AU. — fille lll 5 Iünmumummmm⁰mmmmmmummmmmmmmmmmmmmmmm 16 Nr. 256(2. Blatt). Neckar Bote Samstag, 31. Oktober 1936 propaganda als Staatskunſt Bon Reichsamtsleiter Wilhelm Haegert. Demokratie bedeutet Verantwortung des Volkes für die Staatsführung. Verantworten kann das Volk nur das, was mit ſeinem Willen geſchieht. Es iſt eine Binſenwahrheit, daß der allgemeine Wille ſich nicht aus der Zuſammenzäh⸗ lung aller Einzelwillen ergibt. Weniger erörtert iſt die Frage, warum es ſo iſt. Jeder Menſch iſt in ſeiner politi⸗ ſchen Meinungsbildung abhängig von den Informationen, die er erhält. Die Mittel der politiſchen Information ſind Preſſe, Rundfunk, Film u. a. Im parlamentariſch⸗liberalen Syſtem ſind dieſe Mittel in den Händen egoiſtiſcher Kapi⸗ talsmächte, die einen unheilvollen Einfluß auf Wahlen und Abſtimmungen ausüben. Im parlamentariſchen Staat gibt es keinen öffentlichen Volkswillen, ſondern nur eine von Drahtziehern gemachte Volksmeinung. Dieſe falſche Demo⸗ kratie des Parteienſtaates geht allmählich in der ganzen Welt zu Grunde. Die neue Demokratie des deutſchen Volksſtaates hat im Gegenſatz zum alten Syſtem den Einfluß auf alle Propa⸗ gandamittel in den Händen der unparteiiſchen Staatsge⸗ walt vereinigt und verhindert ſo eine Verfälſchung des Volks⸗ willens. Der Einfluß auf die öffentlichen Propagandamittel iſt ſomit ein grundlegendes Unterſcheidungsmerkmal zwi⸗ ſchen alter und neuer Demokratie. Da das Mehrparteien. ſyſtem die private Verfügung über die politiſchen Mei⸗ nungsmittel vorgusſetzt, mußte ſchon aus dieſem Grunde der nationalſozialiſtiſche Staat einen neuen Weg finden, um dem allgemeinen Willen den richtigen Ausdruck zu ver⸗ leihen. Das Dritte Reich findet den wahren Volkswillen in der Partei, in der die beſten Kräfte des deutſchen Volkes durch eine dauernde Ausleſe zuſammengefaßt werden. In ihr verkörpert ſich der politiſche Wille der Nation. Da die Partei eine Ausleſe darſtellen muß, kann ſie ſelbſtverſtänd⸗ lich nur einen Bruchteil des Volkes umfaſſen. Damit nie und nimmer bis in die fernſte Zukunft hinein der auf dieſe Weiſe zu findende Wille des Volkes durch gelegentliche Feh⸗ lerquellen vom wahren Volkswillen abweichen kann, hat der Führer beſtimmt, daß regelmäßig durch Abſtimmungen die allgemeine Zuſtimmung des Volkes zur Regierungspolitik eingeholt werden ſoll. Dieſe Abſtimmungen haben keinen direkten Einfluß auf die Entſcheidungen der politiſchen Füh⸗ rung, ſondern ſollen ein unentbehrliches Kontrollorgan zur Verhinderung politiſcher Irrwege ſein. Damit iſt ein Syſtem geſchaffen, das den Geſamtwillen in einer unübertrefflichen Weiſe in der Regierung des Staates zum Ausdruck bringt. Dieſe Inſtitution ſetzt vor⸗ aus, daß das ganze Volk über Aufgaben und Ziele der po⸗ litichen Staatsführung orientiert iſt. Das iſt die wichtige Aufgabe der Propaganda. Sie iſt die Verbindung zwiſchen dem in der Partei Geſtalt gewordenen politiſchen Willen und dem Volk. Sie muß die weltanſchauliche Einheit zwi⸗ ſchen Partei und Volk herſtellen und bewahren. Dem ſchlichten Volksgenoſſen ſoll ſie die Gedanken⸗ gänge der Regierungspolitik vertraut machen ebenſo wie dem Intellektuellen. Sie hat aber auch die feinſten Regun⸗ gen der Volksseele zu erkennen und die Wirkung politi⸗ ſcher Maßnahmen auf die Stimmung des Volkes der politi⸗ ſchen Führung zur Kenntnis zu bringen. Sie hat dafür zu ſorgen, daß im Volk keine Mißverſtändniſſe über poli⸗ tiſche Fragen auftreten und macht andererſeits Regierungs⸗ und Parteiſtellen auf Fehlerquellen aufmerkſam. Somit ſchließt ſich wieder der große Ring, in dem durch neue Wege die Verantwortung des Volkes für ſeine politiſche Führung feſtgelegt iſt. Ohne das perſönliche Verhältnis, das die Propaganda zwiſchen dem Führer und dem Volk ſchafft, iſt das autoritäre demokratiſche Prinzip des neuen Deutſchlands undenkbar. Dieſe Propaganda iſt ſomit ein nicht Beſtandteil der ungeſchriebenen Verfaſſung des Dritten Reiches. Sie nach den Weiſungen des Führers zu einer Staatskunſt im höchſten Sinne ausgeſtaltet zu haben, iſt das Verdienſt des erſten Propagandamini⸗ ſters der Welt. Nachdem Dr. Goebbels den Einfluß auf die Propagandamittel in der Hand der nationalſoziali⸗ r Bewegung vereinigt hatte, ging er daran, auf ſeine rfahrungen als Reichspropagandaleiker der Bewegung geſtützt ſeine Mitarbeiter für die großen Aufgaben zu ſchu⸗ len und die von ihm als richtig erkannten Grundſätze mit eiſernem Willen durchzuſetzen. wegzudenkender Das erſte Buch ſchenkte dir deine Mutter Bücher er ſchloſſen dir die Welt, ſie ſenl So geht es uns allen. verlangt das Buch, N 98 55 g Darum laß es dir ſch s inen Leb nent Kind deinem Kameraden! Nach dieſen Grundſätzen iſt die deutſche Propaganda unmittelbar, denn ſie bringt Führung und Volk in direkte Berührung In Kundgebungen, durch Rundfunk und Film erlebt der deutſche Volksgenoſſe den Führer und lernt die tiefſten Weſenszüge ſeines Charakters kennen. So ſchafft dieſe Propaganda zwiſchen Führung und Volk jenes auf der Welt einzigartig vertraute Verhältnis. Dr. Goebbels hat uns gezeigt, daß der Propagandiſt, auch wenn ihm alle Mittel zur Verfügung ſtehen, ſich weiſe beſchränken muß. Die deutſche Propaganda trommelt nicht Monat für Mo⸗ nat, ſondern faßt ihre Arbeit in kurzen ſchlagartigen Feld⸗ zügen zuſammen. Sie bringt propagandiſtiſche Höhepunkte, die Volksfeiern des 1. Mai und des Erntedanktags Sie iſt auch keine uferloſe Weltpropaganda, ſondern ſieht ihre Hauptaufgabe im Inneren in der klaren Erkenntnis, daß das große Wunder, das heute im deutſchen Volk geſchieht, die beſte Propaganda für Deutſchland iſt. Durch den kraft⸗ vollen Einſatz ihres Leiters iſt ſo die deutſche Propaganda führend und beiſpielgebend für die Welt geworden. Nach Jahren ſchwerer, oft ſorgenvoller Arbeit iſt für den Parteigenoſſen Dr. Goebbels ein Tag rückſchauender Erinnerung gekommen. Die deutſchen Propagandiſten ſchließen ſich dem Dank des ganzen Volkes an und grüßen den treuen Gefolgsmann des Führers, den propagandi⸗ ſtiſchen Lehrmeiſter, mit dem Verſprechen, nach ſeinem Beiſpiel unſerem Führer und dem Volke in nie er⸗ müdender Arbeit zu dienen. Wir bleiben die Alten! Großangriff der SA., SS. und des RS. gegen Hunger und Kälte. Niemand wird die Tage vergeſſen, da die Formationen der Bewegung auf den Straßen marſchiert ſind im Kampf um ein neues Deutſchland. Jeder SA.⸗Mann weiß von jenen Tagen des Kampfes zu erzählen. Von jenen Tagen, die heute ſchon wieder um Jahre zurückliegen und doch unver⸗ geßlich bleiben für die Kämpfer im braunen Ehrenkleide der nationalſozialiſtiſchen Bewegung. Nur zu oft wurden die Reihen durch den roten Terror gelichtet. Die Kämpfer im braunen Ehrenkleide haben gezeigt, daß ſie im Notfall bereit ſind, ihr Höchſtes, was ſie beſitzen, ihr Leben, wenn es gilt, zu opfern. So kämpften ſie Tag um Tag, Jahr für Jahr, für den Sieg der Bewegung. Keine Mühe war ihnen zu viel, kein Opfer zu groß. Immer ſtanden ſie bereit in guten und in ſchlechten Tagen und harrten der Befehle des Führers. Und nie haben ſie gezweifelt, auch wenn der Terror noch ſo groß war und es im Augenblick ausſichtslos erſchien, über⸗ haupt noch an den Sieg zu denken. Ihr Glaube an den Führer hat ſie ſtark gemacht, treu ſind ſie der Fahne ge⸗ blieben bis zum heutigen Tage. Als nach der Machtergreifung das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes durch den Führer ins Leben gerufen wurde, haben ſich die Formationen der Bewegung, insbeſondere aber die SA., SS. und das NSKK. freudig dem Führer im Kampf gegen Hunger und Kälte zur Verfügung geſtellt. Ihre Einſatzbereitſchaft, ihr Opfergeiſt gilt dem ganzen deulſchen Volke. Auch in dieſem Jahre werden die Stammformatio⸗ nen der Bewegung wieder im Dienſte des WH W. ſtehen. Am heutigen Samstag und morgigen Sonntag werden ſie durch große Aufmärſche und Standmuſiken zeigen, daß ſie auch in dieſem Winter auf ihrem Poſten ſind und vorbildlich den Geiſt des wahren Sozialismus der Tat in ihren Herzen tragen. Sie kennen die Sorgen und Nöte der Betreuten des Winterhilfswerkes, und gerade darum erfüllen ſie freudig ihre Sammelpflicht an dieſen beiden Tagen. An Euch aber, Volksgenoſſen, ergeht der Ruf: Erwerbt nicht nur die Sammelabzeichen der SA., SS. und des NS. und gebt Eure Spenden in die Sammelbüchſen. Opfert wirklich und denkt an die ſchweren Jahre des Kamp⸗ fes dieſer Männer, die in uneigennütziger Weiſe alles gege⸗ ben haben, um unſer Volk vor dem Untergang durch den Bolſchewismus zu retten. SA., SS. und NS. ſind die Alten geblieben. Zeigt Eure Dankbarkeit, das iſt der ſchönſte Dank für ihr Opfer. Mehr als 100 Muſikkapellen! Zur großen Reichsſtraßenſammlung. Für die zweite große Reichsſtraßenſammlung am kom⸗ menden Samstag und Sonntag veranſtalten die SA, SS und NS bereits am Samstag nachmittag in ſämtlichen Kreisſtädten große Auf⸗ und Sternmärſche nach dem größten Platz der Stadt, woſelbſt die Sammelaktion in feier⸗ licher Weiſe durch den Kreisbeauftragten des WHW und die Führer der Formationen eröffnet wird. Bei dieſer großen Kundgebung wirken die Muſikzüge der Formationen mit, und nach der Kundgebung werden die Sammler auf den Straßen ihre Sammeltätigkeit übernehmen. Außer den Mu⸗ ſikzügen der genannten Formationen haben ſich die örtlichen Muſikvereine ebenfalls in den Dienſt dieſer großen Sammel⸗ aktion geſtellt, ſo daß wir heute ſchon feſtſtellen können, daß mehr als 100 Muſikkapellen am kommenden Sonn⸗ zag Standkonzerte veranſtalten. 5 Das NS hat in jedem Kreiſe eine Werbeko⸗ lonne aus Kraftwagen und Motorrädern gebildet, welche in das Kreisgebiet hinausfährt, um dort die Tätigkeit der Sammler durch entſprechende Transparente und den perſön⸗ lichen Einſatz auf das Beſte zu unterſtützen. So meldet der Kreis Mannheim, daß bereits am Samstag die Muſikzüge der S A⸗Standarte 171 und R 253 auf dem Marktplatz und dem Friedrichsplatz Stand⸗ konzerte geben. Am Sonntag ſpielen beide Kapellen von 12 bis 13 Uhr auf denſelben Plätzen und außerdem das Muſik⸗ korps der Motorſtandarte 153 auf dem Paradeplatz. Der große Sternmarſch der Formationen nach dem Marktplatz fin⸗ det am Samstag 15.30 Uhr ſtatt. 8 Eine ganz großartige Werbefahrt wird das NS in 9 1 e 5 e 10 Laſtkraftwagen und 10 Perſonenkraftwagen werden mit Transparenten geſchmückt die Werbung in den Landorten durchführen. In Heidelberg ſelbſt finden am Sonntag ein großer Sternmarſch ſowie Platz⸗ konzert am Samstag und Sonntag ſtatt. erſtützt die Sammlung der SA, Sc und des NS RR nach bester eä Ihr helft dadurch den Kampf gegen die Nöte des Winters erfolgreich durchzuführen. Erwerbt die Sammelabzeichen am kommenden Samstag und Sonntag, Ihr zeigt dadurch Eure Hilfsbereitſchaft und Eure Dankbar⸗ keit! Das Auge iſt in Gefahr! Schönheit der Arbeit kämpft für Betriebshygiene. Die Deviſe von der„Schönheit der Arbeit“, ohne die alles ſozialiſtiſche Streben unſerer Weltanſchauung nur guter Wille bliebe, hat zu einem Erfolge geführt, den ſich vor drei Jahren als der Kampf um den menſchwürdigen Arbeits⸗ platz ſeinen Anfang nahm, gewiß keiner der Kämpfer hätte träumen laſſen: Der Reichsparteitag der Ehre brachte den Er⸗ laß vom„Muſterbetrieb!“ Es wäre eine gewiß leicht zu beantwortende Frage der Organiſation geweſen, ſchon vor zwei oder drei Jahren die Forderung des„Muſterbetriebs“ an die Werksgemein⸗ ſchaften zu ſtellen. Der Nationalſozialismus zog es vor, hier wie überall im deutſchen Leben, die organiſche Entwicklung von Leib, Seele und Geiſt in und an der neuen Idee, die unſer Leben gewaltig erfaßt hat, der kalten„Anordnung“ im alten bürokratiſchen Sinne vorzuziehen. Heute, drei Jahre, nachdem die erſten Referenten des Amtes„Schönheit der Arbeit“ in die Betriebe gingen, oft mißverſtanden und viel⸗ leicht gar läſtig empfunden, gibt es keinen Betrieb in Deutſch⸗ land mehr, in dem ſich nicht der freiwillige Drang nach einer Verſchönerung des Arbeitsplatzes in irgendeiner Form ge⸗ äußert hätte! Nicht jeder Betrieb zeigte in dieſen Jahren, in denen die Geiſter aufgerüttelt wurden: Schafft ſelbſt den Sozialismus! Packt dort an, wo Nachläſſigkeit und die Deviſe: Was geht's mich an?! bislang troſtlos herrſchten, — die gleiche Unternehmungsluſt und Phantaſie. Ueberall war der ſolidariſche Wille zur Schönheit und Würde eines neuen Lebens im neuen Volke Adolf Hitlers zu ſpüren! Die Idee alſo ſchuf die Grundlage für die„Schönheit der Arbeit!“ Alles Trommeln hätte den Mitarbeitern des von Dr. Ley geſchaffenen Amtes nichts genützt, hätte nicht der Glaube des Führers unſer ganzes Volk in ſeinen Bann geſchlagen und unerhörte Willensleiſtungen ausgelöſt! und dennoch galt es, alles Lehrgeld zu ſparen und ſogleich nützliche Arbeit zu leiſten, die nicht Gegenſtand langwieriger Konferenzen um die Möglichkeit der Schaffung menſchenwürdiger Ar⸗ beitsplätze ſein durfte, ſondern die Tat ſelbſt ſein mußbe. Licht, Luft, Sauberkeit und Kameradſchaft, Opfergeiſt und innere Beziehung zur eigenen Arbeit und auch zu der an der Werkbank daneben, gehörten zu all den Unternehmun⸗ gen, die das Amt„Schönheit der Arbeit“ einleitete und 115 115 Wille der Werkgemeinſchaften dann zur Durchführung rachte. Es iſt notwendig, dieſe Gedanken ſorgfältig auszuführen, denn es iſt der Sinn aller unſer Daſein erhöhenden und auf das Leben der Gemeinſchaft hinweiſenden Unternehmungen des Nationalſozialismus, daß ſie aus der einen und un⸗ teilbaren Idee herauswuchſen. Das Augenlicht iſt ge⸗ wiß kein„politiſcher Faktor“, die Geſundheit der Gemeinſchaft eines Betriebes aber, zu der auch die Geſundheit der Augen gehört, geht das ganze Volk an und iſt ſomit im beſten Sinne politiſch. Denn unſere Politik äußert ſich nicht wie bei manchen anderen in Maſſenerſchießungen oder in lächerlichen Parla⸗ mentsdebatten, ſondern im Werden des kraftvollen, innerlich erhobenen und verantwortungsbewußten Volkes: Betriebs⸗ ſicherheit iſt daher mehr als eine müßige Rentabilitätsbe⸗ rechnung. Die Geſundheit und die Kraft deines Arbeits⸗ kameraden gehört deinem Volke wie die Seele und der Leib des Soldaten. Der Nationalſozialismus hatte es garnicht nötig, ſtrenge Geſetze zur Herſtellung menſchenwürdiger Verhältniſſe in den Werken zu erlaſſen. Die Idee forderte in ihrer breiten Aus⸗ wirkung die Maßnahmen von ſelbſt. Da der Wille aber geweckt war, kamen die Anregungen für die praktiſche Durch⸗ führung gerade zurecht. Die Arbeitsräume der einzelnen In⸗ duſtriezweige gewannen ein neues Geſicht, in modernen Be⸗ trieben freilich raſcher als in verbauten„Knochenmühlen“ der wildeſten Gründerzeit, und Gemeinſchafts⸗, Waſch⸗ und Um⸗ kleideräume, Grünflächen, Sportplätze, ja regelrechte kleine „Erholungsparks“ entſtanden in manchen Betrieben. Ein Wetl⸗ eifer ſetzte ein, der nunmehr ſeine Krönung im Streben nach der Auszeichnung„Muſterbetrieb“ finden ſoll. Die Betriebsverbeſſerungen, die eine Schonung des Au⸗ genlichts— um bei dem vorhin erwähnten Beiſpiel zu blei⸗ ben— erreichen wollen, haben, wie die übrigen Verbeſſerungen gewiß auch, zu mancherlei Betriebserfindungen geführt, die oft von den Kameraden an den Maſchinen ſelbſt herkamen. Ein Zeichen, wie ſehr„Schönheit der Arbeit“ eine Sache der Gefolgſchaft geworden iſt! So hat ein Nürnberger Betrieb in den oberen Teilen der Fenſterrahmen beſondere Fenſterſcheiben einſetzen laſſen; durch dieſe Scheiben werden die ultra⸗ violette n, die Augen ſchädigenden Strahlen des Tages⸗ lichtes und ebenſo die Wärmeſtrahlen abſorbiert. Auf dieſe Weiſe werden die ſteil hereinfallenden Strahlen der Sommer⸗ ſonne regelrecht gefiltert, während die flach— alſo durch die unteren Scheiben— einfallenden Winterſtrahlen nicht be⸗ hindert werden. Der Quälgeiſt der Blendwirkung iſt auf eine ſehr einfache Weiſe ausgetrieben, ohne daß der Raum etwa durch durchgehende Verwendung der präparierten Scheiben, ein „Kkotes Licht“ bekommen häkte. Aber auch die ſtaubfangenden Sonnenſchutzgardinen fallen weg. Dieſe Neuerung erfand ein Kamerad an der Werkbank. Gewiß wäre er im früheren Syſtem nicht auf den Gedanken gekommen, denn es lohnte ſich nicht, für Betriebsverſchöne⸗ rungen den Kopf anzuſtrengen im Klaſſenkampf.... Schön⸗ heit der Arbeit iſt ja erſt im neuen Reich aus den Wunſch⸗ träumen der Menſchenfreunde in die Wirklichkeit marſchiert! Man kümmerte ſich damals auch nicht ſonderlich um eine dem Auge wohltuende künſtliche Beleuchtung des Arbeitsraumes oder um die Verwendung farbiger ſtatt grell⸗weißer Ge⸗ ſchäftspapiere, Karteikarten, Formulare uſw. Das Auge litt, und mit ihm litt die Konſtitution und ſomit auch die ſeeliſche Haltung des Arbeitenden. Was lag daran? Es lohnte ſich nicht im Klaſſenkampf. Wir ſind noch nicht am Ende. Noch gibt es halb⸗ düſtere Winkel und vergitterte Fenſterchen in Fabriken! Noch gibt es Quälereien für das Auge des Schaffenden: Aber ſie ind ſelten geworden. Sehr ſelten. Es lohnt ſich nicht mehr, unkameradſchaftlich und nachläſſig zu ſein in dem großen Werk, das unſer aller Kraft ſpeiſt und das Deutſchland heißt! Gedenktage 1 5 4 31. Oktober. e ther ſchlägt ſeine 95 The ie Tu 85 firche 9 W 5 5 ſen an die Tür der Schloß 1632 Der holländiſche Maler Jan Vermeer van Delft in Delft geboren. 1. November. 1880 515 Grönlandforſcher Alfred Wegener in Berlin ge⸗ 5 oren 1914 Deutscher Seeſieg unter Vizeadmiral Graf v. Spee bei Coronel(Küſte von Chile) über die Enaländer. Aus dem Gerichtssaal „Gelbe Blumen bedeuten Giſt“ Das Rätſel um„Onkel Erhard“. Die Kartenlegerin Rocker erneut ſchwer belaſtet. Mainz, 29. Oktober. Im Prozeß gegen die Kartenlegerin Frau Rocker er⸗ mahnte der Vorſitzende die Angeklagte nochmals vergeblich, ein Geſtändnis abzulegen und zu ſagen, wer der Onkel Ehrhard ſei. Hierauf wurde der Arzt vernommen, der den verſtorbe⸗ nen Vogler behandelt hat. Dieſer hatte, da für eine Ver⸗ giftungserſcheinung vorerſt keine Anzeichen vorlagen, die Ueber⸗ zeugung, daß es ſich um eine Gallenblaſenentzündung han⸗ delte. Er zog noch einen Chirurgen zu Rate. Dieſer ſtellte im weſentlichen die gleiche Diagnoſe und erachtete eine Opera⸗ tion nicht für notwendig. Der Hausarzt hielt den Patienten am Samstag vor ſeinem Tode für beſſer und glaubte ſeinen Beſuch ausſetzen zu können. Kurz danach wurde er gerufen, und der Kranke verſtarb. Er iſt der Ueberzeugung, daß dem Kranken in der fraglichen Nacht das Gift beigebracht worden iſt. Beide Aerzte gaben ihrem Erſtaunen Ausdruck über den guten Zuſtand der Leiche, als ſie nach vier Jahren aus⸗ gegraben worden war. Der behandelnde Arzt ſchilderte dann weiter, daß es für ihn ein unvergeßlicher widerlicher An⸗ blick war, als er nach dem Tode Voglers ins Zimmer trat, wo bei Kerzenlicht im Dunkeln der Tote aufgebahrt war und die angehörigen Familienmitglieder um die Leiche herum zankten und ſchrien, die einen des Geldes, die anderen des Verbrechens wegen. Denn Vogler war ver⸗ ſichert, und die Verſicherung ſowohl als auch die Angehöri⸗ gen verlangten eine Sektion, während Frau Vogler ſich gegen eine ſolche ausſprach und ſich auch durchſetzte. Der behandelnde Arzt hält die Anſicht der Frau Vogler, daß ihr Mann die ganzen verordneten Sachen auf einmal verbraucht habe und durch dieſen übermäßigen Verbrauch geſtorben ſei, für ausgeſchloſſen. Weiter wurden Zeugen gehört, welche den verſtorbenen Chemiker Müller kannten. Dieſer ſoll nach der einen Ausſage in ganz beſon⸗ ders mißlichen geldlichen Verhältniſſen gelebt haben. Stu⸗ diert hatte er nicht, war vielmehr Elektrotechniker von Beruf. Seine chemiſchen Kenntniſſe hatte er ſich in der Schweiz durch einen„Baſtelunterricht“ erworben. Weitere Zeugen bekundeten über das Leben der Ange⸗ klagten und haben zum Teil auch von Frau Rocker Prä⸗ parate des Müller erhalten, mit deren Gebrauch ſie aber nicht zufrieden waren. Beſonders intereſſante Ausſagen machte der aus dem Vogler⸗Prozeß bekannte Zeuge Hoch, der mit dem Chemiker Müller zuſammenarbeitete. Er gab an, daß ihn Müller eines Tages beauftragte, Roßkaſtanien zu beſorgen. Müller habe daraus ein Mittel gegen Gicht bereiten wollen. Frau Müller hat nach Ausſagen dieſes Zeugen die Tabletten ihres Man⸗ nes zu Frau Rocker gebracht, alſo die Verbindung zwiſchen beiden hergeſtellt. Frau Müller, Frau Rocker und Frau Vogler hielten zu⸗ ſammen. Wenn eine von ihnen aber ausſage, würden ſie wohl alle drei hereinfallen. Anſchließend wird Frau Müller vernommen. Anfäng⸗ lich— und das iſt ſehr verdächtig— beſtreitet ſie, nähere Beziehungen zu Frau Rocker gehabt zu haben. Auf Vorhal⸗ tungen des Staatsanwalts gibt ſie jedoch ſchließlich zu, daß ihre Beziehungen zu Frau Rocker doch recht freundſchaftlich waren. Anſchließend wird Heinz Ehrhard vernommen, der von Beruf Chorleiter iſt. Urſprünglich nahm man an, daß es ſich bei ihm um den geſuchten„Onkel Ehrhard“ handele. Er ſelbſt gibt an, es ſei ihm ein Rätſel, wer dieſer Mann ſein könne. Ehrhard bekam angeblich auch mehrfach Tabletten von Müller. Es habe ſich jedoch um unſchädliche Tabletten gegen Erkältung gehandelt. Dann wurde die 44jährige Zeugin Sander aus Hannover vernommen, die zehn Monate mit der Vogler die gleiche Zelle teilte. Die Vogler hat dieſer Mitgefangenen gegenüber Ausſagen gemacht, die die Rocker ſchwer belaſten. U. a. hat ſie von einem Beſuch in Wiesbaden erzählt, bei dem die Rocker ihr die Karten gelegt und geſagt habe, in den Karten lägen gelbe Blumen, die bedeuteten Gift. Ihr Mann ſei rank und läge an der Ecke, ſie ſolle ihn um die Ecke ſchaffen. Mit ihrem Liebhaber Holzhauer werde ſie glücklich. Darauf habe die Rocker der Vogler die Verkalkungstabletten ausge⸗ händigt. Die Zeugin erklärte weiter, daß die Vogler ihr erzählt habe, Frau Rocker habe dieſe Tabletten von einem Proviſor Heinz Ehrhard bezogen. Frau Vogler habe immer wieder vom Onkel Heinz erzählt und geſagt, der Ehrhardt heiße Heinz mit dem Vornamen. Als letzte Zeugin wurde unter Ausſchluß der Oeffent⸗ lichkeit eine Barbara Schäfer vernommen. Frau Rocker leugnet weiter Gefängnisinſaſſen ſagen aus. Mainz, 30. Okt. Am dritten Verhandlungstag im Pro⸗ zeß gegen Frau Rocker wurde die Hilfsaufſeherin vernom⸗ men, die in der Gefängnisabteilung bei Frau Vogler ihren Dienſt verſah und im weſentlichen dieſelben Zeugenaus⸗ ſagen machte, wie ſie bereits im Vogler⸗Prozeß niederge⸗ legt wurden. Als nächſte Zeugin wird die bekannte Krankenpflegerin Schneider aus Mainz vernommen, die anfänglich zögernd ihre Ausſage macht und dann bittet, die Oeffentlichkeit aus⸗ uſchließen, da ſie jetzt verſchiedenes, was ſie im Vogler⸗ Prozeß verſchwiegen, ſagen wolle. Das Gericht beſchließt, daß die Zeugin außerhalb des Gerichtsſaales zunächſt von einem Kriminalbeamten vernommen wird. Statt ihrer werden dann vier Gefängnisinſaſſen als Zeugen vernommen, die teils nacheinander, teils zuſammen in der Zelle mit Frau Vogler zuſammen waren. Die erſte Zeugin, die wegen eines Aodesfalles aus der Haft beur⸗ laubt werden ſollte, wurde von Frau Vogler beauftragt, einen Kuchen mit Gift zu backen und ſich an Verwandte von ihn in Frankfurt zu wenden. Auch ſollte ſie für Frau Vogler der jetzt angeklagten Frau Rocker einen Zettel zuſchmuggeln. Die zweile Zeugin ſagt aus, Frau Vogler habe 15 gegenüber erklärt, die Ange⸗ klagte Rocker hätte ihr geſagt, ihr Mann gehe durch ift um die Ecke, und ſie würde mit dem Holzhauer glücklich werden. Die dritte Gefängnisinſaſſin konnte zufolge ihrer Ausſage beobachten, wie Frau Vogler mit dem Taſchenkuch einen Selbſtmordverſuch verübte, indem ſie ſich damit der⸗ art am Hals würgte, daß ſie bereits blau im Geſicht war. Als die Zeugin damals der Vogler verſ rach, ihr beim Selbſtmord behilflich zu ſein, habe ihr die 165 ein um⸗ faſſendes Geſtändnis abgelegt. Sie gab zu, ihren Mann ſo⸗ wohl als auch ihren Stiefſohn Georg, den Keim und den Seitz vergiftet zu haben. Die Rocker ſei allein ſchuld. Der Vorſitzende verſucht erneut vergeblich, Frau Rocker zu einem Geſtändnis zu bewegen. Dann wird die Vernehmung der Zeugin Schneider fort⸗ geſetzt, die Ausſagen über ihre Beziehungen zu Frau Vog⸗ ler macht. Alsdann ſpricht ſie von dem Geſtändnis der Vogler, das ſie kurz nach der Hausſuchung in heller Verzweiflung der Zeugin gegenüber abgelegt hat. Frau Vogler gab da⸗ mals an, ſie habe ihrem Mann und dem Georg Rattengift aufs Butterbrot geſchmiert; auch dem Seitz habe ſie Gift gegeben. Von dieſem habe das Gift geſtammt, doch er ſei tot und könne nichts mehr erzählen. Der Vorſitzende kommt auf das aus dem Vogler-Prozeß bereits bekannte„Tot⸗ beten“ zu ſprechen. Die Zeugin Schneider gibt an, auf das „Totbeten“ lediglich deshalb eingegangen zu ſein, weil ſie der Vogler nicht getraut habe und feſtſtellen wollte, was ſie eigentlich vorhabe. Die Zeugin Schneider bleibt unvereidigt, da ſie der Be. günſtigung verdächtig iſt. Schließlich wird der Unterſuchungsrichter, Landgerichts⸗ rat Dr. Chriſt, vernommen, der die weſentlichen Momente der Unterſuchung erläuterte. Seiner Meinung nach beſteht die Möglichkeit, daß die Vogler tatſächlich den Ehrhard nicht kennt. Die Rocker dagegen müſſe unter allen Umſtänden wiſſen, wer er ſei. Abſchluß der Giſtmordprozeſſe Auch in Wupperkal und Ravensburg Todesurkeile. Wuppertal, 30. Okt. Im Wuppertaler Giftmordprozeß wurde in der Nacht zum Freitag das Urkeil gefällt. Die bei⸗ den Angeklagten, die 36jährige Frau Antonie Meyer und der 35jährige Rober! Marx, werden wegen gemeinſamen Mordes an dem Ehemann Meyer zum Tode verurteilt un⸗ ker Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebens- zeit. Der Spruch des Schwurgerichts Ravensburg Stuttgart, 30. Okt. das Schwurgericht Ravensburg fällte in dem Prozeß gegen den Giftmörder Guth und ſeine Helfer folgendes Urkeil: Johann Baptiſt Guth wird wegen dreier Verbrechen des vollendeten Mordes zum Tode verurteilt, wegen eines Verbrechens des verſuchken Mordes zu 12 Jahren Zucht. haus; dem Verurteilten werden die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit aberkannt. Der Angeklagte Sieber wird wegen Beihilfe zum voll⸗ endeten Mord zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt; die bür⸗ gerlichen Ehrenrechte werden ihm auf zehn Jahre aber⸗ kannt. Ueberdies iſt Polizeiaufſicht angeordnel. Die Angeklagte Oeſterle wird wegen Mitwiſſerſchafl eines Berbrechens des vollendeten Mordes zu drei Jahren ſechs Monaten Zuchthaus verurteilt; die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihr auf fünf Jahre aberkannk. Der Giſtmörder von Waldſee Ravensburg, 29. Okt. Am zweiten Verhandlungstage wurde die Zeugenvernehmung in dem Prozeß gegen den Giftmörder Guth und ſeine Helfer fortgeſetzt. Frau Vik⸗ toria Guth, Schwägerin des Angeklagten, ſchildert dieſen als leichtſinnigen Menſchen, der ſehr grob zu ſeiner Frau geweſen ſei. Die ermordete Frau Guth ſelbſt ſei dagegen eine ſtille und fleißige Frau geweſen, die zu den Grobheiten des Mannes geſchwiegen habe. Als eine Kronzeugin wurde dann die Bürſten⸗ machersehefrau Thereſig Mayer aus Waldſee vernommen. Als Nachbarin iſt ſie ſchon ſeit 20 Jahren mit den Eheleuten Guth bekannt. Frau Guth habe öfters über Herzſchwäche ge⸗ klagt und alle möglichen ſonſtigen Schmerzen. Sie habe auch geäußert, daß Speiſen, die ihr der Mann reiche, oftmals bitter ſchmeckten. Am Todestage ſei ſie hingegangen ſei ſie hingegangen und habe Frau Guth in einem Seſſel ſitzend aufgefunden. Sie habe nur den Kopf geſchüttelt. Als ſie den Angeklagten aufgefordert habe, doch einen Arzt zu holen, habe dieſer geſagt, das gehe die Leute einen Dreck an. Frau Guth habe ſich auch erbrechen müſſen. Sie habe geſehen, daß das Erbrochene eine gelbe Flüſſigkeit geweſen ſei und daß der Angeklagte Guth ſofort auffallenderweiſe das Erbrochene beiſeite geſchafft habe. Oberamtstierarzt Dr. Hans Grimm, ein Schulkame⸗ rad und Altersgenoſſe des Angeklagten Guth beſtreitet, daß es möglich ſei, wie der Angeklagte angibt, daß dieſer bei ihm Sublimat geſtohlen habe. Der Beſitzer der Waldſeer Apotheke, Paul Becker, ſtellt feſt, daß das bei Guth vor⸗ gefundene Strychnin nicht aus ſeiner Apotheke ſtamme. Der Angeklagte Sieber habe einmal ein halbes Pfund Arſenik⸗ pulver bei ihm verlangt, das er ihm nicht gegeben habe. Auch der Frau Oeſterle habe er das Strychnin verweigert. Ein junger Grieche, dem Deutschland bis vor kurgem Heimat vbar, schreibt: Vor drei Monaten verließ ich VW. 00 ich geboren bin, abo ich meine ganze qugend verbrachte, um mich in Griechenland, meinem Vaterland, für immer niedergulassen. Hier lese ich regelmdßig deutsclie Jeitungen, deren Eintreſſen ich jedesmal sehinsuchitig erꝛarle. Man ebird vielleicht fragen, ꝛbelchen praꝶ- tischen Nutgen ich davon habe. Pielleichi gar kleinen, aber etꝛbas anderes habe ich davon: Die Zeitung vermittelt mir ein Stück Deutschland, das ich fennen und lieben gelernt habe, ein Stuch Deutschland, das meine ævoeitèe Heimat geworden ist... Kreuz und Quer Paradies oder Anterwelt?— Die betrunkene Kuh.— Der unanſtändige Papagei.— Geldſchrankknacker rettet eine Bank.— Radio gegen Ratten! Allenthalben in den geſegneten Weingegenden wurden in den letzten Tagen und Wochen fröhliche Winzerfeſte ge⸗ feiert, bei denen mit dem guten Tropfen des Vorigjährigen das Gedeihen des Diesjährigen begoſſen wurde. Immer wie⸗ der hat der Wein ſeine Zauberkraft bewieſen, den verſtäp⸗ digen Trinker allmählich aller Erdenſchwere zu entheben, ihn ſchweben zu laſſen, hinauszuheben über alle irdiſchen Beküm⸗ merniſſe. Die Pfälzer behaupten ja, daß das Paradies in ihrer Heimat geweſen ſei(mich dünkt, es iſt dort heute noch, wenigſtens kam es den erſtaunten Teilnehmern der Fahrt entlang der Weinſtraße ſo vor). Aber man könnte ebenſogut den Lauf des Anterweltfluſſes Lethe dorthin verlegen, jenes Fluſſes, aus dem nach der Sage der alten Griechen die Verſtorbenen Vergeſſen tranken. Man kann ſich leicht vor⸗ ſtellen, daß es gar kein Waſſer war, das die Seelen zu ſich nahmen, ſondern Wein, der ihnen dann das Vergeſſen ſchenkte. Vielleicht nehmen ſich weinerprobte Pfalzforſcher nach dem fünften oder ſechſten Schoppen einmal dieſer Theſe an. Sie müſſen ſich freilich entſcheiden, denn Paradies und Unterwelt können nicht gut in der gleichen Gegend liegen, es ſei denn, man ſtelle ſich dieſe Oertlichkeiten zweiſtöcig vor. Wie dem auch ſei, es bleibe jedem Zecher unbenommen, ſich im erſten oder im zweiten Stock zu fühlen. Daß es ſogar Tiere gibt, die ſich in paradieſiſcher Ver⸗ bundenheit mit dem Menſchen über den Wein hermachen, zeigt ein Geſchichtchen, das bei Bacharach am Rhein ſich er⸗ eignete. Ein Winzer ließ dort den zum Umfüllen in einer Bütte bereitgehaltenen Wein einige Augenblicke ohne Auf⸗ ſicht. Die Kuh des Winzers ſpürte, angelockt durch die Dünſte des edlen Stoffes, eine Sehnſucht nach dem köſt⸗ lichen Tropfen, riß ſich von der Kette los und ſtieg in den offenſtehenden Keller, wo ſie ſich in haſtigen Zügen über den blumigen Stoff hermachte. Der Erfolg war, daß die Kuh bald in einen weinſeligen Zuſtand geriet, den man allgemein mit„beſchwipſt“ zu bezeichnen pflegt. Hilfsbereit Nachbarn zogen mit vereinten Kräften die Kuh aus dem Keller und ſchafften ſie in ihren Stall, wo ſie ihren Mords⸗ rauſch ausſchlafen konnte. Ueber dieſe weinfrohe Kuh kann man nur ſchmunzeln. Ananſtändiger benommen hat ſich da ein Papagei in Lon⸗ don. Die Sache beſchäftigt ſogar ein engliſches Gericht. Ein reicher Teppichhändler hat ſeinen Freund verklagt, dem er während der Zeit des Urlaubs ſeinen Papagei in Pflege gegeben hatte, denn in dieſen ſechs Wochen hat der Freund ſich den Schabernack geleiſtet, dem gelehrigen Papagei aller⸗ lei Worte beizubringen, die ſelbſt wohlgeſittete Londoner Dockarbeiter zum Erröten bringen können. Nun iſt das Malheur das, daß dieſer Teppichhändler den ſchönen Papa⸗ gei in ſeiner feudalen Teppichhandlung am Piccadylli als Staats- und Prunkſtück am Fenſter hängen hat. Als er vom Arlaub heimkam, ſetzte er den geliebten Papagei auf ſeinen alten Platz am Fenſter. Wie erſchrak er aber, als die erſten Kunden kamen und ſein Papagei, es waren gerade Damen der allerbeſten Londoner Geſellſchaft, ſie mit durch⸗ aus ſalonwidrigen Grüßen empfing. Der Inhaber war ent⸗ ſetzt, die Damen ebenſo. Der gute Mann wurde aber noch betrübter, als es ſich herausstellte, daß der Papagei dieſe Frechheiten nicht ablegte und hinterher auch erfuhr, daß ſein Freund ihm ſie beigebracht hatte. Er machte kurzen Pro⸗ zeß: Er verklagte den lieben Freund, gab den Papagei in eine Papageien⸗Schule, wo ihn der Meiſter von dem Ge⸗ brauch der unſtatthaften Worte wieder abbringen ſoll und den Schaden und die Koſten, die er dadurch hat, ſoll nun der Freund bezahlen. Demgemäß hat das Gericht auch bereits entſchieden. Vielleicht läßt ſich der Papagei als Nachtwächter in einer Bank z. B. verwenden. Man kann ſich denken, daß es nicht ohne Erfolg wäre, wenn über einem lautlos an einem Geldſchrank arbeitenden Verbrecher plötzlich eine Flut von Schimpfworten aus dem Dunkeln heraus lospraſſeln würde. Daß übrigens ſo ein alter, erfahrener Geldſchrank⸗ knacker auch mal nützlich ſein kann, beweiſt eine Geſchichte, die in Adelaide in Auſtralien paſſiert iſt. Das war ſo: Die Kun⸗ den einer Bank warteten bereits an den Schaltern. Sie be⸗ gannen nervös zu werden, da die Auszahlung ſich ſo in die Länge zog. Man munkelte ſchon davon, daß etwas mit der Bank nicht in Ordnung ſei. Auch die Beamten wurden nervös, Im Treſor aber war inzwiſchen Folgendes geſchehen: Der Kaſ⸗ ſierer, der morgens die Gelder zu verteilen hatte, konnte die ſchwere Panzerkür des Treſors nicht aufkriegen. Trotz aller Verſuche funktionierte das Schloß nicht. Es wurde raſch der erſte Feinmechaniker in der Stadt geholt, doch auch die⸗ ſem gelang das Oeffnen des Schloſſes nicht. Schließlich erklärte er, daß nur der Herſteller des Schloſſes die Sache in Ordnung bringen könnte. Derſelbe befand ſich in England. Der gute Name der Bank ſtand auf dem Spiel, es drehte ſich um Minuten. Die Kunden vor den Schaltern wurden immer unruhiger. Sollte die Bank ihre Zahlungen eingeſtellt haben? Wenn nicht ſofort Abhilfe geſchafft würde, war alles hin. Guter Rat war teuer. Aber er fand ſich. Ein Telefon- geſpräch mit der Strafanſtalt und es waren kaum wenige Minuten vergangen, da erſchien im Kellerraum unter ſtrenger Eskorte, mit gefeſſelten Händen der berüchligte Bankräuber Vincough. Es wurden ihm der Schlüſſelbund, ſowie verſchie⸗ dene Haken vorgelegt. Vincough ſah ſich die Geſellſchaft mitleidsvoll lächelnd an, taſtete das Schloß der Panzertür mit den Händen ab und wählte einen kleinen Haken aus den ihm vorgelegten Schlüſſeln und Inſtrumenten. Er ſetzte den Haken an, klopfte an verſchiedenen Stellen der Tür und die zentnerſchwere Tür ging ganz leicht auf. Für ſeine Arbeit verlangte er fünfundzwanzig Dollars, die er auch erhielt. Ein däniſcher Landwirt hat in ſeiner Verzweiflung eine überraſchende Entdeckung gemacht. In ſeinem Keller, in der Scheuer und im Stall nahm die Rattenplage immer mehr und mehr überhand. Fallen und Gift halfen nichts: die Ratten waren zu ſchlau oder fanden an anderem Eßbaren mehr Vergnügen, kurz, ſie blieben und vermehrten ſich un⸗ entwegt. Bis der arme geplagte Landwirt auf einen ſeht ſonderbaren Einfall kam. Er ſtellte überall Radiolautſprecher auf und ließ ſie fleißig ſingen und ſprechen und mit großen und kleinen Orcheſtern muſtzieren. And ſiehe da, nach wenigen Tagen hatten die böſen Nagetiere den Hof fluchtartig ver⸗ laſſen. Leider meldet die däniſche Preſſe nicht, auf wel Sender der Landwirt ſeine Radioanlage eingeſtellt hatte. Es wäre nämlich intereſſant zu unterſuchen, ob nicht der Grund zur Auswanderung der Natten auch in dem Programm zu ſuchen ſei— wenigſtens könnte man auf dieſen Gedanken kom⸗ all wenn man zuweilen gewiſſe ausländiſche Sender ein⸗ elk. 1 * 25 Die Role non mſtoruam Roman von Paul Hain. 2² 11. „Ich habe alſo beſchloſſen, Saskia, dich für einige geit wegzuſchicken. Morgen wird ein Bote nach Brüſſel ſeiten und der Baſe Barbara Spennhoff Beſcheid über⸗ bringen, daß du in ſpäteſtens ſieben Tagen dort ein⸗ iffſſt.“ 5 Obstia blickte beharrlich in den Schoß. Herr van Uylenburgh hatte ſich aus dem Seſſel erhoben und ſtand ſteif, mit undurchdringlichem Geſicht, einige Schritte vor ihr.. i „Du wirſt noch allerlei zu nähen und zu packen haben, denn es wird eine Reiſe auf ein halbes Jahr ſein. Eher länger als kürzer. Sollte die Zeit nicht ausreichen, um dir die verliebten Grillen aus⸗ zutreiben, werde ich dich beſtimmt länger entbehren können. Ich ſelbſt werde dich mit einigen meiner Reiter hinbringen.“ 5 Saskia ſprach kein Wort. „Du brauchſt nicht zu glauben, daß es mir leicht fällt, dich von hier zu entfernen. Aber es iſt notwendig. Am deinetwillen, um meines guten Namens willen. Und dem Juſtus Vermeulen iſt das Maul geſtopft, falls er—,“ er verſchluckte das Weitere. Die Fäuſte griffen in den Wamsgurt. „Nun? Haſt du mir nichts darauf zu ſagen?“ Ungeduldig hoben ſich ſeine Augenbrauen in die Stirn, es wetterleuchtete bedrohlich in ſeinen Augen. „Nichts, Herr Vater.“ Uylenburgh ſtampfte mit dem Fuß auf. „Das unſchuldig gequälte Lamm, wie? Es bleibt alſo dabei. Du haſt hinreichend Zeit, mit der Muhme alles vorzubereiten.“ Er atmete tief auf. Saskia erhob ſich vom Stuhl. „Ich habe nichts mehr zu ſagen,“ knurrte Uylenburgh. Saskia glitt aus dem Zimmer. Wie eine Flüchtende eilte ſie in ihre Kammer hinauf. So überraſchend war ihr der Befehl des Vaters nicht gekommen, etwas Aehnliches hatte ſie geahnt. Nun alſo war es ſo weit. In ſieben Tagen! In ſieben Tagen aus Amſterdam heraus, weg von Rem⸗ brandt! Konnte man ſich das ausdenken? Konnte man ſich denken, daß man nach ſieben Tagen nie mehr Harmensz wiederſehen ſollte? Saskia lächelte. Nein, das war etwas, was unvorſtell⸗ bar war. Ihre Liebe glaubte nicht daran. Ein Menſch, und ſei es der eigene Vater, kann nicht beſtimmen, daß ein Mädchen nach ſieben Tagen nie mehr den Geliebten ſehen werde. Und darum lächelte Saskia. Sieben Tage? Was konnte in dieſer Zeit alles geſchehen! Nein, die Barbara Spennhoff in Brüſſel würde umſonſt warten. Oder— wenn nicht— ſo würde Harmensz nach Brüſſel kommen. Das konnte ihm kein Menſch verbieten. Oder— man konnte aufhören zu leben. Ja! Saskia faltete die Hände wie in einem ſtillen Gebet. Sieben Tage. Harmensz würde einen Ausweg wiſſen. Plötzlich fiel ihr ein: Heute vormittag war ja der Rat der Stadt zuſammengeweſen, um den Ankauf des Bildes zu beſchließen. Die Sitzung war längſt vorüber. Ein froher Gedanke befiel ſie. Ein kühner Gedanke. Was galten ihr jetzt noch die Befehle des Vaters, ſein Groll, ſein Grimm! Sie war allein auf ſich geſtellt, untertan dem ewigen Geſetz der Liebe, dem ſie zu gehorchen hatte. Ein unerbittliches Geſetz! Leiſe öffnete ſie die Tür, lauſchte und huſchte dann auf der Treppe nach unten, um die Muhme zu ſuchen. Ob der Vater noch im Hauſe war? Der ſei zu den Speichern hinübergegangen, zu den Schreibern. „» a wird er nun wohl noch bis zum ſpäten Abend ſitzn über den Büchern,“ ſeufzte Muhme Alberta.„Er arbeitet viel zu viel.“ „Und vergißt darob das Herz, das er doch auch in der Bruſt haben muß,“ murmelte Saskia.„Muhme— Ihr müßt mir wieder einmal helfen. Wißt Ihr denn ſchon, was mir der Vater vorhin geſagt hat?“ „Ich ahne es, Kind. Fort ſollſt du?“ „Nach Brüſſel. Aber wer weiß es genau?“ „Saskia— ſei verſtändig!“ „Ich will's ja verſuchen, Muhme. Aber erſt muß ich Harmensz ſprechen. Nein, nein, ich muß! Komm mit mir in die Stadt. Der Vater mag denken, daß wir Beſor⸗ gungen machen. Bitte, liebſte, beſte Muhme— komm mit.“ 5 Wohin nur, Saskia? Du haſt ja Augen, die bren⸗ en!“ „Ich ſag's dir unterwegs.“ Muhme Alberta ſchüttelte den Kopf. „Saskia, was iſt in dich gefahren?“ „So komm doch,“ 929915 ſie. ö Nein, nein, Kind— ich muß wiſſen, was du tun willſt. Mir iſt das Herz ſchon lange ſo ſchwer. Oft mach' ich mir Vorwürfe, daß ich nicht härter zu dir bin—“ Saskia legte den Arm um ihre Schulter. „Muhme, ich habe keine Mutter. Wenn ich eine hätte T es wär' alles ſo anders. Nun mußt du mir doch Mut⸗ ter ſein, mußt mich verſtehen, du kennſt mich ſo lange. Du weißt, ich tue nichts Unrechtes. Aber wenn Liebe ein Un⸗ recht ſein ſollte, dann müßte ja die ganze Welt zuſammen⸗ brechen—“ i Ach ind „Komm mit, ich bitte dich.“ „Wohin, Saskia— 2“ „Zu Harmensz—, kam Antwort wie ein Hauch. Wee erſchrak. Ernſt blickte ſie Saskia an. a „Ich kann nicht allein den weiten Weg in die Altſtadt gehen. Mit dir iſt das was anderes. Bitte—“ Saskia ſchmiegte ſich zärtlich an die alte Getreue und ſtrich mit den Händen über ihre Wangen. „Ich muß zu ihm, Muhme. Ich muß ihn ſprechen— heute! Frag' nicht, warum. Denk doch, in ſieben Tagen ſoll ich fort— ſoll ihn nie mehr wiederſehen—“ „Ja—, murmelte Alberta,„das iſt wohl ſchimm— das wird wehtun, Kind—“ Ihr Blick traf in Saskias helle, bittende Augen. Nie hatte Muhme Alberta dieſen Augen widerſtehen können, warum alſo ſollte es gerade heute ſein! „Daß ich dir nichts abſchlagen kann,“ ſeufzte ſie und trippelte voran.„Ihr närriſchen jungen Menſchen!“ Eine Weile ſpäter waren ſie auf der Gaſſe und gingen über den Markt, der Altſtadt entgegen. Die Sonne glühte abendlich im Verſinken. * Als Saskia allein die Treppe zu Rembrandts Atelier hinaufſtieg, ſchlug ihr das Herz bis zum Halſe. Sie blieb ſtehen, um ruhiger zu werden. Am ſich zu ſammeln und Fröhlichkeit in ihr Geſicht zu zaubern. Denn es ſollte ja doch eine große und ſchöne Ueberraſchung für ihn ſein. Die Muhme wartete unterdeſſen einige Häuſer ent⸗ fernt. Es hatte Mühe gekoſtet, ſie zu dieſem Weg zu über⸗ reden— aber am Ende hatte ſie auch dazu nicht nein ſagen können. Rembrandt hob erſtaunt den Kopf, als er einen leich⸗ ten Druck auf ſeiner Schulter fühlte. Noch immer ſaß er halb zuſammengeſunken im Stuhl vor der Staffelei. Ein leiſes Kichern. Da fuhr er herum. „Saskia!“ Er ſtrich ſich über die Stirn. noch?“ „Saskia, biſt du es denn wirklich?“ Wie ein Wunder ſtand ſie vor ihm, mit einem kleinen, ſchalkhaften Lachen, und ſtrömte Wärme, Heiterkeit und Anmut aus. „Ich habe mich fortgeſchlichen, Harmensz, Alberta hat wieder geholfen. Ich mußte doch bei dir ſein— heute— da dir der Rat das Bild abgekauft hat, und dir Glück wünſchen.“ Sie ſchmiegte ſich auf ſeinen Schoß. Er ſtarrte ſie verwundert an und erſt jetzt merkte ſie ſeine Verſtörtheit. Ganz erſchrocken lehnte ſie ſich zurück. „Was iſt denn, Liebſter?“ Noch immer ließ ſein Blick ſie nicht los. „Du— weißt— nichts—?“ fragte er. „Was— was ſoll ich denn wiſſen? Du ſelbſt ſagteſt doch geſtern— vor dem Wall—“ Da ſtieß er hervor: „Es war wieder einmal nichts. Wir haben uns zu früh gefreut, mein Lieb. Vorhin war ten Zerkaulen hier—“ „O Gott, Harmensz, ſpanne mich nicht auf die Folter! Sage es ſchnell, was iſt mit dem Bild?“ Da zog er ſie an ſich. d „Es iſt ja nur noch halb ſo ſchlimm— nun, da du bei mir biſt, Saskia. Nun ertrage ich es ſchon.“ Er drängte ſein Geſicht in die duftende Fülle ihres Haares und küßte es, und es ſchien, als ſtröme aus dieſem ſeidigen Geſpinſt neue Kraft und Stärke in ihn über. Sie ließ ihn gewähren. Dann berichtete er von dem Beſuch des Bürgermeiſters und dem Schickſal ſeines Bil⸗ des. Saskia war empört. Mit blitzenden Augen rief ſie: „Daran haben die Vermeulens Schuld!“ „Und dein Vater.“ 8 b Sie verſtummte und biß die Lippen aufeinander. Ein Zittern flog durch ihre Glieder. Faſt lautlos flüſterte ſie: „And dies alles nur, weil wir uns lieben. Die Men⸗ ſchen ſind ſchlecht, Harmensz. Ich habe es lange nicht glau⸗ ben wollen. Was nun? Was ſoll nun geſchehen? Ich habe Angſt um dich.“ Träumte er? Wachte er Er ſchob die Hände in den Wamsgurt. Eine finſtere Entſchloſſenheit prägte ſich in ſeinem Geſicht aus. „Was nun geſchehen ſoll? Am liebſten würde ich den Amſterdanern den ganzen Kram hinwerfen. Fort! Fort von hier!“ Sie klammerte ſich feſter an ihn. Du!“ Ihr Blick war voll Angſt und Glut. Erſt jetzt fiel ihr ein, daß ſie ſelber ja fort wollte. Daß ſie Rembrandt noch um Rat fragen wollte. Dumpf ſagte er: „Es bleibt mir ſowieſo nichts anderes übrig. Fort, nur fort! Die Kaufherren ſitzen hier auf ihren Geldſäcken, und die Künſtler gelten als fahrendes Volk, in einem Topf gebraten mit Gauklern, Degenſchluckern und Seiltänzern! Ah— abreiſen! Nach Deutſchland! Nach Nürnberg! Wie? Da gilt die Kunſt noch etwas. Oder vielleicht auch nach Paris! Da gehen Könige und Künſtler zuſammen, und keiner nennt den andern einen Tropf!“ Saskia trank jedes ſeiner Porte durſtig ein. Reiſen! Fort aus Amſterdam! Aber anders, als ihr Vater es ſich dachte! Nicht als Gefangene! „Malen kann ich überall, Saskia! Die ganze Welt ſteht mir offen! He? Die Niederlande ſind nur ein kleiner Fleck in Europa. Haha— das wäre was, wenn der Rem⸗ brandt bei Nacht und Nebel aus Amſterdam hinausfliegt, frei wie der Vogel in der Luft.“ „And ich?“ Saskia ſah ihn groß an, beinahe gebiete⸗ riſch und fordernd.„Was iſt mir Amſterdam ohne dich?“ Er ſenkte den Kopf. Ein ſchmerzlicher Zug grub ſich um ſeine Lippen. Wie hatte er Saskia nur einen Augen⸗ blick vergeſſen können! Und dann— das liebe Geld! „Ja, du— Liebſte. Dann werde ich wohl bleiben müſ⸗ ſen. Ich käme wohl auch nicht weit— ohne einen Gulden in der Taſche.“ Da aber warf ſie die Arme um ſeinen Hals mit einer Leidenſchaftlichkeit, wie er ſie noch nie in ſolcher Wildheit an ihr geſpürt hatte. Ihr zartes Geſicht war wie durch⸗ leuchtet von einem inneren Feuer. „Harmensz, ich komme mit!“ „Saskia!“ „Ja— es iſt wohl ſo beſtimmt, Harmensz. Geld hab' ich. Ich hab' genug geſpart, es wird ſchon eine Weile rei⸗ chen. Ich fühle es, es ſoll ſo ſein! Nun kann ich es dir ja ſagen, was mein Vater mit mir plant: Weg ſoll ich 15 Weg von dir!“ Rembrandt ſtutzte. Ja, Harmensz, er will mich wegſchicken! zählen.“ Haſtig berichtete ſie, was van Uylenburgh ihr heute mitgeteilt hatte. Verſtört hörte Rembrandt zu. Hatte ſie denn heute die ganze Welt gegen ſie beide und ihre Liebe verſchworen? „Siehſt du, Liebſter, daß ich nun nicht anders kann, als mit dir zu fliehen? Du ſollſt nicht flügellahm wer⸗ den. Man ſoll dich nicht länger quälen. Aber allein laß ich dich nicht ziehen. Nun mußt du mich ſchon mitneh⸗ men.“ Laß dir er⸗ Noch wagte er's kaum zu glauben. „Saskia— das wollteſt du wirklich tun?“ Ihr Blick wurde dunkel und geheimnisvoll. „Kann ich denn anders?“ Er hielt ſie von ſich geſtreckt in den Armen und ſah Ju Ernſt und ſtrömender Innigkeit in dieſe geliebten Züge. „Weißt du, was das heißt, Saskia?“ Sie murmelte nur wieder: „Kann ich denn anders?“ „Du willſt die Heimat aufgeben, das ſichere Haus 15 der Kalverſtraat, deinen ehrſamen Ruf, das Wohl⸗ eben—“ Sie ſchwieg. „Und du willſt dafür das Abenteuer, die Gefahr, das Gehetztwerden, das Sichverſtecken, die Armut ein⸗ tauſchen?“ Sie legte den Kopf zurück. Ein ſehr feines, frohes, machte ihr Geſicht ganz hell. „Nichts von alledem, Harmensz. Ich bleibe mir nur ſelber treu. Mir, dir und unſerer Liebe. Mehr weiß ich nicht. Gefahren ſchrecken mich nicht, denn du biſt ja bei mir. Und mit uns iſt die Jugend, die Hoffnung und deine Kraft, deine ſtarke Kunſt!“ Es packte ihn im tiefſten, dieſe Gläubigkeit ihrer Worte und das Leuchten ihres Geſichts. Erſchüttert nahm er ihren e in beide Hände und beugte ſich voll Demut über ihre Lippen. „Saskia, ich danke dir aus vollſtem Herzen. alſo wollen wir's verſuchen.“ Eine lange Weile danach war es ſtill zwiſchen ihnen. Jeder fühlte des andern Herzſchlag. unendlich inniges Lächeln Dann Hab gossen ch sch. e Agfa i SfSILless gen H been gelte Fe, und oh bel an gol Lerarbefuing, Hngen Ne be ls. Aſallosen SHefspiglen bonglsen 2 Afeeneutunsoselel nge nen., N Vo- ViegongfHante Mit fehsghfleif HEgAu1 ung gu Steppfueß, Cegiegenef BHoν,]qllante/ Hit Hérs isn, gem Het. Hagen agu, SteEmarod Hlaler Hantel ind. lammlig- gen ft feſgchef biesengornis- fung aut, Sten νο. Hntetſlantel s Heſou, 50 Helles git echt feh ueter BEI. ref gu, enpmatoc Her odge Hantel ig Cſocte ifo gn, Echt abel. fei, Hagen qu, Sfegm=f oc. —— Sport und Spiel Einheſmiſcher Sport. Fußball Nach Ablauf von drei Spielſonntagen ſind die Fuß⸗ baller mal wieder zu Hauſe tätig. Die letzten zwei Spiele, in Ladenburg und Neckarhauſen, haben gezeigt, daß die Seckenheimer Mannſchaft etwas kann, nur muß ihr der richtige Gegner ſerviert werden. Mannſchaften, die ſich nur auf Verteidigung einſtellen, liegen den Seckenheimern nun einmal nicht. Alle Beſönigungen bringen uns nun nun einmal nicht. Alle Beſönjgungen bringen uns um die Feſtſtellung dieſer Tatſache nicht herum. Morgen kommt Schriesheim. Vor zwei Jahren noch hat man in Fußballkreiſen noch nichts von einer Spiel⸗ tüchtigkeit der Bergſträßler gewußt. Seit zwei Pflicht⸗ runden ſind die Leute bekannt geworden. Als„Neuling“ der Kreisklaſſe 1 nehmen ſie es mit jeder Mannſchaft auf. Nicht zu Unrecht nimmt Schriesheim den 3. Platz der Tabelle ein. Solides Können, gut gepaart mit großem Ehrgeiz, bringt den Leuten Erfolg auf Erfolg. Seckenheim, das ſich durch den ſonntäglichen Sieg an die Spitze der Tabelle geſetzt hat, wird auf der Hut ſein müſſen, denn gar zu leicht gibt es eine Ueberraſchung. Zu Hauſe hat die Seckenheimer Mannſchaft in dieſer Runde noch herzlich wenig gezeigt. Es wäre daher an der Zeit, dem Publikum unter Beweis zu ſtellen, daß die Auswärts⸗ erfolge nicht von ungefähr gekommen ſind. Kampfgeiſt und Ehrgeiz eines jeden Spielers, gepaart mit reſtloſem Einſatz, werden erſt das bringen, was auch der genüg⸗ ſamſte Sportplatzbeſucher verlangen darf. Glück auf! ch Handball der Gauklaſſe. Ty. 98 Seckenheim gaſtſert beim Meiſter, Spy. Waldhof. Es dürfte dies der ſchwerſte Gang ſein, den die hieſigen Turner zu gehen haben. Vielen wird noch die hohe Niederlage von der vergangenen Runde auf dem dortigen Platz in Erinnerung ſein, die ſich wohl nicht wiederholen dürfte. Auf Seiten der hieſigen dürfte die gewohnte Spielſtärke wieder erreicht ſein, während man auf Seiten der Waldhöfer von einem Rückgang ſprechen könnte. Wie es auch ſei, es werden ſich am Sonntag vormittag um 11 Uhr zwei Mannſchaften begegnen, die es verſtehen werden, bis zum Schlußpfiff das ſport⸗ liebende Puplikum in Atem zu halten. Wir haben nur den Wunſch, daß die hieſigen ehrenvoll den Platz ver⸗ laſſen werden und ſeine Anhänger erneut begeiſtern kann, wie es in den letzten zwei Verbandsſpielen der Fall war. Das Vorſpiel beſtreitet die 2. Mannſchaft,, während die Jugend auf dem M. T. G.⸗Platz ein weiteres Ver⸗ bandsſpiel beſtreitet. Mögen auch hier erträgliche Reſul⸗ tate erzielt werden. Handball der Kreisklaſſe. Der Tbd.„Jahn“ hat morgen drei Heimſpiele im Wörtel. Morgens 10.30 Uhr treffen ſich die Jugend mit derjenigen von B.f. R. Mannheim und um 1.45 Uhr ſpielt die 2. Mannſchaft gegen ſolche von To. 1846 Mannheim. Anſchließend ſteigt dann das 3. Verbands⸗ ſpiel der 1. Mannſchaft gegen V. f. L. Neckarau. Durch die verſchiedenen Einberufungen zum Heer iſt die einheimiſche Mannſchaft etwas geſchwächt. Inwieweit dies auch für den Gegner zutrifft, wiſſen wir nicht. Jedenfalls wird aber die Platzmannſchaft alles daran ſetzen, um dieſes Heimſpiel erfolgreſch zu geſtalten, zumal angeſpornt durch den ſchönen Erfolg pom letzten Sonntag. Wünſchen wir den Spielen einen ſchönen Verlauf. Mannheimer Theaterſchau Spielplan vom 2. bis 9. November 1936. Im Nationaltheater: Samstag, 31. 10.: Triſtan und Iſolde. B 6 Sondermiete B 3. Anfang 18.30, Ende 23 Uhr. Sonntag, 1. November, 20 Uhr: Miete C 6 und 2. Sondermiete C 3: Luiſe Miller, Oper von G. Verdi.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. Montag, 2. November, 20 Uhr: Miete H 6 und 2. Son⸗ dermiete H 8: Riche leu. Schauſpiel von Paul Joſeph Cremers. Dienstag, 3. November, 15 Uhr: Schülermiete B 2: Richelieu, Schauſpiel von Paul Joſeph Cremers. 20 Uhr: Miete G 6 und 2. Sondermieke G 3: Spat⸗ zen in Gottes Hand, Luſtſpiel von Edgar Kahn und Ludwig Bender. Mittwoch, 4. November, 20 Uhr: Miete Me 7 und 1. i M 4: Luiſe iller, Oper von G. erdi. i Donnerstag, 5. November, 20 Uhr: Miete E 6 und 2. Sondermiete E 3: Spatzen in Gottes Hand, Luſtſpiel von Edgar Kahn und Ludwig Bender. Freitag, 6. November, 20 Uhr: Miete F 6 und 2. Son⸗ dermiete F 3: Tosca, Oper von G. Puccini. Samstag, 7. November, 19.30 Uhr: Miete A 6 und 2. Sondermiete A 3: Die luſtigen Weiber von Windſor, Oper von Otto Nicolai. Sonntag, 8. November, 15 Uhr: Nachmittagsvorſtellung: Eintrittspreiſe 0.30 bis 3 Mark: Der bla ue Hein⸗ rich, Schwank von Otto Schwartz und Georg Lengbach. — 20 Uhr: Miete B7 und 1. Sondermiete B 4: Zum erſten Male: Die Dorothee, Operette von Hermann Hermecke. Muſik von A. Vetterling.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. 5 N Im Neuen Theater im Roſengarten: Freitag, 6. November, 20 Uhr: Uraufführung: Der Feldherr und der Fähnrich, Dramatiſcher My⸗ thos von Walter Erich Schäfer.(Zweite Feierſtunde der NS⸗Kulturgemeinde Mannheim); beſchränkter Kar⸗ tenverkauf. Samstag, 7. November, 20 Uhr: Für die NS⸗Kultur⸗ gemeinde Mannheim Abt. 261 bis 265, 336 bis 34, 351 bis 353, 361 bis 369, 509 bis 510, 519 bis 520, 529, 560, 569 bis 570, 589 bis 590, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E freiwillig, Nr. 1 bis 700: Der Feldherr und der Fähnrich, Dramatiſcher My⸗ thos von Walter Erich Schäfer. 1 1 Auswärtiger Sport Ein recht umfangreiches Sportprogramm ſteht auch für das kommende Wochenende zur Abwicklung. In qualitativer Hinſicht läßt es nichts zu wünſchen übrig, werden doch wie⸗ der einige internationale Veranſtaltungen mit Beteiligung deutſcher Sportler aufgezogen. Da wären der 12. Rugby⸗ kampf Deutſchland— Frankreich in Hannover, die Radball⸗ veranſtaltungen in Zürich(Weltmeiſterſchaft im Zweier⸗Rad⸗ ball) und Seifhennersdorf(Länderkampf gegen die Tſchecho⸗ ſlowakei) und ſchließlich das Auftreten deutſcher Ringer in Göteborg als wichtigſte Ereigniſſe aufzuführen. Weiterhin intereſſieren natürlich die Punkteſpiele im Fußball und Hand⸗ ball ſowie die Vorrundentreffen um den Hockey⸗Silberſchild. Im Fußball verzeichnen die vier ſüddeutſchen Gaue am erſten November⸗Sonntag ein volles Programm, und wenn nicht alles trügt, werden die Tabellen am Abend des 1. Novem⸗ ber einige einſchneidende Veränderungen in der Rangfolge aufweiſen. Das Programm iſt im einzelnen folgendes: Gau Südweſt: Kickers Offenbach— FSV. Frank⸗ furt, Sfr. Saarbrücken— Wormatia Worms, Boruſſia Neun⸗ kirchen— SV. Wiesbaden, Union Niederrad— Eintracht Frankfurt, Fa. Pirmaſens— FV. Saarbrücken; Gau Baden: Pf. Neckarau— SV. Waldhof, FV. 04 Raſtatt— 1. Fc. Pforzheim, Karlsruher FV.— SVg. Sandhofen, Germania Brötzingen— VfB. Mühlburg; Gau Württemberg: Union Böckingen— VfB. Stuttgart, Sc. Stuttgart— Stuttgarter Kickers, SVg. Cannſtatt— Sfr. Stultgart, Sfr. Eßlingen— FV. Zuffen⸗ hauſen, SV. Göppingen— 1. SSB. Ulm; Gau Bayern: Sg. Fürth— Bayern München, Be. Augsburg— 1. FC. Nürnberg, Wacker München— FC. 05 Schweinfurt, VfB. Ingolſtadt⸗Ringſee— VfB. Koburg. Das bedeutendſte Ereignis im Reich iſt das Zuſammen⸗ treffen der beiden Gaumannſchaften von Sachſen und Weſtfalen in Chemnitz. Die Sachſen als erſte Gewinner des Reichsbundpokals werden alle Mühe haben, ihren Ruf gegen die ſtarken Weſtfalen zu wahren. Im Ausland werden natürlich überall die Meiſter⸗ ſchaftsſpiele fortgeſetzt, d. h. ſoweit die einzelnen Landes⸗ verbände nicht an Länderſpielen beteiligt ſind. Das iſt an dieſem Sonntag nur einmal der Fall, und zwar trifft Hol⸗ land in Amſterdam auf Nor wegen, das in Anbetracht des überraſchenden Erfolges beim Olympiſchen Turnier über Deutſchland faſt mit vollſtändiger Olympia⸗Elf antritt. Im Handball werden in den vier ſüddeutſchen Gauen am Sonntag einige wichtige Punkteſpiele durchgeführt, die für die Tabellenge⸗ ſtaltung von großem Wert ſind. Im Gau Südweſt kämpfen die beiden Neulinge, VfR. Schwanheim und Pfalz Lud⸗ wigshafen, die bekanntlich die Tabelle anführen, um die Spitze. Für die Schwanheimer ſollte der Vorteil des eigenen Platzes pon ausſchlaggebender Bedeutung ſein. Im Gau Baden iſt der Spitzenreiter Tgd. Ketſch ſpielfrei. Der SV. Waldhof, deſſen Sieg gegen den TV. Seckenheim nicht in Frage ſteht, hat ſo die Möglichkeit zu den Kelſchern aufzu⸗ ſchließen. Der Sieg des TV. Altenſtadt über den VfB. Friedrichshafen im Gau Württemberg ſteht ganz außer Zweifel und im Gau Bayern beanſprucht die Begegnung zwiſchen den beiden Münchner Vereinen TV. Milbertshofen und Poſt⸗S. das meiſte Intereſſe. Das wichtigſte Spiel im Reich— die Meiſterſchaftsſpiele ausgenommen— wird in Leipzig ausgetragen, und zwar ſtehen ſich hier Sachſen und Mitte im Gaukampf gegenüber. Im Hockey werden nach einjähriger Unterbrechung, die durch die Vor⸗ bereitungen zu den Olympiſchen Spielen notwendig war, wieder die Kämpfe um den Silberſchild ausgetragen. Der Rundfunk⸗Programnie Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepause; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 achrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 1. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evangeliſche Morgen⸗ feier; 9.30 Sendepauſe; 10 Reichsmuſiktage der HJ; 10.45 Kennen Sie Gaetano Donizetti p, Schallplattenplauderei; 11.30 Reichsmuſiktage der J, am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Des Kaiſers Nachtigall, Märchenſpiel; anſchl.: Von der Sonne und dem Mond, Märchen; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Brqſilianiſche und japaniſche Volkslieder; 15.20 Kleine Lautenſtücke; 15.30 Chorgeſang; 16 Muſik am Nachmittag; 18 Die Jagd geht auß dazwiſchen Schallplatten; 18.40 Die Londoner Philharmoniker ſpielen; 19.10 Turnen und Sport— haben das Wort; 19.40 Don Giovanni, komiſche Oper von Mozart; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Nachtmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 2. November: 9.30 Allerſeelen— eine Mutter legt ihr Tagwerk nieder; 10 Abſchied von der Sonne, Märchenſpiel; 10.30 Sendepauſe; 17.45 So alſo ſieht eine Werkbücherei aus?; 18 Feierabend⸗ muſit im November; 19.45 Echo aus Baden; 20.10 Die Heldenfahrt des Kreuzergeſchwaders Graf Spee, Ruhmes⸗ blatt aus dem großen Kriege; 21.10 Allexſeelen, beſinnliche Abendmuſik; 22.30 Klänge in der Nacht. Dienstag, 3. November: 9.30 Sendepause; 10 Eine deutſche Siedlersfrau in Bra⸗ ſilien, Hörſpiel; 10.30 Engliſch; 11 Sendepause; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17.45 Die Antenne im Kosmos; 18 Un⸗ terhaltungskonzert; 19 Leicht bekömmlich, Schallplattenplau⸗ derei; 19.45 Wir helfen mit, Blick in die Winterarbeit des Bd M; 20.10 Horrido und Halali; 21 Unterhaltungskonzert; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau; 22.40 Unterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 4. November: 9.30 Sendepause; 10 Kein ſchönrer Tod iſt in der Welt, als wer vorm Feind erſchlagen, Lieder; 10.30 Sendepauſe; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 Handwerk hat goldenen Orcheſterkonzert; 12.10 Muſik Wettbewerb nimmt am Sonntag len ſeinen Anfang. Vertediger des Im Rugby kommt im Hindenburg⸗Stadion zu Hannover die 12. Be. gegnung Deutſchland— Frankreich zum Austrag. Von den bisher elf ſtattgefundenen Treffen verlor Deutſchland zehn und eines wurde gewonnen(1927 in Frankfurt a. M). Die franzöſiſchen Erfolge ſind in den letzten Jahren immer Ichmäler“ geworden, ein Zeichen dafür, daß der deutſche Rugbyſport in der Spielſtärke im Aufſtieg begriffen iſt. Das Hauptintereſſe im Boxen richtet ſich auf die zweite dieswinterliche Berufs veranſtal tung in der Kölner Rheinlandhalle. Im Hauptkampf dez am Samstag ſtattfindenden Kampfabends ſtehen Adolf Heu⸗ ſer und der franzöſiſche Halbſchwergewichtsmeiſter Ollivon. —. Das weitere Programm wird von den Amateuren aus-; gefüllt. In Saarbrücken hat die Staffel von Saar 05 den VfR. Mannheim zu Gaſt, und der BC. Ulm ſchließlich trägt zwei Kämpfe in Bayern(Würzburg und Schweinfurt) aus. mit vier Vorrunden Preiſes iſt Brandenbung. Im Ringen treffen bei einem internationalen Turnier zahlreiche Medal. lengewinner von Berlin in Göteborg aufeinander. Deutſch⸗ land iſt durch Kurt Hornfiſcher, Fritz Schäfer und Ludwig Schweikert ausgezeichnet vertreten.— In den ſüddeut⸗ ſchen Gauen werden die Mannſchaftskämpfe im Ringen fortgeſetzt. Im Gau Pfalz ſteigt zwiſchen Siegfried Lud⸗ wigshafen und Bf. Schifferſtadt die erſte Vorentſcheidung. Im Gau Baden kämpfen Feudenheim— Ladenburg, Sandhofen— Ketſch, Mannheim 84— VfK. Mannhein, Bruchſal— Oeſtringen, Karlsruhe— Daxlanden, Emmen⸗ dingen— Kuhbach, Freiburg— Kollnau, Haslach— Wald⸗ kirch, Hornberg— Konſtanz, Schiltach— Konſtanz, Wein⸗ garten— Wieſental. Anter„Verſchiedenes“ erwähnen wir den Start von Giſela Arendt in Amſter⸗ dam(Samstag) und Haarlem, wo ſie auf die beſten hollän⸗ diſchen Vertreterinnen treffen wird, den Start Gerhard Nüs⸗ kes am Samstag in Norrköping(Schweden), den KJunſt⸗ turnkampf Feuerwehr Stuttgart, MVB. 46 Mannheim und die Tagung des ſchr⸗ in Stuttgart. Deutſch⸗belgiſcher Boxkampf Witt abermals geſcheitert.— Guſtave Noth bleibt Welt⸗ meiſter im Halbſchwergewicht. Der erſte Weltmeiſterſchaftskampf auf deutſchem Boden iſt vorüber. Obwohl alle äußeren Vorbedingungen für den deutſchen Herausforderer Adolf Witt eigentlich recht günſtig waren, vermochte er es nicht, ſich gegen den techniſch ausge⸗ zeichneten und taktiſch klug boxenden Titelverteidiger Guſtave Roth erfolgreich durchzuſetzen. Somit ſcheiterte Witts An⸗ griff auf die Weltmeiſterſchaft im Halbſchwergewicht ebenſo wie ſein früherer Kampf gegen den Franzoſen Marcel Thil, als in Paris ebenfalls ein Weltmeiſtertitel zur Debatte ſtand. Der Belgier wurde für ſeine großartige Leiſtung von den 10 000 Zuſchauern im Berliner Sportpalaſt ſtüͤrmiſch ge⸗ feiert. Schon lange vor Beginn des deutſch⸗belgiſchen Bor⸗ kampfabends im Berliner Sportpalaſt ſtauten ſich vor den Toren die Maſſen, immer länger wurde die„Autoſchlange“. Schnell kam die rechte Großkampf⸗Stimmung auf und alles fieberte dem Hauptereignis entgegen, dem Weltmeiſterſchafts⸗ kampf, der für den deutſchen Meiſter einen recht unglücklichen Verlauf nahm. 0 ͤbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTTTbTTe Die Kameraden der SA, Ss und des Nsfiß ſammeln am Samskag und Sonntag in den Häuſern und auf den Straßen für das WH Zliſyorkz Boden, Hörfolge; 17.45 bes bh Hochzeit, Reiſeerlebnis; 18 Anſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 19.45 Der Eintritk der Frau in das deutſche Schrifttum, Plauderei; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Schubert⸗Zyklus; 22.30 Lieder; 22.45 Wir packen aus, Neues aus der Schaltkiſte. ———— Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 1. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Eymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelchoräle; 9 Evangeliſche Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Morgenfeier der HI; 19.30 Dichter im dritten Reich: Ja⸗ kob Kneip; 10.45 Die Gefolgſchaft des Glaubens marſchiert, Feierſtunde der Deutſchen Arbeitsfront; 11.30 Reichsmuſik⸗ tage der HJ, Orcheſterkonzert; 12.10 Mittagskonzert; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Deutſche Scholle; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendfunk; 18.30 Wenn die Nacht herniederſinkt..., Schallplatten; 19 Vom ewigen Heim⸗ weh eines deutſchen Dichters, Funkfolge; 19.50 Sport; 20.10 Großes Orcheſterkonzert; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wel⸗ ter, lokale Nachrichten; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.30 Nachtmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 2. November: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Kinderfunkz 15.45 Nachmittagskonzert; 16.45 Südweſtdeutſche Erzähler; 17 Klaviermuſik; 17.30 Von der. anſchl.; Die römiſche Villa von Nennig an der oberen Moſel; 18 Feier⸗ abendmuſik im November; 19 Volksmuſik; 20.10 Die Hel⸗ denfahrt des Kreuzergeſchwaders Graf Spee, ein Ruhmes⸗ blatt aus dem großen Kriege; 21.10 Unſere Marine, Märſche und Lieder zur See; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 3. November: 9.30 Sendepauſe; 11.30 Landfunk; 15.15 Das deulſche Lied; 17.30 Am Tor von Afghaniſtan..., Reiſeerlebnis) anſchl.: Sie zogen damals aus der Eifel„Skizze; 18 Anter⸗ haltungskonzert, 19 Jugendfunk; 19.30 Kampf dem Ver⸗ derb; 20.10 Muſik von W. A. Mozart; 22.30 Anterhal⸗ tungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 4. November: 9.30 Spätherbſt im Breisgau; 11 Hausfrau, 155 zuß 15.15 Beſuch in der Gauſchule der NSDAP, Amt für Be⸗ amte, Gau Baden; anſchl.: Später Schüler, Vorleſung; 16 Klaviermuſik; anſchl.: Unterhaltungsmuſik; 17.30 Lob der deutſchen Familie, Funkfolge; 18 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Ueber den Südatlantik, frohe Fahrt an Bord des Zepp; 22.00 Nachtmuſik und Tanz. * zum„Neckar⸗Bote“. sc Die Herbſtſtürme fegen mit dumpfem Brauſen über das Land und reißen hart und erbarmusgslos die letzten gelben Blätter der Bäume auf den Boden nieder. Jeder, der gezwungen iſt, durch Sturm, Wind und Regen zu wandern, zieht ſeinen Mantel feſter an ſich, ſchlägt den Kragen hoch, ſucht ſo viel behagliche Wärme an ſich zu bringen, als es nur irgend geht. So eilen die Menſchen durch die Straßen ihren Zielen zu. Es iſt keinem lieb, wenn er in ſeinem haſtigen Gange aufgehalten wird, ſei es durch den Ordner des Verkehrs oder durch ſonſt ein Hindernis. Jetzt aber iſt eine Zeit gekommen, in der es an be⸗ ſtimmten Tagen auch in den Straßen einen Aufenthalt gibt. Jetzt wird uns entgegengerufen:„Halt, ſteh ſtill und hilf uns!“ Unzählige Arme ſtrecken ſich uns entgegen, die wohlbekannten Sammelbüchſen der Winterhilfe in der Hand haltend, in kleinen Käſten die Abzeichen, die auf den Straßen verkauft werden, die ſelbſt durch ihre Exiſtenz Zeugen dafür ſind, daß irgendwo in deutſchen Notſtands⸗ gebieten durch ihre Herſtellung Arbeitsloſigkeit in Arbeit, Leid in Freude verwandelt wurden. Und ſo ſollte jede von dieſen Büchſen, die uns entgegengeſtreckt werden, ein ernſter Mahner an uns ſein, ſollte uns wirklich ſtillhalten laſſen in unſerer Haſt und uns einmal über den Sinn dieſer Straßenſammlungen nachdenken laſſen, die nun ſchon im vierten Jahre uns aufrufen, den Kampf gegen Hunger und Kälte aufzunehmen. Viele, die ſolchen Volksgenoſſen mit ſeiner Büchſe an irgendeiner Ecke ſtehen ſehen, denken nicht darüber nach, welcher Arbeit, welchen Eifers es bedurfte, um überhaupt ſo weit zu kommen. Es mußten, bevor die Menſchen dazu gebracht werden konnten, mit den Büchſen auf die Straße zu gehen und für die Brüder in Not zu bitten, zuerſt die Herzen mobil gemacht werden. Es mußte vorher jedem, der es verſuchen wollte, ohne ſein Scherflein zu geben, an einem ſolchen Sammler vorüberzugehen, der neue Geiſt der unbedingten Volksgemeinſchaft vermittelt werden. Um die Straßenſammlungen zu dieſem Rieſenerfolg werden zu laſſen, der ſich von Jahr zu Jahr immer wieder ge⸗ ſteigert hat, war die Vorbedingung der wahre Sozia⸗ lismus. Mit welchem Eifer ſind doch die Menſchen bei ihrem, Hilfswerk. Man braucht nur einmal zu einer Verteilungs⸗ ſtelle der Sammelbüchſen zu gehen; welch' ein Lärmen und Drängen der Helfer. Wenn die Büchſen und Abzeichen verteilt ſind, ſtürmen die Helfer auf die Straße in einen ſchönen Wettſtreit, in dem jeder der erſte ſein will, um die leichte Ernte des erſten Anſturms auf die Gebefreudigen einzuheimſen. Da kommt eine Mutter mit ihrem Kind die Straße entlang. Wir ſehen, wie ſie ihre Taſche öffnet und dem Kinde 20 Pfennige gibt. Mit hellen, fröhlichen Augen ſteckt das Kind ſeine Gabe in die dargereichte Büchſe. Es iſt ein Anblick, der ſich viele tauſend Male wieder⸗ holt, ein Bild, das in ſeiner Anmut uns immer wieder entzückt und uns dieſem Beiſpiele folgen läßt. So ſehen wir jedes Alter, jeden Stand beim Opferwerk, ein wunder⸗ ſames Spiel gebefreudiger Hände. Hände gepflegter Frauen, ringgeſchmückt, Hände eines Jungen in kraftvoller Jugendfriſche, Hände mit den Schwielen harter Arbeit und Hände mit den Runen des Alters. Wer ſelbſt einmal die Sammelbüchſe in der Hand hielt, weiß die Menſchen an der Art des Gebens zu erkennen, ohne daß ein Wort gewechſelt wird. Wie tief die Verpflichtung zum Opfer in uns wurzelt, erkennt man daran, daß der Arme, der nicht einen Pfennig in der Taſche hat, faſt mit einem Schuldgefühl an dem Sammler vorübergeht⸗ Und wie es in den großen Städten iſt, ſo iſt es im ganzen Vaterland. Auch auf dem Lande wandern die Büchſen von Haus zu Haus. Es hat freilich keinen Sinn, ſich in einem Dorf mit der Sammelbüchſe auf die Straße zu ſtellen, aber auch hier kann man den Geiſt des Winter⸗ hilfswerks ſtudieren, wenn der Helfer in den Bauernhof tritt. Bei dem einen wird er ſchnell und freundlich mit der Gabe abgefertigt, weil irgendeine dringende Arbeit in Stall oder Scheune keine Zeit für ein Geſpräch läßt. ei dem anderen aber kommt der Helfer gerade zur Kaffeeſtunde und läßt ſich an dem ſchlichten Bauerntiſch nieder. Er weiß, hier bekommt er eine reichliche Spende. Die gute Hausfrau iſt beſorgt, daß der Strom der Gaben auch in die rechten Kanäle geleitet wird. Sie erinnert noch einmal daran, wie ſchlecht es der alten Häuslerin geht, die ſeit einem Jahre nicht mehr arbeiten kann, und e ganz allein in ihrem verfallenen Häuschen am Dorf⸗ rande lebt und kein Wort über ihre einſame Not verliert. be, Auch auf der Landstraße wird geſammelt. Ganz dicht eim Dorfe wußte ein ſchlauer Helfer ſich an der ſcharfen arnadelkurve der Straße aufzuſtellen, an der die Kraft⸗ ſahrzeuge ihre raſche Fahrt faſt gänzlich abſtoppen müſſen. dier hielt er alle Wagen an. Die Fahrer gaben gern ibren Sie cuolleu ilu Opiſes hinge Aufnahme: F. H. Mäſchke— M. 3E 3b Eg 2 b E Anteil in die Sammelbüchſe und ſcherzten noch über die ſchöne Autofalle zugunſten der Winterhilfe. So ſtrecken ſich die Hände, um zu bitten, und ſo ſtrecken ſich die Hände, um zu geben. Das einemal ſind die Männer der Arbeitsfront unterwegs, das andere Mal marſchiert an der Spitze der Helfer die Jugend Adolf Hitlers, die SS., die SA. Wieder ein anderes Mal ſind es die übrigen Gliederungen der Bewegung, die in den ſchönen Wettſtreit um den Sieg in den Straßenſammlungen eintreten. So wird den ganzen Winter hindurch das deutſche Volk aufgerufen, ſeine Pflicht zu erfüllen, und es erfüllt ſeine Pflicht, weil es weiß, das Volk gibt fürs Volk, und ſelbſt die Empfangenden gehören zu den Spendern, weil alles ja nur ein großes, gewaltiges Werk der Kamerad⸗ ſchaft iſt, ein wechſelſeitiges Sich-die⸗Hände⸗Reichen. Seit dieſe Sammelbüchſen im deutſchen Lande umherwandern, gibt es keine Bettler mehr, gibt es keinen Hunger mehr und keine Kälte für die Armen und Notleidenden. Die Not braucht nicht mehr auf die Straße zu gehen und unter Verluſt des letzten Stolzes und der letzten Scham zu betteln. Der Zwang des Bittenmüſſens iſt den Armen ge⸗ nommen. Da ſteht der Beamte auf der Straße, der mit ſeinem geſicherten Einkommen ein geordnetes Leben ohne große Sorgen führt, und bittet für die notbedrückten Volksgenoſſen. Jeder Sammler, wer es auch ſei, iſt ein Kämpfer gegen die unſelige Spaltung, die einſt die Menſchen je nach der Größe ihres Geldbeutels trennte. Ein ſolcher Tag der Straßenſammlungen, die ja zu⸗ meiſt ſich auf die Sonnabende und Sonntage beſchränken, gleicht einem Feſt der Volksgemeinſchaft. Wer möchte des Sonntags ſpazierengehen, ohne mit dem jeweiligen Win⸗ terhilfswerksabzeichen geſchmückt zu ſein. Er würde dann immer die ſtumme Frage fühlen: Warum haſt du nicht auch dein Scherflein gegeben, warum ſchließt du dich aus aus der Gemeinſchaft? Weißt du denn nicht, daß es un⸗ zählige Volksgenoſſen gibt, die ihre Kartoffeln und ihre Kohlen, ihre Nahrungsmittelſcheine und ihre Pfundpakete von der Winterhilfe holen und es ſelbſt doch niemals E„„—.— 4 vergeſſen, an einem Tage der Straßenſammlungen und Hausſammlungen auch ihre 20 Pfennig beizutragen und ſich mit dem Abzeichen der Hilfsgemeinſchaft zu ſchmücken? Dieſe Spende der Aermſten gibt den Armen erſt den Stolz. Ihre kleine Gabe iſt das größte und ſchönſte Zeichen der Gemeinſchaft, und wenn ja einmal die Sammelbüchſe an ſie herantritt, ohne daß ſie 20 Pfennig haben, dann tun es ein Pfennig und zwei Pfennig auch, wenngleich auch dabei auf das äußere Abzeichen der frohen Gebetat verzichtet werden muß. Schon manchen Helfer hat man geſehen, der, von dieſem Opferſinn ergriffen, ſein eigenes Abzeichen hingab und ſelbſt für ſich noch einmal 20 Pfen⸗ nig ſpendete. Und iſt der Tag des großen Opferns vorüber, der Tag der Straßenſammlungen beendet, wird in den Ge⸗ ſchäftsſtellen der NSW. abgerechnet. Dann ſtrömen die Büchſen zurück, werden geleert, wird das Geld geordnet und gezählt und aufgeſtapelt. Es iſt ein fröhliches Rechnen ringsum. Wenn dann vom Pfennig bis zum großen Schein das Geld ſich ſtapelt und ſtapelt, baut dieſes Geld ein Gebäude der Liebe und des Friedens, das feſt und unerſchütterlich auf dem Grunde des Volkes ruht, das erkannt hat, daß nur die gemeinſame Tat das unbedingte Opfer füreinander aus der Gegenwart in eine lichte Zukunft zu führen vermag. Dieſe unzerbrechliche Volksgemeinſchaft, die ſich nun ſchon vier Jahre hindurch bewährte, iſt der Garant dafür, daß in unſerem Volke kein Unfrieden und Bruderzwiſt mehr aufzukommen vermögen Erſt durch dieſe Straßenſammlungen, durch dieſe kleinen, roten Büchſen, durch dieſe Abzeichen aus allen deutſchen Gauen iſt aus dem Wohltätigkeitsbetrieb eine echte ſoziale Tat geworden. Wir werden unſere Pflicht der Gemeinſchaft gegenüber immer freudiger mit innerer Anteilnahme erfüllen, weil wir glückhaft den Segen des deutſchen Winterhilfswerkes empfinden lernten, weil im Geiſte und in der Tat kein Deutſcher an dem anderen auf der Straße mehr teilnahmslos vorübergeht. Jörg Beßler. * FERZAHLONG v „Drei Wochen Ruhe, mein Lieber“, ſagte der Medizin⸗ mann und packte den Blutdruckmeſſer zuſammen.„Schwere Nervoſität. Rauch nicht ſoviel und ſpann mal gründlich aus. Und zwar ſobald wie möglich.“ „Ganz ausgeſchloſſen“, wandte Peter Beck ein.„Meine Arbeit—“ „Keine Widerrede, Peter!“ unterbrach der Arzt ener⸗ giſch und ſchilderte die Folgen eines Nervenzuſammen⸗ bruches in den ſchrecklichſten Folgen.„Es kann ſo weit kommen, wenn du meinen Rat nicht befolgſt. Uebrigens wüßte ich einen wunderbaren Ort für dich. Einſam, ruhig mitten in den Bergen— grade das, was du brauchſt.“ Peter Beck ſaß auf der Bank vor der kleinen Hütte und blickte ſehr zufrieden dem Träger nach, der ihm die für Städter unvorſtellbar große Laſt von Gepäck und Pro⸗ viant auf 1800 Meter Höhe heraufgebuckelt hatte und jetzt talwärts marſchierte. Es war ſtill und friedlich hier oben. Die Quelle, die unterhalb der Hütte lag, murmelte ſo leiſe und diskret, wie es kein Gewäſſer im Tal fertiggebracht hätte. Die Tierwelt, die ſich drunten im Dorf ſo geräuſchvoll äußerte, war nur durch ein paar Bergſchwalben vertreten. Ab und zu ſummte ein Inſekt vorüber. Aber das waren eigent⸗ lich alles keine Geräuſche, ſondern eher Aeußerungen des 14 Schweigens, das über der weiten Landſchaft ag. Fünf Tage voll paradieſiſcher Ruhe floſſen dahin. An⸗ fangs fiel es Peter ſchwer, ſich an das Nichtstun zu ge⸗ wöhnen, und er reagierte ſeinen Betätigungsdrang mit langen Ausflügen in die Umgebung und emſiger Haus⸗ arbeit ab. Mit der Zeit legte ſich der übermäßige Tätigkeitstrieb von ſelbſt. Peter lernte es, ſtundenlang auf weichen Berg⸗ wieſen zu liegen, in einem zufriedenen Zuſtand zwiſchen Wachen und Schlafen. Zu irgendwelchen alpiniſtiſchen Unternehmungen war er viel zu faul. Aber dann kam jemand, der entgegengeſetzter Mei⸗ nung war. Als Peter am fünften Abend ſeines Einſiedler⸗ lebens zur Hütte zurückkehrte, ſah er aus dem Schornſtein Rauch aufſteigen. Am Herd in der Hütte ſtand jemand in grauem Mancheſteranzug und klapperte mit Peters Waſſerkeſſel. Er trat geräuſchvoll näher. Der Eindring⸗ ling drehte ſich um; Peter war ſehr überraſcht, in dem ſportlich-männlichen Kletteranzug ein ausnehmend hüb⸗ ſches Mädchen zu entdecken. „Bergheil“, begrüßte ihn die Beſucherin mit einem kameradſchaftlichen Lächeln. „Guten Abend“, erwiderte er kühl. Er haßte betont ſportliche Redewendungen. „Herr Dr. Beck?“ fuhr das Mädchen unbekümmert fort und gab ihm einige Briefe.„Ich habe Ihnen Poſt von unten mitgebracht.“ f„Danke ſehr.“ Peter drehte die Briefe unſchlüſſig in der Hand, während ſie ſich wieder dem Herd zuwandte und munter wei⸗ terplauderte. Er erfuhr, daß ſie mehrere Tage oben bleiben wollte, um einige Klettertouren zu machen. „Die Nordweſt⸗ flanke am Gru⸗ benkarturm reizt mich beſonders. Kennen Sie die?“ „Nein, bedaure. Ich klettere nicht. Ich bin zu mei⸗ ner Erholung hier oben.“ Nach dieſer ab⸗ weiſenden Erklä⸗ rung wollte das Geſpräch nicht wieder in Gang kommen. Peter befleißigte ſich zwar einer un⸗ tadeligen Höf⸗ lichkeit und trat 5 8 Peter war ſehr überraſcht, in dem der hübſchen ſportlich männlichen Kletteranzug Hausgenoſſin die ein ausnehmend hübſches Mädchen einzige Kammer zu entdecken. ab, um ſelbſt das kleine Ma⸗ tratzenlager zu beziehen. Aber im übrigen ließ er deut⸗ lich merken, daß ihm die Störung ſeiner Einſiedelei gar nicht behagte. Seine alte Nervoſität machte ſich wieder bemerkbar. Er verbrachte eine unruhige Nacht auf dem harten, knol⸗ ligen Lager. Einige Male ertappte er ſich bei der Betrach⸗ tung, wie unkleidſam ein derber Kletteranzug für junge Mädchen ſei. Er ſtellte ſich ſeine zierliche Nachbarin in weiblicher Aufmachung vor und kam zu dem Ergebnis, daß ſie darin unvergleichlich viel reizvoller ausſehen müßte. Dann wieder vergegenwärtigte er ſich ihr ſchmales, ſon⸗ nenverbranntes Geſicht mit den munteren braunen Augen und dem jungenhaften dunklen Haarſchopf über der run⸗ den Kinderſtirn „Verdammte Kletterhexe!“ murmelte er, ärgerlich über ſich ſelber, und drehte ſich auf die andere Seite. Erſt gegen Morgen ſchlief er feſt ein. Sie war ſchon längſt fort, als er ziemlich ſpät die Küche betrat. Anſcheinend hatte ſie vor ihrem Aufbruch noch gründlich aufgeräumt, denn es herrſchte eine wohl⸗ tuende Ordnung in dem Raum, wie er ſie bei ſeiner Jung⸗ geſellenwirtſchaft nie recht fertiggebracht hatte. Auf dem Tiſch lag ein Zettel, auf dem in einer feſten, etwas kind⸗ lichen Handſchrift ſtand:„Bin auf die Schafleger⸗Nord⸗ wand. Am Nachmittag zurück.“. Nach dem Frühſtück nahm Peter Karte und Fernglas zur Hand und verſuchte, ſie in den dunklen Felſen zu er⸗ ſpähen. Schließlich gab er das vergebliche Unternehmen ON G. A. VON IHERING X a auf, packte ſich etwas Mundvorrat in den Ruckſack und ent⸗ ſchloß ſich zu einem Ausflug in der Richtung des Schaf⸗ legers. Vielleicht konnte er ſie aus der Nähe eher entdecken. Nachdem er einige Stunden vergeblich in den Geröll⸗ halden unter den Felſen umhergeſtiegen war, ohne etwas von der Kletterhexe zu ſehen, fand er auf einem ſteigen Grashang Edelweiß. Er ließ ſich verleiten, immer höher zu klettern. Ehe er es ſich verſah, hatte er ſich in ſeinem Jagdeifer in einer Felſenrinne hoffnungslos verſtiegen. Eine Grasſtufe brach unter ſeinem Fuß ab und ſauſte polternd in die Tiefe, eine Menge Geröll mit ſich reißend. Er hatte ſich noch im letzten Augenblick durch einen Sprung auf einen ſchmalen Felſenabſatz retten können. Nun ſtand er ſchwer atmend da, den Körper ängſtlich an das rauhe Geſtein gepreßt. Das Herz klopfte ihm bis in den Hals hinauf, und ein aufſteigendes Schwindelgefühl trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Durch das Ausbrechen der breiten Grasſtufe ſchien ihm der Weg zu der Rinne, durch die er hinaufgeklettert war, hoffnungslos abgeſchnitten zu ſein. Unter ihm fiel die Wand faſt lotrecht ab, um in dreißig, vierzig Metern in einer minder ſteilen Geröllhalde zu enden. Eine Ewigkeit ſchien ihm in ſeiner Unentſchloſſenheit vergangen zu ſein, als er plötzlich in der Nähe das Klap⸗ pern und Rutſchen von locke⸗ rem Geröll hörte. Auf ſein Rufen verſtummte das Ge⸗ räuſch. Dann klang von der Seite her die helle Stimme ſeiner Hüttengefährtin herauf. „Einen Augenblick, ich helfe Ihnen gleich“, rief ſie. „Ich zieh mir nur ſchnell die Kletterſachen an.“ Zwanzig Minuten ſpäter ſtand Peter wohlbehalten neben ſeiner Retterin auf der ſicheren Geröllhalde und be⸗ freite ſich aus der Seil⸗ ſchlinge. „Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken ſoll“, ſagte er verlegen. Nachträglich er⸗ ſchien ihm ſein Abenteuer etwas lächerlich. „Das war doch ſelbſt⸗ derſtändlich“, verſicherte ſie. „Aber ſeien Sie in Zukunft vorſichtigen beim Edelweiß⸗ ſuchen. Dabei iſt ſchon man⸗ cher abgeſtürzt.“ Einſilbig auf ihr Geplauder antwortend, ſchritt Peter neben ihr zur Hütte zurück. Bei aller Dankbarkeit hatte er das unangenehme Gefühl, daß ſie ſich innerlich über ihn luſtig machen könnte. Er ſchwor ſich, nie wieder ſolch waghalſige Torheiten zu unternehmen. Am nächſten Vormittag lag Peter, ſeinem Entſchluß getreu, auf ſeinem Lieblingsplatz in der Nähe der Hütte Zeichnungen(2): Grundwald— M. Behutſam ſchleppte er die zur Hütte und war auf dem beſten Wege, das unangenehme Erleb⸗ nis von geſtern zu vergeſſen. Von Zeit zu Zeit verfolge er durch das Fernglas die Fortſchritte, die ſeine ehrgei⸗ zige Hüttengefährtin bei ihrer heutigen Klettertour machte. Sie hatte ihm die Route beſchrieben, ehe ſie etwas ſpäter als am vorigen Tag aufbrach. Plötzlich ließ Peter das Glas ſinken und ſprang auf. Noch einmal warf er einen kurzen Blick nach dem Ber dann rannte er, ſo ſchnell es die Steigung zuließ, auf die Felswand zu. Eine halbe Stunde ſpäter ſtand er keu⸗ chend am Ende der langen Geröllzunge, von wo aus das Mädchen in die Wand eingeſtiegen war. Auf ſein Rufen kam keine Antwort. Stumm und furchterregend ragte die graue Wand vor ihm auf. In einer Felſenniſche entdeckte er die Bergſtiefel des Mädchens, die es hier mit den Kletterſchuhen vertauſcht hatte. Das brachte ihn auf einen Einfall. Im Nu hatte er ſeine Stiefel ausgezogen und begann, ohne alle Gedan⸗ ken an die eigene Gefahr, auf Strümpfen in den Fels hineinzuſteigen. Später konnte er ſich kaum daran erinnern, wie er es eigentlich fertiggebracht hatte, die Schwierigkeiten dieſer fünfzig faſt ſenkrechten Meter zu überwinden. Und noch weniger an die übermenſchlichen Anſtrengungen, die es ihn koſtete, das bewußtloſe Mädchen von dem ſchmalen Band, das wunderbarerweiſe ihren Todesſturz aufgefan⸗ gen hatte, bis zur Geröllhalde hinunterzuſchaffen. Behutſam ſchleppte er die immer noch Onmächtige zur Hütte hinunter. Seine geſchundenen Sohlen brannten unerträglich. Immer wieder mußte er ſeine leichte Laſt niederſetzen, ehe er mit zitternden Knien weiterwankte. Der Nachmittag war ſchon weit vorgeſchritten, als er ſie endlich auf das Lager niederlegte. 85 Unter ſeinen Bemühun⸗ gen kam ſie bald wieder zu ſich. Außer einer Gehirn⸗ erſchütterung und einigen Hautabſchürfungen ſchien ſie unverletzt zu ſein. Als ſie die Augen öffnete, ſah ſie ſein beſorgtes Geſicht über ſich gebeugt. „Bleib ganz ruhig, Kind“ ſagte er mit einer merkwürdig fremden Stimme, aus der alles Mürriſche und Gereizte verſchwunden war.„Ich laufe jetzt ins Tal hinunter, um einen Arzt zu holen; dann werden wir dich ſchnell wie⸗ der auf den Beinen haben.“ Sie blickte ihn verwundert an, und eine kleine nachdenk⸗ liche Falte erſchien auf ihrer runden Stirn. Dann ſchloß ſie mit einem leiſen, gebor⸗ genen Lächeln wieder die Augen. „Peter, treuloſer Schuft', rief Dr. Becks Arztfreund ins Telephon.„Du hätteſt mir auch mal ſchreiben können. Na, wie geht's denn? Nicht mehr nervös?“ „Doch“, antwortete Peter.„Sehr ſogar. wieder deine Hilfe in Anſpruch nehmen!“ „Nanu? Worum handelt ſich's denn?“ „Um meine Heirat. Mir fehlt ein Trauzeuge. Und der ſollſt du ſein, weil du an allem ſchuld biſt!“ immer noch Ohnmächtige hinunter. Ich muß eee„%k⸗e(„%%% 6% e hehe bb„„„„ e„„ e e e e e e e e e Leute beſchenken ſich Von Hanns Rösler. Die junge Frau ſtand lange vor dem ſchmalen Fenſter des Juweliers, der in einer Nebengaſſe ſein Daſein friſtete Juwelen gehören in die großen ſtrahlenden Auslagen der erleſenen Straßen Wenn ſie ſich in den Schatten enger Gaſſen verlieren, werden ſie arm. Keine elegante Frau träumt mehr von ihnen, als Gelegenheitskauf landen ſie irgendwo. Einſt Geſchenk des Ueberfluſſes, Gegenſtand der Verſchwendung, werden ſie Vermögensanlage. Und der Weg vom leichtlebigen Glück zum verſicherten Erbſtück führt durch die Juweliere der engen Gaſſen. Die junge Frau betrachtete verſorgt die wenigen bil⸗ ligen Stücke der Auslage. Uhrketten zu Dutzenden ge— bündelt und an eine Pappſcheibe aufgenäht, dünne Gold⸗ ringe mit dürftigen roten, grünen und blauen Steinen, vierzig nebeneinandergeſteckt und jeder mit einem Preis verſehen, zwiſchen ihnen billige Weckeruhren und ein ver⸗ verſilberter Tafelauſſatz vermehrten die Troſtloſigkeit des Anblicks. Einige vergoldete Manſchettenknöpfe zogen das Intereſſe der jungen Frau auf ſich. Noch einmal trat ſie in die Zuflucht eines Toreinganges, neſtelte umſtändlich ihre abgegriffene Geldbörſe heraus und zählte die weni⸗ gen Silbermark, die darin lagen. Dann ging ſie über die Straße zurück und öffnete die Tür in das Geſchäft. „Guten Tag“, ſagte ſie und blieb an der Tür ſtehen. Hinter einem Vorhang hervor kam mühſam ein alter Mann. Er drehte eine elektriſche Birne über dem Dunkel des Tiſches an. „Sie wünſchen?“ fragte er. „Ich möchte einen Manſchettenknopf.“—„Nur einen?“ „Ja. Nur einen. Aber aus echtem Gold muß er ſein.“ Der alte Juwelier brummte etwas Unverſtändliches und holte aus einer Schublade ein Brett mit grauem Samt. Dann öffnete er das Fenſter und brachte einige Papierſtreifen mit Manſchettenknöpfen.„Ich kann ſie aber nur als Paar verkaufen“, ſagte er. Sie ſah auf die Knöpfe.„Ich habe kaum das Geld zu einem Knopf“, antwortete ſie müde. „Nehmen Sie doch vergoldete Knöpfe. Sie ſind weſentlich billiger und ſehen genau ſo aus.“ „Nein, nein“, ſie ſagte es faſt erſchreckt,„es muß echtes Gold ſein. Mein Mann hat einmal goldene Knöpfe ge⸗ ragen und vor zwei Jahren den einen verloren. Jetzt will ich ihm einen ähnlichen Knopf dazukaufen, damit er wieder zwei Knöpfe hat. Wir haben morgen unſern zehnjährigen Hochzeitstag. Ich möchte meinem Mann 1 ſchenken. Er war jetzt neun Monate ohne rbeit. Der Juwelier räumte die Stücke wieder in die Aus⸗ lage und ging wortlos hinter den Verſchlag. Nach einigen traurigen Minuten kam er zurück. 5 „Ich habe hier einen einzelnen Knopf— reines Gold — gefällt er Ihnen?“ „Ja. Er iſt ſehr ſchön.“ „Paßt er zu dem andern Knopf?“ „Nein. Aber das macht nichts. Es muß nur echtes Gold ſein. Mein Mann wird ſich ſehr freuen. Was koſtet er?“ „Ich werde Ihnen nur den Goldwert rechnen. Neun⸗ zehn Mark.“. 5 Die junge Frau ſchüttete den Inhalt ihrer Geldbörſe auf den Tiſch.„Es ſind acht Mark und vierzig Pfennige“, ſagte ſie,„mehr konnte ich mir ſeit einem Jahr nicht ſparen. Aber ich möchte Ihnen meine goldene Kette ver⸗ kaufen— bitte— nehmen Sie ſie für den Reſt.“ Sie löſte eine dünne, kurzgliedrige Kette von ihrem Hals. Der Juwelier ſpürte kaum ihr Gewicht und ver⸗ ſuchte, ſie zurückzuſchieben. „Nehmen Sie ſie— bitte“, wiederholte die junge Frau, „ſie iſt echtes Gold. Mein Mann brachte ſie mir zur Hoch⸗ zeit. Vor zehn Jahren. Und ich möchte doch morgen ſo gern meinem Mann etwas ſchenken.“ Sie war ſehr froh, als ſie am nächſten Morgen er⸗ wachte. Unter ihrem Kopfkiſſen fühlte ſie das kleine Pa⸗ pier mit dem goldenen Knopf. Ob ſie Erich wohl küſſen würde in ſeiner erſten Freude? Ihre Augen fielen auf Blumen, die auf dem Bett lagen.. „Vor zehn Jahren, Katherine— ich liebe dich noch immer wie damals—“ 5 5 Sie ſuchte ſeine Hand.„Ich habe dich noch viel, viel lieber!“ „Neben den Blumen liegt ein kleines Geſchenk.“ „Ein Geſchenk? Für mich“ 5 ö Er war verlegen wie ein Schuljunge.„Es wird dir gefallen. Du haſt es dir gewünſcht. Ein goldenes Kreuz für deine kleine goldene Kette, die ich dir vor zehn Jahren ſchenkte. Jetzt wirſt du beides tragen können.“ f „Aber—“ Tränen füllten ihre Augen. i „Freuſt du dich?“ fuhr er fort.„Geld hatte ich nicht. Und ſo habe ich meinen goldenen Manſchettenknopf ver⸗ kauft, der mir geblieben iſt. Ich werde doch nie wieder einen zweiten dazubekommen. Und du haſt dafür dein Kreuz.“ 5 Katherine weinte, als ſie ihm ihr Geſchenk hinüber⸗ ſchob. .„Ich bekam ihn für meine Kette—“: Er hielt traurig den Knopf in der Hand, und ihre Tränen fielen auf das kleine Kreuz. Dann ſtrich ſie ihm leiſe über das Haar. „Wir ſind arme Menſchen“, ſagte ſie,„— auch dann, wenn wir feiern.“ ———————————— . en N —— — .——— 888 255 8 ä 25 — 2 2 „. ss nic D ESE NAA EN e Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö62. (16. Fortſetzung.) Das letzte Kapitel ſchloß: Noch vor zwei Stunden hatte er die Abſicht gehabt, ſie mit einem Scherzwort einzuführen und dadurch auf eine Stufe mit den etwas zweifelhaften Damen zu ſtellen, die reichlich vertreten waren. Jetzt aber ſagte er mit großer Feierlichkeit zu der Frau des bedeutendſten der anweſenden Handelsherren, einer Levantinerin von ſtrenger Lebensart: „Madame, ich bringe Ihnen eine junge Dame, die mir die Ehre antat, in meinen Haushalt als Erzieherin ein⸗ zutreten. In der Zeit, da ſich mein Pflegeſohn noch krank auf meinem Landgut befindet, iſt ſie allein und ohne Be⸗ ſchäftigung, weshalb ich ſie Ihrer Freundlichkeit empfehle.“ „Oh, Erzellenz, gern tue ich, was ich kann. Ihr Pflege⸗ ſohn? Ich wußte nicht, daß Sie einen haben?“ Der Aegypter, der wie alle Orientalen ſehr ungern über ſeine Familienangelegenheiten ſprach, ſah deshalb, oder viel⸗ leicht auch aus einem anderen, noch triftigeren Grunde pein⸗ lich berührt aus. „Er hielt ſich bisher auf einer entfernten Be⸗ ſitzung auf.“ Muſtafa Hilmi ſagte es kurz und fügte ſchnell zu Ellen hinzu: „Sagen Sie mir, bitte, wenn Sie nicht mehr hier⸗ bleiben wollen. Ich laſſe dann den Wagen ſofort vor⸗ fahren. Unterhalten Sie ſich gut. Auf Wiederſehen.“ Damit verbeugte er ſich formell und überließ Ellen ſcheinbar ihrem Schickſal, während er ſich in die Spiel⸗ ſäle begab. Viel Zeit hatte die Signora Vitali nicht, um ſich mit ihrer Schutzbefohlenen zu unterhalten, denn ſie wurde unausgeſetzt zum Tanzen aufgefordert. Aber ſo viel erfuhr die Levantinerin doch, daß Ellen gut bekannt mit Lord Adenburry war, und das beeindruckte ſie tief. Die nahe Bekanntſchaft hatte ſie einer Aeußerung ent⸗ nommen, die ſich auf die Tennisplätze des Regierungs⸗ gebäudes bezog; Ellen wollte gern wiſſen, wie dieſe be⸗ ſchaffen ſeien, und Signora Vitali konnte darüber nichts ausſagen. So ſchön auch äußerlich der Rahmen dieſes Tanz⸗ abends war, ſo langweilte ſich Ellen doch. Es war nicht ihr Geſchmack, nur mit dieſen Südländern zu tanzen und wenn ſie einmal hinaus auf die Terraſſe ging, Liebes⸗ erklärungen zu erhalten. Muſtafa Hilmi, der Zeit fand, ſie immer wieder heim⸗ lich zu beobachten, ſtellte einen Ausdruck der Langeweile auf ihrem ſchönen Geſicht feſt, der vorher nicht dagewe⸗ ſen war. Nach dem fünften Tanze kam er wieder über die Ter⸗ raſſe, wo ein junger Aegypter Ellen zu unterhalten ver⸗ ſuchte. Als dieſer ſeinen Landsmann kommen ſah, trat er mit einem Wort der Entſchuldigung zurück. Ellen ſah ſich um und ſagte ſchnell und wie erlöſt: „Oh, wie gut, daß Sie kommen. Ich möchte fort; entſchuldigen Sie, wenn ich es ſage, aber das alles hier langweilt mich ſehr, und die Pyramiden kann man leider nicht ſehen.“ Muſtafa Hilmi war beglückt, daß ſie das ſagte, es zeigte ihm, daß ſie ſcheinbar ſehr anſpruchsvoll war, und das war ihm recht. In Wahrheit lag es daran, daß Ellen ſehr einfach war. Aber das konnte der Paſcha nicht wiſſen, und ſo drängte er Ellen noch ein Glas Sekt auf und gelei⸗ tete ſie dann zu ſeinem Wagen. Der Diener Abdullah legte ihr wieder den Mantel um und hielt die Tür für ſeinen Herrn auf, deſſen Mantel er ebenfalls auf dem Arm trug. Doch Muſtafa Hilmi ſchloß ſelbſt den Schlag, verbeugte ſich und ſagte: 1 1 Sie wohl und kommen Sie gut heim. Gute tacht.“ Damit trat er zurück, und alle Anweſenden bemerk⸗ ten, wie betont höflich der Paſcha dieſe ſchöne Fremde behandelte. Abdullah ſtieg nach kurzem erſtaunten Warten zu dem Fahrer, und dann begann wieder Fahrt durch die ſüdliche Nacht. Dieſes Mal genoß Ellen die nächtliche Fahrt noch viel mehr. Durch das Alleinſein wurde alles noch tauſendfach ſchöner und geheimnisvoller, als es vor⸗ her geweſen war. Das Geheimnisvollſte aber geſchah, als ſie in die Gründe von Cedar Lodge einfuhr; am Tor ſaß nämlich noch immer der Bettler, der ſeinen monotonen Singſang wie vorher vollführte. Ellen erinnerte ſich dar⸗ an, daß Muſtafa Hilmi geſagt hatte, es bringe Glück, einem Bettelmönch etwas zu geben, und ſo rief ſie den Fahrer an. Der Wagen hielt. Sie ſuchte eine Münze her⸗ vor, ahnungslos, ob es eine große oder kleine war, und warf ſie dem Bettler zu. Er ließ ſie dieſes Mal nicht im Staube liegen, ſon⸗ dern fing ſie geſchickt auf, und bei der fangenden Bewe⸗ gung rutſcht. die Kapuze vom Kopfe. Atemlos ſah Ellen in ſtahlblaue Augen, die mit einem lächelnden feſten Blick ſchnell in die ihren ſchauten; dann zog der Wagen wieder an, und alles war vorbei. Ellen ſah zurück, bemerkte aber nur, daß der Bettler die Kapuze wieder über den Kopf gezogen hatte und anſcheinend müh⸗ ſam begann, ſich zu erheben. Dann verbarg eine Weg⸗ biegung ihn ihrem Blick. Stahlblaue Augen! Träumte ſie dieſe Augen immer- nur? War es ihr Wunſch, Tom Grant zu ſehen? Sah ſie in jedem ſchmutzigen Eingebo⸗ renen, in jedem Bettler nur ihn, nur ſeinen Blick? 8 Sehr verwirrt ſtand Ellen noch ſehr lange auf der Terraſſe vor ihrem Fenſter und horchte in das ſeltſame belebte Schweigen der Nacht hinaus, ob ſie nicht von ferne einen monotonen Singſang höre, nicht das Echo eines ſich entfernenden Schrittes vernähme. Als ſie endlich zur Ruhe ging, ſah ſie im Dunkel vor i Sie ſchlief 22 ſich immer den Blick der ſtahlblauen Augen. mit einem Lächeln um die Lippen ein. 5— 57 8 22 . 8 14. Kapitel. Muſtafa Hilmi hatte nicht die Gewohnheit, die Aus⸗ führung einmal gefaßter Entſchlüſſe lange hinauszuſchie⸗ ben. Wenn auch der Gedanke, Ellen zu ſeiner Frau zu machen, ihn plötzlich überfallen hatte, ſo war doch bereits eine Nacht darüber vergangen, und dieſer Zeitraum hatte genügt, um den Gedanken zu einem Entſchluß zu geſtal⸗ ten. Die ſtolze Art, wie das blonde Mädchen die Huldi⸗ gung des geſtrigen Abends entgegengenommen hatte, die offenbare Langeweile, die ſie trotz ihrer Vorliebe für den Tanz gezeigt hatte, nicht zuletzt die ruhige Sicherheit, mit der ſie ihm ſelbſt immer noch gegenübertrat, ließen ſie für Be Stellung geeignet erſcheinen, die er ihr zugedacht hatte. Muſtafa Hilmi Paſcha hatte, wie er glaubte, alles reiflich überlegt: doch er ſagte ſich, daß er es nicht wagen dürke, einen derartigen Entſchluß durchzuführen, ohne mit ſeinem Adlatus Nafis darüber geſprochen zu haben. Zwar ſträubte er ſich gegen den Gedanken, irgendwem verant⸗ wortlich zu ſein, aber er fürchtete Nafis im Grunde allzu ſehr, um nicht eine ſo wichtige Frage mit ihm zu beraten. Denn wenn er ſeinen Entſchluß zur Tat werden ließ, ohne mit Nafis darüber erſt geſprochen zu haben, ſo konnte es geſchehen, daß jener ihn einen Verräter an ihrer Sache nannte, der unter falſcher Vorſpiegelung Naſis beauftragt hatte, ihm eine Frau aus Europa zu holen. Nafis durfte nicht mißtrauiſch werden, unter keinen Umſtänden durfte es ſo weit kommen. e Zeichnung: Drewitz— M. Er ließ ſie dieſes Mal nicht im Staube liegen, ſondern fing ſie geſchickt auf, und bei der fangenden Be⸗ wegung rutſchte die Kapuze vom Kopfe. Als Muſtafa Hilmi darum am Morgen nach dem Be⸗ ſuch des Menah Houſe ſeinen Arbeitsraum in Eſtafileh betrat, ſchickte er ſofort einen Boten zu Nafis. Der kno⸗ chige Mann wohnte im Hauſe und bedurfte nur ſehr ge⸗ ringer Ruhe, ſo daß Muſtafa Hilmi ihn jederzeit holen laſſen konnte. Unruhig ging der Paſcha in ſeinem Ar⸗ beitszimmer hin und her; die Riegel, die die Türen ver⸗ ſchloſſen, waren dieſes Mal nicht vorgelegt, die Türen ſtanden vielmehr halb offen. Erſtaunt bemerkte Nafis dieſen Zuſtand bereits vom Vorraum aus, und er trat ſchweigend mit einem forſchen⸗ den Blick auf ſeinen Gebieter ein. Wieder ſtand er ſtumm wartend an der Tür, aber nicht wie ſonſt ließ ihn Mu⸗ ſtafa Hilmi dort ſtehen. Vielmehr trat der Paſcha gleich auf ihn zu und ſagte mit ungewohnter Haſt: „Schließe die Tür hinter dir, Nafis, und ſetze dich, Ich habe mit dir Wichtiges zu beſprechen.“ Nafis tat, wie ihm geheißen wurde, grüßte tief und ſetzte ſich; dann wartete er ſtumm auf eine Erklärung, was dies alles zu bedeuten habe. „Granti iſt in ſeinem Hauſe, Nafis?“ „Nein, Herr, Granti iſt abweſend. Niemand weiß, wann er fortreiſte, niemand, wohin er ſich begab. Von ſeinen Dienern fehlt keiner; ſein Büro arbeitet wie vor⸗ dem, und ſelbſt ſein vertrauter Diener, der in meinem Solde ſteht, iſt im„Hauſe der ſinkenden Sonne“ ge⸗ blieben.“ Muſtafa Hilmi war ſtehengeblieben und ſah den kno⸗ chigen Mann in ſeinem ewigen Pelzmantel nachdenklich an. „So hätte alſo die Anweſenheit des blonden Mäd⸗ chens ihn nicht, wie wir hofften, hier feſtgehalten? So wäre er alſo wieder unterwegs, um ſeine Stationen zu beſuchen?“ „Es ſcheint ſo, Herr; es ſcheint ſo, als hätten wir uns in unſerem Mittel geirrt. Aber es war nur dein Gedanke, Herr. Ich ſelbſt—“ „Ich weiß. ich weiß, Nafis; du ſelbſt findeſt es unwürdig, daß Männer ſich der Frauen als Mittel in ihren Unternehmungen bedienen. Nun, ich habe ein⸗ geſehen, daß du recht haſt, und will das blonde Mädchen aus unſerem Geſchäft ausſaßserem, wie du es wünſchteſt, Nafis.“ Ueber das knochige Geſicht giag ein Zucken, das faſt ein Lächeln ſein konnte; aus den tiefliegenden Augen brach es wie ein Strahl der Freude. „Das wolltſt du, Herr? Du willft ſie zurückſchicken? Oh, wie gut tuſt du!“ „Zurückſchicken will ich ſie nicht, Nafis, gusſchalten will ich ſie. Haſt du nicht verſtanden, was ich ſagte? Ich ſagte ausſchalten.“ „Und was bedeutet das anderes, als daß du ſie zurück⸗ ſchickſt?“ „Es bedeutet anderes. Es bedeutet, daß ich ſie in eine Lage verſetzen will, in welcher ſie nichts mehr mit unſeren Angelegenheiten zu tun haben wird, weder als Köder noch als Ueberbringerin der Drogen. Es bedeutet, daß ſie eine Stellung einnehmen wird, die ſie weit über dieſes alles erhebt, und ſie von allem, was uns beſchäf⸗ tigt, fernhält. Verſtehſt du mich jetzt, Nafis?“ Nafis hatte ſich unter den Worten des Paſchas lang⸗ ſam erhoben und ſah ſeinen Herrn mit großer Unruhe an. Wenn es ſich um Frauen handelte, hatte Nafis dem Paſcha noch niemals getraut, und er tat es auch jetzt nicht Mühſam und ſchwer fragte er: 5 „Was meinſt du, Herr? Was? Ich verſtehe dich wirk⸗ lich nicht.“ „Ich meine, Nafis, daß ich Miß Sedlin zu meiner Frau machen will. Dann hat ſte nichts mit unſeren Ge⸗ ſchäften zu tun und kann uns niemals mehr ſchaden, aller⸗ dings auch nicht nützen. Aber das muß in Kauf genom⸗ men werden. Es ſei denn, man rechne es zum Nutzen, daß ich eine ſchöne Europäerin zur Frau habe, dadurch meine Stellung in der europäiſchen Geſellſchaft eine beſſere, weni⸗ ger beargwöhnte wird, als ſie es jetzt iſt.“ Muſtafa Hilmi hatte ſich während der mit abſichtlicher Leichtigkeit geſprochenen Worte eine Zigarette gedreht und Nafis nicht angeſehen. Er wußte nur zu genau, wie er⸗ ſchreckt und entſetzt ſein Untergebener ausſehen werde, und ſehnte ſich nicht danach, deſſen Geſicht zu betrachten. In der Tat hatte die Mitteilung des Paſchas ſolchen Eindruck auf Nafis gemacht, daß er ſich faſſungslos in den Stuhl hinter ſich fallen ließ. Es dauerte geraume Zeit, bis er ſprechen konnte, und dann rangen ſich die Worte leiſe und ſchwer von ſeinen Lippen, mit häufigen Unter⸗ brechungen, um ſich zu ſammeln. „Heiraten, Herr, eine Ferenghi? Eine Fremde? Du, Herr? Und was werden unſere Anhänger ſagen? Was, Herr, verzeihe, wenn ich es erwähne, deine Angehörigen? Was endlich das Mädchen, das du zu ehelichen gedenkſt, e von dieſen deinen Angehörigen erfährt? Oh, err fell Muſtafa Hilmi lächelte ein wenig und ſagte ganz eiſe: „Die, die du meine Angehörigen nennſt, Nafis, wer⸗ den nichts von der Sache erfahren; ſie leben das Leben der alten Zeit in meinen verſtreut liegenden Landhäuſern und können es weiter leben. Und die blonde Frau wird von ihrem Vorhandenſein erſt recht nichts erfahren, denn ſie wird niemals mit ihnen zuſammenkommen und keinen Schaden von ihrem Vorhandenſein haben. Was nun unſere Anhänger anlangt, ſo werden ſie ebenſoviel und ebenſowenig von unſere Ware erhalten, ob die blonde Frau mir gehört oder nicht. Iſt das alles, Nafis?“ Es war in Wirklichkeit alles, was Nafis ſagen wollte. Es war unmöglich, dem Paſcha gegenüber von ſeinen bei⸗ den Frauen zu ſprechen, die er bereits hatte, von denen jede ihr eigenes Hausweſen beſaß, jede ſo entfernt von der anderen wohnte, daß ſie kaum etwas voneinander wußten. Von derartigen intimen Dingen ſprach ein Orien⸗ tale nicht zum anderen. Der Paſcha war ſo reich, daß er in der Lage war, ſich im Gegenſatz zu den meiſter ſeiner Landsleute und Glaubensgenoſſen mehrere Frauen zu leiſten, da er ſie ganz getrennt leben laſſen und auch im Scheidungsfalle unterhalten konnte; alſo würde dieſes kein Hindernis ſein. Dennoch ſagte Nafis: „Haſt du bedacht, daß die Ferenghis in der Beurtei⸗ lung dieſer Fragen anders denken als wir? Das Mädchen oder ihre Verwandten, oder der Vertreter ihres Landes, irgend jemand wird ſicher einen großen Lärm ſchlagen, wenn bekannt wird, wie die Dinge liegen. Haſt du daran gedacht, Herr? Und was wirſt du dagegen tun?“ „Geld, Nafis, hat viel Ueberzeugungskraft auch für die Ferenghis.“ Dagegen war nichts zu ſagen, und Nafis wußte, daß er geſchlagen war. Keinerlei Recht ſtand ihm mehr zu, Muſtafa Paſcha in ſeinen Entſchlüſſen zu beeinfluſſen; nichts ging es ihn an, wie der Paſcha ſich ſein Privat⸗ leben einrichtete. Und Muſtafa Hilmi hatte recht, daß mit Geld faſt alles zu regeln war, alles zu erreichen war. Hier⸗ über hatte niemand mehr Erfahrungen als Nafis, der die großen Beſtechungsgelder verteilte, um die Duldung des Rauſchgiftes zu ermöglichen. Was konnte er noch ſagen, um ſeinen Herrn von dem unheilvollen Entſchluß abzubringen? Daß der Entſchluß Unheil bringen würde, davon war Nafis überzeugt. Doch er fühlte auch, daß er Muſtafa Hilmi nicht davon abbrin⸗ gen würde. Er ſeufzte leiſe vor ſich hin:„Kismet!“ und ſaß dann ſtumm und in ſorgenvollen Gedanken da. Muſtafa Hilmi betrachtete ſeinen alten Mitarbeiter und war viel mehr von deſſen Haltung beeindruckt, als Nafis ahnte. Er hatte den knochigen Mann niemals in dieſer Verfaſſung geſehen, noch nie erlebt, daß jener ſeine Ruhe verlor. Betrachtete er es wirklich als ein Unglück, wenn Ellen Sedlin ſeine Frau wurde? Und warum tat er das? Ehe aber Muſtafa Hilmi fragen konnte hatte ſich Nafis gefaßt. Er richtete ſich auf und ſah den Paſcha an. Cortſetzung folgt! — Magiſches Flügel⸗Rätſel. 2 . Die 16 Buchſtaben: bbeeeehii klo or ſ w ſind in die vorſtehende Figur ſo einzuſtellen, daß dis einzelnen Flügel Wörter mit folgender Bedeutung er⸗ geben: 1. Bezirk. 2. Seeſäugetier. 3. Erfriſchendes Ge⸗ tränk aus Wein. 4. Badeort in Oberöſterreich. Buchſtaben⸗Rätſel. 1. Papua, 2. Zille, 3. Luchs, 4. Staket, 5. Kantor, 6. Drittel, 7. Schorf, 8. Monika. Von jedem dieſer Wörter ſtreiche man den erſten und letzten Buchſtaben. Die übrigen Buchſtaben ſtelle man ſo um, daß ſie bekannte Wörter ergeben, deren Anfangsbuch⸗ ſtaben ein gemeinſames Mahl ergeben, an deſſen Zuſam⸗ menſtellung jeder Teilnehmer ſich beteiligt. Schach⸗Aufgabe. * EK 2 7 , , . I — 5 h 8 2 Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Buchſtabenrätſel. In Ungarn gibt es eine Stadt, Die„d“ und„p“ im Namen hat; Stehn„k“ und„r“ für dieſe zwei, So liegt ſie in der Walachei. Die Exdle ist leider härte als die Haut der Kinder, und die Mutter muß oft Samariterdienste leisten. Das ist leicht. ed mit Hensaplest-SchnelſVverbend: Schbende n Nu enzulegen, blutstillend, Manzel dceimtõtend u. bewegungsfũgig. 2 b H 85 2 15 Pf. an. Kettenrätſel. Bank, Berg, Brief, Buch, Fink, Fluß, Form, Recht, Sand, Scheck, Schlag, Schutz, Stil, Tal, Wort. Aus vorſtehenden 15 einſilbigen Wörtern ſind 14 zwei⸗ ſilbige Wörter in der Weiſe zu bilden, daß eine Wortkette entſteht, durch die man vom Berg ins Tal gelangt. Bilder⸗Rätſel. — 2 6570 5 Auflöſungen aus letzter Nummer: Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Lampe, 2. Bol, 3. Iſeo, 4. Mode, 5. Don, 6. Tunis, 7. Namur, 8. Marat, 9. Ur, 10. Amtei, 11. Laer, 12. Nab, 13. Line, 14. Togo, 15. Enz, 16. Baron.— Senkrecht: 1. Lid, 2. Bon, 4. Murat, 6. Turm, 17. Aſon, 18. Menam, 19. Po, 20. Odin, 21. Leſen, 22. Maare, 23. Bulle, 24. Tenor, 25. Rain, 26. Jago, 27. Enz 28. Bon. Geographiſches Problem: Die einzelnen Teile ergeben folgende Namen: 1. Wien, 2. Dover, 3. Werra, 4. Oder, 5. Köln, 6. Lech: Wie der Herr's der Knecht. Zum Jeito Zuſammenſetz⸗ Aufgabe: Abt, Rennen— ab⸗ trennen; Brand, Marken— brandmarken; Eins. Ehen— einſehen; Erz, Eugen— erzeugen; Ger Innen— gerinnen. Zweifilbige Scharade: Kußhand. Rechenaufgabe: 698/1047. Magiſches Moſaik — 2 e S O A„ 1 S„ 5 7 „„ 5% . Er weiß Beſcheid. „Zwanzig Mark für den Hund iſt zuckt ja mit dem linken Auge.“ „Irrtum, mein Herr, mit dem Auge blinzelt, daß ich ihn nicht billiger verkau mir zuviel. Er hat er bloß ge⸗ ſen darf.“ 2 Pdstẽ für 50 Pfennige. E kommt da neulich ein feiner ſierr in den Laden und Wählt eine Zehn- den niedrigen Preis nicht beirren, denm die Packung trug ja den guten Namen „Nivea“, Er Wußte: Nives ist Qualität. ließ sich durch In der Rechenſtunde. Lehrer:„Um euch die Regeldetri noch weiter klar zu machen, wollen wir jetzt einige Beiſpiele vornehmen: Wenn ein Pfund Kaffee(ſich unterbrechend): Weiß vielleicht je⸗ mand von euch, wieviel jetzt ein Pfund Kaffee koſtet?“ Die Klaſſe ſchweigt. Lehrer(weiter):„Hat denn noch niemand von euch einmal Kaffee gekauft?“ Im Hintergrund wird eine erhobene Hand ſichtbar. „Nun, Fritz, wieviel haſt du denn fürs müſſen?“ Fritz:„Mei Voater hat's ufſchreiben loaſſen!“ *. Die kleine Grete, aus der Schule Mutter:„Unſer Fräulein kennt kein P eins gemalt, und ſie wußte nicht, was es iſt!“ ae Pfund bezahlen kommend, zur ferd! Ich habe Es geht nicht. Tüchtigkeit gehört zu den Männern, die früher mak etwas waren. Die Sage erzählt, daß er einen Miniſter⸗ poſten in einem gewiſſen Ländchen bekleidet hat. Neulich beſuchte ich ihn. Er ſaß traurig und nieder⸗ geſchlagen am Schreibtiſch. „Nanu, Tüchtigkeit, warum ſo niedergeſchlagen?“ „Habe mich hingeſetzt, meine Erinnerungen zu ſchrei⸗ ben, aber glauben Sie, es fällt mir ein Wort ein!“ 11 „Warum heiraten Sie meine Tochter nicht, die, wie Sie ſagen, Ihr Ideal iſt?“ „Damit ſie es bleibt.“ 12 Hinkerſen beſuchte ſeinen Freund Runkerſen und fand ihn, gemütlich auf dem Sofa liegend, mit einem Buche in der Hand. „Was lieſt du denn da?“ fragte Hinkerſen. „Es handelt von Napoleon!“ antwortete Runkerſen. „Ach ſo, biſt du ſchon ſo weit, wo er nach St. Heleng kommt?“ „Nicht doch, du mußt nicht alles vor bir e lles vorher verraten, es Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung, 5—: 5 5 Zeiliger Schutz bringt zeuige Hufe Die Abſchlußzahlen der 58 deutſchen privaten Lebensver⸗ ſicherungsgeſellſchaften können über das Bild der Ziffernkolon⸗ nen hinaus auch dem Nichtfachmann allerlei verraten. Jetzt liegen die Ergebniſſe für das erſte Halbjahr 1936 vor. Dem⸗ nach wurden in dieſen ſechs Monaten insgeſamt 204,2 Millio⸗ nen RM zur Auszahlung gebracht. Intereſſant iſt dabei aber nun, daß dieſe Beträge im einzelnen in 15 116 Todesfällen ſolcher Verſicherungsnehmer ausgezahlt wurden, die im erſten Verſicherungsjahr geſtorben ſind, weiter in 14 388 Todesfällen ſolcher Verſicherungsnehmer aus dem zweiten Verſicherungs⸗ jahr und in 23 145 Todesfällen von Verſicherungsnehmern im dritten Verſicherungsjahr. Die Geſamtauszahlungsbeträge ent⸗ ſprechend den einzelnen Jahresklaſſen waren 4,81 Millionen, 4,99 Millionen und 6,39 Millionen RM. An dieſen Zahlen aber kann man darum nicht vorbeigehen, weil ſie im Verhält⸗ nis zu den in dieſen Jahresklaſſen eingezahlten Beiträgen von 376 432, 657849 und 840 114 RM. recht hoch anzuſprechen ſind, denn es waren im Durchſchnitt, wieder den Jahresklaſſen fol⸗ gend, erſt etwa 7 v. H., 13 v. H. und auch im dritten Verſiche⸗ rungsjahr 13 v. H. der ausgezahlten Verſicherungsſummen ein⸗ gezahlt worden. So bekommen tote Zahlen ein ſehr lebendiges Leben. Denn ſie zeigen uns hier einmal die tatſächlichen Lei⸗ ſtungen der Lebensverſicherungsgeſellſchaften, dann aber mah⸗ nen ſie uns ſehr eindringlich an den wirklichen Wert eines Verſicherungsſchutzes. Die Statiſtik legt offen dar, daß der auch beizeiten in dem Schutz ſeiner Verſicherung eine wirkſame Hilfe— in dieſem Falle für ſeine Angehörigen— gefunden hat, der ſich beizeiten in dieſen Schutz begeben hat. Wieviel ruhiger kann jeder ſeiner Arbeit nachgehen und ſich auch den frohen Stunden ſeines Lebens hingeben, wenn er weiß, für die Stunde der Not geſichert zu ſein, und das Opfer und die Leiſtung der Prämie wird ſtets auch dieſe Sicherheit, die der Verſicherungsſchutz zu geben vermag, aufwiegen. Selfenfrel nicht alkalisch. Auch gegen fettendes Haar. Fragen Sie Ihren Friseur! Senf billig unc goch Ooslitzt Aladesne Tüstcflen- U. Armbondopren mit Garantieschein. Bei Nichi- 8 Umtausch od. 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Ich in einer Stellung, da war die Küche ſo kal beulen an den Zehen bekommen habe!“ Kleinmöbel an⸗ war drei Jahre t, daß ich Froſt⸗ Max Müller, Eöriftz W 30, Sohulstr Fritz Heinecke, Braunschweig 185 (Erhänmon L. d. Apoth Erda Schuhereme ist chi, ausgiebig Zum Wochenende“ und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 44 erſcheinen als Beilage. D A 3. Vi. 36: 664 297 Pl.⸗Nr. 8. Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonntags⸗ blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; ſämtl in Berlin SW 68, Lindenſtr. 101/102. 2 WMEE EAS AUSTU. SET NN AN MEINEN NN DEU. F WENN EE WOS SIE. Wik SO EH NAO StNr SklkE ff. OS, 8 EI NFM AES MH! SCHON MORE WEO AsSENDS VOR DEN Sc AFEN SEHEN DIE HND WASCHEN UND GUr ASNOOCNNUEN. ANN GNHHCNN OD ERM=OELEE Abf. Oklfae kme BESSER WS Nasr 0 SEM N AUF EIDINA Stad ES Wik DER OE SELBER ZA RTEN UND SCHON EN nE WIE OI— UN Rote und rauhe Hände werden über Nacht zart und glatt buncn: 1 KoODER DAS SPEZIALMITTEIL. ZUR PFLECE DER HAND E TUBEN RM- 30 UND 80 222 ˖˙»——