e x Eiſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 wm breite mm- Zeile 3 Pfg. im Textteil 90 mm breit 13 Pfg. Machläſſe gemäß Brelsliſte Rr. 3. Ang.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karls uhe 78439. — Tages-und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. VBerblünbblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Secken helm. ole Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uh. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Deuck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftlettung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hanptſtr. 120.— D. ⸗A. X. 36 1120 36, Jahrgang Gparſamkeit mit Werkſtoſfen Techniſche Forſchung im Dienſte des Vierjahresplanes. Eines der wichtigſten Mittel, um die Rohſtoff⸗Freiheit, das große Ziel des Vierjahresplanes des Führers, für Deutſchland zu erringen, iſt die in den letzten Jahren be⸗ gonnene Umſtellung der deutſchen Erzeugung auf ſpar⸗ ſamſte Verarbeitung der Werkſtoffe. Eingehende betriebswirtſchaftliche Forſchungen und her⸗ ſtellungstechniſche Unterſuchungen haben es nämlich möglich gemacht, den Werkſtoffverbrauch der deutſchen In⸗ duſtrie durch geeignete Formgebung der Erzeugniſſe und durch die Anwendung zweckmäßiger Fertigungsverfahren erheblich zu verringern. So beginnen die der Werk⸗ ſtofferſparnis dienenden Maßnahmen der Technik bereits bei der konſtruktiven Durchbildung der Werkſtücke. Die Geſtaltung wird dabei derart vorgenommen, daß wertvolle Werkſtoffe nur ſoweit verwendet werden, als es zur Errei⸗ chung des Gebrauchszweckes unbedingt notwendig iſt. Als Beispiel dafür ſeien die Gleitlager angeführt, die früher mit dicken Lagerſchalen aus vorwiegend Einfuhr⸗ metall enthaltender Weißmetallegierung gebaut wurden. Heute ſtellt man ſie aus Stahl⸗Lagerſchalen mit dünnſtem Weiß⸗ und Rotmetallausguß her, wobei die Er⸗ ſparnis an Sparmetallen bis 80 Prozent betragen kann. Weiterhin werden die Bauformen ſo vereinfacht, daß die Herſtellung der Werkteile in einer geringen Zahl von Arbeitsgängen mit möglichſt wenig oder überhaupt keinem Verluſt durch Abfall durchgeführt werden kann und die Ge⸗ fahr der Ausſchußerzeugung auf ein Mindeſtmaß beſchränkt wird. Die wichtigſten Möglichkeiten aber, um die deutſche induſtrielle Erzeugung mit geringſtem Werkſtoffverbrauch durchführen zu können, brachten die Fortſchritte, die auf dem Gebiet der Fertigungstechnik in den letzten Jahren erreicht wurden. Hier haben die Arbeitsverfahren der ſogen.„ſpanloſen Formung“ wie Spritzgießen, Kokillen⸗ gießen, Genauſchmieden, Rollen Stanzen, Preſſen, Drücken, Zehen uſw., die wenig oder gar keinen Arbeitsabfall er⸗ geben, beſonders große Bedeutung, denn jede Erzeugung von Werkſtoffabfall bei der induſtriellen Fertigung ſtellt 105 Fehlleitung von Material, Energie und Arbeitskraft ar. Das Spritzgußverfahren z. B., bei dem flüſſi⸗ ges Metall unter Druck in Stahlformen gepreßt wird, er⸗ laubt es, kleinere Apparateteile gebrauchsfertig herzuſtellen. Gegenüber dem gewöhnlichen Guß in Sandformen, der er⸗ hebliche Nacharbeit erfordert, kann dadurch der Werkſtoff⸗ aufwand in manchen Fällen auf zwei Drittel des früheren Bedarfs verringert werden. Neuzeitliche Schmiedema⸗ ſchinen geben die Möglichkeit, ſelbſt ſchwierige Stücke ſo genau nach Maß zu ſchmieden, daß eine abfallverurſa⸗ chende Nachbearbeitung nicht oder nur in geringem Um⸗ fange notwendig iſt. Auch die Anwendung der Schweiß⸗ verfahren und des Brennſchneidens erlaubt es, den Werkſtoffverbrauch erheblich einzuſchränken. Ein außerordentlich wichtiges Mittel um die Einfuhr von Rohſtoffen zu vermindern, ſtellt auch die Verwendung der verſchiedenen Funſtſtoßſſe dar. Aus heimiſchen Roh⸗ ſoffen hergeſtellt, können ſie durch Preſſen ohne Werkſtoff⸗ gerluſt zu den verſchiedenſten techniſchen Erzeugniſſen und Gebrauchsgegenſtänden geformt werden. So werden bei⸗ pielweiſe Hörer von Fernſprechgeräten aus Preßſtoff in einem Arbeitsgang ohne Abfall gebrauchsfertig hergeſtellt, wobei gleichzeitig die Drähte und metallenen Kontaktſtellen mit eingepreßt werden. die richtige Wahl der Werkſtoffe und die geſchickte Ausnutzung ihrer Eigenſchaften geben ebenfalls weitgehende Möglichkeiten zur Werkſtofferſparnis. Hierbei ſind von dem Deutſchen Normenausſchuß in weitem Umfange aufgeſtell⸗ ten Güte⸗ und Umſtellnormen von maßgebender Bebeu⸗ tung. Bei der Benützung von Hartblei als Werkſtoff anſtelle von Weichblei läßt ſich beiſpielsweiſe die Wanddicke von Blelrohren um faft ein Drittel verringern, was eine Blei⸗ n is von mehreren tauſend Tonnen im Jahre be⸗ eutet. Mit der zweckmäßigen 1 05 der Fertigungsverfahren im Hinblick auf die ſparſame Verarbeitung der Werkſtoffe hängt eng zuſammen die Vermeidung von Fehl⸗ arbeit. Durch wirkſame Kontrollmaßnahmen geeignete Vorrichtungen ſowie durch die Verbindung von Meſſen und Bearbeiten unter Benutzung von Sondergeräten laſſen ſich Werkſtoffverluſte durch Erzeugung von fehlerhaften Werk⸗ ücken in hohem Maße einſchränken. Wichtige Möglichkeiten, um den Rohſtoffaufwand fühl⸗ bar zu ſenken, liegen weiterhin auf dem Gebiet der Be⸗ lriebsſtoffe. So kann durch planmäßige Ueberwachung und ſlege der Verſchleiß an Treibriemen, der Ver⸗ brauch von Putz wolle uſw. weſentlich verringert werden. ehmtedergewännungs⸗ und Reinigungs, ankagen laſſen den Bedarf an neuem Schmieröl oft auf einen Bruchteil des früheren ſinken. Durch ſtändige leber⸗ wachung der Leerlaufverluſte der Maſchinenanlagen iſt viel⸗ ſach erhebliche Erſparnis an Energie möglich. Bei weitgehender Berückſichtigung aller dieſer Möglich⸗ keiten und Geſichtspunkte und bei enger, verantwortungs⸗ ewußter Zuſammenarbeit aller Stellen der techniſchen wiſſenſchaft und der betrieblichen Praxis läßt ſich alſo die deutſchen Volkes mit allen notwendigen Erzeugniſſen bei lezingſtem Rohſtoffaufwand durchgeführt werden kann. Die elriebswiſſenſchaftliche Forſchung iſt damit ein wichtiger Hilfer bei der Erringung der deutſchen Rohſtoff⸗Freiheit. Erzeugung ſo einrichten, daß die Verſorgung des — — Mittwoch, den 4 November 1986 Mittelmeerpakt nicht erwünſcht Ablehnung in London.— England und Muſſolinis Rede. London, 3. November. In einer Meldung des diplomatiſchen Reuterkorreſpon⸗ denten wird die Annahme beſtäligt, daß die britiſche Re. gierung Wale nicht geneigt iſt, auf den von Muſſolini in ſeiner Mailänder Rede gemachten Vorſchlag eines Mit⸗ kelmeerpakts einzugehen. Das einzige Intereſſe Englands im Mittelmeer beſtehe darin, den ſtakus quo aufrechtzuerhal⸗ ten. Dieſe Auffaſſung bedeute keinerlei Bedrohung Ika⸗ liens, es ſei denn, daß Italien die Abſicht habe, den ſtatus quo zu ändern. Jn britiſchen Kreiſen zeige ſich daher der Wunſch, die italieniſchen Intereſſen, ſoweit ſie auf Gegenſeitigkeit be⸗ ruhten, anzuerkennen. Man glaubt aber nicht, daß ein zweiſeitiges oder auch ein mehrſeitiges Abkommen dieſem Zweck dienlich wäre. Man hält es in Whitehall für beſſer, nicht an ſchlafende Dinge zu rühren, denn man befürchtet, daß die Aushandlung weiterer Pakte im Mittelmeer alle möglichen alten Wunden öffnen und damit die Sache des Friedens ſchädigen könnte. Der Korrespondent beſtätigt auch, daß England zurzeit an eine förmliche Anerkennung des Kaiſerrei⸗ ches Abefſinien nicht denke Es müſſe jedoch dar⸗ auf hingewieſen werden, daß die italieniſche Eroberung in gewiſſem Sinne praktiſch anerkannt worden ſei, indem die britiſche Geſandtſchaft in Addis Abeba die diplomati⸗ ſchen Beziehungen mit dem Vizekönig Marſchall Graziani aufgenommen habe. Die elegische Ablehnung der Abrü⸗ ſtung und der Völkerbundsideale durch Muſſolini werde in London bedauert, wenn man auch offen zugebe, daß dieſe Ideale gegenwärtig nicht von großer praktiſcher Be⸗ deutung ſeien. Eden wird dem Duce antworten Der diplomatiſche Korreſpondent der„Morning Poſt“ kündigt an, daß Eden ſchon in dieſer Woche bei der außenpolitiſchen Ausſprache im Unterhaus Muſſolini ant⸗ worten werde Der Außenminiſter werde dabei wohl Ita⸗ lien nochmals der freundſchaftlichen lands verſichern Dem Gedanken eines Mittelmeerpaktes ſoll die britiſche Regierung jedoch nicht gerade ſympathiſch gegenüberſtehen, da, wie man ſage, Abkommen nur ſo viel wert ſeien, wie der Geiſt, in dem ſie abgeſchloſſen würden. Eine Verſtändigung zwiſchen England und Italien werde aber nicht dadurch gewinnen, daß man ſie zu Papier bringe. Der Abſchluß eines Mittelmeerpaktes könnte ſogar zu diplomatiſchen Schwierigkeiten führen. Ein ſolcher Zwei⸗ mächtepakt könnte auch irgendwo Verdacht erregen, während die Einbeziehung anderer Länder, z. B. Sowjet⸗ rußlands, auf endloſe Schwierigkeiten ſtoßen müßte. Thronrede König Eduards Richtlinien der britiſchen Politik.— Eine Reichskonferenz. König Eduard VIII. fuhr am Dienstag wegen des ſtrö⸗ menden Regens ohne das ſeit zwei Generationen geübte Zeremoniell im Auto zum Oberhaus, um die erſte Parla⸗ mentseröffnung ſeiner Regierungszeit vorzunehmen. In der Thronrede des Königs wurden erneut die be⸗ reits bekannten Richtlinien der engliſchen Politik dargelegt. Der König betonte, daß die britiſche Regierung ihre Politik auf die Mitgliedſchaft beim Völkerbund ſtütze, daß ſie jedoch Vorſchläge zu einer Reform des Völkerbundes bereits in Genf eingereicht habe. Die Befriedung Europas ſoll von England mit allen Mitteln gefördert und es ſoll auf einen Weſtpakt hingearbeitet werden. Die Flotten⸗ abmachungen zwiſchen Amerika, Frankreich und England ſollen nach der Thronrede Grundlage einer internationalen Flotten vereinbarung bilden. Der König legte Nachdruck darauf, daß die britiſche Regie⸗ rung die politiſche Lage im Fernen Oſten mit Sorge verfolge. Dort ſei Friede und Ruhe weſentlich für wichtige Intereſſen des britiſchen Volkes. Er hoffe auf eine fried⸗ liche Löſung zwiſchen China und Japan. Weiter bekannte ſich Eduard VIII. zu dem Gedanken des Nichteinmiſchungsabkommens in Spanien. Den Bünd⸗ nisvertrag zwiſchen Aegypten und England hofft er noch vor Ende des Jahres ratifizieren zu können. Im Mai nächſten Jaßzres ſoll anläßlich der Krönungs⸗ feierlichkeiten eine britiſche Reichskonferenz ſtattfinden. Im Anſchluß an die Krönungsfeierlichkeiten will der König zen Kaiſerkrönung nach Indien reiſen. Er⸗ wähnt wurden in der Thronrede auch die geplante Neu- regelung e in Indien. Zur Paläſtina⸗ frage teilte der König mit, daß die königliche Unterſu⸗ chungskommiſſion noch in dieſer Woche ausreiſen wird. Die britiſche Aufrüſtung ſoll nach der Thronrede mit äußerſter Tatkraft vorwärts getrieben werden, und zwar ſo⸗ wohl der Verteidigung des Empires willen als auch zur Innehalfung der internationalen e Englands. Gleichzeitig bekannte ſich der engliſche König jedoch zur Förderung einer allgemeinen internationalen Befriedung, durch die eine Begrenzung der Küſtungsausgaben möglich Wäcs b Schließlich wandte ſich Eduard VII. innerpoliti ⸗ ſchen Problemen zu unter denen auch die Frage der Bergbauabgaben wieder auftauchte. Weſentlich iſt die An⸗ kündigung einer 1 0 zur Sicherung der inneren Ruhe und Ordnung. Die beſtehenden Geſetze ſeien abände⸗ rungsbedürftig. In dem neuen Geſetz ſoll ſedoch der Rede⸗ und Verſammlungsfreiheit nicht Abbruch getan werden. Geſinnung Eng⸗ — —— Nr. 259 Freunde oder Gegner, nicht Mitläufer Die norditalieniſchen Zeitungen beſchäftigen ſich haupt⸗ ſächlich mit der Stellungnahme der franzöſiſchen und engli⸗ ſchen Preſſe zur Mailänder Rede Muſſolinis. In eindring⸗ licher Weiſe wenden ſich die Blätter gegen das Mißtrauen und die Zweifel, die gegenüber dem italieniſchen Willen zur Zuſammenarbeit in der Preſſe jener beiden Länder zum Ausdruck gebracht werden. „Corriere della Sera“ ſchreibt, die zur Schau getragene Beſtürzung eines Teiles der engliſchen Preſſe über die Er⸗ klärungen des Duce zur Mittelmeerfrage beruhe entweder auf ungeheurer Unwiſſenheit, oder ſie ſei das Element eines hinterliſtigen Manövers, das dazu dienen ſolle, jede Ver⸗ handlung über eine freundſchaftliche Bereinigung der zwi⸗ ſchen den beiden Staaten ſchwebenden Fragen zum Schei⸗ tern zu bringen. Zu den engliſchen Preſſekommentaren er⸗ klärt die„Stampa“, daß aus ihnen die hergebrachte Sorge um das Wohl der anderen von dem angeblichen italieni⸗ ſchen Ausdehnungsdrang bedrohten Staaten durchblicke. Es ſei aber allgemein bekannt, daß London darauf ab⸗ ziele, die Mittelmeer⸗Staaten in eine gemeinſame Front zu bringen, um Italien zu iſolieren und zu erſticken. Zwi⸗ ſchen Ikalien und England gäbe es nur aufrichtige Freundſchaft oder entſchiedene Gegnerſchaft. Italien ſei für die erſte Löſung, aber auch die zweike Annahme laſſe es ohne Furcht. Die„Gazetta del Popolo“ erklärt, vor allem müſſe Eng⸗ land die Lage im Mittelmeer realiſtiſch betrachten. Italien ſei im Mittelmeer im eigenen Hauſe, während Eng⸗ land dort nur zu Gaſt ſei. Italien ſei bereits ſeit 14 Jah⸗ ren nicht mehr der demütige Mitläufer der engliſchen Poli⸗ tik. Mit der Mailänder Rede habe der Duce den Regierun⸗ gen und Völkern, die guten Willens ſind, eine neue Gele⸗ genheit zur Löſung der drückenden internationalen Fragen, gegeben. Belgrad, 3. Nov. Die halbamtliche Zeitung„Vreme“ nimmt im Leitartikel zur Mailänder Rede Muſſolinis Stellung, indem ſie ausführt, daß die Worte Muſſolinis über den Ausbau der italieniſch⸗jugoſlawiſchen Freundſchaft in ganz Jugoflawien einen angenehmen Widerhall gefun⸗ den hätten Muſſolini haben den beiden Nachbarſtaaten den Weg des Friedens gewieſen. Man müſſe ſich über dieſe Worte der Vernunft tatſächlich freuen. Jugoſlawien wün⸗ ſche als erſtes, daß die Adria die beiden Staaten nicht trenne, ſondern verbinde. Italien habe in Jugoſlawien nie einen Feind gehabt ſelbſt während der Sanktionszeit ſei es von jugoflawiſcher Seite nie gehäſſigen Ausfällen aus⸗ geſetzt geweſen. Vielmehr habe Jugoſlawien den Heroismus des italieniſchen Volkes bewundert. Es ſeien alſo, führt das Blatt weiter aus, alle Vorausſetzungen dafür vorhan⸗ den, daß die Mißverſtändniſſe ein Ende nähmen. Die Streitfragen zwiſchen den beiden Staaten ſeien gering und bedeutungslos. Parlamentseröffnung im Oberhaus Ausſprache über die Dankadreſſe. London, 4. November. Die Eröffnung der neuen Parlamentstagung durch Kö⸗ nig Eduard VIII. im Oberhaus erfolgte in dem bei dieſer Gelegenheit üblichen prunkvollen Rahmen. Außer den Lords und den weiblichen Oberhausmitgliedern in ihren pelzverbrämten Roben und prächtigen Kleidern war das eſamte diplomatiſche Korps, darunter auch der deutſche Volſchafter von Ribbentrop, anweſend. Der König trug unter ſeinem purpurfarbenen und goldverzierten Samt⸗ mantel die Admiralsuniform. Da der König noch unge⸗ krönt iſt, trug er während der Zeremonie nicht die Krone, ſondern den Admiralshut. Als er in feierlicher Prozeſſion das Oberhaus betrat, wurden die Reichskrone, das Staats⸗ ſzepter und der Reichsapfel vor ihm hergetragen. Da Kö⸗ nig Eduard unverheiratet iſt, ſtand zum 79 5 Male ſeit langer Zeit nur ein einziger Thronſeſſel auf der Empore. Nachdem der„ſchwarze Herold“ die Unterhaus⸗ mitglieder und die nicht dem Oberhaus angehörenden Mi⸗ niſter herbeigerufen hatte, verlas der König fitted das proteſtäantiſche Glaubensbekenntnis und verpflichtete ſich, nachdem er eine purpurfarbene Bibel geküßt hatte, die Ge⸗ bote einzuhalten, die die e Thronfolge erfor⸗ dern. Hierauf verlas der König die Mater han⸗ Nach kurzer Vertagung trat das Unterhaus zuſammen, um die Dankadreſſe an den König 0 ſenzunehmen. Sie wurde zum erſten Male in der Geſchichte des engliſchen Parlaments von einer Frau, nämlich der konſervativen Abgeordneten Miß Horsbrugh eingebracht.. Der nationale Labour⸗Abgeordnete Harold Ni⸗ cholſon ſprach zunächſt über die Notwendigkeit, den eng⸗ liſchen Elendsgebieten Hilfe zu bringen. In der Außenpo⸗ litik hätten ſich, ſo führte der Redner u. a. weiter aus, im letzten Jahre die Beziehungen zu den anderen euro⸗ päiſchen Stagten beträchtlich gebeſſerrt. Das deutſche Bolk habe den Engländern in den letzten Monaten eir Maß der Sympathie und Freundſchaft ge. zeigt, das jeden ermutigen müſſe, der eine Vereinbarung zwiſchen dem deulſchen und dem engliſchen Volk zu freund⸗ ſchaftlichen und gleichen Bedingungen wünſche Der Oppoſikionsführer Attlee erklärte, daß die Thronrede 1 0 wichtige Probleme unerörtert gelaſſen habe. Sie ſei über die Frage der Arbeitsloſigkeit und der Unterernährung hinweggegangen, obwohl es in England zurzeit eineinhalb Millionen Arbeitsloſe und viereinhalb Millionen unterernährte Menſchen gebe. Anſchließend ſprach Miniſterpräſident Baldwin. Er kündigte u. a. an, daß am Donnerstag eine allgemeine außenpolitiſche Ausſprache ſtattfinden werde. 1 Die Feier des 9. November Eine Verfügung über die Teilnahme. München, 4. Nov. Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP gibt folgende Verfügung zum 9. November bekannt: „Es wird hiermit nochmals darauf hingewieſen, daß für Träger des Blutordens weder Einladungs⸗ noch Teil⸗ nehmerkarten hinausgegeben werden. Für die Träger des Blutordens gilt die in ihrem Beſitz befindliche braune Karte mit Lichtbild als Ausweiskarte. Sie berechtigt zur Teilnahme an allen Veranſtaltungen am 8./9. November. Um die Kontrolle ſowohl bei der Erinnerungsfeier im Bürgerbräukeller wie bei Aufſtellung des Zuges reibungs⸗ los und ſchnellſtens durchführen zu können, ordne ich an: Zur Teilnahme an der Erinnerungsfeier im Bürger⸗ bräukeller am 8. November und zur Teilnahme am Marſch vom Bürgerbräukeller zur Feldherrnhalle am 9. November haben die Träger des Blutordens ihre braune Ausweiskarte und die Teilnehmer im Beſitz von hellgrünen Karten dieſelbe mit einer zweiten Karte als Ausweis der Partei oder der angeſchloſſenen Organiſationen und Ver⸗ bände bereitzuhalten und bei den Kontrollſtellen vorzuzei⸗ gen. Ohne Ausweiskarte und ohne die für Marſchblock 2 vorgeſchriebene Zuſatzkarte kann ein Zutritt zum Bürger⸗ bräukeller und die Teilnahme am Marſch nicht genehmigt werden. Angehörige der Wehrmacht und Kriegsbeſchä⸗ digte als Träger des Blutordens nehmen am 9. Novem⸗ ber bis zum Eintreffen des Zuges an der Feldherrnhalle in der Nähe des Mahnmales Aufſtellung. Ich verweiſe nochmals auf die Verfügung, wonach ſo⸗ wohl im Bürgerbräukeller wie am Marſch am 9. November nur die Blutfahne mitgeführt werden darf.“ Skaaksſekretär Backe in Stockholm. Skockholm, 3. Nov. Zu ihrer erſten Veranſtaltung in der diesjährigen Winterzeit hat die Schwediſch⸗deutſche Vereinigung den Staatsſekretär im Reichsernährungsmini⸗ ſterium, Herbert Backe, zu einem Vortrag über„Die Agrar⸗ politik im Dritten Reich“ eingeladen. er Staatsſekretär ſchilderte, wie aus der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchau⸗ ung heraus die Agrarpolitik im Dritten Reich geſtaltet worden iſt. Der Erlös der deutſchen Landwirtſchaft aus dem Ver. kauf ihrer Erzeugniſſe konnte ſeit 1932 von 6,4 Milliarden auf 8,8 Milliarden Mark geſteigert werden. Die landwirk⸗ ſchaftliche Erzeugung ſtieg in 5 der Erzeugungs⸗ ſchlacht ſo an, daß 1935 rund 80 v. 9. des Bedarfs an Le- bensmikteln aus eigener Erzeugung gedeckt werden konnken gegen nur 65 v. 9. im Jahre 1927. Die Zahl der Geburten weiſt auf dem Land im uge der nationalſozialiſtiſchen Agrarpolitik eine ſtändige teigerung auf, während ſie bis zur Machtübernahme durch den Nationalſoztalismus ſtändig zurückging. Im Gegenſatz zu dieſen Erpol en der nationalſozialiſti⸗ ſchen Agrarpolitik kennzeichnete ſchließlic Staatsſekretär Backe eingehend die Mißerfolge des Bolſchewismus auf landwirtſchaftlichem Gebiet. Normale Reichs bankbeanſpruchung Der Ausweis der Reichsbank zum Monatsende Oktober zeigt mit einer, Zunahme der geſamten Anlagen der Bank in Wechſeln, Schecks, Lombards und Wertpapieren um 553,9 auf 5545,4 Millionen Mark eine durchaus normale Entwicklung. Im Vormonat war die Ultimobeanſpruchung in Anbetracht des Quartalſchluſſes mit 645,3 Millionen Mark erheblich höher, während ſie Ende Oktober des Vor⸗ jahres nur 433,8 Millionen Mark betrug. Insgeſamt ſtellt ſich für den Monatsſchluß der Zahlungsumlauf auf 6711 Millionen Mark gegenüber in der Vorwoche 6171 Millio- nen Mark, am Vormonatsſckluß 6651 Millionen Mark und zur gleichen Zeit des Vorfahres 6266 Millionen Mark. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben um 5100 Mark auf 69.66 Millionen Mark zugenommen. Deutſchland und Oeſterreich Vortrag des Staatsſekretärs Dr. Schmidt. Wien, 4. November. Im Rahmen der von der„Union der auswärtigen Die veranſtalteten Vortragsreihe ſprach ienstag der Staatsſekretär des Auswärtigen Dr. Guido Schmidt über das deutſch⸗öſterreichiſche Verhältnis ſeit dem 11. Juli ſowie über die Grundzüge der öſterreichiſchen Hal⸗ tung hinſichtlich der bevorſtehenden Dreierbeſprechungen in Wien. Gleichzeitig teilte er mit, daß er auf Anregung des deutſchen Außenminiſters Frhrn. von Neurath durch Bot⸗ ſchafter von Papen in der zweiten Novemberhälfte nach Berlin reiſen werde. Grundſätzlich, ſo erklärte Dr. Schmidt, ſei feſtzuſtellen, daß die in die neuen Vereinbarungen vom 11. Juli geſetz⸗ ten Hoffnungen ſich erfüllt hätten. Eine allgemeine Enk⸗ ſpannung ſei ſichtlich feſtzuſtellen. Somit ſei das Hauptziel des Abkommens, die Zeit einer getrüblen dreijährigen Ver⸗ gangenheit zu beenden, im allgemeinen erreicht. Auch die Preſſe bemühe ſich offenſichtlich, dem neuen Enkwicklungs⸗ abſchnitt zwiſchen Berlin und Wien Kechnung zu kragen, von einzelnen gelegenklichen Entgleiſungen abgeſehen. Durch eine befriedigende Regelung der Frage der Führung der Hoheitszeichen, die beſonders im Reiſeverkehr eine einſchneidende Rolle geſpielt haben, ſei es auch gelungen, dieſen Verkehr von Land zu Land günſtig zu beeinfluſſen, der leider noch durch die valutariſchen Schwierigkeiten gehemmt werde. Der Redner erwähnke in dieſem Zuſammenhang gewiſſe Zwiſchenfälle, die ſich beim Beſuch reichsdeutſcher Gäſte abgeſpielt hätten, die aber nicht Schuld dieſer Beſucher ſeien, ſondern auf das Konto jener Kreiſe zurückzuführen ſeien, die den Sinn des Abkommens noch immer verkennen würden. Dann ging Dr. Schmidt auf die Mailänder Rede Muſſolinis ein, die Oeſterreichs Unabhängigkeit dog⸗ matiſch unterſtrichen habe. Das verſtändnisvolle Entgegen⸗ kommen Italiens auch in wirtſchaftspolitiſcher Hinſicht be⸗ zeichnete der Vortragende als Aktivum für Oeſterreich. Was die kommenden Beſprechungen der Staa⸗ ten der römiſchen Protokolle ein ſo hätten dieſe in erſter Linie den Sinn, die Uebereinſtimmung in . Fragen ſinnfällig der Welt vor Augen zu ühren. a 5 Auf eine Zwiſchenfrage, ob Oeſterreich beabſichtige, ſich um Mittler der ungariſchen Reviſionswün⸗ 519 zu machen, erklärte Staatsſekretär Schmidt, daß letz⸗ ten Endes dieſe Frage Budapeſt allein angehe, daß aber be⸗ greiflicherweiſe in Oeſterreich größte Sympathie für ſolche Wünſche des befreundeten Nachbarvolkes, mit dem man jahrzehntelang unter einem Dach gewohnt habe, beſtänden. Zolitiſches Allerlei Niederlage der Oppoſikion bei den engliſchen Gemeinde⸗ wahlen. In ganz England und Wales mit Ausnahme von Lon⸗ don fanden die Gemeindewahlen ſtatt. Obwohl bei dieſen Wahlen nicht allein Fragen der großen Politik den Aus⸗ ſchlag geben, iſt es ſtimmungsmäßig doch bezeichnend, daß die oppoſitionelle Labour Party, die ſich in der letzten Zeit immer mehr in das bolſchewiſtiſche Fahrwaſſer begeben hatte, eine ſtarke Niederlage erlitt. Sie dürfte rund 100 Sitze verloren haben. Nach den bisher vorliegenden Mel⸗ dungen haben in England und Wales die Konſervativen 44 Sitze gewonnen, die Labour Party 81 Sitze verloren. Auch die Liberalen haben eine Einbuße von fünf Sitzen zu verzeichnen. Allerdings haben die Konſervativen der La⸗ bour Party nur rund die Hälfte der verlorenen Sitze ab⸗ nehmen können. Den Unabhängigen iſt es ebenfalls ge— lungen, ebenfalls 42 neue Sitze zu erobern. Gegen kommuniſtiſche Umtriebe in der Schweiz. Der ſchweizeriſche Bundesrat hat in ſeiner Sitzung am Dienstag einen Entwurf des eidgenöſſiſchen Juſtizdeparte⸗ ments zu einem Bundesratsbeſchluß gegen ſtaatsfeindliche kommuniſtiſche Agitation durchberaten. Nach dieſem Ent⸗ wurf ſoll der„Roten Hilfe“ jede politiſche Tätigkeit unter⸗ ſagt werden. Außerdem ſollen Veranſtaltungen, die die Si⸗ cherheit des Landes gefährden, verboten werden können. Polniſcher Preſſefeldzug gegen Danzig Dient das der Zuſammenarbeit? Danzig, 3. November. Zu dem polniſchen Preſſefeldzug gegen Danzig nimmt der Danziger Preſſedienſt wie folgt Stellung: „Die Vermutung, daß Polen den Völkerbundsauftrag gegenüber Danzig zur Stärkung ſeiner eigenen Poſition ausnutzen möchte, wird leider verſtärkt durch den ſyſtema⸗ tiſchen Preſſefeldzug, den Polen in dieſen Tagen gegen Danzig zu unternehmen für richtig gefunden hat. Wenn es ſich dabei nur um die Blätter der Oppoſition handeln würde, die gewohnheitsmäßig gegen Danzig Stimmung machen, könnte man darüber hinweggehen. Die Tatſache aber, daß Blätter wie der„Kurjer Poranny“ die Führung in dieſem Preſſefeldzug übernommen haben, hat in Danzig Beſorgnis hervorgerufen. Der„Kurjer Poranny“ hat eigens einen Berichterſtat⸗ ter nach Danzig entſandt mit dem beſtimmten Auftrag, Danzig den Vorwurf der Illoyalität gegenüber Polen zu machen und dieſen Vorwurf durch Greuelmärchen, deren Abſurdität eine ſachliche Entgegnung von ſelbſt verbietet, zu „ſtützen“. Der Korreſpondent hat ſeinen Auftrag dadurch zu erfüllen geſucht, daß er gegen die Danziger Regie⸗ rung die ungeheuerlichſten Angriffe erhoben hat, ſo daß ſich der Polizeipräſident von Danzig genötigt geſehen 1 die betreffende Nummer des polniſchen Blattes be⸗ chlagnahmen zu laſſen. Dabei hat die polniſche Preſſe auch wieder zu der Methode zurückgegriffen, innere Gegen⸗ ſätze zwiſchen Partei und Staat zu konſtruieren und aus der Tatſache, daß der Präſident des Senats, Greiſer, zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt nach Bad Wildun⸗ gen fahren mußte, die kühnſten Kombinationen herzuleiten. Der„Danziger Vorpoſten“ weiſt alle dieſe Gerüchte mit der Erklärung zurück, daß Senatspräſident Greiſer das unverminderte Vertrauen der NSDAP beſitzt und daß nach der Verengung der Beziehungen zwiſchen Partei und Staat niemals ein beſſeres Verhältnis zwiſchen dem Füh⸗ rer der Partei und dem Führer der Regierung hat herr⸗ ſchen können als gegenwärtig. Die polniſche Preſſepolemik erleichtert zweifellos nicht die Zuſammenarbeit zwiſchen Danzig und Polen, an der beide Teile in gleicher 8 inkereſſiert ſind, und zu der die Danziger Regierung ſtets loyal die Hand geboken hat. Die polniſche Regierung müßte deshalb ſelbſt ein Intereſſe daran haben, derarkige Ausfälle der Preſſe zu verbindern. Die Lage, in die Polen durch den Auftrag des Völkerbunds“ rates gekommen iſt, iſt ohnehin ſchwierig genug. Die pol⸗ niſche Regierung muß alſo ein Inkereſſe daran haben, dieſe Lage nicht noch mehr zu komplizieren durch eine Span⸗ nung zwiſchen Danzig und Polen, wie ſie ganz offenbar von einem Teil der polniſchen Preſſe gewünſcht oder doch veranlaßt wird. Beſuch Horthys in Rom Budapeſt, 4. November. Nach Blättermeldungen wird der Reichsverweſer von Horthy in Begleitung des Miniſterpräſidenten Daranyi und des Außenminiſters von Kanya Ende des Monats der italieniſchen Regierung in Rom einen Beſuch abſtatten. Eine amtliche Beſtätigung dieſer Meldung liegt bisher noch nicht vor. In unterrichteten Kreiſen wird jedoch ange⸗ nommen, daß der Beſuch des Reichsverweſers in Italien Ende des Monats nach der Wiener Dreierbeſprechung ſtatt⸗ finden wird. Der marxiſtiſche Familienſtreit Baris wartet auf Blums Ankwort an Thorez. Paris, 3. November. In hieſigen politiſchen und öffentlichen Kreiſen wartet man mit einiger Spannung auf die Veröffentlichung der Antwort des Miniſterpräſidenten auf die letzten Angriffe des Generalſekretärs der kommuniſtiſchen Partei, Thorez. gegen die Politik der Volksfrontregierung. Man hatte zu⸗ nächſt angenommen, Leon Blum werde ſein Antwortſchrei⸗ ben vor der Veröffentlichung dem Kabinett vorlegen, um ihm dadurch erhöhtes Gewicht zu verleihen. Es ſcheint aber, als ob man in radikalſoziaken Regierungskreiſen Wert darauf legt, dieſen marxiſtiſch⸗kommuniſtiſchen Fa mi⸗ lienſtreit außerhalb des Kabinetts bereinigen zu laſſen. Der Innenpolitiker des„Echo de Paris“ will auch wiſſen, daß Leon Blum den Generalſekretär der Gewerkſchaft, Jou⸗ haux, auffordern werde, eine Säuberung in den Reihen der Gewerkſchaft vorzunehmen. Baldiges Ende der Voiksfrontregierung? Am Donnerstag tritt in Bourg⸗en⸗Breſſe der Landes⸗ parteitag der demokratiſchen Allianz unter dem Vorſitz von Flandin zuſammen. In einer Erklärung an den „Temps“ läßt Flandin durchblicken, daß die Tage: der Volksfrontregierung gezählt ſeien und ſeine Partei in einer neuen Regierung mit den anderen„republikaniſchen Par⸗ teien vertreten ſein würde. Die Erbſchaft würde ſchwer ſein und eine kraftvolle Anſtrengung notwendig machen. Um mit ihren Gegnern fertig zu werden, müßte die fran⸗ zöſiſche demokratiſche Republik eine Regierung finden, die mit Autorität ſtatt zu ſchwatzen handle. Aus aller Welt Die Präſidentenwahl in Amerika New Pork, 4. November. Bei der Wahl des Präfidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat Noſevelt mit großer Mehrheit die Wahlmännerſtimmen erhalten und iſt damit auf weitere 4 Jahre zum Präſkdenten gewählt worden. —— Der Raubmord im D⸗Zug Aufſehenerregender Prozeß in Leoben. Wien, 3. Nov. Vor dem Schwurgericht der ſteiriſchen Stadt Leoben begann am Dienstag ein Mordprozeß, der weit über die Grenzen Oeſterreichs Aufſehen erregt. Ange. klagt wegen Raubmordes an der Gattin des rumäniſchen Oberſten Maria Farcaſanu iſt der 24 Jahre alte, in Ungarn geborene Student Karl Straſſer. Am 29. September 1935 fand ein Streckenwärter ne⸗ ben den Gleiſen der Eiſenbahnlinie Wien Innsbruck in der Nähe der Station Admont die Leiche einer Frau die als Gattin des rumäniſchen Oberſten Farcaſanu er⸗ kannt wurde. Aus verſchiedenen Anzeichen war zu ſchließen, daß die Unglückliche einem Mörder zum Opfer gefallen war. Die umfangreichen Nachforſchungen der öſterreichiſchen und Schweizer Behörden führten ſchließlich zur Verhaftung des Karl Straſſer in Zürich. Straſſer, der zunächſt leugnete, verwickelte ſich bald in Widerſprüche und legte dann Teil. geſtändniſſe ab. Es beſteht kaum mehr ein Zweifel daran, daß der Mör⸗ der, der den Zug in Wien beſtiegen hatte, ſein im Beit wertvollen Schmucks befindliches Opfer plötzli überfallen hat und nach hartem Kampf durch das Abteil fenſter auf den Bahndamm ſchleuderte Im Laufe der Un⸗ terſuchung ergab ſich auch der Verdacht, daß der inzwiſchen nach Oeſterreich ausgelieferte Straſſer im Auftrage des be⸗ rüchtigten bulgariſchen Eiſenbahnräubers Trajan Teodorescu gehandelt habe. f Erdbeben in Japan Tokio, 3. Nov. Die Einwohner Tokios wurden mor⸗ gens um 5,45 Uhr durch mehrere heftige Erdſtöße, die etwa zehn Minuten andauerten, aus dem Schlaf geweckt. Selbſt in den aus Stein gebauten Häuſern war das Erd⸗ beben ſechs Minuten lang deutlich zu bemerken. Die Be⸗ wohner der Häuſer eilten auf die Straßen. Das Erdbeben, das den größten Teil der Nordhälfte der japaniſchen Haupt⸗ inſel heimſuchte, verurſachte in den Meßapparaten Aus⸗ ſchläge von 15 bis 25 Millimetern. In Sendai wurden die Dächer einiger Häuſer beſchädigt, einige Mauern ſtürzten ein. Der Schaden iſt jedoch nicht beträchtlich. In der Stadt Fukuſchima wurden zahlreiche Häuſer ſchwer beſchädigt und die Fernſprechkabel und die elektriſchen Leitungen un⸗ terbrochen. In Skuktgart verzeichnet. Skuktgart, 3. Nov. An den württembergiſchen Erdbeben⸗ warten Stuttgart, Ravensburg und Mesſtetten wurde ein ſtarkes Fernbeben aufgezeichnet. Der Bebenherd liegt in Japan, bezw. im Japaniſchen Meer. Schon mittags um 16.10 Uhr wurde ein ſchwächeres Fernbeben aufgezeichnet, deſſen Herd ebenfalls in dieſer Gegend lag.. Madrid unter Feuer Alarmrufe des roten Senders. Talavera de la Raina, 3. November. Von der bei Parla ſtehenden Batterie des Oberſtleut⸗ nants Tella wurde der erſte Schuß auf Madrid abgefeuert, Der Sender von Madrid ſandte den ganzen Tag über dringende Aufrufe an die roten Milizen, deren Mit⸗ glieder aufgefordert wurden, ſich unverzüglich in den Mini⸗ ſterien einzufinden, um dort für den Abmarſch an die Front eingeteilt zu werden. Beſonders kennzeichnend für die Lage der Stadt iſt die ebenfalls durch den Sender ver⸗ breitete Aufforderung an beſtimmte Abteilungen, ſich ſofort in ein Kloſter in der Nähe des roten Flughafens Getafe zu begeben. Daraus iſt zu ſchließen, daß die nationaliſtiſchen Truppen ſich ſchon in der nächſten Nähe der Stadt befinden. Wie die Kommuniſten die augenblickliche Lage ſelbſt einſchätzen, beweiſt ein Aufſatz ihrer Zeitung„Mundo Obrero“, in der wörtlich geſagt wird:„Wir müſſen viel Mut beweiſen, denn die Gefahr, die ſich über Madrid zu⸗ ſammenzieht, iſt ſehr groß.“ Barcelona droht Blum Die franzöſiſche Regierung läßt ſich beſchimpfen. Paris, 3. November. Echo de Paris“ weiſt die franzöſiſche Regierung auf die dauernden Angriffe hin, die vom Kundfunkſender der iberiſch-anarchiſtiſchen Bereinigung in Barcelona gegen ſie gerichtet würden. Dieſer Sender gefalle ſich allabendlich in n ier Sprache in den ſchwerſten Beleidigungen ge⸗ gen die franzöſiſche Kegierung im allgemeinen und den Mi⸗ niſterpräſidenten geon Blum im beſonderen. Nachdem der Sprecher ſich kagelang gegen die arteitagung der Radikal⸗ ſozialen in Biarritz gewandt halte, nehme er ſich jetzt den Miniſterpräſidenten zum Ziel. Die Anarchiſten würden in Kürze Sieger in Spanien ſein. Sobald der ſpaniſche Sowjetſtaat(J organiſtert ſei, werde man ſich etwas näher mit Frankreich befaſſen. Leon Blum ſolle ja nicht glauben, ſich retten zu können. Er werde nicht einmal Zeit haben, ſich auf ſeine prachtvollen Beſit⸗ zungen zurückziehen, die er im Ausland erworben habe. Die Wut des Proletariats müſſe ſich in erſter Linie auf ihn abladen. Er habe ſeine Partei und ſeine Freunde ver⸗ raten und werde dafür bezahlen müſſen. Note Banditen unter ſich Eine aus Madrid eingelaufene Meldung wirft ein be⸗ zeichnendes Licht auf die im Lager der Roten herrſchenden anarchiſtiſchen Zuſtände. Danach iſt der berüchtigte frühere Befehlshaber von Badajoz, Puigdengolas, nicht, wie ſeiner⸗ zeit bekanntgegeben wurde, an der Front gefallen, ſondern im Verlauf einer heftigen Auseinanderſetzung von ſei⸗ nen eigenen Leuten erſchoſſen worden. Puig⸗ dengolas hatte der roten Miliz Feigheit vorgeworfen. Im Verlauf des ſich darauf entwickelnden Streites entſtand eine wilde Schießerei, wobei Puigdengolas einen Haupt⸗ mann der roten Miliz niederſtrecklke. Daraufhin habe, wie es in der Madrider Meldung heißt, ein anarchiſtiſcher ſchunen den ehemaligen Kommandant von Badajoz er⸗ Ofen. 2 8 2999 r e ee Badiſche Chronik II Heidelberg.(Glückwünſche zur 550 ⸗Jahr⸗ feier.) Vom Mittwoch ab iſt der Oeffentlichkeft eine leine Ausſtellung im Senatsſaal der Univerſität zugänglich, in der zahlreiche Glückwunſchſchreiben und Geſchenke gezeigt werden, die der Aniverſität anläßlich der 550⸗Jahrfeier über⸗ geben wurden. Neben dem Telegramm und einem Schreiben Adolf Hitlers ſieht man das Bild des Generals Litzmann, das dieſer kurz vor ſeinem Tode der Univerſität gewidmet hat. Viele Glückwunſchſchreiben der deutſchen Hochſchulen und der Aniverſitäten des Auslandes ſind ausgelegt. Vom Schreib⸗ maſchinenbrief bis zur ſilberbeſchlagenen, gemalten Gratula⸗ tonsurkunde geht ein weiter Weg über gezeichnete und ge⸗ Nucte Glückwünſche. Eine chineſiſche Univerſität ließ als Ge⸗ ſchenk eine rotſeidene Fahne mit goldenem Hakenkreuz über⸗ reichen, ein alter Heidelberger Schüler überſandte die älteſte hügineſiſche Dichtung, die er auf Celebes fand. Sie iſt auf Streifen von Palmblättern geſchrieben, die wie auf einer Filmſpule aufgerollt ſind. Es iſt nur ein Teil der eingegan⸗ genen Glückwunſchſchreiben und Geſchenke ausgelegt. Er zeigt aber in ſelten anschaulicher Weiſe, welch großen Anteil die geſamte wiſſenſchaftliche Welt an der 550⸗Jahrfeier der Uni⸗ verſttät Heidelberg genommen hat. () Mirngolsheim(bei Bruchſal).(Ins Schleudern geraten.) Auf der naſſen Aſphaltſtraße geriet ein Lud⸗ igshafener Auto ins Schleudern und flog in einen Acker. * ſchwere Verletzungen. n ctlitten dabei ſtark beſchädigt. Ur(Neubau eines Gau⸗Kranken⸗ 5 1 In der letzten Ratsherrenſitzung konnte Bürger⸗ meiſter Sauerhöfer die erfreuliche Mitteilung machen, daß nunmehr ſämtliche zuſtändigen Berliner und Karlsruher Stel⸗ len ſich mit dem Neubau eines Gau⸗Krankenhauſes in Dur⸗ lach einverſtanden erklärt haben. Es wird jetzt die Ausarbei⸗ tung und Aufſtellung des Koſtenvoranſchlags erfolgen. () Willſtätt(bei Kehl).(Todesſturz von der Leiter.) Der Wagnermeiſter Jakob Schlenz ſtürzte infolge eines Schwächeanfalls von der Leiter ab und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß nach wenigen Stunden der Tod eintrat. () Emmendingen.(Freitod.) Im Gewerbekanal wurde eine 76 Jahre alte Frau aus Kollmarsreute tot aufge⸗ 8 9 funden. Die Frau dürfte in einem Anfall geiſtiger Um⸗ Rachtung Selbſtmord verübt haben. Freiburg.(Radfahrer totgefahren.) Zwi⸗ ſchen Kirchzarten und Himmelreich wurde ein Mann aus Buchenbach, der auf der Fahrbahn lief und ſein Fahrrad neben ſich herſchob, von einem Perſonenauto überfahren. Der Mann erlitt einen doppelten Schädelbruch, der den ſofor⸗ tigen Tod zur Folge hatte. Freiburg.(Tödlicher Verkehrsunfall.) Abends wurde zwiſchen Kirchzarten und Himmelreich ein Mann aus Buchenbach, der auf der Fahrbahn lief und ſein Fahrrad neben ſich herſchob, von einem Privatauto überfahren. Der Mann erlitt einen doppelten Schädelbruch, der den ſofortigen Tod zur Folge hatte. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Freiburg.(Steigender Fremdenverkehr.) Der Fremdenverkehr in Freiburg hat auch im September eine beträchtliche Steigerung erfahren. So konnten in dieſem Monat 42 161 Uebernachtungen in Hotels, Penſionen und Gaſthäuſern gezählt werden, gegenüber 35 007 im September des Jahres 1935. Das bedeutet eine Zunahme von 7154 Uebernachtungen oder rund 17 Prozent. Darunter ſind 12321 Ausländer⸗Uebernachtungen, die im gleichen Monat des Vor⸗ jahtes nur 9073 betrugen. Den Hauptanteil haben Groß⸗ britannlen und Irland mit 5701(3935) Uebernachtungen. Dann kommt die Schweiz mit 1510(1297) Uebernachtungen, Frankreich mit 1478(787), Vereinigte Staaten von Ame⸗ rita mit 1059(683). In Jugendherbergen und ſonſtigen Unterkünften wurden im September 1936 2788 Uebernach⸗ tungen gezählt, das ſind nicht ganz 500 mehr als im vergange⸗ nen Jahre. Lörrach.(Baſler Fabrikant wegen Devi⸗ ſenvergehens verhaftet.) Durch Beamte der Zoll⸗ fahndungsſtelle Freiburg wurde der 49jährige Bafler Fabri⸗ kant Oeri wegen Deviſenvergehens verhaftet. Die Verfehlun⸗ gen liegen ſchon längere Zeit zurück. Nähere Angaben über Ort und Umfang der Verfehlungen können noch nicht ge⸗ macht werden, da die Unterſuchung noch im Gange iſt. Die von einigen Baſler Blättern an dieſe Verhaftung geknüpften weiteren Kombinationen ſind, wie der Badiſche Landes⸗ peſſedienſt erklärt, völlig gegenſtandslos. N Villingen.(zu To de gedrückt.) Der Laſtkraft⸗ wagenbeſitzer Karl Klein aus Villingen wurde das Opfer eines tödlichen Unfalls. In Singen a. H. wollte er mit eini⸗ gen Leuten ſeinen Anhänger in einen Hof hineinſchieben. Da⸗ bei geriet der Wagen ſeitlich in einen Graben und kippte mit keiner ſchweren Ladung um. Klein, der ſich gerade auf dieſer Seite befand, konnte nicht mehr ausweichen und wurde zu Tode gedrückt. Villingen.(Einjähriges Kind erſtickt.) Im Ottsteil Nordſtetten wurde ein etwa ein Jahre altes Kind in ſeinem Bettchen erſtickt aufgefunden. Die Mutter hatte ihm zwei Stunden zuvor ſeine Milch gegeben und es dann zur Ruhe gelegt. Als die Frau wieder nach dem Kinde ſah, war es bereits tot. Ein Verſchulden dritter Perſonen kann nach den amtlichen Feſtſtellungen nicht angenommen werden. ( Donaueſchingen.(Tag der Handharmo ni ka.) Die alte Muſikſtadt Donaueſchingen, die im Jahre 1933 erſt⸗ mals einen Tag der Handharmonika aus der Taufe gehoben hatte, wird Pfingſten 1937 wiederum ein großes Schwarz' wuld⸗Harmonika⸗Kameradſchaftstreffen durchführen, deſſen Vorarbeiten bereits ſeſt einiger Zeit im Gange ſind, mit dem Ltfolg, daß jetzt ſchon ſämtliche Anmeldungen jener Klubs zugegangen ſind, die im Jahre 1933 bei dem einzigartigen get der Handharmonika mit dabei waren. Dieſes Feſt wird 10 einem ganz bedeutenden Ereignis nicht nur für die Hand⸗ garmonika, ſondern für die Hausmuſik überhaupt werden. Aus den Nachbargauen Bad Kreuznach.(die Hüffelsheimer Blut⸗ tat) Der 1 Sohn des Landwirts Philipp Tho⸗ mas aus Hüffelsheim, der vor etwa acht Tagen von dem arbeitsſcheuen Jakob Ries in Hüffelsheim in deſſen Woh⸗ 11 0 gelockt und dort ohne Grund niedergeſchlagen wurde, t ſeinen Verletzungen erlegen. Der Täter hatte ſich nach em Verbrechen nach Bad Kreuznach begeben, wo er ſich zur Verbüßung einer Gefängnisſtrafe ſtellen mußte. —ůů a Richard Wagner und Ludwig der Zweite Bayreuth, 3. Nov. Eine langerwartete Dokumenten⸗ ſammlung von hiſtoriſcher Bedeutung wird in Kürze er⸗ ſcheinen. Vom Hauſe Wahnfried wird noch vor Ablauf die⸗ ſes Jahres der geſamte, unveränderte und ungekürzte 9 lefwechſel zwiſchen Richard Wagner und König Ludwig II. der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das aus vier Bänden beſtehende Werk enthält größten⸗ teils bisher un veröffentlichte Dokumente, die viele Züge in Wagners Schaffen aufhellen werden und zu⸗ gleich die enge künſtleriſche Freundſchaft beider durch neue wertvolle Zeugniſſe belegen. Die Herausgeber ſind Frau Winifred Wagner und der Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Die Bearbeitung iſt durch den Wagnerforſcher Dr. Strobel, Bayreuth, erfolgt. 5 a Schwerer Schiffsunfall auf dem Main. f Würzburg, 3. Nov Im Maintal war plötzlich ſe dichter Nebel aufgetreten, daß man nur einige Meter weit ſe⸗ hen konnte Ein Motorſchiff mit einem Schleppſchiff rammte ein Kranenſchiff, das ſich dadurch losriß und abwärts ge⸗ gen die Mainbrücke in Himmelſtadt trieb, wo es hängen blieb. Bald danach kam ein weiterer Schleppzug, der zwar ſtoppte, aber nicht verhindern konnte, daß das Felsmeißel⸗ ſchiff einer Firma auf das Kranenſchiff aufſtieß. Auf dieſe beiden Schiſfe rannte ſchließlich noch ein Floß, worauf das Felsmeißelſchiff etwa hundert Meter unterhalb der Brücke ſank. Auch das Floß war in Trümmer gegangen, Schiffer und Flößer konnten ſich nur unter Lebensgefahr retten. Das Felsmeißelſchiff wird die nächſten Tage gehoben wer⸗ den. Die Brücke in Himmelſtadt. die Schaden gelitten hatte, mußte für den Fuhrwerksverkehr geſperrt werden. Moſel-Laſtſchiff mit Jucker aufgefahren. Bernkaſtel, 3. Nov. Das Bernkaſteler Laſtſchiff„Su⸗ ſanne Remiſch“ des Schiffers Damian Hammes, das ſich mit einer Ladung von 4000 Zentner Zucker von Koblenz alls auf der Fahrt nach Bernkaſtel befand, zog ſich im „Gänſefürtchen“ ein Leck zu, ſodaß Waſſer in die Zucker⸗ ladung drang. Erſt in der Nähe von Enkirch wurde der Schaden bemerkt. Bis Bernkaſtel mußte dann ſtändig ge⸗ pumpt werden; das Waſſer war unterdeſſen zu Zuckerwaſ⸗ ſer geworden. In Bernkaſtel überließ man dieſes Zucker⸗ waſſer, das in dickflüſſiger Löſung der Pumpe entquoll, der Bevölkerung, die bis Mitternacht mit Eimern, Bütten und Füßchen anrückte. Der Schaden dürfte 30 000 Mark be⸗ ragen. Den Ehemann im Backofen verbrannt Räkſelhaftes Verſchwinden eines Metzgers aufgeklärk. Zweibrücken, 3. Nov. Mit der auf 23. und 24. Novem⸗ ber angeſetzten Verhandlung vor dem Schwurgericht Zwei⸗ brücken gegen die 1906 geborene Anna Bißbort, geborene Veith, und den 1890 geborenen Chriſtian Riechmann, beide aus Contwig, findet ein Kapitalverbrechen ſeine Aburtei⸗ lung und das rätſelhafte Verſchwinden des 1902 in Winds⸗ berg geborenen Metzgers Adam Bißbort, des Ehemanns der Angeklagten Bißbort, ſeine Aufklärung. Die Unterſuchung hat einwandfrei ergeben, daß die bei⸗ den Angeklagten den Ehemann Bißbort am Abend des 17. Oktober 1935 im Bette ermordet und die Leiche im Back⸗ ofen verbrannt haben. Die treibende Kraft bei dieſem ſcheußlichen Verbrechen war die Ehefrau Bißbort, die mit ihrem Schwager Riechmann ſeit Jahren ein Verhältnis unterhielt. Bad Kreuznach.(Perſonenauto raſt gegen einen Baum.) Auf der Landſtraße bei Bretzenheim fuhr nachts ein Perſonenauto an der Kloningersmühle plötzlich auf die linke Straßenſeite, riß zwei Bäume um und kam an einem dritten Baum völlig zertrümmert zum Stehen. Aus den Trümmern des Wagens zog man die vier Inſaſſen mit ſchweren Verletzungen hervor. Sie wurden ſämtlich in ein Kreuznacher Krankenhaus gebracht. Ib Raubüberfall. Im Anweſen des Landwirts Irchen⸗ hauſer in Kienhöfe(Sulzbach) erſchienen nachts zwei Unbe⸗ kannte, die ſich als Kriminalbeamte vorſtellten. Sie gaben an, eine Hausſuchung nach Schriften halten zu müſſen und durchwühlten dabe die ganze Wohnung. Erſt nach ihrem Verſchwinden entdeckte man, daß man raffinierten Dieben zum Opfer gefallen war, denn ſie hatten Bargeld im Betrag von rund 500 Mark mit ſich gehen heißen. Lalcale Nuudocliaũ I Oberbaurat Römer f. Der ſtädtiſche Oberbaurat Römer iſt nach längerer Krankheit verſchieden. Mit ihm verliert die Stadt einen außerordentlichen fähigen und tüchti⸗ gen Beamten. Oberbaurat Römer, der im Jahre 1913 in die Dienſte der Stadt Mannheim trat, wurde im Jahre 1919 zum Leiter der Abteilung Stadterweiterung des Hochbauamts ernannt. Der Verlust, den die Stadt durch ſein Hinſcheiden erlitten hat, iſt umſo beklagenswerter, als Oberbaurat Römer im beſten Mannesalter, erſt 52 Jahre alt, aus ſeinem um⸗ faſſenden und verdienſtvollen Schaffen geriſſen wurde. Ein nettes Früchtchen. Feſtgenommen und in das Bezirksgefängnis eingeliefert wurde ein auf dem Waldhof wohnender Burſche, der in letzter Zeit mehrfach parkende Kraftfahrzeuge beſtahl und Fahrräder ſowie Fahrradlampen entwendete. Ein geſtohlener Radioapparat und ein Fahrrad konnten in der elterlichen Wohnung des Langfingers vorge⸗ funden werden. Belebung des Chorweſens. Auf Grund von Anregun⸗ gen des Direktors der ſtädtiſchen Muſikhochſchule ſoll verſucht werden, ein ſtädtiſches Chorweſen aufzubauen. Es ſollen vorerſt im kommenden Winter mit dem Nationaltheaterorche⸗ ſter und dem gemiſchten Chor des Lehrergeſangvereins unter Leitung des Direktors Rasberger zwei Konzerte ſtattfinden. Außerdem wird im Rahmen der Akademiekonzerte Beet⸗ hovens 9. Symphonie unter Generalmuſikdirektor Elmen⸗ dorff aufgeführt. Wieder neun Verkehrsunfälle. Bei neun Verkehrsun⸗ fällen wurden am Montag vier Perſonen verletzt und 13 Fahrzeuge beſchädigt. Zurückzuführen ſind dieſe neun Verkehrs⸗ unfälle ausſchließlich auf Nichtbeachtung der Verkehrsvor⸗ ſchriften.— 27 Kraft- und Radfahrer wurden bei einer Ver⸗ kehrskontrolle angezeigt oder gebührenpflichtig verwarnt und 31 Kraftfahrzeuge wegen verſchiedener techniſcher Mängel be⸗ anſtandet. J Nationaltheater Mannheim. In W. E. Schäfers „Der Feldherr und der Fähnrich“, das Freitag, den 6. November, im Neuen Theater in der Regie von Helmuth Ebbs zur Uraufführung kommt, ſind beſchäftigt die Damen Stieler und Blankenfeld, und die Herren Brackebuſch, Bleck⸗ mann, Linder, Birkemeyer, Eduard Marks, Karl Marx, Krauſe, Ebbs, Ullmer, Fühler, Zimmermann und Hegge. Hubertusjagd. Aus Anlaß des St. Hubertus⸗Tages fand geſtern im Gelände zwiſchen Seckenheim und Wall⸗ ſtadt große Hubertus⸗Reitjagd der Reiter der Wehrmacht des Standorts Mannheim⸗Ludwigshafen ſtatt. In den Vormittagsſtunden trafen ſich hier vor der Reichsauto⸗ bahnbrücke 150 Reiter aller Waffengattungen ſowie An⸗ gehörige der SS⸗Reiterſtandarte ſowie Mitglieder des Mannheimer Reitervereins. Die Jagdſtrecke war in drei Abſchnitte eingeteilt und zwar von der Reichsautobahn⸗ brücke über die Felder und am Reckar vorbei bis zur Neckarbrücke Seckenheim— Ilvesheim. Von hier aus er⸗ ſtreckte ſich der zweite Abſchnitt nach der Ladenburgen Kanalbrücke und endigte im dritten Abſchnitt in Wall⸗ ſtadt. Die Schlußjagd, die einen intereſſanten Verlauf nahm, führte auf über 20 natürliche und künſtliche Hinder⸗ niſſe. Dieſem reiterlichen Schauſpiel wohnten natürlich N in den Nachmittagsſtunden zahlreiche Zuſchauer ei. — Die Bewerbungen der Verforgungsanwärter. Nach der neuen Durchführungsverordnung iſt beſtimmt worden: Die Verſorgungsanwärter haben ſich nach Veröffentlichung der von den Zentralvormerkungsſtellen aufgeſtellten Stel⸗ lenverzeichniſſe nicht mehr um beſtimmte Beamtenſtellen der einzelnen Gemeinden, ſondern um die für ſie in Betracht kommenden Stellengruppen zu bewerben, z. B. um die Stel⸗ lengruppen der Amtsgehilfen und der Marktaufſeher oder um die Stellengruppen der Aſſiſtenten des Bürodienſtes oder um die Stellengruppen der Lagerverwalter und der Vollſtrek⸗ kungsbeamten. Die Vormerkung gilt dann für alle im Geſchäftsbereich der Zentralvormerkungsſtelle vorhandenen Stellen dieſer Art. Sonderwünſche, z. B. Beſchränkung der Vormerkung für beſtimmte Gemeinden, ſind nur in beſon⸗ ders begründeten Ausnahmefällen, z. B. bei Bewerbungsge⸗ ſuchen von den am Ort anſäſſigen Schwerbeſchädigten, zu berückſichtigen. Akademiekonzert mit Gaſpar Caſſado Den Mannheimer Akademiekonzerten kann man nicht nachſagen, daß ſie in der Wiedergabe unſerer Klaſſiker er⸗ ſtarren; das könnte ſich auch nicht mit dem Schaffens⸗ rang Karl Elmendorffs vertragen, dem wir die Bekanntſchaft zeitgenöſſiſcher Werke beſonders zu dan⸗ ken haben. Wenn dieſe jüngeren Tonkünſtler 1 ee un⸗ umſtritten ſind wie die klaſſiſchen Schöpfer, ſo teilen ſie ja nur das Schickſal, das jenen zu Lebenszeiten beſchieden war, Philipp Jarnachs Opus 25„Muſik mit Mo⸗ zart“ gab den Eindruck überdurchſchnittlichen Könnens in⸗ Aufbau und Inſtrumentierung; als ſymphoniſche Varian⸗ ten über ein Thema von Mozart ſind die vier Sätze des Werkes alles andere denn Abwandlungen einer gegebenen Tonfolge in möglichſt 1 Umdrehungen, Rhyth⸗ men und Tonarten. Es handelt ſich alſo nicht um Variatio⸗ nen, ſondern in hohem Maße um eigene Arbeit, die aber kalt läßt, weil man Mozart ſucht und nicht mehr findet. Es ſcheint, daß der Komponiſt Jarnach ſelbſt mehr zu ſagen hat. Der überall mit großem Erfolg aufgenommene ſpani⸗ ſche Celliſt Gaſ pax Caſſado, jedenfalls einer der be⸗ deutendſten unſerer Zeit, läßt mit ſeiner großen Kunſt kei⸗ nen Gedanken an das Techniſche aufkommen Seine Wie⸗ dergabe des Cellokonzerts in h⸗moll von Dvorak war ſchlechthin vollendet, ſo wie der langſame Mittelſatz das volle Erleben der Seele ſpiegelte, ſo überzeugend war die Virtuoſität der Paſſagen und Doppelgriffe, die unbe⸗ ſchwert wie auf der Geige erklangen. Man kann wohl ſa⸗ gen, daß der e unter ene Leitung auf gleicher Stufe ſtand. Der jubelnde, langanhaltende Beifall alt mit Recht gleicherweiſe dem Meiſter des Cellos wie fe e Begleitern. Ein frühes Werk von Richard Strauß„Ein Hel⸗ denleben“ beſchloß den Abend. Es iſt unverkennbarer Strauß, vom erſten Einſatz der Bläſer an, wie wir ihn aus ſpäteren Arbeiten des Komponiſten kennen. Der grandioſe Aufbau und die ebenſo gewaltige Durchführung ſtellen auch ein ſo gut geſchultes Orcheſter wie das Mannheimer vor ſchwere Aufgaben. Eine Klangfülle von unerhörter Far⸗ benpracht, nicht aber frei von klanglichen Uebertreibungen. Konzertmeiſter Max Kergel ſpielte das Violinſolo in dem ihm eigenen künſtleriſchen Einklang von Technik und Gefühl und durfte deshalb mit dem Generalmuſikdirektor den Hauptteil des Beifalls für ſich in e nehmen. Das Orcheſter hat ſich wieder einmal tadellos e Das Nationaltheater ſpielt in Seckenheim. Zu unſerer in weiten Kreiſen der Einwohnerſchaft aufs Freudigſte begrüßten Mitteilung vom letzten Sams⸗ tag, daß das Mannheimer Nationaltheater im Winker⸗ halbjahr hier Vorſtellungen geben wird, können wir heute weiter mitteilen, daß die erſte Vorſtellung beſtimmt am Sonntag, den 15. November, abends 8 Uhr, im Saale der Turnhalle des To. 98 Sedkenheim ſtattfinden wird. Zur Aufführung kommt das allſeits mit größtem Beifall aufgenommene, im Spielplan des Nationaltheaters ſte⸗ hende Luſtſpiel„Der blaue Heinrich“. Es wird in der gleichen Beſetzung gegeben wie in Mannheim ſelbſt; auch die Requiſiten werden von der Mannheimer Bühne ge⸗ ſtellt. Es beſteht alſo kein Zweifel, daß das beliebte Luſtſpiel mit ſeinem Herz und Gemüt befreienden Inhalt auch hier größte Freude auslöſen wird. Zumal auch die Eintrittspreiſe mit 90 Pfg. und 1.20 RM. ſo nieder ſind, daß der Beſuch weiteſten Kreiſen möglich iſt. Ueber Verkauf der Eintrittskarten erfolgt noch nähere Mitteilung. „%= .———„—.— 79—. .———— Das erſte Volkskochbuch Amſtellung zur vernünftigen Ernährung! Seitdem Deutſchland auch in der Ernährung ſich auf ſeine eigene Kraft verläßt, iſt es uns zum Bewußtſein ge⸗ kommen, daß es kaum ein Gebiet gibt, das hauswirtſchaft⸗ lich wie auch volkswirtſchaftlich bedeutſamer wäre als die Ernährungsfrage. Hauswirtſchaftlich deshalb, weil von der richtigen Ernährung der Familienmitglieder und der zweck⸗ mäßigen Verwendung des für die Ernährung zur Ver⸗ fügung ſtehenden Geldes es abhängt, ob die Familie ſatt wird und das Wirtſchaftsgeld reicht. Volkswirtſchaftlich des⸗ halb, weil es uns nicht gleichgültig ſein kann, wie die uns aus der eigenen Scholle nicht übermäßig reichlich ſich bieten⸗ den Nahrungsmittel verwendet werden. Betrachten wir daraufhin unſere heutige Ernährung, ſo müſſen wir uns ſagen, daß im Laufe der letzten Jahrzehnte die Nahrungsgewohnheiten unſeres Volkes ſich ganz er⸗ heblich geändert haben. Die Ernährung wurde immer mehr„verfeinert“ und auf den Verzehr beſtimmter, früher in viel weniger ſtarkem Umfang verbrauchter Lebens⸗ mittel abgeſtellt. Fleiſch und Fett ſpielen jetzt eine weſentlich größere Rolle als zur Zeit unſerer Väter, deren Hauptnah⸗ rung noch aus pflanzlichen und nicht aus tieriſchen Erzeug⸗ niſſen beſtand. Daß dieſe„Verfeinerung“ unſerem Geſundheits⸗ zuſtand nicht förderlich war, beweiſt die Zunahme der auf Ernährungsfehler zurückzuführenden Stoffwechſel⸗ krankheiten, alſo der Erkrankungen der Leber, Niere, Zucker uſw. Auch der immer mehr um ſich greifende Gebietsver⸗ fall iſt hierauf zurückzuführen. Eine Umſtellung unſerer Er⸗ nährung dahin, daß die Pflanzenkoſt wieder ſtär⸗ ker in den Vordergrund tritt, iſt aber auch not⸗ wendig, wenn wir uns vom eigenen Grund und Boden ernähren wollen. Eine verhältnismäßig geringfügige Um⸗ ſtellung der Ernährungsgewohnheiten des Einzelnen könnte den Kampf der Landwirtſchaft von der Verbraucherſeite her ganz erheblich unterſtützen und ergänzen. And warum ſollen wir allders eſſen als unſere Eltern? So iſt denn heute das Küchenproblem wichtig genug, daß ſich auch die Wiſſenſchaft mit ihm beſchäftigt, wie es kürzlich auf der Jahrestagung der„Geſellſchaft für Ar⸗ beitsſchutz“ geſchah, die unter dem Leitwort„Arbeit und Ernährung“ ſtand und unter Herausſtellung der obigen Ge⸗ ſichtspunkte zu dem Schluß gekommen iſt:„Eine Rückkehr zu den Ernährungsgewohnheiten unſerer Eltern würde gleichzeitig für den Einzelnen von geſund⸗ heitlichem Vorteil und für die Geſamtheit von ernährungs⸗ wirtſchaftlich großer Bedeutung ſein.“ In dieſem Sinne ent⸗ ſtand denn auch in Zuſammenarbeit mit dem Reichsgeſund⸗ heitsamt das erſte Volkskochbuch, in dem die guten alten Stammesgerichte, wiſſenſchaftlich überprüft, mit neuen Rezepten zuſammengeſtellt ſind. Das gilt nicht nur für den Familientiſch, ſondern auch für die Gaſtwirtſchaft. Die Deut⸗ ſche Arbeitsfront wird die Köche und Köchinnen für ihre neue Aufgabe ſchulen. Denn auch bei den Zubereitungs⸗ methoden ſind wir vielfach von dem Rechten abgewichen. Das leidige Abbrühen des Spinats z. B. vor dem eigentlichen Kochen ſorgt dafür, daß die wichtigſten Beſtand⸗ teile gar nicht mehr in die Mahlzeit kommen, ſondern ſchon vorher mit dem Brühwaſſer weggeſchüttet werden. Jede erfahrene Hausfrau wüßte noch von gar vielen ſolcher üblich gewordener Mißgriffe zu erzählen. Jede deutſche Hausfrau aber ohne Ausnahme wird mit Aufmerkſamkeit die ſich anbahnende Umſtellung unſerer Ernährung verfolgen und ihr gerecht zu werden verſuchen. Das gebietet uns unſere Ernährungslage und nicht zuletzt auch die Erkenntnis, was unſerer Volksgeſundheit am beſten zuſagt. — Auf den Leim gegangen. Jeder Obſtbaum ſollte eigentlich jetzt mit Leimringen verſehen ſein. Nicht in jedem Jahre iſt das Auftreten der Schädlinge gleich groß. Auch beſtimmen die Schädlinge nicht allein den Ausfall der Ernte; der iſt weſentlich von der Witterung in den einzelnen Jahres⸗ zeiten abhängig. Trotzdem können die Schädlinge mitunter bei ſtarklem Auftreten eine ganze Ernte vernichten. Wie wich⸗ tig da ein Anbringen von Leimringen iſt, zeigt als Beiſpiel das Jahr 1929, in dem an einem Leimring 40 bis 50 Froſt⸗ ſpannerweibchen gezählt wurden; in Einzelfällen kam es ſogar bis zu 63 Stück. Bedenkt man, daß jedes dieſer Tiere bis zu 300 Eier legen kann, ſo daß bis zum nächſten Früh⸗ jahr daraus 18 900 Raupen entſtehen können, ſo geht dar⸗ aus hervor, wie außerordentlich wichtig dieſe Schädlingsbe⸗ kämpfung iſt. Denn ein ſolcher Befall würde praktiſch einen Kahlfraß, womöglich Neubelaubung und damit Verluſt von zwei Ernten bedeuten. Deshalb kann nie genug auf die Not⸗ wendigkeit der Schädlingsbekämpfung hingewieſen werden. Ein Leimring um jeden Baum iſt die beſte Hilfe! 2 77*** Fünfzig Jahre Kinzigtalbahn Anfang November 1886 wurde die Bahn Freudenſtadt Wolfach in Betrieb genommen, die auf Grund eines badiſch⸗ württembergiſchen Skaatsvertrags vom Jahre 1873 erbaut wurde. Die Strecke bis Freudenſtadt war ſchon 1879 in Be⸗ trieb genommen worden und hatte Freudenſtadt, die„Perle des Schwarzwaldes“, dem Fremdenverkehr erſchloſſen. Ueber die Fortſetzung der Bahn war es im Landtag zu Meinungs⸗ verſchiedenheiten gekommen, war doch der Wunſch laut ge⸗ worden, dis Linie über den Kniebis, alſo im Zug der alten Paßſtraße, zu führen. Der Bau, der in den Jahren 1883 bis 86 unter der Oberleitung von Oberbaurat von Morlok ausgeführt wurde, hatte„faſt alle Unliebſamkeiten, die ſich einem Bahnbau entgegenſtellen können“, zu überwinden. Auf der Strecke Freudenſtadt—Schiltach, die Württemberg zu bauen hatte, mit 25 Kilometer Länge betrug der Höhenunter⸗ ſchied 340 Meter. Faſt die ganze Strecke von Loßburg⸗Rodt bis Alpirsbach fiel in ſtarkes Gefälle bis 1:43, während das ſtärktee Gefälle auf der Geislinger Steige nur 1:45 war. Die vielen Krümmungen des Kinzigtales nötigten zu ſcharfen Kurven. Da man bei einer Hauptbahn, wie ſie hier zu bauen war, den Radius nicht zu klein nehmen durfte, war es über⸗ dies nötig, öfters einen Bergvorſprung zu durchfahren und von einer Talſeite auf die andere überzugehen. So waren außer dem großen Viadukt über das Lautertal mit 213 Meter lichter Weite noch 7 Brücken und ebenſoviel Tunnels zu bauen, dazu Dämme bis zu 25 Meter Höhe aufzuführen. Ueberdies machten die Tonmaſſen, die Schutthalden und die waſſerreiche Zerklüftung des Buntſandſteins nicht wenig Schwierigkeiten. Kurzum, es war eine Gebirgsbahn, die hier geſchaffen wurde. Begreiflich, daß ſie teuer war, kam doch der Kilometer auf etwa 450000 Mark zu ſtehen. Mit ihrer Eröffnung war zu den ſchon beſtehenden 17 badiſch⸗württem⸗ bergiſchen Bahnanſchlüſſen ein weiterer gekommen. Waren die wirtſchaftlichen Geſichtspunkte für den Bahnbau maß⸗ gebend geweſen, ſo wurde doch zugleich ein Gebiet mit gro⸗ ßen landſchaftlichen Reizen dem Fremdenverkehr erſchloſſen. U 35 000 Beſucher. Die Wanderſchau„Weltfeind Nr. 1“, die von Mittwoch bis Sonntag auf dem Meßplatz in Mannheim Aufſtellung genommen hatte, wurde in dieſen Tagen von über 35 000 Volksgenoſſen beſucht. Ihr näch⸗ ſtes Ziel iſt Heidelberg. Eintopfgerichte in den Gaſtſtätten Am kommenden Sonntag. Der Leiter der Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten⸗ und Be⸗ herbergungsgewerbe teilt ſeinen Mitgliedern mit, daß für den 2. Eintopfſonntag am 8. November 1936 folgende vier Eintopfgerichte für die Gaſtſtätten vorgeſchrieben ſind: 1. Löffelerbſen mit Einlage, 2. Hammel⸗ oder Rindfleiſch mit Weiß⸗ oder Wirſingkohl, 3. Gemüſekoſt vegetariſch oder mit Fleiſcheinlage, 4. Fiſcheintopfgericht nach freier Wahl. Die Feſtlegung dieſer Eintopfgerichte gilt nur für Gaſt⸗ ſtätten. Hen 90 5 frauen bleibt die Wahl der Eintopf⸗ gerichte ſelbſt überlaſſen. Die November⸗Türplakette an jede Tür! Auch die November⸗Türplakette des diesjährigen Winter⸗ hilfswerkes ſtellt einen eindrucksvollen und künſtleriſch hoch⸗ ſtehenden Farbendruck dar. Die Parole des Monats Novem⸗ ber:„Die Kameradſchaft überwindet die Not“ iſt auf der neuen Monatstürplakette in künſtleriſch vollendeter Weiſe zum Ausdruck gebracht. Die Volkskameradſchaft in Front, den Blick in die Zukunft gerrichtet, ſo iſt das deutſche Volk in den Kampf gegen Wintersnot gegangen. Dieſe Front⸗ klameradſchaft gegen die Not wird und muß im Monat November noch vertieft werden, denn der Winter ſteht vor der Tür und auch der letzte Deutſche darf nicht hungern und frieren. Dieſer geraden, aufrechten Entſchloſſenheit gibt die Türplakette Ausdruck. Auch für den Monat November gelten ſelbſtverſtändlich die Richtlinien, die bei dem Erwerb der Monatstürplakette für Oktober afl by waren: Die Monatstürplakette gilt als Ausweis dafür, daß der Inhaber für den betreffenden Monat ein ſeiner wirtſchaftlichen Lage entſprechendes Opfer für das Winterhilfswerk gebracht hat. Die Richtſätze find bekannt. Wer aus der Reihe ausbricht, iſt ein Saboteur an der Gemeinſchaft und ſtellt ſich außerhalb derſelben. Er wird es ſich gefallen laſſen müſſen, daß die Gemeinſchaft ihn als das brandmarkt, was er wirklich iſt. Wer innerhalb der Volksgemeinſchaft ſteht, an deſſen Seeſti iſt die Monatstürplakette des Winterhilfswerkes efeſtigt. Der Sternenhimmel im November Der Winter naht. Die Sonne in ihrem ſcheinbaren Lauf um die Erde iſt in die ſüdlichen Regionen des Tier, kreiſes getreten, ihr Bogen über den Tag iſt kleiner und flacher geworden: die Tage werden kürzer. Bald nach dem Untergang der Sonne kann man im lie fen Südweſten einen hellen Stern wahrnehmen, die Venus, Allmählich löſt ſie ſich wieder aus dem mächtigen Strahlen bereich der Sonne und wird Abendſtern. Jupiter, welcher den vergangenen Sommer über die Rolle des Abendſterns inne hatte, gibt dieſe nun an die Venus ab. Am 13. November findet die Begegnung der beiden Geſtirne in der ſüdweſtlichen Abenddämmerung ſtatt. Jupiter ſtrebt zur Sonne— Ende des Monats iſt er bei Beginn der Dunkelheit ſchon im Sid. weſten verſchwunden. Venus ſteigt immer höher an der Meſ⸗ ſingwand des Abendhimmels empor, um uns den ganzen Winter über als hellſtrahlende Fackel entgegenzuleuchten. Man verſäume nicht, am 13. nach der Planetenbegegnung und an 16. auf 17., wenn ſich die junge Mondſichel zu den beiden Wandlern geſellt, um 17.30 Uhr etwa Ausſchau zu halten. Bei zunehmender Dunkelheit gewahren wir auch eile Anzahl hellerer Firſterne. Hoch im Weſten erſcheint Wega, am Nordweſthorizont funkelt noch Arktur. Im Nord⸗ oſten treten Kapella, Aldebaran und die Plejaden ihre Rei über das Firmament an. Einſam im Süden leuchtet der Pla⸗ net Saturn, unter ihm Fomalhaut, der aber in wenigen Stunden verſchwindet. Am 22 Uhr(zu Anfang des Monats um 23 Uhr, Ende des Monats um 21 Uhr) hat der Sternhimmel feine ganze Pracht entfaltet. In einem großen Bogen, von Oſten über den Zenit nach Weſten geſpannt, flimmern die vielen Flocken der Milchſtraße und bilden den plaſtiſchen Untergrund, von dem die charakteriſtiſchen Geſtirne ſich ein⸗ drucksvoll abheben. Laſſen wir den Blick die Milchſtraße enk⸗ lang ſchweifen: im Oſten ſteigen das Zwillingspaar Kaſtor und Pollux, rechts neben dieſen das wundervolle Sternbild des Jägers Orion, den nahen Winter verkündend, empor, Schon weiter oben ſteht der Fuhrmann, ein Fünfeck mit der hellen Kapella— der Stier mit dem roten Aldebaran jf⸗ mitten der Hyaden, und über das Häufchen des Sieben⸗ geßans(der Plejaden) führt uns der Weg zu Perſeus und Kaſſiopeia, die mit der Andromeda den Zenit beherrschen. Im Abſtieg gegen Weſten finden wir das ausgedehnte 2 Kre chwans, die Leier mit Wega und ganz unten am 8 onnt rüſtet ſich Atair zum Untergang. Ein Stern⸗ paar ſüdlich der Andromeda zwiſchen Stier und dem Viereck aſus bildet das Tierkreisbild des Widders. Darunter i ſchwach die zahlreichen Sterne der Fiſche und des es. Südweſtlich ſteht Saturn. Tief im Norden aber, bereits im Anſtieg begriffen, glänzen die Sterne des Großen Vären. Nach Mitternacht entfaltet ſich die ganze Schönheit der Winterbilder. Orion prangt majeſtätiſch im Süden, links unter ihm der hellſte aller Sterne, Sirius, gen Oſten zu Prokyon und gerade aufgehend der Löwe. Ein paar Stun⸗ den ſpäter, zwiſchen 2 und 3 Uhr, erſcheint auch der rötliche Planet Mars, der zurzeit zwiſchen Regulus und Spika da⸗ hinrollt. Am 9. auf 10. November zieht der abnehmende Mond an ihm vorbei. Um die Monatsmitte ſind die jährlich wiederkehrenden Sternſchnuppen der Leoniden zu erwarten. Sie ſind Zerfallsprodukte eines Kometen vom Jahre 1866 und ſtrahlen aus der Gegend des Löwen(daher ihr Name) über den Himmel. Die Mondphaſen: 6. November letztes Viertel, 14. November Neumond, 22. November erſtes Viertel, 28. No⸗ vember Vollmond. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Welttwoch, 4. November, 20 Uhr: Miete M 7 und 1. Sondermiete M 4m Luiſe Miller, Oper von G. Verdi. Donnerstag, 5. November, 20 Uhrt Miete G 6 und 9. Sondermiekle G 3: Spatzen in Gottes Hand Luſtſpiel von Edgar Kahn und Ludwig Bender. Freitag, 6. November, 20 Uhr: Miete F 6 und 2. Son⸗ dermiete F 3: Tosca, Oper von G. Puccini. Im Neuen Theater im Roſengarten; Freitag, 6. November, 20 Uhr: Uraufführung: Der Feldherr und der Fähnrich, Dramatiſcher My⸗ thos von Walter Erich Schäfer.(Zweite Feierſtunde der NS⸗Kulturgemeinde Mannheim); beſchränkter Kar⸗ tenverkauf. 5 . Verſammlungs⸗ Kalender. .. c00c0ß0ßcßGGfGßGcfßßfß ccc(cc//((( Tod.„Jahn“. Das Handballtraining findet am Freitag abend 7.30 Uhr ſtatt. Alles muß erſcheinen, da der Kreisjugendwart anweſend iſt. Großes, leeres, heizbares Zimmer per ſof, zu vermiet P. Becherer, Moersburgerstraße 18. —— zu mieten geſucht. er Stühle 4 + N n che Mibel Künger A Neue Einzel⸗ Möbel Schrank 1 ſür 23. „ tür. 38. 15 3 tür. 68. Küchenbüffetts 78. Zimmerbüffetfs 130. Chaiſelongue 20. Couches 45¹ Bücherſchrank 38. Sohreſbt, Flche, 65. Auszugt., Eiche 35. Zimmertiſch 14. Frlsſerkomm. RA 3 Splegel 58. Nachttiſche 9. Schuhſchrank 14. 8 bewegen die Welt, do braucht ein jeder die mit ihrem politischen und „ teq pi 8 5 f „ be ee ae flages hindbssch Kapellenſtraße 5 Preisliſten, Broſchüren, Proſpekle, Geſchäfts⸗ N berichte, Feſtſchriften, Satzungen, ſowie alle ſonſtigen für Handel, Induſtrie, Vereine und Private nötigen Druckſachen in gediegener und zweckentſprechen⸗ der Ausſtatiung. NHecitar- Bote- Dru citerei. 2 Ne„Jag (3. Fortſetzung.) Nach zwei Tagen hatten ſie die Düne Omuramba Ercka erreicht. Sie fanden Waſſer. Zwei bis drei Tage würden ſie hier aushalten können. Die Operationsbaſis war geſchaffen. „Habt ihr die vielen Ozombanui(wohlſchmeckende Nuß an langen Ranken, die in Erdlöchern wild wachſen) geſehen“, fragte Brecht.„Du haſt ja nichts weiter zu tun, Kaſupi, als die Ochſen zu hüten, da kannſt du ſtief ſam⸗ meln] Aber vergiß nicht, die Waſſerfäſſer erſt wieder ganz voll zu machen und in den Schatten zu ſtellen. So — und nun zeig mir mal, ob du auch eine Fährte leſen kannſt.“ Spuren am Waſſerloch In Katjiripes„iiiih!“ lag eine Welt von gekränktem Stolz. Er hatte mit Axel Erikſon ſchon gejagt!— Das waren noch Zeiten geweſen! Mit weit ausholenden Schritten folgte er dem faſt entſchwundenen Jäger, der dem Oberlauf des Omuramba zuſtrebte. Rüſtig marſchierten ſie in den friſchklaren Morgen hinein. Stunde um Stunde verrann in geſpannteſter Auf⸗ merkſamkeit. Nichts entging ihnen. Mit einem Finger⸗ zeig wieſen ſie ſich gegenſeitig jede Fährte und jede Be⸗ ſonderheit. Keiner mochte dem anderen nachſtehen. Da, es konnte ſchon faſt Mittag ſein, fühlte ſich Brecht plötz⸗ lich am Arm gezogen: „Ondamb' omundu“- eine Menſchenſpur“, flüſterte erregt Katjiripe, der ſie zuerſt geſehen zu haben glaubte. „Ombe“=„ſie iſt friſch“, ergänzte Brecht, befriedigt nickend. Unverzüglich nahmen ſie die Spur auf, ſie nach altbewährter Methode zwiſchen ſich laſſend. Im Vor⸗ wärtsſchreiten flüſterten ſie ſich ihre Wahrnehmungen zu: „Er trägt ein Stück Wild.“—„Ja, es ſcheint ſchwer zu ſein.“„Da hat er abgeſetzt.“—„Ja, da iſt Schweiß.“ —„Paß auf— hier kommt eine freie Fläche.“— Ueber einen Buſch lugend, konnten ſie dieſe gut überſehen. Richtig— dort lief einer— gerade vor ihnen. Sein Kopf war durch ein Tier verdeckt, das ihm über der Schulter hing. Durch die Laſt behindert, kam er nur langſam vorwärts— ſie mußten ihn bald einholen. Wie die Katzen ſchlichen ſie vor— unhörbaren Schrittes, jeden Buſch ſorgſam als Deckung benutzend. Bald waren ſie ihm dicht auf den Ferſen. Es war ein kräftig gebauter Mann in guten Klei⸗ dern. Seinen Rock hatte er ausgezogen und wie eine Pelerine über den Kopf gehängt, wohl aus Vorſicht, um ihn nicht mit dem Schweiß des erlegten Tieres zu be⸗ ſchmutzen. Er mußte ſich ſehr ſicher fühlen, um mit ſol⸗ chen Scheuklappen zu laufen. Mit der Linken hielt er ſeine Bürde feſt, in der Rechten trug er ein Gewehr. Schon hörten ſie den Ahnungsloſen unter ſeiner Laſt teuchen. Ein Blick der Verſtändigung— drei große Sätze— und mit hartem Griff entriß Brecht dem jäh Ueberraſchten die Waffe. Der war ſtarr vor Schrecken.„Hiakarurna“ gurgelte et und ließ das ſchwere Warzenſchwein fallen. Mit ſchlotternden Knien ſtarrte er die beiden an wie eine Er⸗ ſcheinung. Dieſen erſten Chok benutzte Brecht, um ihn auszufragen. Barſch herrſchte er ihn an: „Wieviel Männer ſeid ihr hier draußen?“— Er zögerte—„Vielleicht zwanzig.“„Auf einer Werft?“ —„Nein— die Vornehmen wohnen für ſich.“ „Wo ſeid ihr denn weggelaufen?“ „Einige kommen von Okamapu und Otzite, andere von Okaviruru, Erambero und Okarukapé, und deine Leute ſind auch da.“ „Habt ihr noch mehr Gewehre und Patronen?“— „Auf meiner Werft nicht, aber bei den Großleuten ſind noch welche.“ Brecht wußte genug. Er bedeutete dem Eingeſchüch⸗ terten, daß er ihn, ſo wahr ihm ſein Leben lieb ſei, vor⸗ ſichtig und geräuſchlos auf die Werft bringen müſſe. Wenn er ſich ruhig verhielte, geſchehe ihm nichts, bei Widerſtand oder Fluchtverſuch würde geſchoſſen. Hinter⸗ einander, in der altbewährten Marſchordnung der Wild⸗ nis, ſetzten ſie ſich in Bewegung. Der Gefangene, der Fritz nannte, mußte vorausmarſchieren. Dann folgte Katjiripe, dem Brecht das erbeutete Gewehr anvertraute, nachdem er unbemerkt die Patronen entfernt hatte. Er ſelbſt bildete den Schluß. Einem ausgetretenen Wildwechſel folgend, gelangten ſie in ein Seitental— oder war das das Haupttal?— Brecht kannte es nicht— es ſchien tiefer und breiter als das eben Verlaſſene zu ſein. Aeberraſchung in der Werft Fritz ſchien ſeine Aufgabe begriffen zu haben. Mit an den Mund gelegtem Finger zur Vorſicht mahnend, bog er plötzlich ab. Bald kreuzten ſie einen gut ausge⸗ tretenen Fußpfad, der ſich durch das Dickicht ſchlängelte — da hörten ſie ſchon ſprechen und lachen. „Noch einige Schritte— dann überblickte Brecht einen mäßig großen, freien Platz, an deſſen Peripherie etwa zehn Grashütten geſchickt unter die ſchattenſpendenden Hackisdornbüſche angelehnt waren. Die beiden Ankömm⸗ linge erweckten keinen Argwohn. Fröhlicher Zuruf emp⸗ fing ſie ob der guten Beute, und bald wurde Katjiripe, der den meiſten bekannt war, von Neugierigen umringt und begrüßt. Die beiden zogen die allgemeine Aufmerk⸗ ſamkeit ſo auf ſich, daß Brecht, der hinter einem Buſch N die Szene beobachtete, erſt von den Leuten bemerkt wurde, 2 H 5 2 5* 7 1 71 als er, wie aus der Erde gewachſen, vor ihnen ſtand. Die nicht mißzuverſtehende Geſte des Weißen— Fin⸗ ger am Abzug— begriffen ſie ſchnell genug, und die Neger fügten ſich ſtillſchweigend den kurzen, leiſe gegebenen Befehlen. In aller Eile überzählte Brecht das eingeſchüchterte Völkchen; es waren 23 Erwachſene und zahlreiche Kinder. Auch ſeine entlaufenen Leute waren darunter. Um den erzielten Eindruck zu vertiefen und den Esfolg zu ſichern, fand er ſchnell eine einleuchtende Erklärung. Er ſagte ihnen, Militär habe den Buſch umſtellt, und jeder Flucht⸗ verſuch ſei vergeblich. Katjiripe, der ſich mit ſeinem Ge⸗ wehr ſehr wichtig vorkam, pflichtete ihm eifrig bei. Brecht mußte es wagen, ihm die Aufſicht über dieſe Leute zu übertragen, die ſich ſofort marſchfertig machen ſollten. Erleichtert atmete er auf. Bisher hatte es geklappt! Doch nun die zweite Werft! Die der Vornehmen! Ob es dort auch ſo glatt gehen würde? Wieder mußte Fritz führen. Brecht folgte ihm lautlos, mit wachſten Sinnen. Dichter und dichter wurde der Buſch, keine zehn Schritte weit konnte man ſehen. Vorſicht war doppelt geboten, denn da man auf der erſten Werft keine Ge⸗ wehre gefunden hatte, mußten ſie auf der zweiten ſein. Da, während der ſchwarze Zahl gebrauchen. „Sie müuſſen die Secche artürttch gleich gelen e erſt nach ein paar Ruhetagen, di⸗ 5 dieſer Geza tour unbedingt nötig ſind. Ihre„Zeitfretwilligen. len ſich auch bei mir gicht über Langeweilr deflagen verſicherte er ſchmunzelnd,„ich muß mein Maisſely ver größern, und beim Büſcheroden kann man Lene N jede Wenn nur endlich Regen kämef Uebe gens— wiſſen Sie was, Brecht?— Das Geſchelteſi⸗ wäre, Sie blieben mit Ihrem Vieh hier, bis es grüne Weide gibt— ſonſt bekommen Sie auf dem Brandfeld noch ſchwere Verluſte!“ Das ſah Brecht ein und war es gern zufrieden Sie beſchloſſen dann, daß er mit der Karre zur Polizetſtation fahren ſolle, um Meldung zu machen. Als drei Tage ſpäter die Karte reiſeſertig vor Mal⸗ chows Haustür ſtand, hörte man Pferdegetrappel Gra⸗ vitätiſch trat Polizeiſergeaut Pandureit in die Studr. Dle joviale Begrüßung der beiden Farmer erwiderte er mit einer Miene, die er ſonſt nur für große Staatsaktionen zur Verfügung hatte. Auch der Anblick des prächtigen Napfluchens, den Malchow gerade anſchnitt, vermochte ſeine dienſtliche Zurückhaltung nur wenig zu mildern. In vorwurfsvollem Tone wandte er ſich an Brecht: „Was haben Sie denn nun eigentlich angeſtellt?“ „Sehen Sie, Verehrteſter, darüber wollte ich Ihnen gerade Bericht erſtatten“, entgegnete dieſer,„die einge⸗ ſpannte Karre wird Ihrem Scharfblick nicht entgongen ſein— mit der wollte ich Sie beſuchen und bin Ihnen dankbar, daß Sie mir den Weg abnehmen. Auch die vie⸗ Strauchdieb ſich ſchlangenartig durch die Buſchlücke ſchob, hatte Brecht, deſſen Blick nach vorn gerichtet war, das Gefühl, den bisherigen Fußpfad verlaſſen zu haben. Auf Händen und Füßen kroch er ihm nach, ſo ſchnell es ihm die entſicherte Büchſe, die er am Kolbenhals vor ſich hertrug, bei rer Län⸗ ge nur immer geſtattete. An einer Biegung war Fritz außer Sicht! Ein dummes Gefühl be⸗ ſchlicht Brecht. Sollte Fritz?— wie in einer Falle kam er ſich vor. Ein letztes Aſtgewirr— tief mußte er ſich bücken, um nicht am tückiſchen Dorn hängen⸗ zubleiben. Als er endlich hoch⸗ kam, blickte er in die haßer⸗ füllte Fratze eines baumlangen Hereros, der zum tödlichen Schlage ausholte. Im Bruchteil einer Sekunde ſah er die Schneide einer Axt blitzen. Im Hochreißen des Ge⸗ wehrs zog Brecht den Abzug durch. Das wutverzerrte Geſicht wurde zur Maske, der Arm er⸗ ſtarrte in ſeiner drohenden Stellung— ſteif wie ein Pfahl. 5 fiel der Angreifer hintenüber. So plötzlich hatte die Fauſt des Todes nach ihm gegriffen, daß Haltung und Gebärde unverändert die Mordgier ausdrückten! Mechaniſch repetierte Brecht. Dann ſprang er auf, ſetzte über den Gefallenen hinweg— und— ſah die Werft vor ſich. Da blitzte es auch ſchon drüben auf— huiii— pfiff ihm die Kugel am Ohr vorbei.— „Ja, treffen, ihr Halunken!— Wartet, ihr Meuchel⸗ mörder!“ Jetzt war er im Anſchlag— doch der Kerl, der eben auf ihn geſchoſſen hatte, verſteckte ſich hinter Frauen und Kindern.— Dort tauchte er wieder auf— dort— dort verſchwand die wehende Straußenfeder am Truppenhut— Brecht riß Funken, doch zu ſpät— ent⸗ wichen iſt der Feigling mitſamt ſeinem Gewehr! Im Nu war er zwiſchen den Auseinanderſtiebenden. Eingeſchüch⸗ tert, wagten die keinen weiteren Widerſtand. Gut, daß es keine Hottentotten waren, dachte Brecht— dann wäre er jetzt ein ſtiller Mann. In fliegender Eile ließ er die Gefangenen aufpacken, was möglich war. Vorräte aller Art hatten ſie genug— das richtige Diebeslager. Die Bande mußte ſchwer ge⸗ räubert haben. Den Erſchoſſenen mußten ſie liegenlaſ⸗ ſen, mochten ſeine ſicherlich zurückkehrenden Genoſſen ihn begraben! Er mußte ſchleunigſt zur erſten Werft zurück! Dort ſtand es indeſſen beſſer, als er zu hoffen wagte, Katjiripe hatte Ordnung gemacht und gehalten. Die Schüſſe taten ihre Wirkung, auch von dem Toten wußte man ſchon hier. Dieſe Wirkung kam Brecht zuſtatten. Gehorſam nahmen die Leute ihre Laſten auf und mar⸗ ſchierten vor ihm her. „Sie müſſen die Sache melden!“ Katjiripe führte, genau in Richtung der Karre. Hin⸗ ter ihm, im Gänſemarſch die ganze Bande— eine ſtatt⸗ liche Trägerkarawane, deren Schluß Brecht bildete, um den ſeltſamen Zug im Auge zu behalten. Bis ſie zur Karre kamen, wurde es ſpäter Nachmittag. Sofort wurden die ausgeruhten Ochſen eingeſpannt, und ſchon ging's in gleicher Marſchordnung weiter. Ein Gewaltmarſch mit Gepäck war das beſte Mittel, den Ban⸗ diten jeden Gedanken an Flucht zu vertreiben. Ohne weiteren Zwiſchenfall erreichte man Malchows Farm am nächſten Vormittag, und Brecht konnte dem er⸗ ſtaunten Freunde berichten. Der hörte aufmerkſam zu. Auf dem Marſch in Deutſch⸗Südweſt. Aufnahme: Scherl⸗Bilderdienſt- M Flußübergang bei Regenzeit. len neuen Leute auf dem Maisfeld draußen werden Sie vermutlich im Vorbeireiten ſchon beſichtigt haben. Vom Amt haben wir die nun freiwillig nicht bekommen, aber dafür dürfen Sie ſie mitnehmen.“ Pandureit zeigte keine Neigung, auf den ſcherzhaften Ton einzugehen. Schroff ſtieß er hervor: „Na nun ſchlägt es dreizehn!“ „Herr Brecht, Sie ſind wegen Erſchießens des Here⸗ ros Joſaphat angeklagt.“ „Na— nu ſchlägt's dreizehn!“ „woher wiſſen denn Ste das ſchon?“ Der Mann im grünen Kragen entgegnete ſtolz: „Ja, die Polizei weiß eben alles!“ In die erwar⸗ tungsbollen Geſichter ſehend, fuhr er fort: „Geſtern nachmittag war ein Herero von Okarukape hier und gab zu Protokoll, daß Sie im Gelände, weit hin⸗ ter Malchows Farm bei Ok... Okonja“ half Brecht ein— einen Herero namens Joſaphat erſchoſſen hätten.“ Malchow und Brecht ſahen ſich an. Donnerwetter ja, dieſe Burſchen hatten es eilig! Der entkommene Mordſchütze mußte ja Tag und Nacht gelaufen ſein, um nach Okarukape zu ſeinem Herrn und von dort— mit einen Brief des Weißen natürlich!— nach Steinhauſen zu kommen. Sie rechneten nach— ungefähr 240 Kilo⸗ meter Luftlinie— ſportlich eine ſehr reſpektable Leiſtung! Aber mehr noch eine fabelhafte Unverfrorenheit! In e kam allmählich die helle Empörung zum Durch⸗ ruch: „So— ſol— und da war es Ihnen Herzensbedürf⸗ nis, mich ſchleunigſt zu verhaften, wie?“ „Meine Pflicht muß ich doch tun— ſelbſtverſtändlich — ohne Anſehen der Perſon!——“ „Dann haben Sie den Halunken alſo feſtgenommen, den Ausreißer und Lügenhelden?“ Pandureit bekam einen roten Kopf.„Ich muß Sie vernehmen“, verteidigte er ſich. „Gar nichts müſſen Sie“, brach Brecht ungeſtüm los. Und nun erzählte er ſein Erlebnis. Eines Tages ging ihm ein Schreiben des Bezirksrichters zu, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß nach Ausſage ſämtlicher Zeugen Notwehr vorgelegen habe. Das Verfahren wurde einge⸗ ſtellt. Der Beſchluß bewahrte ihn davor, daß ihm die Engländer wegen„Mord in der Omaheke“ den Prozeß machten. 5 5(Fortſetzung folgt.) ſtaunte Malchow, Gebt reichlich zur Pfundsammlung des IVV /I