Nr. 46 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 24. Februar 1937 Das iſt der Bolſchewismus! Hungersnok vor den Toren Moskaus.— Bauern müſſen in der Skadt Brot kaufen. Moskau, 18. Februar. „Die Sowjetunion hat gegenwärtig wieder einmal alle Mittel ihrer vielſeitigen Propaganda entfaltet, um nach innen und außen hin die wirkliche Lage des Landes zu ver⸗ bergen. Während die Aufmerkſamkeit des Auslandes auf jede Weiſe abgelenkt werden ſoll— von politiſchen Monſtre⸗ prozeſſen über Miniſterbeſuche und Marſchallreiſen bis zur „Demokratiſierungs“⸗Maskerade,„Wahlen“ ſtehen auch wieder vor der Tür— greift man für das Inland zu den beliebteſten Mitteln der ſowjetiſchen Regierungspraxis, den Terror⸗ und Verhaftungsaktionen, der„Säuberung“ des Staats⸗ und Parteiapparats von allen unbequemen Ele⸗ menten. Unwillkürlich fragt man ſich, was dieſem Feldzug eigent⸗ lich zugrunde liegt. Wo ſteht der reale Feind? Eine Fahrt auf den ſchlechten, verſchneiten und vereiſten Straßen, von Moskau aus 100 bis 150 Kilometer ſüdwärts bringt uns dieſem„Feind“ näher. Hinter der Rayonſtadt Serpuchow, überqueren wir die breite, ganz zugefrorene Oka und be⸗ wegen uns dann auf ſchier unpaſſierbaren Landwegen wei⸗ ter landeinwärts. Nach einer Stunde langſamer, ſchwieriger Fahrt kommt das erſte verſchneite Dorf, weit abgelegen von Chauſſee und Eiſenbahn. Es iſt der Kolchos G., der den klingenden Beinamen„Morgenröte der Revolution“ führt. Wir bitten in der erſten Holzhütte um Waſſer für den Küh⸗ ler unſeres Autos und werden von einem bärtigen, gut⸗ mütigen Muſchik zum Eintreten aufgefordert. Nichts hat ſich ſeit Jahrhunderten an der ruſſiſchen Bauernhütte geändert, noch ſteht der rieſige Tonofen in der Mitte des Raums, noch(wie lange noch?) hängt ein kleines Heiligenbildchen in der Ecke, freilich ohne die zu⸗ gehörige Lampe mit dem ewigen Licht, denn wer könnte ſich heute noch die Ausgaben für das Petroleum leiſten! Wir loben die angenehme Wärme der Hütte. Aber die Ant⸗ wort kommt prompt von der Hausfrau: Auch das Holz müſſe man ſtehlen, denn der Kolchos gäbe ſa keines. Ein ſanfter Ausdruck der Mißbilligung gegen den Kolchos un⸗ ſererſeits gewinnt uns das Vertrauen der Bauernfamilie. Wenn wir zuſammenfaſſen, was wir in dieſer Hütte, in dieſem Dorf und in einigen anderen Kolchoſen derſelben Gegend als einfache Feſtſtellungen mit nach Hauſe brachten, ergibt ſich etwa folgendes Bild: Infolge der furchtbaren Dürre des letzten Sommers iſt die Ernte des Vorjahrs(wie auf 40—50 v. H. der ge⸗ ſamten Saatfläche der Sowſetunion) auch in der weiteren Umgebung der Hauptſtadt kataſtrophal ausgefallen. Es werden durchſchnittlich rund drei Doppelzentner Korn vom Hektar geerntet(ein Viertel des deutſchen Durch⸗ ſchnitts). Dieſe kärglichen Erträge müßten faſt ganz dem Staat abgeliefert werden, dem Kollektivbauern verblieben meiſt nur 200 bis 250 Gramm Korn auf das„Tagewerk“, alſo rund 40 Kilogramm Brot als Jahreslöhnung und da⸗ mit faſt ausſchließliche Exiſtenzbaſis für ein ganzes Jahr! Das Brot iſt überall ſchon ſeit Monaten verzehrt, derjenige Kollektivbauer, der ein Stück Vieh als eigen beſaß, machte ſich zuerſt daran. Futtermittel gab es ohne⸗ hin keine mehr Heute ſtehen dieſe Dorfbewohner in der überwiegenden Mehrzahl praktiſch vor dem Nichts. Auf die Frage, wie ſie ſich überhaupt durchhalten können, er⸗ folgt— in der Umgebung Moskaus!— faſt immer dieſelbe Antwort: Irgendein Familienmitglied iſt meiſt in der Stadt, im Rayonszentrum oder in Moskau ſelbſt als Induſtriearbeiter tätig. Die Bauernfamilie lebt von deſſen Unterſtützung. Entweder ſchickt der Betreffende etwas Geld(wovon man ſich dann in der Stadt Brot kauft) oder er bringt an einem freien Tag ſelbſt Nahrungsmittel aufs Land. Nur deshalb ſtößt man im weiteren Umkseeis der Hauptſtadt noch nicht auf die kraſſeſten Spuren der Hungersnot, wenn auch die Unterernährung— insbeſon⸗ dere der Kinder— ſchon deutlich zu merken iſt. Ganz anders iſt jedoch die Lage in der tiefen Pro⸗ vin z, wo die Hilfe der Verwandten aus den Städten und Induſtriezentren nicht mehr hinreicht. Leider ſind dieſe Ge⸗ biete infolge der winterlichen Wegeloſigkeit zurzeit— ins⸗ beſondere für Ausländer!— völlig unzugänglich. Die Not⸗ lage im Wolgagebiet iſt ſo groß, daß— den„zufäl⸗ ligen“ Eingeſtändniſſen einiger Provinzzeitungen zufolge — ſich die Regierung trotz allen Widerſtrebens bereits zu vereinzelten Hilfsaktionen entſchließen mußte. Aber ſolche geringen und oft ſchon verſpäteten Hilfsaktionen, die zu⸗ dem nur den beſten Arbeitskräften zugute kommen ſollen, die Alten und Schwachen aber übergehen, können immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein ſein. Immerhin legen dieſe Nachrichten, die die Moskauer Preſſe beharrlich verſchweigt(wie überhaupt in dieſem Jahr keine Ziffern über das Ernteergebnis veröffentlicht wurden)— ein unbeſtreitbares Zeugnis dafür ab, was Moskau durch ſeine geſchickte Propaganda nach außen und mit der unverhüllten Terroraktion nach innen vertuſchen will: den Hungerwinter im ruſſiſchen Dorf. Sportliches. Die badiſche HJ. in Rottach⸗Egern erfolgreich. Die Skimannſchaft des Gebietes Baden der HJ. erzielte bei den Reichs⸗Skiwettkämpfen der NSDAP. gegen ſtarke Konkurrenz ausgezeichnete Ergebniſſe. Sowohl im Abfahrts- als auch im Torlauf ſtellte unſere Mannſchaft jeweils die zwei Sieger in allen drei Klaſſen. Harro Cranz, der jüngere Sruder der Weltmeiſterin Chriſtl Cranz, holte einen erſten Sieg im Kombinationslauf und erzielte im Torlauf die ab⸗ ſolute Tagesbeſtzeit. Auch der Wanderpreis des Stellver⸗ treters des Führers für den Geländelauf, den ſich die badiſchen H J.⸗Skiläufer im Vorjahre erkämpft hatten, wurde durch einen erſten Sieg erfolgreich verteidigt. Mit 32 Siegerpla⸗ ketten und dem Wanderpreis kehrt die HJ.⸗Skimannſchaft des Gebietes Baden heim und iſt ſtolz darauf, ſo ehrenvolle Ergebniſſe erzielt zu haben. 1 Aus dem Turngau Baden. Im badiſchen Neckar⸗Turnkreis führte die TSG. Ladenburg einen Mannſchaftskampf im Geräteturnen durch, an dem die drei Mannſchaften der Sonderklaſſe, TV. 46 Heidelberg, Tgd. 78 Heidelberg und TV. 62 Weinheim, beteiligt waren. Jede Riege beſtand aus fünf Turnern; ge⸗ turnt wurde ein Zwölfkampf. Der Sieg fiel mit 767 Punk⸗ ten an die Mannſchaft der Tgd. 78 Heidelberg vor dem Hei⸗ delberger TV. 46(761 P.) und dem TV. 62 Weinheim (788,5 P.). Beſter Einzelturner war Münſter(HTV. 46) mit 178 Punkten vor Walter(Weinheim) mit 169,5 und Iſele (gd. 78) mit 108,5 Punkten. 5 ——— Nadfahrwege in Baden 2000 Kilometer geplant. Die Deutſche Arbeitsfront hat im Intereſſe der Durch⸗ führung und Bearbeitung des Problems„Radfahrwegebau“ eine Arbeitsgemeinſchaft ins Leben gerufen, in der die zuſtän⸗ digen Behörden und Körperſchaften vertreten ſind. Die Arbeits⸗ gemeinſchaft kam zur erſten Beſprechung im Sitzungsſaal der Gauwaltung der DAF. in Karlsruhe zuſammen. Der komm. Gauobmann der Deutſchen Arbeitsfront, Pg. Ru⸗ dolph, begrüßte die Mitglieder als Vorſitzender der Arbeits- gemeinſchaft und ſchilderte eingehend die Wichtigkeit, Radwege zu ſchaffen. alle ſei geſorgt, für den Kraftfahrer wie für den Fußgänger, nur der Radfahrer müſſe ſich durch das Ge⸗ wühl des Verkehrs hindurchſchlängeln. Es iſt eine Tatſache, daß gerade durch ihn die meiſten Unfälle verurſacht werden. Beim Zunehmen des Verkehrs ſeien Fußgängerſteige geſchaf⸗ fen worden, und jetzt müſſen Radwege gebaut werden. Dr. Todt, der im Auftrage des Führers überall die Autobahnen baut, hätte des öfteren ſchon geſagt, daß im gleichen Maße auch Radwege notwendig ſeien. Die Deutſche Arbeitsfront als die Betreuerin aller Schaffenden hat ſich dieſer Sache angenommen, weil ſie der Auffaſſung iſt, daß dadurch dem Anfall auf dem Wege von und zur Arbeitsſtätte geſteuert werden kann. Es iſt erfreulich, zu hören, daß bereits 40 000 Kilometer Radfahrwege im Reich geplant ſeien, davon bereits 5000 km gebaut ſind. Das Straßennetz in Baden ſei vor⸗ bildlich in jeder Beziehung, aber gerade im Radwegebau müſſe noch manches getan werden. Verſchiedene Gemeinden hätten bereits Verſuche gemacht, die jedoch nicht nennenswert ſeien. Baden müßte auch im Radwegebau vorbildlich ſein. Pg. Quenzer, der bisher die Intereſſen der Rad⸗ wegebau e. V. in Baden vertreten hatte, gab dann einen ausführlichen Bericht über die bisher geleiſtete Ar⸗ beit. Eine erfolgreiche Arbeit ſei vor der Machtübernahme unmöglich geweſen, da ſich die verſchiedenen Radfahrverbände nie hätten einigen können. Seit der Machtübernahme ſei dem Bau von Radfahrwegen größtes Intereſſe entgegengebracht worden. So wurden in Baden allein 2000 Kilometer Rad⸗ fahrwege geplant, von denen bereits 100 Kilometer ge⸗ baut worden ſind. Man müſſe unterſcheiden, daß zwei Fak⸗ toren beim Bau von Radfahrwegen maßgebend ſeien; für den Ausflugsverkehr von Ort zu Ort, zum anderen aber für den täglichen Arbeitsweg, vom Wohnort zum Arbeitsplatz. In der Zeit vom 10. bis 18. April 1937 kommt die Wanderausſtellung der Reichsgemeinſchaft für Rad⸗ wegebau e. V. auch nach Karlsruhe. Die größten badiſchen Städte, die bereits im Radwegebau entſprechende Arbeit ge⸗ leiſtet haben, werden dabei durch Pläne und Entwürfe be⸗ teiligt ſein. Nach verſchiedenen techniſchen Beratungen teilte Ober⸗ regierungsbaurat Hauck mit, daß längs den Reichs⸗ ſtraßen 1. Ordnung Radwege gebaut werden, und zwar ſchon allein zur Sicherſtellung des Verkehrs. So würden alſo durch das ganze Land Baden Radwege führen, von Weinheim bis Baſel. Es ſei jedoch von Wichtig⸗ keit, daß zugleich noch verſchiedene verkehrspolitiſche Probleme bei der Anlegung von Radwegen gelöſt werden müßten. Der Bau von Radwegen im Gebirge müßte vorerſt abſchlä⸗ gig beſchieden werden, da die Baukoſten zu hoch ſeien. So koſte 3. B. der Kilometer einer Reichsſtraße im Gebirge etwa 1080 000 Mark, während ſonſt der Kilometer 80 000 Mark oſte. 5 Damit auch neben den Reichsſtraßen 2. Ord⸗ nung Radwege gebaut werden, die in der Hauptſache von den Arbeitern, die zu ihrer Arbeitsſtätte fahren, benützt wer⸗ den, ſoll gerade mit den Kreiſen und Gemein den in Verbindung getreten werden. Schutz vor Diebstählen Die gefährliche Gilde der Taſchendiebe ſetzt ſich meiſt aus internationalen Verbrechern und Hochſtaplern zu⸗ ſammen, die zu zweit oder dritt von Stadt zu Stadt ziehen und nach kurzen Gaſtrollen wieder ſpurlos verschwinden. 90 Prozent der internationalen Taſchendiebe gehören der jüdiſchen Raſſe an. Meiſt elegant gekleidet, ſuchen dieſe Gauner ihre Opfer auf Bahnhöfen, in Schnellzügen, Stra⸗ ßenbahnen, Kaufhäuſern und überall, wo ein reger Ver⸗ kehr zu ſein pflegt. Im folgenden ſollen Anhaltspunkte ge⸗ geben werden, wie man ſein Eigentum vor den Zugriffen dieſer Langfinger ſchützen kann. Zunächſt die einkaufende Frau im Kaufhaus. Sorglos läßt ſie jeden in die geöffnete Börſe blicken, die ſie zu allem Ueberfluß in die äußere Mantel⸗ taſche ſteckt oder oben auf die offene Markttaſche legt. Würde die Frau ihre Börſe in einer im Inneren des Mantels an⸗ gebrachten Taſche verwahren, könnte der Diebſtahl nicht ſo leicht ausgeführt werden. Frauen, die ihren Schmuck und ihr Geld in der Handtaſche mit ſich führen, ſollen ja nicht glauben, daß ſie der komplizierte Verſchluß ihrer Hand⸗ taſche vor Diebſtahl ſchützt. Es iſt ratſam, den Tragriemen der Taſche über den Arm zu ſchlagen und ſelbſt dann noch die Taſche unter den Oberarm zu klemmen. Die Frau in Geſellſchafl, beim Tanz uſw. ſchenke jeder Betaſtung ſeitens des ihr unbekannten Tänzers die größte Aufmerkſamkeit, auch wenn er noch ſo gewandt und elegant auftritt. Niemals ſtecke ſie einen wertvollen Ring an den Finger wenn er loſe ſitzt, Auch iſt es nicht ratſam, Armbanduhren über dem Hand⸗ ſchuh oder dem Aermel zu befeſtigen, da dieſe ſehr leicht zu öffnen und wegzuſtreifen ſind. Der zum Zug eilende Herr hat am Schalter des Bahnhofs eine Fahrkarte gelöſt und verwahrt das Wechſelgeld in ſeiner Börſe, die er in der rückwärtigen Hoſentaſche unterbringt. Schon beim Paſſie⸗ ren der Sperre hat die Börſe ihren Beſitzer gewechſelt. Der Taſchendieb hat dem Herrn den Weg zur Sperre einen Augenblick verſperrt, den der Komplize des Gauners zum Diebſtahl ausnutzte. Das Opfer hätte beſſer getan, wenn es die Börſe in die Hoſenſeitentaſche geſteckt hätte. Auch die Unterbringung der Brieftaſche in der inneren Bruſt⸗ taſche iſt e Die innere Weſtentaſche iſt immer noch ber ſicherſte Aufbewahrungsort für die Brieftaſche. Das Tragen von ungeſicherten, wertvollen Krawattennadeln iſt ſtets gefährlich. Eine ſolche Nadel holt der Taſchendieb mühelos im kleinſten Gedränge oder bei einem Zwiege⸗ ſpräch mit dem Träger der Nadel weg. Selbſt die durch Kette befeſtigte Uhr iſt nicht genügend geſchützt, beſſer iſt es, die Kette noch durchs Knopfloch zu ziehen und im an⸗ deren Knopfloch einzuhaken. Der wirkſamſte Schutz gegen Taſchendiebe iſt ſchließlich der: Sieh Dir Deine Umgebung ſcharf an bebalte Perſonen, die Dir gefährlich vorkommen, ſcharf im Auge. Das öftere Umſehen auf der Straße, in der Straßenbahn, eigt dem Taſchendieb, daß Du vorſichtig biſt. Viele Ta⸗ ſchendiebſtähle könnten vermieden werden, wenn Paſſanten in den Kaufhäuſern, auf den Märkten, Bahnhöfen, in den Gagen beim Ein- und Ausſteigen in der Straßenbahn, in arderoben, Banken, Poſtämtern, vor belebten Schaufen⸗ ſtern und überall da, wo ein Gedränge iſt, die nötige Vor⸗ ſicht walten ließen. Schutz des Eigentums. In Lokalen und Vergnügungsſtätten ſollſt du Deine Garderobe oder nicht leicht zu verwahrende Wertſachen zur Aufbewahrung abgeben, oder, wenn das nicht möglich iſt, Deine Garderobe ſo verwahren, daß Du ſie immer ſiehſt. Benütze beim Einſtellen des Fahrrads nach Möglich⸗ keit einen Einſtellraum. Sperre Dein Fahrrad immer ab. Iſt keine Gelegenheit zum Unterſtellen vorhanden, dann ſtelle Dein es Fahrrad gut ſichtbar und öffentlich auf, nicht in Hofräumen, Hausgängen oder unüberſichtlichen Plätzen. Beim Kauf eines Fahrrades verlange ſtets einen Garantieſchein oder Kaufverkrag und bewahre ihn gut auf. Sei vorſichtig beim Kauf gebrauchter Fahrräder, die Dir fremde Perſonen anbieten. Fordere immer einen Perſonal⸗ 1 und erkundige Dich über den einwandfreien Er⸗ werb. Verhütung von Diebſtählen an Kraftwagen. Den Beſitzern von Kraftwagen wird empfohlen, nach Möglichkeit nichts zu unterlaſſen, was zur Verhinderung von Diebſtählen aus Kraftfahrzeugen beiträgt. Laſſe Dei⸗ nen Kraftwagen nachts nicht unbeaufſichtigt auf öffentli⸗ chem Verkehrsgrund ſtehen, ſondern bringe ihn in eine Garage. Wird aber der Wagen auf längere Zeit aufſichts⸗ los abgeſtellt, ſo ſchließe man ihn ab, achte darauf, daß auch das Wagenfenſter vollſtändig geſchloſſen iſt. Vermeide es nach Möglichkeit, Gegenſtände im Wagen„ laſſen, die Anreig zur Entwendung geben könnten. Gib namentlich Koffer, Mäntel, Pelze, Photoapparate und auch Muſter⸗ koffer in ſichere Verwahrung. Gerade Muſterkoffer werden gerne geſtohlen, weil der Dieb in ihnen wertvollen Inhalt vermutete. Verſäume nicht, über jeden Diebſtahl, auch wenn der Wert des entſtandenen Gutes noch ſo gering iſt, bei der Polizei Anzeige zu erſtatten, denn viele Diebſtähle können gerade deshalb nicht geklärt werden, weil der Be⸗ ſtohlene nicht bekannt iſt. Wertvolle Friedhöfe und Grabmäler Amtliche Kichtlinien für ihre Erhaltung. Von dem Präſidenten der Reichskammer der Bildenden Künſte ſind unter Mitarbeit des Deutſchen Gemeindetages und von Vertretern der Kirche„Richtlinien für die Geſtal⸗ tung des Friedhofs“ aufgeſtellt worden, die auch die Bil⸗ ligung der zuſtändigen Behörden gefunden haben. In einem Runderlaß des Reichs, und preußiſchen Miniſters des In⸗ nern zugleich mit den übrigen zuſtändigen Miniſterien iſt auf dieſe Richtlinien hingewieſen worden. Ueber die Erhal⸗ tung geſchichtlich oder künſtleriſch wertvoller Friedhöfe und Grabmäler heißt es dabei unter anderem: Alte Friedhofsanlagen, die geſchichtlichen oder künſt⸗ leriſchen Wert beſitzen, ſolange als möglich zu erhalten, iſt eine Pflicht der lebenden Generation. Ihre Eigentümer, vor allem die Stadtverwaltungen, ſollten unter Hinzuziehung des zuſtändigen Konſervators den Denkmalſchutz für die Ge⸗ jamtanlage wie für die einzelnen Grabmäler übergehmen. Es iſt anzuſtreben, nicht allein die Einzeldenkmäler zu er⸗ halten, ſondern einen leger wertvollen alten Friedhof als Geſamtkunſtwerk ſpäteren Geſchlechtern zu überliefern, alſo mit Einſchluß des Pflanzen⸗ und Baumbeſtandes, der Umfriedung, der Gebäudeanlagen und ſo weiter. Grab⸗ mäler, die weder künſtleriſchen noch geſchichtlichen Wert be⸗ ſitzen, können entfernt werden. Da nicht ſelten alte Landfriedhöfe beſondere Eigenarten hinſichtlich ihrer maleriſchen Lage im Gelände, ihrer ſtim⸗ mungsvollen Verbindung von Bepflanzung und Grahmal und beſonders auch hinſichtlich eigenarkiger, volkskundlich wertvoller einheitlicher Grabmalformen beſitzen, iſt der Er⸗ haltung derſelben größte Sorgfalt zuzuwenden. Es ſollte im Intereſſe der Bewahrung volkstümlichen Weſens die Ueber⸗ lieferung nach Form und Werkſtoff weitergepflegt werden. Wenn aus zwingenden Gründen die Entwicklung eines Stadtteils, aus Rückſichten des Verkehrs und ſo weiter, ſolche wertvolle Anlagen oder Teile derſelben fallen müſſen, ſollten die künſtleriſch wertvollen alten Grabmäler an ge⸗ eigneten Stellen(etwa in beſonderen Hallen oder Muſeen) zu ihrer Erhaltung wieder aufgeſtellt werden. Die Genehmigung zur Wiederverwendung guter alter, künſtleriſch wertvoller Grabmale ſollte verweigert werden, wenn der zuſtändige Konſervator die Erhaltung aus Grün⸗ den der Denkmalspflege verlangt oder die Erhaltung aus Gründen der Familienkunde geboten iſt. Bei Neubeſchrif⸗ tung ſollte dem Stil des Grabmals entſprechende gute Schrift in ſchͤner Anordnung gewählt werden. 5 ein kausbub“, aber recht hat e. daulchen:„5 dlennig fürs Noarellenholen? Faule Sit h erſt einmal ein WHWW- Abzeichen!“„„ Z 2 NVaAe F Deuiſche Enklaven Wie man es früher machte.— Das durchſchnittene Haus. Deutſchlands vielſeitigſte Gemeinde. Das vor kurzem erlaſſene Reichsgeſetz über die Flur⸗ bereinigung in Nordweſtdeutſchland ift nicht nur deshalb von entſcheidender Bedeutung, weil es die Groß⸗Hamburg⸗ Frage gelöſt hat, ſondern dieſes Geſetz räumt auch mit einem Großteil der Enklaven der deutſchen Landkarte auf, von denen es nach einer Zählung aus dem Jahre 1927 na⸗ hezu 200 gab. Wenn jetzt auch mit einer erheblichen An⸗ zahl dieſer Verwaltungsgrotesken Schluß gemacht worden iſt, ſo bleiben doch noch allerlei Kurioſa übrig. Wir haben aber die feſte Zuverſicht, daß auch ſie bald verſchwinden werden, und dann wird endlich die deutſche Landkarte ein einheitliches Bild zeigen. Man zählte noch um 1700 über dreihundert reichsunmittelbare Stände, nicht gerechnet die vielen Reichs⸗ baronien, Reichsritterſchaften, ja Reichsdörfer. Noch vier⸗ zig deutſche Staaten bildeten den Deutſchen Bund, ſechs⸗ undzwanzig das Deutſche Reich von 1871; erſt 1920 war die Zahl auf achtzehn Länder reduziert. Bei ſolcher Viel⸗ ſtaatlichkeit hat man ſich lange Zeit mit dem Beſtehen zahl⸗ reicher kleiner und kleinſter, ſogar unbewohnter Erklaven abgefunden, bis im 19. Jahrhundert ſich das politiſche In⸗ tereſſe allmählich auch dieſer Hemmung des ſtaallichen Le⸗ bens zuwandte und Abhilfe forderte. So hat das Exkla⸗ venproblem bei jeder Erörterung der thüringiſchen Frage im Vordergrund geſtanden, und ſo iſt bei der großen Ge⸗ bietsverſchiebung des Wiener Kongreſſes in einzelnen Fäl⸗ len die Beſeitigung der Exklaven ſchon begonnen worden. Freilich iſt man— abgeſehen vom Zuſammenſchluß Thü⸗ ringens— in dieſen Anfängen ſteckengeblieben. Bezeichnend iſt, daß bei dem plötzlichen Anſchwellen der unitariſchen Be⸗ wegung im Jahre 1927 das Exklavenweſen ſofort wieder im Vordergrund der Debatte ſtand und die Forderung aus⸗ Dae wurde, die erſehnte, große Flurbereinigung eutſchlands mit dem großzügigen Austauſch aller abge⸗ ſprengten Gebietsteile zu beginnen. Anſtatt einer großzügigen Regelung behalf man ſich früher mit feierlichen Staatsverträgen, über die jahrelang verhandelt wurde.„Auf ewige Zeiten⸗ ſchloſſen Preußen und Sachſen⸗Altenburg einen Vertrag, in dem— einige Dorfhälften ausgetauſcht wurden. Es handelte ſich um Steuerwerte von etwa 200 Talern. In winzigen Ex⸗ klaven wurden mehrfach kleine Enklaven ausgetauſcht, Bruchteile von Hektar umfaſſend. Zählt man all die vielen Gebiets⸗ und Grenzregulierungen zuſammen, ſo ergibt ſich, daß in elf Jahren nur wenige Quadratkilometer reguliert worden ſind. Was für ſtaats rechtliche Min jatu⸗ ren dabei vorkamen, zeigt ein feierlicher Staatsvertrag, der um die Kirchen⸗ und Schullaſten von drei Bauernhöfen des Dorfes Käſtorf abgeſchloſſen werden mußte. Darin wird zwiſchen den Staatskommiſſaren die Entrichtung von Eiern und Vier⸗Zeitengeld, von einigen Mark Stolgebüh⸗ ren und dergleichen vereinbart. Die ſtaatsrechtlichen Ver⸗ hältniſſe Mitteldeutſchlands enthalten viele ſolche Seltſam⸗ keiten, und es iſt dieſes nicht etwa der einzige Fall, daß man ſich in der preußiſchen Geſetzesſammlung mit der Ent⸗ richtung von Eiern und Kirchenabgaben in der Höhe von einer halben Mark beſchäftigen mußte. Ein beſonderes Kurioſum iſt der Klüdener Pax(Preußen). Eine preußiſche Enklave in der braun⸗ Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank⸗ Eismann. Da preßten ſich die Lippen Michael Romanowskis feſt zu⸗ ſammen und leiſe flüſterte er: „Aus meinen Kreiſen...“ 5 Jäh horchte Lieſelotte auf und wollte eine neue Frage ſtellen. 5 f Da aber erſchien der Diener in der Diele und meldete, daß die Generalin Littmann bereits telephoniſch angefragt habe, wann das gnädige Fräulein eintreffen würde. Lieſelotte zog haſtig ihren Mantel um die Schultern, wandte ſich dem Inſpektor zu, der in der Nähe ſtand, ohne ſich an dem Geſpräch beteiligt zu haben. „Es bleibt alſo dabei, Karſten, daß wir morgen über dieſe Angelegenheit ſprechen— heute nachts ſoll Michael Romanowski bei den anderen Dienern des Hauſes unter⸗ gebracht werden. Ich hoffe, daß ſich noch alles zum Beſten wendet.“ Dann reichte ſie dem Inſpektor die Hand, nickte dem Ruſſen zu und verließ haſtig die Diele. Kaum aber hatte Inſpektor Karſten den ruſſiſchen Flücht⸗ ling nach dem Dienerzimmer geführt und die Bitte der Her⸗ Lein vorgebracht, da erhob ſich auch dort ein Murren, denn die Feindſchaft des Hofmeiſters hatte auch hierher bereits ihren Haß getragen. Doch Michael Romanowski achtete kaum auf den un⸗ freundlichen Empfang. Er trat zum Fenſter, ſchob den Vorhang zur Seite und ſchaute hinaus auf den beſchneiten Hof, wo ſich ſoeben hin; ter dem Schlitten, in dem die junge Herrin dieſes Hauſe⸗ ſaß, das Tor ſchloß. Unwillkürlich preßte Michael Romanowski ſein Geſicht feßt an die Scheibe, um noch das feine Klingelgeläute zu hören das ſich immer weiter und weiter entfernte. In die großen dunklen Augen des Fremdlings kam ein heißes Leuchten. 5 Seine Hände ſtreckten ſich ſehnſüchtig aus, als wollten ſie etwas erfaſſen und feſthalten. Und wie ein Hauch kam es dabei von ſeinen Lippen: „Lieſelotte..“ Aber jäh zuckte er zuſammen und blickte ſich ſcheu nach allen Seiten um, als fürchtete er, daß einer der anderen Die⸗ ner dfeſen Namen von ſeinen Lippen vernommen haben könnte.. Haſtig preßte er ſeine Hand auf das unruhig klopfende erz. a 8 Niemand durfte ahnen, daß er das Bild der jungen Her⸗ rin in ſeinem Herzen trug, niemand durfte jemals erfah⸗ ren, daß er Tag und Nacht immer nur an das ſüße, blond⸗ lockige Mädchen duchte. Aber er war ſeit Wochen wie verzaubert. Kannte ſich Jelbſt kaum wieder. Er, der ohne jede Hoffnung war, er, der mit allen Freu⸗ den der Welt abgeſchloſſen hatte, er, der ſein Daſein nur noch als Laſt empfand und nur deshalb ſeinem verfehlten Leben kein Ende machte, weil es ihm von Jugend auf ge⸗ predigt worden war, daß er ein Feioling iſt, der nicht den Mut hat. den do uf mit dem Lebe. wmfzunehmen, er ſah 85 ſchweigiſchen Exklave Calvörde! Ein Stück Feld mit einem Bauernhofe des preußiſchen Dorfes Klüden! Acht Kilometer Grenzlänge. Seltſam, daß man bei der Gebietsregulierung zwiſchen Preußen und Braunſchweig dieſes Sprengſtück in dem braunſchweigiſchen Fragment nicht mit beſeitigt hat. Der Klüdener Pax mit ſeinen rund 275 Hektar gehört zum Kreiſe Gardelegen und iſt berühmt— nur durch die Abſur⸗ dität ſeiner Lage. Nördlich vom Harz liegt das Dorf Pabſtorf. Mitten durch das Dorf führt die preußiſch⸗braunſchweigiſche Grenze, ja ſie macht nicht einmal vor einem Gebäude halt, ſondern durchſchneidet ſogar das Haus des Kaufmanns Ziegen⸗ berg. In dieſem Hauſe wohnten bisher die hochbetagten Schweſtern, die beide kurz nacheinander ſtarben. Der Tod der älteren Schweſter, der in einem in Preußen gelegenen Zimmer erfolgte, mußte der preußiſchen Gemeindeverwal⸗ tung gemeldet werden. Die zweite Schweſter ſtarb in dem auf braunſchweigiſchem Boden gelegenen Zimmer. Ihr Tod mußte nach Braunſchweig gemeldet werden. So ge⸗ ſchehen im Jahre 1928]! Sechs Kilometer von Lindau am Bodenſee ent⸗ 4 fernt, zwiſchen der bayeriſchen und württembergiſchen Grenze, gibt es eine preußiſche Enklave, die Herkſchaft Achenberg, beſtehend aus einem Dorf und drei Weilern mit 800 Einwohnern. In dem Gebiet, das der Verwaltung züßiſchen Landes Hohenzollern— fünfſtündige Eiſen⸗ fernung— unterſteht, gibt es keinen preußiſchen dern nur einen Reichsbeamten, den Gemeinde⸗ lich gleichzeitig Poſthalter iſt. Polizei iſt von keiner Eiſenbahn berührt wird, 1s ficht vorhanden. Natürlich darf der bayeriſche Schornſteinfeger aus Lindau, der nur ſechs Kilometer ent⸗ ſernt wohnt, die Schornſteine der Herrſchaft Achenberg nicht fegen, ſondern zu dieſem Zweck kommt der preußiſche Schornſteinfeger aus Hohenzollern, der fünf Stunden Eiſenbahnfahrt und einen Fußmarſch braucht, um an die preußiſchen Schornſteine in der Herrſchaft Achenberg her⸗ anzukommen. Dann gibt es noch ganz beſonders merkwürdige Dinge: Es exiſtieren drei Kondominate, das ſind Gebiets⸗ teile, die das„Glück“ haben, unter der Verwaltung zweier Länder zu ſtehen. Es iſt das einmal die Landgemeinde Burgau, die von Preußen und Württemberg zugleich regiert wird. Dieſes Kondominium iſt 90 Hektar groß und zählt 33 Einwohner. Ein zweites Gebiet, das ebenfalls von Preußen und Württemberg zugleich verwaltet wird, iſt der 72 Hektar große Gebietsteil Warnthal mit ſage und ſchreibe ſechs Einwohnern. Schließlich wird noch die Gemarkung Bernbrunn doppelt regiert, und zwar zugleich von Baden und Württemberg. Die Ge⸗ markung iſt rund ſechs Hektar groß und ohne Einwohner. Ueber die ſchwierigen Rechtsverhälkniſſe in dieſen drei Kon⸗ dominaten ließen ſich im übrigen Bände füllen. Selbſt die beteiligten Regierungen ſind ſich über die Rechtslage im ein⸗ zelnen nicht klar. Eine deutſche Gemeinde, die es an Vielgeſtaltigkeit mit jeder anderen aufnimmt, iſt Feſſelsdorf an der baye⸗ riſch⸗thüringiſchen Grenze. Dieſe Gemeinde gehört zum Be⸗ zirksamt Lichtenfels, zum Amtsgericht Weißenau, zum Fi⸗ nanzamt Thurnau, Meſſungsamt Bayreuth, Forſtamt Maineck, Schule Feulersdorf, Kirche Atzendorf, Gendarme⸗ rie und Poſt Stadelhofen und zum Standesamt Weiher. Man ſtelle ſich einen Feſſelsdorfer bei der Ordnung ſeiner bürgerlichen Angelegenheiten vor! plötzlich ringsum nur goldenen Sonnenſchein, ging wie in einer Wolke des Glücks. Und das alles hatte das Streicheln zweier weicher, ſchlan⸗ ker Mädchenhände vermocht. Michael Romanowski lächelte, und ſüße Träume der Er⸗ innerung nahmen ihn gefangen. Vor wenigen Wochen war es, als er draußen im Wald mit den anderen arbeitete und dabei von einem fallenden Baumſtamm getroffen wurde, ſo daß er bewußtlos zu Boden ſank und eine klaffende Wunde am Kopf erhielt. Als er wieder erwachte, ſah er über ſich zwei ſüße, leuch⸗ tende blaue Mädchenaugen, die ſeinen Blick gefangen hiel⸗ ten, und er ſpürte das Schmeicheln und Streicheln weicher Hände und eine liebliche Stimme klang ihm wie Muſik im Ohr, als dieſe zu ihm ſprach: „Nun werden die Schmerzen ſtille werden, dann werden Sie dieſe Stunde bald vergeſſen.“ Romanowski lächelte— ein weiches, verträumtes Lächeln. Er hatte in Lieſelotte Mayburgs Augen geſehen, der be⸗ ſorgte Ton ihrer Stimme hatte ihm gegolten, ihm ganz allein, und die Schmerzen waren unter den weichen ſchlan⸗ ken kühlen Händen ſtille geworden, aber ein heißer Brand hatte ſich im Herzen entfacht— und vergeſſen konnte er dieſe Stunde niemals. Denn ſeit dieſer Zeit trug er das Bild Lieſelotte May⸗ burgs in ſeinem Herzen, hatte er ſie zur Königin gemacht. Doch mit einem ſchweren Seufzer ließ ſich Michael Ro⸗ manowski endlich in einen Stuhl niederſinken und preßte ſeinen Kopf in beide Hände. a Es war ja Wahnſinn, dieſe Liebe im Herzen zu tragen, war Wahnſinn, ſich an irgendeine Hoffnung zu klammern. Wer war er denn? Ein Heimatloſer— ein Flüchtling, der für jeden Biſſen Brot dankbar ſein mußte, ein Bettler, dem man aus Mit⸗ leid Almoſen zuwarf. Michael Romanowski grub ſeine Fäuſte in die Augen⸗ höhlen, um die Tränen zu erſticken, die ſich immer wieder hervordrängen wollten, ſo oft er ſich ſeiner elenden Lage bewußt wurde. Aber war es denn wirklich eine Vermeſſenheit, das Bild der jungen Herrin in ſeinem Herzen zu tragen? Er wagte ja nicht an die Erfüllung ſeiner Wünſche zu denken, er war zufrieden, wenn er ſie nur von weitem ſehen durfte, betete ſie heimlich an, ſo wie einſt die Pagen ihrer jungen Königin huldigten. Ja, hätte ihn der unſelige Krieg nicht um alles gebracht, d er beſaß, wäre er noch der, der er vor Jahren war, ann—— Michael Romanowski preßte die Lippen zuſammen und ſchüttelte unwillig den Kopf. 8 Nein, er durfte nicht über Vergangenes nachdenken— wollte nicht darüber nachgrübeln, was er alles verloren hatte, ſondern ſich bemühen, ſich mit ſeinem jetzigen Leben abzufinden, denn nur dann allein war ſein Daſein er⸗ träglich. And um ſeinen heißen Gedanken ein anderes Ziel zu eben, wandte er ſich der Dienerſchaft zu, die an einem angen Tiſch zuſammenſaß und eifrig miteinander ſprach. Einzelne Worte der Unterhaltung drangen an Michael Romanowskis Ohr. N „Nein, wir dürfen das Jaß Bier nicht eher anſtecken, be⸗ vor Johann nicht zurück iſt.“ 555 Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Donnerstag, 25. Februar! 9.30 Vom richtigen Gemüſekochen; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 17 Glückwunſch an Kinderreiche; 17.10 Frauen am Werk, Geſpräch; 17.40 Wir ſan zünfti; 18 Badi⸗ ſche Komponiſten; 19 Wenn Große einander begegnen. Schallplattenplauderei; 19.40 Echo aus Baden; 20.10 Volks⸗ lied— ſchönſtes Lied, 21.15 Konzert; 22.30 Unterhaltungs⸗ konzert. Freitag, 26. Februar: 9.30 Sendepauſe; 10 Locker laſſen?— keinesfalls, Hör⸗ ſzene; 10.30 Sendepauſe; 14 Muſikaliſches Allerlei; 14.30 Hans Frohſinn, Hörſpiel; 17.30 Badiſche Dichter; 18 Schall⸗ platten; 18.25 Klaviermuſik; 19 Sport in der§J.; 19.30 Meiſter des Inſtruments, Schallplatten; 19.45 Erzeugungs⸗ ſchlacht; 20.10 Muſikaliſcher Stafettenlauf; 21.10 Rolhſchild ſiegt bei Waterloo; 22.30 Nachtmuſik. Samstag, 27. Februar: 9.30 Sendepauſe; 10 Deutſche Leiſtung jenſeits der Gren⸗ zen, Hörbericht; 10.30 Sendepauſe; 15 Junge bildende Künſt⸗ ler am Werk, Hörberichte; 15.45 Ruf der Jugend; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Hörerwünſche, Schallplatten; 19 Buntes Wochenendkonzert; 19.45 Deutſche Skimeiſterſchaften im Abfahrts⸗ und Torlauf 1937, Funkberichte; 20.10 Kabarett; 21 Tanzmuſik; 22.20 Funkbericht von den Eishockeyweltmeiſterſchaften in London; 22.45 Tanz⸗ und Unterhaltungsmuſik. Reichsfender Frankfurt: Donnerstag, 25. Februar: 9.45 Sendepause; 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 15.30 Kinderfunk; 16 Kleines Flötenkonzert; 16.30 Wir laden Sie ein zu einem Tänzchen am Rhein; 17.30 Unvergeſſenes deutſches Land; 17.45 Das aktuelle Buch; 18 Blaskonzert; 19 Es muß doch Frühling werden... Funkfolge; 19.30 Sportvortrag der Woche; 19.45 Was willſt du werden?, Funkbericht aus der Kolonialen Frauenſchule; 20.10 Konzert; 22.30 Er hieroth ſim Frau, Schwank; 23 Tanzmuſik. Freitag, 26. Februar: 11 Hausfrau, hör zu; 11.30 Landfunk; 15.15 Achtung unſere ganz Kleinen!, Aufgeſtellt zur Tummelſtunde; 15.30 Im Heſſenland marſchieren wir, Funkbericht; 17.30 Menſchen und Geigen, Funkfolge; 18 Muſik aus Dresden; 19 Volks⸗ muſik und Volkslieder; 20.10 Unterhaltungskonzert; 21 Fünf aus Holz und Blech, Hörſpiel; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 27. Februar: 9.30 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.40 Landfunk; 15.15 Wir bemerken dazu.. 15.30 Es dröhnt der Marſch der Kolonne, Kampflieder von geſtern und heute; 15.55 Ruf der Jugeno; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Blas⸗ mufik: 19.30 Wochenſchau; 19.45 Deutſche Skimeiſterſchaf⸗ ten in Rottach⸗Egern, Funkbericht vom Abfahrtslauf; 20.10 Herz über Bord, Operette von Eduard Künneke; 22.20 Funk⸗ bericht vom Reit⸗ und Fahrturnier in Frankfurt a. M.; 22.35 Sportſchau; 22.45 Nachtmuſik. „Dann können wir bis Mitternacht warten— und bis dahin iſt die Zeit noch reichlich lang—“ „Unſinn, der Ball bei der Generalin Littmann iſt ſpä⸗ teſtens um elf Uhr zu Ende, denn die alte Dame liebt es, zeitig ſchlafen zu gehen.“ „Dann hat Johann aber mindeſtens noch eine Stunde Heimfahrt, und ſo kommt die Mitternacht heran, ehe wir daran denken können, endlich mit der Geburtstagsfeier zu beginnen.“ Michael Romanowski ſah, wie die Blicke der Diener nach dem Faß Bier, das in einer Ecke des Zimmers auf⸗ geſtellt war, immer ſehnſüchtiger wurden. Aber die Antwort einer der Diener ließ ihn erſchrocken zuſammenzucken. „Sei unbeſorgt, Johann braucht zur Rückfahrt höchſtens zwanzig Minuten, denn er wird den Weg über den 775 5 frorenen Monßbſee nehmen, ſo daß die Heimfahrt dadurch ſehr verkürzt wird.“ Michael Romanowski glaubte ſeinen Ohren nicht zu trauen. Ueber den Mondſee.. Ganz deutlich erinnerte er ſich daran, daß Inſpektor Karſten ihm vor wenigen Tagen erſt erzählt hatte, daß der Mondſee niemals völlig zufriert und jedes Jahr ſein Opfer fordere. Und wie aus weiter Ferne vernahm er den erſchreckten Ruf eines anderen Dieners, der erklärte: „Um Gottes willen, einen ſolchen Wahnſinn wird Johann doch nicht begehen. Der Mondſee iſt trügeriſch. Er ſieht ſtets aus, als wäre ſeine Fläche mit dicken Eisſchollen be⸗ deckt, aber ſo oft einer gewagt hat, den See zu begehen, bricht er an irgend einer Stelle ein, denn es gibt unter⸗ irdiſche warme Quellen in dieſem Waſſer, die niemals ein gänzliches Zufrieren ermöglichen.“ Aber die übrigen Diener verlachten dieſe Mahnung und erklärten: „Es iſt noch ſeit Jahrzehnten kein ſo ſtrenger Winter geweſen wie der diesjährige, und Johann iſt der Ueber⸗ zeugung, daß diesmal die Eisfläche hält. Er wird die Fahrt wagen, um noch rechtzeitig zur Geburtstagsfeier zu kom⸗ men.“ Kaum aber hatte Michael Romanowski dieſe Worte ver⸗ nommen, da ſprang er von ſeinem Stuhl auf, trat zu einem der Diener hin, der ſoeben von dem waghalſigen Vorhaben erzählt hatte, und fragte dieſen: „Iſt das wirklich Joynans Abſicht, die Fahrt über den Mondſee zu wagen?“ Der Diener nickte. „Gewiß, er hat ſogar eine Wette mit mir ee daß er ſpäteſtens einhalb zwölf Uhr hier eintreffen werde.“ nenden Gedenktage 5 25. Februar. 1634 Der kaiſerliche Generaliſſimus Albrecht Wenzel Euſe⸗ 3* bius von Wallenstein, Herzog von Friedland, wird in Eger ermordet * 1865 Der Dichter Otto Ludwig in Dresden 5 15 8 l geſtorben. i i Fritz v Uhde in München geſtorben. 1916 Erſtürmung der Panzerfeſte Douaumont bei Verdun. Sonnenaufgang 7.23 Monduntergang 6.43 eee r v. ——— 8 /, e