ö Rr. 295(2. Blatt). Neckar Bote Donnerstag, 17. Dezember 1936 Das Holz als Rohſtoff NStt. Wie ſeit Jahrtauſenden, ſo hat heute das Holz immer noch eine außerordentlich große Bedeutung. Nicht nur als Brennholz iſt es wichtig, immer zahlreicher werden die Möglichkeiten, Holz auch als induſtriellen Rohſtoff zu verwerten. Deutſchland iſt an ſich ein ſehr waldreiches Land 27 v. H. der Geſamtfläche des Deutſchen Reiches ſend mit Wald beſtanden. Von dieſer Waldfläche entfällt die Hälfte auf den ſtaatlichen Waldbeſitz, während der andere Teil faſt ausſchließlich im privaten Beſitz iſt. Dieſe Beſitz⸗ verteilung iſt inſofern wichtig, als heute noch ein ungeheu⸗ rer Unterſchied in dem Ertrag der einzelnen Waldflächen beſteht. Beträgt der durchſchnittliche Ertrag bei den ſtaat⸗ lichen Forſten 4,5 Feſtmeter je Hektar, ſo liegt er im Pri⸗ vatwaldbeſitz nur bei zwei Feſtmeter je Hektar. Dies zeigt, wie notwendig es iſt, zu einer Wandlung in den heutigen Verhältniſſen der Forſt⸗ und Holzwirtſchaft zu kommen. In den letzten Jahren wurden bereits die Vorbereitungen ge⸗ troffen, um auch hier das einmal geſteckte Ziel, die deutſche Eigenverſorgung, zu erreichen. Es wurde erſt einmal der organiſatoriſche Unterbau geſchaffen, um den geſamten Waldbeſitz, Holzverteiler und Holzbearbeiter zu erfaſſen. Zu dieſem Zweck wurde das Reichsforſtamt gegründet, um die geſetzlichen Vorausſetzun⸗ en für die Durchführung einer Marktordnung auf dem gebiete der Forſt⸗ und Holzwirtſchaft herbeizuführen. Dieſe Marktordnung ſollte den bisher ungeregelten Ablauf der Beziehungen zwiſchen Erzeugern, Bearbeitern und Vertei⸗ lern auf dem Holzmarkt durch Maßnahmen ablöſen, die ge⸗ eignet waren, die Erzeugniſſe der deutſchen Forſtwirtſchaft ſinnvoll in den Dienſt der Geſamtheit der deutſchen Wirt⸗ ſchaft zu ſtellen. Außerdem wurde jetzt die Marktvereini⸗ gung der deutſchen Forſt⸗ und Holzwirtſchaft gegründet, die einen Zuſammenſchluß aller forſt⸗ und holzwirtſchaftlichen Betriebe darſtellt. Sämtliche forſtwirtſchaftlichen, land⸗ und forſtwirtſchaftlich gemiſchten oder ſonſtigen bodenwirtſchaft⸗ lichen Betriebe, ſoweit ſie forſtwirtſchaftliche Erzeugniſſe ab⸗ ſetzen, gehören dieſer Marktvereinigung an. Auf Grund dieſes organiſatoriſchen Unterbaues iſt die Marktordnung vorgenommen worden, die einen geſunden Ausgleich der gerade in der Holzwirtſchaft ſo zahlreich vor⸗ handen geweſenen widerſtrebenden Intereſſen geſchafft hat. Gerade der kleinere Waldbeſitz, der bisher noch keine ein⸗ 1 Organiſation beſaß, iſt dadurch der Gefahr entho⸗ en, wie in den letzten Jahrzehnten, ein Spielball des „holzwirtſchaftlichen Kapitalismus“ zu ſein. Als erſtes wurde die Abhaltung öffentlicher Verſteigerungen für den Nutzholzabſatz für die Staatsforſten als auch für die gemei⸗ nen Forſten verboten. Unangemeſſen hohe Holgzpreiſe ſoll⸗ ten dadurch vermieden werden. Auch der Privatwaldbeſitz iſt unter dieſes Verbot gefallen. Doch war es notwendig, nicht nur die Erzeugerhöchſt⸗ preiſe in ihrer Höhe zu beſchränken, ſondern auch die Preis⸗ ſpannen in der Verteilung und Bearbeitung feſtzulegen. Durch die Ermächtigung des Reichsforſtmeiſters, die Erzeu⸗ gung, den Abſatz ſowie die Preiſe und Preisſpannen von Erzeugniſſen der Forſt⸗ und Holzwirtſchaft zu regeln, ſoweit dies unter Würdigung der Belange der Geſamtwirtſchaft und des Gemeinwohles geboten erſchien, iſt die Handhabe dazu geſchaffen worden. Auf Grund dieſer Ermächtigung wurden Verordnungen erlaſſen, um zunächſt auf dem Rundholz⸗ wie dem Schnittholzmarkt zu feſten, die Speku⸗ lation und Konjunkturſchwankungen möglichſt ausſchalten⸗ den Regelungen zu kommen. Anfangs wurde dieſe Rege⸗ lung in dem größten deutſchen Holzverbrauchsgebiet, im Rheinland und in Weſtfalen, durchgeführt. Erſt jetzt iſt man dazu übergegangen, auch weitere Erzeugergebiete in die aufgeſtellten Preisfeſtſetzungen einzubeziehen. So iſt in die⸗ ſen Tagen eine Anordnung erlaſſen worden, auf Grund deren Nadelſchnittholz aus dem Gebiet weſtlich der Weſer⸗ Werra und aus Süddeutſchland beim Abſatz nach dem Rheinland und nach Weſtfalen unter die amtlichen Preis⸗ anordnungen fällt. Nachdem ſo die wirtſchaftlichen Verhältniſſe auf dem Holzmarkt geregelt worden ſind, iſt es nun Aufgabe der Jorſtwirtſchaft, alles daranzuſetzen, um den heutigen großen Bedarf zu befriedigen. Durch eine ſoeben erlaſſene Verord⸗ nung zier Deckung des Rohſtoffbedarfs an Holz wurde der Reichsforſtmeiſter ermächtigt, nicht nur die Höhe des jähr⸗ lichen Einſchlages in Waldungen jeder Beſitzart zu regeln, ſondern gleichzeitig beſteht die Möglichkeit, die Holzarten und Sortimenke zu beſtimmen, in denen gebietsweiſe oder in einzelnen Betrieben der vorgeſchriebene Einſchlag zu erfüllen iſt. Dies bedeutet für die Forſtwirtſchaft, daß alles darangeſetzt werden muß, um zu einer beſten Nutzung der Waldfläche zu kommen. Hier muß vor allem der noch zum Teil rückſtändige Privatwaldbeſitz einſpringen. Wäre es doch ſchon möglich, den Holzbedarf aus der eigenen Erzeu⸗ gung zu decken, wenn im Privatwald der Holzertrag je Hektar um einen Feſtmeter erhöht werden könnte. Es muß daher bei der Wichtigkeit des Holzes als Rohſtoff verant⸗ wortungsvollſte Arbeit vom deutſchen Waldbeſitz erwartet werden. A. R Sichert euch vor Verjährung! Wp. Leider gibt es noch immer zahlreiche Volks⸗ genoſſen, die ſich nicht daran gewöhnen können, Hand⸗ werker für ihre geleiſtete Arbeit ſogleich zu bezahlen oder Gegenſtände des täglichen Bedarfs nicht auf„Pump“ zu holen. Es ſoll hier nicht die Rede davon ſein, wie ein ſol⸗ ches Verfahren volkswirtſchaftlich ſchädlich iſt, ferner wie wenig es zu dem Geiſt einer Volksgemeinſchaft paſſen will. Wir müſſen uns mit der Tatſache auseinanderſetzen, daß es ſo iſt und wie ſich Handwerker und Gewerbetreibende vor Verluſten ſchützen können. Im beſonderen wird hier⸗ bei an die Verluſte gedacht, die durch die ſogenannte„Ver⸗ jährung“ eintreten. Gerade gegen Ende eines Kalender- jahres iſt es daher geboten, auf die Rechtsfolgen der Ver⸗ jährung hinzuweiſen und zu erörtern, wie man ihnen be⸗ gegnen kann. Unter Verjährung verſteht man, daß ein in Wirklich⸗ keit nicht erloſchener Rechtsanſpruch innerhalb einer gewiſ⸗ ſen Zeit kraftlos wird. Selbſt wenn man alſo den Schuld⸗ ner verklagt, genügt für dieſen, um ſich von der Zahlung zu befreien, die Einrede der Verjährung. Die Klage muß dann abgewieſen werden. Der Verjährung unterliegen nicht nur Geldanſprüche, ſondern überhaupt alle geſetzli⸗ chen, vertraglichen uſw., ſofern das Geſetz keine Ausnahme macht. Die Verjährungefriſt iſt ſo geregelt, daß für alle wich⸗ tigſten Forderungen des täglichen Lebens, die ſogenannten Alltagsſchulden, die zweijährige Verjährung gilt. Zu dieſer Art von Forderungen gehören auch dieſenigen von Hand⸗ werkern für Ausführung von Arbeiten einſchließlich der Auslagen, dann die Forderungen von Kaufleuten für ge⸗ lieferte Waren, Lebensmittel uſw. Ausgenommen von der zweijährigen Friſt ſind die Lieferungen und Leiſtungen, die für den Geſchäftsbetrieb des Schuldners vorgenommen und nicht im Haushalt verbraucht wurden Eine Molkerei hat z. B. Milch an einen Händler geliefert zum Weiterver⸗ kauf oder ein Inſtallateur hat in einem gewerblichen Un⸗ ternehmen Maſchinen repariert oder elektriſche Leitungen gelegt. Hier gilt die vierjährige Verjährungsfriſt. Man kann alſo die Forderung in dieſem Falle auch noch in vier Jahren geltend machen. Die Verföhrung beginnt zu laufen vom 1. Januaxr desjenigen Jahres, das auf das Jahr folgt, in dem die Forderung entſtanden iſt. Iſt alſo die Forderung zum Bei⸗ ſpiel am 15 Juli 1935 entſtanden, dann beginnt die Ver⸗ jährungsfriſt am 1 Januar 1936 und würde am 31. De⸗ zember 1937 ablaufen; nicht alſo mit dem 15. Juli 1937 Nun kann es vorkommen, daß der Gläubiger den Schuldner nicht gern drängen möchte, er will den Kunden nicht verlieren oder was ſonſt die Gründe ſein mögen. An derſeits will er aber auch ſein Geld nicht einbüßen. Was kann geſchehen? Die Verjährungsfriſt kann„unterbrochen“ werden, d. h. ſie fängt von dem Tage der Unterbrechung an wieder neu zu laufen auf zwei oder vier Jahre, je nach⸗ dem. Eine ſolche Unterbrechung kann darin beſtehen, daß der Schuldner ſtillſchweigend oder ausdrücklich die Schuld anerkennt, ſei es, daß er um Stundung bittet, daß er Ra⸗ tenzahlungen vorſchlägt oder daß er ausdrücklich ſchreibt, er könne die Schuld in Höhe von x Reichsmark augenblick⸗ lich nicht bezahlen und bäte um Stundung. Eine andere Art der Unterbrechung der Verjährung iſt die, daß der Gläubiger einen Zahlunasbefehl ſchickt oder die Klage er⸗ hebt. Es iſt nicht erforderlich, daß der Schuldner in dem Zahlungsbefehl unter allen Umſtänden eine unfreundliche Handlung zu ſehen braucht Man kann das in aller Freund⸗ ſchaft und Güte miteinander vereinbaren, um zu erzielen, daß die kurzfriſtige Verjährung in eine ſolche von 30 Jah⸗ ren umgewandelt wird. Dies iſt der Fall, wenn der Zah⸗ lungsbefehl mit der Vollſtreckungsklaufel verſehen iſt, und dies geſchieht aber ohne vieſe Umſtände und Schererei, wenn der Schuldner keinen Widerſpruch erhebt. Ganz irrig aber iſt die vielfach verbreitete Anſicht, man brauche dem Schuldner nur immer wieder erne Mahnung ſchicken, um die Verjährung zu unterbrechen. Es genügt nicht einmal ein eingeſchriebe⸗ ner Brief, nicht einmal die Zuſtellung eines Briefes durch den Gerichtsvollzieher! Auch die Zuſendung einer Rechnung genügt nicht. Wer keinen Zah⸗ lungsbefehl ſchicken will. der ſoll wenigſtens dem Schuldner ein Schriftſtück vorlegen und es von ihm unterzeichnen laſſen des Inhaltes, daß der Schuldner an⸗ erkennt. daß er dem Gläubiger aus dieſem oder jenem Grund den und den Betrag ſchulde Dann beginnt die Ver⸗ jährung von dieſem Tage der Unterzeichnung an wiederum zwei Jahre zu laufen aber— genau auf den Tag! Die Laufzeit ab 1. Januar des Jahres, das dem Jahre folgt, in dem die Schuld entſtand, gilt nur einmal, und zwar beim erſtmaligen Entſtehen, wohlgemerkt! Meftnitd m 8 Wieder Moskau im Hintergrund. Marſchall Tſchiangkaiſchek, der geiſtige und militäriſche Ahne des neuen China(links), und ſein Widerſacher, eneral Tſchanghſueliang, der von ſeinem Generaliſſimus abgefallen iſt und ihn gefangengeſetzt hat. Die politiſchen Motive, die dieſem Handſtreich zugrunde liegen, gehen auf Moskaus Wühlarbeit zurück. 8 2323 Weltbild(Mz. Der Führer der Lappo⸗Bewegung 5. Viktor Koſola, der bekannte Führer der von ihm ins Leben gerufenen Lappo⸗Bewegung, ſtarb an den Folgen einer Lungenentzündung. Koſola war es, der im Jahre 1930 an der Spitze von 10 000 Lappo⸗Männern in Helſinkt (Helſingfors) einzog und den finniſchen Reichstag zum Verbot der*ͤ„„ in Finnland veran⸗ 8 laßte. Kampf dem Verderb von Nahrungsgütern! Die im vorſtehenden beſchriebenen Maßnahmen ſind zu ergreifen bis ſpäteſtens 31. Dezember 1936 für alle hän⸗ genden Schulden, die erſtmals innerhalb des Jahres 1934 entſtanden ſind. Darum wird es jetzt ſchon Zeit, die Bücher vorzunehmen und die alten Außenſtände herauszuziehen. Kein Kaufmann, kein Gewerbetreibender, kein Handwerker ſoll da„großzügig“ ſein; denn man erzieht die Volksge⸗ noſſen nur zum Leichtſinn und zu privatwirtſchaftlicher Schlamperei, ſtatt ihnen allmählich den Mangel an Ver⸗ antwortungsbewußtſein gegenüber der Volksgemeinſchaft abzugewöhnen. Wer ſo verfährt, hat dann aber auch kein Recht mehr, ſichüber den Unfug des Borgens zu beklagen. D Wir ſind aus einem Volk: Vergeßt nicht die Weihnachtspakete für das WH W! Sportliches. Fußball⸗Neuigkeiten Hochbetrieb an den Weihnachts⸗Jeiertagen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß dem Fußball⸗ freund an den Weihnachtstagen— diesmal ſind es bekannt⸗ lich deren drei— wieder ſehr vier geboten wird. Die mei⸗ ſten Vereine pflegen zwar noch Verhandlungen über beab⸗ ſichtigte Reiſen und Spielabſchlüſſe, aber andererſeits wur⸗ den viele Spiele bereits„perfekt“. In Süddeutſchland wird es einige große und zugkräftige Spiele geben. Da iſt vor allem das Auftreten der Viktorig Hamburg zu nennen. die hintereinander gegen den VfR Mannheim, den Freiburger FIC und die Stuttgarter Kickers ſpielen wird. In Mann⸗ heim gibt es am erſten Feiertag noch ein zweites großes Spiel das den SV Waldhof mik der SpVg Fürth zuſam⸗ menführt. Die Eßlinger Sportfreunde haben ſich für den zweiten Feſttag den VfB Ingolſtadt-Ringſee verpflichtet, während Boruſſia Neunkirchen am gleichen Tag das am vergangenen Sonntag ausgefallene Meiſterſchaftsſpiel ge⸗ gen Union Niederrad nachholen muß. Am dritten Feiertag endlich ſieht man den VfB Mühlburg im Kampf mit Spora Luxemburg, der FSW Frankfurt hat den VfL Benrath zu Gaſt, der VfR Mannheim ſpielt gegen Phönix Karlsruhe und in Frankfurt treffen ſich Eintracht Frankfurt und VfB Stuttgart in einem weiteren Kampf um den Graf⸗Berol⸗ dingen⸗Pokal. 5 Größere Reiſen unternehmen Kickers⸗Offenbach, Phö⸗ nix Ludwigshafen und Germania Brötzingen. Die Offenba⸗ cher gaſtieren bei Schwarz-Weiß Eſſen und VfB Bielefeld, die Ludwigshafener ſind bei Rot-Weiß Oberhauſen und Hamborn 07 zu Gaſt und Brötzingen fährt zu Bewag Ber⸗ lin und Hannover 96. Neunkirchen Niederrad ſchon am 26. Dezember. Das Südweſt⸗Meiſterſchaftsſpiel zwiſchen Boruſſia Neunkirchen und Union Niederrad, das am vergangenen Sonntag nicht ſtattfinden konnte, iſt jetzt auf den 26. De⸗ zember neu angseſetzt worden. Das urſprünglich für dieſen Tag vorgeſehene Spiel zwiſchen Boruſſia Neunkirchen und FK 03 Pirmaſens findet nun erſt am 3. Januar ſtatt. 0 Die Eiskunſtlauf⸗Meiſterſchaften der Schweiz werden in den Tagen 6. und 7. Februar in Davos ausgetragen.— Die Schweiz hat für den am Donnerstag, 17. Dezember, in Prag zum Austrag kommenden Eishockey⸗Länder⸗ kampf gegen die Tſchechoſlowakei folgende Mannſchaft aufgeſtellt: Dr. Hirtz; Badrutt, F. Geromini; Torriani, H. Cattini, P Cattani; Ros, Trauffeur, Keller. Die Offenbacher Kickers weilen bekanntlich an Weih⸗ nachten in Weſtdeutſchland. Am erſten Feiertag gaſtieren die Offenbacher in Eſſen bei Schwarz⸗Weiß, um am zwei⸗ ten Tag beim VfB Bielefeld zu Gaſt zu ſein. Weſtfalens Pokalelf für das Zwiſchenrundenſpiel gegen Baden(20. Dezember in Dortmund) ſteht wie folgt: Stein Göntrop); Timpert 1(Höntrop), Schweißfurth(Schalke); Maßmeiler(Bochum), Przetak(Höntrop), Andreas(Bo⸗ chum); Timpert 2(Höntrop), Walden, Sochow, Sylla(alle Rotthauſen), Gockel(Bochum). Frankreich und die Schweiz haben für die Akademiſchen Weltwinterſpiele anfangs Februar in Zell am See bereits ihre Meldungen abgegeben. Die Eidgenoſſen kommen mit 15 Teilnehmern und Frankreich mit einer 28 Mann ſtarken Mannſchaft. Belgien ermittelte als erſtes Land ſeine Eiskunſtlauſ⸗ meiſter Den Titel bei den Frauen holte ſich die Ex⸗Wiene⸗ rin Liſelotte Verdun⸗Landbeck, während der Männertitel an Freddy Meſot fiel. Rudolf Kretzſchmar, der deutſche Leichtgewichtsmeiſter, der am 6. Januar in Berlin mit Europameiſter Tamag⸗ nini um den Titel kämpft, beſtreitet am 27. Dezember den Hauptkampf der Spichernring⸗Veranſtaltung gegen den Holländer Diſch. Berufsboxkämpfe werden am 4. Februar wieder in der Leipziger„Alberthalle“ ausgetragen. Auch Hamburg plant zu Beginn des neuen Jahres eine Berufsbox⸗Veranſtaltung durchzuführen. Baden— Württemberg im Schwimmen Nach mehrjähriger Unterbrechung wird, wie ſchon kurz mitgeteilt, die Reihe der früheren Schwimm⸗ Länderkämpfe“ wiſchen Baden und Württemberg im Januar des kommen⸗ n Jahres mit einem Gauvergleichskampf fortgeſetzt. Zur Erhöhung der Werbewirkung wird dieſer Kampf in zwei Abſchnitten durchgeführt, und zwar am Samstag, 23. Januar, in Mannheim, und am Sonntag, 24. Januar, in Heidelberg. Der Kampf wird nur von Männern beſtritten. 5 Ingwiſchen wurde auch bereits die Weltkampffolge 8 beide Tage feſtgelegt. In Heidelberg, wo das Hallenbad lei⸗ der nicht die vorſchriftsmäßige Länge hat, wird über Pard⸗ Strecken geſchwommen, wie aus nachſtehender Zuſammenſtel⸗ lung erſichtlich: Mannheim: 4 mal 200 ⸗m⸗Kraulſtaffel, 100⸗m⸗ Rücken, 4 mal 100⸗m⸗Bruſtſtaffel, Kunſtſpringen, 200 m⸗ Kraul, Lagenſtaffel; Heidelberg: 4 mal 100⸗y⸗Kraulſtaffel, 200⸗9⸗Bruſt, 400⸗y⸗Kraul, Kunſtſpringen, 100⸗y⸗Kraul, 6 mal 100⸗h⸗Lagenſtaffel. An beiden Orten finden außerdem Waf⸗ ſerballſpiele ſtatt.. 5 3 Wie unſere Großväter reiſten Als im vergangenen Sommer, kurz vor Beginn der Olympiſchen Spiele, eine alte Kaleſche von Weimar zur Olympia⸗Ausſtellung nach Berlin rollte, da erregte ihre Fahrt unterwegs in den Städten und Dörfern ein nicht geringes Aufſehen. Auf den Straßen blieben die Leute ſtehen und ſtaunten verwundert und intereſſiert das altersſchwache, vom Zahn der Zeit benagte Gefährt an, das da über das Straßenpflaſter holperte. Es war die⸗ ſelbe Kutſche, in der der Staatsminiſter Geheimbderat Wolfgang von Goethe zu ſeiner Zeit zu reiſen pflegte. Wohl nicht wenige der an den Straßen ſtehenden Schau⸗ luſtigen werden ſich kopfſchüttelnd und zweifleriſch gefragt haben, ob denn das wirklich ein angenehmes Reiſen ge⸗ weſen ſein muß, und ſie werden ſich dann den deutſchen Dichterfürſten vorgeſtellt haben, wie er geduldig und er⸗ geben ſeine Kaleſche beſtieg und, am Ziel angelangt, ſie ſeufzend wieder verließ. Ja— das Reiſen war in der damaligen Zeit noch nicht ſo bequem und ſchnell wie heute. Aber der Wunſch und das Bedürfnis, eine Ortsveränderung vorzunehmen, waren eben bei unſeren Vorfahren noch nicht in dem Maße vorhanden, wie das heute der Fall iſt. Das iſt auch ganz erklärlich; denn bedenken wir zunächſt, was uns gegenüber der früheren Zeit heute alles für moderne Ver⸗ kehrsmittel zur Verfügung ſtehen und wie dieſe Verkehrs- mittel dann aber auch noch zuſehends verbeſſert und ver⸗ vollkommnet werden, um mit ihnen Zeit und Raum ſchneller und immer ſchneller zu überwinden. Früher be⸗ deutete das Reiſen alles andere als ein Vergnügen, war man doch lediglich auf Poſtkutſchen, Diligencen genannt, angewieſen. Man kann ſich unſchwer vorſtellen, mit welchen Strapazen eine räumlich weite und zeitlich län gere Reiſe verbunden war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es im Poſt⸗ verkehr vier Beförderungsmöglichkeiten. Da war zunächſt die gewöhnliche Poſt, die als die billigſte galt und oben⸗ drein die langſamſte war. Dann gab es die Diligencen, die ſchon ein wenig ſchneller fuhren, und ſchließlich die Eil⸗ und Extrapoſten, deren Vorzüge ſchon ihre Bezeich⸗ nungen erkennen laſſen. Vor Antritt der Fahrt erhielt ein jeder Benutzer dieſer Poſten vom zuſtändigen Poſt⸗ amt einen Reiſeſchein, und er hatte ſich dann eine Viertel⸗ ſtunde vor Abgang des Poſtwagens einzufinden. Er be⸗ kam darauf ſeinen Platz im Wageninnern zugewieſen, durfte ſich alſo nicht dahin ſetzen, wo und wie es ihm be⸗ liebte. Umfangreiches Reiſegepäck und Frachtgut wurden in offenen Beiwagen verſtaut, wo ſie naturgemäß, ſofern ſie nicht eine wettergeſchützte Hülle umgab, Wind und Wetter ausgeſetzt waren. Daß das Reiſen zur damaligen Zeit kein vergnüg⸗ liches Unternehmen war, lag zunächſt an der Unzuläng⸗ lichkeit der Verkehrsmittel und ⸗wege, ferner aber auch an mancherlei widrigen Umſtänden, die eine reibungsloſe Durchführung des Reiſeverkehrs mitunter erſchwerten oder gar unmöglich machten. Nicht ſelten waren die Poſt⸗ kutſchen in einem ſolch ſchlechten Zuſtand und war die Beſpannung ſo unzureichend, daß ſie zu allem anderen beſſer als zur Perſonenbeförderung waren. Hinzu kam, daß ſich die Poſtillone oft ſehr unhöflich und unfreundlich zeigten und ſo den Reiſenden die ohnehin ſchon nicht ſon⸗ derlich große Reiſeluſt vollends nahmen. Daß die Poſtil⸗ lone andererſeits Trinkgeldern nicht abgeneigt waren, indem ſie, entgegen dem ausdrücklichen Verbot der Poſt⸗ verwaltung, unterwegs Leute ohne Reiſeſchein aufſteigen ließen, trug zu ihrer Unbeliebtheit noch mehr bei. Vor allem aber war das Reiſen außerordentlich zeitraubend. Waren die Wege, die ſich ohnehin in ſchlechtem Zuſtand befanden, vom Regen aufgeweicht, ſchien das Fortkommen überhaupt unmöglich. Es kam zuweilen vor, daß die Poſt⸗ wagen im Schlamm oder Schnee einfach ſteckenblieben und ſich alle Hände regen mußten, ſie wieder frei zu be⸗ kommen. Noch ſchlimmer war es, wenn am Wagen plötz⸗ lich ein Rad brach und das Gefährt umkippte. Die ge⸗ duldigen oder verzweifelten Reiſenden mußten dann eben ſo lange ausharren, bis der Schaden behoben oder ein Erſatzwagen eingetroffen war. Auch wurde das Reiſen zu einer leiblichen Beſchwerde, wenn die Wagen über holprige Straßen zockelten oder wenn bei Schlechtwetter⸗ zeiten, Regen, Schnee und Kälte den in den ungeſchützten Kaleſchen Sitzenden arg zuſetzten. Es war doch nicht alles gut in der guten alten Zeit. Die Leute wußten es aber nicht anders. Und vielleicht ſchreibt man in hundert Jahren auch davon, wie unbe⸗ quem das Reiſen im Jahre 1936 war. Schloß Greifensfein Original⸗Roman von M. Herzberg. 22 „Sie taten es oft, Graf Harrach. Ich habe mich außer⸗ dem vielfach perſönlich von der Wahrheit Ihrer Worte über⸗ zeugen dürfen und freue mich, daß Sie die Verdienſte Ihrer Frau Mutter um Sie mit ſo ſelten ſchöner Kindlichkeit an⸗ erkennen.“ „Ich wäre dieſer ihrer Liebe unwert, wenn ich es nicht täte. Ich kann meiner Mutter jedoch trotzdem nicht geſtatten, mich in allen Dingen nach ihren Wünſchen lenken zu wollen. Würde ich das, ſo würde ich aufhören, ein Mann zu ſein. Ich muß und will mich ſelbſt regieren. Ich weiß nicht, ob mein Verdacht gerechtfertigt iſt, ich bilde mir nämlich ein, daß ſie dieſe Entfremdung zwiſchen Ihnen und mir verurſacht hat. Verhält es ſich ſo, Irene? Sind Sie von ihr beeinflußt worden?“ „Keinesfalls durch perſönliche Unterredung mit mir,“ entgegnete ſie, in ſtolzer Scham erglühend. „Aber ſie war die Veranlaſſerin Ihres veränderten Be⸗ nehmens gegen mich?“ „Es kommt mir nicht zu, mit Ihnen darüber zu ſpre⸗ chen, Graf Harrach,“ antwortete ſie ablehnend.. Ich verſtehe,“ ſagte er bitter.„Sie läßt mich nicht nach eignem Willen handeln. Ich ſoll die Menſchen für meinen Umgang nicht felbſt nach meiner Neigung auswählen, auch nicht Sie, Irene, meine—“ f Er vollendete nicht. „Warum ſagen Sie mir das, Graf Harrach?“ verſuchte ſie ſeiner Rede Einhalt zu tun. Ich ſoll meine Freundin nicht behalten, ſei ſie auch das beſte, reinſte, das holdeſte Geſchöpf auf Gottes Erde!“ fuhr er mit zorniger Bitterkeit fort, ohne ihres Einwandes zu achten.„Irene, ich kann mir nicht denken, daß Sie mich nicht mehr mögen! Ich redete mir ein— nein— nein, ich war feſt davon überzeugt, daß Sie mir zugetan waren!“ „Ja, Graf Harrach! Ich war Ihnen freundſchaftlich zu⸗ getan und— ich bin es nochl“ entgegnete ſie jetzt mit feſtein Entſchluß.„Darum hatte ich Ihnen auch offenkundig meine Die Gefahr aus der Luft Organiſierung der Gasabwehr im Fernen Oſten. Spät, aber energiſch beginnt ganz Oſtaſien, den Gas⸗ ſchutz zu organiſieren. Japan und Mandſchukuo haben in dieſen Vorbereitungen bereits einige Jahre Vorſprung. In Tokio fand 1933 die erſte Gasſchutzübung ſtatt, und die anderen Städte Japans und der Mandſchurei folgten bald nach. Seitdem iſt in beſtimmten Abſtänden die Be⸗ völkerung ſyſtematiſch im Gasſchutz geſchult worden. Aber bei dieſen Uebungen handelte es ſich hauptſächlich um die Löſung des großſtädtiſchen Verkehrsproblems. Nachts wurden auf ein beſtimmtes Signal die Häuſer verdunkelt, die Automobile hatten ihre Lichter auszuſchalten, und das ganze großſtädtiſche Leben wurden ſtillgelegt. Die erſten Uebungen brachten eine ziemlich ſtarke Verwirrung, und es gab Kompetenzkonflikte zwiſchen Militär und Polizei. Heute iſt eine derartige Gasſchutzübung eine ganz ſelbſt⸗ verſtändliche Uebung, die alle paar Monate vorkommt. Dagegen iſt man über die eigentlichen Gasſchutzvor⸗ kehrungen, die Japan getroffen hat, nicht ſo genau unter⸗ richtet. Die Gasmasken, die das Militär beſitzt, werden von Fachleuten gerühmt. Wie weit aber der Vorrat an Gasmasken auch für Ziviliſten ausreicht, iſt nicht bekannt. Das Militär verſucht neuerdings durch Vorführungen die Zivilbevölkerung zur Anſchaffung von Gasmasken aus eigenen Mitteln zu bewegen. Man hat Umzüge mit mas⸗ kierten Pferden und Polizeihunden gemacht. Die Bevölke⸗ rung von Tokio hat ſich das angeſchaut, aber bei den Maſſen hat der Gedanke, ſich gegen Gasgefahr auszu⸗ rüſten, noch nicht Eingang gefunden. Am weiteſten ſind wohl die Engländer mit ihren Vor⸗ bereitungen in den fernöſtlichen Kolonien. Die geogra⸗ phiſche Lage, die in den früheren Zeiten des Land⸗ und Seekrieges ein Schutz war, macht die kleinen britiſchen Flecken auf der Weltkarte für Angriffe aus der Luft be⸗ ſonders geeignet. Bei einem Platz wie Hongkong nutzt keine Verdunkelung. Den Peak von Hongkong kann ein Flieger auch in der dunkelſten Nacht finden. Außerdem iſt Hongkong durch die Nähe des Feſtlandes, auf dem ſich ein möglicher Feind eine Fliegerbaſis ſchaffen könnte, beſon⸗ ders gefährdet. Infolgedeſſen gelten die in Hongkong ge⸗ troffenen Vorbereitungen als die vollkommenſten in dem ganzen britiſchen Weltreich. Der Verteidigungsplan die⸗ ſer Kronkolonie ſieht vor, daß im Falle einer Gefahr die ganze Zivilbevölkerung die Stadt räumen muß. Von der einen Million Einwohner der Kolonie ſoll ein Viertel zur Verteidigung und zu den verſchiedenen Luftſchutzſtaffeln herangezogen werden. Für die übrigen wird in dem bri⸗ tiſchen Pachtgebiet auf dem der Inſel Hongkong gegen⸗ überliegenden Feſtland eine proviſoriſche Unterkunfts⸗ möglichkeit vorbereitet. Dieſes Pachtgebiet beſteht aus einem zerklüfteten Vorgebirge, das an vielen Stellen ſteil in das Meer fällt und landſchaftlich ſtark an Norwegen er⸗ innert. In den Tälern im Innern des Vorgebirges ſoll die Hongkonger Zivilbevölkerung Schutz ſuchen. Jeder der nicht im Dienſt der Wehrmacht ſteht, wird gezwungen werden, die Inſel und die engen ſtädtiſchen Siedlungen zu räumen. Lebensmittel und Waſſer werden vom Mili⸗ tär geliefert. Für die Viertelmillion Menſchen, die im Dienſt der Wehrmacht ſtehen ſollen, werden auf der Inſel ſelbſt gasſichere Unterſtände gebaut. Auch die Elektrizi⸗ täts⸗ und Gaswerke der Kolonie wird man zu ſchützen ſuchen. Die großen Gebäude werden von Architekten be⸗ gutachtet, und man findet, daß bei ſehr vielen ſich die unteren Stockwerke zu einem ſchnellen Umbau in gas⸗ und bombenſichere Unterſtände eignen. Eine Schwierigkeit verurſachten die Gasmasken. Man kann ſie nicht einfach unter die chineſiſche Bevölkerung ver⸗ teilen, weil man befürchten muß, daß die Chineſen ſie weiterverkaufen oder ſie zum mindeſten ſorglos behandeln. Außerdem mußte das Material tropenfeſt ſein und der feuchten Wärme widerſtehen können. Das erfordert eine beſondere Bearbeitung des Gummiſtoffes. Jetzt hat man eine Maske hergeſtellt, die ſo billig iſt, daß ſie ſich jeder Kuli kaufen kann. Dieſe Masken, von denen man angeb⸗ lich über eine Million auf Lager hat, gewähren keinen dauernden und keinen vollſtändig ſicheren Schutz. Aber ſie werden doch in den meiſten Fällen einem Ziviliſten er⸗ möglichen, eine ſichere Unterkunft zu erreichen. Für die Armee hat man erſtklaſſige Masken und Schutzmäntel, in denen man ſich dem Gas gefahrlos ausſetzen kann. Auch für die Helfer iſt eine einfachere, aber wirkungsvolle Maske vorbereitet. Freunoſchaft geweiht, ohne zu denken, daß es ein reicher, junger Graf und Standesherr war, mit dem ich ſie ſchloß, und daß die Welt mir dieſe meine Freundſchaft mit Ihnen falſch deuten würde.“ „Die Welt!“ rief er verächtlich aus. „Ja, die Welt, Graf Harrach! Ich, als Weib, darf mich über ihr Urteil nicht hinwegſetzen, wenn Sie, als Mann, es vielleicht auch tun können. Die Welt wird ſagen, daß ich, Ih⸗ res Verwalters Schweſter, darauf ausgehe, mir den jungen, reichen Grafen als Gatten einzufangen!“ „Das wird ſich die Welt ſicher nicht unterſtehen zu ſagen!“ rief er gebieteriſch. „Sie wird es wohl, Graf Harrach! Deshalb hat Ihre Frau Mutter weiſe gehandelt, indem ſie eingriff, mich noch rechtzeitig vor ſolchem Urteil zu bewahren. Und nun bitte ich Sie, mich auch zu ſchonen, und dieſe ſo qualvolle Aus⸗ ſprache beenden zu wollen!“ Und Irene erhob ſich und verſuchte, an ihm vorbei aus dem Zimmer zu gehen. Er aber ſprang auf und vertrat ihr den Weg. „Halt, Irenel“ „Ich darf nicht mehr Irene für Sie ſein, Graf Harrach! Ich war grenzenlos töricht, es bisher zu dulden.“ „Bei Gott, es ſoll Irene ſein! Irene vor allem hier in Greifenſtein, Irene vor der ganzen Welt!“ rief er mit heißer Leidenſchaft.„Meine Irene, meine einzige Irene, meines Herzens teuerſte Freundin, meine erwählte Geliebte und künf⸗ tige Gattin! Da iſt meine Hand! Mein Herz beſaßen Sie ja längſt, faſt ſeit ich Sie zum erſten Male geſehen!“ Irene mußte die Augen ſchließen ihr ſchwindelte. Ein ſtolzes Triumpfgefühl, eine unausſprechliche Seligkeit ſtieg überwältigend in ihr auf und drohte ihre Bruſt zu ſprengen. Aber nur einen Moment gab ſie ſich dem hin, dann rang ſie es mit ehener Energie nieder, und nichts in ihren Zügen ver⸗ riet dem Manne die Wonne über ſeine Liebe und den kur⸗ zen, wilden Kampf wider ſie. Er hatte ihr die Hand ent⸗ gegengeſtreckt und trat nun auf ſie zu, ſie zu umfangen aber ſie wich zurück aus dem Bereich feines Armes. „Es kann nicht ſein, Graf Harrach,“ ſagte ſie und trotz aller Beherrſchung bebte die ſüße Stimme.„Wenn Sie ruhi⸗ ger geworden, werden Sie einſehen, daß es für uns beide das beſte iſt, auseinanderzugehen.“ Singapore, die neue große Feſtung des Britiſchen Reiches, erklärt ihre Vorbereitungen für abgeſchloſſen. Ein Büchlein„Inſtruktion für den Gaskrieg“ iſt in zwölf Sprachen überſetzt und fertig gedruckt. Die Ueberſetzung ins Chineſiſche und in die verſchiedenen indiſchen Dialekte ſoll ziemlich einfach geweſen ſein, dagegen bot die Wieder⸗ gabe der unbedingt nötigen techniſchen Ausdrücke in eini⸗ gen primitiven malaiiſchen Sprachen große Schwierigkei⸗ ten. Die verſchiedenen Volksſplitter, die die Einwohner⸗ ſchaft dieſes Handelsvorpoſtens bilden, laſſen ſich nicht leicht zu einem einheitlichen Verteidigungsplan zuſammen⸗ faſſen. Verſchiedene religiöſe Sekten, die es verbieten, das Geſicht zu verdecken, machten der Kolonieverwaltung zu⸗ nächſt ſchwer zu ſchaffen. Aber ſchließlich gelang es, die religiöſen Bedenken zu zerſtreuen. Das Mediziniſche In⸗ ſtitut von Singapore hat die Frage ſtudiert, wie die Gift⸗ gaſe in der mit Feuchtigkeit geſättigten Tropenluft wir⸗ ken. Man iſt dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß die Einwirkung auf die Haut ſtärker iſt, daß dagegen die Atmungsorgane nicht ſo großen Gefahren ausgeſetzt ſind. Singapore kann im Gegenſatz zu Hongkong mit einer wir⸗ kungsvollen Verteidigung rechnen. Die engliſchen Luft⸗ ſtreitkräfte haben hier außerdem eine ſehr feſte Baſis und ſind darauf eingeſtellt, den Feind zu vertreiben, bevor er überhaupt die Inſel Singapore erreicht. Auch China beginnt, an die Gefahren des Gaskrieges zu denken. In Schanghai wurde eine Ausſtellung veran⸗ ſtaltet, die zeigen ſollte, wie ſich der Ziviliſt gegen die Gas⸗ gefahr zu ſchützen hat. Die chineſiſche Regierung hat nicht die Organiſation und die Mittel, um von Staats wegen das 400-Millionen-Volk zu ſchützen und auszurüſten. Alles kommt für China darauf an, daß möglichſt einfache und möglichſt billige Mittel bekannt werden, und daß die Be⸗ völkerung überhaupt erſt einmal darüber aufgeklärt wird, welche Gefahren ihr drohen. Das iſt der Ausſtellung ſehr wirkungsvoll geglückt. Drei große Gasbehälter ſollen die Gefahr veranſchaulichen, zwei von ihnen ſind feſt ver⸗ ſchloſſen und ſollen mit einem gefährlichen Gas gefüllt ſein. Ein Behälter aber kann geöffnet werden und ſtrömt über die Neugierigen die verhältnismäßig harmloſe Mi⸗ ſchung von Tränengas aus. Das Opfer wird dann ſchnell an die friſche Luft geführt, wo die Wirkung wieder ver⸗ geht, aber eine gute Belehrung zurückläßt. Als beſter Schutz wird eine Löſung empfohlen, in die man die Klei⸗ der und eine primitive, ſelbſt hergeſtellte Geſichtsmaske taucht. Man darf die Gefahren, die China bei einem Gaskrieg drohen würden, nicht unterſchätzen. Sie ſind vielleicht größer als in Europa. Denn die zunächſt bedrohten Pro⸗ vinzen des öſtlichen Küſtenſtreifens ſind dichter bevölkert als irgendein euroväiſches Land. Aber das iſt rein tech⸗ niſch gedacht. Mit Gasmasken gegen Leprakranke Auf der japaniſchen Lepröſen⸗Inſel, die zur Zeit von 1500 Kranken beſetzt iſt, brach ein Streik aus. Die Lepröſen verlangten beſſere geldliche Unterſtützung durch die Regie⸗ rung, verbeſſerte Lebensbedingungen und beſſere Er⸗ nährung, Selbſtverwaltung unter einem Lepröſenkomitee und die Entlaſſung des bisherigen Gouverneurs. Um den Forderungen größeren Nachdruck zu ver⸗ leihen, traten 1100 Lepröſe in den Hungerſtreik und drohten, nach Ablauf einer beſtimmten Friſt alle Einric⸗ tungen auf der Inſel zertrümmern zu wollen. Die Polizei iſt zur Bekämpfung der radikalſten Beſtrebungen eingeſetzt worden. Die Beamten weigerten ſich jedoch, ohne Schutz⸗ mittel auf die Inſel zu gehen. Man zog ärztliche Berater heran. Dieſe verſicherten, daß zwar eine direkte An⸗ ſteckungsgefahr bei einem vorübergehenden Aufenthalt auf der Inſel nicht beſtehe, immerhin aber Gasmasken und Gummihandſchuhe in weiteſtem Maße als ausreichende Schutzmittel angeſprochen werden könnten. Man weiß noch nicht, ob der Lepraerreger nur durch Berührung oder auf dem Wege über die Schleimhäute, in dieſem Fall alſo etwa durch Naſe und Mund, über⸗ tragen wird, Infolgedeſſen wurden die Forderungen der Polizeibeamten bewilligt. Ihre Arbeit auf der Inſel dürfte weder leicht noch angenehm ſein. Einige der Patienten ſind durch den Mangel an ärztlicher Behand⸗ lung bereits wahnſinnig geworden und neigen zu Gewalt⸗ akten, die die leicht reizbaren übrigen Patienten zu ähn⸗ lichen Handlungen mitreißen könnten. ——* „Das wäre nicht das beſte, ſondern das ſchlechteſte, wa⸗ wir kun könnten!“ rief er heftig.„Erſt müſſen wir uns vol kommen verſtehen!“ „Sie werden mich vollkommen verſtehen, wenn ich Ihner ſage, daß ich ihr Weib nicht werden kanm!“ verſetzte ii ſeine Worte wiederholend, mit zurückgewonnener Feſtigkeit „Irenel Heißt das, daß Sie mich nicht lieben können? fopſchte er beſtürzt und ungläubig. „Beſtehen Sie auf keiner Antwort!“ bat ſie dringlich „Doch ich beſtehe daraufl“ rief er mit leidenſchaftlichem Ungeſtüm.„Ich liebe Sie aus tiefſtem Herzen, mit der gan, zen Kraft meiner Seele und muß wiſſen, ob Sie meine Liebt erwidern!“ Und als ſie, das ſchöne Haupt ſenkend, ſchwieg, beſchwor er ſie mit glühender 8 55 5 e Irenel Sagen Sie mir ein Wort des Troſtes!“ n Der Ton ſeiner Stimme, der Ausdruck ſeiner flehenden Augen zerriß ihr das Herz; aber der Stolz erinnerte ſie an die Gründe ihrer Entfagungspflicht und ſtählte ihre wan⸗ kende Energie. i„Ich darf es nicht, weil es Ihnen ſpäter Reue bringen⸗ Ihre Zukunft und den Frieden, in dem Sie jetzt mit Ihrer Mutter leben, geführden würde,“ verſetzte ſie ſanft, aber fest. „Sie ſprechen in Rätſeln; ich aber will eine klare Ant⸗ wort!“ heiſchte er gebieteriſch.„Mein Glück oder Unglück hängt davon abl Lieben Sie v ch, Irene? Oder habe ic mich ſo bitter getäuſcht?“ i „Oh, drängen Sie mich nig,(“ bat ſie faſt verzwei⸗ felt, am Ende ihrer Kraft und Beherrſchung. 5 Entweder ſagen Sie mir, daß Sie mich lieben, oder Sie verſichern mir, die Hand auf Ihrer Bruſt, nach Ihres Ge⸗ wiſſens und Ihres Herzens wahrhaftiger Ueberzeugung daß Sie mich nicht lieben können,“ befahl er ſtürmiſch. Da richtete Irene ſich auf und ihm ſtandhaft ins Auge blickend, legte ſie die Hand auf ihre ſchwer atmende Bruſt und ſprach feierlich: „Ich kann Sie nicht lieben, Graf Harrach!“ „Ss helfe mir Gott! Sie machen 25 namenlos unglück⸗ lich! rief er ſchmerzvoll aus. g Zürnen Sie mir nicht, Herr Graf!“ bat ſie weich. Er hatte ſich abgewandt, ihr die Verzweiflung in einen Zügen„ verbs I[CTortſobuna falat n 198 51 Nr. Flugzeug war in die Teufelsſchlucht abgeſtiurzt und e eee Has Manne 5 up zi . lpng ꝛdkͥ0 5 l g u da 1b ö uslozg Ini usr our dung ꝛ20 zeup I loi duuog eig ꝙpou usgupſles 2016 9 ang ze dig Judbꝛceick usch v merpnbupbzeg ueneumol menen ua zee! eufanch seg lbs zehv got zenipie uses 1 0 g dehvuspng uenerig ze ne snvuig zavgz nene ee e e un eue sur ci einen 18 uehv one auje pou Giobuaz av o usuupln uu nv dig gelbung e Uleinpas bot segnen Tac Inv usgeieuz mung usb; zou ung 2 g L 26 0 vic un fniqplebsn am usbogz 120 48 uelloafzule D ⸗ppu up juno gun önesbpf; zd uubg udzgol uonvflugr zue gusbnusds ppi ogzelgh diva unenlpcphai ꝛ0 zel usul uso 918 pou qvob se' uezuv qi and usbunglezeqzog leg ego udusgecplech jomufe uaequp ne agu Icpru se apc Cuezogzea pnagpoztz) — 2588382 . n Jule: Bou d engl Jun zva zus um! 89 geil Sv zom udsuutcou ecmc ue usgebnog soo mum uus v usbnzz usb ue m band sn sd opa „olg zi nu zcpiu zog on— gun“ Sou geialuzeg mu nd drursu on nas rel kom vu dub— oper“ n erbat„usqpogcklos ulosich dia cpo og nag ꝛeqzs“. uda nog gufd ofen siv A1 se am oog ar* a„pnane jovi zec sub uongou zlae zumo ae olnvane piu aba gonzo“ zu ohen udup ad zd u dune eue ee en ede eehte 1 die bullpf gun guslae jollos usuie ur pi og pnagsniz ueschinyzus uobunugem aol ane usguzdanac ze gun oui Apnid us; Nl miau senog uöoldonktgec aun Sunuuvdg uu ona gun rauluig ulerg! u; gen ei zog udrgg uengvlada uohogz ueg oſſog cio oog ung eng jep on siv gegn MAvaun dgeuui guje uleg ugcgo zpoctebuse gui sog gun Dada meg m bn en jenog inv aufg anpg gun usumoz zoſjoam nne aun uongaflzeb ne dpi oipn! ii gem ag sva doc sv inv auc od osgdack udbpgz usgushogudava meg gu! 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Im nächſten Augenblick meldete er ihn ſchon. Ein Schwindel packte ſie, und tonlos bat ſie, Bernfried eintreten zu laſſen. Da trat er über die Schwelle. Vor ihre Augen legte ſich ein dichter Nebel und ſie ſah ſeine Geſtalt wie durch einen Schleier Hörte ſeinen Gruß wie aus weiter Ferne. Erſt als er ihre Hand ergriff, ſeine Lippen darauf drückte, fühlte ſie wieder das Greif⸗ bar Nahe und das gab ihr die Selbſtbeherrſchung zurück. Kühl ſtand ſie vor ihm, ein leichtes, ſteifes Lächeln auf den Lippen. „Lotte iſt bereits fort, Herr Graf— Sie kommen zu ſpät,“ ſagte ſie mit eigentümlich rauher Stimme. „Aber glücklicherweiſe noch nicht zu ſpät, um Sie, Arm⸗ gard noch anzutreffen,“ ergänzte er, ihr tief in die Au⸗ gen ſehend.„Als ich heute mittag heimkehrte und erfuhr, daß Sie Cronegg plötzlich, ohne ein Abſchiedswort ver⸗ laſſen wollten, machte ich mich ſofort auf den Weg, in der Hoffnung, Sie noch zu ſehen und zu ſprechen. Und nun nun—“ er zögerte etwas, ohne ſie aus den Augen zu laſſen—„geſtatten Sie mir die Frage: Warum wollen Sie fort?“ Dieſe Worte hatten freundlich gleichmäßig geklungen und doch war ihnen ein Unterton beigemiſcht, der Arm⸗ gard tief erbeben ließ. „Hat Lotte Ihrer Frau Mutter nicht erzählt, daß meine ſie ihr erkrankt iſt und mein Kommen wünſcht?“ fragte ie ihn. „Im!“ Er räuſperte ſich.„Allerdings, meine Mutter ſprach mir davon, aber ich meine— Sie hätten mir we⸗ nigſtens ein Abſchiedswort gönnen können.“ Ein Schauer durchrieſelte ſie. „Es iſt nur für kurze Zeit, daß ich fortgehe— ich hatte noch ſo viele Vorbereitungen und— trug auch Lotte auf, Ihnen und Ihrer Frau Mutter meine Abſchiedsgrüße zu übermitteln.“ Wie unbeholfen die ſonſt ſo Gewandte, Sichere ſtotterte, 1195 vieler Worte ſie bedurfte, um ſich vor ihm zu rechtfer⸗ igen! Sie hatte ihm einen Seſſel angeboten, und ſich ihm gegenüber an ihren Schreibtiſch geſetzt. So blieb ihr Geſicht im Schatten. Gleichwohl forſchte er in ihren Zügen. „Das würden Sie früher nicht getan haben,“ ſagte nur. Sie zuckte zuſammen und wurde noch um einen Schein blaſſer, denn ſie hörte den Tadel aus ſeinen Worten wohl heraus. Neben Stolz und Trotz war doch ein wenig Schuld⸗ gefühl in ihr. „Es tat mir auch leid, aber— es war mir nicht mög⸗ lich,“ preßte ſie hervor und vermied es, ihn anzuſehen. „Sie würden es möglich gemacht haben, wenn— Sie es gewollt hätten.“ „Herr Graf,“ fuhr ſie auf und in ihrer Stimme zitterte eine trotzige Auflehnung,„was berechtigt Sie zu dieſer Annahme?“ „Verzeihung,“ bat er und es zuckte dabei ſchmerzlich um ſeine Mundwinkel,„ich wollte Sie nicht verletzen, aber zu dieſer Annahme trieb mich Ihr in der letzten Zeit mir gegenüber verändertes Weſen— nein, bitte, ſagen Sie nichts dagegen— es ſoll kein Vorwurf für Sie ſein, und Sie haben vielleicht einen berechtigten Grund dazu, wenn ich ihn mir auch nicht erklären kann. Ich hatte bis vor kurzem geglaubt, Ihnen— etwas wert zu ſein,— Sie ſelbſt hatten mich Ihren Troſt und Ihre Stütze genannt. — Sie haben mich verwöhnt, Armgard, und nun empfinde ich Ihre plötzliche Veränderung bitter ſchmerzlich!“ Ein wildes Weh packte ſie, aber er durfte nicht ahnen, was in ihr vorging. „Sie irren ſich,“ begann ſie, ihre Stimme zur Feſtigkeit zwingend.„Meine Empfindungen für Sie haben keine Ver⸗ änderung erfahren. Ich ſchätze Sie hoch und werde nie ver⸗ gaben, wieviel Freundſchaft und Güte Sie mir erwieſen haben.“ Sie bemühte ſich, einen herzlichen, warmen Ton, der ihn von der Aufrichtigkeit ihrer Worte überzeugen ſollte, hineinzulegen, aber er ſchüttelte nur den Kopf. „Das iſt es nicht, was ich vermiſſe,“ ſagte er„und—“ nun ſchwankte ſeine Stimme etwas„ich will Sie auch nicht länger damit quälen. Vergeben Sie mir. Es war vermeſ⸗ er ſen von mir, wenn ich— mehr verlangte und— went es auch hart iſt— man muß eben ſeine Hoffnungen begraben und— auf ein Glück, das man erträumte— verzichten lernen.“ Jetzt hob ſie den Blick, ſah in ſeine Augen, die mit ſo ſeltſam heißem Ausdruck auf ihr ruhten und es wurde ihr unſagbar beklommen und weh zumute. Aber nur vorüber⸗ gehend gab ſie ſich einer Selbſttäuſchung hin, dann glaubte ſie ſeine Andeutung recht zu verſtehen. Nur eine leichte Verwunderung war in ihr. „Warum ſollten Sie auf ein Glück verzichten?“ fragte ſie mit einem zitternden Lächeln. Es wartet doch auf Sie— Sie brauchen nur— zuzulangen!“ „Armgard!“ rief er grenzenlos überwältigt und über⸗ raſcht.„Das ſagen Sie mir— nach alledem?“ Er konnte es nicht faſſen, nicht verſtehen. Sie zitterte, aber ſie wollte ſeinem Geſtändnis zuvor⸗ kommen, zeigen, daß ſie von allem unterrichtet war. „Glauben Sie, daß ich Ihr Vertrauen nicht gern ent⸗ gegennehmen wollte? Aber— Sie brauchen nur Lotte ſelbſt zu fragen— ſie wird Ihnen die beglückende Ant⸗ wort geben.“ Nun ſtarrte er ſie verblüfft, verſtändnislos und zugleich ernüchtert an. Lotte? Was hat Lotte damit zu tun?“ fragte er. Ihr Körper flog vor Erregung, ihr Atem ſtockte, aber auch dieſes Letzte mußte ſein. Ihre Stimme hate faſt den Klang verloren. „Lotte— liebt Sie!“ Nun war es heraus, aber ihre Worte hatten nicht das zur Folge, was ſie erwartet hatte. Ganz entgeiſtert ſtarrte er ſie an. „Lotte— liebt mich?“ wiederholte er gepreßt,„was heißt das— was wollen Sie damit ſagen?“ „Daß— Sie bei Lotte— Ihr Glück finden werden.“ Sekundenlang lag eine dumpfe Schwüle in der Luft. Plötzlich lachte er auf, rauh und heiſer. „Sie wollen mir in Lotte einen Erſatz bieten,“ ſagte er eigentümlich ſcharf und bitter. Nun war es Armgard, die nicht verſtand. „Erſatz? Wofür?“ fragte ſie bebend. »Das fragen Sie mich noch?“ Wieder lachte er, daß es ihr ins Herz ſchnitt.„Haben Sie denn nicht gefühlt, ge⸗ wußt, zum mindeſten geahnt, wem meine Liebe gehörte, lange ehe Lotte herkam?“ „Mein Gott!“ rief Armgard und faßte ſich an die Stirn, als wollten ihr die Sinne ſchwinden. Da ſprang er auf, ergriff ihre beiden Hände und zog ſie zu ſich empor. „Armgard— Armgard— haſt du im Ernſt geglaubt, ich könnte Lotte lieben— haſt du das auch nur einen Au⸗ genblick für möglich gehalten?“ Sie war wie benommen, faſſungslos, ſie fühlte ſeine Hände, die die ihren hielten, zittern. Da brach ſie in ein Schluchzen aus. „Armgard— Geliebte,“ ſagte er und zog ſie in ſcheuer Zärtlichkeit an ſich, ſo daß 5 Kopf an ſeiner Schulter lag. Sanft ſtrich ſeine Hand über ihr Haar, aber er wagte es nicht, ſie zu küſſen, nur tief beugte er ſich zu ihrem Ohr:„Armgard— brauche ich nur zuzulangen— um mir das Glück zu holen?“ fragte er weich. Da richtete ſie ſich auf— und in ihren Augen lachte und weinte es zu gleicher Zeit. „Bernfried!“ 5 In dieſem einen Ausruf lag für ihn das beglückendſte Geſtändnis und nun zauderte er nicht mehr, zog die kaum widerſtrebende Geſtalt der geliebten Frau von neuem an ſich und küßte ſie heiß, leidenſchaftlich, innig und Armgard erwiderte dieſen Kuß wie trunken. Dieſer Augenblick bot die Erfüllung lange verſchwie⸗ gen gehegter Sehnſucht zweier Herzen, die zueinander drängten und den Weg nicht hatten finden können. Das war wie ein Ausſtrömen wonniger Gluten von einem zum anderen. Die Mauer, die ſie getrennt hatte, war gefallen, es gab keinen Wall und kein Hindernis mehr. Die Ver⸗ gangenheit mit allem Trüben und Schweren, die Qual der letzten Wochen verſank vor Armgards Seele, es blieb nur die berauſchende, beſeligende Gegenwart, und dieſer gab ſie ſich für Augenblicke ſelbſtvergoſſen hin. Aber mitten in dieſem ſchönen Traum packte ſie plötzlich eine jähe, ver⸗ zehrende Angſt. Mit einem Ruck machte ſie ſich aus ſeinem Arm frei und ſah ihn erſchrocken an.(Fortſetzung folgt.) Flugzeug C. A. C. 2 1 Skizze Auf dem Flugplatz von Baſhington herrſchte große Anruhe. Man war ohne jede Nachricht von dem Piloten Basker, der am Tage vorher über die Roky Mountains nach San Franzisko abgeflogen war. Die erſte Zwiſchen⸗ landung in Denver erfolgte noch fahrplanmäßig, dann blieb der Apparat verſchollen. Nun ſchon über 24 Stun⸗ den! Was mochte paſſiert ſein? Irgend ein Verſagen der Maſchine war kaum anzu⸗ nehmen, die Apparate der Californi Aero Company wa⸗ ren gut in Stand. Lag alſo ein Fehler des Piloten vor? Dieſe Annahme ſchien ebenſo unmöglich.— Charles Basker, ein alter Militärflieger, war einer der beſten Pi⸗ loten der ganzen Luftfahrtslinie. Er war kaum dreißig Jahre alt und zeichnete ſich ebenſo durch ſportsmänniſche Gewandtheit wie durch moraliſche Feſtigkeit aus. Dann war aber bisher auch noch kein Flugzeugabſturz gemeldet worden. Auch Notlandungen pflegten den zuſtän⸗ digen Flugplätzen innerhalb weniger Stunden mitgeteilt zu werden. Man zerbrach ſich daher den Kopf mit den ungewöhn⸗ lichſten Hypotheſen, ohne aber dadurch die Unruhe, die alle befallen hatte, zu bannen. Der Apparat war das letzte Mal geſichtet worden, als er in ſehr großer Höhe die erſten Anhöhen der Rocky Mountains überflog und ſeinen normalen Kurs nach San Franzisko einſchlug. Aber dann? Was war dann aus ihm geworden? Es ſchlug neun Uhr auf der elektriſchen Ahr des Flug⸗ platzes, ohne daß etwas über den Verbleib des Flugzeu⸗ ges C. A. C. 102 und über das Schickſal ſeines Piloten ge⸗ meldet wäre. C. A. C. 108, der große fünfſitzige Doppeldecker der Geſellſchaft war aus einem Schuppen herausgebracht wor⸗ den und wurde der üblichen Prüfung unterzogen. Angeſtellte des Flugplatzes ſchleppten ſchwere Poſtſäcke und Zeitungspakete herbei, die der Luftkapitän Murray nach San Franzisko bringen ſollte. Murray war ſehr aufgeregt. Das Verſchwinden ſeines Kollegen betrübte ihn tief, denn die beiden Flieger ver⸗ band ſeit langem eine enge Freundſchaft. Um halb neun hatte er den Direktor der Luftfahrt⸗ Geſellſchaft aufgeſucht. „Ich will die von Basker geflogene Linie verfolgen und ſehen, ob ich ihn auffinde. Wenn er abgeſtürzt iſt, kann das nur in einer verlaſſenen Gebirgsgegend ſein, da uns bisher noch nichts gemeldet wurde.“ „Sie glauben alſo, daß er in den Rocky Mountains liegt?“ fragte der Direktor. Murray erſchauderte und antwortete: „Ich hoffe es nicht, denn dann würde unſer braver Basker wohl zurzeit kein Lebenszeichen mehr von ſich ge⸗ ben. Ein Abſturz in den Bergen.. Sie wiſſen doch, was es bedeutet, Direktor? Eine Gratis⸗Fahrkarte ins Jen⸗ ſeits! Nun, wir werden ja ſehen Ich muß mich fertig machen. Auf Wiederſehen, Direktor!“ „Warten Sie, ich komme mit.“ Die beiden Männer ſuchten die Startlinie des Dop⸗ peldeckers auf. f Wenige Minuten ſpäter ließ Murray den Motor ſei⸗ ner Maſchine an. In dieſem Augenblick ertönten hinter dem Flugzeug plötzlich laute ängſtliche Rufe. Alle wandten ſich überraſcht um. Eine junge, etwa 25jährige Frau ſtürzte atemlos und in größter Aufregung heran und ſchrie fortwährend: „Halt, Halt! Warten Sie! Im Namen Charles Bas⸗ ker, warten Sie!“ a Sie ſprang auf den langſam dahingleitenden Apparat Murrays zu und klammerte ſich an der Tragfläche feſt. „Frau Basker!“ rief der Direktor überraſcht Als Murray ihr ins Geſicht ſah, hielt er ſeine Ma⸗ ſchine an. Nachdem erklärte ſie: 552.6— Frau Basker etwas zu Atem gekommen war, eee. A= „Erſt eben habe ich erfahren, daß mein Mann nicht ii Frisko angekommen iſt. Deshalb bin ich gekommen. G ann nur ein Unglück paſſiert ſein.“ a g „Das ſteht noch nicht feſt, liebe Frau,“ wandte der Di rektor ein. f Die junge Frau blickte ihn feſt an. 5 „Doch Herr Direktor. Er iſt verunglückt, ich fühle es Charles hatte ſchon vor einiger Zeit ſchlimme Vorahnun gen. Sie wiſſen wohl, daß er ſeit dem Kriege ſehr aber gläubiſch geworden iſt. Eines Tages kam eine alte Zi geunerin an unſerem Hauſe vorüber und bettelte. Mei Mann ließ ſich aus der Hand wahrſagen. Sie hat ihm an gekündigt, daß er bald einen Anfall im Gebirge haben würde „Im Gebirge?“ fragten die Anweſenden überraſcht. „Ja, und ſie nannte ſogar die Teufelsſchlucht am Gleu⸗ River, die er meiden ſolle. Seitdem“, fuhr ſie mit tränen, voller Stimme fort,„fühle ich mich beunruhigt. Mar hätte inzwiſchen ſchon etwas von dem Abſturz hören müf⸗ ſen. Vielleicht hat er ſich beim Notlanden verletzt und wartet, daß man ihm Hilfe bringt.— And da——“ Die Stimme der jungen Frau erſtickte in einem Schluchzen. Sie zögerte fortzufahren. „Und da... fragte Murray geſpannt. „Wollte ich Sie um etwas bitten. Miſter Murray, bitte, nehmen Sie mich mit. Sie fliegen ja denſelben Weg wie mein Mann. Wollen wir beide Charles Baske retten?“ Eine peinliche Stille folgte ihren Worten. Die Um- ſtehenden fühlten ihr Herrz bis an den Hals ſchlagen. Murray aber reichte der mutigen jungen Frau frei⸗ mütig die Hand und ſagte mit leiſe zitternder Stimme: „Von ganzem Herzen, Frau Basker.“ And er richtete einen fragenden Blick auf den Direk⸗ tor. Der aber zögerte nicht, ſondern ſagte mit nicht weni⸗ ger bewegter Stimme: „Ich habe nichts dagegen. Ich will ſogar das meinige tun. Murray, nehmen Sie einen leichteren Apparat, um die Rettungsaktion beſſer auszuführen. Aeberlaſſen Sie Ihre Maſchine einem anderen Piloten...“ Eine halbe Stunde ſpäter ſtartete ein kleines zwei⸗ ſitziges Jagdflugzeug in Richtung San Franzisko. Murran führte es mit ſeiner gewohnten Meiſterſchaft. Hinter ihm auf dem Beobachtungsplatz ſaß, den Fallſchirm wie einen Ruckſack auf dem Rücken, Frau Basker. Bald war das Gebirge erreicht. Wie ſpitze Nägel ſtarr⸗ ten ihnen die ſteilen Gipfel der Rocky Mountains entge⸗ gen. Murray ging bis auf zweihundert Meter herab. Es war ein gewagtes Stück. Da bezeichnete ihm Frau Basker die ſcharfe Linie des Gleu⸗River mit dem Finger und rief: 3 „Dorthin— es iſt die Teufelsſchlucht!“ Murray gehorchte. Kaum fünf Minuten ſpäter überflog der Apparat eine enge abgelegene Schlucht, die zwiſchen den ſchneebedeckten Matten zweier Berge eingekeilt lag. Frau Basker hatte ſich von ihrem Sitz erhoben und ſuchte mit dem Glas den Boden genau ab. Da— da— nichts!—— Auch dort— nichts! Plötzlich hörte Murray trotz des Motorgeknatters einen Schrei. Er ſah erſchreckt ſeine Begleiterin mit angſt⸗ vergrößerten Augen auf einen Punkt der Schlucht her⸗ unterſtarren. 5. Sie wies auf eine helle Stelle, die an einer der Sei⸗ tenwände des Berges wie hingeklebt ſchien. Murra reckte zurück. In dieſer weißlichen Maſſe hatte er die 4 0 W eines Flugzeuges 1 Dos war C. A. C. 1021 Frau Da war kein Zroeifel: Das war C. A. C. 1021 Basker hatte ſich 1 1125 Mutmaßungen nicht getäuscht