Nr. 98 57 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 28. April 1937 Blockadeprobleme Bekanntlich geht das ganze Bemühen der engliſchen Regierung ſeit Monaten dahin, möglichſt aus dem ſpa⸗ niſchen Konflikt herauszublelben. die engli⸗ ſche Regierung ging in dieſem Beſtreben ſo weit, die von den nationalen Kriegsſchiffseinheiten in Spanien gegen den baskiſchen Hafen Bilbao verhängte Blockade als effek⸗ liv zu erklären, wenigſtens war dies etwa der erſte Ein⸗ druck. Gewiß ſtellte die Regierung in Abrede, daß ſie eine Blockade im ſeerechtlichen Sinne anerkenne, aber praktiſch nahm ſie davon Kenntnis, daß die ſpaniſchen Hoheitsge⸗ wäſſer innerhalb der Dreimeilenzone geſperrt ſeien Nun iſt der Engländer in allen Dingen, die ſeine Flotte ange⸗ hen, äußerſt empfindlich. Die Oppoſition erſpähte natür⸗ lich ſofort dieſe Achillesferſe der Baldwinregierung, und es ſetzte deshalb ein Trommelfeuer gegen die Regierung in Geſtalt von Unterhausanfragen und Zeitungsartikeln ein. Man warf der Regierung vor, vor den ſpaniſchen Nationa⸗ liſten kapituliert zu haben Man verkündete daraufhin, daß engliſche Handelsſchiffe in offener See von der britiſchen Flotte beſchützt werden ſollten.. Was unter„offener See“ und„Hoheitsge⸗ wäſſern“ zu verſtehen iſt, darüber exiſtiert noch keine in⸗ ternational kodifizierte Abmachung Solange das aber nicht der Fall iſt, wird jeder Staat Anſpruch darauf erheben, daß er an ſeinen Grenzmeeren ſelber beſtimmt, wie weit er die Seemeilenzone gezogen ſehen will Spanien und Por⸗ tugal haben nun ſeerechtlich eine Sechs-Meilen⸗ Zone beanſprucht. Aber England will nur eine Drei⸗Mei⸗ len⸗Zone anerkennen Nun lagen in St. Jean de Luz mehrere britiſche Handelsſchiffe, beladen mit Le⸗ bensmitteln, die Bilbab als Zielſtation hatten. Eins davon, „Seven Seas Spray“(„Giſcht der ſieben Meere“) hatte bereits am Beginn der vergangenen Woche ihrem Namen Ehre gemacht und war durch die Blockade glücklich in den Hafen von Bilbao gelangt Daraufhin war bei drei weiteren Dampfern, nämlich der„Mac Gregor“,„Hamſter⸗ ley“ und„Stambrook“, kein Halten mehr. Bei Nacht und Nebel und mit abgeblendeten Lichtern ſuchte man gleich⸗ zeitig nach dem baskiſchen Hafen zu gelangen. 1 aber waren die nationalen Spanier auf der Wacht. Sechs See⸗ meilen vor dem Hafen-nahm man das britiſche Trio in die Zange. Der nationale ſpaniſche Kreuzer„Almirante Cervera“ und zwei bewaffnete Fiſchdampfer verſuchten die Engländer anzuhalten. Da aber tauchte der britiſche Schlacht⸗ kreuzer„Hood“ auf, jenes größte Schlachtſchiff der Welt, das eine Waſſerverdrängung von 46 000 Tonnen be⸗ ſitzt, und mit ſeinen 38⸗Zentimeter⸗Geſchützen bedeutete ſein Kommandant, Vizeadmiral Blake, den ſpaniſchen nationalen Kriegsſchiffen, daß er nur eine Drei⸗Seemeilen⸗Zone als Hoheitsgewäſſer anerkennen könne. Sozuſagen im Schatten der„Hood“ fuhren nun die engliſchen Handelsſchiffe bis zur Drei⸗Seemeilen⸗Zone, und dort übernahmen ihren Schutz die baskiſchen Küſtenbatterien. Der Schlachtkreuzer„Hood“ und der britiſche Zerſtörer„Firedrake“ hatten klar zum Ge⸗ fecht gemacht und mit den engliſchen Kalibern konnten die Einheiten der nationalen ſpaniſchen Kriegsflotte ſelbſtver⸗ tändlich nicht anbinden, ebenſowenig konnken ſie es wagen, ich in den Feuerbereich der Küſtenbatterie von Bilbao zu begeben. Damit war die Blockade gebrochen. Die engliſchen Schiffe, die insgeſamt 8500 Tonnen Lebensmittel an Bord hatten, erreichten den ſchüzenden Hafen. Bald darauf ſind fünf weitere engliſche Handelsſchiffe in Bilbao eingetroffen. Im übrigen bringt die engliſche Preſſe eine Schilde⸗ rung, wie neuerdings der britiſche Kreuzer„Shrop⸗ 3 eingegriffen hat, um ein Stoppen engliſcher Han⸗ elsſchiffe durch natjonalſpaniſche Kriegsſchiffe auf hoher See zu verhindern. Hier handelt es ſich um den Glasgower Dampfer„Oakgrove“, der von dem ſpaniſchen Kreuzer„Al⸗ mirante Cervera“ vor Anlaufen in Santander auf hoher See angehalten worden war Kurz nach Stoppen des eng⸗ liſchen Dampfers iſt nach den Preſſeberichten zunächſt ein engliſcher Zerſtörer erſchienen, der von der„Cervera“ Aus⸗ kunft verlangt habe, was vorgehe Dieſe antwortete dar⸗ auf, daß ſie das Schiff angehalten habe, weil es Kohlen nach Santander bringe, die für Kriegszwecke benutzt wer⸗ den könnten. Unmittelbar darauf ſſt dann der Kreuzer „Shropſhire“ aufgetaucht, der den nationalſpaniſchen Kreu⸗ zer gefragt hat, was es heißen äolle, ein britiſches Schiff auf hoher See anzuhalten Die„Cervera“ hat darauf erwi⸗ dert, daß ſie dem britiſchen Handelsdampfer nicht erlauben werde, nach Santander einzulaufen. Die„Shropfhire“ hat nun dem britiſchen Dampfer ſignaliſiert, von den Anord⸗ nungen des ſpaniſchen Kreuzers keine Notiz zu nehmen und die Fahrt fortzuſetzen Gleichzeitig hat die„Shropfhire“ mit⸗ geteilt, daß ſie den engliſchen Dampfer ſchützen werde. Bis an die Drei-Meilen⸗Grenze hat der engliſche Kreuzer den Kohlendampfer begleitet Dieſer Fall gleicht alſo in ſeinen Einzelheiten der obengeſchilderten Haltung des Schlachtſchif⸗ fes„Hood“ vor Bilbao. Neun britiſche Handelsschiffe haben alſo, größtenteils unter dem Schutze britiſcher Schiffskanonen, den Hafen von Bllpao erreicht und die Blockade damit gebrochen. Ein ge⸗ wiſſer Teil der engliſchen Oeffentlichkeit iſt darüber ganz aus dem Häuschen Man kann ſich vor Freude nicht halten, und der pazifiſtiſche Daily Herald“ tut ſo, als hätte das ſtolze Großbritannien die Seeſchlacht von rafalgar noch einmal gewonnen. Im Bilde zeigt dieſes Labour⸗Blatt die Geſchütz⸗ kürme der„Hood“ mit ihren 38⸗JZentimeter⸗Geſchützen und bringt dazu den Text:„Das find die Geſchütz e, welche, Sofort hat man ein neues großes Schiff von 2480 Brutto-Regiſtertonnen, die„Backworth“, gechartert, das Lebensmittel und Lazarettmakerial von Grimby nach Bilbao bringen ſoll, Man will 2000 Pfund Sterling zum Ankauf dieſer Lebensmittel aufbringen. Lloyd George hat perſönlich 250 Pfund geſtiftet, nachdem er im Unterhaus für ſich in Anſpruch genommen hat, daß er gleich dem Marſchall Foch Baske ſei. Der liberale Abgeordnete W. Roberts möchte ſogar mit mehreren anderen Unterhausmit⸗ gliedern die Fahrt auf der„Backworth“ nach Bilbao mit⸗ machen. Meint er doch, daß die fachliche Grundlage ſich nunmehr verändert habe. Bisher wurden die britiſchen Handelsſchiffe von der Regierung„gewarnt“. Jetzt iſt von einer ausdrücklichen Warnung nicht mehr die ede, und damit nehmen die Verſicherungen wieder Policen für die Fahrt nach Bilbao an. g Neuerdings ſtellt man es in London als wahrſcheinlich hin, daß der Nichteinmiſchungsausſchuß unter⸗ ſuchen werde, wieweit die nationalſpaniſche Flotte berechtigt ſei, Handelsſchiffe auf hoher See anzuhalten. Man ſpricht von einer„Behelligung der Schiffahrt“ und will ſogar ſchon jetzt wiſſen, daß der ſchwediſche Geſandte in London die erſte Gelegenheit ergreifen werde, um namens der kkandinavi⸗ ſchen Länder Proteſt zu erheben. Im Zuſammenhang mit den Auseinanderſetzungen zwiſchen England und der ſpa⸗ niſchen Nationalregierung über die Frage der Berechtigung des Stoppens von Handelsſchiffen betonen die diplomati⸗ ſchen Korreſpondenten der führenden Londoner Blätter ein⸗ hellig, daß England niemals den Anſpruch Fran⸗ cos anerkennen werde, daß die ſpaniſchen Hoheitsge⸗ wäſſer eine Breite von ſechs Seemeilen hätten. In auffal⸗ lender Einmütigkeit unterſtreichen die Zeitungen auch, daß eine Proteſtnote Francos gegen das Verhalten der„Hood“ noch nicht in London eingetroffen ſei. Die Moti ve, die die britiſche Regierung zu der mög⸗ licherweiſe doch recht folgenſchweren Aenderung 05 Po⸗ litik bewogen haben, ſind trotz der auf der Hand iegenden Erklärungen— gekränkter nationaler Stolz oder angelſäch⸗ ſiſche Geſchäftstüchtigkeit— nicht durchſchaubar. Auf jeden Fall iſt in der europäiſchen Lage im Zuſammenhang mit den ſpaniſchen Fragen eine Komplikation eingetreten, die in dieſem Moment und beſonders von dieſer Seite nicht erwartet werden konnte. Der Leiſtungskampf der Jugend Ueber 3000 Gauſieger und»ſiegerinnen im praktiſchen Wettkampf der Berufe.— die letzte Etappe. München, 28. April. Am zweiten Tage des großen Leiſtungskampfes der deutſchen Jugend traten die 3224 Gauſieger, unter ihnen 996 Gauſiegerinnen, aus ganz Deutſchland zum praktiſchen Wettkampf der Berufe an In 20 Wettkampfgruppen, in denen jeweils eine ganze Anzahl miteinander verwandter Berufe zuſammengefaßt werden und an 157 Wettkampf⸗ ſtätten, meiſt größeren in München gelegenen Betrieben, ſtritten ſie um die Ehre der beſten Leiſtung. Unter den etwa 350 am Reichskampf beteiligten Beru⸗ fen befanden ſich auch zahlreiche, bei denen die Idee des beruflichen Leiſtungskampfes im praktiſchen Leben nicht ſo ſehr in Erſcheinung tritt, bei denen aber gerade die per⸗ ſönliche Leiſtung in hohem Maße ausſchlaggebend für den Erfolg der Arbeit überhaupt iſt Zu dieſen Berufen gehören u. a. auch die Krankenpfleger und'pflegerinnen, die Kin⸗ dergärtnerinnen und die vielen anderen Berufszweige, bei denen hohe Anſprüche an den Perſönlichkeitswert des ein⸗ zelnen geſtellt werden. Auch die Blumenbinderinnen und Poſtjungboten, Förſter Fiſcher und ſogar drei Schäfer⸗ lehrlinge von Oberbayern und vom äußerſten Norden des Reiches, von Schleswig Holſtein. ſowie zwei Rennſport- lehrlinge nehmen an der letzten und ehrenvollſten Etappe des Reichsberufswettkampfes teil. Für eine Anzahl von Berufen, insbeſondere von der Gruppe Nährſtand mußte die praktiſche Prüfung in der Nähe Müfchens auf Gütern uſw ſtattfinden. Einige Be⸗ rufe, wie u a bie Schornſteinfeger, die auf verſchiedenen Hausdäckern der Stad m ihre Kunſt zeigen mußten, traten im Freien zum Wettſtreit an Alle weiblichen Teilnehmer am Reichskampf mußten am Nachmittag auch noch zu einem beſonderen hauswirt⸗ ſchaftlichen Wettkampf der Mädel antreten, da man von einem jungen Mädchen ganz gleich, welchen Beruf es er⸗ füllt, auch gewiſſe hauswirtſchaftliche Fertigkeiten verlan⸗ gen muß. Der theoretiſche, weltanſchauliche und praktiſche Wett⸗ kampf des Reichskampfes fand am Dienskagabend durch Kameradſchaftsabende der Reichsbetriebsgemeinſchaften ſeinen Abſchluß.. Die Schulungsziele der NSDAp Forkgang der Kreisleiterſchulungskagung. Burg Vogelſang, 28. April. Wie NS berichtet, ſtellte ſich der kürzlich von Dr. Ley als Leiter des Hauptſchulngsamtes in die Reichsorganiſa⸗ tionsleitung berufene ſtellpertretende Gauleiter von Würt⸗ temberg Pg. Schmidt, den Kreisteitern int einer Rede bor, in der er die Aufgaben der Schulung behandelte. Nach⸗ dem er die Notwendigkeit der Vereinheitlichung der weltanſchaulichen Erziehung im ganzen Reich klarge⸗ legt hatte, gab er eine Ueberſicht über die verſchiedenen Ge⸗ biete der Schulung, wobei er zuerſt auch auf das Weſen der e e und Führererziehung, dann auf die ulung innerhalb der Partei und ihrer Verbände und auf dieſem Wege im ganzen Volk, auf die Ausrichtung im Kampf mit den feindlichen Kräften und Weltanſchauungen und ſchließlich auf die Ausrichtung in den Gauſchulen zu prechen kam.„Hüten wir uns vor den Spezialiſten. Das Weſentliche iſt die große nationalſozialiſtiſche Geſamtſchau und das eigene Erlebnis der Idee des Führers, die jedem Schulungsleiter zu eigen ſein müſſen.“ Der Redner führte weiter aus, daß die geiſtige Revo⸗ lution noch nicht zu Ende ſei, daß wit erſt am An fang der größten geiſtigen Umwälzung ſtünden, daß die geiſtige ee Revolution uns den Tag zurückfinden laſſen werde zu den ureigenſten Lebensgeſetzen unſeres Volkes. Die neue Ordnung des Volkes und das ſozialiſtiſche Wollen müßten aus dem Wiſſen um die Bluts- Brot- und Ehrgemeinſchaft des deutſchen Volkes herauswachſen. Als zweiter Redner ſprach der Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten über die Frage der Leibes⸗ erziehung und Leibesübungen in Deutſchland und ſeine Arbeit als Reichsſportführer. Ausgehend von den Leibes. übungen als dem ureigenſten Gebiet des Nationalſozialis⸗ mus, wies er auf die Bedeutung des Sports für die Cha⸗ raktererziehung des einzelnen und für die Stärkung der geſamten Volkskraft hin. Die nationalſozialiſtiſchen Kampf- ſpiele bei den künftigen Reichsparteitagen würden an 1 1 alle ſportlichen Veranſtaltungen der Geſchichte über. treffen. Der Reichskriegsm niſter vor den Kreisleitern Die NS meldet weiter: Wie unlösbar die Partei mit der Schaffung der ſtolzen deutſchen Wehrmacht verknüpft iſt und wie ſeſt und untrennbar dieſe beiden Grundpfeiler der deutſchen Freiheit und Stärke verbunden ſind, davon zeugte die Rede, die der erſte Marſchall des nationalſoziali⸗ ſtiſchen Reichs, Reichskriegsminiſter von Blomberg, vor den Kreisleitern hielt. Der Reichskriegsminiſter wurde, ſo meldet die NSK, bei ſeinem Eintreffen auf Burg Vogelſang von Reichsorga⸗ niſationsleiter Dr. Ley begrüßt, der ihn auf ſeinem Rund⸗ gang, an dem neben Mitarbeitern Dr. Leys auch Gaulei⸗ ter Grohe-Köln teilnahm, von den Fortſchritten des Auf⸗ baus der Ordensburg unterrichtete. Jubelnd empfingen dann im Vortragssaal die Kreisleiter den Mann, dem das beſondere Vertrauen Adolf Hitlers gehört. In längeren Ausführungen, die den Kreisleitern, ein eindrucksvolles Bild bon der großen und verantwortungsreichen Arbeit der Wehrmacht in den letzten Jahren gaben, nahm der Reichskriegsminiſter zu aktuellen wehrpolitiſchen Fragen und beſonders zu dem Verhältnis„Partei und Wehrmacht“ Zeichen des Wirtſchaſtsaufſtiegs zunahme der Reichsſteuereinnahmen im Rechnungsjahr 1936 um 1,8 Milliarden Mark. Berlin, 27. April. Die Einnahmen des Reiches an Steuern, Zöllen und anderen Abgaben betrugen im März 1937 an Beſitz⸗ und Verkehrsſteuern 844,3 gegen 620,8 Millionen Mark im März 1936, bei den Zöllen und Verbrauchsſteuern 296,8 (283,3), zuſammen alſo 1141,(904,1) Millionen Mark. Für das nunmehr beendete Rechnungsjahr 1936(1. April 1936 bis 31. März 1937) ſtellen ſich die Einnahmen aus Beſitz⸗ und Verkehrsſteuern auf 7838,8(im Vorjahr 6175,8), aus Zöllen und Verbrauchsſteuern auf 3634.2(3474,5), zuſam⸗ men 11 473,0(9650,3) Millionen Mark. Als Geſamtbild er⸗ gibt ſich ſomit, daß im März 1937 gegenüber März 1936 an Beſitz⸗ und Verkehrsſteuern 223,5, an Zöllen und Ver⸗ brauchsſteuern 13,5, mithin insgeſamt 237,0 Millionen Mark mehr aufgekommen ſind. Das in der Ueberſicht für die Zeit vom 1. April 1936 bis 31. März 1937 ausgewieſene Aufkommen ſtellt zugleich das vorausſichtliche Aufkommen im Rechnungsjahr 1936 dar. Das endgültige Aufkommen in dieſem Rechnungsjahr wird durch das erf 8 1 rderliche Zuſetzen und Abſetzen von eträgen, die bis Ende März 1937 noch nicht haushaltsmäßig nach gewieſen werden konnten, und durch Berichtigungeß doraus⸗ ſichtlich einige nur unweſentliche Aenderungen gegenüber dem 1 ausgewieſenen Aufkommen bis Ende März 1937 er⸗ ahren. Nach der Geſamtergebnis⸗Bilanz für das Re nungsjahr 1936 ergibt ſich gegenüber dem Rechnungsjahr 1935 bei den Beſitz: und Verkehrsſteuern ein Mehr von 1663,0 und bei den Zöllen und Verbrauchsſteuern ein Mehr von 159,7, zu⸗ ſammen alſo ein Mehr von 1822,7 Millionen Mark. In dieſem Mehraufkommen ſind drei Poſten enthalten, die im Vorjahr noch nicht vorgekommen ſind: a) die Urkunden⸗ ſteuer, die erſt ab 1. Juli 1936 Reichsſteuer geworden iſt, b) die Erhöhung der Körperſchaftsſteuer⸗Vorauszahlungen, c) die Beförderungsſteuer für den Güter⸗ und Werkfernver⸗ kehr und für den Perſonenverkehr mit Kraftfahrzeugen. Bei den einzelnen Arten der Beſitz und Verkehrsſteuern ſind die weſentlichen Mehrerträge 9 Pente dem Vorjahr die folgenden: Einkommenſteuer 703,1, Körperſchaftsſteuer 454.0, Vermögensſteuer 56,9, Umſatzſteuer 368,8, Kapital⸗ verkehrsſteuer 18,5, Perſonenbeförderungsſteuer 6,5, Güter⸗ beförderungsſteuer 15,8 und Reichsfluchtſteuer 24,6 Millio⸗ nen Mark. Im Rechnungsjahr 1936 haben ſich danach be⸗ ſonders gut entwickelt die Einkommenſteuer, die Körperſchaftsſteuer, die Umſatzſteuer und die Beförderungsſteuet, das ſind die für die Beurtei⸗ lung der Wirtſchaftsentwicklung wichtigſten Steuern. Ahnenforſchung im Bauernhaus. Bevor man ſich an die Kirchenbücher und Archivalien wendet, um hier Geſchlecht für Geſchlecht der Vorfahren zu ermitteln und zu erforſchen, ſollte der Bauer ſich doch erſt einmal im Bauernhaus umſehen, offenen Auges hier das betrachten und heranziehen, was der Famitienforſchung dienlich ſein kann. Denn zumeiſt wird der Bauer ſelbſt, die ſchwierigen Forſchungen an alten Akten und Büchern nicht ſelbſt übernehmen, muß alſo einen Kundigen beauf⸗ tragen. Wir wollen daher einmal ſehen, was der Bauer für die Erforſchung der Ahnen von ſich aus tun kann in dem im nächſtliegenden Bereich von Haus und Hof, woraus er achten muß und was er künftig, vielleicht mehr als es bisher geſchehen iſt, hüten und dewahren ſollte. Vielfach unbeachtet liegen auf dem Speicher oder in einer alten Truhe alte Haus⸗ und Familienbücher, die ſchon wertvolle Zeugniſſe aus dem Leben der Ahnen bilden. In ihnen haben meiſt eine ganze Reihe von Vorfahren wichtige Ereigniſſe ihres Lebens und ihrer Wirtſchaft ein⸗ getragen und feſtgehalten. Nur mit Ehrfurcht ſchlagen wer dieſe vergilbten Blätter auf, auf denen oft mit ungeten er Handſchrift die Vorfahren von Sorgen und Nöten, aber auch von Freuden und Feſten berichten. Darin erſcheinen die Geburt eines Kindes und wenn die Kuh kalbt als gleich wichtige Ereigniſſe. Mit peinlicher Sorgfalt verzeichnen die e Familien⸗ Hausbücher die Größe des Beſitzes, die Erträge der Felder, Preiſe und Schulden und zählen ganz genau auf, was die Frau als Mitgift in die Ehe gebracht hat oder die Töchter als Ausſteuer mitbekommen haben. So gewinnen wir aus dieſen wer toolten Ueberlieſerungsſtacken ein lebendiges Bild der Vorfahren, wie ſie im Alltag werkten, ſparten, wie ſie Krankheiten überſtanden oder ihnen erlagen. Und auf mancher Seite ſolch eines Buches ſteht eine fromme Lebensweisheit, den Nachkommen zur Mahnung. Da wir ſo vieles aus ſolchen Hausbüchern erfahren können, was uns keine Kirchenbücher berichten, müſſen ſie ſorgſam bewahrt, nicht aber als altes Gerümpel weg⸗ geworfen, verbrannt oder verkauft werden. Daneben gibt es aber im Bauernhaus noch vieles andere, was der Familienforſchung dienen kann, was oft aber nicht aus⸗ gewertet wird. In Bibeln, Gebetbüchern und Kalendern ſtehen häufig handſchriftliche Einträge, wenn leine Haus⸗ bücher vorhanden ſind. Beſonders wertvoll ſind natürlich Bilder der Vorfahren. Aeltere Photographien reichen immer⸗ hin auch einige Geſchlechter zurück. Wie eindrucksvoll laſſen ſich an ihnen die Vererbung der Geſichtszüge und des Körperbaus, die Wandlungen und Miſchungen, die raſſiſchen äußeren Merkmale der Vorfahren ableſen und vergleichen. Und weiter kann uns manches Gebrauchsgerät, mancher Ziergegenſtand Quelle zur Ahnenforſchung fein. Auf be⸗ malten irdenen Krügen, Tellern und Platten ſtehen Jahreszahlen und Namen, oft nur in Buchſtaben angedeutet. Sie erinnern uns an den oder jenen Vorfahren. Auf Schränken und Truhen, auf Uhren und Stühlen iſt häufig das gleiche zu ſehen, bisweilen treten hier ganze Sprüche und Verſe auf, die uns von dem Denken und Empfinden! der Vorfahren etwas verraten. Beſonders wird die Denkart; des einſtigen Hofes oder Hauserbauers an Inſchriften deut⸗ lich, die an der Außenſeite des Hauſes angebracht ſind.“ Allerdings reichen nur ganz wenige Inſchriften über den 30 jährigen Krieg zurück, denn wieviele Bauernhäuſer haben; auch dieſe lange Kriegszeit überdauert. Wo heute noch an Häuſern ſolche Inſchriften zu leſen ſind, da ſollten, ſie nicht überſtrichen und verputzt, ſondern ausgezogen und deutlich gemacht werden. i 7 So bewahrt der Bauer manches in Haus und Hof, in Küche und Stube, was zur Familienforſchung heran⸗ gezogen werden kann, was er pflegen und hüten muß. g f wer ere e prere.