5 n dee * een eee ir ee Nr. 63 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 18. März 1937 Wieder einmal der Weſtpakt Der deutſche Außenminiſter Freiherr von Neurath hat dem britiſchen Botſchafter als dem Vertreter der ſogenann⸗ ten federführenden Macht ein ausführliches Memorandum zum Weſtpakt übergeben, das geeignet ſein dürfte, eine Klä⸗ rung in den Auffaſſungen herbeizuführen Gleichzeitig hat die italieniſche Regierung der engliſchen Regierung ihre Stellungnahme zu dieſem Problem übermittelt, und vor allem darf geſagt werden, daß die Antwort der italieniſchen Regierung im Geiſte durchaus der deutſchen Antwort ent⸗ ſpricht. Wir ſehen alſo auch hier wieder, daß die politiſche Achſe Berlin— Rom ſich in den europäiſchen Fragen auszuwirken beginnt. Dieſe Achſe beſtand nicht nur für den Fall des ſpaniſchen Konflikts, ſie 11 geeignet, auch für die Befriedung Europas praktiſch wirkſam zu werden. Das iſt zweifellos ſchon ein Erfolg für den Frieden. Durch die Tatſache, daß zwei Mächte wiſſen, was ſie wollen, und daß ein direktes Einvernehmen zwiſchen dieſen beiden Mächten immer herausgeſtellt werden kann, dadurch wird das ſchwierige Verhandlungsſyſtem ganz zweifellos vereinfacht, und die Probleme werden auß eine kürzere Formel gebracht. Das deutſche Memorandum wird 3 nicht veröffentlicht werden, denn die Verhandlungen ſind in dieſem Augenblick noch nicht ſo weit gediehen, daß die Oef⸗ fentlichkeit ſich mit Nutzen damit beſchäftigen könnte. Die Diplomaten haben einſtweilen noch vertrauliche Arbeit zu leiſten, und es iſt deshalb auch müßig, aus dieſer Antwort irgendetwas herauskombinieren zu wollen. Es iſt ſchon des⸗ halb müßig, weil ja die Grundlinien der 5 Außen⸗ politik vom Führer und Reichskanzler in ſeinen Reden ganz klar zum Ausdruck gebracht worden ſind, und dieſe Grund⸗ linien ſind ſelbſtverſtändlich auch in dem deutſchen Memo⸗ randum feſtgehalten worden. Es iſt indeſſen einmal nötig 50 ſagen, daß, wenn die deutſche Auffaſſung verſchieden von er Englands und Frankreichs iſt, es ſich nicht hier um irgendwelche Hinterhältigkeiten oder um irgendwelchen böſen Willen handelt, ſondern es iſt ja doch im Grunde eine Frage der politiſchen Methode. Es kommt uns darauf an, die anderen von der Zweckmäßigkeit unſerer Grundſätze zu überzeugen. Das bedeutet ja gar nicht, daß England und Frankreich, wenn ſie ſich unſeren Grundſätzen anſchließen, irgendwie politiſch ins Hintertreffen geraten ſollen. Wir nehmen einmal an, daß das Ziel allen ge⸗ meinſam iſt, nämlich die Schaffung des europäiſchen Frie⸗ dens, dann aber müßte es doch nicht ſo ſchwer ſein, eine Angleichung über die Methode, wie dieſes Ziel erreicht werden ſoll, zu finden. Natürlich kommen auch noch politiſche Schwierigkeiten hinzu. Es iſt ja ſchließlich merkwürdig, daß nun feit dem 7. März ein ganzes Jahr verfloſſen iſt, ohne daß die Weſtpakt⸗ verhandlungen ac e weitergekommen ſind. Daran iſt einmal die Tatſache ſchuld, daß inzwiſchen der ſpaniſche Bürgerkrieg die europäiſche Diplomatie in ſo außerordent⸗ licher Weiſe beſchäftigt hat, daß ſie zu ihren ſogenannten ordentlichen an einfach nicht kommen konnte. Das Hemd des ſpaniſchen Bürgerkriegs iſt ihnen näher geweſen, als der Rock des Weſtpakktes. Nachdem nun aber der Nicht⸗ einmiſchungsausſchuß unter Hängen und Würgen die wich⸗ tigſten Arbeiten verrichtet hat, darf wohl angenommen werden, daß das Weſtpaktproblem in der nächſten Zeit die europäiſche Diplomatie wieder ſtärker beſchäftigen wird. Inzwiſchen ſind„atürlich die politiſchen Entwukkungen weitergegangen. Frankreich und England haben wiederholt verſucht, ein neues Locarnoſyſtem mit ganz anderen Garan⸗ tieverpflichtungen zu ſchaffen, Verpflichtungen die ſich von dem alten Locarnopakt ſehr erheblich unterſcheiden. Dazu kommt alsdann die ſogenannte Neutralitätserklärung des Königs von Belgien, die für Belgien eine böllig neue Sachlage ſchuf Dieſe Erklärung macht eine weitere Fühlungnahme mit dem Völkerbund notwendig, denn die Beſtimmungen des Völkerbundspaktes ſind keineswegs ohne weiteres mit einer ſolchen Neutralitätserklärung in Einklang zu bringen. Das hat überdies auch die Schweiz zu ihrem Leidwesen ſchon erfahren müſſen. Von engliſcher und franzöſiſcher Seite hat man zwar erklärt, daß man auf die neuen belgiſchen Vorſchläge eingehen wolle, aber dann müſſe Belgien ſich zu e e ne verpflichten. Das heißt natürlich dem Neutralitatsgedanken ins Geſicht ſchlagen, denn Neutralität und Generalſtabsbeſprechungen, das paßt zuſammen wie Feuer und Waſſer. 5 Geblieben iſt der franko⸗ a5 Pakt als der ocarno⸗Vertrages führte, und der im Grunde die edge e eee hat, 0 ſondern das gilt im Grunde auch für die veränderte Haltung Belgiens. Das gilt für die Zelbſt digkeitsbeſtrebungen Po⸗ lens, und das dürfte auch Beltung haben für das italieniſch⸗ jugoſlawiſche Abkommen, das alle Borausſicht nach dem⸗ nächſt abgeſchloſſen wird. Frankrei at ſeine Sicherung in all dieſen Beiſtandspakten geſehen, und nun hat es einſe⸗ hen müſſen, daß ihm das Zuviel an Beiſtandspakten nur Schwierigkeiten gebracht hat, daß gerade das, was Siche⸗ rung bedeuten sollte, jetzt Unſicherheit bedeutet. Im Gegen⸗ ſatz dazu f ja das deutſche Syſtem der zweiſeitigen Nichtangriffspakte viel klarer und einfacher. Es bringt den Frieden und garantiert den Frieden. Es verzichtet allerdings auf jenes Bündnisſyſtem, von dem man immer noch 1 men muß, 10 es nicht der l Sicherheit Frank⸗ reichs dienen ſoll, ſondern daß der Einkreiſungsge⸗ danke gegen Deutſchland eine ſehr weſentliche Rolle darin ſpielt. 0 ge überhaupt dieſer Gedanke politiſch noch wirk⸗ ſam wird, ſolange muß der Zuſtand der europäiſchen Span⸗ nung ja fortbeſtehen, und es iſt nicht Deutſchland, ſondern es iſt Frankreich, das dieſes Syſtem verewigen möchte. In der Sprache der Diplomaten mögen die juriſtiſch⸗politiſchen Erörterungen über den Weſtpakt ſchwierig ſein, der Mann im Volke weiß, was er will, und kann es mit ſchlichten Wor⸗ ten ſagen. Das gilt für den 5 in Frankreich wie für den deutſchen Volksgenoſſen, beide wollen nichts anderes als den Frieden. Fettverſorgung der Minderbemittelten Weiterführung der Maßnahmen der Reichsregierung. Berlin, 15. März. Die bisherigen Maßnahmen der Reichsregierung zur Verbilligung der Speiſefette und zur Regelung des Bezugs von Konſummargarine für die minderbemittelte Bevölke⸗ rung werden in den Monaten April, Mai und Juni dieſes Jahres fortgeführt. Die Stammabſchnitte für die Fettverbilligung enthalten wie bisher ſechs Reichsverbilligungsſcheine, wobei die Verbilligungsſcheine B neben der Verbilligung noch einen Anſpruch auf Zuteilung von je ein halb Kilo⸗ gramm Konſummargarine gewähren. Kurzarbeiter erhalten die Scheine in Zukunft durch die Fürſorgeverbände. Da⸗ neben werden wieder Margarinebezugsſcheine (ohne Verbilligung) für ſolche Volksgenoſſen ausgegeben, die zwar keine Fettverbilligungsſcheine erhalten, aber nach ihrer wirtſchaftlichen Lage auf den Bezug von Konſummar⸗ garine angewieſen ſind Bezugsberechtigt ſind vor allem Perſonen, deren Lohn⸗ und ſonſtiges Einkommen ſich in der Nähe des doppelten Richtſatzes der öffentlichen Fürſorge hält. In Bezirken mit niedrigen Richtſätzen kann die Auf⸗ ſichtsbehörde als Einkommensgrenze für die Gewährung der Margarinebezugsſcheine den dreifachen Richtſatz der öffent⸗ lichen Fürſorge feſtſetzen Erfahrungsgemäß werden die billigen Fettverbilligungs⸗ ſcheine nicht ausſchließlich zum Bezug von Konſummarga⸗ rine, ſondern vielfach zum Einkauf anderer Fettwaren ver⸗ wendet. Dies iſt namentlich in Gebieten der Fall, in denen überhaupt weniger Margarine verbraucht wird. Um die⸗ ſem unterſchiedlichen Margarineverbrauch in den einzelnen Gebietes des Reiches Rechnung zu tragen, wird die auf die Scheine entfallende Margarinemenge um vierteljährlich ein 1 5 Kilogramm geſenkt; die Herabſetzung wird durch die usgabe eines Zufaßleheane ausgeglichen, der im Bedarfs⸗ falle von Inhabern der Fettverbilligungs⸗ und Margarine⸗ bezugsſcheine bezogen werden kann. Wo der Inhaber des Fettverbilligungsſcheines die Ver⸗ billigungsſcheine Bü nicht zum Einkauf von Konſummarga⸗ rine, ſondern zum Einkauf anderer verbilligter Fettwaren(z. B. Butter. Schmalz, Speck, Käſe, Wurſt uw.) verwendet, haben die Ausgabeſtellen vor der Aus⸗ händigung des Scheins die nichtbenötigten„Beſtellſcheine“ für Konſummargarine abzutrennen. Dieſe Maßnahme ſoll dazu beitragen, die von den Inhabern der Fettverbilligungs⸗ ſcheine nicht beanſpruchte Margarinemenge anderen Volks⸗ genoſſen zugänglich zu machen. i Die Herrichtung unſerer Kartoffeläcker. Die Kartoffel verlangt einen gut gelockerten Boden. Alſo müſſen wir unſere Bearbeitungsmaßnahmen ſo einrich⸗ ten, daß weitgehende Bodenlockerung erreicht wird. Nun hat aber der naſſe Sommer und Herbſt im vergangenen Jahr die Bildung einer guten Bodengare kaum zugelaſſen und die fortgeſetzten Niederſchläge im Winter 1936⸗87 ſowie das Feh⸗ len von Froſt haben ebenfalls ſtörend in die Bildung der Bodengare eingegriffen. Viele Aecker ſind verſchlammt oder über Gebühr mit Waſſer geſättigt. Darüber, wie unſere Betrunkene Bettlerinnen aufgegriffen.— Sie haben das große Los gewonnen.— Vom Zirkus über das Grafen⸗ ſchloß wieder zum Zirkus.— Roman einer Abenkeuerin. Das Große Los liegt wieder einmal in der Luft, das heißt in einem großen Rad, aus dem es in den nächſten Tagen erlöſt wird. Zahntauſende von Lotterieſpielern ſind voller Erwartung Ob die Dame Fortuna wieder mal ihre bekannte Augenbinde heimlich etwas lüftet und in einer ſozialen Anwandlung nach Leuten ſchielt, die das Geld gut brauchen können? In einem Falle in Marburg a. d. Do- nau hat ſie es beſtimmt getan. Dieſer Tage wurden dort drei Frauen, die ſich in gehobener Stimmung befanden und die nächtliche Ruhe ſtörten, von der Polizei feſtgenom⸗ men. Es handelt ſich um drei ſtadtbekannte Bettlerinnen, bei denen die Polizei eine auffällige Entdeckung machte. Ihre Taſchen waren mit Banknoten und Hartgeld vollge. pfropft, ſo daß bei der Polizei der dringende Verdacht eines Diebſtahls aufkommen mußte. Man ſtaunte erſt recht, als ſich ergab, daß der aufgefundene Betrag, den die drei Bettlerinnen bei ſich hatten, annähernd auf eine Million Dinar bezifferte. Vorerſt wurde das Geld von der Polizei beſchlagnahmt und die Sache weiter unterſucht. Ihren wir⸗ ren Erzählungen, die ſie bei der Vernehmung machten und bei denen ſie von einem großen Gewinn ſprachen, ſchenkte die Polizei keine Bedeutung, da die Frauen der⸗ art große Mengen Alkohol zu ſich genommen hatten, daß ſie kaum richtig zu ſprechen wußten. Erſt am folgenden Tage, als ſie ihren Rauſch ausgeſchlafen hatten, war ihre Vernehmung möglich. Dabei ſtellte ſich heraus, daß ihre Angaben, ſie hätten in der Lotterie den Haupttreffec ge⸗ macht, tatſächlich der 8 entſprachen. Die Frauen hatten, nachdem ſie den Betrag von einer Million Dinar Ge ee in ihrem Freudentaumel dieſen unterhörten Gluͤckszufall durch ein ausgiebiges Feſtgelgge gefeiert, wo⸗ bei ſie chren Gefühlen der Ausgelaſſenheit ſolchermaßen Ausdruck verliehen, daß ſie wegen ruheſtörenden Lärms der Polizei auffielen und in Gewahrſam genommen wer⸗ den mußten. Hoffen wir nur, daß die drei ſolche hohe Summen un⸗ gewohnten Frauen auch mit dem vielen Geld was Rech⸗ tes anzufangen wiſſen und nicht eines Tages wieder als Bettlerinnen daſtehen. Wie gewonnen, ſo zerronnen, ſo hat man ja ſchon in vielen Fällen ſagen können. So auch in⸗ bezug auf die abenteuerliche Laufbahn der in Cannes in Südfrankreich verſtorbenen Marquiſe Marguerite von Ver⸗ nier. Als Tochter eines Stallburſchen geboren, ſteckte ſchon in dem jungen Mädchen der Drang nach Abenteuerluſt, ſo daß es, kaum der Schule entwachſen, in einem in Süb⸗ frankreich gaſtierenden Zirkus Anſtellung fand. Sehr bald brachte ſie es zur talentvollen Zirkusreiterin, die allabend⸗ lich ein großes Publikum zu Beifallsſtürmen hinzureißen verſtand. Dazu verfügte ſie über eine bewunderungswerte Gabe, die Männer an ſich zu feſſeln, und hiervon machte die hübſche Künſtlerin in ihrem Leben ausgiebig Gebrauch. Der Zirkusdirektor fand bald großen Gefallen an dem ta⸗ lentvollen, vor Tatenluſt überſchäumenden Mädchen und verliebte ſich in die junge Künſtlerin. Aber der Reiz, den die Zirkusreiterin mit ihren ſchwarzen Locken und ihrer alabaſterweißen Hautfarbe ausſtrömte, feſſelte längſt auch andere Männer, und ſo kam es, daß eines Tages— es war im Monat Mai der Vorkriegszeit— der Marquis von Vernier, gleichzeitig franzöſiſcher Botſchaftsrat am Zaren⸗ Naa während ſeines Urlaubs auf ſeinem loß in Süd⸗ rankreich von der talentvollen und hübſchen Künſtlerin er⸗ 785 Der Beſuch des Zirkus, der ſich gerade in der Nähe eines Schloſſes aufhielt, wurde ihm zum Verhängnis Liebe auf den erſten Blick führte alsbald zu einem Beſuch der Kunſtreiterin auf dem Schloſſe, und da ihr Aufenthalt ſich dort ſehr lange be a erſchien frühmorgens der Zir⸗ kusdirektor im loſſe, machte dem Marquis mit dem Re⸗ volver in der Hand eine peinliche Scene und verzichtete erſt um den Preis von 20 000 Franken auf das Mädchen Kartoffeläcker fach⸗ und ſachgemäß hergerichtet werden mülſ⸗ ſen, ſpricht am Donnerstag, den 18. März 1937, um 11.45 Uhr Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Meisner, Abteilungsleiter in der Landesbauernſchaft Baden, im Reichsſender Stuttgart. Bauern und Landwirte hört zu! Sportnachrichten Deuiſche Ringer⸗Meiſterſchaften Schweikert— Seelenbinder— Gehring. Im vollbeſetzten JG⸗Feierabendhaus zu Ludwi shafen wurden die deutſchen Meiſterſchaftskämpfe im 1 155 römiſchen Ringen abgeſchloſſen. Wie nach den Kämpfen des Nachmittags nicht mehr anders zu erwarten, ſicherten ſich Ludwig Schweikert(Berlin) im Mittel⸗, Wer⸗ ner Seelen binder(Verlin) im Halbſchwer⸗ und Georg Gehring(Ludwigshafen) im Schwerge⸗ wicht die Titel. Unſeren Olympiazweiten Schweikert und Meiſter Seelenbinder hatte man ja von vornherein in Front erwartet, dagegen ſtand im Schwergewicht durchaus ein Sieg Hornfiſchers im Bereich der Möglichkeit. Abor wie ſchon im Vorjahr in Mannheim präſentierte ſich auch diesmal wieder Gehring in einer prächtigen körperlichen Verfaſſung und jo ſchafete der nun ſchon 33jährige beliebte Sportsmann erneut die deutſche Meiſterſchaft, die ſiebte in ſeiner ruhmreichen Ringerlaufbahn! Box⸗Städtekampf Mannheim— Ulm. Einen Bor⸗Städtekampf tragen die Auswahlmannſchaften von Mannheim und Ulm am Samstag, 20. März, im Mannheimer Kolpinghaus aus. Die beiden Mannſchaften wurden bereits ausgewählt, ſo daß folgende Kämpfe zu er⸗ warten ſind: Fliegengewicht: Stätter(Mannheim)— Kehl (Ulm), Bantamgewicht: Baiker(M.)— Munk(A.); Feder⸗ gewicht: Hoffmann(M.)— 93 Leichtgewicht: Lennert(M.) — Reißer(U.); Weltergewicht: Wurth(M.)— Eberhardt (U.); Mittelgewicht: Mayer(M.)— Loibl(U.); Halbſchwer⸗ gewicht: Keller(M.)— Ackermann(U.); Schwergewicht: der zeichnet Reichs. Mit ſeiner Beute reiſte von Vernier nach Petersburg, wo⸗ bei er die Dame zum Verkehr in den höchſten Geſellſchakts⸗ kreiſen ausbilden ließ, um ſie nach einem halben Jahr⸗ zu heiraten. Es dauerte aber nicht allzu lange, daß vei einer Ballfeſtlichkeit der Marquis ſeine junge Frau im Wintergarten im trauten Geſpräch mit einem jungen Gra⸗ fen überraſchte. Nach dem Zweikampf, bei dem der Mar⸗ quis verwundet wurde, während der Graf ſeinen Abſchied bekam, reiſte der Marquis mit ſeiner Gattin, die ihm etzt leidenſchaftlich zugetan war, nach ſeiner Heimat und einige Monate ſpäter zur Uebernahme der franzöſiſchen Geſandt⸗ 20 nach Rio de Janeiro. Das angenehme Klima von zaſilien ließ in der unternehmungsluſtigen Marguerite neue Abenteuer reifen, indem ſie gleichzeitig mit einem Schauspieler und einem Stalll ſchen kokettierte. Auch ge⸗ riet ſie wegen ihrer Spiel!!“ nſchaft mit den Behörden in Konflikt, wobei eine von hr eingerichtete Spielbank aus⸗ gehoben wurde. Nur ihr xxterritorialität ſchützte ſie vor der Festnahme. Jetzt beatz eine Ueberraſchung der ande⸗ ren, ſo daß ſchließlich der Marquis, des ſtändig ſich ver⸗ größernden Skandals überdrüſſig, ihr eine Szene machte. wobei er ſich derart aufregte, daß er einem lag erlag Frau Marguerite reiſte nach Frankreich zurück, wo ſie ihren erſten Geliebten, den Zirkusdirektor, heiratete. Als auch dieſer einige Jahre ſpäter ſtarb zog ſich die ſchöne 2 nach Cannes zurück und ihr Glanz und ihre großen Ge ſellſchaften ſackten ſtändig mehr ab. ſo daß ſie tiefer und tiefer ſank und ſich mit Wahrſagen und Kartenlegen an eine erleſene Kundſchaft aus ihren früheren Kreſſen be⸗ ſchäftigte Aber ſo wandelhaft und ſo bizarr ihr ganzes Le⸗ ben ſich geſtaltete, war 15 ihr Ende. Als infolge eines Zimmerbrandes in ihrer Wohnung die Feuerwehr ein⸗ drang, fand man ſie als halb verkohlte Leiche vor. Ueber dem Zigarettenrauchen war ſie eingeſchlafen, und glim⸗ mende e hatte den Brand verurfacht. . 8 ö 7 25 Jahre Ringen um Vitamin Das Geheimnis des Silberhäutchens (6. Fortſetzung.) Dann ſchloß ſich Glied an Glied, bis die Kette 1927 erſt durch die geniale Entdeckung des Göttinger Profeſſors Adolf Windhaus geſchloſſen wurde, dem es in ſeinem Göt⸗ tinger Laboratorium als erſtem gelang, ein Vitamin künſt⸗ lich herzuſtellen. Hühnerleidenſchaft des Gefängsnisarztes Der Zufall führte ſchon 1897 den holländiſchen Arzt Dr. Eijkmann zu der Erkenntnis, daß es außer den ſeit⸗ her traditionell geltenden Beſtandteilen unſerer Nahrung (Eiweiß, Fett, Kohlehydrate) noch etwas für unſere Er⸗ nährung Weſentliches geben müſſe, was uns noch unbe⸗ kannt ſei. Dr. Eijkmann war nämlich Gefängnisarzt in Holländiſch⸗Indien. Seiner Liebhaberei entſprechend, hielt er ſich Hühner und Tauben. Die örtlichen Verhältniſſe hatten es mit ſich gebracht, daß die eine Gruppe ſeiner Geflügelfarm von einem Eingeborenen betreut wurde, der dieſer Gruppe ungeſchälten Reis hinſtreute, während die andere Gruppe der Aufſicht eines Gefängniswärters unter⸗ ſtand, der die Abfälle der Gefängnisküche verwandte. Und da mußte er die ſonderbare Entdeckung machen, daß die aus der Gefängnisküche gefütterten Tiere unter ganz ſeltſamen Erſcheinungen eingingen. Sie bekamen einen unſteten Gang, hielten vor Schwäche die Beine geſpreizt und im Kniegelenk gebeugt; ſie ließen die Flügel hängen, fielen 11 und konnten ſich ſchließlich überhaupt nicht mehr be⸗ vegen. Dr. Eijkmann hatte einen geſunden Menſchenverſtand und verſuchte, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er konnte leicht feſtſtellen, daß die eingegangenen Tauben mit geſchältem Reis gefüttert worden waren, während die noch lebenden Tauben nur ungeſchälten Reis erhal⸗ ten hatten. Als er nun die beiden Sorten von Reis ge⸗ nauer unterſuchte, fand er, daß der ungeſchälte Reis außer der Schale noch ein Silberhäutchen beſaß, dem auf der Innenſeite eine Kleberſchicht anhaftete. Und gerade in dieſem Silberhäutchen mit ſeiner Kleberſchicht mußte das große Geheimnis ruhen; ſein Fehlen mußte die Geflügel⸗ tragödie herbeigeführt haben. Die ganze Bedeutung ſeiner Entdeckung hat Dr. Eijk⸗ mann zweifellos nicht erfaßt, denn er ſuchte weiter nach krankheitsauslöſenden Urſachen, nach einer bakteriellen In⸗ fektion. Er ahnte noch nicht, daß er das lang geſuchte Geheimnis der Beriberi⸗Seuche gefunden hatte, daß dieſe Seuche weiter nichts als eine Mangelkrankheit war. Das heilſame Tränklein 13 Jahre ſpäter warf das Schickſal dem deutſchen Arzte Dr. Max Moskowfki die gleiche Glückschance zu. Dr. Moskowſki war nach Neu-Guinea gekommen, um dort die Beriberi⸗Seuche zu ſtudieren; auch er hielt ſich Hühner, die er aus der Krankenhausküche füttern ließ, wo ebenfalls geſchälter Reis verwandt wurde. Die Tiere erkrankten. Als die Krankenhausverwaltung eine andere Verwendung für ihre Abfälle hatte, mußte ſich Dr. Moskowfki das Fut⸗ ter ſelbſt kaufen, und er kaufte aus Sparſamkeit ungeſchäl⸗ ten Reis. Und ſiehe da: die Hühner wurden ſehr ſchnell wieder geſund, ſoweit ſie nicht vorher eingegangen waren. Er erfuhr auch von den Eingeborenen, daß in gewiſſen Gegenden die Katjang⸗idju⸗Bohne als Vorbeugungsmittel gegen Beriberi gegeſſen werde. Roh ſchmeckte ſie miſera⸗ bel, und gekocht hatte ſie nicht die geringſte Wirkung. Mos⸗ kowſti prüfte nun die Sache nach und fand, daß die ganze Wirkung in das Kochwaſſer übergegangen war. Als er nach Berlin zurückkehrte, wollte man ihm nicht glauben, daß er ein Schutzmittel gegen die Beriberi gefunden habe, und da machte er an ſich ſelbſt das Experiment— auch der Forſcher Dr. Caſpari führte es an ſich durch,— daß er 4½ Monate nur von poliertem Reis lebte, bis er ein Muſterexemplar einer Beriberi⸗Erkrankung ſich angefuttert hatte. Als die Sache dann kritiſch wurde, bereitete er ſich ein Tränklein aus gekochter Reiskleie, und ſiehe da: wenige Tage ſpäter kehrte die Geſundheit zurück. Daß Beriberi eine Mangelkrankheit war und einen ganzen Komplex von Krankheiten bezeichnete, daran war nun nicht mehr zu zweifeln. Aber was war dieſes unbekannte &, das, wenn es fehlte, den Menſchen zugrunde gehen ließ, und wenn es vorhanden war, die ſchlimmſten Krankheits⸗ erſcheinungen in kürzeſter Zeit heilte? Babeock— der Zweifler Aber auch an anderen Stellen der Erde war man auf der Jagd nach dieſem unbekannten X. Da war ein Ame⸗ rikaner, Dr. Babcock. Auf einer Farm groß geworden, verſtand er etwas von der Fütterung der Tiere. Später ging er nach Deutſchland und ſtudierte Chemie— es war gerade die Zeit, wo die Lehren Juſtus v. Liebigs im Vor⸗ dergrund ſtanden— und bekam ebenfalls die Grundtheſe eingehämmert: der Menſch wie das Säugetier brauchten ſoundſo viel Gramm Eiweiß, Fett, Kohlehydrate, etwas Waſſer und Salz, um ihr Leben friſten zu können. So ſehr er von den chemiſchen Theorien begeiſtert war, er hatte doch die Kühnheit, einige kleine Fragezeichen zu machen, die er zwiſchen die Theorie und die Praxis ſetzte. Ganz ſo einfach, wie es ihm die Chemiker da vor⸗ rechneten, ſchien ihm die Sache doch nicht zu ſein. Nach der Theorie mußte es möglich ſein, eine Kuh nur mit Hafer oder nur mit Gerſte(etwas Waſſer und Salz natürlich außerdem) zu erhalten. Es ließ ihm keine Ruhe, er mußte — heimgekehrt— den Verſuch einmal praktiſch machen. Das war ſchon 1887. Aber— der Verſuch ſchlug fehl. Eine Kuh hatte nur Hafer zu freſſen bekommen, die andere nur Weizen, und beide drohten einzugehen, obgleich die vorgeſchriebenen Mengen von Eiweiß, Fett, Stärke und Zucker, ſowie Salz und Waſſer mehr als reich vorhanden waren. Alſo mit der Behauptung der Chemiker, daß nur dieſe Stoffe zur Lebenserhaltung nötig ſeien, mußte es irgendeinen Haken haben. Nun überlegte er ſich, was denn eigentlich die Kühe in ſeiner Jugend auf der Farm zu freſſen bekommen hat⸗ ten. Und er kam zu dem Schluß, daß ihr Mittagstiſch doch weſentlich reichhaltiger geweſen ſei, und wenn er ihnen zu monoton war, ſuchten ſie ſich inſtinktiv ſelbſt die Ab⸗ wechſlung. Und dieſe Erkenntnis ließ ihn erſt recht an der abſoluten Richtigkeit der chemiſchen Formel zweifeln. Er witterte da im Hintergrund noch andere Geheim⸗ niſſe; nur fehlte ihm das Geld, dieſe koſtſpieligen Experi⸗ mente weiterzutreiben. Aber eins ſtand bei ihm feſt: Es gab einen Hunger, an dem Menſch oder Tier zugrunde gehen kann, ſelbſt wenn er(oder es) das doppelte und dreifache Quantum dieſer chemiſchen Subſtanzen zu ſich nimmt. Erſt 1908 war er materiell in der Lage, erneut dieſem alten Gedanken nachzugehen, um dieſes Frage⸗ zeichen zu löſen. Zuſammen mit dem Chemiker E. B. Hart und dem Profeſſor Humphrey kann er einen Groß⸗ verſuch an 16 Kälbern unternehmen. Er teilt ſie in vier Gruppen. Die erſte Gruppe bekommt nur Mais in den verſchiedenſten Formen; die zweite nur Weizen; die dritte nur Hafer. Das Futter der vierten Gruppe aber ließ er gleichmäßig aus Weizen, Mais und Hafer zuſammenſetzen. Eiweiß, Fett, Stärke und Zucker ſind genau berechnet und ſind für jede der 4 Gruppen hinreichend vorhanden. Mo⸗ natelang zeigt ſich gar nichts, Aufnahme: Preſſe-Bild⸗Zeutrale— M. Aus der Werkſtatt der mediziniſchen Forſchung. Käfer derſelben Art aus verſchieden⸗ ſten Teilen der Welt werden im Kaiſer⸗Wilhelm⸗Inſtitut für Hirnforſchung zu Kreu⸗ zungsexrerimenten und der Analyſe ihrer Erbeigenſchaften in Kulturen gehalten. die Tiere freſſen und ge⸗ deihen. Nach ſechs Monaten machen ſich bei den Weizen⸗ freſſern ganz leichte Symp⸗ tome bemerkbar, daß etwas nicht ſtimmt. Kraſſer werden ſchon die Unterſchiede, als die inzwiſchen herangewachſenen Kälber zum erſten Male Junge zur Welt bringen. Die Färſen der Maisfreſſer ſind quicklebendig; die der Weizenfreſſer aber kommen durchweg zu früh und gehen bald ein. Die Färſen der Haferfreſſer ſind auch ſchwach, von vieren geht eine zu⸗ grunde. Am verblüffendſten iſt es aber, daß die Färſen der Gemiſchtköſtler ganz elend ſind und nur eine davon am Leben bleibt. Zweifel gegen eine chemiſche Formel hatte das Experiment ins Leben gerufen, die logiſchen Schluß⸗ folgerungen aus dem Experi⸗ ment aber wieſen auch wieder auf dieſes unbekannte X hin, den Lebenserhalter, den Le⸗ bensfunken. Irgendwo mußte er ſitzen, irgendwie vorhanden ſein, nur wo, darüber zer⸗ brachen ſich die Forſcher viele Jahre lang die Köpfe. eee e Was fehlt den Tauben? Im Jahre 1911 tagte in Berlin der J. Kongreß für Tropenhygiene und Tropenmedizin. Bei dieſer Gelegen⸗ heit zeigte Dr. Schaumann ein Experiment, das für die meiſten an ein Wunder grenzte. Er zeigte eine ganze An⸗ zahl Tauben, die einfach erbärmlich ausſahen: Das Ge⸗ fieder wie von Motten zerfreſſen, der Körper teilweiſe von Geſchwüren bedeckt; laufen konnte faſt keine mehr, weil die Füße ſie nicht mehr trugen; viele waren gelähmt und alle faſt bis zum Skelett abgemagert. Und dabei waren dieſe Tiere mit konzentrierteſtem Kraftfutter gefüttert worden. Feinſtes Weizenmehl, polierter Reis, Erbſen waren ihnen gegeben worden, und als ſie gar nicht mehr fraßen, hatte man ſie geſtopft wie die Gänſe. Die Aerzte ſtanden vor einem Rätſel, denn dieſe Krankheit war keinem bekannt. Um eine anſteckende Krankheit konnte es ſich nicht handeln. Unterernährung war erſt recht nicht vorhanden. Es handelte ſich um einen Fall von ſchwerſter Ernährungs⸗Polyneuritis, eine durch die Ernährung bewirkte Nervenentzündung, alſo das gleiche, was die Reis eſſenden Völker(Japaner, Malaien uſw.) die Beriberi nennen, und was für die Wald⸗ und Grubenarbeiter Nord⸗ und Zentralamerikas, die nur Weizenmehl und geſalzenen Speck verzehren, die ähnliche Erkrankung bedeutet. Kurze Zeit vor dem Kongreß war es nämlich dem Profeſſor Caſimir Funk gelungen nachzuweiſen, daß die ſeither gebräuchliche chemiſche Formel für die Ernährung nicht genügt, daß außer Eiweiß, Fett und Kohlehydraten noch eine 4. Gruppe von Nährſtoffen unbedingt vorhanden ſein muß, um die Lebenskraft zu erhalten. Dieſe 4. Gruppe nannte er Vitamine.(Das Wort iſt abgeleitet von vita — Leben und amin— Ammoniakabkömmling, alſo ſtick⸗ ſtoffhaltig.) Auf Grund dieſer Theorie war es dann Dr. Heinrich Schaumann gelungen, zum erſten Male Vitamine einigermaßen rein herzuſtellen, teils aus dem Silber⸗ häutchen von Reis, teils aus friſchen Bohnen und Hefe. Nun kam auf dieſem Kongreß die große Feuerprobe. Vor den Augen dieſes wiſſenſchaftlichen Gremiums wurden die erkrankten Tauben behandelt. Jedes erkrankte Tier bekam ein erbſengroßes Kügelchen des von Dr. Schaumann hergeſtellten Vitamins einverleibt. Dann wurden die Käfige verſiegelt und bis zum nächſten Tage ſtehengelaſſen. Am folgenden Tage war dann das große Wunder geſchehen. Zum maßloſen Erſtaunen aller Kongreßteil⸗ nehmer waren die Tauben, die geſtern noch todkrank ge⸗ weſen, innerhalb 24 Stunden ſo mobil geworden, als ob ſie nie krank geweſen wären. Sie liefen wieder, ſie fraßen mit Appetit, und als ſie dann Dr. Schaumann aus dem Käfig nahm und ins Publikum warf, flogen ſie umher, als hätten ſie nie unter Lähmungserſcheinungen gelitten. Das war die Stunde der Erkenntnis der Bedeutung der Vitaminforſchung. Eine überholte Theorie hatte den Todesſtoß erhalten, eine junge war zum Lichte gedrungen. Aus ungezählten Bauſteinen hatte ſich dieſe neue Erkennt⸗ nis von Caſimir Funk aufgebaut, und Dr. Schaumann hatte zum erſten Male vor der deutſchen Wiſſenſchaft den praktiſchen Beweis der Richtigkeit dieſer neuen Theorie vorgeführt. Für die hier verſammelten Tropenhygieniker war es klar, daß bezüglich der Beriberi⸗Krankheit die Bakteriologen das Rennen verloren hatten und das von Funk entdeckte Vitamin B alle Stoffe enthielt, die nicht nur zur Heilung dieſer Krankheit, ſondern auch zur Er⸗ haltung unſeres Lebens außer Eiweiß, Fett, Kohlebydra⸗ ten, Waſſer und Mineralſalzen notwendig waren, Es war eine der großen Sternſtunden der Menſchhett. Der Angriff ſtochkt Genau wie wenige Jahrzehnte vorher der Entdeckung Robert Kochs ein Generalangriff der Bakteriologen folgte und alles und jedes von Bazillen herrühren mußte, zo ſtürzte ſich nun alles auf die Vitaminforſchung. Dieſe hiſtoriſche Sitzung des J. Kongreſſes für Tropenhygiene und Tropenmedizin war der große Durchbruch einer völlig neuen Richtung. Die erſte praktiſche Anwendung dieſer Entdeckung des Vitamins wurde in Japan gemacht, denn auch Dr. Su⸗ giura in Japan war es gelungen, aus Möhrenextrakt ein ziemlich gereinigtes Vitamin B herzuſtellen. Seine Experi⸗ mente hatten ergeben, daß dieſes Vitamin aus dem Möh⸗ renextrakt zwar eine ſtarke Heilwirkung für alle Läh⸗ mungserſcheinungen hatte, daß es aber gegen Abmage⸗ rung, Entkräftung, Oedembildungen und Herzaffektionen unwirkſam blieb. Damit war aber einwandfrei erwieſen, daß dieſe erſte Entdeckung noch längſt nicht das ganze Problem gelöſt hatte, ſondern nur den erſten Schritt dar⸗ ſtellte. Denn bei dieſen Reſultaten war es zweifellos, daß noch weitere Vitaminarten bei dem ganzen Lebensprozeß ihre Hand im Spiel haben mußten. Die Erkenntnis aber, daß der Beriberi⸗Krankheit durch dieſes Vitamin beizu⸗ kommen ſei, vor allem die Erkenntnis, daß die Beriberi⸗ Seuche in Japan hauptſächlich durch die Verwendung der Reichsſchälmaſchinen hervorgerufen worden iſt— eine Tatſache, die von den amerikaniſchen Fabrikanten dieſer Maſchinen möglichſt lange bekämpft und verſchleiert wurde— veranlaßte die japaniſche Heeresleitung ſofort, eingehende Verſuche in dieſer Richtung anzuſtellen. Als ſich herausſtellte, daß die Verwendung ungeſchälten Reiſes nicht nur den Geſundheitszuſtand der Mannſchaft weſent⸗ lich beſſerte, ſondern auch die Seuche zum Weichen brachte, wurde ſofort der polierte Reis aus der Ernährung der Armee ausgeſchieden und die Schlagkraft der Armee da⸗ durch ganz weſentlich erhöht.— (Fortſetzung folgt.) ——— Druckarbeite für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens N Neckar- Bote- Druckerei