Eiſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und gef. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mu. 40, durch die Voft Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textte il 90 bm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Ang.⸗Preisliſte Nr. 8 3g. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47218. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. n Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Jlluſtriertes Unterhaltu nge blatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzan ſpr chen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verant wortlt für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. I. 37 1150 37. Jahrgang Dienstag, den 16. Februar 198 Nr. 39 Wer gefährdet den Frieden? Gewiſſe ausländiſche Kreiſe hetzen, Deutſchland aber betreibt eine Politik des Friedens.— Jeſtſtellungen des Keichs⸗ außenminiſters. i Hamburg, 15. Februar. Im„Hamburger Fremdenblatt“ befaßt ſich der Berliner Vertreter der Zeikung, Thalfeld, eingehend mit der Tatſache, daß es immer noch Kräfte in der Welt gibt, die den Wieder⸗ eintritt Deutſchlands in den Kreis der großen Mächte nicht als die naturgeſetzliche Notwendigkeit begreifen wollen, die ſie nun einmal iſt. Sie verwirren die öffentliche Meinung, indem ſie politiſche Gefahren an die Wand malen, die im⸗ mer nur in ihrer Phantaſie beſtanden haben. Zu dieſer in⸗ ternationalen Brunnenvergiftung, die nachgerade eine ernſte Gefahr für die geordnete Arbeit der Regierungen und für das Aüfenemenwſeken der Völker geworden iſt, hat Reichs⸗ außenminiſter Freiherr von Neurath gegenüber dem Ver⸗ treter des Blattes in einer Unterredung erklärt: „Die Erklärungen, die wiederholt von den berufenſten Stellen in Deutſchland ſelbſt und in anderen Ländern un⸗ ſerer europäiſchen Ziviliſation ergangen ſind, ſtimmen alle in der Ueberzeugung überein, daß nicht der geringſte Anlaß vorliegt, irgendwelche Gefahren für den Frieden Europas innerhalb dieſes Kulkurkreiſes anzunehmen. Gefährlich iſt nicht die außenpolitiſche Konſtellakion, die man als weit. gehend enkſpannt bezeichnen darf, ſondern lediglich die Kriegspſychoſe. die ſſtematiſch von Leuten geſchürt wird, bei denen ein Inlereſſe an einer derartigen Tätigkeit vor⸗ liegt. Dieſes Treiben, das ſich für die breite Oeffentlichkeit nicht immer ſichtbar in einem ſchaktenhaften Halbdunkel voll⸗ zieht, flört freilich immer wieder das Aufbauwerk, deſſen Jörderung die vornehmſte Pflicht aller verantworklichen Staatsmänner iſt.“ Es gehört, wie der Vertreter des Blattes noch einmal rekapitulierte, zum Weſen dieſer Propaganda, daß ſie die deutſche Aufrüſtung unentwegt als Urgrund allen Uebels hinzuſtellen ſucht. Dabei verſchweigt ſie gefliſſentlich, daß Deutſchland ſich in 15 langen Jahren mit einer pedantiſchen Pünktlichkeit dem Zuſtand völliger Waffenloſigkeit unter⸗ warf. Auch in den Worten des Reichsgußenminiſters einem Beſucher gegenüber klang die ſtarke Kritik an dem Verhal⸗ ten der andern an, das ſchließlich die Reichsregierung mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht zur Selbſthilfe zwang. Er erklärte dazu: „Selbſt die großherzigen Angebote, die der Füh⸗ rer mit dem ganzen Gewichte ſeiner Autorität zur Frage der Rüſtungsbeſchränkungen machte, waren zum Scheitern verurteckt, weil die Politik des damaligen franzöſiſchen e ſich nicht entſchließen konnte, darauf einzu⸗ gehen. Aber auch abgeſehen von dem unankaſtbaren Recht, das Deukſchland aus den hiſtotiſchen Tatſachen herleiten darf, ſteht das Ausmaß der deutſchen Aufrüſtung in keinem Ver. hältnis zur potentiellen Stärke ſeiner Nachbarn. Dieſe vergrößert ſich bei ihnen um das Gewicht der mi⸗ litäriſchen Bündniſſe, auf die ſie ſich ſtützen können. Deutſchland muß ſich ausſchließlich auf ſeine eigene Kraft berlaſſen. Die Nichteinlöſung des Deutſchland ge⸗ gebenen Abrüſtungsverſprechens, das als tragendes Element es Völkerbundsgedankens zu gelten hatte, zwang die Re⸗ gierung Adolf Hitlers, endlich— nach fünfzehn Jahren!— an die eigene Sicherheit des Reiches zu denken. Wer dies als eine Bedrohung anderer Völker hinzuſtellen ſucht, der verwirrt die wahren Zuſammenhänge. Wenn die britiſche Regierung ſetzt beabſichtigt, ſich vom Bee eine Blankovollmacht für Rüſtungszwecke im ekrage von 5 Milliarden Mark ausſtellen zu laſſen, ſo den⸗ ken wir nicht daran, ihr das Recht streitig zu machen, über den Umfang ihrer Sicherheit nach Maßgabe ihrer eigenen militäriſchen Bedürfniſſe zu enkſcheiden. Denfelben Grad von Loyalität beanſpruchen wir freilich auch für uns bei der Jeſtſtellung unſerer Verteidigungsbedürfniſſe.“ Gegenüber der Tatſache, daß auch der Vierjahres⸗ plan der dem Reiche feindlich geſonnenen Propag inda als Beispiel für die bewußte Vorbereitung des Krieges ge⸗ dient hat, verwies der Reichsaußenminiſter im weit een Verlauf der Unterredung auf den folgenden Umſtand: „Auch England geht nach meiner Kenntnis daran, eine Induſtrie zur Herſtellung künſtlichen Benzins aus Kohle aufzubauen. Dabei verfügt es im Gegenſatz zu Deutſchland über einen ſehr großen Teil der Oelvor-äte der Welt. Es trifft alſo bei geringerem Zwang die gleiche Vor⸗ Big wie wir. Ich will gewiß nicht behaupten, daß der ierjahresplan eine ideale Löſung der deutſchen Wirtſchafts⸗ fragen darſtellt. Auch andere maßgebende Stellen des Rei⸗ ches haben ſtets von neuem betont, daß ſie es vorziehen würden, den deutſchen Handel wie früher im ungehinderten und freien Güteraustauſch mit den andern Ländern zu ſehen. Die derzeitige Notlage aber zwingt uns zu vorſorglicher Selbſthilfe.“ Der Korreſpondent ſtellt dann feſt, daß das beſte prak⸗ tiſche Beispiel für die Friedenspolitik des Dritten Reiches der Kurs iſt, der 17 3 in der ſpaniſchen Kriſe eingeſchlagen wurde. In dieſem Zuſammenhang erklärte der Reichsminiſten 5 g „Im kann Ihnen beſtätigen, daß die Vertreter der Reichsregierung im Londaner Nichteinmiſchungsausſchuß Vollmacht beſißen, um jedem Plan zuzuſtimmen, der, von allen beteiligten Staaten angenommen, wahrhaft wirkſame Maßnahmen enthält. Schon ur franzöſiſchen 2 ſichtbarſter Weiſe be⸗ Der Reichsaußenminiſter wird ſich demnächſt nach Wien begeben. Es lag alſo nahe, daß ein Teil der Unterhaltung dem deutſch⸗öſterreichiſchen Berhältnis galt. Gerade Oeſterreich hat Jahre hindurch den Gegnern des Reiches im Auslande als ein Beweismittel für den deutſchen Expanſionsdrang dienen müſſen. Der Reichsaußen⸗ miniſter bemerkte dazu: „Wenn Deutſchlands Haltung Oeſterreich gegenüber in früheren Jahren in eine Störung des Friedens umgedeute wurde, ſo vermiſſe ich ſeit dem 11. Juli auch nur eine ein⸗ zige Stimme gerade von dieſer Seite, die ſich ehrlich dazu entſchlöſſe, die Regelung des deutſch⸗öſterreichiſchen Ver⸗ hältniſſes als einen weſentlichen Beitrag zur Befriedung und Entſpannung anzuerkennen. Was meine Reiſe n ach Wien angeht, ſo freue ich mich, den Berliner Beſuch des öſterreichiſchen Staatsſekretärs Dr. Schmidt zu erwidern. Das Merkmal meines Wiener Beſuches aber beſteht darin, daß gegen niemanden irgendwelche Abreden getrof⸗ fen werden ſollen, und daß er ſeinen einzigen Sinn in der Förderung der Beziehungen zwiſchen den beiden deutſchen Staaten findet.“ Das Echo der Welt auf die Führerrede war ein typiſches Beiſpiel dafür, wie manche Kreiſe bei derartigen Anläſſen zu reagieren pflegen. Der erſte Eindruck war ein durchaus poſitiver. Der ſtaatsmänniſche Geiſt der Erklärun⸗ gen ſchien auch die Zögernden zu überzeugen. Dann erſt ſetzte das philologiſche Bemühen derer ein, denen es um jeden Preis darauf ankam, Stellen in der Rede aufzuſpüren, die ſich dem bequemen Bilde der deutſchen Gefahr einfügen ließen. Alle Verſuche dieſer Art waren aber ſchließlich er⸗ folglos, denn, ſo drückte es der Reichsaußenminiſter zum Schluß der Unterhaltung aus, die Erklärung des Führers vom 30. Januar diente der Entſpannung und hat ſie auch herbeizuführen vermocht. Eine evangeliſche Generalſhnode Bedeutſames Befriedungswerk des Führers. Berchtesgaden, 16. Februar. Der Reichsminiſter für die kirchlichen Angelegenheiten, Kerrl, hielt am Montag dem Führer Vortrag über die kirchenpolitiſche Lage. Der Führer gab im Anſchluß an den Vortrag folgenden Erlaß heraus: „Nachdem es dem Keichskirchenausſchuß nicht gelungen iſt, eine Einigung der kirchlichen Gruppen der Deutſchen Evangeliſchen Kirche herbeizuführen, ſoll nunmehr die Kirche in voller Freiheit nach eigener Beſtimmung des Kir⸗ chenvolks ſich ſelbſt die neue Berfaſſung und damit eine neue Ordnung geben. Ich ermächtige daher den Reichs⸗ miniſter für die kirchlichen Angelegenheiten, zu dieſem Zweck die Wahl einer Generalſynode vorzubereiten und die dazu erforderlichen Maßnahmen zu treffen.“ Das Kirchenvolk ſoll ſelbſt beſtimmen Zu dem Erlaß des Führers über die Einberufung der derfaſſunggebenden Generalſynode der Deutſchen Evange⸗ liſchen Kirche ſchreibt der Deutſche Dienſt: „Als im Jahre 1933 nach der Machtergreifung der Na⸗ tionalſozialismus das deutſche Volk einte, die Parteien zer⸗ ſchlug und die Länder unter die abſolute Führung des Reiches brachte, da ergab ſich von ſelbſt die Frage, was aus der in zahlloſe kleine Landeskirchen zerſplitterten Evange⸗ liſchen Kirche in Deutſchland werden ſolle. Denn es lag auf der ad daß der Einigung des Volkes und der Aufhebung der Länderhoheit auch eine gewiſſe Zuſammenfaſ⸗ ſung der Landeskirchen hätte folgen müſſen, um den alten Traum von der deutſchen Einheit vollkommen zu erfüllen. Die Notwendigkeit dieſer Zuſammenfaſſung ergab ſich von vornherein ſchon aus dem Geſichtspunkt, daß man ſchlechterdings nicht den territorialen Stand Deutſchlands von 1866 in einer Zeit konſervieren und verewigen kann, in der alles zu einer Einheit innerhalb Deutſchlands ſtrebt und die meiſten Länder, in denen die Landeskirchen ent⸗ ſtanden waren, bereits von der Landkarte verſchwunden ſind, während die übrigen ihre Länderhoheit haben auf⸗ geben müſſen. i Schon damals war der nationalſozialiſtiſche Staat ſich klar darüber, daß ein Eingriff in das Bekennt⸗ nis der Kirche niemals in Frage kommen könne und der Nationalſozialismus lediglich den kirchlichen Frieden und die kirchliche Einigkeit in Deutſchland wolle. So wurde, um der Kirche eine Spitze zu geben, unter deren Schug ſich vielleicht allmählich die Einigung der Landeskirchen hätte vollziehen können, ein Reichsbiſchof beſtimmt. Die Einſetzung des Reichsbiſchofs und die Schaffung einer Spitze der Deulſchen Evangeliſchen Kirche aus den Kräften der Kirche heraus führte jedoch nicht zu dem gewünſchken Ziel. Um den Weg für eine Einigung freizuhalten, enthielt ſich ſchließlich der Reichsbiſchof aller ſeiner Funktionen. Die Leitung der Kirche übernahm ein aus ergrauten Kirchen⸗ führern beſtehender Reichskirchenausſchuß, deſſen 3— Mitglieder den verſchiedenen Kirchenrichtungen maheſtehen. Entſprechend dem Reichskirchenausſchuß übernahmen in den vielen Landeskirchen Landeskirchenausſchüſſe die geiſtliche Leitung. Die heißen Bemühungen des Reichskir⸗ chenausſchuſſes um eine Einigung innerhalb der Evangeli⸗ ſchen Kirche blieben erfolglos, weil die einzelnen Fronten ſich inzwiſchen immer mehr verhärtet hatten und heute nie⸗ nand mehr weiß, in welchem Maße das Kirchenvolk ſelbſt ſich zu den Beſtrebungen der einzelnen Richtungen poſitiv oder negativ verhält. Es gehört nun zu den Grundſätzen des nationalſoziali⸗ ben Staates, daß das Geſetz jeden Handelns der Wille es Volkes iſt. Dieſer Grundſatz muß naturgemäß auch in einer ſo modernen Demokratie, wie ſie das neue Deulſch⸗ land darſtellt, auf das Kirchenvolk Anwendung finden. Ge⸗ nau ſo, wie das deutſche Volk gegenüber dem Skaate in je⸗ dem Jahr Gelegenheit zu einer WMfllenskundgebung erhalten hat, bekommt nun auch das Kirchenvolk Gelegenheſt, durch die Anſetzung der Wahl einer verfaſſunggebenden General- ſynode ſeinem Willen Ausdruck zu geben und ſelbſt die Männer ſeines Bertrauens zu beſtimmen, die nun auf dem Boden der Kirche dieſer eine Verfaſſung geben und auf Grund der Verfaſſung die Art der Führung der Kirche be⸗ ſtimmen ſollen. Die Wahl wird unter kirchlicher Leitung und nur auf kirchlichem Boden ſtattfinden. Der Staat wird ſich wie bisher ſeden Eingreifens in die Leitung der geiſtlichen Dinge enthalten und auch auf die Wahl der verfaſſunggebenden Generalſynode keiner⸗ lei Einfluß nehmen. Damit erhält die Kirche in Deutſchland eine Freiheit, ſich ihr Schickfal ſelbſt zu beſtimmen, wie ſie ſie in ſolchem Maße noch niemals beſeſſen hat. Damit iſt auch dem Ge⸗ ſchwätz von einer Unterdrückung der Kirche in Deutſchland endgültig ein Ende gemacht. Der ngtionalſozialiſtiſche Staat hal ausdrücklich den Schutz der chriſtlichen Bekennkniſſe ga⸗ rankierl. Der Führer hat durch dieſen neuen Erlaß wieder einmal unter Beweis gelte daß es dem Staat mit dem Schutz der chriſtlichen Bekenntniſſe ernſt iſt. Nun ſiſt der Weg frei für die Gemeinſchaft der Gläu⸗ bigen in der Deutſchen Evangeliſchen Kirche. Nun können ſie den ferneren Weg der Kirche ſelbſt beſtimmen und in ihrem eigenen Haus die Ordnung ſchaffen, um die nun vier Jahre innerhalb der Evangeliſchen Kirche gerungen worden iſt. Man darf mit Fug und Recht erwarten, daß ſene— allerdings zahlenmäßig nicht ſehr bedeutenden— Kreiſe innerhalb der Kirche, die zwar immer wieder ihre poſitive Einſtellung zum Staat betonten, aber in der Praxis dem Staat in dieſen Jahren ſo manches Leid zufügten und ihm vorzuenthalten verſuchten, was ihm gebührt, die Großzü⸗ gigkeit des Führers und Reiches anzuerkennen. Man darf weiter erwarten, daß ſie in tiefer Dankbarkeit alle ihre Mühen darauf verwenden, ſich auf der ihnen vom Führer . Baſis entſprechend ihrer Verantwortung vor ott in der verfaſſungsmäßigen Generalſynode mit allen denen zuſammenzufinden, die guten Willens kind, um endlich einem Zuſtand der Uneinigkeit ein Ende u machen, der ganz ohne Zweifel ſchwere Gefahren für die ukunft der Kirche heraufbeſchworen hat. Kurzmeldungen Berlin. Reichserziehungsminiſter Ruſt nahm an mehre⸗ ren Reifeprüfungen in Berlin teil. Berlin. Im Reichsgeſetzblatt Nr. 19 vom 15. Februar wird die Reichsnotarordnung veröffentlicht. Der erſte Teil behandelt das Amt des Notars, der zweite Teil die Notar⸗ N der dritte Teil die Aufſichts⸗ und Dienſtſtrafver⸗ ahren. Köln. Im Rahmen einer Feſtſitzung der Ratsherren im Rathaus wurde Dr. Ley das Ehrenbürgerrecht der Hanſe⸗ ſtadt Köln verliehen. Anweſend war u. a. der italieniſche Arbeiterführer Cfanetti. Von Köln aus begab ſich Dr. Ley mit ihm auf Burg Vogelſang London.„Morning Poſt“ bringt aufſchlußreiche Angaben über die Koſten der engliſchen Aufrüſtung im kommenden Haushaltsjahr, die ſich insgeſamt auf 217 Millionen Pfund belaufen ſollen. i 55 3 Sevilla. Immer wieder werden neue bolſchewiſtiſche Schreckenstaten aus Malaga bekannt. In und um Malaga den über 10 000 nationale Perſönlichkeiten ermordet wor⸗ en. 5„. Riga. Der ſeit dem 15. Mai 1934, dem Beginn der autoritären Regierung des Staats⸗ und Miniſterpräſiden⸗ ten Dr. Ulmanis, in Lettland beſtehende Kriegszuſtand iſt um weitere ſechs Monate verlängert worden. Begnadigung von acht Memelländern. Aus Anlaß des Jahrestages der litauiſchen Unabhän⸗ gigkeitserklärung hat der Staatspräſident zahlreiche Be⸗ gnadigungen politiſcher Gefangener und Staatsgefangener vorgenommen. Es wurden 49 Perſonen, die vom Kriegs⸗ gericht verurteilt waren, begnadigt, darunter auch acht Memelländer, die im großen Memelländer Prozeß im Früh⸗ jahr 1935 verurteilt worden waren. Nach dieſen Begnadi⸗ gungen befinden 5 10 0 36 Verurteilte aus dem großen Memelländerprozeß im Juchthaus. 5 Italieniſche Journsliſten von Kommunſſten v letzt. Die norditalieniſche Preſſe iſt über einen Vorfall in Tu⸗ nis aufs höchſte eregt, bei dem zwei faſchiſtiſche Journaliſten von Kommuniſten und Anarchiſten auf offener Straße ver⸗ letzt wurden. Man betont, daß für die Uebergriffe die Hetze eines kommuniſtiſchen Blattes verantwortlich ſei, das gegen die Ausführung einer italienſchen Filmwochenſchau in un⸗ erhörter Weiſe Stellung genommen balte. Der neueſte Lügenfeldzug Diesmal franzöſiſche Hetze um Danzig.— Moskau dahinter. Berlin, 15. Februar. Wie aus Paris gemeldet wird, bringt die franzöſiſche Preſſe plötzlich ſehr einheitliche Meldungen über angebliche deutſche Skaaksſtreichpläne auf Danzig. Zo wird behauptet, daß Deutſchland beabſichtige, Danzig zu beſetzen und dem Reich einzuverleiben und ſo den Frieden in Oſteuropa zu . In anderen Meldungen heißt es wieder, daß bei em augenblicklichen Jagdbeſuch des Generaloberſten Göring und des Danziger Senatspräſidenten Greiſer in Polen die Einzelheiten der Ueberleikung der Danziger Souveränikät auf Deulſchland beſprochen werden würden. Havas läßt ſich in Zuſammenhang damit aus Warſchau melden, daß man in dortigen politiſchen Kreiſen eine derartige Entwicklung durchaus für möglich halte und ſenſakionelle Vorſchläge des Generaloberſten Göring an Polen anläßlich ſeines Beſu⸗ ches erwartet würden. Dazu ſchreibt der Deutſche Dienſt: Ein großer Teil der franzöſiſchen Preſſe leitet ſoeben einen neuen Lügenfeldzug gegen Deutſchland ein. Die zufälligen Jagdbeſuche von Ge⸗ neraloberſt Göring und Senatspräſident Greiſer in Polen, die in jedem Jahr ſich zu wiederholen pflegen, werden zum Anlaß phantaſtiſcher Kombinationen genommen, die wie⸗ der einmal die Aufmerkſamkeit der Welt auf Deutſchland lenken und Deutſchland als Unruheſtifter hinſtellen ſollen. Es handelt ſich um die gleichen franzöſiſchen Zeitungen, die bereits durch ihre Marokko⸗Heße vor der gan⸗ zen Welt blamiert und bloßgeſtellt worden ſind, und die trotzdem offenbar aus jhrer Blamage noch nichts ge⸗ lernt haben. Denn es iſt noch nicht lange her, daß die mit großen Mitteln aufgezogene Marokko⸗Hetze der franzöſi⸗ ſchen Preſſe vor der ganzen Welt als ein plumpes, übles Lügenmanöver entlarvt wurde, das inſzeniert worden war, um den Frieden in Europa zu ſtören. Die franzöſi⸗ ſche Regierung hat ſeinerzeit Anlaß genommen, von dieſer Lügenhetze der franzöſiſchen Preſſe deutlich abzurük⸗ ken und ausdrücklich den franzöſiſchen Friedenswillen zu be⸗ tonen. Um ſo erſtaunter wird die Weltöffentlichkeit ſein, daß nach dem Zuſammenbruch der franzöſiſchen Marokko⸗ Hetze nunmehr Danzig offenbar das neue Objekt der Phan⸗ taſie gewiſſer franzöſiſcher Journaliſten zum Spiel der Sow⸗ jetagentin Madame Tabouis, der Juden Pertinax⸗Grün⸗ baum vom„Echo de Paris“ und ähnlicher fragwürdiger Exiſtenzen ſein ſoll. Die neue Hetze trägt deutlich den Stempel ihrer Her⸗ kunft an der Stirn: Sie iſt ganz ſicher wiederum ein Sow⸗ jetprodukt, und jene franzöſiſchen Zeitungen, die für das neue Manöver gewonnen wurden, werden zweifellos ihren klingenden Lohn in franzöſiſchen Franken von der Sowjet⸗ botſchaft in Paris bereits empfangen haben. Deutſchland und Polen aber müſſen es ſich energiſch verbitten, daß eine Frage, die zwiſchen beiden Staaten längſt ihre Regelung gefunden hat und nur Deutſchland und Polen angeht, von den ewigen Kriegstreibern in Europa dazu benutzt wird, unter Einmiſchung in die Angelegenheiten fremder Staaten erneut den Verſuch zu machen, die guten Beziehungen zwi⸗ ſchen zwei benachbarten Völkern zu trüben. Auch das franzöſiſche Volk dürfte an derartigen Ma⸗ chenſchaften keinerlei Intereſſe hahen. und nur einom Staat wird mit ſolchen Manövern gedient: der Sowfel⸗ union, die von ihren inneren Schwierigkeiten offenbar durch die Entfeſſelung des neuen Lügenfeldzuges ablenken will und kein Mittel unverſucht läßt, ſelbſt unter großem finanziellem Einſatz die Welt immer wieder mit neuen po⸗ litiſchen Märchen zu überraſchen. * Eine Danziger Erklärung Zu den Pariſer Greuelmeldungen über angebliche deut⸗ ſche Staatsſtreiche auf Danzig wird von maßgeblicher Dan⸗ ziger Seite u. a. Folgendes erklärt: „Auf den Inhalt dieſer, allen tatſächlichen Gegebenhei⸗ ten allzu augenſcheinlich widerſprechenden Lügen interna⸗ tionaler Brunnenvergifter einzugehen, beſteht von vorn⸗ herein keine Berankaffung Die Hintergründe dieſer Senſa⸗ tionsmache ſind außerdem in dem Kommentar des„Deut⸗ ſchen Dienſtes“ umfaſſend gekennzeichnet worden, wobei auch auf die Intereſſen ſowjetrüſſiſcher Unruheſtifter vollkommen richtig hingewieſen wurde. Charakteriſtiſch für den Wert dieſer Kombinationen iſt der Umſtand, daß ihre Autoren offenbar der Anſchauung eweſen ſind, daß Generaloberſt Göring und Senatsprä⸗ een ee gleicher Zeit in Polen weilen, was tatſächlich nicht der Fall iſt, da Senatspräſident Greiſer zu einem ſpäteren Zeitpunkt als Generaloberſt Göring zur Staatsjagd in Bialowicza eingeladen worden iſt. In Danzig wird angenommen, daß die polniſche Regie⸗ rung mit der Freien Skadt auch in dieſem Fall einig iſt in uneingeſchränkter Verurteilung der neuen Hetzpropaganda, und daß man polniſcherſeits alles kun wird, um zu verhin⸗ dern, daß es den 1 Dunkelmännern gelingt, dieſen neu eingeleiteten Lügenfeldzug erfolgreich fortzusetzen.“ „Letzte Warnung des Schickſals“ Göring an die internationalen Fronkkämpfer. Berlin, 15. Februar. Der erſte offizielle Empfang für die aus 14 Staaten in Berlin verſammelten Vertreter der„Permanenten In⸗ ternationalen Frontkämpferkommiſſion“ fand durch den Miniſterpräſidenten Generaloberſt Göring im Reichsluft⸗ fahrtminiſterium ſtatt. Nach einer kurzen Begrüßungs⸗ und Dankesanſprache des Kommiſſionsvorſitzenden, NSgK⸗Ober⸗ ruppenführers Herzog von Koburg, nahm Mini⸗ fer räſident Generaloberſt e das Wort zu einer nſprache. Er betonte, 5 auch er die Ehre Rien habe, an der Front für ſeine Heimat kämpfen zu dürfen und fuhr dann fort: Es ſtehen ſich nun bei dem jetzigen Kongreß Männer aus allen Nationen gegenüber, die einſt im Fandel aller Kriege entweder Seite an Seite als Verbündete ge⸗ fochten haben oder als ritterliche Gegner für die Ideale ihrer Länder eintraten. Der Kampf iſt zu Ende, ein neuer Weg iſt freigemacht. Wir alle zuſammen haben das furcht⸗ bare Inferno moderner Materialſchlachten kennengelernt. Es war ein ſchwerer Verluſt für die ganze Menſchheit, als in dieſen blutigſten Frontkämpfen Fe Erbgut der Völker zugrunde ging. Ich glaube, der Weltkrieg war eine letzte Prüfung darauf, daß die Völker es ſich nicht mehr erlauben können, 190 einmal in einem ſolchen Kampf gegeneinander zu ſtehen. Er war die letzte Warnung des Schickſals, die abendländiſche Kultur nicht untergehen zu laſſen. Die Technik iſt weiter vorgeſchritten, die Kriegs⸗ mittel haben an Wucht und Vernichtungskraft zugenom⸗ men. Ein künftiger Krieg würde die Schrecken des vergan⸗ genen noch gewaltig ſteigern. Deshalb glaube ich, daß es keine beſſeren Friedens⸗ träger gibt als die alten Fronkkämpfer. Ich bin überzeugt, daß ſie vor allen andern ein Recht haben, den Frieden zu fordern und ihn zu geſtalten. Man ſagt zu oft, es wären gerade die Soldaken die Hauptverkreker einer Kriegsparkei. Ich glaube, meine Kameraden, daß diejenigen am meiſten mit dem Säbel raſſeln, die ihn niemals geführt haben. Die, die die Schrecken des Krieges nicht kennen, können von einem friſch⸗fröhlichen Krieg ſprechen. Wir aber wiſſen, daß es ein furchtbar Ding iſt um die letzte Auseinanderſetzung der Völker. Es iſt mein heißer, von Herzen kommender Wunſch, daß dieſer Kongreß mit dazu beitragen möge, die Grundlage eines wahrhaften Friedens der Ehre und der Gleichberechtigung für alle Teile zu finden. Generaloberſt Göring ſchloß mit der Bitte an die Front⸗ kämpfer: Stellen Sie alles zurück, was einſt die Völker und uns trennte! Denken Sie daran, daß die Geſchichte weiter⸗ gegangen iſt! Sprechen wir nicht von Preſtige, nicht von iegern und Beſiegten, ſondern nur von den Idealen des Frontkämpfers: Kameradſchaft bis zum äußerſten, Pflicht⸗ erfüllung bis zum letzten und Opferbereitſchaft bis zum Tode! Dieſe Ideale kann man auch im Dienſte des Frie⸗ dens jederzeit verwirklichen. Finden Sie die Sprache der Frontkämpfer, die es Ihnen geſtattet, ſich über Trennen⸗ des der Politik hinweg die Hände zu reichen. Amtliche polniſche Erklärung Die polniſche Regierung peinlich berührt. Warſchau, 16. Februar. Die Polniſche Telegraphenagentur veröffentlicht folgende amtliche Erklärung: „In Zuſammenhang mit der für die nächſten Tage be⸗ vorſtehenden und gemeldeten Ankunft des Miniſterpräſiden⸗ ten Göring in Polen, der an der jährlich ſtattfindenden Jagd des polniſchen Staatspräſidenten im Bialowiczer Forſt teilnehmen wird, ſind in der ausländiſchen Preſſe die törich⸗ teſten Meldungen über Danzig erſchienen, und zwar wird dies als„charakteriſtiſche Tatſache“ gerade in dem Augen⸗ blick gemeldet, wo die Frage der Freien Stadt auf Grund der letzten Beratungen des Völkerbundsrats von neuem auf dem normalen Weg erörtert werden wird und wo der neue Oberkommiſſar des Völkerbunds ſich zur Uebernahme ſeines Poſtens nach Danzig begibt. Eine ſolche Ausſtreuung von gleichzeitig alarmierenden und phantaſtiſchen Gerüchten in einem ſolchen Augenblick. kann nur den einen Zweck haben, die öffenkliche Meinung irvezuführen und in kendenziöſer Weiſe Unruhe zu ſtiften. Im übrigen iſt es nicht das erſte Mal, daß die Anwendung derartiger Methoden beobachtet werden kann.“ Engländer gegen Koloniallüge „Wir haben das deutſche golonialreich geſtohlen.“ a London, 15. Februar. „Sunday Chronicle“ veröffentlicht einen Aufſatz ihres Mitarbeiters Beverley Nichols über die deutſche Kölonial⸗ forderung. Die Frage der deutſchen Kolonien ſei die wich⸗ tigſte aller internationalen Fragen und von überragender Bedeutung für den Weltfrieden. „Wie kommt es,“ ſo fragt Nichols,„daß jedes andere Land in der Welt mit Ausnahme Deutſchland Kolonien be⸗ ſitzen darf? Wie kommt es, daß Holland ein großes Ko⸗ lonialreich hat, aber nicht Deutſchland? Warum darf Polen und die Tſchechoſlowakei über nationale Minderheiten herr⸗ ſchen, nicht aber Deutſchland? Wie lange wird die große deutſche Nation noch auf uns hören, wenn wir ihr ſagen, daß ſie nicht geeignet ſei, dieſelben Rechte zu haben, wie wir ſie den Holländern und Portugieſen ohne weiteres zu⸗ geſtehen? Wir haben das deutſche Kolonialreich geſtohlen. So hart das Wort klingen mag, es enkſpricht den Talſachen. Die deulſche Kolonialverwaltung vor dem Kriege rief größte Be⸗ wunderung von Männern wie Theodor Kooſevelk und Cecil Rhodes hervor!“ Nichols erinnert dann diejenigen Engländer, die behaup⸗ ten, daß Deutſchland ſeine Kolonien auf normalem Weg im Kriege verloren habe, daran, daß Deutſchland ſich nur auf Grund der 14 Punkte von Präſident Wilſon in die Friedensverhandlungen eingelaſſen habe. Dieſe Punkte, die U. g. eine unparteliſche Regelung der Kolonialforderung vorſahen, ſeien aber in Verſailles in brutaler Weiſe verletzt worden. Er, Nichols, ſei nicht ein Freund der Deutſchen. Er ſei aber ein Freund der Gerechtigkeit. Er weiſt dann im einzelnen die lügenhaften Be⸗ hauptungen über die deutſche Kolonialforderung zu⸗ rück. Es ſei eine un verſchämte Lüge, wenn man behaupte, daß Deutſchland die Eingeborenen militariſieren würde, wenn man ihm die Kolonien zurückgäbe. Deutſch⸗ land habe ſeine ſchwarzen Untertanen niemals militariſiert. Frankreich hingegen militariſiere nicht nur ſeine ſchwar⸗ zen Anlerkanen, ſondern es habe ſogar ſchwarze Truppen nach Deutſchland geſandt und damit eine Erbitterung zu⸗ rückgelaſſen, die niemals ganz ausgelöſcht werden könne. Marſchall Joch habe ſogar geprahlt, daß Frankreich im nächſten Kriege eine Million ſchwarzer Truppen zur Verfü⸗ Wine werde. Auch die Behauptung, daß die Kolonien von keinem wirtſchaftlichen Wert für Deutſchland ſein wür⸗ den, ſei unſinnig. Es ſei eine alte Tatſache, daß der Handel immer der Flagge folge. Wenn Deutſchland Kolonien be⸗ ſäße, dann könnte 1 1 eigene Währung für den Kauf von Rohſtoffen verwenden. Ferner ſei die Erklärung, daß Deutſchland nicht geeignet ſei, Kolonien zu haben, eine Be⸗ leidigung, die letzten Endes nur zum Kriege führen könnte. Ein Mann wie Theodor Rooſebelt habe einſt geſagt, daß Deutſchland in ſeinen Kolonien eine Arbeit ver⸗ richte, die für die ganze Welt von Nutzen ſei. Die Entdek⸗ kungen deutſcher Wiſſenſchaftler und Chemiker ſeien es zum großen Teil geweſen, die die Eindämmung der Tropen⸗ krankheiten, wie Malaria und Schlafkrankheit, ermöglicht habe. ö Abſchließend weiſt Nichols auf die Worte Lord Snow⸗ dens hin:„Es iſt ganz une zu glauben, daß die Auf⸗ rechterhaltung friedlicher Bez 1 möglich iſt, ſolange England, Frankreich, Belgien, Porkugal und Italien große Kolonialgebiete beſitzen, während eine Nation wie Deutſch⸗ land aller Expanſionsmöglichkeiten beraubt iſt.“ Bolſchewiſtenflieger über Wien! Anverſchämke„Himmelsſchreiber“ Propaganda. Wien, 15. Februar. Nachdem bereits am Freitag nachmittag ein Flugzeug unbekannter Nationalität über einem Außenbezirk Wiens erſchienen war, das mit Rauch die Sowjetzeichen„Sichel und Hammer“ an den Himmel zeichnete, erſchien am Montag um halb 11 2295 abermals ein unbekanntes Flugzeug über Wien und wlederholte die unverſchämte bolſchewiſtiſche Pro⸗ paganda. Während ſich das Flugzeug am Freitag immerhin in einer höhe von etwa 5000 Meter bewegte, ging es heute auf 2000 Meter herunter. Der Vorfall erregte in den Stra⸗ ßen Wiens ungeheures Aufſehen. Wie amtlich mitgeteilt wird, ſtarteten auf dem Aſperner Flugfeld zahlreiche Polizei⸗ und Militärflugzeuge, um das bolſchewiſtiſche Flugzeug, das in Richtung der tſchechoſlowa⸗ kiſchen Grenze zu entkommen trachtete, zum Niedergehen zu zwingen. Wie Montag abend bekannt wurde, iſt es nicht gelungen, das kommuniſtiſche Propagandaflugzeug zu ſtel⸗ len. Der bolſchewiſtiſche Himmelsſchreiber hatte einen zu großen Vorſprung. Die Maſchine konnte mit über 300 Kilometer Stundengeſck windigkeit in Richtung der tſche⸗ choßlowakiſchen Grenze entkommen. Kurzmeldungen Die Bergnugsarbeiten an der„Welle“. Kiel, 15. Febr. Eis und ſchlechtes Wetter hatten bisher die Wiederaufnahme der Arbeiten am Wrack des vor eini⸗ gen Wochen geſunkenen Verſuchsbootes„Welle“ der Kriegs⸗ marine unmöglich gemacht. Sofort nach Eintritt günſtigen Wetters ſind die Bergungsarbeiten wieder aufgenommen worden. Sie führten zu dem Erfolg, daß das Wrack ange⸗ hoben und zum Einſchleppen auf flaches Waſſer vorbereitet werden konnte. Es wird vorausſichtlich in den nächſten Stunden Kiel erreichen und dort abgeſetzt werden. Die völ⸗ lige Hebung und Bergung der vielleicht noch im Schiff lie⸗ genden Opfer wird mehrere Tage beanſpruchen. a Landes verräter hingerichtet Berlin, 15. Febr. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Der Volksgerichtshof hat wegen Landesverrats den 29 jährigen Friedrich Richter aus Neugersdorf und den 25jährigen Günther Galgan aus Heydebreck zum Tode und zum dauernden Verluſt der Ehrenrechte verurteilt. Das Urteil iſt am Montag vollſtreckt worden. Gleichzeitig iſt der vom Volksgericht wegen Verbreitung eines hochverrä⸗ teriſchen Unternehmens zum Tode und zum Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilte 39jäh⸗ rige Johannes Eggert am Montag hingerichtet worden. Der Verurteilte, der u. a. wegen ſchweren Raubes mit ſechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt vorbeſtraft iſt, hat als Spitzenfunktionär bis zum Jahre 1935 ſeine hochverräteriſche Tätigkeit im Dienſte der Komintern fort⸗ geſetzt. Lawinenunglück am Monte Noſa Zwei Tote, vier Vermißte. Mailand, 16. Februar. Von der Spitze der Punta Grigia im Monde⸗Roſa⸗Ge⸗ biet ging eine gewaltige Lawine nieder, die acht Mailän⸗ 855 Skifahrer verſchüttete. Nur zwei konnten gerektet wer⸗ en. Von Greſſoney aus hatte ſich die Gruppe, darunter auch eine Frau, am Sonntag morgen auf den Weg zur Carla⸗Hütte e l Sie wich von dem gewöhnlichen, völ⸗ lig ungefährlichen Anſtiegsweg ab, wahrſcheinlich, um eine kürzlich niedergegangene Lawine zu beſichtigen, durch die ein Arzt den Tod fand. Plötzlich kamen die Schneemaſſen an den Berghängen in Bewegung. Sie vereinigten ſich zu einer ungeheuren Lawine von etwa 300 Meter Breite und begruben die acht aufſteigenden Skifahrer. Einige Zollwäch⸗ ter hatten den Vorfall beobachtet und eilten an die Un⸗ glücksſtelle. Nach zehn Minuten fieberhafter Arbeit konnten ſie die Frau und einen ihrer Begleiter unverletzt bergen. Von Greſſoney aus machte ſich eine Hilfskolonne auf den Weg. Doch konnten erſt in den ſpäten Abendſtunden, nachdem den ganzen Tag über erfolglos geſucht worden war, zwei weitere Skifahrer tot aufgefunden werden. Von 85 übrigen Verunglückten fehlte Montag abend noch jede pur. Nebel im Kanal— Dampferzuſammenftoß London, 15. Febr. Im Kanal herrſcht dichter Nebel, durch den die Schiffahrt faſt völlig ſtillgelegt wurde. Es kam dabei auch zu verſchiedenen Zuſammenſtößen. Der Damp⸗ fer„Isle of Thanet“ lief in Boulogne mit 198 Fahrgäſten green eine Mole; dabei wurden ſieben Frauen verletzt. Ein an erer Dampfer der gleichen Geſellſchaft lag mit ebenfalls zahlreichen Fahrgäſten ſtundenlang vor dem Hafen von Boulogne. Zwei Dampfer ſtießen zuſammen und ſandten SOS ⸗Rufe. Rettungsboote gingen von der Küſte ſofort in See, konnten die Dampfer jedoch nicht finden, weil keine weiteren SoS⸗Rufe gegeben wurden und man den Stand⸗ ort der Dampfer nicht kannte. Bisher liegen keine Nachrich⸗ ten über das Schickſal dieſer beiden Schiffe vor. Gewehrfeuer im Zentrum Madrids Nach einer Meldung aus Avila ſei von den Nationaliſten, an der Madrider Front aus dem Zentrum von Madrid heftiges Gewehrfeuer gehört worden. Man ſchließt daraus, daß es unter den Bolſchewiſten wieder einmal zu Auseinanderſetzungen gekommen ſei. Ausſagen von Ueber⸗ läufern beſtätigen, daß ſeit dem Fall Malagas tatſächlich 1 8 Mißhelligkeit unter den Bolſchewiſten ausgebrochen ind. Kinder an die Front gezwungen! Nach dem amtlichen Heeresbericht iſt die Lage im all⸗ emeinen unverändert. Die Madirder Diviſion ſetzte ihren Vormaſch öſtlich des Jarama⸗Fluſſes fort und drängte die Bolſchewiſten trotz ſtarken Widerſtandes zurück. Im Unterabſchnitt von Caſa de Vacas wurde ein heftiger Ge⸗ genangriff abgeſchlagen. Als Folge des geſtrigen Angriffs wurden 117 tote Bolſchewiſten, unter ihnen ein weibli⸗ cher„Oberleutnant“, geborgen und beerdigt. Im Abſchnitt Carabanchel wurden 88 tote Bolſchewiſten, darunter ein Hauptmann, ein Oberleutnant und ein Leutnant geborgen, ferner Kinder von 13 bis 14 Jahren, die völli bewaffnet und augenſcheinlich als„vollwertige Soldaten verwendet worden waren. i N 2988 S Ses SSS ge eee. S8 es 1 28 8 / Fernen 1 C Badiſche Chronik Der Oberbefehlshaber des Heeres in Karlsruhe. () Karlsruhe, 16. Febr. Der Standortälteſte teilt mit: Der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberſt Freiherr von Fritſch, weilt vom 17. Februar abends bis 19. Februar abends in Karlsruhe zum Beſuch der in Karlsruhe und Umgebung liegenden Truppen und Unterkünfte. Fahrzeitverkürzung im Schnellomnibusverkehr Weitere Halteſtellen in Heidelberg und Mannheim. (J) Karlsruhe. Ab Montag, 15. Februar 1937, tritt ein neuer Fahrplan der Reichsbahn⸗Schnellomnibuslinien auf der Reichsautobahn von Frankfurt a. M. nach Mannheim— Karlsruhe und Bruchſal— Bretten— Pforzheim— Stutt⸗ gart, ſowie von Frankfurt a. M. nach Heidelberg und von Mannheim nach Heidelberg in Kraft. Trotzdem die Linien zwiſchen Bruchſal und Karlsruhe und Bruchſal und Stuttgart bis zur Fertigſtellung der im Bau befindlichen Reichsauto⸗ bahnſtrecken noch über die beſtehenden Landſtraßen geführt werden müſſen, bringt der neue Fahrplan eine beachtliche Fahrzeitverkürzung. Die neuen Fahrpläne werden an den Halteſtellen der Omnibuslinien und auf den von den Linien berührten Bahnhöfen ausgehängt. Gleichzeitig mit dem Fahrplanwechſel werden auf der Schnellomnibuslinie Mannheim— Heidelberg die neue Be⸗ Darfshalteſtelle Mannheim⸗Rhein⸗Neckarhallen und die wei⸗ tere Halteſtelle Heidelberg⸗Univerſitätsbücherei eingerichtet. Die letzte wird auch von der Schnellomnibuslinie Frankfurt a. M. — Heidelberg angelaufen. In Mannheim erleichtert die neue Bedarfshalteſtelle Rhein⸗Neckarhallen in der Hauptſache den Verkehr in der Richtung nach dem Flugplatz. In Heidelberg wird der Endpunkt der Schnellomnibuslinien nach der Uni⸗ verſitätsbücherei vorgeſchoben, ſo daß die Benützer der Reichs⸗ bahnomnibuſſe für den ſeitherigen Fahrpreis künftig in das Herz der Stadt befördert werden können. Die übrigen Halte⸗ ſtellen in Mannheim und Heidelberg bleiben unverändert be⸗ ſtehen. Die Bedienung des Ortsverkehrs zwiſchen den einzel⸗ nen Halteſtellen in Mannheim und Heidelberg bleibt nach wie vor ausgeſchloſſen. Durch die Einführung der Schnellomnibuslinien in das Stadtinnere und die Einrichtung mehrerer Halteſtellen im Ge⸗ biet einer Stadt gewinnt das neue Verkehrsmittel als Städte⸗ verbindung erheblich an Wert. Sie ermöglicht eine bequeme Verbindung vom Ausgangspunkt der Fahrt im Stadtinnern mit 100 im Stundengeſchwindigkeit über die Straßen des Führers bis in die unmittelbare Nähe des endgültigen Reiſe⸗ zieles im Innern der Nachbarſtädte ohne Zeitverluſt durch Umſteigen und Warten auf andere Verkehrsmittel. eg.(Scheuer abgebrannt.) Im An⸗ f zalentin Schröder Wtwe. brach abends Feuer aus, das in Heu⸗ und Strohvorräten reichlich Nahrung fand. Die Scheuer, in der der Brand ausbrach, wurde bis auf die Grundmauern zerſtört. Der Sachſchaden iſt groß. Die Feuer⸗ wehren mußten ſich darauf beſchränken, die übrigen Anweſen wor einem Uebergreifen des Feuers zu ſchützen. Die Ermitt⸗ lungen über die Urſache des Brandes haben noch zu keinem Ergebnis geführt. Freiburg.(Vermißt.) Seit 4. Dezember 1936 wird in Freiburg der Blechner Fridolin Furtwängler, wohn⸗ haft Pochgaſſe 31, geb. am 16. Mai 1909 in Freiburg, vermißt. Bad Peterstal.(Reicher Schneefall.) Zum Wochenende war das hintere Renchtal völlig eingeſchneit. Auf den Hauptſtraßen von Bad Peterstal und Bad Gries⸗ bach wie auch auf den Straßen vom Kniebis und der Zu⸗ flucht mußte der motoriſierte Schneepflug eingeſetzt werden. In den Höhenlagen von 8—900 m liegt durchſchnittlich über 50 em Pulverſchnee. () Konſtanz.(Neunjähriger als Schwarz. fahrer.) Aus einem Perſonenkraftwagen hatte ein neun⸗ jähriger Junge einen Autoſchlüſſel entnommen und ging damit in einen anderen Wagen. Nachdem er mit dem Autoſchlüſ⸗ ſel am Schaltbrett herumgedreht, dem Gashebel einen„Trikt“ verſetzt hatte, kam der Wagen langſam ins Fahren. Der Junge keck am Steuer, durchfuhr mehrere Straßen und lan⸗ dete ſchließlich an einem Baum. 7 TC Internationales Muſikfeſt in Baden⸗Baden Gaſtſpiel des Frankfurter Opern⸗Balletts. (1) Baden⸗Baden. Für das vom 18. bis 21. März in Baden⸗Baden ſtattfindende zweite Internationale zeitgenöſ⸗ ſiſche Muſikfeſt ſind jetzt ſämtliche Mitwirkende feſtgelegt. Zur Wiedergabe der verſchiedenen Werke wurden auch diesmal die erſten Kräfte herangezogen. Beſonderes Intereſſe verdient die Verpflichtung der hervorragenden Tanzgruppe der Städ⸗ tiſchen Bühnen Frankfurt, die unter Leitung von Sonia Korty, der bekannten Tanzmeiſterin der Königlich flämiſchen Oper Antwerpen, die neuen Ballette von G. Frommel und Hermann Reutter tanzen wird. Die Bühnenbilder wurden von Ludwig Sievert⸗Frankfurt übernommen. Es wurden weiter verpflichtet das Stroß⸗Quartett(Kam⸗ mermuſik), deſſen Leiter Profeſſor Wilhelm Stroß auch das Violinkonzert von Wilhelm Maler ſpielt. Karl Schäfers „Suite für Violine und Kantmerorcheſter“ wird von Maria Neuß⸗Berlin vorgetragen. Die beiden Schweizer Fritz Hirt und Franz Joſef Hirt ſpielen eine Kompoſition ihres Land⸗ mannes Edward Staempfli, Duo für Violine und Klavier. Die Klavierſtücke des Finnen Yrjö Kilpinen werden durch ſeine Frau zu Gehör gebracht werden. (J) Karlsruhe, 15. Februar. () Badiſches Staatstheater. Im Badiſchen Staatsthea⸗ ter ſteht ein hochintereſſantes künſtleriſches Ereignis mit der Erſtaufführung des Schauſpiels„Der Miniſterpräſident“ von Wolfgang Goetz am 27. Februar bevor. Dieſes Schauſpiel, in deſſen Mittelpunkt der geniale deutſche Staatsmann des vergangenen Jahrhunderts, Otto von Bismarck, ſteht, iſt mehr als ein anekdotiſch⸗hiſtoriſcher Ausſchnitt aus dem Leben des großen deutſchen Kanzlers. Die Aufführung dieſes Schau⸗ ſpiels erhält durch das Gaſtſpiel Friedrich Otto Fiſchers, der den Bismarck in Berlin nach Jannings mit ſtärkſtem Erfolg ſpielte, ein ganz beſonderes Intereſſe. Aus den Nachbargauen Ludwigshafen.(Eine heilſame Kur.) Das ſtädt. Preſſeamt teilt mit: Der in Ludwigshafen, Rohrlachſtraße 45, wohnhafte Leonhard Sturm iſt wegen Trunkſucht und Ar⸗ beitsſcheu auf die Dauer eines Jahres in das Konzentra⸗ tionslager Dachau eingewieſen worden. Frankenthal.(Großfeuer.) Morgens brach in dem Anweſen der Gemeinde Roxheim in der Marktſtraße ein Brand aus. Der Feuerwehr, die ſofort tatkräftig eingriff, gelang es, die benachbarten Gebäude zu retten. Die Polizei und die Gendarmerie ſind mit der Aufklärung der Brand⸗ urſache beſchäftigt. Sehr wahrſcheinlich iſt der Brand auf fahrläſſige Brandſtiftung zurückzuführen. 5 Heppenheim.(Im Urlaub tödlich verunglückt) Als der 21 Jahre alte Schütze Joſef Büchner aus Erbach (Kreis Heppenheim) zu ſeinem Regiment nach Darmſtadt zu⸗ rückkehrte, kam er beim Verlaſſen des Zuges, der ſich ſchon in Bewegung befand, ſo unglücklich zu Fall, daß er einen doppelten Schädelbruch erlitt, an deſſen Folgen er im La⸗ zarett ſtarb. Der verſtorbene Soldat wurde mit einem Eh⸗ rengeleit ſeiner Kompagnie in ſeine Heimat überführt. „Pfungſtadt.(Gegen ein Auto gerannt.) Der Pfungſtädter Forſtbeamte Georg Stolze fuhr in einer Kurve der Provinzialſtraße Pfungſtadt—Eberſtadt mit einem Motorrad gegen das Auto eines Darmſtädter Ge⸗ ſchäftsmannes und wurde dabei tödlich verletzt. ** Frankfurt a. m.(Gefährlicher Schieß port.) Wiederholt iſt es vorgekommen, daß Paſſanten auf der Straße durch leichtfertiges Hantieren mit Schuß⸗ waffen verletzt wurden. So wurde am Samstagmittag ein älterer Mann, der ſich auf dem Weg zu ſeiner Arbeitsſtätte befand, in der Taunusſtraße von einer Luftgewehrkugel an der Schläfe getroffen und ziemlich ſchwer verletzt. Bisher konnte der Täter noch nicht ermittelt werden. Falſchmünzerwerkſtatt ausgehoben Die falſchen Fünfziger. Frankfurt a. M. Vor einiger Zeit wurde hier ein Falſchmünzer feſtgenommen, der ſeit Monaten in der gan⸗ zen Umgebung falſche Fünfzigpfennigſtücke abgeſetzt hatte, Durch die Umſicht einer Geſchäftsfrau in Fechenheim konnte der Betrüger geſtellt werden. Bei dieſer Frau hatte der Fälſcher, der täglich ſeine Fabrikation in kleinen Geſchäften abſetzte, abends eine Kleinigkeit gekauft und ſich das Wech⸗ ſelgeld herausgeben laſſen. Die Frau erkannte aber die Fälſchung und ging dem Mann nach, der bald in einem anderen Geſchäft verſchwand und ebenfalls einen falſchen Fünfziger in Zahlung gab. Die Geſchäftsfrau entlarvte den Täter, der zunächſt ausrückte, aber nach einer aufregenden Jagd feſtgenommen und der Polizei übergeben wurde. Die Polizei hatte nach der Fälſcherwerkſtatt ſchon ſeit Monaten geſucht. Sie konnte ſchließlich ermitteln, daß der verhaftete Fälſcher ſich im Hainerweg ein altes Waſſer⸗ häuschen gemietet hatte, das er angeblich als Werkſtatt zur Herſtellung von Fußmatten benutzte. Zum Schein richtete er hier auch eine ſolche Werkſtatt ein, die hauptſächlich als Lagerraum für Rohmaterial diente. In ſicherem Verſteck aber bewahrte der Betrüger alle Werkzeuge auf, die bei der Falſchmünzerei verwandt wurden. Ankerlaſſung von Hilfe iſt ſtrafbar! — Ellwangen. An einem Tage im Herbſt bemerkte die 42jährige Frau M. H. in H., Kreis Ellwangen, durch das offene Fenſter ihrer Wohnung, wie im Garten ein Bub an einem kleinen Mädchen unſittliche Handlungen verübte. Die Frau wandte ſich ab und ſchloß das Fenſter, obwohl wahr⸗ ſcheinlich ein einfacher drohender Zuruf genügt hätte, den Buben von ſeinem Tun abzubringen. Vor dem Amtsgericht wegen unterlaſſener Hilfeleiſtung angeklagt, verantwortete die Frau ſich dahin, die Sache ſei ſie nichts angegangen und ſie werde ſich auch weiter um nichts kümmern. Eine Geld⸗ ſtrafe von 15 Mark(im Nichteinbringungsfall drei Tage Gefängnis) dürfte ſie darüber belehrt haben, daß ein ſolcher Standpunkt zwar bequem, aber nicht zuläſſig iſt. — Kornweſtheim.(Tödlicher Unglücksfall.) Auf dem hieſigen Rangierbahnhof ereignete ſich ein tragi⸗ ſcher Unglücksfall. Der 24 Jahre alte, in Zuffenhauſen wohnhafte Hemmſchuhleger Albert Bauer wurde von einem ablaufenden Wagen ſchwer verletzt. Die Verletzungen am Kopf und an den Armen waren ſo ſchwerer Art, daß der Verunglückte in der Nacht ſeinen Verletzungen erlag. — Laupheim.(Auto vom Zug erfaßt.) Bei ſtar⸗ kem Schneefall, der keine Sicht zulietz, wurde ein Lauphei⸗ mer Auto bei dem Bahnübergang an der Rißtiſſerſtraße vom Zug erfaßt und etwa 50 Meter geſchleift. Das Auto wurde zertrümmert. Dem Fahrer geſchah nichts, ſein Mit⸗ fahrer dagegen erlitt einen Schlüſſelbeinbruch. — Neuffen Kr. Nürtingen.(Mordverſuch an der Ehefrau.) Ein hieſiger Einwohner, der unter dem Ver⸗ dacht ſteht, verſucht zu haben, ſeine eigene Frau mit bergif⸗ tetem Kaffee zu töten, wurde polizeilich feſtgenommen und ins Nürtinger Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Köln, 15. Jebr Morgens gegen 5 Uhr fand ein Bäk⸗ kerlehrling ſeinen 37jahrigen Meiſter, deſſen 36jährige Ehefrau ſowie das vierjährige Töchterchen im Schlafzimmer bewußtlos auf. Der Arzt konnte bei dem Kinde ſowie bei der 26 Jahre alten Hausangeſtellten, die in einem Neben⸗ raum leblos im Bett lag, nur noch den Tod durch Kohlen⸗ oxydgas feſtſtellen. Das Rackermeiſterehehaar mußte mit ſchweren Vergiftungserſcheinungen dem Krankenhaus zu⸗ eführt werden. Bei der Eherrau beſteht Lebensgefahr. Dem Backofen waren Kohlenoxydgaſe entwichen, die in die Schlafzimmer der Verunglückten eingedrungen waren. i Tödlicher Unfall in einer Metzgerei. Der 29 Jahre alte Metzgergeſelle Thomas Hagl von Obermettenbach bei Pfaffenhofen am Ilm war ſeit fünf Jahren in einer Metz⸗ gerei tätig. Beim Entbeinen von Fleiſch rutſchte das Meſſer aus, deſſen Spitze ihm in den rechten Oberſchenkel drang und eine ſchwere Blutung verurſachte. Trotz sofortiger Operation ſtarb er bald darauf. A Von einem Stier angefallen. In Cörrenzig(Rheinld.) wurde ein noch ſchulpflichtiger Junge, der einen Stier in den Stall führen wollte, von dieſem angefallen und eine Strecke weit fortgeſchleift. Ehe man ihm Hilfe 1 konnte, hatte er bereits ſchwere Verletzungen erlitten. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. * In der Jauchegrube erſtickt. Beim Abfüllen von Jauche fiel die 20 Jahre alte Tochter Veronika des Bauern Bufler in Kempten in die Jauchegrube. Ehe Hilfe gebracht werden konnte, trat der Erſtickungstod ein. „Ein teurer Gegen“ Draußen fegte ein eiſiger Nord⸗Oſt, als wir uns in dem behaglichen Wohnzimmer der Frau Profeſſor gegenüber⸗ ſaßen. An jenem Mittwoch glitt ihr Blick zerſtreut zu wir herüber. Irgendwo tickte ſchläfrig eine Uhr. Plötzlich erhob ſich die Frau des Hauſes, trat an den großen Bücherſchrank, holte eine kleine Schatulle hervor, ſchloß das Deckelchen auf und entnahm ihm ein verſchnür⸗ tes Päckchen. Mühelos entfernte ſie einen ſchwarzen Faden, mit dem das Päckchen zuſammengeſchnürt war, und ich ſah zu meinen Erſtaunen, daß es nichts als Papierſchnitzel ent⸗ hielt. „Das Geld iſt weg!“ hörte ich die Frau ſagen. Ihre Züge waren geſpannt, der Blick unruhig,„Natürlich muß es weg ſein!“ Und als ich ſie fragend anſah,„ja, wiſſen Sie, ſonderbar, ich war doch wie verhext!“ Und ſie begann zu erzählen. Um fünf Uhr nachmittags hatte es geläutet: vor der Tür ſtand ein dunkelhaariges Weib und bat mit weinerli⸗ cher Stimme um ein Glas Waſſer. Die Frau des Hauſes holte das Gewünſchte, die Fremde war eingetreten und nahm mit ſchwülſtigen Dankesworten das Glas in Emp⸗ fang. Sie trank einen Schluck, noch einen. „Die gnädige Frau iſt krank, ſehr krank!“ ſagte ſie dann. Und tatſächlich: die Frau des Profeſſors verſpürte, wie ein plötzliches Unwohlſein ſich ſchwer in ihre Glieder legte. „Sehr krank, ſehr krank!“ Es war als hämmerte ihr die Stimme der Fremden das Unbehaglichkeitsgefühl ins Be⸗ wußtſein. Und dann folgte:„Ich kann Ihnen helfen!“ Gebetmurmelnd forderte die Dunkelhaarige Geld, um es zu beſprechen, verſchnürte es vor den Augen der Profeſſors⸗ gattin und legte es in das Käſtchen im Bücherſchrank. Mit den Worten:„Nach einer Stunde ſind Sie geheilt!“ verließ die Fremde mit Segensſprüchen das Haus. Das war um fünf. Als es ſechs ſchlug, erwachte die Frau und wußte: Man hatte ſie hypnotiſiert! Erfolgreiche Ausſteller. Auf dem Schriesheimer Mathaiſemarkt konnten auch einige Seckenheimer Aus⸗ ſteller mit Preiſen bedacht werden. So erhielten in der Gruppe Tabak für Schneidgutproben Leonhard Klumb einen 3. Preis und Eduard Volz J. ein Diplom; für Zigarrengut Wilhelm Seitz und Gg. Wilh. Treiber je einen 1. Preis, und Albert Karl ein Diplom. Ein Diplom erhielt ferner die Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaft Mhm.⸗ Seckenheim. Für den ſehenswerten Aufbau einer Blinden⸗ werlſtätte wurde die Bad. Blindenanſtalt Ilvesheim mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. 2 [ Mai⸗Feſtſpiele des Nationaltheaters. Während den Mannheimer Mai⸗Tage vom 6. bis 16. Mai führt das Na⸗ tionaltheater unter der Leitung von Intendant Friedrich Brandenburg Feſtſpiele durch, die in der Zuſammenfaſſung aller Kräfte den Beweis für die Arbeit und die Leiſtung der ſüddeutſchen Schiller⸗ Bühne erbringen ſollen. Der Spielplan umfaßt neben einer Reihe von klaſſiſchen Wer⸗ ken Ur⸗ und Erſtaufführungen zeitgenöſſiſcher Kompontk⸗ ſten und Dichter, die mitbeſtimmend ſind für den heutigen Stand der dramatiſchen Kunſt. Einzelheiten des Programms werden in Kürze bekanntgegeben. I AUufall infolge Uebermüdung. Am Montagfrüh gegen 6 Uhr kam ein Laſtkraftwagen auf der Reichsautobahn bei Wallſtadt von der Fahrbahn ab und ſtürzte die etwa 8 m hohe Böſchung hinab. Führer und Beifahrer blieben unver⸗ letzt. Der Laſtzug wurde erheblich beſchädigt. Nach den bis jetzt gemachten Feſtſtellungen dürfte die Schuld am Anfall auf Uebermüdung des Fahrers zurückzuführen ſein. UI Rückſichtsloſer Verkehrsteilnehmer. Am Samstag wurde auf dem Parkring ein Kraftfahrzeug kontrolliert, das folgende techniſche Mängel aufwies: Steuerung etwa 50 Grad toter Gang, Fuß⸗ und Handbremſe unwirkſam, Brems⸗ licht und rechter Richtungsanzeiger nicht in Ordnung, Auspuff beſchädigt. * — Wenn der Arzt erwartet wird. Das Krankenzimmer muß aufgeräumt und geſäubert werden. Das Bett des Kranken iſt friſch aufzumachen, ſeine Kleidung zu ordnen. Der Arzt muß nach der Unterſuchung die Möglichkeit ha⸗ ben, ſich die Hände mit friſchem Waſſer und Seife zu wa⸗ ſchen und an einem ſauberen Handtuch abzutrocknen. Wenn ein Verband abzunehmen iſt, lege man eine Schere und ſtelle einen Eimer bereit. Für ſauberes Verbandszeug iſt Sorge zu tragen. Wenn eine Halsentzündung vorliegt, ſo lege man einen ſauberen Teelöffel als Erſatz für eine Mundſpachtel zurecht. Der Löffel iſt nach dem Gebrauch in kochendem Waſſer abzuſpülen. Es iſt weiterhin darauf zu achten, daß genügend Licht für den Arzt vorhanden iſt, Wenn an den Arzt eine Anzahl Fragen zu richten ſind, ſo iſt es ratſam, ſich dieſe vorher auf einen Zettel zu ſchrei⸗ ben. Um Mißverſtändniſſe und Nachfragen zu verhüten, iſt es gleichfalls recht zweckmäßig, ſich über die Anordnungen des Arztes Aufzeichnungen zu machen. — Kleine Wunden. Mit dem Auslutſchen und Auswi⸗ ſchen oder mit dem Ausſpülen auch kleiner Wunden unter der Waſſerleitung iſt es nicht getan. Solche Maßnahmen verſchlimmern unter Umſtänden die Gefahr, weil die an den umgebenden Wundränden ſitzenden Krankheitserreger künſtlich in die Wunde hineingetrieben werden. Auch kleine und kleinſte Wunden müſſen ſachgemäß behandelt und ver⸗ bunden werden. Die Verbandskäſten, die in jedem, auch dem kleinſten Betrieb, vorſchriftsmäßig vorhanden ſein müſſen, die Sanitätsſtuben und Verbandszimmer, die jeder größere Betrieb heute hat, machen die rechtzeitige ſachgemäße Ver⸗ ſorgung von Verletzungen bei der Arbeit leicht. Man nehme lieber eine Viertelſtunde Zeitverluſt in Kauf, als daß man 2 70 einer vernachläſſigten Wunde ein Vierteljahr opfern muß. — Sammlung des Volksbundes für das Deutſchtum im Ausland. Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter für Wiſſen⸗ ſchaft, Erziehung und Volksbildung hat für den VDA im Einvernehmen mit dem Reichsſchatzmeiſter der NS DAN und der Leitung des WHW keine Schulſammlung angeord⸗ net, die in der Zeit vom 8. bis 18. Februar 1937 durchge⸗ führt wird. Planwirtſchaft im Bienenſtock Sind Tiere„intelligent“?— Die„zählende“ Taube weiß nichts vom Einmaleins. Die Frage, ob das Tier eine Seele habe und ob wir ihm ein gewiſſes Denkvermögen zubilligen dürfen, iſt ur⸗ alt. Jung iſt dagegen die Tierpſychologie als Forſchungs⸗ zweig. Sie hat aber in der kurzen Zeit ihres Beſtehens ſchon ſo viel Tatſachen ans Licht der Wiſſenſchaft beför⸗ dert, daß die Menſchenpſychologie faſt neidiſch werden könnte, dings haben es die Erforſcher der Tierſeele in mancher Hinſicht leichter. Das geduldige Tier läßt Hunderte, ja Tauſende von Verſuchen über ſich ergehen und erfüllt ſeine Aufgaben doch faſt immer mit dem glei⸗ chen Eifer. Uns Menſchen intereſſieren am Tier immer diejenigen Lebensäußerungen und Fähigkeiten beſonders, die uns „menſchlich“ erſcheinen, alſo zum Beiſpiel die muſtergül⸗ tige Ordnung in einem Bienenſtaat. Seit Jahren unter⸗ ſucht in München Prof. Dr. von Friſch dieſe Fähigkeiten der Bienen, und er konnte auf der erſten Jahrestagung der Deutſchen Tierpſychologiſchen Geſellſchaft einen er⸗ Aller ſtaunlich umfaſſenden Ueberblick über ſeine Ergebniſſe geben. Die Suche nach Futterplätzen iſt zur Erhaltung eines Bienenvolkes eine der wichtigſten Aufgaben. Wie die Bienen ſie löſen, iſt ein Muſter von Zweckmäßigkeit. Kundſchafter fliegen aus und ſuchen. Finden ſie einen Platz mit vielen nektargefüllten Blüten, ſo ſaugen ſie ſich zuerſt voll; dann aber fliegen ſie zum Stock zurück und alarmieren das ganze Volk. Sie führen dazu Tänze auf, Rundtänze, immer einmal rechts herum, dann einmal links herum und Schwänzeltänze, bei denen ſie ähnlich mit dem Körper wackeln wie wir bei dem„Charleſton“ ſeligen Angedenkens. Sie bringen auf dieſe Weiſe immer mehr Bienen in Erregung. Gruppenweiſe fliegen dieſe nun aus, um bei der Heimkehr durch neue Tänze weitere Kameradinnen zur Rohſtoffernte aufzufordern. Im Film, den Prof. von Friſch vorführte, ſah man einen Beobachter an einem mit Zuckerlöſung gefüllten Schälchen auf der Lauer liegen. Der erſte„Kundſchafter“ erhielt mit einem langen Pinſel einen weißen Klecks auf den Rücken. Kurze Zeit ſpäter tauchte eine weißpunktierte Biene im Stock auf und„tanzte“ Bald danach kamen die erſten Gruppen zu der neuentdeckten Quelle, und auch ſie wurden zu weiteren Beobachtungen gezeichnet. Auf dieſe Weiſe ließ ſich der hervorragende Nachrichtendienſt genau verfolgen. Wenn eine Biene ihren Futterplatz beſucht, ſo beob⸗ achtet ſie gewiſſe Regeln. Kurz fliegt ſie an, läßt ſich nieder, taucht ihren Rüſſel in die Nektarquelle und fliegt, in einer Kurve um den Platz kreiſend, wieder nach Hauſe. Meſſun⸗ gen haben ergeben, daß die Landung drei Sekunden in Anſpruch nimmt, die Futteraufnahme dauert eine Minute, während der Abflug in zehn Sekunden erledigt iſt. Da durch Farbverſuche einwandfrei erwieſen werden konnte, daß die Biene Farben unterſcheiden kann, intereſſiert die Frage: Wie und wann orientiert ſich das kleine Inſekt eigentlich? Ein Futternäpfchen wurde auf eine Glasſcheibe ge⸗ ſtellt, unter der Tafeln verſchiedener Farben raſch aus⸗ gewechſelt werden konnten. Bei Blau, der Farbe, auf welche die Bienen„dreſſiert“ waren, flogen ſie an. Im Augenblick des Niederſitzens wechſelte Blau in Gelb, und im Moment des Abflugs wurde die gelbe Tafel durch eine rote erſetzt. Die Biene ſah alſo nur in den erſten drei Sekunden Blau. Dennoch fand ſie den Platz mühelos wieder. Daraus folgte, daß die drei Sekunden genügten, um der Biene die„Futterfarbe“ zu zeigen. An den höheren Tieren intereſſiert beſonders der Um⸗ fang der ſeeliſchen Fähigkeiten. So kam Prof. Köhler auf die Frage, ob eine Taube wohl zählen könne. Sie lernt etwas dem Zählen Aehnliches. Wenn man ihr durch Auf⸗ ſcheuchen klarmacht, daß ſie von einer größeren Zahl von Körnern nur zwei freſſen darf, dann lernt ſie das und läßt ſchließlich freiwillig die verlockendſte Erbſenmahlzeit liegen, nachdem ſie ihr erlaubtes Quantum aufgepickt hat. An dazu bringen, bis zu ſechs Körner aus einem Häufchen herauszufreſſen. Wenn ſie einmal verſehentlich ein Korn zuviel gepickt hat, läuft ſie mit ſichtlich ſchlechtem Gewiſſen herum wie ein Schüler, der im Rechnen eine „Vier“ geſchrieben hat. Aber trotzdem— die Taube kann nicht zählen. Sie weiß nichts von Algebra und Regeldetrie. Sie iſt nicht einmal ohne weiteres imſtande, nachdem ſie nun„ſechs“ gelernt hat, nun wieder„fünf“ zu zählen. Es nützt gar nichts, wenn man ſie nach dem fünften Korn ſcheucht und ihr ſo klarzumachen verſucht, daß die kleinere Zahl ge⸗ wünſcht wird; eiſern frißt ſie ihr gelerntes Penſum zu Ende und denkt wohl gar, der Menſch habe nicht aufgepaßt und ſich verrechnet.— Auch die Bienen können ſcheinbar geometriſche Figuren unterſcheiden. Sie fliegen auf be⸗ ſtimmte Zeichnungen, wenn man ſie darauf dreſſiert. Aber es hat ſich gezeigt, daß ſie nur ſoſche Figuren bevorzugen, die in der Form Blütenblättern ähnlich ſind. Farben⸗ wie Formenſinn der Bienen ſind ihren Lebenszwecken ange⸗ paßt und haben mit den mathematiſchen Fähigkeiten des Menſchen gar nichts zu tun. Starkbier— 2800 Jahre alt Was vorgeſchichtliche Speiſereſte verraten. Immer wieder ſteht man voll Staunen vor den Er⸗ eigniſſen wiſſenſchaftlicher Forſchungen. So hat jetzt Prof. Dr. Grüß, ein Spezialiſt auf dem Gebiet der vorgeſchicht— lichen Speiſeunterſuchungen, feſtſtellen können, daß in einem Tongefäß, das ſeinerzeit bei der Ausgrabung des Bohlweges von Ockenhauſen nach Oltmannsfehn in Oſt⸗ friesland unter einem dieſer Bohlen gefunden worden war, Rückſtände von Starkbier vorhanden waren. Bei der Ausgrabung ſelbſt hatte man in Teilen des zerfallenen Gefäßes einige lockere Kruſten entdeckt und deshalb die Scherben an dieſen Spezialiſten eingeſandt. In dem Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinſchaft für die Urgeſchichte Nordweſtdeutſchlands gibt der Gelehrte nun einen genauen Analyſenbericht des vorgefundenen Reſtes, und man ſtaunt, daß nicht nur feſtgeſtellt werden konnte, daß vor rund 2500 Jahren in dem Gefäß zuletzt Stark⸗ bier gebraut worden iſt, ſondern Dr. Grüß hat die Einzel⸗ zuſammenſetzung des Geſamtinhaltes zerlegt und ſogar auf Grund vorgefundener Blütenpollen feſtſtellen können, daß der Honig, den man zu der Bierbereitung benutzte, aus den Blüten der Hauspflaume, der Vogelkirſche, des Leinkrautes und des Heidekrauts von den Bienen zuſam⸗ mengetragen war! Er hat weiter feſtgeſtellt, daß die Biermaiſche in dieſem Falle ihre Endgärung noch nicht voll erreicht hatte; denn es wurden in der Maſſe noch 0,1 v. H. Glykoſe und 0,1 bis 0,2 v. H. Invertzucker feſtgeſtellt. Weiter wurden verſchiedene Getreidearten, Samenſchalen, Grannenreſte, zahlreiche Gärungsorganismen, namentlich Hefearten feſtgeſtellt. Neben weiteren Feſtſtellungen wurden drei Diato⸗ meen, Kiefelalgen, Kieſelnadeln vom Flußſchwamm aus⸗ gemacht, die darauf ſchließen laſſen, daß die Erdſchicht, in der die Scherben eingebettet lagen, von fließendem Schwemmwaſſer durchflutet wurden. Ferner fand der Ge⸗ lehrte das kleine Ende einer Vogelfeder, zwei Wollhaare, die mit dem Saft aus Malvenblüten blau gefärbt waren und ſchließlich ein Bruchſtück eines menſchlichen Haares. Man müſſe annehmen, daß in das Gefäß Honig gegeben ſei und daß es über dem Feuer ſtark erhitzt worden ſei. Dann ſei Gerſten⸗ und Weizenſchrotmehl mit einem Zuſatz von Waſſer hineingeſchüttet worden, wonach die Flüſſig⸗ keit in Gärung geraten ſei. Nach der Endvergärung er⸗ hielt man infolge der Karameliſierung ein dunkles Stark⸗ bier. Die ſämtlichen Reſte ſeien hier ſo gut erhalten, weil nach der Ausdunſtung der Feuchtigkeit der Reſt in der karameliſierten Maſſe luftdicht abgeſchloſſen geweſen ſei und die Karamelmaſſe auch dem Waſſer trotzt. Immerhin bleibt die Durchforſchung ſolcher 2500 Jahre alten Speiſe⸗ reſte Sache von Spezialiſten. Der Landesgeologe Wild⸗ vang mutmaßt, daß es ſich bei dem Gefäßinhalt um ein Opfer an die Moorgottheit handeln dürfte, durch das ein ſicheres Uebergueren des Moores oder ein günſtiger Han⸗ delsweg erfleht werden ſollte. Der zeitgemäße Küchenzettel WPD. Die ernährungswirtſchaftliche Aufklärung, wie 3. B. durch die in WPPD⸗Folge 287 erörterte Veröffentli⸗ chung des Inſtituts für Konjunkturforſchung, wird durch die zuſtändigen Organiſalſonen weiter im einzelnen durch⸗ geführt. Daß das nötige Verſtändnis für dieſe Fragen vor⸗ handen iſt, zeigt die erfreuliche Tatſache, daß jede Nervoſi⸗ tät und Unruhe, die ſich noch im vergangenen Jahr hier und da bei vorübergehenden Verknappungen gezeigt hatten, ver⸗ ſchwunden ſind. So wird man auch mit Recht erwarten kön⸗ nen, daß der Hinweis auf eine Reihe von Erzeugniſſen auf fruchtbaren Boden fällt. Da ſind zunächſt die Fiſche, die in ungleich ſtärkerem Maße als bisher in den Verbrauch eingeſchaltet werden können. Die deutſche Fiſcherei hat ſich in den letzten Jahren u einer beachtlichen Höhe entwickelt und iſt in der Lage 10 beim deutſchen Verbraucher einzuſchalten, wenn vor⸗ übergehend das Fleiſch in weniger großen Mengen auf dem Markt len, Der Verbrauch in den letzten Jahren, der von 9,8 Kilogramm im Jahre 1932 auf 12 Kitogramm im Jahre 1936 ſtieg, zeigt die große Bereitwilligkeit, ſich mehr dem Fiſch zuzuwenden, was beſonders deshalb berechtigt iſt, weil der Fiſch ſowohl im Preis wie in ſeiner geſund⸗ heitlichen Bedeutung ein beſonders empfehlenswertes Nah⸗ rungsmittel iſt. Ein anderes wichtiges Gebiet, auf das der Verbraucher hingewieſen werden muß, iſt das Gebiet der Zucker ⸗ wirkſchaft. Bekanntlich hat Zucker deshalb eine große Bedeutung in der Ernährung, weil er vom menſchlichen Körper ſe yr raſch und faſt völlig verluſtlos aufgenommen wird, Er iſt ein billiger Kräfteſpender und ſehr geeignet, die tägliche Beköſtigung kohlehydratreicher zu geſtalten Da⸗ her iſt er auch in der Lage, Fett weitgehend zu erſetzen. Daß wir noch lange nicht am Ende unſerer Aufnahmefähigkeit für Zucker ſind, zeigt ein Vergleich mit unſeren Nachbar⸗ ländern hohen Lebensſtandards, die einen ehr viel ſtär⸗ keren Pro⸗Kopf⸗Verbrauch für Zucker beſitzen als Deutſch⸗ land. So verbrauchen Schweden, Schweiz, Großbeitannien und Dänemark z. B. 45 bis 52 Kg. Zucker pro Kopf, wäh⸗ rend Deutſchland nur 24 Kg. im Jahre verzehrt. Dieſes außerordentlich wichtige Nahrungsmittel wird nua in den verſchiedenſten Formen genoſſen, die eine Einſeſtigkeit ver⸗ meiden. Es ſei hier nur auf die Marmelade verwie⸗ ſen, deren Güteverbeſſerung und Preisverbilligung in den letzten Jahren ſo große Fortſchritte gemacht haben, daß ſich der Verbrauch nicht nur an verbilligter Marmelade, ſon⸗ dern auch im geſamten um das Doppelte vermehrt. Nicht weniger wertvoll z. B. auch als Brotaufſtrich iſt der in De and in großen Mengen vorhandene Quark, deſſen geſundheitlichen Vorzüge ſich mit ſeiner Billigkeit vereinen. Es iſt nicht nötig, viel Lobendes über dies Er⸗ zeugnis zu ſagen, das ſich bereits in den letzten Jahren durch ſeine geſchätzten Eigenſchaften— ſeine Friſche, die Eiweißhaltigkeit und gute Bekömmlichkeit— bei der Ver⸗ braucherſchaft außerordentlich ſchnell eingeführt hat. Es wird ſich, daran iſt nicht zu zweifeln, in ſteigendem Maße den Weg in die Haushalte bahnen, die visher noch keinen Verſuch mit dieſer erfriſchenden und billigen Nahrung ge⸗ macht haben. Ein Wort muß noch über die entrahmte Milch geſagt werden, die bisher in ihrer Bedeutung verkannt worden iſt, nicht ſo ſehr auf dem Lande, wo ſie trotz Vor⸗ e ee nichtentrahmter Milch in der Küche die größte Bedeutung insbeſondere bei Verwendung für Milchſuppen und Milchſpeiſen geſpielt hat. Es iſt nicht ganz leicht, die entrahmte Milch dem ſtädtiſchen Verbraucher vorzuſtellen, weil das Vorurteil unbegründet groß iſt. Es ſollen daher auch nur einige Tatſachen erwähnt werden, deren Beur⸗ teilung man der verſtändigen Hausfrau ſelbſt überläßt. Die entrahmte Milch enthält alle Beſtandteile der Trink⸗ milch mit Ausnahme des Fettes. Die weſentlichen Eigen⸗ ſchaften der Milch bleiben ihr aber erhalten. Durch ein Li⸗ ter entrahmter Milch nehmen wir 34 Gramm Eiweiß, 47 Gramm Milchzucker und 7 Gramm Mineralſtoffe auf, und gerade dieſer Nahrungsmittel wegen verwenden wir die Milch im allgemeinen. Bei dem ſtarken Fettverbrauch, an den ſich das deutſche Volk in den letzten Jahren gewöhnt hat und der weit über das hinausgeht, was vor dem Kriege verbraucht iſt, ſpielt das Fett in der Milch keine Rolle, da⸗ gegen wird volkswirtſchaftlich eine ſtarke Verwertung der entrahmten Milch von größter Bedeutung ſein. Wir wollen zum Schluß dieſer Hinweiſe nur noch auß die große Karkoffelernte beſonders hinweiſen, die es ermöglicht, nicht nur Kartoffeln in der üblichen Form, ſondern auch in der verarbeiteten Form als Sago, Kar- toffelſtärke uſw. zu genießen und dabei nicht die Nährmit⸗ tel aus Gerſte und Hafer wie Graupen, Haferflocken, Ha⸗ fergrütze, Hafermehl und vor allem das in reichlichen Mengen vorhandene Wintergemüſe und die Konſerven ver⸗ geſſen, die alle miteinander in der Lage ſind, den Ver⸗ brauch auf ſich zu lenken. Warum Brot in Küchenabfällen? Die heutige Zeit hat uns die Augen geöffnet für den Zuſammenhang von Landwirtſchaft und Hauswirtſchaft. Wir wiſſen heute, daß wir in unſeren Anſprüchen an die Ernährung wieder beſcheidener werden müſſen. Wir hatten uns in den letzten Jahrzehnten allzuſehr daran gewöhnt, vieles zu bevorzugen, was nur durch Einfuhr zu beſchaffen war, während wir uns heute wieder mehr und mehr von dem ernähren wollen, was der deutſche Boden gut und reichlich bietet. Wir wiſſen heute ferner, daß die Städter als Verbraucher tätig mitarbeiten müſſen beim Ringen des deutſchen Bauern um die Nahrungsfreiheit, um das Aus⸗ kommen mit dem Vorhandenen und Erreichbaren. Darum führen wir auch den„Kampf dem Verderb“. Daß wir noch manches lernen müſſen, zeigen die Erfahrungen der Städte, die in letzter Zeit dazu übergegangen ſind, die Sammlung der Küchenabfälle zu organiſieren. Im Durchſchnitt befin⸗ det ſich nämlich unter 100 Zentnern Küchenabfällen ein Zentner vertrocknetes Brot. Man ſollte es kaum für mög⸗ lich halten, daß heute noch ſoviel Brot einfach weggeworfen wird. Das in einer Zeit, in der der deutſche Bauer alle Kräfte anſpannt, um die Ernährung des Volkes ſicherzu⸗ ſtellen! Die Bemühungen der Landwirtſchaft, das Vieh ohne Brotgetreide zu füttern, ſind nutzlos, wenn in den Städten Tauſende von Zentnern Brot unter die Küchenabfälle und ſo in den Futtertrog wandern. Wir erinnern uns bei der Gelegenheit an einen Spruch, den wir einmal an einem Haus als Inſchrift geleſen haben: „Das Beſte, was der Menſch genießt, iſt wohl das liebe Brot. Und wenn man einmal das vermißt, herrſcht aller⸗ höchſte Not.“ Merken wir uns dieſen Spruch oder ſollte es uns immer noch zu gut gehen? C. ³˙ A AAAAbobcbbG0ß0ã y bbb Mannheimer Theaterſchau f Im Nationaltheater: 5 Dienstag, 16. Februar, 20 Uhr: Miete C 16 und 2. Sondermiete E 8 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 261 bis 264: Moliere ſpielt. Mittwoch, 17. Februar, 20 Uhr: Miete M 16 und 2. Sondermiete M 8 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 504 bis 507: Der Evangelimann. 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