———.— Rr. 270(2. Blatt). Neckar Bote Dienstag, 17. November 1936 Zeichnet Reichsanleihe! Die Aufnahmefähigkeit des Marktes. WPD. Im Gegenſatz zum Auslande, das den fortlau⸗ fenden Währungsbetrug an ſeiner Bevölkerung geradezu zum Prinzip erhoben hat, um auf dieſe Weiſe nicht nur das Problem ſeines Außenhandels, ſondern auch weitgehend die Geldbeſchaffung oder, was hier dasſelbe iſt, die Beſeitigung der aufgelaufenen Staatsſchulden zu beſorgen, hält das Deutſche Reich unbeirrt an der Stabilität der deutſchen Währung feſt. Auch das Deutſche Reich braucht Geld zur Finanzierung ſeiner Aufgaben; wir beſchaffen es aber auf dem normalen Wage der Anleihen. Weil nun der deutſche Volksgenoſſe weiß, daß er jede Mark, die er für dieſe Anlei⸗ hen zeichnet, für die Dauer wertbeſtändig angelegt hat, weil er ferner im Verlaufe der ganzen Jahre geſehen hat, daß, wenn er einmal aus irgendwelchen Gründen ſich durch Ver⸗ kauf ſeiner Anleiheſtücke am Markt Geld beſchaffen muß, er keinen Pfennig Geld an dieſen Anleihen verliert, da die ſtarke Hand des Reiches auch über der Stabilität des Kurſes wacht, deshalb iſt es nicht weiter zu verwundern, daß er willig und vertrauensvoll dem Reich ſein Geld in Anleihen ur Verfügung ſtellt. Und doch iſt es bewundernswert, wie diele Konſolidierungsaktion trotz ihres erheblichen Umfanges reibungslos vonſtatten gehen, wie eine Anleihe nach der an⸗ deren glatt und meiſt ſogar vorzeitig untergebracht wird. Die großzügige Auftragsvergebung und Arbeitsbeſchaffung durch das Reich führt nach wie vor auf allen Gebieten der Wirtſchaft zu vermehrter Ertragsbildung. Daß im ganzen keinerlei Nachlaſſen dieſer Kapitalbil⸗ dung ſpürbar geworden iſt, iſt umſo erfreulicher, als von einigen Seiten her der Kapitalbedarf der privaten Wirt⸗ ſchaft in neuerer Zeit gewachſen iſt. Auf der einen Seite müſſen Ueberſchüſſe mehr als bisher zu notwendigen Er⸗ ſatzinneſtitionen verwendet werden, auf der anderen Seite wächſt auch der Bedarf an Betriebskapital durch eine Aus⸗ dehnung der gewährten Ziele und teilweiſe auch durch ein Anſteigen der Vorräte. Dazu kommt, daß aus dem ſteigenden volkswirtſchaftlichen Ertrag und Einkommen auch die Steuern gerade in neueſter Zeit außerordentlich zugenom⸗ men haben. Von den mehr als fünf Milliarden Mark, um die ſich die Steuererträge 1936 gegenüber 1933 erhöht haben, wozu noch jährlich rund zwei Milliarden Mark eingeſparte Arbeitsloſenunterſtützung kommt, dient zweifellos ein er⸗ heblicher Teil den gleichen Zwecken ſtaatlicher Inveſtitionen, für die auch die Reichsanleihen eingeſetzt werden. Der Erfolg der regelmäßig aufeinanderfolgenden Kon⸗ ſolidierungsanleihen beruht aber auch auf einer finanztech⸗ niſchen Leiſtung, nämlich auf der geſchickten Ausnutzung aller kredit⸗ und finanzpolitiſch gegebenen Finanzierungs⸗ möglichkeiten. Nur die genaue Kenntnis und Beachtung der Verhältniſſe auf den berſchiedenen Kreditmärk⸗ ten und bei den verſchiedenen Kreditorganiſationen hat es ermöglicht, daß unter Einſchluß der neuen 500 Millionen Mark Reichsanleihe bisher rund vier Milliarden kurz⸗ und mittelfriſtige Reichsſchulden konſolidiert, d. h. in die langfriſtige Form gegoſſen werden konnten. Bei der jetzt herausgegebenen Anleihe, von der 100 Mil⸗ lionen Mark bereits feſt untergebracht ſind, zeigt ſich die Rückſicht auf die Marktverhältniſſe deutlich. Die Einzah⸗ lungstermine ſind ſo gelegt, daß ſie durch den Saiſon⸗ bedarf nicht berührt werden. Die erſte Einzahlung, die nach leberwindung des November⸗Ultimos mit 10 Prozent fällig ſſt, iſt mit Ruͤckſicht auf den Jahres⸗Ultimobedarf der Wirk⸗ ſchaft und das Weihnachtsgeſchäft beſonders niedrig gehal⸗ ten. Dafür fällt der Hauptteil der Einzahlungen in jene Pe⸗ riode großer ſaiſonmäßiger Geldflüſſigkeit, die immer zu Be⸗ ginn eines jeden Jahres einſetzt. So ſind alſo am 7. Januar 1937 40 v. H., am 20. Januar und am 18. Februar weitere je 25 v. H. auf die Anleihe einzuzahlen. Das find aber Vorſichtsmaßregeln, von denen ſicherlich in vollem Umfange garnicht Gebrauch gemacht wird. Es unterliegt keinem Zweifel, daß auch die 400 Millionen Mark Reichsſchatzanweiſungen, deren Laufzeit im Gegenſatz zu der letzten Emiſſion nur eine durchſchnittlich neunjährige iſt, in relativ kurzer Zeit vom Markt verdaut werden können. Es will nichts beſagen, daß nach der letzten, im Juli herausge⸗ kommenen Reichsanleiheemiſſion, die mit insgeſamt 700 Millionen Mark um 200 Millionen Mark größer war als die jetzige, zeitweiſe eine Verknappung am Geldmarkt eingetreten iſt. Sie rührte einfach daher, daß ein erheb⸗ licher Saiſonherbſtbedarf auf einen verknappten Markt ſtieß. Inzwiſchen ſind dieſe Verknappungserſcheinun⸗ gen völlig überwunden. — 8 8 Weltbild(M). Rom feiert den Geburtstag des Königs. Die aufmarſchierten Einheiten von Armee, Marine, Luft. flotte und der römiſchen Jugendverbände auf dem Piazza Foro Impero Faſeiſta(Piazza Venezia) zum 67. Geburts⸗ tag des Königs. 5 Es iſt beachtlich, daß der Anteil der am freien Markt begebenen Reichsemiſſionen an den insgeſamt pla⸗ eierten Reichsanleihen in dauerndem Wachſen iſt. Es hängt dies mit der ſtark erhöhten Aufnahmefähigkeit der Emiſ⸗ ſionsmärkte im ganzen und des deutſchen Rentenmarktes im beſonderen zuſammen. Die Aufnahmefähigkeit des Renten⸗ marktes war ſo erfreulich groß, daß neben den Reichsbahn⸗ ſchatzanweiſungen und den Reichsanleihen auch noch in er⸗ heblichem Umfange andere feſtverzinsliche Wertpapiere emittiert werden konnten, ſo vor allem Pfanbbriefe, Indu⸗ ſtrieanleihen und ſogar einige Neuemiſſionen von Aktionen. Die Tatſache, daß man erſt vor wenigen Tagen die Neu⸗ ausgabe von 72 Millionen Mark Pfandbriefen geneh⸗ migt hat, läßt deutlich erkennen, daß an eine Beeinträchti⸗ gung der Reichsanleihe durch dieſe oder andere Emiſſionen nicht zu denken iſt, daß vielmehr die Aufnahmefähigkeit des Marktes die Unterbringung ſämtlicher genehmigten Werte ohne weiteres zuläßt. N Zweifellos wird das Privatpublikum, das— wie die Vorgänge am Markt der Auslandswerte zeigen— nicht immer günſtige Erfahrungen mit der Aktienanlage macht, ſich in vollem Umfang an der Zeichnung der neuen Reichsanleihe mit ihren Sicherheiten und ihrer guten Ver⸗ zinſung beteiligen. Vielleicht erinnern ſich manche Kreiſe daran, daß die Anlage in feſtverzinslichen Wertpapieren auch in der Vergangenheit nicht nur hinſichtlich der Sicher⸗ heit, ſondern auch des Ertrages durchweg günſtiger geweſen iſt als die in Aktien. Die unverändert feſte Haltung des deutſchen Rentenmarktes, die ſeit der großen Zinskonverſion zu keiner Zeit und auf keinem Marktgebiet geſtört worden iſt, iſt der beſte Beweis für die innere Sta⸗ bilität dieſer Werte und für das unerſchütterliche Vertrauen, das man ihnen entgegenbringt. Fragen der neuen Rechtspflege Wichtige Beſprechungen im Keichsjuſtizminiſterium. Berlin, 17. November. In der vergangenen Woche fanden im Reichsjuſtizmini⸗ ſterium unter dem Vorſitz des Reichsminiſters der Juſtiz, Dr. Gürtner, Beſprechungen wichtiger Fragen auf verſchie⸗ denen Aufgabengebieten der deutſchen Rechtspflege ſtatt, zu denen ſich die Vertreter des Reichsjuſtizminiſteriums und der ſonſtigen beteiligten Zentralſtellen mit den Rich⸗ tern und Staatsanwälten, die in der täglichen Praxis mit dieſen Fragen beſchäftigt ſind, zuſammengefunden hatten. Die Beſprechungen der erſten beiden Tage betrafen die Bekämpfung hochverräteriſcher Umtriebe. Reichsminiſter der Juſtiz Dr. Gürtner amriß die Fra⸗ gen, die zur Erörterung ſtanden. Staatsſekretär im Reichs⸗ juſtizminiſterium Dr. Freisler and der Chef der Si⸗ cherheitspolizei, SS⸗ Gruppenführer Heydrich, hielten eingehende Referate, denen ſich Vorträge der Sachbearbei⸗ ter des Reichsjuſtizminiſteriums und der Geheimen Staats- polizei über Einzelfragen anſchloſſen. In der Beſprechung kam der gemeinſame Wille der Juſtiz. und Polizeiorgane zum energiſchen Kampf gegen alle kommuniſtiſchen und ſonſtigen hochverräteriſchen Be⸗ ſtrebungen zum Ausdruck. Die Beratungen ſtanden im Zeichen kameradſchaftlichſter Zuſammenarbeit zwſichen den Strafverfolgungsbehörden und den Dienſtſtellen der Ge⸗ heimen Staatspolizei! Sie ließen wiederholt erkennen, wie erfolgreich dieſe Juſammenarbeif bisher ſchon war. Am folgenden Tag ſtand die Handhabung der Raſſe⸗ ſchutzbeſtimmungen der Nürnberger Geſetze zur Beratung. Staatsſekretär Dr. Freisler legte ſm einzel⸗ nen die Grundgedanken des Raſſeſchutzes und ihre Durch⸗ führung auf Grund des Geſetzes zum Schutze des deutſchen Bluts und der deutſchen Ehre dar. Er wies darauf hin, daß die Verbrechen gegen dieſes Geſetz, das für die Ver⸗ wirklichung des nationalſozialiſtiſchen Raſſegedankens von entſcheidender Bedeutung ſei, als ein Angriff auf die Le⸗ bensordnung des Volkes anzusehen ſeien, und behandelte die Aufgaben, die die Strafverfolgungsbehörden auf dieſem wichtigen Gebiet zu erfüllen hätten. Die Schwere der Ver⸗ brechen der Raſſenſchande verlangt, daß die Strafoerfol⸗ gungsbehörden mit allem Nachdruck ſich für die unbe⸗ dingte Durchführung des Geſetzes einſetzten, wie es ihnen der Reichsminiſter der Juſtiz ſchon wiederholt zur Pflicht gemacht habe. Staatsſekretär Dr. Freisler er⸗ wähnte in dieſem Zuſammenhang, daß der Hundert⸗ ſatz der gegen Juden wegen Raſſenſchande ergangenen Zuchthausurteile in den letzten Monaten ſtändig eſtiegen ſei. Schließlich fanden ſich ſämtliche Generalſtaatsanwälte des Reichs im Reichsjuſtizminiſterium zur Erörterung von Fragen des Strafvollzugs zuſammen. Staats. ſekretär Dr. Freisler brachte zum Ausdruck, daß dank der Mitarbeit aller Strafvollzugsbeamten heute wieder in allen Strafanſtalten Zucht und Ordnung herrſche und daß der Gefangene nicht mehr Subjekt, ſondern Objekt des Strafvollzugs ſei. Er wies auf neue, demnächſt zu bewäl⸗ tigende Auf gaben wie den Jugendſtrafvollzug und die erforderliche Differenzierung des Vollzugs der Si⸗ cherungsverwahrung und des Strafvollzugs an Zuchthausſträflingen, vorbeſtraften und erſtbeſtraften Ge⸗ fängnisgefangenen hin. 1. Tagung des Arbeitsgaues Baden O Freiburg. Der Arbeitsgau 27 Baden des Reichs⸗ arbeitsdienſtes hält in den Tagen vom Montag bis Frei⸗ tag im Hochſchwarzwald und am Bodenſee eine Arbeits⸗ tagung ab, an der u. a. die Führer der ſechs Gruppen ſowie die verſchiedenen Sachbearbeiker teilnehmen. Während die⸗ ſer Zeit werden verſchiedene Arbeitslager und Arbeitsvor⸗ haben des Reichsarbeitsdienſtes, die im Gebiete der Tagungs⸗ orte liegen, beſichtigt werden. Die Arbeitstagung, auf der vor allem die kommende Winterarbeit beſprochen wird, be⸗ gann am Montag in Höhenſchwand. Am Dienstag geht es nach Bad Dürrheim, am Mittwoch werden Villingen, Donau⸗ eſchingen und Singen beſucht; von hier aus geht es am Abend noch nach Konſtanz. Am Donnerstag iſt die Beſich⸗ tigung der Bauvorhaben des RA D. im Heidenmoos bei Konſtanz und an der Seefelder Aach in Meersburg beabſich⸗ tigt. Am Donnerstag nachmittag findet die Tagung in Ueberlingen ihre Fortsetzung, wo ſie auch am Freitag zum Abſchluß kommen wird. In den Orten, die auf der Tagung berührt werden, wird jeweils der Gaumuſikzug des RAD. für Bevölkerung ein Standkonzert geben. Vertrauen in die Zukunft 10⸗Jahresfeier der NSDAP. Ortsgruppe Mosbach. i Mosbach. Der Kreis Mosbach beging die Feier des 10jährigen Beſtehens der Orksgruppe Mosbach der NSDAP. unter außerordentlich ſtarker Teilnahme der geſamten Bevöl⸗ kerung. Nach einer Morgenfeier des Reichsarbeitsdienſtes wurden für die verſchjedenen Gliederungen Sonderkagungen abgehalten, denen ſich eine Tagung der politiſchen Leiter an⸗ ſchloß. Am Nachmittag ſprach in einer Maſſenkundgebung in der Markthalle Reichsſtatthalter und Gauleiter Robert Wagner. Er führte dabei u. a. aus: In der Nachkriegszeit hat das deutſche Volk einen ſtändigen Wechſel der Regierun⸗ gen erlebt, dabei aber erkennen müſſen, daß dieſer Wechſel ihm nicht zum Segen wurde, denn keine Regierung hatte die Möglichkeit, die Folgen des Weltkriegs zu überwinden oder einen dauerhaften Wiederaufbau zu beginnen. Der Re⸗ gierungswechſel im Jahre 1933 war nun etwas ganz an⸗ deres. Was in den letzten drei Jahren möglich war, das iſt auch in der Zukunft möglich. Wir werden eine freie Natio⸗ nalwirtſchaft möglich machen. An der Verwirklichung einer unabhängigen Herſtellung von Textilien, Treibſtoffen und Gummi wird mit einem ſolchen Eifer gearbeitet, daß wir voll Vertrauen in die Zukunft ſchauen können und daß heute ſchon das Ausland nicht mehr dumme Witze macht, ſondern bemüht iſt, einen Vorſprung, den wir haben, wieder einzu⸗ holen. Mit der Aufforde„daß jeder Volksgenoſſe ſeinen Teil zum Vierjahresplan beitragen muß, ſchloß der Gauleiter. Nach einem Vorbeimarſch der Formationen wurde das„Haus der Partei“, in dem nun alle Dienſtſtellen untergebracht ſind, ſeiner Beſtimmung übergeben. Keimfrei und haltbar durch Licht Ultraviolettbeſtrahlung ſchützt vor Verderb. N Der wichtigſte Einfluß, welchen die ultravioletten Strahlen auf die Lebensvorgänge im menſchlichen Körper ausüben, iſt allgemein bekannt. Spielt doch die Beſtrah⸗ lung durch Sonnenlicht oder„künſtliche Höhenſonne“ in der Heilkunde und Geſundheitspflege eine bedeutende Rolle. Weniger bekannt aber iſt die ebenſo wichtige Tat⸗ ſache, daß die Ultraviolettſtrahlen gleichzeitig die Eigen⸗ ſchaft haben, Bakterien zu töten oder zum mindeſten ſtark im Wachstum zu hemmen, und daß die Fortſchritte auf dem Gebiete der Beſtrahlungstechnik es möglich machen, die Ultraviolettbeſtrahlung als wichtiges Mittel zur Lebensmittelerhaltung erfolgreich einzuſetzen. Gerade heute, wo zur Sicherung der Volksernährung alle Mög⸗ lichkeiten für eine weitgehende Ausnützung der deutſchen Nahrungsmittelvorräte ausgeſchöpft werden müſſen, iſt dieſes neue Entkeimungsverfahren von beſonderer Be⸗ deutung. Im Verein mit der techniſchen Wiſſenſchaft hat daher die deutſche elektrotechniſche Induſtrie ein für den prak⸗ tiſchen Betrieb brauchbares Gerät geſchaffen, mit dem Flüſſigkeiten aller Art durch die ſtarke Einwirkung ultra⸗ violetter Strahlen ſchnell und ſicher keimfrei gemacht wer⸗ den können. Wie Dipl.⸗Ing. Jolaſſe und Dr. F. Lauſter in der Zeitſchrift des Vereins deutſcher Ingenieure zeigen, iſt bei dieſem Entkeimungsgerät eine Quarzlampe in einem Gefäß derart angebracht, daß die geſamte von ihr ausgeſandte Ultraviolettſtrahlung den ſchraubenförmig geführten Strom der zu entkeimenden Flüſſigkeit wirkſam durchdringt. Die mit dieſem Verfahren erzielten Ergeb⸗ niſſe ſind außerordentlich günſtig. So gelang es mit ihm, ungefiltertes, ſtark getrübtes Waſſer aus Binnenſeen, das eine große Zahl von Kolibakterien aufwies, ſchnell völlig keimfrei zu machen, ohne daß das Waſſer irgendwelche Ge⸗ ſchmacksveränderung zeigte. Das neue Gerät wird daher für die Trinkwaſſerverſorgung in den Tropen ſowie auf dem Lande wertvolle Dienſte leiſten. Große Bedeutung hat die Entkeimung des Waſſers durch Ultraviolettſtrahlen auch für Brauereien, Mineralwaſſerfabriken uſw. Können doch durch die Behandlung des Gebrauchswaſſers in Be⸗ ſtrahlungsanlagen die das Getränk ſchädigenden Bakte⸗ rien faſt alle abgetötet, im übrigen aber in ihrem Wachs⸗ tum ſtark gehemmt werden. Die Anwendung der Beſtrah⸗ lungsentkeimung bei der Fruchtſaftherſtellung wird eben⸗ falls angeſtrebt. Eine entkeimende Wirkung wird jedoch nicht nur durch die unmittelbare Einwirkung der Strahlen erzielt, die Bakterien werden vielmehr auch dann zum allergrößten Teil vernichtet, wenn man ſie in Waſſer bringt, das vor⸗ her durch Ultraviolettbeſtrahlung entkeimt wurde. Dieſe Erkenntnis gibt den Molkereien eine wertvolle Möglichkeit, die Haltbarkeit ihrer Buttererzeugniſſe weſentlich zu ſteigern. Bei der Verwendung von ultraviolettbeſtrahltem Waſſer zum Auswaſchen der Butter werden nämlich die fettzer⸗ ſetzenden Mikroben, die das Ranzigwerden der Butter be⸗ wirken, weitgehend vernichtet. Beſondere Bedeutung für die deutſche Ernährung hat aber die Ultraviolettſtrahlenbehandlung der Milch im Molkereibetrieb. Durch ſie wird nämlich die Milch, unſer wichtiges Nahrungsmittel, nicht nur keimfrei gemacht, ſon⸗ dern es wird vielmehr auch die Wirkſamkeit der in ihr ent⸗ haltenen wertvollen Vitamine vermehrt. Intereſſant iſt weiterhin die Tatſache, daß man dem Branntwein die fonſt nur durch längeres Lagern entſtehenden günſtigen Eigenſchaften von vornherein geben kann, wenn man ihn bei der Deſtillation beſtrahlt. Jedoch auch feſte Nahrungsmittel können durch die Einwirkung der ultravioletten Strahlen vor Verderben bewahrt werden. So iſt es beiſpielsweiſe möglich, muffig gewordenes Getreide durch die Einwirkung von ultra⸗ violetten Strahlen wieder in einen vollwertigen Nährſtoff zurückzuverwandeln. Zuletzt werden die Beſtrahlungsgeräte vorausſichtlich auch zur Keimfreimachung des Waſſers von Hallen⸗ ſchwimmbädern Verwendung finden können und das dort bisher angewendete Verfahren der Keimtötung durch Chlorierung des Waſſers vorteilhaft erſetzen. Die vorſtehenden Beiſpiele zeigen, welch außerordent⸗ lich vielſeitige und wertvolle Möglichkeiten zur Förderung des Geſundheitsweſens und der Nahrungsmittelerhaltung durch die umfaſſenden Unterſuchungen der Wiſſenſchaft auf dem Gebiet der Strahlenforſchung geſchaffen wurden. Sie geben ein klares Bild von der Bedeutung der wiſſenſchaſt⸗ lichen Forſchung für die Allgemeinheit und von der Rich⸗ tigkeit des Wertes. J 5 ———-— — 8 1 Das Erdbeben vor 25 Jahren Eine aufregende Nacht in Süddeutſchland. In der Nacht des 16. November 1911, olſo vor 25 Jah⸗ ren, erſchreckte ein Erdbeben von heftiger Stärke die Bewohner von ganz Süddeutſchland. Die Gemüter waren ohnedies damals ein wenig erregt. Die Marokko— debatte im Reichstag, der„Panther“-Sprung nach Aga⸗ dir wirbelten politiſchen Staub auf, der italieniſch⸗türki⸗ ſche Krieg in Tripolis wurde aufmerkſam in den Zeitun⸗ gen verfolgt, im Heſſenland ſtanden die Parteien am Vor⸗ abend der Stichwahl für den Landtag. Aber ſonſt war es am 16. November ein Abend wie jeder andere, man ſaß zu Hauſe und las, debattierte in der Wirtſchaft, amüſierte ſich im Theater— als plötzlich um 10 Uhr 27 Minuten und 10 Sekunden die Erde bebte. Viele Menſchen hat⸗ ten noch nie ein Erdbeben erlebt und wu ß⸗ ten garnicht, was das bedeuten ſolle, daß die Lampen anfingen zu ſchwonken, das Möbel krachte, ein Zittern durch die Gebäude ging und dabei ein dumpfes Rollen ſich vernehmen ließ. Aber nach Sekunden begrif⸗ fen ſie—„ein Erdbeben!“ Laſſen wir die Stimmung je⸗ ner Zeit, wie ſie in der Preſſe ihren Niederſchlag fanden. zu Wort kommen. Ein Leſer ſchrieb:„Donnerstag abend, ich ſaß auf einem Stuhl und hatte plötzlich das Gefühl einer Schaukelbewegung. Meine Gaslampe geriet ins Schwanken und die Saiten des Pianos erklangen leiſe, die Fenſterrahmen krachten. Ich ſah auf meine Uhr, es war 10,27 Uhr.“ Eine andere Zuſchrift lautete:„Ich war mit Schreiben beſchäftigt, als ich plötzlich merkte, wie ein Zittern durch den Schreibtiſch ging, das gleich ſtärker wurde. Dreimal wurde das Beben ſtärker, die zweite Welle war am ſtärkſten. Der Vorgang dauerte 15 Se⸗ kunden. Die Erſchütterung war immerhin ſo ſtark, daß die von der Decke herabhängende Gaslampe Ausſchläge bis zu 15 Grad zeigte; die Wanduhr blieb aber nicht ſtehen.“ Ein anderer wußte zu melden:„Das Haus fing heftig an zu zittern, Fenſter und Türen klirrten und die Tür des Bücherſchrankes fuhr auf. Dabei wurde ein un⸗ terirdiſches leiſes Rollen vernommen. Eine große Standuhr mit Gewichten geht ſeit dem Stoß um 5 Stunden vor.“ In Auerbach fielen ſchlafende Leute aus dem Bett. Die Erdbebenwarte Jugenheim a. d. B. berichtete: Der Horizontal⸗Seismograph war leider einer ſo ſtarken Er⸗ ſchütterung, wie wir ſie am Donnerstag abend von 10,26 Uhr ab erlebten, nicht gewachſen. Die leichten gläſernen Schreibfederchen, die auf glattem Papier die Regiſtrierun⸗ gen aufzeichneten, wurden durch die Erſchütterung abge⸗ worfen. Es trat eine Unterbrechung von drei Minuten ein, darnach erfolge die Regiſtrierung wieder in gewöhnlicher Weiſe. Die Bewegungen nahmen ab und nach 17 Minuten trat wieder Ruhe ein. Der erſte Stoß erfolgte aus Nord⸗ Nord⸗Weſt. Heidelberg meldete: Im Theaterſaal ſchwankten die Säulen, es entſtand eine Panik und die Vorſtellung mußte unterbrochen werden. Einige Häuſer erhielten Riſſe Die Bewohner eilten, nur notdürftig be⸗ kleidet, auf die Straße. Feuerwehr und Rettungswache wurden alarmiert. Vielfach waren die Fernſprechleitungen nach Süddeutſchland zerriſſen. Groß war der Schrecken unter der Bevölkerung des Odenwaldes. Vielfach glaubte man, der Rodenſteiner ziehe wieder einmal aus und betrachtete das Erdbeben als ein Vorzeichen für einen nahenden Krieg. Tatſächlich machte ein Geologe auch dar⸗ 5 Roman von Paul Hain. 37 Rembrandt ſchien förmlich emporzuwachſen. Ein Strecken und Dehnen aller Muskeln, ein Federn in den Gelenken— dann lief er los wie ein junger Hund, dem eben der Zwinger geöffnet worden iſt. Faſt hätte er den Bürgermeiſter noch umgeriſſen, der nicht ſchnell genug die Tür freimachte. „Zuerſt allerdings zu mir, Rembrandt. Abrechnen. Auch habt Ihr noch einiges zu erfahren. Später dann zu Seiner Fürſtlichen Hoheit—.“ Rembrandts eben noch froh lachendes Geſicht verfin⸗ ſterte ſich mit einem Male. „Nein,“ ſagte er leiſe, ſich mit über die Stirn ſtreichend. kia?“ Sein Blick ging vom Fürſten zu ten Zerkaulen. „Saskia van Uylenburgh,“ murmelte er verſtört. err Bürgermeiſter, ich muß wiſſen, was mit ihr iſt. Fürſtliche Hoheit müſſen mir verzeihen.“ Auch deſſen Mienen waren nun ernſt geworden. Ten Zerkaulen hob ſacht, wie beſchwörend, die Hand. „Seine Hoheit weiß auch davon, Rembrandt.“ „Was iſt mit Saskia, Magnifizenz?“ „Sie lebt, Rembrandt!“ „Aber—?“ Er ahnte, was noch hinter den beiden Porten ſtand. Gefahr— Unheil— drohender Tod. „Man muß hoffen, Rembrandt. Stark ſein und nicht bebender Hand „Herrgott— und Sas⸗ verzweifeln. Solange der Menſch noch atmen kann, iſt Hoffnung.“ Ein Zittern lief durch Rembrandts Geſtalt. 0 5 ſah ihn der Fürſt an und ſagte voll Herz⸗ ichkeit: „Mut, lieber Freund! Gottvertrauen! Ihr habt eben erfahren, daß der Allmächtige da droben ſeine lieb⸗ ſten Kinder nicht ſo leicht im Stich läßt. Er hat mich zur rechten Stunde hergeſchickt, um Euch aus der Not dieſer Tage zu befreien. Nun vertrauet auch weiter auf ihn und hoffet, daß er alles zum Guten wenden möge.“ „Hoffen, hoffen— tatenlos die Hände im Schoß?“ knirſchte Rembrandt.„Hoheit— wenn Ihr ſie kennen würdet!“ 5 „Ich kenne ſie, Rembrandt.“ Der Fürſt lächelte kaum merklich. Wie heiß und über⸗ ſchäumend doch die Jugend gleich war, wenn es um ihre Liebe ging! „Ich habe auch dies bedacht, junger Meiſter,“ ſagte er dann ruhig.„Gehet Ihr nur erſt mit dem Bürger⸗ meiſter zu deſſen Hauſe und erholet Euch von dem Auf⸗ enthalt in dieſem fatalen Turm. Es wird Euch nottun, denke ich. Ich aber habe inzwiſchen dem Senator van Uylenburgh ſchon mein Kommen angekündigt, vielleicht, daß ich den Starrſinn dieſes Mannes brechen kann.“ o. g in laden auf aufmerkſam, daß die Erſcheinungen des Erdbebens große Aehnlichkeit mit den Vorgängen haben, welche die Odenwälder Bauern im 18. Jahrhundert über den Aus⸗ zug des Rodenſteiners eidlich bezeugt hatten. Ein Einwoh⸗ ner von Beerfelden gab folgendes Stimmungsbild: „Mein Stuhl fängt an zu zittern, es iſt, als ob meine Beine infolge großer Aufregung den Dienſt verſagten, ob⸗ wohl ich ganz bequem daſitze. Dies dauert etwa eine halbe Sekunde. Da verſtärkt ſich das Gefühl, der Stuhl rückt und wackelt, wir ſpringen auf— das ganze Haus zittert und bebt, die Möbel geben ein ächzendes Geräuſch, es ſcheint zu donnern, es iſt, als ob eine Welle unter uns dahin⸗ glitte. Wir eilen an die Betten der Kinder und nehmen ſie vor Schreck heraus, da, alles iſt vorüber. Ein ängſtliches Harren, ob das Beben nicht wiederkehrt. Zum erſten Male im Leben ein Erdbeben— das iſt ein unheimliches Gefühl.“ Auch in Reinheim ſprangen die Leute entſetzt aus den Betten und liefen ins Freie, wohin auch die Nachbarn furchterfüllt ſämtlich geeilt waren. Ein Stuttgarter Redakteur ſchildert eingehend die Er⸗ lebniſſe jener Nacht: Im Friedrichsbau ſang der Komi⸗ ker gerade einen Schlager:„Wenn die Butter⸗ blumen blühen und die Schalben heimwärts ziehen“— die Kapelle blies Tuſch, die Zuhörer klatſchten. Da plötzlich lich rollte und zitterte der Boden. Ein paar Frauenſchreie, alles ſtürzte in wilder Haſt nach den Ausgängen, Stühle und Tiſche flogen im Gedränge um, es war ein wüſtes und tolles Bild. Nur mit Mühe konnte der Direk⸗ tor eine Panik verhindern. Zuerſt glaubte man an eine Exploſion. In abenteuerlichem Aufzug ſtanden Frauen mit Kindern auf dem Arm auf der Straße und trauten ſich noch lange nach Mitternacht nicht in die Wohnungen zurück, im Telefonamt, das im vierten Stock liegt, fielen beim erſten Erdſtoß ſämtliche Klappen herab. Die Beamtinnen flohen entſetzt, ſie hatten dann in den näch⸗ ſten Stunden umſo mehr zu tun, denn die Telefone ſtan⸗ den nicht ſtill. Um ¼44 Uhr morgens rief ein ganz Aengſt⸗ licher an:„Meinen Sie, daß ich jetzt beruhigt zu Belt gehen kann?“ Je weiter nach Süddeutſchland, umſo ſtärker hatte ſich das Erdbeben bemerkbar gemacht. Auch in Karlsruhe mußte die Hoftheater⸗Vorſtellung abgebrochen werden, weil das Publikum flüchtete. In Kon ſtanz waren vom Mün⸗ ſterturm große Steine herabgefallen. Die Koloſſalfigur der Germania auf dem Gebäude der Oberpoſtdirektion— ſie war 5 Meter hoch und 20 Zentner ſchwer— ſauſte auf die Straße und zerſprang in kleine Stücke, die ſich zum Teil tief ins Straßenpflaſter einbohrten. Der 5 Meter breite und 10 Meter ſchwere Reichsadler ſtürzte ebenfalls auf die Straße. Eine Dienſtmagd wurde aus dem erſten Stockwerk heruntergeſchleudert und erheblich verletzt. Zahlreiche Dächer wurden zum Teil abgedeckt. In Villingen brach ein Stück des Kirch⸗ turms ab und fiel auf die Straße. In Ebingen ver⸗ ließen die Leute die Häuſer und verbrachten die Nacht an Feuern im Feld. Zwiſchen Lautlingen und Ebingen zer⸗ riß der Bahndamm. In Lautlingen entſtand in einer Mühle infolge des Erdbebens Kurzſchluß, die Mühle brannte ab. In Laufen a. d. Eyach ſtürzte die Decke der Wirtſchaft„Zum Lamm“ ein. Das Schloß Hohenzol⸗ lern war ſo beſchädigt, daß die Beſatzungskompanie die Nacht auf dem Exerzierplatz im Freien verbrachte. In Mühlhauſen bedeckten Trümmer von Schornſteinen und Dachziegeln die Straße. Von der Stephanskirche löſte ſich ein Zentner ſchwerer Steinblock und ſtürzte herab. Auch der Humor kam zu ſeinem Recht. Nachdem der erſte Schrecken überſtanden und die bange findergeiſtes. Nacht herum war und die Zeitungen feſtgeſtellt hatten daß das Erdbeben nirgends Menſchenleben gefordert hatte kam auch der Humor wieder zu ſeinem Recht. Ein Sach⸗ ſenhäuſer Aepfelweingeſchworener dichtete: „Deß war der en Schrecke am Donnerſchdag Mer ſaße ganz friedlich beim Schoppe, Da gabs uff amal en Ruck unn en Schlag Unn der Bembel fing an zu kloppe.“ Auch im Goldenen Mainz war bei dem großen Na⸗ turereignis den Leuten der goldene Humor nicht ausge⸗ gangen. Ein Maſchiniſt einer Mombacher Fabrik meldete am Morgen des 17. November ſein am Vorabend um 10,30 Uhr geborenes Töchterchen auf dem Standesamt an. Auf die Frage, wie das Kind heißen olle, meinte der Mann: Erdbebia oder abgekürzt Erdböbche. Dieſem Wunſch konnte der Standesbeamte aber nicht entſprechen, da nach dem im Rheinheſſiſchen gültigen Code Napoleon nur Kalendernamen zuläſſig waren. 1 5 8 N 9 ade 222 + N f Das Pferd frißt keinen Gummernſalat Vor 75 Jahren: Philipp Reis ſpricht fern. Wer nicht gerade aus der Weſtecke des deutſchen Vater⸗ landes iſt, der weiß nicht ſo ohne weiteres, daß eine Gum⸗ mer eine Gurke iſt. Man muß es ihm erſt ſagen. Aber auch die, die es wiſſen, würden einigermaßen erſtaunt ſein, wenn ihnen aus dem Telephon auf einmal der Satz ent⸗ gegentönte:„Das Pferd frißt keinen Gummernſalat.“ Und doch gehört dieſer Satz in die klaſſiſche Literatur der Tech⸗ nik. Es war der erſte Satz, der gut in frankfurteriſcher Betonung durch das Telephon geſprochen worden iſt. Das mar am 26. Oktober vor 75 Jahren. In dem kleinen Taunusort Friedrichsdorf bei Hom⸗ burg v. d. H. gab es in dem Garnierſchen Erziehungs⸗ inſtitut— Hugenotten, die ſich im Taunus angeſiedelt hatten, waren ſeine Gründer geweſen— einen Lehrer der Naturwiſſenſchaften, der in ſeltener Weiſe mit allerlei Din⸗ gen, wir würden heute ſagen, herumbaſtelte. Seine Schüler nannten ihn wegen dieſer Baſtelleidenſchaft und wohl auch etwas wegen ſeines ſaloppen Aeußeren den Schloſſer. Der Lehrer hieß Philipp Reis und ſtammte aus Gellnhauſen. Dort hat man ihm, der zu ſeiner Zeit nicht beachtet worden iſt, ſpätet ein Denkmal geſetzt; es iſt das Denlmal für den Erfinder des Telephons. Bevor Reis ſeinen Telephonie⸗ Apparat einer gelehrten Geſellſchaft in Frankfurt vor⸗ führte, hat er die Sache im Hofe ſeines Friedrichsdorfer Wohnhauſes in einem alten Schuppen ausprobiert. Es war ein Sonntagnachmittag, und dabei iſt dann der be⸗ rühmte Satz von dem Pferd, das keinen Gummernſalat frißt, geſprochen worden. Welch weltbewegenden Worte man ſich in Frankfurt und ſpäter noch einmal auf einer Gelehrtenverſammlung in Gießen durch das Telephon hin⸗ durchgeſagt hat, iſt nicht bekannt. Auf alle Fälle hätte man annehmen ſollen, daß die gelehrten Männer die Bedeu⸗ tung der neuen Erfindung erkannt hätten. Das war aber nicht der Fall. Wir wollen den gelehrten Männern keinen Vorwurf machen. Reis war mit ſeiner Erfindung des Telephons wirklich ſeiner Zeit vorausgeeilt. Seine Zeit hatte noch nicht das Bedürfnis nach dieſer Erfindung. Eine ſpätere Zeit und anderen Umſtänden war es vor⸗ behalten, dieſes Bedürfnis zu wecken, und andere waren die Nutznießer der Ideen Reis'. Reis, deſſen Geſundheit ſchon lange nicht mehr gut war, ſtarb, faſt vergeſſen, 1874. Heute gehören die Apparate, die er damals gebaut hat und die das Weſentliche des Telephons vollkommen in ſich umſchließen, dem Muſeum der Deutſchen Reichspoſt als ſeltene Schauſtücke an, als Dokumente deutſchen Er⸗ Rembrandt preßte die Hände gegen das wie raſend ſchlagende Herz. „So gütig ſeid Ihr?“ ſtammelte er mit zuckenden Lippen. „Nicht gütiger, als Ihr es verdient— um Eurer Liebe willen. And nun Kopf hoch, Rembrandt, die Freiheit winkt! Das iſt immerhin ſchon etwas!“ „Ohne Saskia?“ „So Gott will, mit Saskia! Mijnheer ten Zerkaulen wird Euch zur rechten Zeit zu ihr bringen. Und ich, Rembrandt, Euer Fürſt, will nun verſuchen, was noch menſchenmöglich iſt.“ „So will ich hoffen,“ ſagte Rembrandt und hob den Kopf. Zwiſchen dem Bürgermeiſter und dem Fürſten ſchritt er zur Tür hinaus, in die neue, goldene Freiheit hinein, die— vielleicht— eine große, glückliche Zukunft bergen mochte. Aber die Wege des Schickſals ſind dunkel und für die Menſchen voll banger Geheimniſſe. Der alte Tom Drews, der die hohen Herren ſtumm die Treppe hinabgeführt hatte, ſchloß kopfſchüttelnd wieder die eiſerne Tür hinter ihnen und murmelte: „Der Rembrandt wenigſtens hätte ſchreien und jubeln ſollen vor Glück ob der Ehre eines ſolchen Beſuches, aber kenn' ſich einer in dem Künſtlervolk aus! Das lacht, wenn andere weinen, und ſchneidet eine geſtrenge Grimaſſe, wenn andere lachen würden.“ Rembrandt machte ein verblüfftes Geſicht. Ten Zer⸗ kaulen ſchmunzelte vergnügt. „Ich muß nämlich an eine würdige Fortſetzung der Bildergalerie meiner erlauchten Ahnen denken Mein großer Bruder Moritz— Ihr habt ihn wohl auch noch gekannt— ſoll in dem großen Schloßſaal hängen. Es muß ein gutes, der nationalen Größe meines Bruders angemeſſenes Bild ſein. Ich wüßte keinen in den Nie⸗ derlanden, dem ich dieſen Auftrag übergeben könnte, als Euch. Die Pariſer Maler ſind mir zu leichtfertig und oberflächlich in ihrer Malweiſe, die Nürnberger zu ſchwer und philoſophiſch und die Italiener haben keine Ahnung, wer mein toter Bruder war. Ihr, Rembrandt, Ihr könntet es. Es exiſtieren genug mehr oder weniger ge⸗ lungene Porträts von ihm, die Euch als Unterlage dienen könnten.“ Rembrandt blickte den Fürſten an, als ſähe er den Herrgott hinter den weißen Wolken. „Traut Ihr es Euch zu?“ fragte dieſer launig. „Hoheit, Ihr ſcherzet nicht?“ „Und dann ſind verſchiedene meiner Bilder aus der Galerie von der Zeit übel mitgenommen worden. Da müßte einmal nach dem Rechten geſehen und die Beſchä⸗ digungen ſachgemäß in Ordnung gebracht werden. Es wird eine längere Arbeit ſein. Aber ſie wird ſich be⸗ lohnt wachen. Das Haus Oranien hat ſeine Künſtler nie wie Krämer bezahlt. Ueberdies haben am Hofe ver⸗ 1 Damen und Herren den Wunſch, ſich malen zu aſſen.“ Ex zwinkerte, beluſtigt von Rembrandts Geſicht, in dem ſich Begeiſterung, Freude. Unglaube und Gläubigkeit in ſonderbar groteskem Gemiſch widerſpiegelten, mit den Augen. „Nun, wie gefällt Ihm die Sache?“ Rembrandt ſtammelte: 5 „Es wär' ein Märchen. Malen können— Geld ver⸗ dienen— haha.“ Er lachte wie ein Knabe. Jäh und zor⸗ nig.„Aber das geht ja nicht!“ 5 „Wie? Nun, Er wird in mein Schloß überſiedeln müſ⸗ ſen, natürlich!“ „In Ihr— aber ich bin ja gefangen, Hoheit! Ich habe Schulden! Ich—“ Er brach ab. „Ja, das muß natürlich erſt geordnet werden,“ lachte der Fürſt. f „Ich habe gehört, daß Eure Schulden weniger groß ſind als Euer Genie— Gott ſei Dank! Mein verehrter und Euch zugetaner Mijnheer ten Zerkaulen wird das erledigen. Ich habe nämlich auf dem Wege hierher 5 hm — bereits ein Geſchäft mit Euch abgeſchloſſen und bin in Eurer Schuld. 18 Rembrandt blickte fragend und ziemlich ratlos drein. Er verſtand nicht recht, was der Fürſt meinte. Der fuhr ſchnell fort: „Ich habe nämlich ein Bild aus Eurem Atelier ge⸗ kauft. Die Schützengilde.“ Rembrandt zuckte zuſammen. „Hoheit!“ „Es iſt ein vortreffliches Bild, ſo wie es iſt. Da der Amſterdamer Rat nicht das nötige Verſtändnis da⸗ für aufbrachte und Euch den Betrag für das Kunſtwerk vorenthielt, habe ich es für bie Stadt gekauft, damit ſie ſich an gute Bilder gewöhnt. Ein Landesvater muß zu⸗ weilen die Fehler ſeiner Landeskinder gutzumachen ver⸗ ſtehen. In dieſem Falle hat ſich zu Euren Gunſten der Be⸗ trag noch um einiges erhöht. Mijnheer ten Zerkaulen wird ihn Euch auszahlen. Es bleibt nach Abzug der Schul⸗ den noch ein hübſches Sümmchen, Herr Meiſter. Wie wär's, wenn Ihr Euch in Zukunft Hofmaler des Hauſes Oranien nennen würdet?“ Rembrandt ſtürzte vor und umklammerte die Hände des Fürſten. Im Innerſten aufgewühlt von deſſen Wor⸗ ten die mit einem Schlage die Mauern dieſer dumpfen Zelle auseinanderriſſen und Freiheit, goldene Freiheit hereinſtrömen ließen, von der er noch vor einer halben Stunde mit Inbrunſt geträumt hatte. „Hoheit, dies alles klingt ſo unwirklich— und dennoch muß ich es wohl glauben.“ a „Das ſollt Ihr. Künſtler leben zwiſchen Himmel und Erde mit ihrer Seele, darum erleben ſie wohl auch mehr und Seltſameres, als die große Herde gewöhnlicher Sterblicher.“ Er drückte ihm feſt die Hand. „Rembrandt, Ihr ſeid frei!“ 105 8 flo das 111 75 1 95 0 z Frei—!“ flog es ihm von den Lippen. Ein Schrei war es— aus Verzückung Glückſeligkeit und Feel Sc n ben ohin ich will- 5 „Frei? ann gehen, wohin ich will?“ Ten Zerkaulen nickte. VCP. Sin! Anle die a die Sint lage noch Men ſame grup Erbe die kenn, anſch davo halb Wer. flüſſe Lebe kräft die des! ger treue komr Elter ken k Mar beſſen wirt! ein, imm erzie Jah nach imm W er So ſeine lage und Arbe Men unte Sie mack zum W Und Welt ſelbe weit ganz vor tauft der allei Aus nur Deu auch der wir nur leſe Sin von gru — Das Bluterbe der Deutſchen Von Dr. Walter Groß, des Raſſenpolitiſchen Amtes der NS Dal. Das Wort Raſſe wird heute hoch in einem doppelten Sinn gebraucht. Einmal verſteht man darunter all die Anlagen und Eigenſchaften körperlicher und geiſtiger Art die am Menſchen erblich ſind im Gegenſatz zu den Anlagen, die er etwa während ſeines Lebens erwirbt. In dieſem Einne bedeutet Raſſe ungefähr ebenſoviel wie Erbe, An⸗ lagen überhaupt. Daneben aber wird das Wort dann noch im eigentlichen und wichtigſten Sinne für ganze Nenſchengruppen gebraucht, die ſich durch den gemein⸗ ſamen Beſitz gleicher Erbanlagen von anderen Menſchen⸗ gruppen unterſcheiden. Machen wir uns ſchnell einmal klar, was wir unter Erbanlagen verſtehen. Das iſt deshalb ſo wichtig, weil die Tatſache der Vererbung, die uns die Wiſſenſchaft kennengelehrt hat, von ſo großer politiſcher und welt⸗ unſchaulicher Bedeutung iſt. Geſtern nämlich wußte man davon wenig oder nichts, und der Menſch bildete ſich des⸗ halb ein, daß er ſelbſt in ſeiner Entwicklung, in ſeinem Verte oder ſeinem Unwerte hauptſächlich von den Ein⸗ flüſſen beſtimmt wurde, die von außen her während ſeines Lebens auf ihn einwirkten. Wenn alſo jemand beſonders lräftig, groß und ſtark war, dann glaubte man, das müſſe die Folge einer beſonders guten Ernährung ſein, oder des Landlebens oder des Sports. Oder wenn jemand klü⸗ ger als andere war, oder in ſeinem Charakter beſſer und treuer, dann ſollte das von der beſonders guten Erziehung kommen, die der Betreffende in der Schule oder in ſeinem Elternhaus mitbekommen hätte. Das alles führte dann naturgemäß zu einer ſehr ſtar⸗ len Ueberwertung ſolcher äußeren Einflüſſe. So glaubt der Marxismus am Ende, er könne die Menſchen gefünder und beſſer und tüchtiger machen, wenn er ihnen eine beſſere wirtſchaftliche Lage verſchafft, und der Bürger bildet ſich ein, daß Menſchen und Völker auf dem Wege über eine immer weitet borwarts getriebene Bildung und Schul⸗ erziehung gehoben werden könnten. In Wahrheit iſt das nicht ſo. Wir haben in den letzten Jahrzehnten von der Wiſſenſchaft gelernt, was einzelne nachdenkliche und einſichtige Menſchen auch ſonſt ſchon immer wußten: Wichtiger als die Einflüſſe der Umwelt ſind die erblichen Anlagen, die der einzelne oder ein ganzes Voll mitbekommt. So iſt jeder einzelne Menſch in ſeiner körperlichen wie in ſeiner geiſtigen Art weitgehend durch die erblichen An⸗ lagen beſtimmt, die wir von unſeren Eltern, Großeltern und Vorfahren überkommen haben, und unſere eigene Arbeit an uns ſelbſt oder aber auch Erziehungsarbeit der Menſchen aneinander kann immer nur erbliche Anlagen unterſtützen oder ihre Auswirkung ein wenig erſchweren. Sie kann aber niemals einen Menſchen im Grunde anders machen, als er von Geburt her tſt, weder zum Guten noch zum Schlechten. Was wir ſind, an Leib und Seele, das haben wir von den Generationen vor uns ererbt. Und wenn wir nach 60 oder 80 Jahren Leben auf dieſer Welt einmal nicht mehr da ſein werden, dann werden die⸗ ſelben Anlagen in unſeren Kindern und Kindeskindern weiter fortleben und fortwirken. Und ſo ſehen wir denn ganz plötzlich ganz deutlich den großen Strom des Blutes bor unſeren Augen, der durch die Jahrhunderte und Jahr⸗ tauſende der Geſchichte fließt und in Wahrheit das Volk der Deutſchen darſtellt. Alles, was wir leiſten und vermögen, ſind keineswegs allein unſere Leiſtungen, ſondern nichts weiter als die Auswirkung der Anlagen, die wir als Erbe mitbekommen. Wir ſelbſt aber, du und ich, ſind in der Gegenwart nur die Träger und Hüter dieſes Blutserbes der Deutſchen, denen Stolz auf dieſe Aufgabe, aber zugleich auch Beſcheidenheit vor ihr geziemt Und als Weg für eine etwa angeſtrebte Verbeſſerung der Menſchheit oder des Volkes ſehen wir nicht mehr die wirtſchaftliche oder geiſtige Beſſerſtellung an ſich, ſondern nur den großen nationalſozialiſtiſchen Grundſatz der Aus⸗ leſe der Tüchtigſten vor uns. Daneben ſteht das Wort Raſſe in ſeinem eigentlichen Sinn, indem wir alſo etwa von der nordiſchen Raſſe oder von der mongoliſchen Raſſe oder von ſonſt einer Raſſen⸗ gruppe in der Menſchheit ſprechen. Die Menſchen von dieſer Welt ſind nicht gleich. Sie ſind ſchon äußerlich verſchieden, die einen ſchwarz, die andern rot, die dritten gelb oder weiß, und innerhalb dieſer großen Gruppen hat uns die Wiſſenſchaft eine ganze Anzahl beſonderer Raſſen auf⸗ gezeigt. Aber die Unterſchiede zwiſchen den Raſſen beſchränken ſich nicht auf das Körperliche und Aeußerliche. Sie greifen auch auf den Charakter, auf die geiſtigen und ſeeliſchen Anlagen über. Auch das iſt uns ja geläufig, wenn wir uns einen Menſchen hier aus unſerer deutſchen Heimat vorſtellen und daneben uns einen Neger denken, oder wenn wir einen Mongolen mit einem Eskimo vergleichen, dann fällt uns ſofort ihre geiſtige und ſeeliſche Verſchiedenheit auf. Die Raſſen ſind verſchieden, weil ihr Blut ver⸗ ſchieden iſt,. wie man im Volksmund ſagt, nicht, weil etwa die Zivili⸗ ſation an der einen Stelle ſchon weiter vorgeſchritten ſei als an der anderen, und damit müſſen wir als Menſchen uns abfinden, wie wir uns mit jedem Naturgeſetz auf Erden abzufinden haben. Das heißt aber, daß jedes Streben nach internationalen Kultur⸗ oder Staats⸗ oder Religionsſyſtemen im Grunde falſch und zwecklos iſt, denn es läßt die großen Raſſengeſetze außer acht, die der Schöpfer ſelbſt der Menſchheit als bindende Norm vor⸗ geſchrieben hat. Und in dieſer Erkenntnis liegt die letzte und tiefſte Rechtfertigung unſeres völkiſchen Strebens nach Eigenart und Eigenartigkeit auf politiſchem, auf wirt⸗ ſchaftlichem, auf kulturellem und vielleicht auch auf teligiöſem Gebiet. Da die Völker raſſiſch verſchieden ſind, muß jedes ſchauen, ſeine eigene Art ungeſtört in ſich reifen und wirken zu laſſen und rein zu halten von körperlicher oder geiſtiger Zerſtörung. Das ſind die großen und weſentlichen Folgerungen, die der Nationalſozialiſt aus den Erkenntniſſen der Raſſen⸗ lehre unſerer Wiſſenſchaft zieht. Unſere gemeinſame Auf⸗ gabe wird es ſein, eine neue Zett auf dieſen Erkenntniſſen aufzubauen, und wir glauben und wiſſen, daß dann dieſe unſere Zukunft glücklicher ſein kann, weil ihre Grund⸗ lagen wahr ſind. s Der raſſiſche Aufbau des deutſchen Volkes Von Dr. Hüttig, im Raſſenpolitiſchen Amt der NSDAP. Die Erkenntniſſe der Erb- und Raſſenforſchung haben uns gezeigt, daß das Schlagwort von der Gleichheit alles deſſen, was Menſchenantlitz trägt, ein gefährlicher bio⸗ logiſcher Irrtum iſt, der den Beſtand eines Volkes im Laufe der Geſchichte aufs ſchwerſte gefährden kann. Das Gegenteil iſt richtig: Alle Menſchen ſind ungleich und nur innerhalb eines ganz beſtimmten Schwankungs bereiches laſſen ſie ſich in Gruppen mit gleichen erblichen Eigen⸗ ſchaften einordnen; das ſind die Raſſen, Unſer deutſches Volk ſetzt ſich in der Hauptſache aus ſechs eng miteinander verwandten europäiſchen Raſſen zuſammen, die wir unter den Namen: die nordiſche, fäli⸗ ſche, dinariſche, weſtiſche, oſtbaltiſche und alpine Raſſe kennen. Sie alle liefern die Bauſteine für die Erbmaſſe des deutſchen Volkes und ſind mehr oder weniger im Erb⸗ gut eines jeden deutſchen Menſchen enthalten. Aber kein Menſch im heutigen Deutſchland kann mit abſoluter Sicherheit Anſpruch darauf erheben, als reiner Vertreter einer dieſer Raſſen angeſehen zu werden. Wir können höch⸗ ſtens unterſcheiden zwiſchen Menſchen, die äußerlich vor⸗ wiegend alpin, vorwiegend nordiſch, uſw. ſind. Es gehört aber zu den Erkenntniſſen der Vererbungslehre, daß kör⸗ perliche und geiſtige Anlagen unabhängig voneinander vererbt werden können, ſo daß es unrichtig wäre, vom Erſcheinungsbild im Einzelfall ſchon auf die erbliche Ver⸗ anlagung eines Menſchen zu ſchließen. Das kann man erſt, wenn man auch die Eigenſchaften der Eltern und Großeltern und Verwandten mit in Betracht zieht. Und darin liegt eine praktiſche Aufgabe der Sippenforſchung. Es iſt alſo nach den Erkenntniſſen der Erblichkeitsforſchung durchaus möglich, daß Menſchen, die aus unſerem deut⸗ ſchen Volk ſtammen, auch wenn ſie äußerlich nicht nordiſch ausſehen, ſeeliſche Eigenſchaften beſitzen können, die den raſſiſchen Eigenſchaften der Nordmenſchen entſprechen. Nordiſches Erbgut findet ſich in der Erbmaſſe eines jeden deutſchen Menſchen, in allerdings ſchwankendem Prozentſatz. Es iſt notwendig, dieſe Feſtſtellungen einer näheren Cha⸗ rakteriſierung der einzelnen raſſiſchen Beſtandteile unſeres Volkes vorauszuſchicken, um von vornherein dem verbrei⸗ teten Irrtum entgegenzutreten, daß in unſerem Volke die verſchiedenſten Raſſen etwa nebeneinander lebten. Den größten Anteil an der Erbmaſſe unſeres Volkes hat die nordiſche Raſſe. Ihr körperliches und geiſtiges Bild lebt in uns in der Geſtalt Siegfrieds, Dietrichs von Bern, Wittekinds, und wir treffen ſie heute bei hervor⸗ ragenden Leiſtungsmenſchen auch in der Sportbewegung an, wie Hans Heinrich Sievert, Giſela Mauermaier. Den zweitgrößten Anteil an der Erbmaſſe unſeres Volkes hat die alpine Raſſe. Dunkelhaarige, rundköpfige Menſchen, von kleiner, unterſetzter Statur, deren Charak⸗ ter in einer Betriebſamkeit aber auch in einem Zug zur Gemütlichkeit verankert iſt. In den Bayeriſchen Bergen und in Teilen Württem⸗ bergs, hat ſich häufig das Erbgut der nordiſchen Raſſe mit der dinariſchen Raſſe verbunden. Dinarier ſind Menſchen von großem Wuchs und etwas kurzem, aber hohem Kopf, kühner Hakennaſe und Tatmenſchen, wie wir ſie auf den Tiroler Bildern von Defregger ſehen und in heutiger Zeit in der Filmgeſtalt Luis Trenkers und eines Teiles ſeiner Mitarbeiter erkennen können. Der dinariſche Menſch iſt der rauhe aber kühne Bezwinger der Berge, unter deſſen har⸗ ter Schale aber doch ein fröhliches und weiches Herz ſchlägt. Rheiniſcher Frohſinn, Luſtigkeit und auch wohl ein wenig Leichtſinn ſind die Auswirkungen des Einſchlages von weſtiſcher Raſſe, der in dieſen Gegenden beſonders als Reſt der römiſchen Herrſchaft zu finden iſt. Der etwas ſchwerfällige und verſchloſſene, aber auch treue und kluge weſtfäliſche Bauer ſtellt den Vertreter der wohl älteſten Raſſe in Europa, der fäliſchen dar. Der fäli⸗ ſche Menſch iſt im Allgemeinen der größte unter den Deut⸗ ſchen, mit einem großen Kopf, breitem, entſchloſſenem Geſicht und einem Weſen, das gleichſam mit beiden Bei⸗ nen in der Erde wurzelt. Der Grundzug ſeiner Weſens iſt das Soldatiſche, und ſo wundern wir uns nicht, wenn unſere größten Heerführer, wie Hindenburg und der „Eiſerne Kanzler“ Bismarck fäliſches Erbgut in ſich tragen. Im Oſten Deutſchlands begegnen wir oft Menſchen mit flachsblondem Haar, runden Köpfen, von kleiner Sta⸗ tur, die häufig in ihrem Charakter in ſich gekehrt und verſchloſſen ſind, aber wenn ſie Zutrauen und Freund⸗ ſchaft geſchloſſen haben, dann auch voller Freundlichkeit und großer Treue ſind. Dieſe Menſchen, durch die auch das Weſen Oſtpreußens ſtark beeinflußt wird, ſind Träger eines Blutseinſchlages oſtelbiſcher Raſſe. Alle dieſe geſchilderten Raſſen ſind nun in vielfacher Miſchung auch über unſer geſamtes deutſches Vaterland verteilt. Es war ſelbſtverſtändlich nur möglich, als Bei⸗ ſpiel die Bezirke zu nennen, wo ſie beſonders häufig ſind. Das, was uns aber von den Polen im Oſten und von den Franzoſen im Weſten, in deren Erbmaſſe dieſe ſechs Raſſen teilweiſe auch enthalten ſind, in unſerer Kultur und Geſchichte als Deutſche unterſcheidet, das iſt der hohe Prozentſatz am nordiſchen Erbgut in der Erbmaſſe unſeres Volkes. Wir wiſſen heute, daß nicht nur unſere deutſche Kultur und unſer deutſches Geiſtesleben, ſondern der ge⸗ ſamte Fortſchritt der Menſchheit überhaupt in hohem Maße durch den tätigen Geiſt unſerer nordiſchen Ahnen bedingt wurde. Der erſte Pflug und der erſte Wagen, den Menſchen jemals bauten, ſind Zeugniſſe nordiſchen Er⸗ findergeiſtes. Und deshalb haben wir ein Recht darauf, auf die Leiſtung unſerer Ahnen ſtolz zu ſein, ohne dabei die Lebensform anderer Raſſen gering zu ſchätzen oder zu mißachten. Jede Raſſe ſoll in körperlicher, geiſtiger und kultureller Hinſicht ihrer eigenen Art leben. Immer wer⸗ den wir bemüht ſein, ihr Streben zu verſtehen und zu achten. Wir ſprechen aber auch jeder fremden Raſſe das Recht ab, in unſer Staatsleben, in unſer Geiſtesgut und unſere Kultur hineinreden zu wollen und etwa zu ver⸗ ſuchen, uns einen artfremden Wertmeſſer aufzuzwingen. Wir haben den Juden einſt das Gaſtrecht gewährt, ſie haben es auf Grund ihrer andersraſſigen Eigenart und der dadurch bedingten Geiſteshaltung dazu mißbraucht, das, was uns teuer und heilig war, die Ehre unſeres Volkes, die Reinheit unſerer Frauen und die Schönheit erbgeſunder Menſchen in den Schmutz zu ziehen. Sie haben geglaubt, uns bevormunden zu ſollen, wo es ihre Pflicht geweſen wäre, beſcheiden beiſeite zu ſtehen. So war es ſelbſtverſtändlich, daß wir nach dieſer Erfahrung das jüdi⸗ ſche Volk aus der Lebensgemeinſchaft mit dem deutſchen Volk ausſtoßen mußten. Und es wäre nach der bitteren Erfahrung der letzten 14 Jahre ein Verbrechen gegen unſer eigenes Lebensrecht, von dieſer Haltung auch nur einen Finger breit abzuweichen. Zum deutſchen Volk kann nur gehören, wer deutſchen Blutes iſt! — ˖iD:: 2 5 Die Zukunft ruht in guter Hand, wird Deutſchland wieder Kinderland. In Speicher und Keller Im ganzen Lande werden die Sammlungen für das Winkerhilfswerk jetzt durchgeführt, und jede Hausfrau über⸗ legt ſich: Was kann ich dem Winterhilfswerk zur Verfü⸗ gung ſtellen. In dieſem Zuſammenhang erſcheint es ange⸗ bracht darauf hinzuweisen, daß jetzt gerade die richtige Zeit iſt, die Beſtände von Haus, Speicher und Keller einer gründlichen Durchſicht zu unterziehen, und überall wird ſich noch vieles finden, was noch gut und vielſeitig oerwandt werden kann. 5 5 Erfahrungen beim Entrümpeln haben gezeigt, daß ſich vielfach die Beſitzer darüber gar nicht im klaren ſind, welch wertvolles Eigentum ſich nach in dieſen Behältern befindet. Teilweiſe wurden bei ſolchen Aufräumungen auch Hüte, Kleidungsſtücke, Sgitzen und Stickereien gefunden, deren Wert über das rei Nützliche längſt hinausgewachſen iſt und ſie zu hiſtoriſchen Koſtbarkeften ſtempelte. Daneben aber fan⸗ den ſich beſonders 92, wo an und für ſich Boden und Keller und den dort zur Aufbewahrung benutzten Kiſten uno Tru⸗ hen Sorgfalt und Aufmerkſamkeit gewidmet worden war, Kleidungsſtücke und Wolln aren in großer Menge, die nur der Umarbeitung bedurften, um wieder nutzbar gemacht zu werden. Die Werkſtätten des Winterhilfswerkes ſind dazu geſchaffen worden, ſolche Umarbeitungen vorzunehmen. Volksgenoſſen, die über ſolche Gabenvorräte nicht ver⸗ fügen und Geld beiſteuern ſchaffen die Möglichkeit, den Be⸗ trieb dieſer Werkſtätten mit den Materialien zu verſehen, die notwendig ſind, um ſolche Kleidungsſtücke zu ergänzen und aufs neue nutzbar zu machen. Vor allem aber ſollte man alte Möbel, die vielfach den Jahrzehnten getrotzt haben, kei⸗ nesfalls ſchon zu Brennſtoff verarbeiten, weil man ſie ſel⸗ ber nicht verwerten kann. Auch hier ſind auf dem Wege über das Winterhilfswerk zahlreiche Möglichkeiten gegeben, um ſie wieder inſtandſetzen und bedürftigen Volksgenoſſen zukommen zu laſſen. Auch hier kommt dabei noch das Hand⸗ werk zu ſeinem Recht, da die Aufarbeitung ſolcher Möbel durch Handwerker erfolgt und dieſen einen, wenn auch im einzelnen Falle kleinen Verdienſt verſchafft. i Gerade beim Winterhilfswerk ſoll man mit Verſtand und Ueberlegung geben und die Dinge genau betrachten, ehe man einen Gegenſtand in einen Mülleimer wirft oder verkommen läßt, mit dem man noch Freude ſpenden könnte. 3 75 40 4 3 Sport am Bußtag Einheimiſcher Fußball. Morgen finden im ganzen Reich Fußballſpiele zu Gunſten der Winterhilfe ſtatt. Fußball iſt Volks⸗ ſport und ſteht deshalb nicht zurück, wenn es gilt, für arme Volksgenoſſen etwas zu tun. Der„Tag der Fußballer“, wie der morgige Tag genannt werden kann, wird ein voller Erfolg werden. Ueberall im Reich hat man für zugkräftige Spiele geſorgt. In Seckenheim findet wie im vorigen Jahre eben⸗ falls ein„Winterhilfsſpiel“ ſtatt. Seckenheim wird mit einer erſten Mannſchaft gegen eine Kombination zwiſchen Friedrichsfeld und Edingen antreben. Man iſt von ver⸗ bandsſeite davon überzeugt, daß die Seckenheimer Mann⸗ ſchaft ſtark genug iſt, um gegen eine gut zuſammengeſtellte Bezirksklaſſenelf beſtehen zu können. Seckenheim werd ſich dieſer Ehre würdig zeigen, und einen guten Fußball ſpielen müſſen. Im Intereſſe der guten Sache iſt dem Spiel ein guter Beſuch zu wünſchen. Daß ein guter Sport geboten werden wird, dafür werden die Mannſchaften ſorgen. Glück auf! ch Handball der Gauklaſſe. Spiele gew. unent. verl. Tore Punkte TV. Bot 6 5 1— 51 29 1111 S. V. Waldhof 5 4 1— 43 2⁴ 941 V. f. R. Mannheim 5 3 2— 45 27 8 2 Tgd. Ketſch 5 4— 1 46 23 8 2 Ty. 98 Seckenheim 6 2— 4 32 30 4 8 T. V. Ettlingen 5 2— 3 25 35 4 6 TV. Rußloch 4 1 3 3 23 40 2 6 SC. Freiburg 5 1— 4 0 34 2 8 TSV. Oftersheim 5 1— 4 20 41 28 62 Weinheim 4—— 4 8 Die Vorrunde der badiſchen Handballgauklaſſe neigt ſich dem Ende zu; die meiſten Vereine haben die Hälfte oder mehr ſchon hinter ſich. Nachdem am letzten Sonntag Waldhof in Ketſch ſiegen konnte, wird auch dieſes Jahr die Meiſterſchaft wieder da bleiben, wo ſie ſchon ſeit Jahren iſt. o Der Neuling Rot führt noch immer die Tabelle an; es ſtehen ihm allerdings noch wichtige Spiele aus, doch dürfte er ſich ſchon jetzt einen Platz an der Spitze ſicher⸗ geſtellt haben; das gleiche kann man von V. f. R. Mann⸗ heim behaupten, während Ketſch durch die Vorfälle am letzten Sonntag etwas ins Hintertreffen gerät, wenn nicht doch die Sperre noch vermieden werden kann. Dee vier Vereine dürften nach menſchlichem Ermeſſen die Spitze auch bis Ende der Pflichtrunde halten. Der Tv. 98 Seckenheim hat bis jetzt recht unglück⸗ lich gekämpft. Mit 8 Verluſtpunkten liegt er in der Mitte. Man darf jedoch nicht vergeſſen, daß er wenig Heimſpiele hatte. Am morgigen Mittwoch muß er gegen Weinheim wieder auf Fremdem Gebiete antreten und zwar ohne Kreutzer; vielleicht werden aber die Soldaten frei ſein. Es muß der Mannſchaft vor allen Dingen klar ſein, daß dies die leichteſten von den in der Vorrunde noch zu Gebote ſtehenden Punkten ſein werden, und daß morgen vielleicht ſchon die Entſcheidung fällt, ob nicht doch noch der Anſchluß an die Spitzengruppe zu finden iſt oder ob ſchon um den Verbleib in der Gauklaſſe gekämpft werden muß. Auswärtiger Sport Winterhilfeſpiele des Fachamtes Fußball. Der Buß⸗ und Bettag des Jahres 1936 fteht ganz im Zeichen der Winterhilfsſpiele des Fachamtes Fußball⸗Rug⸗ by, das alle ſeine Veranſtaltungen an dieſem Tage in den Dienſt des großen Werkes Adolf Hitlers geſtellt hat. Die Spiele, die für dieſen Opfertag zuſammengeſtellt worden ſind, gehen durchweg über den allgemeinen Rahmen hin⸗ aus, ſo daß zu erwarten iſt, daß ſie eine ſtarke Anziehungs⸗ kraft auf das Publikum ausüben und ſomit eine beträcht⸗ liche Summe abwerfen. Die großzügigſte Veranſtaltung iſt ohne Zweifel das Zuſammentreffen g der Fußball⸗Nationalelf, die am Sonntag vor über 100 000 Zuſchauern im Berliner Olympia⸗Stadion gegen den Weltmeiſter Itolien ein 2:2⸗ (2:1)-Unentſchieden erzielte, mit der Auswahlmannſchaft des Gaues Mittelrhein im Köln⸗Müngersdor⸗ fer Stadion. Die deutſche Ländermannſchaft tritt in kaum veränderter Aufſtellung an. Lediglich Münzenberg und El⸗ bern, die in der Mittelrheinelf ſtehen, ſowie Gelleſch wur⸗ den durch Klaas(Brachbach 09), Lehner(Schwaben Augs⸗ burg) und Helmchen(Polizei Chemnitz) erſetzt, wie auch der Saarbrücker Sold für Goldbrunner als Mittelläufer wirkt. Dieſe Elf iſt kaum ſchwächer als die, die in Glasgow gegen Schottland und in Berlin gegen Italien die ſtärkſten europäiſchen Berufsſpielermannſchaften zur Hergabe ihres ganzen Könnens zwang. Für die mittelrheiniſche Auswahl wird es da unter normalen Umſtänden kaum zu einem Siege reichen. 8 Nationalelf: Jakob; Klaas, Munkert; Janes, 15 Kitzinger; Lehner, Siffling, Helmchen, Szepan, Ur⸗ an. Mittelrheinelf: Mombre; Münzenberg, Ahrwei⸗ ler; Kuckertz, Hoofs, Klein; F. Elbern, Dahmen, Gauchel, Euler, Baehr. Mit Ausnahme des Gaues Bayern, innerhalb deſſen Grenzen der Bußtag kein Feiertag iſt, haben alle ſüd⸗ deutſchen Gaue Hochbetrieb. Im Gau Südweſt nimmt das Städteſpiel Frankfurt München in Frankfurt das meiſte Intereſſe in Anſpruch. Von den übrigen Treffen ſeien Saarbrücken— Mannheim, Bor. Neunkirchen— Stadt Ludwigshafen, Stadt Kaiſerslautern— Wormatia Worms, FKͤ Pirmaſens— SC 05 Pirmaſens, Oſtpfalz— Starkenburg(in Ludwigshafen), Rheinheſſen— SV Wies⸗ baden(in Mainz), Heer— Zivil(in Darmſtadt) und Kik⸗ kers Offenbach— SV 02 Offenbach genannt. Der Gau Baden verzeichnet nur drei größere Spiele, von denen die Begegnung der Städte Karlsruhe und Stuttgart in Karlsruhe alles andere überragt. In Baden-Baden tritt eine Stadtelf der Bäderſtadt gegen eine zweite Karlsruher Vertretung an und in Weinheim ſpielt eine Kombination Weinheim⸗Viernheim gegen eine zweite Mannheimer Ver⸗ tretung. Zum größten Teil weilen die badiſchen Spieler in anderen Gauen. Neben dem bereits erwähnten Spiel Saar⸗ brücken— Mannheim ſtellt ſich auch der badiſche Meiſter in den Dienſt des WHW. Er ſpielt in Stuttgart gegen den Meiſter Württembergs, Stuttgarter Kickers. 5 Im Handball benutzen die Gaue Baden und Südweſt den Bußtag zur Nachholung einiger vor Beendigung der erſten Serie ausgefallenen Meiſterſchaftsſpiele. Die ſpannendſten Tref⸗ fen werden wohl in Baden ausgetragen, wo Meiſter Wald⸗ hof zu Hauſe auf den TSW Oftersheim trifft und die Tgd Ketſch einen ſchweren Stand beim VfR Mannheim haben mird. Im Gau Südweſt weilen die beiden Darmſtädter Vereine auswärts. 2 Vorzeitſorſchung aus der Luft Es iſt bereits eine aus dem Weltkrieg bekannte Tat⸗ ſache, daß man vom Flugzeug aus nicht nur ſelbſtverſtänd⸗ lich einen viel weiteren Rundblick über die Erdoberfläche, als unten vom Boden aus hat, ſondern daß der Flieger auch tiefer ins Meer hineinzuſchauen vermag als etwa der Beobachter an Bord eines Schiffes. Unterſeeboote, die mit eingezogenem Periſkop fuhren, alſo für den Ausguck auf dem Kreuzer oder Torpedoboot unſichtbar blieben, wurden daher nicht ſelten von Fliegern entdeckt. Neuerdings zeigte es ſich aber, daß die Flieger nicht nur ins Meer, ſondern ſozuſagen auch in den feſten Boden hineinzuſchauen vermögen. Bei Fliegeraufnahmen, die heute ſehr häufig zum Zweck der Landvermeſſung gemacht werden, fielen öfter eigenartige Erſcheinungen in den Luftbildern auf, für die man am Boden ſelbſt keinerlei Anhaltspunkte entdecken konnte. Aber die Photographie konnte doch nicht gut etwas aufgenommen haben, was gar nicht vorhanden war! Da ſtellte ſich dann bei wei⸗ teren Nachforſchungen heraus, daß ſich an den betreffen⸗ den Stellen ehemals Siedlungen oder Grabſtätten befun⸗ den haben, die zwar ſchon ſeit Jahrhunderten verſunken oder vernichtet ſind, aber ſich doch noch in der Luftphoto⸗ graphie abzeichnen. Dieſe Vermeſſungsluftbilder werden aus 2000 Meter Höhe gemacht, wobei die Erdoberfläche ſenkrecht aufgenommen wird. Ergänzt werden ſie durch Aufnahmen aus 300 bis 400 Meter Höhe, die ſchräg ge⸗ macht werden. Dabei kann man nun die wertvollen Fund⸗ ſtätten von Ringwällen, Bogen, Hünengräbern uſw., die noch ſichtbar ſind, ſehr viel leichter genau vermeſſen. Aber in England wurden ſo z. B. auch uralte kultiſche Anlagen entdeckt, die einſt aus mächtigen Holzpfoſten und Balken gefügt ſein müſſen. Im Acker läßt ſich zwar keine Spur mehr von dieſem Menſchenwerk finden, aber die Anord⸗ nung der Pfähle iſt im Luftbild noch zu erſehen. Man iſt in Deutſchland ſelbſtverſtändlich dieſer Ent⸗ wicklung ebenfalls nachgegangen und hat ſie für die Vor⸗ geſchichtsforſchung eingeſetzt. So wurden, wie Dr. W. Hanſen, Berlin, auf der Ulmer Vorgeſchichtstagung be⸗ richtete, an einer Stelle nicht weniger als ſieben Grab⸗ hügel ſeſtgeſtellt, von denen heute auf dem Acker nur noch zwei ſichtbar ſind. Obwohl der Pflug des Bauern ſeit Jahrhunderten vielleicht ſchon über die anderen fünf hin⸗ weggeht, zeichnen ſie ſich doch noch im Luftbild ab. Wohl am eigenartigſten wirkt es aber, wenn auch das Meer ſeinen einſtigen Raub der Fliegerkamera bekennen muß. Im Wattenmeer z. B., wo man gar nicht graben kann, wo alſo die Vorgeſchichtsforſchung bisher vor verſchloſ⸗ ſenen Türen ſtand, zeigen die Luftbildaufnahmen die Deiche, die gegen das Meer geſchüttet waren, die längſt von den Wogen zerfreſſen und weggeſchwemmt wurden; ſind doch die Stellen zu ſehen, wo ſich alte Schleuſen be⸗ fanden, Gräben ſich um Siedlungen zogen. Ja, die Sied⸗ lungen ſelbſt laſſen ſich aus dieſer Photographie des Ver⸗ gangenen erkennen. Damit hat nicht nur die Vorgeſchichte einen wertvollen Helfer bekommen, es iſt auch einer der s At 11 75 Gedanken mancher Zukunftsromane in die zirklichkeit überſetzt worden. Man kann photographieren, was das menſchliche Auge nicht mehr ſieht, was für den Norſcher bisber entſchwundene Zeiten waren..— Tiere als„Wohnungsſchwindler“. Neben Straßenraub und Wegelagerei ſteht bei den verſchiedenſten Tieren der Wohnungsſchwindel in Blüte. Platz wäre ja genug da, aber es gibt eine ganze Anzahl von Vierfüßlern und Vögeln, die zu bequem ſind, ſich ſelbſt eine Höhle einzurichten oder ein Neſt zu bauen. Dieſe Herrſchaften benutzen jede Gelegenheit, ſich in fremde Wohnungen einzuſchmuggeln. Der frechſte Gauner auf dieſem Gebiet iſt Reineke, der Fuchs. Er fühlt ſich nur in einer großen Wohnung mit recht viel Räumen und mehreren Ausgängen wohl. Frau Fehe, ſeine liebe Gemahlin, iſt um keinen Schimmer beſ⸗ ſer als er. Zwar könnten ſich die Herrſchaften dank ihrer ſcharfen und kräftigen Krallen ſehr gut ſelbſt eine Woh⸗ nung herrichten, aber ſie machen ſich nicht gern ſolch große Mühe. Und ſo halten ſie denn Umſchau, wo etwas geeig⸗ netes„leer“ 45 die jemand wohnt, dem die übel duf⸗ tenden Gerüche, die Füchſe um ſich zu verbreiten pflegen, auf die Nerven fallen. Zu den Tieren, die den Geruch der Füchſe nicht ver⸗ i Nähe können, gehört der Dachs. Spürt ſo ein Dachs die Nähe von Füchſen, verläßt er meiſtens ſeinen Bau und ſucht wo anders ein Unterkommen, worauf Herr und Frau Reineke augenblicklich die Dachswohnung mit Beſchlag be⸗ legen. Iſt der Dachs ein hartnäckiger Burſche, der nicht ſo ohne weiteres zu einem Umzug zu bewegen iſt, ſo ver⸗ ſteht es der viel kleinere Reineke doch, ſeine unverſchäm⸗ ten Anſprüche durchzuſetzen. Er beſudelt nach Fuchsart den Dachsbau ſo gründlich, daß der an peinliche Sauberkeit gewöhnte Dachs in Verzweiflung gerät und zudem immer nahe daran iſt, in Ohnmacht zu fallen. So greulich duften die Dinge, die Reineke im Bau zurückläßt! Und eines Tages räumt er dann doch die Wesen womit Herr und Ace Reineke ihr Ziel erreicht haben und mit Kind und egel im Dachsbau ihren Einzug halten. Wo Hamſter und Zieſelmäuſe nebeneinander vorkom⸗ men, ſteht der Wohnungsdiebſtahl in voller Blüte. Die Zieſelmaus, ein zierliches und eigentlich zur Familie Eich⸗ gen gehörendes Tierchen, das in ſeinem Tun und Trei⸗ n viel Aehnlichkeit mit den Murmeltieren der Alpen⸗ welt aufweiſt, iſt von ſeiner oſteuropäiſchen Heimat immer weiter weſtwärts gewandert und an manchen Stellen Oſtpreußens zu einer wahren Landplage geworden. Wie der Hamſter, gräbt ſich die Zieſelmaus einen aus Gang Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummerg: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtif, 6.20 Nachrichten, 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſch⸗ Frühſtüͤckspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei Donnerstag, 19. November: 3 11 Landfunk; 15.15 Kinderfunk; 17 Lieder vom Rhein vom Wein und vom Wandern; 17.30 Ein intellektueller Nörgler bekehrt, Zwiegeſpräch; 17.45 Rufe des Herzens Würdigung jungen deutſchen dichteriſchen Schaffens; 18 Kone zert; 19 Anterhaltungsmuſik; 20.10 Meiſterwerke deulſcher Tonkunſt; 21 Wendelin kehrt heim, Hörbilder; 22.30 Taß⸗ muſik. Freitag, 20. November: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Kinder- funk; 15.30 Heitere Gedichte und Geſchichten von rheinischen Schriftſtellern; 16 Halali, Lieder vom fröhlichen Jagen; 1630 Neuere Anterhaltungsmuſik; 17.30 Die Verſorgung ehemalf⸗ ger Arbeitsdienſtmänner; 17.40 Das Mikrofon Unterwegs, 19 Muſik aus Dresden; 18 Klingende Scholle, vom Wirken und Schaffen des mir. haltungskonzert. Eifelbauern; 20.10 Wer tanzt heut' mit . 22.15 Der Ausflug auf den Brocken; 22.35 Unter⸗ Samstag, 21. November: 8.30 Zum Staatsfugendtag, BdM.⸗Sport; 8.45 Sende⸗ pauſe; 15.15 Volk und Wirtſchaft; 15.30 Jugendfunk; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Märſche ehemaliger rheiniſcher Regimenter und Soldatenlieder; 19.30 Wochen⸗ ſchau; 19.55 Ruf großer Unterhaltungsabend; 22.20 Sportſchau; 22.30 und morgen iſt Sonntag. der Jugend; 20.10 Taktvoll und bunt. 0 Reichsſender Frankfurt: Donnerstag, 19. November: 9.30 Geſchwiſterſtreit; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sende⸗ pauſe; 11.15 Für dich, Bauer; 15.30 Die Frauengeſtalten in Kleiſt's Werken, zu ſeinem 125. Todestag; 17.45 Achtungk Aufgepaßt! der tauſend Seen; ich ſo fidel, bunter Viertelſtunde etwas, buntes Sch luſtiges Rechnen; 18 Für jeden allplattenkonzert; 19 Finnland, das Land 19.40 Echo aus Baden; 20.10 Heut' bin Tanzabend; 21 Keine Angſt vor der Sin⸗ fonie, Sendereihe mit ſchöner Muſik; 22.30 Orcheſterkonzert. Freitag, 20. November: 9.30 Sendepauſe; Hörfolge; 10.30 Sendepauſe; 14 Was ihr wollt, Schall⸗ 10 Ein Mann bekämpft den Tod, platten; 15.30 Die Muſikanten beſuchen den Winterkönig; 17.30 Pälzer Kerwe; 18 Virtuoſe Klaviermuſik; 18.30 Be⸗ rühmte Kapellen ſpielen zum Tanz; 19 10. Offenes Lieder⸗ ſingen 1936; 19.30 Die Anzeige, heiteres Kurzhörſpiel; 20.10 Wie es euch gefällt, buntes Konzert; 21 Michael Kohlhaas, Hörſpiel; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 21. November: 9.30 Sendepauſe: 10 Um 24 Stunden, Hörfolge; 100 Sendepauſe; 15 Muſik der Jugend; 15.30 Jugend ſchafſt das Neue, Hörbericht; 15.50 Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Mal ſo, mal ſo, Kleinkunſt auf Schallplatten; als Einlage: Heitere Moralpauke; haltungs⸗ und Volks 20.10 Muſikaliſche Weltreiſe, Unter⸗ ik; 21.10 Allerlei Luſtiges zum Tanz; und Keſſel beſtehenden Bau, wo im Hochſommer und Herbſt Vorräte aufgeſtapelt werden. Wird es kalt, ſo ver⸗ ſtopfen die Zieſelmäuſe den Eingang und halten ihren Winterſchlaf. Dieſe Mäuſe nehmen ſo ſchnell an Zahl zu, daß alljährlich ungezählte Tauſende von neuen Wohnun⸗ gen„gebaut“ werden müſſen. Geraten ſie jedoch vor eine Hamſterwohnung, deren zufällig nicht anweſender Be⸗ wohner ſchon mit der Aufſpeicherung von Vorräten be⸗ gonnen hat, ſo beginnt in ſeiner Abweſenheit eine o e Plünderung, daß der Hamſter bei ſeiner Hein⸗ ehr das iſt, was wir Mann“ nennen! Menſchen einen„geſchlagenen Als Bettler verläßt er ſeine VMohnung und ſieht zu, daß er den Winter wo anders verbringt, denn niemals würde er es doch wagen, die Wohnung wei⸗ ter zu behalten. Er wäre ja künftig keinen Augenblick vor dem Räubergeſindel ſicher! So zieht er bekümmert aus, während die Zieſelmäuſe triumphierend den Bau„be⸗ ſchlagnahmen“. Auch viele Raubvögel machen es nicht anders. Krähen und Dohlen beſetzen mit Vorliebe Neſter von kleineren Vögeln, die ſie nur entſprechend erweitern. Sie bauen alſo nur um, kann man ſagen. Unter den Inſekten ſind es beſonders die Mauerbienen, die— zu faul zum eigenen Wohnungsbau— erſt einmal Umſchau halten, wo Vor⸗ gänger ein Neſt gelaſſen haben, das nur ausgebeſſert zu werden braucht. Im Meere ſind ganze Tiergattungen auf Benutzungen fremder Wohnungen von Natur aus angewieſen. Wer zinmal am Meeresſtrande, bende Waſſervolk das bei der Ebbe zurückblei⸗ muſtert, dem wird die ſonderbare Ge⸗ ſtalt des Taſchenkrebſes auffallen, den die Not treibt, ſei⸗ nen weichen Hinterleib(eine Delikateſſe für andere Meer- tiere!) in einem leeren Schneckengehäuſe zu verſtecken. Hier iſt er ſo gut wie unangreifbar, mit fortſchreitendem Wachstum wird ihm ſeine Wohnung aber bald zu eng. Er muß ſich nach einer größeren Wohnung umſehen und be⸗ ſetzt entweder ein eine noch in ihrer ſen zu werden. gemacht hat, e regte die Vorliebe der Fiſchchen für ſie längſt die Aufmert ſamleit der Naturforſcher, bis man entdeckte Quallen zu ihrem 1 0 benutzen, indem ſie tender 1 1 blitzſchne der Qualle chwimmen und ſie erſt dann wieder 281 15 wenn die Gefahr vorüber iſt. 5 A. v. leeres Gehäuſe oder frißt im Notſalle Schale lebende Molluske auf, falls ihn 1 0 ſelbſt das Schickſal ereilt, beim Wohnungswechſel ge⸗ re Ein kleiner zur Heringsfamilie gehöriger Fiſch ſucht mit Vorliebe die Amge⸗ bung der Quallen, de⸗ nen er kreiſend an weite Strecken folg Da dieſe, wie alle Quallenarten, aus ihren Drüſen einen Riftiert und ätzenden Wehrſaft abſondern, mit dem ſchon mancher, der n Meer badete, recht un liebſame Vetanniſchf daß jene die 11 eine, in die glockenförmige Leibeshöh r iche Bezug in der Ans im Te Nr. 3. 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