Nn. ese 3 8 C Spaziergang machen, ſo drei, vier Stunden 323 c Nr. 64 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 17. März 1937 In Nienſte der Kinderbetreuung. Auch in dieſem Jahre Verſchickung erholungsbedürftiger Kinder.— Gegenſeitiger Auskauſch der Gaue. J Karlsruhe. Das Winterhilfswerk des deutſchen Vol⸗ kes, der friedliche Kampf gegen Hunger und Kälte, endet mit Ablauf des Monats. Durch den Opferſinn der Gemein⸗ ſchaft wurde auch diesmal vielen hilfsbedürftigen Volksgenoſ⸗ ſen wertvolle Hilfe zuteil. Doch niemand glaube, daß nun mit Beginn der wärmeren Jahreszeit der minderbemittelte Volksteil aus eigenen Kräften in der Lage ſei, ſeinen Le⸗ bensſtandard auf einer den Mindeſterforderniſſen national⸗ ſozialiſtiſcher Auffaſſung entſprechenden Höhe zu halten. Immer neuer Anſtrengungen bedarf es, um ſoziale Nöte beſtmöglichſt zu beheben und die Idee der Volksgemeinſchaft 115 feſter als bisher im Herzen jedes Einzelnen zu ver⸗ ankern. Zu der weitgreifenden, von der NS⸗Volkswohlfahrt zu leiſtenden Sozialarbeit gehört die Betreuung von Kindern wirtſchaftlich ſchwacher Familien. Die heutigen fürſorge⸗ riſchen Maßnahmen unterſcheiden ſich dabei grundſätzlich von denen vor dem Umbruch: während früher die Fürſorge meiſt erſt dann einſetzte, wenn der durch Mißſtände verur⸗ ſachte Schaden ſichtbar wurde, ſpannt die NSV den Bo⸗ 15 größer, greift vorbeugend ein und verhindert für die Zeſamtheit nachteiligen Schäden. Die Betreuung beſchränkt ſich nicht allein auf die im Rahmen des Winterhilfswerks durchgeführten Maßnahmen. Für die Erhaltung und Ge⸗ ſunderhaltung gerade dieſer zum geringen Teil in Heimen untergebrachten Kinder erbgeſunder Eltern zu ſorgen, iſt vornehmſte Pflicht jedes verantwortungsbewußten Deut⸗ ſchen. Hier ſchaltet ſich die Kinderlandverſchickung der NS ein. Ihr obliegt es, dieſe Kinder, beſonders aus den dicht bevölkerten Induſtriegegenden Deutſchlands, in den Gauen des Reiches bei aufnahmefähigen Familien, die die Ge⸗ währ für eine geſundheitlich einwandfreie Unterbringung 1555 Kindes bieten müſſen, auf einige Wochen in Pflege zu geben. Möglichſt erfolgt ein Austauſch der einzelnen Gaue. So hat der Gau Baden in den letzten drei Jahren über 21000 Kinder in fremde Gaue wie Danzig, Schleſien, Weſtfalen, Bayeriſche Oſtmark und Württemberg ſchicken können. Umgekehrt fanden in unſerem von der Natur he⸗ gnadeten Badnerland viele Kinder aus anderen Gauen herzliche Aufnahme. In den letzten drei Jahren konnten 37 530 Familien geworben werden, die fremde Kinder in Baden und badiſche Kinder in fremden Gauen aufnahmen. Wenn man für jedes Kind eine Erholungsdauer von 30 Tagen annimmt, ſo ergeben ſich 1125 900 Verpflegungs⸗ tage, eine ſtattliche Zahl. In dieſem Jahre ſollen im Reichsdurchſchnitt 300 000 Kinder zur Erholung verſchickt werden; davon entfallen auf den Gau Baden 15 000. Auf 611 000 Familien in Baden kamen 1936 8000 Freiſtellen. Wünſchenswert iſt es nun, dieſe Zahl auf das Doppelte zu erhöhen. Alle Gaue im Reich werden beſtrebt ſein, den gegenſeitigen Austauſch von Kindern in dieſem Jahre auf breiter Grundlage zu vollziehen, alſo noch erheblich zu ſteigern. Auch unſer Gau wird nicht zurückſtehen. Die Verſchickung braucht ſich nicht allein auf das flache Land oder in die Berge zu bbc Haben wir nicht in Mittel⸗ und Großſtädten hüb che Wohnungen inmitten von Grünanlagen? Ausgedehnte Grüngürtel ziehen ſich oft rings um die Stadt und die Verſorgungsmöglichkeit iſt zu⸗ mindeſt die gleiche wie auf dem Lande. In geſicherten Verhältniſſen lebende Familien wären hier recht wohl in der Lage, einem Kinde einen mehrwöchigen Ferienaufenthalt zu ſchenken. Gewiß, ein ſolcher Entſchluß bedingt eine weit Sa Opferfreudigkeit, als ſie vielleicht eine Bar⸗ oder achſpende erfordert: nämlich die innere Bereitſchaft, ſich auf das ſeeliſche Empfinden des Kindes einzuſtellen und womöglich auf lieb gewordene Gewohnheiten zugunſten des Kindes zu verzichten! Wer wollte da nicht mithelfen, einem unter beſcheidenen Lebensverhältniſſen aufgewachſenen Kinde ein wenig Freude und zugleich mit der geſundheitlich vorteilhaften Luftveränderung Gelegenheit zu geben, Land⸗ ſchaf, und Brauchtum anderer deutſcher Stämme kennen u lernen? Derartige bisher nicht gekannte Ferien prägen ſich den Kindern als ein unauslöſchliches Erlebnis ein; fro⸗ hen Herzens und leuchtenden Auges kehren ſie in ihre Hei⸗ mat zurück. Dankesbriefe der Kinder und Eltern legen be⸗ redtes Zeugnis davon ab. Die Kinderlandverſchickung dient nicht nur der Förde⸗ rung der Volksgeſundheit, ſondern auch zur Schaffung eines ſozialen Ausgleichs zugunſten bedürftiger deutſcher Familien und iſt von bevölkerungspolitiſcher Bedeutung. So im großen geſehen, iſt ſie ein wichtiger Beitrag zum Vierjahresplan, gibt ſie doch mit die Vorausſetzung für eine die geſamte Jugend umfaſſende ſpätere Berufstüchtig⸗ Oer geplatzte Frühſchoppen Am vorigen Sonntag war es, als beinahe wieder ein⸗ mal ein Tatbeſtand bei mir eingetreten wäre, der meiner Frau ſchon verſchiedentlich Kummer bereitet hat. Wenn die Sache glimpflicher abging und ſozuſagen mit einem happy⸗ end ausklang, ſo iſt das nicht ausſchließlich mein eigenes Verdienſt. Angefangen hatte es damit, daß ich meiner Frau klarzumachen ſuchte man müßte eigentlich einen ausgiebigen durch den friſchkalten Sonntagmorgen; das wäre man ſozuſagen ſei⸗ ner Geſundheit ſchuldig. Ich kann es heute richtig zugeben: Im Unterbewußtſein, vielleicht ſogar ſchon im Hintergrunde des Oberbewußtſeins, hob ſich dabei die mehr oder minder deutliche Vorſtellung ab, daß ſchließlich auch ein zeitlich nicht ſo ausgedehnter Spaziergang eine ganz beachtliche ge⸗ ſundheitsfördernde Wirkung haben könnte; daß ein Marſch von etwa 1 oder 2 Stunden auch wohl genügen könnte und daß die dann anfallende Freizeit für einen Frühſchoppen nutzbar gemacht werden könnte. Wie wunderſam iſt doch das Erfüllungsvermögen einer Fraul Das mußte ich auch in dieſem Falle wieder feſtſtellen, als meine Frau mir jetzt dieſe mir ſelber kaum voll bewußt gewordenen Erwägungen auf den Kopf zuſagte. Das kränkt mich nun, denn ich mußte in den Worten meiner Frau einen Mangel an Vertrauen erblicken. Ich hielt es in dieſem Augenblick nicht für ange⸗ bracht, mein Gefühl des Gekränktſeins gefliſſentlich zu ver⸗ bergen. Wie es dann ſo geht: Meine Frau rief mir noch nach;„Sei aber auch wirklich um halb 2 Uhr zu Hauſe. Die Kartoffeln... Damit trat ich hinaus in den friſchkalten Sonntagmorgen. Hurtigen Schrittes war ich ſo ſchon faſt eine halbe Stunde marſchiert, und ich ſpürte mit Befriedigung die keit. Ver Staat hat das Kind nach den Worten des Füh⸗ rers zum koſtbarſten Gut erklärt. Sämtliche Maßnahmen des Staates ſtützen ſich letzten Endes auf eine geſunde deutſche Jugend; erſt ſie garantiert die Zukunft und das Fortbeſtehen unſeres Volkes. Ob Bauer auf dem Land und in den Bergen, ob Kaufmann, Beamter, Handwerker in der Stadt— jedes Familienoberhaupt gehe in ſich und prüfe, ob nicht auch im Kreiſe ſeiner Familie für einige Wochen ein Plätzchen frei iſt, um ein bedürftiges Kind lie⸗ bevoll aufzunehmen! Das kulturelle Leben im Dorf Feierabendgeſtaltung auf dem Lande durch Ad. Berlin, 17. März. Der Reichsbauernführer und Reichsminiſter Walther Darre hat in Uebereinſtimmung mit dem Reichsorganiſa⸗ tionsleiter Dr. Ley angeordnet, daß die Feierabendgeſtal⸗ tung auf dem Lande von der NSG„Kraft durch Freude“ übernommen wird. Die zuſtändigen Dienſtſtellen des Reichs⸗ nährſtandes haben der NSG.„Kraft durch Freude“ bera⸗ tend zur Seite zu ſtehen. s. Zu dieſer Anordnung erlaſſen Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley und Reichsminiſter Walther Darre einen Aufruf „An das deutſche Dorf!“ in dem es u. a. heißt: Das Reich des Führers hat euch Bauern den Hof geſichert. Mit dem„Bauernlegen“ iſt es im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland vorbei; eine geordnete und ſichere Marktregelung, verbunden mit dem Erbhofgeſetz und einer noch nie dageweſenen Intenſivierung der Boden⸗ bewirtſchaftung und einer damit verbundenen großzügigen Schulung des bäuerlichen Menſchen, ſichern die Exiſtenz des Einzelnen und der Sippe. Auch die Arbeiter, Handwerker und Gewerbetreibenden auf dem Lande haben damit wieder eine geſunde und ſtabile Grundlage ihrer Wirtſchaft erhal⸗ ten. Jedoch dieſer ungeahnte wirtſchaftliche und berufliche Aufſchwung des Dorfes genügt nicht, um die Gefahren der Landflucht und Entvölkerung des Dorfes zu bannen. Daß die Kultur und ihre Schönheiten allein der beſitzenden Klaſſe vorbehalten waren, empfanden Bauer und Arbeiter ges einſam als Schmach, Schande und Entehrung. In die⸗ ſer Tatſache ſind auch die Urſachen der vom Liberalismus und vom Marxismus aufgerichteten und planmäßig geför⸗ derten Feindſchaft zwiſchen Stadt und Land zu ſuchen. Dem Dorf hatte man ſeine Kultur genommen und do⸗ mit das Dorf entſeelt. Kein Wunder, daß die Menſchen die⸗ ſer Kulturleere flohen, um an den Kulturgenüſſen der Stad. teilzunehmen. 8 Deshalb haben wir, der Keichsbauernführer und der Reichsorganiſakionsleiter, volles Einvernehmen darüber er zielt, die NS-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ mit ihren vielfachen Einrichtungen auf allen Gebieten des deutſchen Hulturlebens und ihren großzügigen, faſt unerſchöpflichen Hilfsmitteln zum Nutzen und Jegen des deukſchen Dorfes voll einzuſetzen. Dieſe umfaſſenden Maßnahmen ſollen un⸗ kerſtützt und ergänzt werden durch eine in großzügiger Ge. meinſchafksaktion durchzuführende würdige Am und Aus⸗ geſtalkung aller Säle und Jeierabendräume und durch Er⸗ richtung und Ausbau von Leſehallen, Büchereien und Spork⸗ einrichkungen. 5 n. Das deutſche Dorf war in größter Gefahr! Die wirt⸗ ſchaftliche Rettung iſt gelungen! Jetzt gilt es, das Dorf als ewigen Jungbrunnen des Volkes uns kulturell zu erhalten und neu zu beleben. 5 Unſer Ruf gilt allen! Ihr Menſchen des Dorfes, vor al⸗ lem ihr Bauern, Landarbeiter, Handwerker und Gewerbe⸗ treibende: erwartet keine Wunder von draußen, faßt ſelber an, packt zu! a N Ihr Menſchen der Stadt aber bedenkt, daß ihr alle ein⸗ mal aus dem Dorfe gekommen ſeid und erweiſt dem Dorfe euren Dank! Helft mit!. Kraft durch Freude! Unter dieſer Parole werden wir alles meiſtern! So will es der Führer! Dr. Todt und der Sprachverein Der Erlaß, den der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen unlängſt gegen„Bern⸗Zieh“ und ähnliche merkwürdige Schöpfungen herausgab, hat weithin über den den Kreis der zunächſt Beteiligten Aufſehen erregt. Denn Zeitungüberſchriften wie„Todt gegen„Verdeutſchungen“, Todt gegen die Fremdwörterjäger“ uſw. erweckten in vielen den Glauben, als ob damit den Verdeutſchungen fremder Wörter überhaupt und dem Deutſchen Sprachverein als Reichsbund für die Entwelſchung der deutſchen Sprache der Garaus gemacht werden ſolle. Um ſolchen Weiterungen die Spitze abzubiegen, wandte ſich der badiſche Landesvorſitzende des Deutſchen Sprachver⸗ eins unmitelbar an Hauptamtsleiter Dr. Todt im Stab des Stellvertreters des Führers und wurde ermächtigt, folgende e Erklärung vom 5. März zu veröffentlichen:„Sehr geehrter Herr Profeſſor Löffler! Gern beſtätige ich Ihnen, daß eine geſunde Sprachreinigung keinesfalls im Widerſpruch ſteht zu meinem Erlaß, der nur gegen einen übertriebenen Unfug Stellung nimmt. Das Hauptamt für Technik wird künftighin ſelbſt entſcheiden, welche techniſchen Ausdrücke durch beſſere deutſche erſetzt werden können. Es wird ſich dabei gern vom Sprachverein beraten laſſen. Heil Hitler! Ihr Dr. Todt.“ Wir beronen bei dieſer Gelegenheit, daß der Deutſche Sprachverein keine blinde Fremdwörterhetze treibt, ſondern daß er überall für eine volknahe Sprache, auch die Mund⸗ art, eintritt, gerne die Dichter zu Worte kommen läßt, den ſprachlichen Grenzſchutz in der Weſtmark ausbaut und den Zuſammenhang mit unſeren Sprach- und Volksgenoſſen außerhalb der Reichsgrenzen pflegt, Badens land wirtſchaftliche Lehrherten tagten In den letzten Wochen fanden die diesjährigen Tagungen der landwirtſchaftlichen Lehrherren und Lehrfrauen Badens ſtatt. Die Tagungen, die in Heidelberg, Freiburg und Radolf⸗ zell ſtattfanden, hatten den Zweck, den Bauern und Landwir⸗ ten und Landfrauen, welche die Rechte der Lehrlingsausbil⸗ dung beſitzen, Richtlinien für erfolgreiche Lehrlingsausbildung zu geben. Neben 200 Lehrherren waren 70 Lehrfrauen, die Kreis⸗ baueenführer, die Landſchaftsſchulvorſtände ſowie die Berufs⸗ berater der Arbeitsämter erſchienen. Der Sonderbeauftragte für das Lehrlingsweſen in Baden, Graf-⸗Tannenkirch, hatte die Leitung übernommen. Ferner war zu der Heidelberger und Freiburger Tagung der zuſtändige Sachbearbeiter vom Verwaltungsamt des Reichsbauernführers Dr. Koch erſchienen. In ſeinem Vortrag„Der Lehrling im Reichsnährſtand“ ſtellte der Redner feſt, daß nur durch eine gründliche fachliche Ausbildung eine Leiſtungsfähigkeit erwartet werden könne. Ueber die weltanſchauliche Haltung des Lehrherrn und der Lehrfrau referierte Stabsleiter Seidler in ſeinen Vorträ⸗ gen:„Blut und Boden“. Abteilungsvorſtand Dr. Moerſchel ſprach in Freiburg und Radolfzell über den Vierjahresplan und die zu ſeiner Erfüllung ſeitens der Landwirtſchaft zu er⸗ greifenden Maßnahmen. Ueber ein ſehr aktuelles Thema ſprach Landwirtſchaftsrat Göhrum, nämlich über die Erſtel⸗ lung neuzeitlicher Dungſtätten und Gärfutterbehälter. Son⸗ derbeauftragter Graf gab Hinweiſe aus ſeinen zahlreichen Er⸗ fahrungen, während über das weibliche Lehrlingsweſen Frau Blezinger⸗Markdorf und Frl. Scherer von der Abteilung e der Landesbauernſchaft Baden Richtlinien gaben. Gefahren der Leichtſertigkeit Ein großer Teil aller Unfälle wird durch Unbedachtſam⸗ keit entweder des Opfers ſelbſt oder anderer Perſonen her⸗ beigeführt. Gerade die von fremder Hand leichtfertigerweiſe verurſachten Unglücksfälle ſind die bedauerlichſten, da es da⸗ bei vielfach, wie beiſpielsweiſe die durch achtlos weggewor⸗ fene Bananen⸗ und Apfelſinenſchalen herbei⸗ geführten Unfälle, nicht einmal eine Handhabe gibt, den Uebeltäter für den Schaden in Anſpruch zu nehmen. Auch das gedankenloſe Liegenlaſſen oder Wegwerfen lee⸗ rer Flaſchen, oder, wie es öfter vorkommt, deren Hin⸗ auswerſen aus fahrenden Zügen oder Autos, hat ſchon zahl⸗ reiche Menſchenleben dadurch gefährdet, daß Fahrrad⸗ oder Autoreifen durch zufälliges Ueberfahren von Glasſcherben platzten und die Fahrzeuge verunglückten, wobei häufig Per- ſonen verletzt oder getötet worden ſind. Auch ſind erhebliche Verletzungen von Perſonen dadurch herbeigeführt worden, daß Perſonen direkt von ſolchen aus Zügen oder Autos her⸗ ausgeſchleuderten Gegenſtänden getroffen wurden. Es kann daher nicht dringend genug vor dem achtloſen Wegwerfen von Fruchtſchalen oder Flaſchen gewarnt werden. Aber ſeloſt in der Wohnun g oder im Flur von Häu⸗ ſern und öffentlichen Gebäuden kann es zu unverhofften Unglücksfällen kommen. Man braucht nur an die oft pie ⸗ gelglatten Fußböden oder allzu ſtark poller⸗ ten Steinflieſen zu denken, auf denen nicht nur In⸗ validen, ſondern auch Perſonen mit glatten Schuhſohlen zu Fall kommen können. Es iſt ſogar vorgekommen, daß ein Familienvater beim Herausſchauen aus einem Fenſter in⸗ folge ſtark gebohnertem Boden ausglitt und durch Sturz auf die Straße den Tod fand. Eine weitere nicht zu unter⸗ ſchätzende Gefahrenquelle beſteht darin, daß ſpitze Ge⸗ genſtände wie Schreibfedern, Nägel, Nadeln uſw. ge⸗ dankenlos ins Zimmer geworfen werden. Während Haus⸗ frauen oder Dienſtboten beim Aufwiſchen des Bodens ſich an den Händen mitunter e Verletzungen zuziehen können, dringen namentlich Reißſtifte und eine gewiſſe Na⸗ gelſorte leicht durch die Fußſohle und führen Beſchädigungen des Schuhzeugs oder gar Verletzungen des Fußes herbei. Auf Straßen umhergeſtreute Nägel haben ſchon häufig genug Fahrrad- oder Autoreifen ſchweren Schaden gebracht. 3 8 een wohltuende Wirkung, die von dieſer Leibesübung ausging. Vielleicht wäre ich noch länger durch den Sonntagmorgen marſchiert. Aber einerſeits ſagte ich mir, daß man Leibes⸗ übungen nicht übertreiben ſoll; und andererſeits hielt ich nun meinen moraliſchen Anſpruch auf einen richtigen Früh⸗ ſchoppen für hinreichend begründet. War es nun Zufall oder e In dieſem Augenblick lief mir mein Freund Anton in die Arme Der alte Kumpan! So man⸗ chen Humpen hatten wir zuſammen geſchwungen; Anton Junge, das gibt einen Frühſchoppen heute, davon werden unſere Enkel noch reden.„Kommt nicht in Frage“, ſagt Anton,„Frühſchoppen fällt aus. Ich gehe in meine Laube, viel Arbeit, kannſt mitkommen“ Dabei blieb Anton; es war nichts zu machen. Nun will man ſich ja auch nicht gern eine Blöße geben. Was blieb mir alſo übrig, als mit ſüßſaurer Miene Anton zu ſeiner Laube zu begleiten. Schließlich blieb ja hinterher noch immer genügend Zeit, den Brand vom geſtrigen Eisbeineſſen zu löſchen. g Anton war ganz bei der Sache.„Sieh mal“, ſagte er, „dieſes ganze Stück muß jetzt umgegraben werden“. Und Anton grub und grub und wurde immer wärmer, während ich von einem Bein aufs andere trat und immer kälter wurde. Jetzt muß ich aber doch ehrlich bekennen, daß der Gedanke an den Frühſchoppen bei mir etwas in den Hinter⸗ grund trat. Anton fing an, mir zu imponieren. Es war offenſichtlich, daß er ganz in ſeiner kleingärtneriſchen Be⸗ ſchäftigung aufging. Er wußte aber auch ſo überzeugend von den Freuden des Kleingärtners zu plaudern, daß 1 mir ſagte, da muß doch etwas dran ſein. Es wäre unhöfli eweſen, Anton jetzt zu verlaſſen. Ich hatte ſogar das Ge⸗ fühl, daß ich dem kreuen Burſchen mein Intereſſe für ſeine Arbeit und fiene Freuden irgendwie bekunden müßte, und kurz entſchloſſen zog ich meinen Mantel aus und ließ mir von Anton einen Spaten in die Hand drücken. Wir haben an dieſem Sonntag vormittag einträchtlich das ganze Stück umgegraben; wir haben zuſammen auch den Zaun geflickt und die Laube ausgebeſſert. Und je mehr die Zeit vorrückte, deſto mehr gewann ich die Ueberzeugung, daß ich nie einen Sonntag vormittag beſſer und nützlicher verbracht hatte— trotz des geplatzten Frühſchoppens Allerdings iſt noch eine andere Tatſache zu verzeichnen: Als wir uns endlich zum Aufbruch anſchickten, ſagte mir ein Blick auf die Uhr, 55 in dieſem Augenblick bei mir zu Hauſe die Kartoffeln au dem Tiſch dampften. „Ich hab's mir ja gleich gedacht“, empfing mich meine 810% Du wieder nicht Wort halten kannſt“. Im ſelben Augemblick aber glättete ſich ihre Stirn. Frauen haben ein ſehr feines, ein untrügliches Gefühl dafür, ob der Mann vom Frühſchoppen kommt; ſie fühlen, ſehen oder riechen es. Konnte es im übrigen ein beſſeres Alibi für mich geben als den i den ich als Folge der ungewohnten Ar⸗ beit mitbrachte!l Muß ich noch ſagen, daß meine ſo plötzlich aufgetretene e für die Kleingärtnerei ungeteil⸗ ten Beifall fand? Beſonders mein Junge, der Quarkaner, war Feuer und Flamme.„Sieh mal, Vater“, ſagte er mit ewichtiger Miene,„das kommt daher, daß wir alle vom auern abſtammen. Das deutſche Volk iſt ein Bauernvolk“, Ich habe über den tieſen Sinn dieſer einfachen Worte mei⸗ nes Jungen lange nachgedacht. Es iſt der gleiche tiefe Sinn, der dem Wettbewerb„Volksgemeinſchakt— Blutsgemein⸗ chaft zugrunde liegt; jenem bedeutungsvollen Wettbewerb, 5 als gemeinſame Veranſtaltung des Nationalſozialiſti⸗ ſchen Lehrerbundes, des Raſſenpolitiſchen Amtes der NS⸗ DAP und des Propagandaminiſteriums in der Schülerzeit⸗ 1 5„Hilf mit!“ für die geſamte deutſche Jugend ausge⸗ hrieben wurde, VV Die Folgen des Kinnhakens f Wie wird man„k. o.“?— Mediziniſche Geheimniſſe um den„Sieg durch Niederſchlag“. Bei allen großen Boxkämpfen, vor allem ſelbſtver⸗ ſtändlich bei den Weltmeiſterſchaften, iſt es die fiebernde Hoffnung der Tauſende, die den Zuſchauerraum füllen, daß„ihr“ Mann den Gegner durch„Knock out“ beſiegt, daß wirklich der Gegner auf den Brettern liegt und ſich bis zu dem unheilbringenden„Aus“ des Ringrichters nicht wieder erheben kann. Wie aber dieſer Knock out zuſtande kommt, iſt lange ein Rätſel für die Aerzte ge⸗ blieben oder doch eine ſehr umſtrittene Frage. Von den k. os geſchlagenen Boxern ſelbſt konnten ſie nur erfahren, daß in manchen Fällen das Bewußtſein ſchwindet, wäh⸗ rend häufig der Boxer bei vollem Bewußtſein auf den Brettern liegt, aber nicht fähig iſt, ſeine Glieder zu be⸗ wegen und ſich zu erheben; die Muskeln verweigern ein⸗ fach den Dienſt. Weiterhin wußte man, daß ſehr ver⸗ ſchiedene Schläge dieſe k. o.⸗Wirkung haben können, nicht nur der berühmte„Kinnhaken“, bei dem die Fauſt mit voller Wucht die Kinnſpitze ſeitlich trifft, ſondern auch Schläge in die Magengrube, auf die Herzgegend oder die Halsſchlagader. Schon daraus ergab ſich, daß es nicht nur eine Art von„Knock⸗out“⸗Schlag geben könne. Offenbar muß man unterſcheiden zwiſchen einer Wirkung auf die Nervenbahnen und über ſie auf das Gehirn und einer Wirkung auf den Blutkreislauf und das Lymph⸗ ſyſtem des Kröpers, deſſen letzte Folgen ſich freilich auch wieder im Gehirn ſpürbar machen. Beim Schlag auf die Kinnſpitze ſtürzt der Boxer ganz plötzlich haltlos nieder. Ein ſo plötzlicher Sturz kann nach Anſicht der mediziniſchen Forſchung nie auf dem Wege über das Kreislaufſyſtem verurſacht werden. Man muß ſich die Wirkung vielmehr ſo denken, daß irgendeine Stö⸗ rung im Gleichgewichtsapparat eintritt. Allerdings iſt es noch fraglich, ob die Gehirnfunktion auf direktem oder indirektem Wege beeinflußt wird. Es wäre denkbar, daß ſich der Stoß mechaniſch vom Kiefer über das Kiefergelenk und das Felſenbein fortpflanzt und ſo auch das Gehirn erſchüttert. Da in manchen Fällen nach einem„k. o.“ Er⸗ brechen eintritt, hat die Annahme einer Art Gehirn⸗ erſchütterung vieles für ſich. Es iſt aber auch ſehr wohl möglich, daß gewiſſe Nervenbahnen durch den Schlag ab⸗ geſchnürt werden oder einen Schock erleiden, und daß dieſer das Bewußtſein zum Ausſetzen bringt. Gerade die Bewegungsunfähigkeit der Muskeln deutet auf ein Ver⸗ ſagen des Nervenſyſtems hin.— Natürlich iſt auch die Stärke des Schlages auf die Kinnſpitze maßgebend. Von ihr hängt es ab, ob die Bewußtloſigkeit nur wenige Se⸗ kunden anhält und der Borer noch wieder aufſpringen kann, bevor der Ringrichter ſein„Acht— neun— aus!“ gezählt hat. Von ihr wird es auch zum Teil abhängen, ob der Getroffene ganz richtig bewußtlos wird oder nur unfähig, ſeine Muskeln zu bewegen. Der„K. o.“, der auf dem Wege über das Kreislauf⸗ ſyſtem ſeine Wirkung ausübt, entſteht zweifellos ganz anders. Wird die Halsſchlagader, die Herzgegend oder die Magengrube von einem ſtarken Schlag getroffen, ſo kann das Herz vorübergehend ſtillſtehen. Verfagt aber die große Blutpumpe auch nur für Bruchteile von Sekunden, ſo fließt Blut in Reſervoire ab, und das Gehirn wird für kurze Augenblicke nicht genügend durchblutet— zum Gehirn muß das Blut ja vom Herzen über die eigene Höhe emporgepumpt werden. Auch ein ſolcher Blut⸗ mangel im Gehirn kann Bewußtloſigkeit hervorrufen. Aber im Gegenſatz zum Kinnhaken wirft ein ſolcher Schlag den Borer nicht wie einen Klotz auf die Bretter, ſondern der Getroffene ſinkt langſam in ſich zuſammen. Schon rein äußerlich unterſcheiden ſich alſo die beiden Arten des k. o.! Der Borſport iſt heute mehr denn je Volksſport ge⸗ worden. Nicht in dem Sinne wie kurz nach dem Welt⸗ krieg, wo ſich die Maſſen als Zuſchauer bei den großen Gladiatorenkämpfen der Berufsboxer begeiſterten, ſon⸗ dern ein wirklicher Sport, der von weiteſten Kreiſen des Volles ſelbſt getrieben wird. Das Riſiko, einmal„k. o.“ zu werden, muß dabei natürlich jeder auf ſich nehmen. Aber es iſt ja nicht ſchlimm! Meiſt erheben ſich die Ge⸗ troffenen von allein, nachdem ſie Bewußtſein und Beweg⸗ lichkeit wiedererlangt haben, und ein geſunder Körper überwindet auch den ſchwerſten K. o. in verhältnismäßig ſehr kurzer Zeit. Oft konnte ein Kämpfer, der eben noch vor Erſchöpfung zuſammenbrach, plötzlich aufſtehen und munter dem Sieger die Hand reichen. Selbſtverſtändlich iſt wie bei jedem Sport ſorgfaltige ärztliche Ueberwachung notwendig, vor allem damit kein kranker Kämpfer in den Ring geht; der könnte ſchwereren Schaden nehmen. Es wird ſich auch empfehlen, nach jedem erſten Knockout ſich vom anweſenden Sportarzt unterſuchen zu laſſen, ob nicht etwa irgendwelche Begleiterſcheinungen aufgetreten ſind. Ein trainierter Körper aber erträgt ohne ſichtliche An⸗ ſtrengungen ein großes Maß von Boxſchlägen. In der vielſeitigen Vorbereitung und Vorübung, die der Boxer durchmacht, und die den beſonderen Wert dieſes Sportes für den Körper darſtellt, wird der Körper in ausgezeich⸗ neter Weiſe abgehärtet, ſo daß er nicht nur zum Angriff kräftig, geſchickt und ſchnell wird, ſondern die einzelnen Schläge kaum mehr im Bewußtſein empfindet— er wird auch„hart im Nehmen“ 18 Not zieht die Augen an Die enthüllten Geſetze der Farben.— Seelen⸗ und Schau⸗ fenſtergeheimniſſe.— Der Menſch dreht nach rechts.— Anfaſſen ſehr erwünſcht. 8 Die Pſychologie des Käufers iſt— vor allem in den USA.— zu einer tiefgründigen Wiſſenſchaft gemacht wor⸗ den. Wer als Kaufmann, als Verkäufer Erfolg haben will, muß dieſe Geheimniſſe der Seele kennen, während es für den Laien nicht unintereſſant ſein dürfte, ſeine pſychologiſchen Schwächen enthüllt zu ſehen. Viele hun⸗ dert Faktoren ſpielen hier eine Rolle: das Licht, die Farbe, das Wetter, die Richtung, die Art der Auslage und man⸗ cherlei anderes mehr. Erſt hielt man den wechſelnden Warenumſatz für eine Glücksſache. Allmählich aber kamen die Verkaufs⸗ pſychologen dahinter, daß auch hier geheime Geſetze wirk⸗ ten, die freilich nicht nach den Sternen berechnet werden konnten, denen man aber durch geduldige Beobachtung auf die Spur kam. Man ſetzte in den großen amerikaniſchen Geſchäften hinter einen Vorhang, ſorgſam dem Auge des Publikums verborgen Beobachter, die mit Stoppuhren und Notiz⸗ blocks ſorgfältig die Zahl der vor einem Schaufenſter ſtehenbleibenden Perſonen, das Geſchlecht dieſer Neugieri⸗ gen, die Dauer ihres Blickes, den ſie in das Schaufenſter warfen, und ſogar die Richtung verbuchten. Es ergaben ſich nun folgende Geſetze: Rote Farbe in einem Schaufenſter oder auf einem Plakat zog immer das Auge an. In weitem Abſtand folgten erſt grünblau und orange. Am allermeiſten wandte ſich der Blick der Pur⸗ purfarbe zu. Mochten auch die ausgeſtellten Stoffe oder Gegenſtände in grünblau oder orange viel ſchöner ſein als die roten: der Reiz, der von den roten Gegenſtänden aus⸗ ging, war größer! Man konnte dieſen Eindruck ſogar noch verſtärken, wenn man auch bei hellem Tag das eleltriſche Licht bren⸗ nen ließ oder rot in beſonderer Weiſe beſtrahlte. Es iſt gerade ſo, als ob rot und Lampenlicht den Menſchen ge⸗ nau ſo anziehen wie etwa den Stier oder die Motte. Die Beobachtertätigkeit beſchränkte ſich aber nicht nur auf die Schaufenſter. In den Geſchäften ſelbſt machte man folgende überraſchende Feſtſtellungen: Der Käufer, der den Laden betritt, geht erſt ein bis drei Meter gerade⸗ aus und hat dann das faſt unwiderſtehliche Bedürfnis, nach rechts abzuſchwenken. Wenn man rechts vom Ein⸗ gang jene Artikel aufbaut, an deren Umſatz dem Geſchäft beſonders viel liegt, dann erfolgt dieſer Umſatz ſchneller, als wenn die gleichen Gegenſtände links aufgebaut würden. i i Dieſe Neigung der Rechtswendung geht ſogar kauf⸗ pſychologiſch noch weiter: Wenn jemand nicht geradezu Linkshänder iſt(dieſe Perſonen machen auch bei ihrer Wanderung durch das Kaufhaus eine Ausnahme von der Rechtsſchwenkung), dann wird der Menſch, und in beſon⸗ derem Maße die Frau, ſich viel leichter für den Kauf eines Gegenſtandes rechts von ihr entſcheiden, als wenn er links liegt. Das geht ſo weit, daß ein weniger ſchönes Paar Handſchuhe, das die Verkäuſerin auf die rechte Seite des Käufers legte, ſtärkere Ausſicht hat, genommen zu werden, als ein Paar Handſchuhe, die links hingelegt wurden. Doch der Verkäufer kann auch noch in anderer Weiſe den Käufer pſychologiſch beeinfluſſen. Man beobachtete, daß in Kaufhäuſern, wo z. B. irgendeine ruſſiſche Gräfin oder Prinzeſſin als Dolmetſcherin angeſtellt wurde oder ſonſt irgendeine einſtige Größe der Geſellſchaft tätig war oder mitwirkte, die Umſätze ſofort in die Höhe gingen. Es iſt vorgekommen, daß in amerikaniſchen Geſchäften Käuferinnen zweimal oder dreimal ſoviel einkauften als ſie urſprünglich vorhatten— nur um ſich der„fürſtͤälchen Behandlung würdig zu erweiſen. Man geht heute dazu über, in vielen amerikaniſchen Kaufhäuſern gute Pſychologen anzuſtellen, die ſich jener Käufer annehmen, die angeſichts der Fülle des Angebotes glatt den Kopf verlieren. Es gibt Menſchen, die dann Schuhe kaufen, die ihnen viel zu klein ſind, die gar nicht mehr imſtande ſind, in ſich aufzunehmen, was der Ver⸗ käufer geſagt hat, die alles von den Tiſchen herunter⸗ werfen, ihren Regenſchirm und die Handſchuhe liegen⸗ laſſen. Dieſe Käufer, die in einem ausgeſprochenen Ver⸗ wirrungszuſtand handeln, bedürfen eines beſonderen See⸗ lenarztes. Uebrigens geht man in jüngſter Zeit überall dazu über, die großen Glasſcheiben, die bisher häufig die Käufer von den Gegenſtänden trennten, fallen zu laſſen. Man hat nämlich beobachtet, daß ganz beſonders die Frauen viel ſchneller kaufen, wenn ſie eine Sache erſt einmal in aller Ruhe„befingern“ können. Beſonders kleine Schmuck⸗ ſachen werden im Nu umgeſetzt, wenn ſie offen und frei placiert ſind und von den Käuferinnen raſch einmal„an⸗ probiert“ werden können. Daß die Männer viel ſchneller und zielbewußter kaufen als die Frauen, daß ſie nicht durch 10 oder 11 Geſchäfte haſten, um einen Gegenſtand zu er⸗ ſtehen, iſt eine alte Weisheit, die im Rahmen der modernen Verkaufspſychologie gar nicht mehr erwähnt zu werden braucht. Der Aeberfall im Weinkeller In Rudolfsheim, einem Stadtbezirk Wiens, ging es ſeit vielen Wochen in einem Gaſthaus nicht mehr geheuer zu. Dort mußte ein Unhold oder gar ein kleiner Teufel im Spiel ſein. An einem dunklen Abend geht die junge, hübſche Hausgehilfin des Gaſtwirts in den Keller und will Wein holen. Sie wird mit Kohlen beworfen, über⸗ fallen und zu Boden gedrückt. Der Unhold ſchreit:„Du wirſt mich nimmer erwiſchen, ſonſt ſchneid ich dir das nächſtemal die Gurgel ab.“ Dann läßt er das Mädchen wieder los, das mit einer blutenden Wunde an der Stirn und einer Kratzwunde am Hals ſchreiend aus dem Keller zurückkommt. Mehrere Tage ſpäter findet der Wirt am frühen Morgen zu ſeinem Schreck alle drei Türen, die zum Weinkeller führen, offen. Es iſt nichts entwendet, Man ruft die junge Hausgehilfin, die allein mit der ver⸗ dächtigen Geſtalt in nähere Berührung gekommen iſt, zur Polizei, man legt ihr dort das Verbrecheralbum vor, ſie ſucht darin herum, dann findet ſie den unheimlichen Gaſt im Weinkeller ihres Brotherrn. Sie deutet auf ein Bild, aber der Mann, deſſen Bild dies war, hatte ſchon im Jahre 1935 das Zeitliche geſegnet. Eines Nachts iſt der ganze Wein des Gaſtwirts(ins⸗ geſamt 10 Fäſſer) ausgelaufen. Und niemand hatte etwas von dem geheimnisvollen Vorgang gemerkt, obwohl in⸗ zwiſchen eine Alarmvorrichtung eingebaut worden war, die vom Keller ins Gaſtzimmer und in die Wohnung führte. Das Geſpenſt, an das alle Frauen des Hauſes mit ſteigendem Gruſeln zu glauben begonnen hatten, hatte die Leitung durchſchnitten, denn einem Geſpenſt bleibt nichts verborgen, was vor Menſchen geheimgehalten WSD Wieder vergehen 14 Tage. Da wird die junge, hübſche Hausgehilfin Marie in aller Frühe bewußtlos auf dem Kellerboden aufgefunden. Sie kommt zu ſich und erzählt, daß ſie wieder von einem Manne umgeworfen worden ſei. Wieder weiſt ihre Stirn eine Wunde und ihr Hals einen Kratzer auf. Das Geſpenſt iſt ſehr böſe. Das geht nun ſchon viele Wochen lang. Der Wirt hat zwei Steig⸗ leitungen, eine Alarmvorrichtung, eine Blendlaterne und ſogar Wachhunde angeſchafft, mit denen er den Unhold und ſein Geheimnis verjagen will. Seine Frau hat ſich geweigert, den Keller zu betreten, weil es da unten ſpukt. In Zittern und Bangen geht das Leben hin. Zu guter Letzt jagen nach dem Ueberfall auf die junge und hübſche 16jährige Maid 30 Männer dem Spuk nach. Umſonſt — Da geht ſchließlich der Polizei ein„Licht“ auf. Sie nimmt die Magd Marie ins Verhör, und ſiehe da, die hat ſich ſelbſt überfallen, hat ſich ſelbſt die Wunden und Kratzer beigebracht, hat ſelbſt die Hähne der Weinfäſſer aufgedreht und hat ſich ſelbſt mit dem Abſchneiden der Gurgel gleich am Anfang der Spukgeſchichte bedroht.— Warum?— Sie ſuchte nach einem Entlaſſungsgrund. Den hätte ſie ſchließlich aber auch einfacher und ſchneller haben können.— Und nun hat das Gericht ſie freigeſprochen. „Jiu Gitte: G&S. Nad Malle. Von J. H. Rösler. Frau Krauſe vermietet möblierte Zimmer. Zwei ztück hat ſie davon. Eins mit Erker, worin der Flügel ſteht. Und ein Zimmer neben der Küche, auf den Hof hinaus. Erſt vermietet Frau Krauſe das Hofzimmer für 30 Mark und das Erkerzimmer für 40, denn es war weit⸗ aus ſchöner und ließ einen gewiſſen Komfort nicht miſſen. Dann aber entſchied ſie, daß es einfacher wäre, beide Zim⸗ mer zum gleichen Preis zu vermieten und verlangte für ledes Zimmer vierzig. Dies wiederum ſah der Mieter des Hofzimmers nicht ein, wie er dazu käme, gleiches Geld für ein ungleiches Ding zu zahlen, eine Erwägung, die Frau Krauſe einging und ſie für das Komfortzimmer 50 Mark verlangen ließ. Mit der Zeit aber war ihr der Unterſchied zu ſchwierig und ſie entſchied ſich, es wie früher zu machen und jedes Zimmer zum gleichen Preis abzugeben. Nur glich ſie nochmals nach oben aus, ſo daß letzt auch das Hinterhofzimmer 50 Mark koſtete. Und in dieſem Zimmer wohnte Hugo Götte. „Das Zimmer iſt teuer“. dachte Hugo Götte,„dafür auß es ſicher andere Vorteile haben. Denn umſonſt erhält ja Frau Krauſe nicht dieſen enormen Preis! Sicher, ganz beſtimmt hat es andere Vorteile!“ Es hatte keine. Es gab weder eine ſchöne Tochter im Haus, noch wurde mehr als einmal am Tage aufgeräumt und von den drei Birnen im Kronleuchter brannte immer nur eine. Wenn Hugo Götte Frau Krauſe brauchte, war ſie nie daheim, wenn er ſie aber gar nicht brauchen konnte, was höchſt ſelten vorkam, denn Hugo Götte war ein ordentlicher Menſch, ſtand ſie mit beleidigtem Geſicht in der Tür. „„Guten Tag, Fräulein“, ſagte ſie laut und heftig, „ſicher wieder das Fräulein Schweſter, Herr Götte, wie?“ Einmal aber brachte Hugo Götte am Abend drei Freunde mit. Man feierte Hugos Geburtstag, braute einen Punſch und ſpielte zum Schluß Karten. Kurz nach Mitter⸗ ec nacht trennte man ſich. Bei Frau Krauſe brannte noch Licht. Am nächſten Morgen lag ein Zettel auf dem Tiſch: „Meine Wohnung iſt kein Wirtshaus. Bin bitterböſe. Frau Krauſe.“ Das ging nun Hugo Götte über die Hutſchnur.„Meine liebe Frau Krauſe“, ſagte er,„ſchließlich darf ich doch wohl noch in meinem Zimmer wohnen?“ „Was? Ich höre ſchwer.“ „Ich meine nur—“ „Wie?“—„Alſo gut, ich ziehe aus.“ Hugo Götte ſagte dies leiſe. Aber ſchon hatte es Frau Krauſe gehört.„Was wollen Sie? Ausziehen wollen Sie?“ ſchimpfte ſie los,„ziehen Sie nur] Ziehen Sie nur! Am Erſten hätte ich Ihnen ſowieſo gekündigt. Meine Zimmer ſtehen nie leer. Bei mir wohnen nur beſſere Herren. Ich habe überhaupt nicht nötig, zu vermieten. Sie glauben wohl, Sie finden anderswo etwas Beſſeres?“ Hugo Götte fand etwas Beſſeres. Ein wunderſchönes Zimmer bei einer Frau Meier. Das Zimmer war licht, das Zimmer war ſauber, Frau Meier war freundlich, man vertrug ſich ausgezeichnet und Hugo Götte war glück⸗ lich, dieſes Zimmer gefunden zu haben. Eines Tages läu⸗ tete es an der Flurtür. Frau Krauſe ſtand draußen. „Ach, Sie wohnen hier?“ ſagte ſie, als ſie Götte ent⸗ deckte,„Sie wohnen bei meiner Schwägerin? Na, Luiſe, an dem Herrn wirſt du noch deine Freude erleben! Der Herr hat auch bei mir gewohnt. Aber nur vier Wochen. Dann war es aus mit der Herrlichkeit. Du weißt doch, Luiſe, ich habe nur Dauermieter, wer einmal bei mir ge⸗ wohnt hat, kommt immer wieder— aber jener Herr kommt mir nicht wieder, der Herr nicht! Paß nur auf, Luiſe— du wirſt noch dein blaues Wunder erleben an ihm!“ Frau Meier ſchaute mißtrauiſch auf ihren Mieter. „Nun, Herr Götte—“, ſagte ſie ein wenig ſpitz. „Aber Frau Meier“, erwiderte Hugo Götte,„Sie ken⸗ nen mich doch nun ſchon geraume Zeit, wir haben oft abends zuſammen Halma geſpielt, ich habe Sie in die Oper mitgenommen, ich habe Ihren Hund ausgeführt, wir haben uns doch immer ausgezeichnet verſtanden—“ Frau Krauſe lachte grell auf: „Schön reden kann er, was, Luiſe? Mich hat er auch ſo dupiert, der Herr Hugo Götte! Aber nicht lange. Dann habe ich ihm einen Zettel geſchrieben!“ 5 a 1 „Einen Zettel? Was ſtand denn darauf?“ Frau Krauſe ſtemmte ihren Schirm in den Teppich: „Meine Wohnung iſt kein Wirtshaus. Bin bitterböſe. Frau Krauſe.“ Es kann der Frömmſte nicht in Frieden leben, wenn es Frau Krauſe nicht gefällt. Frau Krauſe, die ſonſt nie ihre Schwägerin beſuchte, erſchien jetzt jeden Tag und erkundigte ſich nach den Erfahrungen, die man inzwiſchen mit jenem Herrn gemacht hatte. Das Leben wurde für Hugo Götte zur Hölle. Was blieb ihm übrig? Er zog aus. Er zog gleich in eine andere Stadt, um nur ja jener Frau Krauſe nicht einmal mehr auf der Straße begegnen zu müſſen. Er zog nach Leipzig. In der Petersſtraße fand er ein wohnlich möbliertes Zimmer und vertrug ſich mit ſeinen Wirtsleuten prächtig. Drei Monate vergingen. Da mußte eines Tages die Wir⸗ tin verreiſen und verſprach ihrem Mieter, eine gute Freun⸗ din von ihr würde von auswärts kommen und für ihn ſorgen. Die Freundin traf ein. Es war Frau Krauſe. Schon am erſten Tage— Hugo Götte hatte die ver⸗ tretende Freundin noch nicht zu Geſicht bekommen, da er erſt ſpät abends heimkam— ſollte das Unheil herein⸗ brechen. Hugo Götte ſaß über einer größeren Arbeit und ſchrieb die ganze Nacht durch bis zum Morgengrauen. Am nächſten Morgen fand er einen Zettel durch die Türſpalte geſchoben:„Wir mauſen das Licht auch nicht! Kaufen Sie ſich eine Kerze! Bin bitterböſe. Frau Krauſe.“ Hugo Götte lief, was ihn die Beine trugen.„Nie wieder möbliert wohnen!“, ſchwor er ſich,„ich heirate!“ Und er ging zu jener ſchönen, blonden Verkäuferin, die er ſchon lange in ſein Herz geſchloſſen hatte, und fragte:„Iſolde, willſt du meine Frau werden?“ .„Ja, Hugo!“ Sie flog ihm um den Hals.„Was für ein wundervoller Zufall!“ rief ſie dann. „Ein Zufall?“ 8„Ja. Ich kann dich gleich meiner Mutter vorſtellen, ugo!“ Ich denke, deine Mutter wohnt nicht in Leipzig?“ Iſolde lachte:„Tut ſie auch nicht, mein Hugo. Aber geſtern iſt ſie zu Beſuch nach Leipzig gekommen. Ich will 8 zu. 0 mit?“ 5 Hugo Götte ging mit. Er hätte nicht mitgehen ſollen. Es war Frau Krauſe. 5. 8 5 1 5