Nr. 299(2. Blatt). Neckar Bote —— 1—— Dienstag, 22. Oezember 1936 3 Volkes geſchaffen hat. Der Führer denkt an euch! Hochbetrieb in den NS B- Ortsgruppen. NS. Seit Wochen ſchon erfüllt die Straßen in allen deutſchen Städten emſiges Leben, die Blicke aller richten ch ſuchend nach den hellerleuchteten Schaufenſtern, in enen ſich alles, was man ſich zum Geſchenk wünſchen kann, aufhäuft. Auch in den Geſchäften ſtehen dichtge⸗ drängt die Leute. Mit Sorgfalt wählen ſie die Geſchenke für ihre Verwandten und Freunde aus, und dabei liegt auf ihrem Geſicht ein Schimmer jener Freude, die die Ueberraſchung der Beſchenkten am Weih⸗ nachtsabend auslöſen wird. Die Weihnachtsfreude hat Einzug gehalten in allen Herzen, und man ſieht und fühlt es: Froh und glücklich wie früher nie feiern die Deutſchen ihr großes Feſt. Durch die Entſchloſſenheit und die uner⸗ müdliche Tatkraft unſeres Führers wurde Deutſchland wie⸗ der frei, geſichert ſteht es da nach innen und nach außen, der einzigartige wirtſchaftliche Wiederaufſchwung ließ die Zahl der Arbeitsloſen auf ein Minimum herabſinken, ein neuer Geiſt, ein Geiſt des Vertrauens und der Zuverſicht läßt die Menſchen in ganz Deutſchland mit erhobenem Kopf in die Zukunft blicken. Die Freude über das bereits Erreichte und das Vertrauen in die Zukunft aber ſchenken uns wieder ein frohes und ſchönes Weihnachten. Alle aber ſollen an dieſer Freude teil⸗ haben. Damit auch die Bedürftigen, damit die, die noch nicht in Arbeit und Brot gebracht werden konnten oder ſelbſt arbeitsunfähig ſind, damit auch die einſamen alten Leute und Wohlfahrtsunterſtützten und die kinderreichen Arbeiterfamilien ihr Feſt in Freude feiern können, iſt die NS⸗Volkswohlfahrt ſchon ſeit vielen Wochen eifrig dabei, die Spenden des ganzen deutſchen Volkes zu ſammeln, um den bedürftigen Volksgenoſſen an Weihnachten noch außerhalb der üblichen Unterſtützungen ein beſonderes Weihnachtsgeſchenk zukommen zu laſſen und ihnen auf jede mögliche Weiſe und mit ihnen dem ganzen Volk dieſe Tage zu wirklichen frohen Feiertagen zu geſtalten. In den Räumen der NS Ortsgruppen herrſcht den ganzen Winter über Tag für Tag ein Rieſenbetrieb; von hier aus werden laufend alle, denen geholfen werden muß, unterſtützt und betreut. Und in der Weihnachtszeit gibt es tatſächlich bei Tag und bei Nacht keine Stunde, da hier nicht gearbeitet wird. Blockwalter, die in vielen Fäl⸗ len ſelbſt noch vom WHW betreut werden müſſen, Arbei⸗ ter, Frauen, Hitlerſungen und Mädel vom BDam, alle ſtel⸗ len ſich freiwillig und 1 zur Verfügung, um freudig dabei mitzuhelfen, ſchöne Weihnachtsgeſchenke für die große Zahl der Bedürftigen zuſammenzuſtellen und zu verpacken. „So, und nun kommen Sie und ſehen Sie ſelbſt, wie die Dinge vor ſich gehen!“ Und dann befinden wir uns in einem großen Gewölbe, das ſo bunt gefüllt iſt mit Men⸗ ſchen und hunderterlei verſchiedenen Dingen, daß man gar nicht alles zugleich erfaſſen kann. In der Mitte des Rau⸗ mes. ein mächtig langer Tiſch, daran arbeiten zu bei⸗ den Seiten wohl fünfzig Hitlerjungen und Pimpfe, als ob es um die Wette ginge. Die Wände des Raumes ſind überhaupt nicht zu ſehen, denn vor ihnen ſtapeln ſich die Kiſten, Körbe und Säcke bis an die Decke.„Das ſind die Waren,“ ſagt der Ortsgruppenamtsleiter,„die vom Gau gekauft und uns überwieſen wurden. Alles Lebensmittel, die für die Weihnachtspakete beſtimmt ſind. Hier in den Kiſten iſt Zucker, dort Nüner ent und hier drüben in den Körben befindet ſich Weihnachtsgepäck.“ „Es iſt bald geſchafft,“ erklärt mir der Ortsgruppen⸗ leiter,„6000 Pakete in allen Größen müſſen fertig ſein zur Verteilung. Sie werden dann von unſeren freiwilligen WhHW⸗Helfern gemeinſam mit den wackeren Hitlerjungen und BDM⸗Mädeln gleichzeitig mit den 4000 Weihnachts⸗ bäumen, die unſerer Ortsgruppe zur Verfügung ſtehen, den Bedürftigen ins Haus gebracht. Ich glaube, die Freude iſt bei uns, die wir die Gaben verteilen, ebenſo groß wie bei den Beſchenkten. Dieſer Tag iſt für uns alle ein Feſttag, er gibt uns neuen Mut und neue Begeiſterung, die not⸗ wendig ſind für die Arbeit in der NSV.“ Wir gehen an dem langen Packtiſch vorbei nach dem anderen Ende des Raumes.„Hier in dieſen großen Waſch⸗ körben bewahren wir die Weihnachtspakete auf, die von Bewohnern unſeres Ortsgruppenbereichs geſpendet wur⸗ den. Zum Teil haben unſere Helfer die Päckchen abgeholt, zum Teil wurden ſie uns auch hierher gebracht.“ Man ſieht, mit wieviel Liebe und Sorgfalt die hüb⸗ ſchen Paketchen von Hausfrauen aus allen Schichten der Bevölkerung zurechtgemacht wurden, um einem bedürftigen Volksgenoſſen Freude zu machen. Und die Ortsgruppe tut das Ihrige, damit ſich dieſer Wunſch auch ganz erfülle. „Dieſe Geſchenke,“ fährt der Ortsgruppenleiter fort,„ver⸗ teilen wir während einer großen Weihnachtsfeier der Ortsgruppe, zu der vor allem die in Not befindlichen allein⸗ ſtehenden Volksgenoſſen und die kinderreichen Familien eingeladen werden. Wir haben inzwiſchen das Kellergewölbe verlaſſen und gelangen in die Werkſtatt, durch die all die Hunderte von verſchiedenen Kinderſpielzeugen gehen, die täglich von Er⸗ wachſenen und vor allem auch von Kindern dem WHW ege⸗ ſpendet werden Hier werden alle Sachen repariert, neu bemalt und lackiert Das wird eine Freude ſein, wenn die Kinder bei der Weihnachtsfeier dieſe herrlichen Wunder geſchenkt bekommen, dieſe bunten, ſchönen Dinge, die ſie immer in den Schaufenſtern betrachteten und die ihnen doch ſo unerreichbar ferne ſchienen. Das gibt ein luſtiges und frohes Weihnachten für die Kinder und für die ganze Familie. —.—* Die Ortsgruppe, die wir eben beſucht haben, iſt eine von den Tauſenden von Ortsgruppen im ganzen Deut⸗ ſchen Reiche, in denen die unermüdlichen Helfer vom WW, Pimpfe, Hitlerjungen, BDM⸗Mädel, Mitglieder der NS⸗Frauenſchaft, Zellen⸗ und Blockwalter, bei Tag und bei Nacht ihren freiwilligen Dienſt verſehen, um die Spen ⸗ den des deutſchen Volkes ſo zu verwerten, daß all den Millionen unſerer Volksgenoſſen, die noch von Armut und Not bedroht ſind, eine wirkliche Weihnachtsfreude berei⸗ tet wird. Wenn am Abend des 24. Dezember von allen Türmen die Glocken läuten und ſich in La Deutſchland die Familien froh um den brennenden Lichterbaum ver⸗ ſammeln dann ſollen ſie ſich doppelt freuen in der Gewiß⸗ heit, daß keine, auch nicht die bedürftigſte, Familie von dieſem Glück ausgeſchloſſen iſt. Dieſes frohe Bewußt⸗ ſein aber möge allen Dank ſein, aber auch Mahnung, mit um ſo 9 7 Opferfreudigkeit fortzufahren an dem erk, das der Führer zum Beſten des ganzen Fflüſtern.“ Kniſternder, knackender Erbhof und Gleichſtellungsgelder Enkſchuldung ermöglicht die Auszahlung.— Terminablauf 31. Dezember 1936. „ Manchem jungen Bauern, der den Erbhof ſeiner Eltern übernommen hat, iſt es trotz beſter Wirtſchaftsführung nicht möglich, die Gleichſtellungsgelder ſeiner Geſchwiſter aus⸗ zuzahlen. Denn er ſelbſt beſitzt das erforderliche Kapital nicht, die Erträgniſſe des Hofes aber ermöglichen nur ge⸗ ringe Teilzahlungen, die eine volle Tilgung der Schuld erſt in zehn bis fünfzehn Jahren möglich machen. Das Anerben⸗ gericht verhindert jede Kapitalaufnahme, indem es keine hypothekariſche Belaſtung des Hofes genehmigt. Auf der anderen Seite benötigen aber ſeine Geſchwiſter dringend das Geld. Wie kann nun der Bauer raſch das benötigte Geld be⸗ ſchaffen? Es gelingt ihm dadurch, daß er das Entſchul⸗ dungsverfahren für ſeinen Hof beim Entſchuldungsamt be⸗ antragt. Beträgt zum Beiſpiel der Einheitswert ſeines Erb⸗ hofes 20 000 Mark, ſo ergibt das einen Betriebswert von 24 000 Mark und eine Mündelſicherheitsgrenze von 16 000 Mark. Hat er nun 10 000 Mark ſeinen Geſchwiſtern auszu⸗ zahlen und iſt dieſe Summe an erſter Stelle durch Hypo⸗ theken geſichert, ſo handelt es ſich um mündelſichere For⸗ derungen, die im Entſchuldungsverfahren zunächſt in lang⸗ jährige Tilgungsforderungen umgewandelt werden. Da⸗ mit iſt die Möglichkeit gegeben, daß eine Pfandbriefanſtalt die Forderung übernimmt und den Geſchwiſtern Pfand⸗ briefe gibt, die durch Verkauf an eine Bank oder Sparkaſſe das gewünſchte Bargeld erbringen. Wurden die Gleichſtellungsforderungen nicht durch Hypothek geſichert, ſo erfolgt zwar auch Feſtſchreibung, aber es kann gegen Gewährung eines angemeſſenen Nachlaſſes von der Forderung die Ablöſung mit Reichsſchuldverſchrei⸗ bungen beantragt und durch deren Verkauf praktiſch die gewünſchte Barauszahlung erreicht werden. Zwar mag manchem Bauern dieſes Verfahren zur Aus⸗ zahlung ſeiner Geſchwiſter etwas umſtändlich erſcheinen, oder er mag eine Abneigung gegen die Veröffentlichung des eingeleiteten Entſchuldungsverfahrens hegen. Das darf ihn aber keinesfalls abhalten, die vom Staat gebotene Re⸗ gelungsmöglichkeit auszuſchlagen. Auch der Kreis⸗ bauernführer kann die Eröffnung des Entſchuldungs⸗ verfahrens beantragen. Haben Eltern oder Geſchwiſter For- derungen der genannten Art gegen einen Bauern, zu deren Bezahlung der Betriebsinhaber jetzt und in nächſter Zeit nicht in der Lage iſt, während ſie ſelbſt das Geld dringend benötigen, ſo können ſich dieſe an den Kreisbauernführer wenden mit der Bitte, die Eröffnung des Verfahrens zu be⸗ antragen. Der Kreisbauernführer wird den Fall dann prü⸗ fen, und in irgend einer Weiſe klären. Die Friſt zur Stellung eines Entſchuldungsantrages für Erbhöfe beim Entſchuldungsamt läuft am 31. Dezember 1936 ab. Wer jetzt nichts unternimmt, darf ſich bei ſpäter auftretenden Schwierigkeiten nicht beklagen und vor allem dann nicht das Erbhofgeſetz als ſchuldig bezeichnen. Zum Tag der deutſchen Polizei Aufklärung über Verbrechertricks. Zum Tag der deutſchen Polizei, der Mitte Januar 1937 begangen wird, und bei dem es ſich um einen wichtigen Schritt auf dem Wege zur Volkspolizei handelt, ſind Vor⸗ ſchläge von Bedeutung, die in dem amtlichen Organ des Kameradſchaftsbundes„Der Deutſche Polizeibeamte“ zur ſtärkeren Mitarbeit des Publikums an der Verbrechens⸗ bekämpfung gemacht werden. Der Referent, Gendarmerie⸗ Hauptwachtmeiſter Hummel betont, es gelte, Fehlerquellen nach Möglichkeit auszuſcheiden und das polizeiliche Fahn⸗ dungsnetz noch engmaſchiger zu knüpfen. Vor allem müſſe die Oeffentlichkeit immer wieder gewarnt werden durch Bekanntgabe von Tricks der Verbrecher, z. B. der Zigeuner, der Stoßbetrüger, Heiratsſchwindler Darüber hinaus müß⸗ ten belehrende Vorträge auch auf Schulungsabenden der Jartel. SA. Ses uſw. gehalten werden. Wichtig ſei die pViſönliche Belehrung bei Dienſtgeſchäften, die täglich zahl⸗ reiche Volksgenoſſen mit Polizeibeamten zuſammenführen. Weiter ſolle ſich die Polizef einen möglichſt großen Stab von Vertrauensleuten ſchaffen. Sie ſeien zu ſuchen in der Partei, unter den Perſonen, die viel unterwegs ſind und in viele Häuſer kommen. Beſonders ankämpfen aber müſſe man in allen Fällen gegen Schüchternheit und Gerichts⸗ anaſt. Die Erfahrung lehre, daß es zahlreiche Perſonen gibt, die nur deshalb keine Hinweiſe geben, weil ſie Sche⸗ rereien mit dem Gericht oder Berufsſchädigungen fürchte⸗ ten. Oft ſejen das gerade die, deren Ausſagen am aller⸗ wichtigſten ſind. Wenn den Leuten ſtrenafte Vertraulichkeit in allen Fällen zugeſichert und dies auch ſtrikt gehalten werde, werde dieſe Furcht bald geringer werden. Höchſte Zeit für Freiwillige Am 15. Januar läuft die Friſt ab. Am 15. Januar endet die Meldefriſt für den freiwilliger Eintritt in das Heer. Später eintreffende Einſtellungsge ſuche dürfen nicht berückſichtigt werden. Jeder deutſche junge Mann vom vollendeten 18. biz zum vollendeten 25. Lebensjahr(Stichtag: 15. Oktobe⸗ 1937) kann ſich ſofort zum freiwilligen Eintritt in da⸗ Heer melden. Den Freiwilligen winken zahlreiche Vorteile, Sie können in dem Jahr eintreten, welches ihnen ſelbſt am beſten paßt. Sie können auch bei den Truppenteilen die⸗ nen, die ihnen am meiſten gefallen. Entſchließen ſie ſich ſpä⸗ ter zum Weiterdienen, ſo haben ſie ihre 12jährige Dienſt, zeit in jüngerem Lebensalter beendet. Wer ſich die Vorteile eines Freiwilligen ſichern will, muß ſofort ſich bei der polizeilichen Meldebehörde ſeines Wohnortes melden. Dort erfolgt für die noch nicht gemu⸗ ſterten Bewerber die Anlegung des Wehrſtammblattes, und ſie erhalten einen Freiwilligenſchein. Die bereits Gemu⸗ ſterten erhalten an Stelle des Freiwilligenſcheins einen polizeilich beglaubigten Auszug aus dem Wehrpaß. Per⸗ ſonalpapiere ſind mitzubringen. Die noch nicht 21 Jahre alten Bewerber müſſen außerdem die ſchriftliche und amt⸗ lich beglaubigte Erlaubnis des Vaters oder Vormundes mitbringen. Demnächſt iſt an den ſelbſt erwählten Truppenteil zu ſchreiben:„Ich bitte um meine Einſtellung als Freiwilliger zum Oktober 1937“. Beizufügen ſind: Der Freiwilligen⸗ ſchein(oder Auszug aus dem Wehrpaß), ein ſelbſt geſchrie⸗ bener Lebenslauf und zwei Paßbilder in bürgerlicher Klei. dung ohne Kopfbedeckung. Wer noch weitere Fragen hat, der wende ſich ſofort an das zuſtändige Wehrbezirkskommando(nicht Wehrkreis⸗ kommando) oder an das am Kreisort befindliche Wehr⸗ meldeamt. Jedem Freiwilligen⸗Bewerber wird gern ge⸗ holfen. Dort ſind auch die Merkblätter für den freiwilligen Eintritt in das Heer erhältlich. Marktberichte Mannheimer Großviehmarkt v. 21. Dez. Am Großvieh⸗ markt waren aufgetrieben: 150 Bullen, 90 Ochſen, 205 Rin⸗ der, 172 Kühe, zuſammen 617 Tiere. Die Zuteilung erfolgte kontingentgemäß zu unveränderten Höchſtpreiſen von: Ochſen 45, Bullen 43, Rinder 44 und Kühe 43 Pfg.— Sehr gut beſchickt war der Kälbermarkt mit 795 Tieren(556). Der bevorſtehenden Feiertage wegen entwickelte ſich ein lebhaftes Geſchäft bei unveränderten Höchſtpreiſen von 56 bis 65 Pfg.— Schweine ſtanden 2421(2877) zum Verkauf. Die Zuteilung erfolgte in der üblichen Weiſe bei einer unveränder⸗ ten amtlichen Höchſtnotiz von 57 Pfg. Mannheimer Getreidegroh markt o. 21. Dez. Weizenmehl, Type 790 Dezember, bezw. Type 312 Januar 1937: Preis⸗ geb. Baden 14, 15, 16 und 17 28,30 bezw. 29,15, Preis⸗ geb. Baden und Pfalz⸗Saar 19 und 20 28,65, bezw. 29,50. Alle anderen Notierungen unverändert. 1 geg ge 1 2. Bauernregeln zu Weihnachten Wetter und Winter am 1 Alte Sinnſprüche in neuer Zeit Zwei Jahreszeiten gibt es, in denen der deutſche Bauer beſonders aufmerkſam auf die Geſetze der Wetter⸗ beränderungen achtet, die ſich ſeit vielen Jahrhunderten als„Bauernregeln“ einen feſten Platz in unſerem Volks⸗ tum erobert haben, das iſt einmal die„hohe Zeit“ des Jahres, wenn mit dem Segen der Sonne auch die Gefahr allzu ſtarker Wärmezuſammenballung des Mitſommers zu ſorgenvoller Betrachtung einlädt— ſteht dann doch die Fruchtreife bevor— und ſodann die Tage der Winter⸗ ſonnenwende. Dieſe Zeit mag aus verſchiedenen Gründen ihren ſo bemerkenswerten Niederſchlag im bäuerlichen Sprichwörterſchatze gefunden haben. Einmal hat der Bauer jetzt die meiſte Muße, zu ſinnieren und mit dem Nachbarn beſchauliche Bemerkungen auszutauſchen. Dann aber iſt ſeit Urvätertagen die Zeit um die längſte Nacht mit den ſtiebenden Stürmen, mit Eis und Schnee oder wunderlichen Wärmeeinbrüchen ſtets die Nacht der„Ein⸗ herier“, woraus ſpäter das„wilde Heer“ wurde. Und ſchließlich bietet der Jahreswechſel dem bäuerlichen Deu⸗ tungswunſche Nahrung, weil es allgemein menſchlich iſt, beim Eintritt durch eine Tür— und ſei es die Pforte des Jahres— vorausſchauen zu wollen, wie die Folgezeit ſich entwickelt. Wenn wir nun aus der Fülle der Bauernregeln einige herausgreifen, ſo können wir beobachten, daß ſie zumeiſt auch noch für die Gegenwart paſſen. Haben wir auch nicht mehr die langen, heißen Sommer und kalten Dauerwinter, an die ſich noch viele von uns erinnern und von denen geſchichtliche Quellen berichten, ſo gilt doch immer, daß es ein gutes Zeichen für kommende Witterung und Klima⸗ entwicklung iſt, wenn die Jahreszeiten ihren ausgeſproche⸗ nen Charakter bewahren. Winter ſoll Winter, Sommer ſoll Sommer ſein; deshalb gilt ſtets:„Iſt die Weihnacht hell und klar, ſo folget ein geſegnet Jahr.“ In faſt allen Gegenden Deutſchlands heißt es:„Helle Chriſtnacht, finſtre Scheuern; dunkle Weihnacht, helle Scheuern.“ Helles Wetter nämlich iſt froſtklar und„win⸗ tergerecht“, dann werden die Scheuern des kommenden Jahres gefüllt; bedecktes Wetter iſt meiſt milde; da wer⸗ den die„Böden und Buhnen“ leer bleiben. Jedenfalls findet folgende alte Bauernweisheit keinesorts Wider⸗ ſpruch:„Beſſer die Weihnachten kniſtern, als daß ſie roſt iſt beliebter als weich wehender Wind. Wenn der Rebbauer ſagt:„Weih⸗ nacht klar— gutes Weinjahr“, ſo wird mit der klimati⸗ ſchen Betrachtung ein Wortſpiel um„Wein“ und„Weihen“ getrieben. Dem Winzer iſt aber die Heilige Nacht auch ſonſt bedeutſam:„Wenn in der Chriſtnacht der Wein rumort im Faß und übergeht, ſo kommt ein gutes Wein⸗ jahr, wer's verſteht.“ In der deutſchſprachigen Schweiz ſagt man:„Iſt Weihnacht kalt, kommt der Winter bald“; an der Moſel heißt es mit Ausblick auf die Ernte:„Weih⸗ nachtsabend nicht betrübt, alle Fruchtbarkeiten gibt.“ Im linksrheiniſchen Deutſchland— z. B. bei Aachen gil! (wie überall, nur in beſonderer Mundart ausgeſprochen): „Gröng Kreſtmes, wiſſe Poſche“, alſo„Grüne Chriſtmeſſe, weiße Oſtern“. Anderwärts drückt man das ſo aus:„Grü⸗ nen am Chriſttag Feld und Wieſen, wird ſie zu Oſtern Froſt verſchließen.“ Und für die Volksgeſundheit ergibt ſich dann die bittere Wahrheit:„Grüne Weihnacht— fette Friedhöfe.“ Iſt doch Froſtwetter gefünder als„Matſch“. Dem ſpäten Winter entſpricht meiſt ein ſpätes Frühjahr, ſo daß man dieſer Prophezeiung beipflichten kann:„Hat Weihnacht Fliegen, ſo hat Oſtern Eisſchollen.“ Nicht ungern ſieht der Bauer jetzt Wind, der ja auch wirklich als Wolkenzerſtreuer von Wichtigkeit iſt:„Wenn's windig iſt an Weihnachtstagen, werden die Bäume viel Früchte tragen.“ Und auch Schneewetter iſt nicht unwill⸗ kommen:„Wenn's Weihnacht flockt und ſtürmt auf allen Wegen, ſo bringt das den Aeckern Segen!“ In Süddeutſch⸗ land meint man— vermutlich nicht ohne guten Grund: „Fallen in der Chriſtnacht Flocken, wird ſich der Hopfen gut beſtocken.“ Allgemein gilt der Mondwechſel nach Neu⸗ mond als wirkſam für jegliches Wachstum, weil nämlich der Mond dann zunimmt, wächſt“:„Wenn die Weihnacht fällt in den wechſelnden Mond, gibt's gewiß ein Jahr, das ſich lohnt.“ 5 a 55 Auch Neujahr und ſein Vortag werden wohl beachtet vom Bauern; häufig ſtimmt die Beobachtung mit der der Weihnachtstage überein:„Wenn's an Neujahr Regen oft um Oſtern Schnee noch ſtiebt.“ Hingegen iſt Wind⸗ wetter nun unerwünſcht, gilt doch übereinſtimmend in ein geſegnetes Flachsjahr. Auch in Fiſchergegenden heißt es:„Scheint an Neujahr die Sonne o lacht der Fiſcher Schar.“ Und ſodann wir d Spruch hoffentlich recht beha eee 5 N 1 1* 0 1 1 8 * Eine Bildungsſtätte jubiliert Vor 50 Jahren wurde das Völkerkundemuſeum in Berlin gegründet. Die Völkerkunde iſt durchaus kein neuzeitlich ent⸗ decktes Stoffgebiet. Schon vor faſt zweieinhalb Jahrtau⸗ ſenden widmete der Grieche Herodot einen weſentlichen Teil ſeiner geſchichtlichen Aufzeichnungen der Kultur⸗ forſchung; und die Römer Cäſar und Tacitus folgten um Chriſti Geburt ſeinen Spuren, indem ſie ſich— aus vor⸗ wiegend politiſchen Gründen— mit der Lebensweiſe ihrer Grenznachbarn in aller Welt beſchäftigten. Zu den erſten Deutſchen, die ſich zumal mit den Völkern des Nor⸗ dens— vielleicht aus einem Verwandtſchaftsgefühl her⸗ aus— beſchäftigten, gehört Adam von Bremen(1 1085); der Venetianer Marco Polo hingegen ſuchte den Fernen Oſten auf, nachdem bereits 25 Jahre früher— 1246— eine päpſtliche Geſandtſchaft unter Carpinis Führung die Reſidenz des Mongolenchans beſucht und bemerkenswerte völkerkundliche Beobachtungen mit nach Hauſe gebracht hatte. Die Zeit der Entdeckungen um 1500 und der Heidenmiſſionen brachte dann weitere Kreiſe dieſem Wiſ⸗ ſensgebiet nahe, und doch fehlte bis in die Neuzeit hinein eine ordnende Hand in dem Chaos der bunten Erſchei⸗ nungen. Die wunderſame Kunde aus fernen Landen wurde nicht viel anders aufgenommen als ein„ſenſatio⸗ neller“ Unterhaltungsſtoff, und die prächtigen Gaben fremder Kulturen waren ſchlichthin„Seltenheiten“, „Sehenswürdigkeiten“. Der beſitzesfrohe Eigentümer prunkte mit ihnen; ſtatt der Vertiefung in den geiſtigen Wert einer Kulturſchöpfung beachtete man vielmehr das abenteuerliche, abergläubiſche und ſagenhafte Drum und Dran an ihnen. c Schon im alten Rom hatte es„Muſeen“ gegeben, darin die reichen Handelsherren herrliche oder ſonderliche Kunſtwerke aus allen den weiten Provinzen des Im⸗ periums zuſammenbrachten. Aelter noch war das„Mu⸗ ſeion“, das Muſenheiligtum, der Univerſität Alexandria in Aegypten. Es diente wirklichen Studien, war aber mehr Bibliothek als Muſeum. Dann entſtanden in der Renaiſſance durch die Prunkfreude weltlicher und geiſt⸗ licher Fürſten„Kunſtkammern“ und„Raritätenkabinetts“. Und dieſe Art der Sammeltätigkeit herrſchte bis ins ver⸗ gangene Jahrhundert vor. Der mächtige Aufſtieg der exakten Wiſſenſchaften aber erforderte dann eine andere, weitzügigere, würdigere Behandlung des mit ſo vielen Gefahren und Koſten aus der Ferne herbeigebrachten Stoffes. War der Begriff der „Völkerkunde“ ehedem nur ein Nebenbegriff für Erd⸗ kunde geweſen, ſo erſtand die„Ethnographie“ oder„Eth⸗ nologie“ erſt von ungefähr 150 Jahren als ſelbſtändiger Zweig der Wiſſenſchaften. Die Namen James Cook und Alexander von Humboldt, obwohl beide noch keineswegs als Vertreter des jungen wiſſenſchaftlichen Sonderfaches, wohl aber als ſeine wichtigſten Förderer zu gelten haben, leiten dann in die Epoche planmäßiger Völkerkunde⸗ forſchung über. Neben hochbedeutenden Ausländern— Engländern, Franzoſen, Spaniern, Schweden und Ame⸗ rikanern— und neben vielen deutſchen Landsleuten ver⸗ wandter Arbeitsgebiete muß hier des eigentlichen Schöpfers der modernen Völkerkunde ge⸗ dacht werden: Adolf Baſtians aus Bremen. Ihm verdanken wir die große deutſche Spitzenleiſtung, die als„Muſeum für Völkerkunde“ in Berlin jetzt ihr 50jähriges Jubiläum begehen darf; ſie iſt von den 1506 deutſchen Muſeen verſchiedener Sammlungsgebiete eines der wertvollſten und in ſeinem Eigenfache das bedeutendſte faſt in der Welt. Baſtian ging vor rund 85 Jahren als junger Schiffsarzt auf große Fahrt nach Auſtralien, be⸗ reiſte die dortigen Goldminengelände und wandte ſich— begeiſtert von dem Wunſche, die kulturellen Geſetze der Menſchheit in allen ihren Entwicklungsſtufen zu erkennen — Forſchungen in Peru, Weſtindien und Kalifornien zu. Dann war es Aſien, das ihn lockte, China, Meſopotamien, Paläſtina, ſpäter Afrika, Indien, Birma, Ozeanien, Ja⸗ pan, Sibirien. An der Berliner Univerſität wurde ihm ein Lehramt übertragen und zugleich die Betreuung der volkskundlichen Sammlung, die damals noch in einer dunklen Abteilung des Alten Muſeums ein wenig beach⸗ tetes Daſein führte. Bald ſchon ſetzte ſich der Gelehrte dafür ein, dieſer nicht zu anſehnlichen, aber doch wertvollen und mit Liebe zuſammengetragenen Sammlung ein eigenes Heim zu Schloß Greifensfein Original⸗Koman von M. Herzberg. 2 Ich beklage nur bitter, daß er mich durch die Erklärung ihres vermeintlichen Todes getäuſcht und dadurch in dieſe un⸗ erträglich ſchlimme Lage gebracht hat, die meinem Stolz und Ehrgefühl ſchlimme Wunden ſchlägt,“ ſchloß der Graf nun doch merklich erregt. Er hatte ſich erhoben und durchmaß mehrere Male das Gemach, um ſeine Gelaſſenheit wiederzugewinnen. „Wenn deine Kuſine leben und kommen ſollte, Gernot, Jo wirſt du dich zweifellos mit ihr verſtändigen können. Da⸗ durch regeln ſich wohl auch deine pekunjären Verhältniſſe beſſer und leichter als du denkſt. Sie wird dir ſicher entgegen⸗ rommen und eine Löſung der für dich ſo peinlichen Lage finden. Sie war dir ja als Kind ſchon gut!“ bemühte ſich Rudolf, dem Freunde eine zuverſichtliche Auffaſſung einzu⸗ reden, erreichte aber nur gegenteilige Wirkung. „Meinen, wie du ſie benannteſt„übertriebenen“ Ehr⸗ begriffen, Erbteilen meines früheren Berufes, darfſt du keine Almoſen zumuten!“ rief der Graf flammenden Blickes voll beleidigten Stolzes aus.. „Um Gotteswillen, Gernot, wie kommſt du auf dieſes 1 rief Rudolf erſchrocken.„Ich dachte an ein Darlehen „Für mich gibt es zwiſchen beiden kaum einen Unter⸗ ſchied,“ unterbrach ihn ſein Freund energiſch.„Im übrigen wollen wir uns nicht mit fruchtloſen Eventualitäten plagen. Jetzt heißt es, ſchleunigſt zu handeln. Ich werde gleich mor⸗ gen nach Breslau zu meinem Anwalt fahren, ihm das Teſtament vorlegen und ihn beauftragen, unverzüglich die nötigen Schritte zur Auffindung meiner Kuſine zu tun.“ „Dieſe Teſtamentsgeſchichte iſt mir wie ein böſer Traum.“ ſeufzte Rudolf niedergeſchlagen, ſich zum Gehen erhebend. „Ich kann dir gar nicht ſagen, wie betrübt wir alle dar⸗ über ſind, und ganz beſonders ſchmerzt es Irene, daß ſie die Urſache deines Unglücks ſein muß.“ „Sie kann doch nichts dafür!“ entgegnete Graf Gernot lebhaft.„Sie ſoll ſich darum ja nicht grämen! Bitte, be⸗ ſtelle ihr vor mir, daß ich ihr Dank weiß für ihre Entdeckung, Sammlungen gerecht wird. derheit der Völker! Alle dieſe Werke aus Jahrtauſenden, die unſere Forſcher hier zuſammentrugen, wecken aber auch das ſchöne Verſtändnis des Menſchen für das Ge⸗ meinſame. Und wenn wir im Muſeum für Völkerkunde ſehen, wie Völker noch im Steinzeitalter leben, dem wir Europäer längſt entwuchſen, wenn wir ihre Fortſchritte beobachten und mit den unſeren im Laufe der Jahrtau⸗ ſende vergleichen— ſollte uns das nicht den Glauben an weitere Aufgaben und höheren Aufſtieg im innerſten Herzen ſtärken? Werner Lenz. Wodka, Jux und eine betrübliche Heimkehr Drei Schwarzfahrer feiern„Geneſung“. eine echt Warſchauer Geſchichte mit Wodka und Jux und einem leider ſehr unrühmlichen und traurigen Abſchluß. Sie beginnt und ſie endet im Krankenhaus. genug, um ihn mit dem Krankenwärter und einem im Hauſe angeſtellten Chauffeur Freundſchaft ſchließen zu laſſen. Als nun der Tag ſeiner Entlaſſung dicht bevor⸗ ſtand, beſuchten ihn die Freunde, um mit Hilfe des frei⸗ gebig mitgebrachten Wodkas die Geneſung feſtlich zu be⸗ gehen. Bald hatte die Stimmung einen gewiſſen Höhe⸗ punkt erreicht, der nach Anſicht des Wärters nicht über⸗ ſchritten werden durfte, ohne im Hauſe unliebſames Auf⸗ ſehen zu erregen, und ſo beſchloß man, dann eben irgend⸗ woanders weiterzufeiern. Aber wie ſollte man den Rekonvaleſzenten aus dem Krankenhaus herausſchmuggeln? Keine Frage iſt jedoch ſo ſchwierig, daß ſie bei einigem Nachdenken nicht gelöſt werden könnte. So kam denn einem der drei Freunde in der Tat auch ein überaus ſchlauer Einfall, der ſofort in die Tat umgeſetzt wurde: Im Hofe des Spitals ſtand, wie üblich, ein Krankenwagen in Bereitſchaft. Damit fuhr unſer Chauffeur offiziell vor dem Portal vor. Dann be⸗ gab er ſich ins Haus zurück, und wenige Minuten ſpäter der in das Auto„verladen“ wurde. Jeder mußte an⸗ nehmen, daß der ordnungsgemäße Transport eines Mannes vor ſich ging, der nun zur Weiterbehandlung in ſeine Wohnung zurückgebracht wurde. Der Wärter ſtieg mit ein, und der Wagen ſetzte ſich in Bewegung. Es wurde ein feucht⸗fröhlicher Zug durch die ausreichend große Gemeinde Warſchau, mit ſehr viel Stationen und einem ungeheuren Spaß über den gelungenen Trick. Jede Freude aber nimmt einmal ein Ende, und ſo mußten die drei Kumpane ſich doch einmal zur Heimfahrt entſchließen, damit ſie im Krankenhaus nicht auffielen. Leider aber hatte der Chauffeur dem Wodka inzwiſchen ſo ſtark zugeſprochen, daß das Auto plötzlich mit einer Straßenbahn zuſammenprallte. Für die Inſaſſen der Straßenbahn blieb der Zuſammenſtoß zwar ohne Folgen, die drei Schwarzfahrer aber wurden erheblich verletzt, ſo daß ſie auch dann ins Krankenhaus gemußt hätten, wenn ſie nicht ohnehin dort beheimatet geweſen wären. Es läßt ſich leicht ausdenken, daß dieſe Heimkehr ganz anders ausfiel als die unternehmungsluſtige Ausfahrt. beklommen. aber doch als kräftiger Mann die Hände regen und, wenn den, wie es jetzt Tauſende meiner Kameraden gemußt, nach ſchändet,“ verſetzte der Graft zuverſichtlich.„Und nun leb wohl für heute, mein lieber, treuer Freund, grüße deine gute Frau und vergiß nicht meinen Dank an deine Schweſter.“ „Ich werd's ausrichten. Gott behüte dich, Gernotl“ raſch, ſeine Bewegtheit vor dem Freunde zu verbergen. Der Graf ſetzte ſich wieder und las die wenigen geilen des Teſtaments noch einmal aufmerkſam durch. Nachdem er eine lange Weile grübelnd darüber geſeſſen, ging er mit dem Buche hinüber zu ſeiner Mutter. Die Gräfin war außer ſich, als ſie von der Teſtaments⸗ entdeckung durch Irene erfuhr, und ihr ganzer Zorn ent⸗ lud ſich auf dieſe. „Als du mir damals die Nachricht brachteſt, daß Held⸗ burg beabſichtige, ſeine Schweſter zu ſich zu nehmen, warnte mich eine innere Stimme davor, und hat ſich bewahrheitet. Das Mädchen iſt dem Unglück und dein Verhängnis gewor⸗ den, Gernot! Wäre ſie nicht hergekommen, ſo wäre das un⸗ glückliche Teſtament nie entdeckt und unſer Friede nicht ge⸗ ſtört worden!“ „Ein Unglück wäre es, wenn es nicht entdeckt worden wäre. Und wie kannſt du ſo ungerecht und vorurteilsvoll ſein, das unſchuldige Mädchen für die Folgen, die das Teſtament für uns haben würde, verantwortlich zu machen, Mutter!“ entgegnete ihr Sohn unwillig. ſchlagen!“ fuhr es ihr heftig heraus. ſchaffen. Er vertrat den heute voll anerkannten Stand⸗ punkt, daß wiſſenſchaftliche Sammlungen drei Zwecke haben: Sammeln, Geſtalten und Lebendigmachung. Vom Raritätenkabinett und der Kurioſitätenſammlung ſollte der Schritt zum Kulturbilde gemacht werden. Baſtian hat ihn getan, das junggeeinte Reich bewilligte die Mittel für einen Neubau, der heute noch weitgehenden Wünſchen der Wiſſenſchaft und des Publikums zugleich durch großzügige Anlage des Baues und überſichtliche Aufſtellung der Wer dieſes Haus in Berlin an der Ecke der Saar⸗ landſtraße und Prinz⸗Akbrecht⸗Straße beſucht, den um⸗ fängt ſogleich der Zauber aller Welten. Bodenkultur, Religion, Jagd und primitives Handwerk ſind dargeſtellt; großartigſte Architekturerzeugniſſe ſowie alle möglichen Denkmäler ſchlichteſten Kunſtgewerbes und erhabener Rünſte reden zu uns. Dort die Geheimniſſe des Inka⸗ reiches, hier der Totempfahl der Ozeanier und der Kajak der Eskimos, daneben eine chineſiſche Pockengöttin, im anderen Stockwerk eine zuſammenfaſſende Darſtellung in Originalſtücken von der untergegangenen Herrlichkeit ver⸗ nichteter Kulturen wie zum Beiſpiel des Reiches der Benin am Niger. Sie alle reden von der großen Beſon⸗ So alltäglich die Verkehrsunfälle ſind, ſo ungewöhn⸗ lich dürfte doch der Fall ſein, daß die Betroffenen ſich gleich einen Krankenwagen mitgebracht haben. Dies iſt Seit Wochen lag dort ein braver Mann krank, lange trug er gemeinſam mit dem Wärter einen Kranken heraus, wie mr ermogucht, geſcheyenes Unrecht wieder gutzumachen. Mir perſönlich hat ſie noch einen extra großen Dienſt da⸗ mit erwieſen. Denn ſtelle dir vor, wie es geworden, wenn ich jahrelang noch ſo ahnungslos mit dem Erbe meiner Ku⸗ ſine gewirtſchaftet hätte, und danach erſt das Teſtament ge⸗ funden worden wäre! Der Gedanke iſt nicht auszudenken!“ „Deine Zukunft macht dir Kummer, Gernot. Möge ſie ſich freundlicher geſtalten, als ich beſorge!“ ſagte Rudolf „Ich werde ſie, nach Goethes Rat, Gott überlaſſen. Wie er es fügt, ſo will ich es ohne Murren hinnehmen, dabei es darauf ankommt, aus einem Herrn zum Knechte wer⸗ dem alten, unvergänglichen Grundſatz, daß keine Arbeit Sie ſchüttelten ſich warm die Hände; dann ging Rudolf „Du biſt verliebt in ſie und darum mit Blindheit ge⸗ Sport⸗Nachleſe vom Sonntag. Handball der Kreisklaſſe. Kurpfalz Neckarau 1— Tbd.„Jahn“ Seckenheim J Kurpfalz Neckarau II— Tbd. Jahn“ Seckenheim II To. Viernheim Igd.— Tbd.„Jahn“ S'heim Igd. 4 „Gegen den Neuling Kurpfalz, deſſen Spieler größten⸗ teils aus dem Verein Jahn Neckarau ſtammen. mußten die Einheimiſchen eine empfindliche Niederlage hinnehmen die aber keinesfalls dem Stärkeverhältnis der Mann⸗ ſchaften entſpricht. S. war im Feldſpiel mindeſtens eben⸗ bürtig. Lediglich ein mangelhafter Torſchuß einerſeits und andererſeits ein ausgezeichneter Torwart verhinderte eine größere Torausbeute. Dagegen ſpielte S. Hinter⸗ mannſchaft recht ſchwach, denn der größte Teil der Tore war zu verhindern. Wie bereits betont, war das Spiel jederzeit offen, doch nutzte N. die Schwächen der Hinter⸗ mannſchaft geſchickt aus und führten ſchon kurz nach Anſpiel 4:0. S.s Mannſchaft ſtrengte eich wohl mächtig an und kombinierte zeitweiſe ganz Hervorragend, doch vermochten ſie den erfolgreichen Torwart der Platzherren nur zweimal ſchlagen, während N. bis Schluß noch 4 Treffer anbringen konnte.— Die 2. Mannſchaft konnte erneut wenn auch knapp, einen Sieg und Punkte erringen — Die in der Tabelle führenden Jugendmannſchaften Viernheim und Seckenheim lieferten ſich in Viernheim einen erbitterten Kampf, der unentſchjeden endete, ſodaß die Entſcheidung nochmals hinausgeſchoben wurde. Ein Führerzehnkampf der Hitler⸗Jugend wurde auf An⸗ ordnung des Jugendführers des Deutſchen Reiches, Reichs⸗ leiter Baldur v. Schirach, ausgeſchrieben, um der O J.⸗Füh⸗ rerſchaft Gelegenheit zu geben, auch auf ſportlichem Gebjef ihre Leiſtungsfähigkeit unter Beweis zu ſtellen. Der Wett⸗ kampf wird alljährlich ausgetragen; die Sieger werden jeweils auf dem Reichsparteitag dem Führer vorgeſtellt. 5 0 82 138 4 Meiſter Albert Richter belegte bei den Radrennen in Brüſſel den zweiten Platz hinter Weltmeiſter Jeff Scherens. Rauſch⸗Hürtgen wurden bei einem 100⸗km⸗Mannſchaftsren⸗ nen in Antwerpen gar nur Siebte. * Eine Olympiſche Feier fand am Samstag im Amſter⸗ damer Olympia⸗Stadion ſtatt. Die in Berlin ſiegreichen Olympiakämpfer pflanzten hier eigenhändig die Olympia- Eichen ein. 0 Der Polniſche Sportpreis für 1936 wurde der bekann⸗ ten Tennisſpielerin Jadwiga Jedrzejowſka zugeſprochen. Weltbild(M) Die Hauptſtadt der Bewegung ehrt ihre Sieger. Im Alten Rathausſaal in München fand im Rahmen einer Feier die Verleihung der Ehrenbriefe an die Sie er aus den Turn⸗ und Sportkämpfen ſtatt. Hier überreicht Bürger⸗ meiſter Dr. Tempel der Olympiaſiegerin Giſela Mauer⸗ mever den Ebreubrief „Mutter, ich muß dich ernſtlich erſuchen, dich jeden Ur⸗ teils über meine Perſon in Verbindung mit Fräulein Held⸗ burg, und auch umgekehrt, zu enthalten!“ verſetzte er in ſehr beſtimmtem Tone.„Hier handelt es ſich einzig und allein um das Teſtament.“ „Haſt du hinſichtlich desſelben ſchon einen Entſchluß ge⸗ faßt?“ fragte ſie jetzt geſpannt, ohne auf ſeinen Einspruch zu antworten. „Ie 5 55 „Und welchen?“ forſchte ſie atemlos. ö Den einzig richtigen. Ich werde morgen mit dem Fvühzug nach Breslau zu unſerem Anwalt reiſen, ihm das Teſtament zeigen und ihm Auftrag geben, ſofort die nöti⸗ gen Schritte zur Auffindung Lydias zu tun.“ 5 „Gernot!“ flammte ſie auf.„Du wirſt doch nicht ſo wahnſinnig ſein, ſelbſt die Hand zu deiner Verarmung, dei⸗ nem Unglück zu bieten? Wenn Lydia noch lebt— und ich fürchte es beinahe, trotzdem ihre Mutter, noch jung, an der Schwindſucht geſtorben—, ſo wird ſie ſicher ihr ganzes Ver⸗ mögen zurückverlangen, und du haſt ſchon einen ſehr be⸗ trächtlichen Teil davon verbraucht. Haſt du das bedacht?“ „Ja, Mutter, das habe ich. Und es wird, wie ich zuge⸗ ben muß, eine furchtbare Aufgabe für mich ſein, ihr dieſe Tatſuche einzugeſtehen.“ „Und wenn du nach Auszahlung des noch vorhandenen Millionenkaß'tals an ſie ganz mittellos geworden, wirſt du nicht mehr ſo weiterleben, wohl überhaupt hier nicht bleiben können. Weißt du das auch?“ . Willſt du wieder in die ſchreckliche Lage kommen, in die Exiſtenzroogen, die Bedrängniſſe, die peinlichen Entbeh⸗ rungen, aus denen das Vermögen deines Oheims dich ge⸗ riſſen? Hart, hart, unerträglich wären ſie dir jetzt, nach dem veränderten Saſein hier, dem kurzen Sonnenſchein deines dir durch die Geburt und Charakter unerläßlichen und zu⸗ ſtehenden Herrenlebens, dem Genießen aller Annehmlichkei⸗ ten, die Reichtum ſchafft!“ 5 .„Du ſprichſt nur von mir und vergißt deiner eigenen, künftigen Not, liebe Mutter,“ verſetzte er ſanft.„Tief, tief tut mich der kraurige Wechſel deinetwegen ſchmerzen; aber wir haben keine Wahl und keinen Ausweg dagegen und 3 Ktn 2 22