—— der Erſcheint täglich, mit Ausnahme Bezugspreis: Monatlich Mx Bonn und geſ. Feiertage 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläffe gemäß Preisliſte Rr. 3. Ang.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karls uhe 78439. Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. — Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblat! Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. XI. 36 1130 Mittwoch den 28. Dezember 1986 Den Opfern der Arbeit Weihnachtsſitzung des Ehrenausſchuſſes.— Bisher vier Millionen Mark verteilt. Berlin, 22. Dezember. Vor einigen Tagen trat im Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda der Ehrenausſchuß der „Stiftung für Opfer der Arbeit“ zu ſemer üblichen Weih⸗ nachtsſitzung zuſammen Der ehrenamtliche Geſchäftsführer, Oberregierungsrat Dr. Ziegler, erſtattete Bericht über die Arbeit der Geſchäftsſtelle der Stiftung, aus welchem her⸗ vorgeht, daß die Inanſpruchnahme unvermindert anhält. Bel der Hilfeleiſtung aus Anlaß von größeren Un⸗ glücksfällen im vergangenen Jahr war die Stiftung füh⸗ rend beteiligt. Ihr Hauptaugenmerk aber galt der Be⸗ treuung der Hinterbliebenen, deren Ernährer als Einzel⸗ opfer in ihrem Beruf verunglückten und die von der Oef⸗ fentlichkeit leider meiſt vergeſſen werden. Zur Beſchlußfaſſung wurden dem Ehrenausſchuß 1448 Geſuche vorgelegt. Auf Grund dieſer Geſuche wurden 585 Familien zum erſten Male mit Zahlungen von insge⸗ amt 143 669 Mark und 564 Familien zum zweiten oder dritten Male mit Zuwendungen in Höhe von 84 540 Mark bedacht. 299 Geſuche mußten abſchlägig beſchieden werden, da eine beſondere wirtſchaftliche Notlage nicht vorlag, bezw. die sachlichen Vorausſetzungen für die Gewährung einer Unterſtützung nicht gegeben waren. Seit Beſtehen der Stiftung ſind damit rund 15 000 Ge⸗ ſuche bearbeitet und entſchieden worden. Die bisherige Ausſchüttungsſumme beläuft ſich auf rund 4 Millionen Reichsmark. Die von dem Ehrenausſchuß bewilligten Sum. men ſind bereits in die Hände der Unterſtützten gelangt, ſo⸗ 10 dieſe noch für das Weihnachtsfeſt darüber verfügen önnen. Der ehrenamtliche Geſchäftsführer berichtete auch über die zahlreichen, bei der Stiftung eingehenden Dank⸗ ſchreiben, die zum Teil in ergreifender Weiſe die durch die Unterſtützung bereitete Freude ſchildern. Aus ihnen ergibt ſich, wie dankbar von den belreuten Bolksgenoſſen das große ſoziale Hilfswerk des Führers als des Begründers der Skiftung empfunden wird. Gonneberger Kinder bei Göring Südthüringens Dank für den Aufſchwung. Berlin, 22. Dez. Die ſchwierige Lage, in der ſich das ſüdthüringiſche Wirtſchaftsgebiet mit ſeiner ausgedehnten Spielzeugfabrikation viele Jahre hindurch befand, konnte ſeit dem Jahre 1933 dank den tatkräftigen Maßnahmen der nationalſozialiſtiſchen Dienſtſtellen zu einem guten Teil behoben werden. Während früher die Hälfte der Ein⸗ wohner dieſes Gebietes aus öffentlichen Mitteln unter⸗ ſtützt wurde, iſt heute für die weitaus meiſten Volksgenoſ⸗ ſen wieder Arbeit geſchaffen worden. Durch zweckentſpre⸗ chende Umſchulung wurden die Arbeiter, die von der Spielwarenerzeugung nicht aufgenommen werden konnten, anderen Induſtrien zugeführt. Gebrauchsgegenſtände, tech⸗ niſche Apparaturen und anderes mehr werden heute in verſtärktem Maße im Thüringer Land hergeſtellt. f Nicht zuletzt verdankt der Gau Südthüringen ſeinen wirtſchaftlichen Wiederaufſtieg den Maßnahmen des Mi⸗ niſterpräſidenten Generaloberſt Göring. Um dem Dank hierfür ſichtbaren Ausdruck zu verleihen, ſchickte der Gau Südthüringen Kinder aus Sonneberg. einem der Haupt orte der Spielzeuginduſtrie, zu Miniſterpräſident Göring. Fünf Mädel und vier Pimpfe aus der Hitlerjugend zogen am Montag ſchwerbeladen in der Wohnung des Miniſter⸗ präſidenten ein und überraſchten ihn und ſeine Gattin mit 1 85 Geſchenken, die fleißige Hände in ihrer Heimat ſchu⸗ en. Der Miniſterpräſident gab ſeiner Freude Ausdruck und ließ ſich von jedem der Kinder einen Weihnachtswunſch ſagen. Als beſondere Ueberraſchung händigte er ihnen noch ſein Bild mit Unterſchrift aus und verſprach ihnen einen Rundflug über Berlin. Wieder Weihnachtsanſprache Rudolf Heß' Der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Ru⸗ dolf Heß, ſpricht— wie alljährlich— auch diesmal am Hei⸗ ligen Abend über den Rundfunk zu den Deutſchen aller Welt. Die Rede wird übertragen am Donnerstag, den 24. Dezember, um 21 bis 21.20 Uhr. Anſer Handel mit Finnland Erfolgreiche Wirkſchaftsverhandlungen. Berlin, 23. Dez. Die ſeit einigen Wochen in Berlin ge⸗ führten Verhandlungen über die Verlängerung des deutſch⸗ finniſchen Handelsvertrages und des deutſch⸗finniſchen Ver⸗ rechnungsabkommen ſind erfolgreich zum Abſchluß gebracht worden. Angeſichts der günſtigen Entwicklung des deutſch⸗ finniſchen Handels im abgelaufenen Jahr und des günſti⸗ gen Kontoſtandes im Verrechnungsweſen iſt es möglich ge⸗ weſen, bei der Verlängerung für das Jahr 1937 eine we⸗ lentliche Stei gerung des beiderſeitigen Warenver⸗ kehrs in Ausſicht zu nehmen. Es iſt bei dieſer Gelegenheit auch gelungen, mit der finniſche Regierung Vereinbarungen über eine bedeutsame Erleichterung der Zollbehandlung für deutk⸗ ſche Kraftfahrzeuge und Teile derſelben zu treffen, welche die Einfuhr deutſcher Automobile aller Art nach Finnland ünftig ſehr erleichtern werden. „Für Arbeit und Brot!“ Ziehung der 8. Reichslotterie für Arbeitsbeſchaffung. In München begann am Dienstag nachmittag unter Aufſicht des Notariaks München V die öffentliche Ziehung der 8. Reichslotterie für Arbeitsbeſchaffung, die im Künſt⸗ lerhaus ſtattfindet und zwei Tage beanſprucht Die Ziehung wurde eröffnet im Auftrag des Reichsſchatz⸗ meiſters der NSDAP durch Stabsleiter Saupert, der in einer Anſprache auf die gewaltigen Fortſchritte und Er⸗ folge hinwies, die auch in dieſem Jahre in der Bekämp⸗ fung der Arbeitsloſigkeit erreicht worden ſind, nicht zu⸗ letzt dank der Reichslotterie für Arbeitsbeſchaffung. Der Haupktreffer der Arbeitsbeſchaffungslotterie Bereits am erſten Tag der Ziehung der 8. Reichslotte⸗ rie für Arbeitsbeſchaffung wurden die 4152 Gewinne in Höhe von 20 Reichsmark bis 50 000 Reichsmark von insge⸗ ſamt 424 152 Loſen beider Abteilungen ausgeloſt, Dabei fiel der Haupttreffer von 50 000 Reichsmark in bei⸗ den Abteilungen, alſo 100 000 Mark auf das Doppellos, auf die Losnummer 2 786 629.(Ohne Gewähr). Der Durchgangsverkehr nach Oſtpreußen Berlin, 23. Dez. In den ſeit längerer Zeit in ſchaftlichem Geiſt zwiſchen dem polniſchen Weich e e eee 9 Ver⸗ handlungen über die weitere Regelung des Durchgangs⸗ verkehrs zwiſchen Oſtpreußen und dem übrigen Deutſch⸗ land iſt am 22. Dezember 1936 eine volle Einigung erzielt worden. Nach dem jetzt beſchloſſenen Uebereinkommen wird der beſtehende Zuſtand wonach der Verkehr über die kürzeſten polniſchen Durchgangsſtrecken geführt wird, auch für das Jahr 1937 beibehalten Da keinerlei Verkehrsbe⸗ ſchränkungen auf dem Eiſenbahnweg beſtehen. wird der Eiſenbahndurchgangsverkehr im Jahre 1937 erheblich zu⸗ nehmen. freund⸗ dem Und —* 2 1* Italien auch in Güdarabien? Eine Konzeſſion im Hadramaut? London, 22. Dezember. Gerüchtweiſe wurde dieſer Tage in London bekannt daßz ein arabiſcher Scheich aus dem Hadramaut(Südarabien) den Italienern im Hafen von Aſſadi el Jane an der Süd⸗ küfte des Hadramaut eine Konzeſſion erteilt habe. Ernſt zu nehmende Berichte liegen jedoch in London bisher nicht vor. Man weiſt jedoch darauf hin, daß Groß⸗ britannien mit ſämtlichen Eingeborenenſtaaten des Hadra⸗ maut Verträge abgeſchloſſen hat, die es verbieten, an andere Rationen als England irgendwelche Konzeſſionen abzuge⸗ ben. Die Meldung über die Gewährung einer Konzeſſion an die Italiener im Hadramaut hat beträchtliches Au f⸗ ſehen erregt. Der Gouverneur von Aden hat im Flug⸗ zeug Beamte nach Aſſadi kel Faye entſandt, die an Irt und Stelle der Angelegenheit nachgehen ſollen. Die erſten Be⸗ richte über die Gewährung der Konzeſſion an die Italiener erſchienen in der hemenitiſchen Preſſe. Italiens Oberhoheit in Abeſſinien Paris und London auf dem Wege zur Anerkennung. Paris, 22. Dezember. Die amtliche Mitteilung des Quai d'Orſay an die ita⸗ lieniſche Regierung, nach der Frankreich nunmehr ebenſo wie England die franzöſiſche Geſandtſchaft in Addis Abeba in ein Generalkonſulat umwandelt, wird in Pariſer politi⸗ ſchen Kreiſen als ein ſehr glücklicher Schritt im Sinne einer Verbeſſerung der franzöſiſch⸗italieniſchen Beziehungen be⸗ zeichnet. Allerdings wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß dieſe Maßnahme noch keine Anerkennung der italieni⸗ ſchen Oberhoheit in Abeſſinien bedeute. Man hält es jedoch nicht für ausgeſchloſſen, daß der Völ⸗ kerbund anfangs nächſten Jahres die Oberhoheit Italiens in Abeſſinien endgültig anerkennt. Dann ſei auch Frankreich und England die Möglichkeit gegeben, die Anerkennung zu vollziehen. Deukſch-polniſches Wirtſchaftsabkommen verlüngerk. In Warſchau wurde vom deutſchen Botſchafter von Moltke und dem Unterſtaatsſekretär des Auswärtigen, Graf Szembek, eine deutſch⸗polniſche Vereinbarung unter⸗ zeichnet, durch die das deutſch⸗polniſche Wirtſchaftsabkom⸗ men vom 4. November 1935, das bis zum 31. Dezember 1936 verlängert worden war, um weitere zwei Monate verlängert wird. Tſchechiſche Geſte gegenüber Polen. Das tſchechoſlowakiſche Juſtizminiſterium hat dem pol⸗ niſchen Staatsangehörigen Jan Delong, der am 13. No⸗ vember 1935 vom Kreisgericht in Mähriſch⸗Oſtrau zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt worden war, den Reſt der Strafe erlaſſen. Die Verurteilung Delongs erfolgte ſeiner⸗ zeit wegen der Vorbereitung von Anſchlägen gegen die Re⸗ publik, ſowie wegen Gewalttätigkeit und böswilliger Hand⸗ lungen nach dem Geſetz zum Schutz der Republik und nach den einſchlägigen Beſtimmungen des Strafgeſetzes. Der Prozeß hatte in der polniſchen Preſſe außerordentliches Aufſehen erregt. Das Urteil wurde als unerhört bezeichnet, da die Verhandlung die Grundloſigkeit der Anklage erge⸗ ben habe, Infolge des Urteils war es vor der tſchechoflowa⸗ kiſchen Geſandtſchaft in Warſchau auch zu Kundgebungen. gekommen, in deren Verlauf Fenſterſcheiben des Geſandt⸗ ſchaftsgebäudes eingeworfen worden waren. ene 2 r e dienſte um die deutſche Kunſtwiſſenſchaft )jerungskonferenz e an, von denen nahm insgeſamt 37 Kommiſſionsvorſch folgende von Bedeutung ſind: 19 Es wird erklärt, treu ihren republika 6 diſche Freiheit, die Unant f den Beſtand einer ſolidariſchen Demokratie in Amerika proklamieren. Jedes Unternehmen, den Frieden in Ame⸗ rika zu ſtören, berührt ſie alle und ierikaniſchen Staaten ge⸗ ungen ihre abſolut juri⸗ ihrer Souveränität und jeden Einzelnen von ihnen und rechtfertigt diejenigen Schritte, die in der Kon⸗ vention zur Aufrechterhaltung und Wiederherſtellung des Friedens vorgeſehen ſind N e Eroberungen wer⸗ den abgelehnt, gewaltſamer rwerb wird nichs an⸗ erkannt. Die Intervention ates in inneres oder äußere Angelegenheiten ein 1 Wird zilt Jegliche Streitigkeiten unter kaniſchen Staaten, gleich welcher Art oder welchen Urſprungs ſie ſind, werden auf verſöhnlichem Wege durch einen Schiedsſpruch oder durch ein internationales Gerichtsverfahren gelöſt. Allen Regierungen, die dazu in der Lage ſind, wird empfohlen, durch allgemeine oder bilaterale Verträge ihre Rüſtungen bis zu dem Stand ein z uUſchränken, der durch die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der in⸗ neren Ordnung gegeben iſt und die Möglichkeit der Lan⸗ desverteidigung garantiert. Die interamerikaniſche Friedensſicherungskonferenz ver. wirft formal den kirieg als Inſtrument zur Löſung von Streitigkeiten zwiſchen den Staaten. Die Verwendung che⸗ miſcher Mittel im Kriege, die unnötig grauſame Schäden hervorrufen, wird abgelehnt. Die Zivilbevölkerung ſoll ſo⸗ weit wie möglich von den Auswirkungen aller Kriegshand⸗ lungen unberührt bleiben. Die Judenfrage in Polen Juden in allen höheren Stellen. Warſchau, 23. Dezember, In der Sitzung der Haushaltskommiſſion im Sejm wurde beſonders lebhaft die Judenfrage in Polen beſpro⸗ chen. Der frühere Legionär und Kavallerieoffizier Vud⸗ zynſki beklagte ſich in der Ausſprache über die Perſonalpo⸗ litik der Regierung. Zur Begründung wies der Abgeord⸗ nete darauf hin, daß eine Reihe einflußreicher Poſten ein der polniſchen Preſſe und Diplomatie mit Juden beſetzt ſei. Juden ſeien die Inhaber der höheren Stellen in den Redaktionen polniſcher Zeitungen. Wenn die Regie⸗ rung eine Preſſekonferenz einberufe, ſo erſchtenen als Ver⸗ treter der polniſchen Blätter überwiegend Juden. Die Ab⸗ teilung für Außenpolitik im polniſchen Rundfunk ſei mit drei Juden beſetzt. Juden unterrichteten alſo die polniſche Oeffentlichkeit über die politiſchen Vorgänge im Auslande. Wenn die Kegierung, ſo fuhr der Abgeordnete ſork, ihre Perſonalpolilik nicht ändere, dann werde ſie alle Po⸗ len zu Ankiſemiten machen. Die Polen könnten nicht dul⸗ den, daß auf irgendeinem Poſten ein Jude die polniſche Kultur verkrete. Es ſei höchſte Zeit, 5 von der inneren Okkupation durch das Judentum zu befreien. Als ein jüdiſcher Abgeordneter dieſer Dar⸗ ſtellung widerſprechen wollte, begegnete ein anderer pol⸗ niſcher Abgeordneter ſeinem Vorſtoß mit der Frage, ob der jüdiſche Vertreter nicht wiſſe, daß unter den derzeitigen Verhältniſſen in Polef nur noch ein Jude Rechtsan⸗ walts oder Journaliſt werden könne Der Sohn eines pol⸗ niſchen Bauern dagegen habe nicht einmal die Möglich⸗ keit, ſich ein Ladengeſchäft zu gründen Anklijüdiſche Kundgebungen in Oſtoberſchleſien. Kattowitz, 23. Dez. Am Goldenen Sonntag kam es in mehreren oſtoberſchleſiſchen Städten zu größeren Kundge⸗ bungen gegen die jüdiſche Ueberfremdung. Zahlreiche Mit⸗ lieder polniſcher Vereinigungen ſammelten ſich vor jüdi⸗ 92 Geſchäften und forderten auf, Einkäufe nur bet Ariern zu tätigen. Gleichzeitig wurden in den Straßen Flugblätter verteilt, die den Boykott jüdiſcher Geſchäfte forderten. Beſonders nachhaltig waren die Kundgebungen vor den jüdiſchen Warenhäuſern in Kattowitz und Königs⸗ hükte. 3——. Kurzmeldungen Berlin. In ſeiner Eigenſchaft als Vorſitzender des Bau-, Kunſt⸗ und Finanzausſchuſſes der 11. Olympiade hat Staatsſekretär Pfundtner der deutſchen Preſſe das vom Reichsminiſterium des Innern herausgegebene amtliche Werk über das Reichsſportfeld zugeleitet. Berlin. Der Führer und Reichskanzler hat dem Prof, Dr. Heinrich Gloel in Wetzlar in Anerkennung ſeiner Ver⸗ und Goethefor⸗ ſchung die Goethemedaille verliehen. 5 London. Wie aus Kairo berichtet wird, iſt der neue engliſch⸗ägyptiſche Vertrag am Dienstag in Kraft getreten. London, 23 Dez. Wie aus Madrid berichtet wird, iſt dort der erſte Sekretär der belgiſchen Botſchaft in Madrid, Baron de Borchgrave, auf geheimnisvolle Weiſe ver. ſchwunden. Er verließ die belgiſche Botſchaft am Sonntag, um den ſogenannten Stadtbezirk von Tetuan zu beſichtigen, der kürzlich mit Bomben belegt worden war. Seitdem hat ihn niemand mehr geſehen. d Millionenſtiftung für engliſche Notſtandsgebiele. Lord Nuffield, der bekannte engliſche Automobilindu⸗ ſtrielle, der erſt kürzlich einen Rieſenbetrag für medizini⸗ ſche Forſchungen geſtiftet hat, ſtellte jetzt zwei Millionen Pfund für die Notſtandsgebiete zur Verfügung. Das Geld iſt Vertrauensmännern übergeben worden, die es nach ihrem Gutdünken zugunſten der Notſtendsgebiete verwen⸗ den. Lord Nuffield erklärte, daß er min dieſer Spende dem Vertrauen zum neuen König Ausdruck geben und die Na⸗ tionalregierung, insbeſondere Baldr⸗ unterſtützen wolle. Beſchleunigte Kultivierung des Emslandes. Der Beauftragte für den Vierjahresplan, Miniſterprä⸗ ſident Generaloberſt Göring, hat Reichsminiſter Keyrl als Leiter der Reichsſtelle für Raumordnung mit der Durchführung aller Maßnahmen, die zu einer beſchleunigten Kultivierung und Erſchließung des Emslandes und der angrenzenden Gebiete erforderlich ſind, und mit der end⸗ gültigen Regelung des Einſatzes und der Zuſammenarbeit der Arbeitskräfte im Emsland betraut. f 1 Der Jude und die Gekretärin Der Skandal im franzöſiſchen Außenminiſterium. Paris, 22. Dezember. Die Verhaftung der Sekretärin Linder vom franzöſi⸗ ſchen Außenminiſterium und des Juden Roſenfeld beſchäf⸗ tigt die Pariſer Preſſe weiterhin ſehr ſtark, obgleich die amtlichen Stellen ſtärkſte Zurückhaltung üben. Rosenfeld war bereits aus Frankreich ausgewieſen worden. Trotzdem hatte er ſich um die franzöſiſche Staatsbürgerſchaft bewor⸗ ben. Das Einbürgerungsverfahren wurde jedoch durch ge⸗ wiſſe Schriftſtücke erſchwert, die in Roſenfelds Perſonal⸗ papieren im Außenminiſterium liegen. Aus dieſen Doku⸗ menten geht hervor, daß der Jude eine wenig empfehlens⸗ werte Perſönlichkeit iſt. Die verhaftete Sekretärin hatte früher in Roſenfelds Dienſten geſtanden und unterhielt immer noch enge Be⸗ ziehungen zu ihm. Sie entfernte die belaſtenden Schriſt⸗ ſtücke aus den Akten und erſetzte ſie durch falſche Papiere, in denen dem Juden die beſten Prädikate gegeben wurden. Auf dieſen Dokumenten war die Unterſchrift eines hohen Beamten des Quai d'Orſay gefälſcht worden, der inzwiſchen geſtorben iſt. Die Linder hat weiter ihren Freund Noſenfeld über alle Verhandlungen laufend unterrichtet, die im Zuſam- menhang mit Waffenlieferungen zwiſchen verſchiedenen franzöſiſchen Fabriken und dem Ausland gepflogen wur⸗ den. Das franzöſiſche Außenminiſterium muß zu ſolchen Verhandlungen Gukachten abgeben, ehe ſie zum Abſchluß gebracht werden können. Auf dieſe Weiſe war es RNoſen⸗ feld möglich, ſich im gegebenen Augenblick einzuſchalten um ſein Geſchäft zu machen. Das geſchnappte Archiv Der Kampf gegen den Kommunismus in Griechenland. Akhen, 23. Dez. Der griechiſche Miniſter für öffentliche Sicherheit, Maniadakis, empfing den Vertreter des DNB in Athen und gab ihm im Hinblick auf die Aktion der grie⸗ chiſchen Polizei gegen den Kommunismus eine Erklärung ab Dem Miniſterium für öffentliche Sicherheit iſt es, ſo erklärte der Miniſter, tatſächlich gelungen, das Archiv des politiſchen Büros der Kommuniſtiſchen Partei zu beſchlag⸗ nahmen. Der Kommunismus wurde nach der Umwälzung vom 4. Auguſt in Griechenland außerhalb des Ge⸗ ſetzes geſtellt, begann aber ſofort eine ungeſetzliche Tä⸗ tigkeit und verſchwor ſich gegen den Staat. Das entdeckte Archiv wird nunmehr mit großer Aufmerkſamkeit ſtudiert, und die Ergebniſſe dieſes Studiums werden die in Zu⸗ kunft zu treffenden Maßnahmen beſtimmen. Jedenfalls kann, erklärte Miniſter Maniadakis weiter, geſagt werden, daß der Kommunismus, der ſich im grie⸗ chiſchen Staal auf Grund von Befehlen von auswärts hel bekäfigte, es in dieſem Lande nicht fertigbrachte, ſein Ar⸗ chiv, in dem ſein ungeſetzlicher Mechanismus niedergelegt iſt, geheimzuhalten. Für uns gibt es keine Grenzen bei der Verfolgung des Kommunismus, denn es handelt ſich hier um einen furchtbaren Feind des Chriſtentums und der Zi⸗ viliſation. ö Schloß Greifensfein Original⸗ Roman von M. Herzberg. 27 „Es gibt einen Ausweg, Gernott!“ ſagte ſie, zu ihm kretend und ihre Hand auf feinen Arm legend, mit finſterer Entſchloſſenheit.„Laß das Teſtament auf ſich beruhen! Es handelt ſich um dein Sein oder Nichtſein!“ „Mutter!“ rief er entſetzt.„Wie kannſt du von mir ſo etwas wollen, Heldburgs ſind von dem Teſtament, und Ru⸗ dolf auch von meinem Vorhaben, Lydia nachforſchen zu laſ⸗ ſen, unterrichtet.“ „Laß ihn in dem Glauben, daß du es ausgeführt. Er kennt dich als wahrhaftig, vertraut dir und wird beim An⸗ walt, der ihm ja auch bekannt iſt, nicht nachforſchen.“ a„Und die auf dieſe Weiſe betrogene, von mir betrogene N Mutter? Regt ſich dein Gewiſſen, dein Mikleid m 2 ö„Sie wüßte ja nichts von dem Teſtament und dem ihr wermachten Reichtum, folglich entbehrt ſie ihn auch nicht, während du, ins Glend zurückgeſtoßen, nachdem du ihn ge⸗ 1 5 8 Abſtand mit grauſamer Furchtbarkeit fühlen U 8 „„Mehr noch würde ich den Verluſt meiner Rechtſchaf⸗ fenheit, meiner Ehre fühlen,“ entgegnete er ernſt. ö„Du warſt mir immer ein Idealiſt, Gernot; darum muß ich für dich weltklug und praktiſch ſein und ermahnen, daß es auch Pflicht iſt, den eigenen Vorteil zu wahren,“ antwortete ſie gehoben, in dem Glauben, ihn allmählich ihrem Willen geneigt zu machen.„Es gibt auch für dich eimen heiligen Egoismus, befolge ihn!“ „Ich habe ſo gut wie jeder andere vernünftige Sterb⸗ liche 1 0 Tell geſunden Egoismus, Mutter! Aber er darf micht ſo weit gehen, gegen das moraliſche Geſetz in mir zu werſtoßen. Ich will ein anſtändiger Menſch bleiben.“ „So bewirke deine Selbſtvernichtung, du unverbeſſer⸗ licher Tor,“ rief ſie biter, ihre Ohnmacht, ihn zu überreden, erkennend. Gernot, der wohl wußte, daß nur die Angſt um ihn, die heiße, wenn auch verblendete Mutterliebe edlere Regun⸗ Auch das zweite Kanonenflugzeug! Neue Enthüllungen des„Echo de Paris“. Paris, 22. Dezember. Das„Echo de Paris“, das eine Meldung verbreitet hatte, wonach die franzöſiſche Regierung das modernſte ſcanzöſiſche Kampfflugzeug an die ſpaniſchen Bolſchewiſten geliefert habe, beſtätigt am Dienstag dieſe Mitteilunge trotz des Dementis des franzöſiſchen Luftfahrtmini⸗ ſters und trotz der gerichtlichen Klage, die der Mi⸗ niſter gegen das Blatt wegen der Veröffentlichung von „Falſchmeldungen“ eingereicht hat. „Wir demenkieren das Dementi des Luftfahrtminiſters,“ ſo ſchreibt das„Echo de Paris“,„und wir fügen ſogar hin⸗ zu, daß auch das zweite Devoitine⸗Kanonenflugzeug, das wir noch in Händen der Techniſchen Abteilung des Luft- fahrtminiſteriums glaubten, ebenfalls nach Barcelonc unker⸗ wegs iſt und augenblicklich wegen einer Mokorſtörung in Limoges liegt.“ Das Blatt gibt im übrigen Einzecheiten über dieſe Li:⸗ ferungen und nennt die Namen der Flugzeugführer, die mit der Durchführung des Auftrages betraut worden ſeien. Ueber die Verſenkung des„Comſomol“ London, 22. Dezember. Nach einem Bericht des„Daily Expreß“ hat der Ober⸗ befehlshaber der ſowjetruſſiſchen Flotte, Orlow, wegen der Verſenkung des Sowjetdampfers„Comſomol“ eine drei⸗ ſtündige Konferenz mit Kriegsminiſter Woroſchilow ge⸗ habt. Im Anſchluß daran wurde ein Tagesbefehl an die ſowjekruſſiſche Kriegsflotte erlaſſen. Darin wird die Ver⸗ ſenkung des„Comſomol“ als ein„Verbrechen“ bezeichnet, für das die Sowjekmarine„Sühne“ verlange. * Mexikaniſche Kriegsmateriallieferungen. Paris, 22. Dez. Havas meldet aus Mexiko, daß der Dampfer„Nil“ mit einer Ladung Waffen und Munition für das rote Spanien aus Vera⸗Cruz ausgelaufen iſt. Die Vorgänge in Sianfu Die Leibgarde Tſchiangkaiſcheks gefallen. Peiping, 23. Dezember. Die Vorgänge in Sianfu, die zur Gefangennahmg Tſchiangkaiſcheks führten, ſcheinen doch weſentlich blutiger verlaufen zu ſein, als urſprünglich angenommen wurde. Von der 52 Mann ſtarken Leibgarde Tſchiangkaiſcheks ſind, wie jetzt bekannt wird. nur noch ſechs am Leben. Neues aus aller Welt t Des Kindes Schutzengel. Große Aufregung gab es auf der Düſſeldorfer Straße in Opladen Als ein drei⸗ einhalbjähriges Kind über die Straße lief, blieb es in den Schienen der Ohligſer Straßenbahn hängen und kam zu Fall. Im gleichen Augenblick kam ein Straßenbahnwagen heran. Trotzdem der Fahrer ſofort aufs ſchärfſte bremſte, konnte er nicht mehr verhindern, daß das Kind unter den Wagen gertet. Wer beſchreibt aber das Erſtaunen aller, als die Kleine unverſehrt, nur mit einigen Beſchädigungen am Mäntelchen, unter dem Wagen hervorkletterte! A Deutſcher Dampfer geſunken. Der Dampfer„Afrika“ der Reederei Schulte u. Bruns, Emden, der mit einer La⸗ dung von 11 500 Tonnen Erz auf der Reiſe von Narvik nach Emden war, iſt an der norwegiſchen Küſte, nördlich von Drontheim, bei ſchwerem Wetter geſunken. Der deut⸗ ſche Dampfer„Frielinghaus“ konnte von der 38 Mann ſtar⸗ ken Beſatzung 37 Angehörige übernehmen. Ungewißheit beſteht lediglich um das Schickſal des Kapitäns. Man be⸗ fürchtet, daß er ertrunken iſt. a Jährunglück in Sowjetrußland. Auf dem Balkalſee hat ſich ein ſchweres Fährunglück. ereignet. Beim Ueber⸗ ſetzen geriet ein mit ſieben Perſonen beſetztes Fährboot in Nebel und verlor die Orientierung. Erſt 24 Stunden ſpä⸗ ter wurde es vom Wind an Land getrieben. Im Boot fand man vier der Inſaſſen tot auf. Sie waren erfroren. Die drei übrigen ſind ertrunken. Das Unglück, das— wie das Moskauer Blatt„Prawda“ ſagt— nicht das erſte dieſer Art auf dem Baikalſee iſt, ſoll nach dem Blatt auf Fahr⸗ läſſigkeit bei der Staatlichen Schiffahrtsgeſellſchaft zurückzu⸗ führen ſein. gen, ihr Gerechtigkeitsgefühl erſtickt hatten, und der nun Tränen der Verzweiflung in den herrlichen Augen funkeln ſſah, ergriff ein großes Erbarmen. Er umſchlang ſie und drückte ſie ans Herz. „Du wirſt denken wie ich, wenn deine ungewöhnliche Aufregung ſich gelegt und du ruhiger geworden biſt,“ ſagte er weich.„Du haſt mich, den allzu früh Vaterloſen, ja in Gottesfurcht erzogen, und ich habe dich nicht nur geliebch ſſondern auch hoch geachtet, wie du es verdienteſt. Ich möchte ges ferner dürfen, Mutter, hilf du ſelbſt mir dazu! Er⸗ innere dich an den Spruch, den du mir am Tage meiner erſten hl. Kommunion in das Gotteshaus und für mein Leben mitgegeben: Dein Lebenlang habe Gott vor Augen und im Herzen, auf daß du in keine Sünde willigeſt, noch ſtueſt wider Gottes Gebotl“ Da barg ſie erſchüttert und tief bewegt den Kopf an des Soknes Bruſt und flüſterte:„Handle wie du willst, ich werde dir nicht mehr entgegen ſein!“ Aber die darauf folgende lange, ſchlafloſe Nacht hin⸗ durch erfüllte ſie nur ein einziger, mit gender 5 gehegter Wunſch: daß Lydia geſtorben ſein möchte! An dieſe Hoffnung klammerte ſie ſich nun wie an einen letzten Rettungsanker. * Wochen waren vergangen, ſeit Dr. Frobenius in Bres⸗ lau, des Grafen Anwalt, Schritte zur Ermittlung der recht⸗ mäßigen Erbin unternommen, Aufrufe in den bedeutendsten ſeitungen der Stadt Mexiko erlaſſen und auch das dortige tſche Konſulat zur Mithilfe herangezogen hatte. Wie Gewitterſchwüle lag während dieſer Zeit ungeheure Spannung über den Bewohnern des Schloſſes Greifenſtein und des Heldburgſchen Lanmdhauſes. Die Herzen aller, die voll Sympathie für den Schloßherrn ſchlugen, ſchwankten ſtetig zwiſchen. und Zwerfel. Es war eine un⸗ endlich lange und herbe Prüfung ihrer Geduld. Am uner⸗ träglichſten empfand ſie als ſolche die Gräfin. Ihre ner⸗ wöſe Unruhe wuchs von Tag zu Tag, raubte ihr den Appetit und Schlaf und begann ihre ſonſt ſo feſte Geſundheit, ihre friſche herbſtliche Schönheit zu untergraben. Mit krankhafter Ungeduld ſah ſie allmorgens der An ⸗ kunft des Poſtboten entgegen: doch brachte er niemals dee A die Eſche der Einheit des Britiſchen Imperiums. Aus allen Ländern des Britiſchen Imperiums treffen Ge⸗ ſuche um die Zuſtellung einer Eichel von der im Schloßho von Windſor wachſenden Eiche ein. Am Tage der Königs⸗ krönung ſollen nämlich in allen wichtigeren Städten des Imperiums Eichen gepflanzt werden, die von der Eiche von Windſor ſtammen, dem die„Einheit aller britiſchen Völker“ ſymboliſierenden Baum. ab Drei Tote einer Kohlengasvergiftung. Ein bedauer⸗ licher Unglücksfall ereignete ſich an Bord eines Schlepp⸗ kahns in Paris. Die Familie des Schiffers wurde am Sonntag morgen mit ſchweren Kohlenoxydgasvergiftungen in ihren Betten aufgefunden. Dreſ Kinder waren bereils tot. Der Vater und ein elffähriger Junge ſchweben in Le. bensgefahr, während die Mutter und das fünfte Kind mil dem Leben davonkommen dürften. 4% Fliegertragödie in Ungarn. Wie aus Fünfkirchen gemeldet wird, ſtürzte in der Nähe der Stadt der bekannte Sportflieger Bölöny mit ſeinem Flugzeug ab. Während des Transportes zum Krankenhaus erlag er ſeinen Ver⸗ letzungen. Als die Mutter des Verunglückten dies erfuhr, erhängte ſie ſich. Allgemeine Wehrpflicht in Mandſchukuo. In Hſinging werden Vorbereitungen für die Einfüh⸗ rung der allgemeinen Wehrpflicht getroffen. Dabei iſt an⸗ ſcheinend eine dreijährige Dienſtpflicht vorgeſehen. Es iſt erklärt, daß dieſe Maßnahme für die Sicherheit Mandſchu⸗ kuos notwendig geworden ſei. Einzelheiten über die Glie⸗ derung und die Stärke des Aktivbeſtandes der Armee ſte⸗ hen noch nicht feſt. Lebendig eingemauert! Tragödie in einer böhmiſchen Grube. Prag, 23. Dezember. Die Unterſuchung des Unglücks auf der Grube Prokop in Soborten nordöſtlich von Teplitz⸗Schönau, das ſich am 6, Oktober v. J. ereignete, führte zu einer überraſchenden Aufklärung Sechs Bergleute wurden damals das Opfer des Unglücks. Ein Oberſteiger hatte einer Kommiſſion, die in die Grube kam, gemeldet, daß ſchlagende Wetter auf⸗ getreten ſeien und die Grube brenne. Die Kommiſſion hatte daraufhin die ſofortige Abdichtung der Grube durch eine Ziegelmauer angeordnet. Dieſer Tage nun ſtiegen zwei Bergleute mit Sqauer⸗ ſtoffapparaken in den Schacht, um die Verunglückten zu bergen. Ihnen bot ſich ein entſetzlicher Anblick. Die Berg. leute lagen beiſammen. Ihre Köpfe beugten ſie über einen Waſſerbehälter und hielten ſich gegenſeitig an den Händen. Wie ſich herausſtellte, waren die Bergleute lebendig einge⸗ mauert worden, obwohl ſie in zwei bis drei Stunden häl'⸗ ten gerettet werden können Eine oberflächliche Beſichtigung zeigte klar, daß jn der Grube überhaupk kein Brand aus⸗ gebrochen war. Die Leichen waren nämlich mit Schimmel bedeckt, der ſich bei größerer Hitze nicht hätte bilden kön⸗ nen. Auch das Handwerkszeug der Token und die Kohlen waren unverſehrk. ö Flugzeugunfälle in A A Auffindung des verſchollenen As A-⸗Poſtflugzeuges.— Un⸗ fall eines weiteren Flugzeuges. Newyork, 22. Dez. Nach einem in Salt Lake⸗City (Utah) aufgegebenen Funktelegramm hat der Leutnant Cooper, ein Flugzeugführer der Nationalgarde, die Trüm⸗ mer des ſeit mehreren Tagen verſchollenen Poſtflugzeugs in unwegſamer Bergwildnis in der Nähe von Calder (Idaho) aufgefunden. Die beiden Bordinſaſſen waren tot. Die bekannte Fliegerin Emilia Earhart iſt in Salt Lake⸗ Eity eingetroffen, um an der Suche nach dem ſeit etwa einer Woche mit ſieben Inſaſſen verſchollenen Paſſagier⸗ flugzeug, das in der Bergwildnis von Utah abgeſtürzt ſein muß, teilzunehmen. Aus Port Jervis im Staate Newyork wird ein dritter Unfall, von dem die amerikaniſche Zivilluftfahrt betroffen worden iſt, gemeldet. Dort iſt ein Paſſagierkransporfflug⸗ zeug mit elf Inſaſſen nach einer gefahrvollen Noklandung während ſchweren Sturmes ſtark beſchädigt worden. Viar Paſſagiere wurden ſchwer verletzt. Nur der Geſchicklichkeit und dem Mut der dreiköpfigen Beſatzung, unker der ſich auch der bekannke Transaklankikflieger Dick Merrill be. fand, iſt es zu verdanken, daß eine noch größere Kataſtro⸗ phe vermieden werden konnte „TTT erwartete Kunde. Des langen, vergeblichen Harrens endlich müde, hatte ſie in ihrer fieberhaften Spannung bereits nach⸗ gelaſſen, als eines Morgens doch ein umfangreicher, einge⸗ ſchriebener Brief ſeines Anwalts aus Breslau an ihren Sohn eintraf. Letzterer, welcher eben von einem Frühritz auf die Felder heimkehrte, begegnete vor dem Schloßportal dem Poſtboten, nahm ihm da gleich den Brief ab, quittierte ſtehend über den Empfang, und nachdem er, wie üblich, den weither von der Station auf ſeinem Rade gekommenen; ermüdeten Briefträger zu einer Erfriſchung im die Leuke⸗ küche geſchickt hatte, begab er ſich hinauf in ſein Arbeits⸗ zimmer. Gernot war von der allgemeinen Erregung und Span⸗ nung der vergangenen Wochen nicht freigeblieben, wenn er ſie ſich auch nicht hatte anmerken laſſen, und nun jetzt, von der Entſcheidung, fühlte er, wie ihm das Herz ſchlug. Er zwang ſich jedoch zur Selbſtbeherrſchung, ſetzte ſich in ſeinen Seſſel vor dem Schreibtiſch und legte den Brief auf die Mappe davor. Und erſt im Verlauf einer ganzen Weile, nachdem er ſein ſeeliſches Gleichgewicht wiederhergeſtellt, öffnete er das Schreiben. Mehrere zuſammengefaltete Pa⸗ piere fielen heraus. Gernot griff zuerſt nach dem an ihn gerichteten Brief des Anwaltes; danach las er die anderen Schriftſtücke. Noch hatte er ſie nicht ganz beendet, da klopfte es, und ohne ſein„Herein“ abzuwarten, erſchien die Grä⸗ fin, ſichtlich aufgeregt, im Zimmer. Sie hatte erfahren, daß e ihrem Sohn einen eingeſchriebenen Brief ge⸗ bracht. 11e dat du Nachricht von deinem Anwalt?“ forſchte ſie 1 haſtig. 5 „Ja,“ ſagte er zögernd. „Gibt er endlich Aufſchluß über Lydia?“ heiſchte ſie atemlos weiter. „Ja, Mutter.“ Und abermals hielt er inne, vor der Wirkung der er⸗ haltenen Mitteilungen auf die jetzt furchtbar erregte Frau bangend. i 6„Lebt ſie, oder iſt ſie tot?“ ſtieß ſie jetzt angſterſtickt rvor. N „Sie lebt,“ ſagte er ſo ruhig wie möglich. 1 „Alſo doch! Allmächtiger Gott!“. Cortletzung folat.) T S. e eee —— S— e = führen. Badiſche Chronik Die Arbeiten der Reichsautobahn bei Karlsruhe. () Karlsruhe. Die Arbeiten auf der Teilſtrecke ſal— Karlsruhe der Neichsantobahnlini. Froßtfurk⸗-Katkeuihe ſind in vollem Umfange aufgenommen. Bei Karlsruhe haben die Arbeiten einen beſonders großen Umfang, da die Robert⸗ Wagner⸗Allee(Reichsstraße 10 zwiſchen Karlsruhe und Dur⸗ lach) gekreuzt und bei dieſer Kreuzung eine vierteilige Zu⸗ bringerſtelle errichtet wird. Außerdem ſchließt nach Süden die große Ueberführung über die 3. T. hochliegenden Reichs⸗ bahngleiſe an. Im neuen Profil der Robert⸗Wagner⸗Allee liegt die Straßenbahn auf eigenem Bahnkörper in der Mitte die Fahrbahnen, Radfahrer⸗ und Gehwege zu beiden Seiten. Mit dem Umbau wird die Allee nach Richtung und Höhen⸗ lage begradigt und über die Reichsautobahn hinweggeführt. Da die Arbeiten bis nächſten Herbſt fertiggeſtellt ſein müſſen wird in zwei Schichten gearbeitet. l 1 5 Pläne und Aufgaben Heidelbergs. Heidelberg. In einer öffentlichen Ratsherrenſitzung ſprach Dienstag nachmittag Oberbürgermeiſter Dr. Rein⸗ haus über die Aufgaben, die der Stadt Heidelberg im Rahmen des Vierjahresplanes erwachſen werden. Er konnte darauf hinweiſen, in wie großem Maße die Stadt Heidelberg bereits durch Notſtandsarbeiten, durch Anlage von Kleinſiedlungen und Neubauſtellen, wie auch durch großzügige Feldbereinigung in ländlichen Vororten im Sinne des Vierjahresplanes vorgearbeitet habe. Eine der nächſten größeren Aufgaben ſei nun, ſolche Facharbeiter, die in fremden Berufen tätig ſind, wieder in die erlern⸗ ten Berufe zurückzuführen Die Vollbeſchäftigung und ver⸗ hältnismäßig günſtige Finanzlage der ſtädtiſchen Werke wird es vielleicht ermöglichen, im nächſten Jahre an eine weitere Senkung der Tarife zu denken. Die Klär⸗ anlage in Wieblingen ſoll verbeſſert werden, was neben der beſſeren Reinigung der in den Neckar flie⸗ ßenden Abwäſſer auch die Gewinnung von Methan⸗Gas er⸗ möglicht. Das Treibſtoffproblem wird weiter durch die Er⸗ richtung einer Benzolanlage in den Gaswerken eine Verbeſſerung erfahren Die Erweiterungskoſten der Wieb⸗ linger Kläranlage, die 1937 durchgeführt werden ſoll, dürf⸗ ten ſich auf 400⸗ bis 450 000 Mark belaufen.— Es kamen dann einige für die nächſte Zeit geplante Projekte der Stadt zur Beſprechung. In der Nachbarſchaft des Bahn⸗ hofes Heidelberg-Wieblingen ſollen weitere 100 Klein- ſiedlerſtellen eingerichtet werden. Durch den Bau einer Höhenſtraße am weſtlichen Abhang des Heiligen Ber⸗ ges ſoll die Ludolf⸗Krehl⸗Straße in ſüdlicher Richtung am Abhang fortgeſetzt und damit eine beſonders ſchöne Höhen⸗ und Ausſichtsſtraße geſchaffen werden. Schließlich wurde die Erweiterung der Heidelberger Hotelfachſchule be⸗ ſprochen. Dieſe Schule hat ſich ausgezeichnet entwickelt und erhielt jetzt den Namen„Reichshotel-Fachſchule“. () Pforzheim.(Unter dem Wagen erſtickt.) Ein ſchweres Schickſal kam über die Familie des Landwirts Ernſt Lötterle. Die erſt 30jährige Ehefrau hatte in einer Feldſcheuer Heu geholt und befand ſich auf dem Rückweg durch das Monbachtal. Hierbei ſtürzte der ſchwer beladene Wagen um und die Frau kam ſo unglücklich darunter zu liegen, daß ſie erſtickte. Neuhauſen(bei Engen).(Aufregende Jagd.) Der Farrenwärter Adolf Kaiſer wollte den Farren herum⸗ Dabei wurde das Tier aus irgend einer Arſache wütend, warf Kaiſer zu Boden, wodurch er vermutlich eine Gehirnerſchütterung erlitt. Einige Männer verſuchten den wildgewordenen Farren einzufangen und wieder in den Stall u bringen, was ihnen aber nicht gelang. Schließlich mußte 5 Forſtwart geholt werden, der das mächtige Tier erſchoß. Schuttertal.(Vorſicht bei Nebel!) In den Abendſtunden ereigneten ſich auf der Kreisſtraße, die von Kuhbach nach Schweighauſen durch das Schuttertal führt, nicht weniger als vier Verkehrsunfälle, die mit einer einzigen Aus⸗ nahme auf den ſehr ſtarken Nebel zurückzuführen ſein dürften. Zwei Motorradfahrer mußten mit ſchweren Verletzungen ins Lahrer Krankenhaus gebracht werden. Freiburg.(Rechtzeitig verhüteter Fabrik⸗ brand.) Abends entſtand in der Färberei der Firma Mez AG. ein Brand, der von einem Nachtwächter entdeckt wurde. Er rief einen Arbeitskameraden zu Hilfe und beide verſuchten mit Handlöſchapparaten, oas Feuer zu erſticken. Da dies nicht gelang, alarmierten ſie die Feuerlöſchpolizei. Dieſe traf ſofort mit einem Halblöſchzug ein und konnte in kurzer Zeit das Feuer erſticken. Die Färberei war ſchon ſeit 2 Uhr nachmit⸗ tags außer Betrieb. Die Brandurſache iſt unbekannt. Deviſenprozeß Mildenberger Staatsanwalt beantragt ſieben Jahre Zuchthaus. (—) Waldshut. Die Hauptverhandlung gegen Adolf Bernhard Mildenberger aus Säckingen wegen Vergehens ge⸗ gen die Deviſenordnung geht ihrem Ende entgegen. Der Fall war außergewöhnlich durch die in die Angelegenheit ver⸗ wickelten Perſonenkreiſe, außergewöhnlich auch dadurch, daß ein Ausländer mitbeſchuldigk war, der ſich der Strafverfol⸗ gung durch die Flucht entzogen hat. Das Landesfinanzamt Karlsruhe iſt in dieſem Prozeß Nebenkläger. Der Anllagevertreter, Oberſtaatsanwalt Luger, erachtet den Angeklagten für ſchuldig der Erſchleichung von Deviſen⸗ genehmigungen in vier ſelbſtändigen Handlungen, die infolge ihres außergewöhnlichen Umfanges und der damit verbun⸗ denen Schädigung der deutſchen Deviſenbilanz in Höhe von rund vier Millionen Schweizer Franken als beſonders ſchwer ſtrafbar anzuſehen ſeien. Sein Antrag lautete auf eine Ge⸗ ſamtzuchthausſtrafe von ſieben Jahren unter Anrechnung von anderthalb Jahren Anterſuchungshaft, 600 000 Mark Leldſtrafe, Einziezung von 600000 Mark als Werterſaz, e Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von ſieben Jahren und Tragung der Koſten des Verfahrens. Aus den Nachbargauen Beim Anſtreichen vom Schnellzug getötet. Ludwigshafen, 23. Dez. Die Reichsbahndirektion teilt mit: Am Dienstag wurde an der Brücke beim Tunnel der Strecke Frankenſtein— Weidenthal der 23 Jahre alte Tüncher Willi Becker aus Lamb recht von einem Schnellzug angefahren und getötet. Becker war mit dem Anſtreichen von Brückenteilen beſchäftigt und hat dabei auf die Annäherung des Zuges nicht geachtet. Kuſel.(Kind tödlich verbrü ht.) Das viereinhalb⸗ jährige Söhnchen des Muſikers Ludwig Bürthel in Rammels⸗ bach fiel in ein Waſchgefäß mit kochendheißem Waſſer und erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß es ſofort in das Evang. Krankenhaus Kuſel gebracht werden mußte, wo das bedau⸗ ernswerte Kind ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Landau.(Todesfall.) Der in Landau im Ruheſtand. lebende Oberlandesgerichtsrat Bartz iſt nach längerem Lei⸗ den verſtorben. Bartz wurde 1869 geboren und war nach der juriſtiſchen Staatsprüfung als Aſſeſſor und Amtsrichter in Edenkoben, Kirchheimbolanden Pirmaſens und Berg⸗ zabern tätig. 1916 bis 1920 wirkte er als Vorſtand des Amtsgerichtes in Otterberg Vom 1. Januar 1920 ab war er als Landgerichtsrat in Landau, wo er am 1. April 1936 in den Ruheſtand trat. 5 5 Reblausherde in der Rheinprovinz. Bernkaſtel⸗Kues. Die Biologiſche Reichsanſtalt Vernka⸗ ſtel teilt mit: Im Jahre 1936 ſind im Oberleiterbezirk Nahe⸗ Rheingau 41 neue Reblausherde mit insgeſamt 862 Qua⸗ dratmeter verſeuchter Fläche, im Oberleiterbezirk Obermoſel, Saar, Ruwer und Saarland 155 neue Herde mit 1515 Quadratmeter Fläche und im Oberleiterbezirk Mittelrhein und Moſel 1 neuer Reblausherd mit 19 Quadratmeter ver⸗ ſeuchter Fläche und zwar in der Gemarkung Weinähr an der Lahn feſtgeſtellt worden. Im allgemeinen wurden die Herde in bereits verſeuchten Gebieten gefunden. Im Moſel⸗ gebiet iſt die Feſtſtellung eines Herdes von 11 Quadratme⸗ ter Umfang im Avelertal bei Trier bemerkenswert. An der Moſel von Trier bis Koblenz ſind erfreulicherweiſe keine Herde gefunden worden, ſo daß dieſes große Gebiet, mit Ausnahme einer im Jahre 1931 bei Detzem feſtgeſetzten Verſeuchung von 45 Quadratmeter Fläche, die inzwiſchen natürlich ſaniert wurde, noch als reblausfrei gelten kann. Trier.(Tleiderdiebſtähle) Der Inhaber eines Trierer Herrenkleidergeſchäftes vermißte fortgeſetzt Anzüge, Hoſen und Mäntel. Der Kriminalpolizei gelang es ſchließ⸗ lich, das Verſchwinden der Kleidungsſtücke aufzuklären. Ein in dem Geſchäft tätiger Flickſchneider, der im Hauſe arbei⸗ tete, hat ab und zu mit den ihm zum Aendern mitgegebe⸗ nen Kleidungsſtücken entweder einen anderen Anzug, einen Mantel oder eine Hoſe mitgenommen Die Sachen hat er dann einem Freund gegeben der ſie zu Geld machte. Beidg ſind feſtgenommen worden Insgeſamt haben ſie 30 An⸗ züge, 4 Mäntel und 10 Hoſen entwendet. 0 — Friedrichshafen.(Ein Unbelehrbarer) Das Kreispreſſeamt der NSDAp teilt mit: Auf Grund ein⸗ gehender Unterſuchungen wurde feſtgeſtellt, daß der Schrei⸗ nermeiſter und Möbelhändler Wendelin Weber⸗Friedrichs⸗ hafen ſich in einer Form über Einrichtungen des national⸗ ſozialiſtiſchen Staates äußerte, die nicht mehr länger ertra⸗ gen werden konnte. Es wurde ihm daher zunächſt auf Grund ſeiner politiſchen Unzuverläſſigkeit mit Wirkung vom Samstag, dem 19. Dezember, das Recht zur Einlöſung von Bedarfsdeckungsſcheinen entzogen. — Crailsheim.(Vom Zug überfahren) Ein 24⸗ jähriges Mädchen aus Erlangen, das in Ingersheim be⸗ dienſtet war, wurde vom Güterzug 8579 bei Poſten 31 überfahren und getötet. Es liegt Selbſtmord vor. — Enzweihingen, Kr. Vaihingen.(Tot im Waſſer aufgefunden) Eine 64 Jahre alte Frau aus Vaihin⸗ gen wurde etwa 50 Meter unterhalb der hieſigen Brücke tot in der Enz aufgefunden. Ob ein Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt, iſt noch nicht feſtgeſtellt. — Rottweil.(Neue Segelflugzeuge.) Die Segel⸗ fliegertruppe konnte zwei neue Segelflugzeuge übernehmen, von denen das eine von der Fliegerlandesgruppe 15 überwie⸗ ſen wurde, das andere von der Ortsgruppe gebaut worden war. Kreisleiter Acker taufte die Flugzeuge auf die Namen „Walter Schieber“ und„Richthofen“. Frankfurt a. M.(qauerulant kommt in die Heilanſtalt.) Die heutige Geſetzgebung gibt die Mög⸗ lichkeit, Perſonen, die dauernd die Oeffentlichkeit beun⸗ ruhigen und bei denen es nach ärztlichem Gutachten nicht ausgeſchloſſen erſcheint, daß ſie auch zu Tätlichkeiten ſchrei⸗ ten, einer Heilanſtalt zu überweiſen. Die Große Strafkam⸗ mer machte von dieſem Recht gegen den 1875 in Mainz geborenen Lorenz Caprano, der ſich zurzeit in Unterſu⸗ chungshaft im Klingelpütz in Köln befindet, Gebrauch. Der Beſchuldigte machte ſeit vielen Jahren den Gerichten zu ſchaffen. Nach dem Umſchwung ging er zu heimtückiſchen Angriffen über und mußte ſich mehrfach vor dem Sonder⸗ gericht einfinden. Er bekam Gefängnisſtrafen bis zu zwei Jahren. Im Oktober 1934 beleidigke und verleumdete er durch ein Schreiben erneut einen Beamten, was Veran⸗ laſſung gab, Caprano jetzt mit dem Ziele vor Gericht zu ſtellen, ihn in eine Heilanſtalt einzuweiſen. Gleich zu Be⸗ ginn der Sitzung lehnte der Angeklagte zwei Richter als befangen ab, ſo daß die nächſt höhere Inſtanz prüfen mußte, ob dieſe Ablehnungsgeſuche begründet waren. Dieſe Inſtanz folgte dem Antrag des Staatsanwaltes, der die Zurückweiſung der vorliegenden Anträge beantragt hatte. Nach eingehender Verhandlung, die auf Grund des Para⸗ graphen 171a unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfand, kam das Gericht zu der oben erwähnten Entſcheidung. Frankfurt a. M.(Drei koſtſpielige Reiſen.) Ein in Frankfurt beſchäftigter 25jähriger Angeklagter fuhr dreimal ohne gültige Fahrkarte nach ſeiner Heimat Lorſch bei Bensheim. Die Reiſe dorthin hätte ihn ſedesmal 2.30 Mark gekoſtet. Er fuhr mit einer in Frankfurt gelöſten Bahnſteigkarte und fiel ſchließlich einem Schaffner auf. Nicht nur, daß der blinde Paſſagier 28 Mark für die Fahr⸗ ten der Bahn nachbezahlen mußte, er hatte ſich auch noch vor dem Schöffengericht auf Grund des Paragraphen 265a des Str zu verantworten. Dieſer neu eingeſchobene Pa⸗ ragraph ſieht Beſtrafung derjenigen vor, die ſich eine Be⸗ förderung auf der Bahn in der Abſicht, nicht zu zahlen, er⸗ ſchleichen. Gegen den noch unbeſtraften Angeklagten wur⸗ den 50 Mark Geldſtrafe beantragt. Das Gericht erkannte auf 30 Mark Geldſtrafe und betonte, daß der Angeklagte noch recht glimpflich davongekommen ſei. Lalcale Nuudochial Entfliehendes Jahr Mitten in den Vorbereitungen zum Weihnachtsfeſt zer⸗ rinnt das Jahr Es iſt müde geworden. Wir ſpürten es längſt. wenn nicht der Glanz des naheſtehenden Feſtes alle anderen Dinge überſpielte und ſie mehr oder weniger un⸗ bedeutend machte. Und wir wären vielleicht in mancher ſtil⸗ len Stunde beſinnlich geworden, hätten unſere Gedanken die Reihe der geweſenen Tage zurücklaufen laſſen und ab⸗ gewogen, welche für uns gut und welche für uns trübe ge⸗ weſen waren. Aber alle Gedanken ſammeln ſich jetzt um das Feſt der Liebe und der Freude, um das Schenken, um das Feiern eines richtigen deutſchen Weihnachtsabends! Es iſt zu früh noch, etwas über dieſes entfliehende Jahr zu ſagen. Indem es uns zuguterletzt die Feiertage ſchenkt, ſo nochmals die Herzen hoch erhebend, verſöhnt es uns mit der leiſen, doch unabweisbaren Traurigkeit über alles Ver⸗ gehen. Viele von uns, die am vorigen Weihnachtsabend noch wohlgemut unter dem Lichterbaum ſtanden, ſind ge⸗ gangen, ruhen in kühler Erde und über ihrem Grabe ragt ein Tannenbäumchen, das am Heiligen Abend brennende Kerzen auch ihnen leuchten läßt— Denken wir an Weihnachten auch an ſie, denken wir all' derer, die allein in der Welt ſtehend nun zum erſten Male das Feſt begehen, denen vielleicht keine liebende Hand mehr Gaben hinlegen kann— Damit Weihnachten wirklich ein heiliges Feſt werde allen Menſchen und beſonders je⸗ nen, die wiedergewonnen, ſich ſelbſt und der großen Fa⸗ milie des Volkes. Weihnachtsferien. Endlich, ſo kann man wohl für die Schuljugend ſagen, iſt die erwartungsfrohe Zeit heran⸗ gekommen. Geſtern durften ſie die Weihnachtsferien an⸗ treten; mit einem Tannenzweig, behängt mit Süßig⸗ keiten, wurden ſie entlaſſen für 14 Tage. Die Fahnen auf allen Schulhöfen wurden eingezogen, die erſt wieder am 7. Januar zum Schulbeginn gehißt werden. Noch ein Tag der Erwartung und viele Wunſchträume werden in Erfüllung gehen. 5 Die Büros des Rathauſes hier ſind morgen nur bis 1 Uhr geöffnet. Seinen 76. Geburtstag kann heute Herr Jakob Pfliegensdörfer in noch guter geiſtiger und körperlicher Friſche begehen. Dem Hochbetagten, als älteſtem Bad. Leibgrenadier hier am Orte, die beſten Wünſche. * „Precioſa“. Der Geſangverein Sängerbund wird dieſes Jahr in ſeiner am 1. Feiertag ſtattfindenden Weihnachtsfeier die volkstümliche Operette„Precioſa“ zur Aufführung bringen. Die Leitung des Stückes und die Verteilung der Rollen liegt in beſten Händen. Da das hübſche Volksſtück bei einer Aufführung vor Jahren hier größten Beifall fand, dürfte wohl kaum daran zu zweifeln ſein, daß es auch dieſesmal bei der Aufführung im Sängerbund erſt recht einſchlagen wird. Den muſika⸗ liſch Teil hat ein Mannheimer Orcheſter übernommen. Es iſt ratſam, ſich ſchon im Vorverkauf mit Karten zu verſehen, da das Stück nur einmal zur Aufführung kommt. 5 i Weihnachten im Nationaltheater. Das wichtigſte Er⸗ eignis im Weihnachtsſpielplan der Oper iſt die Erſtauffüh⸗ rung von Richard Strauß“„Die Frau ohne Schatten“. Das ungewöhnlich ſchwierige Werk, deſſen Vorbereitungen ſchon ſeit Wochen den ganzen Spielplan der Oper beſtimm⸗ ten, erſcheint zum erſtenmal am 1. Weihnachtsfeiertag im Nationaltheater. Die muſikaliſche Leitung hat Generalmuſik⸗ direktor Karl Elmendorff. Die Inſzenierung liegt in den Händen von Heinrich Köhler⸗Helffrich. Bühnenbilder: Friedrich Kalbfuß.— Am 2. Weihnachtsfeiertag wird Puccini's Oper „Madame Butterfly“, der große Erfolg des letzten Jahres, zu einer einmaligen Aufführung wieder in den Spielplan aufgenommen. Die Titelpartie ſingt wieder Guſſa Heiken. — Am Sonntag, den 27. Dezember, erſcheint„Die ver⸗ kaufte Braut“ im Spielplan, am Montag, den 28. Dezem⸗ ber, wird„Die Frau ohne Schatten“ zum erſtenmal wieder⸗ holt.— Im Neuen Theater erſcheint an allen drei Tagen der große Luſtſpielerfolg des Schauspiels:„Der Etappen⸗ haſe“ von Karl Bunje, der bei ſeinen beiden erſten Auffüh⸗ rungen jubelnden Beifall auslöſte.— Das Weihnachtsmär⸗ chen„Frau Holle“ von Walter Oſterſpey mit der Muſik von Karl Klauß wird am 24. Dezember um 16 Uhr und am 2. Weihnachtsfeiertag(26. Dezember) um 15 Uhr gege⸗ ben. Die Intendanz des Nationaltheaters weiſt nochmals auf die Einrichtung der Weihnachtsgutſcheinhefte hin, die vier Gutſcheine mit einer Ermäßigung von 25 Prozent enthalten. N n eee e Auf einen Fernlaſtzug aufgefahren. Mannheim. Gegen 22.30 Uhr ſtieß auf der Neichs⸗ autobahn bei Wallſtadt ein aus dem Nhe N Perſonenkraftwagen auf einen infolge Motorſchadens anhal⸗ tenden Fernlaſtzug und wurde auf ſeiner rechten Seite voll⸗ ſtändig aufgeriſſen. Von den vier Inſaſſen des Perſonenkraft⸗ wagens wurden drei ſchwer verletzt, während der vierte, ein jähriger Diplomlandwirt, bald nach dem Unfall verſtarb. Die Verletzten wurden in das Städt. Krankenhaus Mannheim gebracht. 1 Motorradfahrer ſtürt. Aus unbekannter Arſa ſtürzte abends bei der Einfahrt zur Reichsautobahn ein 12 torradfahrer, der hierbei Verletzungen erlitt.— Durch unvor⸗ ſichtiges Aeberholen wurde auf der Sandhoferſtraße ein Rad⸗ fahrer durch ein Motorrad angefahren und zu Boden gewor⸗ fen. Der Radfahrer erlitt mehrere Verletzungen und mußte ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen. 43 Verkehrsſünder. Wegen Nichtbeachtung der Ver⸗ kehrsvorſchriften wurden bei einer vorgenommenen Verkehrs⸗ kontrolle 26 Krafl⸗ und Radfahrer gebührenpflichtig ber⸗ warnt; ferner wurden an 17 Kraftfahrer, deren Fahrzeuge nicht in Ordnung waren, rote Vorfahrtsſcheine ausgehändigt. i Betrunkener Kraftfahrer berurſacht einen Verkehrs⸗ unfall. Obwohl er ſtark unter Alkaholenge ſtand, 15 erte in der Nacht ein auswärts wohnender Mann bei einer Fahrt durch die Käfertalerſtraße ſeinen Perſonenkraftwagen, wobei er einen in gleicher Richtung fahrenden Radfahrer von hinten anfuhr und zu Boden ſchleuderte. Der Radfahrer erlitt mehrere Verletzungen und mußte nach einem Krankenhaus gebracht werden. Der leichtſinnige Fahrer, dem die re abgenommen wurden, hat gerichtliche Beſtrafung zu gewär⸗ tigen. Unentgeltliche Tage im Schloßmuſeum. Am 2. Weihnachtsfeiertag, den 26. Dezember und Sonntag, den 27. Dezember, iſt das Städ. Schloßmuſeum in der Zeit von 11—16 Uhr bei freiem Eintritt zu⸗ gänglich. Die Beſucher werden insbeſondere noch einmal auf die Sonder⸗Schau„Deutſche Kunſt“ hingewieſen. Die prachtvollen Tafeln aus der neuen Veröffentlichung des Angelſachſen⸗Verlags zeigen ſo recht deutlich, wie unermeßlich groß der Lebensraum der deutſchen Kunſt iſtund wie die Denkmäler, die auf heimatlichem Boden erwuchſen und von deutſchen Menſchen geformt wurden, über die Jahrhunderte hinweg ihre unvergängliche Sprache ſprechen. Die Schau„Mannheimer Planken“, die in eindrucks⸗ voller Weiſe das ſtädtebauliche Werden dieſes Straßen⸗ zuges ſchildert, iſt gleichfalls, allerdings nur noch bis Anfang Januar 1937 zugänglich. Am 24. Dezember ab 13 Uhr und am 1. Weihnachtsfeiertag bleibt das Schloßmuſeum geſchloſſen. Dagegen iſt das Muſeum an Sylveſter von 11—31 Uhr und 14—16 Uhr und am Neujahrstag von 11—16 Uhr geöffnet. Das gleiche gilt für das Theatermuſeum der Stadt Mannheim. Die Oeffnungszeiten ſind hier von 10—13 Uhr und 15—17 Ahr. Auch ſei auf die ſoeben eröffnete erſte theater⸗ geſchichtliche Sonderſchau„Die neue deutſche Oper“ be⸗ ſonders aufmerkſam gemacht. Sie gibt in Bühnenbildern, Rollendarſtellungen, Figurinen, Partituren, Druckwerken und ſonſtigen Dokumenten einen Ueberblick über die in den letzten drei Jahren erſchienenen neuen deutſchen Opern, die aufgrund ihrer Bedeutung auf den deutſchen Bühnen ihre Ur⸗ und Erſtaufführungen erlebten. * — Mitnahme von Handgepäck. Ueber die Mitführung von zu umfangreichem Handgepäck in die Abteile der Reiſe⸗ züge, durch die eine ordnungsmäßige Abwickelung des Reiſeperkehrs weſentlich erſchwert wird, wird immer noch Klage geführt. Nach dem Geſetz ſteht dem Reiſenden nur der Raum über und unter ſeinem Sitzplatz für Handgepäck zur Verfügung. In den Seitengängen und in den Vor⸗ räumen darf Handgepäck nicht abgeſtellt werden. Umfang⸗ reiches Handgepäck muß bei der Gepäckabfertigung als Reiſegepäck aufgegeben werden. Von dem einzelnen Reiſen⸗ den muß heute mehr denn je verlangt werden, daß er ſich durch die im Verkehr erforderliche Rückſichtnahme in die Gemeinſchaft einordnet, — Warnung an leichtſinnige Briefſchreiber. Es gibt Menſchen, die machen ſich keinerlei Gewiſſen daraus, ihre Mitmenſchen zu verdächtigen. Häufig gehen dieſe Anwürfe von Mund zu Mund und es iſt dann ſchwer, den Gerüchte⸗ macher zu packen und zur Verantwortung zu ziehen. Meiſt will es dann keiner an dem Klatſch beteiligten Perſonen geweſen ſein. Zu der Verleumdungsſucht kommt dann noch die Feigheit. Ein anderer Weg iſt die Verleumdung durch Briefe. Hier iſt der Urheber ſchon leichter zu faſſen, wenn er ſich nicht hinter der Anonymität verſteckt. Darüber ſollte ſich jeder im klaren ſein, daß unberechtigte Vorwürfe in je⸗ dem Falle eine Strafe nach ſich ziehen. Die Ehre aller Volksgenoſſen iſt geſchützt. Das mußte auch dieſer Tage eine Wiesbadener Einwohnerin erfahren, die in einem Brief an das Fürſorgeamt einen Wohlfahrtsempfänger des unbe⸗ rechtigten Bezuges der Unterſtützung verdächtigt. Die ein⸗ gehenden Unterſuchungen ergaben die völlige Haltloſigkeit dieſer Verleumdung. Die Briefſchreiberin wurde in eine Strafe von 100 Reichsmark genommen. Sie wird wohl dar⸗ aus gelernt haben, daß man es ſich vorher genau über⸗ legen muß, bevor man einen Mitmenſchen verdächtigt. — Entlaſtungszüge für den Feiertagsverkehr. Die Reichs⸗ bahn führt über Weihnachten und Neujahr 1936⸗37 eine große Anzahl von Entlaſtungszügen(Vor⸗ und Nachzüge, ue Sonderzüge nach beſonderem Fahrplan), die aus einem Aus⸗ hang bei den Bahnhöfen und Reiſebüros zu erſehen ſind. — Anmeldepflicht zur Reichskammer der bildenden Künſte. Es beſteht Grund zu der Annahme, daß zahlreiche Künſtler im Anſtellungsverhältnis außerhalb von Behör⸗ den ihre Anmeldepflicht zur Mitgliedſchaft bei der Reichs⸗ kammer der bildenden Künſte nicht erfüllt haben. Die Kam⸗ mer erſucht deshalb, die Anmeldung umgehend nachzuholen, da ſich die Säumigen ſtrafbar wachen und zur Nachleiſtung der Kammerbeiträge herangezogen werden müſſen. Kam⸗ merpflichtig ſind alle angeſtellten Architekten. Gartengeſtal⸗ ter, Innenraumgeſtalter, Bildhauer, Maler, Graphiker, Ge⸗ brauchsgraphiker, Muſterzeichner, Entwerfer, Kunſthand⸗ werker aller Zweige Herſteller von Reiſeandenken, Sieges⸗ preiſen und Ehrengaben, Lehrkräfte von Anſtalten der bil⸗ denden Künſte, Kunſtverleger und-händler. Dienſtkleidung für RKeichsbahn⸗Kraftwagenfahrer. Die Fahrer in Schnellreiſewagen der Reichsbahn auf den Autobahnen uſw ſind verpflichtet worden, vom 1. Januar ab vollſtändige Dienſtkleidung zu tragen. Sie beſteht in der Hauptſache aus einer Joppe aus dünkelblauem Wollſtoff, einer langen Hoſe aus ſchwarzem Trikotſtoff bezw. Stiefel⸗ hoſe in Halbbreechesform, Mantel aus ſchwarzem Tuch und Mütze aus dunkelblauem Tuch. Als Rangabzeichen tragen die Schnellreiſewagenfahrer eine Achſelklappe aus dunkel⸗ blauem Tuch mit rotem Vorſtoß und roter Tuchunterlage. Wie alt iſt der Chriſtbaum? Er iſt noch gar nicht ſo ſehr alt, der liebe Weihnachts⸗ baum mit ſeinen Kerzen und ſeinem bunten Schmuck. Zwar hat man ſchon im frühen Mittelalter Tannenzweige, Miſtel und Stechpalme zur Weihnachtszeit unter die Dächer oder an die Zimmerwände geſteckt, da und dort hat man wohl auch Tannenbäume vor den Häuſern aufgeſtellt, aber von einem richtigen Chriſtbaum wird erſtmals im Jahre 1605 berichtet. Der Bericht ſtammt aus Straßburg im El⸗ ſa ß und es heißt darin:„Auf Weihnachten richtet man Dannenbäum in den Stuben auff, daran hencket man Roſ⸗ ſen aus vielfarbigem Papier geſchnitten, Aepfel, Oblaten, Ziſchgolt, Zucker ete...“ Es hat lange gedauert, bis der Tannen⸗Weihnachts⸗ baum ſich bei uns durchſetzte. Stiche aus dem 18. und An⸗ fang des 19. Jahrhunderks weiſen den Baum noch nicht auf, ſondern entweder nur eine mit Geſchenken behängte, lichterbeſteckte ſogenannte Pyramide, d. h. ein Holgzgeſtell beſonderer Art, oder ein in der Ecke ſtehender großer Bu⸗ ſchen, mit Pfefferkuchen und Aepfeln behängt. Die zugehö⸗ rigen Lichter ſtanden auf dem Gabentiſch. Ein kurfürſtlich⸗ brandenburgiſches Edikt aus dieſer Zeit unterſagt ſogar ausdrücklich das Anbrennen von Tannenbaumkerzen, weil es—„heidniſcher Brauch“ ſei. Sicher iſt, daß das ganze Brauchtum deutſchen Weihnacht anknüpft an die uralte germaniſche Feier der Winterſonnenwende. Damals feierten ſie den Sieg des Lichts über die Dunkelheit, der ſich ſchon in den Tagen der Sonnenwende ankündigte. Das Chriſtentum hat ſodann den 25. Dezember gefeierk,„nicht wegen der Ge⸗ burt der Sonne, ſondern wegen der Geburt deſſen, der die Sonne geſchaffen hat“. Ueberall aber verband ſich mit dem Weihnachtslicht das Symbol der Lichtwerdung, ſei es, daß die Sonne ſich wieder der Erde zu nähern begann, ſei es, daß das Licht von Bethlehem über der Finſternis der Welt aufgegangen war. Und der Chriſtbaum iſt uns ſo recht zum Symbol der Lichtwerdung geworden. zur Feier der Die Weihnachtsmärkte In der Zeit, da der Weihnachtsbaum feinen Siegeszug antrat, alſo im 17. Jahrhundert, ſind auch die erſten Weih⸗ nachtsmärkte aufgekommen, die damals an die Stelle der ſogan. Nikolaus⸗Märkte traten. Vor allem war es der Nürnberger ſogen. Chriſtkindles-Markt, der in der alten Noris am Sitze einer bedeutenden Spielwareninduſtrie zu einer Geltung gelangte In Berlin ſah im 18. Jahrhundert der Schloßplatz in den Tagen, die dem Weihnachtsfeſt vor⸗ angingen, ein recht buntes und volkstümlich luſtiges Weih⸗ nachtsmarkt⸗Treiben. Von dem Lichtglanz und der Fülle von Spielſachen auf dem Frankfurter Weih⸗ nachts markt, der ſich auch jetzt noch erhalten hat, wird in einem Briefe Goethes erzählt. Auch der Leipziger „Chriſtmarkt“ und der„Strizl“-Markt in Dresden beſaßen im 18. Jahrhundert einen weitverbreiteten guten Ruf. München hat auch ſeinen Chriſtkindl⸗Markt, der von der Bevölkerung, beſonders der Jugend, gern beſucht wird. Ueberall dort, wo ſolche Weihnachtsmärkte oder Weih⸗ nachtskulten noch zu finden ſind, ſtrömen ſie heimliche Vor⸗ ahnungen von dem Weihnachtsfeſt ſelbſt aus. 2 85 irft, ſchädigt ſein Volk! Immer wieder werden in den Müllkäſten weggeworfene Nahrungsmittel und vor allem leider in erheblichem Um⸗ fang Brotreſte gefunden. Das darf nicht ſein. Das tägliche Brot iſt Volksaut und darf nicht verkommen. Brot wird durch die harte Arbeit hes Bauern dem Boden abgerungen. Brot muß als ein Geſchenk der Erde geachtet werden. Wer Brot wegwirft, ſchädigt ſein Volk. Wer das Brot achtet und ſorgfältig nutzt, hilft die Ernährung ſichern für das Volk und ſich ſelbſt. Durch die Hand der Hausfrauen gehen faſt alle Nahrungsmittel. Sie ſind berufen, das tägliche Brot zu hüten. Laßt kein Brok vertrocknen, auch der kle ſich noch gut im Haushalt verwerten. Werft nis kek das tägliche Brok! ſte Reſt läßt hes weg, ach. Gedenktage 23. Dezember. 1865 Der Generalfeldmarſchall Herzog Albrecht von Wurt⸗ temberg in Wien, deutſcher Heerführer in den Schlach⸗ „ten im Elſaß, Lothringen und Flandern, geboren. 1870(bis 24.) Siegreiche Schlacht a. d. Hallüe unter Ge⸗ neralfeldmarſchall Edwin v. Manteuffel gegen die franzöſiſche Nordarmee. Sonnenaufgang 8,10 l 8,1 Sonnenuntergang 15,48 Mondaufgang 12,10 Monduntergang 2,16 Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: g Mittwoch, 23. Dezember, 20 Uhr: Miete M 11 und 1. Sondermiete M 6: Zum letzten Male: Spatzen in Gottes Hand. Luſtſpiel von Edgar Kahn und Lud⸗ wig Bender. Donnerstag, 24. Dezember, 16 Uhr: Außer Miete Frau Holle. Weihnachtsmärchen von Walter Oſter⸗ ſpey, Muſik von Karl Klauß. Freitag, 25. Dezember, 18.30 Uhr: Außer Miete: Zum erſten Male: Die Frau ohne Schatten. Oper von Richard Strauß(Eintauſch von Gutſcheinen auf⸗ Verſammlungs⸗Kalender. f Schach⸗ Vereinigung. Heute Mittwoch Spielabend. Männergeſangverein 1861, Mhm.⸗Seckenheim. Am Freitag, 25. Dezember 1936(1. Weihnachts⸗ feiertag), abends 7.30 Uhr, veranſtaltet der Männer⸗ Geſangverein im Lokal„Zum Löwen“ ſeine diesjährige Weihnachts- Feier Ein reichhaltiges Programm bietet die Gewähr für einige genußreiche Stunden. Wir laden hierzu unſere aktiven ſowie paſſiven Mit⸗ glieder und deren Familienangehörigen herzlich ein Der Vereinsführer. 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Donnernd, praſſelnd und heulend wie ein ſturmge⸗ peitſchtes Meer, wenn er durch meterhohes Elefanten⸗ gras oder Bambushaine hinraſt und alles, was da kreucht und fleucht, in wilder Todesangſt vor ſich herjagt, unge⸗ fährlich und leicht züngelnd, wenn er über die dürre Steppe kriecht. Aber von weiter Ferne geſehen, ſind es immer nur kleine, leuchtende Streifchen, das einzige Le⸗ benszeichen in der dämmernden Natur. Nichts verrät, daß der Blick den Lebensraum von Hunderttauſenden von Menſchen umfaßt, daß Millionen und aber Millionen von Lebeweſen aller Art, die ſich vor der ſtechenden Sonne ver⸗ krochen haben, herauskommen und ſich zum Kampf ums Daſein rüſten. Dort iſt Afrika, dort wohnt der„Schwarze“, der Mohr, mit allen ſeinen Vorzügen und Schattenſeiten. Ein Kind der Natur, mit jeder Faſer ſeines Denkens, Fühlens und Seins mit Mutter Erde verbunden, einfach, ſchlicht, unkompliziert wie ſie ſelbſt. Unerbittlich gilt das Prinzip der Ausleſe. So muß man den Schwarzen ſehen. Auch er kämpft einen ſchweren Kampf ums Daſein. Iſt der Neger faul? Eine ganze Flut von Afrika⸗Filmen iſt in den letzten Fahren den Kulturmenſchen gezeigt worden. Und bei jedem hat es ein liebevolles Schmunzeln ausgelöſt, wenn man im Bild die kleinen drei⸗ bis fünfjährigen Knirpſe mit ihren dicken Köpfen und ſtrotzenden Bäuchen, und ihrem altklugen Blick ſah. Und doch fängt ſchon bei dieſen Kindern oft der Ernſt des Lebens an, und manches Kind unſerer Breiten würde nicht damit zufrieden ſein, wenn es wie ſo ein kleines Maſſaibürſchchen von 6 bis 7 Jahren bei Tagesanbruch mit einigen hundert Stück Groß⸗ vieh und der doppelten Zahl Ziegen und Schafen vom Kral weg kilometerweit in die Steppe auf die Weide ge⸗ ſchickt wird. Wehe ihm, wenn am Abend ein Tier fehlt oder ein neugeborenes Kälbchen im Buſch zurückgeblie⸗ ben iſt. Bis zur Mannbarkeitserklärung, die etwa im 16. Jahre erfolgt, müſſen ſo die Maſſaijungen ſchwer arbeiten. Hat das Kind ſeine harte Lehrzeit hinter ſich, dann beginnt freilich die angenehmere Zeit, die des Elmorans, wo echtes Herrentum, vereint mit einem wilden, kriegeriſchen Daſein, alle Mannestugenden und— es muß offen zuge⸗ geben werden— Untugenden zur Entfaltung bringt. In geſonderten Dörfern leben die jungen Männer zuſammen. Blut und Fleiſch bilden die einzige Nahrung. Vieh wird requiriert, wo man will. Tanz und Spiel, Kämpfe mit den wilden Tieren und feindlichen Stämmen, die mit Speer, Schwert und Keule ausgefochten werden, bilden den wichtigſten Inhalt dieſes Lebensabſchnittes, den er nur, gezwungen und verdrängt von der heranwachſenden Jugend, nach 20 bis 30 Jahren aufgibt, um nunmehr in geruhiger Ehe im Altmännerkraal für die Erhaltung des Stammes und ſeiner Familie zu ſorgen. Friedlicher, aber nicht minder ſchwer verläuft das Daſein der ackerbauenden Neger. Die landesübliche Auf⸗ faſſung, der Neger ſei faul, iſt grundverkehrt. Er weiß, die Natur ſchenkt nichts umſonſt, er weiß auch, daß ſie in einem Jahr unermeßlich ſpendet und im nächſten aller Mühen ſpottet. Iſt es da verkehrt, mehr zu arbeiten, als normalerweiſe genügt, des Leibes Nahrung und Notdurft zu decken? Uebermäßige Ernten können doch nicht ge⸗ borgen und jahrelang aufbewahrt werden. Aber ganz bös wird es, wenn die Regenzeit unpünktlich und nicht reichlich kommt. Dann wird Schmalhans Küchenmeiſter. In den Speichern wird zuſammengekratzt, was Mäuſe und Käfer übriggelaſſen haben; Baumrinde, Wurzeln und Larven werden geſammelt und müſſen zur Nahrung die⸗ nen. Es iſt eins der erſchütterndſten Erlebniſſe, das man haben kann, halbverhungerte, zum Skelett abgemagerte Neger, Männer, Frauen und Kinder, ganze Dörfer zu ſehen, denen die nicht mitgeſchrumpfte Haut in breiten Falten und Lappen um Leib und Glieder hängt. Müde und ſtumpf ſitzen ſie vor den Hütten oder liegen in ihnen, und über ihren Häuptern hängen rauchgebräunt in dicken Bündeln ſchöne Maiskolben oder neben ihrem Lager ſtehen in Körben Hirſe, Süßkartoffeln oder Erdnüſſe, aber unbe⸗ rührbar, das Heiligſte und Letzte, das Saatgut für die neue Ernte. Es geht faſt über Menſchenkraft, angeſichts dieſer Vorräte zu hungern und Verhungerte zu begraben. Aber die Ueberlebenden wiſſen: das Saatgut muß bleiben. Der weiße Ochs wird gemolken O, ihr guten, ſchwarzen Seelen, wie malt ſich bei euch das Weltbild. Unberechenbar erſcheint ihr dem wei⸗ ßen Neuling und ſeid doch ſo primitiv, ſo kindlich klug und reif. Tränen lachen und vor Wut platzen kann man über euch, bis man euch erkannt hat und weiß, daß es euer natürliches Recht iſt, dem weißen Herrn auf eine Frage nur zu antworten, was er gerne hören will, auch lebt Von C. Löhr wenn es der Wahrheit nicht entſpricht, daß es natürlicher Selbſtſchutz iſt, gelegentlich zu ſchwindeln und zu mopſen. Es iſt nun einmal ſo, daß dem Boy nach Antritt einer neuen Stelle nahe Verwandte— beſonders beliebt ſind Großmütter— ſterben und dem gramgebeugten Enkel un⸗ endliche Beerdigungskoſten machen, die nur durch einen gewaltigen Vorſchuß aufgebracht werden können. Wieder einige Wochen ſpäter wird geheiratet, und wieder wird der gutmütige weiße Ochs gemolken. Mittlerweile findet der Herr an einem ganz merkwürdigen Platz, etwa hinter einer Gardine oder unter einer Tiſchdecke, rein zufällig einige Geldſtücke. Wie kommen ſie dahin? Fehlten nicht neulich einige Mark, die beſtimmt in der Taſche hätten ſein müſſen? Boy, erkläre mir das Rätſel, und Abdalah erklärt: ujiniſamehe, verzeihe, hoher Herr, natürlich iſt es dein Geld, es ſteckte in der ſchmutzigen Hoſe, die ich dem Wäſcher, dieſem ungetreuen, diebiſchen Kerl, geben wollte. Gerade noch rechtzeitig merkte ich es, du warſt nicht da, deshalb verſteckte ich es und habe leider vergeſſen, es dir am Abend zu ſagen, ujiniſamehe. Gerührt belohnt man den ehrlichen Finder, und wenigſtens etwas getröſtet, ſteckt Abdalah den Obulus ein. Allah war nicht ganz ſo groß, wie man gehofft hatte, aber wenigſtens gab er et⸗ was. Nach weiteren acht Tagen Unentdecktſeins wäre das Geld als ehrlich erworbener Beſitz hundertprozentig in die Taſche Abdalahs gewandert. Denn unzweifelhaft hat der Herr nunmehr den Verluſt entweder gar nicht ge⸗ . oder abgeſchrieben. Geſchah ihm da noch unrecht? Nein! Ein armer Mohr hat ſtets viele Wünſche und niemals Geld. Jeder ſorge, wo er bleibe; es iſt amri ya mungu, Gottes Wille, mit möglichſt wenig Gehirn⸗ und Körper⸗ kraft möglichſt viel zu erreichen. Alle Ideen, alle Wege dazu ſind recht, ſonſt wären ſie nicht da. Die Hühner z. B. brauchen nach Anſicht der Neger kein Waſſer, ſie leben ja, ohne welches zu haben oder zu bekommen. Es iſt auch keine Quälerei, ihre Beine zuſammenzuſchnüren, einen Stock zwiſchen den Beinen durchzuführen und ſie mit dem Kopf nach unten ſtundenlang durch die glühende Sonne zu tragen. Sie rühren ſich ja bei dieſer Prozedur nicht, ſchreien auch nicht und laufen am Abend nach einer Stunde Herumhockens wieder munter herum. Alſo war es richtig. Und Hunde? Die ernähren ſich immer ſelbſt und finden ſchon irgend etwas; fühlen tun ſie ſowieſo nichts. Das Geheul bei Prügel iſt mehr eine grundſätz⸗ liche Lebensäußerung, kein Zeichen von Schmerz, denn ſie jaulen, auch wenn der Schlag vorbeigeht. Treibt den Teufel aus! Und doch gibt es unter den farbigen Jungen Pferde⸗ pfleger von vollendeter Sachkenntnis mit wirklichem Ver⸗ ſtändnis und Liebe zu den ihnen anvertrauten Tieren. Wie haſt du, braver Asman, mit Kaprule, dem ſtörrigſten Maultier der ganzen Oſtküſte, auf Safari allmorgendlich gekämpft, bis es endlich geſattelt und gezäumt und nun ganz gottergeben daſtand. Stundenlang dauerte mitunter der Kampf, Beſchwörungen und ſchärfſte Injurien nützten ebenſowenig wie Prügel oder veraltete Kniffe. Alle Tricks wurden verſucht, ſaftigſte Bananen wurden prä⸗ ſentiert und friſcheſtes Waſſer gereicht und oft in tiefſter Nacht aufgeſtanden, um durch ein Ueberraſchungsmanö⸗ ver den Kopf ſo dicht an einen Pfahl oder Baum anzu⸗ binden, daß Beißen oder Schlagen unmöglich war. Und war endlich der Kampf ſiegreich beendet, war beiderſeits alles vergeben und vergeſſen. Liebevoll fuhr der Striegel noch einmal über das glatte Fell, es wurden die Hufe gereinigt und nachgeſehen, ob der Sattelgurt richtig ſaß. Trotzdem hatte auch dieſer „Wann ſchlachtet ihr einen Ochſen“, ſo fragte eines Tages ein von ſeinen Arbeitern wegen rückſtändigen Lohns bedrängter Pflanzer ſeine Arbeiter.„Schon, wenn er noch klein und mager iſt und nur Haut und Knochen hat, oder erſt, wenn er völlig ausgewachſen iſt und ſich einen ſchönen, runden Bauch angefreſſen hat und das Fell ſaftiges Fett und feſtes Fleiſch umſpannt?“„Natür⸗ lich erſt dann“, war die Antwort der geduldigen Mohren. „Seht“, kam nun die Schlußfolgerung des Pflanzers, „genau ſo geht es euch mit mir. Ihr wollt euren Lohn und ſeid ſogar ſchon zum Bezirksamt klagen gegangen, dabei iſt die Shamba, die Pflanzung, noch ganz klein und gibt noch keinen Ertrag. Aber in einigen Jahren, wenn alles bebaut iſt und die Bäume vor Früchten bre⸗ chen, wird das Geld in Maſſen kommen. Dann bekommt ihr alles nachgezahlt auf Heller und Pfennig, dann wer det ihr in Milch und Honig ſchwimmen, und alle eure Wünſche werden befriedigt. Jetzt begnügt euch bis auf weiteres mit dem Poſho(Naturalverpflegung), das ihr als euer Deputat täglich bekommt.“ Und die Arbeiter blieben! Sind es nicht verſtändige Burſchen? Ein ſalomoniſches Arteil Groß iſt die Zahl derartiger Erlebniſſe. Ein letztes möge das Bild abrunden. Zwei Brüder ſtreiten um das Erbe ihres Vaters, das aus ſieben Kühen und einer immerhin noch annehmbaren Sklavin beſteht. Der ge⸗ wiſſenhafte Bana Shauri(Richter) läßt ſich Vieh und Sklavin vorführen, um den Wert feſtzuſtellen und gerecht zu teilen. Die Sklavin wollen beide; die umworbene Schöne hat keine beſonderen Wünſche; ihr iſt alles recht. Daraufhin feierliches Urteil: der eine Erbe erhält drei Kühe und die Sklavin, der andere vier Kühe. Nach Mo⸗ naten kommt der Richter in das Heimatsdorf der Prozeß⸗ hanſel. Er ſieht und erkennt den einen und fragt, ob das Urteil angenommen und der Friede geſchloſſen ſei. „Jawohl“, ſagt der Ortsälteſte ſtatt des Erben. „Lakini“, aber, aber, aber— das unentbehrlichſte Wort des Negers.„So ganz zufrieden waren ſie mit deiner Entſcheidung nicht; ſie ſind deshalb zum Häuptling gegan⸗ gen und haben ihm den Fall noch einmal vorgetragen, und er hat richtig und zur allgemeinen Zufriedenheit ent⸗ ſchieden. Jeder der beiden Erben hat drei Kühe erhalten, eine Kuh und die Sklavin hat der Gerichtsherr als Urteils⸗ gebühr vereinnahmt.“ Strahlend beſtätigt der glückliche Erbe ſein volles Einverſtändnis mit dieſem ſalomoniſchen Urteil. Klar und eindeutig beleuchten derartige Erlebniſſe alle Seiten der ſchwarzen Pſyche. Man muß ſie freilich mit dem Herzen geſucht und erfaßt, ihr Volkstum, ihre Sitten und Gebräuche erforſcht und erkannt haben, um alle ihre guten Eigenſchaften herauszuholen. Nie war man ſicherer, als wenn ein oder zwei zuverläſſige Askari auf gefähr⸗ lichen Jagdgründen dabei waren, und war man allein hinausgegangen, und die Nacht überraſchte einen, im Buſch verirrt, dann konnte man ſicher ſein, daß man unter Signalfeuern und Schüſſen die ganze Nacht geſucht wurde, bis man gefunden war. Es ließe ſich noch manches über den afrikaniſchen Neger ſagen, was ihn als guten Helfer der Europäer und beſonders der Deutſchen kennzeichnet. Willig haben auch die ſchwarzen Großen die Ueber⸗ legenheit der Deutſchen und das Gute, was wir ihnen gebracht haben, anerkannt. Manch einer von ihnen hat ſeine Treue mit dem Tode oder Verbannung beſiegelt. Solche Opfer bringen nur Menſchen, deren Seelen gewon⸗ nen ſind. Von den vielen Gemeinheiten, die der Ver⸗ ſailler Schandvertrag enthält, iſt eine der niederträchtig⸗ ſten die verleumderiſche Behauptung, wir Deutſchen könn⸗ ten nicht koloniſieren. Jeder, der draußen war, hat ſein Beſtes gegeben, hat dem Land und den ſchwarzen Men⸗ ſchen gedient, wie es deutſches Pflichtbewußtſein, deutſche Selbſtloſigkeit und Aufopferung für eine übernommene Aufgabe verlangen. (Fortſetzung folgt.) Junge ſeine Marotte. Im⸗ mer nach zwei bis drei Mo⸗ naten ließ er rapide in ſei⸗ ner Arbeit nach, und eines Tages war es ſo weit: ſelbſt um 9 Uhr morgens ſtatt um 6 waren die Tiere noch un⸗ gefüttert und ungeputzt. „Herr, ein Teufel iſt in mir, der hält mich fern von der Arbeit, du mußt mir helfen und ihn verjagen.“„Wo⸗ mit?“„Ach, ich weiß nicht, vielleicht adabu ndogo, eine kleine Strafe.“ Wunſchge⸗ mäß wurde der Teufel jedes⸗ mal durch Brachialgewalt vertrieben, und für einige Monate war alles wieder in ſchönſter Ordnung. Viele Jahre hat Asman treu ge⸗ dient, und viele Jahre hat ihn immer wieder von Zeit zu Zeit der ſhaitani va uvivu, der Teufel der Faul⸗ heit, gequält, der jedesmal in üblicher Weiſe ausgetrie⸗ ben wurde. Zeigt je ein weißer Knecht ein ſolches Maß von„Selbſterkennt⸗ nis“? War Asman nicht ein rührender Kerl? Aufnahme: Archiv Mauritius— M. Ein Häuptling in Oſtafrika läßt ſich mit großem Gefolge durch den Urwald tragen. Vergeßt nicht Weihnachtspakete für das Wosz