4* Ne neee eee re 1 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und gel. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mu. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, im der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm hreite mm- zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Ang.⸗Preisliſte Nr. 8 z. Zt. gültig. Auzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poftſche⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Dages · und Anzeigenblatt ole Beilagen: Der Familienfreund, Jlluſtriertes Umerhaltungsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. I. 37 1150 37 Jahrgang Dienstag, den 23. Februar 1937 Nr. 45 Der Staatsbeſuch in Wien Befeſtigung des Bandes zwiſchen den beiden deulſchen Staaten. Wien, 22. Februar. In Erwiderung des Berliner Beſuches des Staatsſekre⸗ tärs Schmidt traf der Reichsaußenminiſter mit Freifrau von Neurath ſowie den Herren ſeiner Begleitung, Geſand⸗ ten Aſchmann, Vortragenden Legattonsrat von Kotze und Legationsrat Altenburg auf dem feſtlich geſchmückten Wie⸗ ner Weſtbahnhof ein. Der öſterreichiſche Geſandte in Ber⸗ lin, Tauſchitz, hatte die Gäſte auf ihrer Fahrt begleitet. Zur Begrüßung hatten ſich Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg und Botſchafter von Papen mit ſämtli⸗ chen Herren der Geſandtſchaft eingefunden. Von öſterrei⸗ chiſcher Seite waren ferner erſchienen im Auftrag des Bun⸗ despräſidenten Miklas Kabinettsdirektor Huber, Staatsſe⸗ kretär des Aeußern Dr. Schmidt mit Gattin u. a. Auch der italieniſche Geſandte Salata und der ungariſche Geſandte Dr. von Rudnay hatten ſich eingefunden. Vei der Begrü⸗ ßung überreichte die Gattin des Staatsſekretärs Schmidt der Freifrau von Neurath einen herrlichen Strauß roter Ro⸗ ſen. Vor dem Bahnhof brachte die Menge den Gäſten be⸗ geiſterte Ovationen dar. Auf dem Wege zum Hotel Impe⸗ rial, wo die deutſche Abordnung wohnen wird, umſäumten dichte Menſchenmaſſen die Straßen, ſo daß der Ordnungs⸗ dienſt Mühe hatte, den Wagen den Weg freizumachen. Die Rufe: Heil Deutſchland, Heil Neurath, Heil Hitler und Heil Oeſterreich pflanzten ſich wie ein Gee fort. Bald nach der Ankunft fuhr der Reichsaußenminiſter in Begleitung eines öſterreichiſchen Ehrenoffiziers und ge⸗ folgt von Botſchafter von Papen und dem deutſchen Mfli⸗ tärattachee Generalleutnant von Muff zum Heldendenkmal. Eine Ehrenkompanie des Gardebataillons leiſtete die Ehren⸗ bezeugung. Unter den Klängen der Nationalhymne ſchritt Freiherr von Neurath die Front ab. Sodann legte er in der Krypta des Heldendenkmals einen Kranz mit Schlei⸗ fen in den Farben des Reiches nieder. Im Anſchluß an die Ehrung der Toten des Weltkrieges Aand noch im Laufe des Vormittags die erſte politiſche Fühlungnahme des Reichsaußenminiſters mit den verantwortlichen öſterrei⸗ chiſchen Staatsmännern ſtatt. Ueber die im Bundeskanzler⸗ amt geführten Beſprechungen wurde folgendes Kommuni⸗ que ausgegeben: Der Reichsminiſter des Auswärtigen Frhr. von Neu⸗ rath ſtattete in Begleitung des Botſchafters von Papen dem Staatsſekretär für die Auswärtigen Angelegenheiten Dr. Guido Schmidt einen Beſuch ab. Anſchließend wurde Reichsaußenminiſter von Neurath vom Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg im Beiſein des Staatsſekretärs Dr. Schmidt empfangen. Die Staatsmänner erörterten in freundſchaftli⸗ cher Weiſe die beide Staaten berührenden aktuellen politi⸗ ſchen und wirtſchaftlichen Fragen. Nach der Unterredung wurden von Reichsaußenminiſter von Neurath die Herren ſeiner Begleitung dem Bundeskanzler vorgeſtellt. Audienz bei Bundespräſident Miklas. Nach der Ausſprache zwiſchen Reichsaußenminiſter von Neurath und Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg ſowie dem Stgatsſekretär des Aeußeren Dr Schmidt empfing Bundes⸗ präſident Miklas Freiherrn von Neurath am Ballhaus⸗ Aus in Audienz. Hierbei waren Staatsſekretär für die uswärtigen Angelegenheiten Dr. Schmidt und Kabinetts direktor Or. Huber anweſend. Nach der Audienz ließ ſich der Bundespräſident die Herren der Begleitung des Reichs⸗ außenminiſters vorſtellen und verweilte kurze Zeit im Ge⸗ ſpräch mit ihnen. An die Audienz ſchloß ſich ein Frühſtück, das Staatsſe⸗ kretär Dr. Schmidt im Grand⸗Hotel gab. Dem Frühſtück wohnten außer den deutſchen Gäſten und ihrer Begleitung, dem Botſchafter von Papen und den Mitgliedern der Ge⸗ ſandtſchaft noch bei: Ihre Excellenzen die Geſandten Rud⸗ nay(Ungarn) und Salata(Italien), Vizekanzler Feldmar⸗ ſchalleutnant Hülgerth mit Mitgliedern der Regierung, der Präſident des Bundestages Hoyos, die Bundeskommiſſare Preſſechef Walter Adam und Hammerſtein⸗Equord der Bür⸗ germeiſter von Wien Richard Schmitz, Nationalbankpräſi⸗ dent Dr. Kienböck, Fürſtin Fanny Starhemberg, der öſter⸗ reichiſche Geſandte in Berlin Ingenieur Tauſchitz, die Spit⸗ zen der Generalität und hohe Funktionäre des Außen⸗ amtes und des Bundeskanzleramtes. Im Rahmen des Frühſtücks ergriff i Staatsſekretär Dr. Guido Schmid das Wort zu einer Anſprache, in der er im weſentlichen ausführte: Ew. Excellenz, Herr W e n Seit meinem Aufenthalt als Gaſt der Reichsregierung in Berlin im No⸗ vember vorigen Jahre habe ich mich in Erinnerung an dieſe für die beiden deutſchen Staaten und das ganze deutſche Volk bedeutſame Wiederbegegnung nach Jahren der Trennung von Herzen auf den Augenblick gefreut, in dem wir den Außen⸗ miniſter des deutſchen 1 5 in unſerem geliebten öſter⸗ reichiſchen Vaterland die aſtfreundſchaft erwidern kön⸗ nen. Ich wünſche ſehnlichſt, daß Sie während des Beſuches in dieſer Stadt, die Ihnen wohl nicht fremd iſt, erfahren mögen, was man ihr ſeit früheſten Tagen nachſagt:„Zu Wien iſt gut leben!“ a Ueber der Freude des Wiederſehens möchte ich aber nicht vergeſſen. wertend feſtzuſtellen, daß der mannhafte Eniſchluß des Herrn Reichskanzler des Deutſchen Reiches und des Herrn öſterreichiſchen Bundeskanzlers vom 11. Juli 1936 nicht nur einem Herzenswunſch des deutſchen Volkes diesſeits und jenſeits der Grenzen gefolgt iſt, ſon⸗ dern ſich als eine reale Tat von großer ſachlich⸗politiſcher Bedeutung ſowohl für die beiden deutſchen Staaten als auch für den Frieden und die ruhige politiſche Entwicklung Europas erwieſen hat. Die Erfahrung, die erfreulicherweiſe eine Reihe von Erfolgen— die, wenn auch nicht ohne Ueberwindung von Schwierigkeiten erzielt werden konnten— aufweiſt, hat in⸗ zwiſchen gezeigt, daß der im Juli 1936 beſchrittene Weg der rechte iſt. Er führt zu keinen Luftſchlöſſern, aber, was un⸗ endlich mehr bedeutet, er führt ſicher zwiſchen den drohen⸗ den Fäbrlichkeiten einer unſicheren Zeit hindurch. Ihr Wie⸗ ner Beſuch wird— das hoffen wir feſt— einen neuen Markſtein auf dem Wege der geiſtigen und wirtſchaftlichen Zuſammenarbeit zwiſchen dem Deutſchen Reich und Oeſter⸗ reich bedeuten. Der Staatsſekretär erhob das Glas auf das Wohl des Reichskanzlers des Deutſchen Reiches, des Reichsminiſters des Auswärtigen und ſeiner Gemahlin. Keichsaußenminiſter von Neurath dankte zunächſt für die freundliche Begrüßung bei der An⸗ kunft und führte aus: Die herzliche Teilnahme, die auch die Bevölkerung die⸗ ſer uralten deutſchen Stadt, der ehrwürdigen Hauptſtadt Oeſterreichs, an unſerem Beſuch bekundet, zeigt wohl am beſten, daß der Weg, den der Führer und' der öſterreichiſche Bundeskanzler am 11. Juli vorigen Jahres beſchritten ha⸗ ben, einem tieferen Herzenswunſch des geſamten deutſchen Volkes entſprochen hat. Die politiſche Tat, die in der am 11. Juli erfolgten Ausſöhnung der beiden deutſchen Staaten liegt, verbunden mit der neuerlichen Willenskundgebung der öſterreichiſchen Bundesregierung,„ihre Politik auf jener grundſätzlichen Linie zu halten, die der Tatſache entſpricht, daß Oeſterreich ſich als deutſcher Staat bekennt“, iſt zu einem wichtigen Faktor des europäiſchen Friedens gewor⸗ den. In Fortſetzung der ſeinerzeit in Berlin aufgenomme⸗ nen Arbeit werden wir die uns gemeinſam betreffenden Fragen auch weiterhin in freundſchaftlicher Geſinnung be⸗ handeln. Die bisherige Erfahrung läßt uns erwarten, daß wir auch bei Fragen, deren Erörterung zunächſt vielleicht ſchwierig erſcheinen könnte, Löſungen finden werden, die beide Teile befriedigen. Neben diefer ernſten politiſchen Arbeit wird es mir und meiner Begleitung eine beſondere Freude ſein, die Schön⸗ heiten Wiens zu bewundern und perſönliche Erinnerungen von früheren Beſuchen aufleben zu laſſen. Frhr. von Neurath erhob ſein Glas auf das Wohl des öſterreichiſchen Bundespräfidenten und des Staatsſefretärs der Auswärtigen Angelegenheiten Auszeichnungen für die deutſchen Gäſte Der Staatsſekretär für die auswärtigen Angelegenhei⸗ ten Dr. Schmidt überreichte den reichsdeutſchen Gäſten die ihnen vom Bundespräſidenten verliehenen Auszeichnungen und zwar dem Reichsaußenminiſter Freiherrn von Neu⸗ rath das Großkreuz Erſter Klaſſe des öſterreichiſchen Ver⸗ dienſtordens, dem Geſandten im Auswärtigen Amt Aſch⸗ mann das Großkreuz, dem Vortragenden Legationsrat von Kotze das Komturkreuz mit dem Stern, dem Legationsrat Erſter Klaſſe Altenburg das Komturkreuz Erſter Klaſſe, dem Legationsſekretär von Marchtaler das Offizierskreuz des öſterreichiſchen Verdienſtordens. Deulſch⸗polniſcher Wirtſchaſtsvertrag Grundlage für eine weitere Erhöhung der Handelsumſätze geſichert. Warſchau, 22. Februar. Am 20. Februar iſt der deutſch⸗polniſche Verteag über die Verlängerung des Wirtſchaftsverkrages zwiſchen dem Deutſchen Reich und der Republik Polen vom 4. Nobember 1935 durch den deutſchen Botſchafter von Moltke und Bot⸗ ſchaftsrat hemmen deutſcherſeits ſowie durch den Bizemini⸗ ſter im polniſchen Außenminiſterium, Graf Szembek, und Handelsrat Gawronfki polniſcherſeits unterzeichnet worden. Der Vertrag regelt für eine Dauer von zwei Jah- ren, das heißt, bis zum 28. Februar 1939, die Handelsbe⸗ ziehungen zwiſchen den beiden Nachbarländern. Er bringt gegenüber dem urſprünglichen Vertrag eine Anzahl handels⸗ politiſcher und techniſcher Verbeſſerungen, die erwarten laſ⸗ ſen, daß die Warenumſätze ſich auf jeder Seite der Richtzahl von etwa 176 Millionen Zloty jährlich annähern werden. Die Bedeutung des Abkommens liegt demnach ſowohl in der Stabiliſierung der Wirtſchaftsbeziehungen für einen längeren Zeitraum, als auch in der Sicherung einer Grundlage für eine weitere Erhöhung des Handels zwi⸗ ſchen Deutſchland und Polen. g Mit der Unterzeichnung des Wirtſchaftsvertrages, der das bisherige Abkommen vom 4. November 1935 erneuert und verlängert, iſt zwiſchen dem Reich und Polen ein neues Vertragswerk zuſtande gekommen, das auf wirtſchaft⸗ lichem Gebiet ſich Hesdehn in die allgemeine Entwicklung der beiderſeitigen Beziehungen einpaßt. An die Stelle des bisherigen Abkommens tritt ein Pertrag, der als erſter in der Rolle der neuzeitlichen Verrechnungsverträge von der üblich gewordenen einjährigen Friſt abweicht. Selbſtver⸗ ſtändlich iſt dabei die im bisherigen Vertrage verankerte und in der Praris bewährte Elaſtizität gewahrt worden. Auch unter der Wirkung des neuen Vertrages werden die beiderſeitigen Regierungsausſchüſſe in regelmäßigen Zeit⸗ abſtänden zuſammentreten, um etwaige Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen Es wird aber für ausreichend er⸗ achtet, daß die Regierungsausſchüſſe künftig nur alle Vier⸗ telſahre einmal tagen. ——— FFFTbTb.!!.!..!.!....ͤ ͤ ͤwVVVVVVVVTVVTVTbTbTTbTb Dem neuen Wirtſchaftsvertrag liegt die auch in früheren Verträgen vorgeſehene Ziffer von je etwa 176 Millionen Zloty als Wert der 1:1 auszugleichenden gegenſeitigen Jah⸗ resein und Ausfuhr zugrunde Dieſe Ziffer war bisher nicht erreicht worden. Beide Vertragspartner ſind aber der Ueberzeugung, daß ſie den realen Möglichkeiten des deutſch⸗ polniſchen Wirtſchaftsverhältniſſes entſpricht und in Zukunft eher erteichbar ſein wird, nachdem einer aus den praktiſchen Erfahrungen gefolgerten Neugeſtaltung der Kontingente und Ausſchaltung der auf dem Papier gebliebenen ſoge⸗ nannten„toten“ Kontingente eine beſſere Anpaſſung an die tatſächlichen Marktbedürfniſſe und Handelserforderniſſe ge⸗ währleiſtet ſein dürfte. Neue Zollerleichterungen, beiſpiels⸗ weiſe für Spielwaren, werden ſich zweifellos als för⸗ derliches Moment für die Steigerung des Warenaustauſches erweiſen. Für die wichtigſten polniſchen Ausfuhrartikel, wie Holz, Schweine, ſichert der neue Vertrag für Po⸗ len Ausfuhrmöglichkeiten in der bisherigen Höhe, und da⸗ neben haben auch die kleinen landwirtſchaftlichen Produkte, die Erzeugniſſe der Bauern, eine entſprechende Berückſich⸗ tigung gefunden. Ein weſentlicher Fortſchritt gegenüber dem bisherigen Verfahren iſt auf dem Gebiet des Verre chnungsab⸗ kommens zu verzeichnen, in dem künftig die wichtigsten Nebenkoſten des Handels über das Verrechnungsabkommen laufen werden, die bisher in Deviſen gezahlt werden muß⸗ ten. Der deutſchen Verrechnungskaſſe ſteht ferner jetzt als gleichwertiger Partner das neugegründete ſtaatliche polni⸗ ſche Verrechnungsinſtitut gegenüber. Die Frage der Filmbeziehun gen zwiſchen den beiden Ländern hat eine befriedigende Löſung gefunden. Das zunächſt für ein Jahr getroffene Arrangemenk auf die⸗ ſem Gebiete ſieht eine weſentliche Verbeſſerung der Einfuhr⸗ möglichkeiten für deutſche Filme in Polen vor. Hinſichtlich des Holzes ſind nicht nur mengenmäßige Sicherungen getroffen ſondern auch einige Neuerungen be⸗ züglich des Einkaufes geſchaffen worden. So iſt beiſpiels⸗ weise vorgeſehen, daß Papierholz künftig zentral eingekauft werden kann, wodurch die Ausſicht auf ſtabile Preiſe er⸗ öffnet wird. In dieſem Zuſammenhang iſt die Möglichkeit geſchaffen, daß die deutſche Marktorganiſation und die pol⸗ niſchen Holzwirtichaftsorganiſationen für je etliche Monate eine Preisfixierungsverſtändigung abſchließen können, wo⸗ bei deutſcherſeits beſondere Zollerleichterungen gewährt werden würden. Nimmt man noch dazu, daß auch die Aufrechterhaltung der alten deutſch-⸗ Danziger Wirtſchaftsbeziehungen ſowohl hinſichtlich der landwirtſchaftlichen und indaſtriellen Danziger Ausfuhr wie auch hinſichtlich der Förderung des Veredelungsverkehrs im Vergleich zum früheren Zuſtande in vergrößertem Umfang ſichergeſtellt werden konnte, ſo er⸗ ſcheint der neue Vertrag als ſorgſamer Ausgleich der Inter⸗ eſſen und Möglichkeiten der Partner und damit als ein Werk, das ſich unmittelbar auch auf die allgemeinen Be⸗ ziehungen vorteilhaft auswirken dürfte. * Danzig und das deutſch⸗polniſche Abkommen Danzig, 22. Febr. Im Rahmen des deutſch⸗polniſchen Wirtſchaftsabkommens ſind zwiſchen Vertretern der Freien Stadt Danzig und der polniſchen Regierung zwei Proto⸗ kolle unterzeichnet worden, von denen das eine die Beteili⸗ gung des Danziger Großhandels an der polniſchen Ausfuhr nach Deutſchland regelt und das andere Beſtimmungen über die Beziehungen des polniſchen Verrechnungesinſtituts in Warſchau und der Verrechnungsſtelle bei der Staatsbank der Freien Stadt Danzig trifft, ſoweit es ſich um die Ver⸗ rechnung des Warenverkehrs auf Grund des polniſch⸗deut⸗ ſchen Wirtſchaftsvertrages handelt. Die Protokolle werden, wie das deutſch⸗polniſche Abkommen, bis zum 28. Februar 1939 gelten. Das Programm des Oberſten Koc Lager der Einigung des polniſchen Volkes. Warſchau, 22. Februar. Die programmatiſchen Erklärungen des Oberſten Koe wurden im ganzen Lande an den Lautſprechern, zum Teil in Gemeinſchaftsempfängen, angehört. In Warſchau iſt ein Zentralbüro errichtet worden, bei dem die erſten Erklärun⸗ gen einlaufen, die den Willen zur Mitarbeit auf dem Bo⸗ den des von Oberſt Koe verkündeten Programms zum Ausdruck bringen. Bisher liegen derartige Erklärungen vor von der Vereinigung der polniſchen Frontkämpferverbände, des Schützenverbandes, der mit rund einer halben Million Mitgliedern die größte polniſche Organiſation militäriſcher Vorbereitung darſtellt, des Verbandes der Reſerve⸗Offi⸗ iere, der Geſellſchaft der Staatsbeamten, einer Reihe von erufsverbänden ehemaliger Armeeangehöriger, des Ver⸗ bandes der chriſtlichen Handwerker ſowie zahlreicher In⸗ nungen und der„Legion der Jugend“.. Die oppoſitionelle Preſſe nimmt erſt teilweiſe zu dem Aufruf Stellung. Von nationaldemokratiſcher Seite geſchieht das mit größter Zurückhaltung.„Dziennik Narodowy“ be⸗ mängelt insbeſondere die Einſtellung des neuen Lagers zur Judenfrage. Das Organ der jugendlichen Nationalſſten „ABC“ iſt zweimal beſchlagnahmt worden und bringt in ſeiner dritten Ausgabe keine negative Stenllungnahme. Dr. Ley ſpricht zum Beirat des deutſchen Handwerks. Berlin, 23. Febr. Am Freitag tritt, wie bereits gemel⸗ det, der aus Meiſtern und Geſellen gebildete Beirat des deutſchen Handwerks zu einer konſtituierenden Sitzung in Frankfurt a. M., der Stadt des deutſchen Handwerks, zu⸗ ſammen. Wegen der Wichtigkeit der Tagung wird Reichs⸗ organiſationsleiter Dr. Ley anweſend ſein und vor dem Beirat des deutſchen Handwerks das Wort ergreifen. Der T. Todestag von Horſt Weſſel. Zum ſiebenten Male jährt ſich der Todestag des un— vergeßlichen nationalſozialiſtiſchen Freiheitshelden Horſt Weſſel. Am Abend des 14. Januar 1930 traf ihn die rote Mordkugel. Mehr als fünf Wochen mußte er unſägliche Qualen aushalten, bis ihn am 23. Februar der Tod von ſeinen furchtbaren Leiden erlöſte. Nur 22 Jahre iſt der junge Freiheitskämpfer geworden, aber ſein kämpferiſches Leben iſt und bleibt ein hohes Vorbild für alle Zeiten. Ohne Rückſicht auf ſeine eigene Perſon hat er in den Tagen des Kampfes den Widerſtand gegen den roten Terror organiſiert und mit allen ſeinen Kräften für ein beſſeres Deutſchland gelämpft. Um voll und ganz den deutſchen Arbeiter zu verſtehen, gab er zeitweilig ſein Studium auf. Er wollte ſelbſt Arbeiter werden und die Seele des deutſchen Arbeiters ganz gewinnen. Mit ſeinem heißen Wollen und ſeiner ganzen Kraft ſetzte er ſich für die nationalſozialiſtiſche Idee ein, die er als die allein richtige erkannt hatte. Als Redner und als Kämpfer zog er ſeinen Sturmkameraden als Führer voran und ſcheute keine Gefahr, um die irregeleiteten Volksgenoſſen für den gationalſozialiſtiſchen Gedanken zu gewinnen. Ueberall ſchlug er Breſchen in die Front ſeiner Gegner und war bald für die Kommune der gefürchtetſte Mann Berlins. Sein Tod ſollte den Nationalſozialismus in der Reichs⸗ hauptſtadt niederwerfen und die Berliner SA. ihres erprobteſten Führers berauben. Das Gegenteil war der Fall. Wohl mußte Horſt Weſſel den Opfertod für die na⸗ tionalſozialiſtiſche Idee erleiden, aber ſein bitteres Ster⸗ ben war nicht umſonſt. Wenn er ſelbſt auch den Sieg des Hakenkreuzbanners nicht mehr erleben ſollte, ſo iſt doch das Ideal, für das er und viele ſeiner Kameraden ge— kämpft und geblutet haben, Wirklichkeit geworden: Das nationalſozialiſtiſche Dritte Reich der Freiheit, der Ehre und der Volksgemeinſchaft. Berlin, 23. Febr. Im Einvernehmen mit dem Ober⸗ bürgermeiſter der Reichshauptſtadt Berlin hat der Polizei⸗ präſident die Weydingerſtraße im Verwaltungsbezirk Mitte in„Horſt⸗Weſſel⸗Straße“ umbenannt. Die Umbenennung er⸗ folgt aus Anlaß Horſt Weſſels Todestag nach einer Helden⸗ ehrung durch die Horſt⸗Weſſel⸗Standarte an der Grabſtätte im Rahmen einer Feierlichkeit im Horſt⸗Weſſel⸗Haus, auf der Obergruppenführer von Jagow und Oberbürgermeiſter und Stadtpräſident Dr. Lippert ſprechen werden. Ordensburgen und Berufswettkampf „ als Kennzeichen der geſtaltenden Kräfte des deutſchen Staatslebens. Hamburg, 22. Febr. Der Präſident der Faſchiſtiſchen Induſtriearbeiterorganiſation, Cianetti, der mit Reichs⸗ organiſationsleiter Dr. Ley in Hamburg weilte, äußerte ſich über ſeine Eindrücke auf ſeiner etwa achttägigen Deutſch⸗ landreiſe. Zwei aus dem Ideengut des nakionalſo zialiſtiſchen Deukſchland geſchaffene Einrichtungen ſind es, die dem ita⸗ lieniſchen Gaſt als beſonders bezeichnend für die geſtalken⸗ den Kräfte des deutſchen Staats. und Volkslebens erſchie⸗ nen ſind: die Ordensburgen der Partei und der Reichsbe⸗ rufswektkampf der deutſchen Jugend. Präſident Cianetti kennzeichnete die Errichtung der Or⸗ densburgen als eine beſonders kluge und weitſchau⸗ ende Mußnahme der nationalſozialiſtiſchen Führung. Die Ordensburgen ſeien in hervorragendem Maße geeignet, die Einheit und die Grundlagen der politiſchen Willensrichtung auch für die Zukunft zu gewährleiſten. Der R eichsbe⸗ rufswettkampf erſcheint dem italieniſchen Arbeiter⸗ führer als die Bekundung des Willens der jungen national⸗ ſozialiſtiſchen Generation zur Arbeit an ſich im Dienſte von Volk und Vaterland. Auch in dieſer Hinſicht marſchiere die Jugend Deutſchlands und Italiens in der gleichen Ziel⸗ richtung. Worte der Bewunderung und der Anerkennung fand der italieniſche Gaſt auch für den deutſchen Arbeiter, deſſen Vertrauen zur Führung der Nation und deſſen Ein⸗ ordnungswillen in die große politiſche und wirtſchaftliche Marſchrichtung Deutſchlands unbegrenzt erſchienen. Der italienſſche Arbeiterführer gab zum Schluß ſeiner hohen Sympathie für Dr. Ley Ausdruck. Dr. Ley ſei auch in Italien ſehr bekannt und geſchätzt, und dieſe Wert⸗ ſchätzung habe ſich ſeinerſeits nach dem perſönlichen Be⸗ kanntwerden mit dem Reichsorganiſationsleiter weiter er⸗ höht. Dr. Leys große Gabe ſei es, die Sorgen und berech⸗ tigten Wünſche der ſchaffenden Volksgenoſſen von vornher⸗ ein richtig zu erkennen und ihnen nicht nur durch das Wort die ſeeliſche Stärke zu geben, ſondern vor allem durch ziel⸗ bewußtes Handeln den Sorgen zu ſteuern und berechtigte Wünſche der Erfüllung zuzuführen. 5 Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank⸗ Eismann. 1 Lieſelotte Mayburg hatte aufmerkſam zugehört. „Sie können alſo dieſem Ruſſen nichts Nachteiliges nach⸗ ſagen, Karſten, und die Anklagen der Arbeiterſchaft ſind nichts als perſönliche Gehäſſigkeiten. Das iſt aber noch kein Grund, daß wir den Vertrag löſen, denn dieſes Recht ſteht uns nur zu, wenn ſich der Flüchtling etwas zuſchulden kom⸗ men läßt...“ Karſtens Geſicht blieb ſehr ernſt. „Wir werden aber keinen Frieden ſchaffen, gnädiges Fräulein, ſo lange dieſer Ruſſe hier beſchäftigt wird.“ Lieſelotte preßte ihre ſchmale feine Hand an die hohe Stirn. In dieſem Augenblick aber ſchlug die kleine Rokoko⸗ uhr auf dem zierlichen Schreibtiſch die achte Stunde an, ſo daß Lieſelotte erſchrocken zuſammenzuckte und erklärte: „Mein Gott, die Generalin wird mir zürnen, wenn ich mich ſo ſehr verſpäte— laſſen Sie mir Zeit bis morgen, dann will ich die Entſcheidung treffen und verſuchen, auf dem Vorwerk Frieden zu ſtiften.“ Doch Karſten lächelte ein wenig. „Diesmal wird auch Ihre Liebenswürdigkeit und Güte verſagen, gnädiges Fräulein. Ich habe deshalb den Ruſſen hierher mitgebracht, da ich für den Frieden und die Ruhe des Vorwerks ernſtlich beſorgt bin, wenn ich ihn in dieſer Nacht noch dort laſſe.“ „Gut, ſo mag er im Herrenhaus bleiben— 855 aber muß ich mich verabſchieden, Karſten, morgen früh werden wir über dieſe Angelegenheit noch ſprechen.“ Sie reichte dem Inſpektor abſchiednehmend die Hand— legte den Pelzmantel um die Schultern und verließ ihr Zimmer. Karſten folgte ihr nach. Politiſches Allerlei Muſſolini dankt Adolf Hitler. „Der italieniſche Miniſterpräſident Muſſolini hat an den Führer und Reichskanzler folgendes Danktelegramm gerich⸗ tet;„Angenehm berührt durch den Ausdruck Ihrer Teil⸗ nahme anläßlich des verabſcheuungswürdigen Attentats ge⸗ gen den Marſchall Graziani danke ich Ew. Exzellenz lebhaft für das ritterliche Gedenken und für die ausgeſprochenen Wünſche, die ich unverzüglich dem Marſchall übermittelt habe. Muſſolini.“ Görings Rückkehr aus Polen. Miniſterpräſident Generaloberſt Göring iſt auf der Durchreiſe von ſeinem Jagdaufenthalt beim polniſchen Staatspräſidenten in Bialowieza und den anſchließenden Jagdtagen in Poleſien durch Warſchau gereiſt. Auf dem Warſchauer Oſtbahnhof waren zur Verabſchiedung u. a. der Annahme der öſterreichiſchen Anleihepläne. Die Vertreter der Garantiemächte der öſterreichiſchen Völkerbundsanleihe traten in Rom zu ihrer alljährlichen Sitzung zuſammen. Der öſterreichiſche Finanzminiſter Dr. Neumayer legte die wirtſchaftliche und finanzielle Lage der Bundesrepublik dar, worauf der Ausſchuß in die Prüfung der vorgeſchlagenen Anleihepläne eintrat. Nach Darlegung des Charakters und Zwecks der in Ausſicht genommenen Kreditoperationen durch den öſterreichiſchen Finanzminiſter ſtimmte der Ausſchuß deſſen Vorſchlägen zu. delltſche Botſchafter, der deutſche Militärattachee und Mit⸗ glieder der deutſchen Botſchaft anweſend. Von polniſcher Seite waren der Vizeaußenminiſter Graf Szembek. der War⸗ ſchauer Woiwode Jaroszewiſz u. a. erſchienen. 2000 Perſonen verhaſtet Die Anterſuchung des Attentats auf Graziani. Rom, 22. Februar. Aus Addis Abeba wird amtlich gemeldet, daß die Polizei von Addis Abeba ſofort nach dem Attentat auf den Vizekönig 2000 Perſonen verhaftet hat. Der Militärgerichts⸗ bof hat bereits ein Anterſuchungsverfahren zur Ermittlung der Urheber des Anſchlags eingeleitet, die auf Grund der von Rom erhaltenen Weiſungen ohne Verzug hingerichtet wer⸗ den ſollen. Milizabteilungen haben die Durchſuchungs⸗ und Säu⸗ berungsaktion einiger verdächtiger Stadtviertel unternommen. Die Stadt befindet ſich unter dem Schutz von Militärtrup⸗ pen, deren Zahl 30 000 Mann beträgt. Unter der Bepöl⸗ kerung herrſcht vollkommene Ruhe. Abeſſiniſche Aufrührerbande vernichkel. Im Seengebiet ſüdweſtlich von Addis Abeba ſtießen die Abteilungen Natale und Tucci, denen die Säuberungsaktion in dieſem Gebiet übertragen iſt, auf eine Aufrührerbande unter der Führung des Dedſchak Gabre Mariam. Nach kur⸗ zem Gefecht wurden die Aufrührer vollkommen aufgerieben. Einige ihrer Häuptlinge, darunter der Dedſchak Beiene Merid, wurden gefangengenommen und ſofoct hingerichtet. Der verräteriſche Anführer Gabre Mariam, der trotz ſeines an Italien geleiſteten Treueides ſeine aufrühreriſchen Um⸗ triebe fortſetzte, iſt im Kampf gefallen. Für die Anabhängigkeit Chinas Nanking, 22. Februar. Die Kuomintang hat nach Abſchluß der Tagung ihres Vollzugsausſchuſſes ein Manifeſt herausgegeben. Ein weſentlicher Teil des Manifeſtes iſt der kommuniſtiſchen Frage gewidmet. Danach wird ſich die Partei weiterhin für die völlige Säuberung Chinas von den Bolſchewiſten ein⸗ ſetzen.„Die Kuomintang muß China völlig von den Kom⸗ muniſten befreien“. Das Manifeſt befaßt ſich dann mit dem Beſchluß des Vollzugsausſchuſſes, die Periode der politiſchen Bevormundung des chineſiſchen Volkes durch die Kuomin⸗ tang abzuſchließen und eine verfaſſunggebende National⸗ verſammlung zum 12. November einzuberufen. Hierbei ſolle auch anderen Parteigruppen die Möglichkeit einer Veteili⸗ gung gegeben werden, falls ſie ſich zu den drei Volksgrund⸗ ſätzen Sunyatſens bekennen. Es wird dann auf die Dring⸗ lichkeit der Entwicklung der Hilfsquellen des Landes hinge⸗ wieſen. b Die Kuomintang will an ihrer außenpoliti e n Haltung feſthalten. Ihr unveränderliches Ziel ſet Eh innere Unabhängigkeit zu verſchaffen und mit dem Aus⸗ land eine friedliche Zuſammenarbeit herzuſtellen. China wolle nicht auslandsfeindlich ſein, es ſei jedoch entſchloſſen, 1 Störungen von außen her Widerſtand zu eiſten. Haſtig eilte Lieſelotte die breiten Stufen nach der Diele hinunter, denn ſie wußte, daß die Generalin Littmann, die ſelbſt keine Kinder beſaß und die deshalb Lieſelotte beſon⸗ ders in ihr Herz geſchloſſen hatte und um deretwillen im Winter manche Feſtlichkeiten veranſtaltete, damit ſie die Ein⸗ ſamkeit des Landlebens nicht ſo ſchwer ſpürte, bereits un⸗ geduldig und zugleich beſorgt auf ihr Kommen warten würde. Aber plötzlich ſtockte der Fuß des jungen Mädchens. Wie gebannt blieb Lieſelotte ſtehen und beugte ſich lauſchend vor. Mit einer kurzen Handbewegung gab ſie auch Inſpektor Karſten zu verſtehen, nicht weiterzugehen. Sie ſelbſt aber beugte ſich über das ie e d ſchwere e und ſchaute in die Diele hinab, von woher ſelt⸗ ame, ſchwermütige und doch einſchmeichelnde Töne kamen. Und dort unten, von dem rötlichen Lichtſchein des Kamin⸗ feuers umſtrahlt, ſaß eine ſchlanke, ſtattliche Männergeſtalt. Das volle blonde Haar war glatt zurückgeſtrichen und ein paar große, dunkle Augen ſchauten aus einem Geſicht träumeriſch in das lodernde Feuer des Kamins, das nach einer alten Sitte des Hauſes noch immer von Buchenſchei⸗ ten entfacht wurde. Die ſchlanken Hände des Fremden aber glitten leiſe über die Saiten der Balalaika weiche, verträumte Klänge. Es ſchien, als hätte er ſeine Umgebung vergeſſen, als wären ſeine Gedanken weit, weit fortgeeilt, als träumten ſie von vergangenen Tagen, die nie wieder zurückkehrten. Lieſelotte wagte nicht, ſich zu rühren. Faſt atemlos lauſchte ſie. Doch plötzlich brach die Muſik ſchrill ab und mit einem müden Seufzer ließ Michael Romanowski die Balalaika ſin⸗ ken und preßte ſein Geſicht in beide Hände. Da eilte Lieſelotte die Stufen mit haſtigen Schritten 1 9 8 trat zu Michael Romanowski, legte dieſem ihre chmale, weiße Hand auf die Schulter und flüſterte mit einer Stimme, in der deutlich dos Mitleid für den Heimatloſen zitterte: und entlockten dem Inſtrument Kurzmeldungen Verlängerung des Kreditabkommens für deutſche öffenkliche Schuldner. Berlin, 23. Febr. Das Stillhalteabkommen für die kurzfriſtigen Auslandsſchulden der deutſchen Länder und Gemeinden und öffentlich⸗rechtlichen Körperſchaften iſt am Montag durch Unterzeichnung des Kreditabkommens für deutſche öffentliche Schuldner von 1937 mit geringfügigen Aenderungen um ein Jahr verlängert worden. Der Ge⸗ ſamtbetrag der in Frage kommenden öffentlichen Schulden beläuft ſich noch auf rund 42 Millionen Reichsmark. Raubmord an einem Viehhändler. Markt Oberdorf, 22. Febr. Der Bauer und Viehhänd⸗ ler Joſef Geiß von Hattenhofen wurde tot aus der Wertach geborgen. Die Unterſuchung führte zum dringenden Ver⸗ dacht eines Raubmordes. Geiß war am Mittwoch auf einer Tierzuchtverſteigerung in Kempten und wollte abends nach Hauſe zurückkehren. Zwiſchen Thalhofen und Hattenhofen wurde er offenbar an der Wertachbrücke überfallen, mit einem Stock bewußtlos geſchlagen und dann in die Wertach geworfen. Am Tatort wurden ein fremder blutbeſudelter pazierſtock, die leere Brieftaſche und der Hut des Toten gefunden. Die Leiche des Ermordeten wurde von einem an der Wertach arbeitenden Bauern zufällig im Waſſer trei⸗ bend geſichtet. Schweres Autounglück.— Zwei Toke, drei Schwerverletzte. Potsdam, 23. Febr. Ein ſchweres Autounglück ereignete ſich am Montag auf der Berlin— Leipziger Chauſſee zwi⸗ ſchen den Orten Seddin und Michendorf unweit der Pots⸗ damer Stadtgrenze. Der ſchwere Perſonenwagen einer Zwickauer Autofirma, der ſich mit ſechs Inſaſſen auf dem Wege nach Berlin befand, fuhr auf einen Holzwagen mit ſolcher Wucht auf, daß die Bretter durch das Innere des Privatwagens eindrangen. Hierbei wurden zwei Perſonen getötet, drei Perſonen ſchwer und die ſechſte leichter verletzt. Das Unglück ſo durch dichtes Schneetreiben verur⸗ ſacht worden ſein. Exploſionsunglück in Wien Folge eines Selbſtmordes durch Leuchtgas. Wien, 22. Febr. Eine große Esploſion ereignete ſich im Wiener Bezirk Neubau. Der Poſtbote klingelte bei einer Frau, die am Abend zuvor die Gashähne aufgedreht hatte, um Selbſtmord zu verüben. Durch einen beim Klingeln ent⸗ ſtandenen elektriſchen Funken lam das Gas zur Exploſion. Große Verwüſtungen wurden im ganzen Hauſe angerichtet. Bis jetzt wurden ein Toter und mehrere Schwerverletzte aus den Trümmer einzelner Wohnungen geborgen. Die amerikaniſche Neutralikätspolitik. Die vielumſtrittene geſetzliche Neufaſſung der amerikani⸗ ſchen Neutralitätspolitik iſt einen großen Schritt dadurch vorwärts gebracht worden, daß der von Senator Pittman angefertigte Entwurf faſt einſtimmig vom Auswärtigen Ausſchuß des Bundesſenats angenommen wurde. Das Ge⸗ ſetz ſtellt ein Kompromiß zwiſchen dem Wunſch der Regie⸗ rung nach weitgehender Handlungsfreiheit für den Präſi⸗ denten und der Forderung der Anhänger der Jſolierungs⸗ iel 5 nach ſtriktem Abſchluß von der kriegeriſchen Außen⸗ welt dar. Erfolge an allen Fronten Der ſpaniſche nationale Heeresbericht. Salamanca, 22. Februar. Der nationale Heeresbericht meldet Erfolge aus allen Frontabſchnitten. So haben die nationalen Truppen an der Aſturienfront einen bolſchewiſtiſchen Generalangriff glän⸗ zend abgewehrt und dem Feinde ſtarke Verluſte beigebracht. Die nationale Artillerie verwandelte durch wohlgezieltes Feuer den Rückzug der Bolſchewiſten in eine regelloſe und verluſtreiche Flucht. Ein bolſchewiſtiſches Bataillon wurde völlig abgeſchnitten. Eine große Anzahl von„Offizieren“ eriet in Gefangenſchaft. Im Abſchnitt Robla de Matal⸗ lang wieſen Truppen der 8. Diviſion ebenfalls einen bol⸗ ſchewiſtiſchen Angriff zurück. Auch hier hatten die Bolſche⸗ wiſten große Verluſte. An der Madrider Front zerſchellte ein bolſchewiſtiſcher Angriff, den die Bolſchewiſten unter Einſatz der Interna⸗ tionalen Brigade im Weſtpark durchführten.— Die Süd⸗ armee wies bei Motril und Orgivas Angriffe bolſchewiſti⸗ ſcher Horden mühelos zurück. In der Sierra Nevada wird die Säuberunasaktion in aroßem Maßſtabe fortaeſetzt. „Sie ſollen nicht traurig ſein... Sie ſollen nicht fürch⸗ ten müſſen, daß wir Sie wieder hingusſtoßen in die Welt und Ihrem Schickſal preisgeben.“ Jäh blickte Michael Romanowski auf. Aus ſeinen großen dunklen Augen brach ein heißer Blick, mit dem er die ſchlanke Mädchengeſtalt umfaßte, die in ihrem ganzen Liebreiz und ihrer mädchenhaften Süße vor ihm ſtand. Lieſelotte Mayburg war noch jung, kaum einundzwan⸗ zig Jahre alt, und trotzdem ihre Jugend mit ſo viel ſchwe⸗ ren Sorgen um den Vater und die Brüder belaſtet war, hatte ſie ſich doch den ganzen Zauber ihrem Mädchentums bewahrt. Da ſie ſtets ein freundliches Lächeln für alle ihre Unter⸗ gebenen übrig hatte und zu jedem ein liebes Wort ſprach, wenn er in ihre Nähe kam, ſo wurde e von allen ver⸗ göttert. Michael Romanowski aber ſtarrte ſie wie gebannt an, denn er hatte ſie noch nie ſo ſchön geſehen wie in dieſer Stunde. 5 Der Pelzmantel war durch die jähe Bewegung von ihren Schultern herabgeglitten und zeigte das ſchimmernde, leuch⸗ tende Weiß der Arme. In ihren blonden Locken aber lag ein duftiger Veilchen ⸗ kranz, der ſie ſo jugendlich 9 5 und liebreizend erſcheinen ließ, daß niemand in ihr die junge Herrin dieſes großen Beſitzes vermutet hätte, die mit ſtraffen Zügeln das Regi⸗ ment führte. Ihre tröſtenden Worte aber übten einen ſolchen Zwang auf Michael Romanowski aus, daß er ihre Hand erfaßte, dieſe raſch an ſeine Lippen zog und einen heißen, brennen⸗ den Kuß daraufdrückte. 5 Dabef ſtammelte er mit bewegter Stimme: 5 „Dank, tauſendfachen Dank für das Mitleid, das Sie dem Heimatloſen ſchenken.“ 8 Ueber Lieſelottes Geſicht huſchte eine flammende Röte, und faſt haſtig entzog ſie dem Fremden ihre Hand. 8 „Was tun Sie?.. Noch keiner aus Ihren Kreiſen hat mir die Hand geküßt.“ 5 5(Fortſetzung folgt.) 5 ein * 2 rern en nenn“ * A 17 W R an reed K ker verboten. Badiſche Chronik Neuzugelaſſene Kraftfahrzeuge in Baden Das Statiſtiſche Reichsamt veröffentlicht ſoeben eine Ueberſicht über die Neuzulaſſungen von Kraftfahrzeugen. Im Jahre 1936 wurden in Deukſchland 457000 Kraftfahr⸗ zeuge neu zugelaſſen. In dieſen Fortſchritten der Motoriſie⸗ rung haben alle Teile des Reiches Anteil. Betrachtet man die Entwicklung in den letzten zwei Jahren, ſo ergibt ſich, daß in Baden im Jahre 1936 insgeſamt 17397 Kraſt⸗ fahrzeuge neuzugelaſſen wurden gegenüber 13 664 im Vor⸗ jahr. Mithin iſt gegen 1935 eine Zunahme ber Neuzulaſſun⸗ gen um 3733 eingetreten. Die prozentual ſtärkſte Vermeh⸗ rung haben wie allgemein im Reich auch in Baden die Zu⸗ laſſungen von Krafträdern leinſchl. Motorfahrräder) erfahren. 5486 Neuzulaſſungen im Jahre 1935 ſtehen 7560 im Jahre 1936 gegenüber, was einer Steigerung um 37,8 Prozent entſpricht. Bemerkenswert iſt dabei das überaus ſtarke Anwachſen der kleinſten Maſchinen. Die Neuzulaſſun⸗ gen von Perſonenkraftwa gen in Baden ttiegen von 6944 im Jahre 1935 um 18,6 Prozent auf 8233 im Jahre 1936. Auch hier haben die kleinſten Wagen am ſtärk⸗ ſten zugenommen. Bei den Laſtkraftwa gen und Son⸗ derfahrzeugen trat gegenüber dem Vorjahr eine Ver⸗ mehrung der Neuzulaſſungen um 275 Prozent in Baden ein und zwar von 1188 auf 1515. Betrachtet man die Grö⸗ ßenklaſſen, ſo zeigt ſich, daß die Steigerung der Zulaſſangs⸗ n umſo ſtärker war, ſe höher die Nutzlaſtgruppe(mit Ausnahme der 4—5 Tonnen⸗Klaſſe) war. Nicht einheitlich haben ſich die Neuzulaſſungen von Kra ftomnibuſſen entwickelt. Während in verſchiedenen Teilen des Reiches die Zulaſſungszahlen des Vorjahres nicht ganz erreicht wurden, hat Baden eine Zunahme der Neuzulaſſungen um 93,5 Pro⸗ zent von 46 auf 89 zu verzeichnen. Weinheim.(Von Zugmaſchine getötet.) In der Nähe von Lützelſachſen ſtürzte der 16jährige Georg Hum⸗ mel aus Rippenweier mit ſeinem Fahrrad in dem Augenblick auf die Straße, als eine Zugmaſchine mit zwei Anhängern ihn überholen wollte. Er Wurde erfaßt und ſofort getötet. Der Lenker des Laſtzuges, Fuhrunternehmer Wilhelm Mül⸗ ler aus Sulzbach, verſuchte zu bremſen, doch ſtürzte der Laſt⸗ zug um und blieb in einem Acker liegen. Heidelberg.(Aus Gram über den Tod der Eltern.) Am Stauwehr Schwabenheimer Hof bei Doſ⸗ ſenheim wurde die Leiche des ſeit etwa ſechs Wochen vermiß⸗ ten 37jährigen Landwirts Fritz Heuser aus Handſchuhsheim geländet, deſſen Eltern vor einiger Zeit an einem Tage ge⸗ ſtorben ſind. Tauberbiſchofsheim.(Die Verlegung der Auf⸗ bau⸗Oberrealſchule.) Aus dem Anterrichtsmini⸗ ſterium wird mitgeteilt:„Die auf Beginn des Schuljahres 193738 in Ausſicht genommene Verlegung der Aufbau⸗Ober⸗ realſchule(mit Schülerheim) Tauberbiſchofsheim nach Buchen wird noch bis auf weiteres zurückgeſtellt, da ſich die Errichtung des in Buchen zu eröffnenden Schülerheims nicht auf Beginn des neuen Schuljahres 193738 verwirklichen läßt. Das Real⸗ gymnaſium Buchen⸗Walldürn bleibt daher zunächſt ebenfalls noch in der bisherigen Form beſtehen. Die geplante Neu⸗ ordnung der ſchuliſchen Verhältniſſe der genannten Städte wird vorausſichtlich auf Beginn des Schuljahres 1938⸗39 er⸗ folgen.“ Laſtzug ſtürzi Böſchung hinab. Mosbach. Auf der ſteilen Straße von Mudau nach Amorbach ereignete ſich abends ein ſchwerer Verkehrsunfall. Ein mit Langholz beladener Laſtzug kam auf der vereiſten Straße ins Rutſchen und ſtürzte die 25 bis 30 Meter hohe Böſchung hinunter, wobei er ſich mehrmals überſchlug. Der Fahrer, der Beifahrer und mehrere Inſaſſen wurden heraus⸗ geſchleudert. Zwei Perſonen erlitten ſchwere Knochenbrüche. Der Laſtzug wurde vollkommen zertrümmert. () Durlach.(Der letzte Altveteran geſtor⸗ ben.) Einer der älteſten Einwohner unſerer Stadt und der letzte Kriegsteilnehmer von 1870-71, Schreiner Karl Sauer, iſt kurz nach Beendigung ſeines 87. Geburrtstages infolge kur⸗ zer ſchwerer Krankheit geſtorben. ) Raſtatt.(Tod auf den Schienen.) Der 26⸗ jährige Sohn des Wendelin Raum von Haueneberſtein hat ſich in einem Anfalle von Schwermut auf der Bahnſtrecke . Haueneberſtein und Raſtatt vom Zuge überfahren aſſen. Die Riedöſchinger Familientragödie (—) Donaueſchingen. Nach Abſchluß der Unterſuchungen durch die Gerichtsbehörden in Riedöſchingen erfährt man noch ergänzend zu dem ſchrecklichen Familiendrama, daß Maus die Tat mit einem Küchenmeſſer ausgeführt hat. Er hat zuerſt ſeine Frau und dann ſeine Schwiegermutter ermordet. Zwi⸗ ſchen dem Vater und dem 12jährigen, ſtarken Sohn muß ſich ein Kampf abgeſpielt haben, wobei Maus ſeinem Sohn noch Stiche in die Hand und in den Hals beibrachte. Der Täter hat die Kehlen ſeiner Opfer derart durchſchnitten, daß der Tod ſofort eintrat. Die Unterſuchung hat ſchließlich er⸗ geben, daß Maus bereits am Samstag vollſtändig gei⸗ ſtesgeſtört war. Großer Schwarzbrennerprozeß. Offenburg. Die 2. Große Strafkammer hat, wie das Hauptzollamt Kehl bekanntgibt, in zweitägiger Verhand⸗ lung folgendes rechtskräftig gewordenes Arteil gefällt. Es wurden verurteilt: Joſef Müller aus Haslach b. Oberkirch wegen Zuckerſteuerhinterziehung und Beihilfe zur Branntwein⸗ monopol⸗Hinterziehung zu einer Geldſtrafe von 5785,80 Mark (evtl. ein Monat Gefängnis), zu einer weiteren Geldſtrafe von 44 985,60 Mark leptl. acht Monate Gefängnis), zu einer Werterſatzſtrafe von 12.694 Mark(evtl. ſechs Monate Gefängnis) und außerdem zu einer Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten; Alois Müller aus Zuſenhofen wegen Zuk⸗ kerſteuerhinterziehung und Vergehens gegen das Branntwein⸗ monopolgeſetz zu einer Geldſtrafe von 33 500 Mark(evtl. fünf Monate, drei Wochen Gefängnis), zu einer Werterſatzſtrafe von 8300 Mari(evtl. einen Monat Gefängnis) und außerdem zu einer Gefängnisſtrafe von vier Monaten; Wilhelm Alfons Kaſper von Zufenhofen, wohnhaft in Hürrlingen(Amt Waldshut) zu einer Geldſtrafe von 1267,20 Mark(evtl. zwei Wochen Gefängnis), zu einer Werterſatzſtrafe von 360 Mark Evtl. zwei Tagen Gefängnis), ſowie zu einer Gefängmsftrafe von drei Wochen. Die gegen Joſef Müller und Alois Mül⸗ ler erkannten Geld⸗ und Werkerſatzſtrafen gelten als getilgt durch die Unterſuchungshaft. Die gegen Alfons Kaſper er⸗ kannte Gefängnisſtrafe von drei Wochen wird mit einer am 5. Oktober 1936 gegen ihn wegen der gleichen Vergehen ausgeſprochenen Gefängnisſtrafe von drei Monaten zu einer Geſamtgefängnisſtrafe von drei Monaten, zwei Wochen zu⸗ ſammengezogen. Die Brennereieinrichtung des Andreas Mül⸗ ler in Zuſenhofen wrd beſchlagnahmt, dem Joſef Müller und Alois Müller wird für fünf Jahre der Handel mit Zuk⸗ Aus den Nachbargauen „ Frankenthal.(Todesſturz aus dem Fenſter.) Ein gräßliches Unglück ereignete ſich in der Willeſtraße. Das zweieinhalbjährige Söhnchen der Familie Kutſcher ſtürzte in einem unbewachten Augenblick aus dem Fenſter der im vierten Stock gelegenen Wohnung auf den aſphaltierten 9115 erſteig, wo es mit zerſchmettertem Schädel tot liegen eb. Worms.(Unglaubliche Diebesfrechheit.) Als am Morgen gegen 9 Uhr am Kaiſer⸗Heinrich⸗Platz eine Frau das Bettzeug zum Lüften aus einem gegen die Straße zu gelegenen Fenſter ihrer Parterrewohnung hängte, ſchlich ſich ein Dieb herzu, riß eine Bettkolter an ſich und entkam auf ſeinem Fahrrad. Dies geſchah während die Frau noch im Zimmer weilte! Ihr Rufen machte ſofort einige Verfolger mobil, die aber zu Fuß den Radfahrer nicht mehr einholen konnten. Monsheim(Rhh.).(Triebwagen fuhr auf Per⸗ ſonenwagen) Gegen 19 Uhr fuhr im Bahnhof Mons⸗ heim ein leerer Triebwagen auf einen haltenden Perſonen⸗ zug von hinten auf Fünfzehn im letzten Wagen des Per⸗ ſonenzugs ſitzende Fahrgäſte wurden verletzt, darunter einige durch Knochenbrüche. Die Verletzten wurden ſofort durch Sanitätsmannſchaften, die wegen einer Verdunke⸗ lungsübung in Bereitſchaft ſtanden, aus ihrer Lage befreit. Auch war ärztliche Hilfe ſofort zur Stelle. Alzey.(Tödlicher Unglücksfall) Der 54 Jahre alte Arbeiter Heinrich Wagner 6. aus Wöllheim war als Beifahrer mit einem Laſtzug der Hartſteinwerke Neubam⸗ berg unterwegs. Bei Wendelsheim ſtürzte Wagner plötz⸗ lich vom Anhänger herunter auf die Straße, geriet unter die Räder und mußte mit einem Schädelbruch, inneren Ver⸗ letzungen und einer Oberſchenkelquetſchung ins Kreiskran⸗ kenhaus Alzey verbracht werden. Dort iſt er bald nach der Einlieferung geſtorben. Wagner war erſt ſeit zehn Tagen in ſeiner neuen Arbeitsſtelle. Der Laſtzug wurde von ſeinem eigenen Sohn geführt. Mordanſchlag gegen eine Achtzehnjährige Hauenſtein. Ein myſteriöſer Ueberfall ereignete ſich nahe dem benachbarten Völkersweiler. Die 18 Jahre alte Tochter des Landwirts Kempf war mit dem Fahrrad von Annwei⸗ ler nach Hauſe unterwegs. Unweit des St. Joſephs⸗Hofes wurde ſie von zwei Männern, deren einer das Geſicht ſchwarz gefärbt hatte, vom Rade geriſſen und in den nahen Wald geſchleppt. Sie erhielt dabei mit einem Prügel einen Schlag auf den Hinterkopf. Im Walde wurde ſie halb aus⸗ gezogen und freiſchwebend an den Händen, mit einer Schlinge um den Hals, zwiſchen vier Bäumen aufgehängt. Um das Mädchen am Schreien zu hindern, ſteckten ihm die Unmenſchen einen Knebel in den Mund. Ein ſpäter vorüber⸗ fahrender Mann wurde durch das Stöhnen aufmerkſam und konnte die Bedauernswerte noch rechtzeitig vom licheren Tode retten und mit dem Fuhrwerk nach Hauſe bringen. Die Ueberfallene konnte der Gendarmerie noch beſtimmte Angaben machen, dann verlor ſie das Bewußtſein. Ihr Zu⸗ 5 iſt beſorgniserregend. Von dem mitgeführten Geld fehlt nichts. Frankfurt a. Mm.(Vom vierten Stock auf die Straße geſtürzt.) Wie aus München gemeldet wird, ſtürzte ſich dort in der Nacht ein in München zu Beſuch weilender Schneidermeiſter aus Frankfurt a. M. vom vier⸗ ten Stock auf die Straße hinab. Er war ſofort tot. — Renningen, Kr. Leonberg.(Von Motorradfah⸗ rer tödlich angefahren.) Der 68jährige Steinbruch⸗ beſitzer Gottlob Löffler befand ſich auf dem Weg nach Hauſe. In der Weilderſtädter Straße, nach einer Kurve, begegnete ihm ein Motorradfahrer aus Neuhauſen(Baden). Der Mo⸗ torradfahrer ſtieß mit Löffler zuſammen, ſo daß dieſer der⸗ artige Verletzungen im Unterleib erhielt, daß ſeine Anter⸗ bringung in das Kreiskrankenhaus Leonberg notwendig wurde, von wo er alsbald in eine Klinik nach Stuttgart verbracht wurde. Dort iſt er ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Mayen.(Perſonenkraftwagen gegen Baum geraſt) Ein Perſonenkraftwagen aus M.⸗Gladbach kam in der Kurve zwiſchen Urmitz und Weißenthurm ins Rut⸗ ſchen und fing an zu ſchleudern. Mit voller Wucht ſtreiſte das Fahrzeug einen Baum, wobei die linke Seitentür ab⸗ geriſſen, die Karoſſerie eingedrückt und auch der Motor ſtark beſchädigt wurden. Die Inſaſſen wurden aus dem Fahrzeug geſchleudert. Führerlos raſte der Wagen weiter und rannte an der anderen Straßenſeite gegen einen Baum. Von den Inſaſſen erlitten zwei Perſonen ſchwerere Verletzungen; der Kraftwagenführer zog ſich eine Gehirnerſchütterung zu. Schuhereme Waſſerembruch in eine Grube Folge ſtarker Niederſchläge in Oberſchleſien. Beuthen, OS., 22. Febr. Infolge der anhaltenden Nie⸗ derſchläge und der ſtarken Schneeſchmelze in den letzten Tagen der vergangenen Woche ſammelten ſich große Waſſer⸗ maſſen in den durch den Bergbau der Radzionkau⸗Grube um mehrere Meter abgeſunkenen Gelände an der Landesgrenze. Die Waſſermaſſen ergoſſen ſich zunächſt in den Grubenbau der bereits mehrere Jahrzehnte ſtilliegenden Rudolfgrube und drangen dann in die Grubenbaue der Neuhofgrube ein, wo ſie die Lokomotioförderſtrecke außer Betrieb ſetzten. Obwohl von den Pumpen 12 Kubikmeter in der Minute gehoben werden und nach Wiederherſtellung des durch den Waſſerein⸗ bruch zerſtörten Dammes ſüdlich des Scharleyer Fluggra⸗ bens drei weitere Pumpen mit zuſammen 8 Kubikmetern Leiſtung über Tage das Waſſer aus dem Gelände heraus⸗ pumpen, iſt der Waſſerſtand in dem Grubenbau der Neuhof⸗ grube noch weiter geſtiegen, N 5 Es iſt auf Grund der im Gange befindlichen weiteren Maßnahmen zuverſichtlich zu hoffen, daß es gelingen wird, ein Erſaufen wi erer Grubenbaue zu verhindern. Die Ge⸗ folgſchaft der Neuhofgrube wird inzwiſchen anderweitig be⸗ ſchäftigt werden. Menſchenleben waren und ſind nicht in Gefahr. 5 25 74 Schneeverwehungen in der Bayeriſchen Oſtmark. Regensburg, 22. Febr. Auf der Teilſtrecke Neu—Rei⸗ chenau—Haidmühle der Nebenbahn Paſſau—Haidmühle mußte nach reichsbahnamtlicher Mitteilung am Montagfrüh der Verkehr wegen neuerlicher Schneeverwehungen eingeſtellt wer⸗ den. Die erſatzweiſe Bedienung des Perſonenverkehrs mit Kraftwagen ließen die Straßenverhältniſſe nicht zu. Alle er⸗ reichbaren Kräfte ſind für die Schneeräumungsarbeiten ein⸗ geſetzt worden. Speiſequark gibt Kraſt und Mark! Deutſche Hausfrau! Selten nur kannſt Du für einen ſo niedrigen Preis ein ſo wertvolles Nahrungsmittel kaufen. Wir wollen Dich nicht mit wiſſenſchaftlichen Zahlen und Tabellen langweilen. Wiſſe, daß Speiſeguark(„weißer Käſe“ in manchen Gegenden genannt) hilft auch gut ver⸗ dauen, was ja bekanntlich die wichtigſte Tätigkeit bei un⸗ ſerer geſamten Nahrungsmittelaufnahme iſt! Der feine zäuerliche Geſchmack iſt nämlich auf die Bildung von Milch⸗ ſäure zurückzuführen, die aus dem Milchzucker beim Kauen entſteht. Dieſe Milchſäure fördert die Verdauung auf die einfachſte und natürliche Weiſe, ohne den Darm zu reizen. Es iſt erſtaunlich, was für abwechſlungsreiche, wehl⸗ ſchmeckende warme und kalte Speiſen ſich mit Quark berei⸗ ten laſſen! Als Brotaufſtrich iſt er vorzüglich. Die aus Quark hergeſtellten eiweißreichen Käſe: Harzer, Mainzer, Thüringer Stangenkäſe, Goldleiſten, Bauern⸗ oder Fauſt⸗ käſe, haben den gleichen Nährwert und die gleichen guten Eigenſchaften. Auch der ſogenannte Blauſchimmelkäſe, der, ähnlich dem Camembert, mit einem feinen, eßbaren Schim⸗ melraſen beſiedelt iſt, hat ſeine beſonderen Liebhaber. Der? eiweißreiche Käſe iſt typiſch deutſchen Urſprungs und ge⸗ hört alſo mit Recht zu unſerer bodenſtändigen Ernährung. Bei ſeiner Verwendung ſchlägſt Du, wie der Volksmund ſagt, mindeſtens vier Fliegen mit einer Klappe: Du ſchonſt Dein Wirtſchaftsgeld, ernährſt Dich und die Deinen richtig, hilfſt uns Deviſen ſparen und die Fettverſorgung ſichern, alles Pflichten, denen Du Dich nicht entziehen darfſt. * Erhöhte Hochwaſſergefahr. Nach den ergiebigen Niederſchlägen, die geſtern im ganzen Lande niedergingen ſind ſeit heute Nacht beſonders Rhein und Nedkar ſtark geſtiegen. Vom Oberlauf des Neckars wird heute früh ſtarkes Steigen gemeldet. In Heilbronn ſteigt das Waſ⸗ ſer ſtündlich 10 cm. Der Waſſerſtand betrug heute früh in Plochingen 3.50 m, in D ſedesheim 5,07 m, in Mann⸗ heim 6.11 m. In Seckenheim iſt der Neckar ſeit geſtern Abend über 1 m geſtiegen und die Waſſermaſſen haben im Wörtel bereits die Sportplätze überflu et. Die Land⸗ ſtraße nach Neckarhauſen iſt zur Stunde noch befahrbar. „Am ein Hundehaar“. Am kommenden Samstag bringt die Schauſpielſchule der Städt. Hochſchule für Muſik und Theater das neue Luſtſpiel von Emmerich Nuß„Am ein Hundehaar“ in Erſtaufführung heraus. Der Verfaſſer iſt ja kein Un⸗ bekannter mehr. Denn der Erfolg ſeiner„Schwarz⸗ arbeiter“ im Nationalthea ler im vergangenen Theater⸗ winter dürfte noch in aller Erinnerung ſe m. Emmerich Nuß ſchrieb ſein neues Luſtſpiel als ene Berliner Volks⸗ komödie, die prächtige Volkstypen und Volkscharaklete auf die Bühne bringt. Für die Aufführung der Schau⸗ ſpielſchule wurde nun das Spiel in das pfälziſche Sprach⸗ gebiet verlegt, ohne daß dabei die Charaktere und Typen der handelnden Perſonen Einbuße erlitten. Durch deſe zUmſiedelung“ wurde der Chapakter eines pfälziſchen Volksſtückes geſchaffen, das ſeine Wirkung bei der Oeffent⸗ lichkeit ſicher nicht verfehlen wird. I Repräſentationskoſten und Einkommenſteuer. In den Richtlinien über die Veranlagung der Einkommenſteuer und Körperſchaftsſteuer im Jahre 1937 heißt es über die Werbungskoſten u. a.:„Entſchädigungen, die den in pri⸗ vatem Dienſt angeſtellten Perſonen zur Beſtreitung des durch den Dienſt veranlaßten Aufwands gezahlt werden, ſind grundſätzlich ein Teil des Arbeitslohnes. Beſondere Aufwendungen, die die Ausübung des Dienſtes mit ſich bringt, ſind aber als Werbungskoſten nach Paragraph 9 EStG. abzugsfähig. Hierzu gehören auch die Repräſenta⸗ tionsaufwendungen. Es iſt jedoch zu beachten, daß Reprä⸗ ſentationsgufwendungen keine Werbungskoſten darſtellen, wenn ſie Aufwendungen für die Lebensführung kind, die die wirtſchaftliche oder geſellſchaftliche Stellung des Steuer- pflichtigen mit ſich bringt, auch wenn ſie zur Förderung des Berufs oder der Tätigkeit des Steuerpflichtigen gemacht werden. Damit iſt klargeſtellt, daß Repräſentationsauiwen⸗ dungen nur dann zu den Werbungskoſten gerechnet werden können, wenn ſie ausſchließlich mit der dienſtlichen Tätig⸗ keit in Zuſammenhang ſtehen und nichts mit der privaten Lebenshaltung zu tun haben. Repräſentationsaufwendun⸗ gen, bei denen private und dienſtliche Erwägungen zuſam⸗ menwirken, ſind nicht abzugsfähig.“ — Silbergeld aufgerufen, Sparbüchſen nachſehen! Vom 1. April 1937 an gelten Silbermünzen zu 1 Mark und 1 Reichsmark ſowie 5 Reichsmark aus den Jahren 19241932 nicht länger als geſetzliche Zahlungsmittel. Jedermann darf nach dem 1. April 1937 dieſe Münzen alſo zurückweiſen. Nur wenige öffentliche Kaſſen nehmen die Einwechflung nach dieſem Zeitpunkt noch vor, aber auch nur bis zum 30. Juni 1937. In zahlreichen Sparbüchſen befinden ſich ſicher⸗ lich noch ſolche in den nächſten Monaten wertlos werdende Silbermünzen. Jeder ſollte ſeine Sparbüchſe nachſehen und die in Betracht kommenden Münzen ausſondern. Von den früher bereits außer Kraft geſetzten Silbermünzen ſind, wie die Statiſtik zeigt, gewaltige Millionenbeträge nicht wieder zu den Reichskaſſen zurückgelangt. De Beſitzer ſolcher alten Silbermünzen haben infolgedeſſen fühlbare Verluſte erlitten. Jeder, der jetzt ſeine Sparbüchſe nachſieht und das Geld auf einem Sparbuch gutſchreiben läßt, iſt vor ähnli⸗ chen Enttäuſchungen bewahrt. N * Alte Familienpapiere auf Hausböden Die Hausböden müſſen entrümpelt werden, damit ſich nicht allzuviel Feuergefährliches zwiſchen Sparren und Balken verbirgt, Beim Ordnen der Gegenſtände ſind auf dem Lande vielfach wertvolle Orts-, Hof- und Familien⸗ aktenſtücke zutage gefördert worden, alte Truhen mit Ge⸗ meindepapieren, da der Ahne einmal Bürgermeiſter des Orts war, alte Erbzins⸗ und Fronregiſter, Uebergabever⸗ träge, Kaufbriefe, Patenbriefe und ſonſtige Familienpa⸗ 58 aus alter Zeit. Auf keinen Fall dürfen dieſe jahrhun⸗ ertealten Familienpapiere und Akten, die zu Hof und Sippe gehören, bei dieſem Säuberungsprozeß vernichtet werden. Auch die alten, vielfach in Schweinsſeder gebunde⸗ nen Bibeln müſſen gut aufgehoben bleiben. Oft enthalten be viele Geſchlechter hindurch aufgezeichnet von der Hand s Vorfahren, die wertvollſten Familiennachrichten. Nach den Beſtimmungen des Erbhofgeſetzes müſſen alle alten Familienerbſtücke, Urkunden wie Gebrauchs und Zierge⸗ 1 . beim Erbhof bleiben und dürfen nicht verſchleudert werden. f 85 Amkehr in unſerer Exnährungsweiſe Auf den Verbraucher kommt es an. Jeder einſichtige Volksgenoſſe wird ſich darüber klar ſein, daß ein ſo dicht beſiedeltes Land wie Deutſchland anderen Erzeugungs⸗ und Verbrauchsbedingungen unterworfen 1 iſt als ein Land, dem Boden in überreichem Maße zur Ver⸗ 1 zuholen, dann muß auch die Verbraucherſchaft gewiſſe Richt⸗ linien im Hinblick In den letzten Jahrzehnten allerdings hat ſich in Deutſch⸗ land die Ernährung in einer Richtung bewegt, die die Siche⸗ rung der Ernährung aus dem eigenen Grund und Boden immer ſchwieriger machte. Das gilt insbeſondere für den Fettverbrauch. In Deutſchland wurden im Jahre 1913 18,4 kg Fett je Kopf der Bevölkerung verbraucht. Bis zum Jahre 1935 war der Verbrauch aber ſchon auf 22,9 kg ge⸗ ſtiegen. Dabei mutz man noch feſtſtellen, daß die Verbrauchs⸗ ſteigerung in erſter Linie Margarine betrifft, die aber faſt ausſchließlich aus ausländiſchen Rohſtof⸗ fen hergeſtellt wird, deren Bereitſtellung alſo eine Belaſtung des deutſchen Deviſenſtandes darſtellt. Dabei iſt dieſer erhöhte Fettverbrauch keineswegs etwa vom Standpunkt der allge⸗ meinen Volksgeſundheit erforderlich. Im Gegenteil, Män⸗ ner der Wiſſenſchaft und Praxis haben immer wieder feſtge⸗ ſtellt, daß eine gewiſſe Verringern ng des Fettver⸗ brauchs dem Körper eher zuträglich als ſchädlich iſt, und daß überhaupt der Deutſche in ſtärkerem Maße ſich der pflanzlichen Koſt zuwenden müſſe. Es ſoll hier ſelbſt⸗ verſtändlich keiner Eintönigkeit der Ernährung das Wort ge⸗ ſprochen werden. Es wird vielmehr Aufgabe der deutſchen Hausfrau und der zuſtändigen Stellen ſein, für abwechſlungs⸗ reiche Zubereitungsarten der in genügender Menge anfallen⸗ den Nahrungsmittel zu ſorgen. Wenn nun aus raumpolitiſchen und nicht weniger aus geſundheitlichen Rückſichten eine gewiſſe Lenku ng des Nahrungsmittelverbrauches notwendig erſcheint, wenn dringende volkswirtſchaftliche Bedürfniſſe in dieſer Rich⸗ tung vorliegen, dann muß ſelbſtverſtändlich auch überlegt wer⸗ den, wieweit wiederum die Erzeugerſchaft, die Bauern und Landwirte, durch eine Lenkung der Erzeugung an dieſer Auf⸗ gabe mithelfen können. Wenn in irgendeinem Lande, dann beſteht für Deutſchland die Forderung, daß von der vorhan⸗ denen Raumfläche ein möglichſt hoher Na hrwert er⸗ zielt werden muß. Als Beiſpiele ſeien hier genannt die Um⸗ wandlung eines gewiſſen Teiles des bisherigen Grünlandes in Ackerland, die Verſtärkung des Zuckerrüben⸗ und Kartoffel⸗ anbaues uſw. Wenn wir heute von Erzeugungs⸗ und Verbrauchslen⸗ kung ſprechen, dann wird damit die Notwendigkeit gemein⸗ ſamer Arbeit von Erzeugerſchaft und Verbraucherſchaft gefordert. And wenn man den heutigen Ernährungsſtand zu⸗ grundelegt, dann ergeben ſich im Hinblick auf die Verſor⸗ gungslage drei Arten von Nahrungsmitteln. Die erſte Gruppe kann einen verminderten Verbrauch vertragen; ein Vorgang, der gleichzeitig aus volksgeſundheit⸗ lichen Gründen zu vertreten iſt. Ju dieſer Gruppe gehören die Fette, vollfette Käſeſorten, Einfuhrgemüſe und Rind⸗ und Kalbfleiſch. Die zweite Gruppe würde diejenigen Nahrungsmittel umfaſſen, deren gleichbleibender Ver⸗ brauch aus volkswirtſchaftlichen Gründen wünſchenswert iſt. Dazu gehören Brot⸗ und Backwaren, Trinkmilch, Eier, Obſt und Schweinefleiſch. Die wichtigſte Gruppe aber um⸗ faſſen die Nahrungsmittel, bei denen ein verſtärkter Verbrauch gefordert werden muß. Dazu gehören ent⸗ rahmte Milch, eiweißreiche Käſeſorten, Halbfettkäſeſorten, Speiſequark, Graupen, Grütze, Haferflocken, Zucker, Kartof⸗ feln, dann insbeſondere Fiſch, dazu die verſchiedenen inlän⸗ diſchen Gemüſe und ſchließlich Marmelade. Wie man ſieht, iſt die Reihe der Nahrungsmittel, bei denen ein verſtärkter Verbrauch möglich iſt, außerordentlich reichhaltig. Verſtärkter Verbrauch gerade dieſer Nahrungs- mittel kann zu geringerem Verbrauch der Nahrungsmittel führen, die Deutſchland aus eigenen Mitteln nicht hundert⸗ prozentig bereitſtellen kann. Bei dem Zuſammenhang aller wirtſchaftlichen Dinge aber bedeutet das nicht nur eine beſſere Sicherung der deutſchen Ernährungswirtſchaft, ſondern gleich⸗ zeitig eine Anterſtützung des geſamten nationalwirtſchaftlichen Aufbaues. Je weniger Nahrungsmittel wir einführen, deſto mehr Deviſen können zur Rohſtoffbeſchaffung für die Induſtrie zur Verfügung geſtellt werden. Dieſe klar umgrenzten Aufgaben für Erzeuger und für Verbraucher konnten nur darum geſtellt werden, weil die nationalſozialiſtiſche Ernährungswirtſchaft mit Maßnahmen verſchiedener Art Ordnung in die Bewegung der Nah⸗ rungsmittel gebracht hat. Nur die Geſetze über die Markt⸗ ordnung ermöglichten eine ſolche klare Gliederung und Feſt⸗ ſtellung der heute notwendigen Aufgaben. Wurden ſo von den zuſtändigen Stellen des Staates und des Berufsſtandes ent⸗ ſcheidende Arbeiten geleiſtet, ſo kann man wohl erwarten, daß jeder einzelne Volksgenoſſe ſich in ſelbſtverſtändlicher, frei⸗ williger Diſziplin den aus volkswirtſchaftlick hen Gründen not⸗ wendigen Forderungen unſerer Zeit unterſtellt. Verlobung und Ausſteuer Was man darüber wiſſen muß. Gewiß dürfen allgemein einige grundſätzliche Ausfüh⸗ rungen über Verlobung und Ausſteuer intereſſieren. Von einer Verlobung kann man gewöhnlich ſchon dann ſpre⸗ chen, wenn die jungen Leute im Hauſe ihrer nächſten An⸗ gehörigen häufiger zuſammenkommen, zuſammen ausgehen und recht vertraulich miteinander verkehren. Vom rechtlichen Standpunkt aus genügt das gegenſeitige Eheverſprechen allein zur tatſächlich vollzogenen Verlobung. Allerdings be⸗ darf es bei Minderjährigen der Zuſtimmung des Vaters, der Mutter oder des Vormundes, bevor ihre Verlobung anerkannt werden kann. Zur Heirat zwingen kann jedoch auch im Falle des Eheverſprechens keiner der beiden Teile, wenn auch der zurücktretende Teil geſetzlich dem anderen gegenüber zu Erſatzleiſtungen verpflichtet iſt, falls der Rück⸗ tritt vom Eheverſprechen grundlos erfolgte. Wenn der zu⸗ rücktretende Teil indeſſen den gegenſeitigen Verkehr ledig⸗ lich als Freundſchafts verhältnis aufgefaßt ha⸗ ben will, dann bleibt dem Richter nur die Möglichkeit, durch Beweiserhebung feſtzuſtellen, ob ein Eheversprechen tatſächlich vorliegt oder nicht, um ſich beim Fehlen einwand⸗ freier Zeugen ſelbſt ein Urteil zu bilden, welcher Seite zu willfahren iſt. Als wichtiger Grund zur Löſung einer Ver⸗ lobung gilt ein Irrtum oder eine Täuſchung über perſön⸗ liche Eigenſchaften des anderen Teiles, namentlich über Vergangenheit, Krankheiten, Beruf uſw.(nicht jedoch über Vermögensverhältniſſe), jedoch auch nur dann, wenn dieſe Tatſachen vor der Verlobung nicht bekannt geweſen waren oder von der Gegenſeite abſichtlich verſchwiegen oder un⸗ richtig dargeſtellt worden waren. Im Falle einer aus trif⸗ tigen Gründen erfolgten Entlobung entfallen für den Zurücktretenden jede Erſatzpflichten; andernfalls er jedoch für alle Aufwendungen aufkommen muß, die der andere Teil in Anbetracht des Eheverſprechens gemacht hat. Hin⸗ zu kommen für den weiblichen Teil noch die evtl. Anſprüche aus Paragraph 1300 des BGB. Was die Frage der Ausſteuer angeht, ſo beſteht eine Verpflichtung ſeitens der Eltern der Braut hierzu nicht. Nur kann der Vater oder, wenn er mittellos iſt oder nicht mehr lebt, die Mutter unter gewiſſen Vorausſetzungen gehalten werden, ihrer Tochter bei deren Verheiratung eine angemeſſene Ausſtattung zu gewähren, wenn ſie durch die Hergabe der entſprechenden Geldmittel in ihrem ſtandesge⸗ mäßen Lebensunterhalt nicht beengt wird. Verfügt die Tochter jedoch ſelbſt über auskömmliche Geldmittel oder hat ſie ein Jahr nach ihrer Verheiratung einen Anſpruch auf Ausſteuer nicht geſtellt, dann entfällt auch dieſe Verpflich⸗ tung. Im Falle einer zweiten Ehe ihrer Tochter brauchen die Eltern ihr nicht eine nochmalige Ausſteuer zu gewäh⸗ ren, wie ſie auch ihrem Kind den Pflichtenteil vorenthalten können, wenn dieſes ſich irgendwelcher Verfehlungen ſeinen Eltern gegenüber hat zuſchulden kommen laſſen. Sind ſich Eltern und Brautleute über die erwähnten Richtlinien im Klaren, dann wird Glück und Friede in der Familie nie⸗ mals erſchüttert werden können. — Kulturreiſen in den Norden. Die Deutſche Nordlandreiſe 1937, die auf Ver⸗ anlaſſung der Nordiſchen Geſellſchaft von den deutſchen Großreedereien durchgeführt werden, verdienen im beſten Sinne die Bezeichnung Kulturreiſen. Daß eine Ver⸗ gnügungsfahrt mit einem der großem Ozeandampfer ene Erholung bedeutet, iſt ſelbſtverſtändlich, daß aber darüber hinaus eine ſolche Fahrt auch Gelegenheit gibt, die Ge⸗ ſchichte und Kultur, den Menſchen und ſein Volkstum in den beſuchten Ländern von innen heraus kennen zu lernen, iſt eine Beſonderheit dieſer Reiſen, die in der Zeit von Juni bis Auguſt nach Island, Norwegen, Däne⸗ mark und England ſtattfinden. Perſönlichkeiten, die im kulturellen Leben der Gegenwart in Deutſchland und dem Norden führend ſind, nehmen an dieſen Fahrten teil und wirken, ſofern ſie ausühende Künſtler find, an dem kulturellen Programm an Bord der„Milwaukee“, der „Monte Pascoal“ und der„Stuttgart“ mit. Die Fahr⸗ preiſe ſind dieſelben wie für die üblichen Nordlandfahrten. Nähere Auskunft durch die Nordiſche Geſellſchaft und ihre Kontore ſowie alle Reiſebüros. Gewinnauszug 5. Klaſſe 48. Preußiſch-Süddeutſche(274. Preuß.) Klaſſen-Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboten 11. Ziehungstag 20. Februar 1937 In der heutigen Vormittagsziehung wurden gezogen u 2000 7 28926 55664 6 115322 119020 172998 172716 730 239308 7 2 3 7 206187 218935 273950 27 2 0 355009 357153 361392 258 2 2 3 350244 3545 9 11821 1540 30994 31232 48720 52719 5602 8231 9358 11 8 20394 24034 294 290 17 192825 18 208692 31100 49523 263438 284549 285552 285919 28 29145 314974 37 320704 380158 338 25 4870 ö 350682 3 95 352 356776 356924 357271 368988 370540 371875 372007 374375 378715 381270 886017 386103 388822 389455 391563 397666 398911 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden gezogen 2 Gewinne zu 20000 RM. 15219 8 Gewinne zu 3000 RM. 61097 113971 274582 276000 22 Gewinne zu 2000 RM. 31990 129875 14642 169862 171521 230766 235786 297811 305289 317343 342983 26 Gewinne zu 1000 NM. 30275 65178 74038 125420 125937 183978 190956 207170 248690 261345 317846 358734 379599 24033 27827 29199 31848 37259 39174 114 Gewinne zu 500 RM. 85197 87620 108352 111634. SS SSS Ns 40132 50508 59408 66819 80980 111862 113821 131392 131845 142537 144840 148644 152886 158726 163717 178607 181639 188113 186481 187606 1913821 192627 197088 221553 248983 262392 263122 278464 278081 294615 295185 310505 311269 313716 315154 318220 323613 327975 334058 336563 3385 342116 353219 355094 366099 382729 393567 304 Gewinne zu 300 RM. 493 1553 2677 6468 11388 14443 190387 19858 22525 25383 28805 30179 30410 31934 39253 39677 40432 41179 54936 57673 60365 64980 65579 73837 75554 78476 81921 88127 87441 87800 90033 95970 96649 98586 100668 192279 106300 106791 108943 107206 113676 114209 114423 115899 1174783 117595 117656 117897 123646 129351 131510 132887 134737 138208 139276 140694 149564 150839 154043 157067 157810 159164 161765 162078 162773 183160 165663 167231 169200 179336 180875. 184812 186967 188263 189835 194122 196912 198634 200964 261267 291889 294148 209566 212824 216367 218806 223538 229597 330521 239591 239858 241146 244504 244900 248480 252094 253210 253688 289541 281946 262383 282394 265258 265558 265780 268439 270568 277649 289381 282932 283587 283617 289231 292708 298314 300004 300119 302590 396993 397915 316621 319872 320821 322702 323478 324873 325346 331203 332831 834467 337903 338237 338749 339636 340402 346957 353585 355115 355517 364203 370245 370714 371413 371584 372420 376260 378243 379500 387456 387723 397071 399620 —— Zeitſchriften und Bücher. Für junge Mütter bringt die„Süddeutſche Haus⸗ frau“ in ihrem um viele Seiten ſtärkeren Sonderheft einen billigen und ſehr praktiſchen Ratgeber. Angefangen von der Ausſteuer des Säuglings ſind in dem Heft eine Reihe Artikel über alles, was mit der Pflege des Kindes zu⸗ ſammenhängt, enthalten z. B. richtige Behandlung der Kinderwäſche, Baby's Betreuung, das Eſſen, die Be⸗ kleidung des Kindes, der Arzt und das Kind, Vorname und Vatersname, Vater Saat und ſeine Kinder, geſund durch das Kind, die Krabbelzeit, Wandlungen des Kinder⸗ wagens, das Spielzeug uſw. Auch dieſes umfangreiche Heft 22, das als Sondernummer:„Mutter und Kind““ erſchienen iſt, koſtet nur 30 Pfg.— mit Schnittbogen 40 Pfg., erhältlich bei allen Buch⸗, Papier⸗ und Zeit⸗ ſchriftenhändlern oder beim Verlag Berlin SW'ü 68, Ritterſtraße 50/51. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Diensrag, 23. Februar, 19 Uhr: Für die NS.⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim, Abt. 124 bis 126, 136 bis 141, 181 bis 184, 236 bis 238, 281 bis 283, 291, 390, 519 bis 520, 549 bis 550, 564 bis 567, 594 bis 597, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 301 bis 600: Die Walküre, von Richard Wagner. Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr: Miete M 17 und 1. Sondermiete Mug und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 367 bis 369: Der Raub der ſ ch ö⸗ nen Helena. Schwank von Toni Impekoven und Carl Mathern. Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr: Miete D 16 und 2. Sondermiete D 8 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 364 bis 366: Bauern und Pr o⸗ pheten. Schauspiel von Nobert Oberhauſer. 0 Verſammlungs⸗ Kalender. g Evang. Kirchenchor. Heute Dienstag abend 8 Uhr Probe. Morgen Mittwoch, den 24. ds. Mts., abends 8.30 Uhr findet im Saal des„Deutſchen Hof“ eine Verſammlung der DAF Ortsgr. Seckenheim ſtatt. Zu dieſer Verſamm⸗ lung ſind nicht nur DAF ⸗Mitglieder ſondern die ganzen Einwohner Seckenheims herzlich einge aden. Da der perſönliche Mitarbeiter des Gauobmanns, Pg. Berg, ſpricht, darf nicht ein einziger Vg. bei diefer Verſammlung fehlen. Pg. Berg iſt uns Seckenheimern kein Unbekannter. ODeutſche Arbeitsfront, Ortsgruppe Seckenheim. Sammel⸗Anzeiger Aur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verkeufsgenoſſenſchaft. Saathafer und Saatgerſte eingetroffen und muß im Laufe dieſer Woche abgeholt werden. Landwirte, welche in der Lage ſind, Roggen über ihr Kontingent zu liefern, wollen dies bis morgen Abend in unſerem Lager melden. Für den über Kon ingent gelieferten Roggen werden Futtermittel zu verbilligten Preiſen geliefert. Druckarbeiten werden schnellstens angefertigt in der Neckar-Bote- Druckerei. — 8— ͥ ͤ ͤ—̃— 3 8 Todes-Anzeige. Nach Kurzer schwerer Krankheit verschied am Sonntag Abend mein lieber Mann, unser treubesorgter Vater und Großvater Herr Karl Adam Fischer im Alter von nahezu 69 Jahren. In tiefer Trauer: Frau Barbara Fischer geb. Gruber nebst Angehörigen. Mhm.-Seckenheim, 23. Februar 1937. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch, 24. Februar, nachm. 3 Uhr vom Trauerhause, Meßkircherstr. 39 aus statt. Schöne 3 Zimmer⸗ Wohnung mit Bad (evtl. Reubau) auf 1. April zu mieten geſucht. Adreſſen an die Geſchäftsſt. d. Bl. — das ſind Stunden, die unnötiger⸗ 1 weiſe am Waſchfaß zugebracht Kinder werden! Würde jede Hausfrau Kaſtenwagen wiſſen, wie ſehr ſie ſich die Waſch⸗ arbeit durch richtiges Einwel⸗ chen verkürzen kann, ſo hätte ſie es leichter und hätte gleichzeitig weniger Ausgaben.— Laſſen Sie ſofort z. verkaufen Freiburgerſtr. 3 (Spritzenhaus, III). Inserieren bringt gewinn! Gummi- doch Henko die Arbeit tun! Hen⸗ ko löſt über Nacht allein durch stkemp 2I Einweichen allen feſthaftenden liefert in jeder[ Schmutz und erleichtert dadurch Ausführung Druckerei des Neckar- Bote. das Waſchen ganz erheblich. am Dienstag, 2. März 1937, 8 vormittags 11 Ahr i in Großſachſen(Bergſtraße) Fabrikgebäude Adolf Hitlerſtr. von ca. 25—30 hochtragenden Kühen und Rindern 5. 5 der Oſtpr. Oerdbuchgeſellſchaft Königsberg(Pr.), Händelſtr. 2. Alle Tiere ſind auf Grund von Blutunterſuchung frei von Bazillus Bang. Milchvieh⸗Auktion „zum Reichsadler“ Hierzu ladet freundlichſt ein Hesses Morgen Mittwoch früh Sohlachtfest Von 9 Ahr ab Wellffleiſch. Zweckmäßige Kunden Werbung durch die Zeitungsanzeige ſenkt die Waren ⸗Preiſe, weil durch die Zeitungsanzeigen größerer Amſatz erzielt wird Fr Schmitt. 1 r ene NG r Nene Nannen e. . F * N. ,, eee Der Schlafkrankheit auf der Spur (3. Fortſetzung.) Die Nagana der Tiere wird übertragen durch den Stich der Tſetſe⸗Fliegen. Der Gedanke lag nahe, daß auch die Schlafkrankheit der Menſchen durch eine Fliege über⸗ tragen würde. So war es. Eine graubraune Stechfliege, die über ganz Zentralafrika verbreitet war, die ſich in der Nähe von Waſſer im Buſchwald aufhielt, wurde zur Todesfliege, wenn ſie durch einen früheren Stich die Krankheitskeime in ſich aufgenommen hatte, um ſie beim nächſten Stich weiterzugeben. Drohende Zukunftsbilder Jetzt konnte man ſich endlich über den Weg der Seuche und ihren plötzlichen Ausbruch eine Vorſtellung bilden. Jahrhundertelang hatte die Schlafkrankheit ſich in Weſt⸗ afrika, in entlegenen Sumpfdörfern Guineas, in Wald⸗ dörfern der Kongomündung dahingeſchleppt, ein verglim⸗ mendes Feuer, das wenig Nahrung findet. Die Krankheit konnte ſich nicht ausbreiten, denn in dem verſchloſſenen Erdteil, über die lanzenſtarrenden, eiferſüchtig gehüteten Grenzen zahlloſer Stammesgebiete hinweg war ein Wei⸗ tertragen der Seuche ſchwer möglich. Da kam Stanley und ſchlug die große Breſche in den Urwald. Im Blut ſeiner Laſtenträger wanderten die erſten Schlafkrankheitskeime an den Viktoria⸗See, wo ſie von den bis dahin harmloſen Stechfliegen aufgenommen und an die eingeborene Bevölkerung weitergegeben Waldquellen das Trinkwaſſer herbei. Und gerade hier, an dieſen Plätzen am Ufer, umſchwebte die Ahnungsloſen die Todesfliege, nahmen auch ſie die Krankheitskeime in ſich auf. Forſchungsarbeit unter dem Aequator So viel hatte die deutſche Expedition bald feſtgeſtellt: Die Todesfliegen der Schlafkrankheit hatten ganz feſte Lebensgewohnheiten. Sie entfernten ſich nie von dem ihnen unentbehrlichen Waſſer. Sie brauchten das ſchattige Laubwerk des Buſchwaldes, um ſich während ihrer Ruhe⸗ ſtunden darin verbergen zu können. Sie ſtachen nur in der heißeſten Tageszeit zwiſchen neun Uhr morgens und vier Uhr nachmittags. Man konnte ihrem Stich alſo leicht aus dem Wege gehen. Wenn ein Weißer und ein Schwar⸗ zer ſich zuſammen in der Fliegenzone aufhielten, wurde der Neger zuerſt angegriffen, weil die Fliegen ſich lieber auf dunklen als auf hellen Gegenſtänden niederließen. Die Fliegenfänger der Expedition hingen ſich deshalb dunkle Tücher über die Schulter, von denen die Begleiter die Tiere dann wegfingen. Die Expedition brauchte unheim⸗ liche Mengen an Fliegen für Unterſuchungen und Ver⸗ ſuche. Es wurde deshalb verſucht, ob einige beſtimmte Fliegenplätze ſich ganz von den Fliegen ſäubern ließen— vergeblich. Eine kleine, verlaſſene Inſel wurde von Ar⸗ beiterkolonnen abgeholzt. Mit dem Buſch verſchwanden auch die Fliegen. kranke kleine Kinder auf dem Rücken älterer Geſchwiſter. Der Häuptling und der auf dem Marktplatz ſchlafend auf⸗ gefundene fremdſtämmige Neger, der ſeine Heimat ver⸗ geſſen hatte— vor der furchtbaren Krankheit waren ſie alle gleich. Das Lager von Bugalla hatte gezeigt, daß es ein radikales Heilmittel gegen alle Stadien der Schlafkrankheit noch nicht gab. Trotzdem gelang es ſchon in den nächſten Friedensjahren, die Schlafkrankheit in den deutſchen Schutzgebieten erfolgreich zu bekämpfen. Die erkrankten Eingeborenen wurden in Lagern geſammelt. Beſonders gefährdete Ortſchaften wurden an fliegenfreie Plätze ver— legt. Landungsſtellen und andere vielbetretene Uferplätze wurden durch Abholzungen von der gefährlichen Nähe der Todesfliegen befreit. Wo der Wald ſich nicht nieder⸗ ſchlagen ließ, wurden Sperrzonen erklärt, die nicht be⸗ treten werden durften. Die Grenzen wurden gegen Ein⸗ wanderer aus Schlafkrankheitsgegenden genau kontrol- liert. Mit dieſen Mitteln hatte man die Seuche am Viktoria ſchon völlig zum Erlöſchen gebracht, am Tan⸗ ganjika zum Rückzug gedrängt. In Kamerun gab es 1912 drei Schlafkrankenlager mit 1000 Kranken, für die ſieben Aerzte, ein Zoologe, zwanzig deutſche Sanitätsunteroffi⸗ ziere und zahlreiche Askaris zur Verfügung ſtanden. Dann kam der Krieg und löſte alles auf. Der Weltkrieg verbreitet die Schlaf⸗ krankheit Nicht nur, daß jetzt alle Schutzmaßnahmen unterblie⸗ ben! Aus dem verſeuchten Kongogebiet zogen große Trup⸗ penmaſſen durch Zentralafrika, lagerten hier wurden, an der nun wieder neue Fliegen zu Todesfliegen wurden, immer mehr. Afrika begann, ſich zu regen. Unter dem Schutz der Kolonialmächte marſchierten end⸗ loſe Trägerkarawanen von Küſte zu Küſte, durchſtreiften die Gummiſammler den Ur⸗ wald, zogen ganze Stämme als Wander⸗ arbeiter von Plantage zu Plantage, von Landſchaft zu Landſchaft. Mit ihnen zog— die Schlafkrankheit. Die Aehnlichkeit der beiden Seuchen von Menſch und Tier eröffnete drohende Zu— kunftsbilder. Hatte nicht ſchon einmal eine Fliege, die Tſetſe, das Geſicht Zentralafrikas beſtimmt? Vor ihr hatten die Buren auf ihren vielſpännigen Ochſenwagen am Zam⸗ bezi haltgemacht. Sie zwang den Neger zum Hackbau, weil ſie ihm kein Zugtier vor dem Pflug erlaubte. Sie machte ihm die Viehzucht unmöglich Wie ſollte es werden, wenn die Todes⸗ fliegen nun auch den Menſchen ſelber an⸗ griffen? Man konnte nicht wiſſen, wo die Seuche enden würde. Afrika würde vielleicht veröden, die Gegenden am Viktoria und Tanganjika waren es ſchn Was ſollte man tun? Die Schlafkrank⸗ heit mußte bekämpft werden. Alle beteiligten Kolonialmächte entſandten Schlafkrankheits⸗ expeditionen. Aus Deutſchland machte ſich der Altmeiſter Robert Koch ſelbſt auf den Weg nach dem Land unter dem Aequator. Was er hier fand, war erſchütternd. Seſe⸗Inſeln— glückliche Inſeln im Viktoria⸗See! Hier herrſcht ewiger Sommer, geſättigt mit fruchtbarer Feuchtigkeit. Um jedes Haus zieht ſich die Schamba, der üppige Hain von Rieſenbananen. Dazwiſchen Blumen⸗ beete! Halbwilde Kaffeebäume! Kleidung gewährt die Rinde eines Baumes, Schutz vor dem Gewitterregen der große, aus Baſt oder Schilf geflochtene Regenhut. Mehr braucht man hier nicht zum Leben. Aber die herrlich gebauten, kraftvollen und mutigen Seſe⸗Männer kann die faule Ruhe vor der Hütte nicht alten. Es treibt ſie hinaus zu Fiſchfang und weiter ſtuderfahrt auf den brandungumſäumten, nicht immer un⸗ gefährlichen rieſigen See. Schnell gleitet das ſchmale, ſchnittige Langboot dahin, vorn der formvollendete ge⸗ ſchnitzte Vorderſteven, gekrönt von einem blanken Anti⸗ lopengehörn oder den Federn des Graupapageis. Gleich⸗ mäßig ſenken ſich im kurzen Takt des Bootsführers, des Katikiro, die ſchön gebildeten Ruderblätter ein. Dazu ertönt Geſang aus zwanzig oder vierzig Kehlen. So geht es ohne Pauſe mit ſpielender Leichtigkeit vierzehn Stun⸗ den lang, nicht für Geld, ſondern weil es eben ſchön iſt, ſo im Vollgefühl der Kraft dahinzujagen, Höhepunkt des Lebens. Aber am Ufer— wartet der Tod. Der Tod im Paradies Als Robert Koch die Ruderer, die ihn ſo ſchnell über den Viktoria⸗See gebracht hatten, nur oberflächlich unter⸗ ſuchte, da zeigte das Blut von ſteben der ſich noch urgeſund fühlenden, kraftſtrotzenden jungen Männer ſchon die ſiche⸗ ren Vorzeichen von baldigem Siechtum und Tod, nämlich Schlafkrankheitsparaſiten. Und welches Bild erwartete die deutſchen Forſcher erſt auf den Inſeln ſelbſt! Faulende Früchte in den verlaſſenen Bananenſchambas! Die Hütten leer, oft auch durch einen geiſtesgeſtörten Kranken oder die flüchtenden Ueberlebenden niedergebrannt, die Hütten⸗ eingänge durch friſche Grabhügel verſperrt. Während nun der eine Teil der Bevölkerung elend, abgemagert, ſchlafend oder ſchon in völliger Bewußtloſig⸗ keit in der Sonne vor den Hütten lag und dahinſtarb, lebten die noch nicht Erkrankten in gleichmütiger, heiterer Ruhe wie früher. Die Männer angelten, ruderten, fiſch⸗ ten; die Frauen wuſchen am Seeufer oder holten aus den Wovon lebten die Fliegen, wenn ihnen kein Menſch in den Weg kam. deſſen Blut ſie ſaugen konnten? Um dieſe Frage zu beantworten, unterſuchte die Expedition das Blut ſämtlicher auf den Inſeln vorkommenden Tier⸗ arten vom Flußpferd bis zur Sumpfantilope. Noch am Inhalt eines Fliegenmagens konnte man unter dem Mikroſkop erkennen, ob das Inſekt ſeinen Blutdurſt zu⸗ letzt an einem Vogel, einer Schlange oder einem anderen Tier geſtillt hatte. Das häufig vorkommende Krokodilblut bewies, daß die trägen Reptile den Fliegen eine uner⸗ ſchöpfliche und bequeme Nahrungsquelle boten. Konnte man die Todesfliegen vielleicht ausrotten, indem man die Krokodile vernichtete? Die winzigen, mikroſkopiſchen Eingeweide von 2686 Fliegen wurden genau unterſucht— nur 189 trugen die Keime der Schlafkrankheit in ſich. Viel mehr Fliegen mußten für Tierverſuche lebend gehalten werden. Außerdem wurden in dieſen wenigen Monaten 1633 Schlafkranke unterſucht und behandelt. Das bedeutete aber Zehntauſende von Blutunterſuchungen! Von weit her kamen die Kranken, um ſich durch die Daua, die Wun⸗ dermedizin der weißen Männer, heilen zu laſſen. Die afrikaniſche Tragödie offenbarte ſich in ihrer ganzen Traurigleit. Im Lager von Bugalla Auf einer fliegenfreien Anhöhe erſtand das Lager von Bugalla, das Krankendorf. Viele Eingeborene kamen in voller Rüſtigkeit, um von einem vermeintlichen Rheuma, von Bruſtſchmerzen oder Kopfweh befreit zu werden. Dann hatten ſie die ſchmerzende Stelle durch ein Baſt⸗ band oder einen ausraſierten Fleck am Hinterkopf bezeich⸗ net. Sie waren feſt überzeugt, daß ſchon von den Holz⸗ brettchen mit der Krankennummer, die zur Unterſcheidung der Kranken ausgegeben wurden, eine magiſche Heilwir kung ausging, und trugen deshalb die Erkennungszeichen an der Stirn als eine Art Kopfſchmuck. Bei manchen Kranken verriet der ſchwankende Gang die vorgeſchrittene Schlafkrankheit. Andere, tobſüchtig und aufgeregt, mußten gefeſſelt in das Lager gebracht werden, den Hals in der ſchweren Sklavengabel. Die Schwerkranken kamen in Fiſchernetzen oder anderen einfachen Tragbahren, ſchlaſ⸗ Aufnahme: Hiſtoriſcher Bilderdienſt— M. Schlafkranke Neger im Lager Bukoba am Viktoria⸗See in Deutſch⸗Oſtafrika. Blut der Fliegen ſich nicht immer wieder von neuem anſtecken können, und dann würde man die Krankheit von dieſer jahrelang und trugen die Keime der Schlaf⸗ krankheit zum zweitenmal durch den Erdteil wie einſt die Trägerkarawane Stanleys. In dieſen Jahren geſchah zudem das Ueber⸗ raſchende und Bedrohliche, daß die Schlaf⸗ krankheitskeime nun auch von der zweiten Todesfliege, der Tſetſe, aufgenommen und verbreitet wurden. Damit hatte die Krank- heit den immerhin beſchränkten Bereich der feuchten Ufergebüſche und Wälder über⸗ ſchritten und fraß ſich weiter über Steppe und Grasland. Die Nagana und die menſchliche Schlaf⸗ krankheit, die beide von der Tſetſe-Fliege übertragen wurden, verſchmolzen immer mehr. Engliſche Forſcher nahmen ſogar an, daß beide Seuchen im Grunde dieſelbe Krankheit wären, je nachdem, ob Menſch oder Tier von der Todesfliege geſtochen wur⸗ den. Um dieſe Frage ſicher zu entſcheiden, machte der deutſche Stabsarzt Dr. Taute unter den ſchwierigen Verhältniſſen des oſtafrika⸗ niſchen Feldzuges eine Reihe von kühnen Selbſtverſuchen. Aus einem tſetſekranken Beutepferd impfte er ſich die Paraſiten in die eigene Blutbahn. Wenn Nagana und Schlaf⸗ krankheit eine Krankheit waren, mußte er ſchlafkrank werden. Aber er wurde es nicht, ebenſowenig die zehn eingeborenen Schwer⸗ verbrecher und die hundert freiwilligen Träger, auf die ſpäter der Verſuch aus⸗ gedehnt wurde. Afrika ſtarb wieder. Nur eine einzige Zahl: In wenigen Nachkriegsjahren ging der Stamm Djem von 2229 Köpfen auf 609 zurück. Dabei ſchien es jetzt, da die Schlafſeuche ſich in der Tſetſe auch das freie Grasland erobert hatte, kaum mehr mög⸗ lich, ſie auf dem Umweg über die Vernichtung der über⸗ tragenden Fliegen auszurotten. Wenn man ein ſicher wirkendes Heilmittel hätte, das die Krankheitskeime im Eingeborenen zerſtörte! Dann würden die Seite her zurückdrängen können. Aber es gab eben noch kein ſicher wirlendes Mittel! 0 Ein hoffnungsloſer Fall— geheilt Das erfuhr ein engliſcher Kolonialbeamter, der in Rhodeſien ſchlafkrank geworden war. Neun Monate war er ſchon in der Behandlung der beſten engliſchen Tropen⸗ ärzte. Unwahrſcheinliche Mengen von Medikamenten hatte man ihm zugeführt,— die Paraſiten wichen nicht aus ſeinem Blut. Da drang in das engliſche Krankenhaus ein winziger Hoffnungsſchimmer, und der kam aus Deutſch⸗ land. In Hamburg ſollten mit einem neuen Schlafkrank⸗ heitsmittel erfolgreiche Tierverſuche zu Ende geführt wor⸗ den ſein. Die engliſchen Aerzte baten um die Ueberſen⸗ dung des Mittels; der Kranke ſei nicht mehr transport⸗ fähig. Aber das Mittel war noch nicht genügend erprobt, um in fremde Hände gegeben werden zu können, es war noch viel weniger transportfähig. Nach einer ſtürmiſchen Ueberfahrt, halb ſterbend, in einer tödlichen Niedergeſchla⸗ genheit kam der Kranke nach Hamburg. Er wußte, welches Schickſal ihn erwartete, wenn auch dieſer letzte Verſuch fehlſchlug. Nach ſechs Wochen fühlte ſich der Kranke völlig geſund. Er hatte in dieſer Zeit 16 Pfund an Gewicht zugenommen. Er machte eine Reiſe durch den Harz, ehe er von den Aerzten als geheilt nach England entlaſſen wurde, und nach Jahresfriſt war er ſchon wieder im rhodeſiſchen Schlafkrankheitsgebiet in voller Tätigkeit, „wohler als je in ſeinem Leben“. Das war die erſte Heilung mit dem ſpäter welt⸗ bekannt gewordenen Schlafkrankheitsmittel„Bayer 205“ oder Germanin. (Fortſetzung folgt.) Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei