Nr. 52 Reckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 3. März 1937 Der Meſſedienstag in Leipzig. . Nun kaufen auch die Ausländer. 5 Leipzig, 3. März. Die ausgezeichnete Geſamtlage des Inlandsgeſchäftes hielt nach dem Bericht des Meſſeamtes auch am Dienstag an. Dazu trat eine außerordentlich gün⸗ ſtige Entwicklung der Auslandsabſchlüſſe. In Eiſen⸗ und Stahlwaren, Haus⸗ und Küchengeräten, Spielwaren, Kunſt⸗ harzerzeugniſſen, Glas und Keramik erfolgten Abſchlüſſe aus Ueber ſee, aus Skandinavien und Belgien, ebenſo wie aus Süd⸗ und Mitteleuropa. 1 15 Auf der Möbelmeſſe hielt der gute Geſchäftsgang auch am Dienstag an. Dabei hat ſich der Charakter des Meſſegeſchäfts nicht geändert. Nach wir vor wird alſo die gute Qualität gekauft, wobei die Preiſe auch nach unten Feſtigkeit zeigen. Das Ausland war mit Intereſſe am Ruben ohne allerdings bisher größere Käufe getätigt zu haben. 8 i In Lederwaren ſind Abſchlüſſe getätigt worden, die teilweiſe bis zu 100 v. H. über denen des Vorjahres liegen Davon entfiel ein erheblicher Anteil auf die A us fuhr Die Nachfrage des Auslandes konnte wegen der bekannten internationalen Hemmungen allerdings nicht immer befrie⸗ digt werden. Im Vordergrunde des Intereſſes ſtanden in dieſer Gruppe die Modewaren und kleine Koffer. Das Geſchäft auf der Textilbekleidungsmeſſe hal nach einer Aeußerung aus Ausſtellerkreiſen feinen Güipfelpunk ſeit der Inflation erreicht. Da die Liefer⸗ fähigkeit in der Textilinduſtrie in der ganzen letzten Zeit ſchon ſtark beanſprucht wurde, liegt die Bedeutung der Frühjahrsmeſſe auf dieſem Gebiet mehr darin daß ein Ausgleich zwichen Lieferant und Kunden auf direktem Wege geſucht werden kann und ſo Spitzenangebot und Nach⸗ frage befriedigt wird. Der gute Geſchäftsgang verteilt ſich auf alle Sparten der Branche. Mit Befriedigung werden die ſtarke Auslandsaufträge vor allem auf die neuen Zellwolle⸗Erzeugniſſe verbucht. Auf der Kosmetikmeſſe waren ausländiſche Ein⸗ käufer noch nie ſo ſtark vertreten wie in dieſem Jahr. Die Ausſteller auf der Techniſchen Meſſe ſtimmen darin überein, noch nie eine derartig ſtarke Nach⸗ frage auf einer Meſſe erlebt zu haben. An verſchiedenen Stellen mußten größere, Aufträge abgelehnt werden, da die Werke mit Arbeit überlaſtet ſind. Bekannt wurden Kauf⸗ abſchlüſſe aus dem Ausland, beſonders aus Skandinapfen, Polen und England, aber auch Frankreich, Italien, Mittel⸗ und Südoſteuropa ſind mit Aufträgen herangetreten. Die Kauftätigkeit nach Ueberſee, die erfahrungsgemäß ſpäter einſetzt, kommt nun ebenfalls in Fluß. Nach wie vor beſteht das regſte Intereſſe an neuen Werkſtoffen und be⸗ ſonders an den Maſchinen für ihre Verarbeitung. Forderungen im Entſchuldungsverfahren Die Ablöſung mit Schuldverſchreibungen der Rentenbank. f Auf Grund des Geſetzes zur Regelung der landwirtſchaft⸗ lichen Schuldverhältniſſe vom 1. Juni 1933 gibt die Deutſche Rentenbank äprozentige Ablöſungs⸗Schuldverſchreibungen aus, die bisher zur Ablöſung nichtmündelſiche rer Forderungen verwendet werden konnten. Durch die Ablö⸗ ſungsverordnung vom 27. Februar 1937(RGBl. Teil 1 Nr. 28) iſt nunmehr beſtimmt, daß auch die Gläubiger münn delſicherer Forderungen die Ablöſung ihrer Forderungen mit Ablöfungs⸗Schuldverſchreibungen der Deutſchen Rentenbank verlangen können. Dieſes Ablöſungs⸗ recht kritt an die Stelle der im Geſetz ſelbſt ſchon vorge⸗ ſehenen Möglichkeit, die mündelſicheren Forderungen gegen Pfandbriefe umzutauſchen. 5 5 Die Ablöſung kann einſtweilen in voller Höhe nur bei Forderungen bis zu 300 Mark verlangt werden. Bei größeren Forderungen wird zunächſt nur die Hälfte, min⸗ deſtens aber ein Betrag von 3000 Mark abgelöſt. Da das Ablöſungsrecht auf dieſenigen Fälle beſchränkt werden mußte, in denen ein wirkliches Bedürfnis anzunehmen iſt können K re di ti nſtitute und Verſicherungsunterneh⸗ mungen ſowie die öffentliche Hand die Ablöſung nicht verlangen. Das Ablöſungsrecht iſt ferner in der Regel dann ausgeſchloſſen, wenn der Gläubiger die Möglichkeit hat, Barablöſung zu erhalten. 5 Der Antrag auf Ablöſung iſt bereits während des Verfahrens an die Entſchuldungsſtelle zu richten oder, wenn eine ſolche nicht vorhanden iſt, an das Entſchuldungsamt. Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank⸗ Eismann. 4. Der Frühling war ja gekommen und rief heiße Wünſche wach. In dieſen ſchwülen Nächten, da der Wind durch das offenſtehende Fenſter den Duft der Blumen hereintrug, träumte Michael Romanowski von heißen Küſſen, von zwei leuchtenden roten Lippen— und von einer lieben Stimme, die ihm immer wieder zuflüſterte: „Ich hab dich lieb— ich hab dich nur ein Bettler biſt!“ i Michael Romanowski vermochte die lodernde Glut in ſei⸗ nem Herzen kaum noch zu ertragen. Es wurde ihm ſchwer, gleichgültige Er wäre am liebſten vor Lieſelotte geſunken— er hätte ihre Hände erfaß teln: „Erbarme dich meiner Not— erlöſe mich von aller Qual — mache mich ſelig, du meine Herzenskönigin— ſtille mit deinen Küſſen die brennende Glut meines Herzens— ſage mir, daß du mich lieb haſt— denn ich vergehe ſonſt vor Sehnſucht nach dir und deiner Schönheit——. Aber wie erſtarrt ſaß Michael Romanowski d ſah nur die großen, ſchönen, tiefblauen Mädchenaugen, die ihm wie zwei leuchtende Edelſteine erſchienen. Eine bange, ſchwere, beängſtigende Stille herrſchte. Da meldete der Diener plötzlich den Beſuch Annie Wil⸗ lingers. Und lieb— wenn du auch Worte zu ſprechen. in die Knie nieder⸗ ſen mögen und bet⸗ der Bann war gebrochen. Arme und führte ſie tayb ſie die Vorſtellung Michael Romanowskis übernahm. Und dabei erfuhr er, daß l Konrad Mayburgs, des älteſten Sohnes dieſes Hauſes, war die nach deſſen Tode in den bekannten ergeben, daß Deutſchland 20 Millionen Stück Rindofeh beſitzt, davon die Hälfte— genau 10,1 Mill.— Milch⸗ kühe. Damit iſt der Rindviehbeſtand, der durch die futter⸗ armen Jahre 1934 und 1935 gelitten hat'e, wieder auf⸗ gefüllt. Dies iſt um ſo mehr zu begrüßen, als die deutſche Rindviehzucht in der Erzeugungsſchlacht die große Auf⸗ gabe hat, a Fleiſch, Fett und auch mit Zugkraft zu beliefern. Die letzte ——————' Lieſelotte eilte der Beſucherin entgegen, ſchloß ſie in ihre dann Leopold Mayburg zu, worauf Annie Willinger die Braut 3dR. Die Viehzählung vom 3. Dezember 1936 hat unſere Volkswirtſchaft mit Milch, Butter, Aufgabe darf nicht unterſchätzt werden. Jeder, der die Landwirtſchaft kennt oder die Augen aufmacht, kann ſehen, wieviel große, kräftige und ſchwere Ochſen im Ge⸗ pann verwendet werden. Dieſe ſpäter gut ausgemäſteten Ochſen liefern ein hochwertiges Fleiſch, haben alſo einen doppe[ten. Nutzungszweck. Auch Zuchtbullen we.⸗ den häufig im Geſpann verwendet, was lierzüchteriſch durchaus erwünſcht iſt, denn Arbeit und Bewegung in friſcher Luſt iſt nicht nur für den Menſchen, ſondern auch für alle Tiere äußerſt bekömmlich. Bei dieſer Gezegen⸗ heit ſei auch darauf verwieſen, daß Bullen von Natur faſt nie bösartig ſind. Nur falſche Behandlung verdirbt ſie. Erkennt man bei Bullen erbliche Anlagen zu ſchlechten Eigenſchaflen, ſo werden ſie auf Grund der Beſtimmungen des Reichstierzuchtge etzes frühzeſtig ausgemerzt. Ein be⸗ ſonders ſchönes und friedliches Bild bietet abee ein ruhig, ſtelig dahinſchreitendes, gHutgepflegtes Kuhgeſpann, das auch volkswirtſchaftlich durchaus erfreulich iſt; denn die Verwendung von Milchkühen zu Zug und Arbeit be⸗ deutet, daß dem betreffenden Bauernhof oder land⸗ wirtschaftlichen Betrieb nur geringe Unkoſten für Zug⸗ kraft enlſtehen, weil die Kühe bei ſachgemäßer Behand⸗ lung während der Arbeit faſt dieſelbe Milchmenge heſeen. als wenn ſie nicht zu dieſer Arbeit herangezogen werden. 5 Eine gute Pflege und Fütterung aller Milchkühe, ins⸗ ſondere natürlich auch der Arbeitskuhe, iſt aber die Vor⸗ bedingung. Und damit ſind wir beim Kernproblem der deutſchen Rindviehzucht wie überhaupt der ganzen deutſchen Tierhaltung, nämlich bei de Leiſt ungsſteigerung. Die Futterflächen können in Deutſchland nicht beliebig vergrößert werden, die zur Verfügung ſtehenden Futtermiktelmengen ſind begrenzt Die Viehheſtände können alſo nicht ohne we teres vermehrt werden. Der deutſche Bauer und Landwirt wird ſovie Stück Rindvieh unter Bel ückſichtigung der übrigen Tier⸗ arten halten, wie er mit den ihm zur Verfügung ſtehenden Futtermitteln ernähren kayn. Er ſoll mit ſeinem Vieh aber den geſamten Butterbedarf, ungefähr 30 v. H. des Fleiſchbedarfes und einen Teil des übrigen Fettbedarfs des deutſchen Volkes decken. Darum muß das Ziel der Erzeugungsſchlacht und des Vierjahresplans ſein, wie Stgatsſekretär Backe ſagt, mit weniger Futter die⸗ ſelbe oder gar höhere Leiſtungen zu erzielen. Eine ſolche Leiſtungsſteigerung liegt ja auch weitgehend im Intereſſe des einzigen Tierhalters, denn bei weniger Aufwand mehr erzielen, bedeutet gleichzeitig wirtſchaftliche Verbeſſerung. Jedes Lebeweſen, alſo auch die Milchkuh, benötigt zur Erhaltung ſeines Lebens Nährſtoffe, das ſogenannte Erhaltungsfutter, das annähernd, immer dasſelbe bleibt. Darüber hinaus wird für das Hervorbringen der Milch aber Leiſt ungsfutter be⸗ nötigt. Das Leiſtungsſutter richtet ſich natürlich nach der Milchmenge. Nun iſt es aber n icht gleichgültig, ob 3 Kühe zuſammen 25 kg Milch geben oder eine Kuh allein; denn drei Kühe gebrauchen das Leiſtungsfuttet für 25 Kilogramm Milch und das Erhaltungsfutter für drei Kühe. Eine Kuh gebraucht zwar auch das Leiſtungsfuttee für 25 kg Milch, aber nur das Erhaltungsfutter für eine Kuh. Im zweiten Fall kann alſo das Erhaltungsfutter für zwei Kühe eingeſpart werden. Oder mit anderen Worten: eine Kuh, die täglich nur 5 kg Milch gibt, wandelt vom Gefamtfutter nur rund 25 v. H. in Milch um, die Kuh, die aber 35 kg Milch liefert, dagegen 75 v. H. Do die zur Verfügung ſtehenden Futtermit l el beſtens ausgenutzt werden ſollen, müſſen ſchleche Milch ühe durch beſſere erſetzt werden. Die Steigerung Fer Milchſe ſtung einer Kuh um 10 bis 15 v. H. hilft der deutſchen Volks⸗ wirtſchaft und verbeſſert die Lage des einzelnen. Geben 10 Millionen Kühe im Jahr je 100 kg Milch mehr, o bedeutet das eine Mehrerzeugung von rund 35 000 t Butter. 71 000 t Butter wurden im Jahre 1935 nach niter eintrat, um im Dienſt der chriſtlichen Nächſtenliebe zu vergeſſen, daß ihr bräutliches Glück grauſam in der ſchön⸗ ſten Blüte zerſtört wurde. Michael wollte ſich taktvoll zurückziehen, um den Kreis der Familie nicht zu ſtören. Doch Leopold Mayburg hielt ihn feſt und bat ihn, mit Lieſelotte zu muſizieren, um dadurch dieſen herrlichen Abend zu verſchönen. Heute aber ſollten nur deutſche Lieder geſungen werden, denn draußen hatte der deutſche Frühling ſeinen Einzug ge⸗ halten. f Heute wollte Leopold Mayburg der nicht daran erinnert werden, Land, das die Heimat dieſes Flüchtlings war, Sohn den letzten Schlaf ſchlief. Heute ſollte Annie Willingers Herz nicht ſchwer wer⸗ den, denn die Aermſte hatte lange genug ringen müſſen, ehe ſie die Ruhe ihrer Seele wiedergewann und ihr großer Schmerz um das verlorene Glück ſtille wurde. Annie Willinger war eine große ſchöne Erſcheinung, trotzdem ihr die ſtrenge Tracht der Johanniterinnen einen ernſten Zug verlieh und ſie älter erſcheinen ließ, als ſie vielleicht an Jahren zählte. a Sie ſaß ganz nahe an dem Rollſtuhl und hielt die müde, zitternde Hand Leopold Mayburgs in der ihren, und in Träumen verſunken lauſchten ſie jugendfriſchen Stimmen, die ſich einten.. beiden über die Noten beugten, Und während ſich die f. ſo daß die blonden Locken Lieſelottes über Michaels Wan⸗ gen ſtreiften und ihm das heiße Blut raſcher durch die Adern jagen ließ, ſahen ſie nicht, wie der Diener abermals eintrat und auf einem ſilbernen Tablett die Abendpoſt brachte, die er dem Herrn des Hauſes reichte. 5 Aber nur ein einziger Brief war angekommen— ein Brief, deſſen Umſchlag beſchmutzt war und dadurch verriet, daß er bereits durch viele Hände 970— ein Brief, der durch die ruſſiſchen Lie⸗ daß draußen im fernen ſein älteſter zu frohen Liedern ver⸗ beide den hellen, klaren, Die Leiſtungen unſerer Milchkühe. Von Oberregierungs⸗ und Landesökonomierat Dr. Heinrich Lüthge. Deutſchland eingeführt bei einem Geſamtverbrauch von 501000 t Butter. Geben nun alle Kühe 200 kg. Milch im Jahre mehr, ſo können aus dieſer Milch etwa 70 000 t Butter gewonnen werden, alſo annähernd ſoviel wie 1935 eingeführt wurden. Eine Mehrleiſtung von 200 kg Milch im Jahre bedeutet, daß die Kühe mit einer Jahresleiſtung von unter 3000 kg nur um ungefähr 10 v. H. in ihrer Leiſtung geſteigert werden müßten. Da die Leiſtungs⸗ prüfungen aber ergeben haben, daß die Milchkühe ſehr durchſchnittline Milchleiſtung unſerer Hüne 2 8 1. — Aicht Loniroſſierig N Jig III Unfer Ziel: wude 3000 kg deshalb L iſtungskontrolle r ——. ˙ m wohl über 3000 kg Milch im Jahre liefern können, wie das z. B. bei den Herdbuchkühen der Fall iſt, werden alle Bauern und Landwirte nach einem Stalldurchſchnitt von 3000 kg Milchleiſtung im Jahre ſtreben müſſen. Deshalb muß jeder einſichtige Tierhalter erkennen, daß das Reichstierzuchtgeſetz und die Pflicht⸗ milchkontroll, die ja in erſter Linie dieſes Ziel verfolgen, ihm auch zu eigenem Nutzen wichtige und unentbehrliche Bundesgenoſſen ſind und ihm helfen, ſeinen Rindviehbeſtand entſprechend den geſtellten Anforderungen zu verbeſſern. Der mittelbadiſche Obſtbau. Die Bedeutung des mittelbadiſchen Obſtbaugebietes läßt ſich an folgenden Zahlen erkennen, die Kreisobſtbauoberinſpek⸗ tor Hopp⸗Bühl auf einer Tagung der Obſtzüchter des Kreiſes Baden im Aureliahaus zu Baden⸗Baden machte: Im Büh⸗ ler Bezirk gibt es 785057 Obſtbäume; davon ſind 380 202 Zwetſchgen⸗ und Pflaumenbäume. Im Bezirk Raſtatt ſtehen 550 568 Obſtbäume. Auf der erwähnten Tagung behandelte Hauptabteilungsleiter 2 der Landesbauernſchaft Baden, Schmitt⸗Leutershauſen, der auch Vorſitzender der„Fachſchaft Obſt“ im Landesgartenbauverein iſt, in längeren Ausführun⸗ gen die Fragen des Obſtbaues und die Wichtigkeit, die dem⸗ ſelben im Vierjahresplan zukommt. Saatgut und Sorte im badiſchen Futterbau. „Wie die Saat, ſo die Ernte“ lautet ein altes Bauern⸗ ſprichwort. Doch bei keiner Futterart wird ſo gegen dieſes Mahnwort gehandelt, wie bei unſerem Futterbau. Der Saat⸗ gutwechſel im Kartoffelbau iſt ſchon einigermaßen eingeführt, es iſt den meiſten Bauern auch geläufig, beim Getreide in gewiſſen Abſtänden einen Saatgutwechſel vorzunehmen. Bei Dauerfutterflächen und bei Ackerfutterbau glaubt man jedoch mit dem billigſten und daher meiſtens auch am wenigſten brauchbaren Saatgut auskommen zu können. Im Gegenteil: Das beſte Saatgut muß gerade gut genug ſein, um bei einer Dauergrünlandanlage verwendet zu werden. Hierüber ſpricht am Donnerstag, den 4. März 1937, Dr. Pfrang⸗Raſtatt im Reichsſender Stuttgart. Landvolk hör zu! — Leopold Mayburgs Herzſchlag unruhig werden ließ. Er ta⸗— ſtete nach dem Brief— ſchob die Brille zurück und ſtammelte mit erregter Stimme: „Träume ich denn? Narrt mich ein Frühlingsſpuk? Dieſe Schrift iſt doch— iſt—.“ Er wagte dieſe tollkühne Vermutung nicht auszuſprechen, ſondern ſtarrte Annie Willinger wie entgeiſtert an. Dieſe nickte ihm mit bleichem Geſicht, aus dem jeder Blutstropfen gewichen war, zu und flüſterte: „Dieſe Schrift gehörte einſt Konrad, deinem Sohn und meinem Bräutigam.“ Michael Romanowski hatte ein Notenblatt ausgewählt und ſchob es Lieſelotte hin. Dabei ſuchten ſeine großen, der ihren. Leiſe fragte er: „Wollen Sie mich begleiten, Lieſelotte nickte lebhaft und rückte das Notenblatt auf dem Flügel zurecht, denn ſie wußte, daß ihr Vater dem weichen, warmen Bariton Michael Romanowskis gern ge⸗ hörte. 5 Lächelnd ſchlug ſie die erſten Akkorde an und Michael Romanowski begann zu ſingen: „Wenn ich auf dem Lager liege, In Nacht und Kiſſen gehüllt, So ſchwebt mir vor ein ſüßes, Anmutig liebes Bild. Wenn mir der ſtille Schlummer Geſchloſſen die Augen kaum, So ſchleicht das Bild ſich leiſe Hinein in meinen Traum. Doch mit dem Traum des Morgens Zerrinnt es nimmermehr; Dann trag ich es im Herzen Den ganzen Tag umher.“ 2 7. N (Fortſetzung folgt.) dunklen Augen den Blick gnädiges Fräulein?“ fremde Marken trug und eine. chrift zeigte, die Annie Orden der Johan Willinger einen erſchreckenden ufſchrei entlockte— und die Das Geheimnis der Todesfliegen (4. Fortſetzung.) Der Endkampf beginnt Kein Heilmittel hat jemals ſoviel Aufſehen erregt wie Bayer 205. Engländer nannten es den Schlüſſel Afrikas. Ein Pferdezüchter in Paraguay komponierte in begeiſterter Dankbarkeit einen Tango darüber, weil es ſeine Pferde vor einer in Südamerika weitverbreiteten Pferdeſeuche ſchützte. Ein franzöſiſcher Chemiker ver⸗ ſchaffte ſich auf„einem beſonderen Wege“ etwas von dem neuen weißen Pulver, zerlegte es, gab die Formel bekannt und verſuchte, es dann ſelbſt herzuſtellen unter dem Namen Fourneau 309. Bayer 205 iſt das Ergebnis zielbewußter Arbeit der pharmazeutiſchen Abteilung„Bayer“ der JG. Farben. Auch der Laie erhält die beſte Vorſtellung von der Höhe der wiſſenſchaftlichen Arbeit, die ſich in Bayer 205 verkörpert, wenn er ſich einmal das Vergnügen macht, die wiſſenſchaftliche Bezeichnung für das neue Mittel bis zum Ende durchzuleſen, ſo wie ſie der franzöſiſche Chemiker belanntgab. Bayer 205 iſt danach nämlich nichts weiter als das„Natriumſalz einer Harnſtoff⸗m⸗aminobenzoyl⸗ m⸗amino⸗p methylbenzoyl⸗l⸗naphthylamin⸗4, 6, 8⸗ triſul⸗ foſäure“. Jawohl, nichts weiter! Seinen Weltruf erwarb Bayer 205 aber an der Front der Schlafkrankheit ſelbſt, in Afrika. Ndombo, kleines Negerdorf Hier fiel nun eine der wichtigſten Entſcheidungen im Feldzug gegen die Schlafkrankheit. Sechs Tage mußte die deutſche Expedition von Kapſtadt nordwärts mit der Eiſenbahn fahren, den Zambezi bei den großen Waſſer⸗ fällen kreuzend. Drei Wochen dauerte die Weiterreiſe bis zu der einſamen Regierungsſtation Mpika, drei Tage der letzte Marſch bis nach dem kleinen Dorf Ndombo, dem un⸗ bekannten Schauplatz eines großen Sieges. Hier war man mitten in der Wildnis. Nachts umbrüllten die Löwen die Rinderſtälle mit den tſetſelranken Verſuchstieren, die man heilen wollte. Sie waren fliegenſicher gebaut, aber nicht löwenſicher, und ſo mußten alle Dornverhaue aufgewor⸗ fen werden. Giftſchlangen machten den wertvollen Ver⸗ ſuchsaffen in ihren Käfigen unerwünſchte Nachtbeſuche. Aber dieſe Seuſationen waren nichts im Vergleich zu ein paar immer wiederkehrenden ſchlichten Zeilen in den Krankenberichten. Patient dauernd von Trypanoſomen frei; Patient auf eigenen Wunſch als Arbeiter im Lager beſchäftigt! Dabei waren das Leute, die vor Wochen in das Lager getragen werden mußten. Bayer 205 hatte ſich glänzend bewährt. Alle Fälle im erſten und zweiten Stadium der Schlafkrankheit wurden ſchnell geheilt. Das war nach dem Kriege. Wenige Jahre vorher hatte die Verſammlung von Anklägern in Verſailles das Urteil gefällt, das Deutſchland jeden Verdienſt um die Entwick⸗ lung Afrikas abſprach, ja, das ihm die Kolonien raubte. Das Rheinland war beſetzt, im Ruhrgebiet ſaßen Fran⸗ zoſen und Belgier. Da forderte der belgiſche Generalgou⸗ verneur der Kongokolonie die deutſchen Forſcher auf, mit dem eben erprobten Mittel gegen die Schlafkrankheit im Kongogebiet den Kampf aufzunehmen. Es ſoll zugegeben werden, daß die deutſchen Forſcher zuerſt Bedenken hatten. Sie dachten an die Kolonial⸗Schuldlüge, ſie dachten an die Rheinlandbeſetzung und an die Beſetzung des Ruhr⸗ gebiets.— Aber ſie überwanden alle patriotiſchen Hem⸗ mungen und ſtellten ſich in den Dienſt der Menſchlichkeit. Sie nahmen den Kampf gegen die Schlafkrankheit auch am Kongo auf. Nicht ohne Erfolg. Und dann wurden ſie in die verſeuchten und gefährdeten Gebiete gerufen— von Engländern und Franzoſen und Belgiern. Das Verhältnis zwiſchen dem Arzt und ſeinen Kran⸗ ken war hier allerdings ein anderes als in Europa. Hier mußte der Arzt den Patienten bezahlen! Mit feinem Ge⸗ fühl hatten die Eingeborenen erkannt, wieviel den weißen Männern an ihrer Behandlung gelegen war. So forderten ſie bei jeder Gelegenheit Tabak, Fleiſch und Kleiderſtoffe dafür, daß ſie ſich vom drohenden Schlaftod erretten ließen, von deſſen Nähe ſie allerdings kaum etwas ahnten, ſolange der Schlaf ſie noch nicht zu Boden geworfen hatte. Waren ſie dann nach dem überſtandenen Tiefpunkt der Krankheit wieder geſund und kräftig, dann wollten ſie möglichſt ſchnell wieder in ihre Dörfer zurück, während die Aerzte, um ſicher zu gehen, daß ihre Schlafkrankheitskeime wirk⸗ lich für immer aus dem Blut verſchwunden waren, ihre Kranken natürlich noch Monate hindurch beobachten muß⸗ ten. Beſonders die Frauen waren nach ihrer Geneſung kaum im Lager zu halten. Sie dachten ſtets daran, wie Affen, Vögel, Wildſchweine und Flußpferde während ihrer Abweſenheit in ihren Feldern gehauſt haben mochten. Zwei wunderbare Heilungen durch Bayer 205 machten auf die Eingeborenen einen ganz beſonderen Eindruck. Da war ein Schlafkranker, der von ſeinen Verwandten dauernd wegen ſeiner geiſtesgeſtörten Wildheit gefeſſelt gehalten werden mußte. Schon nach der dritten Spritze war er wie⸗ der geſund und normal. Aus Dankbarkeit brachte er eine Anzahl Eier in das Lager, nicht als Geſchenk, ſondern— zum Verkauf. Von nun an waren auch ſeine Stammes⸗ genoſſen überzeugt, daß die wunderbare Heilung eine voll⸗ kommene und dauernde war. Da war ferner Ulimengo, durch Bayer 205 im letzten ſchwerſten Stadium der Krankheit dem Tod entriſſen. Aber das von den Krank⸗ heitskeimen zerſtörte Gehirn ſchien nie wieder arbeiten zu wollen. Stumm und teilnahmslos fegte Ulimengo täglich und ſtündlich den Platz vor dem Laboratoriumszelt, hin and her, auf und ab, fünf Monate lang, bis er eines Tages unvermutet aufhörte, die erſten Worte ſprach. Nataka, falanga! Pay, pay! Das hieß, er wollte jetzt auch Geld wie die anderen. Zu neuem geiſtigen Leben er⸗ wacht, konnte man ihn dann bald darauf endgültig in ſeine alte Heimat entlaſſen. Großangriff gegen die Todesfliegen Mit dem ſtändigen Kampf gegen die Todesfliegen ver— ändert ſich auch das Geſicht des neuen Afrika. Schon hat man die Ausrottung alles Wildes, der Hartebeeſte, Gnus und Impallas, in Erwägung gezogen, weil man glaubte, daß durch das Wild die Todesfliegen unterhalten und verbreitet werden könnten. Dem ſtellte ſich der Einwand entgegen, daß die Fliegen ſich dann vielleicht, anſtatt aus⸗ zuſterben, mit verdoppeltem Blutdurſt auf Menſchen und Haustiere als ihre letzte Blutquelle ſtürzen würden. Kurioſe Verſuche wurden gemacht, bei denen man Eſel mit Fliegenleim beſtrich oder mit zebraähnlichen Streifen be⸗ malte, um das Verhalten der Fliegen näher zu erforſchen. Nach einer beſonderen Taktil angelegte Grasfeuer ſollen die Fliegenpuppen noch in der Erde vernichten. Der Völ⸗ kerbund hat Konferenzen über die Schlafkrankheitsfrage einberufen. Geſundheitspäſſe für alle Eingeborenen ſind vorgeſehen. Erfinderiſche Köpfe haben Fliegenfallen kon⸗ ſtruiert, von denen eine im Zeitraum von 24 Stunden 2997 Tſetſe⸗Fliegen gefangen haben ſoll. Im Lauf eines Jahres ſollen ſo im Zulu⸗Land 8 Millionen Fliegen ge⸗ fangen worden ſein, und man ſagt, in den Provinzen Sofala und Manika habe ſich ihre Zahl ſchon merklich ver⸗ mindert. Durch den regelmäßigen Luftpoſtverkehr iſt es heute möglich, die für die Forſchungsarbeiten notwendigen Fliegen im kurzen, nur zwei Wochen dauernden Puppen⸗ zuſtand an die Inſtitute Europas zu ſchicken, denn nach Ablauf dieſes Verwondlungsſchlafes verlangt die Fliege unerbittlich ihren täglichen Tropfen lebendes Blut. Europäiſche Waffen gegen afrikaniſche Leiden, und das iſt kein Zufall. Denn Europa hat ja letzten Endes dieſe furchtbare afrikaniſche Krankheit entfeſſelt, und nur Europa kann ſie wieder heilen. 8 Aufnahme: Scherl Bilderdienſt— M. Im Krokodilblut wurde der Erreger der Schlafkrank⸗ heit gefunden. Profeſſor Dr. Koch und Stabsarzt Klein, die die Erreger der Schlaftrankheit fanden, beim Sezieren eines Krokodils. DD———————— 25 Jahre Ringen um Vitamine Der Roman eines Ernährungsrätſels Es war im Weltkriege. Der Ring der Feinde hatte Deutſchland von aller Welt abgeſchloſſen, ſo daß es nur wenigen Schiffen gelang, die Blockade zu durchbrechen, um im Atlantik und in anderen Meeren den Kampf mit den Gegnern aufzunehmen. Eines der eigenartigſten Schickſale hatte aber der Hilfskreuzer„Kronprinz Wilhelm“, der im Atlantiſchen Ozean vom Kriegsausbruch überraſcht worden war, dann als Hilfskreuzer hergerichtet wurde und nun eine Kaper⸗ fahrt unternahm, die wenige Gegenbeiſpiele in der Kriegs⸗ geſchichte hat. Tragiſch wurde dieſe Kaperfahrt dadurch, daß dieſer Hilfskreuzer unbeſiegt ſich internieren laſſen mußte, weil ein widriges Schickſal ihm jede weitere Aktionsmöglichkeit nahm. Beſiegt durch konzentrierte Nahrung Was war geſchehen? Durch alle ſiegreichen Abenteuer war die Küche des„Kronprinz Wilhelm“ nie in Verlegen⸗ heit. Im Gegenteil, es herrſchte ein Ueberfluß an Nah⸗ rungsmitteln, wie man ihn auch in den beſten Friedens⸗ zeiten kaum beſſer gekannt hatte. Nur ein kleiner Unter⸗ ſchied war vorhanden: Wenn man früher auf große Fahrt ging, war immer ein beſtimmtes Quantum friſcher Ge⸗ müſe an Bord. Gemüſe war auch vorhanden, als man dieſe Kaperfahrt antrat, aber es war nach wenigen Tagen aufgebraucht. Die Beute aber bot alles andere in Hülle und Fülle, nur die Ausbeute an friſchem Gemüſe und friſchem Obſt war gering. Furcht hatte man vor dem Skorbut. Und gegen den glaubte man ſich hinreichend ge⸗ ſichert, denn Zitronenſaft war ja genügend da. Als man dem März 1915 näher kam, begannen ſich die Erkrankun⸗ gen zu häufen. Die Symptome des Skorbut fehlten zu⸗ meiſt. Die Patienten klagten zunächſt über ein Gefühl der Schwere in den Beinen; öfters machte ſich eine Unſicherheit beim Gehen bemerkbar, einige brachen auch ohne jeden erkennbaren Anlaß zuſammen. Die Heizer klagten über Herzklopfen, auch über Kribbeln in der Haut oder Taub⸗ heit in den Oberſchenkeln. Trotz des ſcheinbar ſo kräftigen Eſſens wurde die Mannſchaft immer ſchlapper. Schließlich war die Zahl der Erkrankten derart groß, daß der Ge⸗ fechtswert ſich dem Nullpunlt näherte. Schweren Herzens mußte ſich der Kommandant entſchließen, das Schiff nach dem nächſten erreichbaren Hafen zu bringen und ſich dort internieren zu laſſen. Die Mannſchaft war durch eine un⸗ bekannte Krankheit außer Gefecht geſetzt worden. Die Heldenfahrt des„Kronprinz Wilhelm“ war zu Ende. Das Schickſal aber fügte es, daß in dem angelau⸗ fenen Hafen Newport News ſich ein Arzt befand, der in die Geheimniſſe der modernen Ernährungswiſſenſchaft ſchon weiter eingedrungen war, als es die Schiffsärzte ſein konnten. Vier Tage Diät für die Kranken und nur eine Suppe aus Kleie und Gemüſen, da war der Bann gebrochen, und wenige Tage ſpäter waren die zatienten wieder vollſtändig geſund. Ein deutſcher Hilfskreuzer hatte Bekanntſchaft mit— der Schiffs⸗Beriberi gemacht! Geſchält oder ungeſchält Daß die S;särzte des„Kronprinz Wilhelm“ dieſer Krankheit ratlos gegenüberſtanden, kann ihnen nicht zum Vorwurf gemacht werden. Die Wiſſenſchaft kannte damals noch ſo gut wie nichts von Vitaminen und ihrer Bedeu⸗ tung für den menſchlichen Körper; ſie wußte nicht, daß der Menſch außer beſtimmten Grammzahlen an Eiweiß, Fett, Stärke und Zucker noch ſo eine winzige Kleinigkeit braucht (gewichtsmäßig ausgedrückt: auf den Kopf vielleicht ein Millionſtel Gramm!), eben von dieſen Vitaminen, wie ſie in Obſt, friſchem Gemüſe, in Kleie uſw. vorhanden ſind. Aber dieſe Erlenntnis wurde erſt ein Jahrzehnt ſpäter Allgemeingut der Wiſſenſchaft. Einem Forſcher, der ſich auf die Jagd nach Bakterien begeben hatte, fiel durch ein gütiges Geſchick eine Landkarte in die Hand, auf der die Seuchengebiete der Beriberi in einer anderen Farbe ein⸗ gezeichnet waren. Zufällig war dieſer Forſcher auch Nah⸗ rungsmittelchemiker. Als er ſich ſo die Karte von Hinter⸗ indien und China betrachtete, fiel ihm auf, daß dieſe Seuchengebiete, die da eingezeichnet waren, ſonderbarer⸗ weiſe nicht ganze Landflächen bedeckten, ſondern gleichſam von den Seehäfen aus ſtrahlenförmig nach dem Innern des Landes zogen. Ueberall dort, wo große Verkehrsſtraßen waren, befanden ſich auch Seuchenherde, während andere Landflächen, nur wenige Kilometer davon entfernt, von der Seuche verſchont blieben. Zunächſt drängte ſich der Bakteriologe in den Vordergrund mit der Vermutung, daß hier durch Seeleute irgendein Krankheitskeim eingeſchleppt werden könnte.— Aber was ſollten Seeleute im Innern des Landes machen? Als er ſo nicht mehr weiterkam, trat der Nahrungs⸗ mittelchemiker an ſeine Stelle und packte das Problem von einer anderen Seite an. Was eſſen, wovon leben dieſe Leute in den Seuchengebieten? Und was wird auf dieſen großen Straßen, an die ſich die Seuchengebiete doch ſchein⸗ bar anlehnen, transportiert? Seine Erkundigungen er⸗ gaben, daß in den ſeuchenfreien wie in den Seuchegebieten Reis die Hauptnahrung der Bevölkerung ſei. Alſo in beiden Gebieten wurde Reis gegeſſen. Warum trat nun die Seuche in dem einen Gebiet auf, während ſie das andere verſchonte? Da führte ihn der Zufall auf die richtige Spur. Eine Handelsſtatiſtik zeigte ihm nämlich, daß die Ein⸗ fuhr der Reichsſchälmaſchinen in den letzten Jahren einen Aufſchwung genommen hatte. Als er dieſe Tatſache über⸗ dachte, begannen ſich die Schleier zu lüften, die das große Geheimnis umgaben. Sollte nicht die Urſache dieſer Seuche in dieſen Maſchinenkoloſſen zu ſuchen ſein? Dann mußten dieſe ſtählernen Giganten beim Schälen des Reiſes etwas zerſtören, was dem natürlichen Reiskorn anhaftete. Nun ließ der Forſcher nicht mehr locker. Seine Erkundigungen ergaben, daß in den ſeuchenfreien Gebieten der Reis noch mit der Handmühle gereinigt werde, während in den Seuchegebieten die Reisſchälmaſchine ihren Einzug gehal⸗ ten hatte. Die Erkenntnis war auf dem Marſche. Wie es ſo oft bei Entdeckungen geht, daß ſie gleich⸗ zeitig und unabhängig voneinander gemacht werden, ſo auch bei der Vitaminerforſchung. Sie iſt auch nicht, wie viele annehmen werden, ein Kind des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts, ſondern entdeckt wurde die Vitamin⸗ gruppe ſchon kurz vor der Jahrhundertwende. (Fortſetzung folgt.) für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar-Bote-Druckerei ruckarbeiten