an⸗ Neſſe. jüler⸗ Zeits⸗ ottes⸗ Jung⸗ —— he. mann. Rann. Indes. einen Lager 5 au ng zu men! — Ia ät Anme — er fil ufen El zilhaft linig fon 71 — f die grob t Wissen chnellste este Wet Ist eral! 1 8 en e e edc ce cer cc dc de e de c eee Rr. 273(2. Blatt). Neckar Bote Samstag, 2. November 1936 Die Arbeit des Nährſtandes WPD. Eigentlich ſollten es im Laufe der vergange⸗ nen Jahre alle gemerkt haben, der Reichsnährſtand iſt nicht ein Zuſammenſchluß der Landwirtſchaft zur Wahrung ihrer Intereſſen. Aeußerlich allein ſchon deswegen nicht weil der Nährſtand weiter reicht als die eigentliche Landwirtſchaft, weil die Verarbeitung und Verteilung landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe mit dazu gehört. Aber der Nährſtand iſt vor allen Dingen deswegen nicht mit den früheren landwirt⸗ ſchaftlichen Organiſationen, in denen beſtimmte Wirtſchafts⸗ zweige zuſammengefaßt ſind, vergleichbar, weil die Aufga⸗ ben, die dem Reichsnährſtand bei ſeiner Gründung geſtellt wurden, weit umfangreicher als die Aufgaben derartiger Verbände ſind. 5 In einem Aufſatz„Die Marktordnung des Reichsnähr⸗ ſtandes und die deutſche Wirtſchaft“ von Dr. Merkel(No⸗ vemberheft der Zeitſchrift Odal) leſen wir den Satz:„Jede Zuſammenfaſſung wirtſchaftlicher Kräfte und Leitungen ſteigert die Machtentfaltung der Wirtſchaft.“ Die Tatſache, daß im gewerblichen Sektor der Volkswirtſchaft dies früh⸗ zeitig nicht nur erkannt wurde ſondern auch organiſato⸗ riſch ſeinen Niederſchlag fand, iſt der Grund für die Bedeu⸗ tung von Kartellen, Intereſſengemeinſchaften uſw. Der Grund dafür, daß dieſe Zuſammenſchlüſſe aber etwas ganz anderes darſtellen als die auf Grund des Nährſtandsge⸗ ſetzes erfolgten Zuſammenſchlüſſe in der deutſchen Land⸗ wirtſchaft, liegt in der Zielſetzung begründet. Auch wenn es heute noch manchmal den Anſchein hat, als ob ſelbſt beim Nährſtand der Gedanke eines in der Abwehr begründeten Zuſammenfaſſens der Kräfte nicht ſterben könnte, ſo kann das Organiſationsziel des Nährſtan⸗ des ernſtlich doch niemals als rein landwifrtſchaftlich be— zeichnet werden. Das Grundgeheimnis des Erfolges liegt, wie Dr. Merkel es ausdrückte,„nicht in Einzelmaßnahmen oder Methoden, ſondern in der geſamtwirtſchaftlichen Ziel⸗ ſetzung und der geſamtpolitiſchen Verantwortlichkeit, die das Geſamtjyſtem der nationalſozialiſtiſchen Marktordnung durchzieht.“ Dieſe Einſtellung zum Reichsnährſtand, die das Haupt⸗ gewicht auf die Richtung legt, in der die zuſammengefaßten Kräfte aller an der Ernährung des Volkes Mitarbeiten⸗ den tatig ſind, unterſtreicht die außerordentliche Beweglich⸗ keit dieſer Organiſation. Ein Organiſationsdogma, ein ſtar; res Feſthalten an irgendwelchen Methoden gibt es im Ver⸗ leich zu dem unbedingten Feſthalten an den erkannten Zielen nicht. Aber an einem wird auch in dieſer Richtung feſtgehalten, an dem Syſtem der Selbſtverwaltung, der zen⸗ tralen Steuerung und ſtaatlichen Führung. Auch hier kön⸗ nen wir noch einmal auf den genannten Aufſatz von Dr. Merkel zurückgreifen, der dem Weg der Marktgeſtaltung, den wir in Deutſchland beſchritten haben, zwei andere ge⸗ genüberſtellt, die auch durch den Eingriff des Staates in die Landwirtſchaft, der faſt in keinem Lande der Erde mehr fehlt, charalleriſiert ſind. In den meiſten Ländern läßt der Staat der Wirtſchaft freien Lauf und beſchränkt ſich darauf, nur dort einzugrei⸗ fen, wo volkswirtſchaftliche Schädigungen größeren Aus⸗ maßes entſtehen. So iſt es bei der Kaffee⸗Valoriſation und bei allen ſich direkt auf den Markt beziehenden Stützungs⸗ aktionen des Staates für einzelne Produkte. Der andere Weg iſt der, daß der Staat in zentraliſtiſcher Form die Marktgeſtaltung ſelbſt durchführt Das klaſſiſche Beiſpiel da⸗ für iſt die ſowjetruſſiſche Monopolwirtſchaft, oder die für einzelne Produkte in manchen Ländern beſtehenden Mono⸗ polbewirtſchaftungen. Auch die deutſche Kriegswirtſchaft unſeligen Angedenkens gehört hierher. Klarer als dieſe ſyſtematiſche Kennzeichnung der Stel⸗ lung des Nährſtandes können Beiſpiele aus der Nähr⸗ ſtandsarbeit der vergangenen Jahre zeigen, daß dieſe große Organiſation nicht in erſter Linie für den Bauern, ſondern für das ganze Volk da iſt. Solche Beiſpiele ſind für wich⸗ tige Nahrungsmittel hinſichtlich ihrer Preis⸗ und Vorrats⸗ geſtaltung oft genug gegeben worden. Wir glauben, daß ſich am Beiſpiel der gerade in dieſen Tagen wieder wirk⸗ 110 werdenden Verbilligung von Marmelade das, was ge⸗ agt werden ſoll, am eindringlichſten zeigt. Daß man für 32 Pfg. ein Pfund gemiſchte oder Vier⸗ fruchtmarmelade, für 28 Pfg. ein Pfund Pflaumenmus oder für 18 Pfg. ein Pfund Rübenkraut(nur in beſtimm⸗ ten Gebieten) einkaufen kann, iſt gewiß nicht das Entſchei⸗ dende. Die meiſten Marmeladen waren doppelt und drei⸗ fach ſo teuer; wenn ſie billiger werden, freut ſich der Ver⸗ braucher, wie über jede Verbilligung, nicht ohne zu fragen, warum nicht ſchon früher oder mit dem Zweifel, iſt das Billige auch gut? Wie entſcheidend wichtig dieſer kleine Ausſchnitt aus der Arbeit des Nährſtandes aber in Wirk⸗ lichkeit iſt, zeigt ſich, wenn man Urſachen und Wirkungen dieſer Maßnahme zuſammenſtellt. Als 1935 das erſtemal rund eine Million Zentner Mar⸗ melade verbilligt wurden, und die Zuckerinduſtrie aus eigenen Mitteln ſowie das Reich aus Mitteln der Zucker⸗ ſteuer erhebliche Millionengelder für dieſe Maßnahme auf⸗ wandte, follte ein ſtärkerer Verzehr an Marmelade im In⸗ tereſſe der deutſchen Obſtverwertung erzielt werden. Ein Grund für die verſtärkte Fortführung dſeſer Maßnahme war und iſt der Wunſch, mit dieſen ausgezeichneten Brot⸗ aufſtrichen eine Entlaſtung auf der Fettſeite zu erhalten Wenn in der jetzt auslaufenden zweiten Verbilligungs⸗ aktion 2,1 Millionen Zentner und in der neuen Verbilli⸗ faßt 2,4 Millionen Zentner verbilligte Brotaufſtriche er⸗ atzt werden, ſo 0 das ſicherlich eine Maßnahme, die indt⸗ rekt die Löſung des Fettproblems unterſtützt. Kampf dem Verderb einerſeits und Lenkung des Verbrauchs auf Er⸗ zeugniſſe des deutſchen Bodens ſind beides Ziele im Rah⸗ men des Vierjahresplanes. 5 Ene Fehlwirkung würde dieſe Maßnahme des Nähr⸗ ſtandes erzielen, wenn die gewerbliche Weiterverarbeitung in den Betrieben der Back und Süßwarenbranche nicht ausgeſchloſſen wäre. Damit weiter niemand an dieſer der Allgemeinheit dienenden Einrichtung unbillig verdienen kann, ſind die Vorſchriften über Verdienſtſpannen bei der Verteilung beſonders ſcharf gefaßt. Für die Einſchaltung des Großhandels, ſoweit er wirklich deſſen Funktionen aus⸗ übt, wurden beſondere Beſtimmungen getroffen. Das angeführte Beiſpiel mag zeigen, wie die Aufgaben des Reichsnährſtandes zwangsläufig zur Unterſtützung der Intereſſen, die ſich mit 21 5 der Allgemeinheit decken, füh⸗ en Es hat ja nicht der Obſtbauer allein ein Intereſſe dar⸗ an, daß ſeine Erzeugniſſe der Ernährung zugeführt wer⸗ den, oder der Kohlbauer, daß, wie in den vergangenen Wo⸗ chen, durch ſtärkeres Kohleſſen die reichlichen Herbſtkohl⸗ beſtände geräumt werden Ein Intereſſe, daß die Erzeug⸗ niſſe des deutſchen Bodens nicht umkommen, hat das ganze Wolk. Es hat ein weiteres Intereſſe daran, daß beim Aus⸗ bleiben gewiſſer Auslandseinfuhren entſprechende deutſche Nahrungsmittel bereitſtehen Es iſt leichter, die Notwendigkeiten unſerer Ernährung zu erkennen, als die Maßnahmen zu treffen, die im ein⸗ zelnen notwendig ſind. Es iſt leicht, einer Maßnahme zu⸗ zuſtimmen, wenn ihr Erfolg bereits eingetreten iſt. Aber Aufgaben erfolgreich löſen, die ſchwierig ſind, kann nur der, der ſich energiſch für ſie einſetzt und dabei die Unter⸗ ſtützung aller Beteiligten findet. Dem deutſchen Bauern wie dem geſamten Nährſtand ſind Aufgaben geſtellt, die dieſe niemals allein durchführen können. Wenn daher im⸗ mer wieder der Appell an die Mitarbeit aller Volksgenoſſen ergeht, ſo iſt dies vor dem Beginn der Goslarer Tagung beſonders angebracht. Was dort geſagt wird, geht alle an. Auch der Verbraucher kann ſich als ein Glied ſener Organi⸗ ſation fühlen, in der die Kräfte eines Volkes zur Sicher⸗ ſtellung ſeiner Ernährung zuſammengefaßt ſind. en. Die Verkehrsopfer eines Jahres 8500 Tote, 17 100 Verletzte. Berlin, 20. November. Seit der Einführung der Reichsſtatiſtik der Straßen⸗ verkehrsunfälle liegt zum erſten Male ein Jahresergebnis über die Unfälle im geſamten Reichsgebiet vor. In der Zeit vom 1. Oktober 1935 bis 30. September 1936 ereig⸗ neten ſich insgeſamt rund 263 000 Straßenverkehrsunfälle. Dabei wurden über 8500 Perſonen getötet und 171 000 verletzt; das ergibt durchſchnittlich ſe Tag 718 Unfälle mti 23 Getöteten und 467 Verletzten. Das allgemein verkehrs⸗ ſchwächere Winterhalbjahl brachte im Durchſchnitt je Tag 610 Unfälle mit 19 Getöteten und 350 Verletzten, das ver⸗ kehrsſtärkere Sommerhalbjahr dagegen durchſchnittlich je Tag 826 Unfälle mit 28 Getöteten und 583 Verletzten. Im letzten Vierteljahr(Juli bis September 1936) wur⸗ den insgeſomt 79 400 Unfälle feſtgeſtellt, 9,5 v. H. mehr als im vorongegangenen Vierteljahr und rund 58 v. 5. mehr als im erſten Vierkeljahr 1936. Dieſe Zunahme iſt wohl überwiegend als Saiſonerſchei⸗ nung aufzufaſſen. Die Entwicklung der Unfallhäufigkeit war in den einzelnen Landesteilen ſehr uneinheitlich. In Berlin nahm die Zahl der Unfälle ab, obgleich gerade hier anläßlich der Olympiſchen Spiele ein beſon⸗ ders ſtarker Verkehr herrſchte. Das dritte Kalenderviertel⸗ jahr hebt ſich on den auideren Vierteljahren auch durch die Schwere der Straßenverkehrsunfälle ab. So hat ſich die Zahl der Unfälle, bei denen Perſonen getötet oder verletzt wurden, om zweiten zum dritten Vierteljahr in den Stadt⸗ gebieten um 9 v. H. und in den Landgebieten um 28 v. H. erhöht. Weitaus die überwiegende Anzahl der Unfälle iſt im letzten Viertelſahr wieder durch Kraftfahrzeugführer verur⸗ ſacht worden. Bemerkenswert iſt, daß in 2535 Fällen unter Alkoholeinfluß ſtehende Kraftfahrzeugführer Stra⸗ ßenverkehrsunfälle verſchuldeten. Das Signal zum Reichsberufswettkampf Die geſamte ſchaffende Jugend nimmt keil. Dieſer Tage begann die Anmeldezeit für den 4. Reichs⸗ berufswettkampf. Dreimal iſt die deutſche Jugend bereits zum Reichsberüfswettkampf angetreten, drei große Er⸗ folge und der vierte, im Jahre 1937, muß der Höhepunkt dieſer werden. Der Führer hat auf dem ie e den Vierjah⸗ resplan verkündet und wir, die deutſche ugend, haben uns vorgenommen, im Zeichen des Reichsberufswettkamp⸗ fes an dieſem Vierjahresplane des 9 9 mit ganzer Kraft mitzuarbeiten, indem wir unſere Leiſtung auch auf beruflichem Gebiete durch die Erfahrungen der letzten Reichsberufswettkämpfe verbeſſern. Alle dieſenigen, die noch abſeitsſtehen und zuſchauen, drücken ſich vor der wirk⸗ lichen Leiſtung und ſind nicht wert, zu der ſtolzen und lei⸗ ſtungsfreudigen und fähigen deutſchen Jugend gerechnet zu werden. Die Teilnahme am Reichsberufswettkampfe iſt freiwillig, niemand wird gezwimgen, aber es iſt und ſollte für alle eine ſelbſtverſtändliche Pflicht gegenüber dem Va⸗ terlande ſein. an dieſem Leiſtungskampfe ſich zu beteiligen. Wir rufen die geſamte deulſche Jugend auf, ſeder deutſche ſchaffende Junge bis zum 18, Lebensjahre einſchl. und jedes deulſche ſchaffende Mädel bis zum 2 Lebensſahre einſchl. önnen am Reichsberufsweklkampfe teilnehmen. Meldel Euch ſofort bei Eurem Belriebs⸗ oder Orks⸗ jugendwalter der Deutſchen Arbeiksfrontk! Deulſchlands Jugend kämpft geſchloſſen im Zeichen des Keichsberufs⸗ wektkampfes für den Bierjahresplan des Führers! Deutſche Kunſtausſtellung 1937 Aufruf an alle deutſchen Künſtler zur Beteiligung. Das Haus der Deutſchen Kunſt in München geht ſei⸗ ner baulichen Vollendung entgegen und wird im Juni 1937 mit der Großen Deutſchen Kunſtausſtellung 1937 im Haus der Deutſchen Kunſt in München eröffnet worden. Die Ausſtellung, deren Beſchickung ausſchließlich unſe⸗ ren lebenden deutſchen Künſtlern offenſtehen ſoll, wird die Aufgabe haben, ein möglichſt umfaſſendes und hochwerti⸗ ges Bild der zeitgenöſſiſchen deutſchen Kunſt(Malerei, Plaſtik und Graphik) zu zeigen. Es iſt daher beabſichtigt, bei der Auswahl der Werke weder beſtimmte Kunſtrichtun⸗ gen zu bevorzugen, noch andere auszuſchließen; dagegen wird an den künſtleriſchen Wert der eingeſandten Werke ein hoher Maßſtab angelegt werden. Die Beſchickung der Ausſtellung ſetzt ſonach einen hohen Grad von Fähigkeiten und Können voraus. Es ergeht hiermit an alle deutſchen Künſtler, welche nach ihrer Ueberzeugung dieſe Voraus⸗ ſetzungen erfüllen, die Einladung, ihre beſten, anderswo möglichſt noch nicht gezeigten Werke zur„Großen Deutſchen Kunſtausſtellung 1937 im Haus der Deutſchen Kunſt in München“ anzumelden. i Weinpatenſchaſten keine Dauereinrichtungen Der Deutſchen Weinzeitung zufolge ſprach im Zuſam⸗ menhang mit den Weinpatenſchaften der Landrat des Krei⸗ ſes Kreuznach, Dr. Simmer, der als Gauwirtſchaftsbera⸗ ter des Gaues Koblenz⸗Trier die Idee der Weinpatenſchaftent maßgeblich gefördert hat, auf einer kommunalen Tagung über die weitere Förderung des Weinbaues. Nach wie vor ſolle zwar der Weigabſatz durch eine öffentliche Weinpropaganda unterſtützt werden. Dr. Simmer verneinte aber die Frage, ob auch in Zukunft dieſe Weinpropaganda in Form von Weinpatenſchaften vor ſich gehen ſollte. Das Ziel der Paten⸗ ſchaftsaktion, den Sinn des deutſchen Volkes dem Weintrin⸗ ken gegenüber zu ändern, wurde erreicht. Wein ſei heute in den Augen des deutſchen Volkes kein Lurusgetränk mehr, ſondern das Erzeugnis deutſcher Erde, das Erzeugnis harter und fleißiger Arbeit der ſchwer um ihr Daſein ringenden deutſchen Winzer. Mehr ſollte die Patenſchaftsaktion nicht ſein. Sie ſollte vor allen Dingen nicht zu einer Dauereinrich⸗ tung werden. Die Wirtſchaft vertrage auf die Dauer die mit einer Weinpatenſchaftsaktion notwendig verbundene Zwangs⸗ regulierung nicht. Das Werbemittel der Zukunft müſſe der Wein ſelbſt ſein in ſeiner Güte und in ſeinen auch für ärmere Volksgenoſſen erſchwinglichen Preiſen. Radfahrer mit falſchem Tritt Wenn du einmal etwas Zeit und Muße haſt, den Tru⸗ bel des Straßenverkehrs zu beachten, dann ſchenke einmal den Radfahrern dein Augenmerk. Schau ihnen einmal ein bißchen auf die Beine— du wirſt eine merkwürdige Feſt⸗ ſtellung machen! Ein Viertel aller Radfahrer treten falſch, wie man aus Zählungen nachgewieſen hat, durchſchnittlich 25 von 100 Radfahrern haben ſich den unvorteilhaften Tritt angeeignet, die Füße auf den Pedalen ſo weit nach vorn gleiten zu laſſen, bis die Abſätze den Schuhen einen Halt bieten. Ganz abgeſehen davon, daß der Fuß in dieſer Stellung weit vorne über das Pedal hinausragt, was wenig äſthetiſch ausſieht und recht ungeſchickt wirkt, ge⸗ ſchieht das meiſt aus Unkenntnis über die wirkliche Fuß⸗ haltung auf dem Pedal. Seltener ſind hier ſchon die Fälle, wo es als eine Folge angeborener Schwachfüßigkeit und ſchlecht entwickelter Fuß⸗ und Beinmuskulatur zu bezeich⸗ nen iſt. Meiſt iſt es lediglich eine ſchlechte Angewohnheit, die auf jeden Fall eine Kräftevergeudung bedeutet. Der„falſche Tritt“ beim Radfahren bedeutet eine höchſt unvorteilhafte Uebertragung und Ausnutzung der Muskel⸗ kräfte des Fahrers. Während bei richtiger Fußſtellung, alſo dem Treten mit dem Fußballen oder faſt mit der Fußſpitze, die Kurbel-Totpunkte ſpielend und orthopädiſch vorteilhaft überwunden werden, und auch bei Gegenwind gleichmäßiges und nachdrückliches Treten der Füße ohne vorzeitige Ermüdung erzielt wird, entſteht durch das ge⸗ ſundheitswidrige und unſchöne Treten mit dem Mittelteil des Fußes eine ſtampfende, ſchwerfällige und kraftzeh⸗ rende Bewegung, bei der die Gelenke und Muskeln der Füße wie die des Unter⸗ und Oberſchenkels nur unvoll⸗ kommen— man könnte ſagen unwirtſchaftlich— die Ar⸗ beitsleiſtung bewältigen. Jeder Radfahrer, ob er ſein Fahrzeug nur aus beruf⸗ lichen Gründen oder zu Sportzwecken allein benutzt, der nicht in den Verdacht geraten will, als ſchwachfüßig oder eben als willensſchwach angeſehen zu werden, obwohl er normal gewachſen iſt und geſunde Füße, Gelenke und Beine beſitzt, achte alſo in Zukunft auf ſolche unſchönen und ungeſunden Fehler Betrachte dein Fahrrad nicht nur als Mittel zur ſchnelleren Fortbewegung, ſondern darüber hinaus als ein orthopädiſches Gerät zur Kräftigung der Gehwerkzeuge! 5. Ein deutſches Hoch⸗ leiſtungs⸗Segelflugzeug für Argentinien. Im Haus des Aero⸗ klubs von Deutſchland in Rangsdorf fand die Taufe eines für Argen⸗ tinien beſtimmten Hoch⸗ leiſtungs⸗Segelflug⸗ zeuges„Göppingen III“ ſtatt. Während des Taufaktes von links: Der Präſident des Aeroklubs, von Gro⸗ nau; der argentiniſche Botſchafter, Dr. Edu⸗ ardo Labougle; Frau Sanguinetti, die Gattin des argentiniſchen Mi⸗ litärattaches, die die Taufe vollzog; Reichs⸗ luftſportführer Oberſt Mahnke und ganz rechts Oberſt Sanguinetti. Weltbild(MX. eee e —— * 9 7 Kreuz und Quer Bürokratismus und die Mäuſe.— Hunde und Katzen ar⸗ lachende Erben.— Politiſche Katzen.— Die Spatzenpolizel in London.— Der Elefant und der Blutegel. In den Rahmen des gewaltigen Vierjahresplanes ge— hört auch der Kampf gegen den Verderb und gegen die tie⸗ riſchen Schädlinge. Gerade jetzt beleben ſich vor allem auf dem Lande wieder Häuſer, Keller und Scheuern mit einem ſchädlichen Nager, der Maus, die auf den abgeernteten Feldern nichts mehr findet und nun in ihre ergiebigeren Winterquartiere zieht. Da heißt es alle Mittel anwenden, um die Mäuſe zu vertilgen. Auch eine gute Hauskatze iſt da nicht zu verachten, ja in ländlichen Orten kann ein Haushalt ohne dieſes im ganzen doch ſehr nützliche Haus⸗ tier kaum auskommen. Stark geſucht waren da vor kurzem in dem polniſchen Dorf Nowy Dwor die mäuſevertilgenden Katzen. Dort hatte ſich nämlich die Bürokratie einen unglaublichen Streich ge⸗ leiſtet. Ein findiger Mann hatte eine Ratten⸗ und Mäuſe⸗ zucht eingerichtet und belieferte mit dieſen Verſuchstierchen verſchiedene Kliniken. Bald aber wurde die Behörde auf ihn aufmerkſam und erkundigte ſich, ob er denn auch eine Konzeſſion beſäße. Leider aber konnte er keine Papiere darüber vorlegen, und die Behörde mußte ſein„Unter— nehmen“ ſchließen. Was ſollte nun mit den Ratten und Mäuſen geſchehen? Man wählte das einfachſte, ſicher aber nicht das klügſte Mittel: ſämtliche Käfige wurden geöffnet, und man glaubte die Sorge los zu ſein. Weniger erfreut waren freilich die Bürger von Nowy Dwor; denn die ent⸗ laſſenen Gefangenen begannen bald eine wahre Schreckens⸗ herrichaft Jedes Haus wurde von einer ganzen Abteilung der Nager beſetzt, überall ſah man in Rudeln weiße Mäuſe — auch wenn man vollkommen nüchtern war. Inzwiſchen hat ein Abwehrkampf in großem Stil eingeſetzt; mit Fallen und mit Gift geht man den Tieren zu Leibe, und in der ganzen Umgegend iſt keine Katze mehr aufzutreiben, denn alle ſtehen„an der Front“. Die Bewohner des unter dem bürokratiſchen Schild⸗ bürgerſtreich leidenden Dorfes haben die Katze wieder ſchätzen lernen, die Katzen ſelbſt erleben fette Tage und haben es gut. Daß man die Liebe zu den Katzen uͤnd zu den Hunden aber auch übertreiben kann, beweiſt ein Ge⸗ ſchichtchen aus Chicago. Dort wurde nunmehr ein Prozeß endgültig entſchieden, der in den letzten Jahren immer wieder von ſich reden machte. Da hatte nämlich eine alte Dame ihr geſamtes Vermögen, einſchließlich ihrem Grund⸗ heſitz, ihren acht Hunden und ihrer Katze vermacht. Be⸗ greiflich, daß ihre nicht dem Tierreich angehörenden, nur menſchlichen Verwandten dies Teſtament anfochten; ſie fanden es höchſt unmoraliſch. Und nachdem nun alle In⸗ ſtanzen ſich mit dieſem Problem beſchäftigt hatten, kam der Oberſte Gerichtshof in Chicago zu der Auffaſſung, daß die alte Dame das Recht hatte, ſo zu beſtimmen. Die acht Hunde und die Katze ſind alſo nun doch die lachenden Erben— norausgeſetzt natürlich, daß Hunde und Katzen lachen können! Daß man Katzen zum Fangen von Mäuſen, mitunter auch als Spielzeug benutzt, iſt mannigfach bekannt. Daß dieſe Tiere aber auch politiſche Verwendung finden kön⸗ nen, erfährt man aus einem Vorfall in Frankreich, wo ja die innerpolitiſche Spannung und die Parteigegenſätze ſtark zum Ausdruck kommen. In einer Gaſſe der kleinen Stadt Vaugirard ſpielte ſich Folgendes ab: Die Katze der Concierge aus Nr. 5 ſitzt vor ihrer Tür und putzt ihr Fell. Es iſt eine ganz gewöhnliche Katze, und trotzdem bleiben die Blicke aller Paſſanten an ihr hängen, denn ſeit geſtern, dem Tage des Beitritts ihrer Herrin zur Volksfront, trägt ſie ein breites rotes Band um den Hals. Direkt gegenüber ſitzt vor ſeiner Tür der Kater des Bäckers. Sein Fell iſt vom Mehlſtaub grau. Doch ſitzt er mit ſtolz erhobenem Kopf und muſtert geringſchätzig ſeine Freundin von geſtern. Um den Hals hat er ein ſchönes Trikolore-Band gebunden. So ſpielt ſich in Vaugirard der Kampf zwiſchen Volksfrontlern und Nationaliſten ab. Im Frühling, ſo hoffen wir, werden die verſchiedenen Schleifen vergeſſen ſein, und die Con⸗ eſergekatze wird mit dem Bäckerkater wieder ihre Minne⸗ lieder auf dem Nachbardach ſingen. Der freche Spatz iſt auch ſo ein Kapitel Schädlings⸗ bekämpfung, wenn er auch einige gute Seiten hat. Wo er überhand nimmt, muß mit ihm aufgeräumt werden. Nun iſt London die Heimat zahlloſer Tauben und Spatzen, die ſich in rieſigen Schwärmen über den Trafalgar Square die St. Pauls⸗Kirche und viele andere Orte ergießen, wo ſie von Einheimiſchen und Touriſten gefütterk werden. Leider aber haben die Londoner Sperlinge die Gewohn⸗ heit angenommen, ſich nicht an ihre vorgeſchriebenen Standorte und an die für ſie verfügte Verkehrsordnung zu halten. Zur Verkehrsregelung der Spatzenwelt ſah ſich des⸗ halb die Londoner Weſtminſter Eity genötigt, einen beſon⸗ deren Beamten anzuſtellen, der den offiziellen Titel Vogel⸗ Verſcheucher führt. Amtsinſtrument iſt die Knarre, mittels derer den Spatzen die Diſziplin beigebracht wird, ohne die man nun einmal in einer Großſtadt nicht leben kann. Die Schwierigkeit beſteht nur darin, daß die Tiere den ihnen mit der Zeit vertraut werdenden Vogelſcheucher liebgewinnen und die Knarre als Signal zur Fütterung betrachten. Sollte dieſe bedauerliche Verblendung zunehmen, ſo wird dem Londoner Magiſtrat nichts anderes übrig bleiben, als den Spatzen⸗Bobby zu bewaffſnen. Zum Schluß noch ein Geſchichtchen, wie ein Elefant ſich eines Schmarotzers entledigte. Ein Naturfreund be⸗ obachtete im Pariser Zoo, wie der Dickhäuter plötzlich be einer Bambuseinfriedigung näherte Er zerbrach eines der Bambusrohre, zerteilte es in mehrere Stücke, wobei er ſeinen Rüſſel und eins ſeiner Vorderbeine zur Hilfe nahm. Nachdem er auf dieſe Weiſe ein beſonders ſpitzes Rohr entdeckt hatte, das eine Länge von 25 Zentimetern hatte, ergriff er dieſes mit dem Rüſſel und kratzte damit mit einer ſich ſteigernden Energie in ſeiner„Achſelhöhle“ herum Ewiſchen Rumpf und Vorderbein). Der Beobachter ge⸗ wann jetzt den Eindruck, daß der Elefant auf ſinnreiche Weiſe einen Gedanken zur Ausführung zu bringen ſuchte. Er brauchte nicht lange auf das weitere Ergebnis zu war⸗ ten, denn plötzlich fiel ein großer Blutegel zur Erde, der ſich in der„Achſelhöhle“ des Elefanten feſtgeſetzt hatte und der ſelbſt einem Dickhäuter auf die Dauer unangenehm werden mußte. Als der Elefant mit ſeinen kleinen Auglein den am Boden liegenden Quälgeiſt erſpähte, ſtellte er ſofort das emſige Kratzen ein, hob ſeinen Fuß und ſtampfte auf dem 8 herum, bis nur noch ein großer Fleck übrig blieb Er begleitete das Ende ſeiner Arbeit mit einem ſelbſtgefälligen lauten Grunzen der Befriedigung. Wodurch die alte Erfahrung beſtätigt wird, da b 7 der Elefant nicht ſo dumm wie plump, im Gegenteil ein kluges Viech iſt. Das Endziel der guten Küche iſt der geſchickte Wechſel und die weiſe gemiſchte Koſt. Nicht, weil dies dem Gau⸗ men ſchmeichelt, ſondern weil es die Unterlage des ge— ſunden Befindens und damit der wohlgemuten Laune iſt. Warum— frage ich— gibt's dann nur einmal in der Woche Fiſch, und warum dann zumeiſt denſelben, etwa „Schellfiſch mit Butterſoße“? Warum müſſen Gaſthaus⸗ küchen den Ruf haben, Fiſch weit wohlſchmeckender be⸗ reiten zu können als Hausfrauen, und warum müſſen Fiſchtage zumeiſt Tage kritiſcher Ordnung ſein? * Das Wichtigſte ſcheint mir die Kenntnis von der Vielfalt der Fiſchſorten zu ſein und von der noch größe⸗ ren der Verwendungsmöglichkeiten. In Bauſch und Bo⸗ gen ſei zunächſt geſagt, daß man weichlichen Seefiſch feſter und herzhafter machen muß in der Zubereitung, während man ſich mit herzhaftem Fiſch alles erlauben kann. Mittel zur Kräftigung ſind: Kurzes Marinieren in Zitronen⸗ oder Eſſigwaſſer, gutes Panieren und kroſſes Braten oder Backen; daneben die Zutat von pikanten Soßen, Salaten oder Gemüſen. Die meiſten Haushalte kengzen aber als Zutat größtenteils nur Butterſoße und Kartoffelbrei zu gekochtem Fiſch, zu gebackenem im Höchſtfalle Kartoffel⸗ ſalat. Das nenne ich, von etwa hundert Möglichkeiten nur zwei benutzen. Wenn das Kochbuch, das man vielleicht von Groß⸗ mutter her noch hat, nicht genügend darüber ſagt, ſo for⸗ dere man ein neuzeitliches Kochbuch vom Fiſchhändler. Man kann aber ſelbſt im großmütterlichen Buch allerlei über Behandlung und Zubereitung von Süßwaſſerfiſchen leſen, was dem Seefiſch ebenſo gut bekommt. Auch ein Seehecht läßt ſich's gefallen, daß er blau gekocht oder ge⸗ ſpickt gebraten wird, daß man ihn mit warmen oder kalten Soßen herausputzt oder ſich ſonſt irgendwie über ſeine Erſcheinung den Kopf zerbricht.— Jedes Fiſchfleiſch iſt an ſich zart und„ſüß“, wenn es friſch iſt und richtig zu⸗ bereitet, gleich, ob es aus der ſalzi⸗ gen See oder dem ungeſalzenen Ge⸗ birgsbach kommt. Jeder Fiſch ge⸗ winnt durch eine angenehme und pikante Soße. Das iſt keine üppige Verteuerung des Eſſens, weil Soßen auch ſättigend ſind. Die Verbeſſerung lohnt die Arbeit. Warum ſollen Dillſoße, Meerret⸗ tich, mit geriebenem Vor ſolchem Küchenwunder hält keine ſchlechte Stim⸗ mung ſtand! Apfel vermiſcht, gerührte Kräuterbutter, Bechamel⸗ und Remouladenſoßen, ſpaniſche. holländiſche und polniſche Soßen nur bei den ſelteneren Fiſcharten angewendet werden können? Warum ſollte ich nicht ein beliebiges bequemes Fiſchfilet, einen gehäuteten Rotbars oder Schellfiſch, mit dünnen Speckſcheiben umwickelt, auf dem Grill oder in der Pfanne backen, als wär's der teuerſte Hecht? Warum ſoll ich nicht ſeinen wundervollen Braten— ſatz zur Bereitung einer Soße verwenden durch Zutat von Zwiebackkrumen, etwas ſäuerlicher Milch, eventuell einer Ahnung Tomatenpüree, geriebenem Schweizerkäſe und etwas Roſenpaprika?— Wenn ich's habe und liebe, kann ich ſogar zum Schluß mit ein paar Tropfen Süd⸗ wein würzen, daß jedem Tiſchgenoſſen das Herz im Leibe lacht. Vor ſolchen Natur⸗ und Küchenwundern hält keine ſchlechte Stimmung ſtand! Vor allem, wenn ich zur Ver⸗ vollkommnung der Mahlzeit daneben ein junges Gemüſe reiche oder einen grünen Salat, einen ſäuerlich gekochten Rotkohl oder das von Männern ſo geſchätzte Sauerkraut (beides, bitte, mit Aepfeln!). Um aber das Kapitel der Soßen nicht mit nur halben Andeutungen zu verlaſſen, ſeien folgende Grundſätze klar⸗ geſtellt: Je feiner der Fiſch, um ſo zarter ſei die Soße, Darum paßt zerlaſſene Butter immer, iſt aber auf die Dauer langweilig. Die Butter rühre ich ſchaumig und vermiſche ſie mit fein gehackten Kräutern, je nach Jahres⸗ zeit mit Schnittlauch, Peterſilie, Zitronenmeliſſe, Fenchel, Pimpinelle oder Boretſch. Mehrere Kräuterſorten zuſam⸗ men geben einen hervorragenden Geſchmack. Man kann ſie auch in ſogenannte„Sahnenſoße“ oder holländiſche Soße zu den Fiſchen rühren. Gekochter Schellfiſch, Seelachs und Kabeljau vertragen die robuſtere Soße mit Senf, Meer⸗ rettich⸗ oder Toma⸗ tenſoße. Meerret⸗ tich, mit friſch ge⸗ riebenem Apfel und ſäuerlicher Milch oder Sahne abge⸗ rührt, erweiſt ſich als Beigabe eben⸗ falls pikant. Den beliebten Seefiſch⸗ filets, die man im eigenen Safte dün⸗ ſten ſollte, ſteht Tomatenſoße eben⸗ ſo gut wie eine feine holländiſche Soße, mit einem Schuß Weißwein oder Zitronenſaft gewürzt.(Wein darf nie kochen!) Kroß gebrate⸗ nem panierten Fiſch 0* 8* Fort mit der Kinderſprache „Woran mag das nur liegen? Ob das Kind minder⸗ begabt iſt?“ fragen ſich manche Eltern recht beſorgt, wenn das Kleinkind mit zunehmendem Alter noch immer Schwierigkeiten mit dem Sprechen hat. Gewiß können oftmals Störungen vorliegen, in der Regel aber wird die Mutter daran ſchuld ſein, die nebſt vielen Tanten und Freundinnen darin wetteifert, ſich mit dem Kind in der „Kinderſprache“ zu unterhalten. Da wimmelt es von„Wauwaus“,„Adas“,„Muh⸗ muhs“ und ſo fort, und alle verſuchen, das Verſtändnis des Kindes zu erwecken, indem ſie mit ihm in ſeiner, der unvollkommen lallenden und ſtammelnden Kinderſprache ſprechen. Ohne Zweifel verſteht das Kind die Unterhal⸗ tung ſchneller und leichter auf dieſe Weiſe, es bleibt aber gleichzeitig auch in der Entwicklung ſeines Sprachtalents zurück; denn nur ſehr langſam entwickelt ſich ſo die ſchwie⸗ rige Sprechtechnik, die das Kind aufſchnappt aus dem Geſpräch der Erwachſenen. Das reicht natürlich nicht aus, ſein ungeſchultes Sprechorgan zu üben. Deshalb fort mit der Kinderſprache! Die Mütter ſoll⸗ ten ſich deſſen bewußt ſein, daß ſie mit ihrem gutgemein⸗ ten und liebevollen Babyſprechen dem Kinde ſchaden, daß es vielmehr gilt, die Zeit ſeiner eigenen Kinderſprache möglichſt abzukürzen, indem man ihm ſtets nur klar und deutlich die„Erwachſenenſprache“ vorſagt. Es wird zwar dann nicht ganz ſo raſch„ſprechen können“, dafür abet — richtig! Nichts darf umkommen! Nichts braucht umzukommen, jeder Reſt kann Ver⸗ wendung finden. Hier ſind einige Beiſpiele: Flicken, die zu klein ſind, um ſich zum Ausbeſſern ver⸗ wenden zu laſſen, zupft man und füllt damit Kiſſenbezüge an Stelle der Verwendung von Kapok oder Baumwolle. Ein Wachstuchüberzug— und wir haben die hübſcheſten Garten- oder Balkonkiſſen, die abwaſchbar ſind und auch mal einen überraſchenden Regenſchauer vertragen. Kerzenſtümpfe ſollen ſich nicht in den Schubladenecken herumtreiben. Man ſchmilzt ſie zuſammen in einer alten Konſervendoſe und gewinnt ein Mittel— mit etwas Milch verſetzt—, um gebeizte Möbel abzureiben. Q Wiſſen Sie das? Der geſamte Kraftwagenbeſtand der Welt wurde Ende 1935 mit 37,2 Millionen Wagen angegeben, von denen 71 Prozent auf die Vereinigten Staaten entfallen. Der neue Völkerbundspalaſt weiſt 900 Büros und andere Räume, 950 Telefone, 1650 Fenſter und 1700 Türen auf. Den Geſamtbetrag aus der deutſchen Bienenzucht bezif⸗ fert man ſchätzungsweiſe auf eine halbe Milliarde Mark. Die Weltmeere entbolten faſt 48 Milliarden Tonnen Salz, das iſt der ſechsface Inhalt des europäiſchen Feſt⸗ landes. PPPCCCCCCCCCCcbCTßbTCbT0CbTbTGbbTGTGTGTGTbGTGTGTGTGTPTGTPTPTPTPTGTbTͤTbTbTbTbTbTbTbTbTbb Es kann im Keichsberufswelkkampf nicht jeder Sieger werden. Aber ſeder kann ſo arbeiten, daß er Sieger werden könnte. — i ſteht immer Kräu⸗ terbutter. Weit reizvoller iſt aber dazu die kalte Remou⸗ ladenſoße, hergeſtellt aus Bechamelſoße mit gehackten Ge⸗ würzgürkchen oder Kapern, dazu etwas Senf und viel gutes Oel gerührt und abgeſchmeckt mit Salz, Paprila und fein geriebenen Zwiebeln, ganz nach perſönlichem Geſchmack N Ein einfaches, aber wohlſchmeckendes Fiſchgericht: Gebackene Schollen auf Salat mit Peterſilienkartoffeln. Aufnahmen: Schrammen(Mauritius), Schoepke— M. Um das richtige Gemüſe zum richtigen Fiſch zu brin⸗ gen, richte man ſich vergleichsweiſe nach den gewohnten Zuſammenſtellungen von Gemüſe und Fleiſch. Filets, wie Beefſteaks mit viel Zwiebeln gebraten, ſchmecken glänzend zu Rot⸗ und Sauerkohl, zu jungen Erbſen, Bohnenſalat und allen grünen Salaten; das gleiche gilt für braunes Fiſchgulaſch. Außerdem kann man Wurzeln oder ro gebackene Sellerieſcheiben dazu geben. Fiſch in Oel ge⸗ backen liebt alle Salate. Feinere Fiſche ſollte man grund⸗ ſätzlich nur mit grünen, zarten Kopfſalaten zuſammen⸗ bringen. Pichelſteiner von Fiſch iſt eine wunderbare Zu⸗ ſammenſtellung von Fiſch mit Wurzeln und Kartoffeln, Zwiebeln und grünen Gewürzen im Eintopf gekocht. Zu Labskaus von Fiſch(einfach delikat!) vergeſſe man 94 grünen Gurken nicht. Fiſchragouts umkränze man mi einem Rand von Kartoffelmus oder Curryreis und 1 65 ſie mit grünem Salat. Er hebt die Beſonderheiten eine Ragouts, als da ſind: Bechamel⸗ oder Champignonſoße und die braune Backkruſte von geriebenem Käſe. Aber ſelbſt in Vorbereitung eines ſolchen Ragouts koche man den Fiſch nicht in Stücken, ſondern im Ganzen, wegen der Erhaltung ſeines vollen Saftes und ſeiner deen Fiſch in Portionsſtücken zu kochen, geht immer auf Koſ 5 ſeiner Güte, Vitamine und ſeines Aromas. Als 05 „Selbſtverſtändlichkeit“ ſollte jeder Fiſcheſſer wiſſen, 10 Gott die Peterſilie erſchuf— nicht zum Dekorieren, n für das Knopfloch— ſondern zum Würzen.. und iſche ndet iges, oder dem erſte Iten⸗ utat tuell rkäſe iebe, Züd⸗ eibe eine Ver⸗ nüſe hlen raut [ben klar⸗ 'oße. die und res⸗ chel, ſam⸗ n ſie 'oße und ngen doße teer⸗ ma⸗ rret⸗ ge⸗ und ilch bge⸗ ſich ben⸗ Den iſch⸗ im zün⸗ ſteht ben⸗ eine iſche nem bein ſaft Zein ö ate⸗ iſch äu⸗ nou⸗ Ge⸗ viel rila chem .— ä bie Role non Amsterdam Roman von Paul Hain. 40 War noch immer Fremdheit darin? Noch immer dieſe grauſige, dunkle Ferne, wie ſie droben hinter den Wolken ſein mochte? Oder war doch ſchon ein ſeltſames Taſten und Suchen der Seele in dieſen ſtarren Augen? Waren Rembrandts Worte doch durch den dumpfen, flammenden Fieberwahn hindurchgedrungen? „Saskia, Saskia!“ ſtammelte, forderte, rief, ſchluchzte Rembrandt noch immer. War es die inbrünſtige Kraft ſeiner Worte, die die Dunkelheit ihrer Seele durchbrach? Ihr Blick begann ſich zu entſchleiern— ein Zittern lief um ihre Lippen. Der Ausdruck ihres Geſichts verlor die Starrheit und ſchien allmählich einen weicheren Schimmer zu bekommen. Voll bebender Spannung verfolgte Rembrandt dieſe Wandlung in ihren Zügen. Und dann geſchah es, daß Saskia die Lippen öffnete und leiſe flüſterte: 5 Biſt du es, Harmensz? Him⸗ 23 Er hielt ſie feſt in den Armen. Ein unerhörtes Gefühl des Glücks überſtrömte ihn, daß ſie ihn erkannte. Daß die furchtbare Flammenmauer des Fiebers durchbrochen war. „Saskia, nicht im Himmel! Auf der Erde, der ſchönen Gotteserde ſind wir! And ich bin wirklich bei dir— ich halte dich im Arm! Fühlſt du es nicht, Liebſte?“ i Sein Blick ließ ſie nicht los. Sekunden vergingen ſo. Langſam, ganz langſam entfaltete ſich ein mattes Lä⸗ cheln in dem blaſſen, ſchönen Geſicht. Es ſah wunderbar und wie erlöſt aus. Es hatte einen Schimmer von ihrem alten, lieben Lächeln, mit dem ſie Rembrandt ſo oft ihren Mund zum Kuſſe geboten hatte. „Iſt denn— das wahr—2“ hauchte ſie. „Saskia, ſieh um dich!“ rief er beglückt, mit feuchten Augen. Sie wandte langſam den Kopf. Mit einem langen, ſuchenden, allmählich die Dinge erkennenden Blick ſah ſie durch den Raum. Ein Flüſtern: „Sonne— Harmensz— wo iſt die Sonne?“ Er ließ ſie in die Kiſſen zurückgleiten. Schnell ging er zum Fenſter und zog die Vorhänge zurück. Breit ſtrömte das Licht herein, eine goldene Woge von Sonne, Wärme und Leben. Das Zimmer wurde ſtrahlend hell davon. Saskias Züge verklärten ſich. Glanz trat in ihr Geſicht. „Sonne—,“ murmelte ſie. Und dann:„Harmensz, nun glaube ich dir. Harmensz— küſſe mich!“ Er ſtand neben ihr. Behutſam beugte er ſich über ſie. Ihre blaſſen Lip⸗ pen waren ein wenig geöffnet wie in einer großen Er⸗ wartung. Sind wir im— * Ein faſt überirdiſcher 98 6 c Es wird Zeit, ſich über die Handarbeiten zum Weih⸗ nachtsfeſt klarzuwerden. Baſtgewebe iſt heute in allen größeren Fachgeſchäften zu erſchwinglichen Preiſen er⸗ hältlich. Wir zeigen hier an einer Reihe von Beiſpielen, daß ſich daraus ohne große Mühe viele hübſche Gebrauchs⸗ gegenſtände anfertigen laſſen, die beſonders ſchön aus⸗ ſehen, wenn ſie mit farbigem Baſt beſtickt werden. Als Weihnachtsgeſchenke ſind ſie beſonders geeignet, da ſie nicht nur ſchön, ſondern auch praktiſch und ſehr haltbar ſind. Die Abbildung oben links ſtellt eine Serviettentaſche dar; darunter ſind ein Unterſetzer und ein Serviettenring abgebildet. Daneben befindet ſich ein Täſchchen für kleine Mädchen, und darunter ſind eine Buchhülle und eine Ein⸗ kaufstaſche wiedergegeben. Die Serviettentaſche beſteht aus einem rechteckigen Stück, das mit Neſſelſtoff abgefüttert iſt und zweimal zu⸗ ſammengeklappt wird. Als Verzierung wird eine Ranke aus braunem und blaugrünem Baſt aufgeſtickt. Für den Unterſetzer ſchneidet man ein rundes Stück von etwa 16 Zentimeter Durchmeſſer und beſtickt es mit verſchiedenfarbigem, zum Beiſpiel kupferrotem, blauem, braunem und blaugrünem Baſt. Dieſes Stück wird zwi⸗ ſchen eine Papp⸗Platte und eine Glasſcheibe gleichen Durchmeſſers gelegt. Der Rand, der die Pappſcheibe mit der Glasſcheibe verbindet, vird von einem Bündel von „Du wirſt geſund werden, Saskia!“ „Ja,“ ſagte ſie und noch einmal lauter, mit der ge⸗ dämpften Inbrunſt eines Menſchen, der plötzlich nach 1 Not eine neue, mächtige Lebensſehnſucht in ſich pürt. Plötzlich bekamen ihrer beider Geſichter einen lau⸗ ſchenden Ausdruck. Ihre Blicke hingen in einer ſeltſam innigen Verklärtheit ineinander. Muſik vor den Fenſtern— auf der Straße. Trom⸗ meln und Pfeifen. Marſchtritt. Feines Stimmengeräuſch. Das alles ſtröumte wie von dem ſtarken Glanz der Sonne getragen ins Zimmer. Die Stadtwache, dachte Rembrandt. marſchiert unten und grüßt hinauf mit Klang. Mit einem matten, ſanften Lächeln nickte ihm Sas⸗ kia zu. Auch ſie verſtand es wohl ſo in dieſer Stunde wieder⸗ kehrender Geſundheit: Das Leben grüßte mit Sang und Schall und kräftigem Marſchtritt— und nie hatte ſie die⸗ es Lied ſo gern gehört wie in dieſer Stunde⸗ Das frohe Leben Sang und „Eins, zwei, drei und eins, zwei, drei, Zieht die Wache jetzt vorbei, Hoch den Kopf und ſtramm der Schritt, da laufen alle Meisjes mit, ind alle Augen blau und braun, zachend auf die Wache ſchaun: Wenn die Wache marſchiert Und der Leutnant uns führt, Dann, Meisje, mein Meisje, gib acht! Wenn wir ſingend und ſtramm Ziehn durch Amſterdam, Hat's manch Herze ſchon ziktern gemacht! Mit Trara und Tſchingbum Geht's im Blut dir um, Wenn die Wache vorbeidefiliert, Und mit eins, zwei und drei Iſt die Stadtſoldatei Dir ſchon heimlich ins Herz marſchiert! Ein Soldat iſt ſtramm, und ein Meisje iſt ſchlank, Das paßt ja zuſammen, gottſeidank! a Die Stadt iſt ſicher in unſrer Wacht, Wir wachen am Tage und in der Nacht, Und will ich einſt ein Meisje frei'n, Dann muß aus Amſterdam es ſein! Wenn die Wache marſchiert Und der Leutnant uns führt, Dann, Meisje, mein Meisje, gib acht! Wenn wir ſingend und ſtramm Ziehn durch Amſterdam, Hat's manch Herze ſchon zittern gemacht! Mit Trara und Tſchingbum Geht's im Blut dir um, Wenn die Wache vorbeidefiliert, Und mit eins, zwei und drei Iſt die Stadtſoldatei Dir ſchon heimlich ins Herz marſchiert!“ „Tſchingbum—“ dröhnt noch eine Pauke wie ein fer⸗ ner fröhlicher Abſchiedsruf. braunen Baſtfäden gebildet, die um den Rand herum⸗ gelegt und in gleichen Abſtänden zuſammengefaßt werden. Die Enden der Fäden muß man ſo legen, daß man ſie nachher nicht ſieht. An den Knotenpunkten befeſtigt man den Rand zugleich mit einem Stich an der unteren Papp⸗ ſcheibe. Der kleine Serviettenring hat 15 Zentimeter Umfang und iſt 5 Zentimeter hoch. Man ſchneidet einen Streifen von 16 Zentimeter Länge und 11 Zentimeter Höhe, näht ihn zur Rundung und ſtickt dann das Muſter auf. Dann klappt man zur Hälfte ein, ſchlägt die Schnittkanten gegeneinander“ Zentimeter ein und überſtickt die Rän⸗ der in dicht nebeneinanderliegenden Stichen mit Baſt. Mit demſelben Muſter kann man viele Ringe immer wieder in einer anderen Farbe beſticken. Das Täſchchen für kleine Mädchen kann als Früh⸗ tücks⸗ oder Taſchentuchbehälter dienen. Die Randverzie⸗ zung beſteht aus dunkelblauem und kupferrotem Baſt. Man füttert es mit Neſſelſtoff und näht eine baſtfarbene Seidenſchnur an. Den Verſchluß bildet eine mit Baſt überſtickte Holzperle. 2 Der Schnitt der Buchhülle iſt aus der Abbildung er⸗ lichtlich. In der Größe muß man ſich nach den ent⸗ brechenden Büchern richten. Die Verzierung an zeder Seite beſteht aus grünem und braunem Baſt. Die Stiche liegen abwechſelnd in einer Reihe gerade und in der gächſten ſchräg. 5 5 8 Die Einkaufstaſche beſteht aus zwei großen Setten⸗ teilen, die nach unten breiter und dann wieder ſchmaler werden, einem geraden Streifen, der beide Teile an den Seiten und unten verbindet, und einer Klappe. Die Klappe wird zwiſchen Futter(Neſſel) und Baſt mit ein⸗ genäht. Als Verſchluß dient ein Knebel, den man ſich aus einem zur Hälfte durchgeſägten Paketträger herſtellt, der der Länge nach mit Baſt umwickelt und mit einer ab⸗ ſtechenden Farbe in der Mitte quer umwunden wird. Als Verzierung ſind aus gelbem und braunem Baſt drei Reihen gleichmäßig nebeneinander geſtickt. Text und Zeichunngen: Suſanne Streuber. Allerlei vom Waſſer Kurzweilige Belehrungen von Ernſt Gentzſch Was kann es vom Waſſer ſchon viel zu wiſſen geben? wird manche Hausfrau denken, aber es iſt wie bei ſo vielen alltäglichen Dingen, auch beim Waſſer verſchiedenes wiſſenswert und manches ſogar praktiſch wertvoll zu wiſſen. Beginnen wir alſo: f Das Waſſer iſt eine chemiſche Verbindung von zwet Raumteilen Waſſerſtoff und einem Raumteil Sauerſtoff und läßt ſich auch in dieſe Beſtandteile zerlegen. Der durch eine ſolche 1 gewonnene Waſſerſtoff bildet ein Gas, das leicht brennt und beim Verbrennen ſtarke Hitze ent⸗ wickelt, was man in der Technik bereits vielſeitig ausnutzt. Da das Waſſer überall vorhanden iſt, ſo haben ſich Er⸗ finder ſchon ſtark damit beſchäftigt, das Waſſerſtoffgas auf eine einfache Weiſe aus dem Waſſer zu gewinnen und praktiſch auszunutzen. Das würde ungeahnte Möglichkeiten — n. 55 5 1 a dee Naser bebe, a5 Ember endet ng eichmäßig zuſammengeſetzt. ält z. B. gleichmäßig zu fle i old und Silber. Das Meerwaſſer enth. mehr mineraliſche Sto a ſogar gelöſtes Die Blicke der beiden haben nicht losgelaſſen. Rem⸗ brandt hat ſich noch tiefer geneigt, ſeine Lippen flüſtern wie ein Echo des Liedes, das da unten vorübergezogen iſt: a „Und will ich einſt ein Meisje frei'n, 8 Dann muß aus Amſterdam es ſein—“ 5 Saskia hob in einer verhaltenen Sehnſucht die Arme: 5„Ja, mein Harmensz, nun muß ich ja geſund wer⸗ en.“ Er legte ſanft die Lippen auf die ihren. Es war ein Kuß innigſten Verbundenſeins und heiligſter Treue. Saskia ſank in die Kiſſen zurück. Ein ſtilles Lächeln um den Mund. „Nun will ich ſchlafen,“ murmelte ſie.„Ich bin— f glücklich— und ſo müde—. Bleibe bei mir— Lieb⸗ ter.“ Sie ſchloß die Augen. Ihr Atem ging ſanft und gleichmäßig wie der eines Kindes. Ergriffen blickte Rembrandt auf ſie herab, die Hände wie im Gebet gefaltet.—— So fanden ihn Uylenburgh und Doktor Solbakken, die nach einer langen Weile ins Zimmer traten. Sie ſtutzten zuerſt, dann traten ſie haſtig näher. Solbakken beugte ſich über das Bett. Sein Geſicht zeigte einen maßlos überraſchten Ausdruck glücklicher Be⸗ friedigung. „Sie ſchläft, Senator. Sie ſchläft der Geſundheit ent⸗ gegen. Danket dem Herrn und—“ Er blickte Rembrandt froh an. Uylenburgh ſtieß einen kurzen Laut aus. Heiſer, flü⸗ ſternd fragte er: „Iſt es wahr?“ „Seine Saskia wird leben und glücklich ſein, Sena⸗ tor.“ Da packte er Rembrandt an beiden Schultern. Viel⸗ leicht war er nie in ſeinem Leben ſo glücklich und ſo er⸗ ſchüttert geweſen. In ſeiner Stimme war ein verhaltenes Jauchzen. „Rembrandt— was vor dieſem Tage liegt, es ſei ver⸗ geſſen!“ Das war Gelöbnis und Schwur. Rembrandt konnte nur leiſe ſagen: „Nun iſt alles gut.“ Dann gingen Uylenburgh und Solbakken hinaus. Es drängte den Senator, mit dem Medikus einen Becher edlen Weines zu trinken, ſeine erleichtrete Seele überſtrö⸗ men zu laſſen und der bangenden Muhme ihre Angſt zu nehmen. Rembrandt blieb allein zurück. Er wollte es ſo. Still ſaß er an Saskias Bett, ihren leiſen Atemzug belauſchend, voll Andacht und feierlichen Glücks. Im breiten Strom der goldenen Sonne ſitzend, die über Amſterdam ſtand wie ein Segen. Vielleicht der glücklichſte Menſch an dieſem Tage. Und alles, was hinter dieſem Tage lag — es war vergeſſen wie ein böſer Spuk, als wäre es nie geweſen. — Ende— Es find ungeheure Schätze, die da im Waſſer ſchwimmen, denn man ſchätzt den Goldgehalt allein auf 37,500 Millionen Tonnen, während der Silbergehalt noch größer iſt. Viel⸗ leicht gelingt es einmal, wenn auch nur teilweiſe, auch dieſe Schätze zu bergen. Die vielen Mineralquellen, die aus dem Erdinnern hervorſprudeln, enthalten die verſchiedenſten Salze und wirken dadurch äußerſt günſtig bei Erkrankungen aller Art⸗ Die Hausfrau intereſſiert beſonders das Waſſer, mit dem ſie täglich ſo pielſettig arbeitet, alſo das Leitungs ober Brunnenwaſſer. Das Waſſer zum Trinken und zum Kochen muß abſolut rein ſein. Das Leitungswaſſer wird in den Waſſerwerken ſehr ſorgfältig gereinigt und entkeimt, es iſt alſo immer einwandfrei. Dagegen iſt Brunnenwaſſer nicht immer genußtauglich. Es wird häufig durch das Grund⸗ waſſer verändert. Die Hausfrau, die auf den Brunnen an⸗ gewieſen iſt, tut gut daran, das Waſſer häufiger auf ſeine Reinheit zu prüfen. Das kann ſehr einfach geſchehen. Man fülle ein Trinkglas voll Waſſer und gebe dazu einen Eß⸗ löffel voll einer 20%igen Tanninlöſung. Dieſe Tannin⸗ löſung bereitet man ſich, indem man 20 Gramm Tannin⸗ pulver in 80 Gramm Waſſer löſt und dann noch 20 Gramm Weingeiſt hinzufügt. Dieſe Löſung hält ſich jahrelang, man kann alſo die Prüfung damit beliebig von Zeit zu Zeit wiederholen. Wenn man die Löſung ins Waſſer ge⸗ geben hat und das Waſſer wird innerhalb von 5 Stunden nicht trübe, dann iſt es einwandfrei. Wenn es ſich aber ſo⸗ fort oder innerhalb einer Stunde trübt, dann iſt es geſund⸗ heitsſchädlich. Tritt die Trübung langſamer, alſo in der zweiten Stunde oder noch ſpäter ein, dann iſt das Waſſer nicht gerade geſundheitsſchädlich, aber immerhin nicht zum Trinken zu empfehlen. Selbſt gutes Trinkwaſſer ſchmeckt nur angenehm, wenn es friſch iſt, wenn es länger ſteht, wird es abgeſtanden und verliert ſeinen Wohlgeſchmack Muß man abgeſtandenes Waſſer zum Trinken verwenden, ſo macht man es am beſten durch einen Zuſatz von Fruchtſaft ſchmackhafter. Wenn das Waſſer gelöſten Kalk oder gar Etlen ent⸗ hält, dann nennt man es hart. Hartes Waſſer eignet ſich ſchlecht zum Waſchen und Kochen. Auch die Geſichtshaut Hherträgt ſelten hartes Waſſer. Der Kalkgehalt des Waſſer⸗ macht beim Waſchen die Seife unwirkſam, er verbindet ſich mit der Seife zu Kalkſeiſe und dieſe iſt in Waſſer unlöslich, ſie ſetzt ſich in Krümeln auf der Wäſche feſt. Man kann jedes harte Waſſer ſchnell enthärten, alſo weich machen, da⸗ durch, daß man ihm etwas Soda oder Borax zuſetzt. Da, wo dieſer Zuſatz ſtört, kann man das Waſſer auch dadurch weich machen, daß man es abkecht und dann wieder kalt werden läßt. Beim Waſſer, das zum Kochen verwendet werden ſoll, kann man auch etwas doppeltkohlenſaures Natron nehmen, hierdurch wird das Waſſer auch weich. Allerdings haben dieſe Zuſätze beim Kochen den Nachteil, daß ſie die in den Nahrungsmitteln enthaltenen Er⸗ gänzungsſtoffe(Vitamine) zerſtören, hier iſt es alſo empfehlenswerter, abgekochtes Waſſer zu benutzen. Herr Krauße befindet ſich auf einer Geſchäftstour und iſt eſwungen, in einer kleinen Stadt zu übernachten Am am orgen gleich den erſten Zug zu erreichen, ermahnt et den g wecken. Pünktlich um ſechs* ſich der Derr K a i 8 Gaßte 1 1 5 Ver 5 das Zimmer ſeines 8, 5 Her Verſtörten an den Schultern und e machen Se ſich umjehend fertig, Ihre Zeit is fetommett tt Sport und Spiel Einheimiſcher Sport. J. Ningwettkampf der Ringabteilung des Tbd.„Jahn“. Heute abend tritt zum erſten Male die neugegrün⸗ dete Ringabteilung des hieſigen Tbd.„Jahn“ einer frem⸗ den Ringſtafſel gegenüber und zwar gleich dem kampfes⸗ harten V.f. K. Mannheim im„Zähringer Löwen“. Seit ihrer Gründung war die einheimiſche Staffel eifrig be⸗ müht, ſich auf ihren erſten Kampf vorzubereiten und geht mit der ungetrübten Zuverſicht eines Neulings in den heutigen Kampf. Bekanntlich verfügt der V. f. K. Mannheim über eine ziemlich ſtarke Mann chaft und hat dazu die geſammelten Erfahrungen dem Neuling voraus, ſodaß man auf das Abſchneiden der hieſigen Abteilung ſehr geſpannt iſt. Gerungen wird in folgenden Gewichts⸗ klaſſen: Batam⸗, Feder⸗, Leicht⸗, Mittel⸗, Welter⸗, Halbſchwer⸗ und Schwergewicht. Es iſt nur zu wünſchen, daß recht viele Ringſportbegeiſterte dieſe Gelegenheit wahrnehmen und die Mannſchaft auf ihrem erſten ſchweren Gang nach Mannheim begleiten. Auswärtiger Sport Im ſüddeutſchen Fußball pflegt man mit Rückſicht auf die Vorrundenſpiele um den Reichsbundpokal der Ruhe. Nur in drei von den vier ſüddeutſchen Gauen wird geſpielt, und zwar nach folgendem Plan: Gau Baden: Sp-⸗Vg Sandhofen— VfB Mühlburg. Gau Württemberg: Sc Stuttgart— S Göp⸗ pingen, Sp⸗Vg Cannſtatt— Sportfreunde Eßlingen. Gau Bayern: Wacker München— BfB Ringſee, Be Augsburg— 1860 München, AS Nürnberg— Pf Koburg. a Das meiſte Intereſſe beanſpruchen natürlich die Vor⸗ rundentreffen um den Reichsbundpokal, in denen die vier üddeutſchen Vertreter vor recht ſchwere Aufgaben geſtellt. ſind. Baden, Südweſt, Weſtfalen, Niederrhein, Sachſen, Mitte, Schleſien und Brandenburg ſollten ſich in den folgen⸗ den Spielen behaupten: in Pforzheim: Baden— Württemberg in Frankfurt: Südweſt— Mittelrhein in Kaſſel: Heſſen— Weſtfalen in Wuppertal: Niederrhein— Nordmark in Chemnitz: Sachſen— Bayern in Königsberg: Oſtpreußen— Mitte in Beuthen: Schleſien— Niederſachſen in Stettin: Pommern— Brandenburg Im Handball werden die Meiſterſchaftsſpiele der ſüddeutſchen Gaue mit folgenden Treffen fortgeſetzt: Gau Südweſt: TSB Herrnsheim— SV 98 Darm⸗ ſtadt, Pfalz Ludwigshafen— Germania Pfungſtadt, Ingo⸗ bertia St. Ingbert— FSV Frankfurt, MS Darmſtadt gegen VfR Schwanheim. Gau Baden; Sc Freiburg— TSV Nußloch. Gau Bayern: Sp⸗Vgg Fürth— 1860 München, Tad Landshut— TV Erlangen, Bamberger Reiter— 1. FC Nürnberg, Poſt München— Polizei Nürnberg, TV Milbertshofen— BC Augsburg. Im Rugby und Hockey kommen eine Reihe von Freundſchaftsſpielen zur Durch⸗ führung. Das einzige Meiſterſchaftsſpiel Süddeutſchlands wird im Rugbygau Württemberg⸗Bayern ausgetragen, und zwar ſtehen ſich hier die Mannſchaften von Heilbronn 96 und RC Stuttgart gegenüber. Die Reihe der Schwimm-Gruppenturniere wird mit einer Veranſtaltung in Leipzig fortgeſetzt. Hier ſtehen ſich am Sonntag folgende Vereine gegenüber: Halle 02— München 99, München 99— Magdeburg 96 und Magdeburg 96— Halle 02. Wenn nicht alles trügt, geht Magdeburg aus dieſem Turnier als Sieger hervor.— Tiroler Schwimmer tragen am Samstag einen Schwimm⸗ kampf gegen den SV Augsburg aus, um am Tage darauf Gäſte des 1. Fc Nürnberg zu ſein. Im Ringen werden die Mannſchaftskämpfe in den Gauen Baden und Württemberg mit folgenden Begegnungen fortgeſetzt: VfK 86 Mannheim— Ladenburg, Feudenheim— Sandhofen, Mannheim 84— Ketſch, Wieſental— Oeſtringen, Bruch⸗ ſal— Karlsruhe, Daxlanden— Weingarten, Waldkirch— Kuhbach, Emmendingen— Freiburg, Haslach— Kollnau, Gottmadingen— Hornberg, Villingen— Schiltach(Ba⸗ den), Botnang— Untertürkheim, Cannſtatt— Göppingen, Feuerbach— Ebersbach, Stuttgart— Zuffenhauſen(Würt⸗ temberg). Neuſel Punktſieger in London. London, 19. Nov. Der Bochumer Schwergewichtsboxer Walter Neuſel ſchlug in der nahezu ausverkauften Har⸗ ringay⸗Arena vor 10 000 Zuſchauern, unter denen ſich auch der deutſche Botſchafter v. Ribbentrop befand, den Mei⸗ ſter des Britiſchen Weltreiches, Ben Foord, in einem 15⸗Runden⸗Kampf nach Punkten. Mannheimer Theaterſchau 8 Im Nationaltheater: e Samstag, 21. November, 19 Uhr: Miete E 8 und 2 Sondermiete C 4, ferner für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 348 bis 350, 389: Fauſt, 1. Teil, von Goethe. Sonntag, 22. November, 20 Uhr: Miete H 8 und 2. Sondermiete 9 4, ferner für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 563 bis 570: Die Boheme. Oper von G. Puccini.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 28. November, 20 Uhr: Miete A 8 und 2. Sondermiete A 4: Spatzen in Gottes Hand. Luſt⸗ ſpiel von Edgar Kahn und Ludwig Bender. * Im Neuen Theater(Roſengarten): S amstag, 21. November, 20 Uhr: Für die NS.⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim, Abt. 124 bis 144, 160, 260, 354, 860, 549 bis 550, Gruppe D Nr. I bis 400, Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Die luſtigen Weiber von Windſor. Oper von Otto Nicolai. Sonntag, 22. November, 15.30 8 Für die NS.⸗Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“ Ohne Kartenverkauf): Der Feldherr und der Fähnrich. Dramatiſcher Mythos von Walter Erich Schäfer. 5 Ganz anders als bei uns Im japaniſchen Lokal zahlt die Frau.— Verwalterin des Familienbudgets. Man iſt gewöhnt, von Japan mehr als von allen an⸗ deren Ländern des Oſtens Geſchichten über die„Befreiung“ der Frauen zu erzählen. Und wenn man häufig auf dieſe wunderſchönen Inſeln an der äußerſten Oſtküſte Aſiens kommt, bekommt man von Jahr zu Jahr mehr Frauen zu ſehen. In den Straßen, in den Warenhäuſern, in den elek⸗ triſchen Schnellbahnen, in den Reſtaurants und in allen Zweigen des Berufslebens. Darum der unmittelbare Ein⸗ druck von dem Siegeszug der Frau und der Frauenarbeit in Japan. Aber dieſer Eindruck iſt doch wohl oberflächlich. Man nimmt Aeußerlichkeiten für eine Wandlung im Aufbau des Volkslebens. Man vergißt, daß in Japan die Frau nie⸗ mals in der Abgeſchloſſenheit des Harems gelebt hat. Die erſten Reiſenden, die vor faſt hundert Jahren die friſchen Eindrücke aus dem ſoeben„geöffneten“ Inſelreich mitnahmen, waren unter allen Wundern, die das abge⸗ ſchloſſene Land darbot, am meiſten von der Bewegungs⸗ freiheit der Frauen überraſcht. Und in den Reiſebeſchrei⸗ bungen ihrer Zeit findet man immer wieder erwähnt, wie jeden Abend um die Zeit des Sonnenuntergangs die japa⸗ niſchen Frauen nackt und ganz ungeniert in die großen Waſſerbottiche ſtiegen, die vor jedem japaniſchen Hauſe am Straßeneingang ſtanden, und die dem täglichen Reini⸗ gungsbad dienten. Heute ſind die Badetroge vor den Hauseingängen ver⸗ ſchwunden. Aber die Frauen haben von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ſich einen Berufszweig nach dem anderen er⸗ obert. Sie arbeiten wie früher, aber nachdem Japan in kurzer Zeitſpanne ein durchaus induſtrialiſiertes Land ge⸗ worden iſt— 55 v. H. der Bevölkerung leben heute in den Städten—, trifft man Frauen und Mädchen überall in Fabriken, Geſchäften, Büros und Verkehrsmitteln. Man kann ohne Uebertreibung ſagen, daß Frauenarbeit viele japaniſche Erwerbszweige groß gemacht hat. Der Auf⸗ ſchwung der japaniſchen Textilinduſtrie wäre ohne die bil⸗ lige Arbeit fleißiger Mädchenhände undenkbar geweſen. In den japaniſchen Textilfabriken findet man hauptſächlich Bauernmädchen vom Lande. Die Arbeiterinnen bekommen von der Fabrikleitung Wohnung und Beköſtigung. Zu jeder Spinnerei gehören Wohnkaſernen als Herbergen der Mädchen. Das Mädchen muß ſich zu einer fünfjährigen Fabrikarbeit verpflichten. Es hat während dieſer Zeit alles frei. Der Bauer empfängt bei Unterzeichnung des Ver⸗ trages eine runde Vorſchußſumme, die er meiſt für Ent⸗ ſchuldung dringend benötigt, und außerdem allmonatlich⸗ einen kleinen Betrag. Der Hauptteil des Arbeitslohnes wird von der Fabrikleitung einbehalten und erſt ausge⸗ zahlt, wenn das Mädchen die fünf Kontraktjahre abgear⸗ beitet hat. Es hat ſich dann ſeine Mitgift erarbeitet und heiratet meiſt unmittelbar danach einen Bauernſohn, dem es von den Eltern verſprochen iſt. Die jungen Mädchen von Tokio und Oſaka nennen die Arbeit in den Spinnereien eine moderne Form der Skla⸗ verei und ſuchen ſich lieber ein anderes Betätigungsfeld. Mädchen, die von der Grundſchule mit 14 Jahren ſofort in den Beruf gehen müſſen, ſuchen in Japan beſonders Anſtellung in den Warenhäuſern, oder ſie werden Auto⸗ busſchaffnerinnen,„Liftboys“ oder Laufmädchen. Die höheren Töchter, denen ihre Eltern eine beſſere Ausbildung bezahlen können, findet man ſpäter in den Büros, in den Aemtern und in allen Zweigen der freien Berufe. Die Watenhäuſer, die in Japan einen weit höheren Prozent⸗ ſatz des Kleinhandels beſtreiten als in Europa, ſind auf die Mädchenarbeit aufgebaut. Wie lebt, was denkt„die Blume der Kaufhäuſer“? Die Handelsſchule in Oſaka hat vor einiger Zeit eine Monographie über die Verkäuferin⸗ nen veröffentlicht, in der ein großes Material aus Frage⸗ bogen verwertet wird. Die meiſten Mädchen verdienen nur 30 Jen im Monat. Faſt alle wohnten bei ihren Eltern oder Verwandten. Ueber die Verwendung des Geldes ſagen 35 v. H., daß ſie einen Teil für ihre Mitgift und Hochzeitskoſten ſparen, 27 v. H. geben ihr ganzes Einkom⸗ men zur Unterſtützung der Familien ab, und 38 v. H. ar⸗ beiten, um etwas zu erlernen, und geben ihr Geld für Kleider und Vergnügungen aus. 10 v. H. wollen ſpäter heiraten und die Arbeit aufgeben. Auf die Frage:„Wel⸗ ches Gehalt muß dein künftiger Mann verdienen?“ nann⸗ ten faſt alle kleine Ziffern. Dagegen waren die Anſprüche an die Bildung des Mannes beachtlich hoch. 72 v. H. woll⸗ ten feſtbeſoldete Männer haben. Die Eheſchließung iſt nach dem japaniſchen Grundrecht auch heute noch im allgemeinen eine Adoption, das heißt, die Frau ſcheidet aus ihrer Familie aus und wird in die Familie des Mannes aufgenommen. Früher konnte der Mann ohne Rechtsverfahren und ohne Angabe von Grün⸗ den ſeine Frau verſtoßen. Er ließ ſie bei der Polizei aus ſeinem eigenen Familienregiſter ſtreichen und wieder in das ihrer Eltern eintragen. Damit hatte die Scheidung Wirkung erlangt. Nach der heutigen Gerichtspraxis iſt das nicht mehr möglich. Die Frau, die von ihrem Ehemann ohne triftigen Grund verſtoßen und verlaſſen wird, hat einen Anspruch auf Unterhalt unter ganz ahnlichen Vor⸗ ausſetzungen, wie er in den europäiſchen Geſetzbüchern feſt⸗ gelegt iſt, doch ſind derartige Prozeſſe in Japan ſelten. Die japaniſche Frau hat in ihrem Hauſe eine herrſchende Stel⸗ lung, und in ihren Händen liegt meiſt die Verwaltung des kleinen Budgets der Familie. Die abendlichen Vergnügungen waren früher eine Domäne des Mannes. Jetzt ſieht man abends viele Ja⸗ paner mit ihren Frauen ausgehen. Es gibt eine ganze Menge Lokale, die auf Beſuch von Familien zugeſchnitten ſind, und die japaniſche Frau weiß ſich dieſe neue Poſition geſchickt zu erhalten. Wenn ſie mit ihrem Mann ausgeht, zieht ſie immer die Brieftaſche und zahlt. Und ſollte das nicht einen Anreiz bilden, ſeine Frau zu abendlichen Ver⸗ 5 5 5 gnügungen einzuladen? 55 Gedenktage 8 23. Ni ve mbe? 912 Kaiſer Otto J., der Große, römiſcher Kaiſer deutſcher Nation, in Walhauſen geboren. 1845 Der Bildhauer Karl Begas in Berlin geboren. 1914(23.—24.) Durchbruch des Reſervekorps Scheffer⸗ Boyadel und der Diviſion Litzmann bei Brzeziny. Sonnenaufgang 7.35 Sonnenuntergang 15.58 Monduntergang 9.27 Mondaufgang 13.02 2 4. November. 1801 Der Dichter Ludwig Bechſtein in Weimar geboren. 5 1921 Der Hiſtoriker Gerhard Seeliger in Leipzig geſt. Sonnenaufgang 737 Sonnenuntergang 15.56 Monduntergang 1.48 8 Mondaufgang 13.21 Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummerg: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtif⸗ 6.20 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten; 5 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 930 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Fir dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachtich. ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei, 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 22. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8; Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evangeliſche Morgen⸗ feier; 9.30 Feſtkantate zu einer Werkfeier; 10 Morgenfeſer der H J.; 10.30 Sendepauſe; 11 Schallplattenkonzertz J Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 1345 Muſik am Mittag; 13.50 10 Minuten Erzeugungsſchlacht 14 Wir ſpielen ein Märchen von Grimm; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Kleine Stücke für Violine und Klavier; 15.30 Chorgeſang; 16 Muſik zur Unterhaltung; 18 Klan in der Dämmerung; 19 Szenen aus Lohengrin, von Rich. Wagner; 19.30 Turnen und Spork— haben das Wort 20 Requiem von Bruno Stürmer; 21.15 Der Tag gin regenſchwer und ſturmbewegt, Lieder und Worte vom Ster, ben; 22 Zeit, Nachrichken, Wetter, Sport; 22.30 Nacht muſik; 24 Nachtkonzert. a * Montag, 23. November: 9.30 Mütter, hören eure Kinder Rundfunks, Gespräch 10 Wie aus dem Holzwurm der Klopfkäfer„Tobenuhre wurde, naturkundliches Märchen; 10.30 Sendepauſe; 1145 Für dich, Bauer; 14 Muſikaliſche Kurzweil; 17.30 Sudeten⸗ deutſche Dichter; 18 Zur Unterhaltung; 19 Kleine Geſchichten um große Muſik, Schallplattenplauderei; 19.45 Echo aus Baden; 20.10 Wie es euch gefällt, buntes Konzert; 21 Don Quichotte wird Soldat, Hoͤrſpiel; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 24. November: 9.30 Sendepauſe; 10 Im Reich der 1000jährigen See phanskrone, ungarn— Geſchichte, Landſchaft und Lied; 1030 Franzöſiſch; 11 Sendepause; 15.15 Von Blumen und Tie⸗ ren; 17.45 Deutſche entdecken Gold in Südafrika, zum 50. jährigen Beſtehen der Stadt Johannesburg; 18 Dreimal täglich, heiteres Spiel mit Schallplatten; 19 Der schwarze Hahn zu Baſel, kulturgeſchichtliche Szene; 19.30 Aus alten Lautenbüchern; 19.45 Die Jugend iſt bereit, Unterredung über die Mitarbeit der deufſchen Jugend am Winterhilfs⸗ werk; 20.10 Ach ſo.„ bunte Stunde; 21 In Badef⸗ Baden trafen ein..„ Hörbilder: 21.45 Schallplatten; 2220 Politiſche Zeitungsſchau; 23.40 Muſik an badiſchen Fürſten, höfen; 23.50 Einmal hin und einmal her, Tanzmuſik. Mittwoch, 25. November: 9.30 Entſchlußkraft des Kleinkindes; 10 Otto Wohlge⸗ muth lieſt eigene Gedichte und Erzählungen; 19.30 Sende pauſe; 11.55 Schaltpauſe; 12 In den Domen der Arbeit, Muſik großer Meiſter in Betrieben; 15.15 Allerlei Plau⸗ dereien; 15.30 Obergauführerinnenſchule„Berg“, Hörberichl 17.40 Deulſcher, dein Bruder ſpricht; 18 Unſer ſingendes, klin⸗ gendes Frankfurt; 19.15 Drum grüß ich dich mein Badnet Land, Liederſingen; 19.45 Eine Frau fährt mit der NS⸗ Kulturgemeinde nach Island; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Detektiv Ohneſorg, Funkſpiel; 21.45 Schall plattenneuigkeiten; 22.30 Badiſche Komponiſten; 23 Man ſingt es immer wieder, alte und neue Tanzſchlager. Nundfunk⸗Programme Reichsſender Frankfurt: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wektlerz 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Bäderkonzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepauſe; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter, 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13 Jeih Nachrichten; anſchließend Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplat⸗ tenkonzert; 15 Volt und Wirtſchaft; 16 Nachmittagskonzertz 19.40 Tagesspiegel; 19.55 Wekter, Sonderwetterdienſt füt die Landwirkſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderun⸗ gen; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 22. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wel⸗ ter, 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelchorälez 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Kan⸗ tate vom gläubigen Leben; 10.30 Chorgeſang; 11.10 Und Gott ſchweigt?, Bericht und Aufruf; 11.30 Bachkantate; 12 Muſik am Mittag; 14 Kinderfunk; 14.45 Die Verdun⸗ Fahrt deutſcher Frontſoldaten; 15 Deutſche Scholle; 18 Nachmittagskonzert; 18 Aslaug, einer nordiſchen Sage nach⸗ geſtaltet; 18.30 Kleiſt, Hörſpiel; 19.50 Sport; 20 Kon⸗ zert; 20.30 Das Schwanenlied; 22 Zeit, Nachrichten, Wel⸗ ter, lokale Nachrichten; 22.15 Sportspiegel des Sonntags; 22.30 Nachtmuſik; 24 Nachtkonzert. Montag, 23. November: 9.45 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Land⸗ funk, 15.15 Kinderfunk; 15.45 Unkerhaltungskonzert; 1645 Erzähler unſerer Zeit; 17 Hausmuſik; 17.30 Das Heimat- haus, herbſtlicher Rückblick auf frohe Kindertage; 18 Zur Unterhaltung bunte Muſik; 19 Aus den Geheimniſſen eines Schallarchivs; 19.30 Das Mikrofon unterwegs; 20.10 Fröh⸗ licher Tanz; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 24. November: 9.30 Heikere Muſik am Morgen; 11.30 Landfunk; 15.15 Die deutſche Frau; 17.30 Ueber den Alltag, 00 mit Muſik;, 18 Unterhaltungskonzert; 19 Singt mit— 5. ſingt vor, alte Kampflieder mit Leſungen aus dem Buch Schickſal SA.“; 19.30 Kampf dem Verderb; 20.10 Die Alpenhütte, romantiſche Oper von Konradin Kreutzer; 21.15 1 Heimat; 22.30 Unterhaltungs⸗ und Volls⸗ muſik. Mittwoch, 25. November: 8 9.30 Sendepause; 11 Hausfrau, hör zu; 12 In den 5 men der Arbeit, Muſik großer Meiſter in den Betrieben 15.15 Die römiſche Villa von Nennig an der oberen Mo (reis Saarburg); 15.30 Rheiniſche Hiſtörchen; 17.30 Bücher, die wir uns zu Weihnachten wünſchen; 18 Unſer N klingendes Frankfurt; 20.15 Stunde der jungen. 20.45 Sehr verehrtes, unbekanntes Fräulein, Liebesbrief mi ſehr viel Muſik; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. . ͤ u di nmern: maſtitz ten, 8 8.25 orgen⸗ enfeier 1813 13.15 hlacht, Laden laviet; Klang Rich. Work ging Ster⸗ N acht⸗ präch Ruhr“ 11.15 deten⸗ jichten als Don guten ...—— „Neckar⸗Bote“. S Dort, wo der Himmel rätſelhaft tief und verſchwiegen in die Erde greift, gleichſam, um ſich ihrer klaffenden Wunden zu vergewiſſern, dort lebt Jens Jenſen, der Torf⸗ ſtecher. Als einziges Lebeweſen, das mit ihm die unwirt⸗ liche Weite im Siedermoor teilt, iſt Hel, ein ſchwarzer Wolfshund, zu erwähnen. Jens hat das herrenloſe, hal verhungerte Tier vor etlichen Jahren aus dem benach⸗ barten Gut mitgenommen in ſeine Hütte. Aber was ſage ich, benachbart! Gute fünf Marſchſtunden ſind es vom Torfmoor bis zum Ort. Und jene entfernte Nachbarſchaſt zeigt für Jens Jenſen auch nur ein zweckbedingtes und ſelbſt da noch widerwilliges Intereſſe. Einmal im Jahr kommt eine lange Reihe knarrender Kaſtenwagen ins Moor gefahren. Im Herbſt muß es ſein, wenn der erſte Froſt die Wege hart macht. Brummend und fluchend ob der gefährlich engen und krummen Pfade laden die Knechte den teils geſtochenen, teils gebackenen Torf auf ihre Wa⸗ gen und fahren wieder davon. Es iſt immer ſehr viel, was Jens ſo in einem Frühling und Sommer und Herbſt der Erde abringt. Deshalb ſchimpfen die Knechte wohl auch. Dreckmull nennen ſie ſeinen tieſſchwarzen Torf. Steinkohlen ſind viel härter. Das iſt wohl wahr. Stein⸗ kohlen. Jens ſteht nachdenklich zwiſchen den ſauber ge⸗ ſtapelten Mieten. Vor einigen Tagen hat der Gutsherr den Torf wieder abfahren laſſen. Jens iſt im Dorf geweſen. Er bekam ſein Geld. Mit dem Geld ging er zum Kaufmann. Nun hat Jens kein Geld mehr, dafür aber Mehl, Zucker, Reis, Salz— ein Paar neue Laugſchäfte und ſogar etwas Tabak. Alles andere baut er ſelbſt auf dem Moor⸗ boden: Bohnen, Erbſen und Kartoffeln Mehr braucht er nicht. Mag der Winter kommen. Vorläufig regnet es alle Tage. Eine feuchte Näſſe ſickert durch die Holzwände der Hütte. Abends iſt es emp⸗ findlich kühl. Dann rücken ſie beide— Menſch und Tier— eng aneinander. Jens legt ſeinen breiten Arm um Hels warmes Fell und ſpricht flüſternd auf ihn ein. Eine ko⸗ miſche Zwieſprache. Von Zeit zu Zeit hebt Hel den Kopf und ſchaut den, Gefährten lange aus ſeinen klugen Augen an. Und Jens redet weiter Es iſt ein ſtilles Sich⸗Mitteilen. Ein Ruf des Ein⸗ ſamen in die Einſamkeit der Kreatur. Hel hat ein helles Geſicht und eine wache Seele. Und die Worte von Jens, ſie ſpiegeln ſich darin. Da bedarf es keiner Antwort mehr. Was ſollte Hel auch erwidern. Sieh doch, Jens, wie ſeine Augen leuchten. Rauh⸗ und Reifnächte verwandeln das Moor in einen Silberhain. Ein voller Mond wirft ſein weißes Licht über die froſtige Erde. Die Weiden ducken ſich krumm und ſchief zuſammen. Unheimliches Wurzelgeäſt verſchmilzt im Halbdunkel der Nacht zum vorſintflutlichen Rieſengewürm. In den Moorlöchern gehen die Geiſter flüſternd um. Eine Eule ſchreit. Und der Wind ſtreicht ſingend um die Hütte. Nebel ſteigen. Eine einzige Pappel hebt ſich dunkel rau⸗ ſchend gegen den Himmel ab. Der Wacholder ſtöhnt, und die Luft kniſtert bang. Myſtiſche Landſchaft. Am anderen Morgen fällt der erſte Schnee. Das iſt ſo um Weihnachten herum, dem Kalender nach der 18. De⸗ zember. Aber hat Jens das ganze Jahr über auch jeden Tag einen Zettel abgeriſſen? Im Sommer vergaß er es ſchon mal. Es bleibt ſich ja auch gleich. Auf alle Fälle reißt er heute fünf Zettel vom Kalender. Fünfmal im Jahr hat er es ſicher vergeſſen. Dann iſt morgen Heiligabend. 5 In dieſen dunklen Wintertagen hat Jens Jenſen faſt nichts zu tun. Das iſt nicht gut für ihn. Seltſame Gedan⸗ ken beißen ſich hartnäckig feſt in ſeinem Innern. Und das ſchlimmſte iſt, er hat keine Macht, ſie zu bannen; keine Kraft, ſie zu zwingen. Es gibt kein Ende, denn in dieſem endloſen Kommen und Gehen einander ſich widerſprechen⸗ der Bilder tun ſich Tiefen auf, die undurchdringlich wie das Moor und ohne Grund ſind. Jenen Einfällen wirk⸗ ſam zu begegnen, hat Jens das letztemal, als er im Dorf war, eine Bibel mitgebracht. Sie gehört dem Lehrer. Jens lieſt viel in dem Buche Gottes. Ja. Aber das andere iſt ſtärker, urſprünglicher, unmittelbarer, weil es in ihm iſt: das unbändige Verlangen— zu lieben. Der Ge⸗ danke daran läßt ihn nicht wieder los. Er muß eine Frau haben Eine gute Frau. Keine Eva, von der in der Bibel immer die Rede iſt. 5 O, Jens fühlt ſich noch jung und ſtark. Er muß eine Frau haben. Gewiß. Doch welche wird in ſeine armſelige Hütte kommen wollen? Keine, geſteht er ſich ſelbſt. Nicht ie letzte vom Gutshof. Keine, keine Eine kalte Verlaſſenheit weht ihm entgegen.— Da iſt Hel. Aufmerkſam beobachtet er ſeinen Herrn. Komm, el.. Draußen, beim Roden der Baumwurzeln vergehen die dummen Gedanken. Es iſt bitter kalt. Aufnahme: Dr. Paul Wolff(Mauritius)— M. Nacl dea Mꝛeuueu cles Oecllcicles Drei lange, dunkle Monate verſtreichen. Und nichts geſchieht. Der Winter macht ſtumm. Die froſterſtarrte Erde ſchweigt. In der Moorhütte kniſtert das Herdfeuer ſtill in ſich hinein. Jens ſitzt daneben. Wenn er gerade Luſt hat, flicht er einen Weidenkorb. Oder er lieſt in der Bibel. Das iſt alles. Der Frühling läßt lange auf ſich warten.— Ganz allmählich nimmt die grimmige Kälte ab. Manchmal kommt es ſchon vor, daß die Sonne einmal nur auf einen Augenblick unter dem ſchwermütigen Grau des Himmels herborkommt und wehmütig auf das müde Land ſchaut. Ein erſter Schimmer von Helle und Wärme zieht durch das Moor. An einem ſolchen Tage geſchieht etwas Unglaubliches. Ein Auto ſurrt den Weg hinauf zu Jens' Hütte. Wie eine Schaukel wippt der Wagen durch den ſchlammigen Pfad. Hel bellt das keuchende Gefährt feindlich an. Der Fremde grüßt freundlich. Ob ein fahrbarer Weg von hier aus zum Gut führt, will er wiſſen.„Doch,“ ſagt Jeus verwirrt,„einen Weg gibt es ſchon.“ Der Mann fragt weiter. Dies und das. Wie lange Jens ſchon in diefer Einöde lebt,— ob die Moorlöcher im Sommer austrocknen oder die Waſſer nicht abziehen— wieviel Torf er durchſchnittlich pro Jahr abliefert.. Das letzte hätte der Fremde beſſer nicht gefragt.„Hier gibt es keine Steinkohlen,“ ſchreit Jens ihm wild ins Geſicht. ohe Der Mann weiß nicht recht.. Doch mit wenigen Worten beruhigt er den aufgebrachten Jens. Selbſtverſtändlich gibt es keine Steinkohlen hier. Stein⸗ kohlen will er ja auch gar nicht. Das Moorland kulti⸗ vieren, das will er. Mit einer ausladenden Geſte beſchreibt ſeine Hand einen weiten Halbkreis. Das ganze Moor ſoll in fruchtbares Ackerland verwandelt werden. Eine ganze Siedlung— ein richtiges Dorf wird hier im Moor ent⸗ ſtehen. Dem Gutsherren gehört das Land nicht mehr. Er hat es erworben. Jens ſtaunt. Sachen gibt's... Der Gutsherr war gut. Schließlich hat er den Torf immer abgenommen und 1 85 bezahlt. Dieſer hier will ihn fortjagen. Kultivieren, agt er. „Ich kann Sie gut gebrauchen“, meint der Fremde. „Wie heißen Sie eigentlich?“ Jens gibt keine Antwort mehr. „Mann, für Sie habe ich genug zu tun.“ Er drückt ihm 5 Mark in die Hand und fährt weiter. Lange ſieht Jens dem Fremden nach. Dann ſchleudert er das Geldſtück wütend ins Moor.„Mein Land—“, brüllt er hinter dem Wagen her.„Mein Land...“ Vorläufig bleibt alles beim alten. Ein ſtrahlender Frühling durchwirkt das Moor mit tauſend grünenden, knoſpenden Keimen. Die Weidenkätzchen leuchten. Jens arbeitet nun wieder Tag für Tag. Es iſt alles wie früher. Ganz plötzlich erſcheint der Fremde wieder, diesmal in Begleitung von mehreren Herren. In einer Woche ſoll mit dem Kultivieren begonnen werden. Kolonnenweiſe rücken die Arbeiter an. Ueber Nacht entſteht eine Stadt von Baracken. Große Bagger freſſen ſich knirſchend in den Moraſt. Dampfhämmer dröhnen durch, den Schlamm. Das Moor gleicht einem aufgewühlten Schlachtfeld. „Neuland!“ ſagen die Leute.— Jens verſteht das nicht. Er iſt hier überflüſſig geworden. Ein Verbannter, für den kein Raum mehr iſt und keine Bleibe. Immer weiter greift das Neue um ſich. Nach und nach verſchwindet das Moor. Jens zittert... Bald wird auch das letzte Stück verwandelt ſein. Jens Jenſen hat es nicht mehr erlebt. Eines Morgens ſtand ſeine Hütte leer. Man hat nie wieder geſehen. 1 ö 1 Der Sterultielcer Von Arthur M. Fraedrich. Die Jungen nennen ihn zwar„Sternkieker“, aber anſonſten ſprechen ſie nicht anders als artig von ihm. Und die Alten ſehen ihm halb ſcheu, halb neugierig nach, wenn er in ſeinen Krempſtiefeln durchs Dorf an den Ha⸗ fen geht. Manchmal allerdings meinen ſie auch, Hein, des alten Brummbiers Maat, ſei von Zeit zu Zeit ebenſo ſtumm wie taub. Hein ſpricht ſelten, doch wenn er ſpricht, ſo ſchim⸗ mert in jedem ſeiner abgehackten Sätze eine ganze, bunte Welt, eine Welt, die die einfachen und großen Dinge umſchloſſen hält. Darum nennen die Kinder ihn Stern⸗ kieker, darum ſprechen ſie nur artig von ihm. Aber ſelten wird ihnen dieſes Glück zuteil, denn tags⸗ über ſitzt Hein verkniffenen Auges bei den Netzen, flickt und teert ſie, und abends ſegeln Brummbier und er mit der kleinen Zeeſe zum nächtlichen Fang aus. Nur manch⸗ mal, nach einer ganz beſonderen Nacht, treffen ſie ihn am Hafen auf der morſchen Bank an. Eine ſolche ganz beſondere Nacht iſt immer dann, wenn Brummbier wieder mal das Fernrohr mitgebracht hat, dieſes abgegriffene einrohrige Ding, das mit ſeinem Aelteſten auf der„Lützow“ am Skagerrak war. Nur Hein darf es hin und wieder in die Hand nehmen, und das tut er jedesmal mit ganz beſonderer Inbrunſt. Dann ſteht er breitbeinig auf der Back, gegen die zur Trift feſtgeſetzte Fock gelehnt, und läßt das rauſchende Dunkel des Meeres in ſeinen Ohren dröhnen. Und wenn das hehre Gewölbe hoch droben von dem erſtarrten Funken⸗ regen, den wir Menſchen Sterne heißen, überzogen iſt, gegen den Hein ſtumm und andächtig das Glas gerichtet hält— ſodann iſt die Stunde da, i der Heins Wort⸗ ſchatz ſich zu Gedanken ord⸗ net, zu tiefen, ja weiſen Ge⸗ danken, die Geſchlechter und Welten umſpannen. „Das Ding hat mein Jung ſich damals extra ſchicken laſſen“, pflegt der alte Brummbier jedesmal weh⸗ mütig zu er⸗ läutern. „Nimm es gut in acht, Hein!“ Und 2535 5 ſeine Stimme Te,. iſt weicher, 2 Spe als wenn er l Zeichnung: Grunwald— M. morgens bei Hein wird mit der See fertig, er er⸗ der Heimkehr reicht Brummbier. mit ſeinem über alles ge⸗ liebten Pudel ſpricht. Schließlich folgt:„Nun muß es wohl wieder nach unten, wir müſſen das Netz aufholen, Hein. Wickle es auch ja gut ein in meine Jacke!“ Und Hein trägt das Fernrohr vorſichtig in die Ka⸗ jüte. Zärtlich wie ein Liebhaber ſtreicheln ſeine ſchwie⸗ ligen Pranken das abgegriffene Ding, und ſein Blick iſt ein einziger Wunſch... Damit hat das Sterngucken bis auf Wochen ſpäter wieder einmal ein Ende, und Hein iſt nach einem ſehr aufgeräumten Tag, den die Dorfkinder anſchließend für ſich beanſpruchen, ſchweigſamer denn je. Aber immerfort denkt er an die nächſte, ganz beſondere Nacht unterm Sternenhimmel. Bis das Fernrohr ganz und gar in ſeinen Beſitz übergeht. Das kommt folgendermaßen: Eines Nachts, als hinter balligem Gewölk lauernd der Nordweſt tobt und eine friſche Briſe über die See ſtreicht und Brummbiers Maat bei der zweiten Trift hinterſinnig auf der Back ſteht, fegt urplötzlich eine heftige Böe heran. Die Backtalje bricht, der Großbaum ſchlägt 1 5 ſtößt den alten Fiſcher ins Kreuz, ſtößt ihr über Bord. Alsbald erfüllt ein gewaltiges Brauſen die Lüfte. Wie lachender Hohn jagt der Sturm daher, wirft Sturz⸗ ſee auf Sturzſee über die kleine ächzende Zeeſe. Brummbier, behindert durch die ſchweren Kremp⸗ ſtiefel an den Beinen, ſetzt vergeblich zum Schwimmen an. Brauſend ſchlagen die Wellen über ihm zuſammen. Hein, du Sterngucker, was machſt du nun? O, Hein weiß ſchon, was er zu tun hat; jetzt iſt er kein Sterngucker mehr, jetzt iſt er ein Kerl, der ſich gar ſchnell auf ſeine zwei muskelbepackten Arme beſinnt. Er muß den Alten retten, ja; er muß aber auch das Geſchirr und das Fahrzeug in Sicherheit bringen. Was ſollte wohl ſpäter werden, wenn in dieſer wilden Nacht alles zum Teufel geht? Ob Hein ſo umfaſſend alles überdenkt, als ſein Schif⸗ fer, ohne einen Laut von ſich zu geben, von Bord gefegt wird, das wird kein Menſch jemals erfahren. Hein, der Träumer, der ſoeben noch die dunkelgrünen Wirbel am Bug der Zeeſe beſtaunte, ſchleudert in der nächſten Se⸗ kunde mit einer Hand den Rettungsring über Bord, reißt mit der anderen die Fock herunter, wirft den Anker außenbords, ſpringt an den Maſt, fiert das Großſegel, reißt ſich die dicke Joppe vom Leib und ſchießt kopfüber in die dunkle, ziſchende Flut. 5 „Brummbier!“ brüllt er, und reckt den Hals. Da ſieht er einen dunklen Klumpen zwiſchen den Wellenkämmen um ſich ſchlagen. Mächtig greifen ſeine Arme aus. Er ſchnauft und keucht; die ſchweren Stiefel wollen auch ihm das Schwim⸗ men unmöglich machen. Aber er iſt bärenſtark, er kennt die aufgewühlte See; hat er ſich doch als Junge ſchon und auch ſpäter oft in der donnernden Brandung am Strande verſucht. Soll er nicht auch dieſes Mal mit der See fertig werden? Hein wird mit ihr fertig. Er erreicht Brummbier; er zerrt ihn ans Boot und an Bord. Der Alte jappt, nur mühſam hält er ſich auf den Beinen. Wankend ſ tert er der Kajüte zu. Jedoch Hein kommandiert:„Erſt muß das Netz eingeholt werden!“ Allein kann er das bei dieſem Wetter unmöglich ſchaffen. Benommen n ht der Fiſcher kehrt; an Geſchirr und Boot hat er, weiß Gott, nicht mehr gedacht, nur immer an ſich ſelbſt. Aber dafür hat Hein an alles gedacht.... Am andern Abend, bei der erſten Trift, iſt der alte Brummbier ſehr unſtet. Immer wieder ſtreicht er um ſeinen Maat herum, bis er knurrt:„Hein, das Ding liegt unten 8 Heins ſtahlgraue Augen ſtrahlen auf, als wenn ſich der Himmel vor ihm aufgetan hätte.„Was ich noch ſagen wollte“, fährt der Alte umſtändlich fort,„es iſt in meine Jacke eingewickelt. Hm——. Es iſt jetzt deins, Hein, jawoll.“ Das Strahlen in des Maats Augen huſcht über ſein ganzes Geſicht wie der Blitz durch die Nacht. Heftige Freude wellt in ihm hoch. Er ſagt eine lange Weile gar nichts. Dann wendet er ſich ab; es ſcheint, als wenn das Leuchten in ihm verglimmen will.„Wegen deshalbr⸗ brummt er. Da errötet der Alte ſo ſehr wie noch nie in ſeinem Leben. Das kommt von dem plötzlich aufſchießenden Ge⸗ danken, ſein Maat habe ſeine Worte als eine Bezahlung für etwas, was ſich nicht bezahlen läßt, gedeutet. Und dazu von der Kränkung, die darin liegt, daß der Gegen⸗ ſtand, der ihm das Heiligſte auf Erden iſt, halbwegs zu⸗ rückgewieſen wird.„Ich ſchmeiß' das Ding über Borde knurrt er. Da dreht Hein ſich ihm wieder zu, und nun iſt ſein verwettertes Geſicht ein einziges Strahlen.„Schon gut, Brummbier“, ſagt er. Damit iſt die Angelegenheit endgültig abgetan. Mit keinem Wort findet die grauſige Nacht mit ihrem Drum und Dran je wieder Erwähnung, und alles iſt ſo, wie es immer war. Nur daß Hein jetzt des öfteren auf der morſchen Bank dort unten am Hafen zu finden iſt, wo ihn die Jungen des Dorfes immer wieder ſehnſüchtig erwarten und mit großen Augen und geröteten Wangen andächtig lauſchen, wenn er erzählt. Luut Anu — —— IIIIIIUmran — ——— Seine Verſetzung in eine größere Provinzſtadt ließ ſeine Erinnerung an Gerda aufleben. Nur eine Bahn⸗ ſtunde von ſeinem neuen Wohnort entfernt lag die kleine Stadt, in der Gerda lebte. Vor fünf, ſechs Jahren hatte er ſie dort kennengelernt. Es war eine kurze, aber ſchöne Zeit geweſen. Einer Liebe war eine plötzliche Trennung beſchieden geweſen. Das Schickſal verſchlug ihn in eine ganz andere Gegend des Vaterlandes. Ein Jahr lang wechſelten ſie Briefe, dann war ihre Liebe endgültig in das Stadium der Erinnerung geraten. Heimlich wie ein Duft aus Fliedergärten um die Abendzeit kam die Erinnerung an ſie wieder, immer ſtärker, ſeitdem er in ihrer Nähe war. Manchmal ſtand er nun auf dem Bahnhof und ſah den Zügen nach, die in die kleine Stadt fuhren. N Es war ſchön, an Gerda zu denken, ſich vorzuſtellen, daß er nur eine Stunde von ihr entfernt war. Immer hielt ihn dieſe Lockung in einer leichten, glücklichen Span⸗ nung. Aber vielleicht lebte ſie gar nicht mehr in der kleinen Stadt? Vielleicht war ſie längſt verheiratet, hatte Kinder und dachte gar nicht mehr an ihn? Da ſaß er an einem Sonnabend wirklich im Zuge. Als die Dächer des Städtchens im Sonnenlicht aufſchim⸗ merten, konnte er ſeine Unruhe nicht mehr meiſtern, er ſprang von ſeinem Platz auf, riß das Fenſter herunter und lehnte ſich hinaus, um die Vergangenheit zu grüßen. In Erinnerung verſunken ging er durch die Straßen. Wie beim erſten Stelldichein klopfte ſein Herz, als er das Haus betrat, in dem damals Gerdas Eltern gewohnt hatten. Leiſe ſchlich er die Treppen hoch. Ja, da hing noch das Schild mit dem Namen. Aufatmend ging er hinunter. In dem kleinen Café, in dem er ſo oft mit Gerda geſeſſen, ſuchte er ſich den Fenſterplatz und beobachtete die Straße. Fremde und bekannte Geſichter zogen vor⸗ über. Der ſtille Beſchauer mußte lächeln, als ein junges Mädchen mit einer Muſikmappe ankam und ſich noch ſchnell umblickte, ehe es um die Ecke bog. Ein junger Herr kam hinterher. Hatte er nicht Gerda auf dieſe Weiſe kennen⸗ gelernt? Er ließ ſich Tinte und Papier bringen und be⸗ gann, einen Brief zu ſchreiben. Nachher würde er einen Jungen bitten, den Brief für Gerda abzuge⸗ ben. Da riß es ihn plötzlich vom Sitz hoch, als hätte ihm jemand eine Nadel in die Haut gebohrt. Er ſtarrte auf ie Straße: Gerda kam vorüber. Sie war hübſcher denn je, und mit ſichtbarem Stolz ſchob ſie einen Kinderwagen. Es war ein beſonde⸗ rer Kinderwagen, ein Wagen für Zwillinge. Er zerknüllte noch den Brief⸗ bogen, ſteckte ihn in 155 Taſche, und 5 7 a i warf ein Geldſtück 8 N. auf den Tiſch. Als die Dächer des Städtchens auf⸗ Kopfſchüttelnd ſchimmerten, konnte er ſeine Un⸗ blickte der Ober ruhe nicht mehr meiſtern. dem merkwürdi⸗ 5. a gen Gaſt nach, der eilig das Café verließ. Auf der Straße ſchien er einen Augenblick zu zögern, ob er rechts oder links gehen ſollte. Mit anderen Worten: ob er zum Bahnhof eilen und mit em nächſten Zug abfahren oder hinter Gerda und den willingen hergehen ſollte. Der Nadelſtich hatte inzwiſchen ſeine Wirkung verloren, Hans begann jetzt ſogar, erlöſt zu lächeln. Er dachte, daß es ja durchaus nicht Gerdas Zwillinge zu ſein brauchten. Vielleicht war ſie hier irgend⸗ vo in Stellung? Er lief ihr nach und holte ſie ein. „Gerda!“ ſagte er, noch vom Lauf etwas außer Atem, 5 8 ein Wiederſehen!“ Auch ſie rang nach Atem, als ſie 100 ſo plötzlich vor ſich ſah. Ganz rot war ſie. Ganz ver⸗ egen. „Was— was machſt du hier?“ fragte ſie mühſam. Er lächelte, während er über die Zwillinge hinſah. Ach— ich wollte—— ich habe— hier geſchäftlich zu EETNHHL UN VN N.. NEU BEN tun!“ ſagte er. Und raſch ſetzte er hinzu:„Sind das etwa deine Kinder?“ Sie hatte Handſchuhe an, er konnte alſo nicht ſehen, ob ſie einen Ring trug. Gerda war immer noch verwirrt. Sein plötzliches Auftauchen rief ſo viele Erinnerungen in ihr wach, und kleine Wunden, die vernarbt zu ſein ſchienen, brachen wieder auf. Wie hatte ſie auf ihn gewartet! Wieviel bittere Stunden hatte ſie ſeinetwegen erdulden müſſen, bis ſie ſich endlich mit dem Schickſal abgefunden hatte. Und nun tauchte er plötzlich wieder auf und dachte—— Ja, das war gut! Sie atmete auf. Es war wie eine kleine Rache. Mußte er wiſſen, daß ſie ſich um ihn gegrämt hatte? Nein! Er mochte nur glauben, daß ſie längſt glücklich ver⸗ heiratet war und ihn vergeſſen hatte.„Ja!“ ſagte ſie da auf ſeine Frage, ob es ihre Kinder wären. „welch ein Wiederſehen!“ Zeichnungen(2): Grunwald— M. „Entzückende Kinder!“ lobte er verlegen.„Hm! Ich freue mich, daß es dir gut geht!“ Sie nickte. „Alſo, laß es dir auch weiterhin gut gehen, Gerda. Leb wohl! Ich will dich nicht aufhalten. Ich muß auch zum— Zuge!“ Er nickte noch den Zwillingen zu und gab ihr die Hand. Vorſichtig legte ſie ihre behand⸗ ſchuhte Rechte hinein, damit er nicht ſpüren ſollte, daß ſie keinen Ring trug, aber er nahm es für eine kühle Verabſchiedung. „Es war doch gut, daß ich ihr den wahren Grund meines Hierſeins nicht geſagt habe!“ dachte er, als et ſich auf dem Wege zum Bahnhof befand.„Ich hätte mich nur lächerlich gemacht! Sie denkt überhaupt nicht mehr an mich, und ich——“., Er lachte bitter auf. 8 Gerda hatte ihm nachgeſehen, als er ſo raſch dahin⸗ ging. Faſt hätte ſie ſeinen Namen gerufen. Plötzlich tat es ihr leid, ihn angeführt zu haben. Ihre Lippen zuckten. Leiſe klang ſein Name auf, aber er war ſchon zu weit weg. Sie ſtand noch eine Weile da, mit klopfendem Her⸗ zen, dieſe Begegnung hatte ſie aufgewühlt. Allmählich beruhigte ſie ſich. In den nächſten Tagen mußte ſie noch oft an ihn denken, vielleicht hätte ſie ihm geſchrieben, wenn ſie ſeine Adreſſe gewußt hätte, aber mit der Zeit ſchlief die Erinnerung wieder ein. Nach drei Jahren trafen ſie ſich wieder. Beide hatten inzwiſchen geheiratet. Sie konnte nun wirklich ihren eigenen Kinderwagen ſchieben. Er hatte diesmal tatſächlich geſchäftlich im Städtchen zu tun. Sie lächelten, als ſie ſich trafen. „Wieviel Kinder haſt du denn jetzt?“ fragte er. „Es iſt das erſte!“ antwortete ſie verlegen. „Nanu?“ Sein Blick traf ſie wie ein Funken aus einem Feuerzeug. Sie ſah zu Boden. Während ſie nun weitergingen, erzählte ſie ihm alles. Damals hatte ſie die Kinder ihres Bruders ſpazierengefahren. Sie lachte dabei, aber es war etwas Trübes drin. „Und du?“ fragte ſie dann.„Du biſt doch auch ver⸗ heiratet?“ „Seit einem Jahre!“. Sie ſchwiegen eine Weile. Er war in Verſuchung, ihr zu ſagen, daß er damals nur ihretwegen gekommen war, aber er kämpfte dieſe Regung nieder. Er blickte auf den Kleinen im Wagen, der ihn forſchend anſah und plötzlich das Geſichtchen zu einem Weinen verzog. „Aber Hanſi!“ ſagte ſie zu dem Kinde. 5 Es war auch ſein Name. Hans! Es berährte ihn verwirrend im Innerſten. Aber vielleicht hieß auch iht Mann ſo. Er wollte nicht danach fragen. 1 41444 Vif ha dd gel gle Au wo del mi mö wi vie kon ſah bor gut St. ber kan lau ſie in * — *. 8 2 1. 5 5 5785 N LN— —. Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö62. (19. Fortſetzung.) Das letzte Kapitel ſchloß: Am Ausgang des Eingeborenenviertels, dort, wo ſchon die Straßen breiter wurden und ſich die Pflege des Fremden⸗ viertels erkennen ließ, lag das„Haus der ſinkenden Sonne“, und auf ſeinem flachen Dach flatterte der Union Jack, die engliſche Flagge. An der rückwärtigen Dienerſchaftstreppe dieſes Hauſes, in einer kleinen Seitenſtraße, ließ ſich der Mönch wieder langſam nieder. Er erhob jetzt ſeine Stimme zu lauterem Singen, und die Eintönigkeit ſeiner Wortfolge machte den Ton noch ſtärker hörbar. Es dauerte nicht lange, bis ſich die Dienerſchaftstür öffnete und der Diener Sir Tho⸗ mas“, Mike Milligan, mit dem roten Haarſchopf herausſchaute. „Laſſe dein Singen, Mann; der Herr kann es nicht ver⸗ tragen. Wenn du etwas willſt, ſo kehre zurück, wenn die 1 geſunken iſt; inzwiſchen nimm dieſes Stück Brot und gehe.“ Erſtaunlich war es, wie fließend der Ire das Ara⸗ biſche beherrſchte. Wenn er auch eine ſchreckliche Ausſprache hatte, ſo war er doch gut zu verſtehen, und der Bettelmönch dankte ihm leiſe, aber er war ſo ungeſchickt, daß er das gereichte- Brot fallen ließ. Mike kam näher, bückte ſich zu gleicher Zeit wie der Bettler. Ihre Köpfe waren ſich einen Augenblick nahe. Der Bettler flüſterte etwas ſehr haſtig, worauf Mike kaum merklich nickte. Dann ſagte er laut: „Wie ich dir erklärte, komm in der Dämmerung wie⸗ der; es wird dann alles für dich bereit ſein. Gott ſei mit dir.“ Darauf ſchloß ſich die Tür wieder, und der Bettel⸗ mönch blieb noch einen kurzen Augenblick ſitzen, bis er ſich wiederum erhob und ſeinen Weg durch das Fremden⸗ viertel fortſetzte. Beim Gebäude der engliſchen Militär⸗ kommiſſion angelangt, ließ er ſich neben dem großen Ein⸗ fahrtstor nieder und ſchien einzuſchlafen. Sein Kopf ſank vornüber bis auf ſeine Knie, und er ſaß vollkommen re⸗ gungslos da, ein Häufchen gottergebener Armut im Straßenſtaube. Als der Wagen des engliſchen Militär⸗ bevollmächtigten, eine Wolke Staub aufwirbelnd, heran⸗ kam, ſchien er ſo feſt zu ſchlafen, daß er nicht einmal vom lauten Hupen des vorbeifahrenden Wagens aufwachte. Lord Adenburry, der an den Anblick unzähliger Bett⸗ ler gewohnt war, beachtete den Bettelmönch nicht, ſondern fuhr, in ſeine Gedanken vertieft, zum„Haus der ſinkenden Sonne“. Er ließ ſich in das Büro führen, wo man ihn erwartete. James Fulbey, der Vorſteher und gewiſſen⸗ hafte Verwalter in Abweſenheit von Sir Thomas, kam dem Oberſt erfreut entgegen. „Wie gut, daß Sie kommen, Sir; wir ſind diesmal wirklich ein wenig beunruhigt über Sir Thomas. Alle angerufenen Stationen wiſſen nichts von ihm; keiner unſerer Agenten hat ihn geſehen oder auch nur eine Nach⸗ richt über ihn erhalten. Seine Abſicht, uns am zweiten Tage nach ſeiner Abreiſe irgendwie Nachricht zukommen zu laſſen, hat Sir Thomas auch nicht eingehalten. Und er iſt ganz allein fort. Zu Fuß!“ „Was ſagen Sie da, Fulbey? Zu Fuß. Aber das iſt doch gar nicht möglich. Vielleicht iſt er vor der Stadt erſt aufgeſtiegen? Hat er ſich die Leute mit den Kamelen dorthin beſtellt?“ „Nein, Sir, das hat er nicht getan. Willis hat nach⸗ geforſcht. Das einzige, was wir von ihm wiſſen, iſt, daß geſtern nacht jemand Bill 77 angerufen und geſagt hat, man ſolle nicht nach Sir Thomas forſchen, es ginge ihm gut.“ „Alſo, dann iſt ja alles in Ordnung. Was beunruhigt Sie denn, Fulbey?“ „Dieſes, Sir:„Niemals würde Sir Thomas in dieſer Weiſe von ſich ſprechen, wenn er unterwegs iſt. Er würde, riefe er Bill 77 an— was er von unterwegs nur ſchwer tun kann— ſagen, es ginge Grant gut, oder die Nummer 8 ſei in Ordnung; niemals„Sir Thomas“. Das iſt alſo Finte und daraus folgt, daß ein anderer die Nummer 77 kennt, und daß Sir Thomas irgend etwas zugeſtoßen iſt.“ Adenbury dachte angeſtrengt nach. Ihm ſchienen die Folgerungen des ſehr verläſſigen Fulbey ſtichhaltig zu ſein, und er ſagte ernſt: „Das Schlimmſte an der Sache iſt, daß man nichts tun kann, Fulbey. Wir können Sir Thomas nicht helfen und dürfen uns nicht rühren, um ihn nicht noch mehr zu gefährden, wenn wirklich etwas geſchehen iſt. Ich werde dann mit Mike darüber ſprechen. Nein, rufen Sie ihn nicht, ich gehe hinauf! Wollte hier nur erfahren, was es mit dem Briefe auf ſich hat, von dem Sie mir am Tele⸗ phon ſprachen.“ 2 Fiulbey holte aus dem in die Wand eingebauten Safe ein Schreiben hervor; es war in einen Leinenumſchlag gelegt und trug die Aufſchrift: 5 „An das engliſche Rauſchgiftkontrollamt. Zu öffnen nur von Sir Thomas O'Flaherty perſönlich. Höchſt wich⸗ tig. Streng vertraulich!“ 5 Adenburry drehte das mehrmals verſiegelte Schreiben hin und her. Ihm ſiel auf, daß das Siegel eine Schlange, die ſich in den Schweiſ beißt, trug, das ägyptiſche Zeichen der Ewigkeit. Ringe mit dieſen Zeichen konnte man hier ot ſehen, und ſie wurden gerne getragen. Aber an dieſem Siegel war merkwürdig, daß ſich in dem Kreis eine Flamme befand. Adenburry ſucht ſich zu beſinnen, wo er dieſes Zeichen ſchon geſehen hatte.. Was iſt da zu machen? Der Brief iſt doch deutlich an Sir Thomas perſönlich gerichtet. Ich kann ihn unmöglich mitnehmen. Er geht mich nichts an und ſcheint mir eine amtliche Angelegenheit zu ſein.“ „Geroiß, Sir; aber ich ſagte ſchon am Telephon, es treibt ſich immer ſoviel Bettlergeſindel herum, und dann iſt mir etwas ſehr Merkwürdiges aufgefallen, das ich Ihnen ſagen muß, Sir.“ Fulbey ſah ſich nach allen Seiten um, obgleich ſie allein waren. Adenburry betrachtete erſtaunt dieſen ſonſt Ma EN p ſo ruhigen Menſchen, der ſichtlich nervös war und nun leiſe zu ſprechen fortfuhr: Es handelt ſich um Mike Milligan, den Diener von Sir Thomas, Sir.“ „Was iſt mit ihm? Iſt er irgendwie in Gefahr durch Machenſchaften der anderen Seite?“ „Nein, das ſicher nicht, Sir.“ Vielmehr ſteckt er dauernd mit dem Manne zuſammen, den Nafis immer zu Erkun⸗ digungen herſchickt. Außerdem hat er ſtets Verhandlungen mit den erwähnten Bettlern an der Tür, und neulich, als ich länger als ſonſt hier zu tun hatte, um genau zu ſein, geſtern, ſah ich zufällig, wie er einen dieſer ſchmutzigen Kerle durch die Hintertür hereinließ. Ich habe lange ge⸗ wartet, habe ihn aber nicht wieder herauskommen ſehen, weder den Bettler, noch den Milligan.“ Adenbury hatte immer erſtaunter zugehört, und die Unruhe auf dem Geſichte des Bürovorſtandes ſpiegelte ſich in ſeinen Zügen. Er ſagte leiſe: „Aber das iſt ja gräßlich, Fulbey, ganz gräßlich.“ .„Und was mehr iſt, Sir, ich weiß beſtimmt, daß die auf der anderen Seite von einem vertrauten Diener Sir Thomas' reden, der in ihrem Solde ſtünde. Das kann nur Milligan ſein, ſonſt niemand. Darum möchte ich nichts Wichtiges hier laſſen, ſolange Sir Thomas fort iſt. Ich habe faſt alle Akten an dieſen drei Abenden in meine Wohnung geſchafft. Aber die iſt mir auch nicht ſicher genug, und als der Brief kam, dachte ich, es ſei beſſer, Sie nehmen die Sachen mit, Sir, bis wir wiſſen, woran wir ſind. Iſt es Ihnen recht, wenn ich nachher mitkomme, und wir alles bei Ihnen verſiegeln?“ Zeichnung: Drewitz— M. Adenburry blieb erſtaunt ſtehen, denn was Mike da tat, ſah aus wie die Vorbereitungen, die ein Diener traf, deſſen Herr ſich im Bade befand. „Ja, natürlich iſt es mir recht. Ich komme wieder herunter und nehme Sie dann mit. Jetzt will ich mir mal den Milligan anſehen. Unglaublich...“ Adenburry ging die kleine Wendeltreppe hinauf, die er unzählige Male zu ſeines Freundes Wohnung gegan⸗ gen war. Es war ihm ſehr ſchwer ums Herz. Wenn Mike den Freund verriet, dann war es allerdings nicht zu ver⸗ wundern, daß ſie nicht weiterkamen mit ihrer Arbeit. Es war gar nicht auszudenken. Sehr ernſt ſah Lord Aden⸗ burry aus, als er die Tapetentür öffnete, die in einen engen Vorraum des Badezimmers führte. Drinnen hörte er Mike Milligan fröhlich pfeifen, und es ſenkte ſich wie eine Laſt auf ſein Herz, wenn er dachte, daß er es vielleicht mit einem ganz abgefeimten Burſchen zu tun hätte, der ſie alle ſeit Jahren hinters Licht geführt hatte und dabei hatte Adenburry einen Brief in der Taſche, abgefaßt in der zwiſchen ihnen vereinbarten Geheimſprache, den ſein Freund nur durch Mike erhalten konnte. War Mike wirklich ein Verräter, ſo erfuhr Tom nicht, wie es ſich mit der ſogenannten Verlobung Ellens verhielt, und andererſeits machte er, Adenburry, vielleicht, wenn er ſeinem Verdacht freien Lauf ließ, Torheiten, die ihrer Sache ſchaden konnten. 5 5 Ratlos über ſeine nächſten Schritte ging Adenburry durch das Badezimmer und fand Mike, wie er im Schlaf⸗ zimmer ſeines Herrn vor ſich hinpfeifend auf dem Bett Kleidung auslegte. Adenburry blieb erſtaunt ſtehen, denn was Mile da tat, ſah aus wie die Vorbereitungen, die ein Diener traf, deſſen Herr ſich im Bade befand. Was machte Mike mit den Kleidern von Sir Thomas?“ „Hallo, Milligan!“ rief Lord Adenburry ſtreng und blickte den Iren ſcharf an. Aber die erſchreckte Ueber⸗ raſchung, die er auf dem Geſicht des Dieners zu ſehen erwartete, war nur eine leichte, kaum merkbare Verlegen⸗ heit. Das breite Grinſen des Iren wurde ſofort ſichtbar. Mylord, Verzeihung, ich hatte Sie nicht kommen hören. Womit kann ich Ihnen dienen, Mylord? Botſchaft r Sir Thomas?“ 5 15„Kommen Sie mal mit mir ins Rauchzimmer, Milli⸗ gan; ich habe mit Ihnen zu reden.“ 2255 2 8 n N 85 8 Mike Milligan folgte dem Freunde ſeines Herrn ahnungslos, und ſtellte ſich erwartungsvoll vor ihm auf, bereit zu hören, was Sir Thomas zu beſtellen ſei. Aden⸗ burry ſah in das ehrliche Geſicht des Iren, ſah unter dem roten Haarſchopf die klaren und geraden Augen, deren Blick er ſo gut kannte, und plötzlich kam ihm die ganze Geſchichte albern vor. War dieſer Mann ein Betrüger, dann mußte man an ſeiner eigenen Ehrlichkeit zweifeln, Hirngeſpinſte von dieſem überängſtlichen Fulbey. Aber fragen wollte er. „Iſt es wahr, Milligan, daß Sie viel mit einem Ab⸗ geſandten von Nafis zuſammen ſind? Fulbey ſagte es mir.“ „Jawohl, das iſt wahr, Mylord. Der überſchlaue Eſel der!“ a „Aber Milligan, wie können Sie ſo von Miſter Fulbey ſprechen?“ „Fulbey, Mylord? Ich meinte ja den Kerl, der immer von dem überſchlauen Eſel, dem Nafis, kommt; jawohl.“ Adenburry, der die ſeltſame Ausdrucksweiſe des Iren kannte, mußte ſich ſchnell abwenden, um nicht jetzt ſchon zu lachen. Unſinn war das Ganze. Auftrag von Tom natürlich.“ „Und iſt es wahr, daß Sie ſich viel mit Bettlern abgeben? Sogar geſtern nacht einen hereingelaſſen haben?“ Mike Milligan ſah den Lord Adenburry mit einem unſchuldsvollen Blick an. „Bettler, Mylord? Ja, warum denn nicht? Sir Tho⸗ mas gibt mir immer etwas für ſie. Und hereinlaſſen, Mylord? Hat Miſter Fulbey das geſehen?“ Täuſchte ſich Adenburry oder klang Beſorgnis aus dieſer Frage? „Ja, hat er; raus mit der Sprache, Milligan; ich ſtehe hier an Stelle von Sir Thomas. Was tut ſich da? Los, los!“ Mike Milligan überlegte noch einen Augenblick. Dann griff er entſchloſſen in die Innentaſche ſeines Rockes, zog ſeine Brieftaſche, entnahm ihr einen geſchloſſenen Brief ohne Aufſchrift und legte ihn vor Lord Adenburry auf den Rauchtiſch. Der Oberſt ſah auf den Diener, und der Diener ſchaute auf den Oberſt. Mike zeigte auf den Brief und ſagte nichts. Adenburry ſagte auch nichts, fühlte ſich aber durch die ſtumme Sprache des Iren veranlaßt, den Brief aufzunehmen. Er drehte ihn nach allen Seiten und fragte: „Für mich?“ „Ja, bitte, Mylord.“ Adenburry öffnete den Brief und er erkannte ſofort ſeines Freundes Schrift. „Lieber Phil, ſollte ſich Verdacht gegen Mike richten, weil er ſich viel mit Bettlern einläßt, ſo ſei ſicher, daß trotzdem alles in Ordnung iſt. Ich ſelbſt habe Fulbey durch den Anruf bei 77 beunruhigt. Es iſt beſſer, er denkt, mir ſei etwas zugeſtoßen, als daß er auf die Wahrheit kommt. Bitte, tue ihm gegenüber weiter ſehr beunruhigt. Es hilft mir. Vertraue Mike, übertraue ihm, würde er ſagen. Es geht dieſes Mal etwas anders zu als ſonſt. Botſchaft für mich gib ihm. Tom.“ Adenburry prüfte die Schrift mit ihren charakteriſti⸗ ſchen Eigenheiten und wußte, daß eine ſo geſchickte Fäl⸗ ſchung unmöglich war. „Sollte ich erſt abgeben, wenn Mylord Verdacht hätte“, ſagte Mike. Der Oberſt ſtand auf und lächelte Mike zu. „Na, nichts für ungut, Milligan. Man weiß manchmal nicht mehr, wem man trauen ſoll. Hier, für Sir Thomas.“ Mike nahm den Brief für ſeinen Herrn und ſagte zufrieden: „Hier übertrügt ſich alles, Mylord; da verunſichert man ſich ſelbſt.“ Adenburry bedauerte, daß Tom ſich dieſe ſchönen Worte nicht aufſchreiben konnte, und ſah mit neugierigen Augen auf die ausgelegten Kleider im Schlafzimmer, das er wieder durchſchritt. „Wollte nur mal ſehen, ob auch keine Motten heran⸗ kommen.“ Mike ſagte es mit einem Augenzwinkern und legte ein ſeidenes Taſchentuch neben den Rock auf das Bett. Adenburry blieb, von einem Gedanken gepackt, ſtehen. „Suchen Sie den Brief da ſo ſchnell wie möglich an Sir Thomas gelangen zu laſſen, Milligan, ehe Gerüchte ihn erreichen können. Und dann ſagen Sie ihm, daß ich die Akten und einen geſtern eingegangenen, ſehr wichtigen Brief mit zu mir nehmen werde. Fulbey hält alles für W und Sir Thomas wünſcht, er ſoll ſo weiter⸗ enken.“ „Ich werde es beſtellen, Mylord.“ „Wann?“ „Heute abend.“ „Wenn möglich, möchte ich ihn ſelbſt ſehen. Sagen Sie es ihm.“ Adenburry ging; Milligan grüßte militäriſch und machte ein unheimlich feierliches Geſicht. Auf der Treppe drehte ſich Adenburry nochmals um und ſagte leiſe: „Schließen Sie ſich doch ein, wenn Sie dieſe Vorbe⸗ reitungen treffen, Milligan. Der Fulbey kann ja auch ein⸗ mal nachſehen wollen.“ 8 „Iſt auch wahr, Mylord. Das habe ich verdummt.“ Mit dieſem ſchönen Wort verſchwand der rote Schopf und die Tür oben wurde geräuſchlos versperrt. Adenburry aber fühlte ſich jetzt ganz anders als vorhin, da er herauf⸗ gekommen war, und er ſegnete das ehrliche Geſicht des Verräters Mike Milligan. Unten jedoch ſetzte er wieder eine ernſte Miene auf und ſagte düſter: „Ich habe die Sache in die Hand genommen. Tun Sie nichts; er wird überwacht werden. Kommen Sie, Fulbey; bitte, geben Sie mir den Brief perſönlich.“ 4(Fortſetzung folgt.) — Kreuzworträtſel. 7 75 255 7 2 3— 7 25 20 6 5 a r 2 70 7¹ 7 7⁴ 74. Waagerecht: 1. Ruſſiſche Halbinſel, 2. Gewicht, 3. Arzneigabe, 4. Stadt in England, 5. Fiſch, 6. Hafen⸗ damm, 7. Stadt und Fluß in Frankreich, 8. weiblicher Perſonenname(Koſeform), 9. ſagenhafter Fluß der Unter⸗ welt, 10. Stadt in Hannover, 11. Oper von Verdi, 12. afri⸗ kaniſche Zone, 13. Götter der heidniſchen Germanen, 14. römiſches Obergewand.— Senkrecht: 1. Schaum⸗ gericht, 2. Hühnervogel, 8. weiblicher Perſonenname, 9. Fruchtkorn, 15. Götzenbild, 16. hinterindiſcher Staat, 17. Berg in Tirol, 18. Draht⸗ oder Zwirnſchlinge, 19. an⸗ deres Wort für Quaſte oder Büſchel, 20. Name verſchie⸗ dener Schiffsgeſellſchaften, 21. Frucht⸗ oder Blumenernte, 22. Stadt in Spanien, 23. griechiſche Inſel und Stadt, 24. Stadt in Mexiko. Anagramm. Was iſt das für ein ſeltſam Wort? Erſt iſt es in der Schweiz ein Ort; Dann fahr' in ihm ich fort von dort, Nun zwickt's und zwackt's mich immerfort, Weil ich geſeſſen hab' im Wort, Da fort ich fuhr vom Schweizer Ort. 55 Dem seind keine Jeit laſſen- Jas bedeutetes, Wenn Sie sich früh und abends die Zähne putzen. Die Ffäulnis- bakterien haben gar nicht Zeit, sich ein · . zunisten, wenn Sie zweimal am Jage lhre 75 Zähne mit Nives-Zahnpasts teinigen! Zuſammenſtell⸗Aufgabe. al ba baum ben de die flue gel ho lich lohn ner nig ran ſchei ter. Aus vorſtehenden 16 Silben bilde man fünf Hauptwörter und nehme von vieren je drei zuſam⸗ menhängende Buchſtaben und von dem fünften Wort deren zwei. Die ausgezogenen Buchſtaben ergeben alsdann, zuſammengefügt, einen Ausruf der Freude für ein herr⸗ liches Naturſchauſpiel. Bilder⸗Rätſel. ss ee . 8 .. 5 S . 2 8 12, 9 4 Verſteck⸗Rätſel. Schock Schlehe Abend Wilddieb Rotterdam Omen. Einem jeden der vorſtehenden ſechs Wörter ſind Buch⸗ ſtaben in zuſammenhängender Folge zu entnehmen, und zwar fünfmal je drei und einmal zwei, deren Verbindung alsdann einen Trinkſpruch auf das ſchöne Geſchlecht er⸗ geben muß. Buchſtaben⸗Rätſel. Er hatte das Wort, Dem nahm ich dann fort Einen Laut und ſetzte nun an den Ort Einen andern; drauf ward er gewählt ins Wort. Leiſten⸗Rätſel. 2 82 uur C 4 VVT * Die Buchſtaben in obiger Figur ſind ſo umzuordnen, daß die erſte waagerechte Reihe ein Nahrungsmittel und die zweite ein Feuerzeichen zur Alarmierung ergeben, während die erſte ſenkrechte ein anderes Wort für Anfüh⸗ rung einer Buchſtelle und die zweite ſenkrechte eine andere Bezeichnung für Halstuch nennen. N87 Was tun Jie, wenn Sie selbst Oder lhre Kinder sich verletzen? Behelfsmäßl- ges Umw-ickeln behindert und ist nicht ungefähr- lich. Mit Hansaplast ist die Verletzung im Nu 5 hygienisch verbunden, Hanssplast- elastisch ist bewegungsfügig, und Sie sind dedurch nicht behindert.“ Klingen hergestellt nach Dp 598672, 6091686 gut gelaunt! ROTHI-SOCHNER G. M. B. H. BERLIN-TEMPFIHOf Auflöſungen aus ketzter Nummer: f Pflaſterſtein⸗Rätſel: Fleiß iſt des Glueckes Vater. Liederrätſel: Ich liebe dich, ſo wie du mich. Buchſtaben⸗Rätſel: Ehrenpreis. Rechen⸗ Aufgabe: 148/296. Silben⸗Rätſel: 1. Adrian, 2. Sirius, 3. Weg⸗ ſcheide, 4. Goehrde, 5. Ballett, 6. Abdera, 7. Sintflut, 8. Eſparſette, 9. Steuer, 10. Ikarus, 11. Alkali, 12. Mei⸗ ningen, 13. Pinſcher, 14. Anſchovis.— Die Gab' iſt klein auch erfreulich.— Schach⸗Aufgabe: 1. Te8— ds, Kdö—c6, 2. Tel eb, belkebig, 3. T matt. a: 1...„ Kdß da, 2. Tos* d7, beliebig, 3. T matt. b: 1... beliebig an⸗ ders, 2. Tos& d7, beliebig, 3. T matt. Anfügungs⸗Aufgabe: Bad Ili Ehe Olm Ala Mur Tat Bai Tun Los Fug Spa Ahn Oos.— Die Mar⸗ tinsgans. Ein Kompromiß. Doktor:„Einen Rat möchte ich Ihnen noch geben, Herr Müller geben Sie das Rauchen auf!“ Müller:„Herr Doktor, das wird ſchlecht gehen, dazu bin ich ſchon zu alt!“ Doktor:„Einbildung; man iſt nie zu alt!“ Müller:„Na, ſchön, dann kann ich ja noch etwas warten.“ * Ein Ausweg. „Für dieſe gefundene Hoſe ſtehen mir doch wohl zehn Prozent Finderlohn zu?“ „Schneiden Sie ruhig ſoviel ab, ſie iſt ja ohnehin zu lang!“ E Der praktiſche Vater. Naukes Frau hat Zwillinge bekommen. ſich auf ein Haar ähnlich. „Wie halten Sie denn die reizenden Zwillinge aus⸗ einander?“ flötet Frau Weißesgern. s„Oh,“ verſichert Naulke,„ich ſtecke ihnen den Finger in den Mund. Einer beißt, und das iſt Karl!“ Wie— Heilung jeder Krankheit ist ein natürlicher Vorgang. Die schlummernden Kräfte im Organismus müssen nur durch geeignete Mittel und Maßnahmen angeregt und zur Abwehr der krankmachenden Faktoren mobilisiert werden. Dazu benötl- en Sie solche Mittel, die nicht nur die Symptome, sondern auch die rsache bekämpfen, nachhaltig wirken und unschädlich sind. Diese Gewähr bietet Ihnen die Homoopathie-Homoia. Begeisterte Anerkennun- gen bestatigen die gute Wirkung. Verlangen Sie das große Homoiabuch „Der Selbstschutz“. Für Unkosten sind nur 30 Pfg. in Marken bei- zufügen. Dieses interessante und lehrreiche Buch enthalt Ratschlage über 250 Krankheiten. Homola- Gesellschaft. Karlsruhe 0 128 Sie ſehen KATA ens afk Tell Talis, CARMOL-TEE das sicher Wirkende Abführmittel Eberall erhältlidi 50 Ofg. 23 RADIO Noderns Gerade, gebraner! ah 15,—, eau. Tellz. Alle in- zeltelle schr bill. Liste gratis Radio- Panisch Berlin 57 Werde Mitglied des RTR. SOLINGEN 100 . Y—22•r.( r Nach de- Hdus arbeit Leokrem für hre Hände 2 3 5 8 255 Sinan „Zum Wochenende“ und Zum Zeitvertreib“ Nr. 47 erſche als Beilage. 5 4 3. Bl. 365 664 297% Pl.⸗Nr 8. Für die auf dieſer. Selle de Anzeigen iſt der Verlag der vor! Zettung nicht zuſtändig Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonntags⸗ blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; ſämtl. in Berlin SW 68. Lindenſtr. 101/102. 5 N Zeichnung: Holſtein— M. Heimweg. „Entſchuldigen— komme ich zur Bergſtraße?“ auf dieſer L- Leiter In dem größeren Wirtshaus, in dem wir ſchon jahre⸗ lang verkehren, komme ich manchmal zwangsläufig auch mit dem alten Fraule ins Geſpräch, das draußen am ver⸗ ſchwiegenen, doch gleichwohl gut beſuchten„Oertchen“ ihres Amtes waltet. „Jetzt iſt es eben ſchon wieder Herbſt“, ſeufzte ich neu⸗ lich,„. aber jede Jahreszeit hat ihr Gutes!“ „O ja“, ſagte ſie mit einem treuherzigen Augenauf⸗ ſchlag,„ſobald neuer Wein ausgeſchenkt wird, zieht's Ge⸗ ſchäft bei mir an.“ Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung Weltgeltung „Treuhänder einer Gefahren- und Schutzgemeinſchaft“— ſo nannte der ſtellvertretende Präſident der Akademie füt Deutſches Recht, Herr Profeſſor Dr. Kiſch, unſer Verſicherungs⸗ weſen. Er machte darauf aufmerkſam, wie ſich der Wille zur Selbſthilfe in ethiſcher Hinſicht zu einer großen Gefahren⸗ gemeinſchaft entwickelte. Sie nimmt den einzelnen die Sorgen und Riſiken ab und befähigt ſie zu Aufſchwung und Leiſtung. Der urſprüngliche ſittliche Gedanke der alten Gilden und Zünfte iſt auch in den neueren Formen der Privatvperſiche⸗ rung, die für beinahe jede Art von Riſiko eine Sicherung über⸗ nehmen, ausgeprägt. Die zunehmende Arbeitsteilung und Techniſierung der Wirtſchaft und das gewaltige Anwachſen des Verkehrs haben im 19. Jahrhundert das Verſicherungs⸗ weſen in Deutſchland zu einem gewaltigen Wirtſchaftszweig entwickelt. Welche Bedeutung unſer Verſicherungsweſen aber auch für die Weltwirtſchaft hat, zeigt ein Beiſpiel, das man kürzlich in einer engliſchen Fachzeitſchrift leſen konnte. Dort ſtand geſchrieben, daß 40 v. H. aller in der ganzen Welt abgeſchloſſe⸗ nen Verſicherungsverträge in der deutſchen Rückverſicherungs⸗ wirtſchaft vereinigt ſind. Dies zu erfahren war erſtaunlich genug für die Engländer, da ja gerade England als das klaſ⸗ ſiſche Land des privaten Verſicherungsgedankens galt. Nur 11 deutſche private Rückverſicherungsgeſellſchaften ber⸗ einen auf ſich 40 v. H. aller Weltprämien. In erheblichem Ab⸗ ſtand folgt an zweiter Stelle die Schweiz mit 5 Geſellſchaften und einem Prämienanteil von 26,8 v. H. An dritter Stelle ſteht gleichfalls mit 5 Geſellſchaften Frankreich, auf das 10,8 v. H. des Prämienaufkommens entfallen. Auf die Ver⸗ 9 0 Staaten kommen 10 v. H. und auf England gar nur; 5,2 v. H. Dieſer internationale Ausbau unſeres privaten Verſiche⸗ rungsweſens iſt von großer praktiſcher Bedeutung, da die Uebernahme von Riſiken in einer möglichſt großen Zahl von Verſicherungsnehmern ihren Ausgleich findet. Dieſe breite Gefahrenverteilung iſt mit ein Grund für den enormen Auf ſchwung des deutſchen privaten Verſicherungsweſens. 1 7 fel. ist Morgens umd abendt gastieren Hie 2 Minuten lang den ni lden Schaum der Palmoliue-Jeiſe mis den Eingerſpilen ganſi in die Haut ein und pillen ibn danach erat nit narmem, dann mit Kaltem Laster ab. .. Wie sie aussieht! 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