2 8 e Nr. 268(2. Blatt). — Neckar Bote Samstag, 14. November 1936 Der Londoner Kontrollplan Die Beſchlüſſe des Nichteinmiſchungsausſchuſſes. London, 13. November. Der internationale Ueberwachungsausſchuß hat in ſei⸗ ner letzten Sitzung einen Plan bewilligt, der im Intereſſe einer wirkſameren Durchführung des Nichteinmiſchungspak⸗ tes die Organiſierung einer Kontrolle an den ſpaniſchen Ein⸗ ſuhrplätzen vorſieht. In der hierüber ausgegebenen Verlaut⸗ barung hieß es, daß lediglich noch zwei Fragen einer Auf⸗ klärung durch Sachverſtändige bedürften. Wie nunmehr verlautet, bezieht ſich die eine dieſer bei⸗ den Fragen auf die Möglichkeit einer Ausdehnung der Kon⸗ trolle auf die ſpaniſchen Lufthäfen. Zur Prüfung die⸗ ſer Angelegenheit traten inzwiſchen im Foreign Office die Luftfahrtattachees derjenigen Länder zuſammen, die Mit⸗ glieder des Unterausſchuſſes ſind. Die zweite noch ungeregelte Frage bezieht ſich auf die Bezahlung der Mitglieder der geplanten Kontrollausſchüſſe. Der Geſamtplan iſt inzwiſchen bis auf die beiden noch ungeklärten Fragen den beteiligten Regierungen zur end⸗ gültigen Genehmigung unterbreitet worden. Im Falle der Zuſtimmung wird der Kontrollplan den Streitparkeien des ſpaniſchen Bürgerkrieges zur Annahme übermittelt werden. Aus dem Inhalt des Kontrollplanes wird ergänzend be⸗ kannt, daß der Beſchluß des Ueberwachungsausſchuſſes über die Zuſammenſetzung der„unparteiiſchen Kontrollausſchüſſe“ einmütig gefaßt werden muß Die Kontrollausſchüſſe ſollen auf ſpaniſchem Boden an denjenigen Einfuhrſtellen einge⸗ ſetzt werden, wo der Verdacht einer Umgehung des Waf⸗ feneinfuhrverbotes beſteht. Die Mitglieder der Kontrollaus⸗ ſchüſſe ſollen übrigens nicht die diplomatiſche Miſſion zuge⸗ ſprochen erhalten, da dies als Anerkennung der Regierung des Generals Franco angeſehen werden könnte. Nachdem der Ausſchuß dieſen Vorſchlägen zugeſtimmt hatte, wandte er ſich der Beratung einer italieniſchen Beſchwerde wegen gewiſſer Verletzungen des Nichteinmiſchungsabkom⸗ mens durch die Sowjetunion zu. Der italieniſche Vertreter gab zunächſt eine allgemeine Erklärung auf die Antwort der Sowjetregierung ab. Er führte u. a. aus: „Die Sowjetunion verſucht ſich hier als demokratiſches Lamm aufzuſpielen mit der alleinigen Abſicht, die übrigen Mitglieder des Abkommens in ihrem Vertrauen zu über⸗ rumpeln und die rote Flagge der kommuniſtiſchen Revolu⸗ tion weiß zu machen. Die Durchführung des Sowjetpro⸗ gramms, die Schaffung eines Syſtems von Zellen in Spa⸗ nien und die Aktivität in der Propaganda und der Auf⸗ wiegelung ſind allein verantwortlich für den Zuſtand des Unfriedens und der Geſetzloſigkeit, die dem augenblicklichen Bürgerkrieg voranging.“ Als Antwort auf die Sowjeterklärung, daß die einzige Form der Unterſtützung darin beſtanden hätte, Lebensmittel und unbedingt notwendige Artikel nach Spanien zu ſchik⸗ ken, legte der italieniſche Vertreter Photographien von Sowjetwaffen und munition vor, die erſt kürzlich von den Truppen Francos erobert wurden. Außerdem wurden Photographien der Leichen von Leuten vorgelegt, die von den Roken ermordet wurden. Eingehend auf die Flucht der roten ſpaniſchen„Regie⸗ rung“ aus Madrid erklärte der italieniſche Vertreter:„So endet unter Feuer und Blut der größte Verſuch, den das bolſchewiſtiſche Rußland je gemacht hat, um ſeine Welt⸗ anſchauung mit Gewalt und Hungersnot über ſeine Gren⸗ zen hinauszutragen. Stalin hat in ſeiner Botſchaft erklärt, daß es die Pflicht der Sowjetunion ſei, jede nur in ihrer Macht liegende Unterſtützung der ſpaniſchen kommuniſtiſchen Revolution zu geben, umſomehr als die„Befreiung Spa⸗ niens von ſaschiſtiſcher Unterdrückung“ nicht eine Privat⸗ angelegenheit der Spanier, ſondern die gemeinſame Sache des Kommunismus ſei. Wir aber nehmen die Herausforde⸗ rung an unter unſerer alten und ah e Flagge. Ita⸗ lien iſt in der Tat davon überzeugt, daß es nicht nur um die Zukunft Spaniens, ſondern um die des geſamten zivi⸗ liierren Europas geht, die heute auf dem Spiel ſteht.“ Der Sowjetvertreter konnte dieſe ſchweren Anklagen nicht widerlegen und beſchränkte ſich unter Anſpielung auf 10 Krieg in Abeſſinien auf einen Gegenangriff gegen Ita⸗ ien. Londoner Philharmoniker in Berlin Großer Erfolg des erſten Konzerkes. Berlin, 14. Nov. Das Konzert der Londoner Philharmo⸗ niker in der Berliner Philharmonie unter Englands größ⸗ tem Dirigenten. Sir Thomas Beecham, wurde zu einem künſtleriſchem und geſellſchaftlichen Ereignis allererſten Ranges. Der große Ruf, der Englands repräſentativſtem Orcheſter und namentlich ſeinem Gründer und Leiter Sir Thomas Beecham vorausging, hatte die Muſikgemeinde der Reichshauptſtadt ſo rechtzeitig auf den Plan gebracht, daß das erſte der zehn Konzerte, die Sir Thomas Beecham mit ſeinen Künſtlern auf Einladung des Londoner Botſchafters von Ribbentrop auf deutſchem Boden gibt, ſchon ſeit Tagen ausperkauft war. Die Bedeutung des Abends wurde unter⸗ ſtrichen durch die Teilnahme des Führers und Reichskanz⸗ lers, faſt der geſamten Reichsregierung, zahlreichen Per⸗ bönlichkeiten aus Wiſſenſchaft und Wirtſchaft und des Diplo⸗ matiſchen Korps.. Sir Thomas Beecham brachte im erſten Teil des Pro⸗ gramms ausländiſche Muſik, und zwar die As⸗Dur⸗Rhap⸗ ſodie von Dvorak, die B⸗Dur⸗Symphonie von Haydn und den Römiſchen Karneval von Berlioz, im zweiten Teil eng⸗ liſche Muſik, und zwar eine von ihm ſelbſt vorgenommene Bearbeitung der Ballett⸗Suite Händels„Götter gehen bet⸗ teln“ und die Enigma⸗Variationen des größten engliſchen Komponiſten der neueren Zeit, El Elgar. Das Berliner onzert oeſtätigte den großen Ruf der Londoner Pbilhar⸗ moniker und ihres weltberühmten Dirigenten vollauf und brachte ihm einen ungewöhnlichen Erfolg. N Gedenktage 15. November. ä 1530 Der Aſtronom Johannes Kepler in Regensburg geſt. 85 Der Komponiſt Ehriſtoph Willibald Ritter v. Gluck in ien geſtorben. 1862 Der Dichter Gerhart Hauptmann in Salzbrunn geb. 1010 Der Dichter Wilhelm Raabe in Braunſchweig geſt. 1033 Eröffnung der Reichskulturkammer. Geflogen wird bei jedem Weiter. Nach den letzten furchtbaren Herbſtſtürmen ging eine bemerkenswerte Meldung durch die Preſſe: Auf den planmäßigen Strecken des europäiſchen Luftver⸗ kehrsnetzes hat der Betrieb nirgends eine Verzögerung erhalten. Wegen heftiger Gegenwinde erreichten aller⸗ dings einige Maſchinen ihr Ziel mit geringer Ver⸗ ſpätung— Fluggäſte und Maſchinen ſind nirgends zu Schaden gekommen. Wer in der Nähe eines Flugplatzes wohnt, kennt das: Zu einer beſtimmten Zeit ſei es abends oder mittags oder morgens— ertönt über ſeiner Wohnung das ruhige gleichmäßige Brummen eines Flugzeugmotors. Aha, denkt man, die Maſchine aus London... Und man wirft wohl einen Blick auf die Uhr. Diesmal hat das Flugzeug fünf Minuten Verſpätung, ſtellt man vielleicht feſt. Später, wenn dann die Zeitanſage im Rundfunk erklingt, muß man die Uhr fünf Minuten zurückſtellen. Sie ging falſch... Denn Pünktlichkeit iſt bei den planmäßigen Flug⸗ zeugen heute genau ſo ſelbſtverſtändlich, wie bei der Eiſen⸗ bahn oder beim Omnibus. Pünktlichkeit und Sicherheit! Man liegt vielleicht ſpätabends im Bett und hört, wie der Sturm an den Läden rüttelt und durch die kahlen Bäume pfeift. Regen klatſcht gegen die Fenſterſcheiben, und man dreht ſich jetzt wohlig und zufrieden um und denkt: Gott ſei Dank, daß du bei dieſem Wetter hier ſo warm und trocken liegen kannſt... Und gerade jetzt hört man dann wohl wieder ein Geräuſch über dem Haus, das nur von einem Flugzeug ſtammen kang. Brrr, ſchüttelſt du dich, wenn man das doch nicht ſollte, jetzt bei dieſem Wetter fliegen. Und wie leicht lann da was paſſieren In dieſem Augenblick geht das planmäßige Flugzeug der Lufthanſa in ruhigem Gleitflug auf den Platz nieder. Die Boys rollen die Treppen an die Maſchine, die Flug⸗ gäſte treten hinaus in den unwirtlichen Abend. In der ſchönen gemütlichen Kabine war es entſchieden angeneh⸗ mer. Und da ſtehen ſchon die lieben Angehörigen mit blei⸗ chen Geſichtern:„Wie gut, daß ihr da ſeid. Wir haben doch ſolche Angſt um euch gehabt. Wo es doch ſo gefährlich iſt, bei dieſem Wetter zu fliegen...“ Es gibt da eine ſehr ſchöne und lehrreiche Geſchichte von einem Manne, dem mitten auf einer einſamen Straße ein Dachziegel auf den Kopf fiel. Der Mann, der ſo ahnungslos durch die Gegend marſchierte, wurde erſchla⸗ gen und war mauſetot. Aber es würde uns trotz dieſer traurigen Geſchichte keineswegs einfallen, die Straße zu meiden. Wenn aber jemand lieſt, daß in Mexiko oder Hinterindien ein Flugzeug abgeſtürzt, dann gibt es gleich ſoundſo viel Leute, die wieder einmal den heiligen Schwur tun, nie und nimmer ſo ein unſicheres Verkehrsmittel zu beſteigen, bei dem das paſſieren kann.. Dieſe Ueberlegungen ſind grundfalſch. Der Luftverkehr iſt dazu aus dem Stadium der„Schönwetterfliegerei“ längſt heraus. Heute wird bei jedem Wetter geflogen. Alle Widrigkeiten, die noch vor einigen Jahren ein großes Hindernis für eine planmäßige Fliegerei bildeten, ſind heute kaum noch ein Problem. Es war außerordentlich aufſchlußreich, in dieſen Tagen mit den Männern zu ſprechen, die auf ihren Erkundungs⸗ flügen achtmal den Nordatlantik überquerten. Man weiß, daß gerade der Nordatlantiſche Ozean bei Seefahrern und Fliegern als eine der tückiſchſten„Wetter⸗Ecken“ der Welt gilt. Dank des bis ins kleinſte ausgebauten Wetterdienſtes und dank der Fortſchritte, die in den letzten Jahren auf dem Gebiet des Flugzeugbaues gemacht wurden, iſt es heute ſchon möglich, dies gefürchtete„große Waſſer“ ohne Rückſicht auf Wetterunbilden zu bezwingen. Das mag den Ueberängſtlichen der beſte Beweis ſein für die Sicherheit, mit der heute der moderne Flugverlehr arbeiten kann. Denn wenn deutſche Flugzeuge heute ſchon ſicher und pünktlich imſtande ſind, Ozeane zu überfliegen, dann ſind wir ſchon erſt recht imſtande, bei jedem Wetter für die Sicherheit ihrer Gäſte auf den europäiſchen Flugſtrecken zu garantieren. Es iſt heute nicht mehr zu befürchten, daß ein Pilot in ein Schlechtwettergebiet gerät, von dem er vorher nicht das geringſte geahnt hat. Ueber das ganze Land ſind die Sationen für Wetterbeobachtung zerſtreut. Jedes Flug⸗ zeug, das auf Strecke geht, wird ausgerüſtet mit den letzten Meldu das es C igen über die Wetterverhältniſſe in dem Gebiet, zu überfliegen hat. Der Pilot iſt durch eine genau ausgearbeitete Karte auf das genaueſte drientiert über die meteorologiſchen Bedingungen, die er antreffen wird. Er kennt genau die Stärke der Windſtrömungen in den ver⸗ ſchiedenen Höhen. Er weiß vorher, welche Sichtweite er hat, er kennt die Höhe der Wolkendecke über ſeinem Ziel- flughafen. Ganz früh, wenn wir faſt alle noch in den Federn liegen, ſtartet jeden Morgen auf dem Berliner Flughafen der Wetterflieger. Ein Flugzeug, das aus⸗ gerüſtet iſt mit den komplizierteſten Apparaten, ſteigt auf bis zu einer Höhe von 6000 Metern. Von hier oben aus iſt es möglich, die Wetterbedingungen für den Tag weit⸗ reichend zu Die Auswertung dieſer täglichen anſtre wichtiges Hilfs Die Proviſionspflicht des Grundſtückskäufers. Es ſind Zweifel darüber aufgetaucht, ob eine Pro⸗ viſionspflcht des Grundſtückskäufers gegenüber dem Mak⸗ ler beſteht. Hierzu iſt folgendes zu bemerken: Es gelten die ſelben Vorſchriften für den Makler, der für den Grundſtücks käufer tätig wird, wie für den Makler des Grundſtücks ver käufers. Der Ab⸗ ſchluß eines Maklervertrages iſt formfrei, auch bei Grund⸗ ſtückskäufen. Er kann ſtellſchweigend geſchloſſen werden. Wird das Malklergeſchäft gewerbsmäßig betrieben, ſo wird eine ſtillſchweigende Vereinbarung mit dem Makler angenommen, vorausgeſetzt, daß im einzelnen Falle die Leiſtung dem Makler übertragen wurde und dieſer nicht etwa unaufgefordert tätig geworden iſt. Bei Grundſtücksmaklern iſt es in vielen Gegenden Regel und Verkehrsübung, daß ſie für beide Teile tätig ſind. Handelt es ſich um einen Nachweismakler, ſo kann er — unbeſchadet ſeines Anſpruchs auf Malklerlohn auch dann für den anderen Teil tätig werden, wenn dieſer nichts von der Tätigkeit weiß. Die Tätigkeit für den anderen Teil und die Annahme eines Maklerlohnes iſt den Maklern nur unterſagt, wenn dies dem Inhalt des Vertrages, insbeſondere einer ausdrücklichen Abrede, oder bei vorhandenem Widerſtreit der Intereſſen dem Intereſſe des Auftraggebers zuwiderläuft. Nachweis ſetzt nur die Bekanntgabe einer bis dahin unbekannt geweſenen Gelegenheit voraus. Es iſt nicht erforderlich daß der Makler eine beſtimmte Perſon für den abzuſchließenden Vertrag nachweiſt. Es beſtehen alſo keine Bedenken, daß der vom Verkäufer beauftragte Nachweismakler ſich auch vom Käufer des betreffenden Grundſtücks einen Auftrag erteilen läßt. Wird der Kaufvertrag protokolliert, ſo hat der Makler die vereinbarte Maklerprovision ſowohl vom Verkäufer, wie vom Käufer zu beanſpruchen. Iſt die Höhe der Proviſion micht vereinbart, ſo iſt die übliche Proviſion zu bezahlen. Der Anſpruch des Maklers kann auch dann begründet ſein, wenn die Verhandlungen längere Zeit unterbrochen wurden und ohne Mitwirlung des Maklers, oder ſogar unter Mitwirkung eines anderen Maklers, zum Abſchſuß führten, vorausgeſetzt, daß es ſich um die Fortſetzung der früheren Verhandlungen und nicht um eine völlig neue Verhandlung dreht. — — Dee Zahlungsart der Renten. Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß die einmal gewählte Zahlungs⸗ art für Militärrenten, Ruhegelder und Hinterbliebenen⸗ bezüge(bar, Poſtſcheck⸗ oder Bankkonto) im Laufe eines Rechnungsjahres nur in zwingenden und eingehend begrün⸗ deten Ausnahmefällen geändert werden darf; auch können Inhaber eines Bank⸗ uſw Kontos ihre Verſorgungsbezüge nicht beliebig bald auf dieſes, bald auf jenes Konko über⸗ weiſen laſſen. Wünſcht ein Empfänger eine andere Zah⸗ lungsart, ſo kann im allgemeinen nur zu Beginn eines Rechnungsſahres einem ſolchen Antrage ſtattgegeben wer⸗ den. Es empfiehlt ſich deshalb, etwaige Anträge auf Aen⸗ derung der Zahlungsart baldigſt, ſpäteſtens aber bis zum 15. Januar 1937 beim zuſtändigen Verſorgungsamt ſchkift⸗ lich anzubringen. Weltbild(M). Von der Weltreiſe des Kreuzers„Emden“. Matroſen des deutſchen Kreuzers„Emden“, der ſich auf der Weltreiſe befindet und zu kurzem Aufenthalt den Hafen von Iſtanbul anlief, marſchieren vor dem Un⸗ abhängigleitsdenkmal auf. Weltbild(M) Die Waffenſtillſtandsfeier des Britiſchen Reiches. Zur Wiederkehr des Waffenſtillſtandstages, die in allen Teilen des Britiſchen Reiches gefeiert wurde, legt König Eduard. VIII. am Kriegsehrenmal im Londoner Regie⸗ rungsviertel im Gedenken an die Gefallenen des Impe⸗ riums einen Kranz nieder. . Kreuz und Quer Bergeſſenes Geld.— Die Goldſtücke im Regenſchirm. Bankraub mit Jauberkünſten.— Die Trauung auf dem Karuſſell. Die hilfreichen Sammler für das Winterhilfswerk ziehen urzeit durch Stadt und Dorf, um Kleider und andere Dinge, ie noch zu gebrauchen ſind, zu erbitten. Auch Möbelſtücke werden nicht verſchmäht, wenn ſie in der Wohnung eines minderbemittelten Volksgenoſſen noch gute Dienſte leiſten können. Gar manchesmal kommt da plötzlich etwas zum Vor⸗ ſchein, das bisher nicht beachtet worden war. Ja, man hat in ähnlichen Fällen, etwa bei der Entrümpelungsaktion, manches Wertobjekt, manchen Kunſtgegenſtand, manches Ge⸗ heimfach mit Goldſtücken oder wichtigen Papieren entdeckt. Daß aber ſogar in einem Kaſſenſchrank Geld der Vergeſſen⸗ heit anheimfällt, klingt kaum glaublich, hat ſich aber wirklich in Hatten im Unterelſaß ereignet. Dort ſtand auf dem Speicher unbeachtet ein alter Kaſſen⸗ ſchrank aus dem vorigen Jahrhundert. Da er nun durch Verkauf ſeinen Beſitzer wechſelte, wollte man auch das In⸗ nere des Schrankes anſehen. Man ließ einen Schloſſer kom⸗ men, der mit vieler Mühe vier kunſtvolle Schlöſſer öffnete, und ſiehe da, der Kaſſenſchrank hatte ſein Geheimnis in Form eines Geheimfaches. Und darin war Folgendes: 40 deutſche Tauſendmarkſcheine aus dem Jahre 1910, Wert⸗ papiere im Betrage von 40 000 Mark, eine Anzahl Gold⸗ und Silbermünzen und Schmuckgegenſtände. Obwohl die Banknoten wertlos geworden ſind, wird ſich für die lachen⸗ den Erben immer noch eine hübſche Summe Geldes aus dem Inhalt des Schrankes erzielen laſſen. Vergeſſenes Geld war es auch, das ſich bei einer Ver⸗ ſteigerung in St. Gallen zum großen Erſtaunen des Pub⸗ likums präſentierte. Ein Ausrufer bot u. a. ein Futteral mit Schirmen und ſonſtigem Kleinzeug an. Um die Kaufluſt an⸗ zuregen, entnahm der Ausrufer dem Futteral die Schirme und leerte dann dasſelbe ganz aus. Unter anderen Kleinig⸗ keiten fiel ein kleines, graues Säckchen klirrend auf den Verſteigerungstiſch. Der Ausrufer animierte noch mit den Worten:„Und no en Hufe Geld“. Auf Zurufe hin öffnete er dann aus Neugierde das Säcklein, und ſiehe da, zum großen Erſtaunen der Kaufluſtigen fielen daraus:— für etwa 1000 Franken alles blanke Goldſtücke! Ebenſo ſorglos mit Geld wie der unbekannte frühere Beſitzer dieſer Summe, der einfach ſein Geld vergeſſen hatte, war da ein Bankkaſſier in Prag, von dem man ſo etwas eigentlich nicht erwarten ſollte. Das war ſo: In dem jovia⸗ len Ausländer, der da an einem Bankſchalter mit dem Kaſ⸗ ſier ſich in ein launiges Geſpräch verwickelt hat, wobei die Witze nur ſo floſſen, hätte niemand einen berüchtigten Hoch⸗ ſtapler und Verbrecher wittern können. Seine angeregte Unterhaltung mit dem Kaſſierer, die von der Einwechſlung einiger engliſcher Noten ausging, ging ſogar in eine regel⸗ rechte Zauberfreivorſtellung über, an der ſich die Bankange⸗ ſtellten der Nebenſchalter gleichfalls als Zuſchauer beteilig⸗ ten. War das ein geiſtreicher Unterhalter, dieſer Mr. Stib⸗ ben, der zum Gaudium der Angeſtellten und des Kaſſierers alle möglichen Gegenſtände verſchwinden ließ und dann wie⸗ der den Anweſenden aus der Taſche zog. Auch machte Mr. Stiboen das Kunſtſtück mit Geldſcheinen in jeder Höhe, die ſich aber ſtets und prompt wieder zurück in die Kaſſe fan⸗ den, ſodaß man nicht im geringſten an Betrug oder Schwin⸗ del dachte. Das dauerte ſo über eine halbe Stunde lang— es war gerade eine ruhige Zeit, ſodaß den Angeſtellten die Zerſtreuung ſehr zuſtatten kam— als ſich der Engländer mit tiefen Verbeugungen und unter dem Beifallklatſchen das Bankperſonals ſchließlich empfahl. Als der Kaſſierer ſich mit mehreren Kollegen über den Zauberer angeregt unterhielt und dann ſeine Geldſcheine wieder ordnete, mußte er ent⸗ decken, daß ihm mehrere Banknoten von dem liebenswürdi⸗ gen„Conferencier“ weggezaubert worden waren. Die Be— nachrichtigung der Polizei hatte wenig Zweck, da der ge⸗ mütliche Ausländer, den die Polizei nach der Beſchreibung als einen gefährlichen internationalen Gauner hinlänglich kannte, die tſchechiſche Hauptſtadt auf ſchnellſtem Wege ver⸗ laſſen hatte. Gewiß eine nicht alltägliche Art, zu Geld zu kommen! Auf faſt ebenſo originelle, aber nicht ſtrafrechtlich belangbaxe Weiſe hat da ein findiger amerikaniſcher Karuſſellbeſitzer Geld gemacht. Er hat ſogar aus ſeiner Eheſchließung Kapital geſchlagen(nur boshafte Menſchen würden da von„Scha⸗ denerſatz“ oder gar„Schmerzensgeld“ ſprechen). Hören wir, was in einem Städtchen der Vereinigten Staaten geſchah: Dort lebt Mr. M., Beſitzer eines Karuſſels in einem Ver⸗ gnügungspark. Mr. M. beſaß jedoch nicht nur das Karuſſell, er beſaß auch ein junge, hübſche Braut. Und außerdem noch ein gut Teil amerikaniſchen Geſchäftsgeiſt und ein wenig amerikaniſche„Romantik“. Da er nun den Entſchluß gefaßt hatte, ſeine Braut zu heiraten, ſo gedachte er alle dieſe Ga⸗ ben vereint und nutzbringend zu erwerten. Sein Plan, wie die Eheſchließung vorgenommen werden ſollte, ſtieß zuerſt auf den Wiberſtand des Standesbeamten. Aber Mr. M. wußte ihn zu überzeugen. So nahte denn der bedeutende Tag her⸗ an. Begleitet von dem Standesbeamten, betrat Mr. M., ſeine Braut am Arm, den Vergnügungspark. Das Karuſſell hatte er für eine Viertelstunde ſperren laſſen. Deſto dichter war der Kreis des Publikums, das es umringte. Mr. M., ſeine Braut und der Standesbeamte bahnten ſich einen Weg bis zum Karuſſell, kletterten hinauf, das Brautpaar nahm auf zwei Holzpferden nebeneinander Platz, der Standesbeamte ſtellte ſich vor ihm auf, und unter der Anteilnahme der ge⸗ ſamten Bevölkerung des Städtchens vollzog er die Zeremo⸗ nie. Jetzt erſt begann für alle Beeiligten der richtige„Jux“: Das Karuſſell, das bis dahin ſtillgeſtanden hatte, ſetzte ſich in Bewegung, die Drehorgel ſpielte einen ſchallenden Marſch, und unter dem Geſchret der amüſierten Zuſchauer begann das junge Paar ſeine„Hochzeitsreiſe“— ein paar Runden herum Die junge Frau erwies ſich als äußerſt tüchtig, denn ſie kaſſierte nach beendeter Fahrt gleich bei den Zuſchauern ein. Den ganzen Tag über hatte das Karuſſell des Mr. M. ungeheuren Zulauf: der tüchtige Beſitzer hatte ſich nicht ver⸗ rechnet. Beſonders die„Hochzeitspferde“ wollte jeder beſtei⸗ gen. Braut und Bräutigam aber ſchmunzelten; ſie brauchten ſich um Geld zur Ausſteuer nicht zu ſorgen! Aus der Welt des Wiſſens Das kleinſte Dorf Frankreich, Morteaux, zählt eine Be⸗ völkerung von nur drel Perſonen: eine Mütter mit ihren beiden Kindern. In England iſt heute noch der Boxſport am Sonntag verboten; das Verbot gründet ſich auf eine Verordnung aus dem Jahre 1781. a— 5 Gebt Kleider für das Winterhilfswerk Das leũniglicuue Spiel. IcHACH Spi, EIN ZEITVERT RE TB fog OI FANIUlt Es iſt immer ein Zeichen perſönlicher Kultur, wenn Menſchen in ihrer Freizeit etwas Vernünftiges anfangen. Es kennzeichnet ſie. Zumeiſt offenbaren ſich dabei auch Be⸗ gabungen und beſondere Eigenſchaften. Es gibt ja ſo viele Lieblingsbeſchäftigungen! a Beſonderen Eindruck haben auf mich immer die Men⸗ ſchen gemacht, die ihre Freizeit mit Schachſpielen aus⸗ füllen. Da ſitzen ſie ſich gegenüber, Bekannte und Unbe⸗ kannte, und ſtarren ſtill und ſtumm vor ſich hin. Verſunken und verſonnen vergeſſen ſie die Zeit und Umgebung. Die beſten Freunde kämpfen da ſtundenlang innerhalb der Felderreihen des Schachbrettes„auf Tod und Leben“ mit⸗ einander. Die Spielfiguren ſind ihre leibhaftigen Krieger. Da iſt der kühne Springer, der behende Läufer, der ſchwere Turm, die das Spiel beherrſchende Dame, der bedrohte König, der Schutzwall der treuen Bauern. Die Spieler er⸗ füllen die hölzernen Figuren mit ihrem Denken und Pla⸗ nen, mit Angriffsluſt, Tücke und Verſchlagenheit. Sie leben in ihnen. i 8 In unſeren Tagen iſt das„Schach“ ein Volksſpiel ge⸗ worden. Es iſt eine geiſtige Sportart mit der höchſten Krönung einer Schacholympiade. Der großdeutſche Schach⸗ bund hat überall ſeine Gruppen, in denen ſich die Schach⸗ luſtigen zuſammenfinden und Kämpfe austragen. Auch die Kinderwelt beſchäftigt ſich heute ſchon mit dem Schach⸗ ſpiel. Das geheimnisvolle Wettkämpfen der Spielfiguren zieht ſie in ihren Bann. So iſt Schachſpielen eine Sache von groß und klein geworden. Es dringt mehr und mehr auch in die Familie ein. Vor allem ſind natürlich Männer und Jungen an dieſem Kampfſpiel intereſſiert. Kinder fertigen ſich aus einem alten Beſenſtiel die Schachfiguren ſelber. Bei allem Reſpekt vor den geahnten Schwierigkeiten beſchäftigen ſich geiſtig lebhafte Jungen immer gern mit Schachſpielen. Es iſt nicht leicht zu lernen. Da muß ſchon Vater oder ein anderer, der es„kann“, belehrend ein⸗ greifen. Das Schachſpiel hat ſeine ſtrengen Geſetzmäßig⸗ keiten und eine unheimliche unerbittliche Zwangsläufigkeit. Die kleinſte Unvorſichtigkeit, das geringſte Verſehen, kurz, jeder Zug, der auf dem Brett geſchieht, hat ſeine Folgen, die ſich für den Spieler im Guten und im Böſen aus⸗ wirken Man kann auch nichts ungeſchehen machen. Alles rächt ſich oder belohnt ſich. Dieſe Unerbittlichkeit hat eine große erzieheriſche Kraft, die den eigentlichen Wert des Schachſpiels ausmacht. Daß es Einfälle weckt, ſchnelles Erfaſſen lehrt und bei allem Kampfeseifer Ruhe und Be⸗ ſonnenheit verlangt, ſind ſeine weiteren Vorzüge. Gut Schach ſpielen können, iſt deshalb auch ein großer Genuß. Ich kenne Jungens, die ſich in ihrer Freizeit und in der Familie faſt ausſchließlich mit Schachſpielen beſchäf⸗ tigen. Sie haben ſich ihre Schachfiguren aus einem Beſen⸗ ſtiel ſelbſt gemacht. Sie ſind von einer einprägſamen Ein⸗ fachheit und unterſcheiden ſich hauptſächlich durch ihre Größenverhältniſſe. Die Bauern ſind zwei Zentimeter hoch, Türme, Läufer und Springer 4 Zentimeter. Dame und König 6 Zentimeter hoch. Dame und Läuſer haben runde Köpfe, Könige und Türme ha⸗ ben ſcharfe Kopfränder, die Springer ſind beiderſeitig nach oben abgeflacht. Durch dieſe kleinen Unterſchiede ſind die Fi⸗ guren deutlich gekennzeichnet. Mit Sandpapier geglättet, mit Bohnerwachs eingerieben und poliert, ſind die Spielfiguren ihres Schachs der Stolz dieſer Jungen. Beide wollen natürlich Schachmeiſter werden und ha⸗ ben ſogar Mutter und Schwe⸗ ſtern mit ihrem Eifer angeſteckt. Das gemeinſame Schachſpiel in Parteien und mit Beratung füllt jetzt oft ihre Familien⸗ abende aus. So iſt es kein Wunder, daß auch erzwungene Muße zum Schachſpiel führt. In den Kriegsgefangenenlagern hat es immer eine große Rolle geſpielt. Natürlich mußte man ſich dort die Spielfigusen auch ſelbſt an⸗ fertigen. Da Meſſer nicht er⸗ laubt waren, wurden ſie mit ſcharfgewetzten Blechlöffeln aus alten Holzleiſten geſchnitzt. Die Figuren ſahen doch ſehr origi⸗ nell aus, ſo einfach auch ihre Herſtellungsmittel waren. Es gibt ja direkte Seltſamkeiten von Schachfiguren. Es gibt Schachfiguren, die kleine Kunſtwerke ſind. Mit ſolchen wird aber auch ſelten geſpielt werden. Daß man auch mit lebendigen Figuren Schach ſpielt bei großen Feſtlichkeiten oder an exotiſchen Fürſtenhöfen, at man öfter erfahren. Da ſind die Figuren entſprechend oſtümiert, und ſie werden auf dem Rieſenſpielfeld, das im Freien abgeſteckt oder mit Steinplatten ausgelegt iſt, von Die Sonntagskleider. Von Toni Vilkens. „., Die Müllers tragen Sonntags und Wochentagz die gleichen Kleider! Ich würde mich ſchämen, ſo herum⸗ zulaufen! 5 Alſo läßt ſich meine reizende, blonde, ondulierte, mani kürte und lackierte Geſchäftskollegin Elli vernehmen, die mit mir im ſelben Stockwerk desſelben Hauſes wohnt und daher aus gleichen Beobachtungen entgegengeſetzte Schlüſe ehen kann. Das ſoll ja aber bei vielen Volksgenoſſen der Fall ſein. Meine Kollegin Elli blättert in ihrem Modeheft, er geht ſich in tiefſinnigen Vermutungen darüber, ob ihr das ſilbergraue Frühlingskoſtüm mit den neuartigen Schuhen aus der Magenhaut eines Nilpferds oder der fabelhaft geſchnittene grüne Mantel mit Sommerpelz und natürlich anderen Schuhen, Pumps, taubfarben, beſſerſtünde; ihte leichtherzige Kritik an Müllers hat ſie längſt vergeſſen, mir aber geht ſie nach. 5 Müllers, ein Ehepaar, deſſen männlicher Teil erſt nach langer Pauſe vor kurzem Arbeit erhalten hat, und ihte zwei netten Mädels von zwölf und vierzehn, ſind mir im⸗ mer durch ihre beſondere Höflichkeit und Sauberkeit auf⸗ gefallen— und durch das freundliche Lächeln, mit dem ſie allen Hausbewohnern begegneten. Allerdings, das fällt mir jetzt in der Erinnerung auf: neue Kleider— Sonn⸗ tagskleider— habe ich an ihnen nicht geſehen, ſie trugen ſich immer ſchlicht und einfach, winters und ſommers. „Aber.. kommt es denn wirklich ſo darauf and Gewiß: es iſt wundervoll, wenn man am Schluß der Woche ſeine Arbeitskleider abtun, und gewiſſermaßen mit neuen Feiertagskleidern einen neuen Menſchen anziehen kann. Wenn der Herr des Hauſes ſtatt ſeines unperſönſi⸗ chen und unſcheinbaren grauen Werktagsanzuges, der ſchon an den Ellbogen glänzt und ſich gemächlich durch⸗ ſcheuert, den guten Dunkelblauen oder Schwarzen— und dazu die ſeidene Krawatte aus dem Schrank nimmt, und die Frau des Hauſes ſtatt der ewigen Röcke Bluſen, Jum⸗ per oder Küchenſchürzen einmal ein hübſches ſeidenes Theaterkleid anzieht.. oder wenn des Sonntags der Arbeiter, der am Sonnabend ſeinen Lohn heimbringt, mit Frau und Kindern feiertäglich gekleidet ins frühlings⸗ friſche Land hinauszieht oder am Abend, fern ſeiner täg⸗ lichen, anſtrengenden Handarbeit, mit Hilfe der„Kraft durch Freude' ins Planetarium oder in einen Spielfilm eht. 5 Dieſe Kleiderpauſe' friſcht auf, macht froh, bringt Mann und Frau und Kindern neues Gefallen aneinan⸗ der. Ein Sonntag in Lumpen iſt ein gar trauriger Feier⸗ tag, und wir alle müſſen denen, die ſich aus eigener Kraft keine guten Kleider ſchaffen können, dazu behilflich ſein. Viel, viel wichtiger aber iſt doch das innere Sonntags⸗ kleid, das Kleid der Seele— und da muß ich wieder an Müllers denken. Ihre Augen ſtrahlen ſo froh, es iſt ein ſolcher Friede, ſolche Glücksbereitſchaft in ihren Geſichtern, ihrer Haltung zu leſen, daß man faſt dieſes Sonntagskleid der Seele' zu ſehen vermeint, auch ohne beſſere Schale! Was aber nützen dem Reichen wie dem Armen, dem großen Geſchäftsmann und ſeiner Frau Gemahlin', dem Heer der Angeſtellten und Arbeiter die allerbezaubernd⸗ ſten Sonntagskleider, wenn ihre Seelen in Lumpen gehen? Wenn ſie die Fetzen des Haſſes, der Gemeinheit, der Geld⸗ gier, des nackten Neides, der Härte und Erbärmlichkeit tragen? Oder auch nur die mageren Zierſtücke der Unka⸗ meradſchaftlichkeit, der Ueberheblichkeit oder Heuchelei? Was nutzt ein Samtkleid, wenn die Frau keift? Was ein Frack, wenn der Mann ein ſelbſtgefälliger Hohlkopf, ein Betrüger iſt und auf Koſten armer, vertrauensſeliger Volksgenoſſen hochſtapelt? .. Das von den Kleidern der Seele hätte ich gern meiner kleinen Kollegin Elli geſagt, aber da juchzte ſie vor Entzücken auf und deutete mit der Spitze ihres zarten, roſigen, wohlgepflegten Nagels auf einen Frühjahrshut; er ſaß ganz auf dem Ohr des Modells und ſtellte für den unbefangenen Zuſchauer einen umgekehrten Deckel dar, auf dem die Großmutter im Rheinland den Pflaumen⸗ eierkuchen zu backen pflegte. Dieſe Reſpektwidrigkeit verkniff ich mir bei Ellis of⸗ fenſichtlicher Begeiſterung. „Den muß ich haben!“ rief ſie.„Koſte es wolle!“ Eh ſie einkaufen geht, will ich ihr aber dieſe Epiſtel gedruckt ſchwarz auf weiß vorſetzen; vielleicht muß er dann nicht ‚koſten was er will, ſondern wird um die Hälfte bil⸗ liger, und die andere Hälfte läßt ſie denen zukommen, die an dem leiden, was in ihren Augen eine große Sünde iſt, was es 5 nämlich: keine Sonntagskleider! Schachſpielen erzieht die Kinder zu Ueberlegung und Selbſtbeherrſchung. Scherz⸗Wauer(Mauritius)— M. den Spielern dirigiert, die ſich auf Hochſitzen befinden. Daß es in Deutſchland ein Dorf gibt, in dem alle Fa⸗ milien, Männer, Frauen und Kinder, die Kinder ſogar in der Schule, Schach ſpielen, verdient noch erwähnt zu werden Das Dorf heißt Strömbeck und liegt bei Magde⸗ burg. Dort geht die Schachbegeiſterung ſo weit, daß viele Einwohner ohne ein Schachſteckbrett und einſteckbare Fi⸗ guren überhaupt nicht mehr ausgehen und jede Gelegen⸗ heit benutzen, einen Gegner aufzutreiben. Wauer⸗Scherz. 4 . 9. ——— 1 1 2 JJ! ³ G ĩ Ä ĩͤ 1—— 1 —.—— Die Roſe von Nmſterdam Roman von Paul Hain. 3⁵ Der Fürſt hatte ſich erhoben und ſtand mit verſchränk⸗ ten Armen vor ihm. „Er wird nicht alles erzählt: haben, mein Lieber. Aber ich bin nicht dumm genug, um nicht auch hinter Eure Worte zu hören. Alſo um die Saskia van Aylenburgh ging es, wenn ich es recht verſtehe. Werd' ſchon noch Genaueres erfahten. And der Rembrandt im Schuldturm — haha! Die Amſterdamer müſſen den Verſtand verloren haben. Ahnen nicht, wen ſie da in ihren Mauern beher⸗ bergen, die Malefizkaufherren! Lächerlich! Den Rem⸗ brandt in den Schuldturm ſtecken wegen ſeiner paar Gul⸗ den Schulden!“ Er blickte Juſtus Vermeulen wütend an. „And Ihr? Mir ſcheint, daß Ihr ſelber gehörig dafür geſorgt habt, daß man das Bild dort nicht gleich bezahlt hat, wie es rechtens und billig war. Herrgott— ſo ein Bild!“ Er hatte es längſt bemerkt. Nun verſank er aufmerk⸗ ſam in die Betrachtung der Gilde. Es nahm faſt die ganze Wandfläche ein. „Ein Meiſterwerk! Da iſt Gekünſteltes drin. Das iſt alles echt, leibhaftig und wahr! Da ſteckt Leben drin! Hat der Rembrandt Augen— beneiden könnte man ihn! Nun, wir werden ja ſehen.“ Er hieb zornig mit der Fauſt durch die Luft. „Ja— und Ihr? Warum dieſe Zerſtörung? He? Kerl, ich könnt Euch auf der Stelle erſchlagen!“ Seine Züge wurden voll Ingrimm. „Steh! Er auf!“ Vermeulen gehorchte. „Unten ſteht noch meine Reiſekutſche. Wir werden zum Bürgermeiſter fahren. Ha, das hat Er wohl nicht vermu⸗ tet, daß gerade ich Ihn in ſeiner nichtswürdigen Arbeit ſtören würde.“ Vermeulen reckte ſich ſchwerfällig. Er wußte, ſein Schickſal war beſiegelt. Der Zufall war mächtiger geweſen als er; der Zufall, den die Menſchen wohl auch Fügung, Schickſal oder Gottes Willen nennen mochten. Mit matten Schritten folgte er dem Fürſten. * Eine halbe Stunde ſpäter erlebte Seine Magnifizenz, der Bürgermeiſter ten Zerkaulen, einen gelinden Schrecken. Man hatte ihm, der ſich gerade in ſeinem Arbeitszim⸗ mer befand, einen Beſucher gemeldet, der ihn dringend zu ſprechen wünſche. Aergerlich war er aufgeſtanden. „Dringend zu ſprechen? Keine Spur! Wie heißt das Subjekt? Ich habe niemanden beſtellt.“ Die Beſchließerin trollte ſich, um den Beſucher nach ſei⸗ nem Namen zu fragen. Sie kam mit dem Beſcheid zurück: „Der Herr ſagt, er heiße Hans Friedrich.“ Ten Zerkaulen hob den Kopf von den Akten, in denen er arbeitete. „Zum Henker, wer iſt Hans Friedrich? Wohl ein Der Kerl ſoll ſich zum Teufel fahrender Trödler, wie? ſcheren! Beſtell' Sie ihm das, aber ſchnell!“ „Leider nicht mehr nötig,“ ſagte da eine Stimme, und eine hohe Geſtalt ſtand auf der Schwelle und lächelte freundlich.„Ich habe das bereits ſelber gehört, aber kei⸗ neswegs die Abſicht, mich zum Teufel zu ſcheren, dieweil ich Seine Magnifizenz wirklich dringend zu ſprechen habe.“ „Gott im Himmel—!“ Ten Zerkaulen war von ſeinem Stuhl geſprungen. Die Beſchließerin verließ fluchtartig das Zimmer. „Fürſtliche Hoheit—“ „Na alſo erkennt Er mich doch wenigſtens!“ Der Bürgermeiſter verneigte ſich tief und verwirrt. Der Schreck war ihm gehörig in die Glieder gefahren. „Hoheit ſehen mich gänzlich überraſcht—!“ „Allerdings, das ſehe ich. Aber ich hoffe, daß ſich das bald geben wird,“ lachte Hans Friedrich gutgelaunt und ſtreckte ten Zerkaulen die Hand hin. „Hoheit kommen unangemeldet?“ „Pah— ten Zerkaulen, Ihr kennt mich doch? Nur keine Feſtereien! Und in dieſem Falle war es gut, daß ich ſo völlig überraſchend kam. Jawohl, ſehr gut ſogar! Alſo bewahr' Er nur ſeine Faſſung. Draußen hab' ich einen Häftling warten. Wollt Ihr dafür Sorge tragen, daß er ſofort ins Gefängnis gebracht wird. Es iſt der junge Vermeulen!“ Dem Bürgermeiſter verſchlug es die Stimme. „Juſtus Vermeulen?“ fragte er heiſer.„Das iſt doch nicht möglich?“ „Was iſt hier in Amſterdam nicht möglich, Bürger⸗ meiſter? Ich traf ihn in Rembrandts Atelier, wie er ge⸗ rade dabei war, des Malers Bilder zu zerſchneiden. Wie ein Wahnſinniger hieb er auf die Leinwand ein. Eine Beſtie! Bitte, ſchickt ſofort zur Stadtſoldatei— ich wün⸗ ſche es! Mit aller Strenge ſoll ihm der Prozeß gemacht werden. Es ſoll nicht heißen, daß in dem freien Amſter⸗ dam Rechtloſigkeit und ſchlechte Sitte herrſchten!“ Aber der Fürſt drängte: Ten Zerkaulen war ſtarr vor Ueberraſchung. „Geht nur und veranlaßt das! Laßt zur Stadtwache ſchicken. Alsdann werden wir uns unterhalten.“ Es blieb dem Bürgermeiſter nicht gut etwas anderes übrig, als dieſem Wunſche, der ein Befehl war, Folge zu leiſten. Eine Weile ſpäter ſaß er dann dem Fürſten ge⸗ genüber, der ihm in verhaltenem Zorn von der ſchändlichen Rachetat des jungen Vermeulen erzählte. 5 „Ich wünſche,“ ſo ſchloß er,„daß mit ihm ſtreng ins Gericht gegangen wird. Solche nichtswürdigen Buben ge⸗ reichen der Stadt Amſterdam nicht zur Ehre. Und nun, Herr Bürgermeiſter, etwas anderes. Wollt Ihr mir be⸗ tichten, was es mit dieſer ganzen Affäre mit Rembrandt und der Jungfer Saskia van Uylenburgh auf ſich hat. Ich entſinne mich doch, daß man ſie die„Roſe von Amſter⸗ am“ nannte, weil das ehrſame Jüngferlein ſchöner als alle Mitſchweſtern der freien Stadt ſein ſollte. And wahr⸗ haftig, ich habe ſte im Gedächtnis als ein gar liebreizen⸗ es und anmutiges Geſchöpf, das Gott in einer guten nichts Geſtelltes und Laune geſchaffen haben muß. Ich kann mir nicht vorſtellen, daß ſie wider die Sitte 7 8 haben ſollte. And der Rembrandt— nun, ich habe ihn immer für einen Ehren⸗ mann gehalten.“ Ten Zerkaulen nickte ergeben. „So ſprecht alſo ungeſchminkt, Herr Bürgermeiſter, frei on der Leber weg! Was iſt hier vorgegangen? möchte Euch vorerſt noch ſagen, daß ich gerade des Nem⸗ brandts wegen nach Amſterdam zurückgekommen bin. Der Bürgermeiſter blickte den Fürſten offen und feſt an. „Hoheit, Ihr habt vollkommen recht, wenn Ihr meint, daß die Saskia van Uylenburgh ein ehrſames Menſchen⸗ kind und keiner Handlung wider die guten Sitten fähig iſt. Und auch der Rembrandt iſt gewiß kein ſchlechter Kerl.“ „Na alſo!“ Mich dünkt, daß ſie einfach böſe in die Patſche geraten ſind, wie es jedem rechtſchaffenem Menſchen wohl mal ge⸗ ſchehen kann.“ „Pah— geht nicht um den Brei herum, Magnifizenz! Der Mijnheer van Uylenburgh iſt ein Dickkopf, ich kenne ihn! Sollte er nicht etwa gehörig ſchuld haben an der ganzen Geſchichte? Er und die Vermeulens? Reinen Wein, Bürgermeiſter! Die Saskia ſoll auf den Tod dar⸗ niederliegen?“ Ten Zerkaulen atmete ſchwer. „So iſt es, Fürſtliche Hoheit! Das Ganze iſt eine tra⸗ giſche Liebesaffäre, da nützt am Ende kein Drumherum⸗ reden. Und mein lieber Freund van Uylenburgh iſt ge⸗ wiß mit ſeiner Starrköpfigkeit nicht ohne Schuld daran, daß ſeine Tochter nun ſo hoffnungslos krank liegt und der Rembrandt im Schuldturm ſteckt. Ich will Euch erzählen, Hoheit, ſoviel ich von der ganzen Sache weiß und was ich mir ſelbſt zuſammengereimt habe. Ihr wünſchet es.“ * „Ohne Umſchweife, Bürgermeiſter.“ Ten Zerkaulen berichtete. Aufmerkſam lauſchte Hans Friedrich von Oranien. Ab und zu ſchüttelte er unwillig den Kopf oder zog drohend die dichten Augenbrauen zu⸗ ſammen ſtieß auch wohl einen ärgerlichen Zwiſchenruf aus. Als Zerkaulen geendet hatte, brach es grimmig aus des Fürſten Munde: „Schafsköpfe— die hochwohllöblichen Ratsherren von Amſterdam! Der Rembrandt hat natürlich recht: die Leute haben keine Ahnung von der Größe ſeiner Kunſt. Und es war nicht die Art korrekter Kaufherren, dem armen Rembrandt einfach ſeine ehrlich verdienten Gulden vorzu⸗ enthalten. Ich verſtehe ſeinen Zorn ſehr gut. Künſtler ſind Menſchen, anders zu bewerten und zu behandeln als Krämer, Bürger und Bauern. Ueber die Vermeulens kein Wort! In Dingen der Liebe werden die Menſchen ent⸗ weder zu Engeln oder zu Beſtien. Das iſt eine alte Ge⸗ ſchichte. Der Juſtus Vermeulen wird ſeiner Strafe nicht entgehen. Aber damit rettet man ja nicht die Saskia van Uylenburgh.“ Des Fürſten Geſicht verfinſterte ſich. Der Bürgermeiſter ſagte behutſam: „Der Magiſter Solbakken, den ich heute zufällig ſprach, meinte, es gäbe vielleicht noch eine Möglichkeit, die Jung⸗ fer Saskia den Krallen des drohenden Todes zu entreißen. Eine einzige, vage Möglichkeit——“ „Und die wäre?“ Der Fürſt ſah ihn durchdringend an. „Saskia ruft nach Rembrandt in den ſteten Gluten des Fiebers— ſo hörte ich.“ a „Den habt ihr ja feſtgeſetzt,“ ſtieß Hans Friedrich hef⸗ tig hervor.„Aber nein.“ Ten Zerkaulen fuhr fort: „Van Uylenburgh hat den Doktor ausgelacht, als er von dieſer Möglichkeit ſprach.“ Bluſen für jede Gelegenheit! Die Bluſe erfreut ſich immer größerer Beliebtheit; man trägt ſie von morgens bis abends, in allen Variationen. Die wollene Tagesbluſe mit einem paſſenden Rock erſetzt oft ein Kleid. Hübſche Streifen und Karomuſter ſorgen für eine lebhafte Note. Als Ergänzung für das Koſtüm wählt man eine helle Kunſtſeidenbluſe in ſportlicher Form. Den Aufputz bilden hierbei Bieſen und geplättete Fältchen, die apart angeordnet werden. Den Abſchluß ſtellt eine kleine Schleife in der Farbe des Koſtüms dar. Für den Nach⸗ mittag und Abend iſt die Bluſe ſehr elegant und weich in der Linie. Die Aermel ſind kurz und weit gezogen. Als Ma⸗ terial dienen alle einfarbigen und ge⸗ muſterten Seiden⸗ ſtoffe in allen kleid⸗ ſamen Farbſtellun⸗ gen. Das Schößchen iſt kurz oder lang, dem eigenen Ge⸗ ſchmackentſprechend. Zetchnung Pstlle M f i Fig. 1 iſt eine geſtreifte Wollbluſe, die zu einem Kleiderrock getragen wird. Sehr hübſch iſt die Streifen⸗ anordnung, die ſich auch für ſtärkere Damen eignet. Rechts daneben iſt eine Bluſe für das Koſtüm aus gepunkter Kunſt⸗ ſeide Die ſpitzgeſchnittene Paſſe iſt mit Bieſen verziert. Den Abſchluß bildet eine Ripsſchleife. Die Bluſe links darunter kann man ſowohl für ein elegantes Koſtüm als auch zu einem Kleiderrock tragen. Sie iſt aus mattlila Kunſtſeide. Sehr reizvoll ſind die ſchmalen pliſſierten Teile, die von der geknöpften Leiſte ausgehen. Der Aermel iſt oben gezogen und hat unten eine geteilte Manſchette. Rechts daneben iſt eine Bluſe aus buntkariertem Wollſtoff in Weſtenform. Als Garnitur hat ſie einen Schal in der Grundfarbe des Stoffes, der mit zwei Knöpfen aufgeknöpft wird. Die Aermel ſind halblang und gezogen. Ganz rechts im Bilde zeigen wir eine gute Abendbluſe aus zartfarbenem Taft. Sehr weich und graziös iſt der Aus⸗ ſchnitt verarbeitet. Er iſt weich gezogen bis zu der ift geſchnittenen Leiſte, die mit kleinen Knöpfchen verziert iſt Die Aermel ſind kurz und bauſchia. + Der Fürſt ſprang erregt vom Stuhl auf. „Der Narr! Kaufherrenſtolz iſt gut. Ich lobe mir die niederländiſchen Kaufherren, die ſich ihrer Würde und ihres Wertes bewußt ſind. Aber der Stolz darf nicht zu närriſcher und gefährlicher Eitelkeit ausarten. Dann wird aus Sinn Unſinn und der ehrſame Kaufmann zum Spott der Gerechten. Bürgermeiſter, man muß alles verſuchen, um die Jungfer Saskia zu retten, wenn irgendeine ferne Möglichkeit dazu vorhanden iſt.“ „Mir ſcheint, ich kam vielleicht noch im rechten Augen⸗ blick, um eine verfahrene Sache ins rechte Gleis zu brin⸗ gen. Gott gebe, daß es noch nicht zu ſpät iſt!“ Ten Zerkaulen zupfte und zog vor Aufregung, wie es ſeine Art war, an den Enden ſeines Schnuürrbarts, daß ſich die Haare förmlich ſträubten. „Was wollt Ihr tun, Hoheit?“ Der Fürſt ging einige Schritte auf und ab. Hier gab es nicht viel Zeit zu verlieren, das merkte er nur zu gut. Es tat auch not, daß mal ein friſcher, kräftiger Windzug durch Amſterdam wehte, man ſchien hier ein bißchen lang⸗ ſam geworden zu ſein. Die Perücken ſchienen Staub an⸗ geſetzt zu haben! Breitbeinig ſtellte er ſich vor ten Zerkaulen auf. Den Degen vor ſich aufgeſtemmt. So blinzelte er den Bürgermeiſter an. Ernſt und den⸗ noch ein bißchen jungenhaft. Seine hellen, ſtrahlenden Augen bohrten ſich in den Blick des andern. „Magnifizenz, wollt Ihr mich begleiten?“ Das nennt man einen Befehl, dachte ten Zerkaulen er⸗ geben, natürlich muß ich ihn begleiten. Er neigte ein wenig den Kopf. Er konnte ſich einer ſtummen Bewunderung der zielbewußten und gütigen Art des Fürſtſtatthalters nicht erwehren. „Hoheit wiſſen, ich bin Euer ergebener Diener. Wollet mir ſagen, wohin ich Euch begleiten ſoll!“ „Erratet Ihr's noch nicht?“ Der Fürſt ſtreckte die ſchlanke, wohlgebaute Geſtalt. Ein feines Lächeln glitt über ſein Geſicht und erhellte es auf eine knabenhafte und wunderbare Weiſe. Der Bürgermeiſter ſah unſicher drein. „Ich weiß nicht, Hoheit.“ Jener lachte kurz auf. „In den Schuldturm, Magnifizenz! Juſt in den Schuld⸗ turm! Ich habe mit meinem jungen Freund Rembrandt zu ſprechen. Es dürfte höchſte Zeit dazu ſein. Wollet Ihr deſſen Zeuge ſein, Herr Bürgermeiſter?“ Ten Zerkaulen erblaßte ein wenig. „In den Schuldturm?“ ſtotterte er. „Glaubt Ihr etwa, das ſei kein Ort, den ein Fürſt Oranien betreten dürfe? Haha, ich habe ſchon lange daran gedacht, einmal in Amſterdam nach dem Rechten zu ſehen.“ Ein heller Schimmer ging über des Bürgermeiſters Ge⸗ ſicht. War doch ein toller Menſch, Seine fürſtliche Hoheit! Immer ſchnell und ſicher in ſeinen Entſchlüſſen! Und um den Rembrandt— zum Teufel— um den konnte es einem auch ſchon leid tun. Der hatte dieſe Schmach nicht verdient, in dieſem Gemäuer da hauſen zu müſſen. Aber er ſelber hatte ja nicht die Macht gehabt, ihn daraus zu erlöſen, ſolange das hochnotpeinliche Ver⸗ fahren gegen ihn ſchwebte. Es mußte erſt ein Mächtigerer kommen. Nun, da ging er natürlich mit. Gerne ging er mit! Und nun entfaltete ſich auch über ſeine ernſten Züge ein Lächeln und wurde zu einem feinen Lachen. „Hoheit wiſſen immer genau, was in beſonderen Si⸗ tuationen zu tun iſt.“ „Sagen wir lieber, Magnifizenz: Man kann es ſich als fürſtliche Hoheit in beſonderen Situationen leiſten, menſch⸗ licher und gerechter zu ſein, als es das Geſetz iſt. And nun kommt!“ Sie verließen das Haus des Bürgermeiſters. Schon hatten ſich neugierige Gaffer in Mengen vor dem Hauſe eingefunden, die Nachricht von der Ankunft des Fürſten in der Stadt war bereits durchgeſickert. Es gab lautes, freudiges Geſchrei, als ſie des hohen Gaſtes anſichtig wur⸗ den. Der dankte heiter und beugte ſich dann zum Ohr des Bürgermeiſters, als ſie im Wagen ſaßen: „Ob die alle ſo vergnügt ſchreien würden, wenn ſie wüßten, wohin wir jetzt fahren werden?“ Er kniff verſchmitzt ein Auge zu. Lachend antwortete ten Zerkaulen: „Die Amſterdamer ſind nicht ſchlimmer und beſſer als die meiſten anderen Menſchen. Sie ſchreien, wenn jemand was ausgefreſſen hat, und ſie freuen ſich, wenn es nachher doch nicht ſo ſchlimm war. And ſie werden nachher ſagen: Es war doch alles gar nicht ſo böſe gemeint!“ Die alte Linde auf der Reichsautobahn. In der Erkenntnis, daß das Fahren auf einer ſchnur⸗ geraden Straße auf die Dauer ermüdend erwirkt, und eine Straße die Landſchaft nicht zerſtören, ſondern ihr organiſch eingegliedert ſein ſoll, hat man bei der Anlage der Reichs⸗ autobahnen auch die Landſchaftsarchitekten zur Mitarbeit herangezogen. Ein charakteriſtiſches Beiſpiel für dieſe Be⸗ ſtrebungen findet man an der Reichsautobahn Berlin— Stettin, etwa 10 km vor ihrem nördlichen Endpunkt. Kurz hinter der Anſchlußſtelle Storkow ziehen ſich die beiden Fahrbahnen weit auseinander, weil auf dem grünen Mit⸗ telſtreifen, der hier eine Breite von 25 m hat, eine uralte mächtige Linde ſteht. Obwohl ſie mitten im Wege ſtand, iſt ſie nicht der Autobahn zum Opfer gefallen. Sie blieb als Naturdenkmal erhalten. 5*** Iriſche Angereimtheiten Als noch nicht die großen Luxusdampfer nach Amerika führen, war die Seefahrt bei Sturm eine höchſt unan⸗ genehme Angelegenheit. Die Schiffe hatten immerhin ſchon eine Menge Treppen und Luken, Ecken und Gänge, in denen und durch die ſich die Reiſegeſellſchaft bewegen mußte. Bei heftigem Sturm gab es deshalb ein Geſchleu⸗ der und Gebumſe, das viele Arm⸗ und Beinbrüche zur Pere hatte. Bei einem ſolchen Sturm kam auf einem Perſonendampfer auch eine Kuh in Lebensgefahr. Durch das Schleudern und Schlingern des Schiffes war ihr Frachtraum aus den Fugen geraten, und es war nur eine Frage der Zeit und der nächſten Bugwellen, daß ſie end⸗ gültig über Bord geſpült wurde. Alles rief nach Hilfe für die Kuh. Da rannte ein Matroſe mit einem Küchen⸗ meſſer die Treppe hinauf. Es war ein Irländer.„Was iſt los, Jack?“ rief ihm ein Paſſagier zu.—„Ich will die Kuh ſchlachten, um ihr Leben zu retten!“ antwortete er echt iriſch ungereimt und richtig dabei. Die Kuh lebt, um geſchlachtet zu werden. Eine vom Sturm über Bord ge⸗ ſpülte Kuh hat ihr Lebensziel verfehlt.— Oder etwa nicht? Kr. Kr. Sperrt und Spiel Handball der Gauklaſſe. To. Ettlingen— Tv. 98 Seckenheim Nachdem nun eine kleine Erholung in dem Spiel⸗ plan der Gauklaſſe auf Grund der Winterhilfsſpiele an⸗ geſetzt war, geht am morgigen Sonntag der Kampf um die Punkte weiter. So müſſen die Hieſigen in das Albtal fahren und dort ihr Können mit den Ettlingern meſſen. Zu gleicher Zeit können wir aber die erfreuliche Mitteilung machen, daß die uns durch Einberufung zur Wehrmacht fehlenden Spieler Merdes und Schmitt, nach⸗ dem ſie Sporturlaub erhalten haben, in der Mannſchaft Aufſtellung gefunden haben. So wird man erſtmalig wieder in kompletter Aufſtellung das wichtige Spiel be⸗ ſtreiten können. Hoffen wir, daß es den Hieſigen gelingt, die zwei ſo wichtigen Punkte für ſich verbuchen zu können. Die zweite und Jugendmannſchaft tragen Freundſchafts⸗ ſpiele in Brühl aus. Handball der Kreisklaſſe. Am morgigen Sonntag hat der Tbd.„Jahn“ wieder ein Heimſpiel und als Gegner den Neuling Stadtſport⸗ verein Mannheim. Da die Stärke des Gegners nicht bekannt iſt, müſſen die Einheimiſchen auf der Hut ſein, um nicht eine Ueberraſchung zu erleben. Die gute Poſition, die ſich die Turnerbündler bis jetzt geſchaffen haben, werden ſie ſicher auch weiterhin behaupten wollen, ſodaß man auf einen Kampf mit vollem Einſatz rechnen kann. Die Platzmannſchaft ſpielt in derzeit beſter Beſetzung und kann man dazu volles Vertrauen haben.— Die 2. Mannſchaft empfängt dieſe vom Poſtſportverein, wäh⸗ rend die Jugendmannſchaft ſpielfrei iſt. Fußball. Großkampf in Ilvesheim. In Ilvesheim ſteigt morgen der Großkampf zwiſchen dem derzeitigen Tabellenführer Alemannia Ildesheim und einem weiteren ernſthaften Meiſterſchaftsanwärter, Phönix Mannheim. Ilvesheim, das durch ſeinen bisherigen Siegeszug in der Bezirksklaſſe überall aufhorchen ließ, liegt ſo günſtig im Renmen, daß es ſelbſt im Falle eines Phönir⸗Sieges den erſten Platz in der Tabelle behält, da Phönix einen Verluſttreffer mehr aufweiſt. Der Kampf hat aber trotzdem größte Bedeutung und erweckt allſeits größtes Intereſſe. Rein gefühlsmäßig muſz man auf Grund des Platzvorteils den Alemannen die größeren Siegeschancen zuſprechen; jedoch gerade bei Ilvesheim hat man ſchon ſo oft die Erfahrung machen können, daß Heimſpiele erſt nach härteſtem Kampf und größtem Einſatz gewonnen wurden, wogegen Spiele auf fremdem Boden ſich leichter ſiegreich unter Dach und Fach gebracht werden konnten. Phönix Mannheim geht alſo gar ncht ohne Ausſichten in den Kampf, wenn auch durch ver⸗ ſchiedene Spielerſperren und die notwendig gewordenen Erſatzeinſtellungen die Mannſchaft wohl die in den letzten Spielen bewieſene Schlagkraft nicht ganz erreichen wird. Auf jeden Fall darf man einen großen Kampf auf dem Sportplatz am Neckardamm erwarten und alle Zuſchauer und Sportfreunde werden, wenn der Wettergott einiger⸗ maßen gut will, beſtimmt auf ihre Rechnung kommen. Fußball⸗Länderſpiel Deutſchland— Italien im Rundfunk Berlin, 14. Nov. Der Deutſche Rundfunk überträgt am kommenden Sonntag den ganzen Verlauf des Fußball⸗Län⸗ dreſpieles Deutſchland— Italien. Rund funk⸗Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſch. Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 15. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Kath. Morgenfeier; 9.30 Orgelklänge aus dem Barock; 10 Morgenfeier der H J.; 10.30 Sendepause; 11.55 Schaltpauſe; 12 Langemarck⸗Feier; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Unterhaltungskonzert; dazwiſchen: Funkbericht von der erſten und zweiten Halbzeit des Fußball⸗Länderkampfes Deutſchland— Italien; 16 Sonn⸗ tagnachmittag aus Saarbrücken; 19 Turnen und Sport— haben das Wort; 19.20 Vorſpruch zur Oper„Der fliegende Holländer“; 19.30„Der fliegende Holländer“, Oper von Richard Wagner; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Tanz⸗ und Unterhaltungsmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 16. November: 9.30 Die Frau in der ausländiſchen Sippenkunde, Ge⸗ präch, 10 Ueber Stock und Stein, Hörbilder aus dem Leben der Pferde, 10.30 Sendepauſe; 11.15 Für dich, Bauer; 15.30 Badiſche Dichter; 17.30 Kleine Stücke für Gitarre und Klavier; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19.45 Echo aus Baden; 20.10 Sommer in. Schallplat⸗ ten 21.10 Spiel um Konſtanze, aus Mozarts glücklichen Tagen; 22.30 Sechs Lieder; 22.45 Nachtmuſik. Dienstag, 17. November: 9.30 Sendepause; 10 Alfred Wegeners letzte Fahrt, Hörbilder; 10.30 Engliſch; 11 Sendepauſe; 15.15 Von Blu⸗ men und Tieren; 17.40 Von einem Wiederſehen mit Mpern und dem Kemmel; 18 Märſche berühmter Komponiſten; 18.30 Unter der Zeitfunklupe: Hausmuſik; 18.45 Hausmuſik; 19.45 Unſer Werkſchaffen auf den Spuren der Volkskunſt, Vor⸗ bericht; 20.10 Das Saxophon, zu ſeinem 95. Geburtstag; 20.45 Buntes Konzert mit Werken von P. J. Tſchaikowſky; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau; 22.40 Unterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 18. November(Buß⸗ und Bettag): 6 Frühkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evang. Morgenfeier; 9.0 Sendepaule; 10.30 Muſikaliſche Feierſtunde; 11.30 Chor⸗ Auswärtiger Sport. Das Sportprogramm des nächſten Wochenendes läßt wieder keinen Wunſch offen. Die Anhänger des Fußball⸗ ports erleben den ſechſten Länderkampf zwiſchen Deutſchland und Italien im Berliner Olympia⸗Stadion, im Hockey wer⸗ den die Eichenſchildſpiele der Frauen mit der Zwiſchenrunde fortgeſetzt, die Rugbyſpieler tragen in Hilverſum einen Län⸗ derkampf gegen Holland aus und im Waſſerball beginnt die Deutſche Meiſterſchaft mit den erſten Gruppenſpielen in Stuttgark. Fußball Soweit die deutſchen Gaue nicht Spieler an die Länder⸗ mannſchaft abſtellen brauchen, werden im Fußball die Mei⸗ ſterſchaftsſpiele fortgeſetzt. Das ſüddeutſ ch e Meiſter⸗ ſchaftsprogramm iſt diesmal klein, da der Gau Südweſt ſeine Spiele infolge des großen Intereſſes für Berlin ganz ausfallen ließ und der Gau Württemberg ein Repräſen⸗ tativſpiel gegen Elſaß beſtreitet. So ſpielen am Sonntag nur: Gau Baden: S Waldhof.— Karlsruher FV, Vſe Neckarau— F 04 Raſtatt, Germania Brötzingen— VfR Mannheim, VfB Mühlburg— Freiburger Fe. Gau Württemberg: 1. SSV Ulm— VfB Stutl⸗ gart. Gau Bayern: 1860 München— ASV Nürnberg, 1. Fé Nürnberg— VfB Koburg, Fc 05 Schweinfurt— VfB Ingolſtadt⸗Ringſee, BC Augsburg— Sp⸗Vgg Fürth. In der Stuttgarter Adolf⸗Hitler⸗Kampfbahn fin⸗ det am Sonntag der Repräſentatipkampf zwiſchen Würt⸗ temberg und Elſaß ſtatt. Die Elſäſſer haben eine recht ſtarke Mannſchaft aufgeſtellt, deren Sturm von dem derzeitigen franzöſiſchen Rekordtorſchützen und früheren Mittelſtürmer der deutſchen Nationalelf, Oskar Rohr, ge⸗ führt wird. Natürlich hat auch Württemberg das Beſte auf⸗ geboten, die Siegesausſichten ſind aber dennoch gering.— Das wichtigſte Ereignis Fußball⸗Deutſchlands iſt ohne Zweifel der 6. Länderkampf Deutſchland Italien im Berliner Olympia⸗Stadion. Das Intereſſe des Publikums war für einen auf deutſchem Boden ſtattgefundenen Län⸗ derkampf noch nie ſo groß wie für dieſes Spiel. Rund 200 000 Kartenforderungen lagen vor, leider konnten nur rund 100 000 Wünſche erfüllt werden. In den bisher mit dem Fußoallweltmeiſter und Olympiaſieger ausgetragenen fünf Länderkämpfen konnte Deutſchland nur einmal ſiegen, und zwar 1929 in Turin 2:1. Das Berliner Zuſammentref⸗ fen wird für unſere Vertreter Jakob; Münzenberg— Mun⸗ kert, Janes— Goldbrunner— Kitzinger; Elbern— Gel⸗ leſch— Siffling— Szepan— Urban nach dem ſchönen Glasgower Spiel gegen Schottland ein erneuter Prüfſtein für das Können ſein. Im Handball gibt es in den ſüddeutſchen Gauen wieder eine Reihe ſpan⸗ nender Spiele. Im Gau Südweſt kommt dem Darmſtädter Lokalkampf SV 98— Me erhöhte Bedeutung zu, weiter⸗ hin intereſſieren TSV Herrnsheim— TV Haßloch und FSV Frankfurt— Pfalz Ludwigshafen. Die wichtigſten Spiele in den anderen Gauen ſind: Tgd Ketſch— SW Wald⸗ hof(Baden), Tbd Göppingen— TW Altenſtadt(in Würt⸗ temberg) und TV Erlangen— Poſt München(in Bayern). Im Rugby ſtehen ſich am Sonntag zum vierten Male in Hilverſum die Auswahlmannſchaften von Holland und Deutſchland im Län⸗ derkampf gegenüber. Wie in früheren Jahren, ſo ſchickt das Fachamt Rugby auch dieſes Mal eine zweite Garnitur zu den Holländern. In erſter Linie wird den talentierten Nach⸗ wuchsſpielern Gelegenheit geboten, die erſten Lorbeeren in einem internationalen Spiel zu erringen. Im Hockey beanſpruchen die Zwiſchenrundenſpiele um den Eichenſchild der Frauen das meiſte Intereſſe. Als Vertreter Süddeutſch⸗ lands gehen noch drei Mannſchaften in den Kampf, von denen beſtimmt zwei ausſcheiden werden. Das bringt ein⸗ mal ſchon die Tatſache mit ſich, daß in Nürnberg zwei ſüd⸗ deutſche Mannſchaften gegeneinander ſpielen, und zum an⸗ dern iſt kaum zu erwarten, daß die hervorragenden Berli, nerinnen durch die Gaugruppe Heſſen⸗Südweſt ausgeſchaltet werden können. Der Schwimmſpork hat ſein Hauptereignis im Stuttgartlee Gru ppen⸗ turnier um die Deutſche Meiſterſchaft im Waſſerball, die damit eingeleitet wird. Drei Mannſchaften ſind an den er. ſten Spielen beteiligt, Duisburg 98, Schwaben Stuttgark und TSG Darmſtadt. In Würzburg wird ein neues Hallen⸗ bad mit einer national hervorragend beſetzten Veranſtaltung eingeweiht.. Im Boxen gibt es in Frankfurt a. M. wieder eine Berufsveranſtaltun in deren Mittelpunkt der Kampf Adolf Heuſers mit dem amerikaniſchen Halbſchwergewichtler Gene Stanley ſteht Weiterhin trifft Ex⸗Meiſter Vinzenz Hower(Köln) im Schwergewicht auf den Italiener Maeſtrangelo.— Drei deutſche Amateure, Arenz, Knoth und Moſer, weilen über das Wochenende in Oslo, wo ſie ſich an einem inter natfong⸗ len Turnier beteiligen. Im Ringen iſt das erneute Zuſammentreffen von Kurt Hornff⸗ ſcher mit dem Olympiaſieger Paluſalu(Eſtland) im Nürnberger Apollo-Theater. Die Mannſchaftskämpfe werden in Württemberg und Baden fortgeſetzt. Jeder gibt zur Pfundſammlung des WSW. geſang; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungs⸗ ſchlacht; 14 Ihr Leben— unſer Ziel, Mädels erzählen von großen Menſchen; 14.30 Aus Laden und Werkſtatt; 14.45 Schallplattenkonzert; 15.30 Unbekanntes aus Schwaben; 16 Muſik am Nachmittag; 18 Orgelmuſik; 18.30 Die Liebe höret nimmer auf, ein Spiel von Leben und Tod; 19.15 Kammermuſik; 20 Lieder der Völker; 20.45 Schubert⸗Zyklus: Reiſchsſender Frankfurt. Sonntag, 15. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Morgenmuſik; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Und Gott ſchweigt?; 10 Chor⸗ geſang; 10.45 Umſchaltpauſe; 11 Langemarckfeier; 12 Muſik am Mittag; 14 Anterhaltungskonzert; dazwiſchen: Funkbe⸗ richte von der erſten und zweiten Halbzeit des Fußball⸗ Länderkampfes Deutſchland— Italien; 16 Sonntagsnach⸗ mittag von Saarbrücken; 18 Deutſchland, heiliges Wort; 18.30.„„ und nun ein Tänzchen; 19 Lieder; 19.50 Sport; 20 Geſchichten aus dem Wiener Wald, hiſtoriſches Funkbild im Dreivierteltakt; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.30 Unterhaltungskonzert; 24 Nachtmuſik. Montag, 16. November: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Kinder⸗ funk; 15.45 Unterhaltungskonzert; 16.45 Südweſtdeutſche Er⸗ zähler; 17 Klaviermuſik; 17.30 Eine Viertelſtunde in der Seilſchwebebahn; anſchl.: Im Hebelſtübli; 18 Fröhlicher All⸗ kag, buntes Konzert; 19 Sie kamen vom Bauernhof, Funk⸗ bild: 20.10 Geplänkel um Spichern, Bilderbogen aus den Sommertagen anno 70; 22.30 Nachtmuſik. Dienstag, 17. November: 9.30 Zum Tag der deutſchen Hausmuſik; 11.30 Land⸗ funk; 11.45 Zum Tag der deutſchen Hausmuſik; 15.15 Das deutſche Lied; 17 Jugendliche Muſikanken ſpielen, Tanzweiſen aus drei Jahrhunderten; 17.30 Bei der Lampe trautem Schimmer... 17.50 Nebel Plauderei; 18 Unter⸗ haltungskonzert; 19 Heſſen⸗Naſſau unter ſich; 19.30 Kampf dem Verderb; 20.10 Großes Orcheſterkonzert; 22.30 Be⸗ rühmte Stimmen auf ſeltenen Schallplatten; 23 Anterhal⸗ tungs⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 18. November(Buß⸗ und Bettag): 6 Frühkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelchoräle; 9 Ev. Morgenfeier; 9.45 Befennkniſſe der Zeit; 10 Konzert; 10.30 Ehorgeſang: 11.15 Von der Ewigkeit in dir, Funkfolge; 12 Mittagskonzert; 14 Kinderfunk; 14.30 Abſeits der gro⸗ ßen Rennen, beſinnlicher Funkbericht aus der Eifel; 15 Nach⸗ mittagskonzert; 15.45 Der Menſch, Funkfolge; 16 Nachmit⸗ tagskonzert; 18 Beſinnung und Einkehr, Funkfolge; 18.30 De Profundis; 19.30 Stille Einkehr: 20 Konzert: 22. Zeit. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 14. November, 20 Uhr: Miete B 8 und 2. Sondermiete B 4, ferner für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 327 bis 329: Spatzen in Gottes Hand, Luſtſpiel von Edgar Kahn und Ludwig Bender. Sonntag, 15. November, 14.30 Uhr: Nachmittagsvorſtel⸗ lung für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 119, 201 bis 203, 221 bis 229, 291, 301 bis 309, 359, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 601 bis 730, Gruppe E freiw. Nr. 1 bis 500: Lauf ins Glück, Operette von Fred Raymond.— 20 Uhr: Miete G 7 und 1. Son⸗ dermiete G 4, ferner für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim Abt. 181 bis 184: Tosca, Oper von G. Puccini. Montag, 16. November, 20 Uhr: Miete E 7 und 1. Son⸗ dermiete E 4: Die Dorothee, Operette von Her⸗ mann Hermecke, Muſik von A. Vetterling. Dienstag, 17. November, 19 Uhr: Für die NS⸗Kultur⸗ gemeinde Ludwigshafen Abt. 46 bis 49, 101 bis 105, 111 bis 112, 401 bis 404, 416 bis 418, 432 bis 434, 438, 491 bis 492, Gruppe B, Gruppe F Nr. 815 bis 817: Lohengrin, von Richard Wagner. Mittwoch, 18. November, 20 Uhr: Miete M g und 2. Sondermiete M 4, ferner für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 121 bis 123: Richelieu. Schauspiel von Paul Joſeph Eremers. Donnerstag, 19. November, 20 Uhr: Miete D 8 und 2. Sondermiete D 4, ferner für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 259, 330 bis 332: Spaßen in Gottes Hand. Luſtſpiel von Edgar Kahn und Lud⸗ wig Bender. Freitag, 20. November, 19 Uhr: Miete F 7 und 1. Son⸗ dermiete F 4: Lohengrin, von Richard Wagner. Samstag, 21. November, 19 Uhr: Miete C 8 und 2. Sondermiete C 4, ferner für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 348 bis 350, 389: Fauſt, I. Teil, von Goethe.. *. Im Neuen Theater(Roſengarten): Montag, 16. November, 20 Uhr: Für die NS.⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim(Feierſtunde) Ohne Kartenverkauf Der Feldherr und der Fähnr ich. Dramatiſcher Mythos von Walter Erich Schäfer. Freitag, 20. November, 20 Uhr: Für die NS. Kulturge⸗ meinde Mannheim, Abt. 230 bis 238 und Jugend- gruppe, Abt. 1 bis 600, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Der Feldherr und der Fähnrich. Dramatiſcher Mythos von Wal⸗ ter Erich Schäfer. 5 N — 1 1 ————.— Beilage zum 8 „Neckar⸗Bote“. wou Hum, wet ert Q. e „Der deutſche Sinn für wahre Poeſie und Muſik iſt leine Fabel“. Mit dieſem Wort weiſt Richard Wagner auf die großen ſchöpferiſchen Leiſtungen der deutſchen Muſik hin, die in ihren klaſſiſchſten Vertretern auch in fremden Ländern Zeugnis ablegte ebenſo für die Innigkeit wie für die gewaltige Kraft deutſchen Empfindens. Daß aus unſerem Blute ſo viele Muſikgenies entſprießen konnten, iſt zugleich aber ein Beweis dafür, daß unſer Volk ſelbſt muſikbegabt und muſikliebend iſt. Aber auch eine geſunde, natürliche Begabung bedarf der bewußten Leitung; und wenn die Muſik ſich als ſegens⸗ boll für die Bildung unſeres Gemütes und unſerer Seele erweiſen ſoll, muß ſie als Hausmuſik einen innigen Anteil un der Geſtaltung unſeres häuslichen Lebens haben. Dieſe Hausmuſik darf ſich nicht damit begnügen, daß man ledig⸗ lich ein eifriger Hörer der Rundfunkmuſik iſt. Hausmuſik heißt, ſelbſt auf irgendeinem Inſtrument ſich als aus⸗ übender Muſikus betätigen. Welches Inſtrument wir uns wählen, iſt weniger wichtig, aber ein Haus, ein Heim, in dem nicht einmal eine Mundharmonika zu finden iſt, iſt arm. So mar⸗ ſchiert vor uns eine Anzahl von Inſtrumenten auf, die unſere Hausmuſik beleben! Die Harmonikas und Akkor⸗ deons, die Lauten und Mandolinen, die ſo beliebten Block⸗ flöten, Geigen, Bratſchen, Cellis, Klaviere und Harmo⸗ niums. Mit dieſem Aufmarſch der Inſtrumente, zu denen ſich, die notwendigſte Begabung vorausgeſetzt, noch die eigene Stimme geſellt, offenbaren ſich uns die vielſeitig⸗ ten Möglichkeiten der Pflege der Hausmuſik. Bilder ſtei⸗ gen vor uns auf, die uns immer wieder anmutig an⸗ ſprechen. Da ſehen wir in den harten Händen eines Ar⸗ beiters das„Schifferklavier“. So manche Stunde müh⸗ ſeligen Uebens hat er geopfert, ehe das Inſtrument ſeinen Griffen gehorchte. Welch ein Triumph war es, als er zum erſten Male ein Stück ſpielte, ohne daß ihn der Kampf mit der Schwierigkeit der Griffe im freien Vortrag ſeiner Empfindungen hemmte! Nun klingt in den Feierabend des Mannes hinein das„Schifferklavier“, klingen alte, liebe Weiſen. Die Mutter, deren nimmermüde Hände Strümpfe ſtopfen, ſummt mit ihren Kindern wohl ein Lied dazu, und die Herzen ſind froh, hoch über den Alltag gehoben durch das Wunder der Hausmuſik. Woanders haben die Kinder die Muſil ins Haus getragen. Aus der Schule, aus den Singkreiſen, aus den Feierſtunden der Hitler⸗Jugend und des BDM. brachten ſie die Anregungen mit und gaben den wunderſamen alten Volksweiſen neuen Klang. Sie ſangen zu den ver⸗ ſchiedenſten Begleitinſtrumenten, denn das hatten ſie ge⸗ lernt, eine klangvolle Muſika zuſammenzuſtellen mit den muſikaliſchen Mitteln, die gerade vorhanden waren. In ſo einer kleinen Hausmuſik ohne jeden Virtuoſenehrgeiz, in dieſem natürlichen, der Freude entſprungenen Muſi⸗ zieren öffnen ſich die Herzen, und die Alten werden mit 1 1 wieder jung am Jungbrunnen deutſcher uſik. In dieſem Zuſammenhang wollen wir nicht vergeſſen, daß auf dem Lande die Hausmuſik ſich in guter Hut be⸗ findet. Unſere Kantoren, aus deren Reihen ſo mancher große deutſche Muſiker hervorgegangen iſt, leiſten in den Dörfern wertvolle Arbeit. Die langen Winterabende im Dorf mit verhältnismäßig wenig Arbeitslaſt laden auch in das Bauernhaus die Muſik zu Gaſte. In der Schule exerziert der Kantor ſeine Kinder mit der Fiedel. So manchen Jungen und manches Mädel hat er der Haus⸗ muſik zugeführt. Aus zwangloſer Volkskunſt wächſt allmählich das Sehnen, auch in klaſſiſchere Gefilde der Muſik vorzudrin⸗ gen. Da ſteht der heitere, ſo liebenswerte Haydn in ſeinen leichten Streichmuſiken und Klaviertrios wieder auf, der Zauber des Zuſammenſpiels der Inſtrumente wird zum berſönlichſten Erlebnis, und unſere Seele ſchwingt in den iten mit. Lange, lange klingt ſo eine unſterbliche Me⸗ lodie eines Menuetts oder eines Adagios in dem Haus⸗ muſiker nach. Wir beginnen zu ahnen, was den großen Muſikſchöpfern unſeres Volkes Frau Muſika geweſen ſein mag. Wir fühlen, wie alles Leid, alle Freude, aller Kampf der Menſchenſeele geläutert und erlöſt werden kann in der Muſik. Sollten wir nicht alle verſuchen, den Weg zum Er⸗ lebnis ſchöner Hausmuſik zu finden? Geht einmal hinein in einen Singkreis, hört euch einmal eine kleine muſi⸗ zierende Schar deutſcher Jungens und Mädels an, wenn an den Feierabenden in ihren Heimen nicht nur die Landsknechtstrommel zu den Kampfliedern den Takt chlägt, wenn aus dem unerſchöpflichen Born deutſcher Muſik Weiſen um Weiſen entſtrömen zum Klang der Flö⸗ ten und Klampfen, der Geigen und Mandolinen. Macht einmal mit bei einem öffentlichen Liederſingen, laßt euch ie Herzen erwärmen an der Glut des Empfindens, die aller guten Muſik entſtrömt. Und wem aus irgendwelchen Gründen der Weg zur eigenen Ausübung der Hausmuſik verſperrt iſt— es können nur die wenigſten ſein— der ſei der Jugend ein froher Helfer. Es iſt ja nicht unmöglich, zu guter Hausmuſik zu ge⸗ langen, wenn wir den Begriff Hausmuſik in ſeiner ſchlich⸗ teſten Bedeutung nehmen. Wenn Väter, Mutter und Kin⸗ der zur eigenen Erquickung ein kleines Volkslied ſingen, iſt dies Hausmuſik! Iſt es wirklich ſo ſchwer, wenn ſich dazu ein Kind auf der Flöte verſucht und das andere die Laute zupft? Iſt es wirklich ſo mühſam, aus den einfachſten Anfängen ſich hinaufzuſteigern in höhere hausmuſikaliſche Genüſſe? Wenn der alte muſikaliſche Arbeiter es erlebt, daß über den Tönen ſeines Schifferklaviers noch leuchtend die Melodie der von ſeinem Sohn geſpielten Geige ſchwebt, iſt auch dies eine Steigerung ſeiner Muſik. Wir erkennen den Sinn der Hausmuſik auch insbeſondere in einem muſikaliſchen Gemeinſchaftserleben der Familie. Wenn man vom Rückgang der Hausmuſik ſprach, wenn man für das alte Volkslied eine Lanze gebrochen hat, ſtellte man dieſer kulturbewußten Muſik den Schlager gegenüber, der den Geſchmack des Volkes verdorben habe. Man braucht den Schlager— abgeſehen von den Aus⸗ wüchſen vergangener Tage— nicht puritaniſch zu ver⸗ bannen. Es gibt übermütige Tage, da regiert der Schlager, da laſſen wir das unſterbliche Glühwürmchen neben dem neueſten Tonfilmſchlager flimmern. Und es gibt ſtillere, tiefere Stimmungen, aus denen quillt dann der Strom jener Muſik, die wir als Hausmuſik anſprechen. Viel ver⸗ derblicher als der Schlager iſt für die deutſche Hausmuſik die Schrumpfung der Familie geweſen und die Tatſache, daß die Kinder nur dem Erwerb zuſtreben mußten, der ihnen zur Muſikpflege wenig Zeit ließ. Wir finden uns heute wieder in den Kreis der Familie zurück. Alle Quellen unſerer Kultur, die verſchüttet waren oder vertrocknen wollten, tun ſich wieder auf, ſie berieſeln den Garten deutſcher Kunſt und laſſen auch im Volk viel Aufnahme: Schwammen(Mauritius)— M. Hhausmuſik im Bauernhauſe Blümlein ſprießen. Der holdeſten eins aber iſt die deutſche Hausmuſik! Die alten Sprüche:„Muſik erfreut des Men⸗ ſchen Herz“ und„Dort, wo man ſingt, da laß dich ruhig nieder..“ ſind wahr. Zur Pflege unſeres Gemütes gibt es kein ſchöneres Mittel als die Kunſt der Muſik, die Pflege der Muſik im eigenen Heim. Auch hier iſt uns eine große Erziehungsaufgabe geſtellt. Der Rundfunk bringt uns ſo reich mit guter Muſik in Berührung, daß wir durch Hören allein befähigt ſind, das Gute vom Schlechten zu unterſcheiden, daß wir als weſentlichſte Vorausſetzung für eine gedeihliche Entwicklung unſerer Hausmuſik ge⸗ nügend Selbſtkritik beſitzen, die Grenzen unſerer eigenen muſikaliſchen Fähigkeiten und Betätigungs möglichkeiten abzuſtecken. Wer ein ſchlichtes Volkslied ſchlicht und ſchön vorzutragen weiß, ſteht muſikaliſch höher als einer, der ſich ſelbſt überſchätzend, eine Beethovenſonate zerſtümpert. Zum Spielen eines Inſtrumentes gehören Technik, Fleiß, Uebung, aber die Technik iſt niemals Selbſtzweck, ſie gibt nur die Möglichkeit zum Ausdruck des Gefühls auf dem geſpielten Inſtrument. Technik ohne Gefühl bleibt kalt, ganz gleich, ob wir die Mundharmonika oder ein Cello zum Mittler der Töne machen. Wer unter dieſen Vorausſetzungen die Hausmuſik pflegt, erſchließt ſich und ſeiner Familie unendlich viele frohe Stunden, hat in der Muſik eine Zufluchtsſtätte aus aller Drangſal, denn nirgends blüht die Hoffnung ſtärker, ſind ein froher Glauben lebendiger und ein Troſt leichter zu finden, als in der Muſik, die aus den Herzen ſtrömt und in die Herzen dringt, aus der Muſik, die wir ſel bſt machen. Da wird in der Hausmuſik das Inſtrument zum trauteſten Freund unſerer innerſten Regungen, denn ſelbſt das Unausſprechbare, das Dichterworte nicht mehr ſagen können, ſchwingt in den Tönen der Muſik. Daß die Muſik als die große Segenskraft für unſer Fühlen wirk⸗ ſam bleibe, iſt die ä ewige Aufgabe der deutſchen Hausmuſik! 5 8 Fr. Heiner. Füſilier Kneile bekam etwa ſieben Liebesgabenpäckchen in der Woche, alſo ungefähr an jedem Tage eines. Die jungen Mädchen, die ihn damit bedachten, waren alle un⸗ verkennbar heiratsluſtig wie er ſelber übrigens auch. Der Briefwechſel zwiſchen den Beteiligten blieb von die⸗ ſer Tatſache nicht unbeeinflußt. Gottlob Kneile hatte im Sinn, gleich nach dem Krieg zu heiraten, falls er heil und geſund heimkehrte. So viel Damenbekanntſchaften wie hier im Felde hatte er vorher nie gehabt. Allerdings ſtanden ſie vorläufig nur auf dem Papier, denn er hatte die ſieben Holden noch nie geſehen. Allmählich kamen ihm jedoch wegen der vielen Liebes⸗ gaben Bedenken. Er beſchloß, ſeine Beziehungen zum weiblichen Geſchlecht auf eine ſolide Baſis zu ſtellen. Sie⸗ ben Päckchen in der Woche waren ganz ſchön: Würſte und Obſt, Tabak und Kognak gingen nie aus; mit den Puls⸗ wärmern, Unterhoſen, Strumpfhaltern, Fußlappen hätte er ſchon ein Warenlager eröffnen können.— Aber ſieben Damen? Nein, das war auf die Dauer zu viel. Er war doch kein Ritter Blaubart, Don Juan oder Caſanova, oder gar— ein Heiratsſchwindler! Im Jahre 1917 erhielt er zwei Wochen Heimat⸗ urlaub. Dieſe Zeit wollte er planmäßig einteilen und in ihr an ſeinem zukünftigen Ehe⸗ und Familienglück ſchmie⸗ den. Die Namen der ſieben Jungfrauen, ihre Anſchriften und näheren Verhältniſſe hatte er ſich aufgeſchrieben. Da war zunächſt Elſe Schrumm, die Metzgerstochter in Eiſes⸗ heim. Im Hauſe ihrer Eltern hielt er ſich drei Tage lang auf. Das Mädchen war hübſch mollig; dagegen hatte er nichts einzuwenden. Sie war rund und nett, arbeit⸗ ſam und häuslich, alles Eigenſchaften, die er wohl zu ſchätzen wußte. Wohlhabenheit herrſchte hier. Der Tiſch war ſtets reichlich gedeckt, und die Würſte ſpazierten nur ſo unter Elſas aufmunternden Blicken in des Urlaubers Magen. Vater Metzgermeiſter ſagte wohlwollend: „Schade, daß Sie Schreiner ſind! Ich hätte gern einen Metzger einheiraten laſſen! Aber warten wir ab! Nach dem Kriege wird ſich ſchon Rat finden.“ Der Meinung war Gottlob auch, und er ſetzte fröh⸗ lich ſeine Brautſchau fort. Als nächſtes beſichtigte er die Bäckerei des Chriſtian Knobel in Neuburg. Die war auch nicht übel, ebenſowenig das Töchterchen, das ſo blond war 8 8 5 8 „Den ſchönſten Kinderwagen im Lager wollen wir gleich für eigene Zwecke zurückſtellen.“ wie die knuſprigen Semmeln ihres Vaters. Und Gottlob liebte Blond. „Na“, meinte der Alte,„aus einem Schreiner ſollte man keinen Bäcker machen. Aber ich eröffne hier nach dem Kriege ein großes Cafs. Ich kann mir einen Schwieger⸗ ſohn, der den ganzen Tag im Spencer rumläuft, leiſten.“ Prahleriſch und verheißungsvoll klimperte der Wackere mit den Silbermünzen in der Taſche. Schön. Schön. Gottlob Kneile wandelte ſeelenver⸗ gnügt weiter, auf Freiersfüßen in Kommißſtiefeln nach der Stadt Mosbach, allwo eine der ſieben Schönen in einem Kinderwagengeſchäft auf ihn wartete. Gottlob nickte ernſt und verſtändnisvoll, als ihm der Vater von Doro⸗ thee Dürſchnabel den Laden und die Bücher zeigte:„Sie ſehen, mein Lieber, das Geſchäft iſt die reinſte Goldgrube. Uns wäre ſehr daran gelegen, einen tüchtigen, braven Mann für unſere Dore zu bekommen, damit wir ſie und das Geſchäft in guten Händen wiſſen, wenn wir dereinſt von hinnen ſcheiden. Und daß Sie Schreiner ſind, trifft ſich ganz gut. Da werden Sie ſich leicht in die Kinder⸗ wagenbranche einarbeiten.“ „Ja“ ſagte Gottlob in guter Stimmung und nach den eruſten Worten des trefflichen alten Herrn zu einem Scherz aufgelegt.„Da wollen wir uns ſchon einarbeiten.“ Er wandte ſich an die ſittſam beiſeite ſtehende Haustochter. „Was meinen Sie, Fräulein Dore, das ſoll uns wohl nicht ſchwerfallen?! Den ſchönſten Kinderwagen im Lager wollen wir gleich für eigene Zwecke zurückſtellen. Ich bin nämlich kinderlieb!“— Dorothee errötete pflicht⸗ ſchuldig hold. Auch der Vater fand den Scherz etwas unpaſſend. Aber lieber Himmel, der Biedere war Soldat, und dem durfte man doch wahrlich ein derbes Wort nicht übelnehmen! Und, Hand aufs Herz, die geheimſten Wünſche der Dorothee glichen aufs Haar denen des tapfe⸗ ren Vaterlandsverteidigers. Der verzichtete darauf, nach weiteren Heiratsgelegen⸗ heiten Umſchau zu halten. Noch Günſtigeres würde ſich ihm ſchwerlich bieten. Die Bauerntochter Amalie Gais⸗ brecht? Sie war allerdings auf einem großen Hof die ein⸗ zige Tochter; aber aus ihm, dem Schreiner, würde doch nie ein rechter Bauer werden. Ferner waren da noch die Damen in dem Modeſalon, in dem Friſeurgeſchäft, und dann die mit dem vegetariſchen Speiſehaus in Frank⸗ furt, die einem„idealgeſinnten, nach geiſtiger Freiheit ſtre⸗ benden, einer naturgemäßen Lebensweiſe huldigenden bunde reichen wollte.“— Nein, das war doch alles nichts für Gottlob Kneile. Heiter und mit dem Ergebnis ſeiner Urlaubsreiſe ſehr ieden, kehrte der Gute an die Front zurück. Tagelang grübelte er vor ſich hin. Einmal teilte er ſeinen Kummer einem Kameraden mit.„Hol der Kuckuck die Weiber!“ ſtöhnte er.„Jetzt habe ich von ſieben endlich vier verab⸗ ſchiedet,— aber drei ſind immer noch übrig, und ich kann doch keine drei Frauen heiraten!“ Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual! An der Seele des Füſiliers Kneile nagten Sorgen und bittere Pein. Im November 1918 durfte er geſund und unverwundet heim. Die Heimkehr wurde zum wahren Leidensweg für ihn. In bangen Zweifeln legte er die lange Zugfahrt zurück. Die quälende Frage wurde bei⸗ nahe zur Fieberphantaſie, zu einem nie von der Seele weichenden Bild: Würſte, Brötchen, Kinderwagen. Indeſſen,— das Schickſal meinte es gut mit unſerem Gottlob Kneile und enthob ihn der Entſcheidung in der harten Herzensfrage und Seelenbedrängnis. In einem Städtchen ſeiner Heimat wollte der Heim⸗ kehrer kurze Raſt machen und einen alten Bekannten be⸗ ſuchen. Auf dem Wege dorthin widerfuhr dem Soldaten Mißgeſchick: er rutſchte auf einem achtlos weggeworfenen Apfelkerngehäuſe aus und verſtauchte ſich dermaßen den Fuß, daß er keinen Schritt mehr gehen konnte. Der Füſi⸗ lier Kneile, dem der ganze große ſchreckliche Krieg nichts hatte anhaben können, kam in der Heimat über einen win⸗ zigen Apfelbutzen zu Fall, zu folgenſchwerer Verletzung. Vom nächſten Haus aus war der Unfall bemerkt worden. Zwei Frauen eilten herbei, ſtützten den faſt Hilf⸗ loſen, brachten ihn ins Haus und betteten ihn vorſichtig. Der herbeigerufene Arzt machte einen Verband und gab ſeine Anweiſungen. Ob er die Ueberführung ins Kran⸗ kenhaus vornehmen laſſen ſolle, fragte er, oder ob der Patient ein, zwei Tage hier im Hauſe bleiben könne Frau Opp und ihre Tochter waren gern bereit, ihn da zu behalten. Trudl, das Töchterchen, widmete ſich mit rührender Sorgfalt der Pflege. Ihre zarten Hände konnten ſo wohl⸗ tuend den ſchmerzſtillenden Verband anlegen und die Mutter Heimat Von Herbert Reinhold. Florian war vom Felde heimgekehrt, hatte abgeſchirrt und die Pferde in dem Stall verſorgt. Nun ſtand er, auf⸗ recht, groß und ſtark in ſeinen jungen zwanzig Jahren, mitten in der weiten Stube ſeinem Vater, dem Gottſcheerer Bauern Joſeph Schwab, gegenüber. Die beiden Männer maßen einander, ganz ſo, wie es zwei tun, die ernſte Zwieſprache halten wollen, aber nicht können, weil das, was ſie ſagen möchten, unendlich ſchwer und darum ge⸗ wichtig iſt. Im offenen Kamin kniſterten die Scheite, eine Uhr tickte, und von draußen her klangen Schritte und Worte. Florian ſenkte die Augen und atmete ſchwer, gern wäre er dem Vater entgegengekommen, aber er glaubte, es ſchicke ſich nicht Noch war der Vater der Bauer. Er fühlte ſich beengt. Worte waren ſeine ſchwache Seite, und doch mußte er reden, heute, denn ſo wollte es der Brauch ſeit alters her. „Die Felder ſind beſtellt?“ Endlich brach der Vater das Schweigen. „Ja, alle“, antwortete Florian. „Nun kann der Winter kommen?“ „Nun kann er kommen, Vater!“ „Es wird ein langer Winter werden! Und ein harter!“ „Ich denk, wir brauchen uns nicht zu ſorgen!“ Florian wagte ſich nicht von der Stelle. Gern hätte er ſich einen Stuhl herangezogen, aber ſolange der Vater ſich nicht ſetzte, durfte er nicht einmal daran denken. Er kannte die umſtändliche Art ſeines Vaters, und er wußte, daß er lange zu warten hatte, bis der Vaer auf den Kern der Sache kam. „Ja, wir haben die Scheuern voll. Auch das Vieh ſteht uns gut. Wir hatten ein geſegnetes Jahr!“ Florian ſeufzte. Er mußte den Anfang machen, und darum ſagte er:„Zwanzig Jahre bin ich nun, Vater! Und die Felder ſind beſtellt. Es iſt draußen nichts mehr zu tun.“ „Du biſt zwan⸗ zig Jahre alt, Florian Bauer Schwab ſagte das lang⸗ ſam vor ſich hin. Es war, als kaute er die Worte. Seine Augen, verborgen unter buſchigen Brauen, ſchweiften kurz über die geſunde e die Hand zum Geſtalt ſeines Sohnes, und es lag viel Liebe, aber auch viel Sorge in dieſem Blick. Florian war ſein Einzi⸗ ger, er war groß und ſtark und er⸗ wachſen nun ge⸗ worden. Florian war zum Manne gereift. Bauer. Vater und Sohn legten die Hände ineinander und drückten ſie. weißen, weichen Kiſſen aufſchütteln. Sie hatte eine dunkle melodiſche Stimme und ein ſanftes bezauberndes Weſen. Der Soldat, in vier Jahren Krieg verhärtet und innige⸗ ren Gefühlen entwöhnt, fühlte plötzlich in nie gekannt glückvoller Beſeligung das Wunder einer gütigen, linden Frauenhand; fühlte, daß es auch Heiraten aus anderen als Nützlichkeitsgründen gab. Der Doktor brauchte bald nicht mehr zu kommen: der Fuß heilte glatt und ſchnell. Zwei Wochen ſpäter begegnete Fraulein Opp dem Arzt einmal auf der Straße.„Wie geht's Ihnen und Ihrem Patientens“ fragte er ſie. „Danke gut. Wir haben uns geſtern verlobt.“ „Alle Wetter, wie kam denn das ſo ſchnell?“ „Er hat mich gefragt, ob ich ihn mag, und da hab ich„ja“ geſagt.“ Schnell fertig iſt die Jugend mit dem Wort“, meinte der Doktor lachend und wohlwollend,„und Sie, Fräulein Opp, haben ihren Namen zu Recht. So einſilbig, wie Ihr Name ift, ſind auch Ihre Entſchlüſſe.“— f Je nun, was braucht es zwi⸗ ſchen zwei gerg⸗ den und ehrlichen Menſchen auch vie⸗ ler Worte? Gott⸗ lob Kneile heira⸗ tete die arme Kir⸗ chenmaus Trudl Opp und blieb bei ſeinem Hand⸗ werk, das ihn mit Familie recht und redlich ernährte. In dem Leben dieſer einfachen Bürgersleute ſind viele Arbeits⸗ und wenig Feſt⸗ tage, zuweilen auch herbe Sor⸗ gen. Aber in dem wortarmen Sprachſchatz der beiden befindet Hände konnten ſo ſich doch das ſchmerzſtillenden Wörtchen Glück,— und das hat auch Silbe. Ihre zarten wohltuend den Verband anlegen. Zeichnungen(2): Grunwald— M. nur eine Schwab entſchloß ſich, den Sohn wie einen Mann zu be⸗ handeln. Er griff ſich einen Stuhl herbei und ſagte, Florian kameradſchaftlich neben ſich winkend:„Geh, hole Gläſer und Wein! Und ſetz dich her! Hernach wollen wir ſprechen, was notwendig iſt.“ Goldener Wein ſchimmerte in den Gläſern. Bauer Schwab hob das ſeine:„Gutes Gelingen im mannbaren Leben, Florian! Auf die Frauen!“ Auch Florian hob das Glas, aber er gab dem Vater nicht ſogleich Beſcheid. Erſt tat er einen tiefen Schluck, dann ſagte er:„Dir und der Mutter zum Wohle! Und auf die Heimat!“ Guter Wein löſt die Zunge, und guter Wein ſchafft Vertrauen und Verſtehen im Schweigen. Vater und Sohn hatten ſich verſtanden, ohne daß ſie ein Wort mehr ge⸗ wechſelt hätten. 5 Florian wußte den Wunſch und Willen ſeines Vaters. Eine Frau ſollte er ſich ſuchen. Im kleinen Gottſcheerer Land oder im Banat ſollte er ſich umſchauen nach einer Gefährtin, die ſeines Blutes iſt und eine tüchtige Bäuerin zudem. Denn das Leben im Gottſcheerer Land iſt hart, und es iſt ſchwer, die deutſche Art zu erhalten, wenn man inmitten fremder Volksſtämme wohnt. Eine Frau, die Tochter eines Deutſchen, ſucht ſich ein Gottſcheerer Jung⸗ mann nach dem zwanzigſten Geburtstag, im Winter drauf, nach der letzten Feldbeſtellung. Florian hatte ſich ſchon um⸗ getan. Die Maria Bauernfeind drüben in der Nachbar⸗ gemeinde, die wollte er freien, wenn es ſo weit iſt. Aber noch war es nicht ſo weit. Florian wollte erſt noch einem andern Wunſch, einem ebenſo großen, Erfüllung geben. Maria verſtand ihn, darum hatte er keine Sorgen. Der Vater allerdings, ob der Bauer Schwab wiederum erkannte, was ſeines Soh⸗ nes Traum war. Und, eigenartig, einesteils freute ihn dieſer Traum, andernteils aber bereitete er ihm Kummer. In ſeiner Jugend hatten er und ſein Bruder denſelben Traum geträumt. Dem Bruder war Erfüllung geworden, er war gegangen eines Tages nach hartem Kampfe mit dem Vater, und er war geblieben... Wer weiß, ob er an des Bruders Stelle nicht ebenſo gehandelt hätte? Bauer Schwab war alt geworden, er wußte vom Leben, und er kannte ſich und die Mitmenſchen. Florian war ſein Sohn, ſein Blut, er durfte ihn nicht verlieren! Ging Flo⸗ rian weg und kehrte er nicht wieder, dann war der Hof, das ſchöne Ergebnis harter Mühen, verloren, verloren für immer dem Deutſchtum im ſüdflawiſchen Lande. Bauer Schwab war ein guter Deutſcher, er vergaß die Heimat, die ferne und fremde, die er mit eigenen Augen nie ge⸗ ſchaut, nicht. Die Sehnſucht nach dieſer fremden Heimat lag ihm im Blut; ohne es zu wiſſen, hatte er ſeinen Traum ſeinem Sohne übererbt. Gut, Florian wird den Wunſch nach Erfüllung äußern, ſoll er auch, aber Bauer Schwab legte ſeine Hand ſchwer auf die ſeines Sohne.„Du willſt alſo reiſen?“ Florian ſah dem Vater feſt in die Augen. Er zog ſeine Hand weg und ſagte frei, ohne zu ſtocken und ohne inneres Zögern:„Ja, Vater, das will ich! Heim will ich nach Deutſchland, nach dem deutſchen Lande, von dem ihr mir mein Leben lang erzähltet. Ich will einmal in das Land unſerer Vorfahren. Ich will ſehen, wie es iſt, wenn weit und breit nur die Mutterſprache geſprochen wird. „Und wirſt du heimkommen wieder? Heimkommen zur Pflicht?“ „Ich werde heimkehren in das Land meiner Ahnen, und ich werde heimkommen in das Land meiner Pflicht! 39 erh f Gate it⸗ Ich verſpreche es, Vater Vater und Sohn legten die Hände ineinander und drückten ſin, und ſie nahmen und 5 10 dabei Vertrauen, das galt für ein ganzes Leben und darüber hinaus 8 11 50 en Un rern inn * ene A ———.. 1— 2 Dome vo. ELSE TARA Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö62. (18. Fortſetzung.) Das letzte Kapitel ſchloß: „Ich weiß, ihr Frauen findet den Mann ſchön; mir iſt er zuwider, in einem erſtaunlichen Grade zuwider, und ich ſinde, es iſt Menſchenpflicht, dieſes Mädchen vor einem Schick⸗ ſal zu bewahren, deſſen Gräßlichkeit nur der ganz ermeſſen kann, der den Orient ſo gut kennt wie ich.“ „Aber, lieber Phil, weißt du auch ſicher, ob die junge Dame es wert iſt, daß man ſich für ſie einſetzt?“ „Meine liebe Lilian, den Verſuch iſt jedes Mädchen wert. Das weitere überlaſſe ich deinem Herzen. Verſtecke es nicht zu tief unter der Verpanzerung der großen Dame.“ Lord Adenburry wandte ſich ab und gab Befehl, man möge die junge Dame, die jetzt kommen werde, ſofort ohne Anmeldung hereinführen. Seine Frau warf einen etwas zweifelnden Blick zu ihm hin, denn ihr gefiel dieſe ſtarke Parteinahme ihres Mannes nicht. Es handelte ſich doch im⸗ merhin um ein ſehr ſchönes Mädchen, wie er ihr geſagt hatte. . er ihren Gedanken geſpürt, drehte ſich Adenburry zu ihr um. 5„Was du auch tuſt, Lilian, denke daran, daß Tom dieſes Mädchen liebt, und daß ich ihm mein Wort gab, über ſie zu wachen.“ 5 Lilian Adenburry richtete ſich aus ihrer halb liegen⸗ den Stellung auf. Phil hatte das Richtige getroffen, und ihr Verdacht war ſchändlich. Dem Freunde ſein Mädchen zu nehmen, dazu war Phil unfähig. Jetzt hatte Ellen eine Mitkämpferin gewonnen. Draußen wurden Schritte hörbar. 0„Sie kommt“, ſagte Adenburry,„bitte, laſſe mich zu⸗ erſt ſprechen, und regiſtriere du die Eindrücke. Achtung.“ 5 Beide Ehegatten ſahen zur Tür: Lilian mit Neugier auf dieſes angebliche Schönheitswunder; Adenburry mit Spannung, ob ſie ſchon etwas wiſſe oder nicht. Ellen kam herein mit all der Haſt, die ſie aus Adenburrys Anruf übernommen hatte. „Oh, Lady Adenburry, vielen Dank, daß Sie mich kommen ließen. Was gibt es?“ „Die letzte Frage richtete ſie an Adenburry, und er überfiel ſie mit ſeinen Worten, ohne Vorbereitung, um an ihrer Ueberraſchung zu ſehen, wie ſie ſich ſtellte. „Muſtaſa Hilmi will Sie heiraten. Wußten Sie es?“ Ellens dunkelgraue Augen weiteten ſich und ſahen unnatürlich groß aus. Dann geſchah etwas Unerwar⸗ teles; ſie brach in helles Lachen aus. Kurz nur war das Staunen von Lord Adenburry und ſeiner Frau, dann wurden ſie angeſteckt und fielen in das Lachen ein, bis ſie erſchöpft auf die Stühle fielen. Und ſie hatten nun alle Rei das Gefühl, als kennten ſie ſich ſchon wer weiß wie lange. Lady Adenburry faßte ſich zuerſt und ſagte mit ihrer leiſen Stimme: „Iſt es auch höflich, den Heiratsantrag eines ſo zeichen Mannes ſo lächerlich zu behandeln. Er iſt doch ein ſchöner Mann, finden Sie nicht?“ „Verzeihen Sie, Lady Adenburry, daß ich lache; ich ſinde ihn ſehr ſchön, gewiß, und er mag auch ſehr reich ſein. Aber.. er iſt doch Orientale; er kommt doch gar nicht in Frage.“ Phil Adenburry ſah zu ſeiner Frau hinüber, und dieſe ſenkte unwillkürlich den Kopf. Sie hatte verſtanden, was ſein Blick bedeuten ſollte; und er beſtätigte ihr, daß er ganz recht gehabt hatte mit ſeinem Urteil über Ellen. Trotzdem fuhr ſie fort zu fragen: „Viele Europäerinnen heiraten Orientalen. Es wird doch kein unüberſtetgliches Hindernis ſein?“ Ellen ſah die zarte Frau erſtaunt an und ſagte ſcheu: „Oh, Sie möchten, daß ich ihn heirate, Lady Aden⸗ burry? Verzeihen Sie, bitte, aber es kommt dennoch gar nicht in Frage.“ „Warum nicht, Miß Sedlin?“ „Ich könnte nur einen nordiſchen Mann heiraten. Niemals könnte ich hier leben, und wenn ich denke, Mu⸗ ſtafa Hilmi ſollte.“ „Ein unwillkürliches Schaudern beendete den Satz, und Lilian Adenburry legte plötzlich ihre ſchmalen Finger auf Ellens Hände. „Nein, Miß Sedlin, Sie irren, ich möchte nicht, daß Sie ihn heiraten; ich muß nur genau wiſſen, wie Sie dazu ſtehen. Und jetzt muß ich Sie warnend darauf aufmerkſam machen, daß Ihre Weigerung ſehr peinlich werden kann.“ „Weißt du, Lilian, es wäre am beſten, Miß Sedlin bliebe gleich hier bei uns. Wer weiß, was Muſtafa Hilmi ſonſt alles unternehmen würde.“ 5„Meinſt du, Phil? Wir müſſen es ſehr genau über⸗ gen. Sie überlegten es ſehr genau, und ihre Beratung dauerte über eine Stunde, in welcher Ellen ſich alles vom Herzen reden konnte, was ſie in Cedar Lodge beun⸗ zuhigte. Als ſie über die Höranlage berichtete und das Verſchwinden von James erwähnte, erklärte Lady Aden⸗ burry entſchieden: „Es iſt ſelbſtverſtändlich ganz ausgeſchloſſen, daß Sie dort weiter leben; Sie müſſen hier bei uns bleiben, wer weiß, was Ihnen dort noch alles geſchehen kann, denn offenbar hat man dieſen James ſeiner Anhänglichkeit wegen verſchwinden laſſen. Kannſt du nichts für den armen Jungen tun, Phil?“ Lord Adenburry verſprach, alles zu tun, fügte aber hinzu, daß er Muſtafa Hilmi gegenüber bereits abgelehnt habe, Ellen bei ſich wohnen zu laſſen, und nannte die Gründe dieſer Abweiſung. „Das iſt alles ganz gut und ſchön, Phil, aber du haſt es geſagt, ehe du die Einſtellung von Miß Sedlin kannteſt. ihm ür müſſen jetzt Mittel und Wege finden, um alles zu llären, ohne jedoch Miß Sedlin wohnen zu laſſen. Ich ſchlage vor, ſie ni 5 t ſcheinbat den Kuta des Pascha an. 0 1 1775 gie F A n Noe weiter in Cedar daß ö und ich ſchreibe einige Zeflen 244 Net an ihn, die deine Entſcheidung aus reinen Konventions⸗ gründen widerrufen.“ „Aber es wird dann unvermeidlich ſein, ihn hier zu empfangen, Lilian.“ „Macht nichts. Ich werde den Elefanten ſpielen, den es ja nicht mehr in der heutigen Geſellſchaftszoologie gibt. Aber zu dieſem Zwecke laſſe ich ihn in ſeiner wildeſten Urform wieder aufleben.“ Sie lachten über Lilians Schilderung. Dann ſagte Adenburry: „Es iſt ein guter Gedanke von dir, Lilian; und wenn Sie zuſtimmen, ſo würden Sie uns allen einen großen Dienſt erweiſen, Miß Sedlin.“ 58„Uns allen? Wer iſt damit gemeint? Und wozu iſt dieſe ganze Komödie nötig? Ich fürchte, ich verderbe alles, denn ich eigne mich ſchlecht zum Theaterſpielen.“ „Unſinn, Miß Sedlin! Wir Frauen können alle Thea⸗ ter ſpielen, wenn es ſich darum handelt, jemandem, den wir mögen, einen Dienſt zu erweiſen; und das meinteſt du doch, Phil, nicht wahr? Außerdem hatteſt du doch Miß Sedlin noch etwas zu geben?“ 5 Erſtaunt ſah Adenburry ſeine Frau an, die er gar nicht von der Seite der geſchickten Diplomatie kannte, weil er mit ihr ſonſt dienſtliche Dinge nicht beſprach. Hier hatte er eine Ausnahme gemacht, weil es ſich um die ihnen allen am Herzen liegende große Aktion gegen das Rauſchgift handelte und außerdem auch um ihren Freund Tom. Zeichnung: „Ja, ihm will ich gerne helfen; Lady Adenburry hat recht, dafür ſpiele ich Komödie. Darf ich jetzt den Brief leſen?“ In dieſem Zuſammenhange hatte er auch von Toms Brief geſprochen, und jetzt boten ihm ihre Worte die Ge⸗ legenheit, ſein Verſprechen zu halten. Auf Ellens fragenden Blick ſagte Adenburry mit einem etwas verlegenen Lächeln: „Meine Frau hat recht, Miß Sedlin. Wollen Sie einen Augenblick mit zu mir hinüber kommen. Ich habe Ihnen wirklich etwas zu geben.“ „Gehen Sie nur mit, Miß Sedlin; hier brauchen Sie nicht Geheimniſſe wie in Cedar Lodge zu befürchten. Wenn Sie wiederkommen, zeige ich Ihnen das Zimmer, das Sie heute abend beziehen. Nach all der Pracht, in der Sie jetzt gewohnt haben, wird es Ihnen ſehr einfach vor⸗ kommen, fürchte ich.“ Lady Adenburry ſagte es lachend und winkte Ellen zu, die dem Lord ſchweigend folgte. Sie war erſtaunt und konnte ſich nicht denken, um was es ſich handelte. Adenburry überlegte auf dem Wege zu ſeinem Arbeitsraum, ob er wohl Ellen ſo weit vertrauen könne, wie er es mußte, um ihr den Grund für die Ratſamkeit der geplanten Komödie mitzuteilen? Er beſchloß, ſich nach dem Eindruck zu richten, den Toms Brief auf ſie machen würde. i „Miß Ellen“, ſagte Adenburry und merkte kaum, daß er die vertrautere Anrede gebrauchte,„ich habe von mei⸗ nem Freude Tom Grant einen Brief für Sie hier.“ Ellen ſtarrte Adenburry an. Ein tiefes Rot färbte ihre Wangen und zog ihr einem Brandmal gleich über Hals und Bruſt. Adenburry ſchaute ſchnell fort und unter⸗ drückte ein Lächeln. Hier war alſo die Liebesflagge ſicht⸗ barlich gehißt, und Tom brauchte ſich nicht zu grämen. „Miſter Grant iſt Ihr Freund, Lord Adenburry? Und einen Brief für mich?“ Sie ſtreckte die Hand aus, aber Adenburry ſagte zögernd: 3 f „Ja; einen Brief mit der für Sie gewiß ſeltſamen Anordnung, ihn hier unter meinen Augen zu verbrennen.“ „Warum denn das? Wieder Geheimniſſe? Auch bei m?“ „Ja, Miß Sedlin. Sie müſſen wiſſen, Grant iſt poll⸗ ti ind der Gegner Muſtaf ich en aa a en d Fi n ek am Interelts der gelt Hilmis, mehr darf erung seiner Akio leren Wen 14 1 1 De 8 55 * unternimmt, muß er noch mit ſeiner Arbeit im Verborge⸗ nen bleiben. Sie würden ihm ſehr helfen, wenn Sie dem Paſcha Ihr Jawort gäben, weil wir dann keine Unbeſon⸗ nenheiten von der Seite des Aegypters zu befürchten haben. Wollen Sie meinem Freunde helfen? Sie können es ehrlich tun.“ „Ja, ihm will ich gerne helfen; Lady Adenburry hat 1 dafür ſpiele ich Komödie. Darf ich jetzt den Brief eſen? Adenburry reichte ihr ſtumm den Brief und ging an das Fenſter, von wo er angeſtrengt ſeinem Gärtner zuſah, der den Raſen ſprengte. Ellen las: „Mein Freund gibt Ihnen dieſes Schreiben; ver⸗ trauen Sie ihm in allem. Sie ſind niemals ohne Schutz. Ein Bettler iſt auch oft ein Freund. Denken Sie oft an Tom Grant, wie er an Sie denkt! Verbrennen! Ver⸗ ſchweigen!“ Verbrennen und Verſchweigen! Und jedes Wort aus⸗ wendig lernen. Langſam und verſonnen, jedes Wort mit den Augen liebkoſend, dann gehorchen! Sie ſtand gerade vor dem Rauchtiſch Adenburrys. Noch einmal las ſie den Brief, dann hörte Adenburry ein Kniſtern hinter ſich. Er wandte ſich ſchnell um und ſah eine helle Flamme in Ellens Hand, dann ein Aſchenhäuf⸗ chen in der Meſſingſchale. Fragend blickte er ſie an: „Ich tue natürlich, was Sie beide wollen. Wenn ich helfen kann, ſo helfe ich; auch mit Lügen, wenn es nicht anders geht.“ Ellen ſagte es mit einem frohen Leuchten in den Augen, und Adenburry begriff jetzt ſeinen Freund ganz. Dieſes Mädchen war nicht nur ſchön, ſondern auch ein ganzer und mutiger Menſch.“ „Gut; dann wollen wir alle Einzelheiten mit meiner Frau beſprechen; und wenn Sie heute nachmittag zum Tee kommen, dann bleiben Sie gleich ganz hier; es wird dem Paſcha eine Genugtuung ſein.“ Sie gingen zu Lady Adenburry zurück, und dieſe kluge Frau wußte mit einem einzigen Blick, wie es um Tom Grants Chancen ſtand. Sie ſagte mit einem freund⸗ lichen Lächeln: „Alſo, meine liebe Ellen, den Brief an Muſtafa Hilmi ſchicke ich dann gleich ab, und Sie ſind ihm gegenüber übermäßig formell, nicht wahr? Das iſt die beſte Methode. Bis heute nachmittag dann. Jetzt zeige ich Ihnen noch Ihr Zimmer. Kommen Sie.“ Eine kleine Weile ſpäter fuhr Ellen nach Cedar Lodge zurück, und die Welt ſah ganz anders aus. Sie war nicht mehr verlaſſen, nicht mehr von beunruhigenden Geheimnif⸗ ſen umgeben. Was als Geheimnis erſchien, mußte ſo ſein und würde ſich bald klären.„Sie ſind niemals ohne Schutz. Ein Bettler iſt auch oft ein Freund.“ Das ſtand wie in leuchtender Schrift vor Ellen, und als ſie durch die Einfahrt von Cedar Lodge fuhr, beugte ſie ſich weit vor, um den Bettler zu ſehen. Bezogen ſich die Worte auf ihn? Auf dieſen Betler? Aber eine heftige Staubwolke ver⸗ hüllte ihn vollſtändig und ſie hörte auch ſeinen Singſang nicht. In ihrem Innern aber leuchteten die ſtahlblauen Augen deſto heller, und ſie war wieder die mutige, die frohe Ellen, vor der die ganze Welt offen lag, und die ein wundervolles Hoffen lockte, das man noch„verbren⸗ nen.. verſchweigen...“ mußte, auch vor ſich ſelbſt.. 15. Kapitel. Außer Nafis hatte Muſtafa Hilmi niemand etwas von ſeiner Abſicht, Ellen zu heiraten, geſagt, und doch wußte es die ganze Dienerſchaft bereits, daß die blonde Miß die zukünftige Herrin war. Vielleicht war das eine Wort „Herrin“ daran ſchuld, das Muſtafa Hilmi zu dem Diener Abdullah geſprochen hatte. Jedenfalls lief die Nachricht mit Windeseile durch die Welt der Diener und Bettler, die ſich um den Haushalt eines Großen herum bildete, und gelangte auch auf dieſem Umweg zu dem Bettler, der am Tore von Cedar Lodge ſeit einigen Tagen ſeinen ſtän⸗ digen Platz hatte.. Der Bettelmönch hörte das Reden zweier anderer Bettler mit an, ohne ſeinen Singſang zu unterbrechen, der nur langſam und leiſer wurde. Dann erhob ſich der Mönch mühſam, wie es ſehr alte Männer tun. Zuerſt kniete er, dann zog er ſich am Gitter des Gartens hoch und endlich ſchlurfte er, immer weiter ſingend, davon. Die Freude der beiden zurückbleibenden Bettler war ungeteilt, denn man gab immer lieber einem heiligen Mönch als Bettlern, und ſein Fortgang ließ ihnen das Feld frei. Der Bettelmönch verfolgte ſeinen Weg langſam und mühſam. Er ging durch die Eingeborenenviertel, leiſe ſeinen Spruch vor ſich hinſingend, ohne ſich jedoch auf⸗ zuhalten. Er ſchien der milden Gaben nicht mehr zu be⸗ dürfen, oder einem Ziele zuzuſtreben, das er noch vor Abend erreichen mußte. Am Ausgang des Eingeborenenviertels, dort wo ſchon die Straßen breiter wurden und ſich die Pflege des Frem⸗ denviertels erkennen ließ, lag das„Haus der ſinkenden Sonne“ und auf ſeinem flachen Dach flatterte der Union Jack, die engliſche Flagge. An der rückwärtigen Diener⸗ ſchaftstreppe dieſes Hauſes, in einer kleinen Seitenſtraße, ließ ſich der Mönch wieder langſam nieder. Er erhob j ſeine Stimme zu lauterem Singen, und die Eintönig ſeiner Wortfolge machte den Ton noch ſtärker hörbar. Es dauerte nicht lange, bis ſich die* öffnete, und der Diener Sir Thomas Mike mit dem roten Haarſchopf herausſchaute.* „Laſſe dein Singen, Mann; der Herr kann es nicht vertragen. Wenn du etwas willft, ſo kehre zurück,— 5 geſunken iſt; inzwiſchen amm a g ö 1 und gehe.“ F * 1 Pflaſterſtein⸗NRätſel. 2 ä 2 4 1 f ö 12 2 ö Die Buchſtaben: eegiklrs stet u v ſind in vorſtehende Figur einzupflaſtern. Das fertige Pflaſter muß ein Sprichwort ergeben. Wie lautet dieſes? Liederrätſel. Wenn ich in deine Augen ſeh'.(Schumann.) O, bitt' euch, liebe Vögelein.(Gumbert.) Marienwürmchen, ſetze dich.(Schumann.) Es iſt ſo ſüß, zu ſcherzen.(Schumann.) Wie mir geſchah, ich weiß es nicht.(Curſchmann.) Kennſt du das Land?(Beethoven.) Laß mich ſchlummern, Herzlein ſchweige.(Weber.) Den vorſtehenden Liedern entnehme man je ein Wort. Sind dieſe gefunden, ſo ergeben ſie, zu einem Satz vereint, ein weiteres Lied von Beethoven. Buchſtaben⸗Rätſel. „Rhein“ und„Spree“ beid' umgeſtellt Und vereint: ſo bilde Eine Pflanze auf dem Feld, Eine hübſche, wilde. Auch für manche brave Tat Wird in Krieg und Frieden Dem, der ſie vollendet hat, Solcher Lohn beſchieden. Nicht die Raſierklinge iſt ſchuld! Denn Wenn ihre Haut tissig und spröde Ist, kann selbst die beste Nasierklinge nicht glatt darüber hingleiten. Kräftigen und glätten Sie deber Ihre Haut vor dem Einselfen mit Nives- Creme. Der Ge- Across. . N Rechen⸗Aufgabe. Aus den je einmal zu verwendenden Ziffern: 0 1 2 34 56 7 8 9 ſollen zwei Brüche gebildet werden, deren Summe! beträgt. Gegeben ſei 35/70; welcher aus den noch nicht benutzten ſechs Ziffern herzuſtellende Bruch, in deſſen Zähler jede folgende Ziffer größer iſt als die vorher⸗ gehende, fehlt noch? Silben⸗Rätſel. Aus nachſtehenden 38 Silben: a ab al an an bal de de de dri e er flut gen goehr i ka ka lett li mei uin pin ra ri rus ſchei ſcher ſcho ſet Uſi ſint ſpar ſteu te us vis weg ſind 14 Wörter mit folgender Be⸗ deutung zu bilden: 1. Männlicher Perſonenname, 2. Stern erſter Größe, 3. Anderes Wort für Kreuzweg, 4. Große Waldung in Hannover, 5. Künſtleriſches Tanzſtück, 6. Stadt in Altgriechenland, 7. Große Flut, 8. Kleeart, 9. Ab⸗ gabe, 10. Name aus der griechiſchen Mythologie, 11. Salz⸗ art, 12. Stadt in Thüringen, 13. Hunderaſſe, 14. Sardel⸗ lenart. Wurden die Wörter richtig gebildet, ſo ergeben dieſe in der zweiten und fünften Buchſtabenreihe— beim vierten Worte iſt's im erſten Falle der erſte, im zweiten Falle der vierte Buchſtabe— beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Zitat von Homer. Schach⸗Aufgabe. D 0 d 5 5 e. , 2,.. 5 3 R d Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Anfügungs⸗Aufgabe. ba il eh ol al mu ta ba tu lo fu ſp ah oo. Die vorſtehenden Wortbruchſtücke ſollen durch Hinzufügung je eines Buchſtabens am Schluſſe zu Wörtern umgeſtaltet werden, die alsdann— die Reihenfolge bleibt unver⸗ ändert— eine Volksſitte im November ergeben. 0 *. N 80 600 do — Auflöſungen aus letzter Nummer: Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel: Waage⸗ recht: Banane Iſar Rega Bohrer.— Senkrecht: Kamel Marabu Weiche Bauer.— In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter einzuſtellen. Dreiſilbige Scharade: Ferſengeld. Drudenfuß: 1 bis 3 Seneka, 1 bis 4 Saiſon, 5 bis 2 Spinne, 5 bis 3 Seſtra, 4 bis 2 Notehe. Bilder-⸗Rätſel: Das Weib iſt ein vernünftiges Märchen. Verſchmelzungs⸗ Aufgabe: Dagobert, Im⸗ manuel, Eduard, Theobald, Roderich, Ingraban, Chriſtian, Heribert.— Dietrich. Anagramm: Fleiſcher— Schleifer. Silben⸗Rätſel: 1. Schaumkraut. 2. Eliſabeth. 3. Jeanne d'Arc. 4. Domäne. 5. Ellbogen. 6. Innsbruck. 7. Nikolaus. 8. Eisleben. 9. Sonne. 10. Walpurgis. 11. Iſis. 12. Lorelei. 13. Lützow. 14. Erzgebirge. 15. Nürn⸗ berg. 16. Schinderhannes. 17. Hannele. 18. Ellwangen. 19. Roſſini. 20. Ratte. 21. Uhland. 22. Nibelungenlied.— Sei deines Willens Herr und deines Gewiſſens Knecht. — 1— Zeichnung: Frank. „O dieſes herrliche Dunkel des ſchweigenden Waldes!“ „Hier biſte begeiſtert, Emil, aber wenn zu Hauſe mal ine Birne nicht brennt, meckerſte!“ Der Prahlhans. „Du kannſt mir glauben, ich bin auch ſchon mal in meinem eigenen Wagen gefahren!“ „Sicher, ſicher, und deine Mutter hat den Wagen geſchoben!“ 5 „Aber Grete, du haſt dir ja doch den Hut für zwölf Mark gekauft, wo mir doch der für ſechs Mark viel beſſer gefiel!“ 5 „Ja, mein Schatz, aber um dir einen Gefallen zu tun, habe ich den für ſechs Mark auch noch genommen!“ 21. „Kannſt du nicht einſchlafen? Soll ich vielleicht ein Lied anſtimmen und dich in Schlaf ſingen?“ „Danke, danke, Tante, ich ſchlafe ſchon!“ Aus dem Jenſeits. Knupperlein tritt in das Büro Bringt die übliche Bitte an: „Könnte ich heute nachmittag frei Großvater hat Geburtstag.“ Ich denke, der iſt im vergangenen Jahre geſtorben? Sie waren doch für die Beerdigung beurlaubt!“ „Das iſt richtig, aber ich möchte heute auf einer ſpiri⸗ tiſtiſchen Sitzung mit ihm zuſammenkommen.“ Beſcheiden. Tante:„Na, kleiner Gerhard, ein Stück Kuchen könn⸗ teſt du aber noch eſſen!“ Gerhard:„Danke, liebe Tante, ich bin bis oben hin voll!“ a Tante:„Aber in die Taſche kannſt du ein Stückchen ſtecken!“. Gerhard:„Vielen Dank, aber die iſt auch voll!“ . Durchſchaut. Ellermann:„Du warſt beim Hellſeher, hat er deine Gedanken erraten?“ Bellermann:„Leider ganz genau, er verlangte das Honorar im voraus!“ des Perſonalchefs. haben? Mein ** Raffiniert. „Na, Herr Schwabblich, was macht Ihre Entfettungs⸗ kur? Noch immer zwei Faſttage in der Woche?“ „Ach, wiſſen Sie, ich warte lieber bis zum Winter, da ſind die Tage kürzer!“ * Die lange Leitung. Knorcke hat einen aſtronomiſchen Vortrag beſucht. „Weißt du“, ſagt er zu ſeinem Freund,„jetzt verſtehe ich endlich die Sache mit den Sternen, wie groß ſie ſind, warum ſie immerfort glühen... Nur eins will mir nicht in den Kopf: Wie kann man bei dieſer Entfernung ihre Namen wiſſen?“ Schon vielen Huuen N Creme Leodlof. gegen rote Hande gehollen Angemeſſen. „Wenn Fiſch für das Gehirn ſo geſund iſt, Hert Doktor, welchen würden Sie da für mich empfehlen?“ „Für Sie? Den Walfiſch!“ Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung Im gleichen Schritt und Tritt Nach den Ergebniſſen der Statiſtik des Reichsauſſichts⸗ amtes für Privatverſicherung für das Jahr 1935 iſt die deutſche Privatverſicherung zweifellos mil der allgemeinen Belebung der Wirtſchaft mitgegangen. Zu dem Arbeits⸗ bereich des Reichsaufſichtsamtes zählten in dieſem Be⸗ richtsjahr insgeſamt 1892 deutſche private Verſicherungs⸗ unternehmungen. Während im Fahre 1933 die ge ſamten Prämieneinnahmen noch 1658 Millionen Reichsmark aus⸗ machten, erreichten ſie bereits im Jahre 1934 den Betrag von 1790 Millionen Reichsmark und ſtiegen im Jahre 1935 auf 1952 Millionen Reichsmark. Die Zwei⸗Milliarden⸗ Grenze iſt alſo faſt erreicht. Die deutſche Privatverſiche⸗ rung marſchiert mit der Wirtſchaft im gleichen Schritt und Tritt— das heißt aber auch, daß ſie beſondere Verpflich⸗ tungen gegenüber der Volksgemeinſchaft hat. Es iſt be⸗ kannt, in welchem Ausmaß die deutſchen Verſicherungs⸗ unternehmungen der privaten Wirtſchaft ſich unmittelbar durch die Schaffung neuer Arbeitsmöglichkeiten und dar⸗ über hinaus durch die Zug um Zug erfolgende Bereit⸗ ſtellung der neu angeſammelten Kapitalien mittelbar in die Front der großen Arbeitsſchlacht geſtellt hat. Die geizigſte Frau der Welt Wer der reichſte Mann der Welt iſt— wiſſen Sies Oder ſind Sie der Anſicht, es genüge, wenn der Betref⸗ fende es ſelber weiß? Vorläufig iſt noch Streit darüber, Keiner will es eigentlich ſein. Aber— wer war die gei⸗ zigſte Frau der Welt? Achtung für Ihr Kreuzworträtſel! Ihr Name: Heddy Green. Ihr Sterbeort: New Vork. Ihr Todesjahr: 1936 Todesurſache: Geiz. Ueber ihre 50 Mil⸗ lionen Dollar ſtreiten ſich die Erben vor den Gerichten. Sie lebte wie eine Bettlerin. Sie feilſchte um ein Straßen⸗ bahnbillett. Sie war die größte Steuerhinterzieherin der Welt. Die Frau wurde krank an Geld. Daran iſt ſie ge⸗ ſtorben.— 5 Wie ein modernes Märchen, das uns überzeugen will, wie ſinnlos an ſich der Beſitz von Geld iſt. Geld wird erſt zum Vermögen für den, der es beſitzt, und für andere, wenn es ſchaffend im Kreislauf des Geldſtroms wirkt Ein ganzes Volk kann an ſich ein großes National⸗ vermögen beſitzen und dennoch können ſeine Wirtſchaft, ſein Handel und Wandel in Unordnung ſein. In einem ſolchen Volk leben dann vielleicht zuviel Geizkragen, große und kleine, die lieber auf ihrem Gelde ſitzen oder es ſelbſt zu hohen Zinſen ausleihen möchten, als es den berufenen Treuhändern des Geldes, den Banken und Bankiers, an⸗ zuvertrauen. Eigentlich müßte man ſolchen Geizkragen ihr Geld aus eigener Verwaltung wegnehmen und auf die Bank brin⸗ gen, damit es mit zum Volksvermögen gehöre. Das wäre auch gut für die Geizkragen ſelber, damit es ihnen nicht ſo ergehe wie der geizigſten Frau der Welt, der Heddoy Green aus New Pork. i F. Raddatz a Co. Glas. Porzelſan; Haus- v. Küchengeräte, Beleuch- tung. Wohnmöbel-Köchen- möbel. Waschtische Kin- Moderne berate, gebrauebt ab 18. beau. Tellz. Alle En- Zoltalle sehr pill. Liste gratis Radio- Panisch Zerlin 57 N N 5 derwagen. Ofen Herde Ae 55 Waschmaschinen, Fahrräder Sortenmöbel, Betts tellen Lederwaren. Geschenk-Arlkel Berlin, Leipziger Str. 121-123. Telefon A 7331 AN afk 2 ie e,. 4 E SOILI NSE 100 Nr. 3 Herrentaschenuhr m. ge- 9 1 prüft., 36 stünd, An- ee ee erwerk, vernick. M. 1.90% 5“ Seſbst- , Ar. 4 Versiiderter Ovedagel.„e 0 1 8 vergoldeter Rand.. M. 2.30[te Optik bis 119 Nr. 6. Sprungd.-Uhr 3 Beck. vergold. 4.90 Nr. 6b. D to., mit besserem Werk M. 7.40 Nr, 8. Armbanduhr m. Lederriemen 2.60 Nr. 85. PD to., kl. Fo. m, besser. Werk 4 Nr. 99. Dto., Golddoublé, s Jahre Sar, f. Gehause Eur Damen, m. Ripsband M. 5.90 Dio. f. Herren, m. Lederband 6.90 Nr. 1461. Geschnitzte Kuckucksuhr, J%st. ndl. Kuckuck ruf., M. 2 50. Nr. 612. Monogramm Slegel- ring für Damen oder 5 Herf., 18 Kkar. vergoldet, 6 einschl. lhrem Mono- gramm M. 1. 10. Nr. 614. dto. Sſegelring, Seckige 5 Platte, M. 1.30. Nickel-& kette M. 25. Doppelkette, ver- goldet. M 70. Kapsel M.. 25. gutes Messingwerk, M 180. g 2 Nr. 642. Tischuhr, mod. Form, 8. Tage-Werk, Eiche poliert, Je 20 em M. 8.—. Versand gegen Nachn. Jahresumsate ber 30 000 Uhren. Nr. 5. Besseres Werk fl. Form M. 3.40 Vakublitzonschlußb und Fritz Heinecke, Srsunsehweig 190 vieles moht Prospekt gratis ASE KAN ERAW ERK ORESDEN-STRIESEN 572 kaiaandannunaunulunnnndnsandage Flechtenleiden lag. We let es oft sioh von diesen unangenehmen das Lebeß vorbittornden Leiden zu befrelen, leh gebs innen gem kostenlos ein einfaches Mitte dekannt, das It. vielen beglaubigten Dank ochrelbon in kurzer Zoſt, oft aohon in ia Tagen auoh bel hartnäckiger Schuppenflechte, 3 lige Hollung brachte. Neilmittetvertr Max Müller, Göritz Y 80, Sebotes (Erhatnen l. a. Apt. added — D A 8. Vi. 36: 664 297 Pl.⸗Nr. 8 Zum Wochenende? und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 46 erſchetnen als Bellage, Für die auf diefer Seite erde ma ar Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zettung nicht zuſtändig. Verantwortlich 5 die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Car! Görg Verlag. blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; ſämtl. in Berlin SW 68, Lindenſtr. 101/102. 5 IIA 0 22 2. — ier ee 2 Denn der imperial 47 Wist einer der besten u. bil- ligsten Weltsoper öberhaupf. Ausgezeichnet durch 8ößzerste Trennschärfe und herrlichen Natotton. Kurz- Wellenbereſch. För Wechselstrom RM 285.— m. R., för Allstrom RA 315.— m. E. Zwanglose Vorführung del jedem Händler. Prospekte auch direkt von: Staßfurter Rundfunkges. mbli, Staßfurt, Pr. Sa