Nr. 76 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Freitag, 2. April 1937 Die Gegenſätze in Japan Die Ereigniſſe in Japan haben neuerdings eine Wen⸗ dung genommen, mit der man bereits vor dem Zuſtande⸗ kommen des jetzigen Kabinetts gerechnet hatte, die aber ge⸗ rade im gegenwärtigen Augenblick nicht erwartet wurde. Das Kabinett Hayaſhi hat in einer au erordentlichen Sit⸗ zung die Auflöſung des japaniſchen Reichs ⸗ tags beſchloſſen, nachdem ſich herausgeſtellt hatte, daß die Parteien trotz zweimaliger Verlängerung der Tagungs⸗ dauer nicht gewillt waren, die noch ausſtehenden Regie⸗ rungsvorlagen ordnungsmäßig zu verabſchieden. Wefter wird aus Tokio gemeldet, daß die Neuwahlen zum Reichstag auf den 30. April feſtgeſetzt worden find. Die Auflöſung des Reichstages iſt inſofern überraſchend gekommen, als die Zuſammenarbeit von Regierung und Parteien noch kürzlich als ein Erfolg des Hayaſhi-Kabi⸗ netts bezeichnet wurde. Allerdings war das Kabinett zu weitgehendem Entgegenkommen gegenüber den Par⸗ teien gezwungen, um eine Verabſchiedung des Haushalts in Höhe von drei Milliarden Ven und der wichtigſten Regierungsvorlagen zu ermöglichen. Das Ka⸗ binett wollte unbedingt eine vorzeitige Auflöſung und da⸗ mit notwendig werdende kaiſerliche Notverordnungen zur Inkraftſetzung des Haushalts verhindern und verlängerte deshalb auf Druck der Parteien die Tagungsdauer um etwa zwei Wochen, obwohl die geſetzliche Tagungsdauer drei Mo⸗ nate beträgt. Nachdem jedoch am letzten Dienstag die 5 5 teien faſt in der Form eines Ultimatums eine neue Ver⸗ längerung gefordert hatten, wovon die Verabſchiedung wich⸗ tiger Vorlagen, darunter der Geſetze über Wirtſchaftskon⸗ trolle, Agrarreform, des Wahlgeſetzes und des Geſetzes zur Sicherung des Militärgeheimniſſes, abhängig gemacht wor⸗ den war, beſtanden Heer und M arine auf der Auf⸗ löſung. Gerade dieſe Einhelligkeit des Heeres und der Marine, die in einem ausführlichen Bericht des Oſt⸗ aſiendienſtes des Deutſchen Nachrichtenbüros erwähnt wird, darf als Ueberraſchung angeſprochen werden, denn be— kanntlich ſtand die Marine den radikalen Forderungen der Armee ablehnend gegenüber, und ihrem Einfluß iſt es we⸗ ſentlich mit zuzuſchreiben, daß der Reichstag nicht bereits anläßlich der letzten Kabinettskriſe aufgelöſt wurde, was man eigentlich erwartet hatte und was auch von den Militärkreiſen gefordert worden war. Die japaniſchen Verhältniſſe laſſen ſich ja auch auf dem Gebiet der Innenpolitik keineswegs nach europäiſchen Maß⸗ ſtäben meſſen, wollte man etwa das japaniſche Parlament und die darin vertretenen Parteien ſchlechthin den entſpre⸗ chenden Inſtitutionen der weſtlichen Demokratien gleich⸗ ſetzen, obwohl ſie dieſen natürlich zunächſt nachgebildet worden ſind. Die japaniſchen Parlamentsparteien ſtützen ſich nicht etwa— wie man ſich dies zunächſt vorſtellen möchte— auf beſtimmte Wählermaſſen und ſind ſchon rein äußerlich nicht im Volk verankert, bildeten aber bisher nichts deſtoweniger einen weſentlichen Faktor innerhalb des Staatslebens. Ihr Gegenſatz zu der radikalen Militärgruppe trat nach außenhin oft genug in Erſcheinung. In Erinne⸗ rung iſt noch die letzte Militärerhebung, die ja auch auf die Ausſchaltung der Parteien abzielte. Wie es in dem erwähnten Bericht des Oſtaſiendienſtes des Deutſchen Nachrichtenbüros aus Tokio nun weiter heißt, erklärt man in politiſchen Kreiſen, die zweifellos der Militärgruppe naheſtehen, daß die Parteien die ernſte Lage vollkommen verkannt und anſcheinend geglaubt hät⸗ ten, die Nachgiebigkeit des Kabinetts zur Stärkung ihrer Parteipolitik ausnützen und die geplante Staatsreform ver⸗ hindern zu können, die den wachſenden Einfluß der Partei⸗ politik auf die Staatspolitik unterbinden ſolle. Die unter der Oberfläche ſchlummernde Regierungskriſe ſei durch den vom Hayaſhi⸗Kabinett angebahnten Waffenſtillſtand mit den Parteien nicht zu beheben. Die gegenwärtige Kriſen⸗ zeit könne nur durch eine ſtarke, alſo von parteipolitiſchen Einflüſſen unabhängige Regierung überwunden werden. Freilich ſei es zweifelhaft, ob das Kabinett in ſeiner jetzi⸗ gen Zuſammenſetzung ſtark genug ſei, gegen die Parteien die ſchon vom Hirota⸗Kabinett geforderte Staatsreform durchzuſetzen. Die allgemeine Anſicht unterrichteter Kreiſe geht nach den genannten Informationen dahin, daß Neuwahlen nach dem geltenden Wahlgeſetz beſtenfalls eine Stärkung der Splittergruppen ergehen werden. Entſcheidende Verän⸗ derungen werde das Parlament in ſeiner bisherigen Zu⸗ ſammenſetzung nicht erfahren. Es wird deshalb behauptet, daß die Regierung entſchloſſen ſei, von ſich aus in den Wahl⸗ kampf einzugereifen und noch im letzten Augenblick den Verſuch zu machen, mit Hilfe des Militärs und nationali⸗ ſtiſcher Gruppen eine neue Re gierungspartei ins Leben zu rufen. Allerdings, heißt es, ſei der Erfolg zu be⸗ zweifeln, ſelbſt wenn die neue Partei durch Teile der alten Parteien(Minſeito, Seiyukai, Kokumin) unterſtützt würde. Die Regierungskriſe ſei höchſtens aufgeſchoben. Die einzige Löſung ſei, daß das Hayafhi⸗Kabinett zurücktrete und daß 8 — Neubauten auf der niederdeutſchen Gedenkſtätte„Stedingsehre“. Blick von den Zuſchauerplätzen auf die niederdeutſche Gedenkſtätte„Stedingsehre“ auf dem Bookholzberg in Oldenburg, auf der mehrereneue Bauten errichtet wurden.(Weltbild/ M.) die für die Ernennung des neuen Miniſterpräſidenten ent⸗ ſcheidenden Kreiſe in der Umgebung der Krone die Bildung eines unabhängigen Kabinetks ermöglichten, das über ge⸗ nügende Entſchloſſenheit und Rückhalt im Volke verfüge, um die ſo oft geforderte ſtarke und unabhängige Staats⸗ politik durchzuſetzen. Einrichtung zum Wohle des Volkes Ein Bericht von der Arbeit der NSV. im Grenzgau Baden. In früheren Zeiten beſtimmten Mitleidsgefühl und das Intereſſe beſtimmter Gruppen die Wohlfahrtsarbeit. Später wird eine liberaliſtiſche„Wohltätigkeit“ aus egoiſtiſchen Moti⸗ ven heraus ausgeübt. Und das Ergebnis dieſer Arbeit? Be⸗ treuung von für die Volksgemeinſchaft wertloſen Elementen, Nichterfaſſung wertvoller Volksteile, zu ſpät einſetzende Un⸗ terſtützung, mangelhafte Hilfe. Heute iſt richtunggebend für die Volkspflegearbeit die Erkenntnis: Nicht mitzuleiden, mitzukämpfen ſind wir da! Daher: Aktivieru ug der eigenen Kräfte der betreu⸗ ten Volksgenoſſen; Verp flichtung der Voltsgemeinſchaft gegenüber; Erziehung zur nationalſozialiſtiſchen Welt⸗ 9 alle Hilfe dem erbwertigen deutſchen Men⸗ hen. Wir ſagen weiter: Mutter und Kind ſind die Trä⸗ ger des Lebens der Nation! Daher: Bewußte Stärku ng dieſes für die Volksgemeinſchaft wertvollen Teiles; Betreu⸗ ung der geſamten Familie als Arzelle des Staates; vor⸗ beugende Hilfe. Dieſe Zielſetzungen laſſen deutlich erkennen: Die NS. ⸗ Volkswohlfahrt iſt der Garant des ſozialiſtiſchen Willens der Nation! Ihr größtes und wichtigſtes Aufgabengebiet iſt das Hilfswerk: Mutter und Kind. Das Ziel des Hilfswerkes iſt: Die NS.⸗Volkswohlfahrt garantiert durch ihre Arbeit im Hilfswerk Mutter und Kind dem deutſchen Volke eine geſunde Nachkommenſchaft. Die deutſche Mutter wird in den Erholungsheimen der RSV. körperlich und ſeeliſch aufgerichtet, da Geſundheit an Leib und Seele die wichtigſten Güter für die deutſche Mutter ſind, wenn ſie ihre hohen Pflichten der Volksgemeinſchaft gegenüber erfüllen ſoll. Das Müttererholungsheim der NSV. in Gernsbach iſt das ganze Jahr hindurch mit durchſchnittlich 40 Müttern in vierwöchentlichen Kuren belegt. In dieſem ſchönen und für ſeinen Zweck außerordentlich geeigneten Heime der NS. finden die Mütter liebevolle Aufnahme, verleben dort frohe Erholungstage und kehren nach ihrem Aufenthalte gekräftigt in ihre Familien zurück. Dieſes große Erleben, frei von den kleinen Sorgen des Alltags, gibt ihnen die Kraft, wertvolle Arbeit in ihren Familien zu leiſten. Das örtliche Mütterer holungsheim„Röchlin⸗ burg“ in Mannheim nimmt jeden Monat durchſchnittlich 30 Mütter zur Erholung auf. Durch die abgeſchloſſene Lage des Heimes, mitten in der Großſtadt, iſt auch hier der NS. die Möglichkeit gegeben, den Müttern wirkliche Erholung zu verſchaffen. Weiterhin werden Mütter verſchickt Marxzell, Waldkatzenbach, Burg Windeck, Kniebis, Bad Rappenau, Mülben und Schie⸗ nen bei Radolfzell. Insgeſamt wurden in den drei vergan⸗ genen Jahren 4504 badiſche Mütter durch die NSW. in Erholung gebracht. Im Winter werden bevorzugt bäuer⸗ liche Frauen verſchickt, da ſie in dieſer Jahreszeit beſſer ihren häuslichen Wirkungskreis verlaſſen können. Neuerdings iſt man dazu übergegangen, auch ledige Jungarbeiterin⸗ nen zu verſchicken, damit ſie ſpäter als Frau und Mutter ihren Aufgaben in der Familie gelecht werden können. Ueber dieſe Erholungsverſchickung hinaus, werden auch Mütter zu Heilkuren in Heilbäder verſandt, insbeſondere bei rheumatiſchen Leiden(Schwefelbäder). Dadurch wird ihnen die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeiten, nach erfolgter Gene⸗ ſung, im Haushalt wieder aufnehmen zu können.— Am nun den Müttern während ihres Erholungsaufenthaltes in den Heimen die Sorge um den Haushalt und die Familie zu neh⸗ men, werden entweder die Kinder gleichzeitig verſchickt, oder die NS.⸗Volkswohlfahrt ſtellt eine Haushalthilfe, welche die Arbeiten während der Abweſenheit der Mutter verrichtet. So haben wir wieder ein Aufgabengebiet des Hilfswerkes Mut⸗ ter und Kind geſtreift: Die Kleinkinderverſchickung. Geſunderhalten wollen wir das Kleinkind, damit es dereinſt zum wertvollen Träger der Volksgemeinſchaft wird. Auch bei uns im Grenzgau Baden legt die NS.⸗Volkswohlfahrt auf dieſen Arbeitszweig des Hilfswerkes Mutter und Kind ihre beſondere Sorgfalt. Im letzten Jahre wurden insgeſamt 300 Kleinkinder verſchickt. Viel größer und umfangrei⸗ cher iſt aber im Rahmen des Erholungswerkes die ſchickung. nach Heimen in z Kind noger erlandver Eine Verbindun Dieſe neuartige — Hunderte und Aberhunderte von Sonderzügen der NSV. mit Erholungskindern fahren jährlich durchs deutſche Land, um die Kinder in ihre Familienfreiſtellen zu bringen. Im Grenz⸗ gau Baden allein waren es in den vergangenen drei Jahren insgeſamt 120 Großtrans porte mit durchſchnittlich 12 Eiſenbahnwagen. Ueber 19000 Kinder unſeres Gaues haben in anderen Gauen und in Baden Aufnahme gefunden. 92 fremden Gauen weilten bei uns über 21000 Kin⸗ E Dieſe wenigen Zahlen laſſen erkennen, welch rieſige Arbei allein durch die Kinderlandverſchickung der NSG. geleiſtel wurde. Dieſen Kindern wurde nicht nur Erholung gegeben, ſondern ſie lernten auch die Sitten und das Brauchtum der anderen deutſchen Stämme kennen. Das Wort Volksgemein⸗ ſchaft murde für ſie zu einem feſten Begriff. Wir alle aber wiſſen, daß es für uns nur eine Pflicht gibt, wenn in dieſen Tagen die NS.⸗Volkswohlfahrt im Grenzgau Baden zu ihrer großen Werbeaktion aufruft, nämlich die, alles zu tun, um ſie zu einem vollen Erfolge zu geſtalten. Die aufgezeigten Leiſtungen ſprechen für ſich! In dieſen Zahlen und Angaben liegt eine unermeßlich große Arbeit, die in den vergangenen drei Jahren zum Wohle des Volkes geleiſtet wurde. Drei große Ziele hat dieſe Werbeaktion: „ I.: Die Gewin nu ug jedes einzelnen Volksgenoſſen als Mitglied der NSV. Volkswohlfahrt— 2. Die Spendung von Freiſtellen für die Kinderland⸗ verſchickung— ., Die Bereitſtellung von Freiplätzen für die Hitler⸗ freiplatzſpende. Jedem einzelnen Volksgenoſſen iſt alſo die Möglichkeit gegeben, ſeinen Teil zum Gelingen dieſes Werkes beizutragen. „Numerier“ Dir man die Knochen“, blökte der Hammel das Rindvieh an,„denn die Menſchen ſind unerſättlich. Bisher aßen ſie nur unſer Fleiſch, jetzt waſchen ſie ſich auch noch mit unſeren Knochen.“„? 7 7„Sie ſammeln ſie und machen Seife daraus!“ Das Aprilwetter im Volksmund Der April hat ob ſeiner Launenhaftigkeit im Volks⸗ mund ſpottweiſe auch die wenig verlockenden Namen„Nar⸗ renmonat“ und„Regenmonat“, Regen und Sonnenſchein, Graupeln, Schnee, Kälte und blaue Sommerluft wechſeln nicht ſelten ab. Darum auch die ſprichwörtliche Redensart: „Launiſch wie Aprilwetter“,„Ein Geſicht machen wie der April“—„Aprilwetter und Herrengunſt/ Darauf zu bauen, iſt umſunſt“. Doch der April hat auch ſeine guten Seiten. Dies geht ſchon aus den Jahrhunderte alten Wetterregeln hervor, die von ihm Erfreuliches zu berichten wiſſen:„Wenn der April bläſt in ſein Horn/ So ſteht es gut um Heu und 8 „Viel Schnee, den der April entfernt/ Läßt zurück eine reiche Ernt!“—„Warmer Aprilregen bringt großen Segen“—„Wenn der April Spektakel macht, gibt's Heu und Korn in voller Pracht“—„Kalter April bringt Brot und Wein in Füll'“—„April kalt und naß/ Füllt Scheu⸗ ern und Faß“—„Gras, das im April wächſt/ Steht im Ma fett Je früher im April der Schlehdorn blüht/ Deſto früher der Schnitter zur Ernte zieht“—„Hat der 1 einen Blütenhut/ Iſt auch Korn und Rebblüt' gut“. Von den ſchlechten Seien des April ſagt der Volksmund in ſeiner uralten Spruchweisheit:„Es iſt kein April ſo gut/ Er ſcheint dem Vauern auf den Hut“—„April windig und trocken„Macht alles Wachstum ſtocken“—„Wenn der Mond ſcheint hell im April/ So ſchadet es der Baumblüt' viel“—„Wem der März nichts will/ Den nimmt der April“(Frühjahrsſterblichkeit). luch beſtimmte Tage im April ſollen nach dem Volksmund wetterbeſtimmende Bedeutung haben. Es ſind die alten Feſt⸗ und Halbſeiertage, an denen die Bauern⸗ ſchaft Muße hatte, ihre Wettererfahrungen durch die Bauernregeln uns zu vererben Es heißt im Bauernſpruch: „Erbſen ſä' an Ambroſius(4. April)/ Sie tragen reich und geben gut' Mus“—„Ezechiel(10. April) geht der Wein nie fehl“—„Kommt Tiburtius(14.) mit Schall/ Bringt er Gauch und Nachtigall“—„Am 15. April der Kuckuck ſchreien ſoll„Und müßte er rufen aus einem Baum, der Hohl!“„Regnet's ſtark zu Albinus(16.)/ Macht's dem Bauern viel Verdruß“—„Auf St. Georgens Güte(23.)/ ſteh'n alle Bäum' in Blüte“ und„Kommt St. Georg auf einem Schimmel/ So taut ein gutes Frühjahr vom Him⸗ mel“.„Iſt auf Georgi das Korn ſo hoch, daß ſich ein Rabe drin verſtecken kann/ Dann gibt's ein gut' Getreibe⸗ jahr“—„Regen auf Walpurgisnacht(30.)“ Hat nie ein gutes Jahr gebracht“ Halb Flug, balb Sprung. Weltbild(M) des Skiſpringens mit dem Luftſegeln wird hier im Engadin vorgeführt. etätigung im Rahmen Win geſtattet Abſprünge mit großen eiten.