ten⸗ Inn. des. Nr. 7(2. Blatt). Neckar Bote Samstag, 9. Januar 1937 Tage erloſch in Bayreuth das Chamberlains Glaube an Oeulſchland Zu ſeinem Todeskage am 9. Januar. Der 21jährige Houſton Stewart Chamberlain hat es am 23. Mai 1876 aus Sevilla geſchrieben:„Ich kann Dir nicht ſagen, wie meine Verehrung, meine leidenſchaftliche Liebe, ſowie mein Glaube an Deutſchland zunimmt. Je mehr ich andere Nationen kennen lerne, je mehr ich mit anderen Leu⸗ ten— gebildeten und ungebildeten— aller Klaſſen aus allen Völkern Europas verkehre, deſto mehr liebe ich Deutſchland und die Deutſchen. Mein Glaube, daß die ganze Zukunft Europas— d. h. der Ziviliſation der Welt— Deutſchland in den Händen liegt, iſt zur Sicherheit ge⸗ worden.“ Und am 7. Oktober 1923, zur Zeit der Ruhrbe⸗ ſetzung, richtete derſelbe Chamberlain aus Bayreuth an Adolf Hitler folgende Zeiten:„Mein Glaube an das Deutſch⸗ tum hat nicht einen Augenblick gewankt, jedoch hat mein Hoffen— ich geſtehe es— eine tiefe Ebbe erreicht. Sie ha⸗ ben den Zuſtand meiner Seele mit einem Schlage umge⸗ wandelt.“ In der zwiſchen beiden Briefen liegenden Zeit, alſo innerhalb von 47 Jahren, hat ſich der Engländer Cham⸗ berlain unentwegt zum deutſchen Gedanken gehalten, der ſeinem Leben reichſten Inhalt gab. Das war um ſo bedeu⸗ tungsvoller, als er ſchließlich von außen ins Deutſchtum hineinkam, wie ein Ueberblick auf ſein Leben beweiſt. Am 9. September 1855 in Portsmouth als Sohn eines engliſchen Generals geboren, erhielt Houſton Stewart Cham⸗ berlain ſeine hauptſächliche Erziehung, da er wegen ſeiner zarten Geſundheit ein milderes Klima aufſuchen mußte, in Frankreich, ſo daß er, da er die franzöſiſche Sprache genau ſo wie engliſch beherrſchte, bereits in jungen Jahren in ſei⸗ ner Familie den Beinamen der„Franzose“ hatte. Studien führten ihn nach Genf und an die Riviera, wo er ſeine erſte Frau, Anna Horſt, kennenlernte, nach Dresden und nach Wien, überall war er unermüdlich wiſſenſchaftlich tätig. In dieſe Wanderjahre fielen zwei bedeutſame Erlebniſſe, bedeutſam deshalb, weil ſie Chamberlains Lebensweg ent⸗ ſcheidend beeinflußten Er war 1870 in Bad Ems Augen⸗ zeuge der hiſtoriſchen Begegnung des greiſen Königs Wil⸗ helm von Preußen mit dem franzöſiſchen Geſandten Bene⸗ detti, ſo ſah er mit eigenen Augen das Preußen⸗, das Deutſchtum. Dann erlebte er Richard Wagner und ſeine Muſik, die ihn unwiderſtehlich in ihren Bann ſchlug,„die Sonne meines Lebens war und iſt mit Richard Wagner“, wie er als alter Mann bekannte. Chamberlains erſte Ehe nahm einen unglücklichen Ver⸗ lauf, die Gatten gingen wieder auseinander, 1908 führte er Eva Wagner, des Meiſters jüngere Tochter heim. So ge⸗ hörte er nun auch durch Familienbande zum engſten Bay⸗ reuther Kreis. Denn innerlich war er längſt Wagnerianer, das zeigen ſeine Arbeiten, ſeine Schriften gerade über Wag⸗ ner(1894), vor allem das 1899 erſchienene Hauptwerk ſei⸗ nes Lebens„Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“. Chamberlain ſtellte in dieſen„Grundlagen“ den ariſchen Gedanken in den Vordergrund. Und von dieſem Gedanken ausgehend machte er wiederum Deutſchland auf die unver— ſiegbaren Quellen ſeines Volkstums aufmerkſam. So nannte er„Das Erwachen der Germanen zu ihrer weltgeſchichtlichen Beſtimmung als Begründer einer durchaus neuen Ziviliſa⸗ tion und einer durchaus neuen Kultur den Angelpunkt der Geſchichte Europas.“ Und in dem weltanſchaulichen Streit zwiſchen Kaiſer und Papſt, der dem ganzen deutſchen Mit⸗ telalter ſeinen Stempel aufdrückte, ſah Chamberlain den Namen eines Mannes, den Martin Luthers, aufleuchten, als den„größten Mann der Weltgeſchichte“. Denn nach Cham⸗ berlain war die durch Luther erfolgte Trennung von Rom die gewaltigſte politiſche Umwälzung, die überhaupt ſtatt⸗ finden konnte. Hat Chamberlain in erſter Linie Richard Wagner und ſeinem Werk ſein Leben geweiht, ſo müſſen aber auch ſeine Bücher über Kant und Goethe genannt werden, denn dieſe drei Namen, Wagner, Kant und Goethe, leuchten uns aus ſeiner Lebensarbeit entgegen, das Bekenntnis zu dieſen großen Deutſchen ſollte das ausgehende 19. Jahrhundert aus ſeiner materialiſtiſchen Weltanſchauung loslöfen. Mag auch manches in ſeinen Werken der ſpäteren Kritik nicht haben ſtandhalten können, das eine bleibt eiſern beſtehen, daß Chamberlain das unbeſtrittene Verdienſt zukommt, in einer Zeit liberaler Gedankenloſigkeit den Gedanken der 9 0 und ihrer Bedeutung für die geſamte abendländiſche Kultur in den Vordergrund geſtellt und dafür unmüdlich gekämpft zu haben. Schließlich wollen wir es ihm auch nicht vergeſſen, daß er, als im Weltkrieg unſere Feinde Deutſch⸗ land die Kriegsſchuld zuſchovden, gegen dieſe Lüge zu Felde ging, daß er, bei ſiechem Körper, das geiſtige Schwerk für Deutſchland zog, bis dem tapferen Streiter am 9. Janular 1927 der Tod die Waffe aus der Hand nahm. An dieſem Leben Houſton Stewart Chamberlains, eines der beſten Freunde, die Deutſchland je gehabt hat. 8,2 Millionen Nundfunkhörer Der Erfolg nationalſozialiſtiſcher Rundfunkführung. Berlin, 8. Jan. Aus Anlaß der Ueberf reitung der Acht⸗Millionen⸗Hörerziffer im deutſchen Rundfunk ſandte Reichsſendeleiter Hadamovſky an den Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels nach dem Oberſalzberg nachſtehendes Telegramm: Lieber Parteigenoſſe Dr. Goebbels! Ich melde Ihnen die Ueberſchreitung der 8⸗Millionen⸗Hörerziffer um faſt 200 000 mit dem 1. Januar 1937. Damit iſt die von Ihnen 1933 geſtellte Aufgabe der Verdoppelung der Hörerzahl er⸗ füllt worden. Von den neuhinzugekommenen Hörern ſind weit über zwei Millionen. des Volksempfängers. Die Hörerzunahme war auch im Jahre 1936 dreimal ſo groß wie in der Syſtemzeit und doppelt ſo groß wie in England. Heil Hitler! Hadamovſky. Reichsminiſter Dr. Goebbels antwortete mit folgendem Telegramm: Goebe Sorge dafür, daß Du Dich mit ſauberem Gewiſſen an den ſonntäglichen Mittagstiſch ſetzen kannſt. 5 Iß Eintopf und opfere! Weiterführung der Kleinſiedlung Erneute Juweiſung erheblicher Keichsmittel. Von der Badiſchen Landeskreditanſtalt für Wohnungs⸗ bau wird uns geſchrieben: Der Reichs- und Preußiſche Ar⸗ beitsminiſter hat dem Lande Baden zur Förderung der Kleinſiedlung einen weiteren Betrag von zwei Millionen Mark zur Verfügung geſtellt und damit den geſamten För⸗ derungsbetrag für das Land auf 4700 000 Mark erhöht. Die erneute Zuweiſung ſo erheblicher Reichsmittel zeigt, welche Bedeutung die Reichsregierung einer tatkräftigen Fortführung der Kleinſiedlung in größtmöglichem Umfang beimißt. Die ſtaatspolitiſche und wirtſchaftliche Notwendig⸗ keit der Kleinſiedlung iſt indeſſen noch nicht überall hinrei⸗ chend erkannt. Namentlich die Gemeinden ſind in erſter Reihe dazu berufen, die Siedlungsmöglichkeiten zu prüfen, für den Siedlungsgedanken zu werben und ihn im Rahmen ihrer finanziellen Leiſtungsfähigkeit nach Kräften zu unter⸗ ſtützen. Die Uebernahme der notwendigen Trägerſchaft bei der Durchführung von Siedlungsvorhaben hat manchen Ge⸗ meinden aus den verſchiedenſten Gründen bisher Schwie⸗ rigkeiten bereitet. Um hier richtunggebend zu helfen, hat das Land Baden gemeinſam mit dem Reich in dieſen Wo⸗ chen eine„Badiſche Heimſtätte“ gegründet, und der Miniſter des Innern hat ſelbſt den Vorſitz im Aufſichtsrat übernommen. Die Badiſche Heimſtätte übernimmt auf Wunſch einer Gemeinde an ihter Stelle die Trägerſchaft, alſo die praktiſche Durchführung der Kleinſindlung. Dane⸗ ben obliegt im Rahmen der Kleinſiedlung der Vadiſchen— Landeskreditanſtalt für Wohnungsbau im Auftrag des Mi⸗ niſters des Innern die Bewilligung der einzelnen Reichs⸗ darlehen im Lande und dem Gauheimſtättenamt der Par⸗ tei als Dienſtſtelle der Arbeitsfront die Siedlerauswahl, die Bodenbegutachtung und die Planberatung. Für eine rei⸗ bungsloſe Zuſammenarbeit dieſer Stellen iſt Sorge getra⸗ gen. Wer ſich für eine Kleinſiedlung intereſſiert, wendet ſich am zweckmäßigſten zunächſt an den Bürgermeiſter feines Wohnortes; dort erhält er einen Siedlerfragebogen und ein Merkblatt für Siedlungswillige, dem alles Wiſſenswerke 50 entnehmen iſt. Auch die örtlichen Siedlungsbeauftragten er DAF. und die Bezirksämter können zweckdienliche Nus⸗ künfte erteilen. Tagung der Kreisbauernſchaft Mosbach. I Mosbach. Um den badiſchen Bauern Anregungen und Rüſtzeug zu geben, veranſtaltete die Landesbauernſchaft Baden in sämtlichen Kreisbauernſchaften Bauerntage. Als einer der erſten fand der Kreisbauerntag der Kreisbauern⸗ ſchaft Mosbach ſtatt, an dem nicht nur die Ortsbauernführer und Bürgermeiſter der Gemeinden, ſondern auch zahlreiche vorwärtsſtrebende und weitblickende Bauern und Bäuerinnen teilnahmen. Nach der Begrüßung durch Kreisbauernführer Brenner wies Kreisleiter Senft auf die Bedeutung der engen Zuſammenarbeit aller Stellen für die Gewinnung des Vierjahresplanes hin, und Bürgermeiſter Dr. Lang über⸗ brachte der Tagung die Grüße und Wünſche der Stadt Mos⸗ bach. Die Referate des erſten Vormittages behandelten in erſter Linie weltanſchauliche Fragen des deutſchen Bauern⸗ tums. Abteilungsleiter Heid ſprach über Blutsfragen des Bauerntums und erläuterte die Wichtigkeit der Raſſengeſetz⸗ gebung und des Erbhofgeſetzes. Daß der Nationalſozialis⸗ mus den Bauernſtand nicht nur erhalten will, ſondern ihn auch fördert, legte Abteilungsvorſtand Kann in ſeinen Aus⸗ führungen über Sſedlungsfragen, durch die der Zukunftsweg der nachgeborenen Bauernkinder geſchaffen wird, dar. Stabs⸗ leiter Seidler behandelte die badiſchen Boden⸗ und Beſitz⸗ perhältniſſe und zeigte Maßnahmen, durch die eine allgemeine Beſſerung der Verhältniſſe erreicht werden kann. Die nach⸗ mittäglichen Vorträge hatten hauptſächlich praktiſche Fragen zur Grundlage. Abteilungsleiter Dr. Meisner zeigte, wie ſich die Erzeugungsſchlacht auf dem Gebiet des Ackerbaues auswirken muß. Abteilungsleiter Dr. Hauſamen erörterte die Ertragsſteigerung in der Viehzucht. Den Mittelpunkt des Nachmittags bildete der Vortrag von Hauptabteilungsleiter Schmitt über die Aufgaben der Hauptabteilung 2 in der Erzeugungsſchlacht. Der Vorſitzende des Getreidewirtſchafts⸗ verbandes Baden, Treiber, erinnerte die Bauern an ihre hohen Aufgaben und Pflichten in der Brotverſorgung. Die Ablieferung des Brotgetreide⸗Kontingents müſſe unbedingt eingehalten werden. Wer heute noch Brotgetreide verflüttere ſei ein Volksverräter. Mit einem kameradſchaftlichen Beiſam⸗ menſein der Ortsbauernführer und der Vertreter der Landes⸗ bauernſchaft ſchloß der erſte Tag ab. Aus dem Gerichtsfaal „Franz zu Fuß“ und ſechs Juden. Sechs Mann waren es, die auf der Anklagebank des Schöffengerichts Mannheim ſaßen, weil ſie verbotene Glücks⸗ ſpiele geſpielt hatten. Außerdem waren es lauter Juden, die vorbeſtraft waren. Sie waren vom Amtsgericht Mann⸗ heim am 18. September 1936 wegen Glücksſpiels mit Ge⸗ fängnis⸗ und Geldſtrafen beſtraft worden. Gegen dieſes Ar⸗ teil legten ſie nun Berufung ein mit der Begründung, daß „Franz zu Maß kein Glücksſpiel ſei. Sie kamen im Kaffee Union in Mannheim, einem bekannten Judenkaffee, zuſam⸗ men und ſpielten dort„Franz zu Fuß“. Da nicht nur zwei Spieler allein ſpielten, ſondern andere auch auf die Spieler ſetzten, wodurch das Zufallsmoment größer wurde als die Geſchicklichkeit der Spieler, erſah das Gericht mit Recht in dieſem Spiel ein Glücksspiel. Der einzige Nichtjude, der 52⸗ jährige Max Teske aus Schönlanke, der auch ſchon wegen Glücksſpiels, Diebſtahls, erſchwerter Körperverletzung, Unter⸗ ſchlagung vorbeſtraft war, iſt Fürſorgeempfänger und face dadurch, daß er monatlich ekwa 10 Mark„gukmachte“ ſeine Gerichtskoſten, die gleichfalls 10 Mark im Monat betru⸗ gen, auf dieſe Weiſe zu begleichen. Nach längerer Beratung wies das Gericht die Berufung der Angeklagten mit Aus⸗ nahme der des Juden Stern als unbegründet zurück. Ledig⸗ lich Joſef Stern, der eine reichhaltige Strafliſte aufzuweiſen hat, machte eine Ausnahme, da das Urteil gegen ihn aufgeho⸗ ben und das Verfahren gegen ihn eingeſtellt wurde. Leo Lewiſohn aus Gerolshoſen behielt ſeine Strafe von einem Monat Gefängnis und 100 Mark Geldſtrafe bei, ebenſo Benny Bender mit ſechs Wochen Gefängnis und 100 Mark Geldſtrafe, Bernhard Federgrün aus Oswieciz mit einem Monat Gefängnis und 100 Mark Geldſtrafe, Boris Lip⸗ mann aus Jodura mit derſelben Strafe und Mar Teske aus Schönlanke mit zwei Monaten Gefängnis und 200 Mark Geldſtrafe. Der Schein trügt Das Doppelleben eines Jünglings. Offenburg, 8. Januar. Unter der umſichtigen Verhandlungsführung des Land⸗ gerichtsrats Dr. Nebel ſpielte ſich vor der Großen Straf⸗ kammer ein Prozeß ab, der mit eindringlicher Klarheit zeigt, wie gut der nationalſozialiſtiſche Staat tut, gewiſſe Leute auf ihre politiſchen und moraliſchen Qualitäteſt zu beſehen und ihrem volksſchädigenben Treiben Einhalt zu gebieten. Man kann es den zuſtändigen Stellen nicht genug danken, daß ſie durch energiſchen Zugriff vor allem unſere deutſche Jugend vor dieſen falſchen Erziehern ſchützt. Auf der anderen Seite werden und müſſen auch die kirchlichen Inſtanzen das größte Intereſſe daran haben, zu verhindern, daß ſolche Ele⸗ mente eines Tages nicht etwa in der Maske eines Seelſor⸗ gers ihren verderblichen Einfluß ausüben. Denn im vorliegen⸗ den Falle hatte— ſo unglaublich es klingt— der Angeklagte die Abſicht, Prieſter zu werden und ſchon den Anlauf zum Studium genommen, er, der Schän der ſeiner beiden Schweſtern! Vor den Richtern ſtand der 20jährige Hans Martin Schülle aus Mainz, wohnhaft in Oberkirch, wegen Sikt⸗ lichkeitsverbrechens in Tateinheit mit Blutſchande. Wenn auch hinter verſchloſſenen Türen verhandelt wurde, ſo war es ebenſo verſtändlich, daß die für die Sauberkeit im Staate und für die Jugenderziehung verantwortlichen Männer ſowie die Ver⸗ treter der Preſſe der Verhandlung anwohnten, da ein erheb⸗ liches öffentliches Intereſſe vorlag. Bei dem Angeklagten haben wir es mit einem außerordentlich intelligenten jungen Mann zu tun, der gleichwohl von einem unbegreiflichen zwie⸗ ſpältigen Weſen beherrſcht wird. Er hat ſich in überaus akti⸗ ver Weiſe in der katholiſchen Jugendbewegung betätigt und dabei ein derart fanatiſches Verhalten an den Tag gelegt, daß ihn die Geheime Staatspolizei zweimal in Schutzhaft nehmen mußte. Der unbelehrbare Schükle allerdings, geweſener Diß⸗ zöſanleiter der katholiſchen Jungſchar, hält ſich auch heute noch für den Harmloſen und bekundet ſelbſt im Zuſammenhang mit ſeinen ſittlichen Verfehlungen eine Einſichtsloſigkeit, die uns unfaßbar ſcheint. Als der Vorſitzende die Frage ſtellte: Wie konnte ein jun⸗ ger Menſch wie Sie in ſolcher Lage den Entſchluß faſſen, ein moraliſcher Führer der Jugend und Geiſtlicher zu werden, ſogar katholiſcher Geiſtlicher, der dem Cölibat verpflichtet iſt?, weiß der Angeklagte nur die bezeichnende Antwort:„Weil ich die Verfehlungen für nicht ſo ſchwer anſah“(4). Er gefällt ſich in der Rolle des Unwiſſenden in geſchlechtlichen Dingen und umſpinnt den kraſſen Gegenſatz zwiſchen dem religiöſen Eifer auf der einen Seite und dem ſittlichen Abgrund auf der anderen Seite mit einem Gewebe von Widerſprüchent und offenſichtlichen Lügen. Ja er geht ſo weit, zu erklären: „Für mich als Chriſten war die Sache mit der Beichte erledigt?“(). Da wundert man ſich nicht, wenn Schülle die Frage des Vorsitzenden: Haben Sie Strafe ver⸗ dient? mit einem glatten„Nein“ beantwortet. Auf die weitere Frage, ob er(der Angeklagte) es jetzt noch für mög⸗ lich halte, Geiſtlicher zu werden, kommt ein überzeugtes„Ja“ () aus dem Munde Schülles, wobei er allerdings die Ein⸗ ſchränkung machen muß, daß es innerhalb der deutſchen Reichsgrenzen ausgeſchloſſen iſt. Der Erſte Staatsanwalt Dr. Weis beleuchtet mit treffenden Worten das üble Charakterbild des Angeklagten und ſeine Straftaten und ließ dabei erkennen, daß Schülle nicht etwa als Märtyrer dieſen Saal verlaſſen werde. Auch der Vertreter der Anklage ſtellte als erſchwerend den ſtarken Gegenſatz heraus: Nach außen der abſolut Saubere und Antadelige, daheim aber der Sumpf! Zu beſtrafen ſind nur die nach Eintritt des ſtrafmündigen Alters begangenen Verfehlungen. Milderungsgründe liegen in der Jugend des Angeklagten und die räumliche Not(die Geſchwiſter ſchliefen in einem Zimmer). Nach etwa einſtündiger Beratung verkündete der Vorſit⸗ zende folgendes Urteil: „Der Angeklagte Schülle wird wegen zweier Sittlichkeits⸗ verbrechen nach Paragraph 176 Ziffer 3 in Tateinheit mit Paragraph 173 zu einem Jahr, ſechs Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Sechs Wochen werden auf die Unter⸗ ſuchungshaft angerechnet. Der Angeklagte hat die Koſten des Verfahrens zu kragen.“ In der Urteilsbegründung kam die Ungewöhnlich⸗ keit des Falles zum Ausdruck. Das Gericht folgte in allem den Ausführungen des Anklagevertreters und hob die Verantworkungsloſigkeit hervor, die in dem Doppelleben eines Menſchen lag, der ein moraliſcher Führer deutſcher Jugend ſein vollte. Die Bonner Giftmordurteile beſtätigt Leipzig, 8. Jan. Das Reichsgericht hat die von dem 43⸗ jährigen Heinrich Brodeſſer und der 38 Jahre alten Maria Johannesberg, beide aus Pützchen bei Bonn, gegen das Urteil des Schwurgerichts Bonn vom 29. Oktober vorigen Jahres eingelegte Reviſion als unbegrün⸗ det verworfen. Damit ſind die beiden Angeklagten wegen Mordes zum Tode 5 verurteilt. Die beiden An⸗ eklagten, die ſeit Jahren ein Liebesverhältnis unterhielten, Fate im Sommer vorigen Jahres ihre beiden Ehegatten, die 3 jährige Frau Brodeſſer und den 40jährigen Kriegs verletzten Franz Johannesberg ermordet, indem ſie ihnen Rattengift unter die Speiſen miſchten. bm de 136 Kampf dem Verderb von Nahrungsgütern! Kleider machen Leute Im ganzen Lande wird wieder in dieſen Tagen durch das Winterhilfswerk die Kleiderſammlung für unſere betreu⸗ ten Volksgenoſſen durchgeführt. Darum bitten wir heute ſchon unſere Hausfrauen, wie in den vergangenen Monaten, ihre Kleiderſchränke einer ge⸗ nauen Durchſicht unterziehen zu wollen, und es findet ſich beſtimmt noch das eine oder andere Kleidungsſtück, das ſie dem Winterhilfswerk zur Verfügung ſtellen können. Hausfrauen! Vergeßt nicht, durch Eure Opfer helft Ihr uns, unſeren betreuten Volksgenoſſen gerade jetzt im Winter die notwendigſten Kleidungsſtücke geben zu können. Wir wiſſen, daß unſer Ruf an Eure ee nicht ungehört verhallen wird, denn das Ergebnis unſerer Kleiderſammlungen im alten Jahr hat gezeigt, daß Ihr mit⸗ helft, Not zu lindern, und ſo ſoll es auch im neuen Jahre 11 Jedes entbehrliche Kleidungsſtück für das Winterhilfs⸗ Wer 25 8 1 Kreuz und Quer Sie wollten nicht mehr ſchießen.— Der Freund als Prü⸗ gelknabe.— Bequemer kann man's nicht haben.— Der verkaufte Schnurrbart.— Die Fuchsjagd. Mit viel Lärm, Knallen und Schießen iſt das neue Jahr auf den Straßen empfangen worden. Die„Fröſche“ hüpf⸗ ten und ſprangen, wohin ſie wollten, aber nicht immer ſoll⸗ ten(ſogar vor Seidenſtrümpfchen machten ſie nicht Halt), die„Kanonenſchläge“ dröhnten wie Trommelfeuer und die Raketen ziſchten wie ein ganzer Urwald voller Schlangen im Lautſprecher. Mitunter war es des Radaues etwas zu viel, und auch mancher ernſte Zwiſchenfall hat ſich ereignet. In einem Dorf in der Taunusgegend— der Name tut nichts zur Sache— herrſchte in der Neujahrsnacht ſtets eine fürchterliche Knallerei der Burſchen, und Bürgermeiſter und Gemeinderäte wußten nicht, wie ſie Abhilfe ſchaffen ſoll⸗ ten. Doch der Pfarrer wußte Rat.„Laßt mich nur machen“, ſagte er zu dem Bürgermeiſter. Einige Tage vor Silveſter ließ er alle Burſchen des Dorfes zu ſich ins Pfarrhaus kom⸗ men, ſpendierte ein paar Bembel Aepfelwein und gab Wurſtbrote in Fülle. Zum Schluß bekam noch jeder Burſche 30 Pfennig zum Einkauf von Feuerwerkskörpern, und der Pfarrer bat ſie, in der Neujahrsnacht als kleines Entgelt für Eſſen und Trinken doch 1 tüchtig zu knallen. Es war ein entſetzlicher Krach in dem Dorf, ſchlimmer denn je! Der Bürgermeiſter vang die Hände und lief zum Pfarrer, doch der bat um Geduld. Im nächſten Jahr ließ er wieder die Burſchen zu ſich ins Pfarrhaus kommen und bat ſie in einer hübſchen Anſprache, doch ja an Neujahr feſt zu knal⸗ len. Aber es gab weder Eſſen, noch Aepfelwein, noch Geld fürs Feuerwerk. Trocken, wie ſie gekommen waren, muß⸗ ten die Burſchen abziehen.„Der Herr Pfarrer ſoll ſich ſein Feuerwerk ſelbſt machen, wenn er nix ausgewwe will“, murrten die Burſchen und in der Neujahrsnacht war es noch nie ſo ſtill im Dorfe. Kein Schuß und kein Froſch wa⸗ ren zu hören. Die Burſchen ſtreikten, aber der ſchlaue Pfarrer hatte ſeinen Zweck erreicht. Nicht jedem iſt die Silveſterfeier gut bekommen, mei⸗ ſtens aber dauerte die Nachwirkung nicht länger als einen Tag. Uebler erging es da ſchon einem Zecher in einem oberheſſiſchen Dorfe. Wenn man die Geſchichte lieſt, ſo muß man wirklich an den guten Wilhelm Buſch denken, der die Motive zu ſeinen luſtigen Verſen aus dem Leben geſchöpft chu Denn das Los des armen Tobias Knopf, der un⸗ chuldig verprügelt wurde, als er mit einem Freunde von einem nächtlichen Zechgelage heimkehrte, mußte jener junge Mann in Allendorf an ſich ſelbſt erfahren. Und das kam ſo: Einige ehemalige Arbeitskameraden hatten ſich zu einem frohen Wiederſehen zuſammengefunden, welches Er⸗ eignis ſie bei reichlichem Alkoholgenuß gebührend und ſo gründlich würdigten, daß ſie die Abfahrt des letzten Zuges, der einen der Feiernden nach Hauſe bringen ſollte, ver⸗ ſäumten. Doch nun zeigte ſich die Gaſtfreundſchaft der Al⸗ lendorfer, die ihrem Gaſt ſofort zu Hauſe ein Bett anwie⸗ ſen, in das dieſer ſich, froh ein Nachtquartier gefunden zu haben, ſo ſchnell wie möglich verkvoch. Die andern tagten weiter. Doch auch der Schlafende ſollte ſich nicht lange der r. ͤ K. A cc TTT ruhe erfreuen, denn die etwas ſchwerhörige Mutter des Gaſtgebers, die der Meinung war, ihr Sohn ſei in nicht mehr ganz nüchternem Zuſtand nach Hauſe gekommen, ver⸗ abfolgte dem ahnungsloſen Gaſt eine arge Tracht Prügel, der dieſer nur durch eine Flucht im Dunkeln ein Ende be⸗ reiten konnte. Nachwirkungen der Feiertage anderer Art erfuhr ein Mann im oberbergiſchen Land an ſich. Ein Zechpreller hatte ſich in Waldbröl ein paar ſchöne Weihnachtstage auf ande⸗ rer Leute Koſten gemacht, wie es dieſes„Gewerbe“ ja mit ſich bringt, und dann den Staub von den Füßen geſchüt⸗ telt. Die Zeitungen haben dann vor dem Schwindler ge⸗ warnt. Als nun am Silveſtertage in Ründeroth ein Gaſt erſchien, der übernachten wollte, aber dem Wirt verdäch⸗ tig vorkam, rief er den in Waldbröl geſchädigten Kollegen an und ſtellte feſt, daß der gleiche Zechpreller nun bei ihm eine Gaſtrolle verſuchte. Er benachrichtigte die Polizei. In⸗ zwiſchen kam dem Gaſt die Sache nicht geheuer vor, und er machte ſich ſtill davon. Auf der Landſtraße hielt er ein Auto an und bat, mitfahren zu dürfen. Höflich und gefäl⸗ lig, wie der Fahrer war, wurde ihm das gern gewährt, denn der Fahrer war kein anderer als der Hauptwachtmei⸗ ſter, der eben unterwegs war, ſich den Wanderer zwiſchen den Feſten anzuſehen. Er hat ihm denn auch die weitere Suche nach einem Quartier erſpart Auf was für Gedanken manche Leute übrigens in fro⸗ her Zecherlaune kommen, zeigt wieder einmal ein Streich in einem kleinen Ort im Kurheſſiſchen. In einer fidelen Ge⸗ ſellſchaft befand ſich in einer Wirtſchaft auch ein Herr mit einem ſtattlichen Schnurrbart. Ein anderer aus der Geſell⸗ ſchaft, der lediglich über einen geeigneten Platz für einen Bart verfügte, bot für den Schnurrbart 10 Mark. Der Be⸗ ſitzer des Bartes ging auf den Vorſchlag ein, und nachdem die übrigen Tiſchgenoſſen noch 3.50 Mark draufgelengt hat⸗ ten und der ganze Betrag ſichergeſtellt war, nahm er Schere und Raſierapparat und legte ſeinen Bart auf den Tiſch des Hauſes. Während 10 Mark vereinbarungsgemäß für ein gemeinſames Frühſtück verwandt wurden, blieb es dem einſtigen Beſitzer des Bartes überlaſſen, den Reſt für den „Nachwuchs“ oder in ſonſt geeigneter Weiſe zu verwenden. Ob wohl die ſeltſame Fuchsjagd in Grevenbrück nicht auch mit ſo einer Zecherei zuſammenhängt? Ein Einwohner entdeckte auf dem hinter ſeiner Wohnung gelegenen Schutt⸗ platz des Nachbargrundſtücks einen Fuchs. Deſſen geduckte, lauernde Haltung erweckte ganz den Anſchein, als wolle er ſich in dem Hühnerſtall des Mannes nach einer guten Mabl⸗ zeit umſehen. Da er nicht wußte, wie er am beſten dem Räuber ans Fell könne, holte er einen in der Nähe woh⸗ nenden Jäger herbei. Dieſer„pirſchte“ ſich ziemlich nahe an den Fuchs heran— die Büchſe knallte und der„Hühnerdieb“ ſank zu Boden. Wie groß aber war das Erſtaunen des Jä⸗ gers und des Beobachters, als ſie feſtſtellen mußten, daß es ſich um einen ausgeſtopften Fuchs handelte, den der Nachbar zum Ausſtauben auf den Schuttplatz geſtellt hatte. Der ſelige Don Quijote lächelt! R N Sorge dafür, daß Du Dich mit ſauberem Gewiſſen an den ſonnkäglichen Mittagskiſch ſetzen kannſt. Iß Einkopf und opfere! Eintopf in Spanien 5 Als im November 1933 die Bevölkerung zum Eintopf⸗ gericht aufgefordert wurde, waven es faſt die Blätter der geſamten Welt, die gegen dieſe neue, ihnen unbegreiflich erſcheinende Sitte Stellung nahmen. Insbeſondere waren es die engliſchen Tageszeitungen, die voll Hohn und Spott ſich über den Gedanken luſtig machten, daß 60 Millionen aus einem Topf eſſen ſollten. g HDieſe Blätter ſind längſt ſtill geworden. Trotz allen überlegenen Hohns iſt gerade der Eintopfſonntag im Win⸗ ter zu einer Einrichtung geworden, die ſich am tiefſten im Bewußtſein des Volkes verankert hat. Es iſt zutiefſt ein deutſcher Gedanke, daß ſich ſymbolhaft an einem Tag durch die gleiche ſchlichte Mahlzeit alle Menſchen gleichen Blu⸗ tes zu den bedürftigen Schichten ihres Volkes bekennen. Das beobachtende Ausland konnte zum größten Teil dieſen ideellen Charakter des Eintopfſonntages nicht ver⸗ ſtehen, war aber umſomehr von dem materiellen Erfolg, dem Ergebnis der Eintopfſammlung überraſcht, das— man kann ſagen— von Jahr zu Jahr zugenommen he! S—— — 1 .— 12— —— — 12 3 ——— — ö 10 . 7 . ö +.—r.— f 21 2 ö i*[I— ö * 7 S 9 S 8 dia 10 * 2 centi eenti cs delplato unico wos. Wie die Tageszeitungen vor einiger Zeit meldeten, hat ſich auch die nationale Regierung General Francos in Spanien entſchloſſen, im ganzen weiß⸗ſpaniſchen Gebiet monatlich einen Eintopfſonnkag durchzuführen. Wie in Deutſchland erhalten die Gaftwirtſchaften von der Regie⸗ rung die Eintopfgerichte vorgeſchrieben, die ausſchließlich an dieſem Tag zu kochen ſind. 40 Prozent der Einnahmen werden als Spende zum„Dia del plato unico“ abgeführt. An dieſem Sonntag gehen ebenfalls die Sammler von Haus zu Haus, um, verſehen mit kleinen Quittungsmarken, überall ihre Spende einzuheben. Wir veröffentlichen obenſtehend eine ſolche Spendenquittungsmarke über 10 Centimos. So hat eine einſt verlachte deutſche Idee ſiegreich ihren Vormarſch in der ganzen Welt angetreten. ſpaniſche Wenn Sprichworte Lebensweisheit in ſich tragen, ſo das Wort beſtimmt:„Jeder iſt ſeines Glückes Schmied“. Nörglern, Zweiflern, Skeptikern und Mißmutigen aller Schattierungen iſt dieſes Wort ein Dorn im Auge. Das ſind alle die Menſchen, die das Leben nicht zu meiſtern verſtehen und die darum für ihre Mißerfolge fremde, außer ihnen liegende Mächte verantwortlich machen, für die ſie viele Namen finden: ſei es Schickſal, Zufall, Un⸗ gunſt der Verhältniſſe uſw. Landläufig iſt auch die Meinung, daß Glück notwen⸗ dig mit Reichtum zuſammenhängt. Schauen wir aber tiefer in die Schickſale von Menſchen hinein, ſo wird das Oberflächliche dieſer Meinung und Anſicht ſehr bald klar. Reichtum und ein gutbürgerliches Leben können für den Außenſtehenden die Menſchen als glücklich, zum mindeſten als zufrieden erſcheinen laſſen. Glück und Lebenserfolg ſind aber letzten Endes bedingt durch die Charakter- veranlagung eines Menſchen. Wie ſich der Menſch zu den Ereigniſſen, die von außen auf ihn treffen, ſtellt, ob er ſie meiſtert oder ob er jämmerlich unterliegt, darin zeigt ſich ſein Charakter, ſo baut er ſich ſein Schickſal. Als Graphologe kommt man mit ſehr vielen Menſchen in Berührung und kann daher über das bloße Aufſtellen von Behauptungen hinaus auch den Beweis erbringen. Zunächſt einen ſehr kraſſen Fall aus der Praxis. Ein junger Mann, 21 Jahre alt, war infolge eines Unfalls 7 Jahre lang an das Bett gefeſſelt, ein wahrhaft tragiſches Geſchick, das von den meiſten Menſchen kaum in ſeiner ganzen Bitterkeit erfaßt werden kann. Wahrhaft bewun⸗ dernd und ſtaunend lieſt man aber dann den Brief dieſes mutigen und tapferen Menſchen, aus dem wir einen kleinen Auszug bringen. „Menſchen, die in der Blüte ihres Lebens durch ein hartes Geſchick ſo Schweres durchmachen müſſen, werden vor eine harte Prüfung auf Herz und Nieren geſtellt. Hier erweiſt es ſich, ob man für das Leben tauglich iſt, oder ob man es verdient, einfach hinweggefegt zu werden. Hier erweiſt es ſich, ob man aus Blech oder Eiſen iſt. Man verzagt und verzweifelt und bereitet ſich auf ein beſſeres Jenſeits vor, oder man arbeitet mit aller Energie und frohem Mut an der Wiederherſtellung der Ge⸗ ſundheit...“ Das iſt kein Maulheldentum, hier wird nicht der Mund voll genommen, um zu imponieren, ſondern das iſt zutiefſt er⸗ 5 lebte und 2* qualvoll durch⸗ i 1 8 40 ö l, Le. 5 geiſtiger Reife ab⸗ 5 i 5 legt. Die erſte Probe zeigt die Schrift des jungen Mannes. kämpfte Das Ringen und Kämpfen verrät ſich in dieſer unruhigen Wahrheit, die Zeug⸗ uns beinahe flackernden Strich⸗ und Zeilenführung. Der nis von großer ſee⸗ liſcher und 2 Schreiber hat aber verſtanden, aus ſeinen Anlagen etwas zu machen. Schulbeſuch iſt nur bis zur Tertia möglich geweſen, dann kam die Krankheit. Aus der Schrift ſpricht aber eine hohe geiſtige Reife, erworben durch eiſerne Selbſtſchulung. Leicht geworden iſt ihm dieſer Selbſtunter⸗ f richt ſicher nicht, aber er hat's ge⸗ ſchafft, und f 7. 1 findet heute nach ſeiner „„ wieder den 5 5 8 Anſchluß an das 5 öffentliche Leben, ja man kann ſagen, er hat durch ſeine tiefere Gei⸗ ſtigkeit ſeine Altersgenoſſen weit überflügelt. Auch der normale Lebensweg eines Großſtadtjungen bietet erſtaunliche Chancen. Reiche Väter und Protektion ſind überflüſſig, wenn Fleiß und ein heller Kopf vorhan⸗ den ſind. Der junge Mann, von dem die zweite Schrift⸗ probe hier ſtammt, hat Schule und kaufmänniſche Lehre ohne Zwiſchenfälle bewältigt, er hat eine Ausbildung bekommen, wie ſie tauſend andere auch erhalten haben. Aber es iſt erſtaunlich, was er mit ſeinen knapp 23 Jahren bereits erreicht hat. Er iſt heute in einem großen Unter⸗ nehmen der erſte Sekretär des leitenden Direktors und füllt dieſen ſchwierigen und verantwortungsvollen Poſten gut und gewandt aus. Hier haben die Skeptiker unrecht: Nur eigene Tüchtigkeit, eigenes Können, Strebſamkeit und Fleiß haben ihn über den Durchſchnitt hinausgehoben. Ein Blick auf dieſe energiſche Schrift, aus der ein ſtarker Durchſetzungswille und mutiges Vorwärtsſtreben ſprechen, erübrigt denjenigen weitere Worte des Beweiſes. die von Graphologie auch nur eine Ahnung haben. Mut, Schwung und Elan, ein gläubiges Vorwärts- ſtürmen, leidenſchaftlicher Enthuſiasmus für eine Sache ſind Eigenſchaften, die naturgemäß bei jungen Menſchen vorhanden ſind. Der Jugend ſteht die Welt offen, das vor ihnen liegende lange Leben ſoll nutzbringend und er⸗ folgreich ausgefüllt werden. Peſſimismus, Reſignation, das„wir leiden ſchon alle irgendwie Schiffbruch“ der Enttäuſchten, hat ſie noch nicht angekränkelt. Daß man aber auch im Alter nicht verbittern und reſignieren muß, lehrt und die als dritte Probe gezeigte Schrift einer 72jährigen Dame. Niemand würde dieſer Schrift anſehen, daß ſie von einem Menſchen im bibliſchen Alter und noch dazu von einer Frau ſtammt. Was für eine unglaubliche Vitalität, welche nahezu phantaſtiſche Jugendlichkeit iſt da noch vorhanden. Dieſe Frau verſteht, das Leben zu nehmen, wie es auch kommt. Ihr Grund⸗ ſatz iſt: Sich durch nichts und durch niemand unterkriegen laſſen. Trotz ihrer kämpferiſchen Lebenseinſtellung iſt dieſe Frau gütig, milde und von einer geradezu bezwingenden Art des Sichgebens. Sie verſteht, die Reife und Harmonie des Alters mit faſt jugendlicher Spannkraft zu vereinen. Und fragt man nach dem Lebensweg dieſer Frau? Sie gehört nicht zu den Menſchen, denen Glück und Reich⸗ tum in den Schoß gefallen ſind. Materielle Sorgen haben ſie zwar ſelten ſtark bedrückt, aber ſie hat innerhalb ihrer Familie durch Krankheit viel Kummer und Not erleben müſſen. Niemand wird beſtreiten, daß ſeeliſche Sorgen und Nöte weit mehr drücken können als materielle. Dieſe Frau hat ihr Leben gemeiſtert und eine Stärke und Kraft bewieſen, an der ſich viele Menſchen innerhalb ihres langen Le⸗ bens aufrichten— 5 A 4 konnten. Men⸗ ſchen ſchreiben ihren Charakter, der Charakter aber formt ihr Schickſal. K. P. Karfeld. Daran ſind die Eltern ſchuld! Unordnung und Liederlichkeit bei Kindern. Kinder ſind ſich wohl alle gleich, abends, müde vom Spielen, werden ſie verdrießlich und unluſtig, und Mutter mag ihnen nicht zumuten, die Spielſachen und das Kinder⸗ zimmer noch aufzuräumen. Das würde eine ſchöne Ewig⸗ keit dauern. Zank unter den Geſchwiſtern geben, und alles in allem iſt es viel einfacher, die Kinder raſch ins Bett zu ſtecken und ſelbſt die paar Handgriffe zu tun. Hier liegt der Fehler, den die Mutter begeht. Ja, ſoll ſie denn die müden Kleinen zum Aufräumen zwingen— durch Schläge und Schelte, denn im Guten geht es gewiß nicht! Der Fehler iſt vor allem darin zu ſuchen, daß das Kind durch überlanges Aufbleiben ſo müde wird, daß ihm die geringe Leiſtung als ſchwere Auf⸗ gabe erſcheint. Wird das Kind angehalten, täglich mit abſoluter Regelmäßigkeit frühzeitig zu Bett zu gehen, dann ſpielen die zehn Minuten vorher, die dem Aufräumen ge⸗ widmet ſind, gar keine große Rolle und gehören gleichſam zum Schlafengehen. Bei ſehr kleinen Kindern wird das Ganze noch erleichtert, indem man es zum Spiel macht. Die Puppen, die Stofftiere ſind alle ſchon ſo müde und müſſen ſchleunigſt zu Bett gebracht werden! Daß dabei . auch die Bauklötzer und Bilderbücher fortgeräumt werden in die dazu beſtimmten Fächer und Käſten, verſteht ſich von ſelbſt! Schließlich muß dem Kind die Ordnungsliebe ſo in Fleiſch und Blut übergegangen ſein, daß es von ſelbſt ein unaufgeräumtes Kinderzimmer nicht verläßt oder in einem Raum mit herumgeſtreuten Sachen nicht ſchlafen mag. Doch nicht allein um die Ordnung mit Spielſachen geht es ja, auch Schulſachen und Kleidungsſtücke ſollen in tadelloſem Zuſtand ſein. Wenn irgendwo ein Knopf abgeht und eine Naht auftrennt, ſo wird das kleine Mäd⸗ chen ſtolz ſein, wenn Mutter ihm Nadel und Faden anver⸗ traut, um den Schaden zu beheben, ſofern es nicht zu ſchwierig iſt. Das Kind übernimmt gern Arbeiten und Pflichten, für die es verantwortlich iſt, denn faſt alle Kinder ſind ſehr ehrgeizig. In jedem Falle muß das Kind dazu angehalten werden, die Mutter auf all die kleinen Schäden aufmerkſam zu machen, die im Alltag nun mal entſtehen. Haben wir das Kind einmal ſo weit, daß es an ſeinen 5 Sachen ordentlich iſt, ſo haben wir ihm Ordnungsliebe für das ganze Leben eingepflanzt. Liederlichkeit und Unordent⸗ lichſein ſind meiſt Schuld der Eltern, die nicht genügend Zeit und Mühe darauf verwendeten, ihr Kind rechtzeitig zur Ordnung anzuhalten. E. W. eee 1 hat in ebiet in egie⸗ ßlich nen ihrt. von rken, liſche hren 5 1 Schloß Greifensfein Original⸗Roman von M. Herzberg. 39 „Wo denn? Wo ſtehe ich denn?“ fragte Lydia, geſpannt die fein und ſauber ausgeführte Zeichnung des Stamm⸗ baumes betrachtend. „Hier,“ ſagte Irene. Und ſie wies ihr die Stelle und las vor:„Lydia Adelgunde Dorothee, eheliche Tochter des Eber⸗ hard, Grafen Harrach zu Greifenſtein, geboren zu Schloß Greifenſtein am 30ten Oktober 1890, iſt als Witwe des Schau⸗ ſpielers Edmund Walent zur Zeit noch am Leben. „Im alten Stammbaum waren Sie als bereits verſtor⸗ ben vermerkt. Da ſich das als unwahr erwies, mußte ich es in dieſem berichtigen,“ ſchloß Irene fachlich. „Ja, natürlich,“ entgegnete Lydia. Und dann ſchlug ſie plötzlich eine gellende, höhniſche Lache auf, ſo daß Irene ſie betroffen anſah. Das brachte ſie ſofort zur Beſinnung. „Sie wundern ſich über meinen unerwarteten Heiterkeits⸗ ausbruch, Fräulein Heldburg,“ ſagte ſie ernſter.„Aber dieſe Geſchlechtsberewigungen und Ahnenverherrlichungen erſchei⸗ nen mir nach meinem mexikaniſchen Leben, in dem ich mich all ſolcher Familientraditionen gründlich entwöhnte, törich⸗ und lächerlich, und ich mache mich über die feudale Schwäche meiner verehrten Tante, die ja wohl auch die Veranlaſſerin dieſes neuen Stammbaumes iſt, gern ein bißchen luſtig.“ Irene mußte denken, daß das der Erbin noch anhaftende mexikaniſche Schaufpielerleben nicht allein das ſtolze Adels⸗ bewußtſein der deutſchen Ariſtokratin, ſondern auch deren feine Sitten und gute Manieren zerſtört und an deren Stelle ein gewöhnliches, abſtoßendes Benehmen geſetzt hatte. Zufällig einen Blick durch die zu dieſer Jahreszeit und bei der warmen Witterung ſtets tagsüber offen gehaltenen Fenſtertüren werfend, ſah Lydia jetzt den Grafen durch den Park gehen. Das Buch in ihrer Hand achtlos auf den Tiſch ſchleudernd, lief ſie ſofort hinaus hinter ihm her, laut und wiederholt ſeinen Namen rufend. Er war ihr ſchon ein gutes Stück Weges voraus, wandte ſich jedoch bei ihrem Rufen um und blieb, ſie erwartend, ſtehen. Kaum bet ihm angelangt, faßte Lydia ihn ohne weiteres unter, und Arm in Arm ſpa⸗ zierte das ſo ungleiche Paar, heiter plaudernd unter den Doppelreihen der blühenden Linden dahin. ö In Irene, die es ſich nicht verſagen gekonnt, dem Vor⸗ gang zu folgen, ſtieg eine unſägliche Bitterkeit auf. „Als wären ſie ſchon Verlobte!“ ſchrie ihr Herz. Aber ſogleich ſtrafte es ihr Verſtand:„Und wenn ſie es wären, haſt du das geringſte Recht, Zorn und Eiferſucht darüber zu emp⸗ finden? Der Mann, den du verſchmähteſt, geht dich nichts mehr an!“ Und Irene ſeufzte tief und beugte ſich wieder über ihre Arbeit. * „Du biſt eine ſo ſchöne, majeſtätiſche Frau, Tante, haſt aber trotzdem etwas ſo wohltuend Mütterliches an dir,“ ſagte Lydia, die ſich ein niedriges Polſterbänkchen geholt und zu den Füßen der Gräfin niedergelaſſen, ihren Kopf an deren Knie ſchmiegend und zärtlich zu ihr aufſchauend. a Die Gräfin ſtrich ſanft über das ſchwarze Gelock. Die Aeußerung gefiel ihr; ſie wollte Lydia ja auch eine Mutter werden. „Weil ich die eigene Mutter ſo früh verloren, empfinde ich das in deiner Nähe als mich ganz beſonders beglückend, fuhr die Erbin ſchmeichleriſch fort. 5„Das freut mich, mein Kind,“ lächelte die Gräfin, ihre Liebkoſung wiederholend. f Es lag ihr auf den Lippen, daß ja aus der Nichte ein Töchterchen werden könnte; aber ſie hielt die Bemerkung noch vorſichtig zurück. Lydia indeſſen, nun rückhalklos auf ihr Ziel losſteuernd, riß, fein und ſchlau zu Werke gehend, die Be⸗ denken der Gräfin nieder, ohne daß es dieſer recht bewußt wurde. 5„Wenn ich dir doch mein Herz einmal ganz ausſchütten Dürfte, liebe Tante! Wenn ich doch voll Mut und Vertrauen zu dir wie zu einer glücklichen Mutter reden könnte!“ be⸗ gann ſie bewegt. f„Das kannſt du doch, liebe Lydia! Sage mir alles, was „ich bedrückt! Du wirſt Verſtändnis und warme Teilnahme 8 mir finden,“ verſicherte die Gräfin herzlich, ahnend, daß das Geſtändnis ihren Sohn betreffen würde. Und ſie hatte nich darin nicht geirrt. „Nun, ſo will ich meine Scheu beſiegen und zu Gernots Mutter ſprechen, wie ich es zu meiner eigenen tun würde,“ ſagte Lydia feierlich. Und dann nach tiefem, aufgeregtem Atemholen ſtieß ſie leidenſchaftlich hervor:„Haſt du es be⸗ merkt, daß ich deinen Sohn liebe?„Heiß, glühend liebe?“ „Ich glaube es bemerkt zu haben,“ antwortete die Grä⸗ fin leiſe. 5 „Und du billigſt meine Liebe?“ flüſterte Lydia bebend, ſich noch dichter an die Gräfin ſchmiegend. „Ja, mein Kind. Ihr waret Euch ſchon in der Jugend zugetan; dein Vater hatte dich meinem Sohn zur Gattin be⸗ ſtimmt. Die lange Zeit, die Ereigniſſe, welche dazwiſchen liegen—“ „Simd ausgelöſcht, als wären ſie nie geweſen!“ fiel Ly⸗ dia energiſch ein und flüſterte dann in weichem Schmeichel⸗ ton:„Ich bim ſo glücklich, daß du meiner Liebe nicht feindlich geſonnen biſt, teure Tante!“ „Nein, im Gegenteil; ich bin mit ihr einverſtanden. Denn trotz deiner Fehler und Mängel habe ich dich liebge⸗ wonnen. Der Hauptfaktor indeſſen iſt und bleibt Gernot. Auf ihn kommt alles an. Haſt du Urſache, anzunehmen, daß er dir und deinen Wünſchen geneigt iſt?“ „Nein, nichts, nichts weiß ich!“ klagte Lydia.„In allem, was ihn perſönlich angeht, iſt er ſtolz und unnahbar. So ſprach ich ihm einmal davon, wie unglücklich ich darüber wäre, daß ich ihn hätte ſeines Vermögens berauben müſſen und beſchwor ihn, einen Teil desſelben zurück- oder doch wenig⸗ ſtens ein Darlehen von mir anzunehmen. Er hat es mir aber rundweg abgeſchlagen.“ Die Gräfin ſchwieg. Wer kannte beſſer als ſie dieſen eigenſinnigen Stolz ihres Sohnes! „Wenn mich Gernot heiratete, fiele ihm das Vermögen von ſelbſt wieder zu, und über dieſe einfache, natürliche Löſung wäre niemand ſeliger als ich, die ihn ſo brennend liebt. Denn er braucht es doch dringend nötig, nicht wahr, teure Tante?“ fuhr Lydia, ihre Sache geſchickt führend, mit flehendem Eifer fort. „Dieſe beiden Tatſachen ſind nicht abzuleugnen,“ gab die Gräfin, nun auch wärmer werdend, ſeufzend zu. „Könnteſt du ſie ihm nicht einmal auf deine feine Art nahelegen?“ flüſterte Lydia, die gefaltenen Hände auf den „Ihm dabei ſagen, daß ich ihm innig gut ſſei und keine größere Sehnſucht, keine höhere Seligkeit kennte, als die, ſein Weib zu werden???. Lydia hatte mit förmlicher Inbrunſt geſprochen, und in den vor Erregung dunkel gewordenen Augen glänzten wahr⸗ haftige Tränen. Die Gräfin fühlte ſich mitergreffen. „Ich will es verſuchen, mein Kind, obgleich es keine leichte Aufgabe iſt. Gernots ſehr ſelbſtändiger Charakter iſt. ungeheuer ſchwer zu beeinfluſſen; er verbietet jede Ein⸗ miſchung in ſeine perſönlichen Angelegenheiten.“ „Du biſt aber doch ſeine Mutter; auf dich hört er doch gewiß am erſten!“ ſchmeichelle Lydia. „Auch ſeine Mutter darf ſich in ſo zarte Angelegenheiten nicht mengen, Ich habe darin ſchon einmal meine Erfah⸗ rungen gemacht. Trotzdem will ich es doch deinetwegen ver⸗ ſuchen,“ verſprach die Gräfin, die nicht geſtehen wollte, daß Lydias Hoffnung auch die ihre war, Iydias immer wache Eiferſucht hatte die Aeußerung ihrer Tante ſofort aufgegriffen. „Bekrafen deine Erfahrungen bei Gernot vielleicht die ſchöne Pibliothekarin, Tante?“ 1 „Wie kommſt du darauf?“ fragte die Gräfin unſicher. „Ich hege ihretwegen Verdacht und Befürchtungen. Er wich mir ſo ſonderbar aus, als ich in bezug auf ſie einmal eine ſcherzhafte Frage tat. Sag du mir, Tante, beſtanden irgendwelche Beziehungen zwiſchen ihnen?“ Die Gräfin zögerte mit der Antwort. „Bitte, bitte, ſag's mir doch!“ flehte jene inbrünſtig. „Nun ja, wenn du es durchaus wiſſen willſt. Gernot hakte ſich dem Mädchen genähert, war häufig drüben auf dem Vorwerk. Sie gefiel ihm, weil ſie geiſtvoll und klug und tief veranlagt iſt, wie er ſelbſt.“ „Und weil ſie vor allem eine Schönheit iſt!“ rief Lydia mit ſchmerzlicher Leidenſchaft aus.„Ich muß das leider feſt⸗ ſtellen, nachdem ich ſie in der Bibliothek aufgeſucht und mit ihr geſprochen habe.“ „Du haſt keinen Grund mehr, dich darüber aufzuregen, beſchwichtigte die Gräfin.„Sie haben ſich ſeit Monaten be⸗ reits voneinander zurückgezogen und halten ſich auch, wenn ſie ſich in Geſellſchaft, wie beiſpielsweiſe hier bei mir, ein⸗ unbedachte 1 mal begegnen, möglichſt gegenſeitig fern. Die Sache zwiſchen ihnen darf wohl als endgültig erledigt betrachtet werden. „Weißt du, was die Urſache ihrer Trennung geweſen iſt, Tante?“ forſchte Lydia begierig. 0 „Ja, die war ich,“ gab die Gräfin anſtandslos zu.„Ich veranlaßte durch ihres Bruders Frau das Mädchen, die Zu⸗ ſammenkünfte und Spaziergänge mit meinem Sohne einzu⸗ ſtellen, um einer ernſtlichen Verliebthert Gernots vorzubeu⸗ gen. Denn ſeine mögliche Verbindung mit der mittelloſen Schweſter ſeines Angeſtellten war durchaus nicht nach mei⸗ nem Sinn. Und mein Eingreifen hatte ja bei dem Mädcbem zu meiner Genugtuung auch Erfolg. Allein, was Gernot, der davon ſelbſtverſtändlich nichts wußte, noch wiſſen durfte, be⸗ wogen hat, ſeinerſeits von dem Mädchen abzulaſſen, das ent⸗ zieht ſich meiner Kenntnis. Er iſt verſchloſſen und ſpricht ſich von ſelbſt nicht aus, und ihn danach fragen, kann und werd ich nicht. Wozu ſollte ich es auch? Ich bin froh, daß er ie aufgab, ganz gleich, welches ſeine Beweggründe dafür waren.“ „Ich aber, ich möchte ſie kennen!“ rief Lydia heftig.) „Alles, alles, was ihn betrifft, will ich wiſſen! Gernot ſagte mir, daß das Fräulein noch geſellſchaftlich bei euch verkehrt. Nachdem, was du mir jetzt anvertraut, begreife ich das nicht.“ „Es geſchieht ſehr ſelten noch. Ich kann ſie bei der Ein⸗ ladung ihrer Angehörigen nicht umgehen. Ihr Bruder ite wie du wohl gehört haben wirſt, Kriegskamerad und intimer Freund meines Sohnes, und ſeine ſehr verſtändige Gattin, eine ehemalige Krankenſchweſter, unterſtützt mich in meiner Wohltätigkeit.“ 5 „Wenn ich Gernots Frau würde, ſo müßte das Mädchen fort von hier. Ich würde wahnſinnig vor Etferſucht, wenn ſie in ſeiner Nähe bliebel“ rief Lydia leidenſchaftlich mit fun⸗ kelnden Augen aus. 1 Die Gräfin lachte. 1 „Du haſt dich doch noch nicht ein bißchen beherrſchen gelernt, kleine Wilde! Im übrigen laß es erſt ſo weit ſeinz dann wollen wir weiter darüber reden.“ „Du wirſt alſo mit Gernot ſprechen, und bald, bald teure Tante?“ drängte Lydia. i „Ich habe es dir ja verſprochen.“ 5 „Und ſag' ihm auch, daß ich ihn heiraten würde, wenn er mich ſelbſt nicht ſo liebt, wie ich ihn, ja? Bitte, bitte!“ „Auch das will ich tun.“ g Sie neigte ſich über die feinen Hände der Gräfin und drückte dankbar ihre Lippen darauf. „Biſt doch mein kleines Töchterchen!“ antwortete jene gerührt und küßte ſie auf die Stirn.—— 5 Die Gräfin hatte bald Gelegenheit, ſich Lydias Auftrag, der ja, wie bekannt, auch ihren eigenen Wünſchen entſprach, zu erledigen. Eines Tages, nach aufgehobener Tafel, als ſich Frau Walent bereits zu ihrer, ſtets ſehr ausgedehnten Mit⸗ tagsruhe zurückgezogen, war der Graf in das Schlafzimmer ſeiner Mutter gekommen, in welchem dieſe, mehr um nachzu⸗ denken, als zu ſchlummern, auf dem Divan lag. Sich einen bequemen Seſſel heranziehend, bat er, da die Fenſter offen⸗ ſtanden, um die Erlaubnis, ſich eine Zigarre anzünden zu dürfen und rauchte nun ſchweigend ein paar Minuten. Unter ihren halbgeſchloſſenen Lidern beobachtete ihn ſeine Mutter aufmerkſam. Seine edelgeformte Stirn, die ſich, meiſt von Hut oder Mütze bedeckt, weiß von dem anderen Teil des ſchmalen gebräunten, raſſigen Antlitzes abhob, trug Sorgen⸗ falten und um den ausdrucksvollen Mund hatte ſich ein ſcharfer Zug gelegt. Selten nur kam ihr Sohn aus eigenem Antrieb zu ihr. Wenn es geſchah, hatte er ſtets etwas Wichtiges mit ihr zu beſprechen, das wußte ſie. Nichts Perſönliches; denn das hielt er unter ſtrengem Verſchluß; wohl aber Dinge, die ſie beide angingen, ſelbſt Unangenehmes, wenn es ſich durchaus nicht vermeiden ließ, ſo gern er ihr ſonſt auch ſolches fernhielt. Er wußte, daß ſie ein geſundes Urteil und praktiſchen Sinn beſaß, in manchem erfahrener war als er und wärmſten An⸗ teil an ſeinen Sorgen nahm; deshalb war er verſtändig genug, 1992 Rat nicht nur einzuholen, ſondern häufig auch zu be⸗ olgen. Auch trieb es ihn, Dringliches mit der Mutter zu be⸗ ſprechen. Aber obgleich ſie das, wie erwähnt, wußte und ihre eifrige Liebe darauf brannte, es zu erfahren, zwang ſie ſich dennoch, jedes Forſchen danach zu vermeiden und wartete geduldig, bis er ſelbſt begann: 5 „Wir ſind jetzt beide ſo ſelten allein, daß du ſchon ver⸗ zeihen mußt, Mutter, wenn ich dich hier in deinem Heilig⸗ tum aufſuche und deine Mittaasruhe ſtöre.“ 5 In den Finger geſchnitten! Was iſt da zu tun? „Gerda hat ſich in den Finger geſchnitten. Das Kind brüllt, die Mutter iſt entſetzt. Faſt einer Ohnmacht nahe, holt ſie einen Lappen, dazu Karbol, und während das Kind ſchreit, als ob es am Spieße ſtecke, wäſcht Mutter die Wunde tüchtig aus. Der Vater, gerufen durch das Geſchrei, tritt hinzu. „Um Gottes willen“, ruft er,„laß das Auswaſchen!“ „Du biſt gut!“ antwortet die Mutter,„es ſoll wohl Blutvergiftung folgen?“ „Wenn die Wunde vergiftet iſt, dann hilft das Aus⸗ waſchen nichts mehr. Wunden ſoll man niemals aus⸗ waſchen.“ f Es entſpinnt ſich eine Auseinanderſetzung, währen) um die noch leiſe blutende Wunde Gerdas eine dicke Mull⸗ binde gewickelt wird. Es ſcheint gar nicht ſo ſchlimm zu ſein, ſie lacht ſchon wieder. Einige Tage ſpäter trifft Frau Martin ihren Haus⸗ arzt. Da fällt ihr ein, was neulich ihr Mann von friſchen Wunden ſagte. Und weil ſie das nicht glauben kann und gern beſtätigt wiſſen möchte, daß die Anſicht ihres Man⸗ nes falſch iſt, bringt ſie das Geſpräch auf friſche Wunden und den Verband. „So leid es mir tut, liebe Frau Martin, Ihr Mann hat recht.“ Und nun erzählt ihr der Arzt, daß viele Menſchen bei der Behandlung friſcher Wunden den Fehler machen, daß ſie glauben, die Wunde müſſe gereinigt werden. Sind Splitter oder Stoffetzen oder Erdkrumen in die Wunde gelangt, dann ſoll man ſie entfernen; aber nur mit einer durch Abkochen gereinigten Pinzette. Mehr zu tun, kann mehr ſchaden als nützen. Sowohl das Aus⸗ waſchen mit klarem Waſſer oder einem Desinfektions⸗ Reinigung nicht mehr entfernt werden. Was der Arzt zu⸗ geſteht, iſt eine Desinfizierung zum Schutze gegen das Ein⸗ dringen von Keimen in die Wunde, aber dieſe Desinfek⸗ tion mit Jodtinktur(auf keinen Fall Karbol oder Subli⸗ mat oder eſſigſaure Tonerde) darf nur die geſunde Haut rings um die Wundränder erfaſſen. Die Wundfläche bleibt auf jeden Fall unberührt, ſie wird bedeckt mit keimfreiem Mull und verbunden. 8 Auch von der dicken Mullbinde iſt man ſchon längſt abgekommen, ſofern es ſich nicht um große Wunden und ſchwere Verletzungen handelt, die dann aber nicht im Hauſe, ſondern vom Arzt behandelt werden. Bei den meiſten Wunden, die bei der Arbeit und dem Spiel ent⸗ Aufnahme: Roſenberg(Mauritius)— „Erſte Hilfe bei Unglücksfällen“, ein wichtiger Dienſt im BDM. man zum Spülen warmes, mit Soda verſetztes Waſſer ſtehen, genügt einer der praktiſchen Schnellwundverbände. Darunter verſteht man einen Streifen Heftpflaſter, der in der Mitte eine Mullkompreſſe trägt, die mit antiſeptiſchen und heilungfördernden Subſtanzen getränkt iſt. Kom⸗ preſſe, Verband und Arzneiſtoff ſind hier alſo in einem Stück vereinigt und gebrauchsfertig. Man wird dieſen Verband natürlich wie jedes in der Hausapotheke auf⸗ bewahrte Mittel vor Verunreinigungen ſchützen, aber Luftkeime braucht man nicht zu fürchten, da ſie beim Auf⸗ treffen auf die antiſeptiſche Mullkompreſſe abgetötet werden. Dieſer Schnellverband iſt bei offenen Wunden dem nicht immer hygieniſchen Heftpflaſter vorzuziehen. Er iſt Heftpflaſter und Verband zugleich, aber das Pflaſter als ſolches kommt nicht mehr mit der Wunde in Berührung, ſondern trägt lediglich die Kompreſſe. Er ermöglicht dar⸗ über hinaus einen Verband, der ſich allen Bewegungen der Muskeln und Glieder anpaßt. Man kann alſo die Glieder bewegen. Außerdem ermöglicht der Schnellverband den Luftzutritt zu der Wunde. Luft, wenn ſie ſauber iſt, för⸗ dert den Heilungsprozeß, daß ſie ohne Schmutz an die Wunde herankommt, dafür ſorgt die Zuſammenſtellung des Verbandes. 5 5 a Gerade während des Krieges haben ſich die aus Kom⸗ preſſe und Heftpflaſter beſtehenden Schnellverbände be⸗ währt, und ſo iſt es nur recht, daß ſie jetzt immer mehr ihren Platz in den Hausapotheken oder Verbandkäſtchen 5 Guvn Schwandt. Eine ſagt's der anderen Hausfrauenerfahrungen werden mitgeteilt. Milch tropft beſtimmt nicht aufs gute Tuch, wenn man die Tülle des Kännchens vor dem Einfüllen unmerk⸗ lich mit etwas Butter eingerieben hat. 8 Spritzendes Fett in der Pfanne iſt ſehr un⸗ angenehm. Man verhindert das Spritzen, wenn man ein wenig Salz oder Mehl in die Pfanne tut. 8 Flammeri bildet beim Erkalten keine Haut, keine feſte Schicht an der Oberfläche, wenn man gleich nach dem Einfüllen ein wenig Puderzucker aufſtreut. 5 Hochglanz bei Gläſern erzielt man, wenn finden. benutzt. Darauf reibt man die Gläſer mit einem weichen Tuch völlig trocken. 5 N— Sperrt und Spiel Einheimiſcher Sport. Pokalſpiele. Noch ſtehen die Mannſchaften mitten in den ſchwer⸗ ſten Punktekämpfen, die für einen Verein„Sein oder Nichtſein“ bedeuten können, als von der ſpielleitenden Behörde zur Teilnahme an den Verbandspokalſpielen aufgerufen wird. Am vergangenen Sonntag wurde erſt der neue deutſche Pokalmeiſter aus der Runde 1936 feſt⸗ geſtellt und ſchon mit dem morgigen Sonntag nimmt die 1937er Runde ihren Anfang. Wie abwech lungsreich und intereſſant die Begegnungen ſind, das haben de Secken⸗ heimer Spieler im vorigen Jahr unter Beweis geſtellt. Reſtlos waren die Mannſchaften der badiſchen Kreisklaſſe und Bezirksklaſſe ausgeſch eden, als Seckenheim noch als einzige Mannſchaft der unteren Klaſſen vom Gau Baden im Rennen lag. Pirmaſens, der vorjährige Tabellenzweite in der Gauliga vom ſpielſtarken Gau Südweſt brauchte alles, um die Seckenheimer von einer weiteren Teiinahme in den Hauptrunden auszuſchalten. Fürwahr ein gutes Zeichen für die neu beginnenden Spiele. In Seckenheim ſpielen: Seckenheim— Brühl. Urſprünglich ſollte die Partje in Brühl vom Stapel laufen, aler die Brühler haben aus dem Spiel gegen Rheinau Platzſperre erhalten, wodurch Seckenheim un⸗ verhoffter Weiſe zu einem recht intereſſanten Spiel ge⸗ kommen iſt. Der Gegner iſt hier kein Unbekannter. Schon oft ſtand man ſich in entſcheidenden Kämpfen gegenüber. Immer knapp waren die Ergebniſſe. Zwei Kampfmann⸗ ſchaften ſtoßen hier aufeinander, die ein ſpannendes Spiel liefern werden. Glück auf zu dieſem erſten Gang. ch Handball der Kreisklaſſe. Nach längerer Pauſierung über die Weihnachtsfe er⸗ tage tritt am morgigen Sonntag die 1. Mann chaft des hieſigen Turnerbundes wieder in Aktion. Dabei trifft ſie gleich das erſte Mal auf einen ſtarken und gefährlichen Gegner, VfL Neckarau, und wird auf dem dortigen es ſchon ſchwierig haben, erfolgreich aus dem Kampf zu gehen. Jedenfalls werden na chder Pauſe die Mann⸗ ſchaften wieder mit Energie in den Kampf gehen und ſo ein intereſſantes Meeting bieten. Die 2. Mannſchaft hat morgen in Friedrichsfeld den dortigen Turnverein zum Gegner und wird alles zuſammenfehmen müſſen, um gegen dieſe kampfſtarke Elf Elf der Nachbarn beſtehen zu können. Die Jugend, die auf eine ganze Reihe ſchöner Er⸗ folge zurückblicken kann und mit a. vorderſter Stelle ſteht, trifft morgen in Neckarhauſen auf deſſen Turn⸗ vereins⸗Jugend und na chdem Vorrundenergebnis von 16:0 rechnen wir auch diesmal wieder mit einem Sieg. — Auswärtiger Sport Ein Sportprogramm, wie es vielſeitiger und qualitäts⸗ voller kaum ſein kann, wird am kommenden Wochenende abgewickelt. Sehr rege geht es wieder bei den Winterſport⸗ lern, und da ganz beſonders bei den Eisläufern zu. Aber auch im Fußball, Handball und Hockey ſowie in der Leicht⸗ athletik, im Radſport, Ringen und Schwimmen werden Rae e über den allgemeinen Rahmen hinausgehende eranſtaltungen durchgeführt. Vorweg nehmen wir zu⸗ nächſt den Fußball, dem zwar ein beſonderes Ereignis fehlt, aber in Anbetracht der immer wichtiger werdenden Punkteſpiele Intereſſe ver⸗ dient. Nach längerer Unterbrechung bringen die ſüddeut⸗ 5 Gaue erſtmals wieder ein ſozuſagen volles Programm. lle Spitzenmannſchaften ſtehen im Kampf und werden dabei ihre Poſitionen nicht immer leicht zu verteidigen haben. Der Spielplan ſieht folgende Treffen vor: Gau Südweſt: Eintracht Frankfurt— Boruſſia Neunkirchen(2:4), Fa Pirmasens— Sportfreunde Saar⸗ brücken(1:1), SV Wiesbaden— Wormatia Worms(0:1). Gau Baden: SpVg. Sandhofen— Bf Neckarau (41), FV 04 Raſtatt— SW Waldhof(0:5), VfB Mühlburg — VfR Mannheim(1:4), Germania Brötzingen— Karlsru⸗ her FW(2:1). Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Zeit, Wetter, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichken; 8 Waſſerſtandsmeldungenz 8.05 Wetter, Bau⸗ ernfunk; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Nachmit⸗ tagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 10. Januar: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Sendepauſe; 9 Evang. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Mehr ſein als ſcheinen— viel leiſten und wenig hervortreten, Morgenfeier der Hitler⸗Jugend; 10.30 Orgelmuſik; 11 Zur Feier des Tages, Dichtung der Weſtmark; 11.30 Kleine muſikaliſche Vorſpeiſe, 12 Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mit⸗ tag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinder⸗ ſtunde; 14.45 Aus Laden und Werkſtatt; 15 Neue engliſche und franzöſiſche Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik, Schallplat⸗ ten; 15.30 Anette von Droſte⸗Hülshoff, zu ihrem 140. Ge⸗ burtstag; 16 Muſik am Nachmittag; 18 Wie du ſagſt— in Kirchberg an der Jagſt, luſtige Entdeckungsreiſe; 18.30 Schöne Melodien; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Die Weiſe von Liebe und Tod des Cornets Chriſtoph Rilke; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Wir bitten zum Tanz; 24 Nachtmuſik. Montag, 11. Januar: 9.30 Geſpräch über die Ehe; 10 Aſchenbrödel; 10.30 Sendepauſe; 17.35 China arbeitet; 18 Anterhaltungskon⸗ t; 19 Beſuch in der Tierwelt, Schallplattenplauderei; 9.45 Echo aus Baden; 20.10 Ehrt eure deutſchen Meiſter, zum 100. Geburtstage von Adolf Jenſen; 21 Bunt und hei⸗ ter, als Einlagen: Kleine badiſche Geſchichten; 22.20 Zwie⸗ geſpräch; 22.30 Lieder; 22.45 Nachtmuſik. Gau Württemberg: Sportfreunde Stuttgart— Union Böckingen(00), SVg. Cannſtatt— Stuktgarter Kickers(2:6), JV Auen— VfB Stuttgart(2:3), SV Göppingen— Stuttgarter SC(3:1). Gau Bayern: SpPg. Fürth— 1860 München (2:0), BE Augsburg— VfB Koburg(1 2), FC 05 Schwein⸗ furt— Wacker München(0:1), Bayern München— AS Nürnberg(1:0), BfB Ingolſtadt⸗Kingſee— 1. FC Nürn⸗ berg(1:2). Die ſpielfreie Union Niedervad gaſtiert am Sonntag in Marburg und ſpielt dort gegen den VfB Kurheſſen Marburg. Im Handball führt der Gau Württemberg in Ulm Werbeſpiele durch und ſetzt aus dieſem Grunde mit den Punkteſpielen aus. Die württembergiſche Gauelf beſtreitet das Hauptſpiel ge⸗ gen eine Auswahlmannſchaft der Wehrmacht. Das Treffen dient als Vorbereitung zum Pokalſpiel gegen Weſtfalen, das bekanntlich im Februar ſtattfindet. Ein weiteres Wer⸗ beſpiel beſtreiten die Frauen von Ulm und Stuttgart eben⸗ falls in Ulm.— Das Meiſterſchaftsprogramm iſt dennoch recht vielgeſtaltig und ſieht mit Ausnahme des badiſchen Meiſters SV Waldhof alle führenden Mannſchaf⸗ ten im Kampf. Im Gau Südweſt wird der VfR Schwan⸗ heim vorerſt ſeine Stellung behaupten können, aber am Sonntag wird ſich zeigen, ob der ſtark nach vorne ſtre⸗ bende MSV Darmſtadt noch Ausſichten auf die Meiſter⸗ ſchaft hat. Im Falle eines Sieges in Schwanheim dürften die Hoffnungen berechtigt ſein, Die gleichen Ausſichten will Pfalz Ludwigshafen beim TS Hernnsheim, dem Zweiten der Tabelle, geltend machen. Im Gau Baden führen die wichtigſten Spiele des Tages TV 47 Ettlingen— Rot und VfR Mannheim— TSW Nußloch zuſammen. Mit dem Voranſchreiten der Jahreszeit wird im Hockey der Spielbetrieb immer kleiner, ſolange aber kein Schnee fällt und noch kein Froſt eintritt, werden die Sonntage reichlich ausgenutzt. So iſt es auch am zweiten Januar⸗ Sonntag, der ſogar einige beſondere Ereigniſſe bringt. Da iſt zunächſt einmal das Gaſtſpiel der engliſchen Studentin⸗ nen⸗Mannſchaft des Royal⸗Veterinary⸗College London am Samstag beim SC Frankfurt 1880 und am Sonntag gegen die Frauen des Wiesbadener THC. Im Turnen werden die Rundenkämpfe zur Mannſchaftsmeiſterſchaft im Gau Südweſt in Frankfurt fortgeſetzt. Allerdings treten ſich diesmal nicht drei, ſondern nur zwei Vereine— Tad Bornheim und Tbd Wiesdaben— gegenüber, da die Bockenheimer Tgd ihre Meldung zurückgezogen hat. In Saarbrücken werden die beſten deutſchen Turner, die der Deutſchlandriege angehören, ihr Können der ſgardeut⸗ ſchen Bevölkerung demonſtrieren und ſicherlich viel Beach⸗ tung finden. Ein faſt unüberſehbares Programm weiſt für das zweite Januar⸗Wochenende der Winterſport auf. Ueberaus aktiv ſind die„Ritter des Eiſes“, aber auch die europäiſche Kunſtlaufelite tritt an beiden Tagen ſtark hervor. In Schwenningen und Frankfurt a. M. werden die Eishockey⸗Meiſterſchaften der Gaue Baden⸗ Württemberg bezw. Heſſen⸗-Südweſt ausgetragen. Im Kölner Eisſtadign ſpielt die Düſſeldarfer EZ gegen die Untverſttätsmannſchaft von Oxford(Samstag), während tags darauf die Krefelder„German⸗Canadians“ die Geg⸗ ner der engliſchen Studenten ſind. Wenn es die Schneeverhältniſſe zulaſſen, werden auch die Freunde der Bretter ſich in die Ereigniſſe ſtürzen. Die wichtigſten deutſchen Veranſtaltungen auf ſkiſportlichem Gebiet werden wohl im Schwarzwald, in den bayeriſchen Bergen und im Harz durchgeführt. 21 Einzelmeldungen, darunter auch die von Matthias Wörndle, dem Vorjahrsſieger, ſind für den Schwarzwald⸗ Dauerlauf über 40 Km. um den Wanderpreis der Schauinslandbahn eingegangen. Für den Mannſchaftslauf laſſen ſich vier Vereine— SC Frau, Skizunft Feldberg, Sc Villingen und SC St. eorgen— werten. Im Schwimmen 5 das 2. Reichsoffene Frauenfeſt des Frankfurter amen⸗S V ein ausgezeichnetes Meldeergebnis erzielt. Ueber 400 Schwimmerinnen aus dem ganzen Reich, darun⸗ ter Giſelg Arendt, Ruth Halbsguth, Traute Engelmann, Atta Heiling, Anni Stolte, Irmgard Ohliger und Ulla Groth, werden beteiligt ſein. i Dienstag, 12. Januar: 9.30 Sendepause; 10 Das Erbe im Blut, Bauernchronik; 10,30 Engliſch; 11 Sendepauſe; 15.15 Von Blumen und Tie⸗ ren; 17.40 20 Minuten zum Nachdenken und Reinfallen, Funkſkizze; 18 Zauber der Stimme; 19.15 Slaviſche Violin⸗ muſik; 19.45 Der Forſcher Colin Roß erzählt aus ſeinem Leben; 20.10 Feſtlicher Abend, zur Erinnerung an die Saar⸗ abſtimmung 1935; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau; 22.40 Tanz⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 13. Januar: 9.30 Sendepause; 11 Das ganze Deutſchland iſt mein Heimatland, Hörfolge; 10.30 Sendepauſe; 15 Allerlei Plau⸗ derei; 15.30 Beim Gänſemännlein und den Pfefferſäcken, ſchwäbiſche Jungmädels fahren ins Frankenland; 17.30 Adolf Hausrath⸗Gedenkſtunde; 18 Unſer ſingendes, klingendes Frank⸗ furt; 19.15 Pfälzer Kunterbunt; 19.45 Was bringt die Zeitung der Frau?; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 m N Beethoven; 22.30 Tanz⸗ und Unterhaltungs⸗ muſik. — s Reichsſender Frankfurt: Sonntag, 10. Januar: 6 Hafenkonzert; 8 Zeil, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Schneebericht; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 3.45 Orgel⸗ choräle; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Mehr ſein als ſcheinen— viel leiſten und wenig hervortre⸗ ten, Morgenfeier der H J.; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Dichter im Dritten Reich; 11.30 Die Harfenſonate, Funkfolge; 12 Mittagskonzert; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Deutſche Scholle; 16 Muſik 1 05 Unterhaltung; 18 An Danzig, Hörfolge in Lied und Wort; 18.30 Kammermuſik; 19 Ein Meiſter des deutſchen Liedes, Funkfolge aus Anlaß des 100. Geburtstages von Adolf Jenſen; 19.50 Sport; 20 Heute abend um 8 Uhr... 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, Schneebericht, lokale Nachrichten; 22.15 Sportſpiegel des Sonntags; 22.30 Tanzmuſik; 24 Nachtkonzert. 8 Im Boxen werden die Amateurmeiſterſchaften in den Gauen Südweſt, Baden und Württemberg mit den Kreismeiſterſchaften von Unterbaden(Mannheim) und Mittelbaden(in Pforzheim) im Gau Baden, der Pfalz(in Haßloch) im Gau Südweſt— und Schwarzwald⸗Alb⸗Stuttgart(in Oberndorf) eingeleitet, In Ringen beginnen in Baden die Endkämpfe um die Mannſchafts⸗ meiſterſchaft mit den Vorrunden. Es ſtehen ſich gegenüber: Gruppe Nord: KSV Wieſenthal— Eiche Sandhofen, Vfs 96 Mannheim— Germania Weingarten. Gruppe Süd: Alem. Kuhbach— Rheinſtrom Karlsruhe, AS Kollnau Germania Hornberg.— Ein intereſſantes Zuſammentref⸗ fen ſteigt in Nürnberg zwiſchen Nürnberg und München. Weltbild(M). Klein lieferte einen großen Kampf. Ein Augenblicksbild aus dem Vorkampf zur Europa⸗ meiſterſchaft zwiſchen dem Solinger Erwin Klein(links) und dem Europameiſter Pierre Charles⸗Belgien in der Deutſchlandhalle in Berlin. Das Treffen endete unent⸗ ſchieden. Weltbild(M). Der Schauplatz der Deutſchen Skimeiſterſchaften. Die Altenberger Schule mit dem Skiläufer⸗Denkmal. Das große Plakat weiſt auf die vom 9. bis 14. Februar ſtatt⸗ findenden Deutſchen Skimeiſterſchaften bin. Montag, 11. Januar: 9.45 Sendepause; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Unterhaltungskonzert; 16.45 Erzäh⸗ ler unſerer Zeit; 17 Volkstümlicher Liederreigen, 17.30 Elegie auf Joſef Viktor von Scheffel; 17.45 Der Schwarzwälder Kalendermann erzählt; 18 Unterhaltungskonzert; 19 Orcheſter⸗ konzert; 20.10 Fröhliche Einkehr im Schwarzwald; 22.30 Unterhaltungskonzert. 5 f Dienstag, 12. Januar: 9.30 Fröhliche Morgenmuſik; 11.30 Landfunk; 15.15 Das deutſche Lied; 17.30 Die große Leipziger Meſſe kommt, Vorſchau; 1745 Das Mäuschen, luſtiges Spiel, 18 Kon⸗ zert; 19 Ein Kintopp und was ſonſt noch dazu gehört, Be⸗ gebenheit aus dem Leben eines Pimpfen; 19.30 Kampf dem Verderb; 20.10 Feſtlicher Abend, zur Erinnerung an die Saarabſtimmung 1935; 22.30 Tanz⸗ und Volksmuſik. Mittwoch, 13. Januar:. f 9.30 5 ee 11 Hausfrau, hör zu; 11.40 Land⸗ e 15.15 Dichterſtimmen aus Kurheſſen; 15.30 Vom Er⸗ ebnis der bildenden Kunſt; 15.45 Nachleſe vom Weihnachts⸗ büchermärkt; 17.30 Notgemeinſchaft in Wald und Flur, Funk⸗ bericht von winkerlicher Tierhege und Fütterung; 18 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurk; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Unſere Wehrmacht muſtziert; 22.30 Klavier⸗ muſik; 23 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. 4 Verfehlte Wirkung. 5 Als in einem großen Kaffee für das WSH W. geſammelt wurde, agte eine Dame ziemlich laut:„Schon wieder ein. mal!“ Dies hatte der Geſchäftsführer des Kaffees gehört und griff zur Sammelbüchſe, ſteckte eine Spende hinein und trak ſelbſt zu ſeinen Gäſten, indem er lächelnd ſagte: „Jawohl, ſchon wieder einmal“. Wir wollen nicht verſäu⸗ men, dieſem wackeren Volksgenoſſen unſere volle Anerken⸗ nung zu ſeiner Tat auszuſprechen! i