ten 8 u N 8 * 1 e Na Bezugspreis: Monatlich Mt. 1.40, durch die Poſt Mz. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verküͤndblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheſm. Tapes und neigmölatt Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 19“ D.⸗A. III. 37: 1160 8 37. Jahrgang Dienstag, den 27. April 1987 Rückkehr zur Neutralität 5 Nach dem diplomatiſchen Akt, der in Brüſſel vollzogen wurde, iſt Belgien von allen Verpflichtungen aus den im Jahre 1925 abgeſchloſſenen Locarnoverträgen einſchließlich der Verpflichtungen, die im März 1936 in London übernommen wurden, befreit. Locarno iſt tot, ſeitdem Deutſchland ſich veranlaßt ſah, die Beſtimmungen der Lo⸗ carnoverträge aufzuheben, weil ſie mit dem franzöſiſch⸗ſow⸗ jetruſſiſchen Vertrag nicht in Einklang zu bringen ſind. Da⸗ mals zwangen zunächſt aus rein militäriſchen Gründen Frankreich und England die belgiſche Regierung in London, ſich zu Generalſtabsbeſprechungen zu verpflichten, die die Ausnutzung des belgiſchen Bodens für die franzöſiſchen mi⸗ litäriſchen Intereſſen zum Ziele haben ſollten. Die belgiſche Regierung hat ſich von den aus dieſen Vereinbarungen dro⸗ henden Gefahren befreit. Zudem hat die belgiſche Regierung die Erklärung des Führers in der Hand, in der ſchon am 7. März 1936, alſo am Tage dis Einmarſches der deutſchen Truppen in die entmilitariſierſe Zone, die Garantie der Unverletzlichkeit Belgiens durch Deutſchland gegeben wurde. Dieſe Erklärung wurde in der letzten außenpolitiſchen Rede Adolf Hitlers vom 30. Januar in beſonders feierlicher Form wiederholt. Belgien mußte zwei Bedingungen eingehen, einmal die Verpflichtung zur Verteidigung ſeiner Grenzen, zum zweiten aber die Verpflichtung zur Einhaltung der Völker⸗ bundsſatzung. Auf der anderen Seite liegt in dem Brief, den der belgiſche Außenminiſter als Antwort gegeben hat, nur eine Kenntnisnahme von der Erklärung und keinerlei Selbſtverpflichtung. Der belgiſche Erfolg iſt demnach offen⸗ ſichtlich. Belgien hat in dieſer erſten Etappe das erreicht, was es zunächſt wollte: Unabhängigkeit ſeiner Außenpolitik. In dieſem Sinne nimmt auch der außenpolitiſche Mit⸗ arbeiter der„Libre Belgique“, Paul Struye, zu der neuen Lage Stellung. Belgien erhalte durch das Dokument vom 24. April volle Genugtuung. Im alten Locarnover⸗ trag habe Belgien ſich bereitgefunden, die franzöſiſchen und deutſchen Grenzen zu garantieren. Es habe ſich aber darüber Rechenschaft abgelegt, daß ſolche militäriſchen Ver⸗ pflichtungen ſeine Kräfte überſtiegen. Belgien befinde ſich künftig in einer ähnlichen Lage wie Holland mit dem Un⸗ terſchied, daß Belgien die doppelte Garantie Frankreichs und Englands genieße. Dieſe neue Lage werde in der Zu⸗ kunft eine immer engere Zuſammenarbeit Belgiens mit Holland und unter Umſtänden auch mit den ſkandinaviſchen Staaten erleichtern. Belgien kehrte zu einem Neutralitäts⸗ ſtatut zurück, das allerdings ſehr verſchieden ſei von der bel⸗ iſchen Vorkriegsneutralität. Heute handele es ſich um eine de und tatſächliche Neutralität oder— genauer ge⸗ ſagt— um eine Politik der Unabhängigkeit, die Belgien aus jedem Bündnis und aus jeder direkten oder indirekten Einmiſchung in die Rivalitäten zwiſchen den Großmächten fernhalte. Schließlich unterſucht Paul Struye die Frage wie die⸗ ſes neue Statut Belgiens mit dem, was vom oer e ſiſchen Militärabkommen übrig geblieben ſei, vereinbar ſei. In rechtlicher Hinſicht, ſo ſchreibt er, gebe es kein franzö⸗ ſiſch⸗belgiſches Militärabkommen mehr. Dieſes Abkommen habe zuletzt nur noch der Ausführung des Locarnovertrags gedient. Der Locarnovertrag aber als Quelle juriſtiſcher Ver⸗ pflichtungen zu Laſten Belgiens ſei verſchwunden. Das Mi⸗ litärabkommen könne inſolgedeſſen auch nicht weiterbeſte⸗ hen. In der Praxis jedoch ſei es dem belgiſchen General⸗ ſtab unbenommen, wenn er es für nützlich halte, was kei⸗ neswegs ſicher ſei, eine Fühlungnahme mit dem einen oder anderen Generalſtab eines benachbarten Landes herzuſtel⸗ len. Von Abkommen würde jedoch keine Rede ſein. Der der belgiſchen Regierung naheſtehende Brüſſeler „Soir“ ſchreibt, die engliſch⸗franzöſiſche Erklärung ſtelle eine wichtige Etappe in der Geſchichte des internationalen Statutweſens dar. Außerhalb des Völkerbundspaktes ſei Belgien keiner Verpflichtung politiſcher Art mehr unter⸗ worfen. Ebenſo ſchreibt„Het Laatſte Nieuws“, es werde nunmehr alles beſeitigt, was Belgien gegen ſeinen Willen in internationale Verwicklungen hätten hineinziehen können. Im Gegenſatz zu einer vorhergegangenen Beurteilung der engliſch-franzöſiſchen Erklärung im Organ der Rex⸗Ve⸗ wegung,„Le Peys Reel“, durch den außenpolitiſchen Mit⸗ arbeiter ſteht die ſcharfe Kritik, die der Führer der Rex⸗Be⸗ n Degrelle, nunmehr ſelbſt in dem Blatt übt. In dem Artikel kommt die Befürchtung zum Ausdruck, daß Belgien zum mindeſten in Pepldgiſcher Beziehung durch dieſe Erklärung in eine neue Abhängigkeit gegenüber den Weſtmächten geraten könne. Wenn van Zeeland die ge⸗ 805 Abſicht haben ſollte, Belgien an Frankreich und Eng⸗ and anzuſchließen, ſo würde das ſofort auf entſchloſſenen Widerſtand ſtoßen. Vor der heutigen franzöſiſchen Politik müſſe Belgien ſich wie vor der Peſt hü⸗ ten. Frankreich habe ſein Bündnis mit den Sowfets abgeſchtoſſen das eine Gefahr für den Frieden ber Welt sei. Frankreich habe wegen dieſes Bündniſſes die Freundſchaft nahezu ganz Europas verloren. Die auswär⸗ lige Polit Frankreichs ſei nicht von Staatsmännern gelei⸗ tet, ſondern von Parteipolitikern. Man müſſe höflich, aber entſchloſſen zu verſtehen geben, daß Belgien an 5 internationalen Politik Frankreichs nicht teilnehmen werde. a. 8 155 Natürlich ſteht die franzöſiſch⸗engliſche Erklärung au in London im me 5 1 fich 0. Naser Außenminiſter Eden als Gaſt der be chen Regierung in Brüſſel aufhält. 3 leine Stellung dadurch zu verſtärken, daß es von Deutlch⸗ 2 rankreich ntereſſes, zumal 1 b rüſſel e Mit- arbeiter des„Daily Telegraph“ meint, Belgien bemühe ſich, Die Nutzung des Bodens. Durchführungsbeſtimmungen zur Sicherung der Landͤbewirtſchaftung. Berlin, 26. April. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter der Juſtiz die Durchführungsbeſtimmungen zu der von dem Beauftragten für den Vierjahresplan, Miniſterpräſident Generaloberſt Göring, vor kurzem erlaſſenen Verordnung zur Sicherung der Landbewirtſchaftung getroffen. Nach dieſer Verordnung kann bekanntlich im Falle ſchlechter Wirtſchaftsführung der Nutzungsberechtigte eines landwirtſchaftlichen Betriebes oder Grundſtückes zu beſſerer Wirtſchaftsführung aufgefor⸗ dert und gegebenenfalls beſtraft werden. Auch kann der Betrieb, wenn dieſe Maßnahme nicht ausreichend oder zweckmäßig erſcheint, einer Ueberwachung unkterſtellt werden oder es kann dem Nutzungsberechtigten die Wirt⸗ ſchaftsführung entzogen und einem Treuhän⸗ der übertragen werden. Schließlich iſt die Möglichkeit vor⸗ geſehen, daß der Nutzungsbarechtigte verpflichtet wird, den Betrieb oder das Gründſtück pachtweiſe einer in der Land⸗ wirtſchaft erfahrenen Perſon zum Zwecke der Beſtellung zu überlaſſen. Die Durchführungsverordnung beſtimmt nun, daß die erforderlichen Anordnungen vom Amtsgericht getrof⸗ fen werden Es entſcheidet in der Beſetzung mit dem Amts⸗ richter und zwei Beiſitzern aus dem Kreis der Nutzungs⸗ berechtigten oder ſonſtiger ſachverſtändiger Perſonen und wird auf Antrag des Kreis⸗ bzw. Landesbauernführers tätig. Die einzelnen Maßnahmen ſind wahlweiſe zugelaſſen; eine ſchwerere Maßnahme kann jedoch nur getroffen wer⸗ den, wenn feſtgeſtellt iſt, daß eine leichtere zur Sicherung ſachgemäßer Wirtſchaftsführung nicht ausreichend oder nicht zweckmäßig wäre. Weitere Beſtimmungen betreffen die Beſtellung von Brachland. Sie gehen davon aus, daß es grundſätzlich dem Eigentümer oder ſonſtigen Nutzungsberechtigten von Grund und Boden überkaſſen bleibt, zu beſtimmen, in welcher Art und Weiſe ſein Grund und Boden genutzt werden ſoll. Es muß aber verhindert werden, daß landwirtſchaftlich nutzbarer Boden überhaupt ungenutzt bleibt. Der Eigentümer oder Nut⸗ zungsberechtigke hat ſich daher nach Aufforderung des mtsgerichts zunächſt darüber zu erklären, ob er das Grundſtück beſtellen oder ſonſtwie nutzen will. Will er es beſtellen oder anderweitig nutzen, behält es dabei ſein Be⸗ wenden. Beſtellt er es aber nicht innerhalb einer angemeſ⸗ ſenen Friſt und nutzt er es auch nicht anderweitig, ſo kann ihn auf Antrag des Landesbauernführers das Amtsgericht verpflichten, das Grundſtück pachtweiſe einer in der Land⸗ wirtſchaft erfahrenen Perſon zum Zwecke der Beſtellung zu überlaſſen. Gegen die Anordnungen des Amtsgerichts kann Be⸗ ſchwerde beim Landgericht erhoben werden. Den Beſtim⸗ mungen der Verordnung unterliegen alle landwirtſchaft⸗ lichen Betriebe und Grundſtücke einſchließlich des Garten⸗, Obſt⸗ und Weinbaues mit Ausnahme der Erbhöfe. Für ſie verbleibt es bei den entſprechenden Vorſchriften der Erbhof⸗ verfahrens-Verordnung. FFFbbCbCbCCCGGGGFG(GFGuGGGfGbGTGTGTGTGTGTGTPTGTGTGTGTGTPTPTPTGTPTGTPTGTGPTPTPTPTrTrTrTrTTTVTVTTTTVTTT— land ebenfalls eine Zuſicherung, daß es nicht angegriffen werde, erhalte. In dieſem Fall würde ſeine Unabhängigkeit tatſächlich von den drei Großmächten Weſteuropas garan⸗ tiert ſein. Die Form, wie ein ſolches Abkommen in ein weitergeſpanntes Syſtem, das den alten Locarnovertrag erſetzen ſolle, einbezogen werden könne, bilde eines der Themen der gegenwärtigen Unterhaltung Edens in Brüſ⸗ ſel. Das Blatt behandelt die weiteren Ausſichten des neuen Abkommens. Die Ermittlungen der britiſchen Regierung über die Anſichten der einzelnen Staaten könnten nicht zum Optimismus berechtigen, ſolange Frankreich nicht bereit ſei, alle ſeine Beiſtandsabkommnen mit den oſteuropäiſchen Staaten aufzugeben. Dazu aber ſei es, wie man beſtimmt verſichern könne, nicht berät. Auch wünſche England einen 7 Verzicht Frankreihs nicht. In Anbetracht der urch die Entlaſſung Belgiens aus ſeinen Locarnoverpflich⸗ tungen veränderten milltäriſchen Lage halte es Frankreich für notwendig, daß die Fühlungnahme zwiſchen dem engli⸗ ſchen und franzsſiſchen Generalſtab wieder aufgenommen werde. Daladrer werde auf dieſen Punkt während ſei⸗ nes Beſuches in London mit Nachdruck hinweiſen. Wahr⸗ ſcheinlich werde man engliſcherſeits dieſen Wünſchen ent⸗ egenkommen. Die militäriſche Auffaſſung in Frankreich oll ſich nach dem„Daily Telegraph“ gewandelt haben. Man erkenne jetzt an, daß auch ein ſtarkes unabhängiges Belgien für die weſteuropäiſche Verteidigung etwas bedeute. Eng⸗ land habe auch nicht den Ehrgeiz, im Kriegsfall ſeine Luft⸗ waffe von belgiſchen Flugplätzen aus operieren zu laſſen. Dies könne vielmehr ſicherer und bequemer von Flughä⸗ fen in Nordfrankreich aus geſchehen. In einem gewiſſen Gegenſatz zu der oben zitierten belgiſchen Auffaſſung findet die konſervative„Morning Poſt“ international geſehen alles wie vor dem Kriege, 95 von der Tatſache, daß Belgien ſeiner Treue zu den Völkerbundsſatzungen und den ſich aus ihnen ergebenden Verpflichtungen Ausdruck e Das brauche Belgien aber wenig Sorge zu machen, da „ die Vulterbundsſatungen nur eine leere Form R. JJ„ tag vom italieniſchen Regierungschef M worden. Göring wird Rom vorausſicht Die Verordnung findet keine Anwendung auf Haus⸗ gärten und auf Kleingärten im Sinne der Kleingarten⸗ und Kleinpachtordnung, ſowie auf Reichsheimſtätten und Kleinſiedlungen, die nach den hierfür geltenden Vorſchrif⸗ ten errichtet worden ſind. Die Erfaſſung des ländlichen Grundſtücksverkehrs. Faſt genau vor drei Monaten, am 26. Januar 1937, hat die Reichsregierung durch die Bekanntmachung über den Verkehr mit landwirtſchaftlichen oder forſtwirtſchaft⸗ lichen Grundſtücken die Ueberwachung des ländlichen Grundſtücksverkehrs und ſeine Steuerung im Sinne der nationalſozialiſtiſchen Bodenordnung ſichergeſtellt. Nun⸗ mehr iſt durch eine vom Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft im Einvernehmen mit dem Reichsjuſtizmi⸗ niſter erlaſſene Ausführungsberordnung eine Neufeſt⸗ ſetzung der Mindeſtgröße der Grundſtücke, die der Grundſtückverkehrsbekanntmochung unterliegen, erfolgt. Durch die Neureglung wird der Geltungsbereich der Ve⸗ kanntmachung über den Verkehr mit landwirtſchaftlichen oder forſtwirtſchaftlichen Grundſtücken in den Bezirken, in denen der ländliche Kleinbeſitz vorherrſcht, bedeutungs⸗ voll erweitert und darüber hinaus die Möglichkeit geſchaf⸗ ſen, im ganzen Reichsgebiet die ſinnwidrige Veräußerung von Teilſtücken aus ländlichem Beſitz zu verhindern. Zur Eindämmung der Landflucht Beſchleunigter Wohnungsbau für Landarbeiter. Die Verordnung des Beauftragten für den Vierjahres⸗ plan, Miniſterpräſident Generaloberſt Göring, vom 10. März 1937 zur beſchleunigten Förderung des Bauens von Heuerlings⸗ und Werkwohnungen ſowie von Eigenheimen für ländliche Arbeiter und Handwerker hat in den bäuer⸗ lichen und landwirtſchaftlichen Kreiſen ſtarken Widerhall gefunden. Nach den Durchführungsvorſchriften des Reichsarbeits⸗ miniſters haben die Antragſteller— Bauern, Landwirte und Bewerber für Eigenheimſtellen— bei den ſtaatlichen Kreisbehörden Fragebogen, die dort zu erhalten ſind, ein⸗ zureichen; dieſe unterziehen die Anträge zuſammen mit den Arbeitsamtsleitern, Kreisbauernführern und Kreisleitern der NSDaAp einer Vorprüfung und geben ſie an die Ver⸗ fahrensträger weiter. Bei der Hergabe von Darlehen für Eigenheime können außer Landarbeitern und ländlichen Handwerkern auch Forſtarbeiter ſowie Deich⸗, Torf⸗ und Wegearbeiter berückſichtigt werden. Für Werks⸗ und Heuer⸗ lingswohnungen dürfen neben den Darlehen der Landes⸗ ventenbank keinerlei andere öffentliche Mittel in Anſpruch genommen werden. In dem Begleiterlaß hat der Reichsarbeitsminiſter den nachgeordneten Behörden aufgegeben, den Werkswohnungs⸗ bau als die Maßnahme, durch die die Wohnverhältniſſe der Landarbeiter am ſchnellſten verbeſſert werden können, in erſter Linie zu fördern und die Durchführung in Zufam⸗ menarbeit mit den Stellen des Reichsnährſtandes möglichſt zu beſchleunigen. Die von dem Beauftragten für den Vier⸗ jahresplan geſtellte Aufgabe, nämlich durch den Bau von einwandfreien Wohnungen für Landarbeiter die Landflucht weſentlich einzudämmen und dadurch dem Mangel an land⸗ wirtſchaftlichen Arbeitskräften abzuhelfen, iſt nunmehr ihrer Löſung erheblich nähergebracht.* Das Berufsbeamtentum Ein Vortrag des Reichsminiſters Frick. 5 Berlin, 27. April. Die Verwaltungsakademie Berlin führt vom 26. bis 29. April eine ſogenannte Beamtenrechts⸗Halbwoche durch. Reichsminiſter Dr. Frick leitete die Vorleſungsreihe mit einem einſtündigen Vortrag über das Berufsbeamtentum in Geſchichte und Gegenwart ein. Weiſe das Berufsbeam⸗ tentum der Gegenwart wieder die gleichen Grundzüge auf wie vor der Revolte 1918, ſo ſei doch ſein ſittlicher Gehalt ein anderer und tieferer. Der Beamte ſei heute gleichgerich⸗ tet mit ſeinem Staat. Die Beſoldungsfrage, die im neuen Beamtengeſetz nicht berührt wird, werde in abſeh⸗ barer Zeit eine entſprechende Löſung finden müſſen. Künf⸗ tig werde es nicht mehr vorkommen, daß ein preußiſcher Beamter, der in einem Miniſterium den gleichen Dienſt tue wie der im Nebenzimmer ſitzende Reichsbeamte, einen anderen Urlaub habe als dieſer. Auch gehe es nicht an, daß eine Behörde in derſelhen Stadt eine andere— geteilte oder ungeteilte— Dienſtzeit habe als die Nachbarbehörde. Und es werde nicht mehr vorkommen, daß Beamte, die die leichen Aufgaben hätten, verſchiedene Amtsbezeichnungen ühren. Wenn alle deutſchen Beamten der Partei, einer ihrer Gliederungen oder angeſchloſſenen Verbände ange⸗ 1 ihre Kinder der Hitlerſugend und dem Bund eutſcher Mädel anvertrauten, dann werde die deutſche Beamtenſchaft das gleiche ſtolze Bild bieten, wie die deut⸗ ſche Wehrmacht. 3 N Miniſterpräſident Göring von Muſſolini empfangen. Rom, 27. April. Miniſterpräſident 0 iſt am Mon⸗ 1 a0 ni empfangen ch am Dienstag im Wagen verlaſſen und wahrſcheinlich über Florenz und Mailand nach Deutichland zurückkehren. Franzöſiſche Hirngeſpinſte Heuchelei um Oeſterreichs„Sicherheit“. Wien, 27. April. Die Ausſprache der Wiener Preſſe über Venedig geht weiter. Das Wiener„Montagsblatt“, die Montagausgabe der„Reſchspoſt“, beſchäftigt ſich mit dem internationalen Echo, das die Unterredungen im Palazzo Corner gefunden haben. Es ſei grotesk, ſo meint das Blatt, daß man fetzt an Stellen, an denen man ſeit faſt zwei Jahrzehnten hindurch keinerlei oder nur ein ſehr bedingtes Intereſſe an Oeſter⸗ reich gezeigt habe, plötzlich ſo beſorgt ſei um ſeine Sicher. heit. Solchen Hirngeſpinſten gegenüber ſei vor allem feſt. geſtellt, daß die Sicherheit und Unabhängigkeit Oeſterxeichs auf zwei Pfeilern von Granit ruhe: den römiſchen Proto⸗ kollen und den öſterreichiſch⸗deutſchen Vereinbarungen vom 11. Juli. An anderer Stelle beantwortet das Blatt die Bemer⸗ kungen des Pariſer Blattes„Intranſigeant“, Oeſterreich ſei„an das Hakenkreuz genagelt“ worden, mit der Feſt⸗ ſtellung, daß ſich in der Schriftleitung des„Intranſigeant“ niemand aufgeregt habe, ſolange Oeſterreich an das Kreuz der Friedensverträge geſchlagen geweſen ſei. Auch die be. dauernde Bemerkung des„Temps“, daß von der Habsbur. ger Reſtauration in Venedig nicht geſprochen worden ſei, 34 fordere förmlich den Vergleich mit einer Satyre heraus. In ähnlicher Weiſe fertigt das chriſtlich⸗ſoziale Organ auch die engliſchen Preſſeſtimmen ab. Die Meldung des„Times,, daß die Außenpolitik Italiens eine Aende⸗ rung erfahren habe, beantwortet das Blatt mit der Frage, ob denn etwa die Außenpolitik Englands ſtill ſtehe und ob nicht Herr Eden gerade jetzt im Hinblick auf die Blockade von Bilbao erklärt habe, daß England ſeine Politik den jeweiligen Verhältniſſen anpaſſe. 2 2 2 Der Fall Jagoda zieht Kreiſe Die Verhaftungen in Moskau gehen weiter. Moskau, 27. April. Wie aus ſicherer Quelle verlautet, wurde vor einigen Tagen auch der Direktor des Moskauer Großen Opern⸗ hauſes, Mutnych, verhaftet. Er hat die Laufbahn eines po⸗ litiſchen Kommiſſars der Roten Armee hinter ſich und ſtand im Range eines Armeekorpskommandeurs a. D. Die Verhaftung Mutnychs wird in Zuſammenhang mit der vor kurzem erfolgten Verhaftung des Direktors deg Kleinen Theaters, Ljadow, gebracht Mutnych und Ljadow ſollen in Verbindung mit dem Komplex Jagoda ſtehen Wie weiter verlautet, ſoll auch der frühere Stellvertreter und engſte Vertraute Jagodas in der GP und ſpätere Poſtkommiſſar Prokowjeff nunmehr verhak worden ſein. Prokowjeff war wenige Tage nach der Verhaftung Ja⸗ godas als ſtellvertretender Poſtkommiſſar ohne Begrün⸗ dung entlaſſen worden. Ferner verlautet, daß folgende Funktionäre der bis⸗ herigen oberſten GPlli⸗Leitung in Zuſammenhang mit der Angelegenheit Jagoda in den letzten Tagen verhaftet wur⸗ den: Pauker, Kommiſſar für Staatsſicherheit zweiten Ranges und Chef der Operationsabteilung ver GPll, Wo⸗ lewitſch, der Stellvertreter Paukers, Gaj, Chef der Wirt⸗ ſchaftsabteilung der GP und gleichfalls Kommiſſar für die Staatsſicherheit zweiten Ranges. Kommuniſtiſcher Hereinfall Abſtimmung im ſchweizeriſchen Kanton Neuenburg. Neuenburg, 26. April. Im Kanton Neuenburg hatte die Bürgerſchaft die Erneuerungswahl für den Regierungsrat und für den Großen Rat vorzunehmen und gleichzeitig darüber abzuſtimmen, ob das von Re ierung und Parla⸗ ment erlaſſene Verbot der chen Organiſation auf dem Gebiet des Kantons endgültig ſei. Mit ſtarker Mehrheit haben nun ſo gut wie ſämtliche Parteien das Ver⸗ bot der Kommuniſten angenommen. Selbſt die Stadt La Chaux de Fonds in der die Sozialdemokraten ſtark vertre⸗ ten ſind, hat ſich mit 3350 gegen 3150 Stimmen für das Beſtehenbleiben des Verbots ausgeſprochen. Bezeichnend iſt, daß die Vertreter der Gewerkſchaften gleichfalls gegen die Kommuniſten auftraten. Bei den Wahlen des Regierungsrates konnte in großem Maße die bisherige bürgerliche Vertretung aufrechterhal⸗ ten werden. In den ſozialdemokratiſchen Gemeinden erhiel⸗ ten die Kandidaten der Sozialdemokratie wieder mehr Stimmen als die Bürgerlichen. Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank⸗ Eismann. 53 Lieſelottes Mund zuckte ſchmerzlich. Dabei kam ein ſchwerer Seufzer über die Lippen und langſam, erſt ſtockend — dann aber mit überhaſtender Eile begann ſie zu berich⸗ ten, erzählte alle Einzelheiten der vergangenen Tage. 5 Dabei zeigte Lieſelottes Geſicht eine flammende Nöte und erregt ſchloß ſie mit atemloſer Stimme:. „Du wirſt nun begreifen, Annie, daß ich nicht mehr länger in Mayburg bleiben kann— ich will dieſer Frau nicht mehr begegnen, würde es nicht ertragen, mit ihr an einem Tiſch zu ſitzen—“ Ein Schluchzen erſtickte ihre Stimme. 3 Da ſtreſchelte Annie abermals in mütterlicher Zärtlich⸗ keit über das heiße Geſicht Lieſelottes, preßte dieſes ganz feſt an ſich und flüſterte: 85 „Meine arme, kleine Lieſelotte, wenn dein Vater wüßte, daß nun ſein Sonnenſcheinchen für immer aus Mayburg fortgehen will—“. 5 Lieſelottes Schluchzen wurde noch leidenſchaftlicher. 5 „O, er hat es geahnt, daß dieſe Frau ſeinem Sohne kein Glück bringen wird, er hat ihr nicht die Hand zum Will⸗ kommengruß gereicht, er hat ſich voller Entſetzen von ihr abgewandt, er hat kein Segenswort über dieſen Ehebund geſprochen—“ Annie Willinger ſchloß die Tränen ſtahlen ug unter den geſenkten Lidern hervor. „Armer Konrad, er ſoll keine Enttäuſchung erleben, er verdient es, nach all den qualvollen Jahren ein großes Glück zu finden.“ i 995 Lieſelotte antworten konnte, hielt mit jähem Ruck das Auto und Annie Willinger erkannte, daß ſie bereits das Ziel ihrer Fahrt erreicht hatten. Im gleichen Augen⸗ blick zuckte ſie erſchrocken zuſammen und wurde ſich ihrer Aufgabe bewußt. And mit zitternder Stimme „Michael Romangwski—“ Augen und ein paar heiße ſtammelte ſie: l 5 1 7 „ Weltausſtellung mit Hinder niſſen Der neue Eröffnungstermin: 25. Mai. Paris, 27. April. Im Anſchluß an die Beſprechungen, die Miniſterpräſident Blum mit dem Handelsminiſter Va- ſtid und dem Generalkommiſſar der Ausſtellung hatte, wurde der Zeitpunkt der Eröffnung der Pariſer Weltaus⸗ ſtellung nunmehr auf den 25. Mai feſtgeſetzt. Handelsminiſter Baſtid erklärte Preſſevertretern hier⸗ zu: Sie können ankündigen, daß die Ausſtellung offiziell durch den Präſidenten der Repüblik am Montag, den 24. Mai, eingeweiht und am 25. Mai für das Publikum er⸗ öffnet wird. Britiſcher Proteſt bei Franco Drei weitere engliſche Lebensmittelſchiffe in baskiſchen Häfen eingetroffen. London, 26. April. Der britiſche Botſchafter in Hendaye iſt beauftragt wor⸗ den, bei den nationalſpaniſchen Behörden Proteſt„wegen Behelligung der drei engliſchen Lebensmittelſchiffe durch den nationalſpaniſchen Kreuzer„Almirante Cervera“ am 23. April“ einzulegen, als dieſe Schiffe den Hafen von Bil⸗ bao angelaufen haben. Es wird von britiſcher Seite erklärt, daß die Behelligung in der Nähe der Drei⸗Meilen⸗Zone, aber doch außerhalb dieſer ſtattgefunden habe, und daß britiſcherſeits keinerlei Blockade anerkannt werde. Es handelt ſich bei dem Vorgang um das bekannte Ein⸗ greifen des engliſchen Schlachtkreuzers„Hood“ vor Bilbao, der den ſpaniſchen Kreuzer„Almirante Cervera“ daran hinderte, die Blockade vor Bilbao durchzuführen. Nach Meldungen aus Bilbao ſind drei weitere engli⸗ ſche Lebensmittelſchiffe in baskiſchen Häfen eingetroffen. Insgeſamt erhöht ſich die Zahl der engliſchen Lebensmittel⸗ dampfer, die die Blockade durchbrochen haben, da⸗ mit auf neun. Nach Berichten aus Bilbao ſoll das natio⸗ nalſpaniſche Kriegsſchiff„Eſpena“ verſucht haben, den eng⸗ liſchen Dampfer„Dakgrove“ auf hoher See anzuhalten. Auf Eingreifen eines engliſchen Zerſtörers habe die„Eſpena“ aber abgedreht und der Dampfer habe Santander anlau⸗ fen können. Miaja wurde unbequem Madrider„Verteidigungsrat“ aufgelöſt. Salamanca, 26. April. Der Madrider Rundfunkſender gab eine Verordnung der„Regierung“ bekannt, wonach der Madrider Verteidi⸗ gungsrat aufgelöſt und ſeine Funktionen von dem neuge⸗ bildeten Madrider Gemeinderat übernommen wurden. General Miaja, der bisherige„Präſident des Verteidi⸗ gungsrates“, iſt ſeines Amtes enthoben und hat nur noch den militäriſchen Oberbefehl inne. Man nimmt an, daß dieſe Maßnahme nicht zuletzt darauf zurückzuführen iſt, daß General Miaja zu ſelbſtändig„regierte“ und ſein im⸗ mer mehr zunehmender politiſcher Einfluß der Valencia⸗ „Regierung“ unbequem wurde. Dem neuen Stadtrat gehören an fünf Vertreter der UT, fünf Vertreter der ONT, fünf Sozialiſten, fünf Kom⸗ muniſten, drei Linksrepublikaner, zwei Republikaniſche Vereinigung, je einer der Syndikaliſtiſchen Vereinigung, der Veerinigten Linken, der FA, der Freiheitlichen Ju⸗ gend, der Veerinigten Sozialiſtiſchen Jugend(Soz. ⸗Kom.) und der Republikaniſchen Jugend. Zivilbevölkerung muß Madrid verlaſſen. Der neueingeſetzte„Bürgermeiſter“ von Madrid, der marxiſtiſche Abgeordnete Henchel, hat als erſte Amtshand⸗ lung angeordnet, daß nunmehr die Räumung Madrids von Zivilperſonen reſtlos und raſch durchgeführt werden müſſe und in der Hauptſache nur noch die Verteidigungs⸗ truppen und Milizen verbleiben dürfen. In der Nacht zum Sonntag iſt mit der Räumung der Stadt bereits begonnen worden. 5 Roter Kreuzer auf Grund gelaufen General Queipo de Llano gab am Sonntagabend am Schluß ſeines täglichen Rundfunkberichts bekannt, daß der bolſchewiſtiſche Kreuzer„Jaime 1“ an der Südküſte Spa⸗ niens bei der Verfolgung durch den nationalen Kreuzer „Canarias“ auf Grund gelaufen ſei.„Jaime 1“ ſitze etwa 1000 Meter von der Küſte feſt. Jäh horchte Lieſetrotte auf. 5 5 Sie hatte den langen dichten Trauerſchleier zurückge⸗ ſchlagen, ſo daß ihr bleiches Geſicht zu ſehen war. Angſtvoll umklammerte ſie Annies Hände und ſchrie: 5 „Was weißt du von ihm, Annie? Weshalb nennſt du gerade jetzt ſeinen Namen?“ 0 5 „Um ſeinetwillen ſuchte ich dich, Lieſelotte. 1 „Um Michael Romanowskis willen?“ e „Ja, er iſt meiner Pflege anvertraut worden und ich wollte dich holen, Lieſelotte.“ N Das junge Mädchen atmete ſchwer. Unwillkürlich preßte es ſeine Hand auf das unruhig klopfende Herz und ſtarrte mit angſterfüllten Blicken Annie Willinger an, wobei es mit tonloſer Stimme flüſterte: „Mich holen?“ „Ja, Lieſelotte.“ „Zu ihm?“ „Ja, Lieſelotte!“ „So— ſo iſt er tot—?“ Wie ein Angſtſchrei klangen dieſe Worte. bare Angſt zitterte darin. Doch Annie Willinger ſchüttelte langſam den Kopf und entgegnete mit leiſer Stimme: N „Er lebt noch, Lieſelotte— und hat nur den einen ſehnſüchtigen Wunſch, dich an ſeinem Krankenlager zu en.“ e 90 Nicht die andere?“ 5. „Er nennt nur immerzu in heißer Sehnſucht deinen Namen, Lieſelotte.“ 5 5 5 5 Lanagſam ſtrich ſich dieſe mit der Hand über ihre Stirn und murmelte: „Meinen Namen—“ Da beugte ſich Annie Willinger ganz nahe an Lieſelottes Ohr und flüſterte: 5 „Er liebt dich, Lieſelotte“ „Annie—!“ 5 „Ich weiß, daß er nur ein Arbeiter eures großen Be⸗ triebes iſt und daß er nur aus der Maſſe herausgehoben wurde, weil er dir das Leben rettete, aber gerade eshalb e Eine unnenn⸗ Kurzmeldungen Berlin. Reichskriegsopferführer Oberlindober hat ay den Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf He zu deſſen 43. Geburtstag im Namen von faſt 1,5 Millionen Frontſoldaten und Kriegshinterbliebenen ein herzlicheg Glückwunſchtelegramm geſandt 5 Berlin. Das zwiſchen dem Deutſchen Reich und dem Königreich Ungarn abgeſchloſſene Abkommen über die gei⸗ ſtige und kultürelle Zuſammenarbeit tritt, nachdem der Austauſch der Ratifikationsurkunden erfolgt iſt, am 3. Maf ds. Is. in Kraft. Jeruſalem. Das Araberdorf kürzlich mit einer Kollektivſtrafe von 133 Pfund belegt. Daraufhin beſchloß die geſamte Einwohnerſchaft, auszu⸗ wandern; nur wenige alte Männer und Frauen ſind zu⸗ rückgeblieben. Hittin bei Tiberias wurde Dunkel um die Wiener Bluttat Nachforſchung in ſpiritiſtiſchen Kreiſen. Wien, 26. April. Trotz der fieberhaften Bemühungen der Polizei, die Bluttat an der Tochter des paraguayiſchen Geſandten aufzuklären, iſt es bisher noch nicht gelungen, auch nur eine Spur von dem oder den Tätern zu entdecken. Die urſprüngliche Annahme, daß es ſich um einen Raub⸗ mord handle, ſcheint nicht zuzutreffen, da ſämtliche Schmuck⸗ ſtücke bei der Erſchſſoenen aufgefunden wurden. Da Fräulein Wiengreen ein ziemlich zurückgezogenes Leben fuhrte und viel in ſpiritiſtiſchen Krelſen verkeh rte, dehnt man die Unterſuchung auch nach dieſer Richtung hin aus. Der Schriftſteller Hans Sternede 155 der mit ihr in engerer Verbindung ſtand, wurde erſucht, ſich zur Verfügung der Behörden zu halten. Anſchlag auf einen deulſchen Kapitän Raubüberfall an Bord im Marſeiller Hafen. Paris, 26. April. Auf den Kapitän des im Hafen von Marſeille ankernden deutſchen Dampfers„Nordmark“, Walther Thegen, wurde nachts ein Raubüberfall verübt. Der Kapitän hörte gegen 2 Uhr nachts, daß jemand ſeine Kabinentür zu öffnen verſuchte. Er ſtellte ſich ſofort dem Eindringling entgegen, und es entſpann ſich nunmehr ein erbitterter ampf. Der Verbrecher ging mit dem Meſſer auf den Kapitän los und verletzte ihn an Kehle Bruſt und Armen. Angeſichts der entſchloſſenen Gegen⸗ wehr verſuchte der Täter zu flüchten, wurde aber von der inzwiſchen aufgewachten Mannſchaft auf den Kai⸗Anlagen geſtellt und nach heftigem Kampf überwältigt. Er wurde ſpäter der Polizei übergeben, die ihn ins Krankenhaus brachte. Zwei Helfershelfer, die am Kai Schmiere geſtanden hatten, entkamen. Bei dem Verhafteten handelt es ſich um einen rumäni⸗ ſchen 5 ee Politiſche Gründe haben nicht mitgeſpielt, ſondern es handelt ſich um einen gemeinen Raübüberfall. Die Verletzungen des Kapitäns ſind glück⸗ licherweiſe nicht lebensgefährlich. Pulverprüfſtand in die Luft geflogen. Paris, 26. April. In einem ſtaatlichen Pulverprüfſtand in Sevran⸗Livry bei Verſfailles ereignete ſich am Mantgg Länge, 6 Meter Breite und 8 Meter Höhe iſt buchſtäblich in die Luft geflogen. 200 Kilogramm ſchwere Gußteile flo⸗ gen mehrere hundert Meter weit durch die Luft. Während der Exploſion waren 10 Mann im Lager. Ein Unteroffizier wurde auf der Stelle getötet. Sechs Soldaten mußten mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Militärlazarett ge⸗ bracht werden. Motor ſchiff in Flammen Wahrſcheinlich Keſſelexploſion.— Ladung verloren. Laboe, 27. April. Das deutſche Motorſchiff„Marta. Luiſe“ aus Hamburg geriet am Montag wahrſcheinlich in⸗ beige einer Keſſelexploſion in Brand. Die Mannſchaft, die as brennende Schliff verlaſſen hat, ſoll durch Stein⸗ fiſcher gerettet worden ſein. Das Schiff ſelbſt trieb an den Schönberger Strand und wurde ſpäter durch den Bergungsdampfer Seeteufel“ geborgen und in die Kieler Förde bis etwa 200 Meter vom Laboer Strand entfernt geſchleppt. Die aus Fichtenbrettern beſtehende Ladung iſt gänzlich verloren. 1 wie ein Page heimlich dich und ſo ſollſt du voller Huld ſeinen brennenden Herzens⸗ wunſch erfüllen, Lieſelotte, komm, ich führe dich zu ihm.“ And mit ſanfter Gewalt drängte Annie Willinger die faſſungsloſe Lieſelotte aus dem Wagen und lohnte den Chauffeur ab. Dann ſchob ſie ihren Arm unter den Lieſe⸗ lottes und zog dieſe dem Hauſe zu. 5 Wie mechaniſch folgte ihr Lieſelotte. Dabei hetzten ſich ihre Gedanken in toller Jagd. Michael Romanowski, er war hier, hier in dieſem Hauſe— er rief in heißer Sehnſucht nach ihr. So hatte ſie ſich doch nicht getäuſcht, ſo war es doch nicht nur ein ſchöner Traum geweſen, als er ihr zu⸗ flüſterte: „Dich hab ich lieb, Lieſelotte, dich, du meines Herzens Königin.“ Eine flammende Röte ſchoß in ihre Wangen, als ſie ſich jener ſüßen Worte erinnerte. Er hatte ſie lieb. Klopfte ihr Herz nicht in raſcheren Schlägen? Hatte ſie in den letzten Wochen nicht oft von jener Stunde heimlich geträumt, da er ihr das beglückendſte und ſeligſte aller Ge⸗ ſtändniſſe ins Ohr flüſtern würde? Er hatte ſie lieb. Er verlangte in dieſer Stunde nach ihr. Aber die andere? Lieſelottes Lippen zuckten in bitterem Schmerz und der Blick ihrer Augen verſchleierte ſich. Hatte ſie nicht geſehen, wie die andere an ſeinem Hals hing, wie ſie heiße Liebesworte ſprach und ihn an Stunden erinnerte, die in der Vergangenheit lagen? Und doch? Konnte zwiſchen dieſen deiden noch ein Liebesbündnis be⸗ ſtehen, da Werra zur Anklägerin geworden war, da ſie Mi⸗ chael Romanowski eines Diebſtahls beſchuldigte? Aber hatte ſeine Königin anbetet, ſo liebt er von allen Menſchen nur Inſpektor Karſten nicht beſtätigt, daß dieſer Verdacht unbe⸗ gründet war, da er den Stein bereits Wochen vorher, ehe man wußte, daß Konrad Mayburg noch am Leben war, bei Michael Romanowski geſehen hatte? 13 5 du vergeſſen, 8 er ein Bettler, ein Fremder iſt, mußt ihm ſeine letzte, feine ſehnlichſte Bitte erfüllen. So Lieſelotte atmete ſchwer.. Gewißheit erhaltn. 8 eine rieſige Exploſion. Das Gebäude von 10 Meker ene um Jagdſaale einen Imbiß ein, beſte eee Badiſche Chronik Tagung der badiſchen Krankenanſtalten Heidelberg, 26. April. Nach nahezu zwei Jahren hielt die Vereinigung badiſcher Krankenanſtalten am Samstag und Sonntag wieder eine Arbeitstagung ab. Sie fand im Speiſeſaal des Tuberkuloſe⸗ Krankenhauſes Heidelberg⸗Rohrbach ſtatt. Eingangs führte der Leiter des Tuberkuloſe⸗Krankenhauſes, Profeſſor Dr. Schmidt, durch die Anſtalt, an der zurzeit bauliche Erwei⸗ terungen vorgenommen werden. Er erläuterte die Einrichtung des Hauſes, das ganz auf Tuberkuloſebehandlung eingeſtellt iſt. Der Vorſitzende der Vereinigung eröffnete mit der Begrüßung die eigentliche Tagung. Geſchäfts⸗ und Kaſſenbe⸗ richt ſowie Voranſchlag für 1937.38 wurden einſtimmig ge⸗ nehmigt. Anſchließend machte der Vizepräſident des Deut⸗ ſchen Gemeindetages in einem Referat„Gegenwartsfragen des gemeindlichen Krankenkaſſenweſens“ ſehr intereſſante Alls⸗ führungen. Er wies darauf hin, daß bei dem weiteren Aus⸗ Hau des deutſchen Krankenhausweſens eine ſinnvolle Plan⸗ wirtſchaft erforderlich ſei. Auch betonte er, daß Krankenhäu⸗ ſer und Krankenkaſſen an ihrer gemeinſamen Aufgabe der Wie derherſtellung des erkrankten verſicherten Volksgenoſſen in verſtändnisvoller Zuſammenarbeit wirken müßten. Der Vor⸗ ſitzende eröffnete ſofort die Ausſprache, in der viele wich⸗ tige Fragen geklärt wurden. Ausführlich wurde über den Arz⸗ neimitteleinkauf geſprochen. Man ging dann auf den Ver⸗ pflegungskoſtenſag der Krankenanſtalten ein. Als beſonders dringend wurde in der Ausſprache die Abſchaffung der Am⸗ ſatzſteuer für die Krankenanſtalten angeraten. Durch Ein⸗ gaben an die zuſtändigen Stellen ſoll verſucht werden, die Krankenhäuser hiervor freizumachen.— Im weiteren Ver⸗ lauf der Tagung ſprach Direktor Böcking⸗Frankfurt a. M. über das Thema„Die Krankenhäuſer und der Vier⸗ jahresplan“. Nach einer angeregten Ausſprache über alle im Laufe des Nachmittags behandelten Fragen ging man zur Neuwahl des Vorſitzenden über. Der bisherige Vorſitzende, der die Ver⸗ einigung ſeit Beſtehen führte, Verwaltungsinſpektor Voll⸗ mer⸗ Offenburg, legte trotz vieler Gegenſtimmen ſein Amt nieder. In einer längeren Anſprache gedachte Beiratsmit⸗ glied Schwarz der wertvollen Arbeit des bisherigen Vorſitzen⸗ den. Die Tagungsteilnehmer beſchloſſen, in Anerkennung der wertvollen Arbeit Vollmers dieſen zum Ehrenvorſitzenden mit Sitz und Stimme im Vorſtand zu ernennen. Als äußeres Dankeszeichen wurde ihm eine Ehrenurkunde überreicht. Der neue Vorſitzende, Dr. Hummel⸗ Mannheim, über⸗ mahm ſofort die Führung der Vereinigung. Der italieniſche Beſuch In Schwetzingen, Mannheim und Heidelberg. Schwetzingen, 26. April. Am Samstagabend 6 Uhr trafen die italieniſchen Journaliſten, die von Miniſterialrat Berndt und Oberregierungsrat Bade vom Reichspropaganda⸗ miniſterium ſowie von Gaupropagandaleiter Schmid und dem Gaupreſſeamtsleiter Verlagsdirektor Munz begleitet waren, in Schwetzingen ein. Sie kamen von Heilbronn und hatten eine wundervolle Fahrt durch das im Frühlingsſchmuck pran⸗ gelnde Neckartal hinter ſich. Vom Haupttor des Schloſſes grüßte die italieniſche Flagge. Mit großem Intereſſe beſuchte man den ſchönen Schwetzinger Schloßgarten und nahm dann gend aus dem köſtlichen Spargel. Gaupropagandaleiter Schmid überbrachte die Grüße des Gauleiters und Reichsſtatthalters Wagner und auch die der badiſchen Regierung und trank auf das Wohl der Gäſte, worauf Miniſterialdirektor Caſini namens der italieniſchen Preſſevertreter für die herzliche Aufnahme im Gau Baden dankte. Die Fahrt ging dann weiter nach Mannheim, wo übernachtet wurde. Am Sonntagvormit⸗ tag trafen dann auf der Reichsautobahn aus Mannheim kom⸗ mend die jitalieniſchen Journaliſten in Heidelberg ein. Die Gäſte, die der Reichsautobahn, auf der ſie zum erſten Mal eine Teilſtrecke zurücklegten, ſtärkſtes Intereſſe entgegen⸗ brachten, fuhren zuerſt auf die Molkenkur, dann zum Schloß, wo in einem an den Königsſaal anſchließenden Raum eine Begrüßung dure die Stadtverwaltung bei einem kleinen Imbiß erfolgte. Es folgten eine kurze Führung durch das Schloß zum Großen Faß, eine Rundfahrt durch die Stadt mit Beſuch eines altbekannten Studenkenlokals und die Auf⸗ fahrt zur Feierſtätte Heiliger Berg. Etwa um 12 Uhr ver⸗ ließen die Gäſte Heidelberg, um nach Worms und dem heſ⸗ ſiſchen Erbhöfedorf Riedrode zu fahren. Heidelberg.(Schülerin tödlich verunglückt.) Die 12jährige Schülerin Friedlinde Meyer war, als ſie auf dem Fahrrad durch die Zähringerſtraße fuhr, von einem Kraftwagen angefahren und ſchwer verletzt worden. Inzwi⸗ ſchen iſt das Mädchen ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. (). Karlsruhe, 26. April. Im Karlsruher Schloßhof hatten ſich die Wandergeſellen aus ganz Baden eingefunden, um in feierlicher Weiſe verabſchiedet zu werden. Kreishand⸗ werkswalter, Pg. Bürkle, ſprach kurz zu den Verſammelten. Landeshandwerksmeiſter Pg. Roth erinnerte in ſeinen Worten die Wandergeſellen an die Zeit, wo der Geſelle auf ſich ſelbſt angewieſen ſei. Heute würde aber die Deutſche Arbeitsfront dafür ſorgen, daß es jedem Einzelnen während ſeiner Wan⸗ derzeit gut gehe. Mit einem Handſchlag des Landeshand⸗ werksmeiſters und des Kreihandwerkswalters wurden die Wan⸗ dergeſellen verabſchiedet, zum Teil begleitet von ihren An⸗ gehörigen. Die eine oder andere Gruppe wurde von Arbeits⸗ kameraden bis vor die Stadt geführt. Das Ziel wird ſie in die verſchiedenſten Gegenden Deutſchlands führen, das ſie in etwa acht Wochen erreichen werden. „en Brerren.(Ralſenſchänder verhaftet.) Der füdiſche Viehhändler Viktor Weingärtner wurde 7 Raſſen⸗ ſchande, verübt an einem 5 Mädchen aus Gölshauſen, das vor Inkrafttreten der Haushalt tätig war, feſtgenommen und ins Bruchſaler Amts⸗ gefängnis eingeliefert. Er hat das junge Ding öfters in deſ⸗ ſen Wohnung aufgeſucht und durch Geldgeſchenke ſich gefügig zu machen gewußt.. () Durlach.(Erdrutſch.) Die ſtarken Regenfälle haben auf dem Gelände der Staatlichen Rebveredelungs⸗ anſtalt vom Turmberg einen Erdrutſch verurſacht. Es kamen etwa 100 cbm Erde in Bewegung, die das neue Vortreib⸗ haus eindrückten. a örderiſcher Abſicht den Gashahn geöffnet, was 1 115 5 d 5 Fol 0 u n band und die riſſen wurden. Werl ſie im Krankenhaus ſtarb. 2 ürnberger Geſetze bei ihm im 5 die ebenfalls eingeſchmuggelt waren. Aus den Nachbargauen Der Schuß auf den Neffen. — Ellwangen. Der 71jährige ledige Moritz S. in W. gat im Hauſe ſeines Neffen das Wohnrecht außerdem das Benützungsrecht der neben ſeinem Wohnzimmer liegenden Waſchküche. Er iſt wegen ſeiner Unreinlichkeit bei den Hausbewohnern bekannt. Am 14. Februar, einem Sonn⸗ tag, drang morgens wieder einmal eine üble Geruchwolke aus des Onkels Zimmer in den erſten Stoß des Hauſes, weshalb der Neffe in die Waſchküche ging, um dem Duft durch ein Fenſter den Abzug ins Freie zu gewähren. Dar⸗ über kam es zu einem Streit, in deſſen Verlauf der Onkel in ſein Schlafzimmer eilte, eine dort verwahrte geladene Stockflinte holte und auf den Neffen, der gerade in der Tür ſtand und ſich entfernen wollte, ſchoß. Der größte Teil der Schrotladung drang in die Mauer, nur ein Schrotkorn traf den Neffen an einer Schuhſpitze, ohne ihn aber zu verlet⸗ zen. Da der Tatort in nächſter Nähe des Stationskomman⸗ dos liegt, wax ein Landjäger gleich zur Stelle. Vor ihm verbarg der Schuldbewußte zuerſt die Waffe und behaup⸗ tete, das Schußgeräuſch habe von Knallkapfeln hergerührt. Erſt als die Stockflinte aufgefunden worden war, gab er allmählich zu, geſchoſſen zu haben. Doch habe er ſeinen Nef⸗ fen nicht töten oder verletzen, ſondern ihm drohen wollen. Das Gegenleit war ihm nicht nachzuweiſen, deshalb lautete die Anklage auf Bedrohung. In der Verhandlung ſchränkte der Angeklagte ſein Geſtändnis noch mehr ein, indem er den Neffen nur mit der vorgehaltenen Schrotflinte habe ſchrecken wollen, wobei ihm„von ungefähr“ der Schuß los⸗ gegangen ſei. Der Richter nahm die Bedrohung als erwie⸗ ſen an und verurteilte den S. zu vier Wochen Gefängnis, wovon drei Wochen durch die Unterſuchungshaft bereits verbüßt ſind. 5 Geheimrat Dr. Oetker Würzburg, 26. April. Kurz vor Vollendung ſeines 83. Lebensjahres verſchied der Senior des Lehrkörpers der Würzburger Univerſität Geheimrat Dr. jur. Dr. med. h. c. Friedrich Oetker. Mit ihm ſtarb ein Strafrechtslehrer von internationalem Ruf. Er war viele Jahre Vorſitzender der Deutſchen Strafrechtsgeſellſchaft ſowie Mitglied der Inter⸗ nationalen Kriminaliſtiſchen Vereinigung für Rechts⸗ und Wirtſchaftsphiloſophie und Mitglied der Akademie für Deutſches Recht. Eine ſtattliche Reihe fachwiſſenſchaftlicher Werke machten ſeinen Namen weit über Deutſchlands Grenzen hinaus bekannt. — Nordhauſen Kr. Ellwangen.(Kind in den Silo geſtürzt.) Eine Anzahl Kinder vergnügte ſich damit, in der Scheuer des Wirts Hackſpacher auf dem Heuboden Ver⸗ ſtecken zu ſpielen. Dabei glitt das achtjährige Mädchen des Schmledemeiſters Kohnle auf dem Stroh aus und ſtürzte vom Heuboden in den zurzeit leeren Stlo. Auf das Geſchrei der anderen Kinder wurden Erwachſene auf den Unfall aufmerkſam und fanden das Kind bewußtlos im Silo lie⸗ gen, Die Verletzungen des Mädchens waren ſo ſchwer, daß die ärztlichen Bemühungen vergeblich waren. Das Kind iſt ſeinen Verletzungen erlegen. — Heilbronn.(Vom Lieferwagen geſchleift) Auf der Kreuzung der Adolf⸗Hitler⸗Allee und der Kaiſer⸗ ſtraße wurde ein 16 Jahre alter Kaufmannslehrling, der mit ſeinem Fahrrad die Karlſtraße ſtadteinwärts fuhr, von einem Lieferwagen erfaßt und einige Meter geſchleift. Der Junge kam zum Glück mit verhältnismäßig leichten Ver⸗ letzungen davon, ſein Fahrrad wurde allerdings vollſtändig zertrümmert. — Baihingen a. d. F.(Auto fährt in Schaf⸗ herde.) Zwei aus der Gegend von Worms kommende Schäfer trieben ihre große Schafherde aus der Paulinen⸗ ſtraße über die Adolf⸗Hitler⸗Straße in die Wilhelmſtraße. Während die Schafe eben die Adolf⸗Hitler⸗Straße über⸗ querten, kam vom Schillerplatz ein großer, aus Neckarrems tammender Laſtwagen, und fuhr, anſcheinend infolge Ver⸗ 18 55 der Bremſen, mitten in die Herde hinein, wobei mehrere Tiere ktotgefahren oder ſo ſchwer verletzt wurden, daß ſie ae notgeſchlachtet werden mußten. Im gan⸗ zen kamen dabei ſieben Schafe ums Leben. Rundfahrt mit„Graf Zeppelin“ Italieniſche Induſtrielle in Friedrichshafen. Friedrichshafen, 27. April. Das Luftſchiff„Graf Zep⸗ pelin“ ſtartete am Montag zu einer Rundfahrt über dem Bodenſee. An Bord befanden ſich 33 Paſſagiere, darunter die Abordnung des Bundes faſchiſtiſcher Induſtrieller mit ihrem Präſidenten Graf Guiſeppe Volpi ſowie der italieni⸗ ſche Botſchafter in Berlin. die Führung des Luftſchiffes hatte Kapitän von Schiller. Nach zweiſtündiger Fahrt über dem Bodenſee und der Schweiz kehrte das Luftſchiff wie⸗ der nach Friedrichshafen zurück und zog noch einige Schlei⸗ fen über der Stadt. 18.20 Uhr erfolgte auf dem Werftge⸗ lände eine glatte Landung. Die italieniſchen Gäſte, die ſich an Bord befanden, hatten bei klarer Sicht und ſtrahlendem Sonnenſchein über den ſchneebedeckten Schweizer Alpen eine herrliche Fahrt. Laufersweiler(Hochwald).(Laſtauto im Wohn⸗ zimmer.) Zu einem nicht gerade alltäglichen Verkehrs⸗ unglück kam es auf der ſteilen Straße nach Büchenbeuren. Von einem Laſtzug löſte ſich plötzlich der Anhänger und ſauſte die ſtark anſteigende Straße rückwärts hinab. Er prallte ſchließlich gegen ein Haus, durchbrach die Wand und landete im Wohnzimmer. Eine ſich zufällig im Zimmer aufhaltende Frau blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Trier.(Von der Feuerwehr gerettet) In einem Hauſe war ein Kellerbrand ausgebrochen, der eine tarke Verqualmung des ganzen Hauſes zur Folge hatte. ls die Feuerwehr in den Keller eindrang, vernahm ſie plötzlich aus den oberen Stockwerken Hilferufe. Ein Mäd⸗ chen von 18 Jahren und eine Frau in den mittleren Jah. ren hatten ſich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen können und waren durch die Verqualmung in größter Not. Das Mädchen, das an einem ſtraßenwärts gelegenen Fen⸗ ſter ſtand, konnte angeſeilt und über die Autoleiter in Si⸗ cherheit gebracht werden, während man zur Rettung der ſich in einem hofwärts gelegenen Raum aufhaltenden Frau Einſteckleitern anſetzen mußte. Bitburg.((Die Jagdhütte des Deviſenſchie⸗ bers) 3 n 1 75 im e— pacht im Gemeindewald Wolsfeld eine geräumige 2 1 1 15 de Heoſſenſchtehung 5 1 n, Er hatte 0a er ach Deutſchl hereingebracht und das dafür eingew 5 Silbergeld wieder über die Grenze Sec don e r Durchſuchung der Jagdhütte entdeckte man große ngen Lebensmittel, and Tolcale Ruud ocliad Die Bepflanzung der Balkonkäſten Eine der dankbarſten Blumen, die zur Beſetzung der Balkonkäſten geeignet ſind, iſt das Stiefmütterchen. Die Vielheit der Farben und die Unempfindlichkeit gegen ſpäte Nachtfröſte ſind geſchätzte Vorzüge. Wenig bekannt iſt die Tatſache, daß gerade die Stiefmütterchen wenig Anſprüche an Nährſtoffe und Güte des Bodens ſtellen, Einige Zeft vor dem Auspflanzen wird die Erde, die hart geworden iſt, bis zum Kaſtenboden zerkleinert, gründlich aufgelockert und fein zerkrümelt, damit Luft und Licht einringen kön⸗ nen. Nach wenigen Tagen hat ſich die locker liegende Erde von ſich aus genügend geſetzt. Dieſen Vorgang kann man durch öfteres Gießen noch beſchleunigen. In die feuchte Erde werden mit einem Pflanzenſtock oder einfach mit zwei Fingern Löcher zum Aufnehmen der Pflanzenwurzeln gebohrt. Beim Pflanzen muß bedacht werden, daß die Erde durch ſeitlichen Druck feſt an die Wurzeln angepreßt wird. Weder um, noch unter der Wurzel dürfen Hohlräume ent⸗ ſtehen, da die feinen Saugwürzelchen ſonſt keine Nahr ing aufnehmen können und die Pflanzen verkümmern, ja auch eingehen können. Nach dem Pflanzen werden die Blumen durch ausgiebiges Gießen mit ſtubenwarmem Waſſer an⸗ geſchwemmt. Darnach wird die oberſte Erdſchicht erneut aufgelockert, um die Durchlüftung zu ermöglichen und die Waſſerverdunſtung zu verringern. Vor der zweiten Bepflanzung der Käſten mit Som⸗ merblumen, wie Geranien, Fuchſien, Petunien, Eisblumen und anderen iſt es notwendig, den Boden völlig, zumindeſt aber zum Teil zu erneuern. Die Blumen verlangen einen aufgeſchloſſenen, nährſtoffreichen Boden, wie ihn der gut verrottete Kompoſthaufen bietet. Jede Gärtnerei führt heute fertige Blumenerde. Zur Anreicherung des Bodens mit Nährſtoffen und Ernährung der Sommerblumen muß alljährlich, auch nach Erneuerung der Erde, gedüngt wer⸗ den. Der Dünger wird auf der Oberfläche ausgeſtreut und mit der Oberſchicht der Erde vermengt. Läßt man bei der Bepflanzung der Balkonkäſten Sorgfalt walten, und wid⸗ met man ſich mit Liebe der Pflege ſeiner Blumen, ſo wer⸗ den ſie uns durch reiche Blütenpracht bis tief in den Herbſt hinein erfreuen. Saud⸗ und Kiesgrube neu eröffnet. Bei der Steinzeug⸗ warenfabrik Friedrichsfeld wurde eine neue Sand⸗ und Kiesgrube angelegt. Es kann dort von Seckenheimer Ein⸗ wohner Sand unentgeltlich geholt werden, Kies muß wie ſeither bezahlt werden. Auswärtige Abholer zahlen auch für Sandabholen; für Kies die doppelte Taxe * zerlegung der Wochenmärkte in Mannheim. Anläßlich des Nationalfeiertages am Samstag, den 1. Mai ds. Irs., werden folgende Märkte auf Freitag, den 30. April, vor⸗ verlegt: Hauptmarkt, Augartenmarkt, Lindenhofmarkt.— Der Neumarkt findet wie üblich ſtatt. Der Kleine Markt (Gockelsmarkt) fällt aus. 4 Vier Verkehrsunfälle. Infolge Verletzung des Vor⸗ fahrtsrechts bezw. Außerachtlaſſung der zum Führen eines Fahrzeuges notwendigen Sorgfalt ereigneten ſich vier Ver⸗ kehrsunfälle. Eine Perſon wurde leicht verletzt und zwet Kraftfahrzeuge erheblich beſchädigt.— Wegen verſchiede⸗ ner Uebertretungen der Reichsſtraßenverkehrsordnung wurden 54 Perſonen gebührenpflichtig verwarnt. 17 Kraft⸗ fahrzeuge wurden wegen techniſcher Mängel beanſtandet und müſſen der Zulaſſungsbehörde vorgeführt werden. Wochenſtatiſtit der Verkehrsunfälle. In der letzten Woche ereigneten ſich 26 Verkehrsunfälle, wobei 15 Perſonen verletzt wurden. 24 Kraftfahrzeuge, fünf Fahrräder und ein Straßenbahnwagen wurden beſchädigt. In zwei Fällen war die Schuld auf Trunkenheit von Verkehrsteilnehmern zurückzu⸗ führen. i 00 — Falſche Namen an den Wohnungstüren. Beſondere Aufgabe der Polizei iſt es, für richtige Namensführung zu ſorgen. Wenn jemand ſich an ſeiner Wohnungstür, in ſeinem Anmeldeſchein oder auf dem Ladenſchild(Paragraph 15 a RGewoO.) einen falſchen Namen beilegt, hat die Polizei im Intereſſe der öffentlichen Ordnung dem entgegenzutreten. — Urkundenſteuerfreiheit von vehrverkrägen. Mehrfach iſt die Auffaſſung vertreten worden, daß Lehrverträge, de⸗ nen das von der Reichswirtſchaftskammer unter Mitwir⸗ kung der Deutſchen Arbeitsfront und der Hitlerjugend aus⸗ F n Vertragsmuſter zugrunde gelegt iſt, wegen der harin ausgeſprochenen Haftpflicht des geſetzlichen Vertreters Urkundenſteuerpflichtig ſind. Dabei wird davon ausgegan⸗ gen, daß es ſich bei dieſer Abrede um ein eigenes Rechts⸗ geſchäft handelt, das nicht mehr unter den Begriff des Lehr⸗ vertrages zu bringen iſt. Demgegenüber iſt darauf hinzu⸗ weiſen, daß es ſich beim Lehrvertrag um kein Dienſtverhält⸗ nis, ſondern um ein Erziehungsverhältnis handelt, das als Vertrag eigener Art anerkannt iſt. Wenn man davon aus⸗ eht, daß der Lehrvertrag ein Rechtsgeſchäft eigener Art iſt, o hieße das, ihn einesteils ſeines 175 Inhalts zu berauben, wenn die e esa eit davon abhängig gemacht werden ſollte, daß die Haftpflicht des Inhabers der elterlichen Gewalt gusgeſchaltet würde. Die Reichswirt⸗ ſchaftskammer hat ſich zur Prüfung der Frage mit dem Reichsfinanzminiſterium in Verbindung geſetzt. Etwa im Bezirk auftretende Zweifelsfragen werden zweckmäßigerweiſe bis zu dieſer Klärung zurückgeſtellt. i — Se ieee für Anbringung von Aulo⸗ maten. In einem Runderlaß vom 12. 1 ſtellt der Reichs⸗ und Preußiſche Innenminiſter feſt, daß ſeit dem Alttomatengeſetz die Warenautomaten für die Inhaber von offenen Verkaufsſtellen als wirtſchaftlich bedeutſam aner⸗ kannt worden ſind E 220 daher den Gemeinden nahe, bei der Bemeſſung 1 ger Anerkennungsgebühren für die Anbringung von Automaten möglichſtes Entgegenkommen 1 zeige Durch die 55 der Gebühr ſoll namentlich den leinen 8 die Anbringung von Automaten 1 nicht unmöglich gemacht oder unbillig erſchwe werden. elner erlzeuge, wie Anſere Arbeitsſchule im Sommerhalbjahr 1937. In dieſen Tagen gibt die Arbeitsſchule der DAð das Programm für das Sommerhalbjahr heraus, das im Gegenſatz zu den bisher herausgegebenen Programmen eine Zweiteilung in Lehrgemeinſchaften und Aufbaukameradſchaf⸗ ten aufweiſt. Was ſoll nun durch dieſe Unterteilung er⸗ reicht werden? Es wird wohl nicht geleugnet werden ſeit dem Abſchluß unſerer eigenen Schul⸗ und Lehrzeit die Technik gewaltige Fortſchritte gemacht hat. Mit ſehr vielen Neuerſcheinungen wurden wir in der Zwiſchenzeit bekannt und vertraut. Da wäre es doch beſtimmt lohnens⸗ wert, ſich der kleinen Mühe zu unterziehen, durch den Beſuch der Aufbaukameradſchaften das Wiſſen zu holen, das zum „Können“ und zum„Beherrſchen“ unumgänglich notwendig iſt. Denn mit dem„Kennen“ allein iſt es nicht getan. Unſer Endziel muß ſein:„Beherrſchen“. In den Aufbaukameradſchaften ſollen alle in das betr. Fachgebiet fallenden Kenntniſſe unſerer Arbeitskameraden eine Verbreiterung und Vertiefung erhalten. So ſind für alle in Betracht kommenden RBG derartige Kamerad⸗ ſchaften vorgeſehen. Kein Angehöriger irgend einer RBG, darf nach Durchſicht des Programmes glauben, daß für ihn der Beſuch einer beſtimmten Kameradſchaft nicht in Frage kommen kann, da es ihm nicht möglich iſt, dem Vortrag zu folgen. Jedem Kameraden wird die Gelegenheit geboten, notwendige, vorauszuſetzende Grundkenntniſſe und Grund⸗ begriffe in den Lehrgemeinſchaften zu erwerben oder auf⸗ zufriſchen. Der Beſuch der Lehrgemeinſchaften und der Aufbaukameradſchaften iſt ohne weiteres möglich, da die Lehrgemeinſchaften in die Abendſtunden der erſten Wochen⸗ tage gelegt, die Aufbaukameradſchaften auf die Abende der übrigen Wochentage verteilt werden. Mit dieſer Zweiteilung will die Arbeitsſchule jedem Kameraden, der ſein für den Beruf erforderliches Wiſſen bis zum„Beherrſchen“ ſteigern will, helfen, das geſteckte Ziel zu erreichen. Dadurch kann er einerſeits ſeine eigene Leiſtung ſteigern, andererſeits den von der Wirtſchaft an ihn ſelbſt geſtellten Anforderungen gerecht werden. Ferner wird das Ziel verfolgt, in den Aufbaukameradſchaften nur die Fachgebiete, dieſe dafür aber umſo eingehender zu behandeln. Die Lehrgemeinſchaften vermitteln Grundkenntniſſe in 3. B. Tabellenrechnen, Rechenſchieberrechnen, Algebra, Mathematik, Mechanik, Statik, Fachzeichnen, Rohſtoff⸗ und Werkſtofflkunde, Gewinnung und Weiterverarbeiten der Rohſtoffe und noch vieles andere. Da derartige Kenntniſſe für die Aufbaukameradſchaften unbedingt notwendig find, empfiehlt die Arbeitsſchule jedem Kameraden, die Lehr⸗ gemeinſchaften zu beſuchen und keinen Abend zu ver⸗ ſäumen. In den Aufbaukameradſchaften werden nur die Fachgebiete behandelt, wobei immer auf die Praxis Bezug genommen wird. Die aus dem Kreiſe der Arbeitskameraden kommenden Anregungen werden dabei in jeder Weiſe be⸗ handelt, ſodaß jeder Teilnehmer Nutzen und Vorteil ziehen kann, nicht nur aus dieſen Anregungen, ſonderm auch aus den Vorträgen. Beſorgen Sie ſich daher umgehend das Programm, das koſtenlos von der Arbeitsſchule der DA, Mannheim, C I, 10, abgegeben wird. Reichen Sie auch baldigſt ihre Anmeldung ein, da die Lehrgemeinſchaften und Aufbau⸗ kameradſchaften in Bälde beginnen werden. können, daß ——— k wÜᷣ—— Gedenktage für den 28. April. Sonne: A. 4.36, U. 19.20; Mon d: U. 5.40, A. 22.35. 1853: Der Dichter Ludwig Tieck in Berlin geſt.(geb. 1773).— 1896: Der Geſchichtsſchreiber Heinrich v. Treitſchke in Berlin geſt.(geb. 1834).— 1933: Das Reichsluftfahrtminiſterium wird gegründet und Hermann Göring unterſtellt. Geſchäftliche Mitteilungen. Eine Ueberraſchung für unſere Leſer iſt die heutige Beilage des größten deutſchen Flurgarderobe-Verſandes Joſef Koch, Fürth i. Bayern, die Stadt der Spiegel. Wir empfehlen den Proſpekt ihrer Beachtung. Richtet die Speiſekammer! Die Speiſekammer ſoll zwar immer gerichtet ſein, d. h. ſauber ſein und aufgeräumt, aber ſie verlangt darüber hinaus im Frühjahr und im Herbſt eine Generalſäuberung, Einordnung, Umgruppierung, friſche Papierauflagen uſw. Praktiſcher als Papier iſt Linoleum oder Wachstuch, weil wir dieſes nur abwaſchen und damit Zeit und Mühe ſparen und neue Ausgaben. Niemals dürfen wir Zeitungs⸗ papier nehmen, wie man es leider als Auflage auf den Brettern noch oft ſieht. Zeitungspapier hat immer einen Geruch und iſt nicht keimfrei, es iſt alſo unhygieniſch. Unſere Speiſekammer aber muß hygieniſch ſein, das iſt die erſte Forderung im„Kampf dem Verderb“. Die zweite Forderung heißt„Gazedrahſt vor die Fenſter“. Wenn wir auch einen Gaze⸗ oder Fliegenſchrank haben, ſo müſſen wir trotzdem eine Gazefenſter haben, denn nur dann können wir das Fenſter geöffnet laſſem. Dieſes offene Fenſter aber iſt notwendig, um eine keim⸗ freie Luft zu haben, der neu hinzuſtrömende Sauerſtoff der Luft, die Kühle der Nacht halten unſere Speiſen länger friſch. Das Gazefenſter iſt billig herzuſtellen. Drahtgaze wird in einen Leiſtenrahmen genagelt und in den offenen Fenſterrahmen hineingeſchoben und befeſtigt. So kommen keine Fliegen von außen herein. Die Speiſekammertür muß ſtets geſchloſſen ſein und das Herein⸗ und Herausgehen muß möglichſt geſchickt und ſchnell geſchehen, damit keine Fliege aus der Wohnung mit in die Speiſekammer hinein⸗ fliegt. Vorſichtigerweiſe haben wir darum außerdem noch einen Fliegenſchrank, um die von Fliegen bevor⸗ zugten Speiſen hineinzuſtellen, Der Fliegenſchrank muß jede Woche zweimal mit warmem Waſſer, in welchem man etwas übermanganſaures Kali auflöſt, ausgewaſchen werden. Das Waſſer darf nur zart roſa ſein, darum nehmen wir nur ein paar Körnchen. Außerdem hängen wir noch einige Fliegenfänger auf. Würſte, Speck, Schinken müſſen in Gazebeuteln hängen. Der Gazeſtoff iſt nicht teuer. Wir nähen daraus kleine Säcke und hängen unſeren Vorrat einzeln in einen Sack und binden ihn oben feſt zu. Wir merken uns, kurz geſagt, daß unſere Speiſe⸗ kammer oder Vorratsräume ſtets kühl, froſtfrei, luftig und trocken ſein müſſen. Sie ſollen nach Oſten oder Norden liegen und müſſen gut ſchließende Türen und Fenſter (Gazefenſter) haben. Saubere Ecken, ſaubere Schränke, Re⸗ gale und Fußböden ſind ſelbſtverſtändlich. Jedes Ungeziefer muß vernichtet werden(Fliegenfänger, Mauſefallen, Ameiſen⸗ köder, Grillen⸗ und Heimchenköder). Wichtig iſt ferner, alle Vorräte fortlaufend unter Aufſicht zu behalten. Nur ſo kann ſich kein Schädling darüber hermachen. —— Anzuläſſige Vorbehaltsklauſeln. Verſchiedentlich ſind Firmen dazu übergegangen Aufträge nur unter der Be⸗ bingung„offener Preis“ oder unter ähnlichen Vorbehalten anzunehmen. Hiergegen hat der Reichskommiſſar für die Preisbildung in einem Schreiben an die Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft und an den Reichsnährſtand Stel⸗ lung genommen. Danach ſind Vorbehalte mit dem Inhalt . nachträglich einen erhöhten Preis als Nach⸗ orderung in Rechnung zu ſtellen, eine unzuläſſige und ſtrafbare Umgehung des Paragraphen 1 der Preisſtoppver⸗ ordnung. Ein Verſtoß gegen die Paragraphen 1 und 2 der Preisſtoppperordnung liegt nur dann nicht vor, wenn ſich die Vorbehaltsklauſel auf Lieferungen bezieht, die auf Grund von Sukzeſſiwlieferungsverträgen durchgeführt werden, für die dieſe Preiserhöhung genehmigt iſt. vas kEniſcheidende iſt nicht allein die Beſeitigung oder überwindung der not, entscheidend iſt die gelügte be⸗ meinſchaft mit dem Willen zum fampf. Vogelherde im Mittelalter Früher ſchädlicher Vogelfang, heute Vogelſchutz. Wir können uns heute kaum einen Be riff machen von der Bedeutung, den der Vogelfang in 5 9 Jahn derten hatte. Noch die Biedermeierzeit kannte weſentlich an⸗ dere Anſchauungen über das Verhältnis des Menſchen zur Tierwelt, als man ſie heute, im Zeichen des Tierſchutzes haben kann. Uns iſt es unmöglich, einen„Sport“ aus einer Betätigung zu machen, der täglich Hunderte und Taufende von fröhlichen Waldvögeln zum Opfer fallen konnten. Im Nürnberger Reichswald gab es Vogelherde, die an günſti⸗ gen Fangtagen in der Zeit von Ende Auguſt bis Septem⸗ er 1000 bis 1600 Meiſen für die— Küche einbrachten. Aber natürlich rächte ſich dieſer„Betrieb“ auch wieder ſehr merkwürdig, wovon ein Hinweis im„Fränkiſchen Merkur“ von 1795 Zeugnis gibt: „Die große Anzahl Vogelherde in der Gegend von Nürnberg mag nicht ohne Grund für die Urſache der Ver⸗ wüſtung gehalten werden, welche die Raupen in den dorti⸗ gen Gärten oftmals anrichten. Im vorigen Jahr ſah man dort ſelbſt im Monat Mai die Bäume mehrerer Gärten völlig vom Laub geleert. In Franken und beſonders bei Kitzingen am Main, wo der Gemüſe⸗ und Obſtbau ſehr⸗ ausgebreitet iſt, entdeckt man weit weniger Schaden von dieſen ſchädlichen Inſekten. Man findet aber in dortiger Gegend auch keine Vogelherde!“ 5 Die Vögel wurden auch nicht nur mit Leimruten ge⸗ fangen! Der Vogelherd war gewöhnlich ein kleiner freter Platz im Wald, genügend weil von jeder Straße und ſon⸗ ſtigen Störungen entfernt. Da ſtanden entſprechende Baume und die Vogelhütte. Wenn man den Tag zum Vogelfang benützen wollte, mußten die Käfige mit den Lockvögeln ins Freie gebracht werden. Die Lockvögel waren geblendet und blieben ſonſt in der Hütte. Sie lockten durch ihren Geſang die wilden Vögel an. Andere Lockvögel als die in den Kä⸗ figen waren die„Läufer“ und die„Flatterer“. Die erſteren wurden auf dem Vogelherd geſchickt in der Nähe des aus⸗ geſtreuten Futters verteilt, ſie waren an Schnüren feſtge⸗ halten, hatten aber einen gewiſſen Lauf. Die Flatterer hin⸗ gen an Baumäſten und konnten durch einen Schnurzug zum Flattern gebracht werden. Wenn eine genügend große Zahl fremder Vögel auf dem Futterplatz niedergegangen war, zog der in der Hütte verborgene Vogelſteller das Netz, mit dem der Herd überſpannt war. zufammen. Die Vogel⸗ gattungen, worauf Jagd gemacht wurde, waren gewöhn⸗ lich Nußhäher, Wachteln, Amſeln, Lerchen, Finken und alle Meiſenarten. Heutzutage ſchützen wir die Vögel, weil wir uns an ihrem Geſang erfreuen, und weil ſie uns unentbehrlich ſind in der Schädlingsbekämpfung. ——— bbb b ll Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Dienstag, 27. April: Miete G 22 und 2. Sondermiete G 11 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 514 bis 520: Friedrich Wilhelm l. Schauſpiel von Hans Rehberg. Anfang 19.30, Ende nach 22.15 Uhr. Mittwoch, 28. Aprll, 19.30 Uhr, Ende etwa 22 Uhrt Für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt 236—239, 261—265, 291, 327-329, 261 369, 390393, 509.— E Nr. 301600:„Friedrich Wilhelm l.“, Schau⸗ ſpiel von Hans Rehberg. Im Neuen Theater(Roſengarten): Mittwoch, 28. April: Für die NS.⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim, Abt. 121 bis 123, 159, 259, 336 bis 350, 544 bis 550, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E frei⸗ willig Nr. 1 bis 700: Der Evangelimann. Oper von Wilhelm Kienzl. Anfang 20, Ende gegen 22.45 Uhr. Amtliche Bekanntmachungen der Stadt Mannheim. Feldwegſperre. Die Benützung der Feldwege iſt Unbefugten verboten. Das Betreten der Feldgemarkung zur Nachtzeit 122—4 Uhr) iſt jedermann, auch den Beſitzern von Grundſtücken, verboten. Zuwiderhandlungen werden ge⸗ mäߧ 145 des Polizeiſtrafgeſetz⸗ buches beſtraft. Das Verbot gilt bis 30, Rovember 1937. Mannheim, 21. April 1937. Der Oberbürgermeiſter. Wirtſchaft„zum Engel“. 2 Da Habe ich. jn nun Heute morgen habe ich mit mal das Einweichwaſſer nach dem Auswringen etwas näher ange⸗ ſehen, und als eine ganz dunkle, la faſt ſchwarze Lauge zurück blieb— da war ich doch wirklich überraſcht. Daran kann man mal ſehen, wie wichtig das Einwei⸗ chen iſt! Ich nehme ſchon immer Henko zum Einweichen, und ich Morgen muß ſagen: Für 13 Pfennig iſt * Mittw f das allerhand Leiſtung! Kein 9 Wunder, daß man es beim Ko⸗ Schlachtfest chen und Nachwaſchen ſo viel 1 leichter hat! Von 9 Ahr ab fen to machts für: Wellfleiſch m. Kraut. Hierzu ladet freundlichſt ein Jakob Kloos. Iapfennig: H 249 638 3 Llluſor- ache ine zu verkaufen. Zähringerſtr. 26. Schöre Forfipl zu verkaufen. Freiburgerſtr. 12 Macchen v. 20—25 Jahreu für kleinen chäftshaushalt geſucht. Verlobungs- Marien Vermahlungs- Marten Sratulations- Marien Besuchs-Aarlen Karten für geschenkzwecke werden ochnellsens angeferigi in de Mannheim, Seclesbelnentl. 74. Necle- Vole- Druckerei 8 Verſammlungs⸗ Kalender. 9 CCC ãõ d ³·˙ w ͤ Evang. Kirchenchor. Heute Dienstag abend Probe. Kameradſchaft ehemaliger Soldaten Mannheim⸗Seckenheim. Heute Dienstag, 27. April, abends 8 Uhr, werden die beiden vom Kyffhäuſerbund zur Verfügung geſtellten Filme„Im gleichen Schritt und Tritt“ und„Die Wehr⸗ macht beim Reichsparteitag 1935“ im Palaſttheater zur Vorführung gebracht. Wir bitten unſere Mitglieder, mit ihren Angehörigen dieſe beiden herrlichen Filme anzuſehen. Eintritt 20 Pfg. Der Kameradſchaftsführer. Kartenvorverkauf: Kam. Ehret, Achernerſtr., Kam. Volk, Zähringerſtr., Kam. Möll,„Pfälzer Hof“. Landwirtſchaftliche Ein- und Verkaufsgenoſſenſchaſt Mannheim ⸗Seckhenheim /e. G. m. b. H. Die Mitglieder unſerer Genoſſenſchaft werden hier⸗ durch zu der am Mittwoch, den 28. April d. I., abends 8 Uhr, im Gaſthaus zum„Badiſchen Hof“ ſtattfindenden ordentlichen Generalperſammlung für das Geſchäftsjahr 1936 eingeladen. Tagesordnung: 1. Vorlage des Jahresabſchluſſes ſowie des Ge⸗ ſchäftsberichts. 2. Bericht des Aufſichtsrats über die Prüfung des Jahresabſchluſſes. fun 3. Bericht des Aufſichtsrats über die Verbandsprü⸗ ung. 184. Genehmigung des Jahresabſchluſſes. 5. Verwendung des Reingewinns. 6. Entlaſtung des Vorſtands und des Aufſichtsrats. 7. Wahlen. 8. Verſchiedenes. Der Jahresabſchluß ſowie der Geſchäftsberi it den Beere 1 Kaſſehterane lie 5 Woche A der Generalverſammlung zur Einſicht 55 Mitglieder im Geſchäftslokal auf. 5 Der Vorſtand: Gammel⸗Anzeiger Hur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verkoufsgenoſſenſchaft. Ka lkhurnstfeff iſt eingetroffen und ſofort in unſerem Lager abzuholen. Wer hat gewonnen? Gewinnauszug 1. Klaſſe 49. Preußiſch⸗Süddeutſche(275. Preuß.) Klaſſen-Lotterie Ohne Gewähr Nachdruck verboter Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar 5 einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen J und II 1. Zlehungstag 23. April 1937 In der heutigen Vormittagsziehung wurden gezogen 5 Sewinne zu 3000 RM. 41868 1 2 Gewinne zu 2000 RM. 196759 5 94751 Pewinne zu 1000 RM. 5483 20568 181012 182674 216873 8 Gewinne zu 800 RM. 78287 111808 187204 191202 25414 1 70e Herde e 800 n 25 ewinne zu 20 2378 21285 23755 25330 38616 6901 442830 415580 319910 132215 134358 68814 203893 212577 215424 242048 244394 259886 278382 286123 298492 314598 386566 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden gezogen 2 Sewinne zu 100000 Nm. 44826 2 Gewinne zu 50000 MM. 389545 55 19 5 zu 5 1 5 ewinne zu M. 86248 123438 143746 291684 398193 14. Gewinne zu 1000 RM. 800 e e 300 89699 124123 136999 262168 346232 ewinne zu RM. 586 1 9 N 63368 115528 137028 16612 46 Gewinne zu 500 RM. 30812 37466 63467 8 149414 124790 182461 133516 138764 157742 188897 209819 283518 272611 284135 288101 284316 328518 329416 362859 385386 5 182 Gewinne zu 200 RM. 4072 14417 14949 18075 35130 35220 35585 39498 274859 50224 50704 56727 56 9 3. 2 1 78467 80204 I et 95 488801 218488 220835 224128 241984 244181 247548 251382 252 9050 8084 3 289221 282405 28827 258008 288908 30 200183 3 7417 . 300087 300183 30 888118 810878 318139 319172 322904 323864 45 334811 3771808 374284 375010 384384 385852 353060 Treiber Bühler. 510, 529, 560, 594—597, Gruppe D Nr. 1400, Gruppe 37 PGA 3 2 2 menen de re — 4 8 * 0 Pc N N 2 N Erlebnisse grosse. fc amer Fridtjof Nanſens Ueberwinterung in der Arktis (2. Fortſetzung.) Es kommt der 4. Auguſt, an dem um ein Haar dieſe ganze Expedition für immer ein Ende gefunden hätte. Früh am Morgen waren die beiden einſamen Wanderer in Nacht und Eis aufgebrochen. Wir kamen, ſo erzählt Nanſen, auf Eis, das ſo ſchlecht wie möglich war. Es war eine Quälerei über Berg und Tal, auf und nieder über Block hinter Block, über Rücken hinter Rücken, mit tiefen Spalten dazwiſchen; keine freie Stelle groß genug, um nur das Zelt aufzuſchlagen; ſo ging es die ganze Zeit weiter. Um unſer Unglück zu vollenden, herrſchte ein ſolcher Nebel, daß wir keine hundert Meter weit ſehen konnten. Nach einem mühevollen Marſch erreichten wir endlich eine Rinne, über die wir mit den Kajals(Booten aus Fell) Nanſen und Sverdrup an Bord der„Fram“ im Juni 1894. hinüberfahren mußten. Nachdem wir den Rand der Rinne von dem jungen Eis und den Eisklumpen frei gemacht hatten, zog ich meinen Schlitten an den Rand, wo ich ihn feſthielt, damit er nicht ins Waſſer gleiten könne. Plötzlich wurde es hinter mir lebendig, und Johanſen, der ſich gerade umgedreht hatte, um ſeinen Schlitten zu dem meini⸗ gen zu ziehen, ſchrie:„Schnell die Büchſe!“ Ich drehe mich um und erblicke einen ungeheuren Bären, der ſich gerade auf Johanſen wirft, welcher auf dem Rücken lag. Ich greife nach meiner Büchſe, die— im Futteral!— auf dem Verdeck lag. Endlich hatte ich das Schaftende erfaßt, zog die Büchſe heraus, drehte mich in ſitzender Stellung herum und ſpannte im Nu den Hahn des Schrotlaufes. Der Bär ſtand keine zwei Meter entfernt. Ich konnte nicht erſt den Hahn des anderen Laufes ſpan⸗ nen, ich jagte dem Bären eine Schrotladung hinter das Ohr und ſtreckte ihn tot zwiſchen uns nieder. Der einzige angerichtete Schaden beſtand darin, daß der Bär Johanſen etwas Schmutz von der rechten Backe abgekratzt hatte, ſo daß man dort einen weißen Streifen ſah, und ihm eine leichte Verletzung an der Hand zugefügt hatte. Man war noch einmal gerettet Nobinſonade in der Winterhütte Im September 1895 erbauten die beiden ihre Winter⸗ hütte— eine verzweifelte Romantik begann. An einem ſteilen Abhang, wo das Geſtein aus dem Gletſcher heraus⸗ trat, hatten ſie ein ebenes Plätzchen gefunden, wo ſie ſich einen Meter tief in die Erde eingraben konnten; das Loch wurde drei Meter lang und zwei Meter breit. Um den Rand herum führten ſie, ebenfalls zwei Meter hoch, ſo etwas wie Mauern auf. Die Steine ſuchten ſie auf dem Geröllabhang; eine abgebrochene Schlittenkufe diente als Axt, um die Erde aufzubrechen oder die feſtgefrorenen Steine auszuheben, das Schulterblatt eines Walroſſes, an einen zerbrochenen Schneeſchuhſtock gebunden, ſtellte den Spaten dar. Ein Walroßzahn die Hacke. Hauptwerk⸗ zeuge waren die Hände. Ein Treibholzſtamm wurde als Firſtballen quer über das Gebäude gelegt und nun die Grube mit Walroßfellen überdeckt. Die beiden Einſiedler hatten das Gemäuer zwar mit Erde und Moos nach Kräften abgedichtet, aber dennoch pfiff der Wind durch die Spalten. Ueber den Gefrier⸗ punkt ſtieg das Thermometer auch in unmittelbarer Nähe der Tranlampen nicht. An den Wänden und unter dem „Kopfkiſſen“ waren fünf bis acht Grad Kälte das Mini⸗ mum. Ueberhaupt war dieſe Hütte nicht eben ein Kurort für Rheumatiker; wenn es drinnen einigermaßen warm wurde, dann löſten ſich die Eiskriſtalle an den Mauern auf, und glitzernde Bächlein rannen an den romantiſch unregel⸗ mäßigen Felswänden entlang, um auf dem Boden wieder zu erſtarren; ſogar die Dachbalken bogen ſich, die Walroß⸗ häute begannen zu erweichen, klafften auseinander, es regnete Schnee, und man ſaß wie unter einer Traufe. So hielten die beiden Männer in ihrem Steinverließ eine Art Winterſchlaf, denn ſchlafen war ihre Hauptbe⸗ ſchäftigung; ſie brachten es bis auf 20 Stunden am Tag. An Unterhaltung oder geiſtige Arbeit war nicht zu denken. In den zwei Jahren ihres Zuſammenſeins hatten ſie ſich gründlich, übergründlich ausgeſprochen, ſo daß ſie ſich kaum noch etwas Neues zu ſagen hatten. Lektüre fehlte ganz; die Erinnerung an eine Novelle, die Johanſen auf der„Fram“ begonnen hatte, wurde ihm durch ihr unge⸗ löſtes Rätſel förmlich zur Qual. Nanſen hatte gehofft, in der Einſamkeit der Winter⸗ nacht ſein Tagebuch ausarbeiten zu können. Das erwies ſich als unmöglich. Mit froſtigen Händen war der Bleiſtift nicht zu führen, und bei jedem Griff wurde das Papier ſo ſchmutzig und fleckig, daß die Blätter, die damals be— ſchrieben wurden, alsbald vermoderten Papyrusurkunden glichen und in dem Braun und Schwarz der Schmutzdecke die Schriftzeichen zum Teil gar nicht mehr zu entziffern waren. Auch war das trübe Licht der Tranlampen auf die Dauer Gift für die Augen, und ſchließlich reichte der Speck für die Beleuchtung nicht einmal zu, ſo daß ſparſam damit umgegangen werden mußte Die tägliche Hausarbeit war primitiver faſt als bei wilden Völkern. Der Koch lag vorn im Schlafſack; er mußte die Lampen in Ordnung und Brand halten, Streichhölzer mußten aufs äußerſte geſchont werden. Seine Haupt⸗ aufgabe war, rechtzeitig einen Bärenſchinken oder ein Bruſtſtück, manchmal einen ganzen kleinen Bären herein⸗ zuholen, an den Herd zu legen, damit er auftaue, das Fleiſch zu zerteilen, zu kochen oder zu braten. Wer frei von Küchendienſt war, ſorgte für Waſſer, und zwar war Salzwaſſer am meiſten begehrt, aber am ſeltenſten; der Salzvorrat war längſt verbraucht, und wochenlang fehlte dies Gewürz gänzlich. Draußen vor der Hütte lagen und ſtanden die Fleiſchvorräte, groteske Eisblöcke, gefroren und überſchneit, aber glänzend konſerviert; in der Hütte nah⸗ men die aufgeweichten Stücke alsbald die Farbe ihrer Um⸗ gebung an. Aber das fiel nicht weiter mehr auf, ſolcher Kleinigkeiten hatte man ſich längſt entwöhnt. Ausflüge ins Freie waren ziemlich gefürchtet. Unter der ſteilen Klippe wehte faſt immer ſcharfer Wind und peitſchte den Schnee vor ſich her, ſo daß alles in Nebel gehüllt war. Oft ſteckte man tagelang kaum die Naſe an die Luft, in den abgetragenen, durchfetteten Kleidern fror man entſetzlich. Nur bei Windſtille und klaxer Sternen⸗ nacht wagte man ſich auf einige Zeit ins Freie und be⸗ wunderte das märchenhafte Schauſpiel des Nordlichtes am Himmelsgewölbe. Aufbruch und böſeſtes Abenteuer Endlich kam der ſogenannte Frühling. Am 19. Mai 1896 brachen die beiden arktiſchen Robinſons ihre Winter⸗ hütte ab und begannen von neuem die Wanderung gegen Süden, wieder über Treibeis, von Scholle zu Scholle. Da⸗ bei erlebten die Heimkehrer eine Reihe von unerhörten Abenteuern, deren gefährlichſtes Nanſen wieder ſelbſt er⸗ zählen mag: Am Freitag, 12. Juni, waren wir um 4 Uhr morgens mit den Segeln auf den Schlitten aufgebrochen. Es hatte gefroren, der Schnee war etwas feſter, und der Wind über Nacht verſprach ein gutes Tagewerk. Am Abend vorher hatte es ſich ſo aufgeklärt, daß wir endlich deutlich das Land weithin ſehen konnten. Die Inſeln im Oſten waren verſchwunden, und im Weſten zeigte das Land eine breite Meeresſtraße; die nordwärts davon liegende große Inſel war kaum noch ſichtbar. Leider ließ der Wind bald nach, das Eis wurde immer holpri⸗ n fernen Oe Heini. eiſes erſtreckte ſich in derſelben Richtung. Endlich waren wir im Süden dieſes Inſellabyrinths, das uns ſo lange feſtgehalten hatte. Frohen Mutes wandten wir uns nach Weſten und liefen am Abend den Eisrand an, um die Beine ein wenig zu ſtrecken, vom langen Sitzen waren ſie ſteif geworden; auch dachten wir, von irgendeinem Punkte am Land aus weitere Schau nach Weſten zu haben. Wie aber hier am Eis die koſtbaren Fahrzeuge feſt⸗ machen? „Nehmen wir einen der Segelriemen,“ riet Johanſen, der ſchon auf dem Eis ſtand. „Wird er ſtark genug ſein?“ „Gewiß“ erwiderte er,„ich habe ihn ja während der ganzen Zeit für mein Schlittenſegel gebraucht.“ „Nun, die leichten Kajaks zu halten, dazu gehört ja nicht viel“, antwortete ich und befeſtigte ſie mit dem Rie⸗ men, der aus einem Streifen roher Walroßhaut beſtand, an dem in das Eis geſtoßenen Schneeſchuhſtock. Die Kaſaks treiben davon Wir ſpazierten eine Weile auf dem Eis auf und ab; der Wind war abgeflaut und nach Weſten herumgegangen. Viel weiter zu kommen, war für heut zweifelhaft ge⸗ worden. Wir erklommen daher einen nahen Hügel, um das genauer feſtzuſtellen. Wie wir da oben ſtanden, ſchrie Jo— hanſen plötzlich:„Himmel! Da treiben die Kajaks!“ Wir wie der Sturmwind hinunter,— aber die Kajaks waren ſchon eine ganze Strecke weit und trieben raſch davon; der Riemen war abgeriſſen! „Hier meine Uhr!“ rief ich Johanſen zu und warf ſofort einige Kleidungsſtücke ab, um beſſer ſchwimmen zu können; mich ganz zu entkleiden wagte ich nicht, ich hätte dann leicht einen Krampf bekommen können. Im nächſten Augenblick ſprang ich ins Waſſer; aber der Wind wehte vom Eiſe ab, und die leichten Kajaks mit der hohen Take⸗ lung boten ihm guten Halt; ſie waren ſchon bedenklich weit draußen. Das Waſſer war eiskalt, und in den Kleidern zu ſchwimmen, war eine verteufelt ſchwere Arbeit. Die Kajaks aber trieben weiter und weiter, oft ſchneller, als ich ſchwim⸗ men konnte. War es noch möglich, ſie einzuholen? Alles, was wir beſaßen, war an Bord, wir hatten nicht einmal ein Meſſer bei uns. Ob ich einen Krampf bekam und ertrank, oder ob ich ohne die Kajaks zurück⸗ kehrte, war ein und dasſelbe. Ich arbeitete mich mit der Kraft der Verzweiflung vorwärts. Als ich müde wurde, ſchwamm ich auf dem Rücken und ſah Johanſen am Eis⸗ rand hin und her laufen; nachher geſtand er, es ſeien die furchtbarſten Augenblicke geweſen, die er je durchlebte. Was ſollte er tun? Daß ich die Kajaks erreichte, glaubte er nicht, und war damit geholfen, wenn auch er ſich ins Waſſer ſtürzte? Als ich mich wieder umdrehte, ſchienen mir die Fahr⸗ zeuge ſchon näher; mein Mut wuchs, und ich verdoppelte meine Anſtrengungen. Aber ich fühlte ſchon, daß meine Glieder ſteif wurden. Noch eine Weile, und es war aus! Immer ſchwächer wurden meine Bewegungen, aber die Entfernung auch immer kürzer. Vielleicht erreichte ich ſie doch noch? Vorwärts mit letzter Kraft Endlich konnte ich die Hand nach dem Schneeſchuh ausſtrecken, der quer über den Hecks lag; ich ergriff ihn, zog mich bis an den Rand des Kajaks und hielt mich ſchon für gerettet. Aber mein Körper war von der Kälte ſo ſteif, daß es mir unmöglich war, in das Boot zu klettern. Sollte es trotz allem zu ſpät ſein? So weit gekommen und doch keine Rettung? Ich quälte mich wie wahnſinnig, und endlich gelang es mir, ein Bein auf den Rand des Schlittens zu bringen, der an Deck lag; mehr und mehr arbeitete ich mich hinauf. Endlich ſaß ich, ſchon völlig gefühllos, oben. (Fortſetzung folgt.) ger— wir gerieten offenbar ſchon wieder auf Treibeis und kamen ſchlecht vorwästs. An der Luft aber ſahen wir, daß im Süden offenes Waſſer ſein muß⸗ te, und als wir ein Stück wei⸗ ter waren, hörten wir zu un⸗ ſerer nicht geringen Freude die Brandung rauſchen, und als wir um 6 Uhr raſteten und ich auf einen Eishügel kletterte, um eine Längenbeſtimmung vorzu⸗ nehmen, war das Waſſer ſchon ganz nahe. Es dehnte ſich nach einem Vorgebirge im Südweſten aus. Alſo geradewegs darauf⸗ los, und nach kurzer Zeit lag die blaue Waſſerfläche vor un⸗ ſeren Füßen. Schnell banden wir die Ka⸗ jalks zuſammen, hißten das Se⸗ gel, und den ganzen Tag ging es in prächtiger Fahrt weiter Oft war der Wind ſo ſtark, daß die Wellen über die Kajaks ſpülten; aber dieſer kleinen Spritzer achteten wir nicht. Wir erreichten das Vorgebirge, Kap Barents, und nach Süden hin dehnte ſich bis zum Horizont offenes Meer. Das Land bog nach Weſten aus, und der Rand des ununterbrochenen Ufer⸗ 15 N eee eee Nanſen und ſein Gefährte Johanſen verlaſſen die„Fram“ am 14. März 1895, um ihren Marſch in das Innere der Eisregion anzutreten.. Aufnahmen(2): Argusfot— M. 8 Per hal u ich nicht für das, Hankopfer der Ration geze Einzeichnungsliſte: SA⸗Sturm 13/171, Freiburgerſtraße 3, täglich von 18—21 Uhr, Sonntags von 9—12 Ahr