Nr. 266(2. Blatt). .— Donnerstag, 12. November 1936 Arbeitseinſatz im Viet jahresplan Der Vierjahresplan iſt im weiteſten Umfange auf die freudige und freiwillige Mitarbeit aller geſtellt. Da die Erfüllung dieſes Planes der Geſamtheit und zugleich dem einzelnen nützt, ſo kann ohne weiteres angenommen werden, daß die Bereitwilligkeit zur Mitaroeit auch vorhan⸗ den iſt. Infolgedeſſen kann auf Geſetze verzichtet werden und auf Verordnungen, die alles bis auf das letzte i⸗Tipfelchen regeln. Wenn eine Regierung ſich zu ſolchen Maßnahmen entſchließen muß, dann bedeutet das gleichzeitig einen Sieg der Bürokratie, und einen Kampf mit der Bürokratie kann man gerade bei der Durchführung des Vierjahresplanes am allerwenigſten brauchen. Es iſt deshalb kein Zufall, daß die neuen Maßnahmen des Miniſterpräſidenten General- oberſt Göring nicht als Geſetze und nicht als Verordnungen, ſondern ſchlicht und einfach als Anordnun gen erſchei⸗ nen. Sie ſind auch in der Sprache ſo gehalten, daß ſie ein Jeder verſtehen und ihren Sinn einſehen wird. Vorerſt geht es um die Sicherſtellung des Arbeitsein⸗ ſatzes beim Vierjahresplan Dabei muß daran erinnert wer⸗ den, daß zur Zeit der Machtübernahme 7 Millionen Ar⸗ beitsloſe vorhanden waren, während wir heute nur noch 1 Million Arbeitsloſe zählen, und unter dieſer 1 Million befindet ſich eine große Anzahl von Menſchen, die nach na⸗ türlichem Ermeſſen wohl kaum als voll arbeitsfähig oezeich⸗ net werden können. Infolgedeſſen kann es nicht wunder⸗ nehmen, daß wir heute bereits einen Facharbeitermangel haben, und aus dieſer Tatſache heraus ſind eine Reihe von Maßnahmen nötig geworden, die das Ziel haben, dieſen Facharbeitermangel zu beſeftigen. Da iſt vor allem jene Verordnung zu nennen, die an die Betriebe der Metallinduſtrie appelliert und die ſich an das Baugewerbe wendet und die hier durch Einſtellung von Lehrlingen dem Facharbeitermangel zu Leibe gehen will. Dieſe Verordnung iſt, auf weite Sicht geſehen, vielleicht die bedeutendſte, da ſie an die Wurzel des Uebels herangeht. Es iſt hier ja ſo, daß in den Kriſenjahren in den Aufbau der Gefolgſchaften ſtarke Lücken geriſſen wurden. Damals drängte ſich kein Junge um eine Lehrſtelle, denn nach Abſchluß der Lehrzeit war er ja doch arbeitslos und da war es ſchon gleich, ob er Facharbeiter oder ungelernter Arbeiter war. Es iſt richtig, daß heute eine Anzahl von Berufen noch reichlich mit Lehr⸗ lingen und mit Nachwuchs verſehen ſind, z. B. die Bäcker und Schlächter, in anderen Berufen aber, insbeſondere in der Eiſen⸗ und Metall⸗Induſtrie, iſt das keineswegs der Fall. Das iſt auch wiederum verſtändlich, wenn man be⸗ denkt, daß die Einführung der zweijährigen Dienſtzeit ſich hier beſonders ſtark ausgewirkt hat. Eine große Anzahl von gelernten Metallarbeitern hatten die Möglichkeit, infolge der Techniſierung der Wehrmacht dort ihre Kenntniſſe an den Mann zu bringen. Selbſtverſtändlich gingen dieſe Kräfte dadurch dem Arbeitsmarkt vorloren. Das alles zwingt dazu, daß die Betriebe in ihrem eigenen Intereſſe ſich mehr als vorher um die Lehrlingsausbildung kümmern. Die meiſten von ihnen haben ſich auch ſchon darum bemüht, aber es gibt doch immer noch einige, die ſich drücken. Es gibt freilich auch Betriebe, die aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage ſind, eine Lehrlingsausbildung vorzunehmen. Dieſe Betriebe ſollen in Zukunft einen gewiſſen Fördererſatz für die Lehrlingsausbildung abführen; auch das iſt nur gut und gerecht und wird durchaus Verſtändnis finden. Vor⸗ erſt einmal iſt den Betrieben eine Anzeigepflicht auferlegt. Sie haben alſo noch Möglichkeiten, etwa vorhandene Lehr⸗ lingslücken auszufüllen. Im ganzen kann geſagt werden, daß es ſich dabei nicht um eine ſchematiſche Reglementie⸗ rung handelt, ſondern die Eigenarten der einzelnen Be⸗ triebe werden von den Arbeitsämtern genügend berückſich⸗ tigt werden. Eine weitere Anordnung befaßt ſich dann mit der Rück⸗ führung der Metallarbeiter und der Baufacharbeiter in ihren gelernten Beruf. Es gibt immer noch Leute, die zwar wieder Arbeit gefunden haben, aber ihren erlern⸗ ten Beruf noch nicht wieder haben gufnehmen können. Hier ſoll helfend eingegriffen werden ohne daß nun Zwangs⸗ eingriffe vorgenommen werden ſollen, und ohne daß die Entſchlußfreiheit des einzelnen beeinträchtigt wird. Der Ar⸗ beiter, der als Facharbeiter mehr Lohn erhalten kann, wird es ſich ja wohl nicht zweimal überlegen, die Stelle eines ungelernten Arbeiters mit einer ſolchen zu vertauſchen. Das Motto des Vierjahresplanes iſt gewiſſermaßen der Satz, daß jeder auf den Arbeitsplatz gebracht werden ſoll, auf dem er das Beſte leiſten kann. Infol edeſſen iſt es auch notwendig, daß man ſich um die Beſchäftigung der älte⸗ ren Angeſtellten kümmert. Wir haben immer noch rund 85 000 ältere Angeſtellte, die noch nicht wieder in Lohn und Brot ſtehen. Das iſt bei 21 Millionen Beſchäftig⸗ ten zwar keine hohe Zahl, aber die Notlage gerade dieſer älteren Angeſtellten iſt beſonders groß, und deshalb muß auch hier helfend eingegriffen werden. Auch hier iſt darauf verzichtet worden, in einzelnen Betrieben gewiſſe Prozent⸗ atze für die Einſtellung älterer Angeſtellter vorzuſchreiben, ſondern es wird damit gerechnet, daß mit Hilfe des guten Willens auch dieſes Problem in gerechter Weiſe endlich ge⸗ löſt wird. Die vierte Verordnung befaßt ſich mit der Sicherſtellung des Bedarfs von Metallarbeitern. Dieſe Verordnung iſt ge⸗ boren aus der Feſtſtellung, daß bei der Vergebung wichtiger Aufträge plötzlich die Arbeiter fehlten, um dieſe Aufträge auszuführen. Es hat ſich nun bei der Konjunktur in der Metallinduſtrie gezeigt, daß die Unternehmer ſich gegen⸗ leitig die Arbeiter wegengagiert haben und zwar meiſt mit dem wirkſamſten Werbemittel, den höheren Löhnen. Die Unternehmer waren, wie zugegeben werden ſoll, manchmal dazu gezwungen durch die kurzfriſtigen Lieferfriſten und durch die hohen e zu denen ſie ſich ver⸗ fache hatten. Auch wer für den Export arbeitete, onnte naturgemäß nicht ſolche Löhne zahlen und ebenſo waren die Handwerker nicht in der Lage. derartige Löhne 0 bewilligen. Infolgedeſſen muß hier eine gewiſſe Lenkung er Arbeitskräfte eintreten, und die Arbeitsämter haben ihre Genehmigung bei Neueinſtellungen in größerer Zahl zu geben Gleichzeftig iſt noch verboten worden, unter Kenn⸗ worten Facharbeiter der genannten Art zu ſuchen. a Im Zuſammenhang mit der Sicherſtellung des Bedarfs an Ardeſtern und der Sicherſtellung des Bedarfs an Bau⸗ ſtofſen, iſt endlich noch für das Baugewerbe eine An⸗ zeigepflicht eingeführt worden. Jeder private Bau. der mehr als 5000 Mark 1 5 und jeder öffentliche Bau, der mehr als 25 000 Mark koſtet muß angezeigt werden, damit man ſich ſowohl über die Zahl der Arbeitskräfte als über die not⸗ wendig werdenden Bauſtofſe vorher ein Bild machen kann. Neckar Bote Auch hier iſt wieder die Regelung ſo getroffen worden, daß das Baugewerbe als ein wichtiges Schlüſſelgewerbe nicht in Feſſeln geſchlagen werden ſoll, ſondern hier wie überall handelt es ſich nur um eine vorſichtige Lenkung. Der Staat will möglichſt wenig in Erſcheinung treten und nur dann, wenn es zum Gelingen des Vierjahresplanes abſolut notwendig iſt Der Staat erwartet die freiwillige Mitarbeit aller. Wo aber dieſe Mitarbeit ausbleibt und wo etwa Wirtſchaftsſabotage getrieben wird, da wird dann allerdings auch nicht gezögert, entſprechende Maßnahmen zu ergreifen. So iſt neben den Anordnungen Görings jene Verordnung zu verſtehen, die bei Zuwiderhandlungen gegen die Anordnungen Gefängnisftrafe und Geldſtrafe in unbe⸗ grenzter Höhe vorſieht. Das iſt, wie geſagt, nur eine Siche— rungsmaßnahme. Denn man kann ſich nicht vorſtellen, daß es in Deutſchland Leute gibt, die ernſthaft die Abſicht haben, das Gelingen des Vierjahresplanes zu gefährden. Tarifordnung für Güterfernverkehr Der vom Reichs⸗ und Preußiſchen Arbeitsminiſter be⸗ ſtellte Sondertreuhänder der Arbeit für den gewerblichen Güterfernverkehr, Regierungsrat Dr. Schmelter⸗Berlin, hat durch eine Reichstarifordnung die Arbeitsbedingungen der im gewerblichen Güterfernverkehr tätigen Gefolgſchaftsmit⸗ glieder geregelt. Bemerkenswert an dieſer Tarifordnung iſt eine auf die beſonderen Verhältniſſe dieſes Gewerbes zuge⸗ ſchnittene Arbeitszeitregelung. Die für die Fernfahrer zu⸗ läſſige wöchenfliche Arbeitszeit wird in genau feſtgelegte Schichten eingeteilt. Sowohl die während einer Schicht einzulegenden Pauſen als auch die im Anſchluß an die Schicht zu gewährende Ruhezeit wird ebenfalls geregelt. Zur Kontrolle der Arbeitszeit wird ein ſogenanntes Arbeitsſchichtenbuch eingeführt, in das jeder Fahrer und Beifahrer die vorgeſchriebenen Arbeitsze'teintra⸗ gungen zu machen hut. Die Tarifordnung bringt weiterhin Beſtimmungen über die zu gewährenden freien Tage, über den Urlaub, die Kündigung und die Weiterzahlung des Loh⸗ nes bei unerheblicher Unterbrechung der Arbeitszeit. Wie wir erfahren, wird die Arbeitszeitregelung der Tariford⸗ nung durch eine Verordnung des Reichsverkehrsminiſters auch auf die ſelbſt fahrenden Unternehmer und die ihnen gleich zu achtenden Perſonen, die nicht im Arbeitsverhältnis ſtehen, ausgedehnt. Die Tarifordnung wird am 15. November 1936 im Reichsarbeitsblatt veröf⸗ fentlicht und tritt zugleich mit der Verordnung des Reichs⸗ verkehrsminiſters am 1. Januar 1937 in Kraft. Die notwen⸗ digen Arbeitsſchichtenbücher werden den Unternehmern durch den Reichskraftwagen-Betriebsverband zugeleitet wer⸗ den. Durch eine ſtrenge Ueberwachung der Arbeitszeit, durch Kontrolle der Arbeitsſchichtenbücher uſw. wird in Zukunft darauf geachtet werden, daß die in der Tarifordnung feſtge⸗ legte Arbeitszeit keinesfalls überſchritten wird. Amzug der Kanzlei des Führers Berlin, 11. Nov. Die Kanzlei des Führers der NSDAP teilt mit: Die Kanzlei des Führers der NSDAP und die Privatkanzlei des Führers bleiben vom Freitag, den 13. November, bis Montag, 16. November, einſchließlich für den geſamten Parteiverkehr geſchloſſen. Zuſchriften ſind während dieſer Zeit bis auf ganz dringende Fälle zu be⸗ ſchränken. Die neue Anſchrift der Kanzlei des Führers der NSDAP lautet ab Montag, den 16. November: Berlin W'üg9, Hermann Göring⸗Straße 15. Die neue Anſchrift der Privatkanzlei des Führers: Berlin We 9, Voßſtraße 19(Ein⸗ gang Hermann Göring-Straße 15). Gewähr für ſtabile Preiſe. Wie immer in Zeiten des Aufſchwungs der Konjunktur baben ſich auch jetzt bei der ſich ſtändig beſſernden Wirt⸗ ſchaftslageu nſeres Vaterlandes Mißſtände gezeigt, zu deren Beſeitigung die Beſtellung eines Reichskommiſſars für die Preisbildung erforderlich wurde. MWiniſterpräſident Exzellenz General der Flieger Göring hat dies ſchon in ſeiner großen Rede im Berliner Sportpalaſt angekündigt, indem er u. a. ausführte: „Gegen alle, die verſuchen, die Konjunktur und den Aufſchwung Deutſchlands auszunutzen, gegen Paraſiten werde ich mit drakoniſchen Maßnahmen einſchreiten“. Mit dieſer großen Aufgabe wurde nun inzwiſchen Herr Gauleiter Wagner betraut, mit der Weiſung Preistreiberei und Preiserhöhungen zu verhindern und wo nötig hohe Preiſe herabzuſetzen. Nicht nur die Endpreiſe im Einzelhandel werden einer ſcharfen Ueberwachung unterliegen, ſondern die geſamte Preisbildung vom Rohprodukt bis zur Fertigware durch alle Handelskanäle hindurch. Durch den neuen Vierjahres⸗ plan iſt eine weſentliche Steigerung der Erzeugung zu erwarten und der zunehmende Umſatz wird eine beſſere Ausnützung des Produktionsapparates ermöglichen, wydurch die feſten Selbſtkoſten eines jeden Unternehmens eine merk⸗ liche Herabſetzung erfahren, denn die Unkoſten verteilen ſich dann auf eine viel größere Erzeugung und verbilligen die Herſtellung der Güter. Die Aufgabe des neuen Preis⸗ kommiſſars wird es ſein, die Kalkulationsgrundlagen eines jeden Betriebes nachzuprüfen und notfalls Preisherabſetzun⸗ gen anzuordnen. Wir haben alſo hiermit in Deutſchland eine aktive Preispolitik, zu welcher ſchließlich auch vielleicht noch die Ueberprüfung der Preisbindungen der verſchiedenen Wirtſchaftsverbände und Innungen tritt. Jedenfalls ſind die Vollmachten, mit welchen Herr Gau⸗ leiter Wagner ausgeſtattet iſt, ſo allumfaſſend, daß die Erklärung unſeres Führers, daß ſtabile Löhne unveränder⸗ liche Preiſe bedingen, voll und ganz geſichert iſt. Preistreiber haben mit ganz brutaler Abwehr zu rechnen, denn eine ebtl. vorübergehende Verknappung darf niemand zu perſönlicher Bereicherung dienen und zwar gilt dies ſowohl für Lebens⸗ mittel als auch für alle Werkſtoffe. Nochmals kurz zuſammengefaßt, hat Gauleiter Wagner die dreifache Aufgabe: 1. Prüfung der Geſtehungskoſten 2. Prüfung der Zwiſchenhandelsſpannen und 3. Prüfung der Einzelhandelspreiſe. Durch dieſe Zuſammenfaſſung iſt aber erſt eine einheitliche Preispolitik möglich. Da der Vierjahresplan nicht nur eine wirtſchaftliche Angelegenheit, ſondern auch von ſehr großer ſozialer Bedeutung iſt, wurde das neue Veichskommiſſariat geſchaffen und mit einem bewährten Witkämpfer unſeres Führers beſetzt. i 5 Jedenfalls kann die geſamte Bevölkerung das beruht⸗ gende Bewußtſein haben, daß der Zweck des neuen Vier⸗ jahresplanes: Sicherung und Verbeſſerung der Lebenshal⸗ tung mit allen Witteln verfolgt werden wird. Nichts in der Welt kann unſeren Führer und ſeine Mitarbeiter von dieſem Ziele abbringen. HA. Helft zu einem glücklichen Deutſchland! Werdet Mitglied der N.! Merkwürdige Zeitgenoſſen Von ſeltſamen Bäumen und ſonderbaren Früchten.— Ein intereſſantes Kapitel Botanik. Daß es Bäume gibt, die die merkwürdige Eigenſchaft beſitzen, zu gleicher Zeil Orangen und Zitronen zu tragen, iſt im ſüdlichen Europa eine ziemlich bekannte Erſcheinung. Man weiß aber auch von einem Baum, der zu gleicher Zeit eine Mehrzahl verſchiedenartiger Früchte hervorbringt. Er zählt zu der Gattung Citrus, der man auch die Orangen⸗ und Zitronenbäume zurechnet, und iſt alſo mit dieſen nahe ver⸗ wandt. Kommt er zur Fruchtreife, ſo kann man von ihm, den die Botaniker als ſogenannte„Bizarrerie“ bezeichnen, zum Teil Orangen, zum anderen Teil Zitro⸗ nen und gleichzeitig auch Limonen ernten. Oder er trägt Früchte, deren Inneres teils als Orangen, teils als Zitro⸗ nen ausgebildet iſt. In einigen wenigen Fällen hat man aber auch an dieſen Bäumen Früchte beobachtet, die zu glei⸗ cher Zeit die Merkmale von fünf anderen ihnen verwandten Fruchtarten aufweiſen, jene ſauren Orangen und Zitronen, die der Italiener Agrumi nennt. Auf welche Weiſe dieſe ungleichartigen Früchte entſtehen, hat ſich bis jetzt noch nicht mit Sicherheit feſtſtellen laſſen. Daß Butter auf Bäumen wachſen ſoll, das klingt etwas verdächtig nach der bekannten Mär vom Schlaraffenland, wo Milch und Honig fließen und die gebratenen Tauben einem in den Mund fliegen. An der Geſchichte vom But⸗ terbaum iſt aber doch etwas Wahres. Es iſt mehr als zwei Jahrzehnte her, daß in den Savannen des Sudans ein Baum enkdeckt wurde, der dort wild wächſt und von Hoch⸗ Caſamanca und Gambia bis zum Nil durch etwa drei bis vier Breitengrade verbreitet iſt. Dieſer Butterbaum Carite, wie er benannt iſt, trägt vielfache, reiche Frucht. Die Früchte ſind Beeren, die fleiſchig und eßbar ſind. Der Kern liefert 40 bis 50 Prozenl einer ſaftigen Subſtanz, die ſogenannte Caritebutter, die durchaus ſchmackhaft iſt und in den Gebie⸗ ten des Vorkommens der Butterbäume ſehr begehrt wird. Die Caritebutter ſoll nicht etwa nur für den afrikaniſchen Gaumen ein ausgeſprochener Leckerbiſſen ſein,. auch Europäern munden. In den Gebieten am oberen Senegal und mittleren Niger iſt dieſes fetthaltige Pflanzenerzeugnis ein nicht unwichtiges Handelsobjekt. Von einem Baum erwartet man, daß er, wenn er ge⸗ deiht, in die Höhe wächſt. Nun gibt es aber im Oſten Nord⸗ amerilas, und zwar ausſchließlich in wäſſerigen Sumpfgebie⸗ ten, einen Baum, der nicht nach oben, ſondern nach unten wächſt. Seine Blüten, wie auch die nach ihnen ſich bildenden Blätter, liegen flach auf der Waſſerfläche ausgebreitet, der Stamm befindet ſich aber unter Waſſer. und das Merkwür⸗ dige an ihm iſt, daß er niemals nach oben wächſt, ſondern, ſo alt er auch wird, immer unſichtbar bleibt. Lange Zeit hat dieſes ſeltſame Wachstum die Forſcher beſchäftigt, bis erſt vor kurzem ein Gelehrter das Geheimnis klären konnte. Nach ſeinem Bericht kommt die eigentümliche Erſcheinung dadurch zuſtande, daß ſich die Wurzeln, die ſich jedes Jahr neu bilden, gleichzeitig verkürzen, ſo daß der Stamm durch ſie nicht hinaufgedrängt werden kann, ſondern nach unten gezogen wird. Im Vergleich zu der fabelhaften Langlebigkeit gewiſſer hiſtoriſcher Bäume, die als Zeugen ſeit Jahrhunderten unter⸗ gegangener Wälder der Zeit getrotzt haben, erſcheint das flüchtige Erdendaſein der Menſchen als ein wahres Eintags⸗ leben. So weiſt der Senegal Rieſen aus der Familie des Affenbrotbaums auf, die 4000 bis 5000 Jahre zäh⸗ len. Andere, wie die berühmten gigantiſchen Mammut⸗ bäume in Kalifornien oder die von Oſotava auf Teneriffa, die von Gelehrten wie Humboldt und Berthelot beſichtigt und beſchrieben wurden, ſehen auf ein Daſein von ſechs Jahrtauſenden zurück. Ein reſpektables Alter repräſentieren ferner die berühmten Zedern des Libanon, die Zeitgenoſſen Salomos, und die achk Olivenbäume im Garten von Geth⸗ ſemane, die die Zeugen des Todeskampfes des Heilandes ge⸗ weſen ſind. Die Bäume des alten Europa haben zwar einen minder legendären Urſprung, aber darum nicht weniger alte Adelstitel. So die Kaſtanie des Aetua, jener alte Veteran von zwölf Jahrhunderten, der den impoſanten Titel„Ka⸗ ſtanie der hundert Pferde“ führt, in Erinnerung der hun⸗ dert Pferde der königlichen Eskorte, die bei einem Unwetter unter ſeinem weitragenden Wipfeldach Zuflucht ſuchten. Frankreich beſitzt einen Tarusbaum in Haie⸗de⸗Routot, der zwölf oder fünfzehn Jahrhunderte zählt, und weiterhin eine Eiche von neuntauſend Jahren, in deren Stamm eine Kapelle eingebaut iſt, die zwölf Perſonen faßt. In Eng⸗ land ſelbſt gibt es zu Tortvorth einen alten Nußbaum, von dem bereits im Jahre 1135 geſchrieben wird, daß er groß und alt geweſen ſei. Da ein Nußbaum 300 Jahre zur vollkommenen Entwicklung benötigt, ſo zählt dieſer Baum ebenfalls bereits 1000 Jahre. Bei der Gelegenheit ſei hier eine Ueberſicht über das Durchſchnittsalter der wichtigſten Bäume nach den Feſtſtellungen der Bokaniker Dlandolle gegeben. Es erreichen danach: Feigen 250 Jahre, Ulmen 335, Zypreſſen 350, Birnbäume 400, Efeu 450, Lärchen 570, Kaſtanien 500 bis 600, Orangenbäume 630, Olivenbäume 700, die Pla⸗ tanen des Orients 720, Zedern des Libanon 1150, Eichen 1500, Todecarpus 1580, Taxus 2380, Tanodium 4150 und Affenbrotbäume 5150 Jahre. ... Fortſetzung.) Wenn die violetten Schleier der Nacht ſich über die Erde breiten, die Sonne wie ein blutroter Ball verſchwun⸗ den iſt, folgt einem heißen Tage eine laue Tropennacht. Scharf heben ſich Konturen der Bäume und Sträucher vom klaren, ſchimmernden Himmel ab. Tauſende von Zikaden ſtimmen in der Steppe ihr zirpendes Lied an, in das ſich das Bellen der Nachtaffen und das heiſere Lachen der Hyänen miſcht. Nur wenn die Stimme des Löwen über die Erde rollt, wird es ringsumher ganz ſtille für einige Zeit... Das Schlafen der Steppe! Der Nachtwind, der von den Kitſchi⸗ und Matumbi⸗ Bergen herüberkommt, ſchien im Auguſt des Jahres 1905 eine Botſchaft zu bringen von dem großen Zauberer von Ngarambi. In den Dörfern und an den Lagerfeuern ging dieſe begeiſtert von Mund zu Mund. Eine Zeit des ewi⸗ gen Glückes und der großen Freiheit ſollte kommen für jeden Neger, der des Zaubers des Maji⸗Maji teilhaftig wurde. Der Geiſt, der dieſen Namen trug, den man aus Scheu nur flüſternd ausgeſprochen hatte, lebte, wie ſchon ſeit Generationen die Sage erzählte, in Geſtalt einer Schlange in den Panganiſchnellen des Rufijifluſſes. Aus Furcht, die ihr Herz zuſammenkrampfen ließ, flüchteten ſie in den dichten Buſch. Man vermied es, dieſem unheim⸗ lichen Platze zu nahe zu kommen. So war es einſt. Der große Zauberer Doch nun war es dem großen Zauberer von Nga⸗ rambi gelungen, den Geiſt gütig zu ſtimmen, und dieſer hatte ihn zu ſeinem Bokero, ſeinem Vermittler zwiſchen ſich und den Menſchen, gemacht. Sein Name„Maji⸗Maji“ bedeutete„Waſſer, Waſſer“, und ſo ſandte er ihnen ein Zaubermittel, beſtehend aus dem heiligen Waſſer, Mais und Hirſekörnern. Dieſes ſollte der Menſchheit zum Heil gereichen. a Vor allen Dingen aber ſollte keine Arbeit bei den Fremden mehr nötig ſein, und man würde doch in den Beſitz deſſen gelangen, was in den Inderläden feilgeboten würde, wie Glasperlen, Stoffe und ſo vieles andere, was ein Negerherz erfreuen kann. Angezogen von dem Zauberbann des Maji⸗Maji zogen Scharen von Hunderten von Negern zu den heili⸗ gen Waſſern, wo der große Zauberer, während er halb⸗ laut unverſtändliche Worte murmelte, ſie mit heiligem Waſſer beſprengte. Dann gab er ihnen von der Zauber⸗ daua mit; in kleinen Bambusbüchſen wurde dieſe mit einer Schnur an den Armen oder dem Hals befeſtigt. Alle, die dieſes Zeichen trugen, fühlten ſich eng miteinander verbunden. In wenigen Wochen drang die Kunde von dem Zau⸗ ber des Maji⸗Maji durch das ganze Land, das ſich zwiſchen Mpapua und Daresſalam hinzieht, und bis dort, wo der Nyaſſaſee ſeine Wellen gegen das felſige Ufer wirft. Im⸗ mer neue Scharen zogen zu den Panganiſchnellen des Ru⸗ fiji. Ebenſo wie die Araber, Inder und Sudaneſen ſahen die Europäer dieſem Treiben verſtändnislos zu. Was ſteckte hinter dieſem Aberglauben, der doch ſcheinbar nichts mit Religion zu tun hatte? Denn auch die Anhänger des Iſlam und vereinzelte Chriſten ſchloſſen ſich der Maji⸗ Maji⸗Bewegung an. Sie ließ keinerlei Feindſeligkeiten gegen die Regierung erkennen. Nur die Häuptlinge aus den Kitſcht⸗ und Matumbi⸗Bergen und einige Mitverſchwo⸗ rene kannten außer dem Zauberer am Rufiji das Geheim⸗ nis. Aber ſie wußten es zu wahren und weihten nur Ver⸗ wandte, befreundete oder durch Blutsbrüderſchaft verbun⸗ dene Häuptlinge ein, nachdem dieſe das Gelöbnis des Schweigens abgelegt hatten. Hauptſächlich im Lande der Wadingo und Wagaporo verſtanden es die Häuptlinge und Zauberer, das Volk aufzuhetzen. Und ſo begann Mitte Juni 1905 der Aufſtand, der ein Jahr lang im Süden unſerer Kolonie Oſtafrika tobte und mit dem Gefecht bei Sſamanga ſeinen Anfang nahm. Flammen lodern Sſamanga iſt ein kleines Dorf, das auf halbem Wege der Straße liegt, die der Küſte entlang nördlich nach Mo⸗ horo führt. Straße...! Das iſt nun mal in Afrila die Bezeichnung für einen vielbegangenen Weg, der ſich jedoch ſonſt von einem gewöhnlichen Fußpfad kaum unterſcheidet. Nur daß er durch darauf entlanggetriebenes Vieh manch⸗ mal etwas breiter ausgetreten iſt. Da ſie kein Schuhzeug tragen, pflegen die Neger ſtets hintereinander zu gehen, wodurch ein gut ausgetretener Pfad entſteht, der ſich zwi⸗ ſchen Steinen und ſonſtigen Hinderniſſen hindurchſchlän⸗ gelt. Der dort anſäſſige Akida hatte das Bezirksamt in Kilwa dringend um Hilfe gebeten, da er von einer durch Zauberer aufgewiegelten bewaffneten Menge in ſeinem Haus belagert wurde. Dieſe Nachricht wirkte um ſo be⸗ unruhigender, als ein Akida ein farbiger Beamter war, den das Gouvernement mit der Verwaltung eines be⸗ ſtimmten Bezirkes beauftragt hatte. 5 „Unglaublich!“ Wachtmeiſter Hoernicke zwirbelte die Spitzen ſeines Schnurrbartes hoch und ſchob ſeinen Tro⸗ penhelm feſter in die Stirne.„Upeſi Watoto“(„ſchneller, Kinder!“). Na, man wollte dem frechen Geſindel ſchon zeigen, was es heißt, ſich gegen die Staatsgewalt aufzu⸗ lehnen. Mit Wohlgefallen muſterte er die guten Geſtal⸗ ten ſeiner 38 Askaris. Schmuck ſahen die Kerls aus in ihren knappſitzenden Khakiuniformen. Die blanken Knöpfe und der goldene Adler an dem Tarbuſch glänzten im Sonnenlichte. Rote Winkel zierten den linken Arm der in Deulſch⸗Oftafrika 19051906/ Von Wolfgang Kürschner Chargen, von denen die meiſten ſchon unter Wißmann, den ſie in kindlicher Liebe verehrten, unter der deutſchen Flagge gekämpft hatten. Beſonders dem alten Sol(ſchwar⸗ zer Feldwebel), einem Sudaneſen, ſchien es recht zu ſein, daß nach dem täglichen Exerzieren es nun endlich wieder einmal Ernſt werden ſollte. Jetzt mußten die jungen Kerls mal zeigen, was ſie leiſten konnten. Im loſen Sande war das Gehen bei der drückenden Hitze ſehr beſchwerlich. Kein Lüftchen regte ſich. Wie ein großer bleierner Spiegel glänzte der Ozean hinter den Mangrovenniederungen. Auf der anderen Seite des We⸗ ges dehnte ſich lichte Buſchſteppe, deren verdorrtes Gras eine gelbe Farbe angenommen hatte. Sie Sonne ſtand bereits im Zenith, als ſie des Dorfes anſichtig wurden. Zwiſchen einzelſtehenden Palmen und Mohogofeldern führte der Weg dorthin. Die ſtrohgedeck⸗ ten Hütten der Eingeborenen waren mit Bambusſtauden umgeben. Unter großen Mangobäumen ging es an eini⸗ gen Inderläden vorüber nach dem Hauſe des Akida. Im Schatten der Mangobäume ſollte eine kleine Ruhepauſe gemacht werden, als in eiligem Laufe ein Eingeborener auf Hoernicke zukam. Mit den Zeichen größter Erregung berichtete er, daß einige Araber in Kibata von den Auf⸗ ſtändiſchen ermordet worden ſeien, es jedoch dem Akida gelungen wäre, rechtzeitig zu entfliehen. Eine große Menge Bewaffneter ſei nun auf dem ſionsſtationen griffen die Aufſtändiſchen an. Beſonders die letzteren hatten viel zu leiden. So mußten die Mifſ⸗ ſionare einſehen, daß ſie ihre Arbeit, ihr eigenes Leben und das der ihnen treu gebliebenen Chriſten nur mit der Waffe verteidigen konnten. Der Zauber des Mafi⸗ Maji hatte eine Maſſenpſychoſe ausgelöſt, die alles zu vernichten trachtete, was ſich ihr in den Weg ſtellte. Den Irrtum, durch perſönlichen Einfluß auf gütigem Wege etwas bei den Verblendeten erreichen zu können, haben außer Hopfer auch noch andere Europäer mit dem Leben bezahlen müſſen. Auch Biſchof Caſſian Spies und die in ſeiner Begleitung befindlichen zwei Miſſionsſchweſtern und zwei Miſſionsbrüder fanden ſo ein grauenhaftes Ende. Obwohl die Nachrichten von dem Uebergreifen des Aufſtandes in das Sſongea⸗Gebiet nach Kilwa gedrungen waren, brach der Biſchof am 5. Auguſt 1905 mit ſeiner Karawane zu einer Inſpektionsreiſe nach dem Innern auf. In ſeinem Gefolge befanden ſich die beiden Miſ⸗ ſionsbrüder Andreas Scholzen und Gabriel Sonntag, ferner hatten ſich die beiden Miſſionsſchweſtern Felizitas Hiltner und Kordula Ebert, die nach einer im Innern be⸗ findlichen Miſſionsſtation reiſen mußten, angeſchloſſen. Der Bezirksamtmann von Kilwa und der dort zur Zeit befindliche Major Johannes machten ihn auf die Ge⸗ fahren aufmerkſam. Vergeblich ſuchten ſie, den Biſchof zurückzuhalten, und als dies nicht gelang, gaben ſie ihm für ſich und ſeine Leute 12 Karabiner und 300 Mauſer⸗ patronen mit, um ihm ſo wenigſtens eine Verteidigungs⸗ möglichkeit zu geben, falls ſeine Karawane angegriffen werden ſollte. Dieſer verteilte die Waffen an die Miſ⸗ ſionsbrüder und ſeine Leute. In mutiger Pflichterfül⸗ Wege hierher. Der Wachtmeiſter, der ſich mit ſeinen Leuten bereits gelagert hatte, war bei die⸗ ſem Bericht ſofort aufgeſpru⸗ gen. Ein paar kurze Befehle, und in wenigen Minuten marſchierte die kleine Abtei⸗ lung dem Feinde entgegen. Doch auch dieſer ließ nicht lange auf ſich warten, ſon⸗ dern eröffnete bereits 800 Meter hinter dem Dorfe ein lebhaftes Schießen aus Vor⸗ derladern. Schon ſchwärm⸗ ten die Askaris, geſchickt jede Deckung ausnutzend, nach bei⸗ den Seiten des Weges aus. Und bald miſchte ſich in das dumpfe Knallen der feind⸗ lichen Büchſen das helle Knattern der deutſchen Ge⸗ wehre. Da die Aufſtändiſchen dauernd Verſtärkungen erhiel⸗ ten, zog der Wachtmeiſter ſeine Leute in eine beſſere Verteidigungsſtellung zurück Ringsum dichter Pulver⸗ dampf. Immer wieder ſtürmte der Feind im Laufe des Nach⸗ mittags heran. Seine Zahl war auf etwa 1500 Mann an⸗ gewachſen. Laut erſchallte der Ruf:„Maji, Maji!“ Die Inderläden wurden geplündert. Unter den Rebellen ent⸗ ſpann ſich ein wilder Kampf um die Beute. Bald gingen die Hütten und Häuſer des Dorfes in Flammen auf. Mit der hereinbrechenden Racht zog ſich der Feind zurück. Die Scheu des Negers vor der Dunkelheit konnte ihm ſelbſt der Maji⸗Maji⸗Zauber nicht nehmen. 27 Tote ließ er liegen. Doch auch auf der Seite der Truppe waren zwei Hilfskrieger gefallen. Noch in derſelben Nacht lief ein Bote mit einem kurzen Gefechtsbericht nach Kilwa. Darin bat Wachtmeiſter Hoernicke um Unterſtützung, da er ſich höchſtens noch zwei Tage halten könne. Der Krieg hat begonnen Wenige Tage nach dem Gefecht von Sſamanga wurde der Pflanzer Hopfer von den Aufſtändiſchen ermordet. Er, der ſchon ſo viele Jahre in den Matumbi⸗Bergen gelebt und die Eingeborenen zu kennen geglaubt hatte, rechnete nicht mit dem verheerenden Einfluß dieſer Ver⸗ hetzung und des Aberglaubens. Die ihm von dem Akida von Kibata zugegangene Warnung ließ er ebenſo wie die ſeiner Leute unbeachtet. Und ſo erwartete er die heran⸗ ziehenden Aufſtändiſchen vor ſeinem Hauſe. Es drangen jedoch nicht einzelne Menſchen, ſondern eine vom Aber⸗ glauben beſeſſene Maſſe drang auf ihn ein und umringte ihn gröhlend. Ehe er noch ein Wort hatte ſprechen kön⸗ nen, hatte einer die Axt erhoben und ihm den Schädel geſpalten. Ein Freudengeheul, und die Menge lief zum Wohnhaus, um die paar Habſeligkeiten des Ermordeten zu rauben. Was nicht mitzunehmen war, wurde zerſchla⸗ gen, die Pflanzung verwüſtet. Bald züngelten die Flam⸗ men aus den Dächern des Hauſes und der Nebengebäude. In wenigen Minuten war alles vernichtet, was ein Menſch in jahrelanger emſiger Arbeit aufgebaut hatte. Der erſte Weiße war dem Aufſtande zum Opfer ge⸗ fallen. Was würde aus den anderen werden, die weit ab von der Küſte, große Strecken voneinander entfernt, auf ihren Pflanzungen oder Stationen im Innern wohn⸗ ten? Dieſe Beſorgnis ſollte ſich nicht als unbegründet erweiſen. Der Umfang des Aufſtandes wuchs. Ein Stamm nach dem anderen ſchloß ſich den Rebellen an. Diejenigen, die es nicht freiwillig taten, wurden dazu ge⸗ zwungen. Pflanzungen, Bezirksämter, Militär⸗ und Miſ⸗ Au— das tut weh! Der Sanitätsoffizier der Schutztruppe impft ein Negerkind. Aufnahme: Archiv Mauritius⸗Verlag— M. lung und mit froher Zuverſicht trat er die Reiſe an, die ihm und ſeinen Begleitern ſo verhängnisvoll werden ſollte. Marſch in den Tod In ſüdweſtlicher Richtung führt der Weg weiter vom Singinohügel, wo man einen Wachtpoſten aufgeſtellt hatte, der von hier einen weiten Ueberblick nach allen Seiten hatte. Bereits ſechs Tage war die Karawane gewandert, ohne daß ſich das geringſte ereignet hatte, was zu Beſorg⸗ nis Anlaß hätte geben können. In vier Tagen würde ſie bereits Livale erreicht haben und dort einige Zeit von den anſtrengenden Märſchen ausruhen. Der Biſchof hatte dorthin einen Boten mit einem Brief an den Feldwebel Faupel vorausgeſchickt mit der Bitte um Geſtellung von Trägern. Doch dieſe Zeilen ſollten nicht mehr den braven Mann erreichen, das Schickſal hatte es anders gewollt. Eine große Horde Aufſtändiſcher hatte die kleine An⸗ ſiedlung angegriffen, und ein heißer Kampf war entbrannt. Zäh verteidigte Faupel mit einer kleinen Schar die Regie⸗ rungsſtation, auf der ſtolz Deutſchlands Fahne im Winde flatterte. Doch es gab kein Halten mehr. Eine immer größere werdende Uebermacht ſtürmte von allen Seiten heran. Der größte Teil der Verteidiger war bereits ge⸗ fallen, die letzte Kugel verſchoſſen. Ein wahrer Hagel von Pfeilen ſchwirrte heran, und von vielen derſelben durch⸗ bohrt brach Faupel zu Tode getroffen zuſammen. Nun ſtürzten ſich die Rebellen auf die am Leben Gebliebenen, unter denen ſich viele Frauen und Kinder befanden; die von einem Blutrauſch ergriffenen Sieger töteten die Aermſten in beſtialiſcher Weiſe. Der Geiſt im Rufiji war ſtark. Und groß der Zauber des Maji⸗Maji. Selbſt eine Regierungsſtation hatte ihm nicht ſtandhalten können. Die Zauberer wußten dies ge⸗ ſchickt auszunützen. Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch das ganze Land und erreichte auch die Karawaxe des Biſchofs, als dieſe drei Tage entfernt gerade bei der Waſſerſtelle Mitindo Lager bezogen hatte. Am nächſten Morgen waren die Träger unter Mitnahme der ihnen übergebenen Karabiner entflohen und nur die drei Boys bei ihren Herren zurückgeblieben. Fortſetzung folgt.) Hilf bekleiden! Dem WoW. deine Kleiderſpendel * 8 Mr 1936 . Hetzjagd auf die Rarität 05 i Jeder Martini uf . ſolIlen a eee güfter hre erben 1 t tenderer und e Von tend genuß utfelgemelſler gedachte Be Moßulziz lie ne uuva bia elnz ch zusecle sun el uuec usqog ung nd so zi ue zu usllich pieidol zun ffuva uogeluv Ipolusugz ueans ur jvuufe nvallezliech ze giig sv sun im uso“ unde ne heut gabs un bunzauu ie ene een eee ee e ned een glusdes“ „ushelb end Pera uog ur uollof uepjpgqv udava uunvz jgom udurecplach 261 Pang cpi ons noc“ upp zegnazf ue lo oong sap zen 1d moch jezug lend pod norlaeiliech ei op epa app id uv sdag og svauſs uus uusg nd eim biusco ⸗usqe uuun uscpfol uv oqnvib ce cpi ud inv ingusut ) ue Hoc gun bunmzeqn dog lola„icin uleu Toug dau drpch sp“ 10 zuelniz usg 210 21 511 due bor in so“ Loh aao pp ung „ol Gi uu zigpeze sp“ ue di dne aeg Gabun val„seh sog Jefſpiazegzun nvueb agel vl gig ng“ „im usuavm svaqusbaz ada uscqu sebr oi une usufecplne gos uu ogunzlaez ⸗joch ane hol gun negungagvg uezugetaeia zego uezugee z ul agplebun ol oigef si0nainigß gig ei— vs“ 5 lnjeg gavbula zz val„dig ænr cpi se sjegupg ocpiol guss un gun“ „oem ol aun uenvnlug usgqujeg lobzndcg gute oog zog 1 Sefer! e uogzelseg glos meg ui our ea gie zom noch sog oi ev soo ure uecpvul Oifelnzb Ju 6011 ⸗Ufeplagvm pia le oho sueieche gun usfcpicploch cpo eqn ieuupzad uso susa uss zidpeae Jiu udcava 110 dai jz jezuc“ oog oi„piu Silanzozg“ duni egen„„usppoactlob ucava iu zu guvulel zog sjpuueru bun ug aufe evg 8“ ü„& aid ueleig u! 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Ein paar Fäuſtchen hämmerten an die geſchloſſene Tür. Lachend öffnete Armgard. „Du Wildfang, haſt du ſchon erfahren, daß Tante Lotte angekommen iſt und kannſt es nicht erwarten, ſie zu begrüßen,“ fragte ſie den kleinen Eindringling. Lotte war aber ſchon dem Jungen entgegengeeilt, hob ihn auf den Arm und küßte ihnn ganz herzhaft ab. „Du ſüßer— du einziger Schlingel!“ Kurtchen, der auf ihrem Arm ſaß, wehrte die Zärt⸗ lichkeiten männlich ab. „Tante Lotte, kannſt du Purzelbäume ſchießen?“ Nun lachten ſie alle— auch Fräulein Berta, das ihrem Schützling nachgeeilt war, ſtand nun an der Tür. „Nein, mein Junge,“ antwortete Lotte,„das kann ich nicht, aber vielleicht lerne ich es noch einmal von dir. Nachher wollen wir einmal zuſammen ſpielen. Das ſoll fein werden, ſage ich dir.“ Kurtchen jauchzte vor Freude auf. „Ja. Tante Lotte, ſpiel mit mir, ich zeige dir alles, was ich habe— das Schaukelpferd— die Soldaten— komm mit“ Er hatte ſie an der Hand gefaßt und wollte ſie ſogleich mitziehen, doch Armgard nahm Kurtchen an der Hand. „Jetzt laſſen wir die Tante erſt einmal allein, damit ſie ihre Sachen auspackt. Nachher kommt ſie zu uns herunter.“ Kurtchen verzog das Mündchen. „Tante Lotte gleich mitkommen,“ ſagte er mit weiner⸗ licher Stimme. „Tante Lotte kommt nur, wenn Kurtchen ganz artig iſt und jetzt mit Mutter und Fräulein Berta hinuntergeht,“ ſagte Armgard. Kurtchen warf einen Blick zu Lotte hin und dieſe nickte ähm zu. „Geh nur— ich komme bald nach.“ Da war Kurtchen beruhigt und ließ ſich von ſeiner Mutter hinunterführen, dabei unaufhörlich von Tante Lotte plaudernd. Dieſer Beſuch war ein Ereignis in ſeinem Leben und mußte voll ausgekoſtet werden. Und Tante Lotte hielt Wort. Es dauerte nicht lange, bis ſie im Kinderzimmer erſchien und von Kurtchen mit lautem Jubel empfangen, nun anfing, mit ihm zu tollen und zu ſpielen, ſodaß das luſtige Gekreiſche durch die ent⸗ fernteſten Räume drang. Bei dem darauffolgenden Mittageſſen hob Armgard ſcherzend den Finger: „Verwöhne mir den Jungen nicht, Lotte, er iſt es ohnehin ſchon genug und du wirſt ſehen, daß du ihn jetzt nicht mehr los wirſt.“ „Er iſt zu herzig, dein Junge,“ erwiderte Lotte,„man kann ihm nichts abſchlagen.— Weißt du,“ ſetzte ſie mit leichtem Erröten hinzu,„einen ſolchen Jungen wünſchte ich mir auch einmal.“ Armgards Augen leuchteten in glücklichem Mutterſtolz auf.„Das kann doch noch werden, Lotte,“ meinte ſie. Das Rot auf des jungen Mädchens Wangen vertiefte ſich und ihren Mund umſpielte ein hoffnungsfrohes Lächeln. Armgard bemerkte es. Sollte Lotte eine Liebe im Her⸗ zen tragen und wer konnte es ſein? Vielleicht einer von denen, die draußen im Felde ſtanden?„Dann möge doch kein trübes Geſchick dieſer Hoffnung ein Ende machen,“ dachte Armgard teilnahmsvoll. Aber Lotte plauderte ſchon wieder von anderen Dingen. 5. Kapitel. Mit Lotte von Reichenaus Eintreffen ſchien ein ande⸗ rer Geiſt in das Schloß gezogen zu ſein. Die großen weiten Räume, die in den letzten Jahren ſoviel Kummer und 2 Tränen geſehen hatten, hallten jetzt von fröhlichem Lachen und Scherzen wider. Zwar hatte auch vorher des munteren Knaben Stimme zuweilen die Stille unterbrochen, aber es blieb auf beſtimmte Räume beſchränkt. Jetzt ſchien das Schloß wie neu belebt und Lotte war es, die dieſes Leben hineingebracht hatte. a Wenn ſie nicht mit dem Jungen herumtollte, ging ſie durch alle Zimmer; natürlich mußte Armgard mit und alles erklären. So waren ſie auch in den Ahnenſaal ge⸗ kommen und Lotte hatte nach einigem Suchen die Ahnfrau Wiltrudis entdeckt. Es war ein großes Bild, von der Zeit ſehr nachgedunkelt, die Züge etwas verſchwommen. Den⸗ noch verrieten ſie, daß das Urbild ſchön geweſen ſein mußte. Und wie ſie daſtand, in dem langen, weißen, wal⸗ lenden Gewande,— die linke Hand auf das Herz gelegt, — konnte ſie wohl an eine Erſcheinung erinnern. Voll Spannung und wohl auch ein wenig voll Neu⸗ gierde betrachteten die beiden Frauen das Bild. „Du,“ ſagte Lotte,„die muß eine Geſchichte haben, ſonſt würde ſie nicht nachtwandeln. Wir wollen doch ein⸗ mal in der alten Familienchronik darüber nachleſen.“ „Das kannſt du tun,“ erwiderte Armgard.„Das Buch befindet ſich in der Bibliothek.“ Nun ſchritten ſie weiter alle Bilder ab bis zum letzten Cronegg, dem Vater Gerts, den Armgard nicht mehr ge⸗ kannnt hatte. „Das iſt Großpapa,“ erklärte Lotte,„wie gut ich mich ſeiner noch entſinne und dieſen leeren Platz neben ihm— wird einſt— Onkel Gert einnehmen.“ „Komm!“ ſagte Armgard kurz und wandte ſich dem Ausgang zu. Lotte folgte etwas betreten. Daß ſie auch immer an Onkel Gert erinnern mußte! Aber es drängte ſich einem hier ja förmlich bei jeder Gelegenheit auf. Draußen verſtand ſie es geſchickt, die trüben Wolken zu bannen und hatte durch ihr luſtiges Geplauder und ihre übermütigen Scherze Armgard bald wieder in frohe Stimmung verſetzt. Merkwürdig, wie Lotte es verſtand, ſie aufzuheitern und zu zerſtreuen! Es war doch gut, daß Karola ſie ihr geſchickt hatte. Jetzt lernte ſie das Mädchen, das ihr bei den kurzen Verwandtſchaftsbeſuchen der frü⸗ heren Jahre weſensfremd geblieben war, erſt kennen. Als ſie heiratete und mit Gert in Cronegg einzog, war Lotte ein Backfiſch von fünfzehn Jahren geweſen, der, ziemlich verwöhnt als einzige Tochter, durch ſeine naſeweiſe, alt⸗ kluge Art nicht ſonderlich gefallen hatte. Jetzt hatte ſich das abgeſchliffen, nur der Uebermut war geblieben und Arm⸗ gard fühlte ſich durch die jugendlich friſche Art, das heitere Weſen, ſelbſt erfriſcht und herausgehoben aus ihrem Grü⸗ beln und ihrer öden Einſamkeit. Das hatte ſie ſich ſchon lange gewünſcht, und die erſten Tage befriedigten ſie darum ſehr. Doch bald ertappte ſie ſich auf dem Wunſche, wieder einmal ſich ſelbſt gehören zu können. Lotte nahm ihre Zeit in Anſpruch und war höchſt unglücklich, wenn der Verwalter Volkmann erſchien und ſie ihr für einige Zeit entzogen wurde. „Muß Volkmann dich denn mit den Gutsgeſchäften behelligen?“ fragte ſie endlich einmal ungehalten.„Da⸗ mit ſollte er dich doch verſchonen.“ Armgard lachte. „Ich bin doch die Herrin, Kind, und muß mich darum kümmern.“ „Hm,“ machte Lotte, ſinnend und ging nicht weiter auf dieſe Sache ein. Denn Armgard hatte ſich fertig ge⸗ macht, um den bereits verabredeten und durch Volkmanns Dazwiſchenkommen verſpäteten Spaziergag in den Park und Wald mit ihr zu machen. Lotte war voll überſprudelnder Laune und wollte im⸗ mer weiter wandern, auch als ſie ſchon Burgsdorfer Ge⸗ biet betreten hatten. Als Armgard zum Rückweg mahnte, folgte ſie zwar willig, wurde aber einſilbig und zerſtreut bab ſchien ihre muntere, übermütige Laune verloren zu aben. „Was haſt du, Lotte? Du biſt ſo ſtill geworden?“ fragte Armgard befremdet. Da lachte Lotte ſchon wieder auf und neckte Armgard ſie ſolle doch froh ſein, wenn ſie ihr einmal Ruhe laſſe. Am nächſten Tage ſaß Lotte mit einer Handarbeit in Armgards Zimmer, doch aus der Arbeit wurde nicht viel, die war mehr Formſache. (Fortſetzung folgt.) 4 Ein Seckenheimer Weistum von 1496. Weistümer ſind bäuerliche Rechtsweiſungen. Sie zählen zu den wertvollſten Quellen für die Geſchichte des Bauerntums und des ländlichen Lebens. Sie überliefern altes germaniſches Recht, wurden Jahrhunderte lang mündlich weitergegeben und erſt ſeit dem 13. und 14. Jahrhundert ſchriftlich aufgezeichnet. Der Herr des Dorfes, der Gerichtsherr oder Grundherr richtete zumeiſt an die Bauern die Aufforderung, das alte Herkommen feſtzuſtel⸗ len, auszuſagen und aufzuſchreiben, welche Rechte er im Dorf habe und welche Pflichten die Bauern binde. Ent⸗ weder wird das alte Recht von der ganzen, zum Jahr⸗ gerichtstag verſammelten Gemeinde gewieſen oder von dem„Gericht“, den Dorfgerichtsſchöffen, in einigen Fällen auch von erfahrenen alten Männern der Gemeinde. Alle rechtlichen Verhältniſſe des Dorfes und des einzelnen, wirtſchaftliche Zuſtände in der Gemeinde, polizeiliche Vor⸗ ſchriften und Gebote, Beſtimmungen über Sitte und Brauch im Dorf werden durch dieſe Weistümer geregelt. Im 15. und 16. Jahrhundert war eine Blütezeit der bäuerlichen Rechtsweiſungen. Später nahm die Landes⸗ herrſchaft den Bauern viel von ihren früheren Rechten. Die Weistümer wurden zu Polizeiordnungen, die von oben herunter beſtimmt waren, ſchließlich verſchwinden ſie im 18. Jahrhundert ganz. Seit 100 Jahren werden bereits in Deutſchland dieſe Weistümer geſammelt. Jakob Grimm gab 1840 ff. eine erſte umfaſſende Sammlung heraus. In allen Ländern des deutſchen Reiches förderten eifrige Nach⸗ leſen aber noch eine Fülle weiterer Texte in den folgenden Jahrzehnten bis heute zutage. Viele begonnene Weistums⸗ ſammlungen, wie die öſterreichiſche, die rheiniſche, ſchwei⸗ zeriſche, württembergiſche, badiſche ſind begonnen, aber bei weitem noch nicht abgeſchloſſen. Von Baden liegt ein Band Weistümer vor, 1917 von Carl Brinkmann herausgegeben, der die Meckesheimer und Stüber Zent umfaßt. Vorarbeiten zur Herausgabe eines weiteren Bandes, der die Kirchheimer und Schriesheimer Zent, alſo auch unſer Dorf umfaßt, ſind ſoweit gediehen, daß im kommenden Jahr vielleicht ſchon mit der Herausgabe eines zweiten Bandes zu rechnen iſt. Aus den ungedruckten Texten für dieſen zweiten Band teile ich nachſtehend ein Weistum mit. 8 0 Im Jahre 1496 erſchien Hans Meyfiſch, der Land⸗ ſchreiher zu Heidelberg, in allen Orten des Oberamtes und forderte die Bauern auf„unſers gnedigſten herrn oberkeiten, gerechtigkeiten und dazu ſiner furſtlichen gno⸗ den gult, zins und gefallen“ im Dorf zu weiſen. Und da wieſen denn die Bauern folgendes: „Aff ſontag noch Medhardi anno 1496 iſt noch unſers gnedigſten hern oberkeit gefrogt und durch die nochbenanten nochfolgendermoßen gewiſſen worden, auch an der ſiner gnoden gefel und guter ernuwt und befurcht worden nemlich Lorentz Orten, ſchulthis, Hans Dumen, Nickel Labart, Hans Menſchen, Hans Dap, Peter Go⸗ lener, Jorg Forſt, Claus Heneß, Claus Schmit gerichts⸗ lut und Criſtman Voltz und Nyeß Hans gemeinsmenner. Item erkennen ſy unſern gnedigſten herrn vor iren oberſten gerichtsherrn und das ſunſt nyeman kein oberkeit dan ſin gnod do hab. Item ſin gnod hab ſchulthis und gericht zu ſetzen und zu entſetzen. Item ſy gehoren uff Norbacher Zent und ſin gnod 1 al frevel zu ſtrofen und ſie ein dorfsfrevel 6 pfund heller. Item frondienſt ſint ſy ſchuldig zu tun. Item reyſen ſind ſy auch pflichtig. Item ſchatzung ſint ſy unſerm gnedigſten herrn als ander ſchuldig zu geben. Item keltercoſten ſollent ſy jedes jors ußrichten noch ufſetzen eins landſchreibers. Item ſtirbt ein libeigen man, des erben ſollent gegen unſers gnedigſten herrn amptluten vertedigen en hauptrecht, nemlich das beſt pfert, hat er kein pfert, ſollen ſy ſunſt mit den amtluten uberkumen; und einer abgangen libeigenen frauwen erben ſollen vertegigen das beſt kleit Item atzung erkennen ſy eym hunerfaut,, eym felkner und eym metzler unſers gnedigſten herrn und ſagen, das dieſelben in die atzung verdingt werden; wan aber faut oder lantſchriber oder ir knecht dohien kumen und von unſers gnedigſten herrn wegen ſo zu ſchaffen haben, das bezal die gemein ſonderlich; ſy beclagen ſich auch, der wynthetzer nem im fur auch atzung, dozu haben ſy nye geweſt, bitten ine zu underwieſen, ſy des zu vertragen. Item 4 herrenhuhner erkennen ſy jedes hußgeſeß zum jore uf erfordern eines hunerfauts ſchuldig zu geben, aber ſy ſten in clag, das ine jetzt vom hunerfaut me abgenommen werd, bitten das man ſy des laſts ver⸗ tragen wol.“ Fügen wir nun noch einige Bemerkungen zum Ver⸗ ſtändnis des Weistums hinzu. Seine Gnaden, der Kur⸗ fürſt von der Pfalz iſt als oberſter Gerichtsherr befugt, den Bürgermeiſter zu ernennen und abzuſetzen. In der hohen Gerichtsbarkeit gehörte Sechenheim zur Kirchheimer oder Rohrbacher Zent, die alle kurpfälziſchen Dörſer des Oberamtes Heidelberg ſüdlich des Neckars zuſammenfaßle. Die Bauern bekennen ſich ſchuldig, Frondienſte zu leiſten, in den Krieg zu ziehen(u Reyſen), die Schatzungſteuer und Kelterkoſten zu bezahlen. Die Bauern galten als Leibeigene. In Süddeutſchland war früher die bäuer⸗ liche Leibeigenſchaft aber nichts anderes als eine Art Erbſchaftsſteuer. Wenn alſo ein? Mann ſtarb, zahlten ſeine Erben ein„hauptrecht“, zumeiſt das beſte Pferd im Stall, ſtarb eine Frau, ſo war das beſte Kleid dem Kurfürſten abzuliefern. Seit dem 17. Jahrhundert wird dieſe Abgabe in Geld entrichtet. Die kurfürſtlichen Beamten mußten im Dorfe verpflegt werden, was man Atzungskoſten nannte. Schließlich iſt auch noch einer Abgabe, den Herren⸗ hühnern, die Rede. Aus dem Weistum ſpricht eine Stimmung des Widerspruchs der Bauern gegen Ueberforderung und allzu ſtarke Belaſtung. Es iſt die Zeit der bäuerlichen Unruhen, da im Oberrheingebiet und im Allgäu bereits der Bund⸗ ſchuh aufgeworfen worden war und die Bauern mit Gewalt ihr Recht ſuchen wollten. Wenige Jahrzehnte ſpäter brach der Bauernkrieg herein(1525). Dieſes Sechenheimer Weistum von 1496, das uns auch einige Familiennamen aus dieſer früheren Zeit über⸗ liefert, läßt uns d recht anſchaulich in das bäuerliche Leben blicken und bereichert unſere Kenntnis von der heimatlichen Vergangenheit. Dr. K. Kollnig. Aus alten Gemeindebüchern. Urkunde aus dem Jahre 1616. Die im Ried gelegenen zwey Morgen Wieſen und deren beſtand betr. Wir, der undern Churfürſtlichen Pfalz Kirſchen gütter und gefellen Verwalter und Zugeordneter Thun kundt hiemit offentlich bekennend, daß die Pfleg Schönau auf Zwey morgen wieſen im Seckenheimer Riedt gelegen, ſo nunmehr Jahrbeſtandes erledigt, das Hioruf wir für uns und unßeren nachkommen obgemelter Zwen morgen wießen dem Erbaren Valtin treibern Schö⸗ nauriſchen Hofsman zu Brensheim ſeiner ehelichen Haus⸗ frau und erben, die nechſter nacheinander Volgende Zwölf ihrer von heut dato anzufahen, wir dorumb von neuem verliehen habe. Verleyhen auch dieſelbger Hirmit und in Kraft dieſes Brifs, dergeſtalt Die Beſten derer berürte gütter diſes ihar Ziel als zu ihren Henden nehmen, dieſelbige als andere Ihro güther nuzen nieſer mit Brachen Zackern und Düngen nach Bauermanns recht in Aufnehmen und Beßerung richten, denſelbigen nichts entziehen oder abzackern, vielweniger, Verkaufen, Ver⸗ ſetzen, Verpfänden; noch ferrner Beſchweren laſſen, noch auch einiger Blum oder ſchar vorgemelter wieſen zu veräußern, die äcker nit zu zweit früchten oder After⸗ beſtands ohne vor wiſſen Hinzu leyhn. 9