Nr. 3(2. Blatt). Dienstag, 5. Januar 1937 Vom Amboß zum Hammer Schickſalsweg der deutſchen Einheit. NSg. Der Beginn des neuen Jahres, deſſen Schwelle wir überſchritten haben, liegt im Schnittpunkt zweier ge⸗ waltiger Planungen. Kaum iſt der erſte Vierſahresplan, den der Führer vor nunmehr vier Jahren ankündigte, mit Erfolg durchgeführt, kaum ſind durch die Heine Bauerntums, durch die Wiederbelebung der deutſchen Wirt, ſchaft und durch die Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit die Vorausſetzungen dafür geſchaffen, tritt die nationaſoziali; ſtiſche Bewegung und in ihr Staat und Volk an ein neues Vorhaben heran, das in ſeinem Ausmaß noch umfaſſender, in ſeiner politiſchen Wirkung noch tiefgreifender iſt. Als der Führer am 30. Januar 1933 ſein Programm bekannt⸗ gab, war Spott und Hohn das Echo einer Welt, die ihm eine Regierungszeit von höchſtens drei Monaten voraus⸗ ſagte. Heute rechnet man, vorſichtiger geworden, mit ſeinem Willen als mit einer Realität, wenn auch das Gelingen den Völkern draußen zumeiſt ein Rätſel geblieben iſt. Wir kennen dieſes Rätſels Löſung: es liegt in der deutſchen Einheit. Der Römer, der Germanien be⸗ kämpfte, wußte, daß die Zwietracht ſeiner Gegner ſein wertvollſter Bundesgenoſſe war, und Napoleon rechnete mit ihr als einer politiſchen Größe. Die Ueberwindung dieſer Zwietracht, die Schöpfung der Volksgemeinſchaft durch Adolf Hitler, bedeutet daher nicht nur die Zurückführung des deutſchen Volkes zu den tiefſten Quellen ſeines Seins, ſondern iſt gleichzeitig eine Tat von weltpolitiſcher Bedeu⸗ tung, weil ſie Deutſchland, bisher ein Objekt der Politik ſeiner Nachbarn, endlich für alle Zeit zur eigenſtän di⸗ gen politiſchen Größe macht, deren Handeln un⸗ beeinflußt von den Wünſchen der Umwelt, allein aus ihrem ureigenen Recht geboren iſt. Aus dem Amboß iſt der Ham⸗ mer geworden. Die Tragik der deutſchen Geſchichte hat ſich damit zu freudvoller Erfüllung gewandelt. Als unerreichbare Sehn⸗ ſucht zieht ſich die Hoffnung auf Einheit und Gemeinſchaft durch die deutſche Vergangenheit; nur allzu häufig erhob im Kampf um ſie der Bruder gegen den Bruder das Schwert. Bruderblut floß, als der Cherusker Hermann die gegen Rom gewonnene Freiheit ſeines Stammes durch den Zuſammenſchluß der weiten Räume Germaniens zu ſichern trachtete; Bruderblut kittete die Fundamente, die der Franke Karl für die Schaffung des Reiches legte, und immer wieder ſtehen Mahnkreuze mit deutſchen Namen am Wege der deutſchen Geſchichte, für Brüder errichtet, die von ruderhand fielen, mögen wir auf die wirren Zeiten des Bauernkrieges blicken oder auf das dreißigjährige Ringen um Konfeſſions⸗ und Glaubenskämpfe, auf die Kämpfe des großen Friedrich oder die Freiheitskriege gegen den Kor⸗ ſen oder auch auf jene jüngſte Zeit, da in irregeleitetem Haß wiederum Bruder gegen Bruder die Hand erhob, um den Sieg des neuen Deutſchlands zu verhindern. Der Sieg der Gemeinſchaft hat bewirkt, daß die Ver⸗ gangenheit wie ein böſer Alptraum hinter uns liegt, und ſo iſt aus vergeblicher Sehnſucht ſichere Gewißheit gewor⸗ den. Denn die deütſche Einheit, die Adolf Hitler ſchuf, iſt nicht mehr, wie im Mittelalter, ein nur auf der Landkarte beſtehendes, loſes Nebeneinander widerſtrebender Menſchen und widerſtreitender Intereſſen, nicht mehr, wie im Zwei⸗ ten Reich, ein Bund von Fürſten, der nicht tief genug in die Volksſeele hineinreichte: in ihrem erſten Ahnen auf den Schlachtfeldern des Weltkrieges geboren, iſt ſie der endlich gewonnene Bund der deutſchen Herzen. Und wie nur der Glauben Herz zum Herzen führt, ſo iſt der feſteſte Kitt dieſer Einheit, ſtärker als alle Gewalten feindli⸗ cher Mächte, die Glaubensgemeinſchaft geworden, unſer aller einmütige Verpflichtung auf die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung. Im tiefſten Grunde war in der Vergangenheit alles Ringen um deutſche Gemeinſchaft deshalb vergeblich, weil die deutſche Seele innerlich zerriſſen war und der deutſche Staat deshalb wohl ein politiſches, nicht aber ein volkliches Ideal ſetzen konnte. Schon Karl der Große verknüpfte mit dem Gedanken des deutſchen Volksſtaates, den er fühlen mochte, ein fremdartiges Element, als er die Idee des römi⸗ ſchen Imperiums damit verquickte. Der damals geborene Zwieſpalt Rom— Deutſchland, d. h. der Streit, ob die deut⸗ ſche Seele nach arteigenen oder von außen her beſtimmten Geſetzen fühlen und leben ſollte, iſt dann ſpäterhin zu einem Verhängnis für die deutſche Einheit geworden; er hat ſich 5 erwieſen, als die Empörung, die immer wieder im ſeutſchen Herzen dagegen auflohte. Unfere Weltanſchauung hat auch dieſem Streit ein Ziel eſetzt. Die Erkenntnis, daß Volkstum und Volksgemein⸗ ſchaft hächſter ſittlicher Wert iſt, dem alle anderen ſich unter⸗ zuordnen haben, rückt alle anderen politiſchen und welt⸗ anſchaulichen Größen von ihrem bisherigen Platze in die Sphäre der Privatmeinungen, die nicht mehr zu trennen 8 vermögen, was als Volksgenoſſe zuſammengehört. 8——— —— Der nichtbeſtellte Acker Das Gericht verhilft dem Gemeinnutz zum Durchbruch. Jeder Landmann iſt im Rahmen der Erzeugungsſchlacht verpflichtet, das Beſte aus ſeinem Boden herauszuholen. Wer Ackerflächen brachliegen läßt, verſündigt ſich an der Volksgemeinſchaft, er begeht eine Pflichtverletzung, für die die Gemeinſchaft ihn haftbar machen kann. Dieſem Gedanken hat das Amtsgericht Goldberg(Schle⸗ ſien) in einer intereſſanten Entſcheidung zum Durchbruch ver⸗ holfen. Ein ſchleſiſcher Kaufmann, der Anfang Mai 1935 in der Zwangsverſteigerung 17 Morgen Ackerland erworben hatte, weigerte ſich trotz mehrfacher Aufforderung durch den Kreisbauernführer, das Land zu beſtellen. Der Kreisbauern⸗ führer ließ darauf entſprechend ſeiner Anordnung die Felder durch einen anderen Landwirt beſtellen und verklagte ſodann den Eigentümer auf Erſatz der dadurch entſtandenen Aufwen⸗ ingen auf Grund der Beſtimmungen über die Geſchäftsfüh⸗ ng ohne Auftrag. 1 Behauptung, die vom Sachverſtändigen widerlegt lich geäußerten Willen vorgenommen worden, und es 1 17 5 flicht in Deutſchland, daß ein Acker beſtellt Der Beklagte wendete dagegen ein, daß es zur Beſtellung ungedüngten Landes Anfang Juni viel zu ſpät geweſen] muß ſich ſachgemäßer Vorratsſchutz beigeſellen. muß jede Hausfrau darauf achten, bleibt und nicht fahrläſſig umkommt. Auch Weine ſind kälte⸗ stellung der Aecker ſei im übrigen gegen ſeinen empfindlich, ebenſo Kartoffeln. Letztere ſchützt man da⸗ Der Beklagte hatte mit dieſem Vorbringen keinen Erfolg, das Gericht verurteilte ihn vielmehr zur Zahlung des vol⸗ len vom Kreisbauernführer eingeklagten Betrages. Der ent⸗ gegenſtehende Wille des Beklagten habe in dieſem Falle außer Betracht bleiben müſſen, da die Beſtellung der Aecker nicht nur in ſeinem Intereſſe, ſondern im Intereſſe des geſamten deutſchen Volkes gelegen habe. Neben den geſchriebenen Ge⸗ ſetzen gebe es auch ungeſchriebene, deren Erfüllung ſich zwangsläufig aus der Sachlage ergebe. Die gewerblichen Genoſſenſchaſten Ein erfolgreiches Jahr. Vom Deutſchen Genoſſenſchaftsverband, Berlin, wird uns geſchrieben: Das abgelaufene Jahr 1936 war für die rund 4000 im Deutſchen Genoſſenſchaftsverband vereinten gewerblichen Genoſſenſchaften ein Jahr der weiteren Stärkung der eige⸗ nen Kraft und damit der erweiterten Möglichkeit aktiver Unterſtützung der mittelſtändiſchen Wirtſchaft. Ueber den materiellen Erfolg hinaus hat aber auch der Genoſſen⸗ ſchaftsgedanke ſeine berechtigte Anerkennung in der Hef⸗ fentlichkeit gefunden. Die volle Würdigung wurde ihm auf dem kurz vor Jahresſchluß abgehaltenen 71. Deutſchen Ge⸗ noſſenſchaftstag zuteil.— Zwei bedeutende Ereigniſſe ſind für das gewerbliche Genoſſenſchaftsweſen hervorzuheben. Einmal konnte die durch die Bankenkriſe erforderlich gewor⸗ dene Aktion zur Wiedergeſundung der gewerblichen Kre⸗ ditgenoſſenſchaften erfolgreich abgeſchloſſen werden. Zum andern ſind die gewerblichen Genoſſenſchaften nun⸗ mehr endgültig in die Neuordnung der gewerblichen Wirt⸗ ſchaft eingegliedert worden. Dabei wurde der Deutſche Ge⸗ noſſenſchaftsverband unter Umgeſtaltung im Sinne des Führergedankens als alleiniger oberſter Prüfungsverband anerkannt. Ihm obliegt außer der genoßenſchaftlichen Prü⸗ fung die Betreuung ſeiner Mitglieder in allen übrigen ge⸗ noſſenſchaftlichen Angelegenheiten. Damit ſind dem Ver⸗ band, der auf eine 77jährige Tätigkeit zurückblicken kann, auch für die Zukunft wichtige Aufgaben geſtellt. Materiell wie ideell gefeſtigt überſchreiten die gewerb⸗ lichen Genoſſenſchaften die Schwelle des neuen Jahres. Lie⸗ gen auch abſchließende Geſchäftszahlen noch nicht vor, ſo kann doch aus Teilergebniſſen mit Sicherheit angenommen werden, daß die gewerblichen Kreditgenoſſenſchaften bei über 2,1 Milliarden Reichsmark geſamter Betriebsmittel Ausleihungen von über 1,6 Milliarden Reichsmark vorge⸗ gommen haben. Der Warenumſatz der Warenge⸗ noſſenſchaften, der in 1935 1,7 Milliarden betrug, dürfte ebenfalls erheblich gewachſen ſein. Dieſe Zahlen be⸗ leuchten zugleich die beachtliche Stellung der gewerblichen Genoſſenſchaften in der Geſamtwirtſchaft. Gerade im natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staate fühlen ſich die gewerblichen Genoſ⸗ ſenſchaften berufen, mitzuarbeiten an der Löſung wichtiger nationalpolitiſcher und wirtſchaftlicher Fragen. Als Volks⸗ banken errichtet, als Einkaufsgemeinſchaften des Handwerks, des Handels und des Kleingewerbes gegründet, werden die gewerblichen Kredit⸗ und Warengenoſſenſchaften im Jahre 1937 die Stütze der mittelſtändiſchen Wirtſchaft und deren Förderer bleiben. Helſt Froſtſchäden verhüten! Der noch zu erwartende Eintritt von Froſtwetter läßt es angezeigt erſcheinen, die bereits in früheren Jahren gege⸗ benen Fingerzeige zur Verhütung von Froſtſchäden in Er⸗ innerung zu rufen. Wer ſich vor Nachteilen und Vermö⸗ gensſchädigungen ſchützen will, beachte rechtzeitig die fol⸗ genden Hinweiſe, die ganz beſonders auch die Mieter von Räumen beherzigen möchten, da ſie ja das größte Intereſſe an der Betriebsfähigkeit der Einrichtungen haben, ſich oben⸗ drein bei Außerachklaſſung der gebotenen Sorgfalt bezw. N Behandlung Schadenerſatzanſprüchen aus⸗ etzen. 1. Jedes unnötige Offenhalten der Haus und Hoftü⸗ ren iſt zu vermeiden. 2. Alle Badezimmer⸗ und Kellerfenſter werden zweck⸗ mäßig durch eine Einlage aus Holzwolle, Lappen oder der⸗ gleichen luftdicht abgeſchloſſen. 3. In Gebäuden mit Zentralheizung empfiehlt es ſich, bei geöffneten Fenſtern die Heizung nicht abzuſtellen, da durch Einfrieren der Heizkörper nicht nur in den betref⸗ fenden Räumen, ſondern auch in den darunter oder dar⸗ überliegenden Räumen großer Schaden angerichtet und die Heizung außer Betrieb geſetzt werden kann. 4. Zu- und Ableitungsrohre, insbeſondere in unheiz⸗ baren Räumen, ſind durch Einpacken zu ſchützen, gegebenen⸗ falls durch brennende Lampen, Petroleumöfen oder Gas⸗ flämmchen zu erwärmen. 5. Für Badeöfen und Wannen ſind bei Eingefrierge⸗ fahr ebenfalls die unter Punkt 4 erwähnten Vorkehrungen zu treffen. Auf eine Entleerung der Badeöfen— unter vor⸗ heriger Abſtellung der Waſſerleitung— kann nur dann zuge⸗ kommen werden, wenn die Badeöfen reſtlos entleert wer⸗ den können. 5 6. Bei Waſſerkloſetts iſt bei Einfriergefahr die Zulei⸗ tung abzuſtellen, die Spülkaſten zu entleeren und das Becken durch mehrfaches Einſtreuen von Salz vor Eisbil⸗ dung zu ſchützen Gewöhnliche Aborte werden ebenfalls durch wiederholtes Einſtreuen von Salz vor dem Ein⸗ frieren geſchützt Unter allen Umſtänden iſt das Eingießen von heißem Waſſer zu unterlaſſen, da dadurch Becken und Rohre platzen und die Aborte unbenützbar werden. 7. In der Waſchküche iſt beſonders darauf zu achten, daß der Keſſel reſtlos vom Waſſer geſäubert und der Aus⸗ guß rein gehalten wird. f 2 8. Des weiteren gilt 1 1 555 Sorge all der Nahrungs⸗ mittel, die unter ſo plötzlichem Eintritt Gläſern— ſie dürfen nur in Räumen aufbewahrt werden, die vor Froſt geſchützt ſind. Iſt das nicht möglich, ſo muß Obſt mit Stroh, Holzwolle oder Torfmull abgedeckt werden. Für Gläſer und Doſen muß unbedingt ein trockener froſt⸗ freier Raum gefunden werden. Dem„Kampf dem Verderb“ Deshalb erhalten daß alles durch vor Froſt, daß man ſie mit Säcken oder Zeitungs⸗ papier abdeckt. 5 a 1. Ehemalige kurmärkiſche Dragoner Regimentsappell im Mai in Breiſach. Im Jahre 1929 weihten die Angehörigen des ehemali⸗ gen kurmärkiſchen Dragoner⸗Regiments Nr. 14 auf dem Eckartsberg bei Breiſa ch i. Br. ein ſchönes Denkmal zu Ehren der Gefallenen ihres Regiments. Schmerzlich emp⸗ fanden es damals dieſe alten Soldaten der unbeſiegten deutſchen Weltkriegsarmee, daß die Stätte ihrer feierli⸗ chen Zuſammenkunft in einem Gebiet des Reiches lag, das durch das Verſailler Diktat als entmilitariſierte Zone nicht mehr unter der Staatshoheit des Reiches ſtand. So man⸗ cher alte kurmärkiſche Dragoner hat mit dem heißen Ge⸗ fühl der Schmach im Herzen ſich damals nicht entſchließen können, dieſes der Feindwillkür preisgegebene Gebiet zu betreten. Als aber am 7. März 1936 unſer Führer den Ein⸗ marſch der deutſchen Truppen in das Rheinland befahl, entſtand in den dankbaren und freudigen Herzen der Frontkämpfer dieſes kurmärkiſchen Dragonerregiments der Wille, der Befreiungstat Adolf Hitlers ihren Dank durch einen Regimentsappell an dem Denkmal ihrer ge⸗ fallenen Kameraden auf dem Eckartsberg abzuſtatten. Ohne die Möglichkeit zu haben, ſich an jeden Angehörigen des Regiments direkt zu wenden, meldeten ſich im An⸗ ſchluß an den kurzen Aufruf viele Hunderte alter kurmär⸗ kiſcher Dragoner, um an dieſem Regimentsappell im be⸗ freiten Breiſach in der Zeit vom 8. bis 10. Mai 1937 teilzunehmen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß gerade der deutſche Front⸗ ſoldat die große Befreiungstat des Führers beſonders ſtark und perſönlich empfindet, und rührende Briefe der Dankbarkeit und Freude, aber auch der Anhänglichkeit an ihr altes Regiment geben Zeugnis von der Tiefe und Eindringlichkeit dieſes Gefühls, mit dem alte kurmärkiſche Dragoner dieſen Aufruf beantworteten. Dieſes Beiſpiel echten Frontſoldatengeiſtes läßt ſich ſelbſtverſtändlich auf alle Weltkriegsformationen anwenden. Wir nehmen es aber zum Anlaß, um unſererſejts zum Gelingen des Ap⸗ pells beizutragen, indem wir dem Wunſche des Regiments nachkommen und alle ehemaligen Angehörigen des kur⸗ märkiſchen Dragonerregiments Nr. 14, die ſich bisher noch nicht gemeldet haben, auffordern, ihre genaue Anſchrift nebſt Angabe des Jahrganges und der Schwadron, in wel⸗ cher ſie gedient haben, baldigſt mitzuteilen an Rittmei⸗ ſter a. D. Duevelius, Hof urt, Hohenzollernſtr. 16. Ein Hauptquartier„Kampf dem Verderb“. Nicht nur beim Erzeuger in der Stadt, ſondern ſchon draußen beim Bauern und Landwirt verderben wertvolle Nahrungsgüter in Feld und Hof. Syſtemvoll werden die Aufgaben in Angriff genommen, welche dieſem Verderb Ein⸗ halt gebieten. In dieſem Beſtreben ſtellt die Hauptſtelle für Pflanzenſchutz in Baden an der Staatl. Verſuchsanſtalt Auguſtenberg eine der wichtigſten Führungsſtellen. Der Land⸗ funk des Rerchsfenders Stuttgart hat dort einen Be⸗ ſuch gemacht und berichtet uns am Dienstag, den 5. Januar, um 11.35 Uhr in einem Hörbericht aus Mann⸗ heim über die Erlebniſſe an dieſer Stätte der Pflanzenſchutz⸗ forſchung. Dieſem Hörbericht geht um 11.30 Uhr ein Kurz⸗ vortrag voraus, der unſer Landvolk über die Bedeutung der Kreisbauerntage aufklären foll. Halte ein und denke nüch: Wo kannſt Du noch dem WSH W. ein 5 Opfer bringen? 7 1 5 von Kälte leiden könnten: Obſt, Gemüſe, Konſerven, gleich ob in Doſen oder lagetermins. Die Käufe kamen in erſter Linie dem Markt feſtverzinslichen Werte zugute. Reichsaltbeſitzanleihe be wurde Tagesgeld mit 3 bis 37 Prozent genannt. 1 Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 4. Jan. Preiſe für Weizen, Roggen, Brau- und Induſtriegerſte unverändert. Futtergerſte 59⸗60 kg Januar 1937 Preisgeb. G 7 16,70, G 8 17, G 9 17,20, G 11 17,50, plus 40 Pfg. Ausgl.; Qualitätszuſchläge: Für 1 kg über Durchſchn. 0,15, für 2 kg 6,30, für jedes weitere kg bis zu 68 kg 0,10 per 100 kg; Futterhafer 46⸗49 kg Preisgeb. H 11 16,10, H 14 16,60, H 17 16,90, plus 40 Pfg. Ausgl.; Qualitätszuſchläge: Für jedes kg übe: Durchſchn. 0,10; Induſtriehafer 19,50 bis 20; Rauhfutter: Wieſenheu, loſes, gut 4,50 bis 5; Luzerneklee⸗ heu 5 bis 5,25; Roggen⸗ und Weizenſtroh gepr. 3 bis 3,20, geb. 2,20 bis 2,80; Hafer⸗ und Gerſteſtroh gepr. 2,50 bis 3, geb. 2 bis 2,50; Weizenmehl, Type 812, per Januar, Preis⸗ geb. Baden 14 bis 17 29,15, 19 und 20 und Preisgeb. Pfalz. Saar 29,50; Type 502, per Januar, Preisgeb. Baden 14 bis 17 33,40, 19 und 20 und Preisgeb. Pfalz⸗Saar 33,75; per Februar plus 10 Pfg.— Mannheimer Großviehmarkt v. 4. Jan. Der erſte Groß⸗ biehmarkt des Jahres 1937 wies durchweg eine ſehr gute Be⸗ ſchickung auf. Es ſtanden zum Verkauf: 64 Aan 290 Kühe, 110 Bullen, 158 Rinder, zuſammen 622(plus 159) Tiere. Als Höchſtpreiſe galten: Ochſen 45, Kühe 43, Bul⸗ len 43, Rinder 44 Pfg.— Auch der Kälbermarkt war nach den Feiertagen ſehr gul beſchickt, ſtanden doch 240 Tiere mehr als am letzten Großmarkttag des vergangenen Jahres zum Verkauf; insgeſamt waren aufgetrieben 667 Tiere bei einer Höchſtnotiz bon 56 bis 65 Pfg.— Auf dem Schweinemarkt iſt ein merklicher Preisrückgang zu verzeichnen, der 4,5 Pfg. beträgt, der Höchſtpreis demnach 52,5 Pfg. Auftrieb 2074 Tiere(plus 113). Die Zuteilung erfolgte jeweils im Rah⸗ men der Kontingente. Frankfurtet Getreidegroßmarkt v. 4. Jan. Amtlich notier⸗ ten: Weizen Feſtpreisgeb. W 13 21,10, W 16 21,0, W 19 21,80, W' 20 22; Roggen Feſtpreisgeb. R 12 17,40, R 15 17,70, R 18 18,10, R 19 18,30; Weizenmehl, Type 812 Feſtpreisgeb. W 13 19,05, W' 16 29,15, W'e 19 29,15, W 20 29,50; Roggenmehl, Type 997, Feſtpreisgeb. R 12 22,45, R 15 22,80, R 18 23,30, R 19 23,50; Weizenfuttermehl 13,60; Weizenkleie Feſtpreisgeb. W 13 10,75, 16 10,90, W'e19 11,10, Wü 20 11,20; Roggenkleie Feſtpreisgeb. R 12 9,95, R 15 10,15, R 18 10,40, R 19 10,50; Treber 14 Heu 5 bis 5,50, drahtgepr. 5,40 bis 5,90; Weizen⸗ und Rog⸗ genſtroh drahtgepr. und geb. 2,40.„ 1 Aunlage⸗Käufe am Rentenmarkt Dig erſte Börſe im neuen Jahr ſtand im Zeichen des An feſtigte ſich bis auf 117,75. Am Aktienmarkt war das Geſchäft bei freundlicher Grundſtimmung ziemlich gering. Am Geldmarkt Voſuch bei den und Ruandas Fortſetzung.) Als ich im Jahre 1906 Urundi und Ruanda von Süd nach Nord durchſtreifte, war der deutſche Einfluß noch gering, und meine nachfolgenden Reiſeerinnerungen laſſen deshalb Zuſtände aufleben, die den urſprünglichen, voreuropäiſchen noch einigermaßen glichen und vielleicht gerade deshalb einen wertvollen kulturhiſtoriſchen Bei⸗ trag darſtellen. Ich genoß den Vorzug, mich bis zum Kö⸗ nigsſitz Urundis dem damaligen Reſidenten, Hauptmann von Grawert, anſchließen zu dürfen. Wir hatten zuſammen eine ſtattliche Karawane von wenigſtens 60 Trägern und 25 Askaris, alſo eine achtunggebietende Kriegsmacht. Faſt der ganze 600 Kilometer lange Weg(Endpunkt Bukoba) mußte zu Fuß zurückgelegt werden. Beſuch beim König Kiſſabo Der Miwezi Urundis war damals der 80jährige Kiſ⸗ ſabo, ebenderſelbe, deſſen Oberherrſchaft von Grawert kurz vorher hergeſtellt hatte. Man durfte ihn deshalb nicht etwa für dankbar oder deutſchfreundlich halten; ihm fehl⸗ ten alle ſtaatsmänniſchen Vorzüge. Die Wohlfahrt ſeines Landes war ihm Wurſt; durch kleinliches Diplomatiſieren verſuchte er, Freunde und Feinde gegeneinander auszu⸗ ſpielen und ſich an letzteren zu rächen. Auf dem dreitägigen Anmarſchweg zu ſeiner Haupt⸗ reſidenz war keine Verpflegung bereitgeſtellt, vielleicht mehr die Folge von Ohnmacht als von böſem Willen; auch gab es im Hochgrasland ſowieſo kaum Vegetabilien. Aber die Watuſſi, die uns im Auftrag des Königs führten, wollten dem Mangel auch nicht durch Verkauf von Schlacht⸗ rindern abhelfen, obwohl davon Maſſen herumliefen. Dem Hamiten blutet ja das Herz, wenn er ſich auch nur von einem Stück Vieh trennen ſoll. Vielleicht lag der Grund aber auch in den ſchwierigen Eigentumsverhältniſſen, da ja alles Vieh dem König gehörte. Wir mußten ſchließlich einen Nachbarkraal, aus welchem es magenaufreizend blökte,„militäriſch beſetzen“, um endlich unſere hungern⸗ den Leute zu befriedigen. Kiſſabos Herrſcherſitz„Mubekeja“ erwies ſich als ſchmutziger Viehkraal mit einigen Strohhütten, in welchen der Fürſt mit ſeinem Familienanhang ärmlich genug wohnte. Er blieb zunächſt unſichtbar, angeblich, weil auch hier die Verpflegung noch nicht klappte; vielleicht auch gaben die Orakel keine befriedigende Auskunft über den Zweck unſeres Beſuchs. Während wir unſer Lager auf einer be⸗ nachbarten Höhe aufſchlugen, unterhielten uns die jün⸗ geren Söhne des Königs— er ſoll im ganzen 80 gehabt haben— und ſonſtigen Krieger mit Kriegstänzen und Sportſpielen. Endlich öffneten ſich die Tore ſeines Dorfes, und an der Spitze von Hunderten und aber Hunderten tanzender und muſizierender Gefolgsleute ließ ſich der alte Mann auf einem Tragſtuhl zum feierlichen Beſuch herantragen. Er war in ein fellartiges Kleid aus Baum⸗ rindenſtoff gehüllt, mit welchem er die eine des Auges beraubte Geſichtshälfte verdeckte, und wurde vor G.'s Zelt auf einer Matte niedergelaſſen. In den folgenden Geſän⸗ gen wurden die imaginären Taten der Watuſſi gegen Ki⸗ lima verherrlicht; auch ein Weiberchor beteiligte ſich dabei, den man beſſer von fern würdigte. Auf dem Kriegspfad mit dem Regenſchirm Am Nachmittag erwiderten wir den Staatsbeſuch an der Spitze unſerer Kriegsmacht mit blaſenden Horniſten und acht Boys, die Stoffe als Gegengeſchenke für die auch hier ziemlich magere Verpflegung überreichten. Die Truppe präſentierte vor dem König und dem Reſidenten. Dann folgte an der Tür ſeiner Hütte ein endloſes„Shauri“, bei welchem der König zum dutzendſten Male die Todes⸗ ſtrafe für ſeinen Nebenbuhler Kilima empfahl. Ueber die lange Dauer dieſes„Staatsgeſprächs“ tröſtete die Erſchei⸗ Aufnahme: Archiv SPV.— M. Die Watuſſi zeichnen ſich aus durch ihren rieſigen Wuchs. Sie erreichen durchſchnittlich eine Länge von zwei Meter und darüber. Königen Arundis Von Theodor Gunzert, ehemals Bezirksamtmann in Deutſch⸗Oſtafrika nung eines reizenden jungen Mtuzi⸗Mädchens, das ge⸗ legentlich aus der Hütte hervoräugelte. Ein paar Wegſtunden nördlich ſeiner Reſidenz beſaß der Mwezi bereits keine Autorität mehr. Einer ſeiner Söhne war als Mtuale der nächſtgelegenen Landſchaft von ſeinen Untertanen vertrieben worden; er ſollte unter mei⸗ nem Schutz, aber ohne militäriſches Eingreifen in ſein Lehnsgebiet zurückkehren. Der Mwezi benutzte die Gelegen⸗ heit zu einem verabredungswidrigen Rachezug. Während ich auf dem Hauptweg marſchierte, gingen plötzlich rechts und links Dörfer in Flammen auf; die königlichen Trup⸗ pen in Stärke von einigen hundert Mann, plünderten, was ſie konnten. Es war eine wildromantiſche Szene, die manövrierenden Abteilungen der mit Speer und Bogen ausgerüſteten Krieger, die brennenden Hütten, dazwiſchen die ſeltſamen in Spiralen ſich bewegenden Hüpftänze der ſich Unterwerfenden, das Schimpfen der auf benachbarten Höhen verſammelten Gegner und dazwiſchen unbeläſtigt und von beiden Seiten reſpektiert meine Truppe, bei der kein Gewehr geladen war, ich ſelbſt nur mit dem Regen⸗ ſchirm bewaffnet. Trotzdem beruhte die Ueberlegenheit der Mwezi⸗ Truppe nur auf unſerer Anweſenheit. Als wir einmal etwas ſchneller marſchierten, kam der Mtuale angeſtürzt und bat um's Himmelswillen um eine Marſchpauſe, da ſeine noch weit hinten plündernden Leute ſich ſonſt nicht gegen den Feind halten könnten, der„kali ſana“ ſei, d. h. anfing, ſich zu wehren. Ich hatte dann den Genuß, die mit Beute beladenen Truppen ſich auf uns zurückziehen zu ſehen. Auf ihren Spießen ſteckten Kürbiſſe und Gurken, auf dem Kopf trugen ſie gefüllte Biertöpfe, in den Armen ſchleppten ſie Körbe mit Kartoffeln und anderem Eßbaren, geſtohlene Hühner flatterten umher. Ein einziges Opfer der Schlacht fand ſich Nachmittags zum Verbinden an, dem beim Plündern der Arm durchſtochen war. Der Geg⸗ ner ſollte zwei() Tote haben: wer glaubt's? Ein König wird einbalſamier: Die beabſichtigte Fortſetzung des Krieges nach Norden verbot ich— zum großen Aerger des Mtuale— und ließ ſtatt deſſen die Leute zu freiwilliger Unterwerfung auf⸗ fordern. Ein paar Stunden ſpäter waren alle Anmarſch⸗ wege ſchwarz von bewaffneten Menſchen. Mtuale verſteckte ſich, da er eine Kriegsliſt befürchtete; aber das Gebot eines Weißen wurde von dieſen Wilden mit aber⸗ gläubiſchem Gehorſam befolgt. Die Unterwerfung ſetzte ſich — wie alles in dieſem phantaſtiſchen Land— in Symbol, Rhythmus, Tanz um. Die ſchwarzen Maſſen waren im Nu gegliedert und ſchlangen ſich in Ketten und Reihen zu immer mannigfaltigeren, prächtigeren Tanzfiguren durcheinander, um ſchließlich als Friedenszeichen Gras in der Hand zu zerreiben. Es war ein herrliches Schau⸗ ſpiel! Aber die Befürchtung des Mtuale, daß er nach mei⸗ ner Abreiſe wieder rausgeſchmiſſen würde, ſoll ſich erfüllt haben! Wenige Jahre nach meinem Beſuch ſtarb Kiſſabo. Seine Leiche wurde einbalſamiert, d. h. in einem Korb am Dachgebälk der Ahnenhütte aufgehängt und über einem ſtändig unterhaltenen Feuer geräuchert. Wahrſcheinlich folgten ihm nach uralter Königsſitte einige Lieblings⸗ lebſen und Pagen durch die„wabernde Lohe“ nach Walhall! König Mſinga von Ruanda traf ich in ſeinem großen, ſchönen Dorfe Nianſa. Hier war alles geordneter, moder⸗ ner, ziviliſierter, aber farbloſer, wenig romantiſch, un⸗ zeremoniell! Aber das Ganze trotzdem wirkungsvoll durch den rieſigen Wuchs vieler Watuſſi und beſonders der kö⸗ niglichen Familie, die wohl das Ergebnis einer beſon⸗ deren Zuchtwahl darſtellte. Kiſſabo und ſeine Söhne waren ſchlanke, raſſige Erſcheinungen von 1,80 Meter Durch⸗ ſchnittsgröße, während der Körperbau der Ruanda⸗Rieſen durch allzu breite Hüften etwas ins Weibiſche entſtellt war. Der König ſelbſt, da⸗ mals noch nicht ausgewach⸗ ſen, maß 2 Meter; mehrere im Gefolge 2,05 bis 2,10 Me⸗ ter. Die rieſigſten Männer und gleichzeitig die einfluß⸗ reichſten Lehnsträger waren die beiden Oheime des Kö⸗ nigs, Rudigemwa und Ca⸗ walho, die faſt auf 2,25 Me⸗ ter kame 1,90 das deutſche Anſehen wenigſtens einigermaßen ver⸗ treten zu können. Allerdings wurde meine Volksangehö⸗ rigkeit bezweifelt, da man nach den bis dahin hier tätigen Offizieren die Deutſchen für kleine rothaarige Leute hielt! Die begehrenswerten Schuhe Es war ſchwer für den noch kindlichen König, ſich gegen dieſe Großen durchzuſetzen, zumal er infolge eines aber⸗ gläubiſchen Fluchs ſeines Vaters keine Waſſerläufe überſchreiten darf, alſo bei⸗ nahe ans Haus gefeſſelt iſt. Der n. Ich war froh, mit Mſinga hatte trotz ſeiner Jugend bereits Kinder gezeug!: die aber dem Herkommen gemäß getötet werden, ſolange des Königs Mutter lebt. Kindliche Naivität iſt bei ihm mit Diplomatie gepaart. Sein beſter Freund iſt ein zehn jähriger Knirps. Er glaubt, daß die Weißen ſchwarze Füße haben müſſen, weil ſie dieſe in Stiefeln verſtecken! Zu jedem Preis wollte er meine Schuhe kaufen, um beim Wechſel das Farbengeheimnis zu ergründen. Aber auch alle anderen Dinge und beſonders die ihm verbotenen Hinterlader will er haben, und es iſt komiſch, daß der Herrſcher über 1 Millionen Menſchen und Beſitzer von 20000 Rindern nicht die einfachſten Bedürfniſſe befriedigen kann. Seine Leidenſchaft iſt es, die zum Schlachten be ſtimmten Ziegen eigenhändig mit einem Browning zu er⸗ ſchießen. Um durch die Wirkung unſerer Waffen die der Regierung zu zeigen, ließ ich meine Askaris e — ge Salven auf ein entferntes Ziel abfeuern. Der König inter eſſierte ſich aber nicht im geringſten für die Geſchoß kung, ſondern nur für die ausgeworfenen Patronen Erſt ſpäter erfuhr ich den Gründ: er mußte ſie vorze l um für ſeine eigene ihm von der Regierung geſchenkte Büchſe Erſatzmunition zu erhalten. Die Nordlandſchaften Ruandas, nach den großen Vul kanen zu, durch welche mich der Rückmarſch nach Bukoba führte, wurden von Weißen kaum je betreten; 1 ihre wohner konnten noch als völlig wild gelten. Das Gelände wurde ſteil und ſteiler; es war eine große Tagesleiſtung zwei Bergketten zu überſchreiten, und das bedeutete oft ebenſoviel tauſend Meter Steigung wie Entfernung. Der morgens verlaſſene Lagerplatz lag oft abends nach zehn ſtündigem anſtrengenden Marſch noch zum Greifen nahe! Es war vorwiegend Grasland, aber die nahe liegende Vul⸗ kankette mit ihren beſchneiten Gipfeln, die Bambuswälder an ihren Hängen gaben ihnen maleriſchen Reiz. In dieſen Wäldern lebten Elefanten und Gorillas; die unter der Lava hervorſchießenden Bäche waren von vortrefflich ſchmeckenden Wildenten ſo bedeckt, daß ich mit zwei Schrot ſchüſſen einmal zehn Stück zur Strecke bringen konnte. Stimmen im Buſch Die Gegend war noch vom Aufſtand Ngruhes her en: völkert. Die Bewohner noch vorhandener Dörfer flohen, ehe wir ankamen, auf die höchſten Bergſpitzen oder in be⸗ nachbarte Papyrusſümpfe. Unſichtbar antworteten ſie von dort auf unſere Rufe, und wenn„Vertrauen“ hergeſtellt war, bezeichneten ſie einen Ort, wohin wir Perlketten(das dort übliche Zahlungsmittel) legen durften, um ſpäter dort das entſprechende Quantum Nahrungsmittel zu fin⸗ den. Auch unſere Marſchroute wurde durch„Stimmen von oben“ geleitet; denn niemand wagte, ins nächſte Dorf zu führen, wo ihn Blutfehde und ſicherer Tod erwarteten. Trotzdem konnten wir auf ſogar völlig neuem Wege den großen Ndorwa⸗See erreichen und mit Booten über⸗ queren. Zwar waren die Bewohner auch dort mit ihrer Habe auf eine uns unzugängliche Inſel geflohen und ließen uns ruhig ein Erbſenfeld zu unſerer Verpflegung abernten. Erſt auf ſtundenlanges Rufen„Nihumule“(keine Angſt!) entſandten ſie einen beſonders Mutigen, der ſeine Otterfelle gegen meine Baumwolltücher tauſchte und an⸗ deren Morgens, nachdem wir noch zwei Stunden unter geheimnisvollen Rufen nordwärts gewandert waren, uns überſetzte. Bei aller geſchäftlichen Reellität waren die Wil⸗ den furchtbar leidenſchaftlich und ſtets bereit, beim Ver⸗ teilen des Lohnes die Axt oder den Giftpfeil gegenein⸗ ander zu zücken. Meine Karawane wurde nur ein einziges Mal ange⸗ griffen, als wir ein beſonders übel berufenes Bergdorf paſſierten. Auch dort wäre beinahe alles gut verlaufen! denn obwohl ſie drohend die Speere gegen die Schilder ſchlugen, kam bald eine Verſtändigung zuſtande auf der Grundlage:„Tut uns nichts, dann tun wir euch auch nichts!“ Es folgte das übliche Verbrüderungsfeſt, Frie⸗ denstanz der grün bekränzten Weiber und Kinder, Lebens⸗ mittel⸗ und Honigſpenden! Der Mtuale begleitete uns ein Stück Wegs. Und doch hatte eine andere Abteilung der Wilden am Fuß des Berges zwei zurückgebliebene Träger ſchmählich ermordet. So nahe beieinander lagen hier Blut⸗ durſt und Gaſtlichkeit. Die religiöſen Vorſtellungen der Watuſſi überragen die der Bantus. Während die letzteren gewöhnlich in formloſem Animismus hängenbleiben, ſchuf die Abſtrak⸗ tions⸗ und Geſtaltungskraft der höheren Raſſe eine der griechiſchen ähnliche polytheiſtiſche Götterwelt. Imama (= Kronos) iſt der höchſte Gott und das Schickſal; er ſteht über dem irdiſchen Getriebe. Von ihm iſt der eigentliche Göttervater Niamgombe(= Zeus) erzeugt, dem Spezial götter für Ackerbau, Viehzucht, Krieg uſw. untergeordnet ſind. Dieſen gütigen Göttern ſtehen feindſelige Mächte gegenüber, die im Lauf der Zeit mit den böſen Geiſtern und der Hexenwelt der Bantus identifiziert wurden. Jeden Morgen bringt der König als Hoheprieſter den guten Göt⸗ tern Opfer dar, aber mit dieſem kindlich vertrauensvollen Kultus(der an das Verhältnis der Beduinen zu Allah erinnert), miſcht ſich der Hokuspokus der Hofzauberer, die aus Tiereingeweiden und anderen„Greueln“ orakeln und ſo manchen fortſchrittlichen Entſchluß hintertreiben. In⸗ zwiſchen wurden die europäiſchen chriſtlichen Miſſionen eine immer wichtigere geiſtige Macht im Lande und ver⸗ änderten deſſen urtümliche Kultur und die Seelen ſeiner Bewohner immer mehr. Vor dem Kriege arbeiteten die katholiſchen Weißen Väter und die deutſchen evangeliſchen Bielefelder nebeneinander. Da die letzteren das Vertrauen Mſingas genoſſen und im Weltkrieg ihn in deutſchem Sinne beeinflußten, werden ſie von den Belgiern ver⸗ tragswidrig an der Wiederaufnahme ihrer religiöſen Ar beit behindert. 2 5 (Schluß folgt) Gebt reichlich zur Pfundsammlung des WHW. 8