Nr. 261(2. Blatt). Neckar Bote Freitag, 6. November 1936 5 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Am kommenden Montag jährt ſich zum 13. Male der Tag, an dem in München auf dem Marſche zur Feld⸗ herrnhalle 16 begeiſterte Nationalſozialiſten ihre Treue zu Adolf Hitler, ihr Bekenntnis zu einem neuen und beſſeren Deutſchland mit dem Tode beſiegelt haben. Es liegt ein tiefer Sinn darin, daß auf Anordnung und unter Teil⸗ nahme des Führers jener hiſtoriſche Marſch alljährlich am 9. November wiederholt wird: dieſer Erinnerungsmarſch zeigt, daß die Toten von damals nicht vergeſſen ſind, daß ihr Geiſt nicht nur im deutſchen Volke weiterlebt, ſondern daß er das Dritte Reich beherrſcht— das Reich Adolf Hit⸗ lers, das das deutſche Volk erſt völlig geeint hat. Wenn ſich am Montag um den Führer alle ſeine Kampfgefährten aus jenen ſchweren Tagen wieder verſammeln, dann ſind die Gedanken aller deutſchen Volksgenoſſen dort bei den Män⸗ nern, denen wir aus dieſem Anlaß erneut geloben, daß wir auch künftig mit ihnen gehen wollen den Weg, den uns der Führer weiſt, den Weg, der zur deutſchen Wehrhaftig⸗ keit, Freiheit und Ehre geführt hat. 5 0 In der deutſchen Innenpolitik ſind es zwei große Auf⸗ gaben, auf die ſich jetzt alle Kräfte der Nation konzentrieren müſſen: der wirkſchaftliche Vierjahresplan und das Winterhilſswerk 193637, das im vori⸗ gen Monat verheißungsvoll begann und auch weiterhin erfolgreich durchgeführt wird. Der Vierjahresplan ſoll Deutſchland, ſoweit irgend möglich wirtſchaftlich unab⸗ hängig machen vom Auslande. Wenn dieſes Ziel erreicht werden ſoll, bedarf es der Mitarbeit jedes Volksgenoſſen, denn das Gelingen des Planes kann nur ein Werk der! Gemeinſchaft ſein. Zwar kann nicht jeder große Erfindun⸗ gen oder Entdeckungen machen, die uns die Herſtellung notwendiger Rohſtoffe im Inlande erlauben, aber es kann und muß jeder ſeine ganze Lebenshaltung unter die große Idee des Vierjahresplanes ſtellen, es muß jeder mithelfen im Kampfe gegen die Materialverſchwendung und auch ſonſt überall dort, wo zur Mitarbeit aufgerufen wird. Die Nürnberger Rede des Führers und die Ausführungen Hermann Görings in der großen Berliner Kundgebung ha⸗ ben das deutſche Volk nicht nur über die Ziele des Planes aufgeklärt, ſondern es auch aufgerüttelt: es hat ſeine Pflicht erkannt und wird ſie, deſſen ſind wir gewiß, auch freudig und tatkräftig erfüllen. Das gleiche gilt für die Mitarbeit am diesjährigen Winterhilfswerk. Der große Erfolg der Straßenſammlung vom vergangenen Sonntag hat dies wieder deutlich erwieſen. Und es iſt kein Zweifel, daß auch der bevorſtehende Eintopfſonntag wieder ein ſehr gutes Ergebnis haben wird. Gerade die Eintopfſonntage ſind immer mehr zu eindrucksvollen Bekundungen der na⸗ tionalen Solidarität unſeres Volkes geworden. 8 Die Außenpolitik ſteht im 1 der Wieder wah! Rooſevelts zum Präſidenten der Vereinig⸗ ten Staaten von Nordamerika. Sein Wahlſieg iſt geradezu überwältigend. Es iſt ein Sieg, der nur zu er⸗ klären iſt durch die beiſpielloſe Volkstümlichkeit Rooſevelts, ſomit ein Sieg der Perſönlichkeit. Der amerikaniſche Wäh⸗ ler hat ſich hinweggeſetzt über alle Bedenken der Partei⸗ doktrinäre und hat Rooſevelt einfach deshalb ſeine Stimme gegeben, weil er zu dieſem Manne Vertrauen hat. Präſi⸗ dent Rooſevelt wird es auch in der zweiten Periode ſeiner Amtstätigkeit nicht leicht haben, denn es hat noch nicht den Anſchein, als kehrten die alten glücklichen Zeiten für die Vereinigten Staaten bald wieder. Die wirtſchaftlichen und ſozialen Kriſen haben längſt auch Nordamerika erfaßt, und gerade jetzt hat der große Hafenarbeiterſtreik an der Weft⸗ küſte des Landes dem Wirtſchaftsleben neue Wunden ge⸗ ſchlagen. Präſident Rooſevelt will ſich nun ſelbſt um die Beilegung dieſes großen Arbeitskonfliktes bemühen. Außen⸗ politiſch bedeutet die Wiederwahl Rooſevelts, daß Amerika in ſeinem bisherigen Kurſe bleiben, das will heißen bemüht ſein wird, ſich aus den mancherlei europäiſchen Streitfra⸗ gen und Händeln möglichſt draußenzuhalten. Da Rooſevelt im übrigen immer auf eine Politik des Friedens hinge⸗ arbeitet hat, begrüßt auch die nichtamerikaniſche Welt ſeine Wiederwahl mit Sympathie. Die Role von Nmſtoruam Roman von Paul Hain. 27 13. Tapfer hatten ſich Rembrandt und Saskia durch den Sturm hindurchgearbeitet. Eine Herberge, andert⸗ halb Wegſtunden von der Stadt entfernt, bot ihnen im letzten Augenblick, da der Himmel ſeine Schleuſen as von neuem öffnete, endlich den erſehnten Anter⸗ ſchlupf. Saskia war am Rande ihrer Kräfte. Erſchöpft ſank ſie auf die Bank neben dem Kamin. Der Wirt, ein alter ehemaliger niederländiſcher See⸗ bär, der viele Meere befahren hatte, ſchielte neugierig 19 1055 vom Sturm wahrhaft hereingewehten Mitternachts⸗ gäſte an. Er hatte, wie es ſeine Art war, allein bei dem An⸗ wetter durchgezecht. Die ſteifen Grogs konnte niemand beſſer brauen als er. Eine Eheliebſte hatte er nicht, was ſollte er alſo in ſolcher aufgewühlten Nacht allein in der Bettſtatt! 5 Gerade in ſolchen Nächten, das wußte er, mußte man an ſeiner einſamen Landſtraßenſchenke überhaupt munter und auf der Hut ſein. Den Rembrandt kannte er. Der war des öfteren in ſeiner Schenke geweſen. Aber die Jungfer? Zart wie ein Püppchen! Wie kamen die beiden um dieſe Zeit hierher? Es war ſchon eine ſon⸗ derbare Geſchichte!. Aber Oll Klöhn war nicht der Mann, in anderer Leute Geheimniſſen herumzuſtöbern, mochte jeder mit ſi allein zurechtkommen. 5 5 So machte er denn das gewünſchte heiße Getränk be⸗ teit und legte ein paar Scheite im Kamin an, damit die Jungfer ihre pitſchnaſſen Sachen trocknen konnte „Man kann doch bis zum Morgen bleiben, Klöhn? fragte Rembrandt. a „Natürlich! Kann ich meine Gäſte bei 8 Hunde⸗ wetter rausjagen? Wundert mich. daß der Sturm nicht ———————————j—j—j— In Mailand hat Muſſolini ſeine mit Spannung er⸗ wartete große Rede gehalten, die erneut feine 1 1 5 Entſchloſſenheit feen hat, auf dem Wege weiter zu gehen, der Italien zu ſeinem heutigen Anſehen geführt hat. Ita⸗ lien wird, das hat Muſſolini feierlich erklärt, ſeine Erfolge feſthalten und ausbauen. Es wird— wie Deutſchland— ein Bollwerk gegen das weitere Vordringen des Bolſche⸗ wismus ſein und es wird— wiederum gerade wie Deutſch⸗ land— dadurch für die Ziviliſation und für den Frieden arbeiten. Muſſolinis Ausführungen haben überall ſtarken Eindruck gemacht. Und während der italieniſche Staatschef eine Rede hielt, rückten in Abeſſinien die italieniſchen Divi⸗ ſionen ununterbrochen weiter nach dem Süden und dem Weſten vor, um wichtige Punkte zu beſetzen. Da und dort fanden ſie noch Widerſtand, der aber ihren Vormarſch nicht aufhalten konnte. Bis zur Regenzeit im nächſten Frühjahr oll die Beſetzung des ganzen Landes beendet ſein. Man ſieht, daß die italleniſche Politik ihre Ziele mit größter Tat⸗ kraft verfolgt. f Frankreich hat mit ſeiner„Volksfront“ nach wie vor die größten innerpolitiſchen Schwierigkeiten. Während die linksbürgerliche Gruppe der Radikalen die Regierung bisher blindlings unterſtützte, findet man in dieſem Lager allmählich doch, daß die Regierung Blum zu große Rüͤck⸗ ſicht auf die Kommuniſten nimmt. So hat im bürgerlichen Lager ſtark verſchnupft, daß eine tauſendköpfige Kommu⸗ niſtendemonſtration die Entlaſſung der Burſchen durch⸗ ſetzte, die wegen des Ueberfalls auf den italieniſchen Gene⸗ ralkonſul in Chambery verhaftet worden waren. Auf der ganzen Linie zeigt ſich eben der Einfluß der Kommuniſten, die ihre Weiſungen wiederum von Moskau beziehen. Schließlich wird auch Frankreich nicht um die Entſcheidung herumkommen, ob es ſich für die bolſchewiſtiſche Weltrevo⸗ lution oder für die europäiſche Ziviliſation erklären will. In Spanien wird dieſer Enkſcheidungskampf zurzeit blutig ausgetragen. Daß er gegen den Bolſchewismus aus⸗ gehen wird, iſt kein Zweifel. Aber Frankreich ſollte ſich doch fragen, ob es nicht beſſer wäre, ſeine Entſcheidung ſchon früher zu treffen, um Blutvergießen zu vermeiden. Ein geſundes Handwerk Die Landeshandwerksmeiſter bei Schacht. Berlin, 6. November. Die Landeshandwerksmeiſter wurden vom Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter zu einer längeren Ausſprache empfan⸗ gen. Dr. Schacht wies auf die großen Aufgaben hin, die der Reichsgruppe Handwerk im Rahmen des Vierjahres⸗ planes geſtellt werden. Insbeſondere liegen dieſe Aufgaben auf dem Gebiete einer verſtärkten und verbeſſerten Aus⸗ bildung des Nachwuchſes, für die alle Kräfte einge⸗ ſetzt werden müßten. Der Miniſter werde gerade der Fa ch⸗ abeiterfrhage ſein beſonderes Augenmerk zuwen⸗ den. Nach einer ſehr lebhaften Ausſprache, an der ſich die Landeshandwerksmeiſter beteiligten, machte Dr. Schacht Ausführungen darüber, welche ungeheure Bedeutung für die Geſamtwirtſchaft und das geſamte Volk in der Erhal⸗ tung eines geſunden Handwerks und in der Wahrung be⸗ ſter handwerklicher Traditionen und Einrichtungen liege. Zum Schluß ging der Miniſter auf die ſoeben mit dem Leiter der Deutſchen Arbeitsfront unterzeichneten Erklä⸗ rung ein, die ein neue gemeinſchaftliche Arbeit der beiden großen Organiſationen, nämlich der Organiſation der ge⸗ werblichen Wirtſchaft und der Deutſchen Arbeitsfront, im Sinne der Leipziger Vereinbarung verſpreche. Das Leipziger Abkommen Angeſichts der Dringlichkeit und Bedeutung der unker dem Vierjahresplan erforderlichen Arbeiken ſind der Leiter der Arbeitsfront, Dr. Ley, und der Keichswirtſchaftsmini⸗ ſter, Dr. Schacht, übereingekommen, die Arbeiten für die Ausführung des cepziger Abkommens beſchleunigt vor⸗ wärks zu kreibn und in allen ihren Gliederungen gemein⸗ ſchafllich alle Arbeiten zu fördern, die zur Verwirklichung dieſes Planes führen können. ſchon ein paar Galgenvögel hereingeweht hat. Ich bin doch hier die Allerweltsſchenke— haha!“ a „Ihr kommt von draußen?“ fragte er und meinte da⸗ mit, daß ſie von auswärts kämen, um nach Amſterdam zu gelangen. 8 „Von drinnen,“ antwortete Rembrandt. 5 Oll Klöhn pfiff durch die Zähne. Er verſtand: Die beiden kamen alſo aus der Stadt! Verflixter Kerl, der Rembrandt! Das Jungferlein hockte wie ein frierendes Vögelchen am Kamin. Bekam aber ſchon wieder langſam Farbe in die blaſſen Wangen. 5 Vor einem halben Jahr hatte Rembrandt hier drau⸗ ßen gemalt— das war im Winter geweſen— und er hatte mit Oll 1 5 0 langen Abenden ſo mancher Flaſche den Hals gebrochen. 8 Nan 1 15 ſich die Hände am warmen Glas. „Die Stunden werden vergehen, Saskia.“ 5 „Mir iſt ſchon beſſer, Liebſter. Nur Angſt hab' ich, ſo 4555 limme Angſt, Harmensz. 5 1„Haha! 0 5 Bei dem Wetter ſucht uns beſtimmt niemand. Da jagt man nicht einmal ſeinen Hund auf die Gaſſe. Sei ohne Sorge. Dieſes Wetter war unſer guter Freund. Und morgen in der Frühe geht's weiter. Oll Klöhn aber iſt ſtumm wie das Grab— der verrät be⸗ ſtimmt nicht, daß wir hier waren. s So ſprach er tröſtlich auf Saskia ein, und wohlig lehnte ſie ſich an ihn. Nur zu gerne wollte ſie glauben, daß keine Gefahr im Anzuge ſein konnte. Die Zeit verging. Saskia hatte die Augen geſchloſſen, eine ſanfte Müdigkeit hatte ſie er riffen. Oll Klöhn trank gemächlich ein Glas nach dem andern. Draußen floß der Regen nun in gelockerter Gleichmäßigkeit hernieder. Der ärgſte Sturm war vorüber. Auch Rembrandt begann müde zu werden. Er lehnte den Kopf gegen die Wand. a Durch ſeine Seele irrte ein Traum, bunt und ſchillernd. Das war nicht mehr die armſelige Schenke, in der er ſaß — das war ein prächtiger, weiter Saal mit hohen Mar⸗ morwänden und goldumrahmten 1 in dem vor⸗ nehme Damen und Herren in feierlichen Gruppen ſeſei den und ehrfürchtig nach dem ſchimmernden Thronſeſſel blickten. War es der Fürſt von Oranien, der dort ſaß? ———— Die elektrifizierte Gebirgsbahn Von Freiburg nach Seebrugg und Neuſtadt ſ. Schw. Freiburg i. Br. Der Fahrgaſt der Höllentalbahn weiß im allgemeinen von dem nunmehr ausgeführten elektri⸗ ſchen Betrieb nicht mehr, als daß man jetzt ſchneller und ſauberer die Stationen dieſer Strecke erreicht. Im übrigen iſt für ihn die Elektrifizierung eine techniſche Angelegenheit, die er dem Fachmann überläßt. Er hat es etwas verwunderk hingenommen, daß das Probieren ſo lange dauerte, daß zu⸗ nächſt nur ein elektriſcher Teilbetrieb aufgenommen werden konnte und nimmt nun zur Kenntnis, daß mit dem Monat November neben der Dampflokomotive auch die Elektrizi⸗ tät die Antriebskraft auf der techniſch vielfach intereſſanten Strecke Freiburg—Neuſtadt bezw. Seebrugg iſt. Er gibt ſich dem Genuß der Naturſchönheiten hin und läßt die Technik Technik ſein. Der Techniker weiß das und erhebt keinen Anſpruch auf Anerkennung durch das reiſende Publikum. Aber gerade deshalb möge ſeiner und des Lokomotivperſonals, das dem techniſchen Wunder praktiſche Bedeutung gibt, in den Tagen gedacht werden, in denen die elektriſche Lokomotive ihren Siegeszug durch das wunderbarſte Tal des Schwarzwaldes angetreten hat. Was von der Reichsbahn im allgemeinen gilt, muß bei einer Gebirgsbahn noch beſonders beobachtet werden: Ausſchaltung aller irgendwie möglichen Hemmun⸗ gen und Anſicherheitsfaktoren. Ihr dient die ſorgfältige „techniſche“ und„nichttechniſche Aufrüſtung“ der Lokomotive, die die Aufnahme des Dienſtes durch das Perſonal 50 Mi⸗ nuten vor Abfahrt des Zuges erfordert. N Und nun ſteht der Zug nach dieſem peinlichen Examen in der Bahnhofshalle. Wir ſtehen auf dem Führerſtand und rollen hinaus in die Weite, erſt langſam, dann mit wachſender Schnelligkeit, die je nach der Geſtaltung der Strecke durch ſinnreiche aber einfache Schaltvorrichtung von 40 auf 85 km geſteigert werden kann. Dieſer Führerſtand iſt für den Laien ein Aufenthaltsraum voller Geheimniſſe. Knöpfe und Hebel verſchiedener Größen, Kraftmeſſer und Anzeigentafeln feſſeln unſeren Blick und lenken uns zunächſt ab von der Land⸗ ſchaft, die ſich in immer wechſelnden Bildern vor uns aus⸗ breitet. In elegantem Schwung nimmt der Zug die ſchwie⸗ rigen Kurven, frei, ungehindert durch die geſchickt geſetzten und ihrer Umgebung angepaßten Maſten geht der Blick ſeitlich zu den Höhen hinauf oder hinunter und weit vor⸗ aus auf die Strecke, während die Motorlüfter, die während der Fahrt die Luft auswesſſeln, dumpf brummen. Faſt haben wir es nicht gemerkt, daß der frühere lange Aufenthalt in Hirſchſprung nunmehr fortfällt bezw. bei den Perſonen⸗ zügen das normale Maß nicht überſchreitet, da befinden wir uns ſchon auf der Steilſtrecke, auf der bei einer Ge⸗ ſchwindigkeit von 60 km der ganze Zug mit ſeinem Gewicht von 265 Tonnen in jeder einzelnen Sekunde um rund einen Meter gehoben wird. Die Meßgeräte zeigen automatiſch dieſe ungeheure Leiſtung, die eine Kraft von 4000 bis 5000 Pferdeſtärken von der Lokomotive eder Faſt ſpielend zieht der Zug ſeine Bahn, diesmal ohne die Sandſtreuer zu benutzen, die bei glatten Schienen die nötige Reibung mit den Rädern gewährleiſten. In 25 Minuten ab Freiburg überwinden wir den Höhenunterſchied von 617 Metern und erreichen Hinterzarten und nach weiteren vier Minuten Titi⸗ ſee, wo das Werk Titiſee als Strombezugs⸗ und Verteilungs⸗ werk für die Höllental⸗ und Dreiſeenbahn errichtet wurde, das erſte Mal, daß bei einer deutſchen Vollbahn ein Ueberlandnetz mit dem Bahnnetz unmittelbar gekuppelt wurde. Schnellig⸗ keit, Sauberkeit und Sicherheit, 155 drei Leitwörter be⸗ herrſchten von jeher den deutſchen Eiſenbahnbetrieb; ſie ſind auch bei dieſem neuen Fortſchritt gewährleistet. Marktberichte Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 5. Novembet. No⸗ tierungen unverändert. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 3. November. Am Kleinviehmarkt waren aufgetriehen: 48 Kälber, 67 Schafe, 40 Schweine, 8 Ziegen und 2 Zicklein. Außerdem 500 Ferkel, bis 6 Wochen 13 bis 15 Mark, über 6 Wochen 15 bis 19 Mark; 227 Läufer zum Preis von 19 bis 28 Mark. Markt⸗ verlauf lebhaft. Oder gar der ſpaniſche Kaiſer? Golden funkelte die Krone auf ſeinem Haupte, hohe Würdenträger ſtanden ergeben um ihn herum. Schöne Frauen ſaßen im Halbkreis, die brillantenflim⸗ mernden Fächer in den zarten Händen. Fürſtinnen und Herzoginnen mit ihren Hofdamen. Da war es plötzlich ganz ſtill in dem weiten Raum. Der Zeremonienmeiſter, ein kleiner, dicker, bunt auf⸗ geputzter Herr, der wahrhaftig der kleine Niklas Wozzek war, ſtieß ſeinen Stab gewichtig gegen die Erde. Die große Tür wurde von Lolgen aufgeriſſen— dis ganze Wand ſchien ſich weit und wunderbar zu öffnen— die Menge reckte die Hälſe und verneigte ſich, die Damen ſanken in ihren kniſternden Seidenroben zuſammen— durch die Tür aber ſchritt hoch und ſtolz— er ſelber— Harmensz Rembrandt, der Maler! Im vornehmen Ge⸗ 5 0 das Barett in der Hand, lächelnd und ſtolz wie ein ieger. Die Stufen zum Thronſeſſel ſtieg er empor; der Fürſt ſtreckte ihm gnädig die Hand entgegen— zog ihn leicht an ſich; die Damen klatſchten beifällig in die Hände. Einer der vornehmen Herren trat vor, ein Samtkiſſen in der Hand, darauf eine goldene Kette lag. Der Fürſt nahm ſie und hing ſie Rembrandt um den Hals.„Dem großen Künſtler von ſeinem fürſtlichen Freunde!“ Er beugte das Knie. Ein Rauſchen und Brauſen war ringsum. Wie bunte flimmernde Schleier wallte es durch die Luft. Eine Frauengeſtalt löſte ſich daraus, leicht und ſchwebend, neigte ſich zu dem Knienden und küßte ihn auf die Stirn.„Durch viele Schmerzen zur Unſterblichkeit, Rembrandt. Trage dein Los mit Stolz!“ War es die geheimnisvolle Ahnung vieler kommender Jahre, die durch ſeine träumende Seele zog in dieſer nächt⸗ lichen Stunde in der Straßenſchenke? Noch immer hörte er Rauſchen und jubelnde Schreie. Da öffnete er die Augen. Oll Klöhns Hand lag auf ſeiner Schulter. „Es hat geklopft, Rembrandt,“ ſagte er. Lebensmittel ſind ſehr wichtig, drum behandle ſie auch richtig! L Die Frau und ihre 8 Am einen Spaziergang „Wollen wir noch einen Spaziergang machen und ein Glas Bier trinken?“ fragt Willi und denkt, Edith wird hochſpringen vor Freude. Aber ſie ſagt bloß mit einem kleinen Seufzer:„Wenn du gern willſt...“ Willi iſt erſt beleidigt und will gerade ſagen,„dann kann ich ja auch allein gehen“— als ihm auffällt, daß Edith ganz gegen ihre ſonſtige Gewohnheit Pantoffeln anhat. „Haſt du einen ſchlimmen Fuß?“ erkundigt er ſich. Vor 14 Tagen hat er einen gehabt, und wenn Edith nicht unermüdlich Spiritusumſchläge gemacht hätte, wer weiß, ob der Fußnagel nicht doch vom Arzt abgeriſſen worden wäre, wie in Ausſicht ſtand— Ja alſo, betreffend„ſchlimmen Fuß“ war Willi mit⸗ leidig und zu Rückſicht bereit. Edith aber ſchüttelte den Kopf und ſagte: „Nein, das nicht, meine Füße tun mir abends nur im ganzen ſo weh, wie ich gar nicht ſagen kann. Sie ſind wohl müde vom vielen Stehen und Herumlaufen.“ „Herumlaufen? Du gehſt doch zu nichts anderem aus als zu deinen paar Beſorgungen! Du hätteſt mal Sonntag Unſern Zwang er⸗Marſch mitmachen müßen] And noch dazu mit Gepäck! So ſpricht Willi in fröhlicher Gedankenloſigkeit, und er wäre ſicherlich ſehr erſtaunt, wenn man ihm vorrechnete, daß ſeine Frau in der Zeit, die ſie heute bei der Küchen⸗ arbeit, nämlich Abwaſchen, Abtrocknen und Kochen brauchte, genau die fünf Stunden ſeines ſonntäglichen Marſches auf den Füßen war daß ſie, als ſie geſtern Gardinen, Tiſch⸗ und Leib⸗ wäſche wuſch, eine Kraftleiſtung vollbrachte, die der eines Mannes gleichkommt, der ebenſo lange dreißig Kilogramm Gepäck auf dem Rücken trägt. daß die kleinen Wege im Hin und Her beim Rein⸗ machen, Staubwiſchen, Einholen, Kinderverſorgen, täglich auf etwa fünf Kilometer kommen, daß ſie alſo in aller Stille, ohne daß einer etwas davon merkt, einmal im Monat zu Fuß von Berlin nach Stettin läuft Ja, wenn Willi das wüßte, beſänne er ſich vielleicht anders und würde ſeine Frau ſtatt zum Spazierengehen abends in das nächſtgelegene Kino führen oder tränke viel⸗ leicht ausnahmsweiſe ſeinen Schoppen Bier oder Wein mit ihr zu Hauſe— nicht wahr? Das Kind will nicht gedeihen Die Ernährungsſtörungen des Säuglings Während das Bruſtkind vor Ernährungsſtörungen weiteſtgehend geſchützt iſt, ſpielt ſich die Störung beim künſtlich genährten Säugling nicht nur im Magen⸗Darm⸗ Kanal ab, ſondern zieht den ganzen Körper in Mitleiden⸗ ſchaft. Es handelt ſich um eine Allgemeinerkrankung, bei der dem Brechdurchfall zumeiſt die Allgemeinerſcheinun⸗ gen des Magen⸗Darm⸗Kanals vorausgehen. Die Aerzte weiſen darauf hin, daß gewiſſe Erſchei⸗ nungen recht auffällig ſind und deshalb bereits von der Mutter erkannt werden können. Die Ernährungsſtörung entſteht nämlich in der Regel nicht aus heiterem Himmel, ſondern bereitet ſich allmählich vor. Wird die Gefahr recht⸗ zeitig bemerkt, ſo gelingt es nicht ſelten, Säuglinge mit drohender Ernährungsſtörung vor dem Ausbruch des eigentlichen Brechdurchfalls zu bewahren. Der geſunde, gut gedeihende Säugling zeichnet ſich im allgemeinen durch eine ruhige, zufriedene Stimmungs⸗ lage aus. Er wird wohl unruhig oder ſchreit, wenn die Stunde der Mahlzeit herankommt, im übrigen iſt es aber jederzeit leicht, ihn zum Lachen zu bringen. Schon bei beginnender Ernährungsſtörung ändert ſich das Bild: das Kind lacht wenig oder überhaupt nicht mehr, weint dagegen um ſo häufiger und ſcheinbar vielfach ohne Grund. Ebenſo verſchwindet mehr oder weniger die Auf⸗ merkſamkeit und die Teilnahme für Vorgänge in der Um⸗ gebung. Der Appetit iſt geſtört, ſo daß die Nahrungs⸗ aufnahme recht ſchwierig werden kann. Seine Haut iſt blaß. Die weiteren Zeichen der beginnenden Ernährungs⸗ ſtörung: Stillſtand der Gewichtskurve, herabgeſetzie Bauchdeckenſpannung, Auftreten von Fieber, ſind für die Mutter naturgemäß ſchwer zu deuten, weshalb es ratſam iſt, ſchon bei den erſten, oben angedeuteten Zeichen den Arzt hinzuzuziehen. Hausfrauen⸗Praxis am Kochtopf Wenn man ſich von den vielſeitigen Arbeiten der Hausfrau auch oft nur ein unzureichendes Bild macht, ihre beſonderen Talente offenbart ſie, wie man beobachten kann, ſtets am Kochherd. Es iſt erſtaunlich, mit welcher Geſchicklichkeit ſie mit den heißen, dampfenden Töpfen han⸗ tiert und hierbei ihre geſammelten Erfahrungen in die Praxis umſetzt. Das zeigt ſich ſchon beim Gebrauch der Geräte, mit denen ſie rührt, quirlt, wendet und abſchmeckt. Dieſes Handwerkzeug der Hausfrau muß fortgeſetzt zur Hand ſein, es liegt alſo ſtets griffbereit in der Nähe der Kochtöpfe und ſchon hierbei tritt die Praxis zutage. Es gibt Hausfrauen, die den Quirl oder Löffel auf den Rand oder den Deckel des Kochtopfes legen, wo er oft in den Topf zurückfällt oder Speiſeteilchen auf dem Deckel abſetzt, die antrocknen, unappetitlich ausſehen und das Abwaſchen erſchweren. Die praktiſche Hausfrau hat auf der Herd⸗ platte einen flachen Teller ſtehen, auf dem das Handwerk⸗ deus ruht, wenn es nicht gerade gebraucht wird. Aber as erſcheint auch noch nicht als ideale Löſung des Pro⸗ blems; denn wenn es in zwei oder drei Töpfen gleichzeitig kocht, wird der Platz der Herdplatte reſtlos gebraucht und der Teller ſteht im Wege. Die Gaskocherplatte bietet überhaupt gerade nur Raum für die Töpfe. Eine andere Hausfrau hat rechts vom Kochherd eine Anrichte zu ſtehen, deren Platte mit Linoleum belegt iſt. Dieſen Linoleumbelag will ſie nicht beſchmutzen, deshalb hat ſie noch einen Streifen Linoleum loſe darauf liegen und auf dieſem Streifen legt ſie bei der Arbeit alles Hand⸗ werkzeug aus der Hand. Das iſt praktiſch, denn das Lino⸗ leumſtück läßt ſich leicht abwaſchen und ſtört nicht, wenn der Platz gebraucht wird. Die Praxis äußert ſich bei den unbedeutendſten Kleinigkeiten. Rührt man z. B. Mehl oder Grieß mit Milch oder Waſſer an, ſo bilden ſich ſehr leicht kleine Klümpchen, die auch durch ſorgfaltiges Qutrlen nicht wie⸗ der verſchwinden und in den fertigen Speiſen ſtörend wirken. Die praktiſche Hausfrau vermeidet dieſe Klümpchen⸗ bildung dadurch, daß ſie das Mehl oder den Grieß zuerſt mit ganz wenig Waſſer zu einem recht dicken Brei gleich⸗ mäßig verrührt und dieſen dann nach und nach dem Be⸗ darf entſprechend weiter verdünnt. Wenn die Hausfrau Mehlſchwitze macht, alſo in der Pfanne Mehl in Butter braun dünſtet, dann gibt ſie das Mehl nicht löffelweiſe in die heiße Butter, ſondern ſie ſtreut das Mehl ganz dünn über die ganze Fläche der Pfanne, damit ſich keine Klümpchen bilden. Solch Mehlſchwitze wird, wenn ſie fertig iſt, auch nicht einfach in die Suppe oder ins Gemüſe geſchüttet, denn das würde wiederum Klümpchen erzeugen. Das gedünſtete Mehl wird in der Pfanne mit Kochbrühe von der Suppe oder dem Gemüſe verdünnt und dann erſt in den Kochtopf gegeben. Auch das Verdünnen muß löffelweiſe nach und nach geſchehen; denn das gedünſtete Mehl bildet auch in der Pfanne Klümpchen, wenn es mit einem Male mit einer größeren Menge von Flüſſigkeit in Berührung kommt Die praktiſche Hausfrau rührt alſo die Kochbrühe löffelweiſe dazu, bis die Gefahr der Klümpchenbildung überwunden iſt Aehnlich iſt es, wenn die Hausfrau Mehl oder Grieß in kochende Milch oder kochendes Waſſer gibt. Das darf zur Vermeidung von Klümpchenbildung nur unter fort⸗ währendem Rühren in einem ganz feinen Strahl erfolgen. Die Hausfrau ſchneidet von einer Spitztüte ein kleines Stück Spitze ab, füllt den Grieß in die Tüte und läßt ihn in einem ganz feinen Strahl in die Flüſſigkeit fließen. Bei Einlaufſuppe muß ſich der Einlaufteig in der kochenden zabpe möglichſt fein verteilen. Man gießt den Teig bes⸗ halb in dünnem Strahl auf einen vorgehaltenen Quirl, von dem er nach allen Seiten in kleinen Portionen in die Suppe ſpritzt. 5 Zucker und Salz ſetzen ſich oft auf den Boden des Kochtopfes feſt und löſen ſich dann erſt langſam im Koch⸗ gut. Bei flüchtigem Rühren hält die Hausfrau dann die Menge leicht für ungenügend und gibt noch mehr hinzu. Es beſteht alſo die Gefahr, daß man zuviel Salz oder Zucker an die Speiſe gibt. Praktiſch ſind Zucker und Salz ſtets gelöſt vorrätig zu haben und zu verwenden. Gelöſt miſchen ſich die Subſtanzen ſofort ſehr leicht und es gibt keine Täuſchungen. Man braucht ſich alſo nur ſehr ſtarke Löſungen herzuſtellen. Auch Eſſig ſollte man ſtets etwas verdünnt benutzen, denn gelangt wirklich einmal etwas zuviel verdünnten Eſſigs in die Speiſe, ſo iſt noch nichts verdorben. Die kleinen Mengen Waſſer, die durch den Gebrauch von Löſungen mehr in den Kochtopf kommen, ſpielen praktiſch keine Rolle.—— Für den Nachmittag bleibt ſchwarz die Lieblingsfarbe. Die Seidenſtoffe ſind zumeiſt in ſich gemuſtert, alſo Faconné und Cloqué, daneben ſteht man kreppartige Stoffe, die einen etwas rauhen Charakter haben und Krepe Satin, den man blank und ſtumpf verarbeitet. Die Schnittformen dieſer Kleider ſind einfach in der Linie und erzielen da⸗ durch eine elegante Note. Die Aermel ſind ſtark einge⸗ ogen und halb⸗ bis dreiviertellang. Da das Oberteil ſehr einfach gehalten iſt, wird beſondere Sorgfalt auf den Rock gelegt. Er iſt glockig geſchnitten und erhält eine kleine Tunika oder einen„Waſſerfall“ als Ergänzung. der Gürtel iſt weich gefaltet und wird oft zu einer breiten Schleife gebunden, die ſeitwärts herabhängt, Sehr kleidſam und betont weiblich ſind die breiten Spitzenpaſſen, die eng am Hals ſchließen und als Abſchluß ein zartes Blütengeſteck haben. Archiv Aufwärts-Verlag M ig. 1 zeigt ein Nachmittagskleid in beſonders 15 ter vornehmer Form. Der breite Gürtel wird im ücken geknotet. Der weichfallende Jabotkragen iſt aus weißem Krepe Georgette. Dieſes Kleid eignet ſich durch eine vorteilhafte Machart beſonders auch für etwas ſtärkere Damen. Fig. 2 zeigt ein Kleid mit einer intereſſant geſchnit⸗ tenen Tunika, die im Rücken ſpitz verläuft. Das Oberteil tſt ſeitlich etwas eingezogen. Schmale Pelzſtreifen laufen . Halsausſchnitt über den Aermel. Der Nock iſt leicht glockig. Fig. 3 o ein Nachmittagskleid mit einer breiten Spitzenpaſſe, die als Abſchluß zwei zartroſa Blüten hat. Der Rock iſt gewickelt und zeigt ſeitlich einen Waſſerfall⸗ Die Aermel ſind oben dicht eingereiht. ——„—½ elt Praktiſche Vorſorge „Du biſt komiſch“, ſagte Frau Gedankenlos,„haſt das Geld, deiner Tochter zwei Wohnzimmer zur Ausſteuer zu kaufen und nimmſt beide ganz gleich, ſogar dieſelben Gar dinen. Ich habe meiner Erna ein Eßzimmer in Eſche mit blau und ein Wohnzimmer in Nußbaum mit rot gekauft, Warum machſt du es ſo einförmig?“ „Weil ich nicht bloß für den Augenblick, ſondern auch für die Zukunft ſorge“, antwortete Frau Amſichtig.„Ele hat in ihrer erſten Wohnung zwei gleichgroße Zimmer mit je einem Fenſter. Wenn ſie mal umziehen muß, kann es ſehr gut ſein, daß das eine Zimmer kleiner mit einem Fenſter, das andere größer mik zwei Fenſtern iſt. Dann wäre ein Raum zu voll und der andere leer, denn ſie kann nichts auswechſeln, keinen Stuhl, kein Regal oder keine Uhr, wenn ſie verſchiedenes Holz und Bezüge hat. Genau ſo iſt es mit den Gardinen. Wie ich eingekauft habe, kann ſie einfach die Gardinen aus beiden Zimmern zuſammen nehmen und ſich in zehn Minuten eine dritte neue beſorgen, während ſie möglicherweiſe tagelang herumlaufen muß, ehe ſie das erſte Muſter nachbekommt. Elſe ſieht das vollkommen ein und kauft, um ein Bei⸗ ſpiel im kleinen zu nennen, ſich immer zwei Paar glei Strümpfe. Hat ſie Pech und bekommt an einer Länge eine Laufmaſche, braucht ſie nicht das ganze Paar fortzuwerfen, ſondern kann einen Strumpf des anderen Paares„borgen Frau Gedankenlos war zweifelhaft geworden. Das mit dem Auswechſeln leuchtete ihr ein. Trotzdem machte ſie noch einen Verſuch der Bemängelung. „Wenn du ſo für Gleichmäßigkeit biſt, warum kaufſt du dann lauter verſchiedene Taſſen?“ „Auch aus einem praktiſchen Grunde: damit Elſe mög⸗ lichſt wenig Unkoſten und Umſtände beim Erſetzen hat. Weißt du noch, wir vor 25 Jahren bekamen zin Kaffee⸗ geſchirr mit zwölf gleichen Taſſen. Wenn dann eine zer⸗ brach, ging das Elend los. Drei Wochen und länger mußte man auf die Extraanfertigung warten, und wenn man ſie glücklich hatte, koſtete die eine Taſſe, die bei der Anſchaffung 1,25 Mark gekoſtet hatte, 3,50 Mark. Daß die Mode der Einzeltaſſen jedem die Sicherheit gibt, nach dem Eingießen ſeine eigene Taſſe wiederzubekommen, iſt eine nette Zutat, Du ſiehſt, beides iſt praktiſche Vorſorge für ſpäter, Außerdem iſt es hübſch, als Grundlage eine ruhige Gleich⸗ förmigkeit zu haben, von der ſich die bunte Abwechflung in Kleinigkeiten wirkungsvoll abhebt.“ LE P. Eintopf der Nationen Drei internationale preisgekrönte Eintopfgerichte“). Fleiſchhaltiges Gericht (Küche: Sachſen⸗Thüringen.) Hammel⸗Eintopf. 375 Gramm von Knochen befreites Hammelfleiſch werden in Salzwaſſer weichgekocht, in die⸗ ſer Brühe kocht man den gewaſchenen und geputzten Wir⸗ ſing weich. Kurz vor dem Fertigwerden ſetzt man die Würfelkartoffeln zu und ſchmeckt mit Muskatnuß, Pfeffer und Salz ab. Fiſchhaltiges Gericht (Küche: Rheinland⸗Weſtfalen.) Rotbarſchſchnitten Hausfrauenart. In einem flachen Topf läßt man die feingeſchnittenen Zwiebeln mit elwas Butter angehen, fügt die in Scheiben geſchnittenen friſchen Champignons bei und läßt, nachdem man etwas Zitronen⸗ ſaft und Weißwein beigegeben, zugedeckt dämpfen. Nach ungefähr fünf Minuten die in Stücke geſchnittenen Fiſche dazulegen und wieder dämpfen, bis der Fiſch gar iſt, den Fond bindet man mit etwas Mehlbutter. Die Kartoffeln können, nachdem dieſe in kleine Würfel geſchnitten ſind, gleich mit den Champignons beigegeben ſverden. Vegetariſches Gericht (Küche: Ungarn.) Kohlkraut auf Margareten⸗Art. Die Kohlköpfe werden auseinandergeteilt und abgebrüht. Inzwiſchen ſchneidet man die Hälfte vom Grünzeug und Zwiebeln auf eine Pfanne, in Würfel geſchnitten und in Butter angeröſtet. Wenn es Farbe annimmt, etwas Waſſer und mit Eiern vermengten Gries dazu tun, ſalzen und das fein gehackte Peterſiliengrün hinzu und garkochen laſſen. Die Kohl⸗ blätter werden ausgebreitet und in vier Kreisformen mit je ein Viertelteil des Breies in Kugelform dreffiert belegt. Die Kugeln werden mit den Blättern umhüllt und mit einem Faden zuſammengebunden. Inzwiſchen ſchneidet man den Reſt des Grünzeuges und Zwiebeln in Scheiben, und belegt damit den Boden des mit Butter ausgeſchmier⸗ ten Topfes, ſetzt die Kohl⸗Kugeln darauf, etwas Waſſer hinzugeben und fertig ſchmoren. *) Die vorſtehenden Eintopfgerichte wurden bei dem inter⸗ nationalen Wettbewerb der Köche anläßlich der Berliner Aus⸗ ſtellung„Schau der 1000 Freuden“ mit dem 1. Preis aus⸗ gezeichnet. Salzfreie Speiſen für Nierenkranke Gebackene Sellerie mit Remouladenſoße und Salat. Einen Selleriekopf kocht man weich, ſchält ihn ab und ſchneidet ihn in Scheiben, die man mit Zitronenſaft, etwas Zucker und Salz 4 Stunde beizt. Dann werden ſie mit Ei und geriebener Semmel paniert und in Butter und Oel gebraten. Remouladenſoße. Anter eine ſalzfreie, mit Zitrone hergeſtellte Mayon⸗ naiſe miſcht man etwas hartes Gelbei, einige ſalzfreie Kapern, gehackten Schnittlauch, Peterſilie, Dill, 1 Meſſer⸗ ſpitze Senf und einige Tropfen Würze. Salat. Schnittlauch, Dill, Eſtragon fein wiegen, mit etwas ſaurem Rahm, Oel, Eſſig, 1 Priſe Paprika und etwas Zucker miſchen, über den Salat geben. Kümmelkartoffel.: Kartoffeln werden geſchält und in Scheiben geſchnitten. Eine 1 1 reichlich mit Butter ausſtreichen die Kartoffeln einſchichten und auf jede 8 Butterflöckchen und Kümmel ſtreuen und im Ofen gar backen. 5