Ba⸗ Ut⸗ in, ten er- or⸗ on⸗ ut⸗ Nr. 10(2. Blatt). Mittwoch, 13. Januar 1937 Die Lohnſteuerbelege Wichtig für Arbeitgeber und Arbeitnehmer! Der Reichsminiſter der Finanzen hat für die Einſendung der Lohnſteuerbelege für 1936 beſondere Anordnungen ge⸗ troffen. Das Verfahren iſt aus dem Vorjahre bekannt. Es wird im folgenden näher erläutert: Der Arbeitgeber hat in den Lohnſteuerbelegen die ge⸗ forderten Angaben für alle Arbeitnehmer zu machen, für die er im Kalenderjahr 1936 ein Lohnkonto zu führen hatte. Daher ſind dieſe Angaben, und zwar für die ganze Dauer der Beſchäftigung im Kalenderjahr 1936, ſtets zu machen, wenn in dieſer Zeit Lohnſteuer einbehalten worden iſt oder wenn der Arbeitslohn während der ganzen Dauer der Be⸗ ſchäftigung oder eines Teils derſelben den Betrag von 18 Mark wöchentlich(78 Mark monatlich) überſtiegen hat. Lohnſteuerbelege ſind alſo auch dann auszuſchreiben, wenn der Arbeitslohn wöchentlich zwar mehr als 18 Mark(mo⸗ natlich mehr als 78 Mark) betragen hat, aber Lohnſteuer tatſächlich nicht einbehalten worden iſt. Den Eintragungen in die Lohnſteuerbelege ſind alle Lohnzahlungszeiträume (8. B. Gehaltsmonate, Lohnwochen) zugrunde zu legen, die im Kalenderjahr 1936 geendet haben. Es ſind mithin ohne Rückſicht darauf, ob die Lohnzahlung nachträglich oder im Voraus erfolgt iſt, auch zu berückſichtigen: a) zu Beginn des Kalenderjahrs 1936: die Lohnzah⸗ lungszeiträume, die im Dezember 1935 begonnen und im Januar 1936 geendet haben, auch wenn nur ein Tag dieſes Zeitraums in das Kalenderfahr 1936 fällt; b) am Schluß des Kalenderjahres: die Lohnzahlungszeit⸗ räume, die im Dezember 1936 geendet haben. Dagegen ſind nicht mehr zu berückſichtigen die Lohnzahlungszeiträume, die Ende Dezember 1936 begonnen und erſt Anfang 1937 ge⸗ endet haben. Der Arbeitgeber iſt verpflichtet, für Arbeitnehmer, deren Dienſtverhältnis vor dem 31. Dezember 1936 geendet hat, eine Lohnſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte dem Vordruck entſprechend ſchon bei Beendi⸗ gung des Dienſtverhältniſſes auszuſchreiben, wobei der Vor⸗ druck für die Merkmale der Steuerkarte 1937 ſelbſtverſtänd⸗ lich unausgefüllt bleibt. Auf dieſe Verpflichtung ſind die Ar⸗ beitgeber in Abſchnitt 2 auf der dritten Seite der Steuer⸗ karte 1936 beſonders hingewieſen. Wenn der Arbeitgeber dieſer Verpflichtung im Kalenderjahr 1936 laufend nachge⸗ kommen iſt, hat er regelmäßig nur noch eine Lohnſteuer⸗ beſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1936 für diejenigen ſeiner Arbeitnehmer auszuſchreiben, deren Steuerkarte 1936 ihm am 31. Dezember 1936 vorliegt, die alſo an dieſem Tage bei ihm in einem Dienſtverhältnis ſtehen. Bei Arbeitnehmern, für die kein Lohnkonto geführt zu werden braucht, weil keine Lohnſteuer einzubehalten war, und der Arbeitslohn während der ganzen Dauer der Be⸗ ſchäftigung im Kalenderjahr 1936 nicht mehr als 18 Marr wöchentlich(78 Mark monatlich) betragen hat, hat der Ar⸗ beitgeber die Spalten 3 und 4 in der Lohnſteuerbeſcheini⸗ gung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1936 durch ſchräge Striche auszufüllen. Am Schluß der Lohnſteuerbe⸗ ſcheinigung hat der Arbeitgeber dem Vordruck entſprechend die Merkmale der Steuerkarte 1937 einzutragen und die Steuerkarte 1936 bis zum 15. Februar 1937 an das Finanz⸗ amt einzuſenden, in deſſen Bezirk die Steuerkarte 1937 aus⸗ geſchrieben worden iſt. Dieſe Merkmale wird der Arbeiſt⸗ 15875 dann nicht angeben können, wenn ihm die Steuerkarte 937 nicht vorgelegen hat, weil z. B. das Dienſtverhältnis bei ihm am 31. Dezember 1936 geendet hat und die Steuer⸗ karte 1937 daher ſchon dem neuen Arbeitgeber vorgelegt worden iſt. In dieſem Fall iſt die mit der Lohnſteuerbeſchei⸗ nigung verſehene Steuerkarte 1936 ohne Eintragung der Merkmale der Steuerkarte 1937 an das Finanzamt einzu⸗ ſenden, in deſſen Bezirk die Steuerkarte 1936 ausgeſchrieben worden iſt. Arbeitgeber, die am 3 1. Dezember 1936 in kei nem Dienſtverhältnis ſtanden und ſich daher im Beſitz ihrer Steuerkarte 1930 befinden, haben dieſe unter genauer Angabe der Wohnung, die ſie am 10. Oktober 1936 inne hatten, bis zum 15. Februar 1937 dem Finanz⸗ amt einzuſenden, in deſſen Bezirk ſie am 10. Oktober 1936 ihren Wohnſitz hatten. Sie haben dabei auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1936 am Schluß die Nummer der Steuer⸗ karte 1937 und die Behörbe, die dieſe Steuerkarte ausge⸗ ſchrieben hat, anzugeben. Nur ausnahmsweise hat der Arbeitgeber Lohnüber⸗ weiſungsblätter auszuſchreiben nämlich nur dann, wenn er eine Lohnſteuerbeſcheinigung auf der zweiten Seite der Steuerkarſe 1936 deshalb nicht ausſchreiben kann, weil ihm die Steuerkarte des Arbeitnehmers für das Kalender⸗ jahr 1936 nicht vorgelegen hat. Dies trifft zu bei denjenigen Arbeitnehmern, die es unterlaſſen haben, ihre Steuerkarte dem Arbeitgeber auszuhändigen. Hierher gehören auch die Fälle, in denen der Arbeitgeber für einen bor dem 31 De. Deutder 190 ausgeſchtedenen Arbeitnehmer die Lohnſteuer⸗ beſcheintigung auf der zweiten Seite der Steuerkarte 1950 etwa verſehentlich nicht ausgeſchrieben haben ſollte. Dann wird der Arbeitgeber die im Lohnſteuerüberweiſungsblatt vorgeſehenen Angaben über die Ausſchreibung der Steuer⸗ karte 1936 regelmäßig nicht machen können. Der Arbeit⸗ geber hat deshalb Ueberweiſungsblätter an das Finanz⸗ amt der Betriebsſtatte einzuſenden. Für Arbeitnehmer, für die kein Lohnkonto geführt zu werden braucht(ſiehe oben), ſind keine Lohnſteuerüberweiſungsblätter auszuſchreiben. Außer den Lohnſteuerbelegen hat der Arbeitgeber ohne beſondere Aufforderung für diejenigen ſeiner Arbeitnehmer, deren Arbeitslohn im Kalenderjahr 1936 den Betrag von 8400 Mark überſtiegen hat, beſondere Lohnzettel auszu⸗ ſchreiben und bis zum 31. Januar 1937 an das für den Ar⸗ beitnehmer nach ſeinem Wohnſitz(Aufenthalt) zuſtändige Finanzamt einzuſenden. Die Lohnſteuerbelege ſind dem Finanzamt gemeindeweiſe nach Buchſtaben geordnet einzuſenden. Die Vordrucke für Lohnſteuerüberweiſungsblätter und für die Lohnzettel werden etwa von Mitte Januar an von den Finanzämtern unentgeltlich abgegeben. Günſtiger Beſchäftigungsgrad Die Enkwicklung des Arbeitseinſatzes. Der Arbeitseinſatz ſtand nach dem Bericht der Reichs⸗ anſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſiche⸗ rung im Dezember weiterhin im Zeichen des günſtigen Be⸗ ſchäftigungsgrades der deutſchen Wirtſchaft, er hat lediglich aus Saiſongründen eine Abſchwächung erfahren. Die Zahl der Arbeitsloſen ſtieg im Dezember um 281000 auf 1478 000, im Dezember 1935 dagegen um 524000 auf 2 508 000. Der ſommerliche Tiefpunkt lag 1935 im Auguſt, 1936 im September. Bis Ende Dezember erfolgte im Jahre 1935 eine ſaiſonmäßige Zunahme der Arbeitsloſigkeit um 802 000, in dieſem Jahre um 443 000. Die geringere Zunahme dieſes Jahres iſt die Folge des anhaltend guten Auftragsbeſt des. Die durchweg milde und für Außenarbeiten genſtige Witterung dieſes Jahres hat den Willen zum winterlichen Durchhalten erheblich be⸗ günſtigt. Das gilt vor allem für den Weſten des Reiches. Aehnlich, wie im Vormonat, zeigen daher auch die ſechs weſtlichen Landesarbeitsamtsbezirke(Weſtfalen, Rhein⸗ land, Heſſen, Südweſtdeutſchland, Niederſachſen und Nord⸗ mark) mit einer Zunahme von rund 67000 Arbeitsloſen insgeſamt eine erheblich ſchwächere Ausprägung des win⸗ terlichen Anſtiegs als die ſieben übrigen Landesarbeits⸗ amtsbezirke, in denen die Zunahme insgeſamt 214000 be⸗ trug. Die Zunahme war in Oſtpreußen ſogar etwas größer als im Vorjahr; in Schleſien wurde die Zunahme des Vor⸗ jahres faſt erreicht. Die e der Arbeitsloſigkeit entfällt, wie in den Vormonaten, überwiegend auf die Saiſonaußenberufe, auf die insgeſamt 88,2 v. H. der Zunahme entfallen. Aber auch die Zunahme in den übrigen Berufsgruppen iſt auf rein ſaiſonmäßige Gründe zurückzuführen. Entſprechend der Zahl der Arbeitsloſen iſt auch die Zahl der Unterſtützten geſtiegen. Die Zahl der von der Reichsanſtalt Unterſtützten hat eine Zunahme um 227000 erfahren und beträgt 896 000, die Jahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen iſt geringfügig um 15000 auf 165 000 geſtiegen. Von der öffentlichen Fürſorge werden jetzt nur noch 15,6 v. H. aller Unterſtützungsempfänger be⸗ treut. Die Zahl der Notſtandsarbeiter war leicht rückläufig: ſie verminderte ſich um 12 000 auf 76 000. Kann Zucker Fett erſetzen? Woher die nötigen Vitamine? Wichtige Probleme unſerer Ernährungsforſchung. Der bekannte Ernährungsphyſiologe an der Berliner miverſität Prof. Dr. Adolf Bickel gab einem Mitarbeiter in einer Unterredung Auskunft über die Stellung, die die deutſche Wiſſenſchaft zu der für die deutſche Nahrungsfrei⸗ heit ſo wichtigen Fettfrage einnimmt. Ein wohlgeformter„Spitzkühler“ von Bauch oder eine feiſte„Schlummerrolle“ im Nacken müſſen nicht not⸗ wendig die Folge von vielen Eisbeinen, fettem Speck oder „Butter mit Brötchen darauf“ ſein! Bonbons in großen Mengen tun eventuell gern den gleichen„Dienſt“. Der menſchliche Körper hat nämlich die ſeltſame Fähigkeit, Zucker in Fett verwandeln zu können. „Das geht gewiß!“ entgegnete mir Prof. Bickel.„Aber wie jede einſeitige Ernährung ſchädlich iſt, ſo würde eine lediglich aus Kohlehydraten und Einweiß zuſammengeſetzte Koſt ſich auf die Dauer ungünſtig auswirken müſſen. Wir wiſſen überdies aus vielfacher Erfahrung, daß ſich bei faſt ganz fettfreier Ernährung allmählich inſtinktiv ein ſtarker Fetthunger einſtellt. Den kann man durch ver⸗ ſtärkte Zufuhr anderer Nahrung nur vorübergehend einſchläfern!— Aber ſolche Erwägungen ſind doch eigentlich ohne praktiſche Bedeutung. Denn bei unſe⸗ rer jahreszeitlich bedingten Fettknappheit iſt doch von einer derartig extremen Fetteinſchränkung gar nicht die Rede! Um geſundheitliche Schäden durch übergroßen Fett⸗ mangel brauchen wir uns wirklich nicht zu ſorgen! Der deutſche Arbeiter aß in der Vorkriegszeit, zum Beiſpiel in den Jahren 1907 oder 1908, wenn er voll be⸗ ſchäftigt war, täglich etwa 30 Gramm Butter und ver⸗ brauchte außerdem noch 10 bis 15 Gramm anderes Fett im ganzen alſo rund 45 Gramm pro Kopf und Tag. In den verfloſſenen Jahren der Arbeitsloſigkeit war der Fettverbrauch entſprechend der geſunkenen Kaufkraft auf ein Minimum geſunken, namentlich der Butterverbrauch. Als nun von 1933 bis 1936 der größte Teil unſerer Volks⸗ genoſſen allmählich wieder zu Verdienſt gekommen war und ſich damit die Kaufkraft allgemein ſteigerte, wuchs beſonders in den Jahren 1935 und 1936 der Fettverbrauch außerordentlich. Manche aßen bis zu 90 Gramm am Tagel Hier hat daher in erſter Linie nicht der Forſcher, ſon⸗ dern die Hausfrau einzugreifen. Um die Fetteinſchrän⸗ kung, die wir uns unter dieſen Umſtänden auferlegen müſſen, weniger fühlbar zu machen, kann ſie“, riet Pro⸗ feſſor Bickel,„es zum Beiſpiel ſo einrichten, daß auf dem Brot eine Streichwurſt oder weicher Käſe gegeſſen werden, ſo daß man die Butter nicht vermißt. Das„belegte But⸗ terbrot“, wie es namentlich in Norddeutſchland ſich ein⸗ gebürgert hat, iſt ohnehin ein Luxus! In Oberbayern kennt man es kaum, ein Kanten Brot und ein Stück„Ge⸗ räuchertes“ oder ein Zipfel Wurſt werden dort zuſammen verſpeiſt. In der Schweiz, in Frankreich, in Italien wer⸗ den Brot und Käſe ohne Butterzulage gegeſſen. Ferner kann die Hausfrau viel Fett ſparen, wenn ſie ſich das bißchen Mühe macht, abends ein warmes Gericht zu berei⸗ ten ſtatt der„Stullen“, die in manchen Familien jahr⸗ aus, jahrein das„Abendbrot“ im wahrſten Sinne des Wortes bilden. Und wenn es nur ein paar Kartoffeln ſind, die natürlich nicht mit Butter, ſondern mit einer pikanten Soße oder mit Quark gereicht werden, ſo kom⸗ men ſchon ein paar Butterbrote in Wegfall.“ Nicht das„Fettige“ im Fett, das dem Körper vor allem die wohltuende Wärme zuführt, iſt es aber allein, was das Fett als Beſtandteil unſerer Nahrung ſo wichtig macht. In der Butter zum Beiſpiel befinden ſich neben fettähnlichen Stoffen doch auch noch verſchiedene Vita⸗ mine, die der Körper keineswegs entbehren kann?„ und gerade weil dieſe Begleitſtoffe des Fettes von ſo großer Bedeutung ſind, kann man auch einen Fettmangel auf die Dauer nicht vollſtändig durch größere Kohle⸗ hydratzufuhr ausgleichen!“ betonte Prof. Bickel.„Da ſind die„Lipoide“ im Fett, ſelbſt fettähnliche Stoffe, die im Stoffwechſel und ganz beſonders bei der Ernährung des Nervenſyſtems eine große Rolle ſpielen und die vielleicht nicht vom Körper ſelbſt reſtlos gebildet werden können. Weit wichtiger aber ſind noch die im Fett, und zwar in der Butter vorzüglich, gelöſten Vitamine. Für das Wachstum, für die Geſundheit unſerer Augen, für die Knochenbildung und auch für die Fruchtbarkeit ſind ſie unentbehrlich! Aber— und das iſt wichtig zu merken— dieſe Vitamine muß man ſich nicht notwendig mit But⸗ ter zuführen! Die uralte norwegiſche Ernährung beſtand im weſentlichen aus Käſe, Milch und Heringen, von denen die beiden letzteren gerade dieſe wichtigen Vitamine ent⸗ halten. Das war offenbar ein ausgezeichneter Speiſezet⸗ tel! Man braucht nur Vollkornbrot und Kartoffeln hinzu⸗ zufügen ſowie etwas Friſchgemüſe und Obſt, um ſie auch für den heutigen Menſchen völlig zulänglich zu machen. Mit Rückſicht auf den Vitamingehalt können zum Beiſpiel Hering und Lebertran die Butter„vollamtlich“ vertreten!“ Wie wichtig dieſe fettlöslichen Vitamine ſind, erkennt man am beſten daran, daß ſie u. a. die ſogenannte„Eng⸗ liſche Krankheit“ zu verhindern haben. Wie jedes Vitamin beſtimmte Lebensvorgänge zu regulieren hat, ſo wirken dieſe, abgeſehen von ihrer Bedeutung für die Geſundheit unſerer Augen, beſonders auf die Knochenbildung und das Wachstum des Gebiſſes ein. Wenn wir alſo unſeren täglichen Fettbedarf ohne weiteres einſchränken können, ſeh müſſen wir doch die Zufuhr an ſolchen Vitaminen ſichern. „Welch ſchwere Schäden übrigens durch eine mangel⸗ hafte Ernährung mit dieſen fettlöslichen Vitaminen ange⸗ richtet werden können, hat gerade in dieſen Tagen die bekannte däniſche Ernährungsforſcherin Johanne Chri⸗ ſtianſen in der Zeitſchrift für Volksernährung dargelegt. Sie zeigt, wie weite Kreiſe der däniſchen Bevölkerung, die nach den Ernährungsregeln ihres Landsmannes Hindhede und damit ſehr arm an fettlöslichen Vitami⸗ nen lebten, mangelhaft ernährt ſind.“ Dr. J. Schwanke. . Die Eröffnung der Reichsautobahn Berlin Hannover. zen Jubel der ſpalierbildenden Ehrengäſte fahren die erſten Autobuſſe über die to bahn⸗Elbbrücke bei Hohenwarthe. Nach Vollendung des Reſtſtückes Magdeburg Helmſtedt wurde an der neuen Elbbrücke bei Hohenwarthe die 210 Kilometer lange Geſamt⸗ ſtrecke der Reichsautobahn Berlin Hannover dem Verkehr übergeben. Weltbild(M) erſte Eintopffonntag im neuen Jahr. a Stabschef Lutze beim Mittageſſen vor dem Rathaus in Berlin⸗ Zehlendorf. e bittend hinzu. e Der Eichbaum Wer dich ſchauet, der fühlt: zur Herrſchaft biſt du geboren, und die Söhne des Waldes beugen ſich willig vor dir. W. Oſterwald. Als König des Waldes beherrſcheſt du die Landſchaft. Feſt verankert im Boden, ſtrebt dein Stamm wuchtig und ſäulengleich zum Himmel und trägt mit ſehnigen, knor⸗ rigen Aſtarmen die erhabene königliche Baumkrone. Mutig trotzeſt du allen feindlichen Gewalten. Wenn der ent⸗ feſſelte Sturm durch deine Zweige brauſt, ertönt das Hohelied vom Heldenkampf deutſcher Männer um die deutſche Heimat. Unſere häufigſte Eiche iſt die Stiel⸗ oder Sommer⸗ eiche mit langgeſtielten Früchten und kurzſtieligen, feſt⸗ ſitzenden und am Grund geöhrten Blättern, die im Spät⸗ herbſt abfallen. Die Trauben⸗ oder Wintereiche beſitzt kurzgeſtielte Früchte und langſtielige Blätter; ſie verliert hren Blattſchmuck erſt im nächſten Frühling beim Aus⸗ reiben der jungen Blättchen. Ihre Blütezeit fällt etwa zwei Wochen ſpäter. Beide Eichenarten erreichen eine Höhe von vierzig Metern und ein Alter von 1500 Jahren. ertragen Kälte bis mehr als 30 Grad Celſius und dringen weit nach Norden vor. Die Wintereiche erreicht ihre Nord⸗ grenze bei Drontheim in Norwegen. Der Name Eiche, mittelhochdeutſch eich, althochdeutſch ech, altnordiſch igja— Verehrung, beweiſt, daß ſchon die Alten dem Baum Achtung und Verehrung zollten. Die Germanen verehrten den Eichbaum als Kriegs⸗ baum und weihten ihn dem heranſtürmenden Kriegsgott Donar oder Tor. Den heiligen Eichenhain durfte bei Todesſtrafe kein Uneingeweihter betreten; im geheimnis⸗ vollen Waldesrauſchen vernahmen unſere Urahnen das hohe Walten der Gottheit. Hier wurden den Göttern Opfer dargebracht. Schädel der geopferten Tiere, namentlich der Pferde, hing man an die Stämme der heiligen Bäume. Unter der Maleiche verſammelten ſich die freien Männer, um in Zeiten der Gefahr und Not Rat zu holen und über Krieg oder Frieden zu entſcheiden. Heute noch ſchmücken unſere Soldaten ihre Fahnen und Mützen mit dem Feldzeichen des Eichenlaubes. Der Dichter erlauſcht im Raunen und Rauſchen des Eichbaumes die Worte: Sie Sie Die Es ziehen die alten Gedanken Wie Nebel durch mein Geäſt An Opfer, die mir ſanken Beim Sonnwendfeſt! An die Zeit, da im Kreiſe geſchloſſen — Jetzt ſind es tauſend Jahr'— Sie Met mir ausgegoſſen, An die Zeit, der ich heilig noch war. Die alten Germanen lebten in unmittelbarer Erdnähe mit ihrer heimatlichen Landſchaft und ſammelten als auf⸗ merkſame Beobachter viele Volksweistümer, die der ſpätere bodenfremde Menſch nicht berſtand und als Aber⸗ glaube belächelte. Den wahren Sinn der deutſchen Volks⸗ bräuche ſchildert H. Fiſcher in ſeinem Buche„Aberglaube oder Volksweisheit“(Eſchenhagen, Breslau). Unſere Ur⸗ ahnen wußten aus eigener Erfahrung, daß der Blitz ſehr häufig in Eichen ſchlug, wogegen die Buchen zumeiſt ver⸗ ſchont blieben. Dieſe alte Erfahrungstatſache ergab den Bauernſpruch: „Von den Eichen mußt du weichen, Doch die Buchen darfſt du ſuchen!“ Die Bauern in Niederſachſen pflanzen noch heute um ihre Gehöfte Eichen als Blitzableiter. Manche Bauernregel gibt Zeugnis von der hohen Beobachtungsgabe der alten Deutſchen. Großer Reichtum der Wald- und Feldfrüchte kündet gewöhnlich einen ſtrengen Winter an. Die Mutter Erde will für ihre Geſchöpfe Vorſorge treffen, um ſie Froſt und Eis überdauern zu laſſen. Aus der großen Zahl der Eicheln und Buchnüſſe(Bucheckern) ſchloß man auf einen ſtrengen Winter. Und dasſelbe verkündet das häufige Vorkommen und das frühe Reifen der Eichen⸗ galläpfel: a Sind die Eichäpfel(Galläpfel) viel und früh, Bringt der Winter groß' Kält', Schnee und Müh. Den Siegern in den Olympiſchen Spielen in Berlin wurden als ſinnigſte Erinnerungszeichen junge Eich⸗ bäunichen überreicht. Schloß Greifenstein Original⸗Roman von M. Herzberg. 43 Vor einigen Monaten noch hätte die ſein Herz ganz ausfüllende reinere Leidenſchaft für Irene, in der beſeligen⸗ den Vorausſetzung ihrer Gegenneigung, ihn gefeit wider die Verſuchung Lydias und die ſeines eigenen rebelliſchen Blutes. Aber nun ſie den Schatz ſeiner Liebe verſchmähte, erwuchſen ihr durch den ihn ſo grenzenlos demütigenden Stachel ihrer Abweiſung, in Lydia nicht nur, ſondern mehr noch in ſeinem tief verwundeten Stolz gefährliche Gegner. Dieſer Stolz, der ſich des Wertes ſeiner Perſönlichkeit voll bewußt war, unterſtützte ſehr nachdrücklich den Gedanken einer Ehe mit der Erbin: Irene ſollte ſich nicht einbilden dürfen, daß ihr„Nein“ die Macht hatte, ihn nun für immer zur Eheloſigkeit zu ver⸗ dammen, weil ſie vielleicht in der verborgenen Tiefe ſeines Herzens etwa noch für ſie vorhandene Liebe vermutete, die ja in der Tat dort verſchwiegen glimmte. Dieſen Triumph, ie Ahnung des von ihm ſtreng behüteten Geheimmniſſes in ſeiner Bruſt, wollte er ihr nicht gönnen. Und unter ſolchen Erwägungen reifte die bisher nur vage Möglichkeit einer Verbindung mit Lydia zur Wahr⸗ ſcheinlichkeit. Seine Mutter hatte ſich wieder zurückgelegt und folgte mit halbgeſchloſſenen Augen ſeinen Schritten. Sie erriet ſeine Gedankengänge dabei und ſuchte deren Entſchlüſſe, Sunſt oder Ungunſt für ihre und Lydias Wünſche, in ſeinen Zügen zu leſen. Doch es gelang ihr nicht. Gernots Antlitz zeigte die gewohnte, undurchdringliche Beherrſchung, die je⸗ dem Zeugen, auch ihr, der eigenen Mutter, Einblick in ſein Inmeres verwehrte. Nachdem er ſeine Zigarre zu Ende geraucht, kam er zu ihr, neigte ſich über ſie und küßte ſie auf die Stirn. a „Ich will dich nun nicht länger ſtören, Mutter. Wir ha⸗ ben ja wegen der Jagd alles beſprochen. Dank dir, für deine Fürſorge und Hilfe.“ 5 Die Gräfin nahm das ſchöne Antlitz zwiſchen ihre beiden Hände und küßte es zärtlich auf den Mund. „Du haſt mir nicht zu danben, Liebling!— Und das, was ich dir über Lydia ſagte, du wirſt es überlegen?“ fügte Stämmchen wandern hinaus in alle fünf Erdteile, faſſen Wurzeln in fremdem Boden, treiben Jahr für Jahr friſche Sproſſe und Blätter, erſtarken an Haupt und Gliedern zu ſturmfeſten Siegereichen und wer⸗ den noch nach Jahrhunderten als lebende. von der Macht und Größe, der Ordnungs⸗ und 8 liebe des neuerſtandenen deutſchen Volkes künden, an Sinne des Wahlſpruches: Wachſet zu Ehren des Sieges! Rufet zu weiterer Tat!. Die Naſe als Wächter der Geſundheit Der menſchliche Körper beſitzt eine Art Selbſtſchutz ge⸗ gen die Schädlinge der Außenwelt. Ein wichtiges Organ dieſes Selbſtſchutzes bildet die Naſe. Nur zu ſelten pflegt ſich der Menſch ihrer zu erinnern, es ſei denn, wenn man gerade ſeinen Schnupfen hat, oder wenn es gilt, an der äußeren Form der Naſe ſpöttelnde Kritik zu üben. Und doch hat gerade die Naſe wichtige, für die Geſunderhaltung des menſchlichen Körpers notwendige Funktionen zu erfüllen. Die Naſe ſtellt den oberen Teil unſeres Atmungsapparates dar und hat die Aufgabe, zunächſt einmal die kalte Außen⸗ luft für den Zugang zum Körperinnern zu erwärmen und ſie dann mit Waſſerdampf zu ſättigen. Würde die kalte Luft unerwärmt in die Luftröhre und in die Lunge drin⸗ gen, wie dies bei der Mundatmung geſchieht, ſo wäre eine Erkältung und ſomit eine Erkrankung dieler Organe die unausbleibliche Folge. g Das Innere der Naſe beſitzt weiterhin einen ſammet⸗ artigen, mit feinſten Härchen verſehenen Vezug, der ſich in dauernder Bewegung befindet. Dieſe Flimmerbewegung ermöglicht es, aus der Luft eindringende Schädlichkeiten, wie Fremdſtoffe, Krankheitserreger uſw. vom Eindringen in den Körper fernzuhalten. Wer hätte denn nicht ſchon feinſte Kohlen⸗ und Staubteilchen in den durch Schneuzen aus der Naſe entfernten Schleim beobachtet? Dieſer Schleim, den die Innenhaut der Naſe hervorbringt, iſt aber ſelbſt ein wichtiges Schutzmittel, denn der Naſen⸗ ſchleim macht eine große Reihe von Krankheitserregern für den Körper unſchädlich. Man achte beſonders beim Nieſen darauf, daß man die für ſeinen Körper unſchädlich gemachten Stoffe nicht an⸗ deren Perſonen ins Geſicht ſchleudert, deshalb halte man ſich beim Nieſen ſtets ein Taſchentuch vor. Schließlich ſei auch nicht vergeſſen, daß uns die Naſe als Vermittler des Geruchs nicht ſelten vor der Einatmung gasförmiger ſchädlicher Stoffe ſchützt. Würden wir z. B. das Ausſtrömen von Leuchtgas nicht durch den Geruch wahrnehmen, ſo würden ſicherlich noch öfter, als das leider ſchon geſchieht, 5 Menſchenleben dem giftigen Gas zum Opfer allen. Wer alſo die Waffe nützen will, die ihm die Natur in Geſtalt der Naſe verliehen hat, der atme ſtets nur durch die Naſe ein und ſorge dafür, daß etwaige Behinderun⸗ gen der Naſenatmung, wie ſie durch Wucherungen, Entzün⸗ dungen uſw. hervorgerufen werden können, durch ärztliche Hilfe beſeitigt werden. . 12*. Stromlinie vor 120 Jahren Um eilige Briefe von einer Stadt zur anderen zu befördern, gab es in Dänemark von 1812 bis 1865 die ſogenannte„Kugelpoſt“. Ihren Namen hatte dieſe Ein⸗ richtung von der merkwürdigen Form der Poſtwagen, denn der Wagenkörper, in dem die Briefe aufbewahrt wurden, war elliptiſch, nahezu kugelrund.— Eine genaue Nachbildung eines ſolchen„Kugelpoſt⸗Wagens“ hat jetzt anläßlich der 300⸗Jahr⸗Feier der Schwediſchen Poſt das Däniſche Poſtamt dem Schwediſchen Reichspoſtmuſeum zum Geſchenk gemacht, und ein Kutſcher und ein Poſtil⸗ lon in der hiſtoriſchen Amtstracht fahren zur Zeit das ſeltſame Gefährt mit zwei Pferden von Göteborg nach Stockholm. Da fragt man ſich natürlich, ob denn vor hundert Jahren ſchon ein Wagenbauer auf den Gedanken gekom⸗ men iſt, der Poſtkutſche eine ſtromlinienartige Form zu geben, um den Luftwiderſtand zu verringern. Bei einem ſo langſam reiſenden Wagen— die Kutſche braucht jetzt von Göteborg nach Stockholm etwa zehn Tage, während der elektriſche Zug die Strecke in ſechs Stunden zurück⸗ legt— macht ſich der Luftwiderſtand doch kaum bemerk⸗ har. Aber nein! Die Stromlinie iſt und bleibt eine noch recht junge deutſche Erfindung! Jene rundliche Form gab man den Poſtwagen von 1812 nur, damit nicht ein Wan⸗ derburſche oder Landſtreicher während der Fahrt auf das 1 1 des Wagens klettern und eine Reiſe umſonſt machen onnte. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Zeit, Wetter, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Frühnachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter, Bau⸗ ernfunk; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe, 16 Nachmit⸗ tagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 14. Januar: 9.30 Kannſt du ſpülen, Klara?; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 15.30 Der Mütter großer Opfergang; 17.45 Viertelſtunde luſtiges Rechnen; 18 Einſt und jetzt, alte und neue Unterhaltungsmuſik; 19 Schweigt der Menſchen laute Luſt..., Muſik in der Dämmerung; 19.40 Echo aus Baden; 20.10 Wir nehmen übel, bunte Stunde; 21. und abends wird getanzt, 22.30 Unterhaltungsmuſik. Freitag, 15. Januar: 9.30 Sendepauſe; 10 Gummi aus Kalk und Kohle, Hör⸗ folge; 10.30 Sendepauſe; 14 Eine Stund' ſchön und bunt, Schallplatten; 15.30 Zwei Mäuſekinder machen eine Reiſe; 17.30 Breiſach, des Heiligen Römiſchen Reiches Schlüſſel; 18 30 Minuten Südamerika, Schallplatten; 18.30 Heut gehn mr z'Liecht, alter Schwarzwälder Brauch; 19 Herr und Frau Mai laufen Ski, unterhaltendes Kapitel für Skiläufer; 19.35 Schaltpauſe; 19.40 Anſprache des Jugendführers des Deutſchen Reiches, Baldur von Schirach, zur Heimbeſchaf⸗ fungsaktion der deutſchen Jugend; 20.10 Zur Anterhal⸗ tung; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 16. Januar: 9.30 Sendepause; 10 Dietrich Quitzow, Hörſpiel; 10.30 Sendepauſe; 15 Dem Jungen täte ein Landaufenthalt gut, Hörbericht; 15.40 Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Tonberichk der Woche; 18.30 Ein Griff in die Wunſchmappe, Schallplatteſt; 19.15 In Karlsruhe iſt die Reſidenz, Funkbild; 20.10 Die bunte Schüſſel, bunker Abend; 22.30 Nachtmuſik. Reichsſender Frankfurt: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Konzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sende⸗ pauſe; 11.15 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mitktagskonzert l; 13, Zeit, Nachrich⸗ ten; anſchließend: Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittags⸗ konzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplattenkonzert; 15 Volk und Wirtſchaft; 16 Nachmittagskonzert; 19.40 Tages⸗ ſpiegel; 19.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Land⸗ wirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen; 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Lokale Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 14. Januar: 9.45 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Kinderſunk; 16 Komponiſten aus dem Gau Weſtmark ſtellen ſich vor; 16.30 Unterhaltungskonzert; 17.30 Bücher⸗ funk; 1745 Die Entſcheidungsſchlachten des Weltkrieges; 18 Blasmuſtk, 19 Kammerkoſtzert, 20.10 Der dentſche Weg Hörbildfolge; 21 Italieniſche Opernmuſik; 22.30 Tanzmuſik⸗ Freitag, 15. Januar: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Schrift⸗ ſteller aus der Weſtmark; 17.30 Die eigene Vorſicht iſt die beſte Polizei; 18 Muſik aus Dresden; 19 Tanzmuſik; 20.10 Neue deutſche Unterhaltungsmuſik; 22.30 Anterhaltungsmuſik. Samstag, 16. Januar: 8.30 Auf zum Staatsjugendtag; 8.45 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.40 Landfunk; 15.15 Wir bemerken dazu... 15.30 Die Königsberger Lektion, Hörſpiel aus der Zeit der Befreiungskriege; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Unſere Polizei muſiziert; 19.30 Wochenſchau; 19.55 Ruf der Jugend; 20.10 Aus dem Füllhorn der Heiterkeit, bunter Abend; 22.15 Sportſchau; 22.30 Nachtmuſik. Kampf dem Verderb von Nahrungsgütern! „Ich werde es überlegen,“ antwortete er mit ihren Wor⸗ ten und ging hinaus. 4 Am Abend vor dem Jagdtage trafen der Kreisarzt, Dok⸗ tor Kirchner nebſt Gattin, ſowie die anderen zwölf geladenen Herren zu Wagen und zu Pferde im Schloſſe ein. Letztere wurden immer zu zweien in den bereitgehaltenen Gaſtzim⸗ mern untergebracht. Es ging nicht anders; auch Gernot mußte ſein Schlafzimmer mit einem Herrn teilen, weil man in dem alten Schloß ſo vaſch nicht genügend ſeparate Schlafräume komfortabel herrichten gekonnt. In aller Frühe war die Jagdgeſellſchaft dann bei ſchön⸗ ſtem Wetter und in beſter Stimmung unter Führung des Förſters und in Begleitung ihrer eigenen und der Greifen⸗ ſteiner, vor Jagdbegier kaum zu haltenden Hunde, nach den vorbereiteten Kanzeln, an denen das Wild vorübergetrieben werden ſollte, aufgebrochen. An einem der ſchönſten Plätze des jetzt in verſchwende⸗ riſcher Farbenherrlichkeit prangenden Hochwaldes hatte man das große Zelt aufgeſchlagen, wo in der Jagdpauſe das Früh⸗ ſtück eingenommen werden ſollte, und das man von der un⸗ fernen Förſterei aus mit einem langen Tiſche und Holz⸗ ſtühlen ausgeſtattet hatte. Gegen elf Uhr fuhr die Gräfin, diesmal nicht im Auto⸗ mabil, ſondern im großen offenen Landauer, mit der Frau des Kreisarztes und Lydia hinaus, gefolgt von einem klei⸗ nen Proviantwagen, den zwei Diener begleiteten. Sie ſah in ihrem dungelgrünſeidenen Staubmantel, ebenſolchem Strohhut mit gleichfarbigen Staußfedern, wie immer, impo⸗ unterſetzte Dame mit eiſengrauen glatten Scheiteln und freundlichen dunklen Augen, kam ſich in ihrem ſchlichten braunen Jackenkoſtüm neben ihr wie ein Aſchenputtel vor. Lydia, die den beiden älteren Damen gegenüber auf dem Rückſitz ſaß, trug eine leichte Kimonojacke in japaniſchem Ge⸗ ſchmack aus hellblauen Tuch mit königsblauer japaniſcher Stickerei und königsblauem Jumper, dazu entſprechenden kniekurzen Rock und eine ſehr kokett auf ihrem ſchwarzen Gelock ſitzende Kappe mit kurzem Schleier; dazu einen mo⸗ dernen japaniſchen Sonnenſchirm. In dieſer, wie in jeder anderen ihrer mehr oder weniger extravaganten Toiletten, erſchien ſie ſehr jung und apart und war ſtrahlender Laune, Denn ſo heiß ihre Leidenſchaft für Gernot auch war, die icht, endlich wieder einmal mit anderen Herren in Be⸗ ſant aus, und die neben ihr ſitzende Doktorin, eine joviale rührung zu kommen, wirkte höchſt angenehm anregend auf ſie. Sie gedachte ſich ausgiebig zu amüſieren und zu koket⸗ tieren, zu ſcherzen, zu lachen und ſich vor allem tüchtig den Hof machen zu laſſen. Strenge Ueberwachung hatte ſie ja heute nicht zu fürchten. Als Wirt und Schloßherr konnte ſich Gernot nicht viel um ſie kümmern, und die Gräfin hatte ſie noch dazu ermahnt, ſich möglichſt fern zu halten und keine Annäherung an ihn zu ſuchen, weil ſolche vor ſeinen, in die beſtehenden Verhältniſſe nicht eingeweihten Gäſten pein⸗ lich ſein würde. Sie hatte der jungen Witwe auch vertraulich mitgeteilt, was ſie hinſichtlich ihrer mit ihrem Sohne geſpro⸗ chen, und daß ſie günſtigen Erfolg erhoffte. Nun müßte Lydia dafür ſorgen, daß die von der Mutter ausgeſtreute Saat zur Frucht für ſie reife und däher alles vermeiden, was ihr keimendes Glück gefährden könnte.„ Die junge Frau verſicherte ihr, daß ſie es einſähe und danach handeln wolle. Sie hatte die Gräfin dann gebeten, ſie vor den Gäſten nur einfach als eine aus Mexiko zum Beſuch bei ihr weilende, verwitwete Nichte auszugeben und die Tatſache, daß ſie die Tochter und Erbin des verſtorbenen Majoratsherrn ſei, zu verſchweigen, weil ſie, wie ſie ſich drol⸗ lig ausdrückte, nicht als„Millionengoldfiſch auspoſaunk“ wer⸗ den und zu unnützen Kombinationen und Spekulationen und ihr läſtigem Geſchwätz Veranlaſſung geben wollte. Sollte ſich ihr heißer Wunſch, Gernots Gemahlin zu werden, verwirkli⸗ chen, dann wäre es immer noch Zeit, die Welt über ihre Herkunft aufzuklären. BBB ͤ ð Der Gräfin war dies ſehr recht, und ſie freute ſich des ſeltenen Taktes, den Lydia dadurch berdies, Daß dem ge? heime, tiefere Urſachen zugrunde lagen, konnte ſie allerdings nicht ahnen. Im übrigen ließ ſich Lydias Wunſch leicht er⸗ füllen. Denn wenn auch die langeingeſeſſene Gutsnach barſchaft ſeinerzeit von einer romantiſchen Heirat der Gref fenſteiner Grafentochter und dem ſie verſtoßenden Zorn de Vaters darüber gehört, ſo hatte man dieſe doch infolge denk menſchenfeindlichen Abſonderung des Grafen zu wenig ge⸗ kannt, um größeres Intereſſe an ihrem Schickſal zu nehmen. Mann glaubte ſie irgendwo im Auslande verheiratet. Der Weltkrieg mit ſeinen überwältigenden Ereigniſſen hatte dann laſſen im Vergleich dazu, belangloſe Epiſode völlig vergeſſen 24 en. 4 HZ ortſetzung folgt.) 1 9