Nr. 42(2. Blatt). Freitag, 19. Februar 11937 18 Milliarden! Hatte ſchon die Ankündigung einer britiſchen Rüſtungs⸗ anleihe von 400 Millionen Pfund Sterling großes Aufſehen erregt, ſo wirkt das neue Weißbuch der en gliſchen Regierung über die ungeheuren Aufrüſtungspläne ge⸗ radezu ſenſationell. Das Schriftſtück kündigt für die nächſten fünf Jahre eine Geſamtausgabe von 1,5 Milliarden Pfund, das ſind nach dem gegenwärtigen Kurs umgerechnet rund 18 Milliarden Mark, für die britiſche Aufrüſtung an. Es be⸗ handelt ſehr ausführlich die Bewe ggründe für dieſes Aufrüſtungsprogramm und enthält aufſehenerregende Mit⸗ teilungen über die in den nächſten Jahren geplante Ver⸗ ſtärkung der drei Waffen'gattungen. U. a. wird der Bau von drei neuen Schlachtſchiffen, ſieben Kreu⸗ zern und zwei Flugzeugträgern im Jahre 1937.38 ſowie eine weitgehende Verſtärkung der Flottenluftſtreitkräfte angekün⸗ digt. Bei der regulären Armee iſt die Bildung von vier neuen Infanteriebataillonen, zwei neuen Tankbatail⸗ lonen und gewiſſen Hilfskormationen geplant. Ferner wird die Beſchleunigung der Mechaniſierung der Armee im großen Umfange ſowie die Anhäufung von gewaltigen Mu⸗ nitionsreſerven angekündigt. Auch für die Tu ft⸗ ſtreitkräfte werden rieſige Verſtärkungen ſowie der Bau neuer Militärflugplätze und Fliegerſchulen angekündigt. Beſonderes Gewicht wird auf die Bereitſtellung großer Reſerven für alle Waffengattungen und auf die Mo⸗ bilmachung der Induſtrie für Rüſtungszwecke ge⸗ legt. a In der Begründung der neuen Maßnahmen heißt es, daß in den letzten Jahren die mechaniſche Ausrüſtung der Streitkräfte in vielen Ländern außerordentlich verbeſſert ſei und daß eine moderne Wehrmacht mit viel gewaltigeren Waffen ausgerüſtet ſein müſſe, als man noch vor einem Menſchenalter geglaubt habe. Angeſichts der zunehmenden Ju rchtbarkeit der Luftwaffe müſſe ein ganzes Syſtem neuer Maßnahmen für die Luftverteidigung und den Luftſchutz in England und ſeinen überſeeiſchen Beſitzungen geſchaffen werden. Hinſichtlich der Flotte beſagt das Weißbuch, daß in den nächſten Jahren gewaltige Ausgaben gemacht werden müß⸗ ten, um die engliſchen Seeſtreitkräfte auf die notwendige Stärke zu bringen. Auf einige Jahre hinaus werde England gezwungen ſein, eine Reihe außerordentlicher Schiffbau⸗ programme durchzuführen. Eine beträchtliche Zahl der vor⸗ handenen engliſchen Kriegsſchiffe ſei veraltet, und von den 15 Schlachtſchiffen ſeien nur drei nach dem Kriege ge⸗— baut. Das Programm für 1936 habe bereits zwei neue Schlachtſchiffe, die annähernd acht Millionen Pfund koſten, enthalten. Ferner ſeien vorbereitende Schritte unternommen worden, um drei weitere Schlachtſchiffe zu Beginn des Fi⸗ nanzjahres 193738 in Auftrag zu geben. Das Programm für das Jahr 1937 werde außerdem ſieben Kreuzer und wahrſcheinlich zwei weitere Flugzeugträger enthalten. Die Koſten des Programms für 1937 würden beträchtlich höher ſein als die für 1936 veranſchlagte Summe von 50 Millionen Pfund(600 Millionen Mark). i Zur Aufrüſtung der Landarmee erinnert das Weißbuch zunächſt daran, daß bereits vor einem Jahr die Schaffung von vier neuen Infanteriebataillonen für über⸗ ſeeiſche Garniſonen vorgeſchlagen worden ſei. Zwei dieſer Bataillone würden in der nahen Zukunft ausgehoben wer⸗ den. Außerdem ſeien aber weitere Verſtärkungen erforder⸗ lich, darunter zwei neue Tankbataillone und gewiſſe Hilfs⸗ truppen. Zur Luftaufrüſtung erklärt das Weißbuch, daß England infolge der modernen Entwicklung der Luftwaffe zunehmend i date i A ſei. Die Stärke der Luftmacht ſei daher eine Angelegenheit von ernſter Bedeu⸗ tung, und es werde keine Mühe geſcheut werden, um ſie auf den Stand und auf die Wirkſamkeit zu bringen, die die Re⸗ gierung für die engliſche Sicherheit für notwendig er⸗ achte. Die Heimatverteidigung, ſo ſagt das Weißbuch weiter, umfaſſe in erſter Linie die Frage des Luftſchut⸗ ze s. Zu dieſem Zweck ſeien zwei Diviſionen der Territo⸗ rialarmee bereits umgebaut worden und eine weitere Aus⸗ dehnung ſei für das nächſte Jahr geplant. Für den Schutz der Bevölkerung würden große Lager von Gas⸗ masken und andere Ausrüſtungsgegenſtände bereitge— tellt. 2 10 f Abſchließend ſagt das Weißbuch, unter den gegenwärti⸗ gen Umſtänden würde nach Anſicht der engliſchen Regie⸗ rung keinerlei Berechtigung für irgendeine Verringerung oder Verlangſamung des Rüſtungsprogramms beſtehen. Für die Londoner Blätter iſt natürlich das engliſche Weißbuch das große Ereignis des Tages, hinter dem alles andere, auch der Beſchluß des Nichteinmiſchungsausſchuſſes, zurückſteht. Der„Daily Telegraph“ hebt in ſeinem Leitarti⸗ kel hervor, daß das Rüſtungsprogramm elaſtiſch ſei und ſich je nach den Umſtänden erweitern oder verringern laſſe. Be⸗ träge, die man nicht ohne unbillige Härte dem Steuerzahler auferlegen könne, würden aus Anleihemitteln genommen werden. Ausgehend von der Tatſache, daß die Regierung in den fünf Jahren die Geſamtrüſtungskoſten auf etwa 1,5 Milliarden 1 5 berechnet, 400 Millionen Pfund aber nur auf dem Anleihewege aufgenommen werden ſollen, kommt das Blatt zu dem Ergebnis, daß der Steuerzahler jährlich rund 220 Millionen Pfund(2640 Millionen Mark) oder 40 Millionen Pfund mehr als in dieſem Jahr für Rüſtungszwecke aufbringen müſſe. Vom Schatzkanzler Cham⸗ berlain wiſſe man aber, daß er die Steuerzahlung inner⸗ halb der Leiſtungsfähigkeit des Landes halten werde, ſo daß man auch an ein Anhalten der Proſperität glauben dürfe. Die„Morning Poſt“ meint im übrigen, man habe viel⸗ fach nicht damit gerechnet, daß eine jährliche Rüſtungsausgabe von 300 Millionen Pfund erfolgen werde. Der Rüſtungs⸗ etat ſei damit tatſächlich ungefähr dreimal ſo groß, wie die jährlichen Ausgaben in der Zeit der Abrüſtung. Das ſei aber der Preis, den England fetzt für„ſeine törichte Nachläſſigkeit in der Vergangenheit“ zu zahlen habe. Der „Daily Herald“ nennt die Punkte, auf die ſich der Angriff der Labour⸗Party im Unterhaus beſonders richten werde. So wolle die Labour⸗Party nicht die Verantwortung für ſo große ungedeckte Verpflichtungen übernehmen; jede notwen⸗ dige Ausgabe müſſe aus Steuermitteln gedeckt werden, die von den Steuerkräftigſten aufzubringen wären. Im übrigen werde die Partei im Parlament zum Ausdruck bringen, daß nach ihrer Anſicht keine Anzeichen für irgendeine kon⸗ ſtruktive Friedenspolitik der Regierung beſtünden. Der Daily Mail“ iſt die Summe von 1,5 Milliarden Pfund für Rüſtungszwecke immer noch viel zu niedrig. Eine Anleihe von einer Milliarde ſei das Mindeſte, was man for⸗ dern müſſe. Der„Daily Expreß“ ſtellt ausführli Berechnungen an, die von der Ueberlegung ausgehen, daß die großen Aus⸗ e für Rüſtungszwecke ſich in einem Steigen der Ein⸗ ommenſteuereingänge auswirken würden, ſo daß die not⸗ wendige Erhöhung der Einkommenſteuer nicht das erwar⸗ tete Maß erreichen werde. Zwiſchen 1914 und 1936 habe ſich die Einkommenſteuer des kleinen Mannes ver⸗ vierfacht. Die Rüſtungsausgaben von 1936 ſeien um 133 v. H. höher als 1914, oder, wenn man ſie auf den Kopf der Bevölkerung umrechne, um 90 v. H. höher. Das Blatt tritt dann für die Annahme des Regierungsvorſchlags ein. 18 Milliarden Mark für Aufrüſtung! Dieſe rie ige Zahl erregt zwar Aufſehen, aber die Welt hält ſie faſt für ſelbſt⸗ verſtändlich. Wenn aber Deutſchland nur in dem zu ſeiner Verteidigung notwendigſten Ausmaß rüſtet, dann ſchreit man Zeter und Mordio. Uns ſtört das zwar nicht, aber es iſt doch eine bittere Feſtſtellung und kennzeichnet die„Ge⸗ rechtigkeit“ der Welt. Wille zur Motoriſierung Der Führer wird die Aukomobilausſtellung eröffnen.— Ein Spalier von 10 000 SAS Männern und 2000 Kraftwagen. Das große Intereſſe, das der Führer und Reichskanzler der Motoriſierung entgegenbringk, kommt beſonders deut- lich zum Ausdruck in der Tatſache, daß er als Oberhaupt des Skaates alle bisher im Drikten Reich veranſtaltelen Automobilausſtellungen ſelbſt eröffnet hal Auch am Sams⸗ kag wird er die Inkernationale Automobil. und Motorrad- Ausſtellung am Kaiſerdamm eröffnen. In dieſem Jahr wird der Feier ein beſonderes Ge⸗ präge gegeben und alles getan werden, um möglichſt weite Volkskreiſe in eine unmittelbare Beziehung zu dieſem Tage und zu dem Gedanken der Motoriſierung überhaupt zu brin⸗ gen. Der Tag der Eröffnung wird daher im Zeichen der motoriſierten Gliederung der Bewegung, des NSKk, ſtehen. Mit über 10 00 Männern ſtellt die Motorbrigade Berlin des NSͤ vor der Reichskanzlei bis zum Kaiſer⸗ damm ein Ehrenſpalier. Rund 2000 Kr aftfahrzeuge aller Art werden für dieſen Ehrendienſt eingeſetzt. Reihte man ſie aneinander, ſo ergäbe ſie eine Marſchlänge von 15 Kilometer. Die NSaK⸗Männer werden als Bannerträger des Motoriſierungswillens der Nation der Verbundenheit gwiſchen Kraftfahrt und Bewegung ſichtbaren Ausdruck verleihen. Zu Beginn des feierlichen Staatsaktes ziehen ſämtliche Feldzeichen des NS in die Ehrenhalle der Ausſtellung ein und geben ſo der Anweſenheit des ge⸗ ſamten Korps ſymbolhaften Ausdruck. Im feſtlichen Rahmen des Tages fehlt auch der deutſche Rennſport nicht. Vor der Abfahrt des Führers zu den Ausſtellungshallen ſtehen in Paradeaufſtellung vor der Reichskanzlei die erfolgreichſten deutſchen Rennwagen und Renn⸗Motorräder mit den deutſchen Meiſterfahrern Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitſch, Hermann Lang auf Mercedes-Benz; Bernd Roſemeyer, Hans Stuck, Ernſt von Delius auf Auto⸗Union; Ewald Kluge, H. P. Müller, Carl Braun, Heinz Kahrmann auf Auto⸗Union⸗DdK W, heiner Fleiſchmann auf NS und Ernſt J. Henne auf BMW. Sie ſtarten von hier über die Feſtſtraße zum Ausſtellungsge⸗ lände, um an dieſem Tage ſymboliſch dem Wiederaufſtieg des deutſchen Rennſports Ausdruck zu verleihen. Zur Eröffnung wird nach dem Präſidenten des Reichs⸗ verbandes der Automobilinduſtrie Geheimrat Allmers und Reichsminiſters Dr. Goebbels der Führer ſelbſt ſprechen. Nach der Rede wird der Führer zunächſt mit der Reichs⸗ regierung und dem Diplomatiſchen Korps gemeinſam die Ausſtellung beſichtigen. Apfelſinen werden billiger Der Reichskommiſſar für die Preisbildung teilt mit: Mit Recht wird in letzter Zeit über zu hohe Preiſe für Apfelſinen und Mandarinen geklagt. Die hohen Verkaufs⸗ preiſe wurden durch den Wegfall ſpaniſcher Lieſerungen be⸗ günſtigt. Zurzeit kann nur ein Bruchteil der früheren Wa⸗ renmenge aus dem Ausland eingeführt werden. Im Ein⸗ verſtändnis mit den beteiligten Stellen ſind daher die Preisſpannen im Handel mit Apfelſinen und Mandarinen feſtgelegt und unnötige Zwiſchenglieder im Handel, die ſehr ur Verteuerung beitrugen, ausgeſchaltet worden. Da⸗ 115 wird der Apfelſinenpreis um etwa die Hälfte ſeines derzeitigen Betrags auf 8 bis 10 Pfennig für das Stück mittlerer Größe geſenkt werden können. Es iſt allen Stufen des Handels verboten, den Verkauf von Südfrüchten von der Abnahme anderer Waren(Koppelungsverkäufe) ab⸗ hängig zu machen. Die Preisüberwachungsſtellen ſind ange⸗ wieſen, gegen Zuwiderhandlungen mit aller Schärfe vor⸗ zugehen und erforderlichenfalls auch zu Geſchäftsſchließun⸗ gen zu ſchreiten.“ Die Frontkümpfer beim Stellvertreter des Führers. Der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, empfing die Teilnehmer des 1. Kongreſſes der Per⸗ manenten Internationalen Frontkämpfer⸗Kommiſſion Unſer Bild: Reichsminiſter Heß im Geſpräch mit dem Präſidenten der italieniſchen Schwerkriegsbeſchädigten⸗ Verbände, Carlo Deleroix. 5 Reichstagung für Frauen⸗ und Mädchenturnen In Mannheim am 27. und 28. Februar. Am 27. und 28. Februar wird in Mannheim die zweite Reichstagung für Frauen⸗ und Mädchenturnen ſtattfinden. Dieſe Tagung ſtellt einen neuen Abſchnitt in der Arbeit auf dem Gebiete des Frauenturnens dar, die zum Ziele hat, alle deutſchen Frauen für die Leibesübungen zu ge⸗ winnen. Die Großtagung in Mannheim teilt ſich in eine eigentliche Arbeits- und Lehrtagung, die vom Reichsfrauen⸗ turnwart Loges-Hannover geleitet wird, und eine Fortfüh⸗ rung am Sonntag. In Schlichtheit, Natürlichkeit und Lei⸗ ſtung werden alle erzieheriſchen Mittel eingebaut. Damit iſt auch der Rahmen der Lehrtagung abgeſteckt: Praktiſche Lehrarbeit, Gerätturnen, Kampfſpiele als Erziehungsmit⸗ tel, ſowie deutſcher Tanz und deutſches Lied. Der neue Weg fraulicher Leibesübungen wendet ſich ab von allen theatra⸗ liſchen Schauformen und ſtellt in den Vordergrund die Ein⸗ fachheit und Natürlichkeit der Bewegung unter ſtärkſter Be⸗ tonung des Leiſtungsprinzips. In Mannheim wird beſonders auch die Muſterturn⸗ ſchule Hannover mit ihren Darbietungen vor die Oeffent⸗ lichkeit treten. Außerdem haben die Beſucher das Glück, die Olympiariege der Turnerinnen bei ihrer Ar⸗ beit zu ſehen, die erſtmals in Süddeutſchland ihr Können zeigt. Einen Höhepunkt der beiden Lehrtage wird die Feſt⸗ vorführung am Sonntag nachmittag ſein. Es iſt natürlich, daß im Hinblick auf die hohe Aufgabe, die der Reichstagung in Mannheim geſtellt iſt, alle die Anteil nehmen werden, die in irgend einer Form mit der Geſtaltung der Leibes⸗ übungen der Frau in Verbindung ſind, nicht zuletzt die Frauen ſelbſt, die heute noch den Leibesübungen fernſtehen. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Maanheimer Schweinemarkt v. 18. Febr. Auftrieb und Preiſe: 600 Ferkel bis ſechs Wochen 13 bis 16, Über ſechs Wochen 17 bis 26; 366 Läufer 26 bis 32 Mark. Marktver⸗ lauf: lebhaft. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 326 Auslands⸗ kälber, 49 Schweine. Preiſe: Kälber 56 bis 65, 41 bis 55, 32 bis 40; Schweine—, 82,5, 52,5, 52,5, 51,5, 48,5; fette Speckſauen 52.5. Mannheimer Wochenmarkt v. 18. Febr. Vom Statiſti⸗ ſchen Amt wurden folgende Verhraucherpreiſe für 0,5 kg in Rpfg. ermittelt: Kartoffeln 4,1 bis 5, Salatkartoffeln 13 bis 15; Wirſing 10 bis 15; Weißkraut 8 bis 105 Rotkraut 8 bis 12; Blumenkohl, St. 30 bis 707 Roſenkohl 22 bis 28; Gelbe Rüben 6 bis 10; Rote Rüben 7 bis 107 Spinat 20 bis 28; Zwiebeln 8 bis 9; Schwarzwur⸗ zeln 15 bis 35 Endivienſalat, St. 5 bis 35; Feldſalat 60 bis 100; Oberkohlraben, St. 5 bis 10; Rettich, St. 5 bis 30; Meerrettich, St. 10 bis 60; Suppengrünes, Peterſilie, je Bſchl. 4 bis 8; Schnittlauch, Bſchl. 8 bis 10; Aepfel 28 bis 55; Birnen 15 bis 30; Zitronen, St. 5 bis 6; Orangen 35 bis 40; Bananen, St. 5 bis 10; Markenbutter 160; Land⸗ butter 140 bis 142; Weißer Käſe 25 bis 30; Eier, St. 10 bis 14. 8 σts„„„——*2935*V*.Lr„%%„%„%„%„j%„%%„%%j% j„„„„„„„„„„„„„„„„„„ Gewinnauszug 5. Klaſſe 48. Preußiſch⸗Süddeutſche(274. Preuß.) Klaſſen-Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen 1 und II 7. Ziehungstag 16. Februar 1937 In der heutigen Vormittagsziehung wurden gezogen 2 Sewinne zu 10000 Nc. 335496 5 2 Gewinne zu 5000 Ne, 130244 1 2 Gewinne zu 3000 Rt. 255700 18 Cewinne zu 2000 R 8995 44364 50748 236053 249436 251110 285262 317187 370018 7355 19483 31535 33934 41103 44563 131683 136627 148822 153385 153654 224055 235418 241505 247902 284129 35 298040 298160 309609 315777 336191 350452 370034 382077 300867 318108 32725 328397 332536 341029 353821 354425 363799 366850 370743 397824 343847 344821 34846 349257 352214 352227 352537 352779 353784 362344 362489 368894 375393 378157 381139 382135 382208 390600 396622 397204 398614 398113 899643 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden gezogen 2 Gewinne zu 100000 RR. 328905 6 Gewinne zu 3000 RM. 131300 134223 357109 12 Gewinne zu 2000 RM. 166764 204888 223312 287863 298497 349340 60 Gewinne zu 1000 N. 79 27474 52812 62530 68664 82402 99389 99570 46781 22555 62369 164869 165878 208408 229562 284844 239652 244097 289670 285735 266714 282421 284900 291 248 304006 308173 328799 375457 382284 388612 74 Gewinne zu 590 RM. 4282 10209 8084 29417 38713 94627 98501 144640 163781 163946 168920 168531 177426 188414 204431 297468 222903 229518 249787 283830 260132 269082 269292 272294 275940 308045 327379 334652 351848 35749 367273 375811 377357 384266 386474 386551 395993 234 Gewinne zu 300 Rel. 2976 9040 12650 15421 17265 25975 28827 37483 41530 46918 48, 86 52217 64434 65034 67775 68059 47828 78122 74388 76854 78549 78847 84421 85838 89164 93032 97289 98289 107073 112847 676 19633 119954 122465 125152 129087 132546 138577 138969 38786 147180 147553 148054 151758 153895 184834 155523 161488 61670 162771 163498 166502 174442 174879 176780 178800 18101/184940 187385 190543 193448 194989 197289 198459 199889 202048 214013 25633 217409 220055 220260 286383 238424 241679 244802 248020 248137 249711 253659 254509 274870 275107 277980 81408 281579 288656 289992 291512 296377 301892 392348 308816 307665 307824 313422 313820 316168 317972 322118 828179 383789 396774 329342 333826 340929 388821 359374 399070 363898 376521 381784 388080 388850 395279 396401 398309 Im Gewinnrade verblieben: 2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu je 300000, 2 zu je 75000, 4 zu je 50000, 6 zu je 30000, 12 zu je 20000, 68 zu je 10000, 148 zu je 5000, 272 zu je 3000, 728 1 je 2000, 2216 zu je 1000, 3714 zu je 500, 140964 zu je 300 Mark. L Die Frau und ihre Welt 2 2 27 Kleider, die für uns paſſen Eine Lehrſchau wandert durch Deutſchland. Die Kultur nicht nur eines Volkes, ſondern auch des einzelnen zeigt ſich in den Dingen, die ihn umgeben, zeigt ſich in den Möbeln, mit denen er ſeine Wohnung ein⸗ richtet, und zeigt ſich auch in der Kleidung, die er trägt. Das Deutſche Frauenwerk, das auf allen Gebieten des häuslichen Lebens der Frau Ausrichtung und Ziel zu geben ſich zur Aufgabe gemacht hat, hat in gemeinſamer Arbeit mit dem Verband„Frauenkultur im Deutſchen Frauenwerk“ eine Kleiderſchau zuſammengeſtellt, die, nachdem ſie in Berlin erſtmalig mit großem Erfolg durch— geführt wurde, eine Reiſe durch alle deutſchen Gaue und in 60 deutſche Städte machen wird. Damit konnte zugleich der Gefahr einer Zerſplitterung der Kräfte in den Gauen begegnet werden. Werkſtätten, die zum Teil ſchon ſeit 20 Jahren für den Verband„Frauenkultur“ arbeiten, und Schulen haben ſich an der Herſtellung der Entwürfe be⸗ teiligt. Eine ſorgfältige Auswahl des Beſten ergab ſchließ⸗ lich 80 Modelle. Dieſe Schau ſoll keine„Modenſchau“ ſein, wie ſie Handwerk und Induſtrie zum Wechſel der Jahreszeiten durchführen, ſondern vielmehr eine Lehrſchau. Bildend und erziehend zugleich ſoll ſie den deutſchen Frauen ebenſo wie dem Handwerk und der Induſtrie vor Augen führen, welche Bedingungen wir an die Kleidung knüpfen, ſollen wir ſie als art⸗ und ſinngemäß anerkennen, ſoll ſie deutſchem Weſen und deutſcher Kultur entſprechen. Von der Urform deutſcher Frauenkleidung ausgehend, wie wir ſie von den Ausgrabungen jahrtauſendealter Grabſtätten kennen, wird das einfache Arbeitskleid gezeigt, wie es den Anforderungen, die die ländliche Arbeit an die Frau ſtellt, entſpricht. Ein knappes, kurzes Leibchen mit angeſchnitte⸗ nem Aermel trägt einen weiten Rock, der bei den raum⸗ greifenden Bewegungen ländlicher Arbeit keine Behin⸗ derung darſtellt. Das Material iſt nicht nur preiswert, haltbar, praktiſch, gut waſchbar und ruhig in der Farbe, ſondern es iſt zugleich künſtleriſch ſchön. Hier werden die erſten Kleidſormen im Schwarzwälder Blaudruckleinen— einer alten bäuerlichen Volkskunſt— gezeigt. Doch nicht nur der ländlichen Kleidung, ſondern auch der in der Stadt, in Verwaltung, Büro- und Lehrdienſt ſtehenden berufstätigen Frau werden viele Anregungen gegeben. Die Grundform läßt mancherlei Abwandlungen zu, ſo daß wir allmählich zu immer kunſtvolleren Formen kommen, zum eingeſetzten Aermel, zur Maßarbeit. Zu⸗ gleich zeigt uns aber der Weg von den ſchlichteſten Aus⸗ drucksformen zur vollendeten Schneiderkunſt, wie entſchei⸗ dend die Schönheit eines Kleides von der ſinnvollen und glücklichen Wahl des Materials und ſeiner Verarbeitung abhängt. Hat man nun alle Uebertreibungen und Ueber⸗ des gen vermieden, ſo geben doch häufig Art und Farbe es Stoffes, dem Ausputz dienende kleine Ergänzungen, eine handgetriebene Gürtelſchnalle und handwerkliche, materialgerechte Knöpfe, ein kleiner Kragen von echter Spitze dem Kleid ſeine perſönliche und beſtimmende Note. Die Ergänzung durch geeignetes und formgerechtes Schuhwerk, durch ſchönen und ſtilreinen Schmuck ſpielt natürlich eine wichtige Rolle. Auch das kleine und große Feſtkleid iſt berückſichtigt und zeigt zugleich die Vielfalt der Möglichkeiten ſchöpferiſchen Eigenwillens. Sportliche Koſtüme aus ſchönen, handgewebten Stoffen, einfache und elegante Mäntel ergänzen dieſe Schau. Bei aller Berückſichtigung der Lebens⸗, Klima⸗ und Umweltbedingungen, denen dieſe Kleidung angemeſſen ſein ſoll, iſt beſonderer Wert darauf gelegt, daß ihre For⸗ men nicht dem Fluch ausgeſetzt ſind, heute modern, mor⸗ gen überholt zu ſein, ſondern in Geſtalt, Farbe, Material und Verarbeitung ſo gewählt ſind, daß eine Umänderung, eine Veränderung des Schnittes für die vorausſichtliche Dauer der Haltbarkeit des Materials nicht nötig iſt. Wir wünſchen dieſer Kleiderſchau, wenn ſie nun durch die deutſchen Gaue geht, daß ſie überall offene Augen und Herzen findet und als das verſtanden und erkannt wird, was ſie ſein will: Ausdruck des formſchaffenden Kultur⸗ willens der deutſchen Frau. C. d. B. Laßt die Kinder ſpielen! Erſt in der neueren Zeit hat ſich die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß dem kindlichen Spiel eine viel größere Bedeutung zukommt, als es ſich viele Eltern träumen laſſen. Das Spiel iſt in Wirklichkeit pädagogiſch und hygieniſch außerordentlich wichtig. Die Muskeln werden durch Bewegungsſpiele in Tätigkeit geſetzt und dadurch geſtärkt. Es werden weiterhin die Atmung und ſomit der Appetit angeregt, der Stoff⸗ wechſel beſchleunigt. Spielen hat für das Kind die gleiche körperliche, ſeeliſche und geiſtige Bedeutung wie für den Erwachſenen die Arbeit, ja, vielleicht noch mehr. Ein Kind, das nicht nach Herzensluſt ſpielen kann, fühlt ſich unbefriedigt: ein Kind, das die Gelegenheit zum Spielen nicht benutzt, erweckt den Verdacht, krank zu ſein. Ganz falſch iſt es, dem Kinde kompliziertes Spielzeug in die Hand zu geben. Seine Phantaſie bleibt unberührt. Spiele, die die Erfindungsgabe anregen, die ihm auch bei ſchlechtem Wetter im Zimmer eine gewiſſe Bewegung verſchaffen, ſind ideal für die Kinder. Ein Baukaſten zum Beiſpiel mit großen Klötzen iſt das ſchönſte Spielzeug. Durch das Spiel werden die Kinder auch erzogen zum Nachdenken, zur Ordnung, zur Ausdauer, vorausgeſetzt, daß die Erwachſenen ſich möglichſt wenig um das Kinder⸗ ſpiel kümmern Wenn man dem Kind ſein Spiel läßt und es unmerklich anleitet. dann iibt man einen größeren erzieheriſchen Einfluß aus, als wenn man predigt, ſchimpft oder gar ſtraft. Feuer machen und Feuer löſchen Ebenſo wie die Benutzung des Waſſers im Haushalt rundſätzliche Kenntniſſe über ſeine Eigenſchaften voraus⸗ etzt, erfordert auch der Amgang mit Feuer ein gewiſſes Verſtändnis.„Wohltätig wirkt des Feuers Macht, wenn es der Menſch bezähmt, bewacht“— bezähmen und bewachen kann aber die Hausfrau dieſes Element nur dann, wenn ſie es in ihrem Weſen verſteht.. Vot dem Einhelzen jollen der Schlacken und Aſche entfernt werden. Roſt gereinigt und Zunächſt kommen leicht brennbare Stoffe, wie Hobelſpäne, Stroh und Papier auf den Roſt. Darauf legt man trockene Holzſcheite. Naſſes Holz würde Waſſerdampf entwickeln und die Flamme er⸗ ſticken. Nadelholz iſt porös und harzhaltig und brennt des⸗ halb beſonders leicht. Die künſtlichen Feueranzünder ſind eine Nachahmung des Nadelholzes. Hartholz brennt wegen ſeiner Dichte nicht ſo leicht. Wenn die Holzſcheite genügend von der Glut ergriffen ſind, ſo legt man Kohlen nach Wir weiſen noch darauf hin, daß zum Feuermachen genügend Sauerſtoff gehört und auch die Entzündungstemperatur der Heizſtoffe eine Rolle ſpielt Sauerſtoff erhält der Ofen durch den Schornſtein. Brennſtoffe mit niedriger Entzündungs⸗ temperatur brennen leichter. Mit einem Streichholz kann man zwar Sägeſpäne, nicht aber Steinkohlen anbrennen. Das Löſchen des Feuers kann man erreichen durch Ent⸗ fernung der brennbaren Stoffe, durch Luftabſchluß oder durch Abkühlung. Wenn man mit Waſſer einen Brand löſcht, ſo erreicht man dadurch die Abkühlung und zugleich den Luftabſchluß. Wenn Kleider Feuer gefangen haben, ſo darf man keinesfalls unbeſonnen herumlaufen, weil dadurch dem Feuer noch mehr Sauerſtoff zugeführt wird. Ratſam iſt es dagegen, ſich auf dem Boden zu wälzen und dadurch das Feuer zu erſticken. Aehnlich löſcht man Feuer durch Auf⸗ ſtreuen von Aſche oder Sand. Verhängnisvoll kann das Feuer im Ofen auch dann werden, wenn ſich ohne unſer Wiſſen Rauchgas entwickelt. Dies iſt der Fall, wenn zwar das Feuer verſchüttet wird, aber die Glut darunter kräftig aushält. In dieſem Fall bildet ſich im Ofen Rauchgas. Kommt nun ein Funken hinein, ſo explodiert der Ofen. tig 4 A 8 4— Schlafen— bei offenem Fenſter! Jeder normale Menſch hat ein inſtinktiv ſtarkes Ver⸗ langen nach friſcher Luft. So ſchläft faſt jeder im Sommer bei offenen Fenſtern— und bleibt auch im Winter dabei. Wenn es aber ſo kalt wird wie in dieſem Jahr, dann denkt er:„Was zu viel iſt, das iſt zu viel“ und ſchließt ängſtlich die Fenſter vor dem Schlafengehen. Es iſt wahr: wenn man jeden Morgen mit der Müdigkeit zu kämpfen hat, weil die Pflicht ruft, dann will man dieſes Unbehagen nicht noch dadurch verſtärken, daß man aus dem warmen Bett in ein eiskaltes Zimmer muß. Trotzdem iſt es falſch! Sieben Stunden Schlaf in einer ſauerſtoffreichen Luft erquicken mehr als 8 Stunden in ſchlechter Luft, und die Luft muß notwendig ſchlechter werden während einer Nacht. Am das zu vermeiden, iſt es nun nicht nötig, das Fenſter weit zu öffnen, ſondern bei der fetzt herrſchenden Kälte genügt ein winziger Spalt, um einen Luftaustauſch zwiſchen draußen und drinnen zu gewährleiſten. Um ſich ſicher vor Erkältung zu ſchützen iſt es zweckmäßig, ſich ein Wolltuch um den Hals zu ſchlingen, auch iſt es durchaus nicht unangebracht, ſich eventuell einen weißen Woll⸗ pullover zuzulegen, den man nur für dieſe Zwecke benützt. Die kalte Luft wird bei einem ruhig Schlafenden bei ihrem Wege in die Atemorgane genügend angewärmt, ſo daß ſie dort keinen Schaden mehr anrichten kann. Schädlich wirkt ſie nur, wenn ſie die ungeſchützte äußere Haut be⸗ ſtreicht, dem aber entgeht man durch die oben beſchriebenen Maßnahmen. Zum Lohne für dieſen wenigen Mut werden Sie friſch und munter aufwachen, ohne läſtiges Dumpfſein im Kopfe, und beim Betreten der Straße nicht mehr über die unerwartete Kälte erſchrecken. t Healiel, SO ip dd Ad g Das ſchlichte Wollkleid Die kleinen ſchlichten Wollkleider werden immer am liebſten getragen, ſchon weil ſie für jede Gelegenheit paſſend ſind und immer gut aus⸗ ſehen. Die Mode zeigt hier einige Veränderungen. Vor allen Dingen ſind die Röcke etwas kürzer ge⸗ worden, und hier und da wird der gerade Rock von der leichten Glocke abgelöſt. Alle Kleider ſind hoch⸗ geſchloſſen, und die Aermel zeigen immer noch die Keulenform, wenn auch etwas ge⸗ mäßigter als ſonſt. Beſonders gern werden Schößchen⸗ kleider getragen (Abb 1) Sie ſind aus ſchwarzem Wollſtoff mit einem breiten bis zum Gürtel gehen⸗ den Schalkragen. Als Einſatz dient eine Pikee⸗ weſte, die mit kleinen Knöpfchen geſchloſſen wird. Der Gürtel iſt aus ſchwarzem Wild⸗ leder.— Abb 2 iſt ein Zeichnung bsille.. ſchlichtes ſportliches Kleid aus roſtrotem genoppten Wollſtoff. Die runde aufgeſteppte Paſſe wird vorn geſchnürt und oben zur Schleife gebunden. Der gerade Rock iſt in Falten gelegt, die gleichfalls ab⸗ geſteppt ſind Die Taſchen ſind eingeſchnitten und gepaſpelt. — Abb. 3: Grüner Wollſtoff war das Material für ein Kleid, das ſich auch ſehr gut für vollſchlanke Saanen eignet. Der ſehr kleidſame Kragen iſt mehrfach abgeſteppt. Das Weſtchen iſt gus Pikee, mit kleinen Knöpfchen geſchloſſen. Der Rock iſt leicht glockig, der Gürtel aus Wildleder beſitzt als Abſchluß eine hübſche Schließe. 5 8 ——— Das Salz im Hauſe Von der Bedeutung des Salzes im Leben des Men⸗ ſchen wußte einmal eine Frau reizend zu erzählen. Es war jene Königstochter, die ihrem Vater erklärt hatte, ſie liebe ihn wie das Salz. Sie fiel darob in Ungnade bei ihrem königlichen Vater, und ſie wurde erſt wieder zu neuen, erhöhten Ehren aufgenommen, als ſie dem Küchenmeiſter geheimen Befehl gab, die Speiſen acht Tage ohne Salz zuzubereiten. So klug wie dieſe Königstochter iſt heute jede Frau. Sie kennt den Wert des Salzes und weiß nicht ſelten den genauen Prozentſatz anzugeben, den es als Beſtandteil unſeres Blutes ausmacht. Sie weiß es in der Küche beim Zubereiten der täglichen Gerichte geſchickt zu benutzen. Sie verwendet es beim Haltbarmachen von Fleiſch, Gemüſe und Fiſch. Sie kennt es als Hilfsmittel zur Bereitung von Soda, Seife und Salmiak. Aber manche tüchtige Haus⸗ frau weiß nicht, welche ungeheuren Dienſte das Salz ihr leiſtet und auch ſonſt noch zu leiſten bereit iſt, wenn ſie nur Gebrauch davon machen will. Die verblaßten Farben eines Teppichs laſſen ſich auf friſchen und aufs neue hervorzaubern, wenn man ange⸗ feuchtetes Salz auf den Teppich ſtreut und es einige Zeit einwirken läßt. Wird es dann mit einer ſcharfen Bürſte abgebürſtet, ſo hat es nicht nur die Farben neu belebt, es nimmt auch die kleinſten Fäſerchen mit, die das Muſter verſchleiern. Meſſing erhält man blank und ſauber durch das Abreiben mit einem Brei aus Salz und Eſſig, wobei auf eine Untertaſſe voll Eſſig eine Handvoll Salz zu rech⸗ nen iſt. Wird die Herdplatte mit Salz und Papier ab⸗ gerieben, laſſen ſich Flecken von übergekochten Speiſen leicht entfernen. Eingeſtaubte und unanſehnlich gewordene Korb- möbel erhalten ihren Glanz zurück, wenn eine ſtarke Salz⸗ waſſerlöſung mit einer mittelſtarken Bürſte aufgetragen und abgebürſtet wird. Flaſchen laſſen ſich mit feuchtem groben Salz ausgezeichnet reinigen. Jene Königstochter hatte alſo recht, wenn ſie das Salz pries! Die„Nachträglichen“ Hier ſind nicht die gemeint, die jedes ungute Wort „nachtragen“, ſondern die, die nachträglich alles beſſer wiſſen. Frau Steinbeißer gehört zu dieſer unerfreulichen Sorte Menſchen. Mit ihren Falkenaugen ſteht ſie jede Verände⸗ rung in der Wohnung.„Neue Gardinen? Sehr hübſch'e, äußert ſie herablaſſend.„Was haben ſie denn gekoſtet?“ Ich bin ſtolz auf meine ſchönen neuen Vorhänge und antworte wahrheitsgemäß:„26 Mark.“ Frau Steinbeißer ſchüttelt mißbilligend den Kopf: „Meine Liebe, wiſſen Sie denn nicht, daß dieſelben Gar⸗ dinen bei Aloys Kugelhaber nur 18 Mark koſten? Hätten Sie mich doch vorher gefragt.“ Ja, das hatte ich nun nicht, und es tat mir leid, bis ich ſah, daß die Gardinen bei Kugelhaber zwar dasſelbe Muſter hatten, aber erheblich dünner waren. Das nächſte Mal ging es ähnlich. Ich hatte meine Küche um zwei ſchwere Emailletöpfe bereichert. Frau Steinbeißers Geſicht legte ſich in mitleidige Falten:„Fünf Mark? Beim Eiſen⸗Krauſe hätten Sie für dasſelbe Geld einen ganzen Satz von fünf Stück haben können.“ Es war mir keine Freude, das zu hören, und ich gab meinem Aerger vorſichtigen Ausdruck, indem ich ſagte:„Das hätten Sie mir vorher ſagen ſollen. Nachträglich hat es keinen Zweck.“ Wir trennten uns kühl. Als wir uns nach einigen Monaten wiederſahen, hatte meine Tochter gerade ihre Verlobung auflöſen müſſen. Es wunderte Frau Steinbeißer gar nicht:„Ich habe es immer gewußt, daß der Bräutigam ein ſehr lockerer Vogel iſt. Hätten Sie mich gefragt...“ Anſere Freundſchaft hat ein Ende.„Nachträgliche Leute werden auf die Dauer unerträglich.“ Für die Küche ) Roher Meerrettich Eine Stange Meerrettich wird gerieben, in eine Schüſſel getan und kaltes Waſſer darüber gegoſſen. Dieſes Waſſer wird vorſichtig einige Male abgegoſſen, damit der Meerrettich etwas von feiner Schärfe verliert. Dann reibt man einen ſäuerlichen Apfel dazu, würzt mit wenig Salz, Eſſig und Zucker und läßt eine Weile durchziehen, bevor man ihn zu den heißen Würſtchen zu Tiſch gibt. ) Kartoffelpuffer geraten auf folgende Weiſe beſonders gut: Die geriebenen Kartoffeln kommen in ein Tuch und werden feſt ausgedrückt(Das Waſſer wird mög⸗ lichſt zum Viehfutter verwendet.) Man tut die Kartoffeln in die Schüſſel zurück und gießt nun ſo viel Butter⸗ oder Mager⸗ oder Sauermilch dazu, daß man wieder einen ge⸗ ſchmeidigen Teig erhält. Je nach Menge fügt man ein bis zwei Eier, einige Löffel voll Mehl und das nötige Salz zu und bäckt nun in Fett oder Oel(Leinöl) kleine runde knuſperige Puffer, die immer möglichſt friſch aus der Pfanne auf den Tiſch kommen müſſen. ) Fiſchgulaſch: Hierzu eignet ſich am beſten der billige Goldbarſch. Er wird verputzt und in wenig Waſſer mit einem Schuß Eſſig, Salz, Pfeffer⸗ und Gewürzkörnern und einer Zwiebel zum Kochen gebracht. Dann ſchiebt man den Topf neben das Feuer und läßt noch 15 Minuten ziehen, bis der Fiſch gar iſt. Inzwiſchen bereitet man die Gulaſchſoße. In Fett dünſtet man fünf bis ſechs große, in Scheiben geſchnittene Zwiebeln. Haben ſie Farbe an⸗ genommen, dann fügt man einen Löffel voll Mehl und reichlich Tomatenmus zu. Die Soße wird nun noch mit reichlich Paprika gewürzt, ſo daß ſie kräftig rot iſt und ſtark gewürzt ſchmeckt. Iſt der Fiſch gar, dann zerlegt man ihn in Portionsſtücke, legt ſie in eine Schüſſel und gießt die ſämige Soße darüber Neben dem Feuer oder auf kochendem Waſſer muß der Fiſch nun noch eine Weile in der Soße — durchziehen. Inzwiſchen hat man den Sauerkohl in der üblichen Weiſe mit einem Löffel voll Fett gekocht. Er wird beſonders würzig, wenn man etwas Kümmel und ein bis zwei Wacholderbeeren zuſetzt. Natürlich kann bei dieſem Mittageſſen der Sauerkohl au fortbleiden, es wird dann das Gulaſch nur zu den Kartoffeln gegeſſen. 3