— 2 Nr. 27(2. Blatt). Neckar Bote Dienstag, 2. Februar 1937 Bilanz unſerer Zeit Eine bemerkenswerte Anerkennung der Politik Adolf Hitlers. Als am Samstag die ganze deutſche Nation ſich ver⸗ einte, um des Führers Wort zu hören, haben alle Deut⸗ ſchen wieder einmal Stunden erlebt, in denen die Kraft der nationalen Einheit und Stärke jeden erfaßte, in denen 60 Millionen im Banne einer Proklamation ſtanden. Die Rede des Führers war gleichzeitig das Wort der deutſchen Nation. Ein Wort, das nicht verklungen iſt, das weiterlebt in uns. In allen deutſchen Volksgenoſſen, gleich welchen Berufes, gleich welchen Alters, wird das, was das Erlebnis von Stunden war, zum dauernden inneren Beſitz. Denn der Führer hielt nicht eine Rede von der Art, die Europa gewohnt iſt. Er gab vor dem Forum der deutſchen Nation eine Bilanz unſerer Zelt, die ein dauerndes hiſto⸗ riſches Dokument bleiben wird. Ein Dokument, das einmal von der Größe des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland ebenſo eugnis ablegen wird, wie von der Verworrenheit einer del in der ein drohendes Chaos vor den Türen Europas ſteht, und in der dieſes gleiche Europa monate⸗ und jahre⸗ lang verſuchte, die Gefahr hinwegzudiskutieren. Einige Unbelehrbare im Ausland verſuchen dies auch jetzt noch. Im ganzen aber hat die Rede des Führers einen tiefen Eindruck in der ganzen Welt hinterlaſſen, wie die Preſſeſtimmen aus allen Ländern beweiſen. Die Blätter derjenigen Nationen, die die Einſicht Adolf Hitlers über die Lage und Zukunft Europas teilen, ſtimmen den Ausfüh⸗ rungen mit Begeiſterung zu, ſelbſt aus Aeußerungen aus Staaten, die nicht in herzlichen Beziehungen zu uns ſtehen, ſpricht unverhohlene Anerkennung, andere wieder werden nachdenklich, und ſchließlich zeigt eine gewiſſe Verlegenheit in Blättern, die uns nicht freundlich geſonnen ſind, daß auch ſie im Banne der Worte Adolf Hitlers ſtehen. Wir geben eine Ausleſe aus den Stimmen des Auslandes an anderer Stelle wieder. Hier wollen wir aber die Meinung eines Mannes beſonders herausſtellen, der gefühls- und welt⸗ anſchauungsmäßig kein Freund des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland iſt und in den erſten Jahren mit ſcharfer Feder gegen dieſes ſchrieb: Garvins von der engliſchen politi⸗ ſchen Wochenſchrift„Obſerver“. Um ſo ſchwerer wiegt die Anſicht dieſes angeſehenen und ehrlichen früheren Gegners. Garvin ſetzt ſich wiederum für eine Zuſammenarbeit der Weſtmächte, beſonders Englands mit Deutſchland, ein. Ein⸗ leitend gibt er kurz einen Ueberblick über die Arbeit des Füh⸗ rers in den erſten vier Jahren. Jeder gebe zu, daß er zum mindeſten der Vertreter einer großen Mehrheit ſeines Vol⸗ kes ſei, wie ſie bisher noch in keinem demokratiſchen Land vorhanden geweſen ſei Er ſei von einfacher Herkunft und ganz und gar Selfmademan. Adolf Hitler ſei aber Reichs⸗ kanzler geworden und habe ſich nicht nur auf Bismarcks Stuhl geſchwungen, ſondern noch höher hinauf. Er habe die Hohenzollern übertroffen, habe meyr Mach als der„Eiſerne Kanzler“ und eine viel vollſtändigere Sou⸗ veränität, als ſie je der Kaiſer beſeſſen hätte. Das Werk, das er aufgebaut habe, ſei maſſiv und hoch erhaben. Es trotze allen Winden. Kein Mann habe je in der gleich kur⸗ zen Periode Kraft und Geiſt eines großen Volks nach einem umformenden und großen Wandel wiederaufgebaut. Im Anſchluß daran fragt Garvin, was nun geſchehen ſolle. Der Weltfriede könne durch nichts anderes als durch eine deutſch⸗engliſche Regelung geſichert wer⸗ den. Dieſer Friede muͤßte aber Sicherheit für beide Seiten bringen. Beider Wunſch, die alte Rivalität zur See zu be⸗ ſeitigen, ſei formal durch den engliſch⸗deutſchen Flottenver⸗ trag anerkannt worden. Was aber werde in der Luft?, fragt Garvin weiter. Man könne von Deutſchland nicht er⸗ warten, daß es irgendeine Unterlegenheit in der Luft hinnehme. Seine augenblicklichen Bemühungen ſeien nicht gegen England gerichtet. Ihnen läge ein anderes Mo⸗ tiv zugrunde. Im Herzen Europas liegend, der Möglichkeit überraſchender Luftangriffe von allen Seiten ausgeſetzt, ſei Deutſchland gezwungen, ſich für ein unvorhergeſehenes Er⸗ eignis von außen vorzubereiten. Dies ſei der Grund der deutſchen Rüſtungen. Unter dieſen Umſtänden aber habe England die techniſchen und finanziellen Mittel, um ſich durch Gleichheit in der Luft eine eigene Sicherheit zu ſchaffen. Tue England das nicht, ſo ſei das ſeine eigene Schuld, nicht die Deutſchlands. Garvin begrüßt dann die deutſche Bereit⸗ ſchaft, Belgiens Neutralität zu garantieren. Was Frank⸗ reich anlange, ſo ſei Hitler bereit, die franzöſiſche Grenze einſchließlich Elſaß⸗Lothringen zu garantieren. Bedingung ſei allerdings, daß Frankreich die Verſuche einſtelle, Deuͤtſch⸗ land in die Zange zu nehmen und daß man nicht auf der anderen Seite in Zentral- und Oſteuropa Kombinationen organiſiere und finanziere, die dem Reich feindlich ſeien. eee 9 9 Nheiniſcher Karneval RB. Tünnes und Schäl, die beiden weitbekannten rheiniſchen Originale, ergehen ſich in Köln. Tünnes grüßt ehrerbietig jeden, der ihnen begegnet. Fragt Schäl:„Sag, Tünnes, woröm de⸗iſt de dat?“(warum tuſt du das). „Och,“ antwortete Tünnes,„en der Faſtelovenszick dunn ich dat immer, wer weis, ob et nit ene Präſident es!“(In der Faſtnachtszeit tue ich das immer; denn wer weiß, ob es nicht ein Präſident iſt!) Damit ſind wir ſchon in das Narrenſchifflein eingeſtie⸗ gen, das da ſchaukelt zwiſchen Scherz, Ernſt, Satire und tieferer Bedeutung und damit iſt ſchon angedeutet, was es mit dem rheiniſchen Karneval auf ſich hat. Es iſt jener wunderbare, ſchmackhafte Humor, jene unbedingte Lebens⸗ freude die hier zu Hauſe ſind Witz und Spott und Selbſt. verlachung, Weisheit und Torheit ſtehen dicht beieinander, Kaum irgendwo hat das Volk in dieſen Tagen mehr Mut⸗ terwitz nirgendwo iſt die Ausgelaſſenheit größer. Das Her bird jedem Rheinländer warm, wenn er einen der alten und doch ewig jungen Karnevalsſchlager vernimmt. Das rheiniſche Brauchtum zur Faſtnachtszeit iſt nach den einzelnen Landſchaften verſchieden. In den Groß⸗ ſtädten findet die ſogenannte„Inauguration“ des Karne⸗ vals bereits am 11. im 11 ſtatt Die Kölne: ſelber nen⸗ nen es Beginn der„Seſſion“ Sie beginnt mit großen Bällen innerhalb geſchloſſener Geſellſchaften Des Karnevals Anfang iſt eigentlich jedoch erſt am Donnerstag vor Faſt⸗ nacht; in dieſem Jahre alſo am 4. Februar Es gibt wohl keine rheiniſche Stadt, die ihn nicht prunkvoll feiert Aber auch auf dem Lande feiern ſie ihn, ſo z. B in Hu no r ülick und Eifel, wo ſie dieſen Tag den„Deckendonnerſchdieſch nennen, den„fetten“ Donnerstag, an dem ſie„fett“ leben und wenig arbeiten Der rheiniſche Schalk geht dann ſchon ernſchaft Baden, Beiertheimera Kein vernünftiger deutſcher Politiker unter irgendeiner Re⸗ gierungsform könnte auf dieſe Bedingung verzichten. Wie könnte Hitler aber anders handeln, als ſich dieſer bewaff⸗ neten Einkreiſung zu wehren. Solange dieſe Gefahr beſtehe, käme man auch zu keinem vernünftigen Rüſtungsabkommen oder irgendeiner politiſchen Verſtändigung. 2 Nicht in Weſt⸗, ſondern in Oſteuropa liege die Sphinx der Politik. Was alle Weſtintereſſen anginge, ſo ſei eine Regelung mit Deutſchland möglich. Wichtig aber ſei es, dieſe Regelung nicht dadurch unmöglich zu machen, daß man ſich an irgendeinem Verſuch beteilige, Deutſchland auf jeder Seite zu blockieren und vor allem mit Gewalt ſeine Reviſionsanſprüche gegenüber demgroßen Unrecht der riedensverträge in Oſteuropa zu unterdrücken Solange die einkreiſenden So w jetpakte mit Frand⸗ reich und der Tſchechoſlowakei nicht abgeſchafft ſeien, wür⸗ den alle Hoffnungen unerfüllt bleiben. Die Sowjetpakte würden mit britiſcher Ermutigun unvermeidlich zu einem allgemeinen Krieg führen, offen oder verborgen. Von Eng⸗ land verlange man nicht, Deutſchland freie Hand im Oſten zu geben, aber England dürfe Deutſchland f Oſten nicht binden fe Deutſchlands Hand auch im Die letzte brennende Frage zwiſchen Deutſchland und England ſei ſchließli die der Kolonien. Garvin glaubt jedoch, daß auch dieſe Frage ohne den geringſten Schaden für Stärke oder Glück des britiſchen Empire gelöſt werden könne zum Vorteil des Friedens. Nach einer ſcharfen Zurückweiſung des„Jingoismus der Linken gegen Deutſchland“ ſagt Garvin zum Schluß, daß eine Chance für einen engliſch⸗deutſchen Frieden auch eine gute Chance für den Weltfrieden wäre. Winterſchädlinge im Bauernhof 3 Eiſenbahnwagenladungen Brot durch ein Ratkenpaar vernichtet. Auch im Winter hat der Bauer nicht Ruhe vor den Schädlingen, gegen die er ſeinen Hof das ganze Jahr hin⸗ durch verteidigen muß. Jetzt iſt am eheſten die Zeit vor⸗ handen, um einmal den Koͤrnboden in allen Winkeln and Ritzen zu ſäubern und das geſpeicherte Getreide bei offe⸗ nen Luken und Fenſtern wiederholt umzuſchaufeln, damit der Froſt unter Kornkäfern, Kornmotten und 9 Speicherſchädlingen einen Maſſenmord begehen ann. Wenn im Winter die Nahrungsquellen in der Natur verſiegen, kommen viele Schädlinge auf den Hof, wo es immer noch etwas für ſie zu holen gibt. Ueberall miſchen ſich die frechen Sperlinge unter das Geflügel und ſteh⸗ len ihm das Futter. In Hande angelegten Futterplätzen läßt ſich mit einem einzigen Schrotſchuß ein ganzer Schwarm dieſer Strauchdiebe erlegen; nach polizeilicher Ge⸗ nehmigung iſt dieſer 1 geſtattet. Auch in Scheunen fängt man durch ſchnelles Schließen der Türen ſchnell einen Schwarm Sperlinge. Schlimmer noch ſind andere Schädlinge, die der Win⸗ Ir in großer Zahl in die Gebäude treibt, wo ſie als erles Getier umherhuſchen und alles nur irgendwie Genießbare benagen und verſchmutzen: Mäuſe und Ralten. Ein einziges Rattenpaar kann in einem Jahre 860 Nachkommen haben, die in dieſer Zeit 3 Eiſenbahnwagenladun⸗ gen Brot freſſen. Da heißt es, den Zuſtand der Gebäude zu überprüfen, Löcher und Mauerſpalten abzu⸗ dichten, Kanäle zu vergittern, Nahrungsmittel rattenſicher aufzubewahren und dann dem hungernden Ungeziefer ver⸗ N giftete Nahrungsmittel vorzulegen. Für die Rattenvertilgung eignen ſich neben Fallen be⸗ ſonders Meerzwiebel⸗Präparate, die für Menſchen und Haustiere ungiftig ſind. Die Mäuſe halten wir durch flei⸗ ßige Katzen in Schach und legen ihnen Giftgetreide an ſol⸗ chen Plätzen hin, wo es von Hausgeflügel und Vögeln nicht erreicht werden kann. Bullen müſſen arbeiten. Das Köramt der Landesbauernſchckft Baden weiſt darauf hin, daß es im Intereſſe der Landestierzucht notwendig iſt, die Bullen regelmäßig zur Arbeit heranzuzie⸗ hen. Denn die Tiere bleiben dadurch länger deckfreudig und geſund und werden ſelten bösartig. Dabei muß beachtet werden, daß nur ausgewachſene Tiere volle Arbeit zu leiſten vermögen. Zum Anlernen der jungen Bullen ſind ver⸗ ſtellbare Schulterzuggeſchirre zu empfehlen. Gemeinden, die Bullen halten, ſollten ſich ſofort mit dieſer Aufgabe befaſſen. Auf alle diesbezüglichen Anfragen erteilt die Landesbau⸗ llee 16, Beſcheid. Mehr Reiter und Fahrer! Zu den bevorſtehenden Keiterſchein⸗Prüfungen 1937. Wie in den Wehrmachtsverbänden aller europäiſchen Länder ſtellt auch in der neuen deutſchen Wehrmacht das Pferd eine unentbehrliche wertvolle Ergänzung zum Motor dar. In faſt allen Truppenteilen, insbeſondere bei den Rei⸗ terregimentern, bei der Artillerie, und vor allem auch bei der Infanterie ſind die Pferde in 1285 großer Zahl vor⸗ handen. Damit erklärt ſich der bog Bedarf an Rekruten, die ihrer Militärdienſtpflicht im Dienſt mit dem Pferde, dem treueſten Kameraden des Menſchen, zu genügen haben. Bei der nun zweijährigen Militärdienſtzeit iſt gegenüber früher die waffenmäßige Ausbildung erheblich vielſeitiger eworden. Darin liegt die Tatſache begründet, daß der 8 durch den Herrn Reichskriegsmimiſter der deutſchen SA-⸗Reiterei bezw. dem NS.Reiterkorps die vormilitäriſche Ausbildung der Jugend im Reiten und Fahren übertra⸗ gen und den deutſchen Reiterſchein als wichtiges Militär⸗ papier geſchaffen hat. Darüber hinaus obliegt dem NS. Reiterkorps die nachmilitäriſche Weiterbildung der Militär⸗ Entlaſſenen. Die diesjährigen Prüfungen für den Reiterſchein neh⸗ men bereits Ende Januar im SA⸗Gruppengebiet Kurpfalz (Saarpfalz, Rheinheſſen, ſüdl. Regierungsbezipk Wiesbaden, Starkenburg, Nord⸗Baden) ihren Anfang. Für den Erwerb des Reiterſcheins kommen alle Jahrgänge, die militäriſch noch irgendwie von Bedeutung ſind, in Frage, vornehmlich die Jahrgänge 1916—1919. Bei den Prüfungen werden Anfangskennkniſſe im Reiten, Fahren und in der Pferde⸗ pflege verlangt. Die einzelnen Prüfungstermine ſind aus den Bekanntgaben der Preſſe jeweils örtlich zu entnehmen. Alle näheren Auskünfte werden durch die Meldeſtellen für das NSͤKK und bei den SA⸗Stürmen erteilt. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Maunheimer Großviehmarkt v. 1. Febr. Es waren auf⸗ getrieben: 66 Ochſen, 139 Bullen, 168 Rinder, 240 Kühe, insgeſamt 613 Stück Großvieh. Gegenüber der Vorwoche ſtanden 42 Tiere weniger zum Verkauf. Die Zuteilung er⸗ folgte kontingentgemäß bei unveränderten Höchſtnotizen: Och⸗ ſen 42 bis 45, Bullen 40 bis 43, Rinder 41 bis 44, Kühe 40 bis 43. Am Kälbermarkt ſtanden 585 Tiere(Vorwoche 525) zum Verkauf. Auch der Markt dieſer Gattung konnte ſich nur zu einem mittleren Geſchäft entwickeln. Die Höchſt⸗ notizen blieben unverändert 56 bis 65. Eine gute Beſchik⸗ kung hatte wiederum der Schweinemarkt mit 2509 Tieren. Die Zuteilung wurde kontingentgemäß bei einer unveränder⸗ ten Höchſtnotiz von 52,5 vorgenommen. Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 1. Febr. Notierungen für Weizen, Roggen und Braugerſte unverändert. Futtergerſte 59⸗60 kg Feſtpr. Preisgeb. G7 16,90, G 8 17,20, G 9 17,40, G 11 17,70, plus 40 Pfg. Ausgl., Qualitätszuſchläge: für 1 kg über Durchſchn. 0,15, für 2 kg 0,30, für jedes weitere kg bis 68 kg 0,10 per 100 kg; Futterhafer 46⸗49 kg Feſtpr. Preisgeb. H 11 16,30,§ 14 16,80,§ 17 17,10, plus 40 Pfg. Ausgl.; Qualitätszuſchläge: Für jedes kg über Durchſchn. 0,10; Mühlennachprodukte, Futterartikel und Rauh⸗ futter Notierungen unverändert. Weizenmehl, Type 812, per Februar: Preisgeb. Baden W 14, 15, 16 und 17 29,25, 19 und 20 und Preisgeb. Pfalz⸗Saar 19 und 20 29,60, per März plus 10 Pfg. Roggenmehl: Notierungen unverändert. Frankfurter Schlachtviehmarkt v. 1. Febr. Auftrieb: 1058 Rinder, darunter 192 Ochſen, 116 Bullen, 584 Kühe, 166 Färſen, ferner 479 Kälber, 115 Schafe, 3782 Schweine. Preiſe: Ochſen 45, 41, 36; Bullen 41 bis 43, 39, 34; Kühe 40 bis 43, 35 bis 39, 26 bis 33, 18 bis 25; Färſen 44, 38 bis 40, 35; Kälber 60 bis 65, 45 bis 55, 40, 30 bis 40; Lämmer, Hämmel—, 44 bis 46, 38 bis 43; Schweine 52,5, 52,5, 52,5, 51,5, 48,5, 52,5, 50,5. Marktverlauf: AA⸗Tiere über Notiz; Großvieh und Schweine zugeteilt; Kälber, Hämmel und Schafe lebhaft, ausverkauft. Frankfurter Getreidegroßmarkt v. 1. Febr. Amtlich notierten: Weizen Feſtpreisgeb. W 13 21,10, Wü 16 21,40, W'e19 21,80, W 20 22; Noggen Feſtpreisgeb. R 12 17,40, R 15 17,70, R 18 18,10, R 19 18,30; Weizenmehl, Type 812, Feſtpreisgeb. W 13 29,15, W 16 29,25, W 19 29,25, W'e20 29,80; Roggenmehl, Type 997, Feſtpreisgeb. R 12 22,45, R 15 22,80, R 18 23,30, R 19 23,50; Weizenfut⸗ termehl 13,60; Weizenkleie Feſtpreisgeb. W 13 10,75, W̃ 16 10,90, W 19 11,10, W 20 11,20; Roggenkleie Feſtpreisgeb. R 12 9,95, R 15 10,15, R 18 10,40, R 19 10,50; Treber 14; Heu 5 bis 5,50, drahtgepr. 5,40 bis 5,90; Weizen⸗ und Roggenſtroh, drahtgepr. und geb. je 2,40. um. Alt und jung ſetzt ſich zuſammen, verulkt ſich und tut Bacchus und Gambrinus ordentlich Beſcheid. Die Jugend zieht um, ſingt und juchzt und läßt ſich Mehl und Eier ſchenken. b Gehörig wird der Donnerstag dort gefeiert, wo die Weiberfaſtnacht zu Hauſe iſt. Und das iſt in nicht wenigen großen und kleinen Städten der Fall. An dieſem Tag führt„met Jejuuts un vil Buhei“ die Frau das Re⸗ giment, und beſonders nimmt man an dieſen Tagen die Junggeſellen aufs Korn. Der Chroniſt will wiſſen, daß man ſich am Niederrhein früher gegenſeitig ſchlug, man nahm einen ſogenannten„Vuebuſch“, einen Wachholderbuſch, oder weige der Stecheiche, womit ſich Knechte und Mägde läge verſetzten. Der Brauch ſoll auf einen alten Frucht⸗ barkeitszauber zurückgehen. In Dülken am Niederrhein beſteht ſeit Jahrhunderten die„Berittete Narrenakademie“, die ſogenannte„Erleuchtete Monduniverſität“, die früher bewährte Mitglieder auf Grund voraufgegangener Prü⸗ fungen zu Rittern oder Profeſſoren ernannte oder mit dem Doktorhut zierte. Die Doktorwürde wurde u. a. auch Goethe verliehen. Bei dieſen akademiſchen Sitzungen ging es in Dülken lebhaft zu Das Neufahrsſeſt der akade⸗ miſchen Zeitrechnung, nämlich das Junge Licht, die Neu⸗ mondzeit, wurde beſonders feſtlich gefeiert. Die akademi⸗ ſche Satzung gebot, daß die Teilnehmer bei Neumondzeit auf einem Steckenpferd um eine Windmühle reiten mußten. Heftig und laut iſt das Getriebe in den Großſtädten, hier beſonders in Köln und Düſſeldorf, in Kob⸗ lenz, Aachen und Trier und im goldenen Mainz. Hier wird es in dieſem Jahre beſonders luſtig zugehen; denn die„Mainzer Ranzengarde“ feiert ihr 100jähriges Be⸗ 54 Einen„Ranzen“, d. h. einen Umfang von 6 Fuß as ſind rund 2 Meter, und dazu ein Mindeſtgewicht von 2 Zentnern mußten die„Rekruten“ früher aufweiſen, wenn ſie in dieſes„Ranzengardebataillon“ eingeſtellt werden PCC wollten. In den Faſtnachtstagen iſt alles, Groß und Klein, 1 5 und Reich, von einer unbeſchreiblichen Narretei be⸗ allen. Wer einmal in einer der großen Städte einen Ro⸗ ſenmontagszug erlebte, wer einer Proklamation „Seiner Tollität des Prinzen Karneval“ beiwohnte, wer die geiſtvollen Reden und Moritaten aus der„Bütt“ vernahm, wer die prunkvollen Fremdenſitzungen ſah, der wird, o oder ſo, einen Abglanz des Lachens, das er erlebte, mitneh⸗ men in den Alltag. Die Roſenmontagszüge ſind wahre Narrenzüge. Was ſie in einem langen Jahre ausgebrütet haben an Witz und Humor, was ſie an Neuigkeiten ausge⸗ graben haben, alle weſentlichen Dinge, die ſich im letzten ahre auf unſerem nicht immer ſchönen Planeten zutru⸗ gen, werden originell und mit viel künſtleriſchem Geſchmack verarbeitet und nehmen auf unzähligen Feſtwagen Geſtalt an. Die Roſenmontagszüge ſind meiſt unter einem be⸗ ſtimmter Motto aufgezogen. Ueberall herrſcht die ſchönſte Maskerade. In allen. und Gaſſen tummelt ſich dos Narrenvolk. Auch die Kinder machen begeiſtert mit. Wer nicht koſtümiert und maskiert iſt, trägt wenigſtens eine roße bunte Papierblume im Knopfloch oder führt eine Pritſche aus Holz oder Pape mit wanit er ſeinem Näch⸗ ſten eins verſetzt. Auf allen Straßen ſchunkeln ſie zu den Karnevalsſchlagern Fremde, die zu Hunderttauſenden in die großen rheiniſchen Städte ſtrömen, ſind bald im gro⸗ ßen Meer des Karnevals untergetaucht. Die koſtümierten Stadtfoldaten, die vielerlee Garden in unwahrſcheinlich prunkvollen Uniformen nehmen manch hübſches Mädchen gefangen, und nur gegen ein Löſegeld, einen Butz, d. h. einen ordentlichen Kuß wird es wieder freigegeben. Und am Ende am Aſchermittwoch, trifft ſich das Narrenvolk noch einmal zum Fiſcheſſen, und manch einer verdrückt heimlich einen ſauren Hering. Walter Henkels. — 3 3 Solange die Menſchheit beſteht, wird man in der Welt den Namen des Deutſchen Robert Koch mit Bewunderung nennen Robert Koch, deſſen Genie und unermüdlichem Forſchergeiſt der Sieg gegen die gefährlichſten Feinde der Menſchheit, die Infektionskrankheiten, gelang. Er war es, der die tod⸗ bringende verborgene Zerſtörung der Bakterien entlarvte, und er wies den Weg zur Heilung. Das Leben Robert Kochs war ein verwegener Kampf, ein unermüdliches Ringen um den höchſten Preis, der je zu erkämpfen iſt, das Leben der Menſchen. Als beſcheidener Landarzt begann er in aller Stille ſeine Forſchungen mit Hilfe eines billigen Mikroſkops. Wie er damals den Milzbranderreger fand, erzühlt der folgende Abſchnitt. Triumph zum Wohle der Menſchheit Robert Koch findet den Milzbranderreger In den breiten Torweg des herrſchaftlichen Hauſes in der„Straße am Weißen Berge“ in Wollſtein trat ſchweren Schrittes der Bauer Wendland und ſtapfte durch die weite Empfangshalle über die breit ausladende Treppe mit dem reich geſchnitzten Geländer in die Diele, wo ſchon mehr als zwanzig Patienten auf den Kreisarzt Dr. Koch warteten. So wortkarg die Landleute ſonſt ſind, in Robert Kochs Wartezimmer gab es ſtets eine lebhafte Unter⸗ haltung, und dieſe Unterhaltung drehte ſich unentwegt um den beliebten Doktor, der bei dem ärmſten Tagelöhner draußen vor der Stadt in der Behandlung dieſelbe Ge⸗ wiſſenhaftigkeit und Sorgfalt an den Tag legte wie bei dem vornehmen Rittergutsbeſitzer. „Noch ſo jung, erſt 28 Jahre und ſchon Kreisarzt“, ſagte bewundernd ein Patient. „Der Landrat wird ſchon gewußt haben, warum er ihn aus Rakwitz wegholte“, meinte ein anderer.„Die Rak⸗ witzer wollten ihn erſt gar nicht fortlaſſen, ſeitdem er aus dem Krieg heimgekommen iſt.“ Gerade trat ein Patient aus dem Sprechzimmer und den nächſten ein. Vor Wendland blieb er ſtehen. „Tag, Vetter Wendland.“ „Tag auch, Vetter Krüger.“ „Jemand krank in der Familie?“ Wendland ſchüttelte trübe den Kopf.„Gott ſei Dank, nein, Frau und Kinder ſind geſund. Aber die Kühe. die Kühe Rätſelraten um Milzbrand Der Mann ſchluckte an ſeinen Tränen.„Wieviel, Wendland?“ ließ — Trauerfeier vor dem Seelenſchrein Robert Kochs, der nach dem Tode dem großen Entdecker in Tokio errichtet worden iſt und vor dem Todestage Gebete verrichtet werden. Aufnahmen(2): Hiſtoriſcher Bilderdienſt— M. „Sechsundzwanzig Stück.. alles Milzbrand...“ ö Milzbrand, dieſer Alpdruck aller Landwirte jener Zeit, unentrinnbares Verhängnis, das die Stallungen ganzer Dörfer ausſterben ließ! Die Männer ſchwiegen. Eine alte Frau miſchte ſich ins Geſpräch.„Aber, Wendland“, fragte ſie,„wenn's die Kühe ſind, warum geht Ihr da zum Phyſikus? Er iſt doch kein Viehdoktor!“ „Der Doktor kann alles“, verwies ſie der Bauer,„er hat ſich vorgenommen rauszukriegen, wo der Milzbrand herkommt und wie man das Vieh retten kann. Und wenn einer in der Welt das fertigbringt— dann iſt es unſer Doktor!“ Alle ſtimmten zu. Wenn der Doktor Koch ſich vorge⸗ nommen hatte, einer Krankheit auf den Leib zu rücken, dann gnade Gott der Krankheit! Der Doktor Koch war einer, vor dem ſich ſogar der Tod fürchtete. Endlich trat Wendland in das Sprechzimmer, das durch einen dunkelbraunen Wollvorhang in zwei Teile zerlegt war. Hinter dem Vorhang war Kochs Laborato⸗ rium, ſein Heiligtum, das niemand betreten durfte. Hier ſtanden die Einmachegläſer mit den Mäuſen, an denen Koch ſeine Verſuche machte, hier lagen allerhand ärztliche Geräte, Meſſer und Scheren; Hilfsapparate zum Photo⸗ raphieren und Mikroſkopieren ſtanden herum, und alles überſchattete ein Akazienbaum, der den Raum in jedem Frühling mit ſeinen ſüßen Blütendüften erfüllte zum Dank dafür, daß Koch ihn aus einem winzigen Samen⸗ korn mit Mühe und Sorgfalt ſelbſt großgezogen hatte. Koch ſah dem Bauern gleich an, was geſchehen war. „Ich komme gleich mit“, ſagte er,„ich muß das friſche Blut der Tiere haben.“ Wendland nickte.„Schon recht, Herr Doktor“, er⸗ widerte er,„glauben Sie, daß Sie es ſchaffen werden?“ „Ich glaube, ich bin auf dem beſten Wege, Wendland. Die Natur wandelt oft verſchlungene Pfade, aber das 191 leuchtet oft in ihre allerverborgenſten Schlupf⸗ winkel.“ Koch packte Gläſer und Inſtrumente zuſammen. Wendland trug vorſichtig den Koffer mit den Glasgeräten. Dann fuhr der Wagen über das holprige Pflaſter der Kleinſtadt. Neben dem Bauern ſaß der Arzt; in ſeinen Zügen war ruhige Entſchloſſenheit zu leſen. Als der Wagen am Landratsamt vorbeifuhr, blickte gerade der Landrat v. Unruh durch die Gardinen auf die Straße. „Da fährt wieder einmal der Phyſikus“, ſagte er zu ſeinem Oberſekretär.„Der Mann iſt die Tatkraft ſelber. Ich bin direkt ſtolz darauf, daß es mir gelungen iſt, dieſen Mann an unſeren Kreis zu feſſeln.“ 1 Beſeſſen von einer Aufgabe Klein⸗Gertrud war jetzt ſechs Jahre alt, die echte Tochter ihres Vaters, der nichts mehr Vergnügen bereiten konnte als die vielen Tiere in Haus und Hof. Selbſt als einmal einer der Füchſe ſie ſo in die Hand biß, daß ſogar Koch einen Schreck bekam über die Wunde, erlitt ihre Tierliebe keinen Schaden. Wenn Vater abends zu Hauſe war, ſaß ſie mit ihrer Mutter auf dem breiten Sofa vor dem braunen Woll⸗ vorhang und machte Handarbeiten, ſo gut es die kleine Kinderhand zuſtande brachte. Frau Emmy ſaß nachdenklich neben der Kleinen. für Robert das Heim die Welt bedeutete! Tagsüber ſah ſie ihn nicht einmal zu den Mahlzeiten, nachts wurde er dauernd aus dem Bett geholt, und in den wenigen freien Stunden, die er im Familienkreiſe hätte verbrin⸗ gen können, ſaß er dort hinter dem Vorhang und forſchte und forſchte Dingen nach, über die ſich bisher die größten Gelehrten vergebens die Köpfe zerbrochen hatten. „Faſt tut es mir leid“, dachte ſie im ſtillen,„daß ich ihm aus dem erſparten Wirtſchaftsgeld das neue Mikroſkop geſchenkt habe. Wie hat er ſich gefreut— und ich mit ihm! Aber dieſes kleine blinkende Ding aus Meſ⸗ ſing hat uns auseinanderge⸗ bracht. Nun iſt er bloß noch mit dem Mikroſkop verheiratet.“ Plötzlich wurde hinter dem Vorhang haſtig ein Stuhl bei⸗ ſeite geſchoben. Robert Koch ſchlug die Falten der wallenden Trennungswand auseinander und trat mit einem ſelten freu⸗ digen Geſicht vor das Sofa. „Jetzt, Emmy, kannſt du mir gratulieren!“— Frau Emmy ſah überraſcht empor; ſie fand ſich gar nicht ſo ſchnell zurecht aus ihren Träume⸗ reien. Gratulieren—— wozu denn? Roberts Geburts⸗ tag lag doch ſchon vier Monate zurück?„Du haſt's ſchwer gehabt, kleine Frau“, ſagte der Doktor,„die ganzen Jahre haft du's ſchwer gehabt, ſeitdem dieſer böſe Milzbrand mich beſchäftigt.“ „Sogar im Schlaf haſt du davon geſprochen“, warf Emmy vorwurfsvoll ein. „Aber jetzt gibt's eine große Pauſe, Emmy“, fuhr Robert fort,„jetzt habe ich den Burſchen beim Genick. Er iſt endgültig ſee Ommen. Jetzt weiß ich, wie dieſe Seuche entſteht, und damit iſt das Todesurteil der Er⸗ reger geſprochen.“ „Welcher Erreger?“ „Die kleinen, mikroſkopiſch winzigen Stäbchen, die die Krankheit verurſachen, Emmy. Ich kenne jetzt genau ihre Tücken und Verwandlungen, ihre Lebensbedingungen und die Wege der Bekämpfung. Noch heute gehen die Zeich⸗ nungen und Protokolle, die ich ſeit Wochen vorbereitet habe, an den Direktor des Pflanzenphyſiologiſchen In⸗ ſtitutes nach Breslau ab. Dort hat man ſich ſchon lange mit dieſen mikroſkopiſchen Lebeweſen befaßt, und dort kann man am beſten beurteilen, ob ich recht habe oder nicht.“ Er legte ſeinen Arm um die Schulter ſeiner Frau und ſetzte ſich auf die Sofalehne. Klein⸗Gertrud war in ihrer Ecke eingeſchlafen. alljährlich an ſeinem Wie lange war es her, daß „Kleine Frau“, ſagte er und ſtrich ihr übers Haar, „Nun ſollſt auch du wieder zu deinem Recht kommen. Ich habe dich arg vernachläſſigt vor lauter Arbeit.“ Die Feuerprobe In der erſten Morgenſtunde des 30. April 1876 beſtieg Koch den Poſtwagen, der ihn nach der Eiſenbahnſtation Frauſtadt bringen ſollte. Er hatte an den Direktor des Pflanzenphyſiologiſchen Inſtitutes in Breslau geſchrieben und ihm die Ergebniſſe ſeiner Forſchungen mitgeteilt Gleich darauf war die Einladung erfolgt, die Experimente im Inſtitut den Fachleuten vorzuführen. Der Poſtillon ſchüttelte den Kopf über das ſeltſame Gepäck, das der Herr Kreisphyſikus mit ſich führte, und noch mehr über die Aengſtlichkeit, die der Doktor an den Tag legte, damit nur ja nicht ein Kiſtchen oder ein Koffer zu grob auf den Boden geſetzt würde. Aus den Ge⸗ ſprächen bei der Abfahrt hatte der Poſtillon entnom⸗ men, daß es ſich um zerbrechliche Glasſachen, um Inſtrumente und diele Flaſchen mit chemiſchen Flüſ⸗ ſigkeiten handle. So etwas kann man begreifen, gewiß! Warum ſoll ein Doltor nicht mit ſeinem Handwerkszeug reiſen? Aber war⸗ um Kaninchen mitgenommen wurden, das wollte dem „Schwager“ durchaus nicht in den Kopf, und als der brave Roſſelenker von einem Mit⸗ reiſenden in Frauſtadt ſogar erfuhr, daß der Phyſiker unterwegs in einer Kiſte nachgeſehen habe, und daß in dieſer Kiſte Einmachegläſer mit Mäuſen und Fröſchen enk⸗ halten wären, fühlte ſich der Mann faſt in ſeiner Berufs⸗ ehre gekränkt. Eine Königliche Poſt iſt doch ſchließlich kein Viehwagen! Um zehn Uhr fuhr der Zug in den Breslauer Bahn⸗ hof ein. Koch ſtellte ſein Gepäck unter und fuhr in die Wohnung des Direktors des Pflanzenphyſiologiſchen In— ſtitutes, um ſeinen Antrittsbeſuch zu machen. Kurz, aber freundlich war die Begrüßung. „Ich danke Ihnen, Herr Profeſſor“, ſagte Robert Koch,„daß Sie auf meine Bitte eingegangen ſind, Ihnen meine Verſuche vorführen zu dürfen. Hoffentlich werden Sie nicht enttäuſcht ſein.“ „Als Forſcher lernt man mit der Zeit, Enttäuſchungen zu ertragen. Aber man gibt nie die Hoffnung auf, daß irgendeiner von uns doch den großen Wurf tun wird.“ „Ich bin nur ein unbekannter Arzt aus einer Landſtadt..“ „Wenn Ihre Forſchungsergebniſſe richtig ſind, Herr Doktor, werden Sie bald nicht mehr unbekannt ſein. Was Sie mir ſchrieben, bedeutet ja nicht mehr und nicht weniger als den Erfolg, um den wir Männer vom Mikroſkop uns ſeit Jahr und Tag ergebnislos bemühen.“ Koch fuhr nach dem Bahnhof zurück und holte ſeine Sachen. Hoch beladen mit Kiſten und Kaſten, fuhr die Droſchke nach der Altſtadt und hielt an dem beſcheidenen Inſtitut vor Nummer 35 der„Schmiedebrücke“ gegenüber der altehrwürdigen Univerſität. 5 Während Koch ſeine Experimente im Laboratorium aufbaute, unterhielt ſich der Direktor mit dem Leiter des Anatomiſch⸗Pathologiſchen Inſtitutes über den neuen Be⸗ ſuch.„Ich war erſt recht mißtrauiſch“, gab er zu,„als ich den Brief aus Wollſtein erhielt. Aber als ich den Mann Auge in Auge ſah, änderte ſich meine Meinung. Ich bin überzeugt, wir werden in den nächſten Stunden Dinge er⸗ leben, die uns vielleicht neidiſch werden laſſen.“ Eine großartige Entdeckung Drei Tage lang führte Koch ſeine Verſuche vor. Vor Robert Koch am Mikroſkop. Hinter ihm ſein älteſter Schüler und Mit⸗ arbeiter Profeſſor Dr. Pfeiffer. den erſtaunten Augen der Gelehrten ließ er die Erreger der Seuche unter dem Mikroſkop wachſen und ſich ver⸗ mehren. Er zeigte, wie die geimpften Tiere erkrankten, wie ſich in ihren Geweben wieder die Erreger nachweiſen ließen, und legte auf den Tiſch des Hauſes im wahrſten Sinne des Wortes den ſchlüſſigen Beweis dafür, wie die Infektion durch den Milzbranderreger zuſtande kommt. Erſt arbeitet der Pflanzenprofeſſor allein mit Koch, aber ſchon nach wenigen Stunden ſchickt er einen Boten ins Anatomiſch⸗Pathologiſche Inſtitut hinüber.„Der Herr Direktor läßt bitten, es mö te doch gleich einer der Herren herüberkommen. Die Sache von Koch iſt richtig und höchſt intereſſant, läßt der Herr Profeſſor ſagen.“ Der Inſtitutsleiter geht perſönlich hinüber. Das wäre doch gelacht, ſo ein kleiner Landdoktor will uns an die Wand drücken? Oho, wir ſind auch noch da! Aber es dauert nicht lange, da kehrt er in ſein Inſtitut zurück und ruft die Aſſiſtenten zuſammen.(Fortſetzung folgt. Der ulsche biabporl Jaummoll um b. und 7. Febr. für dus fg.