Nr. 259(2. Blatt). Neckar Bote Ein Flugtag auf der„Badiſchen Rhön“ Eine Fahrt zum Segelfluglager Hütten⸗Rüttehof. „Können Sie ſich in einer halben Stunde fertigmachen zur Abfahrt nach dem Segelfluglager auf dem Hotzenwald? Es herrſcht ausgezeichnetes Flugwekter!“ Dieſe fernmündliche Anfrage im Auftrage der Flugleitung wurde freudigen Her⸗ zens bejaht, und kurze Zeit ſpäter brachte uns ein Kraft⸗ wagen in kaſchem Tempo von Lörrach das Wieſental auf⸗ wärts. Schnell war Schopfheim erreicht, und in mäßiger Steigung ging es auf der Landſtraße nach Wehr⸗Säckingen über die Paßhöhe des Dinkelsberges. Ein überraſchender An⸗ blick tat ſich plötzlich auf. Der ſteile Weſthang des Hotzen⸗ waldes zeigte ſich in ſeiner ganzen imponierenden Höhe und Länge: 500 bis 600 Meter erheben ſich die bewaldeten Hänge über dem Talgrund der Wehra. Mit geſpannten Mienen blickten wir zur Höhe, wo der Startplatz liegen muß. Da, hoch über den dunklen Tannen tauchte eine Maſchine auf, wunderbar ruhig lag ſie in der Luft und zog ihre Kreiſe, bis ſie nach wenigen Minuten unſeren Blicken wieder ent⸗ ſchwunden war. Endlich war der Rüttehof erreicht. Großer Betrieb zeigte an, daß hier etwas beſonderes los war. Da ſtanden große Transportwagen, auf denen die Maſchinen her⸗ aufgebracht worden waren, es wurde gehämmert, geklopft und geſchraubt, die Flügel wurden aufmontiert, die Verſpannung und das Gerippe der Flügel nochmals genau überprüft. Neben zwei„12⸗Meter⸗Zöglingen“ ſtand ein ſchnittiger ele⸗ ganter mit geſchweiften Flü⸗ „Grunau⸗Baby“, ein„Falke“ geln und ein„Rhön⸗Buſſard“ von ſilbergrauer Farbe. Am Startplatz. Langſam und vorſichtig wurden die Maſchinen auf einem Fahrgeſtell zum höhergelegenen Startplatz gebracht. Hier oben pfiff ſchon ein anderer Wind, günſtig für die C⸗Prüfungs⸗ anwärter, die zeigen ſollten, was ſie Tüchtiges gelernt haben. Wir befanden uns in 900 Meter Höhe auf einem nach Weſten⸗ ſtark abfallenden Wieſenhang. Weſter unten war an der Spitze einer hohen Tanne ein Windſack befeſtigt. Und Petrus blies richtig, denn der Windſack zeigte gerade auf uns. Tief unten lag das Wehratal, und der von der Sonne beſchienene Talgrund leuchtete in ſattem Grün auf, während nach Nordoſten hin um den ſteilen Gipfel der Hohen Möhr noch vereinzelte Nebelfetzen jagten. Anziehen— Laufen— Los! Zwei Maſchinen ſtanden ſchon am Startplatz bereit, und Fluglehrer Sahner nahm in einem„12-Meter⸗Zögling“ Platz, um auf einem kurzen Probeflug die Windverhältniſſe zu erkunden. Die Maſchine wurde ausgerichtet, das 40 Meter lange Startſeil am Rumpf eingeklinkt, und acht Mann hielten die beiden Enden. Der ſpannungsvolle Moment des Starts war gekommen. Kurz hintereinander ertönten die Komman⸗ dos: Achtung! Anziehen! Laufen! Los! Das Gummiſeil dehnte ſich zur doppelten Länge aus und bei„Los“ ſchnellte die Maſchine wie ein Pfeil vom Boden, um vom kräftigen Aufwind gleich 30 und 40 Meter in die Höhe geriſſen zu werden. Noch einige Augenblicke ſchwankte die Maſchine, blieb dann ganz ruhig, wie ein Raubvogel, im Gegenwind ſtehen, drehte dann ruhig ab und zog in etwa hundert Meter Höhe über dem Startplatz Kurve auf Kurve. um ſchließlich hinter einer Bodenwelle auf dem fünfhundert Meter entfernten Landeplatz niederzugehen und elegant und leicht aufzusetzen. Inzwiſchen machte ſich der erſte C⸗Anwärter zum Stark fertig. Seine Kameraden halfen ihm beim Anſchnallen, ſetz⸗ ten ihm den Sturzhelm auf, während der Flugleiter noch einige Anweiſungen erteilte. So eine C⸗Prüfung iſt etwas ganz anderes, als das Prüfungsfliegen für den A- und B⸗ Schein. Hier wird von dem Prüfling die erſte eigentliche ſegelfliegeriſche Leiſtung verlangt. Sie ſetzt volles Vertrauen mit der Maſchine voraus und verlangt den ganzen Einſatz der Perſönlichkeit. Voller Spannung verfolgten die Kame⸗ raden den Start. Er glückte, die Maſchine ſtieg nahezu e in die Höhe. Doch der Prüfling hatte ſeine Ma⸗ ſchine Die Role pon Himſtorgam Roman von Paul Hain. 2⁵ Heftige Blitze zuckten vor den Fenſtern und leuchte⸗ ten grell bis in den Flur hinein. Das Oellicht, das Ti. 0 angezündet hatte, flackerte unruhig auf dem U Da blickte er in das geiſterhafte Antlitz der Muhme. Zwei Augenpaare ſtarrten ſich an. Die Alte taumelte und Uylenburgh ftützte ſchnell. Sie hauchte kaum vernehmlich: „Was— anderes— iſt geſchehen——“ Er zog ſie in das Zimmer hinein. Wie eine Tote ſieht ſie aus, ging es ihm durch den Sinn. Lieber Gott! „Was iſt los?“ fragte er rauh. Ein Lallen— Murmeln— Stammeln— die Lippen wollten nicht recht gehorchen, ſo ſchien es. Dann drei keuchende, dumpfe Worte: „Saskia iſt fort—!“ Aylenburgh ſchwankte einen Augenblick. Ihm war, als hätte er einen Keulenhieb gegen die Stirn er⸗ halten. „Du— lügſt—!“ „Geflohen. Ein Zettel liegt— auf ihrem Tiſch.— Sie iſt fort. In dieſer Nacht——“ „Nein!“ 5 Der Senator brüllte es heraus wie ein Tier, daß es unheimlich von den Wänden widerhallte. 5 Dumpf rollte draußen durch die Gaſſen der Donner. „Ich habe eben in ihrem Zimmer nachgeſehen— es iſt ſo— ſie iſt fort.“ Die Stimme verſank in einem hilfloſen Wimmern. Ab⸗ geriſſene Worte flatterten von ihren Lippen. „Sie iſt— mit Rembrandt fort— ich weiß es. Sie wollte ſich nicht von Euch ft deb 5e laſſen. Vielleicht iſt ſie bei dem Maler.— Gott ſte ihr bei! Vater unſer, der du biſt im Himmel—“ Lautlos beteten ihre welken Lippen. i Aylenburgh, halb von Sinnen, ſchüttelte die Alte. Du— du—! Du weißt mehr—1 Ahl“ Sie fiel zuſammen. Er trug ſie in den nächſten Seſſel. ſie Krachend hieb draußen ein Donnerſchlag über die Dächer.. gut in der Gewalt und kreiſte jetzt ruhig 5 bis 6 Minu Mittwoch, 4. November 1936 ten in 150 bis 200 Meter Höhe, das ſind über 1000 Meter über dem Talgrund, am Berghang entlang. Jetzt bildeten die Kursteilnehmer eine Kette und gaben damit das Zeichen zur Landung. Nachdem auch dieſe geglückt, war die C⸗Prü⸗ fung mit beſtem Erfolg beſtanden, und der glückliche Prüf⸗ ling, die Spannung noch deutlich am Geſicht abzuleſen, nahm voller Stolz die Glückwünſche ſeiner hinzueilenden Kameraden entgegen. . Aeberhaupt das Landen! Es iſt eine Wiſſenſchaft für ſich, die ſchon von Anfang an gründlich ſtudiert ſein will, denn leicht iſt Bruch gemacht, wenn die Maſchine ſehr unſanft aufſetzt. Doch mit den Erfahrungen wächſt auch die Sicher⸗ heit, und gulen Segelfliegern paſſiert nur ſelten ein Miß⸗ geſchick. % Ein C-Prüfling nach dem ſchön iſt der Anblick, wenn zeitig in der Luft ſind. anderen ſtartet. Beſonders zwei oder drei Maſchinen gleich⸗ 8 Immer wieder feſſelt den Zuſchauer das herrliche lautloſe Dahinſchweben, und nur dann, wenn eine Maſchine gerade über dem Startplatz in Gegenwind ſteht, hört man den Wind in den Drähten rauſchen. Die Entdeckung der„Badiſchen Rhön“, „Der 10. Februar 1935 iſt der Geburtstag des Segel⸗ fluges hier oben am Weſthang des Hotzenwaldes, deſſen her⸗ vorragende Eignung für Leiſtungsflüge Fluglehrer Sahner auf einem kurzen Erprobungsflug ſofort erkannte. In durch⸗ ſchnittlicher Höhe von 800 bis 900 Meter zieht ſich der Hang in einer Länge don 8 Kilometern von Hütten⸗Rüttehof bis zum Eggberg bei Säckingen. Auf der Höhe finden ſich über⸗ all ausgezeichnete Landungsmöglichkeiten, und der kräftige Aufwind, bedingt durch den ſteflen Abfall nach Weſten, ſchafft auch bei nur mäßigem Wind ausreichende Flugmöglichkeiten. Startüberhöhungen von 800, ja bis 1000 Meter, ſind keine Seltenheiten, und noch in guter Erinnerung iſt der ſechsſtün⸗ dige Langſtreckenflug Sahners bis nach Erzingen bei Walds⸗ hut im Juli d. J. 5 An jedem Wochenende Jungflieger nach oben, friſchen Jungen bei der ziehen bei gutem Flugwetter die und es iſt eine rechte Freude, die fr f Arbeit zu ſehen, die Idealismus für die ſchöne Segelfliegerei und echter Kameradſchafts⸗ geiſt eng verbindet.— Vieles gibt es hier oben noch zu tun. Vor allem fehlt noch ein Fliegerſchuppen, iſt aber erſt einmal eine Halle erſtellt, dann ſind die Bedingungen für einen wei⸗ teren kräftigen Aufſchwung der Kunſt des Segelfluges in anſerer Südweſtmark gegeben. Pfunde richten! Der Monat November beginnt mit der der Pfundſammlung. Das Ergebnis des hat gezeigt, daß noch nicht alle Bedeutung der haben. Gerade dieſe kleine unſcheinbare Gabe erſcheint vielen Volksgenoſſen heute noch im 4. Winterhilfswerk als unbedeu⸗ tend. Und doch bildet die Pfundſammlung einen wichtigen Beſtandteil der geſamten Sammlungen des Winterhilfswerkes. Ihr alle ſeht nur die einzelnen Pfunde, die Ihr den Sammlerinnen übergebt, vergeßt aber vollkommen, daß in den Sammelſtellen die Pfunde zu Zentnern und die Zentner zu Tonnen von Lebensmitteln werden, die das Winterhilfs⸗ werk benötigt. Und dann noch eine kleine Bitte: ziemlich viel geſammelt für unſere Bedürftigen, ſchenkt uns lieber wichtigere Lebensmittel. Auch können die Sammlerinnen Salz von Zucker ſehr genau unterſcheiden. Und nun noch eine kurze Belehrung für die ganz Schlauen: Ein Pfund iſt gleich ein halbes Kilo. Ein halbes Kilo gleich 500 Gramm. Und wenn in jeder Pfundtüte 100 Gramm fehlen, ſo fehlen uns ſchon am Zentner 20 Pfund. And gerade dieſe 20 Pfund können wir ganz notwendig brau⸗ 500 um eine weitere hilfsbedürftige Familie unterſtützen zu, önnen. f ö a a Durchführung vorigen Monats Volk, genoſſen Sinn und Pfundſammlung verſtanden und begriffen Salz haben wir ſchon — RNundfunk⸗ Programme Neichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten g Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 830 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepause; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 5. November: 9.30 Was muß die Hausfrau von der Martinsgans wiſſen; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 15.30 Nur mit Humor dein Sach beſtellt— dann lacht dir froh die ganze Welt, Moralsaute für die Frauen; 17.45 Krieg im Garten, Geſpräch; 18 Nachmittagskonzert; 19 Trio Cedur op. 87 für Klavier, Violine und Violincello von Brahms; 19.40 Echo aus Baden; 20.10 Die Geige lockt; 21 Der Zun⸗ delfrieder, Spiel mit Muſik; 22.30 Reichsmuſiktage der 90; 22.30 Nachtmuſik. Freitag, 6. November: 7.55 Schaltpauſe; 8 Reichsappell der Reichsbetriebsge⸗ meinſchaft Verkehr und öffentl. Betriebe; 9.30 Sendepauſe; 10 An Bord M. S.„Krake“; 10.30 Sendepauſe; 15.30 Peter mit der Fiedel, Märchenſpiel; 17.30 Liederſtunde; 18 In 60 Minuten um die Welt, Schallplatten; 19 Wunder des Welt⸗ alls, Aufriß für nachdenkliche Hörer; 19.20 Das Lied er⸗ zählt; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.10 Wie es euch ge⸗ fällt, buntes Konzert; 21.10 Die Schickſalsbrücke über den Rhein, Hörſpiel; 22.30 Unterhaltungskonzert; 24 Othello, Oper von Verdi. Samstag, 7. November: 9.30 Eintopfgericht für Sonntag, 8. November; 9.40 Sendepauſe; 10 Der einſame Marſch, Hörſpiel; 10.30 Sende⸗ pauſe; 15 Vom Alpenrand zur Waterkant; 15.30 Luis Trenker erzählt aus ſeinem Leben und Schaffen; 15.50 Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 13 Tonbericht der Woche; 18.30 Der Berner Jodlerkfub muſi⸗ ziert; 19 Luſtige Schlagerfahrt, Schallplatten; 20.10„Mar⸗ jellche“ im Land der Seen und Elche; 22.10 Zwiſchenpro⸗ gramm; 23 Wir bitten zum Tanz. Reichsſender Frankfurt. Donnerstag, 3. November: 11.30 Landfunk; 15.15 Kinderfunk; 17.30 Atem der Zeit, Würdigung jungen dichteriſchen Schaffens; 17.45 Ein Forſcherleben im Dienſt deutſcher Kultur und Kunſt; 18 Konzert; 19 Ausſchnitte aus dem Feſtoratorium von Händel; 20.10 Fröhlicher Tanz; 22.30 Reichsmuſiktage der J., Orcheſterkonzert; 23.30 Con Fuoco, Virtuoſes auf allerlei Inſtrumenten. Freitag, 6. November: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Das aktuelle Buch; 15.30 Leberecht Hühnchen tritt auf; 17.30 Neue Sterne am Himmel; 17.45 Der Witz mit dem läng⸗ ſten Bart; 18 Muſik aus Dresden; 19 Virtuoſe Solo⸗ und Orcheſtermuſik; 20.10 Muſikaliſche e durch vier Theater; 22.30 Unterhaltungskonzert; 24 Othello, Oper von Verdi. Samstag, 7. November: 8.30 Zum Staatsjugendtag: Wir ſchwimmen; 9.45 Sen⸗ depauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 15.30 Jugendfunk; 16 roher Funk für Alt und Jung; 18 Blasmuſik; 18.45 Meiſter Paul Lincke, zu ſeinem 70. Geburtstag; 20.10„Marfellche“ im Land der Seen und Elche; 22.20 Sportſchau; 22.30 „„und morgen iſt Sonntag. Die Muhme ſtammelte: i i „Bei Rembrandt ſuchen— ſo eile 9 7—— Uylenburgh ſtarrte ſie mit haßvollem Blick an. Er er⸗ riet in dieſem Augenblick dunkle Zuſammenhänge. Aber es war jetzt keine Zeit, darüber zu reden. Böſe lachte er auf und jagte aus dem Zimmer. l i Wenig ſpäter ſtand er vor Saskias Kammer ſtürmte hinein. Ein Griff nach dem Zettel. Ein Blick darauf.. 8 Mit einem Fluch auf den Lippen knüllte er ihn zu⸗ ſammen und ſchleuderte ihn in die Ecke. Er brannte ihm wie Feuer in der Hand. f Einen Augenblick ſtand er ſteif und wie leblos. Säs⸗ 96 war fort. Das dröhnte wie Hammerſchlag durch ſein irn. Dann drehte er ſi unten. „Ich reite zur Stadtwache!“ ſchrie er der Muhme und um und raſte wieder nach zu. Sie hob den Kopf. Antwortete nicht. Und ließ ihn wieder ſinken. a In aller Haſt kleidete ſich Aylenburgh an, rannte hin⸗ aus auf den Hof. Immer wieder, laut und unbarmherzig, 1 1 es durch ſeinen Kopf: Saskia iſt fort! Saskia iſt ort! Im abſeits gelegenen Geſindehaus brannte Fackellicht. Das neue Unwetter hatte die Leute geweckt. Es goß jetzt in Strömen. n lief hinüber und riß die Tür auf. Drin⸗ nen fuhren erſchreckt ſechs, ſieben Geſichter hoch. „Mein Pferd!“ ſchrie der Senator laut. Knechte ſtürzten herbei. Maßlos verſtört. Der Herr wollte in dieſem Sturm fort? Seltſame Laune! 7 Immer wieder hieb der Donner durch die aufgewühlte acht „Schnell, ſchnell!“ trieb „Was gibt's da zu glotzen?“ Ein Knecht taumelte wie betrunken zum Stall. Stumm und entſetzt ſtanden die andern. Keiner wußte, was da vorgefallen ſein konnte. a. ö Kaum daß ſie zur Beſinnung kamen, hatte ſich der Se⸗ nator ſchon in den Sattel des Pferdes geſchwungen, das der Knecht gerade aus dem Stall führte. Einige jagten zum Hoftor— riſſen es auf— da ſprengte der Reiter auch ſchon hinaus. Die Funken ſto⸗ ben unter den Hufen. „Gott ſchütze unſere armen Seelen,“ murmelte einer Uylenburgh die Leute an. Kann einem leid tun, der Kerl. Er ſollte aufge der Knechte mit bebender Stimme. — Uylenburgh ritt in raſendem Galopp durch die Nacht, der Stadtwache zu. f Saskia iſt fort! hämmerte es in ſeinem Hirn. Saskia iſt fort! Wie eine Dirne iſt ſie davongelaufen! Warum reite ich denn? Soll ſie verrecken am Straßenrand! Ir⸗ gendwo! 5 Da war die Torwache! Licht hinter den Fenſtern. 1 Das Pferd bäumte hoch auf, als Uylenburgh es plötz⸗ lich mit brutalem Ruck züngelte. 5 f Im gleichen Augenblick fuhr der Blitz in die Pap pel, die unweit des Tores 5 Sie wurde zur rieſen⸗ haften Fackel, die praſſelnd gegen den Himmel zün⸗ gelte. 5 Furchtſam wieherte der Gaul— ein kläglich⸗tieriſcher Angſtruf, 20 Aus der Wache ſtürzten Soldaten heraus. Wo iſt Hauptmann Cocque?“ rief Uylenburgh. Der ſtand ſchon draußen und ſtierte entſetzt den Se⸗ nator an, der aus dem Sattel glitt. Soldatenfäuſte fie⸗ len dem Pferde in die Zügel. 5 5 „Hauptmann, Ihr müßt gleich Leute ausſchicken!“ ſtieß Uylenburgh heiſer hervor.. s Er zog ihn in die Wachtſtube. 5 Rauſchend warf ſich der Regen über die brennende Pappel.. „Mijnheer van Uylenburgh? Was iſt geſchehen? Dem ſtockte der Atem. Die Augen ſtanden ihm glaſig im Geſicht. „Meine Tochter iſt fort! Vielleicht bei dem Maler Rembrandt oder——“ Er hielt inne. Der Hauptmann Cocque ſah ihn grau⸗ „Eure Tochter? Jungfer Saskia?“ „Fragt nicht viel, Hauptmann! Man muß zu Rem⸗ brandt hin— nachſehen—“ „Der iſt fort!! ö „He?“ lallte Uylenburgh. 5 „Heute abend ſchon liefen Anzeigen von einigen Zünftlern ein, bei denen er ſtark in der Kreide 5 und in Haft geſetzt werden, bis er ſeine Schulden bezahlt hat.“ ö Der Senator ſtöhnte auf. Und?“ „Ich hatte hingeſchick. Er war nicht zu Hause. Wegl Wielkeicht entwiſcht. Er hatte den Braten wohl gerochen. Ich wollte nun bis morgen warten und dann noch einmal nachſehen.“ a a „Dann ſind ſie beide zuſammen fort!“. 82. e