Rr. 253(2. Blatt). Bote Mittwoch, 28. Oktober 1936 — Die Aufgabe der SA Ludin vor 100000 SA.⸗Männern von Süd weſt. 100 000 SA.⸗Männer der Gruppe Südweſt waren in Stuttgart angetreten, um nach Abſchluß der Sommerausbil⸗ dung die Richtlinien für die beginnende Winterarbeit entge⸗ genzunehmen. Anter den Klängen des finnländiſchen Reſter⸗ marſches eröffnete Standartenführer Gerhard Schu⸗ mann die Morgenfeier, in deren Mittelpunkt die richtung⸗ weiſenden Ausführungen von S A.⸗ Gruppenführer Ludin ſtanden. Die Aufgabe der SA., ſo führte SA.⸗ Gruppenführer Ludin aus, iſt erſtmalig und einmalig. Die Frage, warum es nach der Machtübernahme, der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und des Arbeitsdienſtes noch eine SA. gebe, beantwortete er in echt ſoldatiſcher Weiſe mit den Worten: Weil der Führer es will! Weil er ſie wie in der Vergangen⸗ heit auch in der Gegenwart und erſt recht in der Zukunft brauchen wird. Es iſt falſch, die SA. vom militäri⸗ ſchen Standpunkt aus zu betrachten. Die äußere Form iſt niemals Zweck, ſondern Ausdruck einer beſtimmten ſeeli⸗ ſchen Haltung. Weil wir uns im perſönlichen und politi⸗ ſchen Leben zur ſoldatiſchen Haltung bekennen, iſt auch das Aeußere des SA.⸗Mannes ſoldatiſch. Aber wenn der Marſch⸗ titt der nationalſozialiſtiſchen Sturmabteilungen durch die Straßen der Dörfer und Städte dröhnt, iſt es keine militä⸗ liſche, ſondern eine politiſche Kundgebung. Politik iſt für uns kein Tummelplatz perſönlichen Ehrgeizes, ſondern tiefes, umfaſſendes Bekenntnis zu allen Dingen unſeres der⸗ zeitigen und künftigen völkiſchen Erlebens: Politik iſt für uns Weltanſchauung. Volksgemeinſchaft iſt ihr letztes Ziel und ihre höchſte Förderung. In der Kampfzeit hat der Marſch der Sturm⸗ abteilungen oft überzeugender gewirkt als vieles reden, und noch heute iſt er unſere ſtärkſte Propaganda. Die ſee⸗ liſche und materielle Not, in der das deutſche Volk ſich be⸗ funden hat, kann nicht mit halben Maßnahmen überwunden werden. Immer wieder wird es Burſchen geben, die ver⸗ ſuchen, dieſes Werk zu ſabotieren: dieſe müſſen nieder⸗ eſchlagen werden. Immer wieder wird es Zweifler geben: e müſſen überzeugt werden. Immer wieder werden Wan⸗ lende ſein: dieſe müſſen aufgerichtet werden. Das kann kur geſchehen durch das Vorbild von Männern, die mit⸗ ten im Volke ſtehen, die ſelbſt Volk ſind, zu denen das Volk Vertrauen hat. Wie Ihr ſeid, wird auch das deutſche Volk ſein. Darum herlange ich von Euch, daß Ihr in dieſen Winter hineingeht als mutige Fahnenträger einer neuen Zeit, als die Sturmabteilungen unſeres Führers in eine deſſere politiſche Zukunft. Wuchtig verklangen die Worte des SA.⸗Gruppenführers, und auf den Geſichtern der ſtramm ausgerichteten SA.⸗Män⸗ ner konnte man den Ernſt ſehen, mit dem ſie entgegengenom⸗ men wurden. Das Lied„Arbeiter, Bauern, Soldaten“ er⸗ klang, und die Weiſe des Horſt⸗Weſſel⸗Liedes ſchloß die ein⸗ drucsvolle, ſoldatiſch⸗ſchlichte Kundgebung. Führerſchaſt der HJ in Freiburg Freiburg i. Bo. 0 der Tagung der Gebietsführer der 99, Gebieksjungvolkführer und Obergauführerinnen des BM ſprachen im Beiſein des Reichsſugendführers Amts⸗ lelter der Reichsjugendführung ſowie die Reichsreferentin des Bd M, Trude Bürkner. Stabsführer Lauterbacher eröffnete die Arbeits⸗ tagung und umriß den Arbeitsplan für das nächſte Halb⸗ jahr Beſondere Beachtung werde vor allem der Frage der Heimbeſchaffung gelten. Die Schaffung von Heimen ſei eine politiſche Notwendigkeit, jedoch ſei der HJ nicht mit alten Baracken gedient, ſondern entſprechend der Wichtigkeit und Größe der nationalſozialiſtiſchen Arbeit der Jugender⸗ ziehung ſei die Schaffung neuer Heimſtätten der Jugend eine unumgängliche Vorausſetzung für die Möglichkeit der politiſchen Jugenderziehung. Im weiteren Verlauf ſprach der Leiter des Perſonal⸗ amtes der Reichsjugendführung, Obergebietsführer John, über die neue Diſziplinarordnung der HJ. Die HJ ſehe nicht in der Betreuung, ſondern in Führung und Erziehung ihre Aufgabe. Ueber die Rundfunk⸗ und Kulturarbeit ſprach der Lei⸗ ter des Rundfunk⸗ und Kulturamtes, Obergebietsführer Cerff. Er führte u. a. aus, daß die Jugendſendungen einen weiteren Ausbau erfahren würden. Der Einſatz von Spielſcharen ſei eine kulturelle Notwendigkeit. Im Mittelpunkt der Ausführungen des Leiters des So⸗ galamtes, Obergebietsführer Axmann, ſtand das Pro⸗ blem des Jugendrechts. Durch die Bildung eines Jugend⸗ rechtsausſchuſſes auf der Akademie für Deutſches Recht ſel der Foem bes Jugendrechts eine neue Richtung gegeben worden. Es ſollen künftig in allen Gauen Jugendrechtsaus⸗ ſchüſſe gebildet werden. Beſondere Beachtung verdienen die Arbeſtsgemeinſchaften für deutſches Jugendrecht auf den Hochſchulen, die auf verſchiedenen Hochſchulen bereits ins eben gerufen ſeien. Der Abend vereinigte die Führerſchaft auf Einladung der Stadt Freiburg im Theater beim Beſuch des Schau⸗ ſpiels Katte“ von Hermann Burte. 2. Aus dem Gerichtsſaal Der Doppelgiſtmord in Pützchen Die Angeklagten belaſten ſich gegenſeitig. 4 Bonn, 27. Okt. Im weiteren Verlauf des Bonner Gift⸗ mordprozeſſes wurde in die Vernehmung der Angeklagten Johannesberg eingetreten. Genau ſo wie Brodeſſer nun⸗ mehr jede Schuld beſtreitet und ſeine mitangeklagte Geliebte belaſtet, will Frau Johannesberg, die auch in der Vorun⸗ terſuchung jede Schuld abgeſtritten hatte, alles ihrem Lieb⸗ haber zuſchieben. Er habe ſie mit ſeinen Liebesbeteuerungen monatelang bedrängt und es auch dahin getrieben, daß dem früheren Mieter von ihrem Mann gekündigt worden ſei und er ſelbſt in ihr Haus einzog. Als Frau Brodeſſer erkrankt ſei, habe Brodeſſer ihr geſagt, ſie habe entweder ein Mittel, das ſie oft brauche, in allzugroßen Mengen eingenommen oder ſich ſelbſt mit dem Gift vergiftet, das er noch zur Rattenvertilgung gehabt habe. In den erſten paar Wochen ſei ſie ſelbſt garnicht ins Beueler Kranken⸗ haus zu Frau Brodeſſer gegangen. Erſt nach drei Wochen habe ſie ihr auf den Wunſch Brodeſſers hin Wäſche und andere Dinge gebracht. Sie habe von dem Gift nichts ge⸗ wußt, dagegen habe Brodeſſer gewußt, daß in ihrer Küche Kaffee bereitſtand, den ihr Mann morgens trank. Eine Erbſenſuppe, die ſie einmal für ihren Mann gekocht und in der Küche ohne Aufſicht habe ſtehen laſſen, ſei ihrem Mann verdächtig vorgekommen, ſo daß ſie ſie weggeſchüttet habe. Ihr Mann habe dann nach einigen Tagen Schmerzen an Händen und Füßen ge⸗ habt. Brodeſſer habe aus Eiferſucht darauf gedrängt, daß ihr Mann ſofort nach Bonn ins Krankenhaus komme. Anſchließend wurden einige Aerzte vernommen, die die beiden Verſtorbenen behandelt hatten. Profeſſor Gerhard, der Leiter des Beueler Krankenhauſes, iſt wohl als erſter auf den Gedanken gekommen, daß es ſich bei Frau Brod⸗ eſſer um eine Vergiftung durch ein Metallgift gehan⸗ delt habe. Ihr Mann ſei dann ſofort mit einer Sektion ein⸗ verſtanden geweſen. Ueber die Art des angeblichen Selbſt⸗ mordes habe die Kranke nichts geäußert, ihn aber auch nicht veſtritten. Ihr Zuſtand habe ſich zunächſt langſam gebeſſert, ſei dann aber wieder ſchlimmer geworden. Möglich ſei es ſchon, daß man ihr das Gift noch im Krankenhauſe gegeben habe. Seinen Verdacht habe er auch dem Bonner Kranken⸗ haus mitgeteilt, wo der Ehemann Johannesberg lag. Es ſei aber ſchon zu ſpät geweſen, und der Patient kurz darauf ge⸗ ſtorben. Von dem verdächtigen Haarausfall habe man dort nichts gewußt. Der Facharzt, den Johannesberg wegen ſeiner chroni⸗ ſchen, im Kriege erworbenen Krankheiten öfter konſultiert hat und der ihn auch zu Beginn ſeiner tödlichen Krankheit behandelte, hat zuerſt an eine Beeinfluſſung des Gehirns durch die Ohrenvereiterung geglaubt. Der Chemiker Dr. Künkele gab ein ausführliches Gut⸗ ai das mit dem Ergebnis ſchloß, daß das betr. Metall⸗ gift einwandfrei durch Spektralanalyſe in beiden Leichen nachgewieſen ſei. Kriminalſekretär Lüft, der die erſten Ermittlungen lei⸗ tete, ſchilderte dann das Hin und Her der wechſelnden Aus⸗ ſagen Brodeſſers, deſſen endliches Geſtändnis er für die Wahrheit halte. Frau Johannesberg habe noch am Grabe ihres Mannes bei der Exhumierung in einer dramatiſchen Szene ihre eheliche Treue bekundet während ſeine Ermitt, lungen einwandfrei das Gegenteil ergeben hätten. Bei der Gegenüberſtellung habe Brodeſſer zu Frau Jo⸗ hannesberg geſagt:„Sage die Wahrheit, ich habe ſie auch geſagt. Du haſt genau ſo viel Schuld wie ich.“ * Das Mittageſſen vergiftet Ein weiterer Giftmordprozeß im Rheinland. Wuppertal, 27. Okt. Unter der Anklage, ihren Ehemann Karl Meyer aus Wipperau bei Solingen vorſätlich und mit Aeberlegung durch Gift getötet zu haben, haben ſich die 36. jährige Ankonie Meyer und der 35jährige Robert Marx aus Solingen zu verantworken. Karl Meyer war am 29. Mai in Solingen im Kranken⸗ haus unter Vergiftungserſcheinungen geſtorben. Bereits vor Eintritt ſeines Todes war die Kriminalpolizei zugezo⸗ gen und die Ehefrau Meyer, als ſie im Krankenhaus ihren Mann beſuchen wollte, verhaftet worden. Zwei Stunden ſpäter hatten die Kriminalbeamten den unter dringenden Verdacht der Mittäterſchaft ſtehenden Robert Marx, der zu Frau Meyer in näheren Beziehungen ſtand, in der Meyer⸗ ſchen Wohnung verhaftet. Zu der Verhandlung ſind gegen 40 Zeugen geladen Zu der Tat behauptet Frau Meyer, daß der Gedanke des Gift⸗ mordes zuerſt von Marx erörtert worden ſei. Zunächſt habe er ihr geſagt, daß ſie es bei ihrem Mann einmal mit Giftpilzen verſuchen ſolle. Nachher habe er ihr Zyankali mitgebracht, das ſie ihrem Mann im Kaffee geben ſollte. Sie habe es aber, wie auch ſpäter gekauftes Rattengift ſowie Queckſilber, das ihr Marx gegeben habe, ihrem Manne nicht verabfolgt. Le⸗ diglich ein kaliumhaltiges Gift habe ſie gekauft und mehrmals im Gemüſe gekocht. Von drei Tuben, die ſie von dieſem Gift gekauft habe, ſeien zwei Tuben verbraucht worden. Sie habe lediglich bezweckt, daß ihr Mann einmal krank werde, um ſich auf dieſe Weiſe für die ſchlechte Behandlung durch ihn zu rächen. Marx erklärte, er habe im Gegenteil verſucht, Frau Meyer, von der der Gedanke des Giftmordes ſtammte, hier⸗ von abzuraten. Frau Meyer beſchuldigte im Verlaufe der weiteren Vernehmung den Mitangeklagten Marx, daß er ihr anbefohlen hätte, im Falle eines Verhörs auszuſagen, daß ſie das Zyankali in der Taſche ihres Mannes gefunden habe, der Selbſtmordabſichten geäußert hätte. Es kommen verſchiedene anonyme Briefe an Meyer und an ſeine Eltern zur Sprache, die von Marx ſtammen und in denen er die Betreffenden vor den Gift⸗ mordabſichten der Frau warnt. Vierfacher Giſtmörder vor Gericht Ravensburg, 27. Okt. Hier begann die auf vier Tage berechnete Verhandlung gegen den Giftmörder Johann Baptiſt Guth von Waldſee, der teils allein, teils mit dem „Heilkundigen“ Gebhard Sieber aus der Gemeinde Ein⸗ türnen, Kreis Waldſee, in den Jahren von 1932 bis 1935 nicht weniger als vier Menſchen durch Gift beſeitigt hat. Der Hauptangeklagte, der jetzt 55 Jahre alte Guth, der im Oktober vorigen Jahres verhaftet wurde, hat zunächſt ſeine kränkelnde Ehefrau Viktoria, darauf ſeine Geliebte Katharine Gaßner, mit der er noch zu Lebzeiten ſeiner Frau ein Verhältnis unterhielt, und ſchließ⸗ lich die beiden außerehelichen Kinder der Ge⸗ liebten, den 10 Wochen alten Johann Baptiſt und die zwei⸗ jährige Eliſabeth, durch Gift beſeitigt Als Gift verwendete er Strychnin und Arſenik. Der Hauptangeklagte gehört zu den ſcheußlichſten Giftmiſchern, die Deutſchland je geſehen hat. Seine Mordtaten entſprangen nicht etwa dem raſchen Anſtoß eines Gefühls oder einem verbrecheriſchen Impuls, ſondern einer ſorgfältigen und ſachlichen Ueberlegung, wie denn Guth nach Aufdeckung ſeiner Verbrechen unter der erdrückenden Laſt nicht zuſammenbrach, ſondern mit unbe⸗ greiflicher Gefühlskälte die Maske des Biedermanns wahrte. Die Beweggründe für ſeine Giftmorde entſprangen jeweils einem kalten Egoismus, denn die vier Perſonen, die ſeine Opfer geworden ſind, ſtanden ſeiner egoiſtiſchen Lebenshaltung im Wege. Wie weit es ſich bei Guth ange⸗ ſichts ſeines ſachlichen und bewußten Vorgehens um einen Luſtmörder im eigentlichen Sinne des Wortes handelt, wird die Verhandlung zu klären haben. Der 1000 ⸗Marlſchein⸗Winter vor dem Sondergericht Halle a. d. S., 27. Okt. Im großen Schwurgerichtsſaal des Landgerichts begann vor dem Mitteldeutſchen Sonder⸗ gericht die Verhandlung gegen den 54 Jahre alten Guſtav Winter aus Naumburg an der Saale, der einſt durch ſeinen Krieg um die„rotgeſtempelten Tauſend⸗ markſcherne“ ſich einen zweifelhaften Ruhm erworben hatte, und gegen ſieben weitere Angeklagte. Sie haben ſich wegen Verbrechens und Vergehens gegen das Geſetz vom 14. Juli 1933 über die Neubildung von Parteien zu ver⸗ antworten. Die Anklage wirft ihnen vor: Aufrechterhal⸗ tung, Weiterführung und Neuaufbau der ſogenannten „Winter⸗Bewegung“ nach dem Parteienverbot. Der„Tau⸗ ſendmarkſchein⸗Winter“ wird außerdem beſchuldigt, ſeine Anhänger um 50 000 Reichsmark betrogen zu haben. Die Verhandlung wird zehn Tage in Anſpruch nehmen. Zur Durchführung der Beweisaufnghme ſind zwei Sachverſtän⸗ dige und über 60 Zeugen geladen. Mörder zum Tode verurteilt. opeln, 28. Okt. Das Oppeler Schwurgericht verurteilte nach zweitägiger Verhandlung den 21 Jahre alten Peter Czichon wegen Mordes an ſeiner früheren Braut, der 18 Jahre alten Franziska Korneck, zum Tode. Außerdem wurden ihm die Ehrenrechte 5 Lebenszeit abgeſprochen. Czichon hatte am 14. September ſeine Braut auf der Land⸗ ſtraße wie er angab, aus Eiferſucht getötet. — — Wandernde Kraniche. Wer fetzt mit offenen Augen und Ohren durch die Felder und Wälder ſtreift, wird Stim⸗ men vernehmen und Bilder beobachten können, die ihm neu find, und er wird Gelegenheit haben, dem ewig rätſelvol⸗ len Walten der Natur ein wenig nachzuſpüren. So ver⸗ nimmt man manchmal draußen abſeits vom Lärm der Stadt aus hohen Lüften ein rauhes, vielſtimmiges Geſchrei. Man mag lange den blauen Himmel abſuchen, bis man vielleicht in gewaltiger Höhe in ſtrenger Keilordnung dahinziehende Vogelgeſchwader entdeckt. Es ſind wandernde Kraniche, die, im hohen Norden beheimatet, nun den Flug gen Süden lenken. In den nördlichen Gebieten unſeres Vaterlandes werden ſie immer ſeltener, denn ſie lieben ausgedehnte Moor⸗ und Sumpfſtrecken, in denen ſie ſich ſicher fühlen. Wunderbar iſt es, daß man den Ruf der Bie Kraniche aus ſo großer Höhe vernehmen kann. Die Kraniche ſind tüchtige und ausdauernde Flieger, die in kurzer Zeit ihr afri⸗ kaniſches Winterquartier erreichen. Dort ſind ſie auf den zahlreichen unbewohnten Inſeln zu Gaſt, bis ſie im Früh⸗ jahr wieder ihre Reiſe in die nordiſche Heimat antreten. ——— fiameradſchaft überwindet die not Aufrafdes Staßdscfiefs der A. des qteiqisfuſirers 35 umd des Norpsfiifirers NMI. jur 2. Reichsſtraßenſammlung am 31. Oktober u. 1. november Stets, wenn unſer führer zum kampf rief, waren es die männer der 3fl., 5 und des nett., die dem Befehl gehorchend inre Perſon rückſichtslos einſenten, um ju ſiegen. zum vierten male gilt es, gegen fiunger und Kälte aufzu⸗ morſchleren und durch ßiameradſchaft die not überwinden zu helſen. überall werden diefe männer als kümpfer für das Winterhilfswerk —. ˙ 2—— der Stabschef der fl.: des Deutſchen Volkes in der Front des datſozialismus ſtehen und der Welt das größte friedenswerk des Dritten feiches künden. Bringt ihnen kure Verbundenheit durch freudige opfer⸗ bereitſchaſt jum fusdruck. 1 Der fiorpsführer: Der Reichsführer 5 Schütze (3. Fortſetzung.) Das Ende eines Abenteuers Alpaka⸗Herde geht in Auſtralien zugrunde. Größer darf der Beſtand an Tieren allerdings nicht werden, wenn die Herde bewegungsfähig bleiben ſoll. Als deshalb von unten, von der Küſte her, das Gerücht einer neuen Revolution kommt, ſetzt ſich die Herde nach Weſten in Marſch, in der Richtung auf das Meer. Die Grenzer bilden keine Gefahr. Aber— Mr. Leeds oder Ledger hat nicht an die Indianer gedacht. Sehr bald ſchwirren die Bolas, die Wurfkugeln, aus dem Hinterhalt. Engpäſſe finden ſich durch Geröll ver⸗ ſperrt. Künſtliche Steinlawinen donnern von den Abhän⸗ gen herab. In paſſivem Widerſtand wird in den Hütten alles verweigert, was die Karawane braucht. So ging es nicht weiter, das würden ſie nicht mehr lange mitmachen, das mußte anders werden. Es wurde anders. Mr. Ledger brauchte ſeine hungernden und dur⸗ ſtenden Leute nicht von gewaltſamen Ueberfällen zurück⸗ zuhalten. Die Peſt als Waffe Merkwürdig! Die Steinwürfe aus dem Hinterhalt, die Hinderniſſe auf den Wegen hörten plötzlich auf. Eines Tages— der Teufel mochte ſich mit den Indios ausken⸗ nen— fand man ſogar auf einem Steinhaufen offenbar für die Hirten bereitgeſtellt, Speiſe und Trank, Maisbrot und Waſſer. Während die ausgehungerten Arrieros ſich darüber hermachten, beſchäftigte ſich Charles Ledger nach⸗ denklich damit, den künſtlichen Geröllhügel abzutragen. Er hatte noch nicht lange gearbeitet, da blieb ſeinen Leuten! der Biſſen in der Kehle ſtecken. Denn der tote Indianer, der nur oberflächlich unter den Steinen verſteckt geweſen war und jetzt zum Vorſchein kam, war— das ſah man deutlich— an der Peſt geſtorben. Auf der Puna herrſchte die Peſt! Indiohirten ſuchten ihr Heil in der Flucht, deſertier⸗ ten und wurden— ſterbend gefunden. Es gab kein Ent⸗ kommen. Die Seuche lagerte landauf, landab über der Puna, hatte ſchon 300 000 Tote gefordert. Die Eingebore⸗ nen nahmen die furchtbare Krankheit als ein Zeichen der alten Götter in ſtummer Demut hin. Sie ſahen in ihr die Strafe dafür, daß ſie den weißen Mann mit ſeiner heiligen Herde ungehindert hatten ziehen laſſen. Zugleich aber erkannten ſie darin die furchtbare Waffe, die ihnen a Götter nicht ohne Grund in ihre geſchwächten Hände gaben. Immer ſchwerer wurde es den Arrieros, mit nagen⸗ dem Hunger zuſehen zu müſſen, wie der Herr der Herde die verlockenden Krüge, die ſich immer wieder am Weg⸗ rand bereitgeſtellt fanden, einfach zerſchlug und das Mais⸗ brot in den Staub trat. Bald lockten ſogar blanke Silber⸗ taler neben den Brotlaiben, erſt einer, dann mehr bis zu kleinen Haufen von zwölf Stück. So opferten die von fanatiſcher Leidenſchaft entzündeten Eingeborenen ihre ganze Habe, um wenigſtens den Schwarzen Tod noch in die fernen Länder der Weißen zu ſchicken, ehe er ſie ſelber ereilte. Eines Tages geſchah das Unvermeidliche. Die Treiber waren diesmal früher an dem von unſichtbaren Händen gedeckten, tödlichen Tiſch als Charles Ledger. Er verſuchte, ihre Kette zu durchbrechen. Er zog den Revolver, um die Branntweinkrüge zu zerſchießen, aber auch die Arrieros zogen die ihren aus dem Gürtel. „Genug, Senor! Jetzt wollen wir eſſen, jetzt wollen wir trinken!“ Das iſt das Ende, mußte Ledger denken, denn wie ſollte er allein die Herde von über tauſend Tieren wohl an die Küſte bringen? Damit ließ er ſich etwas abſeits nie⸗ der und betrachtete die traurige Fieſta, die da gefeiert wurde. Lachend, fluchend langten ſeine Leute zu, wurden unter der Wirkung des Branntweins luſtig und lärmend, ſo daß ſie übermütig mit den großen alten Silberſtücken klimperten, aber dann wurden ſie ſtiller. Noch viel zu nüchtern, fanden ſie, lag endlich alles auf der Erde umher. Die Blicke trafen ſich manchmal, aber geſprochen wurde nicht. Der Tod war ihnen allen ſicher. Wann würde er kommen? Es ſchien unglaublich, aber niemand von den Arrie⸗ ros ſtarb. Ein Indianer, ſterbend am Wegrand gefunden, gab nach Tagen die erlöſende Erklärung. Von der geheim⸗ nisvollen Seuche wurden nämlich nur die eigentlichen Indios, nicht aber Weiße, Miſchlinge und Neger befallen. Der alte Indianer berichtete noch mehr.. Schneeſtürme, Rieſenblutegel Der Weg war nun frei. Von Menſchen ungehindert, konnte die verbotene Herde ihrer heimlichen Pfade ziehen. Doch ſchien es, als ob die Natur ſelbſt ſich gegen den Raub der Alpakas empörte. Furchtbar litten Männer, Pferde und Mauleſel unter der Bergkrankheit, dem ge⸗ fürchteten Soroche, der den Reiter unverſehens aus dem Sattel ſtürzen läßt. Zwei der letzten Indiohirten taumel⸗ ten ſchwindelnd über den Rand eines Abgrunds, zerſchell⸗ ten. Schneeſtürme überfielen den Zug, wirbelten die leicht⸗ gebauten Tiere wie Federbälle auseinander, begruben die Ermarteten dann unter ihrer dichten Decke. Ein einziger Sturm koſtete die Herde 200 tote Tiere. Der Sommer kam. Nach langer Durſtſtrecke jagten die Tiere einem halbaus⸗ getrockneten Tümpel entgegen, und ehe die Hirten die Spitze erreichen konnten, waren ſchon Hunderte von Alpa⸗ kas unter furchtbaren Schreien im ſeichten Waſſer zuſam⸗ mengebrochen, über und über bedeckt mit Scharen von Rieſenblutegeln. Und abermals gab es zahlreiche Tote! Im Juli 1858 kam die zuſammengeſchmolzene Herde endkich in dem Hafenort Caldera an. Es traf ſich gut. Die Dee N r Küſte loderte immer noch im Feuer der Revolution und des Krieges. Niemand wußte genau, was noch erlaubt war und ſwas verboten, wer eigentlich regierte und wer nicht. Außerdem glich Mr. Ledgers Bande eher einem Räuberhaufen als friedlichen Hirten. Die Angſt vor der gefürchteten Bergpeſt bahnte ihr den Weg durch die Stra⸗ ßen der Stadt. So ſtellte ſich N niemand dazwiſchen, als die letzten 322 Tiere endlich auf der„Salvadora“ eingeſchifft wurden. Am 28. November des gleichen Jahres ging in Port Jackſon, Auſtralien, eine aus Alpakas und Vi⸗ kugnas gemiſchte Herde von 276 Köpfen an Land. Charles Ledger legte ſeine KoſtenrechnFung vor. Der auſtraliſche Premierminiſter bezahlte, ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken, die runde Summe von 15 000 engliſchen Pfund. Die Herde war alſo noch immer die koſtbarſte Herde der Welt. Aber ſehr bald ſollte ſie zum Gegenteil werden! Bald tat es Ledger leid, das Geld genommen zu ha⸗ ben. Er hatte geglaubt, hier im neuen Konkinent könne„ſeiner“ Herde nichts mehr paſſieren. Aber nun kamen plötzlich ehrgeizige und blind ſtreberhafte Bürokraten, die von Alpakas und Vikugnas ſo wenig verſtanden wie er, Charles Ledger, von Akten⸗ faſzikeln. Sie ſandten die Herde gerade in jene Diſtrikte des Landes, vor denen der Mann, der ſie über ein Jahr⸗ zehnt als Hirte gehütet hatte, ausdrücklich warnte. Es kam ſo, wie es kommen mußte. Aufnahme: Weltbild— M. Von San Franzisko nach Oakland wird eine Brücke gebaut, die mit 7,2 Kilo⸗ meter die längſte der Welt iſt. Auf 77,6 Millionen Dollar werden die Koſten ver⸗ anſchlagt. Das furchtbare Dürrejahr machte auch vor der„Regie⸗ rungsherde“ nicht halt. Danach kam die Räude. Die ein⸗ zig brauchbaren, indianiſchen Hirten fehlten. Nach wen⸗ gen Jahren wurde das letzte Dutzend elender Tiere an den Meiſtbietenden verkauft, um endgültig zugrunde zu gehen. Um dieſe Zeit war Ledger ſchon lange wieder in Südamerika und rettete den Fieberrindenbgaum fit England. Die Welt im Kakteenkrieg Die bisher geſchilderten abenteuerlichen Ueberfüh⸗ rungen des Kautſchukbaumes, des Fieberrindenbaumes und der Alpakas und Vikugnas von ihrem heimatlichen Kontinent nach anderen Erdteilen waren geniale Schach⸗ züge im Kampf um den Rohſtoff. Heute— und das iſt beruhigend für uns Deutſche— wird dieſer Kampf nicht mehr an den Grenzen der Urwälder weitergeführt, ſon⸗ dern in den Laboratorien der Induſtrie und der Wiſſen⸗ ſchaft, wo die Meiſter des Mikroſkops und der Retorte zu neuen Stoffen vordringen, die die Welt noch nicht kennt. In Auſtralien, in Südafrika, auf Ceylon, auf Hawaii überall in den Tropen rüſtet ſich der Menſch zu einem großartigen Vernichtungsfeldzug gegen das überhandneh⸗ mende Unkraut der großen Kakteen, der Stechbirnenpeſt, wie der Auſtralier ſagt. In Auſtralien, wo die Gefahr am dringendſten war, iſt man, nachdem der Kampf mit Hacke, Feuer und Gift ſich als unzureichend erwies, zuerſt auf den Gedanken gekommen, die natürlichen Feinde der Kakteen aus ihrer ſüdamerikaniſchen Heimat herüberzu⸗ holen und auf den hartnäckigen Landesfeind loszulaſſen. In Auſtralien waren vor wenigen Jahren 30 Millionen Morgen Land dadurch verdorben, in Südafrika ſchon acht Millionen Morgen. Allein die Größe dieſer Zahlen gibt den merkwürdigen Inſektentransporten, die hier als Hilfstruppen des Menſchen über den Pazifik und den Atlantik geholt wurden, einen Schimmer von Romantik. Die„Sonoma“ fährt vermutlich heute noch im regel⸗ mäßigen Liniendienſt zwiſchen San Franzisko und Sydney. Dieſer Dampfer war auserſehen, die von den auſtraliſchen Fachleuten in langjähriger Arbeit in Texas, Florida, Mexiko und Argentinien geſammelten und auf ihre Kakteenfeindſchaft hin geprüften Inſekten von einem Kontinent zum anderen zu überführen. Die Ueberfahrt der ungewöhnlichen Fracht geſchah in luftigen, tragbaren, treibhausähnlichen Transportkäſten, in denen in ſterili⸗ ſiertem feuchten Torfmoos die Kakteenſproſſe eingepflanzt waren, auf denen wiederum die Inſekten ſaßen. Zuerſt ſtellte man die Käſten in den Kühlraum, und ſämtliche Tiere gingen ein. Später ließ man ſie an Deck, und der Zweite Offizier von der„Sonoma“ wurde allmählich ein Spezialiſt im Feſtzurren der Käſten bei bewegter See und im Schattengeben unter der Aequatorſonne des Pazifik, denn in vier Jahren wurden auf dieſe Weiſe 205 Trans⸗ portkäſten von San Franzislo nach Sydney geſchickt. Uebrigens war bei all dieſen Inſekten noch nicht ſicher feſtgeſtellt, ob all dieſe Kakteenfeinde nicht auch Feinde der auſtraliſchen Melonen, Tomaten, Trauben und Kar⸗ toffeln waren. Dieſe Unterſuchung wurde erſt hinter dem engen Gazedraht der auſtraliſchen Station vorgenommen. Bis dahin galten die zukünftigen Retter der auſtraliſchen Erde als beſonders gefährliche Fracht. Die eniſcheidende Aeberfahrt Aber wenn der Zweite Offizier von der„Son oma“ gehofft hatte, bei einem ähnlich folgenſchweren Transport Zeuge und Mithelſer zu ſein, wie ihn einſt die Entführung der Kautſchukſamen auf der„Amazonas“ darſtellte, bann ſah er ſich durch die Tücke des Zufalls bitter enttäuſcht. Dieſer eine große und entſcheidende Transport ging näm⸗ lich als einzige Sendung nicht von San Franzisko, ſon⸗ dern von Buenos Aires über den Atlantik, Kapſtadt und den Indiſchen Ozean nach Auſtralien, und das war ſo ge⸗ kommen: Schon 1914 hatte einer der wiſſenſchaftlichen Kund⸗ ſchafter Auſtraliens ſich einen erklärten Kakteenfeind im Botaniſchen Garten von Bahia vorgemerkt, einen hübſchen kleinen Schmetterling, der ſeine Eier an die Kakteen⸗ ſproſſe legte, damit die Raupen es ſich ſpäter im ſaftig⸗ grünen Kakteenfleiſch ſo wohl ſein ließen wie die Maden im Speck. Eine auſtraliſche Argentinien⸗Expedition hatte das begehrte Inſekt nicht wiederfinden können. Erſt 1924 wurde der Schmetterling bei Concordia in der Provinz Entre Rios wieder entdeckt. Die Hauptſtation der Auſtrg⸗ lier auf dem amerikaniſchen Kontinent war in Uvalde in Texas, mehr als 10 000 Kilometer von der Fundſtelle des Schmetterlings entfernt, deſſen Raupen den Kalteenkrieg zugunſten des Menſchen entſcheiden ſollten. Wie leicht alſo hätte dieſer eine von den 143 von den Auſtraliern in Erwägung gezogenen Kakteenfeinden vergeſſen werden können! Aber nun hatte man ihn, und bereits im Mal 1924 traten 3000 Raupen des Schmetterlings Cactoblaſtis cactorum die hiſtoriſche Ueberfahrt nach Afrika und Auſtralien an. Dabei überließ man bei einem kurzen Aufenthalt in Kapſtadt 250 Tiere der ſüdafrikaniſchen Re⸗ gierung. Dieſer kleine Transport wurde zum Ausgangs- punkt für die Befreiung ganz Auſtraliens und Südafrikas von der Kakteenplage, denn bei dieſer einen Ladung von 3000 Raupen iſt es geblieben. 3000 Raupen tun ihre Pflicht Milliarden von Eiern wurden 1927 in den ſchlimm⸗ ſten auſtraliſchen Kakteenfeldern angeſetzt. Heute kann man die Vermehrung der Schmetterlinge ruhig ſich ſelbſt überlaſſen. Zweimal im Jahr fallen Billionen von Rau⸗ pen im Großangriff über die Kakteen her, und nach weni⸗ gen Wochen liegen ganze Felder und Wälder davon in kümmerlichen Ueberreſten am Boden. Es gibt in ganz Auſtralien kein einziges Stechbirnenfeld mehr, das nicht ſchon von der Kakteenmotte verſeucht iſt. Millionen Mor- gen Land ſind ſchon von der Kakteenplage gereinigt. Bei dem übrigen Teil iſt die Säuberung nur noch eine Frage der Zeit. In Südafrika hat man vor einigen Wochen zum erſtenmal 300 000 Schmetterlingseier, die Nachkommen ſchaft jener 250 ſüdamerikaniſchen Raupen vom Jahre 1924, in den gefährdetſten Gegenden des Oſtens ausgeſetzt, Heute ſind es zwar nur einige Morgen Kakteengeſtrüpp die von den aus dieſen Eiern entſchlüpften Raupen vel nichtet ſind. Im Herbſt aber werden ſchon 30 Millionen, im nächſten Frühjahr ſogar 3 Milliarden Raupen die Kakteenpeſt angreifen. Schon plant man in Auſtralien, ein andeces gefährliches Unkraut durch ein anderes Inſelt zu vernichten. Vielleicht wird ſie alſo ſchon geſammelt vielleicht kreuzt ſie ſchon den Ozean— die nächſte lebende Schiffsladung, die das Geſicht der Welt verändert, aben⸗ teuerliche, geheimnisvolle, ſeltſame Fracht! (Schluß.) die Nahrungsgüter vor Verderb