhr⸗ Gewiß, es iſt ungemein reizvoll, ſo mit einem Stimmen der Völker herbeizaubern zu 13 umen. Hat man ſchon die Möglich⸗ oll man mit Hilfe des Radios die fremden von ihnen ſind in dieſem Sommer in Magdeburg wieder gefangen worden. Es iſt jedoch anzunehmen, daß Zu⸗ bzw. Durchwanderungen aus dem Oſten oder dem N den erfolgen. Es müſſen daher Wiederfunde noch abge⸗ wartet werden. Wenn man nun fragt: Warum ein ſol⸗ cher Großfang von Staren?, ſo iſt dazu zu ſagen, daß der Prozentſatz der Wiederfunde nur ſehr gering iſt und ei Staren nur etwa 2—3 v. H. beträgt. Es iſt daher die Mitarbeit der Bevölkerung notwendig, wenn ſich die unendliche Mühe lohnen ſoll, die für den Fang und die Beringung der Stare aufgewendet wird. * 7* Elbing gräbt ein Ordensſchloß aus N Eines der früheſten feſten Schlöſſer, die der Deutſche Ritterorden in dem neugewonnenen Lande Preußen er⸗ richtete, war das Schloß zu Elbing, das jedoch zerſtört wurde, als ſich die Städte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gegen die Herrſchaft des Ordens auf⸗ lehnten. Teile dieſes Schloſſes ſind noch heute in der Agnes⸗Miegel⸗Schule in Elbing erhalten. Um Umfang und Anlage dieſes Schloſſes, das einſt nächſt der Marien⸗ burg das ſchönſte geweſen ſein ſoll, feſtzuſtellen, werden gegenwärtig auf dem Hof dieſer Schule ſowie unweit davon auf dem Hof der; eren Handelslehranſtalt Unter Leitung des Direktors es Städtiſchen Muſeums in Elbing, Profeſſor Dr. Ehrlich, Ausgrabungen durchge⸗ führt, von denen man intereſſante Aufſchlüſſe erwartet, Während man bei der Agnes⸗Miegel⸗Schule, wo bereits früher beim Anbau eines neuen Gebäudeteils die Reſte eines Kellergewölbes des loſſes freigelegt wurden, A. a. Steinpflaſter aus der Ordenszeit fand, konnten auf dem Hof der Handelslehranſtalt ganze Mauerfundamente freigelegt werden. Aufgefundene Reſte von Formſteinen, 3. T. mit farbigen Glaſuren, laſſen auf den kunſtvollen Bau des Schloſſes ſchließen. Von den Ausgrabungen er⸗ wartet man vor allem eine Klärung der Frage der An ordnung von Haupt⸗ und Vorburg; denn ſchriftliche Auf⸗ zeichnungen oder Pläne des alten Schloſſes ſind nicht meht vorhanden. Es iſt geplant, bis zur 700-Jahr⸗Feier Elbing im nächſten Jahre die Ergebniſſe dieſer Ausgrabungen gewiſſermaßen als Freilichtmuſeum zugänglich zu machen, Verwendet die WH W⸗Briefmarken! 8 Die 2 Wohlfahrtsbriefmarken der Deutſchen Reichspoſt, die zugunſten des Winterhilfswerkes 1936-37 in neun verſchiedenen Werten ausgegeben werden, befinden ſich bei den Ortsgrup⸗ pen des WH W. und werden von dort vertrieben. Bürger⸗ meiſterämter, Fabriken, Unternehmungen und alle Volk genoſſen für ihren Privatverbrauch zeigen ihre Verbunden⸗ heit mit ihrem Volk und ihre Dankbarkeit dem Führer gegenüber dadurch, daß ſie für alle Poſtſendungen die WHW⸗ Briefmarken der Deutſchen Reichspoſt verwenden. Die Briefmarke hat Gültigkeit bis Ende Juni 1937. Auch im Verkehr mit dem Ausland ſind die WH W.⸗Poſ⸗ wertzeichen zugelaſſen. Die graphiſch hervorragend gelungene WSH W.⸗Briefmarkenſerie zeigt„Die Straßen und Bauten des Führers“: Die Reichsautobahn, die deutſche Alpenſtraße, das Luftfahrtmmiſterium, das Ehrenmal in Nürnberg, die Deutſchlandhalle in Berlin, das Führerhaus und das Haus der Deutſchen Kunſt in München. Außerdem wurde eine Poſtkarte mit dem Poſ⸗ wert von 6 Pfennigen und 4 Pfennigen WHW.⸗Spende herausgegeben, die gleichzeitig als Feſtpoſtkarte aus Anlaß der mit der Fertigſtellung der erſten 1000 km der Reichs⸗ autobahn verbundenen Feiern gedacht iſt. Die Poſtkarte zeigt auf der linken Hälfte der Vorderſeite eine Fotomontage mit der Unterſchrift„23. 9. 1933— erſter Spatenſtich', „23. 9. 1936— 1000 km Autobahn fertig“. Die gewaltigen Bauwerke des Führers, die einzigartigen Straßen, mit deren Erbauung der Führer die große Arbeits⸗ ſchlacht des deutſchen Volkes einleitete und zum Siege füh⸗ ren wird, ſind Zeugniſſe eines neuen, großen Kulturſchaf⸗ 1 8 5 Ausdruck der nationalſozialiſtiſchen, ſchöpferiſchen raft. Die Welt beſtaunt dieſes Schöpfertum. Die Welt be⸗ ſtaunt aber auch trotz allem Haß und allem Neid den Opfermut des deutſchen Volkes, der im WH W. Ausdruck findet. Möge deshalb jeder Brief, der über die Grenzen hin⸗ ausgeht mit den Briefmarken des WH W. den Willen des neuen Deutſchland kund tun! Die Parole lautet: Auf alle Poſtſendungen WSH W.⸗Briefmarken! S — —— „Weißt du, ich glaube nicht einmal, daß Juſtus Ver⸗ meulen etwas von dieſer Affäre verlautbaren wird. Er ſpielt eine zu ſchlechte Rolle darin. Er wäre am ſchlimm⸗ ten dran! Vielleicht wär's gar aus mit ſeiner Offiziers⸗ würde. Ein Leutnant, der mit der Waffe einen Bürger der freien Stadt anfällt und ſich den Degen zerbrechen läßt — oha! Das iſt keine Kleinigkeit.“ „Dann wird er uns auf andere Weiſe mitzuſpielen i Harmensz. Der nimmt die Niederlage nicht ſo in— „Dein Vater iſt zudem Stadtkommandant der Gilde. Sein Vorgeſetzter. Der Leutnant wird das Maul halten.“ Saskia ſchmiegte ſich an ihn. „Was tät's ſchon, wenn er ſchwatzt, Harmensz! Ein⸗ mal müſſen es ja doch alle wiſſen, daß ich dem Maler Rem⸗ brandt mein Herz ge chenkt habe.“ Stumm ſahen ſie einander an. Die Schatten des Abends waren ſchon tiefer geworden. Die Blumen dufteten. Hell ſunfelte der Abendſtern über den Giebeln der Stadt. Eine gedämpfte Stimme rief durch den Garten. „Sasa „Die Muhme,“ flüſterte dieſe,„ſie holt mich—“ Da tauchte ſie ſchon in kurzer Entfernung vor ihnen auf dem Weg auf. „Saskia? Der Herr Senator iſt da!“ Noch einmal zog Rembrandt die Geliebte an ſich. Leb wohl. Wir ſehen uns bald wieder.“ 5 Er lief davon. Mit ſchnellen, faſt lautloſen Schritten. Die beiden ſahen ihn wie eine Katze über den Zaun klettern. Die Schritte vertönten in der Gaſſe. „Am Gotteswillen, Kind, was habt ihr vorhin mit Vermeulen vorgehabt? Er iſt wie ein Tier durch das Haus gerannt, vorne zum Tor hinaus! Ein Glück, daß er deinem Vater nicht in die Arme lief.“ ö Saskia warf der Muhme den Arm um den Hals. „Ach, ich bin ſo froh— und möchte doch weinen.“ „Was iſt geſchehen, Saskia?“ 5 „Nachher, Muhme. Gewiß hat der Herr Vater nach mir gefragt?“ 8 „Du weißt, er ſitzt nicht gern allein am Abendtiſch. uch Gott, was werd ich noch mit dir erleben, Kind! Wie wird das nur enden!“ 5 „Saskia ſchob ihr den Arm unter und lächelte gegen den Himmel. 5 „Gut, Muhme, gut wird es enden. Ich will es ſol“ 8a . 48 7 Styggen 528 c S 7 2 1 „ c —— D N 5 obe uda Bun duese uso 5268 Uejpnb zdezunuig fol uollig dig ou eanu en 0015 ehvich a0 uda lieg pn ebzufe uso szeueic seg ugvu aun du eib„use Gi oe gol ze alva zhecddzz usufez Sou oog 68“ ung en ohjecppf unu aun jgncgeg uolſeg cpu du gganm golg usege; zdava used uezhnzebuvun pou ea usbach ueun vie ca aal gun udulnpaneav un Jonzuse gjocch siv zueqog ng agnzebuv uollicß ususe anu chuv duho gol Gltnoagguegnz Uepsgeb uv onen zun vaab eue uo au dog euleg uunvz se gau ooh enen een ce ud usbohhuch ueanuſckuvz uda szcpru æpou 82 av vc Innlaie Anuebsusgeg ou quebng eg gen usz abi mee un gun zilvazsuegeg ꝛccuehnjg hoa bunl pou ei doc igel zo uegeg mog ic uss ebuvnea gun dilplunc io o ava uuvc uihvg sig pou se udzvm gag dbuvj z iv zehnzcz zeufel genluzegz som use spd go a de dungs apc uslſpocge ae any uudogz buv; use sebuvb ue fcpiehheia usb zee negmo lu 100 sog sog di agnu og usumozav eg debunz an apiu zjuuog gun usgeil eijeg ane zejog leg usgehsinch siv ein ut eleig og gpg i 10 zeinzcz dig dn ohh unge je ul mean udgu v zen eig Lufaoagz ueugel kaule u ueggef zecnagz gun ungeiſch dia uejguvanzeg ususble dag usbokebulg saeguoleg chr æmpnu on ont emos ue aun zeleaspg usdreijp jeja usbrkuls zoufel nd use; ⸗zoch seng uejquvanzogz usguguhoc zuzeljus svange uon ⸗ppu qun usbieuſd ug ne gie dzuhslne ol som ozuuoz used iu i nen aepilnege ue inu Jaogsbangz uu lues lognv apc jolie io u aeg 100 Cusgun gun usſon] uses ud uca sue anu nv en eo oa cpo puch gun egnezlsuogeg ppou uschluelg use ueneguv mu fezuphuiemech pon pu ezugel qusbng egal das usaunl ank obnuech ziegupf ⸗Uld id uf un bunl end cpau zock ei oll ezpock uen vic ud uegzejg ol eum; unu ezhol spa gun am au uollo; ada dic ol uudg leaf eng ze se gucke guhg cob uvavg cpu zutun oou u oho ei ueugeuuze on en en uhu geg ig eeanq zog sopijgundal ufo; uehvus feen dn zva zeig ano usleled pueelloz uv uebanz oa an udueg zu eplus Uegen 1e zv ole eic znzom se spa on einc ajoeß usllebrea sicspzu cpog zva se gun sigel svaße go siv ava 8c Ianlech ue ⸗Hphegun uvlzfel uten uu g ud uv i engel 18 Jeg jo bi ueguvleg ogieg gun guig gun nos uelſeg inv unu ze bnanegn evg cpoagebusbobfue nate usus hope menue ae 510 bunzhenegz gun ogeig en uscgoch zpogeg gv zue nenen uso ug uca Alzog uu reulunr eem le och Geenen 4 Cuefogzeg pnagppoztz) 1 1 Zappa 610. ua siv 9 N—— S— . 0„ aululig 61 uf 59 gun Inv olſef oi guvil ava nel vicplobuse de sib ac unzvg Silbe esse e gun gen al se fag D Agel 161 uda pn ue apc sp uercplie ol uus 1 aun zoggen aneh 461 sv pnigrepnzqz ri ur flentea us ⸗Mogz uleupel uv ones use peu e gol invavc ushelesnv ui ae eh ben eee ente e bung F dure 8 udo Uellpr uebulag og ne ah eee e nog gang uda ache ec en ane bende us shed ne uhr 4 inis pn qun jgncgeg goa saboggz F gun usbzec erg uf ueugz ule zva sch uv zorg bunu ee bee wie ee e neee ee et e ang aun ueznjs ue degn Bungemmpc eig bo sigel geflelb , leg aan! gun usebogz u oi gol unu guft uevph ziele voquvuseiu uobogz usquenpg goiſpc ue zog mog ne sig dhpgzogz dig opang gun zezungeh ock dig bog meg Inv en dig oog ocpuglgeckun obzuem anu ueava 5 usb uengr ne nvavg 9 eie genlugeg lic uenocsezu vc usmavc uschi -a u cp eiegercplgvrea gun Locmulfect ueg uv opog zeqv eil eig pilgucd uephuec usb usgieg zoleig Alpine ze ui cuneg ne zb zvcn 8d gobzoea nag niz ug Aol on Ava goal gun ze ol en epo spa gun doch gune g onen ov le fegupasaun 4 nv gog av! 10 aupzleg icin neon un sog uswum aueh jgnleg use an dunyvalnz eule gun zcplnpfeb unavg nv en n h eee oc uebenleblnv ici u szufuu eich oaueb ⸗ignzungg guie ohe gehnal sia Luvd c qvb on gun uayv! ⸗o av a6 uda apc dguepnagog; seni igel ic 8 Bufbre o„rofuucz uebehg on uvm dic agen ſpru zlleabog uvm aun jalzeang gun abu nagt usgurcch ung ant ue; aich pl Inv negcphuglaocß suse Jgeineqnus bob eönzz u enz usegoh uszobed uebun benz dleig meg uscplue ct ue uuva uvu uus gun jjpnbav uszuvgech zu zl bu uvul gnuun eim“ uus us cpang 11 80 gap„ icannzzeu cpo 1 e“ ien t u een gun nozob urg udga Maze eier ed nv jd ia ona gaobwuaz gun use adp gun uspoztez und ais see ue unu jo sv „ ul eee cp— lag uetgplae cpu 80(p uueggz land nv“ de eipeu„iigngebgv— 61078“ „uv cru gun zeunzcg odge eas anu geb so“ d ufelppg zeqv ug sei 40 dana 918 ih adm ne neuen mech! peu su i oba„eueibülpzzeg uegerchue ol uigaca Uilpach onlbigpub sv uödggolas unu cr lag gut“ (Bungalngog 2) Aue e SI ua uvmozg und? 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Der Abend mit ſeiner Dunkelheit hatte die Schatten heraufbeſchworen. Morgen im hellen Sonnen⸗ ſchein ſah ſie es gewiß wieder mit anderen Augen an. Darum beſchloß ſie, früh zu Bett zu gehen, um der Ein⸗ ſamkeit und ihren quälenden Gedanken zu entfliehen. 3. Kapitel. Graf Bernfried war acht Tage nicht auf Cronegg ge⸗ weſen. Armgard hatte ihn jeden Tag vergeblich erwartet, und nun wurde ſie unruhig. Warum kam er nicht— was war geſchehen— was geſchehen— was war der Grund ſeines Fernbleibens? Seine Beſuche waren ihr unent⸗ behrlich geworden; ſie hatte ſich daran gewöhnt, alles mit ihm zu beſprechen und hatte auch bisher ſeine Hilfe und ſeinen Rat unbedenklich angenommen, ohne ſich je zu fra⸗ gen: Wie kommt der Mann dazu, dir ſeine Zeit und Kraft zu opfern? Nur aus Freundſchaft für Gert und ein wenig auch für dich ſelbſt? Gewiß, als ſolche hatte ſie es bis vor kurzem hingenommen, bis plötzlich ein anderer Umſtand hinzugetreten war, der ſie erſchreckte und verwirrte und der ihr doch wieder hinfällig erſchienen war. Sie hatte mit Genugtuung bemerkt, daß das alte harmloſe Verhältnis noch zwiſchen ihnen beſtand und durch nichts getrübt wor⸗ den war, und der eigene Wunſch, den Freund, ohne den ſie nun einmal nicht fertig werden konnte, behalten zu können, hatte ſie in dieſem Glauben beſtärkt. Nun machte ſie ſein Nichtkommen doch ſtutzig und ſie quälte ſich mit allerhand Möglichkeiten, was ihn fernhalten könnte. 5 Sie machte ſich Vorwürfe, mit ihm von Karolas Plä⸗ nen geſprochen und ihn vielleicht dadurch zu einem Sich⸗ zurückziehen veranlaßt zu haben, wenn er ihr auch ſeine weitere Hilfe liebenswürdig zugeſichert hatte. Zu alledem war vor einigen Tagen die Abteilung ge⸗ fangener Ruſſen, die ihr von der Militärbehörde zur Hil⸗ feleiſtung bei der Kartoffelernte bewilligt worden war, eingetroffen und in einem kleinen Häuschen im Wirt⸗ ſchaftshofe untergebracht worden. Armgard hatte ſich um dieſe Leute, mit denen ſie nicht in Berührung gekommen war, nie gekümmert. Der Wirt⸗ ſchaftshof mit ſeinen Ställen und ſeinem Getriebe, den Scheunen und der Wohnung des Verwalters, lag ganz ab⸗ ſeits von Schloß und Park. Der Gedanke, ſolche Leute auf ihrem eigenen Gute, in nächſter Nähe zu haben er⸗ weckte gar ſeltſame Empfindungen in ihr. Mit einer gewiſſen Scheu, einer Art Abwehr, verband ſich eine un⸗ beſtimmte Vorſtellung und Hoffnung: Wenn einer von den Leuten etwas von Gert und ſeinem Schickſal wüßte! Es war Torheit, auch nur eine ſolche Möglichkeit in Er⸗ wägung zu ziehen, das wußte ſie wohl. Außerdem war ihr die ruſſiſche Sprache gänzlich fremd und die paar notwen⸗ digſten Brocken, die ſich der Verwalter Volkmann ange⸗ eignet hatte, um ſich einigermaßen mit den Arbeitern zu verſtändigen, konnten ihr ebenſowenig nützen. Auch Graf Bernfried ſprach nicht ruſſiſch. Nur von ihrem Gatten wußte ſie, daß er die ruſſiſche Sprache vollkommen be⸗ herrſchte. Er war einige Jahre vor feiner Verheiratung der deutſchen Geſandtſchaft in Petersburg zugeteilt gewe⸗ ſen und hatte hier ſeine ſchon vorher erworbenen Sprach⸗ kenntniſſe verwerten können. Gleichwohl hielt ſie es für ihre Pflicht, die Ruſſen bei ihrer Arbeit zu ſehen, und es wäre das Einfachſte geweſen, ſie hätte den Verwalter ge⸗ beten, mit ihr zuſammen auf die Felder zu gehen. Aber Bernfried hatte ihr ſeine Begleitung dahin angeboten und ſo wollte ſie warten, bis er kam und ſie dazu abholte. Auf einen oder zwei Tage kam es dabei nicht an und ihre Un⸗ geduld und Unruhe entſprang ſicher nicht dem Verlangen, die Ruſſen zu ſehen. Heute hatte ſie wieder vergeblich gewartet. Sie hatte ſich kaum aus dem Schloß getraut, aus Furcht, ihn zu ver⸗ fehlen. Was ſie auch unternahm, um ſich zu zerſtreuen und abzulenken, verbannte ihre Unruhe und ihr Unbehagen nicht. Mit ihrem Kinde konnte ſie nicht beſtändig ſpielen. Der wilde, übermütige, im Spiel laute Knabe griff ihre jetzt ohnehin zarteren Nerven an; ſie brauchte Ruhe, und dennoch litt ſie unter der Einſamkeit, wenn ſie allein in ihrem Zimmer ſaß. Geſtern hatte es einen kühlen Regentag gegeben, der an den Herbſt gemahnte, heute ſchien die Sonne um ſo wärmer und verlockender. Es trieb Armgard hinaus in die freie Natur. Sie fühlte das Bedürfnis nach Bewegung ii friſcher Luft, die ihr mehr gab, als ein Spaziergang in den Park, ſie bedurfte eines ſtärkeren Anreizes, um wieder zu ihrem ſeeliſchen Gleichgewicht zu kommen. So beſchloß fte, was ſie ſchon lange nicht mehr getan hatte, auszurei⸗ ten. Ihr Reitpferd hatte ſie bis jetzt noch behalten dürfen. Wer wußte, wie bald man ihr auch das abforderte! Nun wollte ſie es wenigſtens noch einmal benutzen. Nachdem ſie den Befehl, das Pferd zu ſatteln, gegeben hatte, zog ſie ſich dazu um. 5 Das ſchwarze Reitkleid ſtand ihr vorzüglich und hob ihre blendend weiße Geſichtsfarbe nur noch mehr hervor Schlank und vornehm wirkte ihre Geſtalt. Sie wollte gerade zur Tür hinausgehen, als ſie drau⸗ ßen einen Wagen heranrollen und vor dem Schloß halten hörte. i Ein freudiger Schreck durchrieſelte ſie. Alſo kam er endlich! Das Blut ſchoß ihr in die Wan⸗ gen und mit Herzklopfen trat ſie zum Fenſter, um, hinter dem Vorhang verſteckt, hinunterzuſpähen. 5 Ihre Freude verwandelte ſich jäh in ein Gefühl herb⸗ ſter Enttäuſchung. Nicht der Erwartete, ſondern ihre Schwägerin Karola von Reichenau entſtieg dem Wagen. Armgard brauchte Minuten, um das in ſich niederzu⸗ ringen, was an Abwehr und Abneigung in ihr aufkeimen wollte und ihre Miene ſoweit wieder in der Gewalt zu haben, um dem Beſuch nicht zu verraten, wie ungelegen er ihr kam. Auch ein Bedauern, daß ſie nicht ſchon eher fort⸗ geritten war, ſtahl ſich in ihre Empfindungen Aber ihre Selbſtbeherrſchung und geſellſchaftlichen For⸗ men waren ſtark genug, um ihrer Schwägerin, die dem anmeldenden Diener auf dem Fuße folgte, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und einem verbind⸗ lichen Willkommengruß entgegenzugehen. Aber Gräfin Karola von Reichenau, eine ſtattliche, ſehr vornehm ausſehende Dame, ſchlug ſchon an der Schwelle vor Verwunderung die Hände zuſammen. „Armgard, du willſt ausreiten?“ Armgard errötete unter dem ſie ſcharf muſternden Blick ihrer Schwägerin, als wäre ſie auf einem Vergehen ertappt worden, fühlte aber zugleich, wie es trotzig in ihr aufwallte. „Ich hatte allerdings die Abſicht,“ gab ſte ohne jede Verlegenheit zur Antwort,„aber ich werde ſelbſtverſtänd⸗ lich ſofort die Anordnung geben, mein Pferd in den Stall zurückzuführen.“ Das ſagte ſie mit ſolcher Sicherheit und dem liebens⸗ würdigſten Lächeln, daß Karola ſich bewogen fühlte, nun ein Wort des Bedauern auszuſprechen: „Es tut mir leid, daß mein 15 ch dich um das Ver⸗ gnügen bringt. Du haſt dich gewiß ſchon auf den Ritt ge⸗ freut,“ erwiderte ſie und ließ ſich auf dem Sofa, wohin Armgard ſie geführt hatte, nieder. Armgard ſetzte ſich an ihre Seite. „Es ſollte mir weniger ein Vergnügen, als eine Be⸗ wegung in friſcher Luft und— eine Flucht aus meiner Einſamkeit ſein,“ bemerkte ſie, ihr verbindliches Lächeln beibehaltend. Karola warf einen forſchenden Blick auf die heute ganz beſonders anziehenden Züge ihrer jungen Schwägerin. „Du hatteſt einen Beſuch damit verbinden wollen?“ fragte ſie, Armgard ſcharf beobachtend. „Nein,“ antwortete Armgard etwas befremdet.„Wenn ich einen Beſuch machen wollte, würde ich den Wagen neh⸗ men, und im übrigen— du weißt, daß es mich nicht da⸗ nach verlangt, Beſuche zu machen.“ „Allerdings,“ gab Karola mit einem ſeltſamen Lächeln zur Antwort.„Du kommſt ja nicht einmal zu deinen näch⸗ ſten Verwandten, zu uns, und wenn man dich einmal ſehen und ſprechen will, muß man dich ſchon ſelbſt aufſu⸗ chen.— Du tuſt nicht recht, dich in ſolche Einſamkeit zu 1 auch beklagt man ſich ſchon in der Nachbarſchaft darüber.“ „Man ſollte lieber meine Gründe verſtehen und ach⸗ ten,“ warf Armgard ein. „Das tut man auch, meint aber mit Recht, daß du dich herausreißen müßteſt und deiner Trauer um Gert nicht ſo nachhängen dürfteſt.“ 5 11 zuckte leicht die Achſeln und Karola fuhr fort: „Wenn du ſelbſt nicht ausgehen willſt, kannſt du wenig⸗ ens öfter Beſuch empfangen— ich meine, es gäbe hier zenug Damen, die in deinem Alter ſtehen.“ 5 n f(Fortſetzung folgt) eee, Niemand wußte, wer Peps das Mundharmonikaſpielen beigebracht hatte— er konnte es plötzlich, und wer ihn ſpielen hörte, hielt, wie man zu ſagen pflegt, die Luft an vor Staunen und Ueberraſchung. Kal zu glauben, daß es eine lächerlich kleine und unſcheinbare Mundharmonika war, der Peps ſo wundervolle Töne entlockte! Und wie er ſpielte! Volkslieder und Märſche wechſelten einander ab, und wenn man ſchließlich noch erklärt, daß Peps erſt zehn Jahre alt iſt, wird man zugeben müſſen, daß da ein kleines Wunder geſchehen iſt! Die Bewohner des kleinen Dorfes waren ſtolz auf den Knirps. Peps Eltern waren beide tot. Nun lebte er beim Stellmacher des Dorfes und wurde dort wie ein eigenes Kind gehalten. Peps mußte eine gute Stunde bis zum nächſten Dorfe laufen, wo die Schule war, und auf dieſem Wege begegnete ihm eines Tages ein merkwürdiges Aben⸗ teuer. Von der Schule heimkehrend, gewahrte er auf der Landſtraße ein kleines Auto, das in den Graben gefahren war, und daneben hockte ein Mann und— ſpielte auf einer Mundharmonika. Verblüfft blieb Peps ſtehen. Was be⸗ deutete das? Der Mann ſah ihn aus fröhlich blitzenden Augen an, ſpielte aber dabei weiter. Erſt eine ganze Weile ſpäter hörte er auf und ſah dem kleinen Jungen lachend ins Geſicht: „Worüber ſtaunſt du denn ſo, he?“ Peps ſtaunte über verſchiedenes. Ueber das Auto im Graben, über die Fröhlichkeit des Verunglückten und nicht zuletzt über das wundervolle Spiel. Die Frage machte ihn verlegen, ſo daß er nicht wußte, was er antworten ſollte. Der Mann ſchien an Peps Gefallen zu finden, denn er fragte, ob er noch eins aufſpielen ſolle.„Ja, bitte!“ ſagte Peps. Und der Fremde ſpielte und ſpielte, bis plötzlich ein Abſchleppauto auftauchte. Jetzt erriet Peps alles. Im ver⸗ unglückten Auto hatten ſich zwei Männer befunden— der, der ſo herrlich Mundharmonika ſpielte und hier zurück⸗ geblieben war, und der andere, der nun vom Abſchleppauto ſprang, das er herbeigeholt hatte. Das verunglückte Auto wurde aus dem Graben geholt, wobei Peps nach Kräften mithalf, denn das machte Spaß. Zum Abſchied nahm der Mann mit der Rundharmonika Peps beiſeite „Möchteſt du eine Mundharmonika haben, Junge?“ Peps bekam ganz große Augen. Der Mann lachte, öffnete einen Koffer, und Peps ſtarrte verblüfft auf un⸗ zählige ſchmale Schachteln, die alle Mundharmonikas ent⸗ hielten.„Ich bin nämlich Reiſender für eine Mundharmo⸗ nikafabrik,“ erklärte der freundliche Mann.„Such dir ruhig eine aus!“ So war Peps auf wunderbare Weiſe zu einer Mund⸗ harmonika gekommen, und er behandelte ſie wie ein Heilig⸗ tum, wie ein vom Himmel gefallenes Geſchenk. Anfangs zeigte er keinem Menſchen das blitzende Ding. Jede freie Minute aber, die er ſich machen konnte, eilte er in den eps kommt in die Wochens nahen Wald und ſpielte. Kein Meiſter fällt vom Himmel, und Peps brauchte lange Zeit dazu, hinter die Geheimniſſe des Wunderdinges zu kommen, aber mit heller Begeiſterung übte er immer weiter und ſchließlich überraſchte er ſeine Pflegeeltern mit einem flotten Liedchen. Die Freude der beiden alten Leute war offenſichtlich, und er mußte ihnen erzählen, wie er zu dem Inſtrument gekommen war. Bald ſprach es ſich im Dorf herum, was für ein kleiner Meiſter im Stellmacherhauſe lebte, und wo ein Feſt ge⸗ feiert wurde, war Peps zur Stelle In der Schule durfte er in der Geſangsſtunde ſpielen, und die anderen Kinder ſangen dazu. Wenn ſie einen Ausflug machten, marſchierte Peps ſpielend vorneweg—— ach, es war herrlich, und 175 5 ſelbſt hatte auf einmal viel mehr Freude an ſeinem eben. An einem herrlichen Sommertage kehrte er wieder ein⸗ mal aus der Schule ins Heimatdörfchen zurück. Natürlich ſpielte er, und die Kameraden marſchierten in Reih und Glied hinter ihm her. Sie waren ſo im Spielen und Singen vertieft, daß ſie das große Auto, das an der Seite der Landſtraße ſtand, zuerſt garnicht wahrnahmen und erſt auf⸗ merkſam wurden, als ſie dicht herankamen und ihnen ein Mann zuwinkte. „Donnerwetter, du warſt das?“ fragte der Fremde. „Von weitem hat ſich das angehört, als käme da eine ganze Kapelle anmarſchiert! Wo haſt du das wundervolle Spielen gelernt, Junge?“ Peps errötete über das Lob. Aber er konnte nichts ſagen, ſo verlegen war er. Dafür gaben aber die Mitſchüler be⸗ geiſtert Auskunft: „Selbſt hat er's ſich gelernt! Und nun ſpielt er ſogar in der Schule! Peps heißt er!“ i Zu dem Manne hatten ſich noch zwei andere geſellt. Sie zwinkerten ſich zu, und dann ſagte lötzlich einer von ihnen:„Spiel uns doch noch etwas vor, Peps.“ Peps zierte ſich nicht lange und ſpielte. Verwundert lauſchten die drei Männer.„Unglaublich!“ ſagten ſie.„Der Bengel ſpielt meiſterhaft! Kein einziger falſcher Ton! Wun⸗ dervoll!“ Und dann ge der, der Peps zuerſt angeſprochen hatte, leiſe zu ſeinen Begleitern:„Eigentlich ſollten wir die Gelegenheit nicht vorübergehen laſſen, was? Das gibt es nur einmal!“ „Natürlich... wir nehmen ihn auf!“ „Hör mal zu, Peps,“ wandte ſich der Mann an den überraſchten Jungen.„Und auch ihr anderen könnt auf⸗ paſſen, was ich jetzt ſage. Wir ſind Leute von der Wochen⸗ Zeichnungen(2): H. Bauer. ſchau und juſt unterwegs, um in der Nähe eine Filmauf⸗ nahme zu machen. Wir werden euch aufnehmen, wollt ihr?“ Heller Jubel klang auf, Und dann wurde gefilmt. Die Jungens mußten wieder ein Stück zurückgehen und dann unter Vorantritt von Peps heranmarſchieren. Dann wurde 1 5