S ———— Rr. 249(2. Blatt). Neckar Bote Freitag, 23. Oktober 1936 . Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Jeikgeſchehen. Friſches Zupacken iſt ſchon immer eines der weſentlich⸗ ſten Kennzeichen der Politik Adolf Hitlers im Dritten Reich geweſen. Wenn früher irgendeine wichtige Vorlage in hun⸗ dert Sachverſtändigenberatungen und tauſend Ausſchuß⸗ oder Parlamentsſitzungen ſo„zerredet“ wurde, daß ſchließ⸗ lich überhaupt nichts mehr davon übrig blieb, werden jetzt nicht mehr viel Worte gemacht, dafür aber umſo mehr ge⸗ tan. Erſt vor wenigen Wochen— es war auf dem Nürn⸗ berger Parteitag der Ehre— hat der Führer den neuen wirtſchaftlichen Vierjahreplan verkündet und ſchon iſt der erſte Schritt zu ſeiner Verwirklichung unter⸗ nommen worden: Miniſterpräſident Hermann Göring hat vom Führer alle Vollmachten erhalten um dieſen Plan durchzuführen.„Mobiliſierung aller Kefte der Nation“ nennt ein italieniſches Blatt die Betrauung Görings mit dieſer wirtſchaftlichen Generalvollmacht. Das iſt durchaus richtig geſehen. Denn die Durchführung des neuen Vier⸗ jahreplanes erfordert die Mitarbeit jedes einzelnen deut⸗ ſchen Volkgenoſſen und wird dieſe Mitarbeit auch tatſächlich finden. Was der Vierjahreplan bezweckt, iſt allgemein be⸗ kannt. Er will die deutſche Wirtſchaft, ſoweit das überhaupt möglich iſt, von der Einfuhr lebenswichtiger Rohſtoffe aus dem Auslande unabhängig machen. Die dadurch freiwer⸗ denden Deviſen werden uns dann in die Lage ſetzen, einen letzten Reſt ſolcher Rohſtoffe einzuführen, die wir im In⸗ lande auch durch den äußerſten Einſatz von Wiſſenſchaft, Chemie, Technik, Induſtrie und Landwirtſchaft nicht her⸗ ſtellen können. Wir können dann auf den Auslandsmärk⸗ ten als ein in unſeren Entſchlüſſen völlig freier Käufer auf⸗ treten, da wir nicht mehr unter allen Umſtänden kaufen müſſen. Dieſes große Ziel erfordert aber nicht nur die Droſſelung jeder nicht unbedingt nötigen Einfuhr, ſondern auch die möglichſt ſparſame Bewirtſchaftung aller uns ver⸗ bleibenden oder ſich neu erſchließenden Rohſtoffe. Daher iſt auch die Parole„Kampf dem Verderb“ ausgegeben wor⸗ den. Auf dieſem Gebiete aber kann und muß jedes Mit⸗ glied der deutſchen Volksgemeinſchaft aktiv mitarbeiten. Weiterhin trägt auch jeder einzelne Volksgenoſſe einen Teil der Verantwortung für das Gelingen des Vierjahreplanes dadurch, daß er ſeine Bedarfsdeckung künftig nicht mehr einfach von der Gewohnheit oder der Bequemlichkeit beſtim⸗ men laſſen darf, ſondern von den nationalwirtſchaftlichen und politiſchen Geſichtspunkzen, unter denen der Vierjahre⸗ plan aufgeſtellt worden iſt. In dieſem Sinne werden alle deutſchen Volksgenoſſen Mitarbeiter, freudige Mitarbeiter Hermann Görings ſein. Der italienische Außenminiſter Graf Ciano— engſter Mitarbeiter Muſſolinis, deſſen Schwie⸗ gerſohn er iſt— weilt zu einem offiziellen Staatsbeſuch in Berlin. Daß es ſich dabei nicht etwa nur um einen Höf⸗ lichkeitsakt handelt, geht daraus hervor, daß Graf Ciano von vier der höchſten Beamten ſeines Miniſteriums beglei⸗ tet iſt, daß er in Berlin wichtige Beſprechungen mit dem deutſchen Außenminiſter und anderen Miniſtern hat und daß er ſchließlich auch vom Führer und Reichskanzler emp⸗ fangen wird. Die italieniſche Preſſe hat denn auch ſchon ſeit Tagen die große politiſche Bedeutung des Beſuches unter⸗ ſtrichen. In den Berliner Geſprächen werden, wie man annehmen darf, alle brennenden Tagesfragen der euro⸗ päiſchen Politik erörtert werden. Da iſt zunächſt der große Fragenkomplex um Spanien, da iſt weiter das Donau⸗ problem, da iſt die Frage des Abſchluſſes eines neuen Weſtpaktes, die von Frankreich und England ſtark betrie⸗ ben wird, da 10 die immer weiter fortſchreitende Zerſetzung des Völkerbundes und— nicht zuletzt— das Problem Sowjetrußland, das ſich immer mehr zu einer Weltgefahr auswächſt. Daß gerade Deutſchland und Italien das Be⸗ dürfnis empfinden, dieſe Dinge und wohl noch viele andere mehr miteinander zu beſprechen, ergibt ſich, wie ein offi⸗ ziöſes römiſches Blatt ſchreibt, aus der„Verwandtſchaft der Regime, Uebereinſtimmung ihrer Intereſſen hinſichtlich vie⸗ ler wichtiger Probleme, Gleichſchaltung in den europäiſchen Stellungnahmen, Haltbarkeit ihrer inneren nationalen Ordnung, die ſie fähig macht, ihre politiſche Ausrichtung auf feſter Linie zu halten und vor dem ſaiſonmäßigen Wechſel parlamentariſcher Regime zu bewahren.“ Es iſt er⸗ freulich, daß die Gemeinſamkeit vieler deutſcher und ita⸗ lieniſcher Anſchauungen und Intereſſen von Rom aus ſo offen betont wird, erfreulich deshalb. weil man in Paris und London ſich wieder einmal in allen möglichen Ver⸗ mutungen über letzte und verborgene Zwecke der deutſch⸗ italieniſchen Beſprechungen ergeht. Derartige Vermutun⸗ gen gehören nun einmal zum Handwerkszeuo jener ver⸗ alteten Geheimdiplomatie die man in Deutſchland und Italien längſt über den Haufen geworfen hat. Das deutſche Volk hat den italieniſchen Beſuch begrüßt, weil es darin einen weiteren Schritt auf jener Bahn ſieht, die die Außen⸗ politik des Führers von Anfang an gegangen iſt: durch vertrauensvolle Ausſprache von Land zu Land die Lage 0 klären, etwaige Gegenſätze zu überbrücken und dadurch ür den Frieden zu arbeiten. Man kann heute ſagen, daß der Traum von einem ro; ten Spanien ausgeträumt iſt. Der Präſident ber ſpani⸗ ſchen Republik Azana und ein Teil ſeiner Miniſter haben ſich mit den Staatsarchiven von Madrid nach Barcelona geflüchtet. Die roten Milizen werden natürlich noch einige Tage zu kämpfen verſuchen, aber der Schritt Azanas be⸗ deutet praktiſch eine politiſche Räumung der Landeshaupt⸗ ſtadt. Die militäriſche Räumung wird nicht mehr lange auf ſich warten loſſen. Die nationalen Armeen ſtoßen von allen Seiten her nach Madrid vor, die Stadt liegt bereits in der Reichweite ihrer ſchweren Geſchütze. Selbſtverſtändlich wol⸗ len die nationalen Heeresgruppen die Stadt und ihre ge⸗ quälten Bewohner nach Möglichkeit ſchonen und konzen⸗ trieren daher ihr Geſchützfeuer auf die militäriſchen An⸗ lagen der Hauptſtadt. Wenn Madrid für die roten Macht⸗ haber verloren ſein wird. wird das Ende des roten Spa⸗ nien gekommen ſein. Ein Staat etwa mit einer Regierung in Barcelona würde nur noch wie eine lächerliche Komödie anmuten und es wäre nur eine Frage der Zeit, wann auch dieſe zu Ende wäre. f Mittlerweile ſetzen die moskowitiſchen Machthaber Sowjetrußlands ihre Bemühungen fort, in, dem ſpaniſchen Konflikt einſeitig Partei zu nehmen für die Ro⸗ ten, ohne Rückſicht auf die ungeheure Gefährlichlbeit dieſes Beginnens. Die deutſche Reichsregierung hat dem Nicht⸗ einmiſchungsausſchuß in London eine Note überreichen laſſen, in der ſie die von der Madrider Regierung und der Sowjetregierung erhobenen Anſchuldigungen borgen an 1 Verſtöße Deutſchlands gegen das Verbot der Waf⸗ enlieferungen nach Spanien entſchieden zurückweiſt, dafür aber eine große Reihe von Fällen mitteilt, in denen von ſowjetruſſiſcher Seite das Waffenlieferungsverbot„in flagranter Weiſe verletzt worden iſt“. Das Spiel der Sow⸗ jetkommiſſare iſt wirklich zu plump, als daß man es nicht durchſchauen könnte: Moskau weiß, daß die Kämpfe in Spanien und ihr für die Roten negativer Ausgang ſchwere Niederlagen des Weltbolſchewismus ſind und es verſucht, noch im letzten Augenblicke zu retten, was zu retten iſt. Es wird perlorene Liebesmühe ſein. Aber das Verhalten Mos⸗ kaus zeigt wieder einmal deutlich, wie groß die Gefahr iſt, die allen ziviliſierten Ländern ſeitens des Bolſchewismus droht. Dieſe haben daher Grund, auch weiterhin, ja, jetzt 5 noch mehr, auf der Hut zu ſein. Ein Haus des Fremdenverkehrs Eſſer auf der Tagung des Reichsverkehrsverbandes. Baden⸗Baden, 23. Oktober. Am Donnerstag begann im Kurhaus die Hauptverſamm⸗ lung des Reichsfremdenverkehrsverbandes für 1936. Der Prä⸗ ſident, Miniſter a. D. Eſſer, eröffnete die Tagung mit einer Anſprache. Der Geſchäftsführer, Major a. D. Ritter von Heilingbrunner, erſtattete den Jahresbericht, in dem er beſonders das neue Reichsgeſetz für den Reichsfremdenver⸗ kehr hervorhob. Präſident Eſſer nahm darauf das Wort zu einer gro⸗ ßen Rede. Er betonte, daß die eine große Aufgabe, die er ſich im vergangenen Jahre geſtellt hatte, auch erreicht worden ſei durch die Schaffung einer eigenen Preſſe und einer eigenen Reichsorganiſation. Arnter ſtarkem Beifall wies er ddarauf hin, daß als neue Zielſetzung für das kommende Arbeitsjahr die vom Führer ge⸗ billigte Errichtung eines Hauſes des deutſchen Fremdenverkehrs in Berlin ſtehe, deſſen Grundſteinlegung in den allernächſten Wochen durch Reichsminiſter Dr. Goebbels erfolgen werde. Mit den Bauarbeiten ſolle demnächſt begonnen werden. Unter der Bauleitung von Architekt Speer, dem Schöpfer der Münchener und Nürnberger Monumentalbauten ſolle im Zentrum der Reichhauptſtadt,„Unter den Linden“, ein großzügiger Bau errichtet werden, der nach außen hin ſchon eine würdige Repräſentation und das ſteingewordene Symbol deutſcher Gaſtlichkeit darſtellen ſoll. Der Bau des Hauſes des deutſchen Fremdenverkehrs bedeute den Auftakt für weitere Monumentalbauten in der Reichshauptſtadt. Die Faſſade des geplanten Hauſes werde 120 Meter breit la, und man könne mit der Einweihung im März 1938 rechnen. Der Redner gab die Parole:„Reiſt in Deutſch⸗ land!“ und erklärte, daß ſich alle Deutſchen wohl überlegen müßten, ob ſie den Mut dazu aufbringen könnten, in jene Länder zu reiſen, in denen Deutſchland und das Werk des Führers mißachtet würden. Schließlich wies der Redner darauf hin, daß anſtelle der bisherigen Hauptverſammlung ab nächſtes Jahr der ein⸗ mal jährlich zu Beginn der Fremdenſaiſon ſtgttfindende „große deutſche Fremdenverkehrstag“ trete, zu dem die Träger und Vertreter der 10 000 Fremdenverkehrs⸗ gemeinden des Reiches erſcheinen und aus dem Munde von Reichsminiſter Dr. Goebbels die Parole für das Ar⸗ beitsjahr entgegennehmen würden. Präſident Eſſer ſchloß mit einem herzlichen Dankes⸗ wort an den Führer für die rege Anteilnahme, die er nicht nur dem Fremdenverkehr im allgemeinen, ſondern auch einzelnen Teilgebieten entgegenbringe. Freiwillige für die Luftwaffe Einſtellung im Frühjahr und Herbſt 1937. Das Reichsluftfahrtminiſterium gibt bekannt: 1. Im Frühjahr 1937 werden bei der Flieger⸗ truppe und Luftnachrichtentruppe Freiwillige eingeſtellt, in Oſtpreußen nur bei der Luftnachrichtentruppe. 2. Im Herbſt 1937 werden bei der Fliegertruppe, Luft⸗ nachrichtentruppe, der Flakartillerie und dem Regiment„Ge⸗ neral Göring“ Freiwillige eingeſtellt. 3. Bewerber ſollen ſich ſobald als möglich melden und zwar für die Frühjahrseinſtellung bei jedem Truppen⸗ teil der Fliegertruppe und Luftnachrichtentruppe, für die Herbſteinſtellung bei jedem Truppenteil der Luftwaffe(Flie⸗ gertruppe, Luftnachrichtentruppe, Flakartillerie, Regiment„Ge⸗ neral Göring“). 4. Auskunft über die Bedingungen für den Eintritt als Freiwilliger in die Luftwaffe und uͤber den vorher ab⸗ zuleiſtenden Arbeitsdienſt erteilen alle Truppenteile der Luft⸗ waffe, die Wehrbezirkskommandos und die Wehrmeldeäm⸗ ter. Von allen dieſen Stellen wird auch das„Merkblatt für den Eintritt als Freiwilliger in die Luftwaffe“ ausgege⸗ ben, aus dem die Bedingungen für die Einſtellung zu erſehen ſind. 5. Meldungen bei anderen militäriſchen oder ſtaat⸗ lichen Dienſtſtellen ſind zwecklos; ſie verzögern nur die Beg. ung zum Nachteil des Bewerbers. Das geliehene Radium aus Paris Der Wekterer-Prozeß.— Die erſten Zeugen. Heidelberg, 22. Oktober. Mit dem vierten Verhandlungstag im Betrugsprozeß gegen Dr. Wetterer aus Neckargemünd trat die 1 mer in die Beweisaufnahme ein. Die recht ausgedehnten Zeugenvernehmungen haben ſich in den nächſten Wochen mitetwa 50 Fällen zu beſchäftigen. In dem erſten Falle, der zur Beſprechung kam, han⸗ delte es ſich um einen Patienten, der an ungenkrebs litt und im März 1932 in die Behandlung von Dr. Wetterer gelangte. Die drei Aerzte, die den Kranken vorher behan⸗ delt hatten, waren alle der Anſicht, daß ein unheilbarer Zu⸗ ſtand vorliege. Am 5. April 1932 ſtarb der Patient im Heim des Angeklagten Nach einer Aufſtellung, die bei Dr. Wetterer gefunden wurde und aus dem Jahre 1933 ſtammt, beſaß er in jener Zeit 255,5 Milligramm eigenes Radium, 168 Milligramm Meſothorium und 138 Milligramm ent⸗ ſiehenes Radium. Auf Grund dieſer Aufſtellung und der welygebuhrenrechnungen konnte man fur jene Zeit den Be⸗ ſitz Or. Wetterers an radioaktiven Elementen feſtſtellen. Nach dem Beſtrahlungszettel, der für jeden Patienten aus⸗ geſtellt wurde, iſt der an Zungenkrebs Erkrankte an einem beſtimmten Stichtag mit 175 Milligramm Radium be⸗ ſtrahlt worden. Nach den Feſtſtellungen des Sachverſtändi⸗ gen hatte Wetterer an jenem Tage insgeſamt 422 Milli⸗ gramm Radiumelement und Meſothorium zur Verfügung; die Addition der auf den Beſtrahlungszetteln angegebenen Radiummengen der an dieſem Tag verwandten Moulagen ergibt jedoch 740 Milligramm. Es war alſo ein Fehlbetrag von etwa 43 Prozent vorhanden. Ueber die Differenz der angeblich verwandten und der wirklich vorhandenen Ra⸗ diummengen konnte Wetterer keinen Aufſchluß geben. Durch den Sachverſtändigen Prof. Volz in die Enge getrieben, er⸗ zählte er dann eine ae e unglaubwürdige Geſchichte. Das fehlende Radium habe er zum Teil in Form von Ra⸗ diumelement aus Belgien geliehen, zum andern Teil in Form von Radiumemanation von einigen Freunden aus Paris bezogen. Die Namen dieſer Freunde dürfe er allerdings nicht nennen, da dieſe bei Bekanntwerden einer Radiumlieferung nach Deutſchland Schwierigkeiten bekommen könnten. Weiter erzählte er, daß er dieſe Liefe⸗ rungen nicht mit Bargeld bezahlt, ſondern ſeinen Freunden als Gegenleiſtung große Geſchenke gemacht gie In Verbindung damit kam dann das Gericht auf die zahlloſen Kaſſiber, die Wetterer während ſeiner Unterſuchungshaft im Heidelberger Gefängnis ſeiner Frau zugehen laſſen wollte. In faſt allen Zeit chriften und Bü⸗ chern, die er erhielt, waren Bleiſtiftnotizen, die zur Auf⸗ klärung ſeiner Frau dienen ſollten, enthalten. Gerade we⸗ gen der fehlenden Radiummengen wurden mehrere Anweiſungen für die Ausſagen von Frau Wetterer gefunden. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurden dann noch drei Fälle, die ſchon vor der Behandlung durch Dr. Wetterer von Aerzten als unheilbar bezeichnet worden wa⸗ ren, beſprochen. In allen Fällen ſtellte ſich heraus, daß die Radiummengen, die von Wetterer zur ehandlung der einzelnen Fälle angewandt wurden, ohnedies zu einem therapeutiſchen Erfolg nicht ausgereicht hätten. Sehr zu denken gaben die Angaben einer Zeugin, die als Pflegerin ihrer an Schilddrüſenkrebs erkrankten Schweſter im Radiumheim Wetterers weilte. In Anweſen⸗ heit der Todkranken ſoll der Angeklagte ihr einen Bleiſtift in die Hand gedrückt und geſagt haben, er werde ſeine Hände von der Patientin kaſſen, wenn ſie nicht einen Schuldſchein unterſchreibe. Marktberichte Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 22. Oktober. Sämt⸗ liche Notierungen unverändert. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 22. Oktober. Auf dem Kleinviehmarkt waren aufgetrieben: Kälber 23, Schafe 46, Schweine 135, Ziegen 17.— Außerdem ſtanden zum Ver⸗ kauf: 400 Ferkel, bis ſechs Wochen 9 bis 15 Mark, über ſechs Wochen 15 bis 19 Mark. Läufer waren 230 aufgetrieben zum Preiſe von 19 bis 28 Mark. Marktverlauf: lebhaft. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 195 Kälber, 4 Schafe, und 27 Schweine. Preiſe: Kälber a) 65, b) 55, c) 40, Maſtlämmer 47, Schweine a2) 57, bl) 56, b2) 55, c) 53, d) 51. Marktverlauf: Kälber und Schweine zu⸗ geteilt. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 22. Oktober. Auftrieb 85 Rinder, darunter 11 Ochſen, 1 Bullen, 48 Kühe, 25 Färſen, ferner 453 Kälber, 145 Schafe, 339 Schweine. No⸗ tiert je 50 kg Lebendgewicht. Ochſen a) 45, Kühe a) 41 bis 43, b) 35 bis 39, c) 31 bis 33, Färſen a) 44, Kälber a) 65, b) 55, c) 40, d) 40, Lämmer, Hämmel be) 48 bis 50, c) 45 bis 47, Schafe e) 40 bis 44, Schweine al) 57, a2) 57, 51) 56, b2) 55, c) 53, d) 51, 1) 56. Marktverlauf: Großvieh zugeteilt; Kälber ſehr flott; Hammel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft; Schweine zugeteilt. Italiens Außenminiſter in Berlin. Se. Exzellenz der König⸗ lich italieniſche Miniſter des Aeußern, Graf Ciano di Cortellazzo (Mitte), der zu einem offiziellen Beſuch der deutſchen Reichsregie⸗ rung in Berlin eintraf, nach ſeiner Ankunft auf dem Anhalter Bahnhof. Links: Staatsſekretär und Chef der Präſidial⸗ kanzlei Meißner, der den Gaſt im Auftrage des Führers begrüßte; rechts: Reichsaußen⸗ miniſter von Neurath. Weltbild(M). L Die Frau und i — eee *—— hre Welt „Tyrannin“ Hausfrau „Schon wieder Aſche auf dem guten Teppich, Paul!“ —„Ihr ſollt nicht mit den ſchmutzigen Stiefeln über den friſch geſcheuerten Gang laufen, Kinder!“—„Marie, wir müſſen unbedingt heute noch Fenſter putzen. Das hilft nichts. Was ſollen Lehmanns ſonſt am Abend denken!“ Es iſt ſchön, eine hohe Auffaſſung von ſeinem Beruf zu haben. Es iſt unſchön, dieſe Aufgaben, wenn ſie tech⸗ niſcher Natur ſind, zu überſchätzen. Viele, allzu viele Frauen werden aus übergroßer Tüchtigkeit zu Tyrannen ihrer lieben Familie. Und mit Rückſicht auf die Unbeſtreit⸗ bare Tüchtigkeit, in Hochachtung vor der großen Leiſtung der Frau wagt niemand, ſich gegen die Tyrannei aufzu⸗ lehnen. Anfangs hätte vielleicht ein neckender Hinweis mit ernſtem Unterton ausgereicht, um den„Tüchtigkeits⸗ komplex“ einzudämmen. Es iſt wichtig, daß keine Aſche auf dem guten Teppich liegt, denn die teuren Einrichtungsgegenſtände ſollen lange tadellos erhalten werden. Es iſt aber wichtiger, daß der Mannn ſich daheim wohlfühlt und nicht immer ängſt⸗ lich bedacht ſein muß, es ſeiner lieben, tüchtigen Ehehälfte recht zu machen. Es könnte ſein, daß er ſich die fehlende Behaglichkeit ſonſt einmal außerhalb des Hauſes ſucht. Am einfachſten iſt es in dieſem Fall, allenthalben ſo viel Aſchenſchalen aufzuſtellen— auch dort, wo ſie die ſchöne Linie des Zimmers angeblich„ſtören“— daß die Aſche von ſelbſt immer in einen entſprechenden Behälter fällt. Die Kinder ſollen natürlich zu Reinlichkeit und Rück⸗ ſichtnahme erzogen werden. Aber kann der Gang nicht vielleicht geſcheuert werden, während die Kinder in der Schule ſind? Der Boden iſt dann trocken, wenn ſie heim⸗ kehren und kann leicht gereinigt werden. Was vielleicht nicht einmal notwendig iſt, wenn die kleine Bande es lernt, ſich gründlich die Schuhe draußen abzuputzen. Iſt es ſo wichtig, daß Lehmanns hinter blanken Fenſterſcheiben ſitzen? Iſt es nicht viel notwendiger, daß der brave Hausgeiſt am Abend noch friſch iſt und ſeine Mehrarbeit mit den Gäſten freudig verrichtet, ſtatt mit mißlaunigem, müdem Geſicht? Iſt den Gäſten nicht mehr mit einer ausgeruhten, unterhaltenden Hausfrau gedient, als mit einer blitzblanken, muſtergültigen Wohnung und einer übermüdeten Gaſtgeberin? Iſt es nicht eine kleine Rückſichtsloſigkeit, die Hausarbeit ſo in den Vordergrund zu ſtellen, daß geſchäftliche Sorgen und Freuden des Gatten, Erlebniſſe und Schwierigkeiten der Kinder und alle Fragen menſchlichen Zuſammenlebens zurückſtehen müſſen hinter friſchgewaſchenen Gardinen und geputzten Meſſingklinken? „Tyrannin Hausfrau“ iſt ein ſchreckliches Wort. Es wurde geprägt von einem Mann, der eine überſchweng⸗ liche Liebesheirat einging. Das ſollte allen Frauen zu denken geben Geſunde Zimmerluft In den Wintermonaten verbringen wir naturgemäß den größten Teil des Tages im geheizten Zimmer, das be⸗ deutet zugleich Aufenthalt in ſchlechterer Luft. Wie wenig zuträglich das unſerem Körper iſt, braucht nicht beſonders erwähnt zu werden. Die ſchlechte, ſauerſtoffarm gewordene Zimmerluft ermüdet, erzeugt Kopfſchmerzen, Uebelkeit und dergleichen. Menſchen, die ſich viel im Zimmer aufhalten, ſogenannte Stubenhocker, haben ſtets eine blaſſe, welke Geſichtshaut. Ein zu großer Feuchtigkeitsgehalt der Luft behindert den natürlichen Stoffwechſel des menſchlichen Körpers. Die ſchädliche Wirkung der Zimmerluft wird aber noch größer, wenn die Ofenheizung nicht einwandfrei funk⸗ tioniert, wenn alſo das beim Verbrennen des Heizmaterials entſtehende Kohlenoxyd durch undichte Kacheln oder Ofen⸗ türen in die Zimmerluft gelangen kann. Das Heizen hat oft aber auch den Nachteil, daß es der Zimmerluft zuviel Feuchtigkeit entzieht, ſie alſo zu trocken macht. Trockene Luft wirkt auch nachteilig, beſonders auf die Atmungsorgane, ſie erzeugt Katarrhe; außerdem ent⸗ ſteht beim Aufenthalt in Räumen mit zu trockener Luft das Lufterneuerung ſorgt, zum Beiſpiel dadurch, daß man das Oberlicht des Fenſters immer einen Spalt offen hält. Da die vom Ofen aus erwärmte Luft ſtets nach der Decke ſteigt und die vom Fenſter aus eindringende kühle Luft am Boden entlanggleitet, ſo entſteht im 3 irkulation, die die Atmungsluft in geſunder Zuſammen⸗ 18 5 erhält. Wo man aus irgendwelchen Grunden dieſe Dauerventilation nicht vornehmen kann oder will, muß man mindeſtens jede Stunde, beſſer noch öfter, durch das für kürzere Zeit weit geöffnete Fenſter einen Luftwechſel herbeiführen. Um die Luft nicht zu trocken werden zu laſſen, muß man in jedem Zimmer auf den Heizkörper eine flache Ton⸗ ſchale mit Waſſer aufſtellen. Das verdunſtende Waſſer reguliert dann den Feuchtigkeitsgehalt der Luft. In dieſes Waſſer gebe man ſtets ein paar Tropfen eines guten Zimmerparfüms, das macht die Luft beſonders erfriſchend und belebend. So kann man vieles beitragen, um auch in den kalten Monaten im Zimmer geſunde Luft zu erzielen. 8—8. Kranke Zimmerpflanzen Die Haupturſache der Erkrankung unſerer Zimmer⸗ pflanzen iſt darin zu erblicken, daß ſie von Schädlingen be⸗ fallen worden ſind. Zu dieſen Schädlingen gehören unter anderem am häufigſten die Woll⸗ oder Schildläuse, der Mehltau, die rote Spinne ſowie Roſt⸗ und Fäulnispilze, ferner Blattläuſe und allenfalls der Blaſenfuß. Sämtliche Lausarten werden am beſten und ſchnellſten dadurch ver⸗ tilgt, daß ſie mit einer einprozentigen Brühe aus Zigarren⸗ ume werden. 5 2 mit härteren Blättern taucht man— ſofern ſte lühen— ganz in dieſe Lauge ein. Das Spritzen und Eintauchen wird etwa zwei⸗ bis dreimal in 65 is acht 7 8 So wird auch die Brut gleichzeitig vernichtet. 5 d 5 Anders geht man gegen die rote Spinne vor. Hier kommt am beſten eine Löſung aus Schmierſeife und Nikotin⸗ brühe in Betracht. Die Löſung kann in dieſem Falle ſogar anderthalbprozentig ſein. Ebenfalls gelangt ſie gegen Blaſenfuß und Schildlaus zur Anwendung. Zunächſt wird verſucht, mit einigen Spritzen auszukommen, und wenn dies nicht ausreichen ſollte, werden die Pflanzen in die Lauge getaucht. Mitunter genügt es auch, Azaleen, Korallen⸗ bäumchen und andere hartblättrige Pflanzen mit kaltem Waſſer abzuſpritzen oder abzuwaſchen, wenn ſie vom Blaſen⸗ fuß, der roten Spinne, der Woll⸗ oder Schildlaus befallen worden ſind. 5 i Am beſten ſchützt man Zimmerpflanzen vor dieſen Plagegeiſtern dadurch, daß man ſie öfter einmal in den Regen ſtellt oder in Ermangelung deſſen mit reinem, lau⸗ warmem Waſſer überſtäubt. Nur wenn ſie vom Mehltau befallen worden ſind, iſt Trockenheit das beſte Mittel: der Mehltau braucht Feuchtigkeit zu ſeiner Entwicklung! Wer⸗ den dieſe Schädlinge ferngehalten und die Pflanzen wirklich ſorgfältig beobachtet und wird rechtzeitig eingegriffen, wenn ſich der eine oder andere Schädling zeigt, werden ſie nie ernſtlich erkranken können. Ger- Für den Winter gerüſtet Wie bereiten wir den Keller vor? Es verſteht ſich eigentlich von ſelbſt, daß man die Räume, die unſere Wintervorräte aufnehmen ſollen, mit ganz beſonderer Sorgfalt behandelt. Dennoch wird häu⸗ fig zu wenig Bedacht darauf genommen. Erſte Vorbedingung eines zweckmäßigen Vorrats⸗ kellers oder einer entſprechenden Kammer iſt ein tadellos ſchließendes Fenſter. Daneben muß ein Thermometer be⸗ feſtigt ſein, damit die Hausfrau die Temperaturen ſtets überprüfen kann. Um alle eingelagerten Vorräte friſch zu erhalten, darf die Temperatur nicht 7 Grad Celſius über⸗ und 2 Grad Celſius minus unterſchreiten. Die meiſten Keller ſind feucht. Hier hilft nur ein Austrocknen, wie es durch einen fachkundigen Maurer, der einen Koksofen auf⸗ ſtellt, erfolgen kann. Danach wird gründlich gelüftet, der Kellerraum peinlich genau geſäubert, und flache Schalen, mit Chlorkalzium gefüllt, ſaugen die letzte Feuchtigkeit auf. Helle Einſätze haben die neuen Jacken und Pullover in den verſchiedenſten Formen. In dichter Hälelarbeit, ge⸗ noppt, geſtreift, kariert oder in modernen Phantaſiemuſtern laſſen ſich gutſitzende Weſten und Jacken für kalte Tage arbeiten. Feſte Kragen und Revers ſchließen die koſtüm⸗ artige Wirkung ab. Oft belebt ein weißer Piquseinſatz oder eine kleine Weſte aus heller Waſchſeide die gedeckten, dunklen Farbtöne. Dunkelblau, Schwarz, auch Braun und Grün werden in der tiefſten Schattierung bevorzugt. Derbe Sportwolle für haltbare, ſtrapazierfähige Sachen, ſchmiegſame Boueléwolle und feine weiche An⸗ gorawolle werden am meiſten verwendet. Trachtenjacken in Strickarbeit aus melierter Wolle, 3. G. in Grau⸗Grün mit dunkelgrünen Aufſchlägen ſind beſonders beliebt. Bunte Wollſtickerei gibt eine friſche Betonung des Farb⸗ lichen. Die kragenloſe Häkeljacke Nr. 1 hat, auf zwei Knöpfe geknöpft, weſtenartige Verarbeitung mit breiten Aufſchlägen. Zwei Klappen der eingeſchnittenen Taſchen betonen die Jackenform. Ein heller Einſatz aus leichter Angorawolle, zur breiten Schleife gebunden, bildet eine freundliche Halsgarnierung. Der geſtrickte Pullover Nr. 2 wird ebenfalls durch auswechſelbare Einſätze aufgehellt. Ein tiefer Ausſchnitt läßt recht viel von der ſäumchenver⸗ zierten Hemdbluſenform mit Frackkragen und Fliege ſehen. Der weiße Aufputz wird mit farbigen Schals ab⸗ gewechſelt, deren Enden eingeſteckt getragen werden. Ge⸗ rippter Samt, getupfte Seide oder feine Wolle in herren⸗ artigen Muſtern wirken auch auf dem ſchwarzen Pullover modiſch und lebendig. Strick- und Häkelarbeit finden aber nicht nur für Strickkleider und Fumper praktiſche Verwendung. Schon jetzt denkt man an warme Unterkleidung, die, wärmend und anſchließend, manche Erkältung oder Grippe fern⸗ halten ſoll. Der Körper gewöhnt ſich ſchnell an die weiche, mollige Wollwäſche, denn ſie kratzt nicht und trägt faſt gar nicht auf. Das ſei den Ueberempfindlichen zur Beruhigung geſagt, unter Betonung, daß eine ſelbſtgeſtrickte Wäſche⸗ garnitur noch dazu viel preiswerter iſt. Aus feiner Baby⸗ wolle, weiß, roſa oder hellblau, kann man für Erwachſene und Kinder praktiſche Wäſcheſtücke ſtricken. Selbſtgeſtrickte Hemdhoſen, Schlüpfer und Hem⸗ 8 den ſind dankbar im Tragen und b in der Wäſche. Nach einer guten Vorlage läßt ſich auch eine mo⸗ derne Hemdhoſenform mit an⸗ gearbeitetem Büſtenhalter nach⸗ arbeiten. Schmale Träger, zierliche Häkelkanten und win⸗ zige Wollröschen am Ausſchnitt nehmen der Wollwäſche allen winterlichen Schrecken. 5. Modiſches aus Wolle In modrigen Kellern muß man mit Schwefel arbei⸗ ten. Für einen mittelgroßen Kellerraum ſchmilzt man in einem alten Eiſentiegel ein halbes Kilo Stangenſchweſel —Vorſicht, Feuersgefahr!— ein und tränkt damit alte Lappen, die man in dem abgedichteten Kellerraum verteilt und verkohlen läßt. Nach gründlichem Lüften iſt, wenn der Schwefeldampf einen Tag einwirken konnte, der Kel⸗ ler frei von Fäulniskeimen. Will man Gemüſe einlagern und friſch halten, ſo legt man in einer Ecke, mit Ziegelſteinen eingefaßt, ein Saud⸗ beet von etwa 1,25 Zentimeter Breite und 30 Zentimeter Höhe an. Man füllt den Raum mit einer Miſchung aus Sand, Erde und Torfmull und bettet darin ſämtliche Rübenarten und Wurzeln. Kohl hält ſich beſſer, wenn man ihn, den Kopf nach unten, in Abſtänden auf Schnüß ren aufhängt. —— Kochrezepte für jeden Tag. Apfelſchnee. Rohe Aepfel werden auf der Glasreihe gerieben, mit Zucker oder Honig geſüßt und mit dem Schneebeſen ſchaumig geſchlagen. Zuletzt kommt der Schnee von zwei Eiweiß darunter. Man reicht kleine Makrönchen dazu. Nach Belieben kann man ſie auch gleich unter den Schnee miſchen oder den Berg damit verzieren. Hamburger Pfefferpothaſt. Zu gleichen Teilen Zwie⸗ beln, in Scheiben geſchnitten, und nicht zu fettes Ochſen⸗ fleiſch, groß gewürfelt, in einem gut verſchloſſenen Topf, zur Hälfte mit Waſſer gefüllt, langſam kochen laſſen mit einer Mohrrübe, einer Selleriewurzel und einem Lorbeer⸗ blatt. Darauf achten, daß das Fleiſch nicht zu weich wird und zerfällt. Dann entfernt man die Gewürze, rührt gerie⸗ benes, friſches, ſchwarzes Brot an, bis die Brühe ſich bindet, doch nicht zu dick wird. Man läßt fünf Minuten kochen und richtet dann an, indem man den Eintopf mit fein gewiegten Salzgurken und Pfeffer überſtreut. Man reicht Salzkartoffeln dazu. Weizenflockenkrem. Die Weizenflocken werden in roher Milch einige Stunden eingeweicht, bis ein dicker Krem entſteht. Dann ſüßt man ſie mit Honig oder Rohzucker und vermengt ſie mit Fruchtſaft— Himbeerſaft oder Kochſaft von friſchem Kompott— überreibt die Speiſe mit ein wenig Zitronenſchale und reichlich friſchen Mandeln und iſſen Die Tunika Wer hätte geglaubt, als man ſie zum erſten Male ſchüchtern auftauchen ſah, daß die Tunika einen ſo erfolg⸗ reichen Siegeszug antreten würde? Frau Mode liebt nun einmal die Abwechſlung und iſt der vielen geraden, engen, oft geſchlitzten Röcke müde. Es gefällt ihr, die ſtreng ſport⸗ liche Note fallen zu laſſen und graziös und weiblich zu er⸗ ſcheinen. Die Frauen ſind damit einver⸗ ſtanden, das bewdeiſt, mit welcher Freude ſie die neue geſchweifte Linie aufnehmen. Hin und wieder ſieht man ſogar ſchon ganze Kleider, die einen weiten, glockig ge⸗ ſchnittenen Rock haben, aber vorerſt feſſelt noch die Tunika unſere Auf⸗ merkſamkeit 3 5 5 DE A ——— 2 ichnung L Schulenburg Ihr Schnitt iſt für den Vor⸗ mittag und die Straße noch urückhaltend und wenig ge⸗ e Pelzbefatz oder Knöpfe ſind der beliebte Schmuck. Als Material verwendet man 1 glänzende Geiden und ſchöne Spitzen. ind füllig und verbreitern die Schultern. Die Aermel Sie tragen, ebenſo wie die Glocke der Tunika, dazu bei, die Taille recht dünn erſcheinen zu laſſen. Der ſchmale gerade Rock tritt wenig in den Vordergrund, nur ſeine Länge iſt von Bedeutung. Am Abend reicht er bis zum Knöchel oder läßt nur eben den Schuh frei. Dieſe Kleider für geſellige Nach⸗ mittage und feſtliche Abende ſind anmutig und fraulich zu⸗ gleich, ſo wie es die neue Linie der Mode vorſchreibt. Reinigung des Vogelbauers Hänschens Behauſung muß von Zeit zu Zeit einer ründlichen Reinigung unterzogen werden. Zu dieſem wecke wird das Drahtbauer zunächſt mit warmem Soda⸗ waſſer ausgewaſchen und gut abgetrocknet. Dann wird aus Schlemmkreide und Salmiakgeiſt ein dünner Brei her⸗ geſtellt und das Bauer hiermit eingerieben. Mit einem weichen Tuch wird nachpoliert— und Hänschens Wohnung erſtrahlt in neuem Glanz, was ſchließlich die Kreide be⸗ wirkte. All' die be cen Flecken ſind mit e n.— l 5 Salmiaks verſchwu —— 5 e. 70 7377S .