Rr. 279(2. Blatt). Neckar Bote Samstag, 28. November 1936 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Die Reichskulturkammer feiert ihr dreijähriges Beſtehen mit einer feſtlichen Veranſtaltung, an der auch die Ne Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ teilnimmt. Mit Recht, denn die Arbeit gerade dieſer Gemeinſchaft iſt Kul⸗ turarbeit in des Wortes ſchönſtem Sinne. Iſt es doch ihr großes Ziel, alles, was auf dem weiten Gebiete kulturellen Schaffens in deutſchen Gauen geleiſtet wird, ſei es auf der Bühne, oder im Film, im Konzert, im Muſeum oder im Buche und ſodann alles, was deutſche Landſchaft, was deut⸗ ſche Städte und deutſche Dörfer Schönes und Anziehendes bieten, dem ganzen Volke zu erſchließen, insbeſondere jenen deutſchen Menſchen, die ſonſt unter der Laſt der Tagesar⸗ beit verarmen müßten. Die Reichskulturkammer ſelbſt be⸗ treut durch ihre ſieben Fachkammern das geſamte geiſtige Leben der Nation Sie hat alle ſchaffenden Kräfte des deut⸗ ſchen Kulturlebens in einen einheitlichen Organismus zu ſammengefaßt, hat die frühere Zerſplitterung in zahlloſe Verbände und Vereine beſeitigt und dadurch erſt eine ein⸗ heitliche und zielbewußte Lenkung des deutſchen Kultur⸗ ſchaffens möglich gemacht. Daß der nationalſozialiſtiſche Staat neben der Fülle von Aufgaben, die er auf allen üb⸗ rigen Gebieten vorfand und mutig anpackte, ſich auch ſo⸗ fort der Kulturpflege annahm und dabei große und wichtige Erfolge erzielte, wird Adolf Hitler und ſeinen Mitarbeitern immer zum Ruhme gereichen. Das weltpolitiſche Ereignis der Woche war der Ab⸗ ſchluß des deutſch⸗japaniſchen Abkommens ge⸗ gen die kommuniſtiſche Internationale. In all dem unſicheren Hin und Her dieſer Tage, in dem vielen Gerede und Parlamentieren, das manche Staaten noch im⸗ mer mit Politik verwechſeln, bedeutet dieſes Abkommen eine Tat. Zwei Großmächte, die die ungeheure Gefahr des Bolſchewismus für die ganze Welt erkannt haben, ſind überein gekommen,„ſich gegenſeitig über die Tätigkeit der Kommuniſtiſchen Internationale zu unterrichten, über die notwendigen Abwehrmaßnahmen zu beraten, und dieſe in enger Zuſammenarbeit durchzuführen“, ſowie dritte Staa⸗ ten,„deren innerer Friede durch die Zerſetzungsarbeit der Kommuniſtiſchen Internationale bedroht wird, gemeinſam einzuladen, Abwehrmaßnahmen im Geiſte dieſes Abkom⸗ mens zu ergreifen, oder an dieſem Abkommen teilzuneh⸗ men“. Es iſt kein Zufall, daß gerade Deutſchland und Ja⸗ pan die Träger eines ſolchen Abkommens ſind. Denn es war das Deutſchland Adolf Hitlers, das jenen ſtarken Damm aufrichtete, an dem ſich die bolſchewiſtiſche Welle brach, als ſie nach Weſten vordringen wollte. Und drüben in Oſtaſien iſt es Japan, deſſen Kultur vom Bolſchewismus bedroht iſt, das ſich aber ebenſo entſchloſſen wie Deutſch⸗ land gegen dieſe Gefahr geſtellt hat und auch weiterhin zu ſtellen bereit iſt. Auf dieſer Linie treffen ſich Deutſchland, die Großmacht im Herzen Europas und Japan, die Groß⸗ macht des Fernen Oſtens, die nicht gewillt iſt, ihren wei⸗ teren Aufſtieg durch bolſchewiſtiſche Umtriebe bemmen zu laſſen. Keiner der beiden Vertragspartner denkt daran, ſich in innerruſſiſche Verhältniſſe einzumiſchen. Auch das ruſſi⸗ ſche Volk mag, wie jedes andere, nach ſeiner Faſſon poli⸗ liſch ſelig oder unſelig werden. Ob und wie es die Knute des Bolſchewismus überwinden will und kann, iſt allein ſeine Sache. Aber gegen den„Export“ der verbrecheriſchen Ideen und Methoden über die rüſſiſche Grenze hinaus, ge⸗ 5 die Einmiſchung der Moskowiter in die inneren Ange⸗ egenheiten anderer Völker und Staaten wenden ſich Deutſchland und Japan mit ihrer ganzen Tatkraft. Wie eos die bolſchewiſtiſche Gefahr für die ganze Welt iſt, ha⸗ en die blutigen Vorgänge in Spanien mit erſchreckender Deutlichkeit gezeigt. Wenn der National lismus Deutſchland nicht davor bewahrt hätte, wären Brand⸗ fackeln, die heute über Spanien lodern, ſchon im Jahre 1933 in Deutſchland angezündet worden und hätten von dieſer zentralen Stelle aus ganz Europa in Flammen geſetzt. Der deutſche Führer iſt damals zum Retter Europas geworden. und das Abkommen mit Japan iſt ein Schritt dazu auch die übrige Welt in die Kampffront gegen die bolſchewiſtiſche Gefahr einzureihen. Japan ſteht nun ſchon in dieſer Ab⸗ wehrfront. Seine leitenden Männer haben mit ihrem Ent⸗ ſchluß einen weltpolitiſchen und welthiſtoriſchen Weitblick bewieſen, auf den das japaniſche Volk ſtolz ſein kann. Es iſt ſchon ſo, wie die Nationalſozialiſtiſche Parteikorreſpon⸗ denz ſchreibt:„Der 25. November 1936 iſt in der Weltge⸗ ſchichte ein Tag, über dem das Motto ſteht: Zum Schutze der Welt!“ Wir hoffen, daß die Welt die Bedeutung dieſe⸗ Tages erkennt. Wohin die bolſchewiſtiſche Staatstheorie führt, hat ſich auch wieder an dem ſkandalöſen Schandurteil von Nowoſibirſt gegen den deutſchen Reichsangehörigen Stickling und einige ruſſiſche Staatsangehörige gezeigt. Nach einer Gerichtsverhandlung, die in Wirklichkeit nur eine Theatervorſtellung war— und dazu noch eine mit ſehr ſchlechter Regie!— wurden die Angeklagten wegen verräteriſcher Umtriebe, für die auch nicht der Schatten eines Beweiſes erbracht worden war, zum Tode verurteilt Daß der Deutſche, weil das Urteil gegen ihn in der gan⸗ zen Welt helle Empörung auslöſte, zu zehnjähriger Frei⸗ heitsſtrafe„begnadigt“ wurde, ändert nichts an dem fkan⸗ dalöſen Tatbeſtand, daß Sowjetrußland einen deutſchen Volksgenoſſen, der völlig unſchuldig iſt und der in Rußland nur ſeiner Arbeit nachging, zum Tode verurteilt ha'. Deutſchland kann und wird ſich nicht damit abfinden, ſon⸗ dern wird ſich auch weiterhin für den zu unrecht Verurteil⸗ ten, der nebenbei bemerkt, ſelber Marxiſt iſt, einſetzen. Selbſt radikale Linkeblätter Frankreichs und England⸗ ha⸗ ben an die Somjetmachthaber wegen des Schandurteil⸗ ein. dringliche Appelle gerichtet. Der engliſche Daily Herald beiſpielsweiſe ſcheieh, die Sowjetregierung würde ver. rück“ handeln, wenn ſie Stickling hinrichten ließe. Wohl. verſtanden: aus dieſen Blättern spricht nicht die Sympathie für Deutſchland, ſondern die Angſt, daß die befreundeten Somfetruſſen eine kataſtrophale Dummheit machen könnten. Aber man muß ſich wirklich fragen: mußte es wirklich ſo ge dauern, bis ſich ein Reſt menſchlichen Mitgefühle für die Leiden des ruſſiſchen Volte⸗ und gegen einen hem⸗ mungsloſen Nordterror einer landfremden und dabei zu⸗ gleich klüngeſhaften Schicht aufbäumt? Daß ſie Stic ing nunmehr begnadigt haben, zeigt, daß die Moskauer Bol⸗ ſchewikenführer die Pinge nicht auf die Spitze treiben wol⸗ len, iſt aber, wie bereils erwähnt, für Deutſchland kein Grund, in ſeinem Proteſt gegen da⸗ Skandalurteil nachzu⸗ laſſen. Denn der Prozeß wird auch durch den nachträglichen Moskauer Beſchluß nicht aus der Welt geſchofft. * 0 8. Man muß in dieſem Zuſammenhang noch einen ande⸗ ren Skandal erwähnen: die Verleihung des Friedens⸗ nobelpreiſes an einen Mann wie Oſſietzky, der in Deutſchland im Jahre 1932— alſo noch in der Zeit der Weimarer Republik!— von einem ordentlichen deutſchen Gericht wegen Landesverrats ordnungsmäßig verurteilt worden iſt. Den Beſchluß, der in der ganzen Welt Kopf- ſchütteln erregt und in Deutſchland nur als eine Herausfor- derung betrachtet werden kann, hat der Ausſchuß der nor⸗ wegiſchen Parlaments gefaßt. Er beſteht in feier Mehr- heit aus Sozialdemokraten und es iſt kein Zweifel, daß nicht ſachliche Erwägungen für dieſe ausſchlaggebend war, ſondern daß ſie damit eine einſeitige politiſche Demonſtra⸗ tion beabſichtigten. Man wird nicht fehlgehen, wenn man marxiſtiſch⸗kommuniſtiſche Emigrantenkreiſe als die Ein⸗ peitſcher betrachtet. Aber erfreulicherweiſe zeigt die Ent⸗ rüſtung, die überall über dieſen Beſchluß herrſcht, daß man auch draußen in der Welt die wahren Zuſammenhänge er⸗ kannt hat. F*** 7* 5 Die Arbeitseinſatzfähigkeit Neue Beſtandsaufnahme der Arbeitsloſen. Berlin, 27. Nobember. Die Reichsanſtalt für Arbeitsloſervermittlung und Ar— beitsloſenverſicherung hat erſtmals Ende Oktober d. J eine Beſtandsaufnahme der noch vorhandenen Arbeitsloſen nach ihrer Einſatzfähigkeit durchgeführt. Anlaß dazu war einer⸗ ſeits der in einzelnen Berufen ſich dauernd verſchärfende Mangel an Facharbeitern, andererſeits aber das Bedürf⸗ nis, für die kommenden Aufgaben des Vierjahresplanes ge⸗ rüſtet zu ſein. Am 31. Oktober waren bei den Arbeitsämtern insge⸗ ſamt 1076 000 Arbeitsloſe vorhanden, die nach den neuen Grundſätzen aufgezählt wurden. Hierunter befanden ſich etwas mehr als ein Fünftel, nämlich 237000(22 v. H.) Arbeitskräfte, die nicht mehr voll einſatzfähig ſind. Zu dieſer Perſonengruppe gehören dieſenigen Arbeitsloſen, die aus Gründen, die in ihrer Perſon liegen(wie körper— liche Behinderung infolge Gebrechlichkeit und Ueberalte rung, z. B. bei den Frauen Gebundenheit an den Haushalt und die Kinderpflege), einen angebotenen Arbeitsplatz zwar nicht mehr voll, aber mindeſtens noch bis zu einem Drittel ausfüllen können. Die Zahl der Arbeitsloſen umfaßt damit alle diejenigen Arbeitskräfte, die bis zu zwei Dritteln ihre Arbeitskraft oder Arbeitsbereitſchaft eingebüßt haben. Nach Abzug der 237 000 nicht voll Einſatzfähigen ver⸗ bleiben in den drei großen Gruppen der Facharbei An⸗ geſtellten und ungelernten Arbeiter 839 000 voll i hige Arbeitsloſe. Innerhalb des Kreiſes von insgeſamt 582 000 arbeits⸗ loſen Facharbeitern können 411 000 oder 70,6 v. H. im Be⸗ ruf voll eingeſetzt werden, aber in der nur in ihrem Wohnort oder deſſen nächſter Umgebung, Die G denheit der heute noch zur Verfügung ſtehenden Reſerve an Jacharbeſtern an ihren Wohnort durch das wirtſchaftlich vorteilhaftere Zuſammenleben in der Familie oder durch kleinen Grund⸗ beſitz und die in den Unterkommen⸗ verhältniſſen liegenden Schwierigkeiten des zwiſchenbezirklichen Au⸗gleich⸗ kom⸗ men dadurch deutlich zum Ausdruck, daß von den 382 000 Facharbeitern nur 162 000 oder 278 v. H. in ihrem gelern⸗ ten Beruf auch außerhalb ihres Wehnorte⸗ ohne unbillige Härten angeſetzt werden können. Arbeitsloſe Angeſtellte Mehrzahl 7 ren Die Feſtſtellungen über fa beitsloſen werden von nun an laufend vorge: Beſichtigung badiſcher Jugendherbergen. tau Im an eine? gendher nde⸗ desverbandsleiter und and ei Ne ſchland⸗ eine N 8 Jugendherberge am Ti Süddeut Süddeut 2. 8 8 1 — Baden, Oberbarenführ und die Architekten be Führerworte über Kultur Jur Jahrestagung der Reichskulturkammer und der NS. Gemeinde„Kraft durch Freude“, Aus der Kulturtagung auf dem Parteltag 1933: Cs haben zu allen Zeiten bie Weltanſchauungen nicht nur das Weſen der Politik, ſondern auch das Bilb des kulturellen Lebens beſtimmt. * Jede klar ausgeprägte Raſſe hat ihre eigene Handſchrlft im Buche der Kunſt. * So wie der Nationalſozlallsmus in Deutſchland die Er⸗ füllung zahlreicher ſeheriſcher Ahnungen und tatſächlicher wiſſenſchaftlicher Erkenntniſſe iſt, ſo wurde auch unbewußt die Vorarbeit geleiſtet für eine neue künſtlerlſche Re— naiſſance des ariſchen Menſchen. * Nur wenigen Gotthegnabeten hat zu allen Zelten die Vorſehung bie Miſſion gegeben, wirklich unſterblich Neues zu geſtalten, Damit ſind dieſe die Wegweiſer für eine lange Zukunft, und es gehört mit zur Erziehung elner Natlon, den Menſchen vor dieſen Großen die nötige Ehrfurcht bel— zuhringen, denn ſie find die Fleiſchwerdung der höchſten Werte eines Volkes. * Die Kunſt iſt eine erhabene und zum Fanatismus ver- pflichtende Miſſion. Wer von der Vorſehung auserſehen iſt, die Seele eines Volkes der Mitwelt zu enthüllen, ſie in Tönen klingen oder in Steinen ſprechen zu laſſen, der lel⸗ det unter der Gewalt des allmächtigen, ihn beherrſchenden Zwanges, der wird ſeine Sprache reden, auch wenn die Mitwelt ihn nicht verſteht oder verſtehen will, wird lleber jede Not auf ſich nehmen, als auch nur einmal dem Stern untreu werden, der ihn innerlich leitet * Die nationalſozialiſtiſche Bewegung und Staatsführung darf auch auf kulturellem Gebiet nicht dulden, daß Nichte. klönner oder Gaukler plötzlich ihre Fahne wechſeln und ſo, als ob nichts geweſen wäre, in den neuen Staat einziehen, um dort auf dem der Kunſt und Kulturpolitik abermals das große Wort zu führen, * Gebiete Gerade in der Zeit wirtſchaftlicher Nöte und Sorgen iſt es wichtig, allen Menſchen klar zu machen, daß eine Na⸗ tion auch noch höhere Aufgaben beſitzt, als in gegenſelti⸗ gem wirtſchaftlichen Egoismu⸗ Die Kultur⸗ denkmäler der Menſchheit waren noch immer die Altäre der Beſinnung auf ihte beſſece Miſſion und höher Würde. 1. gufzugehen Mögen ſein, die ſich die hnen die deutſchen Künſtler der Aufgabe bewußt Nation überträgt, Da Torheit und Un. recht die Welt zu beherrſchen ſcheinen, rufen wir ſie auf, Volle⸗ die ſtolzeſte Verteidigung de- deutſchen übernehmen durch die deutſche Kunſt. mit zu Aus der Kulturrede guf wir von einer ernſten Aufgobe n dem ſprechen wollen, dann kann es zunächſt die ſein, das zu pflegen, wa⸗ ſchon bisher beſter Au druck unſere⸗ Meſen⸗ oder zumindeſt von geſchichllich aus unſerem Volt nicht megzubenlender Bedeutung iſt Dieſer Reſpelt vor der Ver⸗ gangenheit bedeutet nicht in allen Einzelheiten eine enti⸗ fizierung mit ihr, ſo wenig als die Achtung vor den ge ichtlichen Leiſtungen der Vorfahren in jedem Fall, ihr⸗ iſt, beſtimmen die, die e⸗ che 6 n hahen a rſchung ſpart Deviſen die vorgeſchichtlichen Ne * 7 7 E Der Ku 7 2 7 2 gegeichne: 85 ern die 8 8 e f 8 N 1 17 niſchen Am Verbrechen. Haben iich nich un N manche germ tieriche Sam im rin win er i Drben dre Funde der Berger zu einem neuen nus ien Serpbe nuten in, Des uns mirnche Tang an unicher Ser hne erinuren Lan Du menſchſiche und ſchür dene? send * Kreuz und Quer Krönungsſorgen der britiſchen Andenkeninduſflrie.— Als Strafgefangene auf der Hochzeitsreiſe.— Die abgemagerte Konditorsfrau.— Das verhinderte Blutbad im Kino.— Die lebende Kuckucksuhr. Mehr als die bedeutſamſten politiſchen Ereigniſſe be⸗ ſchäftigt zurzeit die Krönung des Königs Eduard das bri⸗ tiſche Volk, obwohl ſie erſt im Frühfahr ſtattfindet. Die großen Damenkleiderwerkſtätten haben alle Hände voll zu tun, um die vom Zeremoniell vorgeſchriebenen Toiletten herzuſtellen, und auch in vielen anderen Erwerbszweigen wirft das große Ereignis ſeine Schatten voraus. Und da iſt eine ganz bedeutende Frage entſtanden: Wird Eduard vorher noch heiraten? Wird eine Königin mitgekrönt wer⸗ den? Dieſe wichtige Frage beſchäftigt offenbar nicht nur das Herz des Königs(wenn an dem Gerücht überhaupt etwas Wahres iſt), ſondern auch die Gemüter vieler Ge— ſchäftsleute, und zwar derjenigen, die konjunkturbewußt an die Fabrikation von Krönungsandenken heranwollen. Aber, kann man eine Krönungstaſſe mit dem Bild des Königs herausbringen— ohne die Königin, falls er bis dahin eine Frau hat? Das wäre nicht fair. Seibſt ſo fromme Leute wie etwa die Herſteller von Gebetbücher, ſind, wie man hört, hier in einiger geſchäfilich⸗weltlicher Verlegenheit. Falls nämlich der König heiratet, muß auch Ihre Mafeſtät mit ins Gebet einbezogen werden; ſoll man in den neuen Gebetoüchern nun beim lieben Gott mit oder ohne Königin vorſtellig werden? Man begreift die Sorgen der engliſchen Krönungsinduſtrie. Aber da erſcheint die Verſicherungs⸗ geſellſchaft Lloyd als rettender Engel im Inſeratenteil: ſie lcheßzt Vertrage ab, die den Fabrikanten geſtatten, gege⸗ benenfalls die nicht mehr aktuellen Kaffeetaſſen ohne Verluſt in Scherben zu ſchlagen. Nicht gerade Hochzeits-, aber Hochzeitsreiſeſorgen hatte da ein junger, neuvermählter bulgariſcher Poliziſt. Da er zu arm war, ſich einen Flitterwochenaufenthalt zu leiſten. fand er einen ungewöhnlichen Ausweg aus dieſer Schwie⸗ rigkett. Sein Name iſt Ilia Georghieff, er iſt 25 Jahre alt, er ſtammt aus Pernik unweit Sofia und hatte ſich mit Aneta Angelora, die im Alter von 22 Jahren ſtand und auch aus Pernik ſtammt, verheiratet. Ihre Träume von einer Hochzeitsreiſe nach irgendeiner ſchönen Sommerfriſche wurden immer brennender Doch Ilias Gehalt reichte für eine ſolche Reiſe nicht. Dann kam ihnen ein Plan. Er fer⸗ tigte zwei Reiſe⸗Orders aus, eine für ſich als Gefangenen⸗ aufſeher, einen für ſeine Frau als Strafgefangene, die er nach dem Kurort Karlovo, in dem Tal der Roſen im Her⸗ zen von Bulgarien, zu überführen habe. Alles ging auch nach Wunſch, bis auf die letzte Station vor Karlovo, als ein Kontrolleur auf den Zug ſprang Ihm kam das junge Pärchen verdächtig vor, und er nahm die Perſonalien auf, Bei der Ankunft in Karlovo kam auf dem Polizeirevier, wo niemand von dem Gefangenen⸗Transport wußte, alles heraus, und der ſo geſchickt eingefädelte Plan war ver⸗ eitelt. Als Ilia wieder in Pernik ankam, wurde er wegen z ſchwerer Unregelmäßigkeit im Dienſt“ verhaftet, und harte Strafe drohte ihm Doch der Magiſtrat ſah das ganze Ver⸗ brechen mit milden Blicken an und gab dem Poliziſten drei Jahre Bewährungsfriſt. Nun lebt das Paar glücklich in ſeinem kleinen Heim. Da es nun einmal auf der Welt ſo iſt, daß die einen glücklich verheiratet, die anderen aber glücklich geſchieden werden wollen, ſei auch ein Geſchichtchen von der letzteren Gattung erzählt. Es ſpielte in Marſeille, Hauptbeteiligter ſind der Konditor Ledonnier und ſeine Frau. Ledonnier ſchwärmte nie für Magerkeit. So war es zu verſtehen, daß er über die Abmagerungskur ſeiner Frau, die„im Zeit⸗ alter der ſchlanken Linie, nicht wie eine Rubens⸗Figur“ wirken wollte, verzweifelt war. Die Marotte ſeiner Frau ging ihm eben nicht nur als Ehemann nahe. Als Geſchäfts⸗ mann hatte er Schaden davon. Früher, als Frau Ledonnier blühend, rundlich, geſund an der Kaſſe ſaß, wirkte ſie wie eine lebendige Reklame für die Konditorei. Man ſah ihr an, daß das von Herrn Ledonnier verfertigte Gebäck und Zuckerwerk bekömmlich waren Das Geſchäft blühte. Seit⸗ dem Frau Ledonnier aber ihre Kur gebrauchte und als ätheriſche Geſtalt an der Kaſſe ſaß, ließ das Geſchäft nach. Die Kundſchaft, die Frau Ledonnier gut kannte und ſich mit ihr gern unterhielt, beneidete ſie um die ſchlanke Linie und fragte ſie, wie ſie das zuſtandebrächte, wo doch die Verſuchung ſo nahe war Frau Ledonnier erzählte jedem gern, daß ſie nie mehr von den Süßigkeiten naſche, auch wenn ſie noch ſo große Luſt darnach habe. Dieſe Geſpräche, die nichts weniger als eine Reklame für Herrn Ledonniers Gebäck waren, brachten den Ehemann vollends zur Ver⸗ zweiflung. Er hielt die Qual nicht mehr aus und beſchloß, ſich ſcheiden zu laſſen. Die Scheidung wurde dadurch er⸗ leichtert, daß auch Frau Ledonnier in die Scheidung mit der Begründung einwilligte, daß eine Liebe, die nur ſo⸗ —— dauere, als die Frau dick iſt, nicht die wahre Liebe ei. a Die wahre Liebe iſt es natürlich noch viel weniger, wenn eine Ehefrau mit einem andern Mann ins Kino geht. Das ſoll trotzdem ab und zu vorkommen. Wenigſtens geht es aus einem Vorfall hervor, an den man ſich aus der Zeit des Stummfilmes in Paris erinnert. Dort kam mit allen Zeichen heftigſter Aufgeregtheit ein Mann in ein Lichtſpieltheater am Boulevard Raspail geſtürzt, begann mit einer Piſtole zu fuchteln und erklärte der Dame an der Kaſſe:„Ich weiche nicht von der Schwelle! Heute ge⸗ ſchieht es! Ich weiß genau, mit wem meine Frau in die⸗ ſem Kino iſt.“ Es gelang der erſchrockenen Kaſſiererin, den Geſchäftsführer zu verſtändigen Als der die Gefahr begriff, Zuſte er mit flatternden Schößen auf die Bühne, um den Zuſchauern atemlos mitzuteilen, daß draußen ein Wahn⸗ lünniger ſtehe, der entſchloſſen ſcheine, ſeine Gattin und deren Begleiter, mit dem ſie in die heutige Vorſtellung ge⸗ Zangen ſei, niederzuſchießen. Er erſuche das be breffende Poar, ſo ſchnell wie möalich durch den Notausgang das Haus 5 verlaſſen. Der Raum wurde verdunkelt. Vier Mi⸗ nuten ſpäter ließ der Geſchäftsfübrer die Lichter wieder auf⸗ lammen. Er blinzelte überraſcht in ein beinahe leeres Market. mehr als die Hälfte der Beſucher hatte ſich durch den Seſtenausgang in Sicherheit gebracht. Es iſt verſtänd⸗ lich, daß niemand ſich erwiſchen laſſen wollte. Daß aber ſo bieſe.., na, es war in Paris! Auch nicht erwiſchen ließ ſich ein junger Burſche in einem Ort der Fränkiſchen Schweiz. Scheu wie ein Dieb, ſchſich er ſich nachts nach Hauie Er hatte ſich verſpätet und ürchtete, daß der Vater ihn heimkommen hören könnte. Wirklich wachte der Vater auch gleich auf und wollte wir len, wieviel Uhr es ſei. Da fing zu allem Unglück auch noch die Kuckucksuhr zu rufen an viermal erklang der Kuckucks⸗ ruf. Dem jungen Mann ſtanden die Haare zu Bergz nun war er entdeckt. In ſeiner Angſt kam ihm ein rettender Gedanke. Nachdem die Uhr ſchwieg, rief er ſelber noch achtmal„Kuckuck“.„So, ſo, 12 Uhr iſt's erſt!“, murmelte der Vater und ſchlief weiter. Das drohende Gewitter war abgezogen. Es geht halt nichts über Geiſtesgegenwart! Bäuerliche Hausinſchriſten Uralte, einfache Lebensweisheit, wie ſie uns aus In⸗ ſchriften an den Häuſergiebeln entgegentritt, hat ſich mit der Zähigkeit und Standhaftigkeit deutſchen Bluts aus früheren Jahrhunderten bis auf unſere Tage erhalten. Sie zu Ehren der Altvorderen der Vergangenheit zu entreißen, ſie auch über unſere Tage hinaus zu achten und ſie begreifen lernen, iſt unſere Aufgabe. Eine der älteſten Inſchriften, die diesmal aufzufinden war, ſteht heute noch an einem Haus in Mittenwald und lautet: „Wahs ſein Nächſter Böhs verbricht, ein jeder mit Lux⸗ augen ſiecht. Was er ſelbſt thut und Böhs vollbracht, das ſiecht er nicht Nimbs nit in Acht“. Spötter, Neider und Kritikaſter ſcheint es wohl auch zu dieſer Zeit gegeben zu haben, wenn es in Aibling heißt: „Der Spötter gibt es gar zu vill, Der Neider auch nicht minder, Ich zier mein Haus nach meinem Will, Für mich und meine Kinder“. Immer wieder taucht in den oft landſchaftlich ſehr ver⸗ ſchiedenen Spruchweisheiten der Gedanke der Beſitzloſigkeit des Hauſes uuf: 1 „Dies Haus iſt mein und doch nit mein und wird auch nit dem zweyten ſein, dem dritten wirds auch übergeben, wird ihm auch wie mir geſchehen, der vierte muß auch noch ziehen aus. Nun ſagt mir, wem iſt dies Haus, ſag nichts hinein, ſag nichts hinaus, ſo bleibt der Frieden in meinem Haus“. Hofreuth. Die Erinnerung an das einmal abgebrannte Haus, der Schutz des Hauſes vor Feuersgefahr, tritt uns in den Sprü⸗ chen mehr als einmal entgegen: „Wann das Feuer nit genommen hätt yberhand Wer diß Haus nith kommen in Brand Anſſeer ſint⸗ en Zintens An Nur der Niemand hats getan“. An einem im Jahre 1717 erbauten Haus in Belſen ſtehen folgende Worte: „Hekten wir alle einen Glauben, Gott und gemeinen Nutz vor Augen Ein Ellenmaß, und Gewicht und Gelt So ſtind eß beſſer in der Welt“. In Ellbach-⸗Obb. ſteht an einem im Jahre 1762 erbauten Bauernhaus die„Mahnung“ an alle kritiſch muſtern⸗ den Vorübergehenden: „Ich hab gebauth nach meinem Sinn, dems nith gefallt, der geh dahin. Doch hab ich vill die mich beneiden, aber wenig die mich begleiden, doch mag mir einer wünſchen was er will, ſo wünſch ich ihm noch ſo vill“. tf. Das Volk ohne Tabak. In Tibet iſt der Tabak⸗ genuß, insbeſondere das Rauchen von Zigaretten, ſtreng verboten. Die Prieſter, in deren Händen ſich hier die Regierungsgewalt befindet, halten dafür, daß es an dem traditionellen Betelkauen genug ſei und daß es eines anderen Anregungsmittels für die Tibetaner, die bisher ohne ein ſolches ausgekommen ſind, nicht bedürfe.„Die Götter“, erklären ſie,„geſtatten nicht, daß das Volk Tabak rauche“. Immer wieder verſuchen abendländiſche Firmen mit Tibet ins Geſchäft zu kommen, und kaum ein Jahr vergeht, ohne daß der Regierung von Lhaſa nicht Vor⸗ ſchläge bezüglich der Schaffung eines Tabakmonopols in Tibet gemacht würden. Auch der neuerliche Antrag einer Firma in Kalkutta wurde abgelehnt, und die Verhand⸗ lungsführer mußten erkennen, daß ſie ſich vergeblich in geiſtige Unkoſten geſtürzt hatten, um die Vorteile eines Monopols und die Gewinnchancen, die es dem tibetani⸗ ſchen Klerus bieten würde, in den lockendſten Farben zu ſchildern. 3 Photo: Brenner⸗Argusfot(M.) Das Asvontelicht brenn Madrid hat, beſitzt Spanien. Lage auch als Großſtadt ſein mag Wiriſchaftlicher Vogelſchutz Die Fütterung im Winker. Solange einigermaßen milde Witterung herrſcht, finden die kerbtiervertilgenden Vögel, die bei uns überwintern überall Nahrung; ſie holen Eier, Puppen, Larven aus den Ritzen und Fugen der Baumrinden heraus. Wenn aber alles dick verſchneit iſt oder Glatteis und Rauhreiſ die Stämme und Zweige der Bäume überzieht, verſiegt auch die Nahrungsquelle. Eine Meiſe kann nur 18 Stunden hun⸗ gern, dann geht ſie zugrunde. Deshalb darf die Fütterung nicht erſt nach ſtarken Schneefällen einſetzen, ſondern man beginnt damit bereits im Oktober, damit ſich die Meiſen an die Futterſtellen gewöhnen. Als Futtermittel ſollen nur Hanf und in geringerer Menge auch Sonnenblumenkerne und Rindstalg verwendet werden. Fettfütterung ſollte be. ſonders bei ſehr kaltem Wetter geboten werden, weil ſie den Stoffwechſel beſchleunigt und infolgedeſſen innerlich erwärmt. Da die ölhaltigen Sämereien anderweitig dringend be⸗ nötigt werden und wegen Deviſenmangels die Einfuhr von Hanf nicht getätigt werden kann, iſt äußerſte Sparſamkeit geboten. Es muß unter allen Umſtänden vermieden wer⸗ den, daß durch nutzloſen Aufwand von Geld und Futter⸗ mitteln infolge Einrichtung und Unterhaltung zu vieler Futterſtellen Volksgut verſchleudert wird. Die richtige Durchführung des für unſere Bodenwirtſchaft unentbehrli⸗ chen Vogelſchutzes äußert ſich weder in der möglichſt gro⸗ ßen Zentnerzahl des für die Fütterung im Winter ver⸗ brauchten Hanfes, noch in der beträchtlichen Höhe der hier⸗ für ausgeworfenen Geldmittel. Im freien Wald genügt z. B. im allgemeinen eine Futterſtelle für rund 100 Hektar Fläche vollſtändig, da ja nur eine ſichere Zufluchtsſtätte für die Zeit der höchſten Not geſchaffen werden ſoll. Der Ver⸗ brauch von Hanf iſt dabei ſo geringfügig, daß er in gar keinem Verhältnis zu den unſchätzbaren Vorteilen ſteht, die wir durch das Feſthalten eines Meiſenſchwarmes in einer beſtimmten Gegend und durch ihre fleißige Mithilfe bei der während des Winters erfolgenden Verminderung der ſchädlichen Kerbtiere genießen. In Gärten und Anlagen, wo ſich auf engem Raum ſehr zahlreiche Meiſen aufhalten, be⸗ darf es einer etwas ausgiebigeren Fütterung; es iſt jedoch nicht notwendig, daß bei aneinandergrenzenden Grundſtlük⸗ ken jeder Beſitzer eine Futterſtelle unterhält. Im allgemei⸗ nen dürften bei kleineren Gemeinden drei bis vier Futter⸗ käſten vollauf genügen. Durch den Gebrauch zweckmäßiger(wetter-, ſchma⸗ rotzer⸗ und raubzeugſicherer, ſelbſttätiger) Futterge⸗ räte tritt weiterhin eine erhebliche Erſparnis an Futer⸗ mitteln ein, da nicht mehr ſo viel verſchleudert, von Spatzen geſtohlen und durch Witterungseinflüſſe verdorben wird. Es ſollen deshalb nur die erprobten, für Meiſen allein zu⸗ gänglichen Futtergeräte(der bayeriſche Meiſenfutterkaſten und das Futterholz— ein der Länge nach ausgeholter und mit einem Futtergemiſch aus Hanf, Sonnenblumenkernen und Rindstalg ausgegoſſener Fichtenrundling) gebaſtelt und aufgehängt werden. Das offene Ausſtreuen von Futter und das Aufſtellen von offenen Futterhäuschen iſt unzweckmä⸗ ßig. Durch eine ſolche Fütterungsweiſe werden in der Hauptſache nur Spatzen, Grünlinge und Amſeln angelock, die unſere nützlichen kerbtiervertilgenden Meiſen vertreiben, Gebt reichlich zur Liſtenſammlung des Winterhilfswerkes am kommenden Samstag und Sonntag! Madrid und ſeine Menſchen Die Hauptſtadt Spaniens, Madrid, iſt eine junge Stadt. Philipp II. hat ſie im Jahre 1561 zur Hauptſtadt beſtimmt, weil er die karge Hochfläche, auf der ſie liegt, ſo liebte. Die Umgebung von Madrid iſt baumloſe Steppe, über die in den Nächten der eiſige Wind von der Sierig de Guadarrama weht. 5 Erſt Joſeph Bonaparte, der„Rey Pepe“, ſchuf im Anfang des 19. Jahrhunderts die moderne Stadt Madrid, indem er ganze Straßenviertel, verwinkelte Klöſter und alte Höfe niederreißen ließ. Madrid— in dem un⸗ geſunden Klima an einem waſſerarmen kleinen Flüßchen, dem Manzanares— konnte ſich erſt zur Großſtadt enk⸗ wickeln, als die Eiſenbahnen das Land durchzogen und die Hauptſtadt zum Knotenpunkt dieſes Bahnnetzes wurde. Die Einwohnerzahl ſtieg ſchnell bis auf über 800 000 an. So wurde Madrid eine moderne Großfſtadt, die Fabrikanlagen am Rande der Stadt dehnten ſich aus und die Arbeiterbevölkerung wuchs. Mit dieſer Entwicklung, die bei allen Großſtädten der Welt ſich vollzog, bekam Madrid das Geſicht aller modernen Großſtädte: Große Läden, eiliger Verkehr, elegante Vergnügungsſtätten, breite Caféterraſſen, von denen man auf das Leben der Straßen blicken konnte, Theater, Muſeen, prachtvolle Kunſtſammlungen. Die Madrilenen, die Einwohner von Madrid, ſind ſehr ſtolz auf das Leben der Hauptſtadt. Sie haben ein Sprichwort:„Von Madrid in den Himmel, und im Himmel ein Guckloch, um auf Madrid zu ſchauen“. Sie haben ſich auch mit den unerhört ſtarken Temperaturſchwankungen, die durch die Höhenlage der Stadt verurſacht ſind, abgefunden, auch mit der ſcharfen und dünnen Luft, die den Fremden zu großer Vorſicht mahnt. Zu allen anderen Schwierigkeiten hat Madrid in der waſſerarmen Steppe kein Trinkwaſſer; es muß ſein Waſſer durch eine 76 Kilometer lange Kanalleitung aus dem Guadarramagebirge beziehen. Es iſt erſtaunlich, wie die ſehr harte Bevölkerung ſich gegen dieſe ungünſti⸗ gen Bedingungen durchgeſetzt hat. Das äußere Leben wurde den Bedingungen des Klimas angepaßt. In der Mittagszeit, wenn die Sonne unbarmherzig herniederbrennt, iſt ganz Madrid eine tote Stadt. Die meiſten Bewohner von Madrid können erſt gegen Abend, wenn der Wind die Straßen ausfegt, ihre erſte Mahlzeit einnehmen. Es hat ſich ſo zwangsläufig auch ein großer Gegenſatz in der Lebensart der Bürger und Arbeiter ausgebildet. Man geht eigentlich niemals vor Mitternacht ſchlafen und ſteht niemals anders als zu einer recht ſpäten Zeit auf— während die Fabriken ja ihr tägliches Arbeitspenſum erledigen. Ohne Waſſer, ohne Eiſenbahnen, ohne Verbindungs⸗ wege nach außen läßt ſich eine Stadt von über 800 000 Einwohnern nicht halten. Das eine aber iſt richtig: wer Denn alle Schienenwege führen von hier aus weiter, es iſt der wirtſchaftliche und auch der geiſtige Knotenpunkt Spaniens, ſo ungünſtig die N ſind übe gro dun auf uns Tex Um mer hatt geb! die befo Gel Bek 9 9 37 noſſ behr den gute das 5 alle! gen ihre lich gere run, NS der der Orts ſchei tigen 5 beit woll mei . * zuko Teiſe gele an d du will ſoll weil Auf beha zimm Rögl rade leriſ 7 derg denſ Schu Ein: ihne ſind, Aud nen, wor! dare berü zur erlei ehrl gu von geht spat erhe Die Jurchführung der Kleiderſammlung Wir alle wiſſen, daß wir heute noch an Rohſtoffen arm ſind. Die Knappheit in Rohmaterial muß uns deranlaſſen überall dort, wo dies irgend möglich iſt, zu ſparen. Die große Aktion„Kampf dem Verderb“ gilt auch für die Klei⸗ dungsſtoffe. Das Winterhilfswerk 193637 unterſtreicht auch auf dieſem Gebiet alle Maßnahmen, die getroffen werden uns von der Einfuhr unabhängig zu machen Käufe von Textilwaren können in dieſem Jahr deshalb nicht in dem Umfange wie im vergangenen Winterhilfswerk vorgenom- men werden 8 Die Sammlungen von Kleidern, Schuhen und Wäſche hatte beim WH W 1935⸗36 ein durchaus befriedigendes Er⸗ gebnis. Vor allem konnte dabei feſtgeſtellt werden daß ſich die geſpendeten Sachen in einem weit beſſeren Zuſtande befanden als beim vorhergehenden Winterhilfswerk. Der Geſamtwert, der im vergangenen WHW̃᷑ ausgegebenen Bekleidungsſtücke betrug allein im Gau Saarpfalz über 3 Millionen. Die Kleiderſammlungen für das Winterhilfswerk 1936. 37 werden nun überall wieder durchgeführt. Alle Volksge⸗ noſſen ſollen ſpenden, was ſie an überflüſſigen Sachen ent⸗ hehren können Schränke und Truhen ſollen geräumt wer⸗ den und die Werte unſeren bedürftigen Volksgenoſſen zu⸗ gute kommen, Dabei ſoll und darf die Kleiderſpende für das WHWekeine Entrümpelung ſein. N Wenn die Sammlungen durchgeführt werden, wird vor allem auch die Wehrmacht, ebenſo die politiſchen Gliederun⸗ gen eingeſetzt Jede Hausfrau rüſtet ihre Gabe und legt hre Anſchrift be. Die Spendenpakete werden zu dem ört⸗ lich feſtgeſegten Termin abgeholt. Die geſammelten und gereinigten Kleidungsſtücke, die ausbeſſerungs⸗ und ände⸗ rungsbedürftig ſind, kommen dann in die NSV.Nähſtuben. NS⸗Frauenſchaft, das Deutſche Frauenwerk und ſchließlich der weibliche Arbeitsdienſt gehen ans Werk. Die Ausgabe der inſtandgeſetzten Kleidungsſtücke erfolgt dann durch die Ortsgruppen des Winterhilfswerkes miktels Zuweiſungs⸗ e bezw. durch Unterſchreibung auf der Hilfsbedürf⸗ igenkarteik 2 Wenn nun die Trompeten blaſen und Wehrmacht, Ar⸗ beitsdienſt, oder HJ die Kleiderſpende einſammelt, wollen wir enken, daß wir Mitkämpfer ſind für eine neule ſetzyorn— kunft, indem wir opfern! Schloß Greifens Original⸗Koman von M. Herzberg. Sie nickte ſinnend. „Um nun wieder auf unſere eigenen Verhältniſſe zurück⸗ zukommen, ſo gedenke ich ſpäteſtens in einer Woche abzu⸗ reiſen,“ meinte Rudolf nach einer kleinen Pauſe.„Die An⸗ gelegenheiten hier, auch die, des väterlichen Vermächtniſſes an die Stadt, hoffe ich in der Zeit regeln zu können. Glaubſt du mit den Deinigen bis dahin fertig zu werden, Irene? Ich will dich doch mit mir nehmen!“ „Du biſt alſo wirklich dazu feſt entſchloſſen, Rudolf? Ich ſoll nicht länger hier in den lieben, vertrauten Räumen ver⸗ weilen dürfen?“ Sie fragte es wehmütig, mit feuchtſchimmernden Augen auf die gediegenen alten dunklen Mahagonimöbel des ſtillen behaglichen Gemaches blickend, welches ihres Vaters Studier⸗ zimmer geweſen. „Es iſt notwendig für dich, Irene, daß du ſie ſobald wie nöglich verläßt. Ein längerer Aufenthalt hier würde dir ge⸗ radezu ſchädlich ſein. Du biſt ohnehin viel zu ernſt und grüb⸗ keriſch veranlagt.“ „Mein teurer Vater!“ flüſterte ſie leiſe. „Auch fern von hier wirſt du, ebenſowenig wie ich, ſeiner vergeſſen!“ tröſtete er liebevoll. „Nein, niemals, niemals!“ rief das junge Mädchen lei⸗ denſchaftlich aus. Und dann, nach längerem, feierlichen Schweigen fragte ſie ruhiger:„Was geſchieht aber mit der Einrichtung, den lieben alten Möbeln? Ich möchte mich von ihnen, die ſo eng mit der Erinnerung an Väterchen verknüpft ſind, nicht für immer trennen, ſie um keinen Preis verkaufen, Rudolf!“ „Man muß ſich von geliebten Menſchen für immer tren⸗ nen, ſo kann man das auch von lebloſen Gegenſtänden“, ant⸗ wortete er ernſt, ſetzte aber freundlich hinzu:„Weil dir ſehr daran liegt, ſo laſſen wir vorläufig alles hier, wie es iſt, un⸗ berührt, und beſtellen Martha, deinen getreuen Hausgeiſt, zur Pflegerin und Hüterin der Wohnung.“ „Das iſt ein guter Gedanke, Rudolf!“ rief die Schweſter erleichtert, ſeine Hand drückend.„Martha iſt verläßlich und ehrlich. Sie ſoll auch die Erlaubnis haben, ihre alte Mutter zu ſich zu nehmen. Das iſt von jeher ein Lieblingswunſch won ihr geweſen; nun läßt er ſich erfüllen.“ „Na, ſiehſt du, ſo macht ſich alles zur Zufriedenheit. Nun gehe aber ſchlafen, Schweſterchen. Du ſiehſt müde und abge⸗ ſpannt aus und bedarfſt dringend der Ruhe,“ ſagte er ſich erhebend. „Du auch, Brüderchen“, verſetzte ſie lächelnd. „Ich folge bald nach.“ Gehorſam ſtand Irene auf. Der Bruder geleitete ſie zur Tür und küßte ſie herzlich zur Gute Nacht. Danach kehrte er zu ſeinem Platz am Schreibtiſch zurück und vertiefte ſich von neuem in die ſchriftliche Hinterlaſſenſchaft ſeines Vaters. * * Die Geſchwiſter hatten einen unfreundlichen Oktobertag zu ihrer Reiſe; es war naßkalt und ſehr nebelig. Nach einigen Stunden verdichtete ſich der Nebel noch, ſo daß Rudolf, der ſich darauf gefreut hatte, die reizvolle Landſchaft, die ſie durchfuhren, der Schweſter zu zeigen, auf dies Vergnügen verzichten mußte. Auch noch in anderer Hinſicht verdroß ihn das ungünſtige Wetter. 5 „Selbſt in das geſchloſſene Abteil hier dringt dieſer ab⸗ ſcheuliche kalte Nebel und beklemmt einem den Akem,“ meinte er ärgerlich.„Wieviel unangenehmer wird es uns noch wer⸗ den bei unſerer, eine gute Stunde währenden Fahrt in Ma⸗ riannes offenem kleinen Ponywagen, einem Geſchenk Gernots f ihrem Geburtstage. Wir ſind leider vorläufig noch auf n allein angewieſen, weil die für mich beſtellte geſchloſſene Virtſchaftskutſche noch nicht geliefert worden iſt. Ich fürchte deshalb, du wirſt dich in deiner leichten Jacke böſe erkälten, Irene“, ſchloß er beſorgt. f „Och, ich bin ziemlich wetterfeſt. Dir dürfte die Fahrt im offenen Wagen mehr ſchaden als mir, Rudolf“, äußerte Schweſter ihrerſeits beunruhigt.„Du haſt noch an den olgen deines Lungenſchuſſes zu tragen und neigſt daher, viel leichter zu gefährlichen Erkältungen.“ 5 „In der Regel fahre ich darum auch ſelten. Ich reite Bahr das iſt mir zuträglicher“, beſtätigte er indirekt die Wahrheit ihrer Worte. 8 56 fein N 4 Der„Reiter aus Angarn“ Vor dem Strafgericht in Budapeſt wurde der Ungar Kereſztes Kollar zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Die Verhandlung wurde zum großen Teil unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit geführt, da Zeugenausſagen ſehr hoch⸗ geſtellter Perſönlichkeiten Weſteuropas verleſen werden mußten. Schließlich hatte jener junge Ungar es fertig⸗ gebracht, mit ſeiner Freundin Eliſabeth Alapi ſogar das Hofperſonal des Erzherzogs Otto und ſchließlich ſogar den Präſidenten der franzöſiſchen Republik, Doumer, zu betrügen. Bei der Verurteilung hat man nur jene Fälle herangezogen, die in vollem Umfange nachweisbar ſind und für die von den Geſchädigten ſelbſt Klage eingereicht wurde. Zahlreiche andere Fälle ſind niedergeſchlagen worden oder ſollen zu einem ſpäteren Termin verhandelt werden. 5 Kollar ging es ſeinerzeit in Budapeſt ſehr ſchlecht. Er beſchloß alſo, mit ſeiner Freundin einen Europarund⸗ ritt zu machen. Einen ungariſchen Rennſtallbeſitzer ver⸗ anlaßte er, ihm zwei Pferde zur Verfügung zu ſtellen. Seinen Lebensunterhalt wollte er mit dem Verkauf von Poſtkarten friſten. Doch in Wien war aus dem armen Schlucker ſchon ein ungariſcher Großgrundbeſitzer gewor⸗ den. In der Schweiz gab er ſich als Offizier des 4. Unga⸗ riſchen Huſarenregiments aus. Auf ſeinem Wege durch Frankreich und Belgien ſpielte er den ungariſchen Grafen. In Holland war er ſogar ſchon zum Kaiſerlichen Kammer⸗ herrn emporgerückt. Zeitweiſe errichtete man ſeinetwegen zum Empfang Triumphbogen. In Stenokerzeel überreichte er für den Erzherzog Otto eine Handvoll Erde, die er angeblich aus der Pußta mitgebracht hatte. Bei Doumer, der ihm eine Audienz gewährte, weinte er dicke Tränen in Gedanken an dan Trianonvertrag. Unterwegs war ihm oftmals das Geld ausgegan⸗ gen. Er erzaͤhlte dann immer das Märchen, daß ihm die Geldbörſe verlorengegangen ſei. Sofort boten ihm rechts und links alle möglichen Menſchen bares Geld an. Er nahm das Geld und ſtellte auf kronengeſchmückten Viſitenkarten Empfangsquittungen aus. Als er nach Budapeſt zurückkehrte, lagen bereits die erſten Klagen gegen ihn vor. Sie häuften ſich dann zu wahren Bergen. Der Europaritt des Kereſztes Kollar hat ſein böſes Ende gefunden. „Warum beſtellteſt Rudolf?“ fragte ſie bedauernd. „Weil ich dich nicht allein fa konnte auch ſolch ein Wetter „Ich bin ganz une antwortlich für jeden e ſagte ſie betrübt. „Aber, liebes Kind, das iſt ja Unſinn, du kannſt doch nichts dafür! Ich bin doch auch nicht ſo überempfindlich, daß ich nicht einmal eine Nebelfahrt machen könnte“, munterte Rudolf ſie auf.„Uebrigens wird Marianne, die Fürſorgliche, gewiß Tücher und Decken mitgeſchickt haben.“ Der ungewöhnliche Nebel nahm indeſſen immer noch mehr zu, und als der Zug gegen Abend in ihre ländliche Be⸗ ſtimmungsſtation einlief, war er ſo undurchdringlich gewor⸗ den, daß man nicht die Hand vor den Augen ſehen konnte. Unklar und trübe glimmten die Lichter des kleinen Bahnhofes durch den dichten, grauen Schleier, der ſich beklemmend auf Hals und Bruſt legte und die wenigen Menſchen auf dem Bahnſtein ganz unkenntlich machte. Rudolf öffnete die Tür ſeines Abteils und rief nach einem Gepäckträger. Er übergab dem herzueilenden Manne, deſſen Umriſſe ſich ſelbſt in der Nähe nur undeutlich abzeich⸗ neten, ſeine und der Schweſter Handtaſche und ging, gefolgt von ihm, mit Irene durch das Stationsgebäude zu dem Standort der die Reiſenden abholenden Gefährte. Aber von einem ſolchen war keine Spur zu ſehen. Nur das Geräuſch eines weiter abſeits haltenden Autos, deſſen blendende Laternen ſelbſt dem Nebel trotzten, machte ſich vernehmbar. „Sind Sie da, Winkler?“ rief Rudolf mit Stentor⸗ ſtimme. „Der iſt nicht gekommen; aber Harrach iſt hier!“ antwor⸗ tete mit ſehr angenehmem, klangvollem Organ der Gepäck⸗ träger hinter ihm. Maßlos überraſcht wandte Rudolf ſich um. „Gernot! Du haſt unſeren Gepäckträger geſpielt?“ „Ich war ſo frei, mein Junge.“ „Und was tuſt du bei dem ſcheußlichen Wetter auf der Station?“ „Ich bin mit meinem Auto hier, Schweſter abzuholen.“ „Warum hat denn Marianne den Ponywagen nicht ge⸗ e ede ich ihr ſagen ließ, daß ſie es unterlaſſen möchte, Eine lange Fahrt in offenem Wagen bei dieſem feuchtkalten, giftigen Nebel iſt nichts für deine Lunge. Bei ihrem geſtrigen Beſuch im Schloſſe erfuhr ich, daß du mit dieſem Zuge ein⸗ treffen würdeſt, und als ſich nun heute dieſer graue Miſt über die Landſchaft legte, beſchloß ich, dich ſelbſt abzuholen.“ „Deine Beſorgnis für mich iſt rührend, Gernot; auch im Namen meiner Schweſter bin ich dir dafür innig dankbar. Aber du hätteſt dich doch nicht perſönlich zu bemühen brau⸗ chen; es hätte doch genügt, wenn du das Auto mit deinem Fahrer geſchickt hätteſt. Auch dir kann auf dem offenen Sitze diefes greuliche Wetter geſundheitlichen Schaden bringen!“ „Mir?“ fragte Gernot mit humorvollem Lachen.„Du lieber Gott, wie viele Patrouillengänge habe ich noch in ganz anderem Wetter gemacht! Das ſollteſt du doch wiſſen, Kame⸗ rad! Aber ganz abgeſehen davon, konnte ich meinen Mann, der hier erſt kurze Zeit fährt, nicht ſenden. Er hätte bei der Dunkelheit und ſeiner Unkenntnis der Wege das ſchönſte Un⸗ heil anrichten können. Nun halte dich aber nicht länger im Freien auf, Rudolf. Geh raſch voran und ſetze dich ins Auto; ich folge mit deiner Schweſter nach.“ „Gib mir wenigſtens die Handtaſchen mitl“ „Fällt mir gar nicht ein! Ein ordentlicher Gepäckträger kennt ſeine Pflicht.“ „Wir haben noch einen großen Koffer; ich muß doch leich—“ 5 8 nur hinüber nach dem Auto, Rudolf. Den Koffer laſſen wir morgen abholen; ich benachrichtige den Stations⸗ vorſteher.“ Nudolf, der bereits den Einfluß des Wetters empfind⸗ lich ſpürte, gehorchte endlich. Der junge Graf wandte ſich darauf an Irene, die ſtumm neben den beiden Herren ver⸗ harrt hatte. ü „Sie werden durch Ihren Bruder wohl wiſſen, wer ich bin, Fräulein Heldburg, ſo daß ich von einer formellen Vor⸗ ſtellung unter dieſen nebligen Umſtänden wohl abſeben darf. Wir konnten einander ja doch nicht ins Auge blicken, wie ez hren en?“ darüber und fühle mich ver⸗ chteil für dich, Rudolf“, laſſen wollte. Wer 17 um dich und deine e r ee eee ee du dir nicht auch heute dein Pferd, dich bei ſolcher geſellſchaftlichen Feierlichkekt gehörk“ ** Der Eiſenfreſſer von Trieſt In einem Vorort von Trieſt brach ein Eiſenarbeiter zuſammen. Er konnte ſeine Haustür nicht öffnen, weil er den Haustürſchlüſſel verſchluckt hatte. Auf dem Weg zum Krankenhaus erbrach er zwei Bleiſtifte. Der Fall wurde ſomit äußerſt intereſſant. Man nahm ſofort eine Durchleuchtung vor und entdeckte im Magen dieſes 47jäh⸗ rigen Mannes nicht weniger als 11 Bleiſtifte, drei Füll⸗ ſederhalter, eine Gabel, mehrere Münzen und fünf Schlüſ⸗ ſel. Die dunkle Maſſe, die man ferner im Magen fand, konnte erſt enträtſelt werden, als man zur Operation ge⸗ ſchritten war. Insgeſamt wurden in jenem Magen 13 ge⸗ wöhnliche Schluſſel und ein großer Türſchlüſſel, ferner ein Korkenzieher, ein Büchſenöffner, vier Taſchenmeſſer, ein Raſierapparat, mehrere Nadeln, ein Stück Glas und eine Anzahl Geldmünzen gefunden. Als der Patient aus ſeiner Narkoſe erwachte, war ſeine erſte Frage, ob man jene 8,50 Lire gefunden habe, die er im Laufe der letzten drei Wochen verſchluckt habe. Jener Arbeiter von Trieſt hat aber keineswegs einen Weltrekord aufgeſtellt. Das„Blaue Band“ im Eiſen⸗ ſchlucken gebührt ohne Zweifel jener jungen Dame mit dem Namen Patrieia Wolf. Sie arbeitete eine Woche lang in einem Eiſenwarengeſchäft. Als man ſie dann wegen ſtarker Magenſchmerzen in ein Krankenhaus einlieferte, holte man 1203 eiſerne Gegenſtände verſchiedenſter Größe aus ihrem Innern hervor. Darunter war u. a. ein zu⸗ ſammenklappbarer Kleiderbügel. Dieſer Rekord wurde noch niemals gebrochen und dürfte auch ſo leicht nicht übertroffen werden. Die Mehr⸗ zahl der Eiſenſchlucker beſchränkt ſich nämlich auf das Verſchlingen irgendwelcher Gegenſtände, um den Aufent⸗ halt im Krankenhaus zu erreichen. Meiſt beobachtet man derartige Neigungen bei gefährlichen Ausbrechern, die je⸗ doch nicht aus Triebhaftigkeit handeln, ſondern aus Ueber⸗ legung. An jenem Tage, als in Trieſt der Arbeiter operiert wurde, ſchloß in Kurſhumlia in Jugoſlawien ein Mann eine Wette ab, zwei Zeitungsausgaben großer Belgrader Blätter— und zwar die verſtärkten Sonntagsausgaben — reſtlos aufzueſſen. Er erfüllte auch die Bedingungen jener Wette und kaſſierte die ausgeſetzten 20 Dinar ein. Geſundheitliche Störungen zeigten ſich nicht. Die Aerzte intereſſierten ſich ſtark dafür, wie er in der Lage war, die Zelluloſe reſtlos zu verdauen. Nehmen Sie, bitte, meinen Arm, damit wir raſcher vorwärts kommen. Ich will nur noch ein Wort mit dem Stationsvorſteher wegen des Koffers ſprechen.“ Er hatte beide Taſchen in die linke Hand genommen und Irene den rechten Arm gereicht. Schweigend legte ſie leicht ihre Hand darauf. Ein eigenartiges Gefühl war es für ſie, ſo mit einem fremden Manne Arm in Arm durch undurch⸗ dringliches Dunkel zu ſchreiten. Von ſeinem Geſicht hätte ſie auch ohne den Nebel nicht viel erkennen können, die entſtel⸗ lende Autobrille, die tief in die Stirn gezogene Kappe wür⸗ den es verhindert haben. Aber ſo dicht an ihrer Seite, ge⸗ wahrte ſie ſeine hohe, breitſchultrige Geſtalt, welche ſie, trotz⸗ dem ſie ſelbſt weit über Mittelgröße, noch reichlich um Kopfes⸗ länge überragte, und es überkam ſie eine angenehme Emp⸗ findung des Schutzes und Geborgenſeins an der Seite dieſes ſtattlichen Mannes. Und ſein natürliches, zwangloſes Weſen, die uneigennützige freundſchaftliche Geſinnung, die er für den Bruder bekundet, nahmen ſie unwillkürlich für ihn ein. Gernot ſeinerſeits dachte: „Welch' anmutigen, ſchwebenden Gang Rudolfs Schweſter hat! Er läßt auf einen ſchönen, graziöſen Wuchs ſchließen. Wenn ſie ihrem Bruder ähnlich iſt, muß ſie auch hübſch ſein. a, wir werden ja ſehen! Jedenfalls gefällt mir ihr zurück⸗ haltendes, taktvolles Schweigen; es zeigt Charakter, und ich liebe charaktervolle Frauen.“ Nachdem der junge Graf raſch noch mit dem Stations⸗ vorſteher wegen des Gepäcks geſprochen, brachte er Irene zu dem Auto, legte die Handtaſchen auf deſſen Rückſitz, half ihr rtig hinein und ſchloß die Tür. Und ſchnell auf einen Sitz vorn ſteigend, kurbelte er los, und ſie ſauſten unter ſeiner ſicheren Führung die Landſtraße hinunter. i „Daß du heute noch Gernots Bekanntſchaft machen wür⸗ deſt und auf ſolch eigentümliche Art, hätte ich mir nicht träu⸗ men laſſen. So haſt du nun auch gleich einen Beweis gehabt von ſeiner wahren, treu Freundſchaft für mich,“ bemerkte Rudolf unterwegs voll freudiger Anerkennung zu ſeiner Schweſter. „Ich bin überzeugt, daß du an ſeiner Stelle ebenſo für ihn gehandelt haben würdeſt“, entgegnete i „Ohne jeden Zweifel! Aber es iſt doch noch ein Unter⸗ ſchied zwiſchen ihm und mir; er iſt doch gewiſſermaßen mein Vorgeſetzter.“ „Unter wirklichen Freunden darf das Bewußtſein eines Rangunterſchiedes nicht aufkommen; da bewertet man allein die Perſönlichkeit. Daß Graf Harrach dies tut, hat er bewie⸗ ſen, und du mußt ebenſo denken, Rudolf“, betonte Irene. „Wie förmlich du von ihm ſprichſt! Er iſt doch mein vertrauter Freund“, meinte Rudolf lächelnd, ihre anderen Einwände unbeantwortet laſſend. „Aber nicht der meine. Noch iſt er mir ein Fremder, wenn auch, in Hinſicht auf eure Freundſchaft, ein ſympa⸗ thiſcher“, entgegnete ſie mit dem ihr eigenen Vorbehalt. „Dort drüben liegt Schloß Greifenſtein!“ bemerkte Ru⸗ dolf nach einer Weile ſchweigender Fahrt, am Fenſter die Richtung deutend. Rudolfs genaue Ortskenntnis und Abſchätzung von Zeit und Entfernung trafen zu. Da lag der impoſante alte Bau. Doch waren ſeine maſſigen dunklen Umriſſe ſelbſt ihm kaum erkennbar. 5 g Seinem ausgeſtreckten Finger folgend, beugte ſich Irene por. Indeſſen ſuchten auch ihre Augen in der undurchdring⸗ lichen Finſternis vergebens, etwas davon zu entdecken. „Schade, daß ich es nicht ſehen kann“, meinte ſie be⸗ dauernd.„Nun ich weiß, daß auch Schloß Greifenſtein ſein romantiſches Erlebnis hat, intereſſiert es mich doppelt.“ „Du wirſt ſpäter noch oft Gelegenheit haben, es genau 125 dad 125 In 10 5 e werden wir nun in ein⸗Greifenſtein und daheim ſein. Das 2 a N 2 ſein. 5 Auto fährt ge⸗ Nach der von Rudolf angegebenen geit hielt der Kraft⸗ wagen auch wirklich vor einer e fprehg zus und half Irene beim Ausſteigen. „Du kommſt doch mit herauf, eine Taſſe Tee zu trinken, Hernot?“ wandte er ſich dann an den gräflichen Fahrer. „Ein anderes Mal. Heute bleibt i 5 var die taktvolle 2 8. 8 1 85 5 „So ſei vielmals bedankt!“ 5 N „Keine Urſachel Guten Abend, Herrſchaften/ 35 Er verneigte ſich, lenkte und fuhr raſch davon. Sport und Spiel Einheimiſcher Sport. Fußball. Seckenheim iſt Herbſtmeiſter. Die Vorrunde iſt nunmehr beendet. Seckenheim führt ungeſchlagen die Tabelle an, dicht gefolgt von Neckar⸗ hauſen. Wenn nicht alles trügt, wird die Meiſterſchaft nur an eine dieſer beiden Mannſchaften fallen. Seckenheim hat in zwei Heimſpielen zwei wichtige Punke abgegeben. Dieſer Leichtſinn nn nur durch Aufmerkſamkeit in den kommenden Spielßt gutgemacht werden. Spieleriſch hat die Seckenheimer Mannſchaft das Zeug dazu, Meiſter zu werden, aber nirgends im Sportleben iſt mit mehr Ueberraſchungen zu rechnen als beim Fußball. Die Ta⸗ belle hat heute noch folgendes Ausſehen: Spiele gew. unent, verl. Tore Punkte Seckenheim 7 5 2 0 25 10 12 Reckarhauſen 7 5 1 26 10 11 Schriesheim 7 8 2 2 16 14 8 Leutershauſen 7 3 2 2 9 10 8 Viernheim 7 3 0 1 12 14 6 Hemsbach 7 2 2 8 16 4 Ladenburg 7 2 0 5 12 26 4 Wallſtadt 7 1 1 5 13 21 3 Morgen ſchon beginnen die Rückſpiele. Die hieſigen Fußballer müſſen gleich eine der ſchwerſten Kraftproben beſtehen. Der Gang nach Leutershauſen iſt nicht leicht. In Seckenheim mußte man ſich mit einem 1:1 begnügen, fürwahr ein gutes Zeichen für die Einſchätzung der Leute von Leutershauſen. Seckenheim muß ſich arg ſtrecken, wenn ein gutes Abſchneiden möglich ſein ſoll. Seckenheim muß in der Rückrunde auf Pfiſterer verzichten, der beruf⸗ lich weggegangen iſt. Die Formation wird ſich in der Hauptſache auf erprobte Spieler ſtützen, die die nötige Erfahrung für die harten Spiele, welche bevorſtehen, haben müſſen. Rechnen wir alſo auf ein gutes Abſchneiden. 2 Handball der Gauklaſſe. Mit dem morgigen Sonntag werden im ganzen Gau Baden weiterhin die Punktekämpfe fortgeführt werder. So iſt bei unſeren hieſigen Turnern der Turnverein Rot zu Gaſt. Es dürfte wohl den meiſten bekannt ſein, daß die Gäſte von Rot über ſehr gutes Können ver⸗ fügen und nur einen Verluſtpunkt zu verbuchen haben, wo ſie ein Unentſchieden auf dem V. f. R.⸗Platz hin⸗ nehmen mußten. Der Gauklaſſennculing, der ſchon des öfteren für Ueberraſchungen ſorgten, wird diesmal die Feuerprobe beſtehen müſſen. Sollte es den hieſigen möglich ſein, ihr gewohntes flüſſiges Spiel zu zeigen und die Schußkraft von Weinheim erhalten haben, wird ein Sieg und ſomit zwei wichtige Punkte nicht zu nehmen ſein. Die Mannen um Gehr werden aber 60 Me nuben hart und verbiſſen kämpfen müſſen, wenn ihnen dies gelingen ſollte. Hoffen wir, daß ſie es verſtehen werden, das Spiel zu ihren Gunſten zu geſtalten. Das Vorſpiel beſtreitet die Jugend des To. 98 V. f. R.; beide Mannſchaften kämpfen bei dieſem Spiel um die Führung der Jugendſtaffel A. Möge auch hier das Glück auf Seiten der hieſigen ſtehen. Handball der Kreisklaſſe. Eine hochwichtige Begegnung findet am morgigen Sonntag in Käfertal ſtatt. Die 1. Mannſchaft des Tbd. „Jahn“ trifft auf den noch ungeſchlagenen Tabellen⸗ führer Turnerſchaft Käfertal, wobei es hart auf hart gehen wird. Käfertal wird ſeine günſtige Poſilion nicht preisgeben wollen und andererſeits wird Secken heim den Anſchluß an die Spitzengruppe nicht verlieren wollen. S. wird den Kampf in beſtmöglichſter Aufſtellung be⸗ ſtreiten und hängt alles von dem Kampfgeiſt und Seeges⸗ willen ab. Die energiſche, herbe Kampfesweiſe von K. iſt bekannt und darauf muß ſich die einheimiſche Mann⸗ ſchaft einſtellen. Wünſchen wir dem Kampf enen ehr⸗ lichen und ritterlichen Verlauf. Vorher ſpielen die 2. Mannſchaften.— Die Jugend von„Jahn“ ſpielt in Seckenheim im Wörtel gegen V.f. B. Kurpfalz Mannheim. Aus der Ringerabteilung des Tod. Jahn. Mannſchaftskampf gegen Turn⸗ und Raſenſp. Feudenheim In der Erkenntnis, daß der Wettkampf die beſte Schule des Sports iſt, hat die Ringerabteilung des Tbd. „Jahn“ bereits auf kommenden Sonntag eine zweite Begegnung gegen Turn⸗ und Raſenſport Feudenheim vereinbart. Der Kampf findet abends 7 Uhr im„Bad. Hof“ in Feudenheim ſtatt und wird ſicher intereſſant und aufſchlußreich werden. Wünſchen wir der jungen Abteilung beſten Erfolg. Auswärtiger Sport. Obwohl in allen deutſchen Gauen die Fußball⸗Punkte⸗ ſpiele fortgeſetzt werden, wird das letzte November⸗Wochen⸗ ende einmal nicht von„König“ Fußball beeindruckt wie bisher. Diesmal ſind die über den allgemeinen Rahmen hinausgehenden Veranſtaltungen auf anderen Gebieten 3u ſuchen. Nennen wir nur die Vorichlußrundenſpiele der Hockeyfrauen um den Eichenſchild, den Gaukampf Baden gegen Württemberg in Heidelberg, den Hallentennis-Län⸗ derkampf zwiſchen Dänemark und Deutſchland in Kopen⸗ hagen und die Sechstagerennen in Kopenhagen und New⸗ york, jeweils mit deutſcher Beteiligung 5 Im Fußball ſind die Meiſterſchaftsſpiele, vornehmlich in den ſüddeut⸗ ſchen Gauen, wohl von größerer Wichtigkeit, ein Länder⸗ kampf oder Gaukampf, der dem Fußballſonntag gewöhnlich ein beſonderes Gepräge gibt, fehlt ſedoch. Das ſüddeut⸗ ſche Programm weiſt folgende Spiele auf: Gau Südweſt: Wormatia Worms— Fa Pirma⸗ ſens, Kickers Offenbach— S8 Wiesbaden, FV Saar⸗ brücken— Eintracht Frankfurt. Gau Baden: Pfe Neckarau— VfR Mannheim, Freiburger FE— S Waldhof, Karlsruher FV— Sp⸗ Vg Sandhofen. Gau Württemberg: Stuttgarter Kickers— VfB Stuttgart, Union Böckingen— S Göppingen, Sport⸗ freunde Eßlingen— Sportfreunde Stuttgart. Gau Bayern: Wacker München— 1. Fc Nürn⸗ berg, ASV Nürnberg— Bayern München, Fe Schwein⸗ furt— Sp⸗Vgg Fürth, VfB Koburg BC Augsburg. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Zeit, Wetter; 6.05 Gymnaſtik; 6.30 Früh⸗ konzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter, Bauernfunk; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmiktagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Sonntag, 29. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Kath. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Denn über Toten türmen ſich die Taten, Morgenfeier der SA.⸗Gruppe Südweſt; 10.30 Stimmen der Arktis, Hörſzenen; 11 Meiſter des Orgelſpiels; 11.15 Bach⸗ kantate; 11.45 Zwiſchenmuſik; 12 Schlußanſprache des Reichs⸗ bauernführers und Reichsernährungsminiſters R. Walther Darre auf dem Reichsbauerntag in Goslar; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Achtung, Kinder! Skraße frei, neues Verkehrsſpiel; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Liederſtunde; 15.30 Veracini⸗Mozart; 16 Muſik zur Un⸗ terhaltung; 18 Die Mondſcheinſonate, Hörſpiel; 18.30 Badi⸗ ſche Komponiſten; 19.15 Oskar Jooſt ſpielt; 19.45 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Wer hört's nicht gern?, aus alten und neuen Operetten; 20.45 Sinfonie⸗Konzert; 22 Zeit, Nachrichten. Wetter. Sport: 22.30 Nachtmuſik: Montag, 30. November: 9.30 Wir beſuchen eine Miniaturmalerin; 10 Was Kat⸗ zen und Mäuſe von der Ratte Mumm erzählen, naturkund⸗ liches Märchen; 10.30 Sendepauſe; 14 Bunte Muſik am Mittag, dazwiſchen Braſilianiſche Volksmuſik; 17.40 Wie die Rinecker den erſten Spatenſtich taten; 18 Fröhlicher Alltag; 19.45 Echo aus Baden; 20.10 Leipziger Kaleidoſkop, bun⸗ tes muſikaliſches Farbenſpiel: 22.15 Wie ich die olympiſche Goldmedaille gewann, Geſpräch mit dem Bildhauer Emil Sutor; 22.30 Zwiſchenprogramm; 22.45 Lieder; 23 Klänge in der Nacht; 24 Opernkonzert. Dienstag, 1. Dezember: 9.30 Sendepauſe; 10 Wir rüſten zum Julfeſt, Hör⸗ folge; 10.30 Engliſch; 11 Sendepauſe; 15.15 Von Blumen und Tieren; 17.40 Allerlei Wiſſenswertes; 18 Unterhal⸗ tungskonzert; 19 Eine Dreiviertelſtunde Dreivierteltakt; 19.45 Jugend, auf! Zum Wettkampf der Berufe; 20.10 Kon⸗ zert für Violine und Orcheſter; 21 Freut euch mit uns, bunte Stunde des Arbeitsdienſtes; 22.20 Politiſche Zeitungsſchauz 22.40 Unterhaltungs- und Volksmuſik. Mittwoch, 2. Dezember: d 9.30 Vitaminreiche Ernährung des Kleinkindes; 10 Wolf Juſtin Harlmann, Vorleſung; 10.30 Sendepauſe; 15.30 Junge Helfer am großen Werk; 17.45 Zwiſchenprogramm; 18 Un⸗ r ſingendes, klingendes Frankfurt; 19 Das ewige Dorf, uernchronik; 19.45 Münchener Bilderbogen auf dem Weih⸗ nachtstiſch unſerer Großeltern; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Schubert⸗Zyklus; 22.30 Tanz⸗ und AUnter⸗ haltungsmuſil: 24 Andrea Chenier. Oper von Giordano. RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Frankfurt: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 etter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Konzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepauſe; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nachrichten; anſchließend Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplat⸗ tenkonzert; 15 Volk und Wirtſchaft; 16 Nachmittagskonzert; 19.40 Tagesſpiegel; 19.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderun⸗ gen; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 29. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wet⸗ ter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Morgenmuſik; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Und Gott ſchweigt?, Bericht und Aufruf; 10 Chorgeſang; 10.30 Waldemar von Bauß⸗ nern, Gedenkſtunde zum 70. Geburtstag des Komponiſten; 11.15 Bachkantate; 11.45 Umſchaltung; 12 Schlußanſprache des Reichsbauernführers und Reichsernährungsminiſters R. Walther Darre auf dem Reichsbauerntag in Goslar; 13 Muſik am Mittag; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Deutſche Scholle; 16 Nachmittagskonzert; 18 Lieder oom Oberrhein; 18.30 Beſinnliche Fahrk durch Alemannien, Hör⸗ folge; 19 Die möchten wir hören, neue Schallplatten; 20 Sportbericht mit Ausſchnitten aus dem Kunſtturn⸗Städte⸗ kampf Frankfurt⸗Leipzig⸗ München; 20.10 Aurora, heroiſche Oper von 1 Holbein; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Welter lokale Nachrichten; 22.15 Sportſpiegel des Sonn⸗ tags; 22.30 Nachtmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 30. November: 9.45 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Land⸗ funk; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Nachmittagskonzert: 16.45 Erzähler unſerer Zeit; 17 Nachmittagskonzert; 17.30 Philipp Klas, Hörfolge; 18 Fröhlicher Alltag; 19 Schon jetzt beden⸗ ken: Mit Verſtand und Liebe ſchenken; 20.10 Der Kreglin⸗ ger Schrein, Funkſpiel; 21 Konzert; 22.30 Tanzmuſik. Dienstag, 1. Dezember: 9.30 Fröhliche Morgenmuſik; 11.30 Landfunk; 15.15 Das deutſche Lied; 17.30 Der gute Ton, fröhliche Funk⸗ folge; 18 Unterhaltungskonzert; 19 Wir Bergleute, Hörbericht aus dem Kalibergwerk Buggingen; 19.30 Kampf dem Ver⸗ derb; 20.10 Schöne Melodien, Operettenkonzert; 22.30 Un⸗ terhaltungs⸗ und Volksmuſik.— Mittwoch, 2. Dezember: 9.30 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.40 Landfunk; 15.15 Die Zwerge im Märchen und ihre Abbilder im Tier⸗ reich, naturkundliche Plauderei; anſchließend: Heitere Plau⸗ dereien; 16.30 Unterhaltungsmuſik; 17.30 Burgen über Berg und Fluß, Funkbericht; 18 Unſer ſingendes, e rt; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Berliner Pfann⸗ chen— mit beſter Füllung; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. Außerdem ſind einige ſüddeutſche Vereine auf Rei. ſe n. Union Niederrad verſucht ſich in Wachenbuchen gegen den Neuling der Heſſen-Gauliga Kewa und 1860 München trägt in Innsbruck ein Spiel gegen eine Tiroler Auswahl⸗ mannſchaft aus. In der Reichshauptſtadt tragen Berlin und Krakau ihren dritten Stödtekampf aus.— Von den Spie. len im Ausland ſind in erſter Linie wieder die Mei⸗ ſterſchaftsſpiele auf dem Inſelreich zu erwähnen. Ein be⸗ ſonderes Ereignis iſt auch das Zuſammentreffen der Fuß⸗ ball⸗Städtemannſchaften von Prag und Paris in der fran⸗ zöſiſchen Hauptſtadt. Im Handball werden ebenfalls die Punkteſpiele fortgeſetzt. Für den Sonntag ſtehen wieder einige wichtige Spiele auf dem Programm. Im Gau Südweſt hat der relativ führende VfR Schwanheim ein ſchweres Spiel in Haßloch gegen den dortigen TW zu beſtreiten. Im Falle eines Sieges über⸗ nehmen die Schwonheimer die Tabellenführung, da Spit⸗ zenreiter Pfalz Ludwigshafen ohne Spiel iſt. Im Gau Baden ſollte der SB Waldhof ſeine Poſition am Sonntag durch einen Sieg über den TSW Nußloch in Nußloch be⸗ feſtigen, während der TV Rot in Seckenheim gegen den TWeweit ſchwerer um beide Punkte zu kämpfen haben wird. Der württembergiſche Meiſter TW Altenſtadt ſteht in Eß⸗ lingen gegen den TSV vor einem neuen Sieg. Das wich⸗ tigſte Spiel in dieſem Gau führt jedoch die Stuttgarter Kickers mit dem TSV Süßen zuſammen. Im Hockey die vier noch im Eichenſchild⸗Wettbewerb verblie⸗ a Frauenmannſchaften zur Vorſchlußrunde an. ez ſpielen: in Heidelberg: Baden— Brandenburg, in Han⸗ nover: Niederſachſen— Nordmark. Die badiſche Elf hat obwohl ſie in heimiſcher Umgebung antreten darf, die ſpiel⸗ ſtarken Frauen der Reichshauptſtadt erhalten. Im Rahmen des Heidelberger Kampfes Baden— Brandenburg tragen die Mannermannſchaften von Baden und Württem⸗ berg einen Kampf aus, der recht intereſſant zu werden verſpricht. treten benen Im Turnen nimmt der zweite Gerätekampf zwiſchen München, Frankfurt a. M. und Leipzig, der am Sonntag im Münchner„Zirkus Krone“ entſchieden wird, das meiste Intereſſe für ſich in Anſpruch Es iſt nur ſchade, daß es in⸗ folge Verletzung von Ernſt Winter(Frankfurt) nicht 30 dem erwarteten Zweikampf zwiſchen den beiden beſten deutſchen Reckturnern Winter-Stangl(München) kommt. Die Frankfurter Vertretung iſt überhaupt nicht ſo ſtark, wie man es erwarten konnte. Neben Winter mußten auch noch Stark und Zelekens erſetzt werden.— Viel Intereſſe beanſprucht auch der Kampf Mittelrhein— Nieder⸗ rhein in Trier. Bei den Mittelrheiniſchen wird aller dings Olympiaſieger K. Frey(Kreuznach)„nicht mit von der Partie“ ſein. Im Kingen werden die Kämpfe um die Mannſchaftsmeiſterſchaft in den Gauen Baden und Württembera fortaeſetzt. EEEEEEEPPPPGPGGPGPGPGPFAGPGGPPEAPPPrhGrPrGGrGrGrrPrrrrrrrrccocccccccc Mannheimer Theaterſchau — Im Nationaltheater: Samstag, 28. November, 19.30 Uhr: Miete H 9 und 1. Sondermiete H 5: Zur Feier des 100. Todestages des Dichters; zum erſten Male: Napoleon oder die hundert Tage. Drama von Chr. D. Grabbe Sonntag., 29. November, 11.30 Uhr: Morgenfeiet um 100. Todeslage des Dichters Ehr. D. Grabbe. A acc des Präſidenten der Reichstheaterkammer Dr. Rainer Schlöſſer. Muſikaliſche Leitung: Karl Elmendorff. — 14.30 Uhr: Für die NS.⸗Kulturgemeinde Ludwigs hafen, Abt. 41 bis 42, 46 bis 49, 50 bis 54%, 5 420 bis 423, Deutſche Jugendbühne Ludwigshafen Gruppe B freiwillig, Gruppe F freiwillig Nr. 815 bis 817: Lauf ins Glück. Operette von Fred Raymond. — 20 Uhr: Miete A 9 und 1. Sondermiete A 5: Die Dorothee. Operette von H. Hermecke, Mufik von. Vetterling.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 30. November, 20 Uhr: Für die NS⸗Kultu⸗ gemeinde Mannheim, Abk. 120, 261 bis 255, 355 361 bis 369, 501 bis 537, 573 bis 577, Gruppe k Nr. 1 bis 300: Der fliegende Holländer en Richard Wagner. Dienstag, 1. Dezember, 19.30 Uhr: Miete B 10 und 2. Sondermiete B 5: Napoleon oder die Hundert Tage. Drama don Chr. D. Grabbe. Mittwoch, 2. Dezember, 20 Uhr: Miete Me 9 und 1. Sondermiete M5: Die Dorothee. Operette von g. Hermecke, Muſik von A. Vetterling. Donnerstag, 3. Dezember, 18.30 Uhr: Miete D 9 und 1. Sondermiete D 5: Triſtan und Iſolde, von Richard Wagner. Frei ta a. 4. Dezember, 20 Uhr: Miete C 9 und 1. Son⸗ dermiete C 5: Einmaliges Gaſtſpiel der Kammerſängerm Margarete Teſchemacher Staatsoper Dresden, al „Mimi“ in: Die Boheme. Oper von G. Puccini. (Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Samstag, 5. Dezember, 20 Uhr: Miete E 9 und 1. Son⸗ derrmiete E 5: Der fliegende Holländer, von Richard Wagner. 5 Sonntag, 6. Dezember, 14.30 Uhr: Vorſtellung für die C folgſchaft der Motoren⸗Werke Mannheim(ohne Kar⸗ tenverkauf): Die Fledermaus. Operette von Joh. Strauß.— 19.30 Uhr: Miete G 9 und 1. Sondermiete G 5: Napoleon oder die Hundert Tage⸗ Drama von Chr. D. Grabbe. Montag, 7. November, 20 Uhr: Für die NS Kultur meinde Ludwigshafen, Abl. 405 bis 409, 410 bis 85. 419, 431, 432 bis 434, 435 bis 436, 438, 521 5 55 5 527, Gruppe F Nr. 815 bis 817 und Gruppe B: Lui Miller. Oper von G. Verdi. Im Neuen Theater(Roſengarten). Sonntag, 29. November, 20 Uhr, für die 2 meinde Mannheim: Der Feldherr und Eg Cage Dramatiſcher Mythos von Wakter chäfer.. Montag, 30. November, 19.30 Uhr: Schülermiete S 155 Der Feldherr und der Fähnrich. Dramatif Mythos von Walter Erich Schäfer. 5 Mittwoch, 2. Dezember, 19.30 Uhr: Schülermiete C 55 Der Feldherr und der Fähnrich. Dramali Mythos von Walter Erich Schäfer. 8 her Der erſte Advent dämmert aus düſterem Wintergrau. Die Welt erſcheint ſo müde, ſtill und ernſt. Gedanken an das nordiſche Niflheim kommen uns. Aber mitten in dieſe ſtarre, kühle Einſamkeit fällt mildes Licht. Lie⸗ bende Mütter haben die erſte Kerze des Adventskranzes angezündet. Und dieſes Kerzenlicht durchbricht nicht nur das Dämmergrau des Raumes, es verſcheucht auch unſere Gedanken an das Nebelheim. Wir ſehen den grünen Tan⸗ neukranz mit Weidenkätzchen durchflochten und mit rot— ſeidenen Bändern umwunden, darüber den Schimmer der brennenden Kerze, das Sinnbild gleicher froher Hoffnung wie das Grün des Kranzes und der Sammethauch der frühlingkündenden Weidenkätzchen. Da kommt ein leiſes Freuen über uns, wird neue Lebenskraft geweckt, wird unſer Herz erfüllt mit liebeswarmen Weihnachtsgedanken, mit jener köſtlichen Erwartung, die den Zauber der Adventstage ausmacht. Der grüne Kranz in unſerem Zimmer oder die Ad⸗ ventskrone zeigt, wie immer wieder die feſtliche Geſtaltung unſeres Jahres naturverbunden iſt, wie unſere chriſtlichen Feſte ſymbolhaft umrankt werden von dem Brauchtum, das ſich an den Wechſel der Jahreszeiten knüpft, ein Brauchtum von lebensbejahender, ſieghafter, Kraft, be⸗ ſtimmt durch den Kampf gegen die Mächte der Finſternis und durch die Liebe zum Leben. Kein Oſtern ohne Oſter⸗ eier, ohne Oſterblumen, keine Pfingſten ohne die Pfingſt⸗ maien, das Erntefeſt im Zeichen der Erntekrone, und die Weihnachtszeit im Hoffnungsgrün der Tannen. Immer tragen wir etwas Grünes ins Haus, immer wieder pflan⸗ zen wir den Lebensbaum auf. Die Kerze brennt! Was wäre der Lebensbaum ohge das ſegenſpendende Licht, ohne unſeren Sonnenglauben, der ſich in den Oſter- und Sonnwendfeiern gleichermaßen kundtut wie im Kerzenſchimmer der Weihnachtstage? Natur und Gott in ewiger Verbundenheit! Die Sonne, das Licht unſeres irdiſchen Lebens, und das Chriſttind das ewige Licht unſerer Seele. So wandert durch das Winterdunkel ſtarker Glaube, der ſich ſelbſt in dem man⸗ nigfaltigen Aberglauben der Adventszeit widerſpiegelt. Die geheimen Kräfte, die am Andreastag und Barbara⸗ tag, am Nikolaustag und ſchließlich in den Zwölf Nächten wirkſam ſein ſollen, gelten der Abwehr der Unholde und Dämonen, die durch die Winternacht ſpuken, oder ſie ſind zukunftweiſend, mannigfaltige Orakel gebend. Der Win⸗ ter hal gewiß ſeine Schrecken, aber über die Geſpenſter⸗ und Schauergeſchichten der Spinnſtuben fällt der Glanz der Weihnachtshoffnung, der Segen der Adventszeit. All dies bildet den Hintergrund für die Stimmung, die in der Adventszeit unſeren Alltag durchleuchtet. Die Kerze brennt und kann nimmermehr erlöſchen. Im Ge⸗ genteil, das Licht der Hoffnung und frohen Erwartung wird heller mit jedem Tag. Freilich, damit iſt es nicht allein getan, daß man die Kerzen anzündet, daß man den Adventskranz im Zimmer aufhängt, weil es nun einmal Sitte iſt. Das Licht muß auch in unſerem Herzen Kraft gewinnen, dann wird die Adventszeit erſt zu jener weih⸗ nachtlichen Vorfreude, die unſer ganzes Daſein in dieſen Wochen vor dem Heiligen Abend durchpulſt. Gewiß hält uns der Alltag mit ſeinen Pflichten feſt, aber über dieſem vorweihnachtlichen Alltag ſchwebt der Zauber des Advents. Wir halten auf der Straße mitten im Schritt inne und bleiben vor einem weihnachtlich geſchmückten Schaufenſter ſtehen und erkennen, daß der Kaufmann hier nicht nur wirbt, ſondern, daß es ihm ſelbſt bei der Aus⸗ ſchmückung ſeines Fenſters weihnachtlich zumute wurde. Daheim iſt es die vielbeſchäftigte Mutter, die für die Vorweihnachtsſtimmung ſorgt, auch in ganz realer Weiſe, wenn der Duft der erſten Pfefferkuchenbäckereien aus der Küche dringt oder gar das ſchwere würzige Aroma der erſten Chriſtſtollen, die von Sachſen und Thüringen aus ihren Siegeszug angetreten haben. Was ſind dieſe Tage aber erſt für die Kinder, wenn 1 5 eine Koſtprobe vom Weihnachtsmann herausgereicht wird, oder es irgendeine Schüſſel ſüßen Teiges auszuſchlecken gibt. Die Kerze brennt, und im Geiſte ihres Lichtes wird all unſer Lieben mobil gemacht. Da rollen im Adventsmonat Mil⸗ lionen von Weihnachtsbäumen durch das Land, und unſer Wille, Liebe zu geben, die köſtliche Freude des Schenkens zu genießen, ſpricht ſelbſt aus nüchternen Zahlen, die da berichten, daß in der Adventszeit der Lebensmittelumſatz 25 Prozem über dem Durchſchnittsumſatz der übrigen Monate ſtehr. Wobei wir den Rekord der Pfefferkuchen nicht vergeſſen wollen, von denen im Dezember genau ſo⸗ viel verzehrt werden wie in den übrigen Monaten zu⸗ ammengenommen. Sehen wir da nicht zugleich St. Niko⸗ aus oder den Knecht Ruprecht an die Türen klopfen: „Draußen vom Walde komm ich her, ich muß euch ſagen. es weihnachtet ſehr!'“ Und nach dem erſten Schreck der Kim über den ſchneebereiften Bart und die froſtroten B————jç= b 38 0 —ĩ— 8—— Wangen des guten Knechtes ſehen ſie doch lachende, liebe Augen im Antlitz des Nikolaus und erleben, wie er als Adventsgabe Pfefferkuchen, Nüſſe und Apfel aus ſeinem Säcklein holt. ö Und wieder ein Bild! Die Kerze brennt. Am Tiſch ſitzen die Kinder, die Jungens mit Laubſäge, Hammer und Kleiſter, die Mädels mit Schere und Nadel, um Ueberraſchungen für Eltern oder Geſchwiſter anzuferti⸗ gen. Bei allem Arbeitseifer aber vergeſſen ſie nicht die Gabe des Nikolaus, knabbern raſch einmal an einem Pfef⸗ ferkuchen. Draußen aber fällt in weißen, großen Flocken der Schnee. Sollen wir noch einmal in Zahlen ſprechen, ſollen wir von den Kerzen einmal ſelbſt erzählen, um zu zeigen, wie licht der Glanz der Adventstage und der Weihnacht iſt! Von unſeren Hauskerzen, wie ſie den Adventskranz und den Weihnachtsbaum ſchmücken, wird in dem einen Monat des Adventes das Fünfzigfache von dem verkauft, was wir in der ganzen Zeit von Januar bis November verbrauchen. In frohem Glanze ſteht das adventliche Land. Ueberall Erwartung, überall Hoffnung. Wir dürfen es mit Stolz behaupten, daß die erwar⸗ tungsfrohen Kerzen der Adventszeit nicht nur in den ſchmucken und wohlhabenden Häuſern leuchten. Wir kennen kein Feſt, wir kennen keine Freuden mehr, an denen nicht alle teilhaben ſollen. Die Erwartungen des Advents, die ſich in der Heiligen Nacht erfüllen ſollea, verſuchen wir, in der Geſamtheit unſeres Volkes zu ver⸗ wirklichen. Wenn wir im Advent uns rüſten, unſeren Kindern, lieben Freunden und Verwandten Freude zu berelten, ſo erweitert ſich durch den Sozialismus der neuen Zeit dieſer enge Kreis zur großen Familie unſeres Volkes, ein Sieg des Lichtes im Zeichen der NSV., die den Advent zum Triumph des Gemeinſchaftsgedankens wer⸗ den läßt, Die Kerze brennt! Wer dieſes Licht zu deuten ver⸗ ſteht, wer dieſe ſchöne Kraft des Gemütes beſitzt, die Sonntage und Feierabende der Adventszeit zu den ſchön⸗ ſten Stunden im Familienkreiſe zu machen, erkennt die ſittlichen Kräfte, die uns aus einem ſinnvollen Brauch zuſtrömen. Es iſt, als würde unſere Wohnung einge⸗ ſponnen in ein wunderſames Wintermärchen, in einen Frieden, den die Welt und die Menſchen ſonſt nicht kennen. Wir ſpüren glückhaft das große Wunder der allumfaſſenden Liebe, das ſelige Erwarten einer großen Freude. Da wird das Lichtlein zu einem großen Stern, zum Auge Gottes, das uns ſichtbar ſegnet. In einer Welt der Unraſt und Verwirrung ſpüren wir dankbar, daß uns der Frieden gegeben wurde, der die Hoffnung der Adventszeit bedeutet. Freudig wollen wir in den Advent ſchreiten, wollen den Zauber dieſer Zeit in uns wirken laſſen wie in den Herzen der Kindlein, die voll erfüllungsgläubiger Wünſche find. Wir wollen den Glauben und das Hoffen des Advents zur ſeligen Gewißheit in uns werden laſſen, daß Kerze um Kerze ſich entzündet, daß Herz um Herz ent⸗ brennt in Liebe, und daß durch das Wunter dieſes Lichtes, die Bande immer enger geſchlungen werden, die Familie und Volk zuſammenhalten. Ein wunderſames Klingen iſt in unſerer Seele, wie das Summen eines Wiegenliedes ſo hoffnungsfroh, wie die alte Weiſe eines Weihnachtsliedes. So nehmen wir die Freuden der Adventszeit hin in dem feſten Willen, unſere Herzen weit aufzuſchließen dieſen Tagen, deren Sinn gerade uns Deutſchen ſo gänzlich aufgegangen iſt. Man ſagt, daß die Vorfreuden die ſchönſten ſind. Die Kerze brennt! Ihr Leuchten iſt uns Sinnbild dafür, daß die Stunde kommt, in der ihr Schimmer ſich vervielfältigt in dem Zauber der Weihensg n.. 85 .—— 8 Die Schlehenſträucher am Ufer ſind noch dürr und kahl. Sie ſtehen tiefſchwarz gegen den Himmel. Unter ihnen, dicht mit den Köpfen am träge fließenden Waſſer, liegen Pitterchen und Willem bäuchlings auf den küm⸗ merlichen Grasſtumpen. Pitterchen ſchaut über den Rhein, preßt die Lippen aufeinander und kneift die Augen zu einem ſchmalen Spalt zuſammen. „Ich muß mir heute noch eine Blume holen,“ ſagt er ernſt und beſtimmt.„Oben im Garten bei der Villa blühen ſchon welche— auch Pfirſiche blühen da——“ „Was willſt du damit?“ Die Frage klingt etwas ängſtlich. Willem war immer ängſtlich. Und eine dumme Frage iſt es. Was will ein zwölfjähriger Junge mit einer Blume? In den Mund nehmen. Und nachher? Wegſchmeißen, jawohl! Pitterchen zieht den linken herabgerutſchten Strumpf über den grünen Grasfleck am Knie und ſtapft den Weg zur Villa hinauf, die dicht am Waſſer liegt. Willem folgt ihm zaghaft. Dann ſtehen ſie vor der Mauer der Villa. „Ruck⸗zuck“ und noch einmal„Ruck⸗zuck“, dann hocken ſie oben, laſſen ſich in den Garten hinuntergleiten. „Wo ſtehen ſie?“ fragt Willem und zittert dabei. Pitterchen ſchaut ſich um. Die Blumen ſtehen vor ihnen am gegenüberliegenden Gitter. Zwanzig Schritte— ja⸗ wohl. Und zwanzig zurück ſind vierzig. „Los!“ ſagt Pitterchen. Er ſchnellt aus dem Gebüſch über den freien Raſenplatz auf die Sträucher zu. Und ſpringt an ihnen hoch, will im Springen Zweige abreißen. Es dauert lange, ehe er ein paar Zweige hat. Plötzlich iſt Willems Stimme da, laut und ſchreiend:„Pitter— der Hund!“ Als ſich Pitterchen umdreht, ſieht er Willem auf der Mauer ſitzen, an der anderen Seite heruntergleiten. Vom Haus her kommt Walter Mähl, des Beſitzers Sohn, mit Zenta, der Schäferhündin. Auch Walter Mähl ſchreit. „Spitzbuben! Einbrecher! Faß, Zenta!“ Er löſt den Hund von der Leine. Pitterchen bleibt ſtur ſtehen. Es hat keinen Zweck zu laufen. Ein ärgerlicher Zug gräbt ſich über ſeine Naſenwurzel. Verrechnet!— Aus! Der Hund knurrt vor ihm. Drohend ſehen ſeine Zähne aus. Aber Pitterchen verzieht das Geſicht nun nicht mehr. Er ſteckt einen Blütenſtengel in den Mund— So erwartet er Walter Mähl, der nun kommt— ſchmal und hochmütig. Er lächelt höhniſch und iſt doch nur zwei Jahre älter als Pitterchen. Zenta ſchnappt Pitterchens Hoſenboden und zerrt ihn vor Walter Mähl. „Na, Spitzbube,“ ſagt Walter Mähl und ſchweigt dann einige Atemzüge lang. Er ſcheint ſehr angeſtrengt nachzudenken.„Du haſt Forſitien geſtohlen und auch Pfirſichblüten,“ fährt er dann fort, freundlich und nieder⸗ trächtig,„eigentlich müßteſt du Prügel dafür haben. Aber ich will dich laufen laſſen. Mach, daß du wegkommſt. Aber die Blumen bleiben hier.“ Pitterchen ſchmeißt die Blumen auf die Erde und trottet langſam zur Mauer hin. Es macht ihm Spaß, die Schritte nun tatſächlich zu zählen. „— 15,— 16,— 17—“ Aber da iſt wieder Walter Mähls ſcharfe, Stimme:„Faß, Zenta!“ Und als er in plötzlichem Schreck nach der Mauer ſpringen will, ſpürt er in ſeiner Wade die Zähne des Hundes. Nicht ſehr feſt, aber es genügt, ihn auf dem Platz zu halten. „Bring ihn her!“ ruft Walter Mähl. Zenta ſchnappt Pitterchens Hoſenboden und zerrt ihn vor Walter Mähl. „Ich wollte dir nur zeigen,“ ſagt der,„wie gefährlich es iſt, in fremden Gärten ſtehlen zu wollen. Nun kannſt du gehen.“ Pitterchen geht wieder, dunkelrot vor Zorn. Als er den Sprung wagen will, hetzt Walter Mähl wieder den Hund auf hin, läßt ihn zu ſich zerren, und läßt ihn wieder gehen. Er wiederhol das grauſame Spiel noch einigemal. Pitterchen geht nun nicht mehr, er rennt. Aber immer iſt der Hund ſchneller. Es iſt ein lärmendes Jagen. In Pitterchens Augen ſchimmert es. Er keucht, aber ſchweigt. Nur einmal ſagt er gepreßt, kaum öffnet er den Mund dabei:„Das iſt feige.“ Aber Walter Mähl lacht. Erſt als eine warme, klingende Stimme Walter Mähl zum Eſſen ruft, kann er ungehindert über die Mauer klettern. Seine Hoſe iſt zerriſſen, auf ſeinen Beinen ſind blutige Male Pitterchen bindet das Taſchentuch darüber. Aber er kommt doch noch zu den Blumen Er holt ſie ſo leiſe aus dem Garten, daß ſogar die ſcharſhörige Hün⸗ din nicht anſchlägt. Das verſöhnt ihn mit ihr. Mit ihr iſt er nun quitt. Aber mit Walter Mähl——! Der Sommer kommt und vergeht, und der Herbſt kommt und vergeht, Pitterchen trägt oft eine ſtrotzende Blume aus dem Villengarten zwiſchen den Zähnen. Die Gefahr reizt ihn, nicht die Blumen. Er muß ſie ſuchen. Stur, ſchweigſam und zuweilen, wenn er an jenen merk⸗ kalte 29 würdigen Tag denkt, mit einem traurigen, brennenden Blick. Pitterchen wartet. Und mit einem lauen Frühjahrsmorgen bricht der Tag der Vergeltung an. Sie ſpielen am Waſſer, Willem und er. Der Rhein iſt nun nicht mehr ſanft und von dem fröhlichen Blau wie damals. Gelb und ſchmutzig und wild ſchießt er dahin. Hochwaſſer. Auf ihm treiben weiß, mit wulſtigen Rändern, Eisſchollen. Und vieles andere treibt auf ihm, wofür die Knaben ſich ſehr intereſſieren. Mit langen Stangen ſtehen ſie da und zerren ans Ufer, was ihnen brauchbar erſcheint. Sie wollen ein Floß zim⸗ mern. Frei ſein auf dem Waſſer wie zu Lande. Fahren oder gehen, wie ſie wollen. Aber da tönt plötzlich Schreien am Ufer und ein Jaulen. Da rennt Walter Mähl auf ſie zu, fuchtelt mit den Armen, ruft dünn und ſcharf:„Helft! Helft! Die Hunde——!“ Vor ihm her rennt Zenta ſchnuppernd und lang⸗ gezogen heulend. Sie ſpringt in das wirbelnde Waſſer, ſchlägt mit den Pfoten die Eisſchollen beiſeite. Da ſchwimmt ein rundes Etwas— und vor dieſem Ding, das ausſieht wie eine Waſchbütte, verſucht Zenta, auf eine Eisſcholle zu klettern, nun plötzlich wieder laut und durchdringend jaulend. Plötzlich gleitet über Pitterchens Geſicht ein Lächeln. Er ſteigt ruhig in einen am Ufer liegenden Kahn, legt die Riemen in die Dollen.„Flenn nicht ſo,“ ſagt er zu Walter Mähl,„drück lieber den Kahn ab.“ Pitterchen muß ſtehen, wenn er rudert, ſo klein iſt er. Das Lächeln ſitzt noch in ſeinen Mundwinkeln. Die Schol⸗ len prallen gegen die Bootswand, knirſchen, poltern. Pit⸗ terchen ſchaut ſich um. Zwanzig Ruderſchläge, ſo rechnet er. Die verdammten Schollen!— 10,— 11,— 12—. Eine Scholle ſchiebt⸗ſich unter den Nachen, hebt ihn hoch. Pitterchen verliert das Gleichgewicht.— 17,— 18—— „Zenta!“ jammert Walter Mähl am Ufer. Er kreiſcht wie eine Frau. So denkt Pitterchen.— 19,— 20. Er wirft die Ruder in den Kahn, beugt ſich über den Rand und greift Zenta am Halsband. Es fällt ihm ſehr ſchwer. Zenta wehrt ſich, ſchnappt nach ihm mit den ſpitzen Zähnen, von denen er weiß, wie ſie bohren können. „Zenta,“ murmelt er,„nun ſei brav, Zenta.“ Als er das Tier in das Boot gehoben hat, ſchwitzt und keucht er. Er beugt ſich wieder hinaus, ſieht die Bütte, die nun faſt verſunken iſt. Haſtig greift er zu und hebt ſie hoch, läßt das Waſſer ablaufen: vier junge, wim⸗ mernde, frierende Hündchen liegen darin. Ein Gummi⸗ kiſſen, das ſich mit dem Waſſer gehoben hat, bewahrte ſie vor dem Ertrinken. Zenta winſelt, ſie beleckt die kleinen Der Tod im Dunkelmeer Von Erna Büſing. Die Geſchichte vom fündhaft habgierigen Kapitän Eide Meier geiſtert noch heute durch die Hafenſtädte. Es iſt, als ob eine beſondere Verpflichtung beſtehe, die Er⸗ innerung an dieſen raffſüchtigen Kapitän wachzuhalten, der nicht in die Reihe der Kameraden gehörte, mit denen er lebte, In Eide Meier lag nämlich nicht dieſer unbezwing⸗ bare Drang, zur See fahren zu müſſen. Eide Meier fuhr, um möglichſt viel Geld zu verdienen. Schon als Leicht⸗ matroſe war er in düſtere Schmuggelgeſchäfte verſtrickt. Als er nach Jahren in die Hafenſtadt zurückkam, war er Kapitän einer kleinen ausländiſchen Reederei. Nun, Eide Meier fuhr außer Landes, damit war die Sache in der Hafenſtadt erledigt. Nun war er zu einer Erbſchaftsregelung in ſeine Heimatſtadt gekommen. Kein Menſch wußte etwas von dem Teſtament ſeines Onkels, doch erfuhr man, daß, nun der Kapitän auf der Bildfläche er⸗ ſchienen, ſeine Schwägerin bet⸗ telarm geworden war. Der Frau hatten zwei un⸗ bebaute Haus⸗ plätze gehört, die ſie verkaufen wollte, da ſie nach dem plötz⸗ lichen Tod ihres Ernährers Geld gebrauchte für ſich und ihre Kinder. Aber Eide Meier ſchwur einen Eid, und ihm gehörten fortab die Grund⸗ ſtücke. Es gab nicht einen Ein⸗ wohner der Ha⸗ fenſtadt, der den genauen Hergang wußte; doch da dem Eide Meier niemand traute, waren die Klein⸗ ſtädter ſich ohne viele Worte einig Zeichnung: Grunwald— M. Das letzte Boot wollte das Schiff verlaſſen, als der Kapitän noch einmal nach unten ging. und kauften dem neuen Grundherrn die Hausplätze nicht ab. Seine Schwägerin batte eine Verwünſchung aus⸗ geſprochen und geſagt, er werde in der Wüſte verkommen. Man raunte einander zu, die Schwägerin habe einen Traum gehabt.„Nun ja, der Ozean iſt doch eine Waſſer⸗ wüßte, wer weiß. wo der Kapitän noch einmal abbleibt!“ Hündchen, holt ſie aus der Bütte: ſtoßend, ſchiebend, mit ſpitzen Zähnen. Dann legt ſie ſich hin und ſchließt die Augen. Die vier zitternden Hündchen drängen ſich unter ihren Leib. Pitterchen lächelt noch immer. Aber nun iſt das Lächeln weich und verloren. Erſt als ein lauter Schrei zu ihm herüberdringt, ſchreckt er auf und greift verſtört nach den Riemen. Seine Mutter!—— Er kommt heil an Land und trägt die Hunde in die warme Küche ſeiner Mutter. Zufällig iſt ſie die nächſte. Er reibt die Hunde mit einem angewärmten Tuch ab, gibt ihnen heiße Milch. Und neben ihm ſteht Walter Mähl. Als er ſich auf⸗ richtet, ſtreckt der ihm die Hand entgegen. Es ſchimmert feucht in ſeinen Augen. Aber Pitterchen ſieht die Hand nicht. Da er⸗ rötet Walter Mähl. Er kramt in der Taſche. Er will anſtän⸗ dig ſein, ſicher, — holt ein Geld⸗ ſtück hervor, es glänzt filbern. Aber Pitterchen ſieht es nicht. Da drückt Walter Mähl ihm das Geld in die Hand, heiß und mit kräftigem Druck. Aber es fällt zur Erde, mitten unter die krabbelnden, kriechenden Hunde. Und Pitterchen geht hinaus. Gerade, ſchweigſam, ver⸗ achtend. Der Gärtner kommt und holt die Hunde in einem warmgepolſterten Korb. Nach ihm kommt Walter Mähls Mutter. Sie hat die warme, klingende Stimme, die da⸗ mals zum Eſſen rief. Sie ſtreichelt über Pitterchens Haare. Doch das will er nicht. Sie redet zu ihm; doch er ſchweigt. Und endlich erhebt er ſich, geht hinaus, als ſei ſie ihm läſtig. Nach einiger Zeit ſchickt ſie ihm einen der jungen Schäferhunde. Pitterchen nimmt ihn gern und ungern Zeichnungen(2): Grunwald— M. Haſtig greift er zu und hebt die Bütte hoch. zugleich an. Er will ihn dreſſieren. „Ich werde ihn ſpäter auf Walter Mähl hetzen,“ ſagt er zu Willem. Aber das iſt das einzige Vorhaben, das er ankündigt und nie ausführt. Denn er iſt nun auch mit Walter Mähl quitt. Aber der Kapitän verkam wirklich in der Wüſte. Das iſt eben das Seltſame an dieſer Geſchichte, warum ſie bis auf den heutigen Tag nicht vergeſſen wurde. Als er nämlich mit ſeinem Schiff von Kap Bajador nach Kap Blanco ſegelte, ſtand am Himmel das unheil⸗ verkündende Geſpenſt aller Afrikafahrer. Die Seeleute ſtarrten auf die eigentümlichen ſchwarzen Streifen am Horizont, die deutlich verkündeten, daß die Wüſte in Be⸗ wegung war. Und dann beherrſchte die Sahara das Meer, Dicht raſten Sandſtürme über den Ozean. Die Luft war verfinſtert. Sand lag auf der Kommandobrücke, Sand lag in den Kojen und Kleiderſäcken der Schiffsmannſchaft. Plötzlich herrſchte völlige Windſtille. Das Schiff ſtand in einem Sandregen. Aber was das Furchtbare war: Obwohl kein Windſtoß in ſeine Segel kam und man keinen noch ſo geringen Luftzug an Deck verſpüren konnte, trieb das Schiff wie ein Spielball in der gefürchteten nord⸗ ſüdlichen Strömung. Grimmig erwartete die Mannſchaft ein Unglück. Im ſeichten Waſſer ſtieß der Segler auf eine Klippe. Ihn frei⸗ zubekommen, war unmöglich. Zudem hatte er ein ge⸗ höriges Leck, in das Waſſer drang. Man ſetzte die Pum⸗ pen in Bewegung, man verſuchte abzudichten, und der Sand rieſelte. Alles war umſonſt, das Schiff legte ſich auf die Seite und ſank. Die Rettungsboote wurden klargemacht. Man hatte Zeit genug gehabt, reichlich Proviant in ihnen zu ver⸗ ſtauen. Dann ſagte man einander„Auf Wiederſehen“, Man mußte ſchnell aus dem ſaugenden Strudel des unter⸗ gehenden Schiffes kommen und ſich dann auf den Kom⸗ paß, die eigene Armkraft und den lieben Gott verlaſſen und die Küſte entlang rudern, um irgendwo zu landen. Das letzte Boot wollte das Schiff verlaſſen, als der Kapitän noch einmal nach unten ging, um eine Kaſſette zu holen. Es handelte ſich nicht um die Schiffspapiere, die waren bereits im Boot; es war ſicher eine Kaſſette, die wertvolles Privateigentum enthielt. 5 Schiefer und ſchiefer legte ſich das Schiff, es neigte ſich derart, daß es das Boot bereits wegſog. Man rief, man wartete, der Sand fiel ſtärker, man ſtarrte vergeblich in die Dunkelheit, doch kein Auge erſpähte den Kapitän. Nach ſchweren Tagen landete die Mannſchaft an der Küſte in der Nähe von Kap Blanco, ſtieß auf die letzten Anſiedler der von den Portugieſen verlaſſenen Bai von Arguin und ſchlug ſich trotz mancher Irrfahrten nach einer Hafenſtadt durch. i i Dort erzählte man dann die Geſchichte von dem Ka⸗ pitän Eide Meier, der den Tod im Dunkelmer fand. Was aber in einer Hafenſtadt geſprochen wird, erfährt man gar leicht in der anderen. So kam auch die Erzählung ohne Entſtellung in die kleine nordiſche Stadt, wo ſie freilich weit mehr Aufſehen machte als in Afrika. Die Einwohner ſahen einander an und ſagten:„Ja, ja, es iſt bisher noch jeder beſtraft worden, der ſich an Witwen und Waiſen verging; was nützen ihm nun d Hausplätze!“ 8 a 1 88 Vis einer rief:„Er ſtarb im Dunkelmeer, das iſt doch noch ein Stück Sahara, das in den Ozean reicht!“ Dann waren alle ganz beklommenen Sinnes und wußten:„Nun iſt Eide Meier alſo doch in der Wüſte geſtorben!“ tere Bet! und zimt ſchie Bett Blie Ent! ſchn⸗ tiger zurb in d ſpiel die Bett geſck mon der er st men. g Mut geſen geirr oder Aber . Freu kom: die läche zu h ſorge ſam zurü Hau den Hiln die U 2 III Sone vo EISE Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö62. (20. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Adenburry ging; Milligan grüßte militäriſch und machte ein unheimlich feierliches Geſicht. Auf der Treppe drehte ſich Adenburry nochmals um und ſagte leiſe: „Schließen Sie ſich doch ein, wenn Sie dieſe Vorberei⸗ tungen treffen, Milligan. Der Fulbey kann ja auch einmal nachſehen wollen“ „Iſt auch wahr, Mylord. Das habe ich verdummt.“ Mit dieſem ſchönen Wort verſchwand der rote Schopf und die Tür oben wurde geräuſchlos verſperrt. Adenburry aber fühlte ſich jetzt ganz anders als vorhin, da er herauf⸗ gekommen war, und er ſegnete das ehrliche Geſicht des Verräter Mike Milligan. Unten jedoch ſetzte er wieder eine ernſte Miene auf und ſagte düſter: „Ich habe die Sache in die Hand genommen. Tun Sie nichts; er wird überwacht werden. Kommen Sie, Fulbey; bitte, geben Sie mir den Brief perſönlich.“ Dann fuhr er mit dem ängſtlichen Manne zur Re⸗ gierung und ſperrte vor ſeinen Augen alle Akten, auch den Brief, in ein Fach ſeines Safes. Doch war Adenburry, der plötzlich ein beſonderes In⸗ tereſſe für Bettler empfand, nicht entgangen, daß ein Bettelmönch am Garteneingang ſaß, anſcheinend in Gebet und Andacht verſunken. Er konnte ihn von ſeinem Amts⸗ zimmer aus ſehen, und etwas in der Haltung des Mannes ſchien ihm ſeltſam. Und als Fulbey vorbeiging hob der Bettler den Kopf, und es war Adenburry, als ſuchten ſeine Blicke die Front des Hauſes ab. Mit einem plötzlichen Entſchluß nahm der Oberſt ſeinen Tropenhelm, ſtülpte ihn ſchnell auf und rief ſeinen Angeſtellten zu, ihm ſei ein wich⸗ tiger 8 eingefallen, er kehre nun nicht mehr ins Büro zurück. Dann ſchlenderte er zu Fuß die breite Allee hinunter, in der der ſpärliche Palmenſchatten auf dem gelben Sand ſpielte. Am Tore angelangt, blieb er ſtehen und griff in die Taſche, in der er loſe Münzen zu tragen pflegte. Der Bettelmönch hatte den Kopf tief geſenkt, die Schale aus geſchnitztem Horn hoch erhoben und ſang leiſe und monoton. Adenburrh ſagte in nachläſſigem Engliſch, wie einer der ärgerlich iſt, wenn er eine Münze nicht findet, die er ſucht: „Brief erhalten. Verlobung Bluff. Nichts unterneh⸗ men. Nachricht bei Mike. Hier, endlich habe ich's...“ Dann folgte eine Reihe leiſer Flüche, und alles war e geſagt, daß es nur jemand verſtehen konnte, deſſen Nutterſprache das Engliſche war. Der Bettler hob den geſenkten Kopf nicht, und Adenburry dachte, er habe ſich geirrt, was nichts ausmachen würde. Ein Eingeborener oder ſonſt ein Orientale hätte ihn niemals verſtanden. Aber dann ſang der Bettler leiſe vor ſich hin und ſagte: „Geſegnet die, die Freunde haben; geſegnet die, deren Freundſchaftsauge auch durch Lumpen dringt. Der Abend kommt bald und mit ihm die Erkenntnis. Geſegnet die, die Freunde haben——“ Das monotone Singen klang weiter. Adenburry lächelte und ſagte ſchnell:„Verfluchter Kerl! Wiederſehen!“ Dann ging er ſeines Weges, um ſich einige Zigaretten zu holen, die ihm ebenſogut ſeine Dienerſchaft hätte be⸗ ſorgen können. Der Bettler aber erhob ſich wieder lang⸗ ſam und mühevoll und ſchlich in das Eingeborenenviertel zurück, um dort die Dämmerung im kühlen Torbogen eines Hauſes abzuwarten, das nicht weit vom„Haus der ſinken⸗ den Sonne“ entfernt war. 16. Kapitel. Der Brief von Lady Adenburry erreichte Muſtafa Hilmi, noch ehe er aus ſeiner ſchweren Enttäuſchung hatte die Folgerungen ziehen können. Er war auf Umwegen nach Eſtafileh zurückgefahren, unſicher geworden, wann und auf welche Art er mit Ellen ſprechen ſollte. Da er die Ehe auf die Zuſtimmung der offiziellen Geſellſchaft von Kairo gründen wollte, die faſt ausſchließlich aus der eng⸗ liſchen hohen Beamtenſchaft beſtand, würde ihm eine an⸗ dere freundliche Geſinnung anderer Kreiſe nichts genützt haben, wenn der Militärbevollmächtigte nicht mitmachte. Als er nun den Brief mit dem offiziellen Wappen auf ſeinem Schreibtiſch liegen ſah, verſchwand der Druck der Verſtimmung ſofort, und er griff mit ſchneller Hand nach dem Schreiben. Lady Adenburry ſchrieb: „Dear Paſcha, Sie werden verſtehen, wenn eine Frau ſich mehr für eine bevorſtehende Ehe intereſſiert als ein Mann. Darum wollen Sie die Ablehnung meines Mannes entſchuldigen, die offenbar auf einem Mißverſtändnis be⸗ zuht und die er bedauert. Ich habe Miß Ellen geſprochen, finde ſie reizend und habe ſie gebeten, bis zu ihrer Hochzeit unſer Gaſt zu ſein, was Ihnen hoffentlich recht iſt. Ein wenig ſich den europäiſchen Gepflogenheiten zu fügen, iſt in dieſem Falle wohl auch in Ihrem Sinne. Selbſt wenn s Ihnen mit der Zeit läſtig werden ſollte. Falls Ihnen dieſes Arrangement recht iſt, bitte ich, Ihrer Dienerſchaft n Cedar Lodge die nötigen Anweiſungen zu geben, damit Niß Ellen beute noch zu uns überſiedeln kann. Wenn le heute abend um acht Uhr mit uns das Souper neh⸗ men wollen, würde uns das freuen. Verbindlichſt Ihre Alian Adenburrv.“ Wäre Muſtafa Hilmi ein Europäer geweſen, ſo würde er ſicher ſeinen Gefühlen durch einen Freudeuruf Ausdruck en haben. So äußerte ſich ſeine frohe Erregung auch unt— daß er ſich mit ungewöhnlicher Haſt eine 8 e. 4 f 5 a 5 1 N Souper! Die erſte, die er von Lady 3 erhalten hatte. Bisher war er immer nur zu daroſen Routs eingeladen worden, die im engliſchen Teen gebäude alles, was kreuchte und fleuchte. ver⸗ MAR EN NA einigten. So hatte er alſo bereits jetzt einen Teil deſſen erreicht, was er ſich von dieſer Heirat verſprach. Eine ſtarke, freudige Dankbarkeit gegen Ellen, die die Veran⸗ laſſung hierzu war, wallte in dem Aegypter auf, und jetzt erſt fiel ihm der allerdings ganz nebenſächlich erſcheinende Umſtand ein, daß die Glückliche ja ſelbſt noch gar nichts wußte! Das mußte ſchleunigſt nachgeholt werden. Miß Ellen Sedlin mußte erfahren, daß ſie die Verlobte von Muſtafa Hilmi Paſcha war und in vier Wochen die reichſte Frau Aegyptens ſein würde. Europäiſche Konvention? Warum nicht! Sie ſollte ſich in der Illuſion wiegen, die Frau eines vollkommen europäiſchen Mannes zu werden. Lange würde dieſe Illuſion nicht dauern. Muſtafa Hilmi mußte leiſe lachen, als er ſich das Er⸗ ſtaunen ſeiner zukünftigen Frau vorſtellte, wenn er ihr beibrachte, wie er ſich ihr ſpäteres Verhältnis dachte. Dann ließ er ſich wieder den Sekretär mit den ausgezeichneten deutſchen Kenntniſſen kommen und verfaßte einen Brief an Ellen Sedlin. Anſchließend ſandte er einen ſeiner ver⸗ trauten Angeſtellten zu dem Juwelier in Kairo, deſſen erſter Kunde er war, und ließ ſich eine Auswahl verſchie⸗ dener Juwelen kommen. Zugleich wurde dem Obergärtner der Auftrag gegeben, einen Korb mit auserleſenen Blu⸗ men herzurichten. In der Zwiſchenzeit diktierte Muſtafa Hilmi den vorhin entworfenen Brief. Zeichnung: Drewitz— M. Die Zofe überreichte den Blumenkorb mit einem tiefen Knicks und murmelte etwas von der Gnade, die ihr die Herrin erhalten möge. „Hochverehrtes Fräulein Sedlin. Hierdurch erlaube ich mir, Sie zu bitten, meine Frau zu werden. Sie haben Gefühle in mir erweckt, die mir Ihre Zuſtimmung als höchſtes Glück erſcheinen laſſen würden. Als Zeichen, daß Sie meinen Antrag annehmen, bitte ich Sie, am heutigen Abend den beifolgenden Schmuck anlegen zu wollen. Lady Adenburry teilte mir mit, daß Sie heute noch zu ihr über⸗ ſiedeln, wozu ich Ihnen alles Gute wünſche. Ich ſehe Sie dort beim Souper und bin überglücklich, dann meine Ver⸗ lobte begrüßen zu dürfen. Ihr Ihnen ganz ergebener Muſtafa Hilmi.“ Mit dieſem Briefe ging ein Befehl nach Cedar Lodge, die Ueberſiedlung der„Herrin“ in das engliſche Regie⸗ rungsgebäude zu unterſtützen. Gleichzeitig wurde der wunderbare Blumenkorb abgegeben, durch deſſen rote, fremdartige Blüten ſich eine Kette von Brillanten ſchlang, die wie rieſenhafte Tautropfen tropiſcher Nächte wirkten. Ellen war gerade beim Packen. Das Geſicht der Zofe, die ihr den Blumenkorb brachte, war ſo verwirrt, daß Ellen lachen mußte. Die kleine Franzöſin, die natürlich auch das Gerede von der Verlobung gehört hatte, wußte nicht, wie ſie ſich dieſer neuen Entwicklung gegenüber ver⸗ halten ſollte. Sie überreichte den Blumenkorb mit einem tiefen Knicks und murmelte etwas von der Gnade, die ihr die Herrin erhalten möge. Ellen ſagte ein freundliches Wort, was ſie ſich jetzt, unmittelbar vor ihrer Befreiung, gut leiſten konnte, und las den Brief aufmerkſam durch, der wieder in der ſchö⸗ nen, geſtochenen Schrift geſchrieben war. Dann nahm ſte die lange Brillantenkette vorſichtig aus den roten Blüten, ließ ſie leicht durch die Hände gleiten und dann in eine Schachtel fallen, die zufällig offen ſtand. Die Zofe Celie ſah dieſem Beginnen mit offenem Munde zu. Sie begriff nicht, wie man derartige Geſchenke ſo gleichgültig behandeln konnte, wie man ſolcher märchen⸗ haften Entwicklung der Dinge gegenüber ſo ruhig bleiben konnte. Sie ahnte ja nicht, daß Ellen alles dieſes als Teil einer a anſah, die dem helfen ſollte, der im⸗ mer an. dachte. Sie konnte nicht wiſſen, daß für Ellen dieſe ſeltenen Edelſteine nichts anderes waren als die T ne der e vor der Vor⸗ ſtellung einer Diva ausliefert, um ſie am Schluß der Vorſtellung wieder zurück zu erbalten. Der Brief Tom Grants hatte bewirkt, daß ſie nun alles, was ſie hier um⸗ gab, ſchon nicht mehr als wirklich empfand, und daß ſie ſich auch nicht vor der Verlobungskomödie ſcheute, wußte ſie doch Lilian Adenburry an ihrer Seite, und war ſie doch im Schutze von Toms Freund. Sie packte jetzt ihre Sachen ſorgfältig ein und leitete die kleine Zofe derart an, daß alle diejenigen Gegenſtände, die ſie im Auftrage des Paſchas gekauft, in dem großen Schrankkoffer blieben. Ihre eigenen beſcheidenen Sachen, gegen deren Mitnahme ſich ihre Tante Adele in London ſo heftig geſträubt hatte, packte Ellen in den alten, viel⸗ gereiſten Koffer ihrer Mutter und fühlte ſich bei dieſer Handlung ſchon allen Gefahren, die ſie die letzten Tage ſo geheimnisvoll um ſich gefühlt hatte, entronnen. Dann badete ſie noch einmal in dem wundervollen Bade, ließ ſich Früchte auf die Terraſſe bringen und genoß ein letztes Mal dieſe Atmoſphäre, die ſie ſo raffiniert umgeben hatte. Nachdem ſie ſich angekleidet hatte, meldete ihr der Butler, daß alles angeordnet ſei, und mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung verließ Ellen Cedar Lodge, Ort der Geheimniſſe und der Seltſamkeiten, in dem trotz aller europäiſchen Aufmachung der Orient in allen Fugen niſtete. Den Bettler fand ſie am Tore nicht mehr vor. 24. Zur gleichen Stunde rüſtete ſich ein anderer Gefan⸗ gener des Orients nicht weit von Cedar Lodge ebenfalls zum Verlaſſen ſeines Aufenthaltes, den er in letzter Zeit als Kerker empfunden hatte. Es war der Chemiker Bon⸗ nacieux. Er hatte ſich entſchloſſen, mit einem Dampfer zu fahren, der zwei Tage vor der„Elpis“ abging, die er Hilmi genannt hatte. Die Sicherheit, die ihm der an Sir Thomas geſandte Brief gab, war zwar für ein Jahr hin⸗ reichend. Dennoch kannte Bonnacieux Muſtafa Hilmi ſo genau, daß er es ihm zutraute, nicht davor zurückzu⸗ ſcheuen, einen Untergang der„Elpis“ zu inſzenieren, um des einen Menſchen willen, der an Bord die Geheimniſſe des Paſchas kannte, alle Paſſagiere ſterben zu laſſen. Des⸗ halb war es beſſer, ſich heimlich und unter anderem Na⸗ men einen Schiffsplatz auf einem früher abgehenden Dampfer zu beſorgen. Die Möglichkeit zu dieſer unbeach⸗ teten Abreiſe bot dem Chemiker die Anweſenheit eines Freundes, der in ſeinem eigenen Auto Aegypten bereiſte und ihn zu einer Tagestour eingeladen hatte. Dieſen Freund hatte er gebeten, ihn an eine Station der Strecke Kairo— Alexandrien zu bringen und ſein Gepäck mitzu⸗ nehmen. Der für ſeine Bedürfniſſe ſehr beſcheidene Ge⸗ lehrte hatte ohnedies nur Sorge um die Kiſte mit Papie⸗ ren, die ſeine Aufzeichnungen enthielten. Das perſönliche Gepäck nahm kaum Raum ein.— So arbeitete Bonnacieux denn mit freudigem Eifer am Verſtauen ſeiner Schriften und vergaß alle Sorgen und Aengſte. Es war wirklich ſo, wie er Muſtafa Hilmi geſagt hatte: Für ſich und ſeine Sicherheit, für die Dauer ſeines eigenen Lebens hatte er keine Angſt, aber ſeine Er⸗ findung wollte er fertigſtellen. Den ganzen Nachmittag arbeitete Bonnacieux ohne Aufhören. Während der einen Nacht, in welcher er noch dieſes tadellos eingerichtete Laboratorium zur Verfügung hatte, wollte er einen letzten, ſehr entſcheidenden praktiſchen Verſuch für ſeine Erfin⸗ dung machen. Danach konnte er dann lange genug theo⸗ retiſch weiterarbeiten, bis ihm wieder die Benutzung eines Laboratoriums frei ſtand. Im Morgengrauen ſollte ihn dann ſein Freund mit dem Wagen abholen, wie verein⸗ bart worden war, und ſie würden gemeinſam, ohne ſon⸗ ſtige Hilfe, die Koffer und die Schriftenkiſte verſtauen. Ein herrliches Gefühl geſteigerter Lebensfreude erfüllte den Gelehrten, denn er ſpürte ſchon die Atmoſphäre der alten Heimat. Bei dem Gedanken, den Orient zu ver⸗ laſſen, wurde ihm ganz jung zumute, und ſeine Kräfte ſchienen ſich zu verdoppeln. Es war gegen Abend, als Bonnacieux mit allen ſei⸗ nen Vorbereitungen fertig war, die er in dem kleinen Raume neben dem Laboratorium vorgenommen hatte. Er begab ſich hinaus und teilte ſeinen Mitarbeitern mit, daß er die Nacht über zu experimentieren gedächte und nun abſchließen würde. Das ſetzte niemand in Erſtaunen, denn die Angeſtellten waren dergleichen von ihrem Chef gewohnt. Mit leuchtenden Augen ſah Bonnacieux den letzten der Mitarbeiter davongehen. Sein Herz jubelte, daß er keinen von ihnen allen wiederſehen würde und ſich niemals mehr unſchuldig ausſehende Verhüllungen für Rauſchgifte würde ausdenken müſſen. Strahlend war ſein Blick, als er die große Haustür abſchloß und ſich zurück in das hell⸗ erleuchtete Laboratorium begab, um dort ſeinen letzten Verſuch zu machen. Der nächſte Morgen ſieht mich frei, ganz frei von dir, verfluchtes Land! dachte Bonnacieux und zündete die Flamme unter ſeinem Verſuchstiegel an, ein glücklicher Menſch, voll von Hoffnungen, voll von Freude auf die Heimt, voll von Freiheitsgefühl und dem Bewußtſein, ſich Ic allein zu gehören, ſich und der geliebten Wiſſen⸗ aft.—— aben, wenn man n nicht vielleicht doch z au. m wenn man im im ma in konve Problem„Hühnerjagd“. f ) 2 , 7 93„ 8— f N e e 7 N 5 8 2 2 GN Ws“ Ac 8 Ke 0 e FAA Denkübung:„Der Taubenliebhaber“. Ein Taubenliebhaber wurde von einem Freunde be— fragt, wieviel Tauben er in ſeinem Schlage habe. Seine Antwort lautete:„Ich habe weniger als 200 Tauben: wenn ich ſie paarweiſe fliegen laſſe, ſo bleibt eine im Tau⸗ benſchlag zurück; laſſe ich aber ſtets drei zu gleicher Zeit fliegen, ſo bleiben ſchließlich zwei übrig; laſſe ich ſtets vier gleichzeitig fliegen, ſo bleiben drei übrig; laſſe ich im⸗ mer fünf zu gleicher Zeit fliegen, ſo bleiben vier zurück; laſſe ich indes ſechs fliegen, bleiben fünf zurück, und laſſe ich ſieben gleichzeitig fliegen, ſo iſt nach mehreren Aus⸗ flügen der Taubenſchlag leer.“ Wieviel Tauben hatte der Taubenliebhaber? Schach⸗Aufgabe. d F S h ,, 0 1 ee 2 9,,., 5 19.,, * b 8 0 12 8 — N N Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Ausfüll⸗Rätſel. aer e Luchsart, h en Schlachtort bei Wien, r ee Optiſches Inſtrument, r Bürogerät, m her Nebenfluß des Rheins, 3 Paarzeher, in Käſeſtoff, F Stadt auf Bornholm. Vorſtehende Bruchſtücke ſind mit den Buchſtaben aaceeeeffhkknnrz an den mit Punkten be⸗ zeichneten Stellen auszufüllen, ſo daß die angedeuteten Wörter entſtehen. Dieſe Buchſtaben ergeben dann, von Scherz⸗Rätſel. des des des 5 8 8 des K des d K d des des des d d d Geographiſches Leiſten⸗Rätſel. Die 35 Buchſtaben: 4a, lc, 2d, 6e, If, li, 1k, 21, ön, 10, Ar, 2t, Zu, lv, 1w ſind in vorſtehende Figur in der Weiſe einzuſtellen, daß ergeben: 1. die Querleiſte ein deutſches Mittelgebirge, 2. die fünf Längsleiſten: a: Deutſches Mittelgebirge, b: Nebenfluß der Donau, e: Fluß in Pommern, d: Europäiſcher Strom, e: Fluß in Schleswig⸗Holſtein, f: Südamerikaniſches Gebirge. Wer Nindler hat, habe auc stets Hensaplast-Schnelverband im Haus. Kleine Ver letzungen sind schnell hygienisch ver- bunden. Das kind kann unbehin- N dert Weiterspielen, denn Hanss- plast sitzt unverrückbar fest. 88 Auflöſungen aus letzter Nummer: Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Krim, 2. Kilo, 3. Doſis, 4. Eton, 5. Wels, 6. Mole, 7. Ille, 8. Olli, 9. Styx, 10. Leer, 11. Aida, 12. Sudan, 13. Aſen, 14. Toga. Senkrecht: 1. Krem, 2. Kiwi, 8. Olga, 9. Saat, 15. Idol, Mone, 17. Iſel, 18. Oeſe, 19. Tolle, 20. Lloyd, 21. Leſe, Irun, 23. Tito, 24. Kala. Anagramm: Zug. Zuſammenſtell⸗Aufgabe: Lohndiener, Schei⸗ 16. benhonig, Aldebaran, Fluegel, Lichterbaum.— Die Heide blueht. Bilder⸗Rätſel: Dem Unrecht Trutz, dem Rechte, Schutz. Verſteck⸗Rätſel: Hoch leben die Damen. Buchſtaben⸗Rätſel: Verſtand— Vorſtand. Leiſten⸗Rätſel: 8 Kein Vergleich. Arzt:„Mein lieber Herr Müller, ich finde, daß Ihr Puls doch recht ſtockend iſt!“ Müller:„Da wollen wir uns keine Sorgen machen, Herr Doktor, denn des iſt gar nichts gegen meine Zah⸗ lungen!“ * „Frau Romay ſoll ja mit Ihnen verwandt ſein!“ „Ja, ſie iſt die Klatſchbaſe meiner Frau!“ oben nach unten geleſen, werden ſie aneinandergereiht,(Woche.) ein beliebtes Zuſammentreffen der Damenwelt.. Vorgeſorgt. „Mein Mann wird mir eine Menge Geſchenke ,,,,. Nach dem umwälzend neuen Verfahren, das wir im Sommer für das neue Mobiloel mit durchschlagen zum Geburtstag machen.“ „Woher wiſſen Sie denn das?“ „Ich habe doch das meiſte ſchon gekauft!“ 275 Mehr Ausſichten. Hilde:„Mein Vater iſt glücklich, daß du Dichter biſt.“ Hans:„Wirklich? iſt ja fein!“ Hilde:„Ja, mein erſter Freund war Boxer, und gegen den war nichts zu machen!“ Nicht ſchlimm. Lehrer:„Ihr Junge iſt in den anderen Fächern ganz gut, nur in Geogra⸗ phie leiſtet er zu wenig.“ Mutter:„Das iſt nicht ſo ſchlimm, wir haben ja doch Das kein Geld zum Reiſen!“ Zeichnung: Luci Krenczek, „Kann ich einen Pfeifleſſel haben, der:„O Tannenbaum flötet?“ Der Schmeichler. Paſtor:„Lieber Gruber, ich habe wirklich noch keinen Menſchen geſehen, der ſo viel getrunken hat wie Sie.“ Gruber:„Oh, Herr Paſtor, Sie ſchmeicheln mir. Ich tue mein Beſtes.“ Er will ſicher gehen. Munke trifft Punkte. Munke iſt wieder einmal nie⸗ dergeſchlagen. Er hat kein Geld. Wie immer. „Ich bin das Leben ſatt, ich mache Schluß!“ murmelt Munke. Punke fragt voll Teilnahme:„Du Aermſter, und welche Todesart willſt du denn wählen?“ Munke meint:„Ich ſchwanke noch zwiſchen Erdbeben 1* und Blitzſchlag! Geſchäftliches— Vilte, keine Amſtände! „Schreibereien, mit dem Agenten verhandeln, Um⸗ ſtände und Scherereien— einfach gräßlich!“ Das iſt der Grund für tauſend nicht abgeſchloſſene Verſicherungen, die notwendig wären. Iſt das wirklich ein Grund? Nein! Es iſt alles viel einfacher! Schreiben Sie oder telepho⸗ nieren Sie an einen Ihnen empfohlenen Agenten einer privaten Verſicherungsgeſellſchaft und bitten Sie um Unterlagen. Sonntags nach dem Frühſtück, wenn Sie gut gelaunt ſind, füllen Sie den Fragebogen aus und ſchicken die ausgefüllten Formulare zurück. Das iſt alles. Wenn nicht ganz beſondere Verhältniſſe noch Rückfragen nötig machen, brauchen Sie dann nur noch den Verſiche⸗ rungsſchein, früher Police genannt, einzulöſen, ſobald Ihnen die entſprechende Rechnung zugeht. Selbſt die Formulare brauchen Sie nicht ſelbſt auszufüllen, wenn Sie den Agenten zu ſich bitten; er wird Ihnen auf Wunſch auch jede Einzelheit der abzuſchließenden Verſicherung aus⸗ einanderſetzen. Sie werden finden, daß die Formalitäten harmlos ſind im Vergleich zu einer Steuererklärung, ganz zu ſchweigen von dem Prozeß, den Sie möglicherweiſe einmal führen müſſen, weil Sie nicht verſichert waren! 5 Me zacllat Ol das? Malis bb U Aacl. Jo c ee Das ist kein Geheimnis. ich pflege Gesicht und Hände täglich vor und nach der Arbeit mit Eukutol g. Dann bleiben sie zart und schön außer Verantwortung der Schriftleitung Dosen zu 15, 30 und 60 Pfennig giesentube RM 1.35 Werde r n rgagorlacken 28.25. RADIO Mitglied Stützer NM. 18. u. 15.95 Moderne erde gebfaaezt Preisliste gratis. ah 8,„bell, Je Ale kr des M. PRESSLER ele sehr bil. Leske Magdeburg, buttergase, Radio- panisch ND 1 gerlin 57 N 155 —— „Zum Wochenende! und„Zum Zeitvertreib! Nr. 48 erſcheinen als Beilage 5 A. Bl. 36: 664 297. Pl.⸗Nr. 8. Für die auf dieſer Seite erſcheinenren Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg Verlag Scanic blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; ſämtl. in Berlin SW 68, Lindenſtr. 1010/1 — 2 SO EIN NiertES MADE— ScHAbt, OAS biłs GRRSS ucnied xOHH UN UN. Okpfifœ EN Hf IHR GE ESC HED eo RRSEN. is OCH NO ecken. f 5 — A SU, DASS CH OAS GFHHORT HABE— Ot BEIDEN SON EINMAL WISSEN, WAS OlEFSE Had SO ILS SCHAFFEN MOSSE N. UND NfS. HABEN Sie NIC x EIN SiCrikRks NMNHEt GEGEN ee KN DEREN Skikf Hüft GAEANUIIE RT. ES CHN Ol FABEIHAF I. AS SCIHUA FENG ETH DIE HND WASCHEN UND GT AT. 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