tei J i Nr. 55 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 6. März 1987 Vor einem Jahr! Frei wurden die deutſchen Lande am Rhein! 5 Mit ehernem Klang hallt heute das Echo der großen Führerrede wider, die uns in der hiſtoriſchen Reichstagsſit⸗ zung am 7. März 1936 den kühnen Entſchluß verkündete: Die Die „Die deutſchen Lande am Rhein ſind wieder frei!“ Was uns im Grenzland Baden infolge des unglückſeligen Verſailler Vertrages ſeit 16 Jahren verſagt geblieben war gehörte von dieſer Stunde an der Vergangenheit an. Wir hören noch deutlich die Stimme des Führers aus dem Laut⸗ precher, wie er ſagte:„In dieſer Stunde marſchieren deutſche Truppen in die Rheinlande ein!“ Nun gab es keine„neutrale Zone“ mehr, und frei war der Weg zur Rückkehr des deutſchen Soldaten, den wir 1918 aus den meiſten badiſchen Gar⸗ niſonsſtädten ziehen laſſen mußten. Als dann in den erſten Nachmittagsſtunden unter dem Geläut der Glocken und mit klingendem Spiel die Truppen ihren Einzug in die alten Friedensgarniſonen hielten, war die ganze Bevölkerung auf den Beinen und umſäumte die Marſch⸗ ſtraßen. Fenſter und Balkone waren beſetzt, junge Kletter⸗ künſtler hatten hohe Ausſichtspunkte erklommen, um ja alles genau erſchauen zu können. Die einziehenden Soldaten wur⸗ den mit Blumen beſchenkt, Heilrufen und Tücherſchwenken allüberall. Reichsſtatthalter und Gauleiter Robert Wagner, der an dieſer denkwürdigen Reichstagsſitzung teilgenommen hatte, kam noch an demſelben Tage im Flugzeug in die Gau⸗ und Grenzlandhauptſtadt zurück und ſprach abends zu der auf dem Adolf⸗Hitler⸗Platz verſammelten vieltauſendköpfigen Menge, die in begeiſterter Kundgebung Adolf Hitler dankte. Aufs neue erfaßte eine unbeſchreibliche Begeiſterungs⸗ welle Stadt und Land, als dann Adolf Hitler am 12. März Karlsruhe beſuchte und hier den Wahlkampf er⸗ öffnete, der aller Welt vor Augen führen mußte, in welch beiſpielloſer Einmütigkeit das deutſche Volk in großer ſchick⸗ ſalhafter Zeit hinter ſeinem Führer ſteht. 5 Beflaggung der Dienſtgebäude am 7. März. () Karlsruhe, 6. März. Der Reichsſtatthalter hat ange⸗ ordnet, daß zur Erinnerung an die Wiederbeſetzung der entmilitariſierten Zone alle Gebäude und Gebäudeteile, die von ſtaatlichen und kommunalen! Verhaltungen, Anſtalten und Betrieben und ſonſtigen Körperſchaften, Anſtalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts und von öffentlichen Schulen benutzt werden am 7. März ds Is. flaggen. Baden auf der Leipziger Meſſe. Miniſterpräſident Köhler auf der Leipziger Meſſe. 9 Karlsruhe. Miniſterpräſident Köhler hat die Leip⸗ ziger Frühjahrsmeſſe 1937 beſucht. Bei dieſem Beſuch, der in erſter Linie den hadiſchen Ausſtellern galt, fand Miniſter⸗ präsident Köhler Gelegenheit, mit den verſchiedenartigſten Kreiſen der badiſchen Wirtſchaft Fühlung zu nehmen. Manche Frage wurde an Ort und Stelle beſprochen, ſo daß ſich ein intereſſanter Einblick in den Stand unſerer Grenzlandwirtſchaft ergab. Leider hat es die Kürze der zur Verfügung ſtehenden Zeit auch in dieſem Jahr nicht geſtattet, alle badiſchen Aus⸗ ſteller zu beſuchen. Der erſte Gang galt dem im Graſſi⸗ muſeum ausſtellenden badiſchen Kunſtgewerbe. Hier wurde der Miniſterpräſtdent, nachdem es dem Badiſchen Fmanz⸗ und Wirtſchaftsminiſterium gelungen war, die kurz vor der Meſſeeröffnung aufgetretenen Schwierigkeiten wegen der Aus⸗ ſtellungsräume zugunſten der badiſchen Ausſteller zu löſen, beſonders freudig begrüßt. Die im Graſſimuſeum gebotene geſchloſſene Schau von Spitzenleiſtungen des badiſchen Kunſt⸗ gewerbes hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck. Im Speckshof galt der Beſuch in erſter Linie der hier ausſtellenden Pforzheimer Schmuckwareninduſtrie. Gewaltig iſt der Eindruck der großen techniſchen Meſſe, auf der die badiſche Induſtrie geradezu hervorragend vertreten iſt. Was hier von den badiſchen Ausſtellern an Spitzenleiſtungen geboten wird, iſt großartig. Die von jeher ſtark ausfuhrorientierte badiſche Grenzlandwirtſchaft hat erkannt, welch großer Wert der Leipziger Meſſe gerade für das Auslandsgeſchäft zu⸗ kommt. und ſie iſt für dieſe Erkenntnis auch belohnt worden. ——— Kreuz und Quer Weltrekord im Meckern.— Druckfehler als Scheidungs⸗ grund.— die ſtreitbare geſchiedene Frau des Bürger ⸗ meiſters.— Das Geſpenſt im Weinkeller. Jeder Schriftleiter weiß, daß allen Leſern es recht zu machen, leider nicht möglich iſt. Die Folge ſind jene Aeußerungen reger Anteilnahme der beſſer informierten Leſer an die unwiſſende Schriftleitung, die das tägliche Ent⸗ zücken der Redaktion bilden. Schreibt nämlich die Zeitung irgend etwas, was Herrn Soundſo nicht paßt, ſo ſetzt der unzufriedene Abonnent ſich eben mal hin und beehrt die Schriftleitung mit einem Beſchwerdebrief. Die meiſten dieſer Meckerer ſtellen ja ſchließlich ihre freundliche Mitarbeit mit der Zeit ein, aber in Idaho(USA) gab es einen, der dieſe journaliſtiſche Nebenbeſchäftigung mit beſonders beharr⸗ lichem Fleiß betrieb. Mit einem Fleiß, welcher einer beſſeren Sache würdig geweſen wäre. 42 Jahre lang ſchrieb er Meckerbriefe an die Redaktionen der verſchiedenſten Blät⸗ ter. Von jedem Brief behielt er einen Durchſchlag zurück, um ihn in einer großen Regiſtratur ſchön ſachgemäß ein⸗ zuordnen. Schließlich hatte er ſiebzigtauſend ſolcher Be⸗ ſchwerdebriefe beieinander: ſiebzigtauſendmal verärgerte Redakteure waren das für den Meckerer aus Idaho Ein Glück, daß der Mann vor kurzem geſtorben iſt, ſonſt würde er ſicher uns auf dieſe Zeilen den 70001. Meckererbrief ſchreiben. s Ein beliebter Grund, auf die Zeitung zu ſchimpfen oder ſich über ſie luſtig zu machen ſind für manche Menſchen die Druckfehler, die bei der unglaublichen Haſt der Zeitungs⸗ herſtellung nie ganz zu vermeiden ſein werden. Sie ſind ja allgemein ungefährlich, können aber doch auch einmal verhängnisvoll werden, wie folgender Fall beweiſt: In Turin erregt eine Scheidungsklage großes Aufſehen. Vor einigen Jahren erſchien in einer italieniſchen Zeitung ein Heiratsinſerat, in dem eine 47 Jahre alte Witwe, noch jugendliche Erſcheinung uſw., einen geeigneten Ehemann ſuchte. Ein Turiner Induſtrieller las die Anzeige, meldete ſich, man lernte ſich kennen und fand Gefallen anemander, Die Witwe ſah übrigens tatſächlich bedeutend jünger aus, als die Anzeige angegeben hatte. Die Hochzeit fand ſtatt, und die erſten Jahre perlebte das nicht mehr ganz junge, aber wie geſagt, jugendlich wirkende Paar in glücklichſter Ehe. Da wurde die Frau ſchwer krank. Und als ſie nach einiger Zeit wieder aufſtehen konnte, da war ſie eine alte Frau. Ihr Mann ſchüttelte den Kopf: wie konnte ſie ſo raf altern? Es kamen ihm Bedenken, und ſchließlich ſtellte ſich heraus, daß die Frau wirklich zehn Jabre älter war. als ſeinerzeit die Anzeige angegeben hatte. Der Druckfehlerteu⸗ Mutter und Kind in Sowietrußland Der Bolſchewismus rühmt ſich, die Frau von„jeder kleinbürgerlichen 9 wo die Frau an ihren Herd, an ihre Wirtſchaft, an ihre Kinder gefeſſelt und von jeder politiſchen und geſellſchaftlichen Tätigkeit abgeſchnitten iſt“, befreit und ſie dem Manne völlig gleichgeſtellt zu haben. Das Sowjetpreſſeorgan„Stimme des Kollektiviſten“ befaßt ſich zum internationalen kommuniſtiſchen Frauentag mit dem Schickſal der Sowjetfrau. Es heißt dort: Im foſchi⸗ ſtiſchen Deutſchland lehrt Hitler;„Die höchſte Berufung der Frau ſind der Waſchtrog und die Windeln“.— In Sow⸗ jetrußand:„wachſende geſellſchaftliche und Produktions⸗ aktivität der Arbeiterinnen und Kollektiviſtinnen.“ Und nun folgt eine Lobeshymne auf das Glück und das ſchöne Los der Sowjetfrau. Wie niederſchmetternd müſſen dieſe Lügen bolſchewiſti⸗ ſcher Agitatoren für die ruſſiſche Frau ſein, die es nicht mit marxiſtiſchen Theorien, ſondern mit der nackten Wirklich⸗ keit des Lebens zu tun hat! Keine Frau der Welt hat ſo viel Jammer und Elend erlebt und iſt zu einer für die Frau ſo widernatürlichen Lebensführung gezwungen wie die Frau in der Sowjetunion. Die Frau iſt dem Manne gleichgeſtellt. Worin beſteht dieſe Gleichſtellung? Die Sow⸗ ſetfrau iſt nicht in erſter Linie Hausfrau, Mutter und Er⸗ jeherin ihrer Kinder, ſondern ein aktiver Baumeiſter der ſozgaliſtiſchen Geſellſchaft“. Die Familie wird von den Kom⸗ muniſtenführern als der verfluchte Ueberreſt des alten Re⸗ gimes bezeichnet; ſie müſſe beſeitigt werden, wenn die Re⸗ volution ſiegreich ſein ſolle. Lockerung und Zerſtörung der Familie iſt bolſchewiſtiſcher Grundſatz. Nach dem 1 5110 von 1927 kann die Eheſcheidung vollzogen werden dur die Willenserklärung eines Beteiligten, nach einer jetzt er⸗ folgten Ergänzung muß der andere Ehepartner minde⸗ ſtens benachrichtigt werden. Infolge der Lockerungen der Ehegeſetze iſt die Zahl der Eheſcheidungen außerordentlich groß. Die Leningrader„Krasnaja Gaſeta“ berichtet, daß Zählungen zufolge von 1535 Eheſchließungen, die in einem Stadtteil im Laufe von 2 Monaten regiſtriert wurden, am Anfang des dritten Monats bereits 980 Scheidungen vor⸗ genommen worden waren Es wurden Fälle feſtgeſtellt, daß der Mann einen anderen Namen führt als die Frau und das Kind einen dritten, denn im bolſchewiſtiſchen Ehe⸗ geſetz heißt es an einer Stelle:„Die Bigamie(Vielweibe⸗ rei) an ſich iſt bei uns nicht ſtrafbar“. Der Leiter einer Paßſtelle hatte, wie neuerdings feſtgeſtellt wurde, fünf Frauen, die alle amtlich angetraut waren. Die Folge der häufigen Eheſcheidungen iſt, daß die verſtoßene Frau mit ihren Kindern ſich ſelbſt überlaſſen bleibt. Um dieſem Elend zu entgehen, iſt die Frau oft zur Unterbrechung der Schwangerſchaft gezwungen. Dies wird von den Sowjetbehörden nicht nur geduldet, ſondern ſo⸗ ar gefördert. Auf die Abtreibungsanſtalten wird öffent⸗ lich hingewieſen; ſo kann man an Verkaufsläden, in Spei⸗ ſeräumen uſw. auf Plakaten leſen:„Abortorium“. Dieſe Abtreibungsanſtalten ſind äußerſt unzulänglich und unhy⸗ gieniſch. Dies gibt ſelbſt die Moskauer„Prawda“ zu. Sie weiſt darauf hin, daß die Abtreibungen meiſtens mit einer Kataſtrophe, häufig ſogar mit dem Tod der Frau enden. Es it ſo, daß eine Reihe von Frauen für den gleichen Tag beſtellt und dann von einem Arzt oder einer Hebamme gewiſſermaßen am laufenden Band behandelt wird. Es iſt bezeichnend, daß in den Krankenhäuſern in letzter Zeit nur die Hälfte der Krankenbetten für. zur Verfügung geſtellt werden darf. Das beweiſt, daß manch⸗ mal dreiviertel oder faſt alle Betten 55 dieſe Zwecke in Anſpruch genommen wurden, ſo daß andere Kranke keine Aufnahme mehr finden konnten. Gemäß der„abſoluten Gleichſtellung“ übt die Frau auch die gleichen Ber uf aus wie der Mann. Nach fowietruſſſchen Quellen gibt es zurzeit 7881 000 berufs⸗ tätige Frauen in der Sowjetunion; das iſt ein Drittel der ruſſiſchen Arbeiterſchaft. Davon entfallen 450 000 auf das Bauweſen, 2 672 000 auf die Schwerinduſtrie, 384 000 auf das Transportweſen. Der Anteil der Frauen unter den Metall⸗ und Maſchinenbauarbeitern beträgt 26 v. H., ihr Anteil an den in der Steinkohleninduſtrie Beſchäftigten 24 fel war ſo liebenswürdig geweſen, ihr Alter mit 47 ſtatt mit 57 Jahren zu beziffern. Aber wer kann einem Teufel trauen? Die Frau hatte nicht gewagt, den Irrtum beizeiten aufzuklären, was ſicherlich moraliſch nicht einwandfrei, aber weiblich nicht ganz unverſtändlich war, zumal ſie ja noch jünger als angegeben wirkte. Der Mann aber, der nun eine ſechzigjährige Frau hat, die nun leider auch ſo ausſieht, reichte darauf Scheidungsklage ein. Schön iſt das ja gerade nicht, aber juriſtiſch wird es wohl Grund genug ſein. Es ſteckte eben doch ein Teufel in dem Druckfehler! Bei einer anderen Scheidung, diesmal in Frankreich, ſtak der Teufel ſogar in der Frau, was noch viel ſchlimmer iſt. Bis vor garnicht allzulanger Zeit war die Ehe des würdigen Gemeindeoberhauptes von Orſay im Chevreuſe⸗ tal durchaus ungetrübt, aber als zu Beginn des vorigen Jahres die politiſchen Wogen in Frankreich zu ſteigen be⸗ gannen, entſandten ſie ihre Ausläufer auch in das vorher ſo friedliche bürgermeiſterliche Heim. Der Herr Maire ſelbſt vertrat gemäßigte Anſchauungen, aber ſeine vier Jahre ältere Gemahlin ließ ſich von den flammenden Proklamatio⸗ nen der auch in Oꝛſay vorhandenen Radikalinſkis der äußerſten Linken betören, und von dieſem Augenblick ab hatte der arme Bürgermeiſter keine ruhige Stunde mehr. Jeden hämiſchen Angriff, der in dem roten Blättchen gegen die Gemeindeverwaltung und deren Chef erſchien, hielt ſie ihrem Gatten ſchadenfroh unter die Naſe und verfehlte nicht, ihn auch noch mit geeigneten Worten zu unterſtreichen. Das wurde dem guten Bürgermeiſter, was man ihm durchaus nachfühlen kann, ſchließlich zuviel, und er reichte eine Schei⸗ dungsklage ein, der das Gericht auch Folge gab. Kaum hatte der Gatte die Entſcheidung in den Händen, als er die ſtreit. bare Frau auch ebenſo höflich wie dringend aufforderte, das eheliche Heim ſo ſchnell wie möglich zu räumen. Um ganz ſicher zu gehen, begleitete er ſie ſogar perſönlich zu einer befreundeten Familie, Dann kehrte er, wahrſcheinlich mit einem befreiten Aufatmen, in ſein verwaiſtes, aber endlich befriedetes Haus zurück und holte ſich erſt einmal eine aute Flaſche aus dem Keller. Er hatte zu früh gelacht. Denn wer beſchreibt ſein Entſetzen, als wenige Minuten ſpäter die Tür ſich auftat und die„Verfloſſene“ wie eine rachedurſtige Furie vor ihm ſtand! Ueber das, was dann geſchah, gehen die Ausſagen der beiden beteiligten Parteien ſtark ausein⸗ ander. Während ſie behauptet, daß der Bürgermeiſter ſich auf ſie geſtürzt und ſie mit der noch kaum angebrochenen Weinflaſche habe erſchlagen wollen— was man ſchließlich nicht ganz unbegreiflich finden könnte,— erklärt der Bür⸗ germeiſter, daß die Frau ſofort die Flaſche ergriffen und ihm auf dem Haupte zerſchmettert habe. Tatſache iſt jeden⸗ falls, daß der brave Beamte nach einigen Minuten der Be⸗ 7 wußtloſigkeit auf dem Boden ſeines Wohnzimmers erwachte v. H. Auch an den Glühöfen, Hebekränen und Pum 5 ſind Frauen tätig. Im Lokomotiv⸗ und Waggonbau fin die Frauen ſogar mit 62,9 Prozent beteiligt. Die unverſorgte Sowjetfrau, für die es keine Einrichtung wie„Mutter und Kind“ im nationalſozialiſti⸗ ſchen Deutſchland gibt, muß die ſchwerſten Berufe aus⸗ üben, um ihren Lebensunterhalt notdürftig ſicherzuſtellen. Da ſchwangere Frauen in den Sowjetbetrieben nicht die ge⸗ ringſte Hilfe erhalten, verbergen ſie oft ihre Schwanger⸗ ſchaft, um nicht entlaſſen und brotlos zu werden. Zu wel⸗ chen kataſtrophalen Zuſtänden das führt, zeigt eine Notiz; die im parteiamtlichen„Molot“ vom 14. September 193 veröffentlicht wurde. Es heißt dort:„Die Frauen werden gezwungen, Laſten bis zu 75 Kilo zu tragen. Aus Angſt, die Arbeit zu verlieren bemühen ſich die Frauen, ihre Schwangerſchaft zu berbergen und arbeiten bis zur Nieder⸗ kunft. Die Frau des Traktoriſten K. gebar während der Arbeit. Die O. brachte eine Totgeburt zur Welt. Die M. gebar auf einem Heuwagen, die W. in einer Reparatur⸗ werkſtätte.“ Eine Hebamme gibt es nicht, Kinderkrippen auch nicht, obwohl die Frauen aktiv an der Ernteeinbrin⸗ gung teilnehmen. In derſelben Zeitung wird zugegeben, daß ſchwangeren Frauen beim Nichterſcheinen zur Arbeit ſo⸗ gar mit Strafen gedroht wird. So ſieht die Gleichſtellung der Frau im Sowſetparadies aus. Für eine geſund empfindende Mutter iſt es geradezu furchtbar, für das neugeborene Kind in der Welt des Elends und des Terrors nicht eine liebende und forgende Mutter ſein zu können. ſondern das Kind allein laſſen zu müſſen und ſelbſt an Drehbänken, bei Hochbauten oder ſonſtwo zu arbeiten. Iſt das Kind endlich W ewachſen, dann wird es der Mutter entriſſen durch den ſchädli n Einfluß der Gottloſenpropaganda und die bolſchewiſtiſchen Erziehungsmethoden Häufig wird die Mutter ſogar für ein Verbrechen ihres Kindes haftbar gemacht. In demſel⸗ ben„Molot“ wird am 7. Februar 1936 der Brie feiner verzweifelten Mutter abgedruckt. Die Mutter ſchreibt:„Ich kann nicht länger ſchweigen. Mein Sohn iſt vollkommen verwildert. Es hilft kein Zureden, kein Bitten und kein Strafen Ich kann nicht alle Laſter meines Sohnes, die ihn zum gefährlichen jugendlichen Verbrecher gemacht haben, aufzählen... Nun werde ich für die Ver⸗ gehen meines Sohnes von der Miliz verantwortlich ge⸗ macht. Vom Leiter des zuſtändigen Milizreviers bekam ich folgende Antwort:„Was haſt du dir überhaupt beim Kindergebären gedacht? Wir verdonnern dich zu zwei Jah⸗ ren Zwangsarbeit, damit du Beſcheid weiſt“.. Mutter und Kind werden im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland als die wertvollſten Kleinodien des Staates betrachtet, die die N unſeres Volkes gewährleiſten. Die deutſche Frau braucht die vom Bolſchewismus ge⸗ rühmte„Gleichſtellung“ mit dem Manne nicht. Sie ſieht in ihrem Pflichtenkreis in der Familie, in der Erziehun ihrer Kinder die ſchönſte Erfüllung ihres Lebens. Sie il in der nationalſozialiſtiſchen Gemeinſchaft derjenige Teil, dem der Staat ſeine größte Liebe und Fürſorge zuwendet. rr Zur 6. Reichsſtraßenſammlung Wieder marſchiert unſere SA., SS. und unfer NSKK. guf, um für das Winterhitfswerk in jeiner vorletzten Reichs⸗ ſtraßenſammlung am kommenden Samstag ünd Sonntag das große Sammlerheer zu ſtellen. Die Formationen ſind ſtolz darauf, daß ihnen dieſe Aufgabe für die Wohlfahrt des deutſchen Volkes erneut übertragen worden iſt. Mit ihnen Schulter an Schulter werden in dieſem vorletzten Kampfe des Winterhilfswerkes die Mitglieder des Bundes der Kin⸗ derreichen am kommenden Samstag und Sonntag die Sammlung durchführen. Das W595 W. hat in dieſem Jahre ſchon bisher einen weit⸗ aus größeren Erfolg aufzuweiſen als früher. Wieder ruft es die Bevölkerung des ganzen Gaugebietes auf, in Kame- radſchaft mit uns die letzte Reichsſtra ene zu einem ganz großen Erfolg zu ge talten. Getreu den Wor⸗ ten des Führers:„Der Sieg wir unſer ſein!“ haben wir in Treue zuſammenzuſtehen. Heil Hikler! und in einer Miſchung von Burgunder und Blut ſchwamm, denn er hatte am Schädel eine ſo lange und tiefe Wunde, daß zwei ſchnell alarmierte Aerzte des Krankenhauſes ſie mit nicht weniger als fünf Nadeln flicken mußten. Man wird ihm nicht den Vorwurf unziemlicher Härte machen dürfen, wenn er dann ſeine geſamte Polizeimacht auf die Spur ſeiner früheren Gattin hetzte und dieſe im nächſten Gerichtsgefängnis abliefern ließ. g Der Herr Bürgermeiſter aber kann nun wohl endlich in Ruhe und Frieden die beſten Tropfen aus ſeinem Wein⸗ keller genießen, allwo ihn, zumal ſeine Frau nicht mehr ſpukt, keine Geſpenſter bange machen, wie dies in Rudolfs⸗ heim, einem Stadtbezirk Wiens, geſchah. Dort ging es ſeit vielen Wochen in einem Gaſthaus nicht mehr geheuer zu. An einem dunklen Abend geht die junge Hausgehilfin des Gaſtwirts in den Keller und will Wein holen. Sie wird mit Kohlen beworfen, überfallen und zu Boden gedrückt. Der Unhold ſchreit:„Du wirſt mich nimmer erwiſchen, ſonſt ſchneid' ich dir das nächſtemal die Gurgel ab!“ Dann läßt er das Mädchen wieder los, das mit einer blutenden Wunde an der Stirn und einer Kratzwunde am Hals ſchreiend aus dem Keller zurückkommt. Mehrere Tage ſpäter findet der Wirt am frühen Morgen zu ſeinem Schreck alle drei Türen, die zum Weinkeller führen, offen. Es iſt nichts entwendet. Man ruft die junge Hausgehilfin, die allein mit der ver⸗ dächtigen Geſtalt in Berührung gekommen iſt, zur Polizei, man legt ihr dort das Verbrecheralbum vor, ſie ſucht darin herum, dann findet ſie den unheimlichen Gaſt im Wein⸗ keller ihres Brotherrn. Sie deutet auf ein Bild, aber der Mann, deſſen Bild dies war, hatte ſchon im Jahre 1935 das 1 geſegnet.. Eines Nachts iſt der ganze Wein des aſtwirts(insgeſamt 130 Liter) ausgelaufen. Wieder ver⸗ gehen 14 Tage. Es wird die junge Hausgehilfin Marie in aller Frühe bewußtlos auf dem Kellerboden aufgefunden. Sie kommt zu ſich und erzählt, daß ſie wieder von einem Manne umgeworfen worden ſei. Wieder weiſt ihre Stirn eine Wunde und ihr Hals einen Kratzer auf. Das geht nun ſchon viele Wochen lang. Der Wirt hat zwei Steigleitungen, eine Alarmvorrichtung, eine Blendlaterne und ſogar Wach⸗ hunde angeſchafft. In Zittern und Bangen geht das Leben hin. Zuguterletzt jagen 30 Männer dem Spuk nach, Um⸗ ſonſt... Da geht ſchließlich der Polizei ein„Licht auf. Sie nimmt die Magd Marie ins Verhör, und(iehe da, die hat ſich ſelbſt überfallen, hat ſich ſelbſt die Wunden und Kratzer beigebracht, hat ſelbſt die Hähne der Weinfäſſer auf⸗ gedreht und hat ſich mit dem Abschneiden der Gurgel gleich am Anfang der Spukgeſchichte bedroht. Warum?— Sie ſuchte nach einem Entlaſſungsgrund. 2 55—— O por Borſchau Einheimiſcher Sport. Handball der Gauklaſſe. Die Verbandsſpiele der Gauklaſſe neigen ſich lang⸗ ſam ihrem Ende zu; der Meiſtenr für die diesjährige Spielrunde wird, wie ſchon ſo viele Jahre, die Meiſter⸗ mannſchaft Sportverein Waldhof ſein. Die Spieler um Spengler haben erneut ihr Können unter Beweis geſtellt und bis jetzt nur einen Punkt gegen VR abgeben müſſen. Die Frage des Abſtiegs wird ſich morgen Sonntag noch nicht ganz entſcheiden; ſollte Oftersheim über Ett⸗ lingen triumphieren können, ſo werden ſie eine große Kluft überſchritten haben, jedoch noch nicht aus der Ge⸗ fahr des Abſtiegs entronnen ſein. Während Freiburg gegen die Meiſtermannſchaft nichts zu beſtellen hat, wird der Abſtieg ziemlich nahe ſein. So wird eines der wichtigſten Punktſpiele auf dem VfR⸗Platz an den Brauereien ſteigen, wo ſich die hie⸗ ſigen Turner mit den Raſenſpielern die Klingen kreuzen. Es ſteht durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß die hieſigen 98er die Punkte, nachdem eine kleine Formverbeſ⸗ ſerung feſtzuſtellen iſt, mit nach Hauſe nehmen können. Hoffen wir, daß es ihnen gelingt, noch einen beſſeren Platz in der Tabelle einzunehmen, was neuen Reiz und Anſporn in die ganze Mannſchaft geben wird. Möge dem Spiel ein gerechter Leiter zugegen ſen.— Das Vorſpiel beſtreitet die 2. Mannſchaft. 1 RNingerwettkämpfe im„Kaiſerhof“. Wie bereits belannt, treffen ſich am morgigen Sonntag abend im„Kaiſerhof“ die Ringermannſchaft des Tbd.„Jahn“ Seckenheim mit einer komb. Mann⸗ ſchaft von Fortunna Edingen zu einem Freundſchäfts⸗ kampfe, dem ſich vorausſichtlich noch die 2. Mannſchafft von Sportvereinigung 1884 zugeſellen wird. Es iſt anerkennenswert, mit welchem Elan die jungen Vertreter des Seckenheimer Ringſports an ihre Aufgabe gehen und durch immer neue Kämpfe ihre Kräfte erproben und die Leiſtungen ſteigern. Da diefer kämpferiſche Geiſt noch mit intenſivem Training gepaart iſt, werden die Erfolge auch nicht ausbleiben. Zu dem morgigen Kampf tritt Edingen nicht wie urſprünglich angenommen mit ſeiner 2. Mannſchaft an, ſondern mit einer Kombination der 1. und 2. Mannſchaft. Es ſind deshalb äußerſt ſpannende und intereſſante Kämpfe zu erwarten. Der Beſuch der Veranſtaltung kann deshalb jedem Sport⸗ freund empfohlen werden. ———— Auswärtiger Sport. Das erſte Sportwochenende im März iſt zwar noch nicht ſo ausgedehnt wie das letzte im Februar, weiſt aber dennoch mit dem Länderkampf unſerer Hockeyfrauen gegen England, der Probe des Rugbynachwuchſes in Heidelberg, den Rin⸗ germeiſterſchaften in Dortmund und Köln und der Vereins⸗ meiſterſchaft im Geräteturnen u. a. Veranſtaltungen auf, die das allgemeine Intereſſe weit überſteigen. —.——¾ Roman von Marie Blank⸗ Eismann. 11 Ich komme heim, in wenigen Tagen bin ich bei Euch, und dann ſollt Ihr auch meine Werra kennen lernen, die ich heute vor dem Altar zu meiner Gattin machte, da ich mich nie mehr von ihr trennen will und ihr mein Leben in Zukunft weihe, das ſie mir gerettet hat. Ihr werdet vielleicht über den raſchen und kühnen Ent⸗ ſchluß erſchrocken ſein, meine Lieben, werdet mich vielleicht daran mahnen, daß ich einer anderen Frau beim Abſchied von der Heimat mein Wort verpfändete. aber das Schick⸗ ſal geht ſonderbare Wege mit uns. Seitdem ich an Werras Seite weile, bin ich wie ver⸗ zaubert. Ihre großen dunklen Augen, ihr helles Lachen und der Kuß ihrer roten Lippen haben das Bild Annie Willingers völlig aus meinem Herzen verdrängt, trotzdem Werra ganz anders iſt als es Annie war, die ich über alles geliebt habe, da ſie jenem Ideal entſprach, das ich mir von der Frau und Kameradin erträumt hatte. Aber die troſtloſe Einſamkeit Sibiriens, das völlige Ab⸗ eſchiedenſein von aller Welt hat jetzt, nachdem ich die Frei⸗ heit wieder ſpüre, heiße Wünſche erwachen laſſen. Wir haben Jahre lang in der troſtloſen Einöde keine Frau geſehen.. und ſo kam es, daß ich von Werra verzau⸗ bert wurde, als ſie mir zum erſten Male begegnete... ich bin wie Tannhäuſer im Hörſelberg ganz im Banne dieſer ſchönen 5 Venus. Aber ich begehre nicht aus ihren Banden frei zu werden.. ich habe ſie durch den Schwur vor dem Altar noch feſter an mich gekettet und lebe ſeit dieſen Tagen in einem einzigen Glücksrauſch... Werras Küſſe und Zärtlichkeiten laſſen mich alle die langen, furcht⸗ baren, endloſen Jahre der tiefſten Erniedrigung vergeſſen. Ich weiß nur noch das eine, daß ich eine herrliche Zukunft dor mir habe, eine Zutunft, in der Werra die Göttin ſein wird, um deren Gunſt ich buhle... Annie Willinger wird mich längſt vergeſſen haben— iſt vielleicht ſchon die Gattin eines anderen Mannes Der Krieg und die Wirren der Revolution haben alle Bande gelockert, haben die Herzen auseinandergeriſſen, die ſich einſt ewige Treue gelobten. Seitdem ich in Werras Augen ſchaute, liegt die Ver⸗ gangenheit weit hinter mir und ich weiß nur noch das eine, daß ich aus den Händen meiner Gattin das Glück empfangen werde, das ich erſehne. Weil ich ſo namenlos glücklich bin, deshalb bitte ich Euch, meine Lieben, meine Gattin als Eure liebe Tochter aufzunehmen und willkommen zu heißen, denn ſie freut ſich darauf, daß nun die Heimat ihres Mannes auch ihre Hei⸗ mat werden ſoll. Ich grüße und küſſe Euch in heißer, unveränderter Liebe und eile auf den Flügeln der Sehnſucht zu Euch, um bald in Eurer Mitte zu ſein und mich dann reſtlos des Glückes zu freuen, das mir wie ein Gnadengeſchenk des Schickſals noch in den Schoß fällt, nachdem ich ſchon aller Hoffnungen bar war. Euer Konrad.“ Im gleichen Augenblick aber erhob ſich Annie Willin⸗ er, preßte das weiße Taſchentuch vor ihre Augen und fehlten 3 555 Seines Herzens Königin Im Fußball beanſpruchen die Punkteſpiele wieder das meiſte Intereſſe. Der 7. März iſt in Süddeutſchland ein bedeutungsvoller Sonntag, ſteht doch eine Reihe von Spielen auf dem Pro⸗ gramm, die hinſichtlich Meiſterſchaft und Abſtieg von be⸗ ſonderer Wichtigkeit ſind. Im Gau Südweſt kann im Kampf zwiſchen Eintracht Frankfurt und Wormatia Worms die Meiſterſchaft entſchieden werden, wenn Wormatia Worms gewinnt. Im umgekehrten Fall wird die Entſcheidung noch einige Wochen auf ſich warten laſſen. In Bayern weilen alle drei Meiſterſchaftsanwärter auswärts. In Baden und Württemberg ſtehen die Meiſter ſoweit feſt. Für den Ab⸗ ſtieg ſind folgende Treffen von Bedeutung: Fa Pirmaſens Regen SW Wiesbaden in Südweſt, Karlsruher JV— F 04 aſtatt in Baden, SVg Cannſtatt— SV Göppingen in Württemberg und BC Augsburg— Bayern München in Bayern. Der genaue Spielplan: Gau Südweſt: Eintracht Frankfurt— Wi i Worms, FK 03 Pirmaſens— S8 dl e Gau Baden: S Waldhof— Freiburger Fc 1. FC Pforzheim— VfB Mühlburg, Bf Neckarau 5 Germania Brötzingen, Karlsruher FV— FW 04 Raſtatt. Gau Württemberg: SVg Cannſtatt— S Göp⸗ pingen, FV Zuffenhauſen— Sportfreunde Eßlingen. Gau Bayern 1860 München— 1. Fc Nürnberg SpVg Fürth— Fc 05 Scweinfurt, BC Augsburg gegen Bayern München. e Die Nachwuchsmannſchaften der Gaue Württem⸗ berg und Südweſt ſtehen ſich am Sonntag in Reutlin⸗ gen zum dritten Male gegenüber, die beiden erſten Spiele wurden von den Schwaben 4:2 und 3:1 gewonnen. Im Handball werden die Spiele des Sonntags in der Meiſterſchafts⸗ Angelegenheit einige Klärung bringen. Die Titelanwärter in Baden und Wü s ttemberg, SV Waldhof und TW Alten⸗ ſtadt, ſtehen vor neuen Siegen. Einzig der 1. FC Nürnberg, der in Bayern die beſten Meiſterſchafts⸗Ausſichten hat, wird bei der SpVg Fürth einen ſchweren Kampf zu beſtehen haben. Im Hockey ſtehen unſere Frauen nach dem vor 14 Tagen in Frankfurt a. M. gegen Holland verlorenen Spiel ſchon wieder in einem Länderkampf. Diesmal geht es aufs Inſelreich, wo am Samstag in London gegen England und vier Tage ſpä⸗ ter in Dublin gegen Irland geſpielt wird. Obwohl unſere Frauen in Frankfurt nicht den Erwartungen ent⸗ ſprachen, hat man ſich für die„Holland“-Elf entſchieden und lediglich anſtelle von Frl. Lohſe(Hamburg) die Mann⸗ heimerin Klein in die Läuferreihe genommen. Eng⸗ lands Hockeyfrauen ſind ſehr ſtark. Mit Ausnahme einer Spielerin haben alle übrigen engliſchen Frauen wiederholt ſchon an Länderkämpfen teilgenommen. Die Aufgabe für unſere Vertreterinnen wird daher in dieſem erſten Spiel auf der Inſel kaum zu löſen ſein. Im Rugby werden die Meiſterſchaftsſpiele in der Gruppe Süd mit dem Treffen zwiſchen der RG Heidelberg und dem RC Stutt- gart, den Meiſtern von Baden und Württemberg/ Bayern, in Heidelberg fortgeſetzt Natürlich hat die RGh die beſſeren Siegesausſichten. Im Rahmen dieſes Spiels findet die erſte Probe unſeres Rugby⸗Nachwuchſes, der an Oſtern in Hei⸗ „Ich kann nicht bleiben— es tut ſo weh— ſo bitter Und mit haſtigen Schritten eilte ſie nach der Türe. Jäh erhob ſich auch Lieſelotte und lief der Weinenden nach. Aber Leopold Mayburg rief ſie wieder zurück. „Bleib, Lieſelotte, ſolche Schmerzen müſſen allein getra⸗ gen werden— für ſolches Leid gibt es keinen Troſt—“ Lieſelotte preßte die Lippen zuſammen und flüſterte: „Arme, arme Annie...“ Auch Leopold Mayburg nickte und murmelte: „Fa— arme Annie— ihre Tränen ſind die bitteren Tropfen in unſerem Freudenbecher— aber ich will jetzt nicht daran denken— ich will mich nur darüber freuen, daß mein Junge noch lebt— daß ich ihn wiederſehen werde!— Ach, könnte doch meine gute Marie dieſen Tag mit uns erleben!— Unſer Junge kehrt wieder heim, er iſt nicht tot— er lebt— wir ſollen ihn wiederſehen.— Lieſe⸗ lotte, kannſt du dieſe Freude ermeſſen— kannſt du ver⸗ ſtehen, daß mein Herz unruhig zu klopfen beginnt, daß ich dieſen Rollſtuhl verwünſchen könnte, weil er mich gefeſſelt hält und nicht duldet, daß ich meinem Jungen entgegeneile. Lieſelotte, ſage mir doch, daß ich wach bin— daß ich dies alles nicht nur geträumt habe.“ Lieſelotte hatte ſich wieder neben ihrem Vater niederge⸗ laſſen und nahm deſſen zitternde Hände in die ihren. Sie lächelte ihm unter Tränen zu und flüſterte: „Es iſt kein Traum, Vater, es iſt Wahrheit, ſüße, beglük⸗ kende Wahrheit, dein Sohn lebt, er wird heimkehren zu dir und bald wirſt du ihn in deine Arme ſchließen können und an dein Herz drücken dürfen.“ 5 Leopold Mayburg ſchaute lächelnd vor ſich hin und aus ſeinen Augen rollten ein paar Tränen über ſein bleiches Geſicht. Und zwiſchen Lachen und Weinen flüſterte er: „Herr Gott, du allmächtiger Vater im Himmel, ich danke dir, daß du mir dieſen Freudentag erleben läßt, ich danke dir. Jetzt weiß ich, warum du mir ſo viel ſchweres Leid ge⸗ ſchickt haſt, jetzt erkenne ich deine wunderſamen Wege, ich mußte durch ſo viel Schmerzen gehen, um reich zu werden für das große, unermeßliche Glück, das du mir jetzt bereiteſt — ich danke dir...“ Lieſelotte hatte aus Michael Romanowskis Händen die engbeſchriebenen Blätter entgegengenommen und ſchaute wie gebannt darauf nieder. Und wieder haſteten ihre Augen über die Zeilen. „Arme, arme Annie,“ hauchte ſie.„Sie allein iſt ausge⸗ ſchloſſen von dieſer Freude.“ a 5 8 5 Doch Leopold Mayburg wehrte lächelnd ab und tröſtete: „Annie Willinger iſt ein ſtarker Menſch, ſie wird auch dieſen Schmerz überwinden und in ihrem Beruf aufs neue Vergeſſen ſuchen, daß ihr das Schickſal einen Streich ſpielte — für ſie wird Konrad auch in Zukunft ein Toter ſein— und die Zeit wird auch dieſe Wunde heilen.“ Lieſelotte nickte. 5 Hoffen wir es, ſie hat Konrad ſo ſehr geliebt, daß ſie ſich ſchließlich doch noch freuen wird, wenn er ſein Glück gefunden hat.“ f Und die Freude über dieſe unerwartete Botſchaft kam ſo gewaltig in Leopold Mayburgs Herzen zum Durchbruch, daß er den Befehl gab, alle Diener herbeizurufen, damit er dieſen die frohe Botſchaft mitteilen konnte. a delberg den Kampf mit einer franzöſiſchen Nachwuchs⸗Fünf⸗ zehn aufnimmt, ſtatt. Im Turnen werden zur Ermittlung der 60 beſten die am 18. April in der Stuttgarter Stadthalle um die deutſche Meiſterſchaft kämpfen, in vier Gaugrup⸗ pen Ausſcheidungskämpfe durchgeführt. In Fulda treffen die Vertreter der Gaue Heſſen, Bayern Württemberg und Weſtfalen aufeinander, in Mainz er⸗ mitteln die Gaue Südweſt, Mittelrhein, Baden und Nieder⸗ thein die beſten 15 Turner, in Magdeburg treffen ſich die Bewerber der Gaue Mitte, Sachſen, Niederſachſen und Nordmark und in Berlin endlich gehen die Oſtpreußen, Pommern, Brandenburger und Schleſier in den Kampf.— In Frankenthal ermittelt der Gau Südweſt ſeine beſten Turnerinnen. Turner, Im Winkerſport wird es immer ruhiger Die großen Kämpfe ſind geſchlagen, und jetzt werden die Veranſtaltungen nachgeholt, die aus verſchiedenen Gründen verlegt worden ſind, Die Skiläufer in den deutſchen Gauen haben hinreichend Gelegenheit, ſich am Wochenende zu betätigen. In Furtwangen wird die Staffelmeiſterſchaft des Schwarzwaldes nachgeholt, in Königsbronn treten die ſchwäbiſchen 50⸗km⸗Läufer zum Meiſterſchaftskampf an. Die Ringer ermitteln am Wochenende in Dortmund und Köln⸗Mül⸗ heim ihre erſten Meiſter im griechiſch⸗römiſchen Stil. Im „Eintrachthaus“ zu Dortmund kämpfen die Feder⸗ und Leichtgewichtler und in Köln⸗Mülheim die Bantam⸗ und Weltergewichtler, unter ihnen ſo bekannte Ringer wie Juſtin Gehring(Titelverteidiger), Brendel, Herbert, Möchel bzw. Paul Gawenda(Titelverteidiger), Schäfer, Ehrl und Eck⸗ weiler. Anker„Verſchiedenes“ ſind das Stuttgarter Reitturnier, zu dem rund 1000 Meldungen eingegangen ſind, der Mackenſen⸗Gepäck⸗ marſch in Stettin, das internationale Fechtturnier in Monte Carlo und das Riviera-Tennisturnier in Mentone mit der Beteiligung der Mannheimer Dr. J. P. Buß und Hilde⸗ brandt zu erwähnen. Badens Leichtathletik 1932 Auf der Fachwartetagung des Fachamtes Leichtathletik im Gau Baden gab Gaufachwart Klein(Karlsruhe) folgende Termine für die kommende Wettkampfzeit bekannt: Mai: 23. Groß⸗Staffelläufe; Juni: 13. Kreismeiſterſchaften; 20. Baden— Elſaß in Lahr; Internationales in Lörrach; 26. und 27. Badiſche Meiſterſchaften in Karlsruhe; Juli: 4. Südweſt— Württemberg— Baden in Mannheim; 24. und 25. Gaujugendtreffen in Karlsruhe; Deutſche Meiſter⸗ ſchaften in Berlin; Auguſt: 22. Deutſchland— Schweiz in Karlsruhe; September: 26. Südweſt— Württemberg — Baden(Jugend) in Karlsruhe; Oktober: 17. Hallen⸗ ſportfeſt in Offenburg; 24. Waldlaufmeiſterſchaften in Bruch⸗ fal; November: 14. Orientierungslauf⸗Meiſterſchaften in Karlsruhe. . Kunſtfertige hände der kammacher und Elfenbein⸗ ſchnitzer ſchufen uns als Märzabzeichen des W95 die „Marguerite mit dem Glückskäfer“. Und dann hetzte er alle Angeſtellten mit ſeinen Wünſchen durcheinander. Das ganze Haus ſollte feſtlich geſchmückt ſein, wenn der ſchmerzlich Beweinte Heimkehr hielt. Michael Romanowski erhielt den Auftrag, nach dem Vor⸗ 117055 zu reiten und dort Friedrich Karſten zu benachrich⸗ igen. Er ſollte die Nacht dort bleiben, um am frühen Morgen ſofort zur Stadt zu fahren, um die notwendigen Einkäufe zu erledigen. Ein Befehl hetzte den andern. Leopold Mayburg hatte tauſend Pläne. Er kannte keine Müdigkeit und gönnte ſich keine Ruhe. Und immerfort wiederholte er mit froher Stimme: „Mein Junge kommt wieder heim— mein Junge ſoll mir aufs neue geſchenkt werden...“ Eine fieberhafte Erregung hatte das ganze Haus erfaßt. Ueberall begann man zu putzen und zu ſcheuern, überall herrſchte eine ruheloſe Tätigkeit und Leopold Mayburg war überall mit ſeinem Rollſtuhl zu ſehen und trieb die Leute zur höchſten Eile an. Nur eine hatte müde und mit ſchleppenden Schritten den Gutshof verlaſſen. Annie Willinger, die Braut Konrad Mayburgs. e hatte ihr noch ein Stück Wegs das Geleite ge⸗ geben. Arm in Arm, eng aneinandergeſchmiegt, gingen die bei⸗ den Frauen die Landſtraße entlang. Aber ſie ſprachen kein Wort miteinander. Ihre Herzen waren zu ſchwer und ihre Augen ſtanden voller Tränen. Stumm reichten ſie ſich an der Wegkreuzung die Hand, hielten ſich feſt und ſchauten ſich tief in die Augen. „Wir werden uns nicht vergeſſen, Annie— wir bleiben trotzdem die Alten——“ Annie Willinger preßte Lieſelottens Hand feſt in der ihren und ſchluchzte: 1 „Wir bleiben die alten, kleine Lieſelotte—“ Dann aber riß ſie ſich haſtig los und eilte mit raſchen Schritten die Landſtraße entlang, als fürchtete ſie ſich, der Freundin die Tränen zu zeigen, die ſich aufs neue in ihre ugen drängen wollten. Lieſelotte Mayburg ſtand noch lange an der Wegkreuzung und blickte Annſe Willinger nach, über deren Beſuche ſie ſich ſtets gefreut hatte und die ihr in der Einſamkeit des Landaufenthaltes in den letzten Jahren eine liebe Freundin geworden iſt. Und die Tränen Annie Willingers trübten die Wieder⸗ ſehensfreude mit dem geliebten Bruder, an dem ſie mit einer großen Liebe gehangen hatte. Und faßt unbewußt erwachte in ihrem Herzen ein Haß gegen die Frau, die ſich in das Leben Konrad Mayburgs drängte. a Noch wehrte ſich Lieſelotte dagegen— noch wollte ſie nur daran denken, daß Konrad jener Frau ſeine Rettung ver⸗ dankte. f Aber immer wieder ſah ſie Annie Willingers verweinte Augen und ſchmerzverzerrten Mund vor ſich. Und dieſes Bild machte ihr das Herz ſchwer und mit bangen Sorgen ſah ſie der Ankunft der fremden Frau entgegen, die ihr eine Schweſter werden ſollte. a 8