Nr. 297(2. Blatt). —— — 2 r- * n = 1 Neckar Bote Samstag, 19. Dezember 1936 Das Grauen in Madrid Ein erſchütternder Augenzeugenbericht. Salamanca, 18. Dezember. Der Sonderberichterſtatter des Deutſchen Nachrichten⸗ büros meldet: Ein ausländiſcher Kaufmann, der ſeit Jah⸗ ren in Madrid anſäſſig war und ſich bis zum 5. Dezember in der ſpaniſchen Hauptſtadt aufgehalten hat, gibt einen ſenſationellen Bericht über die augenblickliche Lage in Madrid. 8 Die Lage in Madrid iſt darnach als vollkommen ver⸗ zweifelt anzuſehen. Die wenigen Lebensmittel, die über einige noch offene Straßen von Valencia und Barcelona, genau wie Kriegsmaterial nach Madrid herankommen, rei⸗ chen bei weitem nicht aus. Die Säuglingsſterblichkeit nimmt rapid zu. Anfang Oktober wurde die Einführung von Lebensmittelkarten beſchloſſen. Ein bezeichnendes Bild 1 die Notlage iſt auch die mangelhafte und ſchlechte Klei⸗ ung. Mit Bekanntgabe der neutralen Zone, in die General Franco der nichtkämpfenden Madrider Zivilbevölkerung, Frauen und Kinder, einzuziehen empfahl, hatten die Ma⸗ drider Behörden nichts eiligeres zu kun, als ſich ſelbſt dork in Sicherheit zu bringen. Die Polizeidirektion, Gemeinde amt und der„Verkeidigungsausſchuß“ flüchteten ſich in die der Zivilbevölkerung anempfohlene Gegend. Der Anſturm in dieſen Skraßen war derart groß, daß in Zehn. und Zwölfzimmerwohnungen mitunter 150() Menſchen in drangvoller Enge hauſen. Jeder vermeidet es nach Möglichkeit, auf die Straße zu gehen. Geſindel in irgendwelchen Uniformen, das ſich 3 nennt, durchzieht gröhlend und ſingend die Stra⸗ en. Mit der Piſtole zu Erdarbeiten gezwungen. Hausſuchungen mit anſchließender Erſchießung, ſprich Er mordung, ſind nach wie vor an der Tagesordnung. Di Verteidigungsarbeiten vor den Toren Madrids, die ſa Auf gabe der„Milizen“ wären, werden Paſſanten und Kaffee⸗ hausgäſten auferlegt. Bewaffnete Horden fallen plötzlich in ein Kaffeehaus ein und zwingen die anweſenden Gäſte mit der Piſtole in der Hand zum Schützengrabenauswerfen. Das unrühmliche„Verteidigungskomitee“ leitet ein General Cleber, den ſich die roten Verbrecher aus Moskau verſchrieben haben. Cleber tat ſich bei den dama⸗ ligen Kommuniſtenkämpfen in Ungarn als rechte Hand des Juden Bella Khun hervor. Im übrigen reſidieren in Ma⸗ drid 18 ſowjetruſſiſche Generalſtabsoffiziere, die im Savoy⸗ Hotel wohnen. Einige wurden bei einem der letzten Bom⸗ benangriffe auf die Stadt getötet. Die Diſziplimloſigkeil geht ſoweit, daß ein Angriffsbefehl eines Oberſten zuvor von einem politiſchen Komitee gutgeheißen werden muß. Verbrecherklub„Internationale Brigade“. Hinter der Kampfzone treibt ſich das übelſte Geſindel her⸗ um. Offiziere vertreiben hier mit lichtſcheuen Elementen beim Kartenſpiel, Gelagen und anderer Kurzweil ihre. Zeit. Die Zuſammenſetzung der„Internationalen Brigade“ iſt derart, daß man einen großen Teil ihrer Mitglieder von Steckbriefen und polizeilichen Laufzetteln her kennt. Kommuniſten aus allen Ländern ſuchen hier Unterſchlupf. Gegen 6000 Verbrecher haben ſich hier zuſammengefunden, um unter der Anführung des früheren Abgeordneten Hans Beimler ihre Schandtaten zu begehen. Beimler wurde am 1. Dezember von ſeinen Genoſſen ermordet. Jetzt führt Ge⸗ neral Cleber dieſe„Elitetruppe“, in der u. a. etwa 1500 Mann ſowjetruſſiſcher Herkunft ſind. Zurzeit ſind etwa 60 000 W᷑ nfähige in Madrid, 25 000 find mit Gewehren bewaffnet, 10 000 tragen nur Piſtolen. Die übrigen haben militäriſche Ausbildung erfahren. W 8* Dirnen und Megären im Frauenbakcällon. Das ursprünglich 3000 Frauen umfaſſende Frauenbataillon würde nach und nach mit der Kolonne Mangada zuſam⸗ mengelegt. Unterſchlupf in dieſem Bataillon, deſſen Schöp⸗ fer General Mangade iſt, ſuchten hauptſächlich Dirnen und Verbrecherinnen, die bei Beginn der Unruhen aus den Ge⸗ fängniſſen flohen. Hemmungslos leben ſie ihren Trieben. Mehrere Hundert dieſer Weiber mußten Mitte September wegen unheilbarer Geſchlechtskrankheiten erſchoſſen werden. Heute iſt das Frauenxegiment ſehr zuſammengeſchmolzen und auch ohne eigentliche Bedeutung, dafür haben es aber einige Weiber verſtänden, ſich ſehr großen Einfluß zu ſichern. In Madrid iſt es zum Beiſpiel ſtadtbekannt, daß die eigentliche Leitung des Muſtergefängniſſes in den Hän⸗ den der Freundin des Direktors liegt, die eigenhändig über 300 Gefangene in den Kellern des Gefängniſſes erſchoſſen hat Ein beliebtes Spiel unter den roten Verbrechern iſt es weiter, um das Leben von Gefangenen zu würfeln, als Einſatz beim Kartenſpiel zu bewerten. Wer gewinnt, kann ſich irgendeinen wehrloſen Gefangenen als Schießſcheibe ausſuchen. Die Zahl der ſeit dem 18. Juli Ermordeten wird auf über 50 000 geſchätzt. An manchen Tagen werden über 500 Ermordete in die Leichenhallen eingeliefert, darunter auch zweijährige Kinder. Es wimmelt in Madrid von Deyiſenſchiebern. Eine der größten Schiebungen, die kürzlich aufgedeckt wurde, haben jüdiſche Schieber im Auftrag des ſowjetruſſi⸗ ſchen Botſchafters Moſes Roſenberg durckgeführt, der auch angeordnet hat, daß Wertgegenſtände, Deviſen und Gold⸗ beträge. Pfundſchecks uſw., die bei Hausſuchungen beſchlag⸗ nahmt werden, an ihn abzuliefern ſind. Er verwertet ſie dann angeblich im Auftrag weiter. Die Treſore der Nationalbank wurden mit Schweiß⸗ apparaten geöffnet, damit die roten Verbrecher ſich den In⸗ halt aneignen konnten Acht Gruppen wurden 14 Tage hin⸗ durch mit der Ausplünderung beſchäftigt. In Säcken wurde dann der Inhalt nach Valencia und Cartagena geſchickt. Wohnungsplünderungen bei Deutſchen und Italienern. Wohnungen, von denen bekannt iſt, daß ſie Deutſchen, Ita⸗ lienern oder Portugieſen gehörten, werden vom Pöbel vollſtändig ausgeräumt. Das deutſche Reiſebüro wurde geſtürmt. Da man glaubte, daß ſich Nationaliſten in den Innenräumen verſteckt hätten, fuhren Panzerwagen vor. Die Tür wurde erbrochen und die geſamte Einrichtung verwüſtet. Ende Oktober, ſo berichtet der Gewährsmann des Deutſchen Nachrichtenbüros weiter, veranlaßten die Kommuniſten, daß alle 18. bis 60jährigen mobiliſiert wur⸗ den. Weihnachten der Reichsautobahner Eine Anſprache Dr. Todks. Nürnberg, 19. Dezember. Der Generalinſpektor für das Deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, ſprach vom Autobahnlager Neudorf bei Bay⸗ reuth über alle deutſchen Sender in einer Weihnachtsfeier zu den Autobahnarbeitern. Er führte u. a. aus: Arbeitskameraden an den Straßen Adolf Hitlers! Ein großes kameradſchaftliches Weihnachls⸗ feſt vereinigt heute Abend alle Mitarbeiter an den Skra⸗ ßen des Führers in ganz Deutſchland. Wie in einer 53. milie am Weihnachtsfeſt ſich alle einfinden und keiner fehlt, ſo hat ſich heute abend die große Familie der Stra⸗ ßenbauer zuſammengefunden. Der Betriebsführer ſitzt bei ſeiner Gefolgſchaft, die Baubehörde ſitzt beim Unlernehmer. Wir an den Straßen des Führers ſind die erſten, dio wieder Arbeit bekommen haben. Denn unſer Straßenbau war das erſte große Werk, das der Führer in Angriff ge⸗ nommen hat, und wir ſind ſtolz, für den Führer, für Deutſchland, für unſere Zukunft dieſe Straßen bauen zu können, um die uns heute ſchon die ganze Welt beneidet. Und wenn Ihr ſpäter einmal nach vielen Jahren an irgend⸗ einer andern Stelle Weihnachten feiert, ſſo ſoll Euch immer dieſer heutige Weihnachtsabend an den Reichsautobahnen eine ſchöne und ſtolze Erinnerung bleiben. Der Führer weiß, daß ich heute zu Euch ſpreche. Ich überbringe Euch hiermit ſeinen Weihnachtsgruß. Zu Weihnachten darf man ſich etwas wünſchen. Euren Weihnachtswunſch, den kenne ich: einen beſſeren Lohn wünſcht ſich der Arbeiter, einen beſſeren Preis der Unternehmer. Ich weiß, daß an Eurem Lohn noch manches fehlt; das weiß auch der Führer. Aber wenigſtens haben wir Arbeit und Verdienſt, und dieſen Verdienſt haben 6 Millionen Arbeitsloſe innerhalb von vier Jahren wieder bekommen. Die Lebensbedingungen des deutſchen Arbeiters haben ſich auch in den letzten drei Jahren ganz weſentlich verbeſſert. Mit einer Lohnerhöhung allein iſt das aber nitat gemacht, wenn mit der Lohnerhöhung auch gleich wieder die Preiſe in die Höhe gehen und Ihr für den höheren Lohn auch nicht mehr als früher kaufen könnt. Das wißt Ihr auch. Darum mußte ein anderer Weg beſchritten werden. Wir brauchen nicht höhere Löhne, ſondern mehr Lebensgüter, mehr Lebensmittel, mehr Kleiderſtoffe, mehr Schuhwerk, mehr Wohnungen, mehr Rohſtoffe, damit die Waren nicht rar und teuer werden, wenn ſie mehr verlangt werden, da⸗ mit ein höherer Verdienſt auch wirklich eine Beſſerung der Lebenshaltung ermöglicht. Darum hat der Führer den Vierjahresplan angeordnet, damit Euch und uns allen mehr bleibt von dem, was wir verdienen, weil genügend Ware da iſt, die man zu billigen Preiſen kaufen kann. Und wenn in den Jahren 1930 bis 1932 Hoff⸗ nungsloſigkeit, Sorge, Trauer und Wehmut uns gerade in der Weihnachtszeit beſonders ſtark bedrückten, ſo erfüllt uns heute der zuverſichtliche Glaube, daß wir wieder vorwärts kommen, daß unſere Kinder eimer ſchöneren, beſſeren Zeit entgegenſehen, deren Vorbereitung unſere Lebensaufgabe iſt. . Wenn iſt Euch auch nicht die Erfüllung all Eurer Weih⸗ nachtswünſche zuſagen kann, ſo habe ich doch für einen Teil von Euch wenigſtens eine gute Weihnachtsnachricht: Wer weitab von ſeiner Wohnung im Lager unterge⸗ bracht war oder über 20 Kilometer von ſeinem heim ge⸗ arbeitet hat, erhält zwiſchen dem 24. Dezember und 3. Ja⸗ nuar für jeden Wochentag eine Anterſtützung von 2,25 Mark für Verheiratete und 1,50 Mark für Alleinſtehende. And damit auch die Betriebsführer der Unternehmungen eine Freude haben: Es gibt auch 1937 wieder Aufträge im gleichen Umfang wie bisher. Zur Weihnachtsfreude gehört der Weihnachtsdank. Den möchte ich als Beauftragter des Führers und des Deutſchen Reiches für das geſamte Straßenweſen zuerſt ausſprechen für die treue, fleißige Arbeit, die jeder— auch in dieſem Jahre wieder— geleiſtet hat in den Dienſtſtellen der Reichsautobahnen, auf den Bauſtellen, der Betriebe und wo es auch immer geweſen ſein mag. Wir bekennen uns aber auch zum gemeinſamen Dank an den Führer. Uns Reichsautobahner, uns Straßenbauer am Werk des Füh⸗ rers erfüllt tiefes, inneres Dankgefühl für Adolf Hſtler, der gerade uns als erſte wieder aus der Arbeitsloſigkeit herausgeholt hat. Nicht nur wir haben Sorgen; glaubt mir, die Sorgen, die der Führer hat, ſind nicht weniger und nicht leichter als die, die wir haben. Wir wünſchen unſerem Führer zu Weihnachten auch für ſich einen frohen Weih⸗ nachtstag und wir wiſſen, daß die größte Freude, die er empfinden kann, die iſt, daß er ſieht, daß es ſeinem Volke wieder beſſer als früher geht. Es lebe der Führer! Es lebe Deutſchland! Sieg⸗Heil! Wie Berlin Weihnachten feiert Ueber 200 Gemeinſchaftsfeiern.— Dr. Goebbels ſpri über alle Sender.— Beſcherung für 70 000 Kinder un Bedürftige. Berlin, 19. Dezember. Die Weihnachtszeit wird in der Reichshauptſtadt im Sinne der ſozialiſtiſchen Gemeinſchaft feſtlich begangen werden. Auch dem Aermſten unter der Berliner Bevölke⸗ rung ſoll der Weihnachtsbaum im feſtlichen Glanz der Ker⸗ zen erſtrahlen. Es ſoll ein frohes Feſt der Volksgemeinſchaft werden. Mehr als 200 Gemeinſchaftsfeiern werden am Montag in Berlin ſtattfinden. Im Mittelpunkt dieſer Feiern ſteht die Feier im Saalbau Friedrichshain, wo Dr. Goeb⸗ bels eine ae Ansprache halten wird. Die Feier beginnt um 18,55 und wird auf alle deutſchen Sender übertragen. Für ſämtliche zur gleichen Zeit im ganzen Deutſchen Reich ſtattfindenden Parallelveranſtaltungen wurde Gemein⸗ ſchaftsempfang angeordnet. In der Reichshauptſtadt allein finden in den größeren Sälen, Lokalen und Schulen mehr als 200 Parallelveranſtaltungen ſtatt, bei denen insgeſamt etwa 70 000 Kindern und Erwachſenen beſchert wird. Ne⸗ ben den Kinderbeſcherungen bei dieſen Feiern werden in Berlin im Rahmen des Winkerhilfswerkes etwa 500 000 Lebensmittelpakete ausgegeben, die bis zum 23. Dezember in die Hände der vom Winter⸗ hilfswerk betreuten Volksgenoſſen gelangen werden. Jede betreute Familie erhält auch einen Chriſtbaum. Auf den öffentlichen Plätzen der Reichshauptſtadt ha⸗ ben ſchon jetzt Hunderte von mächtigen Weihnachtsbäumen Aufſtellung gefunden, die in den Abendſtunden mit ihren brennenden Kerzen dem großſtädtiſchen Straßenbild eine weihnachtliche Stimmung vermitteln werden. Am Sonntag werden auf den größeren Plätzen von Geſangvereinen Weihnachtslieder zum Vortrag gebracht. Desgleichen werden zahlreiche Muſikkapellen die altvertrauten Weihnachtsmelodien erklingen laſſen. Den Abſchluß dieſer großzügigen Weihnachtsaktion bildet die Weihnachtsfeier des Reichsſenders Berlin am Weihnachts⸗ heiligabend, zu der etwa 1000 bedürftige kinderloſe Ehe⸗ paare und alleinſtehende Volksgenoſſen eingeladen ſind. Dieſe Feier wird ebenfalls auf alle deutſchen Sender über⸗ tragen. Der Weihnachtsreiſeverkehr 1 ich ſtarken Weihnachtsreiſeverkeyr glatt abzuwi hat die Reichs⸗ bahn umfaſſende Maßnahmen getroffen. Für Durchgangsverkehr werden in dieſem Jahre zum erſten ale beſondere aus O⸗Zugwagen und Speiſewagen ge⸗ bildete Entlaſtungszüge gefahren werden, für die kein D⸗Zug⸗Zuſchlag erhoben wird. Sie werden nach günſtigen Fahrplänen mit wenig Zwiſchenhalten verkeh⸗ 0 8 den großen ren. Daneben werden, wie in früheren Jahren, zu den fahrplanmäßig verkehrenden Zügen Vor⸗ und Nachzüge gefahren, deren Zahl gegenüber dem Vorjahre erheblich vermehrt worden iſt. Damit die Reiſenden ſich möglichſt gleichmäßig auf die einzelnen Züge verteilen können, wird die Reichsbahn die Fahrpläne aller Sonderzüge rechtzei⸗ tig durch zahlreiche Aushänge bekanntgeben. Dank der ſorgfältigen Vorbereitungen kann damit gerechnet werden, daß ſich auch bei ſtärkſtem Andrang der Weihnachtsverkehr reibungslos abwickeln wird. 2 „Nicht idealiſtiſche Schwärmer wollen wir erziehen, ſondern Menſchen, die mit der Kraft ihrer inneren Be⸗ geiſterung das harte Leben zu meiſtern vberſtehen“. (Baldur v. Schirach). Auch Opferbereitſchaft iſt ein Stück innerer Begeiſterung im Kampf um die Nation. Wenn in den Tagen vom 13. bis 20. Dezember die HJ. für das WH W. ſammeln wird, dann erwartet auch ſie von Dir die gleiche Opferbereitſchaft. Sie erwartet Deine Spende für Volksgenoſſen, die nicht hungern und frieren dürfen. a + 2 8. 2 E l N. N= e l E, e ee O n e e Na e S SS S 2 e e e In,, ee e Als Weihnachts⸗Geschenke empfehle ich alle in mein Fach einschlagende Artikel: 15 5 N 0 9108 i Gesangbücher in allen Preislagen Briefpapier in feiner Aufmachung, Photo- Alben, Poesie: und Schreib- Albums, Bilder- und Märchen- Bücher Bau- und Malkasten, Mundharmonikas, Gesellschafts- Spiele, Zigarren-Etuis, Schüler-Etuis, Brieikasetten, Geldbeutel, Geschenkpapier, Konfekt- — teller, Düten und Anhänger. Auch möchte ich meine Buchbinderei u. mein Bilder- einrahmungsgeschäft in empfehl. Erinnerung bringen e i — eee e Rud. Behringer, Buchbindermeister Freiburgerstralle I. 5 . 5., ee, F 2 N N * 752 U N 9 Viel Fiedcle Jenelleu- Geschenke von H. u. H. Viele nützliche Dinge 2u Dilligen Preisen führen H. u, H.: Hlleiderslofſe- Belludsche Mantelsſoſßæs- Sdilaſdechen Leibwaͤsch e HBelrenbdsche ee end SHEEITTESTHAsSE. 01.56 notieren belagt gcpiuul Mannheim e e, e ee, e, e, 9 2 Ei Weihnachten empfehle: 5 Gesangbücher, Vergißmeinnicht, Briefpaplere, 5 n Amateur-Postkaften und Poesie- Alben, Märchen-, e Nal- und Bilderbücher, Schüler- Etuis, Federkasten, 8 Spiele, Farbkasten und Pinsel, Geldbeutel, 5 Mundharmonikas, Füllfederhalter. 7 Für den Christbaum empfehle: Christbaum: und Wunderkerzen, Eislametta, Raukreif, Feenhaar. Kerzenhalter und Krippen in verschiedenen Preislagen, Ferner: Fest-Seidenpapiere, Servietten u. Bindfaden zum Einpacken von Geschenken, sowie Weihnachtsteller, Düten und Fischtuch-Krepp, f Weihnachtspostkarten, Kärtchen und Anhänger in reicher Auswahl. 5 eee N 1 Papier-Randlung üg. Ammermann tw. PFF 8 2 Aus dem Gerichtsſaal Eineinhalb Jahre Gefängnis für Rückfalldieb. Wegen Rückfalldiebſtahls hatte ſich der 30jährige Guſtav Sauer Jus Mannheim vor dem Schöffengericht zu verantworten. Mit⸗ angeklagt war ſein 24jähriger Bruder Karl Sauer. Guſtav Sauer, der ſchon achtmal wegen Diebſtahls vorbeſtraft iſt, war beſchuldigt, am 13. Auguſt 1928 bei einer hieſigen Firma 10 Kilo Blei im Werte von 25 Mark geſtohlen und für 60 Mark weiterverkauft zu haben. Ferner hat er in der Nacht zum 20. September 1931 mit einem in der Fremdenlegion gefallenen Komplizen in der Edeka einen Einbruch verübt, wobei er zwei Säcke Kaffee, Flaſchenwein und Seife ſtahl. In der Nacht auf 28. September 1931 ſoll er mit ſeinem Bruder in einer chemiſchen Fabrik Treibrie⸗ men im Werte von 160 Mark entwendet haben. Während Guſtav Sauer die beiden erſten Fälle ohne weiteres zugab, be⸗ ſtritt er den dritten Fall, nach Anſicht des Staatsanwalts, um ſeinen Bruder nichk zu belaſten. Kurz nach dem Diebſtahl waren die beiden Brüder in die franzöſiſche Fremdenlegion ausgerückt. Der Staatsanwalt beantragte für Guſtav Sauer eine Zuchthausſtrafe von drei Jahren, für Karl Sauer eine Gefängnisſtrafe. Das Gericht verurteilte Guſtav Sauer zu einem Jahr ſechs Monaten Gefängnis bei Haftfortdauer und Anrechnung der ſechswöchigen Anterſuchungshaft, während Karl Sauer mangels genügender Beweiſe freigeſprochen wurde. Das Arteil im Prozeß Fußer. (0) Karlsruhe. Nach dreitägiger Verhandlung verurtei tte die Karlsruher Strafkammer den Angeklagken Fußer wegen fortgeſetzten, teils gemeinſchaftlichen ſchweren Diebſtahls zu ſechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt und den Angeklagten Wackershauſer wegen fortgeſetzten, teils gemein⸗ ſchaftlichen ſchweren Diebſtahls zu vier Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt. Bei beiden Angeklagten wurde die Zuläſſigkeit der Polizeiaufſicht ausgeſprochen.— Der Mit⸗ angeklagte Kiefer erhielt wegen fortgeſetzten gemeinſchaftlichen ſchweren Diebſtahls und fortgeſetzter Hehlerei zwei Jahre Ge⸗ fängnis. Bezüglich der Mitangeklagten Suſanne Weiß wurde das Verfahren entſprechend dem Amneſtiegeſetz eingeſtellt. Am Schluß der Sitzung, nachdem der Vorſitzende die Rechtsbelehrung über die Rechtsmittel gegeben hatte, gab der Hauptangeklagte Fußer die Erklärung ab, er lege ein Ge⸗ ſtändnis ab und ſage, wie alles war: der Mitangeklagte Kie⸗ fer käme nur wegen Hehlerei in Betracht. Ein politiſcher Eigenbrötler. — Stuttgart. Der in dürftigen Verhältniſſen lebende 54. jährige Dr. Karl Becker von Mannheim, ein Wirtſchaftstheo⸗ retiker, der uater dem Decknamen„Strecker von Rauten⸗ ſtrauch“ ſchriftſtelleriſchen Verdienſt ſucht, kam am Abend des 28. Oklober völlig abgebrannt in eine Stuttgarter Groß⸗ gaſtſtätte, wo die Gäſte ſoeben die große Rede Görings zum Vierjahresplan am Lautſprecher abhörten. Hungrig und miß⸗ gelaunt beſtellte er ſich ein Glas Bier, nachdem er unmittel⸗ bar zuvor erklärt hatte, daß man bei dem„Geſchrei“ im Laut⸗ ſprecher doch keine Beſtellung machen könne. Dann vertiefte er ſich oſtentativ in einige Zeitungen. Als die Gäſte ſich zum Schluß erhoben und die Lieder der Nation mitſangen, blieb Dr. Becker provozierend ſitzen und ließ ſich auch nicht durch die mehrmalige Aufforderung, ſich zu erheben und zu ſeinem Vaterlande zu bekennen, zu einer Aenderung ſeines ärgernis⸗ erregenden und die öffenkliche Ordnung ſtörenden Benehmens bewegen. Polizeilich wegen groben Unfugs zu zwei Wochen Haft verurleilt, beantragte Dr. Becker gerichtliche Entſchei⸗ dung. Dem Schnellrichter gegenüber vertrat er die Theorie, eine Rundfunkrede in einer Wirtſchaft ſei keine Feier, und deshalb hätten die Lieder der Nation überhaupt nicht geſun⸗ gen werden dürfen. Er laſſe ſich von niemanden ſeinen Wil⸗ len aufzwingen, und wenn der liebe Gott ſelber ſpräche. Der Schnellrichter verurteilte den Angeklagten, dem Antrag des Staatsanwalts entſprechend, zu der geſetzlichen Höchſtſtrafe von ſechs Wochen Haft und überwies ihn außerdem zur Prüfung der Schutzhaftfrage der Geheimen Staatspolizei. Neunzehn Monake unſchuldig im Zuchthaus. Paderborn, 18. Dez. Am 6. Mai 1935 verurteilte die Große Strafkammer zu Paderborn den heute 30 Jahre alten Heinrich Koch aus Schmerlecke bei Lippſtadt wegen weifacher Verleitung zum Meineid zu einem Jahr ſechs onaten Zuchthaus. Die Unterſuchungshaft wurde ihm nur mit einem Monat angerechnet. Nachdem er am 22. Oktober dieſes Jahres aus dem Zuchthaus entlaſſen worden war, hätte er nur noch etwa einen Monat Zuchthaus zu verbü⸗ ßen gehabt. Inzwiſchen waren jedoch wichtige Momente hervorgetreten, die ein Wiederaufnahmeverfahren in Gang etzten, in dem der Angeklagte jetzt von derſelben Kammer W wurde.— Er ſollte in einem Alimenta⸗ tionsprozeß verſucht haben, zwei Zeugen zum Meineid zu verleiten. Dies und damit eng zuſammenhängende Dinge beſchworen ſeinerzeit die beiden eugen, während die Mut⸗ ter des klagenden unehelichen Kindes ebenfalls eine Aus⸗ ſage beſchwor, nach der die von den beiden Zeugen ange⸗ gebenen Tatſachen der Wahrheit entſprechen mußten. Doch alles war nur Lug, wofür ſich in der Zwiſchenzeit Beweiſe inden ließen. Der Vorſitzende gab nach bel Ver⸗ andlung den Beſchluß der Strafkammer bekannt, daß der ngeklagte freigeſprochen und die Koſten der Staatskaſſe auferlegt werden.— Die beiden Zeugen, die 26 Jahre alte Thereſe Huſemann aus Seringhauſen und der 32 Jahre alte Emil Draber aus Dortmund⸗Marten, wurden im Ge⸗ richtsſaal verhaftet. Der Antergang der„Iſis“ Verhandlungen vor dem Seeamk. Hamburg, 18. Dez. Das Seeamt Hamburg verhandelte in öffentlicher Sitzung über den Untergang 115 deutſchen Motorſchiffes„Isis“ im Weſtatlantik am 8. November.— Bei dem Unglück ſind bekanntlich 39 Mann mit dem Kapi⸗ land“ aufgefunden und gerettet des Seeamtes heißt es u. a.: Der Unfall auf auf folgen⸗ de Urſachen zurückzuführen: Das Schiff iſt aus nicht aufge⸗ klärter Urſache im Vorſchiff erheblich leck geworden. We⸗ en dieſes Lecks hat man am 8. November morgens die eiſe abgebrochen und iſt auf Gegenkurs gegangen. Am ſpäten Nachmitta 5 die Luke 1 eingeſchlagen worden. Es iſt anzunehmen, ſehr tief im Waſſer lag. Zwiſchen 19 und 20 Uhr iſt das Schiff geſunken. Es iſt mit Wahrſcheinlichkeit anzunehmen, daß das Schott zwiſchen Rampe 1 und 2 nicht mehr gehal⸗ ſtande. Die Unterſuchung hat Mängel in der Bauart, Ein⸗ richtung, Ausrüſtung und in der Art der Starne. a Warum das Tannengrün? Nicht deutlich zu überſehen waren bisher die Gründe, warum man überhaupt am Weihnachtstag das Tannengrün aus den Wäldern ins Innere der Häuſer holte. Die darin ſich äußernde Raturſymbolik, die in der Zeit der toten Natur immergrüne Zeugniſſe des fortdauernden Lebens um ſich haben wollte, mutet ja unſtreitig ſtark altgermaniſch an, aber dennoch wiſſen wir nichts von einer Verwendung des Tannengrüns beim alten Sonnwendfeſt der Germanen. Damit iſt zwar nicht geſagt, daß eine ſolche Verwendung nicht doch vielleicht ſtattgefunden hat. Rur ſchwebt die Ver⸗ mutung vollkommen in der Luft und iſt daher nicht gut haltbar. Wir dürfen alſo keine Schlüſſe darauf aufbauen, ſolange die Vorausſetzung nicht bewieſen iſt. Wie Prof. Dr. H. Hennig auf Grund wiſſenſchaftlicher Forſchung nach⸗ weiſt, ſcheint in der Tat das Tannengrün in ganz anderer und ſehr viel ſonderbarerer Weiſe mit dem Weihnachtsfeſt in Beziehung gebracht worden zu ſein. Wir hören von einer Verwendung von Tannengrün zum Weihnachtsfeſt nicht früher als im Anfang des 16. Jahrhunderts, wo der Rat der elſäſſiſchen Stadt Schlettſtadt ſich wiederholt gegen das Ausrauben der Waldungen zur Beſchaffung von Tannen⸗ reiſern wandte und ſeine Förſter anwies, ein ſcharfes Auge auf den„Unfug“ zu haben. Natürlich wird die Sitte damals ſchon auf ein höheres Alter zurückgeblickt haben, und ledig⸗ lich das Uebermaß in der Ausplünderung der Wälder ver⸗ anlaßte den Rat zum Einſchreiten. Jene früheſten Zeugniſſe lehren uns auch, daß die Sitte anfänglich von der Kirche ſcharf befehdet wurde. Der berühmte Straßburger Kanzel⸗ redner Geiler von Kayſersberg erklärte im Jahre 1507 die Sitte des„danreiß in die ſtuben legen“ für heidniſch. Ein halbes Jahrhundert vorher nun begegnen wir, abermals im Elſaß, wiederum der Sitte der grünen Tannenreiſer, aber — in Verbindung mit dem Neufahrsfeſt. Ein unbekannter Straßburger Dichter jener Zeit ſang nämlich damals: „And wer nicht etwas Neues hätt Und auf Neujahr hübſch ſingen geht, Grün Tannreis aufſteckt zu Haus, Der denkt, er lebt das Jahr nicht aus.“ Hier treffen wir zum erſtenmal auf einen gedanklichen Sinn, der mit dem Aufſtecken grüner Tannenreiſer ver⸗ knüpft iſt. Das immergrüne Zeichen des Lebens ſoll den, der die Sitte beachtet, im neuen Jahr vor dem Sterben ſichern. Aber warum mußte man am 24. Dezember, alſo acht Tage vor dem Jahresſchluß, ſich noch ausdrücklich ſchützen, daß man das Jahr bis zu Ende erlebte? Dieſe 1 e wird dahin beantwortet, daß noch bis tief ins 6. Jahrhundert hinein das Weihnachtsfeſt zu leich als An⸗ fang des neuen Jahres betrachtet wurde, ſo daß unſer 12 Abend gleichzeitig der letzte Abend des alten Jahres war. Betrachtet man nun im Lichte dieſer Ex⸗ kenntnis die oben mitgeteilten Straßburger Verſe, ſo löſt ſich das Rätſel des Weihnachtstannengrüns pſychologiſch in ebenſo einfacher und unerwarteter Weiſe. Immergrüne Zweige, die bei uns meiſt der Tanne, anderswo der tech⸗ palme, der Miſtel uſw. entnommen wurden, galten dem Aberglauben als ein Mittel, das beginnende neue Jahr ſicher zu durchleben. Lediglich aus dieſem Geſichtspunkt heraus wurden am letzten Abend des alten Jahres die Stuben der Wohnungen mit Tannengrün ausgeſtattet, und da dieſer letzte Abend des alten Jahres mit dem Vorabend des Weihnachtsfeſtes zuſammenfiel, ſo iſt ſchließlich, unter Ausſchaltung des gedanklichen Zwiſchengliedes, das Tannen⸗ grün mit dem Weihnachtsfeſt verbunden geblieben, auch nachdem aus praktiſchen Gründen der Neujahrstag auf den Kalendererſten des nachfolgenden Monats verlegt worde war. Aus dem urſprünglichen Neujahrsaberglauben ging die finnigſte und ſchönſte aller Weihnachtsſitten hervor! Der Weihnachtsgutſchein des Handwerk Ein Geſchenk, das jeder gebrauchen kann. NS. Eigentlich wurde er im vorigen Jahr erfunden der Weihnachtsgutſchein des Deutſchen Handwerks, aber weil ja alles Gute Zeit braucht, um ſich richtig durchzu⸗ ſetzen, gehört er noch zu den Geſchenkmöglichkeiten, die man entdecken und zu den ungeahnteſten Ueberraſchungen verwerten kann. Vielleicht klingt es im Augenblick nicht ſo verlockend: Daß man da nichts als einen Gutſchein vor er⸗ wartungsvollen Augen unterm Lichterbaum ausbreiten ſoll. Aber erſtens iſt es ein Vergnügen, das ſchöne Schrei⸗ den mit dem Bild der holggeſchnitzten mittelalterlichen Weihnachtsgruppe darauf anzuſchauen— und dann: was 1 155 kann man vermerken, wo es heißt:... ſchenkt ſeine ieben... Sich ſelbſt bereitet man zuerſt das Vergnügen, all die Leiſtungen und handwerklichen Dinge zu erdenken, die man ſo im voraus beſtellen kann, damit ſie hinterher, genau nach Maß oder nach allerperſönlichſtem Wunſch, ausgeführt werden können. Da ſind all die Inſtandſetzungen, die neuen Tapeten, der Anſtrich, das neugeſtimmte Klavier, die rechte Beleuch⸗ tung für Spiegel, Schreibtiſch, Zimmerecke, die Reparatur einer Uhr oder gar eines alten Schmuckſtückes, der aufge⸗ 5 Pelz— die Liſte kann endlos weitergedacht wer⸗ I Weiter gehört hierher die Gruppe all jener Gegen⸗ ſtände, die nur nach perſönlicher Rückſprache mit dem Her⸗ ſteller, nur nach Maß oder, wie etwa die Dauerwelle, nur am Beſteller ſelber ausgeführt werden können. Oft weiß man ja auch, daß ein Menſch ſeine gan eigenen Anſichten und Wünſche hat über die Dinge, die ihn umgeben ſollen, und daß man mit einem ſelbſtgewählten Gegenſtand nie ganz genau das Richtige zu treffen imſtande iſt, ſo liebevoll man vielleicht auch verſucht, ihn„auszuholen“, Er hat ſich gar zu genau ſelber ausgedacht, was er einzig ſchön und paſſend finden würde. Drum lächelt er dann einen ge⸗ zwungenen Dank über unſer mühſam beſorgtes Geſchenk, möchte es wohl am liebſten umtauſchen.. In ſolchen Schenknöten iſt der Gutſchein der beſte Weg. Nichts möchte ja der andere lieber, als ſich nach ſeinen eigenen Angaben irgendeinen Gegenſtand für Kleidung oder Wohnung her⸗ ſtellen zu laſſen. Manch ein Ehemann ſollte einmal, wenn er von die⸗ ſer neuen Art des Schenkens hört, daran denken, daß eine Hausfrau von früh bis ſpät im Haus mit häßlichen oder ſchadhaften Dingen in Berührung kommt, daß ſie ihr im⸗ mer neuen Aerger bereiten, während ſie vielleicht verſucht, ihm ſolche Kümmerniſſe ſorglich aus dem Wege zu räu⸗ men. Es macht ihm nicht mehr Mühe, ſich von der betref⸗ fenden Innung einen Handwerker ſagen zu laſſen, falls er nicht ſchon ſelbſt einen kennt, ſich den Gutſchein zum Aus⸗ füllen geben zu laſſen und raſch Preis und Art einer Er⸗ neuerung oder Verſchönerung im Hauſe zu beſprechen, als es ihn koſtet, in überfüllten Geſchäften kurz vor der Be⸗ ſcherung noch raſch nach einem einigermaßen paſſenden Geſchenk zu fahnden! Und— wer mit dem Gutſchein des Handwerks ſchenkt, macht nicht nur ſich ſelber und dem Empfänger ſeiner Gabe Freude, ſondern er hilft auch dazu, Volksgenoſſen am Weihnachtsgeſchäft teilhaben zu laſſen, die bisher nur allzuoft nicht davon berührt worden ſind. Nund um die Weihnachts⸗ gans Nur kurze Zeit trennt uns noch von Weihnachten. Zu einer rechten Feſtlichkeit gehören Tafelfreuden. Ausge⸗ wähltes, gutes Eſſen und Trinken machen nun einmal die Menſchen leichtbeſchwingter, fröhlicher und verträglicher, ja, oftmals ſtellt ſich die wahre Feſtſtimmung erſt bei der Tafel ein. Auch Weihnachten beſtätigt dieſe alte Erfah⸗ rung. Und eine gute Hausfrau rüſtet ſich ſchon lange vor den Feſttagen für die Anforderungen der Tafel, denn es iſt ihr ganzer Stolz, an dieſen Tagen durch ihre Kochkunſt Familie und Gäſte zu erfreuen. Während der Engländer auf die Pute als Weih⸗ nachtsfeſtbraten ſchwört, zieht der Deutſche die Gans vor. Keine Geflügelart bietet ſo mannigfaltige und praktiſche Verwendung für Küche und Haushalt wie die Gans. Iſt doch von ihr alles zu brauchen außer dem Schnabel und der Luftröhre. Die Zeit, wo die Gans zu Weihnachten ausſchließlich dem Tiſch des reichen Mannes zierte, iſt längſt vorbei; der feine Gänſeduft iſt heute, zu Weihnach⸗ ten wenigſtens, auch in der Küche des Wenigerbemittel⸗ ten zu Hauſe. Wer ſich eine ganze Gans nicht leiſten kann, nimmt wenigſtens aus⸗ geſchnittenes Gänſefleiſch. Im Topf geſchmort, mit Beifuß und Aepfeln wird die„ausgeſchnittene Gans“ ebenſo lecker wie ihre unge⸗ teilte Schweſter. Der Haus⸗ frau, die rechnen muß, bietet das„Ausſchlachten“ indeſſen auch ſonſt noch Vorteile. Sie braucht ſich nicht die Ausgabe eines großen Bratenvogels zu machen, wenn ſie einmal Gänſeklein oder die delikate, herrliche Gänſeleber auf den Tiſch bringen will. Die be⸗ liebteſte Verwendung der Gans iſt ihre Zubereitung als Bratgans, zu der man am liebſten die mittel⸗ ſchweren, nicht allzu fetten Tiere nimmt. Ein Haupter⸗ fordernis der Bratgans iſt, daß ſie jung iſt. Eine Gans, die man braten will, ſollte man mög⸗ lichſt mit Waſſer verſchonen, ſie hat ja von dieſem Ele⸗ ment bei Lebzeiten genug gehabt. Es genügt vollſtändig, ſie in ihrem eigenen Fett gar werden zu laſſen, höchſtens gebe man anfangs etwas Waſſer zum Verdunſten in die Bratpfanne. Wer eine Füllung liebt, wählt wohl am beſten eine ſolche von Aepfeln oder Kaſtanien, beide er⸗ höhen den lieblichen Geſchmack des Fleiſches. Doch auch rike andere Fuuwe, aus ver ſein gewiegten Veber bereitet, mit Herz und Magen, etwas magerem Schweinefleiſch und einigen Pilzen iſt ſehr wohlſchmeckend und ſtreckt den leckren Braten ein bißchen. Nachdem der Braten rundherum ſchön braun gewor⸗ den iſt, wird die Gans mit kaltem Waſſer beſpritzt, damit die Haut noch knuſpriger wird. Nach 2½ bis 3 Stunden, das kommt auf das Gewicht der Gans an, iſt ſie herrlich knuſprig und ſaftig. Die Soße wird mit etwas Mehl an⸗ geſämt und aufgekocht. Zur Gans gibt es Grünkohl oder Rotkohl und ſtatt der Kartoffeln vielleicht einmal Kar⸗ toffelkroketten. Einen beſonderen Leckerbiſſen kann man ſich mit der abgelöſten Haut des Gänſehalſes bereiten. Aus etwas geſchabter Kalbsleber, ein oder zwei eingeweichten Sem⸗ meln, Zwiebeln, einigen Pilzen, gehackter Peterſilie, Ma⸗ joran, Gewürze nach Geſchmack und einem Ei bereitet man eine gut verarbeitete Fülle, mit der der an einer Seite gut zugenähte Gänſehals gefüllt wird. Als Schluß kommt eine Scheibe fetter Speck. Dann wird der Hals gut zu⸗ genäht und zuſammen mit der Gans gebraten. Kalt wird der gefüllte Gänſehals wie Wurſt aufgeſchnitten und er⸗ gibt einen delikaten Brotbelag. Aus den Reſten des Gänſe⸗ Aufnahme: Schoepke— M. Die Weihnachtsgans im Feſtgewand als Geſchenk. bratens kann man eine wohlſchmeckende Sülze zubereiten. Das Fleiſch wird würfelig geſchnitten, ebenſo einige Pfeffergürkchen, und ein bis zwei rohe Eier, auch einige Pilzchen kann man beifügen. Das Ganze wird mit Gewürz abgeſchmeckt, etwas Senf da⸗ zugegeben und etwas Eſſig und zwei Löffel Mayonnaiſe dazugerührt. Mit ſechs Blatt Gelatine, in 5 Liter Waſſer aufgelöſt, wird unter Bei⸗ fügung von Gewürzen, Eſ⸗ ſig, Suppenwürze eine Brühe gekocht, die auf das Fleiſch⸗ gemengſel gegoſſen wird. Kalt geworden wird die Sülze mit Bratkartoffeln au⸗ gerichtet. Will Helm. * Schenken mit Herz! Ja, richtig, die Weih⸗ nachtsgeſchenke! Nun aber raſch noch in letzter Sekunde in einen Laden geſtürzt: „Fräulein, was ſchenkt man denn dieſes Jahr hauptſäch⸗ lich? Dieſe Lampenſchirme? Beſtimmt? Nein, ich brauche ſie ganz und gar nicht zu ſehen. Was koſtet denn ſo ein Ding? Geben Sie mir einen— Farbe iſt ja egal. Haupt⸗ ſache es iſt ein paſſendes Geſchenk. Und hier haben Sie die Adreſſe. Alſo da ſchicken Sie das Paket hin.“ Aufatmend verläßt ein Menſch das Geſchäft. Gott ſet Dank, das wäre erledigt! Das Weihnachtsgeſchenk iſt man aus dem Kopf los a W e. eee Fee eee, A entre een eee ne Schloß Greifensfein Original⸗Roman von M. Herzberg. 24 Mit verdoppeltem Eifer widmete letztere ſich ihrer Tä⸗ tigkeit, um bei den geliebten Büchern Beruhigung und Troſt, Vergeſſen von der ſie erwartenden Pein ihrer folgeſchweren Unwahrheit zu ſuchen, die ſie trotzdem, ein ſeltener Wider⸗ ſpruch, nicht bereuen konnte, wenn auch, ſo oft ſie ſeitdem durch das Portal des Schloſſes ſchritt, der ritterliche Wap⸗ penſpruch des Greifenſteiner Geſchlechts, welcher der Lüge Trutz anſagte, ihr Gewiſſen mit ſchmerzendem Stachel traf. Deshalb, und um jedes zufällige Begegnen mit dem unver⸗ gänglichen Geliebten zu vermeiden, wählte ſie in Zukunft bei ihrem Kommen und Gehen den Umweg durch den Park, deſſen kleine Seitenpforte direkt auf die Landſtraße hinaus⸗ führte. Auf ihren Wunſch war ihr der Schlüſſel zu den Fenſtertüren, die erſt ſonſt im Frühjahr geöffnet wurden, von dem Kaſtellan anſtandslos verabfolgt worden, ſo daß ſie durch dieſelben unbemerkt in die Bibliothek und aus dieſer wieder hinaus gelangen konnte. Und Irene fand auch wirklich Ablenkung und ein zeit⸗ weiſes Vergeſſen in der ernſten Unterhaltung mit den ihr aus ihren Werken lebendig entgegentretenden Denkern, For⸗ ſchern und Dichtern, eitle Geſchwätz ſeiner Tänzerinnen. Oft verſenkte ſie ſich ſtundenlang in ein beſonders intereſſantes Buch, um nach ihrem Erwachen allerdings die ſchwere Laſt ihres Wehs mit um ſo härterem Drucke auf ihrer Bruſt zu fühlen. Mit Gewalt riß ſie ſich dann zu fieberhafter Tätig⸗ keit empor. Ihre Arbeit machte nun bemerkbare Fortſchritte. Die vollſtändigen Teile der meiſten bedeutenderen Werke waren nach ſehr viel zeitraubendem Suchen herausgefunden, geord⸗ net, und zur Katalogiſtierung zuſammengeſtellt worden. Zur Herabholung der oft ſehr ſtarken, ſchweren Bände aus den oberen Fächern der Regale hatte Irene zwar den ſtändigen Gehilfen zur Verfügung, doch beorderte ſie ihn nur im äußerſten Notfalle. Am liebſten und beſten arbeitete ſie ganz allein, ſcheute ſich auch nicht, ſelbſt auf die hohe Stehleiter zu ſteigen, dieſen oder jenen Band zu ſuchen und herunter⸗ zubringen. mes Vormittags, zu Anfang Närz, hatte ſie den zwei⸗ ten Band eines höchſt wertvollen und überaus ſeltenen, mittel⸗ alterlichen, in Schweinsleder gebundenen Originalwerkes, welches ihr Intereſſe in ungewöhnlichem Grade erregt, in einem Winkel eines der unteren Regale entdeckt und fahndete nun eifrig nach dem erſren Teile. In den ihr erreichbaren Fächern der Regale, die ſie ſämtlich der Reihe nach ſorg⸗ fältig durchſuchte, war er nicht zu finden, und da ſie den Diener als nicht weiter benötigt bereits entlaſſen und ihn nicht noch einmal herbeiklingeln wollte, ſo trug ſie ſich ſelbſt die hohe Stehleiter unverdroſſen von Regal zu Regal, um auch in deren oberen Reihen nach dem fehlenden Buche zu forſchen. Sie ſagte ſich, daß, wenn der zweite Band vorhan⸗ den, es doch auch der erſte ſein müßte. Der Gedanke, daß er derlorengegangen ſein könnte, betrübte ſie ordentlich. Es wäre für die Bibliothek, die dadurch eines ihrer ſeltenſten 1188 beraubt ſein würde, ein abſolut unerſetzlicher Ver⸗ luſt. Infolgedeſſen ſcheute Irene keine Mühe zu ſeiner Auf⸗ findung. Heiß und rot vor Eifer, nahm ſie Buch für Buch aus jeder der vorderen Reihen heraus, um genauen Einblick auch in die dahinter aufgeſtellten Schichten zu gewinnen. Es das ja nicht allzu viele in das weißliche Schweinsleder ge⸗ undene Bücher in der Bibliothek; wenn vorhanden, mußte ſich der geſuchte Band in ſeinem hellen, von den dunklen Einbänden merklich abſtechenden, ins Auge fallenden Gewande doch herausfinden laſſen! Sie traf auch wirklich auf mehrere in Schweinsleder ge⸗ bundene Exemplare; doch keines von ihnen erwies ſich als das geſuchte. Nach ſtundenlangem, förmlich krampfhaftem Su⸗ chen, faſt fertig mit der Durchſicht aller Regale im Saale und auch mit ihrer Geduld, gab Irene die Hoffnung auf, den erſten Teil des koſtbaren Werkes zu entdecken; er mußte alſo leider wirklich abhandengekommen ſein. Wie ſie indeſſen, ohne jede Erwartung, nur um auch das eringſte nicht zu verſäumen, am letzten hohen Regale, vor dem ſie auf der Leiter ſtand, noch einmal die zuvor nur Kreuz und Quer Wie lang iſt ein Kuß?— Beſtrafung eines ſchlechken Ehe⸗ manns.— Das Baby vor der Wohnungstür. Poeſie und Proſa liegen in dieſem ſchönen Leben nun einmal dicht beieinander, und manche ſcheinbare Romantik hat recht nüchternen Hintergrund. Der Kinobeſucher, der voller Rührung zur Kenntnis nimmt, daß ſich das Liebes⸗ paar auf der Leinwand allen Hemmungen und Hinderniſ⸗ ſen zum Trotz zu einem ausgiebigen Kuß gefunden hat, ahnt nicht, daß dieſe Szene vorher mit der Stoppuhr und dem Metermaß genau kontrolliert wurde. So iſt zum Bei⸗ ſpiel der ſogenannte Abſchiedskuß beiläufig zwanzig Meter lang. Der Kuß zwiſchen„ihr“ und„ihm“, der gleichzeitig den Höhepunkt des longerſehnten Rendezvous darſtellt, ift einer der längſten, die der Film überhaupt kennt: er bean⸗ ſprucht nämlich 25—45 Meter Filmſtreifen. In Hollywood 1 man der Ueberzeugung, daß ſeit dem berühmten langen uß Greta Garbos, den der Regiſſeur Mamoulian in„Kö. nigin Chriſtine“ wagte, die Küſſe im Film immer länger würden. Als der kürzeſte Kuß, der nur wenig über einen Meter lang iſt und bloß zwei Sekunden dauert, gilt der Begrüßungskuß der Schwiegermutter. Zwiſchen die ſen beiden Grenzen— Garbo und Schwiegermutter— gibt es natürlich eine ganze Reihe von Kußarten Wenn ſich ein Paar am Abend mit den Worten„Gute Nacht, Liebling. hoffentlich 555 wir einander morgen recht bald,“ trennt, beanſprucht der Kuß fünf Meter, wenn ſie verlobt ſind, und acht Meter Zelluloid, wenn ſie es nicht ſind. Wer ſich für eine Aufmerkſamkeit bedanken will, küßt voll Pflicht⸗ ſehndn ungefähr ſechs Meter hindurch. Die Hauer des Ver⸗ öhnungskuſſes hängt natürlich von der Heftigkeit des vor⸗ angegangenen Krachs ab und ſchwankt etwa zwiſchen zehn nich zwanzig Meter, ganz genau wiſſen wir es übrigens icht. Mit Verſöhnung und Kino hatte auch die nicht alltäg⸗ liche Entſcheidung eines Friedensrichters in Broocklyn zu tun. Ihm wurde ein Hauſierer vorgeführt, welcher ange⸗ klagt war, er behandle ſeine Frau ſchlecht. Der Hauſierer war überaus entrüſtet, beteuerte ſein korrektes eheliches Verhalten, aber der Richter war ein Menſchenkenner. Er befand den Hauſierer ſchuldia. daß er ſeine Frau vernach. c Einbänden ſich abheben. Das würde der erſehnte Band wohl ebenfalls nicht ſein; mehrere⸗ mal hatten ſie Bücher in Schweinsledereinband doch zuvor ſchon getäuſcht. So denkend, zog Irene den Band heraus, ſchlug den Deckel auf und— helle Freude verklärte ihr ſchönes, vom vielen Suchen erhitztes Geſicht. Da hatte ſie hn wahrhaftig, den ſo lange geſuchten erſten Band des koſtbaren Werkes! In dem eigentümlichen, großen Drucke des Mittelalters, nahm ſein Titel faſt die ganze Vor⸗ derſeite ein. Was ſtand denn da aber daneben auf der ver⸗ gilbten Innenſeite des Deckels mit roter Schrift geſchrieben? Es ſchienen moderne deutſche Schriftzüge zu ſein. Wie kamen die denn in dieſes mittelalterliche Werk? Irene konnte hier oben im Hintergrund des Saales nicht entziffern, ſtieg deshalb, ihren Schatz im Arme, von der Leiter und begab ſich auf ihren Platz, zur Linken einer der großen Fenſtertüren, zurück, um gemächlich die gewiß inter⸗ eſſante Notiz zu dem Werke zu ſtudieren. „Ich vermache meiner, mit dem Schauſpieler Edmund Walent verheirateten Tochter Lydia, vor zehn Jahren in der Stadt Mexiko, Amerika, wohnhaft, die ich fälſch⸗ lich für verſtorben erklärte, mein gefamtes Barvermögen. Nur im Falle ihres Todes erbt es mein Neffe Gernot.“ So lautete es, und Irene las es mit entſetzten Augen. Denn wenn die Erbin noch lebte— und in banger Ahnung glaubte ſie, daß es ſo ſei, die erſt Dreißigjährige nicht ge⸗ ſtorben— ſo würde dies für den heißgeliebten Mann den Ruin bedeuten. Es mußte ihn zurückwerfen in Armut und Bedrängnis, nein, mehr als das, ihm dazu die Laſt untilg⸗ barer Schulden aufbürden. Sie wußte ja durch ihren Bru⸗ der, welche Summen die Inſtandſetzung des Rittergutes und Schloſſes, des Dorfes, die Neubauten ſeiner Kirche, Schule u ſw. und ſonſtige Umgeſtaltungen verſchlungen. Sie mußten ihn zum ewigen Schuldner der Erbin, ſeiner Gläubigerin ma⸗ chen, ihn vom Schloſſe und Rittergut aus der Heimat trei⸗ ben, weil er das Majorat ja nicht halten konnte ohne be⸗ deutende Mittel. O Gott! Welch einen Fund hatte ſie gemacht mit dieſem Buch, deſſen Entdeckung ſie eben noch ſo ſehr gefreut! Und welch eine Sünde hatte der alte Graf an ſeinem Neffen be⸗ gangen, indem er ihm die Tochter für tot erklärt und ihn da⸗ durch veranlaßt hatte, über ein Vermögen zu verfügen, das ihm nicht gehörte! Die Wirkung dieſes Teſtamentes be⸗ ſtätigte den Fluch der Lüge, mit dem er ſeinen Wappenſpruch verleugnete. Aber hatte ſie das Recht, ihn zu verurteilen, ſie, die auch ourch eine Lüge geſündigt und ihre Liebe verraten? Und ſchien es nicht ſchon eine furchtbare Vergeltung dafür, daß ſie, als Enkdeckerin des unſeligen Teſtaments, die unmittelbare Urſache des Unglücks des ſo Heißgeliebten ſein mußte? „Gernot, Gernot!“ flüſterte ſie auch jetzt wieder, das Ge⸗ ſicht in ihren Händen verborgen, verzweiflungsvoll.„Gibt es denn keinen Ausweg, keine Rettung für dich?“ Wie ſie ihr Hirn nach einer ſolchen zermarterte, raunte eine dämoniſche Stime ihr zu: „Wer heißt dich von deinem Funde, dem Buche etwas ſagen? Vernichte es. Es hat ſich eben nicht auffinden laſ⸗ ſen! Dieſer erſte Teil des vielleicht im alten Katalog noch ver⸗ merkten Werkes iſt eben abhanden gekommen, was bei den vielen unbefugten Händen, die vor dir gehauſt haben, un⸗ laſſige. Er machte dem Sünder gütliche Vorſchläge. Dar⸗ unter den, er möge mit ſeiner Frau ins Theater gehen oder ins Kino. Aber der Mann war hartnäckig. Er erklärte, dies gehe über ſeine Mittel. Der Richter riet ihm, weniger u rauchen und dafür mehr fürs eheliche Glück zu tun. Der Hauſierer, trotz Tabakflecken, erklärte ſchroff, er rauche nicht. Da wurde der Richter ſtreng. Er verurteilte den Wi⸗ derſpenſtigen dazu, mit ſeiner Frau ins Kino zu gehen, und zwar mit der beſonderen Auflage, die ganze Zeſt Hand in Hand mit ihr zu ſitzen. Dies Urteil iſt von allen Newyorker Damen mit dem größten Intereſſe aufgenommen worden. Die Gerechtigkeit gebietet aber die Feſtſtellung, daß auch das ſchöne Geſchlecht genügend Vertreterinnen auf⸗ weiſt, die zuweilen weniger ſchöne als originelle Einfälle in die Tat umſetzen. Als kürzlich eine junge Ehefrau in Warſchau am Morgen nach der Hochzeit auf ein Klingel⸗ zeichen die Wohnungstür öffnete, fand ſie ſtatt des erwar⸗ teten Briefträgers mit den Glückwünſchen ein Paket vor, in dem ſich ein lebendiges Baby befand. An den Windeln war ein Zettel befeſtigt, aus dem die entſetzte junge Frau entnahm, daß ſie den Sprößling ihres Mannes vor ſich habe, den deſſen verſtoßene Geliebte ihr als Hoch⸗ zeitsgeſchenk überreichen wollte. Der, wie man ſich vorſtel⸗ len kann, energiſch zur Rede geſtellte unge Hochzeiter be⸗ tritt ganz entſchieden jede Schuld. Der Fall beſchäftigte ſchleßlich die Polizei, und in der Tat ſtellte ſich heraus, daß das Baby nicht von dem jungen Ehemann war, ſon⸗ dern daß ſeine ehemalige Geliebte ſich den Säugling nur geliehen hatte, um dem Mann einen Streich zu ſpielen. Hoffen wir, daß mit dieſer unliebſamen Aufregung alle künftigen Ehekräche vorweggenommen worden ſind und 190 das junge Paar die ärgerliche Angelegenheit mit einem ſchätzungsweiſe fünfzehn bis zwanzig Meter langen Ver⸗ ſöhnungskuß beigelegt hat. Der Pritſchenpeter. Hofnarr des Kurfürſten Friedrich IV. von der Pfalz. Wie allgemein bekannt, hatten vor Jahrhunderten die Fürſten des öfteren einen Hofnarren, der den ganzen Hofſtaat mit ſeinen Späſſen unterhielt. So befand ſich am Hofe des Kurfürſten Friedrichs IV., dem Erbauer Mannheims(15971610), der„Pritſchen⸗Peter“, der als luſtiger Rat ſich auftat. Er erlaubte ſich manche derben — fung grauphaſr erſchemt. Sage, handle ſo, und dein Ge liester iſt gerettet, bleibt im Beſitze des Vermögens, iſt einer ſorgenfreien Zukunft zurückgegeben!“ So ertönte die verſuchende, verführeriſche Stimme, und die Liebe, die unendliche Liebe zu Gernot, verlieh ihr un⸗ heimliche Kraft und Gewalt. Doch mit noch überlegener Waffen erhob ſich das Gewiſſen und ihres Geiſtes ſieghafte Moral dagegen: Konnte ſie Gernots edlem Charakter eine durch abſcheulichen Betrug erkaufte Rettung zumuten? Eine Rettung, die auch ein Verbrechen gegen die rechtmäßige Er⸗ bin bedeutete? Würde er um jeden Preis nicht tauſendmal eher Not, Armut und Verſchuldung vorziehen? Und ſie, die Tochter ihres vechtſchaffenen, untadeligen Vaters, wäre ſie wirklich einer ſo ungeheuerlichen Sünde fähig? Könnte ſolche ſelbſt die ganze Aneigennützigkeit ihrer Liebe entſchul⸗ digen oder gar rechtfertigen? Nein, nein! Nie und nimmer durfte, konnte, wollte ſie ihre Ehre mit ſolchem Verbrechen beflecken! Es gab nur einen Weg, des Rechts, des Gewiſſens, der Wahrheit, und ſollte auch der Ruin des Geliebten, der vermehrte Haß ſeiner Mutter, ihre und des Bruders und Ma⸗ riannes Vertreibung von Greifenſtein die Folge ſein! Nicht noch einmal durfte die Wahrheit ſchlimmer und furchtbarer als zuvor verleugnet werden!— Sofort, nachdem Irene heimgekehrt, teilte ſie ihrem Bru⸗ der die Teſtamentsentdeckung mit. Rudolf und Marianne wa⸗ ren ſprachlos vor Ueberraſchung und Beſtürzung. Denn auch ſie wurden ſich, falls die Erbin lebte, der unausbleiblichen traurigen Folgen für Gernot und ſeine Mutter, und der ſich vorausſichtlich daraus ergebenden eigenen einſchneidenden Veränderungen bewußt. Da der Graf in dieſem Tage gerade zur Jagd auf einem ztemlich entfernten Landſitz weilte und auch dort übernachten wollte, veranlaßte Rudolf die Schweſter, ihm am erden Tage zunächſt das verhängnisvolle Buch mitzubringen, dami 0 er ſelbſt erſt genaue Einſicht davon nähme. Aber ſeine ge⸗ heime Hoffnung, daß ſich in dem Teſtament irgendein Form⸗ fehler oder ein ſonſtiges Verſehen befände, welches es ungül⸗ tig machen würde, erfüllte ſich nicht. Es war trotz ſeiner Kürze vollſtändig korrekt und unanfechtbar abgefaßt, wenn auch der alte Graf es ſeltſamerweiſe mit Rotſtift auf einen Buchdeckel niedergeſchrieben. And er äußerte ſein Befremden über letzteres. 5 „Svulelht harte er zumte nichr zur Hamo, auch rein Pa⸗ pier, und griff in ſeiner Not kurz vor ſeinem Ende, das er herannahen fühlte— denn das Teſtament trägt ja das Da⸗ tum ſeines Todestages— zu dieſem Ausweg,“ folgerte Irenes jetzt wieder klarer, ſcharfer, von dem Zwieſpalt ihrer Seele befreiter Perſtand. „Wie kam er aber gerade auf dieſes Buch aus der Bib⸗ liothek?“ fragte Marianne nachdenklich. „Nun, dort hat man ihn, wie mir Gernot ſeinerzeit er⸗ zählte, inmitten von Büchern tot am Boden liegend aufge⸗ funden,“ erläuterte Rudolf. „Es iſt möglich, daß er daſelbſt nach Schreibmaterialien, die ja zu jeder Bibliothek gehören, geſucht hat,“ äußerte Irene und erriet damit ziemlich genau den wahren Tat⸗ beſtand. „Ich hätte mir nicht träumen laſſen, daß du gerade dazu berufen warſt, dieſes ſonderbare, unſer aller Schickſal beſtim⸗ mende Teſtament aufzufinden,“ ſagte Rudolf ſeufzend zu Irene, nachdem ſie ſämtlich eine Zeitlang geſchwiegen. „Wenn Graf Eberhardts Tochter verſtorben iſt, wird es doch gegenſtandslos, Rudolf,“ tröſtete ſeine Frau. ö „Ja, wenn—“ meinte er zweifelnd. „Wie wird der Graf die Nachricht aufnehmen?“ fragte Irene voll Bangigkeit. „Mit philoſophiſcher Faſſung, darauf kannſt du dich ver⸗ laſſen!“ entgegnete er überzeugt.„Wer, wie er, im Felde dem Tode hundertmal furchtlos aus nächſter Nähe ins Auge ge⸗ blickt, den erſchüttern nicht irdiſche Schreckniſſe. Wie ich ihn kenne, wird für ſeinen edlen und hochſinnigen Charakter nur eines wirklich ſchrecklich ſein, nämlich das Bewußtſein, daß er, wenn auch unwiſſentlich, fremdes Vermögen in Beſitz nahm und verbrauchte.“ Irene nickte taurig. Genau ſo hatte auch ſie gedacht. Am Nachmittag des nächſten Tages fragte Rudolf tele⸗ phoniſch im Schloſſe an, ob der Graf bereits angekommen und wurde danach von ihm ſelbſt durch den Fernſprecher be⸗ grüßt. Rudolf ſagte ihm, daß er unverzüglich zu Pferde ſteigen und nach Greifenſtein reiten wolle, um ihm eine wich⸗ tige Nachricht zu überbringen; Gernot möge ihn erwarten. Spaß, und viele luſtige Geſchichten erzählt man ſich von ihm. i.. 2 Der Kurfürſt war einſt unwillig auf ihm und erklärte ihm, er müſſe den„Hof räumen“. Ich bins zufrieden, antwortete Peter, laß mich bei der Silberkammer an⸗ fangen. 5 In einem Gaſthauſe Heidelbergs ſtanden damals die Worte zu leſen: 5 5 „Wer vor 20 Jahren nicht ſchön, Vor 30 Jahren nicht ſtark, Vor 40 Jahren nicht witzig, Vor 50 Jahren nicht reich, An dem iſt alle Hoffnung verlohren.“ Dies wurde einmal dem Pritſchen⸗Peter vorgeleſen. der darauf zur Antwort gab:„So iſt an mir alles ver⸗ loren. Schön bin ich nicht, das ſehet ihr wohl; ſtark bin ich nicht, das weiß ich wohl. Klug bin ich nicht, ſonſt wär ich kein Pritſchenpeter. Reich bin ich nicht, ſonſt trauten mir die Wirte eine Kanne Wein, was ſie nun nicht tun. Darum mag mir Gott— und mein gnädiger Herr helfen.“ 8 f Einer ſeiner Bekannten nannte Peter einmal einen Narrenfreſſer; dem entgegnete er: Es iſt ein Wunder, daß du noch lebſt, oder mußt nicht lange am Hofe, ſondern in der Stadt geweſen ſein. 5 Ein anderer Heidelberger Bürger ſprach zu ihm: ich wollte, daß du entweder ein ganzer, oder gar bein Narr wäreſt, ſo könnte man beſſer mit dir zurecht kommen. „Gib mir deinen Witz zu dem meinen, ſo bin ich ein ganzer Narr“, bemerkte der Peter. Als ihn einmal einer der Hofherren fragte, warum die Narren keine Weiber hätten, oder wenn ſie welche hätten, ſie keine Kinder bekämen, erwiderte er: weißt du das nicht, die Welt iſt ſo voll Narren, daß keine mehr nötig ſind. 5 5 Einer der Hofleute, der Wein über alles liebte, fragte ihn einmal, wann er wolle W werden? Dem antwortete er: wenn du wirſt nüchtern werden und das Saufen laſſen!. a 5 Dieſer witzige Hofnarr wurde auch in der„Ge⸗ ſchichte der Hofnarren“ von Karl Friedrich Flögel er⸗ wähnt, ſodaß wir ſicher annehmen können, daß dieſe hiſtoriſche Geſtalt damals allgemein bekannt war. Sport᷑ und Spiel Einheimiſcher Sport. Fußball. Wallſtadt heißt der morgige Gegner für die Secken⸗ heimer. Hier auf eigenem Gelände konnte man mit Ach und Krach ein 2:2 erzwingen. Wohl hat ſich die Secken⸗ heimer Mannſchaft allmählich in eine beſtändige Form Hineingeſpielt, die ſchon zu guten Leiſtungen hoffen läßt. Der Gang nach Wallſtadt iſt doppelt ſchwer, erſtens, weil man die Punkte für die Meiſterſchaft brauchen könnte und zweitens, weil Wallſtadt die ſo viel begehrten Punkte notwendig hat, um ſich aus der Abſtiegsgruppe heraus⸗ zuſchaffen. Der Kampf wird alſo— wie man dies im Voraus beſchreiben kann— erbittert bis zur Jetzten Spielminute zur Durchführung kommen. Die Secken⸗ heimer Spieler müſſen alles hergeben, wenn ein voller Erfolg erfochten werden ſoll. Es ſteht zu erwarten daß ſich jeder Spieler bewußt iſt, um was es geht, um dem⸗ entſprechende Leiſtung zu zeigen. Das techniſche Können allein genügt nicht— Kampf um den Erfolg unter ganzem Einſatz gibt erſt morakſche Garantie für den Sieg. Glück auf zu dem ſchweren Gang. 8 Handball der Kreisklaſſe. Kurpfalz Neckarau 1— Tbd.„Jahn“ 1 Kurpfalz Neckarau II— Tbd.„Jahn“ II To. Viernheim Igd.— Tbd.„Jahn“ Igd. Das morgige Verbandsſpiel führt die beiden Mann⸗ ſchaften des hieſigen Turnerbundes auf den Kurpfalzplatz in Neckarau. Die Kämpfe kommen morgens zum Aus⸗ trag und zwar um 9.45 Uhr 2. Mannſchaft, 11 Uhr 1. Mannſchaft. Die Jugend trifft in e nem Entſcheidungs⸗ kampf auf ſeinen punktgleich die Spitze anführenden Geg⸗ ner To. Viernheim. Bis jetzt hat ſie ſich wacker ge⸗ ſchlagen und wird beſtimmt auch in Viernheim einen guten Eindruck hinterlaſſen. Wir wünſchen allen Mann⸗ ſchaften beſten Erfolg. Auswärtiger Sport Sport⸗Vorſchau Der Sportbetrieb am„Goldenen Sonntag“ iſt alljähr⸗ lich ſtark beſchränkt. So auch dieſes Mal, ball⸗Gaumannſchaften in der Zwiſchenrunde um den Reichsbundpokal kämpfen. Acht Gaumannſchaften ermitteln die vier Vorſchlußrunden⸗Teilnehmer im Reichsbundpokal⸗ Wettbewerb nach folgendem Plan: Köln: Mittelrhein— Brandenburg Dortmund: Weſtfalen— Baden Hannover: Niederſachſen— Sachſen Erfurt: Mitte— Niederrhein Da nur Vaden noch an den Reichsbund⸗Pokalſpielen beteiligt iſt, können die ſüddeutſchen Punktſpiele ihren Fort⸗ Programm nicht einmal obwohl die Fuß⸗ gang nehmen. Trotzdem iſt das umfangreich, zahlreiche Freundſchaftsſpiele vervollſtändigen aber den füddeutſchen Spielbetrieb. Das Punkteſpiel⸗Pro⸗ gramm: Gau Südweſt: Kickers Offenbach— Wormatia Worms, FK 03 Pirmaſens— Union Niederrad, FV Saarbrücken— Sportfreunde Saarbrücken. Gau Baden; SpVg. Sandhofen— FV 04 Raſtatt. Gau Württemberg: SpVg. Cannſtatt— VfB Stuttgart, 1. SSV Ulm— Union Böckingen, SV Göppin⸗ gen— Sportfreunde Stuttgart, Stuttgarter Kickers— F Zuffenhauſen. Gau Bayern: Fc 05 Schweinfurth— 1. Fc Nürnberg, AS Nürnberg— SpVg. Fürth, Bayern Mun⸗ chen— BfB Koburg. An Freundſchaftsſpielen ſind folgende Treffen zu ver⸗ zeichnen: FS Frankfurt— Reichsb. Frankfurt, Eintr. Kreuznach— Eintr. Frankfurt, VfB Mühlburg— Sc Stuttgart, Sportfreunde Eßlingen— FV Geislingen, SV Waldhof— Karlsruher FB, Vfe Neckarau— Bor. Neun⸗ kirchen. Im Handball ö nehmen die ſüddeutſchen Punktekämpfe mit folgenden Tref⸗ fen ihren Fortgang: Gau Südweſt: Pfalz Ludwigshafen— Ingobertia St. Ingbert, TSB. Herrnsheim— FS Frankfurt, MS Darmſtadt— TW Haßloch, Germania Pfungſtadt— S Darmſtadt. Gau Baden: VfR Mannheim— Sc Freiburg, TV Seckenheim— S Waldhof, Tgd Ketſch— TSV Nuß⸗ loch, TV Ettlingen— TV 62 Weinheim, TSV Oftersheim — TW Rot. Gau Württemberg: TSV Süßen— VfB Fried⸗ richshafen. Gau Bayern: BC Augsburg— TV 48 Erlangen, SpVg. Fürth— TW Milbertshofen, 1. FC Nürnberg— Poſt München, 1860 München— Tgd Landshut, Bamber⸗ ger Reiter— Polizei Nürnberg. Die ſüddeutſchen Ringer ſind diesmal nicht ſo rege, wie an den vorhergegangenen Sportſonntagen, eine Folge der in faſt allen Gauen be⸗ endeten Kreismeiſterſchaften im Mannſchaftsringen. Im Gau Südweſt und in Württemberg ſtehen einige Kämpfe zur Entſcheidung, Im Eisſport werden die Spiele um den Nordweſteuropäiſchen Eishockey⸗ Pokal in Brüſſel mit dem Spiel Brüſſel II— Amſterdam fortgeſetzt. In Budapeſt gaſtiert die durch vier Kanadier perſtärkte Berliner Städtemannſchaft, die einige Tage vor⸗ her in Wien ihr Können gezeigt hat. Der Radſport verzeichnet nur Rennen im Ausland. In Brüſſel wird ein internationales Fliegertreffen entſchieden, bei dem der deut⸗ ſche Meiſter Albert Richter auf Scherens, Michard, Arlet u. a. trifft. Die Antwerpener Winterbahn bringt ein 100⸗ Km.⸗Mannſchaftsrennen zur Durchführung, das neben dem deutſchen Paar Schön⸗Rauſch noch zahlreiche gute Fahrer im Kampf ſieht. Wir ſind aus einem Volk: Vergeßt nicht die Weihnachtspakete S Rundfunk⸗Pr Ogram e Neichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Konzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sende⸗ pauſe; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; Sonntag, 20. Dezember: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Schneebericht; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgel⸗ muſik; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Edwin Erich Dwinger ſpricht über ſeine Eindrücke von einer Spanienreiſe im Novem⸗ ber 1936; 10 Weihnachtsappell der SA. der Gruppe Heſſen; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Aus der Chronik der Anna Mag⸗ dalena Bach; 11.30 Bachkantate; 12 Muſfik am Mittag; 14 Kinderfunk; 14.45 Weihnachten ſteht vor der Tür; 15 Deutſche Scholle; 16 Muſik zur Unterhaltung; 18 Nordiſche Lieder und Tänze; 18.30 Unter dem Adventskranz; 19.50 Sport; 20 Leipziger Kaleidoſkop, buntes muſikaliſches Farbenspiel; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten, Schnee⸗ bericht; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.30 Wir bit⸗ ten zum Tanz; 24 Nachtmuſik. Montag, 21. Dezember: 9.45 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Unterhaltungskonzert; 16.45 Ueber⸗ raſchungen, freundliche Warnung in Verſen; 17 Weihnacht⸗ liche Lieder; 17.30 Auf alten Straßen, Vorweihnacht in einer kleinen Stadt; 18 Fröhlicher Alltag, buntes Konzert; 19 Win⸗ terſonnenwende; 20.10 Anterhaltungsmuſik; 22.15 Und ſo fliehen unſere Tage..., das Jahr 1937 in Kalendern; 22.30 Unterhaltungskonzert. Dienstag, 22. Dezember: 9.30 Muſik im Haus zur Weihnachtszeit; 11.30 Landfunk; 15.15 Die deutſche Frau, Funkfolge um ſüße„Dokumente“; 17.30 Kriegsweihnacht; 18 Anterhaltungskonzert; 19 Fried⸗ rich Liſt, ein Mann ohne Volk; 19.30 Kampf dem Verderb; 20.10 Der Günſtling, Oper von Rudolf Wagner⸗Regenyz 22.30 Die Liebe nimmt dich bei der Hand; 23 Tanz⸗ und Volksmuſik. für das Wy w! — Mittwoch, 23. Dezember: 9.30 Sendepause; 11 Hausfrau, hör zu; 11.40 Land⸗ funk; 15.15 In Trier wird Wein verſteigert; 15.30 Sende⸗ pause; 16.45 Weihnachtseinkauf, heitere Streiflichter; 17 Alte Weihnachtsmuſik; 17.30 Wenn Frau Holle die Erde beſucht; 18 Anſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Kleine Gaben für große Kinder; 22.30 Anterhaltungs⸗ und Tanzmuſik; 24 Die verliebte Tonleiter, Operetten⸗ und Tanzmuſik; 1 Nachtmuſik. Fünen unmmmmmmmmmee Auen XX für's ganze Leben bedeutet meistens ein Spar- buch auf dem Gabentisch. Noch nach Jahren erinnert es an den weitblickenden Spender. Es ist ein echt deutsches Weihnachts- Geschenk. Ländlicher Hreditverein Seckenheim e, G. m. u. H., Mannheim-Seckenheim Bank und Sparkasse Gegr. 1881. True Aſſſſappppppr f pft Ul I unf ß n 0 0 e Du. N Dun e be d S d e N Du, N. 5 100 l F o e ä e% n N Mi ee ee,, e r e N DN 1 7 Viel Freude bereiten 88 durch eine gute Uhr! 0 90 5 e N Große Auswahl in 5 7505 Wand-, Tisch-, Küchenuhren, Wecker und Stiluhren, Taschenuhren, Herren- und Damen- Armbanduhren 1 285 5 8 2 8 in allen Preislagen.— G. 8 . 187 7808 I e 2 8 5, tio Löfler N. 1 el 895 8 0 7 Stine Hauptstr. 118. 2 * 2 2. 7 in allen Ausführungen 4 Se e e eee ee e, ee, e e, e Ne, 8 0 7 FF— 8 N e eee e e 2 Als Weihna chtsgesch enk empfehle: Kirschwasser, Zwetschgenwasser Reiner Weinbrand, Weinbrand-Verschnitt sowie verschied. LIKORE wie: Pfefferminz Blutorange, Marachino, Bergamotte, Curacao, Mocca-Sahne, Schokolade mit Nuß, Malaga, Wermutwein, Pfälzer Weiß und Rotweine, Flaschenweine in allen Preislagen Wilhelm Spoendagel Küfer und Branntweinbrennerei, Reichsſender Frankfurt: Sonntag, 20. Dezember: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evang. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Fackelträger deutſchen Glaubens wollen wir ſein, Morgenfeier; 10.30 Chorgeſang; 11 Weihnachten auf allen Meeren; 11.30 Bachkankate; 12 Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 13 Kaſperle erlebt eine Weihnachtsüberraſchung; 14.45 Aus La⸗ den und Werkſtatt; 15 Am Morgen vor der Uraufführung, Spiel um die Uraufführung der Oper„Der Freiſchütz“ am 18. Juni 1821; 16 Sonntagnachmittag aus Saarbrücken; 18 Kleine Abendmuſik; 18.30 Allerhand aus dem Schwobe⸗ land; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 19.88 Vorſpruch zur Oper: Die Perlenfiſcher; 20 Die Perlen⸗ fiſcher, Oper von Bizet; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Wir bitten zum Tanz; 24 Nachtmuſik. Montag, 21. 2 9.30 Weihnachten auf der Inf Schnickſchnack und Ziehſack, Vorwefh ſpi pauſe; 15.30 Zeitgenöſſiſche Muſik bie Jugend; 1745 Wir beſuchen die Ausſtellung der Techniſchen Werke in Stutt⸗ gart; 18 Fröhlicher Alltag; 19.45 WHW. und NSW. be⸗ ſcheren; 20.10 Einige von Vielen, ausgewählte Schallplat⸗ ten; 21 Oeſterreichiſche Weihnachten; 22.3 Weihnachtslieder von Richard Trunk; 22.45 Nachtmuſik. Dienstag, 22. Dezember: 9.30 Sendepauſe; 10 Draußen hungern die Tiere; 10.30 Franzöſiſch; 11 Sendepause; 15.15 Von Blumen und Tie⸗ ren; 15.45 Hurlebaus und Sohn auf der Kanarienaus⸗ ſtellung; 17.30 Deutſcher, dein Bruder ſpricht, Hörfolge; 18 Konzert; 19 Wir drahn auf, 45 Minuten Volksmuſik; 19.45 Soldat ſein als Beruf; 20.10 Konzert; 21.10 Tanzmuſik; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau; 22.40 Tanz⸗ und Volksmufik. Mittwoch, 23. Dezember: 75 E 2 — Dez 8 — 9.30 Die Weihnachtstage gehören unſeren Kindern; 10 Buntes Schallplattenkonzerk; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 Morgen kommt der Weihnachtsmann— auch zu den Pimpfen, Hörberichte; 17.45 Zwiſchenprogramm; 18 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 19 Odenwälder Spinnſtube, Hörſpiel; 19.45 Was tut die Nuß am Weihnachtsbaum; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Ein Kindertraum, Muſik um Märchen und Kinderſpiele; 22.30 Mir hole d'ſchenſcht Vogeſetann un zünde Wiehnachtslichtle an 3 elſäſſiſche Weihnacht; 23.15 Tanzmuſik; 24 Die eburt, Spiel von der Menſchwerdung; 0.45 Schallplattenkonzert. — Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 19. Dezember, 19.30 Uhr: Miete C 11 und 1. Sondermiete C 6 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 451 bis 452: Napoleon oder die hundert Tage. Drama von Chr. D. Grabbe. Sonntag, 20. Dezember, 11.30 Uhr: Carl Maria von Weber, zum 150. Geburtstag des Komponiſten.— 15.30 Uhr: Frau Holle. Weihnachtsmärchen von Wal⸗ ter Oſterſpey, Muſik von Karl Klauß.— 20 Uhr: Miete B 11 und 1. Sondermiete B 6 und für die NS.⸗Kullur⸗ gemeinde Mannheim, Abt. 381 bis 383: Luiſe Mil⸗ ler. Oper von G. Verdi.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 21. Dezember, 20 Uhr: Für die NS.⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim, Abt. 121 bis 123, 127 bis 135, 148 bis 147, 544 bis 550, 584 bis 590, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 601 bis 700, Gruppe E frei⸗ willig Nr. 1 bis 600: Die verkaufte Braut. Oper von Friedrich Smetana. Dienstag, 22. Dezember, 20 Uhr: Miete H 11 und J. Sondermiete H 6: Spatzen in Gottes Hand. Luſtſpiel von Edgar Kahn und Ludwig Bender. Mittwoch, 23. Dezember, 20 Uhr: Miete M 11 und 1. Sondermiete M 6: Zum letzten Male: Spatzen in Gottes Hand. Luſtſpiel von Edgar Kahn und Lud⸗ wig Bender. Donnerstag, 24. Dezember, 16 Uhr: Frau Holle. Weihnachtsmärchen von ſpey, Muſik von Karl Klauß. ——— Außer Miete: Walter Oſter⸗ Im Neuen Theater(Roſengarten): Sonntag, 20. Dezember, 20 Uhr: Freier Verkauf: Der Etappenhaſe. Luſtſpiel von Karl Bunje. Montag, 21. Dezember, 20 Uhr: Für die NS. ⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim, Abt. 221 bis 229, 261 bis 266, 361 bis 370, 504 bis 507, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E, freiwillig Nr. 1 bis 700: Spatzen in Gottes Hand. Luſtſpiel von Edgar Kahn und Ludwig Bender. NSV⸗Ortsgruppe Seckenheim. Lebensmittelausgabe. am Dienstag, den 22. und Mittwoch, den 23. Dezember. Dienstag, den 22. Dezember: Gruppe A vorm. von 8—9 Uhr Gruppe B vorm. von 911 Uhr Gruppe C nachm. von 13 Uhr Gruppe D nachm. von 34.30 Uhr Mittwoch, den 23. Dezember: Gruppe E vorm. von 89.30 Uhr Gruppe F vorm. von 9.3011 Uhr Vor der Ausgabe ſind im Rathaus, Zimmer I, Kohlen⸗Gutſcheine abzuholen, wobei der Ausweis ab⸗ geſtempelt wird. Die Gruppen A, B und C Terhalten je 3 Arr. Holz und die Gruppe D und E je 2 Itr. Holz. Für dieſe Scheine ſind pro Ztr. 20 Pfg. Anerkennungsgebühr zu zahlen.. Die Ausgabezeiten müſſen wegen Verſchiedenheit der Ausgabe ſtreng eingehalten werden. Wir verweiſen auf den Aushang am Rathaus. 2— 2—— 7 e Se e . rn e „ * N 0— IEA e dee Dede Scheteæberi- Beim Betrachten der Weltkarte fällt es auf, daß Ueber⸗ einſtimmung zwiſchen den Küſtenlinien zu beiden Seiten des Atlantiſchen Ozeans beſteht: jedem Vorſprung der Küſte Südamerikas entſpricht eine Vertiefung der afrika⸗ niſchen. Aehnliches iſt im Nordatlantik zu beobachten, auch wenn hier die großen Inſeln Grönland, Neufundland, Island und England die Deutlichkeit dieſes eigenartigen geographiſchen Tatbeſtandes etwas trüben. Von dieſer Uebereinſtimmung ging der bekannte Geograph und Polarforſcher Alfred Wegener aus, als er die Grundzüge zu ſeiner Theorie von den Feſtlandsver⸗ ſchiebungen entwarf. Er ſagte ſich, daß die Erdkruſte hauptſächlich aus ſchweren Geſteinsarten beſteht. Auf dieſer Grundlage„ſchwimmen“ wie rieſige Eisſchollen auf dem Waſſer die Kontinente, deren Hauptmaſſe verhältnis⸗ mäßig leichte Geſteinsarten bilden. Dabei bildet der Boden der Weltmeere die Oberfläche der unteren Schicht. Während die Theorie Wegeners von einem Teil der Gelehrten anerkannt wurde, bekämpfte der andere die neue Theorie auf das entſchiedenſte. Da das Problem der Ver⸗ ſchiebung der Kontinente verſchiedene Wiſſensgebiete berührt, iſt es von allen Seiten unterſucht worden. Die Geophyſiker beſtätigen, daß die Erdkruſte elaſtiſche Eigen⸗ ſchaften beſitzt, was am deutlichſten aus der Hebung im Oſtſeegebiet und der Senkung an der deutſchen Nordſee⸗ küſte zu beobachten iſt. Die Geologen führen aus, daß die geologiſche Beſchaffenheit des weſtlichen Afrika voll⸗ kommen übereinſtimmend iſt mit derjenigen des öſtlichen Südamerika. Erſt die Kontinentverſchiebungstheorie gibt Aufſchluß darüber, warum manche Gebirgsketten Weſt⸗ europas am Atlantiſchen Ozean enden und ſich dann plötz⸗ lich in Grönland und in Nordamerika fortſetzen, wo das Gebirge ebenfalls an der Küſte ſteil aufſteigt. Die Schol⸗ lentheorie gibt auch eine Aufklärung über die Entſtehung der meiſten großen Gebirgsketten: In längſt vergangenen Erdzeiten wurde das amerikaniſche Feſtland von der europäiſch⸗afrikaniſchen Maſſe losgeriſſen und treibt nun nach Weſten; die vordere, alſo weſtliche Kante, wölbte ſich dabei zu einer Welle, und dieſe Welle bildet jetzt die Kor⸗ dillerenkette. Vorderindien bildet einen Teil Afrikas, etwa in der Gegend des heutigen Madagaskar; dieſe Feſtland⸗ ſcholle wurde nordöſtlich getrieben, ſie berührte die Süd⸗ kante Aſiens, ſchob ſich darüber und bildete das mittel⸗ aſiatiſche Hochland und das Himalajagebirge. Die Wiſſenſchaften, die das Leben und Klima in frü⸗ heren geologiſchen Zeitaltern erforſchen, haben allen An⸗ laß, ſich in noch größerem Maße der Kontinentverſchie⸗ bungstheorie zu bedienen. Der Steinkohlengürtel, der Mitteleuropa durchzieht und bei Cardiff in England plötz⸗ lich abbricht, ſetzt ſich im Appalachengebirge Nord⸗Amerikas fort. Je älter die Verſteinerungen von Tierknochen und Pflanzen ſind, die man im Boden Nord-Amerikas findet, deſto ähnlicher ſind ſie den entſprechenden Verſteinerungen in Europa. 5 Alle dieſe Tatſachen ſprechen dafür, daß die Kon⸗ tinente, die heute durch Ozeane getrennt ſind, einmal ein zuſammenhängendes Feſtland bildeten; es ſind jedoch nur Annahmen, aber noch keine Beweiſe für die Richtigkeit dieſer Anſchauung. Einen objektiven Beweis kann nur die Feſtſtellung erbringen, daß die Kontinente auch heute noch wandern. Dies iſt die Aufgabe der modernen Geodäſie. Die Frage, ob ſich die geographiſche Lage zweier Orte zueinander verſchiebt, iſt ſo bedeutſam für unſere geſamte Weltporſtellung, daß ſeit mehreren Jahren an mehr als ſiebzig verſchiedenen Punkten in der ganzen Welt in regel⸗ mäßigen Zeitabſtänden genaueſte internationale Längen⸗ beſtimmungen durchgeführt werden. Eine der wichtigſten Beobachtungsſtationen befindet ſich in Potsdam. Die modernen aſtronomiſchen Inſtrumente ſind ſo vollkommen, daß man mit Hilfe der Sternbeobachtung die Entfernung von Potsdam nach Honolulu oder Madagaskar auf 25 Zentimeter genau beſtimmen kann. Aus den Diffe⸗ renzen, die ſich aus Sternbeobachtung, funkentelegraphi⸗ ſchen Signalen und Zeitaufzeichnung ergeben, kann man dann die Poſitionsbeſtimmungen für die einzelnen Beob⸗ achtungsorte errechnen. Dieſe Arbeit bedarf noch vieler Jahre bis zu ihrem endgültigen Abſchluß. Doch hat man tatſächlich eine Vergrößerung der Entfernung zwiſchen Waſhington und Paris feſtgeſtellt, und zwar in dreizehn Jahren um 4,16 Meter, das heißt jährlich um 32 Zenti⸗ meter. Daraus geht hervor, daß auch heute noch das amerikaniſche Feſtland langſam aber zweifellos von der europäiſch⸗afrikaniſchen Scholle abgetrieben wird. Im Laufe der ſieben Jahre ihrer Fahrten hat ſich die Reiſe⸗ route der„Bremen“ um mehr als zwei Meter vergrößert. Zur Zeit des Kolumbus lag Amerika der europäiſchen Küſte um etwa 140 Meter näher, zur Zeit, als die nor⸗ diſchen Seefahrer zum erſten Male Vinland erreichten, ſo⸗ gar um 300 Meter. Aufnahme: Dr. Weller(Bavaria)— M. Ein Weinnachtsgeheimmis Ein wilder Winterſturm rüttelt an den Fiſcherhütten. Dumpf dringt das Brüllen der See durch die dicht ver⸗ ſchloſſenen Fenſterläden in die ſtille Stube, in der Onkel Martin mit ſeinem Neffen Jürgen Peterſen ſitzt. Die Wände ſind getäfelt, und durch keine Fuge vermag der Sturm zu dringen. Im Ofen kniſtern dicke Buchenſcheite. Die beiden achten des Wilden Jägers nicht, der mit Huſſa und Horrido durch die Nacht jagt, als paſſe es ihm nicht, daß die Welt ſo voller Hoffnung iſt, ſo voller weihnacht⸗ licher Erwartung. Die See kocht und brüllt wie in jener Nacht, da die„Giſela“ nicht mehr heimkehrte, auf der Onkel Martins Aelteſter hinausgefahren war. Aber die Opfer, die gefordert werden, können das Seemannsblut nicht ſchrecken. Onkel Martin erlebt es an ſeinen Neffen, deren Gedanken nur auf dem Meere weilen, deren Wünſchen und Hoffen ſich um Schiffe und Segel rankt. Nun hütet die ſtille Stube das große Weihnachts⸗ geheimnis, das Onkel und Neffen verbindet. Jürgen hat an langen Abenden mit heißem Kopf einen Segler geba⸗ ſtelt, den er ſeinem Bruder Axel auf den Weihnachtstiſch J legen will. Es iſt das Modell der„Giſela“. Freilich ganz ohne des Onkels Hilfe wäre es wohl nicht ſo ſchön ge⸗ lungen. Jetzt, wo das Werk vollendet iſt, wo man ſchon die Stunden zählen kann, die noch verrinnen müſſen, bis ſich das Wunder des Lichterbaumes erfüllt, läßt ſich Jürgen noch einmal genau die Takelung des Schiffes beſchreiben, mit der er noch nicht ſachgemäß fertig geworden war. Onkel Martin erzählt mit all der Liebe eines erfah⸗ renen Seemannes, und zwiſchen ſeine Erklärungen ſpinnt er ſo manches Garn, das Jürgens Augen aufleuchten läßt. Nicht ohne Wehmut ſah Martin dieſes Modell der„Giſela“ entſtehen. Aber nun iſt es ihm, als dringe auf einmal ein Licht in das Geheimnis von dem Seemannstod ſeines Sohnes. Er erkennt die ewige Kraft des Lebens, ſieht wie die Jugend begeiſtert die Lücken füllt, und es erſcheint ihm als die ſchönſte Aufgabe, ſeinen Neffen den Geiſt ſeines im Nordmeer ertrunkenen Jungen zu übermitteln. Da wird ihm ſo weihnachtlich zumute, ſo hoffnungs⸗ froh wie lange nicht zuvor. Das Leben ſtellt ihm eine neue Aufgabe. Das Toben des Unwetters draußen hat nachgelaſſen, immer erwartungsvoller werden die Herzen, ganz hingegeben dem Gedanken, wie ſich Axel nun freuen würde, wenn er das Schiff unter ſeinen Gaben findet. Faſt hört man das Lied des Meeres nicht mehr. Das Wilde Heer hat ſich verzogen. Onkel und Neffe bergen ihr Weihnachtsgeheimnis in einem Schrank und treten vor die Tür. Aus zerriſſenen Wolken flutet das Silber des Mondes in einem breiten, zitternd leuchtendem Band über das Meer. Vereinzelte Sterne blinken auf, Sterne der Hoffnung, des Glaubens an den Sieg des Lebens. So bie Chriſtus in der Heiligen Nacht der Menſchheit immer aufs neue geſchenkt wird, ſo wie im tiefſten Winter das Julfeuer neuen Frühlingsglaubens aufflammt, ſo wird im Spielzeug der Kinder das Werk des künftigen Mannes lebendig. Die„Giſela“ verſchlang das Meer, aber ſie iſt nicht tot, denn ewig iſt die Kraft der Liebe, ewig das Leben, und Onkel Martin empfindet es heißen Herzens, daß dieſer kleine Segler„Giſela“ ihm ſelbſt ſchönſte Weih⸗ nachtswunſcherfüllung wurde, denn der Geiſt ſeines Jun⸗ gen lebt in ſeinen Neffen fort.. ———— Dio dasg NN Was Weihnachtsmäuschen ſind, wird ſo leicht keiner wiſſen. Aber in der kleinen alten Stadt, die im grünen Oberbergiſchen liegt, mit ihren bergigen Kopfſteinpflaſter⸗ ſtraßen und den heimeligen Schieferhäuſern, wo vor den weiß geſtrichenen Fenſtern mit den grünen Schlagläden heute noch die„Spiönchen“ hängen, da müßt ihr einmal die Leute fragen, ſo an den letzten Tagen der Weih⸗ nachtswoche, was zum Feſt ins Haus gehört, ſo notwen⸗ dig wie der Tannenbaum ſelbſt. Alle, ob arm, ob reich, werden eines nicht anzuführen vergeſſen: Munſcheidts Weihnachtsmäuſe! Um es nun ganz genau zu erfahren, müßt ihr eben die ſteile Straße hinaufkraxeln zu Munſcheidts Bäckerei. Sie liegt immer noch in dem alten Haus; wenn ſie auch den alten Laden jetzt moderniſiert haben: es iſt doch noch das alte Geſchäft, und der Enkel Munſcheidts führt es mit der gleichen Gewiſſenhaftigkeit und Freundlichkeit, mit der es ſein Großvater ſo vor ſiebzig, achtzig Jahren gegründet hat. Und genau nach dem gleichen Rezept bäckt er in der letzten Adventswoche die Weihnachtsmäuschen! Aus was ſie nun eigentlich gemacht werden, das iſt Familiengeheimnis. Viele haben ſie nachzuahmen ver⸗ ſucht, aber es iſt nie gelungen, und die Munſcheidts lächel⸗ ten dann immer dazu: den Nachahmern blieben nämlich die Weihnachtsmäuſe regelmäßig bis Oſtern liegen, wäh⸗ rend ſie, die Munſcheidts, am Heiligen Abend um halb ſieben Uhr die letzten Leute mit leeren Händen wegſchicken mußten. Es iſt eben ein unvergleichlich leckeres Gebäck, das teils nach Spekulatius, teils nach Aachener Printen ſchmeckt, geformt wie ein richtiges, kinderhandgroßes Mäuschen, mit Schokoladenguß und dunkelbraunen Roſinenaugen. Damals koſteten drei Stück ein Kaſte⸗ männchen, was ſoviel war wie fünfundzwanzig Pfennig; heute ſind ſie, glaube ich, etwas teurer geworden: aber ſchmecken tun ſie genau ſo gut wie früher. Wie es zu dem Brauch und dem Gebäck überhaupt kam, das wiſſen heute die wenigſten. Aber da es eine nette und wahre Geſchichte iſt, will ich ſie erzählen. Es war um die Zeit, als man noch mit der Poſt⸗ kutſche acht Stunden brauchte, um von dem kleinen Städtchen nach Köln zu kommen, was heute keine fünfzig Minuten dauert. Ich möchte beinahe ſagen, auch die Win⸗ ter waren damals anders mit ihren ungeheuren Schnee⸗ fällen, daß man den Weg von der Haustür zum Garten⸗ tor mindeſtens dreimal am Tag freiſchaufeln mußte und nachher einen rich⸗ tigen Hohlweg gebaut hatte! Da ging Heupels Florentinchen am Nachmittag des Heiligen Abends ſchnell noch ein⸗ mal„in die Stadt“. Sie hatte das übliche Pa⸗ ketchen Tabak für den Großvater ganz vergeſſen, und die Mutter hatte ihr auch noch dies und jenes aufgetragen. Mit ihren ſieb⸗ zehn Jahren war ſie noch ein halbes Kind. Dabei etwas verträumt und ein bißchen weichherzig— das kriegte ſie oft genug rügend zu hören, doch ge⸗ ſchadet hat es ihr im Leben weiter nicht. Na, wie ſie ſo die Marktſtraße herauf durch den friſch gefallenen Schnee ſtampft, ſieht ſie drüben am alten Schloßtor eine Reihe Kinder halb am Boden hocken und mit viel Gelächter und Geſchrei etwas beobachten, was da auf dem Schnee zu liegen ſcheint. Mein Florentinchen kannte die Bande ſchon, die ärgſten Räuber waren darunter. Eilig lief ſie hinüber, und richtig— hatten ſie da— wer weiß, wo— ein kleines graues Mäuschen gefangen, und einer— ſie vergaß es nie, daß es Streppels Fritzken war, der hatte dem Tierchen einen Bindfaden ans Schwänzchen gebunden und ließ es nun in ſeiner Todesangſt wie verrückt hin⸗ und herrennen. Wie eine Wilde kam ſie über die nichtsnützigen Bälge und hatte dem Fritz eins, zwei, drei und doch äußerſt behutſam, das arme Mäuschen mitſamt dem Bindfaden weggenommen und in ihren runden Muff verſteckt, ehe der überhaupt recht wußte, was geſchah. Gleich darauf hatte ſie natürlich die ganze Geſellſchaft mit fürchterlichem Getobe hinter ſich und mußte machen, daß ſie vor dem Schneeballbombardement in Sicherheit kam. Jedenfalls, ſie hatte das kleine Tier gerettet, und da ſie gar nicht zim⸗ perlich war, fühlte ſie gerührt, wie es ſich in dem warmen Muff drin zuſammenkuſchelte und wie das winzige Herz⸗ chen klopfte. Nun aber kam Florentinchen in große Verlegenheit. Was nur ſollte ſie mit dem Mäuschen anfangen? Mit nach Hauſe nehmen, das ging nun nicht; der Vater hätte ſie beide kopfüber hinausgeworfen! Es heimlich im elterlichen Keller ausſetzen? Dazu war ſie wiederum zu ordentlich und viel zu gewiſſenhaft! Endlich: es im Schnee laufen laſſen, wo es erfrieren mußte oder jeden Augenblick wie⸗ der gefangen werden konnte— nein, das kam erſt recht nicht in Frage. Ach, das ging dem mitleidigen Mädchen ſo nahe— wider Willen traten ihm die Tränen in die Augen. Darüber war ſie unverſehens in eine Hintergaſſe ge⸗ raten und fand ſich plötzlich an der Rückſeite der alten Glüderſchen Bäckerei. Ein Fenſter der Backſtube, die wie die meiſten der damaligen Zeit im Keller lag, ſtand weit offen. Drinnen ſchien das Licht auf Reihen von friſch „he antſtand ERZ AH LONG VON HEHNRICHRUMNPF F gebackenen Schwarzbroten und Weißbroten und Kuchen und Roſinenplätzchen, und ein warmer Backſtubenduft ſtieg ihr herrlich in die Naſe. Zu ſehen war niemand— und da hatte ſie es!! Ohne eine Sekunde zu zögern, befreite ſtie das Mäuschen, das ganz ſtillhielt, von ſeiner läſtigen Feſſel, ſtreichelte es nochmals liebevoll und ließ es dann, huſch, in die Backſtube hineinflitzen, gerade auf einen Sack Mehl unter dem Fenſter. Daß es da am beſten aufgehoben war, ſtand außer Zweifel. In Angſt und Eile hatte ſie eines indes Dicht neben dem Backſtubenfenſter gab es eine überſehen: kleine Tür, . (29: 2 Zeichnungen Grunwald— M. ... Und ließ es dann, huſch, in die Backſtube hinein⸗ flitzen, gerade auf einen Sack Mehl. und dort lehnte jemand im abendlichen Halbdunkel, um einen Mundvoll friſcher Luft zu ſchnappen. Der hatte natürlich in dem Lichtſchein des Kellerfenſters alles ge⸗ ſehen, doch vor Verwunderung nicht hindern können! Nun war er mit einem Satz neben dem zu Tode erſchrockenen Mädchen: Seid Ihr verrückt geworden, uns die Backſtube zu ſetzen?“, oder was er ſo ſagte, mehr ver⸗ blüfft als zornig, denn es war ja nicht der Meiſter ſelbſt Florentinchen aber, ſchnell gefaßt, ſprühte ihn mit ihren noch tränenalitzernden Augen empört an: Es iſt ja auch eine Kreatur von unſerem lieben Herrgott genau wier Ihr!“ ſagte ſie in ihrem ſchönen Glauben,„und heute iſt Frieden auf Erden! Soll das arme Tierchen vielleicht am Heiligen Abend elendiglich umkommen? Wie??“ Das war nun eine ſo unerwartete Entgegnung— der junge Mann wußte keine Antwort. Ach, er wußte vor des Mädchens ſeelenvollen Augen mit einem Male überhaupt nichts mehr zu ſagen— denn daß er bereits im erſten Moment zu tief in ſie hineingeblickt hatte, das ſpürte er ſofort. Es war Glüders neuer Geſelle, Munſcheidts Paul aus Velbert, der erſt vor kurzem in das Städtchen gekom⸗ men war und ſich gerade in dieſer Atempauſe entſchloſſen hatte, gleich nach Neujahr weiterzuziehen. Daraus wurde allerdings nichts mehr. Als er ein Jahr ſpäter unter dem Weihnachtsbaum dem Floren⸗ tinchen einen goldenen Ring über den Finger ſtreifte, wußten ſie beide ganz genau, wer daran ſchuld hatte: niemand anders als das Mäuschen! Wieder ein Jahr ſpäter, als ſie ſelber Meiſter und Meiſterin geworden waren und was für blutjunge— da kamen ſie auf den Gedanken, dem kleinen Glücksbringer auf ihre Weiſe ein Denkmal zu ſetzen. Sie überlegten hin und her, ſchließ⸗ lich fingen ſie an zu backen und zu probieren, bis ſo ein ganz beſonders leckeres Weihnachtsgebäck herauskam, das dann bald„Munſcheidts Spezialität“ wurde und bis auf den heutigen Tag geblieben iſt. Fragt nur einmal die Leute der kleinen Stadt, was auch heute unbedingt auf jeden Weihnachtsteller gehört Munſcheidts Weihnachtsmäuschen werden ſie ſagen, wenn ſie auch längſt nicht mehr wiſſen, wieſo es dazu kam Ich aber weiß es ganz genau: Florentinchen, ſpäter meine liebe Mutter, hat es mir oft genug erzählt. Und ich weiß auch, daß ſie ſamt Paul, meinem lieben Vater, bis an ihr ſeliges Ende allen Grund hatte, dem Weihnachtsmäuschen dankbar zu ſein. Mäuſe in 292 252 2% 4%%%„„„ 44 4———————K—NP—⁰——⁰—VOW—Wꝝ WBK—OBKAů((G—————PÄK—PER MN—KEQERKKEjαͤ 3 7r 666 666„„ 4 4 16„e Erzählung von Bernhard Fauſt. Leicht, ein flüchtiges Gewölk, hob ſich der Rauch von der Löſchrampe und hing loſe Schleier um das fein⸗ gliedrige Stahlgewirr des Förderturms. Ein Weilchen blieb das bauſchige Weiß vor dem dunklen Grund am Himmel, dann ſtürzte es, als ein Windſtoß aus Nordoſt ſegte und eine Handvoll Schnee über Schachtanlage und Halde warf, erſchrocken zurück in die Flammen Auch auf der Hängebank, wo Mann an Mann, Knappe hinter Knappe der Seilfahrt harrte, teilte ſich die heimliche Luſtigteit mit, die draußen in Schnee und Sturm tobte. Denn wartete daheim heute nicht feſtliche Freude, das weihnachtliche Geben, Frau und Kind mit glühenden Backen und flüſternden Heimlichkeiten und viel⸗ leicht eine handliche Flaſche mit einem guten Tropfen unterm duftenden Baum? Bei der Seilfahrt, am Abbauhammer, vor der Schrämmaſchine, überall wurde es darum eine frohe Schicht. Auch in der Gruppe, zu der Peter gehörte, ein Schlepper im Gedinge, herrſchte die herzhafte, brüder⸗ liche Teilnahme des Vorfeſtes. Was beſagte es da, daß heute eine neue Schüttelrutſche, eine fünf Meter lange eiſerne Laufbahn für den Abfluß der Kohlen, in die Strebe gebaut werden mußte? Zwar iſt es ein hartes Stück Arbeit, das ſie rief, aber das begehrliche, ſatte Lachen des Tages ſchwand trotzdem nicht, ja breitete ſich mit raſcher Laune aus, als der Oberſteiger durch den Schießmeiſter ſagen ließ, eine Nachbarin Peters ſei mit der Nachricht gekommen, daß die Frau des Schleppers ein Kind, einen Knaben, geboren habe. Daran fand das Gelächter, das längſt ihre Bruſt beengte, endlich einen Inhalt, der laute Uebermut ein Ziel. Der Gedingeſchlepper, deſſen hilfsbereite Art man ſchätzte, rettete ſich nur mit Mühe vor der Zahl der Glück⸗ wünſche, die man durch die Rohre der Waſſerleitung klopfte, und Kameraden, die ihn trafen, ſchüttelten ſeine Hand und klopften ihm wohlwollend auf die Schulter: „Glück auf, Kumpel!“ Hatte ſich die Haſt, die alle feſttäglich umſchloß, der Ueberſchwang der Gefühle ihrer zu ſtark bemächtigt, daß ſie der ſteten Kraft und Vorſicht vergaßen? Jedenfalls ver⸗ ſagte ein Mann, als die Schüttelrutſche in die Strebe glitt, ein Arm war zu ſchwach geweſen, und die Kette wurde der Hand entriſſen und ſauſte talab, durch ihre Wucht und Schwere gezogen. Und das Unheil, das ihre Schwäche nichtsahnend begünſtigte, traf den Glücklichſten ihrer glückhaften Schicht: vierzig Meter tiefer und ſchräg nach unten grub Peter ein Bett für das Teilſtück der Rutſche, das ſie herabſeilten, damit es hier verankert werde, und noch im Traum ſeines väterlichen Stolzes, im Traum ſeines Glücks, drohte ihm der Verluſt deſſen, das er als ſchönſte Gabe erhielt, ohne es zu kennen, weil es noch nicht ſeine Gegenwart, ſeine Wirklichkeit wurde. Was half es, daß die Kameraden ſchrien, daß ſie zum Zeichen der Gefahr die Lampen ſchwenkten? Schmal im Raum, bot die Strebe kaum einen Durchſchlupf für einen lang ausgeſtreckten kriechenden Menſchen, ſo war die Friſt zur Flucht karg und kurz bemeſſen. Doch in den wenigen Augenblicken, die ihm die Gnade des Lebens gewährte, erbarmten ſich die weihnachtliche Hoffnung, die Liebe und ihr Trotz, und in dem Schutz dieſer Zuverſicht, daß er um des Kindes willen nicht ſterben könne, nicht ſterben dürfe, daß er leben müſſe, wühlte er einen Wall aus Staub und Kohletrümmern in halber Höhe auf und ſtreckte dem nahenden Unheil die Schaufel zur Abwehr entgegen. Und was keiner geglaubt, gelang, noch ehe der erſte Angſtſchrei verklang. Das Eiſen der Schüttelrutſche fraß ſich in den letzten Stempel, hob ihn aus dem Bühnloch und ſtauchte in die angehäuften Kohlen, fuhr dem Schlep⸗ per wohl mit dem letzten Stoß in die Glieder, aber zer⸗ malmte nicht ſein Leben. Er fluchte, jammerte, ſchrie, aber er lebte. Als man ihn nach der Unfallſtelle brachte, ſtellte ſich heraus, daß der Schaden nicht ſo groß, der Fuß nicht gebrochen, wenn auch von einem langwierigen und äußerſt ſchmerzhaften Bluterguß durchzogen war. Das beſte, man fuhr den Verunglückten mit dem Wagen zum nächſten Grubenarzt. Doch ſeltſam, davon wollte der Schlepper nichts wiſſen, er wehrte ſich mit allem Ungeſtüm gegen dieſe Hilfe. Wenn die Verletzung nur eine Sache des Schmerzes ſei, erklärte er, daß ſie die Arbeitsfähigkeit auf die Dauer nicht behindere, wolle er ſich dem Schickſal dankbar er⸗ weiſen und denen, die daheim warteten, die Freude nicht trüben. Von dieſem Gedanken brachte man ihn nicht ab, tapfer hing er ſich an den Arm eines Kameraden und humpelte mühſam nach Hauſe. Still ſaß er am Bett ſeiner Frau, er ſagte dankbare Worte, wenn ſie klagte, dankbar ſorgte er für ihre leidende Ungeduld. Zuweilen biß er ratlos die Zähne zuſammen, wenn das geſtaute Blut durch den geſchwollenen Klumpen ſtach, und nur mit Hilfe der Nachbarin wurde Peter Hert der frommen Lüge, die keinen Schatten duldete im Schim⸗ mer der Kerzen. Dicht am Baum ſtand das Geſchent dieſes Jahres, das Körbchen mit dem Kinde, die große Freude ihrer Wünſche, ihr Glück, das Glück der Zukunft. Ein Geſicht⸗ lein, kaum eine 32 Manneshand an „ Größe, ſah dar⸗ i aus empor, ver⸗ wundert ſtau⸗ nende, lichthun⸗ grige Augen. Süßes Dankge⸗ fühl durchdrang den Schlepper unter dieſem un⸗ ſchuldsklaren Blick, als ſpräche zu ihm das höchſte Wunder aller Dinge. Und in der Andacht dieſer Stunde, im Nachklang ihrer Seligleit, überwand er die Schmerzen, die er litt; drei Tage überwand er die Qual ſeiner Wunde, über⸗ wand ſich ſelbſt, ehe er, mit un⸗ Zeichnung: Grunwald— M. beholfen ſtam⸗ Kameraden, die ihn trafen, ſchüt⸗ melnden Wor⸗ telten ſeine Hände und klopften ten, ſeine Tat ihm wohlwollend auf die Schulter. beichtete und be⸗ reit war, ſich zu einem Arzt führen zu laſſen.— Doch das war 1 nach Stunden, Tagen, Ewigkeiten ſeines Glücks. Hen wich er nicht von der Wiege, hielt heimlich die Hände 555 faltet und hütete ſein rauhes, unbezähmbares Gemüt v jedem lauten Wort. 95 Draußen hüllte der Schnee den koſtbaren Schatz Wärme und Schutz, das Förderrad hielt ſtumm in ſeinen Schwung, und die Sterne ſtaunten am Himmel. 1 55 lächelnder Liebe beugte ſich die Mutter über das Kin der Krippe— . G e re E n 7„ 2 8 A O S r! r. — 1 13 5 — OHL DO EISFE Copyrighi by Carl Duncker Verlag, Berlin Wö62. (Schluß.) Es blieb nichts anderes übrig, als den Wagen des Paſcha zu nehmen. Doch wurde den Damen zur größeren Sicherheit einer der Bewaffneten mitgegeben, denn dem Diener des toten Aegypters war nicht zu trauen. Außer⸗ dem erhielt der engliſche Soldat den Auftrag, einen Arzt und einige Beamte mitzubringen zur Aufnahme des Tat⸗ beſtandes. Aber eines ließ ſich Sir Thomas nicht nehmen, er begleitete die Damen an den Wagen. „Jetzt iſt alles gut, Ellen“, ſagte er leiſe.„Ich komme zu Ihnen, ſobald ich frei bin. Gott ſei Dank, nun iſt alles gut.“ Er preßte ihre Hand ſo heftig, daß ſie beinahe auf⸗ geſchrien hätte. Dann trat er zurück, der Wagen fuhr an, und im nächſten Augenblick war das Schweigen der Wüſte um die beiden Frauen, und der Nachtwind ſtrich kühl um ihre heißen Stirnen. Lilian wandte ſich zu Ellen. „Armes Kind! Es war ein ſchwerer Abend mit einem ſchrecklichen Ausgang. Aber Sie taten Ihr Beſtes für Tom, laſſen Sie das Ihren Troſt ſein.“ Da brach die mühſam aufrecht erhaltene Faſſung des jungen Mädchens zuſammen, und ſie weinte ſich das Herz frei im Arme von Lilian Adenburry. 18. Kapitel. Der Traum vom Märchenzauber des Orients endete wie manche orientaliſchen Märchen in Blut und Schrecken. Nichts erſehnte Ellen mehr, als dieſen Traum vom Mär⸗ chenzaubers des Orients zu vergeſſen. Die Ruhe, die ſie im Hauſe der Lady Adenburry fand, gab ihr das verlorene Gleichmaß wieder und brachte ihr allmählich das Be⸗ wußtſein zurück, daß ſie nur ein einfaches deutſches Mädel ſei, das ſich ſtellungslos in Afrika befand. Doch auch die aus dieſem Gedanken erwachſenden Sorgen nahm Lilian Adenburry ihr ab. Sie ſchlug vor, ihre Geſellſchafterin für die nächſten Wochen zu ſein, und bat ſie, als ſolche mit ihr nach England zu fahren. Glücklich berichtete Lady Lilian, daß Lord Adenburry bereits Plätze für die in zehn Tagen von Alexandrien abfahrende„Arabic“ belegt habe und fügte ganz nebenſächlich an: „Uebrigens kommt Sir Thomas auch mit. Und es fällt mir gerade ein, daß er Ihnen gerne über Ihren Schützling James Bericht erſtatten wollte. Er wollte heute abend ſpät hier ſein; hat ſo raſend zu tun, daß er nicht eher kommen konnte. Bleiben Sie auf, Ellen. Ich ſelbſt gehe früh zur Ruhe.“ Auf dieſe Weiſe verſchaffte die kluge Lady Adenburry den beiden Menſchen endlich die lang erſehnte Ausſprache. Ellen hatte von Lord Adenburry erfahren, warum ſich Tom auf ſeinen Reiſen ſtets nur Mr. Grant genannt hatte und welche Art die Tätigkeit Sir Thomas' während der letzten fünf Jahre hier in Kairo geweſen war. Die Rolle allerdings, die ſie ſelbſt in dieſer ganzen Sache geſpielt hatte, ohne es zu wiſſen, hatte ihr Adenburry nicht er⸗ klärt. Das wollte er dem Gutdünken ſeines Freundes überlaſſen. An dieſem Abend entwickelte Ellen beim Diner ſehr wenig Appetit, was Lady Adenburry ſchweigend zur Kenntnis nahm. Sie hatte ihrem Manne geſagt, daß ſie von ihm erwarte, er werde die Ausſprache der beiden nicht ſtören, und hatte hinzugefügt: „Du natürlich würdeſt gemütlich dabeiſitzen und ſie unterhalten, es ſogar für deine Pflicht in meiner Ab⸗ weſenheit anſehen, nicht wahr?! So ganz wie ein Mann!“ Lachend hatte ſich Adenburry gegen dieſe Ueber⸗ ſchätzung männlicher Torheit verteidigt und erklärte jetzt, als die Damen ſich erhoben, er habe noch zu arbeiten und könne leider nicht Geſellſchaft leiſten. „Aber Tom kommt nachher. Willſt du ihn nicht ſehen?“ fragte liſtig Lilian und lächelte ihrem Manne zu. Er erwiderte das Lächeln bedeutungsvoll und ſagte be⸗ tont höflich: „Es tut mir leid, aber ich kann ihn erſt ſpäter be⸗ grüßen; wir haben dieſe letzten Tage zu viel mit der Ab⸗ wicklung dieſer ganzen Sache zu tun gehabt.“ Damit trennte man ſich, und Ellen wartete allein auf der weiten Terraſſe auf den Mann, den ſie nicht vergeſſen konnte. Sie fuhr erſchreckt zuſammen, als ſie die Hupe ſeines Wagens hörte, und das Herz hämmerte ihr bis in den Hals hinauf; äußerlich aber ruhig ſtand ſie dort, eine weiße ſchlanke Geſtalt im Dämmerlicht. Sir Thomas ſtürmte in das Zimmer, bereit, ſeine Freunde zu begrüßen, und blieb wie angewurzelt ſtehen, als er Ellen allein vorfand. Der Augenblick ſeines Stau⸗ nens genügte, um ihr die Faſſung wiederzugeben; ſie kam auf ihn zu und ſagte leiſe: „Guten Abend, Sir Thomas, Lady Adenburry läßt grüßen, ſie war müde und hat ſich zurückgezogen. Lord denburry iſt in ſeinem Arbeitszimmer und kommt nach⸗ her herüber. Sie wollten mir von dem Diener James erichten?“ „Ja, richtig, von James. Wir haben ihn bei der Durchſuchung von Eſtaftleh gefunden; man hatte ihn in eine enge, ſehr heiße Kammer geſperrt und wollte ihn auf einem der Frachtdampfer der Geſellſchaft nach Eng⸗ land zurückſchaffen. Jetzt iſt er bei mir in meinem Hauſe und kommt dann mit uns, wenn wir alle auf der„Arabic“ heimfahren. Sie kommen doch auch mit?“ „Ich natürlich auch. Sie gehen nicht mehr hierher zurück?“ „Ich weiß es nicht. Mir ſteckt der Abenteurer im Blut. Ihnen doch auch, Miß Ellen, nicht wahr?“ 5 5 7 mir auch. Aber ich möchte doch nicht hierher Urück. „Sagen Sie das nicht! Sie haben die Schönheiten dieſes Landes noch nicht kennengelernt. Sie haben bisher 222 MAN ee, nur Peinliches erlebt. Sie ahnen ja nicht, wie wunderbar die Pyramiden bei Mondlicht ſind.“ Ellen ſchaute zu dem klaren Mond empor, der am tiefvioletten Himmel ſtand. „Herrlich müſſen heute die Pyramiden ſein!“ Tom ſprang auf. „Wiſſen Sie was, Miß Ellen? Wir fahren zu den Pyramiden hinaus. Mein Wagen wartet unten; wollen Sie?“ Ellen ſah erſtaunt auf; dann packte ſie auch ſein Eifer, und ſie ſagte ſchnell: „Herrlicher Gedanke! Ich will Lady Adenburry fra⸗ gen, ob es ihr recht iſt. Bin gleich wieder da.“ Sie eilte hinaus. Tom dachte mit einem ſtillen Lächeln daran, wie wenig ſie eigentlich von dem Diener James geſprochen hatten. Wenige Minuten darauf glitt der ſchwere Wagen ſummend durch die nächtlichen Straßen von Kairo. Auf der Terraſſe des Menah Houſe ſaß in der kühlen Nachtluft der Scheich Abu Mehlim dem Griechen Pana⸗ hotis Colchnidis gegenüber. Sie hatten ein eisgekühltes Getränk vor ſich und rauchten aus einem Tſchibuk Ziga⸗ retten, deren aromatiſcher Duft in der ſtillen Luft hing. Der Scheich Abu Mehlim trug den weißen Burnus ſeines Stammes, und ſein ſcharfes Geſicht ſah braun und kühn unter dem hellen Turban hervor. Colchnidis trug einen Frack, der von einem erſtklaſſigen engliſchen Schneider ſtammte. Zeichnung: Drewitz— M. Wenige Tage ſpäter fuhren ſie auf der„Arabic“ ab. Der Scheich ſagte in ſehr reinem, aber gutturalem Franzöſiſch: „Niemand weiß trotz allem Suchen, trotz der Liſte dieſes Ferenghi, wo die Hauptvorräte ſind. Niemand weiß trotz aller Verhaftungen, wo die Hauptgelder ſind. Ich weiß es, Monſieur! Ich ſtehe nicht auf des Ferenghi Liſte, ebenſo wie drei meiner Stammesfreunde nicht dar⸗ auf ſtehen, weil wir ſehr verborgen arbeiteten als Beauf⸗ tragte eines längſt toten Unterleiters des Betriebes. Ich kann Ihnen die Verſtecke nennen; kann Ihnen die Gelder und ihre Kontonummern nennen. Sie brauchen nur zu wollen, Monſieur, und der Betrieb lebt neu auf.“ Panayotis Colchnidis hatte ein dringendes Tele⸗ gramm aus Marſeille, wo er ſich gerade in Geſchäften auf⸗ hielt, hierher gerufen, ein Telegramm, das den Tod des Muſtafa Hilmi Paſcha meldete und Eile gebot. Colchnids rauchte gedankenvoll und ſchweigend wei⸗ ter. Es dauerte eine Weile, während der Scheich geduldig wartete. Dann beugte ſich der kleine Grieche vor und fragte leiſe: „Glauben Sie, Scheich, daß man Granti' noch länger hinter das Licht führen kann? Er weiß doch zu genau Beſcheid.“ „Ich glaube es beſtimmt, Monſieur. Ich bitte Sie, Monſieur, bedenken Sie, Granti glaubt an die Gültigkeit Ihrer Bindung der engliſchen Regierung gegenüber; er iſt vorläufig noch überzeugt, daß Sie wirklich nur wert⸗ loſes Pulver und Drogen in den alten Kleidern zur Ver⸗ teilung brachten! Wir, die wir wiſſen, daß dem nicht ſo iſt, wir, die wir die Ausdehnung Ihrer Beziehungen durch Ihren Geſchäftszweig kennen, wir ſehen in Ihnen den einzig möglichen Erben unſeres verſtorbenen Herrn und Führers. Wollen Sie uns enttäuſchen, Monſieur? Wol⸗ len Sie dieſe herrliche Organiſation einſchlafen laſſen? Es wäre ein Jammer! Ein Elend wäre es!“ Tief ergriffen von der männlichen Rührung in der Stimme des Scheichs reichte Panayotis Colchnidis ſeine ſchmale kleine Hand über den Tiſch. Der Scheich preßte ſie mit einem Aufleuchten ſeiner ſchwarzen Augen. „Dieſer Händedruck, Monſieur, iſt Millionen wert.“ Gerade in dieſem Augenblick fuhr das Auto Sir Thomas' an der Terraſſe vom Menah Houſe vorüber. 8 ſagte Ellen leiſe, von der Erhabenheit der Nacht e 2 225 8 8 e „Wie froh bin ich, daß dieſe gräßliche Sache hier durch Sie erledigt iſt, Sir Thomas! Wie ſchöͤn, daß das Gift nun nicht mehr unter die Leute kommt, wie herrlich!“ Sir Thomas ſchwieg. Er hörte gar nicht, was ſie ſagte. Er ſah nur ſie an, und ſeine Sehnſucht trank ſich ſatt an ihrem Anblick. 85 Als er ihr dann ſtumm aus dem Wagen half und ſie die wenigen Schritte bis zu den Pyramiden gingen, als ſie ſchweigend im Schatten der rieſenhaften Denkmäler ge⸗ weſener Größen ſtanden, da ſchauerte Ellen zuſammen. Sir Thomas ſah ſie bleich werden und hörte ſie flüſtern: „Schön, aber grauſig. Ach, ich fürchte mich in dieſem Lande.“ „Nicht fürchten, mein tapferes Mädchen; niemals fürchten“, ſagte er leiſe und legte den Arm um ſie. Da überkam Ellen die große Stille des Glücks. Sie ſchmiegte ſich in den Arm des Mannes, der ſie ſeſt an ſich zog. Sein Mund ſuchte ihre Lippen, die ſich ſeinem Kuſſe gaben. Tom ſah das Mondlicht in ihren dunkelgrauen Augen, und er dachte an den Spruch: Wer im Schatten der Pyra⸗ miden das Gelöbnis der Liebe tauſcht, kommt niemals mehr von dem Lande der Pharaonen los. Da packte auch ihn die große Angſt vor den dunklen Geheimniſſen des Orients, und er preßte Ellen feſter an ſich. „Du kommſt mit mir in meine Heimat, Ellen?“ „Ich komme mit dir, Tom.“ Sie verließen eng aneinander geſchmiegt die im Mondlicht drohend aufragenden Pydamiden. Sie beſtie⸗ gen ihren Wagen und fuhren, in ihr Glück verſunken, davon Von der Terraſſe des Menah Houſe ſahen die ſchar⸗ fen Augen des Scheich Abu Mehlim dem Wagen nach. „Da fährt Granti“, ſagte er,„und mit ihm das blonde Mädchen, das Muſtafa Hilmi kommen ließ.“ Wenige Tage ſpäter fuhren ſie auf der„Arabic“ aß. Glücklich auch drei Männer, die gleichfalls an Bord dieſes Schiffes mitreiſten: Willis, der ſeine zarte Frau aus der Glut Aegyptens rettete; James, der Suffolk wiederſehen ſollte, und vor allem Mike Milligan, deſſen roter Schopf Feuer zu ſpeien ſchien. Sir Thomas ſetzte zuſammen mit Adenburry den Be⸗ richt an den Miniſter Lord Fife auf und konnte darum Ellen nicht Geſellſchaft leiſten. Zwiſchen Ellen und dem Iren war eine regelrechte Freundſchaft entſtanden, und Milligan ſchenkte ihr ſein Vertrauen. „Und wiſſen Sie, Mylady, das war mit dem Sterben vom alten Herrn ſo eine ſchwere Sache. Da mußte Tommy, was Sir Thomas iſt, verſprechen, daß er der Bekämpfung des Rauſchgiftes ſein Leben widmen ſollte, weil doch die Frau vom alten Herrn, was Tommy ſeine Mutter iſt, daran zugrunde ging. Und da verſprach Tommy das und hat es gehalten. Aber eigentlich iſt das nichts für ihn. Eigentlich iſt er für ganz andere Aben⸗ teuer, der Sir Thomas. Wenn man zum Beiſpiel ein bißchen auf die Schiffsjagd gehen könnte! Das wäre das rechte für Tommy und mich, Mylady.“ „Schiffsjäager? Meinen Sie Seeräuber, Mike?“ „Meine ich, Mylady, meine ich beſtimmt. Das iſt eine ehrliche Beſchäftigung, da überſchlaut man ſich nicht. Da haut man zu, und aus iſt's.“ Dieſe Anſichten Mikes teilte ja nun ſein Herr nicht ganz. Ihm war das„Ueberſchlauen“ viel lieber, als es Mike wußte. Und als er vor Lord Fife ſtand und ihm ſeinen Erfolg melden konnte, war das ein ſtolzer Augen⸗ blick für ihn. Die Regierung zollte ihm ihre höchſte An⸗ erkennung. i Lilian Adenburry ſagte: „Tun Sie nicht ſo viel, Tom; ich glaube, weder Sie noch Ellen, noch vor allem Mike werden lange im grünen Irland ſitzenbleiben. Es zieht ſie doch wieder in die Welt und in das Abenteuer.“ Das beſtätigte ſich nur allzubald; denn Tom hatte noch nicht geheiratet, als er von der Regierung einen neuen Auftrag erhielt, der ihn dieſes Mal nach Indien führen wollte, um verſchiedenen Geheimbünden auf die Spur zu kommen, die mit den dortigen Unruhen in Zu⸗ ſammenhang ſtanden. Tante Adele, die ganz hingeriſſen von den Ausſichten ihrer Nichte, der künftigen Lady O' Flaherty, war, zeigte ſich entſetzt über dieſe neuen Pläne. Aber Ellen meinte lachend, es ſei ihr gleich, wenn man nur 1 und immer wieder in die Heimat zurück⸗ ehre. „Und meine Heimat, Tom, die mußt du mit mir be⸗ ſuchen, ehe wir wieder hinausfahren. Verſprichſt du es mir? Ich liebe Deutſchland ſo ſehr.“ Er verſprach es ihr, und Mike Milligan verfreute ſich allein in Irland, während Ellen und Tom noch ihre Hei⸗ mat Deutſchland beſuchten. In Frankfurt war es, als ſie plötzlich angerufen wurden, und Tom ſtand erſtaunt vor dem kleinen Griechen Colchnidis. Sie begrüßten ſich mit ſcheinbarer Herzlichkeit. Der Grieche ſagte begeiſtert: „Wundervoll, Sir Thomas, wie Sie das gemacht haben mit der Rauſchgiftſache⸗ ganz wundervoll! Jetzt iſt es erledigt und aus damit, nicht wahr?“ „Ja, das iſt es, Monſieur Colchnidis; definitiv.“ Man trennte ſich nach einigen Redensarten, und Tom legte ſeine Hand in den Arm er ſchönen Frau: er ſagte zufrieden: 4 „Dieſer kleine Kerl hat m. Much geholfen, ſo gut er konnte, in der Sache. Der hält die Weit ſozuſagen in ſeiner Hand durch ſeine alten Kfeider. Ja, das muß ich dir erzählen, Liehte Alſo denke dir a Und er erzählte ſeiner run von dem Handel wit den alten Kleidern, der die Wer umgrakute, und weſche lichkeiten des Schnugg⸗is und des Gehst nen ſtes dieſer Verbrettung leg. 5 * * N Die in die waagerechten und ſenkrechten Felder⸗Reihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtel lungen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reher 2 in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unterer eil des Bildes zu ſuchen. Was bedeutet guerelastish!?! Hensaplest ist querelestisch, dadurch kann er den Bewegungen nachgeben, ohne zu 8800 behindern kin idesſer Verbend: im Nu smulegen, blutstillend, Manze ceimtötend u. heilung fördernd. W E 15 Pf. an Zweiſilbige Scharade. Die erſte ſchwingt ſich rauſchend auf zum Licht Und teilt die blaue Luft mit kühnen Schwingen; Sie ſinkt ins Herz dir, wenn ein ſchön' Gedicht, Ein herrlich Schauſpiel magiſch zu dir ſpricht, Wenn deinem Ohr erhab'ne Töne klingen! Die zweite traurig ſieht die Sonne nicht, Doch wenn zu einem Wort ſich beide ſchlingen, So tauchſt du ein in eine Flut von Licht, Und aller Glanz des Himmels zu dir ſpricht, Dein Herz jauchzt auf, und alle Glocken klingen. Ergänzungs⸗Rätſel. . Lech Rebus Eppich Ocker Egge Lend Achſe Lias Iſere. Aus jedem der vorſtehenden Wörter ſoll durch Anfügen eines weiteren Buchſtabens am Anfang ein neues Wort gebildet werden. Die Buchſtaben ſelbſt, aneinanderge⸗ reiht, ergeben einen bibliſchen Ort. Scherz⸗Bilder⸗Rätſel. Durch Vertauſchen je eines Buchſtabens in den nach⸗ ſtehenden 18 Wörtern mit einem anderen ſollen neue Wör⸗ ter gebildet werden. Dieſe Buchſtaben ergeben alsdann, zuſammengeſtellt, eine liebe Arbeit in der gegenwärtigen Zeit. Lein Sigel Olm Raum Bahn Sehne Eid Kalla Spreu Lotte Meſſe Glas Hefe Puter Ode Quark Tuer Wild. N Streichholz⸗Aufgabe. 5 In vorſtehendem Netz befinden ſich neun Quadrate. Es ſollen nun aus dieſem Netzwerk fünf Quadrate von verſchiedener Größe gebildet werden. 20 Streichhölzchen ſind umzulegen. Welche ſind dies? Zum Wochenende und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 51 erſcheinen als Beilage. 5 A 8. Vi. 36: 604 297 Pl ⸗Nr 8. Für die auf dleſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg Verlag Sonntags⸗ blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger; ſämtl. in Berlin SW 68, Lindenſtr. 101/102. Sum Zeitoertreib Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel. Auflöſungen aus letzter Nummer: Problem„Zeppelin!: Der Schlüſſel zum Pro⸗ blem liegt in den Nummern auf den vom Zeppelin herab⸗ flatternden Zetteln. Danach lieſt man in der Buchſtaben⸗ gruppe unten je den 3., 2., l. und 4. Buchſtaben. Das ergibt:„Ueber Meer und nebet Land/ Deutſches Weſen Geltung fand.“ Weihnachts Verbin dungs Aufgabe: Luſt⸗Kum Auto⸗Gramm Marſch⸗All Eis⸗Bein Trotz⸗ Kopf Teil⸗Haber Au⸗Gur.— Lametta. Silbenrätſel: 1. Meſte, 2. Edith, 3. Imnau, 4. Natur, 5. Ende, 6. Irtiſch, 7. Nerac, 8. Zyklus, 9. Gar⸗ ten, 10. Ernte, 11. Radau, 12. Warnow, 13. Unter, 14. Nelke, 15. Schliemann, 16. Chili, 17. Hippe, 18. Ingrimm, 915 e— Mein einz'ger Wunſch iſt meiner Wuenſche uhe. Umbildungs⸗ Aufgabe: Dahlme Mel)le Dahllem Rott(weil Burg)ſtädt. Schach Aufgabe: 1. Da3—b4, Saz cba(ei), 2. Süa4 es matt. a: 11„Kea d5, 2. Db4—b7 matt, 555 6—d5, 2. Saa4—c5 matt. c: 1....„ Sb be⸗ liebig, 2. Db4 c c4 matt. Düllmen Den)zig Go)tha Nalgold Berg)witz Koppel⸗Rätſel: Runld) Funk Badle) Karren Alle(r)Lei Gaskt) Hof Gerl(a) Bronn Hexeln) Meiſter Bor(n) Holm Hagle) Butte Sterln)sgkunde Raublb)Au Alkla) Zar Manku) Faktur Schaulm) Burg.— Der Tannen⸗ baum. Rätſel: Kaſſe— Kaſſel. Auszähl⸗Aufgabe: Die Auszählung beginnt mit der fünften Silbe. Der Sinnſpruch lautet: Echtes ehren, Schlechtem wehren, Schweres üben, Schönes lieben. Bilder⸗Rätſel: Ein eigenes Auge iſt beſſer als zwei fremde. Sein Pech. Richter:„Weshalb waren Sie im Gefängnis?“ Angeklagter:„Wegen Kurzſichtigkeit.“ 5 Richter:„Wieſo?“ Angeklagter:„Ich hatte den Schutzmann nicht ge⸗ ſehen, als ich das Schaufenſter ausräumte.“ Zeichnung: Lucie Krenczek. Das ſchlechte Gewiſſen. „Warum haſt du denn nicht gleich geſagt, daß du den Eimer nicht umgeworfen haſt?“ „Ich dachte— die Keile wäre für etwas anderes!“ *. Ausweg. Gaſt:„Bitte, ein Glas Tee, aber ohne Sahne.“ Kellner:„Bedaure, wir haben keine Sahne, aber darf es ohne Milch ſein?“ Geſchäftliches— außer Verantwortung der Schriftleitung Früher, bei Großmutter da war ein Schwein im Stall das fraß die alten Brot⸗ ſruſten Da wurde keine ſauer gewordene Milch weggegoſſen, da wurden Kartoffelſchalen, Wurſtpellen und Gemüſeabfälle zeſammelt und für das Schwein zurechtgekocht Und das Schwein wurde fett, und es gab einen wundervollen Schinken and Wurſt für den halben Winter Großmutter war überhaupt ſehr geſchickt. Da wurde nichts. weggeworfen, kein Endchen Bindfaden, keine Arzneiflaſche, kein ſtorken und kein Stoffreſtchen Alles wußte ſie zu verwerten, ius allem konnte ſie noch etwas machen oder ſie fand leman⸗ gen, der es brauchen konnte und es ihr abnahm, mal gegen Geld, mal gegen gute Worte. Und wenn wit Geburtstag hatten, ſchenkte uns Großmut⸗ er immer einen Taler Den holte ſie aus einem kleinen Fach, das irgendwo verſteckt im„Sekretär“ ſaß. Zu Weihnachten 05 5 wohl auch ein goldenes Zehnmarkſtück. Für die Spar⸗ üchſe Heute iſt das ja alles anders. Wir wohnen in der Stadt. Wir haben kein Schwein im Stall, nicht einmal Kaninchen. Aber das gute Wirtſchaften haben wir wohl geerbt Auch ber uns verkommt nichts Für alles gibt es noch eine Verwen⸗ dung, wenn man ſie nur zu finden weiß Und man ſpart biel mehr dabei, als man ahnt. Statt des Faches im Sekretär haben wir ein Sparkonto bei der Bank Da bringt das Geld Zinſen und iſt gut und ſicher untergebracht Wenn wir in irgendeiner Geldangelegen⸗ heit nicht recht Beſcheid wiſſen, bekommen wir immer von dem freundlichen Mann am Schalter richtige und ausführliche Aus⸗ unft Einmal hat mein Mann einen größeren Kredit aufneh⸗ men müſſen. um eine neue Maſchine in ſeiner Fabrik anſchaf⸗ jen zu können— die Bank hat ihn bereitwillig zur Ver⸗ fügung geſtellt Seitdem läuft im Betrieb alles noch einmal ſo gut Unſere Bank iſt wirklich unſer Freund und Berater geworden „Lebe gefährlich!“ „Lebe gefährlich!“—, dieſer Grundſatz heldiſcher Lebens⸗ führung wird in keinem Lande der Welt beſſer verſtanden als in Deutſchland! Warum alſo Verſicherung? Iſt ſie nicht allzu ziviliſiert, unheldiſch? Nein, im Gegenteil, ſie iſt eins der wirkſamſten Mittel, um wahres Heldentum für ſeine Auf⸗ gaben frei zu machen!„Lebe gefährlich“ bedeutet ja nicht, daß man die Gefahr auch da dulden ſoll, wo ſie ſinnlos iſt. Es hat keinen Sinn, daß der Soldat, der im Kriege zur Front fährt, ſchon unterwegs verunglückt, weil er ſich an eine un⸗ berſchloſſene Wagentür gelehnt hat Das Ziel, die Idee, für die der heldiſche Menſch ſich hingibt, das iſt die Sinngebung des Gefährlichen. Dort, wo die Gefahr aber ziellos, gedanken⸗ los in das Leben eingreift, da iſt kes Pflicht, ſich gegen ſie zur Wehr zu ſetzen. Darum der„Kampf gegen die Gefahr“, der unabläſſig geführt wird an allen Stellen menſchlicher Lebens⸗ äußerungen an der Arbeitsſtelle des werktätigen Volks⸗ genoſſen, auf den verkehrsreichen Straßen wie in den Labo⸗ ratorien und Krankenhäuſern Darum aber auch die Verſiche⸗ rung, denn ſie bieter Sehutz gegen die nicht abwendbaren Fol⸗ gen der Gefahr Vom Hagelſchlag bis zum Einbruch, vom Unfall bis zum Todesfall iſt kaum ein Gefahrenmomem des Lebens vorhanden, gegen das Sie nich: durch die Unterneh- mungen der deutſchen Privaperſicherung geſchützt würden Verwendet ZEISS IKON FILM Ist des möglich? Die Hausfroe behquptet, ihren pullover ohne Seife gewaschen zu haben, Kann U 0 das stimmen? Ja— denn We 8 few wöscht absolut seifen-—— pfefmarhen e 5 0 1 8485 NAD10 Geschenk geg, bekpert seife, schäumt auch im härte. Anoden 100 J. m. Gar. 4.—„ Cber olterbg sten Wasser und wäscht mit Akkus 1 dahr Gar. 4 V. 4.90 url der 1 Essigzusgtz, wodurch die Far- amtl. App. u. Zub, Hill. sol. 7 ben gufgefrischt werden, Ver- 1 l Kampf suchen Sie diese fortschritt- dallopansen Lerlln 57 1 dem Verderb! liche krfindung debtscher Chemiker. Wenn Sie nicht restlos zufrieden sind, er- halten Sie bei kinsendung des Poketes Ihr Geld zuröck v Fed SARMOT-TEE das sicher wirkende Abfüher mitte! Eberall erhältlici, 50 Pfg. u. Na Geſchenkpackung: 26 ic. Pe molive⸗Seife . 1 gr. Tube Palmolive · erereme NM 1.75 Weihnachtspackung: 3 Stück Palmolive⸗Seife NM 0.90 Ruch beim Weinnachts-Eintauf auf die Marke. PAIMOLIVE' achten! Gerade bei Weihnachtsgeſchenken ſollten Sie darauf bedacht ſein, Erzeugniſſe zu bevorzugen, deren Herſtellerfirma mit ihrem Namen für erleſene Qualität bürgt. Palmolive⸗Erzeugniſſe ſind Qualitäts⸗Erzeugniſſe! Wählen Sie eine der hübſchen und geſchmackvollen Palmolive⸗Weihnachtspackungen! Sie werden damit Ihren Angehörigen oder Freunden eine feſtliche Freude bereiten. f Palmolive⸗Seife ſteht im Dienſt der Jugend und Schönheit— dem Herren aber bringen Palmolive⸗Naſiererzeugniſſe Annehmlichkeit und Zeiterſparnis. Darum ſind Palmolive⸗Geſchenke eine ſtets willkommene Gabe auf dem Weihnächtstiſch. Sie verraten den guten Geſchmack des Spenders und bereiten dem Beſchenkten noch lange Zeit über das Feſt hinaus täglich immer wieder aufs neue Freude! Herſteller: Palmolive⸗Binder& Ketels GmbH., Hamburg e reer, 2. 29282— A E= 7 1 2 22 2 2 —— 2 2 „ 2