Rr. 294(2. Blatt). Neckar Bote Mittwoch, 16. Oezember 1936 Aufklärung und Werbung WPD. In dem nachſtehend veröffentlichten Artikel, der aus der Feder des Leiters des Reichsausſchuſſes für volkswirtſchaftliche Aufklärung Dr. K. H. Heufſer ſtammt, wird eine für jeden Werbungtreibenden, dh alſo letzten Endes für jeden in der Wirtſchaft ſtehen— den Menſchen, äußerſt wichtige Fragen behandelt. Die Frage nämlich welche Rückwirkungen ſich aus der gewaltigen Strukturwandlung der deutſchen Volks. wirtſchaft für die Wirtſchaftswerbung ergeben. Dr. Heuſer 90 klar die große Aufgabe der Aufklärung, die der irtſchaftswerbung zuſätzlich geſtellt iſt und die Möglichkeiten, die ſich daraus auch für die eigent⸗ liche Abſatzwerbung ergeben 5 Wenn wir in der Wirtſchaftswerbung heute im allge⸗ meinen die auf den Abſatz gerichtete Werbung erblicken und unter volkswirtſchaftlicher Aufklärung alle Maßnahmen verſtehen, die über die geſamte Volkswirtichaft, ihre Zu⸗ ſammenhänge, ihre Lenkung und die aus dieſen Gründen erfolgenden Maßnahmen der Regierung unterrichten, ſo iſt doch keine ſcharfe Trennung dieſer beiden Begriffe und ihrer Tätigkeiten zu vollziehen. Die volkswirtſchaftliche Auf— klärung ſieht ſich heute vor die Tatſache geſtellt, auch den Verbrauch und damit den Abſatz beſtimmter Güter und Leiſtungen zu propagieren, und ebenſo iſt die Wirtſchafts⸗ werbung gehalten, zu ihrem Teil die Kenntniſſe über neue Erzeugniſſe und deren beſondere Eigenheiten möglichſt weiten Kreiſen zu vermitteln. Dieſe Tatſache iſt ziemlich allgemein bekannt, auch wenn die Bedeutung der geſamten Werbung und ihrer verſchiedenen Arten ſich hier und dort noch nicht herumgeſprochen zu haben ſcheint. Es mag viel⸗ leicht nicht zeitgemäß erſcheinen, daß gerade in einem Augenblick, wo aus manchmal recht begreiflichen Gründen eine Einſchränkung der Wirtſchaftswerbung erfolgt, von b Aufgaben dieſer Wirtſchaftswerbung geſprochen wird. Es iſt gewiß verſtändlich, daß Warenknappheiten oder laufende Staatsaufträge nicht eine Werbung erfordern wie die einer Ware, die, in ausreichender Menge vorhanden, ausſchließlich auf dem freien Markt abgeſetzt werden muß. Eine Schlußfolgerung wäre indeſſen falſch daß dieſer Zu⸗ ſtand, der heute in manchen Teilen der Wirtſchaft herrſcht, ein dauernder ſein ſoll. Das Gegenteil iſt richtig. Partei und Regierung bemühen ſich mit dem geſamten Volk, die vorhandenen Mängel in der Verforgung zu beſeitigen und durch eine Umſtellung der Wirtſchaft und des Verbrau⸗ chers eine geſicherte vollſtändige Verſorgung Deutſchlands zu erreichen. Zahlloſe Betriebe ſind gezwungen, ſich auf neue Werkſtoffe umzuſtellen. Die große Verbraucherſchaft wird über kurz oder lang dieſe Erzeugniſſe nicht als Not⸗ behelf aufnehmen, ſondern ſie freiwillig wegen ihrer Eig⸗ nung erwerben. Die Umſtellung der Wirtſchaft wird erfol⸗ 55 ihr Tempo und die Bereitwilligkeit der Verbraucher- chaft, die neuen Erzeugniſſe aufzunehmen, hängen von der beſonderen Initiative und damit auch der Werbung ab, die für dieſe Erzeugniſſe betrieben wird. Wenn heute auch die vom Staat betriebene Aufklärung umfangreicher und intenſiver iſt als je, ſo iſt es doch nicht die Abſicht. des Staates, durch Zwangsmaßnahmen diefen Erzeugniſſen den Eingang in den Verbrauch zu ſichern oder die wirtſchaft⸗ liche Initiative in einzelnen Fällen ſelbſt zu übernehmen. Es obliegt der Wirtſchaft in vollem Umfange, für dieſe Er⸗ zeugniſſe ſelbſt einzutreten und für ſie zu werben. Die reine Abſatzwerbung ſoll keinesfalls zurückbleiben, aber die Vorausſetzung der Abſatzwerbung iſt eine nachhaltige und eingehende Unterrichtung über alle Erzeugniſſe, die nun⸗ mehr in veränderter Form oder ganz neu auf den Markt kommen. Dieſe ſelbſtverſtändliche Pflicht der Wirtſchaft ſchließt auch eine beſondere Verpflichtung der einzelnen Werbungtreibenden ſich ſelbſt und dem Betrieb gegenüber in ſich. Es iſt zweifellos, daß auch die Umſtellung dem er⸗ hebliche geſchäftliche Chancen eröffnet, der ſie rechtzeitig vornimmt und der für ſeine Erzeugniſſe mehr wirbt als der Wettbewerber. Das Moment in der Aufklärung in der Werbung ge⸗ winnt heute eine ungleich höhere Bedeutung als früher. Gewiß iſt die aufklärende Werbung von vielen Branchen und einzelnen Werbungtreibenden in einem hervorragen⸗ den Umfange durchgeführt worden. Ich darf hier am Rande an die ausgezeichnete Tätigkeit der Erzeuger von Mund- und Körperpflegemitteln aller Art erinnern. Wenn früher vielleicht dank der allgemeinen Kenntniſſe der Ver⸗ braucherſchaft über den Großteil der Erzeugniſſe die Ab⸗ ſatzwerbung überwogen hat, ſo iſt das heute bei allen Neuſtofferzeugniſſen anders. Ganz Kluge haben die Auf⸗ faſſung vertreten, es ſei falſch, das Publikum darüber zu unterrichten, wenn ſich die Zuſammenſetzung einer Ware oder ihr Grundſtoff ändert. Das Publikum intereſſiere ſich nicht beſonders für dieſe Dinge, und man könne es unter⸗ laſſen, ſich ſo genau an die Wahrheit zu halten. Der Werbe⸗ rat hat es mit dankenswerter Egtſchiedenheit abgelehnt, ſolchen Beftrebungen Vorſchub zu leiſten, und er hat es nicht nur zu Recht getan aus ſeiner grundſätzlichen Ein⸗ ſtellung heraus, die ihn zur Wahrheit in der Werbung ver⸗ pflichtet, ſondern auch, weil derartige Methoden falſch ſind, die Allgemeinheit ſchädigen und auch dem einzelnen ab⸗ träglich ſind. Gerade in der Werbung, die ja letzten Endes ein Vertrauensverhältnis des Werbers zu dem Umwor⸗ benen herſtellen ſoll, können dauernde Erfolge nur erzielt werden, wenn der Grundſatz der Wahrheit in vollem Um⸗ fange Platz greift. Die aufklärende Werbung erſcheint mir aber auch aus einem anderen Grunde heute beſonders aktuell. Es iſt be⸗ kannt, daß die wirtſchaftliche Belebung und die Beſeiti⸗ gung der Arbeitsloſigkeit das Geſamteinkommen des deut⸗ ſchen Volkes weſentlich vermehrt hat. Die geſamte Ver. braucherſchaft iſt daher ungleich aufnahmefähiger als früher, Der einzelne Verbraucher iſt es aber auch, weil heute die Beſchäftigung eine dauernde iſt, weil alte Schul⸗ den aus der Zeit der Arbeitsloſigkeit, Mietsrückſtände, Darlehen und andere Verpflichtungen inzwiſchen getilgt ſind, und weil nicht zuletzt auch in zahlloſen Fällen eine abſolute Steigerung des Einkommens, wie wir es bei vie⸗ len Kategorien von Facharbeitern feſtſtellen können, ein⸗ getreten iſt. Das bedeutet, daß für eine Unzahl von Erzeug⸗ niſſen und Leiſtungen neue Käuferſchichten herangewachſen ſind Damit iſt auch der Abſatz von Gütern möglich, die früher vielen unerreichbar waren. Die deutſche Ernäh⸗ rungsgrundlage läßt eine Verbreiterung des Verbrauchs von landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen nicht zu. Eine der⸗ artige Ausweitung des Verbrauchs erſcheint auch ſachlich nicht gerechtfertigt, zumal die Ernährung des deutſchen Vol⸗ kes nach dem amtlichen einwandfreien Material heute un⸗ gleich beſſer iſt als in der Zeit vor dem Kriege. Dagegen iſt eine Steigerung des Abſatzes vieler induſtrieller Er⸗ geugniſſe und der Erwerb von beſtimmten Leiſtungen durch Sparen nahezu beliebig vermehrbar. 5 Der privaten und Gemeinſchafts⸗Initiative bieten ſich hier geſchäftliche Chancen, die über die normalen weit hin⸗ ausgehen. Syſtematiſche Aufklärung der Verhraucherſchaft wird die Erfolge der Abſatzwerbung außerordentlich gün⸗ ſtig beeinfluſſen können. Gewiß ſtehen einer derartigen Werbung mannigfache Bedenken gegenüber. Die Praxis hat aber noch immer gelehrt, wie wichkig die Aufklärung ſein kann, und wie falſch es iſt, auf dieſem Gebiete an Initiative zu ſparen, weil eine derartige Aufklärung vielleicht auch den Wettberwerbern zugute kommt. Ebenſo wäre es falſch, auf die Gemeinſchaftswerbung zu verzichten, nur weil heute ſchon eine gewiſſe Sättigung der einzelnen Unterneh⸗ men erreicht iſt. Ueber die ſteigenden Einkommen wird ver⸗ fügt werden. Dieſe Einkommensteile werden zur Vermögens⸗ bildung oder zum Verbrauch verwendet werden. Wie das Verhältnis dieſer beiden Gruppen zueinander ſein wird und welche Anteile am Verbrauch die einzelnen Branchen und deren Mitglieder haben werden, hängt ganz beſonders von der Initiative ab, die entfaltet wird. Jene Erzeugniſſe haben bei gleicher Verwendungsfähigkeit eine beſondere Chance, die den Verbraucher durch eine intenſive Wer⸗ bung, durch eine ſachliche Aufklärung und durch eine rich⸗ tig angeſetzte Abſatzwerbung immer wieder aufs neue nahegebracht werden. Schutz vor Grippe Aufruf des Präſidenten des Reichsgeſundheitsamtes. Der Präſident des Reichsgeſundheitsamtes, Profeſſor Dr. Reiter, erläßt folgenden Aufruf: „Anläßlich der in den letzten Wochen aufgetretenen Häu⸗ fung von Grippeerkrankungen liegt Veranlaſſung vor, die Be⸗ völkerung auf folgende Geſichtspunkte hinzuweiſen: Die Grippe iſt eine überaus anſteckende Krankheit, die hauptſächlich durch erkrankte Perſonen direkt verbreitet wird. Gewöhnlich beginnt ſie mit Huſten, Schnupfen, Fieber und großer Mattigkeit. Die Krankheitserreger finden ſich auf den Schleimhäuten der oberen Luftwege und werden beim Huſten und Nieſen durch kleinſte Schleimtröpfchen auf andere, geſunde Perſonen ausgeſtreut. Auch durch die Hände, Taſchentücher und Gebrauchsgegenſtände kann der Anſteckungsſtoff übertra⸗ gen werden.— Deshalb Vorſicht vor Kranken und Krank⸗ heitsverdächtigen! Laßt Euch nicht anhuſten und annieſen, waſcht ſtets die Hände vor dem Eſſen! Jeder hat die Pflicht, die Geſundheit anderer Volksge⸗ noſſen vor Schaden zu bewahren, deshalb vermeidet es, an⸗ dere durch Anhuſten oder Annieſen zu gefährden, haltet auch dabei ein Taſchentuch oder den Handrücken vor Mund und Naſe! Wer ſich krank fühlt und fiebert, gehört ins Bett. Da⸗ durch ſchont er ſeinen Körper und verbreitet die Krankheit nicht weiter. Rechtzeitiges Zuziehen eines Arztes iſt zur Ver⸗ meidung von Nachkrankheiten dringend geboten. Es iſt nicht unbedenklich, trotz ſchlechten Befindens zur Arbeit zu gehen, denn durch rechtzeitige Schonung kann oft der Ausbruch ſchwererer Krankheitserſcheinungen ver⸗ mieden werden. Es liegt auch im Allgemeinintereſſe, daß ſolche Menſchen zu Hauſe bleiben, da gerade ſie an den Arbeits⸗ ſtellen und in den Verkehrsmitteln zur Ausbreitung der Krank⸗ heit beitragen. Betriebsführer und Behördenleiter werden daher in Epidemiezeiten wie den gegenwärtigen keine falſchen Schlüſſe über die Dienſtauffaſſung und die Arbeitsfreude der ſich krank Meldenden ziehen!“ Zeitplan für die Abhaltung von eintägigen Lehrkurſen über Obſtbaumpflege: Ilvesheim, am Dienstag, den 19. Januar 1937, für die Gemeinden Wallſtadt, Seckenheim, Feuden⸗ heim, Ilvesheim. Treffpunkt vorm. 9 Uhr am Rathaus. g 5 i Zu den Lehrgängen bitte ich beſonders die Mit⸗ glieder der Pflegekolonnen zu entſenden, doch ſind auch ſonſtige Intereſſenten eingeladen. Die notwendigen Geräſe (Baumſägen, Baumkratzer, Scheren, Hippen uſw.) ſind mitzubringen. Sportliches. Ein anſehnlicher Erfolg Das Ergebnis der vom Fachamt Handball am 8. No⸗ bember in allen deutſchen Gauen veranſtalteten Winter⸗ hilfsſpiele liegt vor. Insgeſamt gingen 27 138,81 Mark ein, womit der Einſatz des Vorjahres nicht unerheblich über⸗ troffen wurde. Der Erfolg der Opferſpiele wäre beſtimmt noch höher geweſen, wenn nicht an dieſem Tage das all⸗ gemein ſchlechte Wetter den Beſuch der zahlreichen und viel⸗ ſeitigen Veranſtaltungen ungünſtig beeinflußt hätte. Auf die einzelnen Gaue entfallen folgende Beträge: Gau 1 Oſtpreußen 309,79 Mark, Gau 2 Pommern 695,58 Mark, Gau 3 Brandenburg 2170,34 Mark, Gau 4 Schleſien 925,32 Mark, Gau 5 Sachſen 2050 Mark. Gau 6 Mitte 5962,31 Mark, Gau 7 Nordmark 1002,52 Mark, Gau 8 Niederſachſen 1634,46 Mark, Gau 9 Weſtfalen 2101,94 Mark, Gau 10 Niederrhein 1250 Mark, Gau 11 Mittelrhein 1011,47 Mark, Gau 12 Heſſen 1480,25 Mark, Gau 13 Südweſt 1371,50 Mark, Gau 14 Baden 1013,17 Mark, Gau 15 Württemberg 2784,45 Mark und Gau 16 Bahern 1366,71 Mark. Es handelt ſich bei allen Beträgen noch um vorläufige Geſamtſummen. Internationaler Dreſſurpreis Neue Beſchlüſſe des Internationalen Reit⸗Spork⸗Verbandes. Der Internationale Reit⸗Sport⸗Verband(Federation Equeſtre Internationale) hielt in Paris ſeine Jahres⸗Ver⸗ ſammlung ab, die mit einer Ehrung des verſtorbenen deut⸗ ſchen Präſidenten, Generalmajor Frhr. v. Holzing⸗Berſtett, eingeleitet wurde. Auf der Tagesordnung ſtanden verſchiedene wichtige Anträge für den internationalen Dreſſur⸗Sport. Auf Grund der bei den Olympiſchen Spielen gemachten Erfah⸗ rungen wurden zahlreiche Aenderungen der Wettkampf⸗ Beſtimmungen beſchloſſen und gleichzeitig eine neue Wer⸗ tung für den Internationalen Dreſſur⸗Kampf feſtgelegt, der für 1937 an Deutſchland vergeben wurde und während des Auguſt⸗Turniers in Berlin auf dem Reichsſportfeld entſchieden wird. In Zukunft wird in dieſer Prüfung ſowie bei den Olympiſchen Spielen nach Gruppen gerichtet und dabei die Zahl der Noten herabgeſetzt. Die für die erſten Plätze zur engeren Wahl ſtehenden Reiter haben dann das Programm, wenn auch gekürzt, noch einmal vorzureiten und erhalten wiederum Punkte. Die beiden Ergebniſſe addiert ergeben dann die endgültige Wertung, die zugleich die Rangfolge beſtimmt. Bei den Wahlen für das Präſidium ergab ſich eine Mehrheit für Jonkheer Oberſt van Ufford(Holland). Der Vertreter Japans, Oberſt Komoda, machte längere Ausführungen über die Vorbereitungen Japans für die Olympiſchen Spiele in Tokio und die vorausſichtlichen Transportkoſten. 5 Vermiſchtes Ein Dampfer, der 2,3 Millionen Meilen zurücklegte. Der engliſche Dampfer„Makura“, der den Ruhm in An⸗ ſpruch nimmt, ſeit ſeiner Erbauung die längſte Fahrtſtrecke zurückgelegt zu haben, iſt jetzt von einem chineſiſchen Kauf⸗ mann erworben worden. Das Schiff lief im Jahre 1908 in Glasgow vom Stapel, und es hat ſeit dieſer Zeit 2,3 Millionen Meilen durchfahren. Noch in dieſem Monat ſoll der Dampfer in die Hände des neuen Beſitzers übergehen. N l „Willkommen in Deutſchland“ auf japaniſch. Das einladende, von der„Reichsbahnzentrale für den Deut⸗ ſchen Reiſeverkehr(R DV.)“ ſchon in vielen Fremdſprachen für die Auslandswerbung herausgegebene Faltblatt „Willkommen in Deutſchland“ iſt nun auch in japaniſcher Sprache erſchienen. Es kommt gerade in dem Augenblick heraus, da durch das neue deutſch⸗japaniſche Abkommen die gleiche weltpolitiſche Einſtellung der beiden befreun⸗ deten Nationen eindrucksvoll bekundet wurde. So iſt das Werbeblatt, deſſen japaniſche Schriftzeichen zu den ſchönen, paſtellzarten farbigen Zeichnungen Hermann Schneiders einen reizvollen Gegenſatz bilden, auch berufen, ein Bei⸗ trag zur friedlichen Annäherung der beiden räumlich ſo entfernten Völker zu ſein. ———— Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Zeit, Wetter, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichkten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter, Bauernfunk; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtücks⸗ pauſe; 9.4 Sendepause; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mit⸗ kag⸗konzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Donnerstag, 17. Dezember: 9.30 Wir richten den Kaufladen der Kinder; 10 Volks⸗ liedſingen; 10.30 Sendepause; 15.30 Selma Lagerlöf, weih⸗ nachtliche Leſeſtunde; 17.30 Das Weltſyſtem des Kopernikus; 18 Blasmuſik; 18.55 Schaltpauſe; 19 Querſchnitt durch die 11. Olympiſchen Spiele; 22.30 Sing mir das Lied lang, lang iſt's her, bunte Melodienfolge. Freitag, 18. Dezember: 9.30 Sendepauſe; 10 Nur ein Gießereilehrling, Hör⸗ ſpiel; 10.30 Sendepauſe; 15.30 Gebt acht, ihr Kinder, um Mitternacht das Spielzeug alles zum Leben erwacht; 17.45 Achtung! Aufgepaßt!, Viertelſtunde luſtiges Rechnen; 18 Wir winden dir den Jungfernkranz..., Schallplattenplauderei; 18.45 Mit Buben und Mädels beim Weihnachtsmann, Funk⸗ bericht; 19.15 Nun liegt die Welt in Schnee und Eis, Badener Mädels ſingen und muſtzieren; 19.45 Erzeugungs- ſchlacht; 20.10 Soldaten im Schnee, Hörfolge; 21.10 Carl Maria von Weber, zu ſeinem 150. Geburtstag; Samstag, 19. Dezember: 9.30 Sendepause; 10 Modranicht, die Nacht der Mütter, Hörfolge; 10.30 Sendepauſe; 15 Wer will unter die Sol⸗ daten... Beitrag zur Berufswahl; 15.30 Wir ſind dabei, Hörberichte; 15.15 Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Eins ins andere; 19 Es regt ſich was im Odenwald, Hörfolge; 20.10 Der frohe Samstagabend des Reichsſenders Köln; 22.30 Zwiſchenprogramm; 23 Wir bitten zum Tanz. Neichsſender Frankfurt: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Rummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Konzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sende⸗ pauſe; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mitkagskonzerk l; 13 Zeit, Nachrich⸗ ten; anſchließend: Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittags- konzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplattenkonzert; 15 Volk und Wirtſchaft; 16 Nachmittagskonzert; 19.40 Tages- ſpiegel; 19.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Land⸗ wirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Lokale Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 17. Dezember: 9.45 Sendepauſe; 11.30 Landfunk; 15.15 Kinderfunk; 16 Wir laden Sie ein zu einem Tänzchen am Rhein; 17 Kleines Konzert zur Dämmerſtunde; 17.30 Bunter Kranz, geflochten für Bücherfreunde; 17.45 Ratgeber für den Weih⸗ nachtsbüchertiſch; 18 Blasmuſik; 19 Querſchnitt durch die 11. Olympiſchen Spiele; 20.30 Tanzmuſik. Freitag, 18. Dezember: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Aus einem Dachſchieferwerk in der Eifel, anſchließend vom Ge⸗ ſindemarkt in Ditburg und Gemeinſchaftswerk Kunſt und Künſtler in Mayen; 17.30 Ein kleines Spiel für große Leute; 17.50 Dorfweihnacht, alte Sitten und Bräuche; 18 Muſik aus Dresden; 19 Unterhaltungsmuſik; 20.10 Kapelle Hauck ſpielt auf; 22.15 Ratgeber für den Weihnachtsbücher⸗ tiſch; 22.30 Unterhaltungsmuſik. Samstag, 19. Dezember: 8.30 Auf zum Staatsjugendtag, BdM.⸗Sport; 8.45 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.40 Landfunk;, 15.15 Volk und Wirtſchaft; 15.30 Irgendwo— irgendwann.., ſtreng vertraulich! Einſchalten) 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 SS. muſiziert; 19.30 Wochenſchau; 19.55 Ruf der Jugend; 20.10 Zuguterletzt, kunterbunter Wochen⸗ kehraus; 22.20 Sportſchau; 22.30 Nachtmuſik. eee a * ö 0 1 8 Traditionen, die dem Magen zu⸗ gute kommen, ha⸗ ben die beſten Ausſichten, fort⸗ zuleben, auch wenn ihr tieferer Sinn ſchon längſt begraben iſt. So ſehr wir auf„ver⸗ nünftige“ Koch⸗ bücher ſchwören, vor den Feſten ſuchen wir nach den vergilbten Heften der Groß⸗ mutter, in denen mit fraulich feiner Schrift die umſtändlichſten Rezepte für alle außergewöhnlichen Tage niedergelegt wurden. Schon ſpürt man angeſichts all der däftigen Zutaten eine un⸗ gewohnte Magenverſtimmung voraus,— aber dennoch! Gottloſe behaupten, es ſei unſinnig, zu backen bis in die Nacht hinein, anſtatt ſeinen Braunkuchen und Speku⸗ latius, ſeine Makrönchen und Moppen fertig zu kaufen. Sie geben ſofort klein bei, wenn die erſten Backdüfte das Haus durchziehen. Ausgewachſene Männer werden davor zu Kindern und ſind nicht aus der Küche zu ſchlagen,— was ihnen nicht einmal ſchlecht ſteht. Sie laſſen ſich nach getanem Werk auf Schleichwegen nach dem Verſteck des weihnachtlichen Vorrates ertappen. Was die Frau des Hauſes ſchandenhalber zu ſolchem Tugendmuſter ſagt, ſteht auf einem anderen Blatt. Schwiege ſie, ſo wäre zum Feſt für die Kinder nichts mehr da. Gewiſſenhafte verſuchen, die alten Küchenbräuche auf ihre Herkunft aus heidniſchen oder frühchriſtlichen Mo⸗ tiven zu unterſuchen. Es iſt ein heilloſes Chaos! Wozu auch! Nach wie vor werden Kümmerniſſe des Lebens ge⸗ mildert durch das Eſſen, Freuden geſteigert durch das Feſtgericht. Der Karpfen ſchmeckt zum Heiligabend wie zu Silveſter genau ſo gut, wie man man ihn als chriſt⸗ liche Faſtenſpeiſe ißt, und der Magen geht den Prüfun⸗ gen des folgenden Tages gefaßter entgegen. Wem es aber mehr Spaß macht, der ſoll ihn mit ſeinen 700 000 Eiern im Jahr— heidniſcherweiſe auch als Symbol des Glückes eſſen und dazu als Vorſchuß auf die ſicher zu erwartenden Seligkeiten des neuen Jahres ebenſo„blau“ werden wie der kunſtgerecht gekochte Fiſch. Weniger zum Zweck des Faſtens duftet der fette Spickaal aus dem traditionellen„Weihnachtsfreßkorb“ der heimatloſen Junggeſellen norddeutſcher Gaue. Wer ſie verſtändnisinnig liebt. der lege ihnen den nötigen Schnaps gleich dazu! Feiern wir die Feſte, wie ſie fallen! Man kann die alten Bräuche nicht genugſam ehren, um ſie weiter⸗ zugeben an Kind und Kindeskind. Unſere Väter haben es auch ſo gehalten, und viele ihrer beſten Weisheiten kamen Das Leckermaul. —— Nb Uf DIE WEIHNACHTLICE ITION aus dem Behagen bei Tiſch. Der volle oder leere Beutel, die ſchlechte oder gute Konjunktur beſtimmten höchſtens die Wahl und die Zahl der Gerichte, nicht aber die Frage, ob gefeiert wurde oder nicht. Man kann wohl ſagen, daß die Elektrifizierung unſerer Haushalte den guten alten Sitten entgegen iſt. In der Schummrigkeit werden die anmutigſten und wärmſten Gedanken geboren. Die Helle hingegen begünſtigt nüchterne Sachlichkeit und läßt wenig genießeriſche Einfälle zu. Man kann ſeine Gefühle nicht verinduſtrialiſieren laſſen, indem man ſich auf Einkauf fertiger Württemberger Leckerli, Aachener Printen, Salzwedeler Baumkuchen, Schleſiſcher Mohnſtriezel und faßweiſe verſchickter Speku⸗ tius verläßt! Die heißen Bäckchen der Hausfrau über dem Backbrett ſind zu reizend, um von irgendwelchem „Rouge“, irgendeiner Bequemlichkeit überboten zu werden. Das Leuchten in den Augen helfender Kinder, die mit ungeſchickten Händen Mandeln ſchneiden, Förm⸗ chen handhaben und Teigreſte koſten, bis ihnen elend wird, ſtellt alles andere in den Schatten. In der Reichhaltigkeit typiſchen Weihnachtsgebäckes kann man verkommen, wenn man ſich nicht an Heimal⸗ und Familienſitten halten will. Begünſtigt von der Schwere des Klimas ſchwört der Hanſeate auf die Schwere ſeines Klabens, in dem das Gewicht des Mehls zur Ne⸗ benſache wird gegenüber dem des Fettes, der Roſinen, Ko⸗ rinthen, Mandeln und Suc⸗ cade. Wer es aber aushält, kann wochenlang davon eſſen, ohne daß der Klaben an Friſche verliert. Bei den hol⸗ ſteiniſchen und frieſiſchen „Kindjeespoppen“ habe ich Verdacht auf Trockenheit Das„Hutzelbrot“ der Schwa⸗ ben bewahrt ſich davor durch Beifügung von Bir⸗— nen und Zwetſchen in grobem Teig. Der mittel- deutſche Weihnachtsſtollen ſteht trotz ſeiner Güte auf ſchnellen Verbrauch, damit man ſich zu Neujahr mit friſchem Mut dem„Zopf“ der„Hausfrau“ widmen kann(dem eßbaren guten Hefezopf!). Die beſte Vorfeſtſtimmung beim Backen ſöſen die klozmwoen Weihnachtskuchen aus der Großmütter auf Schokoladenkringel die Batzen, auf ſanften Ob chen ſowi Ihre He 0 Feſt. Blechdoſer ſchließen i ihres Bauches vergilbte Rezepthef die Zimtſterne und ſelnußbrötchen, zten Leckerli lmittenwürſt⸗ Marzipan. Wochen vor dem äumen laſſen, ßen Geheimnis Verſteck zu ver⸗ berden mit kleinen verd ſtproben geködert und wälzen bei der Abendzigarre f Gedanken. Ob ſie in wie der einfache Sied⸗ ler am Heiligabend durch Milchreis mit Zimt durcheſſen ſollen wie im Märchen vom Schlaraffenland? — kommt nicht in Frage!— Ob ſie wie der reiche Hof⸗ beſitzer den fetten„Mettenb könnten(ver⸗ gleiche„Weihnachts⸗Sauſt nach Heimkehr der nächtli ichen Chriſt⸗ Weib, Kind und Ge⸗ um die volle Wurſt⸗ zu verſammeln, und den obliga zu verzeh⸗ gut es wohl htezeit Hoſ⸗ en!— Oder ob Markt vorſichtig Preiſen von Gans oder wenigſtens Ente und Haſen fragen ſollten?— Zum Don⸗ ner! Wie ſchmecken die ſelbſt⸗ gebackenen Makronen gut! Wo ſteht der volle Kaſten?— Und während gute pflicht⸗ bewußte Väter ſchwierige Bratenpläne ſchmieden, Müt⸗ ter Braunkuchen ausrollen oder Puppenkleidchen zau⸗ bern, träumen die Kinder, noch unbeſchwert von allen Pflichten gegen Traditionen, ſich hinein in den immer neuen Traum von ſeliger Weihnacht und ihrer himm⸗ liſchen Heimlichkeit. Eugenie v. Garvens. Ob das Werk wohl ge⸗ lingen wird? Aufnahmen: Saebens⸗Worps⸗ wede, Reichsſtand des Den Amundſen kam zuerſt an Der Wettlauf zum Südpol. Vor 25 Jahren war die Antarktis noch unbekanntes Gebiet, Neuland der Forſchung. Vom Südpol erzählte man ſeltſame Sachen. Hinter den gewaltigen Eisbar— rieren, die bisher noch niemand hatte überwinden können, türmten ſich, nach den ſpärlichen Berichten von Wal⸗ fängern, rieſige Gebirge auf. Was hinter den Gebirgen lag, das wußte man nicht. Nur ahnte man, daß der Süd⸗ pol auf einem Kontinent liegen müſſe, und erloſchene Vul⸗ kane am Rande dieſes Kontinents feſſelten die Phantanſie. Es entſtanden ſeltſame Sagen über jenen Teil der Welt: Hinter den Eisbergen ſollte noch die Urwelt lebendig ſein, in einem tropiſchen Klima die letzten Saurier, die Fabel⸗ tiere der Vorzeit, zuſammen mit dem Urmenſchen hauſen. Die Geologen und Geographen dachten anders. Die un⸗ geheuren Eisbarrieren am Rande des Kontinents konnten nichts anderes als die Ausläufer rieſiger Gletſcher ſein, und das Vorhandenſein der Gletſcher ſetzte ja auch das Vorhandenſein von feſtem Land voraus. Der erſte, der über die hohen Randberge in das Innere des Hochplateaus vorſtieß, auf dem der Pol liegen mußte, war der Engländer Shackleton. Im Jahre 1908 drang er vor und benutzte auf ſeinem Wege neben einem Motorſchlitten auch Ponies. Mit dem gleichen Trans⸗ portmittel wollte wenige Jahre ſpäter, 1911, ſein Lands⸗ mann, der Dragonerkapitän Scott, zum Pol vordringen. Zur gleichen Zeit mit Scott kam aber auch eine andere Expedition, die des Norwegers Roald Amundſen. Amundſen hatte eigentlich zum Nordpol ziehen wollen. Aber der Nordpol war gerade, als Amundſen in ſeinen Vorbereitungen war, von dem Amerikaner Peary entdeckt worden, am 4. April 1908. Amundſens Vorbereitungen wären nutzlos geweſen, wenn er kein anderes Ziel gefun⸗ den hätte. Er fand es, aber er hielt es vor der Welt, ſelbſt vor ſeiner Mannſchaft, die er auf Nanſens alter wackerer„Fram“ angemuſtert hatte, geheim. Es war der Südpol. Erſt auf der Fahrt, die urſprünglich nach Nor⸗ den ging, änderte er den Kurs und weihte ſeine Leute in ſein Vorhaben ein. Amundſen wußte von Scotts Expe⸗ dition, Scott wußte zunächſt nichts von Amundſen. Amundſen hatte die Expedition gut vorbereitet. Er hatte alles, was man für den mühevollen Zug in die Antarktis brauchte, vor allem hatte er den Proviant zu⸗ ſammengeſtellt, und ſeiner Beſchaffenheit ſchrieb er es ſpäter zu, daß auf der Reiſe kein einziger Fall von Skorbut vorgekommen war. Amundſen blieb auch nach alter Nord⸗ polweiſe bei den Hunden als Zugtiere— und tatſäch⸗ lich, ſie hielten aus bis zum Ziel, während Scotts Ponies verſagten. Im Januar 1911 landete Amundſen an der Roß⸗ Barriere, er verbrachte unſeren Sommer, der dort im Südpol der Winter iſt, mit Vorbereitungen für ſeine Schlittenreiſe und brach am 20. Oktober, dem Beginn des Südpolarwinters, zum Pol auf. Man kam im allge⸗ meinen gut vorwärts. Am 8. Dezember 1911 war der ſüdlichſte Punkt der Erde, den bisher ein Menſch— Shackleton— betreten hatte, erreicht. Ein Proviantlager wird hier errichtet, und dann geht es weiter. Am 13. De⸗ zember ſind 89 Grad 30 Minuten erreicht. am nächſten Tag iſt die Expedition ihrem Ziel auf 27 Kilometer nahe⸗ gekommen. Und dann iſt der Augenblick da, an dem die Meſſungen ergeben, daß dort der Südpol liegen muß. Amundſen hißt die norwegiſche Flagge, er legt in einer Blechdoſe Dokumente nieder und auch einen Brief an Scott, denn Scott wird wohl auch kommen müſſen. Scott kam, er kam, als Amundſen faſt ſchon wieder zu ſeiner Baſis zurückgefunden hatte. Es war ein mühe⸗ voller Marſch geweſen, aber er hatte länger gedauert, als man gerechnet hatte, und der ſchreckliche Gedanke bedrückte die Forſcher, daß undere— Amundſen— das Ziel vor ihnen erreicht haben könnten. Am 11. Januar wußten er und ſeine ſieben Begleiter, daß die anderen ihnen zuvor⸗ gekommen waren. Scott war am Südpol, aber ſtatt des Union Jack, den er dort hoffte aufpflanzen zu können, wehte ſchon das Kreuzbanner Norwegens. Es beginnt der Rückmarſch. Vor Scott liegen 1500 Kilometer, 1500 Kilometer troſtloſer Wanderungen, harter Entbehrungen, Hunger und Kälte. Und Hunger und Kälte und dem ſee⸗ liſchen Druck erliegen die acht Engländer. Einer ſtirbt in Geiſtesſtörungen, einer geht ſelbſt hinaus in den Schnee⸗ ſturm, um nicht wiederzukommen, die anderen wiſſen, daß das Ende nahe iſt. Scott iſt der letzte, den der Tod holt. Bis zum Schluß hat er das Tagebuch geführt und den Verlauf der Expedition aufgezeichnet. Man findet es acht Monate ſpäter unter dem Kopf des toten Helden liegen, als eine Expedition zum Entſatz der Verſchollenen aufge⸗ brochen war. Die letzten Worten lauten:„Schickt dies Tagebuch meiner Frau.“ Das Wort Frau iſt durchſtrichen und Witwe darüber geſchrieben. Scotts und der Seinen Leiſtung iſt menſchlich und in ihren wiſſenſchaftlichen Ergebniſſen nicht weniger groß ge⸗ weſen als die Amundſens, wenn die Engländer auch weniger glücklich waren als die Norweger. Roſenöl, Ambra und Zibet Aus der Geſchichte der Wohlgerüche. Die Freude des Menſchen am Wohlgeruch iſt ſo alt wie die menſchliche Kultur überhaupt. Jedenfalls findet man ſchon in altindiſchen Schriften und ägyptiſcher Pa⸗ pyri Aufzeichnungen über die Anwendung wohlriechen⸗ der Eſſenzen, Roſenöl, Moſchus, Ambra und Zibet, Duft⸗ ſtoffe, die heute noch bei der Parfümbereitung eine Rolle ſpielen, waren bereits den Aegyptern bekannt. Und es waren in ebenſo hohem Grade Parfüms und Balſam wie edle Metalle und Farbſtoffe, die die babyloniſchen Kauf⸗ leute auf den Rücken ihrer Kamele über die vielen hundert Meilen langen Karawanenwege des Altertums führten. In der babyloniſchen Blütezeit vor beinahe 4000 Jahren war die Anwendung von Parfüms ſo allgemein, daß der König Harmuralus(2100 v. Chr.) beſtimmte, daß jede Dienerin eine Doſe wohlriechende Salbe zu ihrem wöchentlichen Lohn zu erhalten habe. i Auch die Aegypter brauchten Parfüm und Rauchwerk in Mengen. Wir müſſen z. B. von einer einzigen religiö⸗ ſen Zeremonie in einem Tempel, bei der nicht weniger als 40000 Räucherbecken benutzt worden ſind. Von den Aegyp⸗ tern und Babyloniern übernahmen die Griechen die Kunſt, wohlriechende Stoffe herzuſtellen und anzuwenden, und von ihnen wieder lernten die Römer, die geradezu in Parfüm ſchwelgten. Es iſt von ihnen bekannt, daß ihren Körper mit wohlriechender Kaiſer Nero ließ bei den Kämpfen im das nach vielen Tau⸗ n und brauchte im übrig lriechende Eſſenzen. Nach d geriet der Gebrauch von J erſtand erſt wieder in der Ritter von Byzanz arabiſe ihren Frauen zum Wochen N Di indung, wohlriechende Stoffe den Pflanzen durch Deſtillation mit ſerdampf zu entziehen, ſtammt von den Arabern, wie Welt ihnen auch die Herſtel⸗ lung des Alkohols zu ken hat. Im 16. Jahrhundert erwachte in Frankreich das Intereſſe, Parfüms zu ver⸗ wenden, und dieſer Brar ielt ſich durch die Blütezeit Frankreichs im 17. und ndert, wo am franzö⸗ ö n Hof Schminke und Parfüms eine große Rolle ſpielten. Das ſoll ſeinen guten Grund gehabt haben, denn der Reinlichkeitsſinn der alten Römer, die die Franzoſen in allem ſonſt zum Vorbild nahmen, war nicht in die franzöſiſchen Lebensgewohnheiten gedrungen. Im Jahre 1710 wurde in Deutſchland die erſte Par⸗ fümfabrik errichtet und damit erſtmalig das Parfüm fabrikmäßig hergeſtellt. Von hier breitete ſich die Parfüm⸗ induſtrie über die ganze Welt aus. Deutſchland aber blieb auch weiter führend. In früheren Jahren mußten die nötigen Eſſenzen von anderen Ländern eingeführt werden, wie z. B. das Mong⸗Ylangali von den Philip⸗ pinen, das berühmte Petitgrainöl von Paraguay, das köſtliche Roſenöl aus Bulgarien und der Türkei, das Ka⸗ neelöl aus China, Pfefferminzöl von Japan und das feine Sandelöl von Indien. Heute iſt man frei von dieſer Abhängigkeit, indem man bie Duftſtoffe teils auf chemiſchem Wege gewinnt, teils anz eigens für die Parfümbereitung angelegten Blu⸗ menzüchtereien. Moſchus, Ambra und Zibet ſind aller⸗ dings Duftſtoffe, die nicht chemiſch und auch nicht aus Blumen hergeſtellt werden. Sie ſtammen aus dem Tier⸗ reich. Vor wenigen Jahrzehnten noch ſehr gebräuchlich, erſetzt man ſie heute durch andere Stoffe. Moſchus ſtammt aus Drüſen des tibetaniſchen Moſchusſtieres und hat einen ſo ſtarken Geruch, daß man unter günſtigen Windverhältniſſen einen Moſchusſtier aus zehn Kilometer Entfernung riechen kann. Ambra wird von einer beſon⸗ deren Walfiſchart gewonnen und Zibet von einer aſſyri⸗ ſchen Katzenart. 18. Der Elefant auf Spatzenjagd. Eine Eigenſchaft, die man ſonſt nur bei kleinen Tieren vermutet, die aber aue der Rieſe unter den Wirbeltieren etwa mit Affen und Papageien teilt, iſt ein ausgeſprochener Mutwillen. 2 machte ſich ein ſpäter wegen ſeiner Bösartigkeit erſchoſſener Elefant des Frankfurter Tiergartens das Vergnügen der Spatzenjagd. Er ſtand unbeweglich in ſeiner Halle und ſchielte lüſtern nach den Spatzen, die unbekümmert auf dem Boden des Käfigs umherhüpften. Ganz langſam hob er dann den Rüſſel und, ſobald ein Sperling ſich der Stein⸗ wand näherte, blies er ihn mit voller Kraft an, daß der Vogel gegen die Wand„flog“ und betäubt liegenblieb, worauf der Elefant ſeinen Fuß auf die Jagdbeute ſetzte, um ſie, jetzt plattgedrückt wie das Präparat eines ver⸗ ſteinerten Urweltgeſchöpſes, mit ſichtlichem Wohlgefallen zu betrachten und ſchließlich aus dem Käfig zu werfen. ver abe! grof und fahr Int. der kön! kun lien. abſi Ein; nack bür, Krie behe eine im men für ſehe 7 Red zu Ans mat Eng Eng glau hun Frie wen dari zwiſ Es